5.2.2020
"Heimat ist ein Biss ins Kochkäs-Brot"
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Montag, 03.02.2020 - 23:00 Jessica Schwarz ist Kosmopolitin, kehrt aber regelmäßig in ihren Odenwälder Heimatort Michelstadt zurück, wo die Familie lebt
Die Schauspielerin Jessica Schwarz kommt immer gerne in ihre Heimat Michelstadt zurück. Fotos: Guido Schiek
Von Sabine Richter MICHELSTADT. Heimat: "Der Begriff ist total positiv belegt für mich", sagt Jessica Schwarz. Jeder versteht etwas anderes darunter. Für die Schauspielerin, in Michelstadt geboren und aufgewachsen, hat Heimat Gesichter, Geschmäcker und Geräusche. Wenn die derzeitige Wahl-Berlinerin in den Odenwald zurückkehrt, isst sie als erstes ein Brot mit Kochkäse in der Küche Gasthauses Rathausbräu, wo sie aufgewachsen ist. "Sobald die beiden Köche hören, dass ich anreise, heißt es: Die Jessi kommt, rührt den Kochkäse an!", hat sie der Journalistin Ilka Peemöller gesagt, die in ihrem Buch "Heimat" Jessica Schwarz als eine von 35 Prominenten über das Herzensthema erzählen lässt.
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"Heimat ist ein Biss ins Kochkäs-Brot"
Dabei hat die Michelstädterin ihr Zuhause mit 16 Jahren erst einmal verlassen. Musste raus, wurde Bravo-Girl, dann Viva-Moderatorin, Model und schließlich Schauspielerin. "Ich bin ruhelos, habe immer Angst, etwas zu verpassen", berichtet sie im Gespräch mit dem Odenwälder Echo. Mehrere Metropolen, darunter Wien und aktuell die deutsche Hauptstadt, hat sie schon ihr Zuhause genannt; aber können sie auch Heimat sein? "Heimat ist da, wo meine Lieben sind." Das kann anderswo sein, trotzdem kehrt sie in regelmäßigen Abständen nach Michelstadt zu ihrer Familie zurück, vor allem zu Weihnachten. Hier führt sie mit ihrer Schwester Sandra Schwarz die beiden Hotels "Träumerei" und "Träum' weiter", außerdem betreibt Sandra Schwarz noch das Rathausbräu ihrer Eltern. Die Gästehäuser sind zeitlos chic, individuell und im besten Sinne gemütlich. Das liegt auch daran, dass Jessica Schwarz sich bei Reisen im Hotel oft genug heimatlos gefühlt hat. "Da dachte ich mir, dass man selbst in einem Hotelzimmer mehr Liebe ins Detail stecken kann" - und tat es. Heimweh kennt sie und hat es zum ersten Mal ganz intensiv in Australien gespürt, wo sie mit 17 vier Monate gelebt hat. "Damals habe ich sehr viel von Michelstadt und Deutschland erzählt. Weil es mir so gefehlt hat, weil dort unten echt alles anders war. Ich habe damals noch besser verstanden, woher ich komme", erzählte sie Ilka Peemöller. "Für ein paar Tage mich irgendwo verwurzeln - das muss ich", erklärt Jessica Schwarz gegenüber dem Echo. "Am Leben im Odenwald teilzunehmen, lässt auch mich leben." Hier geht sie spazieren wie früher, als sie ein Kind war und die Wanderungen zu den familiären Ritualen gehörten. "Der Odenwald ist stark geprägt auch von dem, was wir zu bewältigen hatten." Der frühe Tod des Vaters 2017 zählt zu ihren einschneidenden Erfahrungen, sind es doch die Eltern, die Jessica Schwarz "Mut vorgelebt" haben. Wie? "Indem sie sich in etwas hineinarbeiteten, das sie nicht kannten." Nun hat auch die Tochter keine Scheu, immer mal etwas Neues anzufangen, sowohl beruflich wie auch privat. "Es hört nie auf", ist sie überzeugt. Wenn etwas vorbei ist, geht anderes weiter. Sie ist "angstbefreit". https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/heimat-ist-ein-biss-ins-kochkas-brot_21165247
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"Heimat ist ein Biss ins Kochkäs-Brot"
Ihre Weltoffenheit hat sie ausgerechnet in dem früheren kleinen Ladengeschäft ihrer Eltern an der Braunstraße erworben. Dort, wo ein "Ding-Dong" jeden Kunden ankündigte, traf sie auf Touristen, Menschen aus anderen Kulturen. Die kamen bisweilen bis an den Küchentisch, wenn die Familie beim Essen zusammensaß und besagtes Ding-Dong mal überhört hatte. "Meine Mutter kochte, wir lebten mit Tieren im Haus. So wie heute unser Kater Herr Bergmann hier durchs Lokal streift." Das klingt nach einer behüteten Kindheit. Beim Betrachten der Zeitschriften-Cover, die damals im Ladenregal standen, kam schon früh der Wunsch auf, "da auch mal drauf zu sein". Überhaupt, das Posen war schon immer ihr Ding. Als Kind meldete sie sich als Model für Modenschauen beim Friseur oder als Lottofee, wenn Lose zu ziehen waren. "Ich hatte schon immer Fantasie, wie Sachen sein könnten", sagt Jessica Schwarz. Zwar ging sie mit 16 aus Michelstadt weg, arbeitete in Metropolen und fernen Ländern, doch ihre Eltern vertrauten ihr. Heute sagt sie, dass sie beides in sich trägt - Großstädterin ist, aber ohne die Kleinstadt nicht leben kann. Deshalb wird sie den Michelstädtern erhalten bleiben. Und die ihr.
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