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Als es in Brensbach noch die Trepperitscher gab

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Ausstellung aus Anlass 800 Jahre Brensbach gibt in historischen Bildern Einblick in den Alltag im Dorf in früherer Zeit.

Kirsten Sundermann

BRENSBACH. Ein kleines Team von neun historisch interessierten Brensbacherinnen und Brensbachern beschloss vor rund drei Jahren, die Feierlichkeiten und Angebote zum 800-Jahre-Jubiläum ihrer Heimatgemeinde durch eine Bilder-Ausstellung zu bereichern. Sie machten sich also auf die Suche nach alten Fotos und Postkarten, die das Bräischbocher Leben von „sällemols“ darstellen sollten, starteten entsprechende Aufrufe und schafften es, die Besitzer von rund

tausend, in Kisten, Kästen und Schuhkartons ruhenden Zeitdokumente ausfindig zu machen und davon zu überzeugen, diese für eine Weile auszuleihen. In langen Abendsitzungen wurden die Bilder dann gesichtet, sortiert, mit erklärenden Texten versehen und für den Druck vorbereitet.

800 JAHRE BRENSBACH

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Die Gemeinde feiert das ganze Jahr die urkundliche Ersterwähnung vor 800 Jahren mit verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen.

Eine davon ist der Archäologie-Vortrag „Brensbach vor 1223“ von Dr. Thomas Becker von der Hessen-Archäologie. Er spricht am Freitag, 12. Mai, 19 Uhr, in der Kulturhalle Brensbach.

Außerdem sollen in diesem Jahr 800 Bäume gepflanzt werden. Der Auftakt war am 18. März. Weitere Termine sind für den Herbst geplant.

Nähere Auskünfte – auch zu Fragen rund um das Baumpflanzen selbst – geben Sigrid Völker von der Umweltberatung des Abwasserverbandes (Telefon 06161-80934, Sprechzeiten montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr). Per E-Mail ist die Fachfrau unter der Adresse umweltberatung@av-og.de zu erreichen. Und seitens der IG „800 Bäume für 800 Jahre Brensbach” sind Wolfgang Steinmetz (06161-523) und Ewald Eifert (06161-2582) die Ansprechpartner. (red) Erstmals öffentlich ausgestellt in der früheren Bibliothek im Gemeindezentrum wurden sie am 19. März, also einen Tag nach der großen Auftaktveranstaltung ins Jubiläumsjahr, und stießen sofort auf begeistertes Interesse. Vorgesehen ist, dass die Bilder im laufenden Jahr mindestens ein Mal pro Monat öffentlich zugänglich sein sollen; das nächste Mal ist das der 23. April, von 15 bis 17 Uhr. Weitere Termine können im Internet nachgesehen werden, oder auf den Flyern, die die Interessengemeinschaft drucken ließ.

Am Sonntag gab es einen „Sondertermin“, da die Landfrauen zum Kaffeetrinken in die Kulturhalle eingeladen hatten, und die beiden „events“ sich gut verbinden ließen. Ergänzt wurde die Ausstellung durch einen „Bräischbocher Büchertisch“, den die Buchhändlerin Ellen Schmid mit Heimat-Literatur bestückt hatte.

Auch dieses Mal war die Ausstellung gut besucht und die Gäste hatten viel Spaß beim Entdecken und Kommentieren der an großen Stellwänden befestigten Motive. Gruppiert waren sie dort nach den Themen Landwirtschaft, Kirche und Altes Rathaus, Schule, Straße und Plätze, Gastwirtschaften und Brauereien, Handwerk und Gewerbe,

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oder alte Brensbacher Häuser. Beim Betrachten der teils romantischen, teils komischen Szenen konnten die Besucher mühelos in den Alltag von einst eintauchen. „Sällemols“, das war also die Zeitspanne von Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa 1980; eine Zeit, in der alles noch recht gemächlich vonstattenging. Wo die Karren von Kühen gezogen wurden, die Burschen des Abends im Turnverein Haltung annahmen und im Sommer in der Gersprenz badeten. Getreide- und Kartoffelernte war damals noch schweißtreibende Knochenarbeit, und zur Mittagszeit wurden den Männern das Essen aufs Feld gebracht.

Einen Großteil der Fotos hatte Petra Seibold beigetragen, da ihr Vater, Karl Hofferberth, schon früh damit begonnen hatte, alte Fotos zu sammeln und damit zu retten.

Brensbach war früher bekannt dafür, dass die Häuser der Bewohner über Treppen erreicht wurden, die meist gleich hinauf in den ersten Stock führten. Da hockten die Leute abends nach getaner Arbeit auf den Stufen, und guckten, was sich so tat im Ort. „Trepperitscher“ wurden sie genannt, und dieser Name haftet den Brensbachern auch heute noch ein bisschen an.

Judith Steinmetz, die Leiterin des Brensbacher Kulturamts, erzählte, dass die Obrigkeit es gar nicht gern sah, wenn sich die Leute da auf den Treppen tummelten und für diese Art von Vergnügen daher ein Art Steuer einforderte. Als ein paar Jahrzehnte später dann aber die ersten Autos durchs Dorf rollten, störten die in die Straße hinein ragenden Treppen so sehr, dass Hausbesitzer, die sie freiwillig entfernen ließen, dafür eine Belohnung kassieren konnten.

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