Auswanderung 200 000 Hessen verlassen die Heimat: Schweiz und USA besonders beliebt fnp.de /rhein-main/200-000-Hessen-verlassen-die-Heimat-Schweiz-und-USA-besonders-beliebt;art801,2770537 DIETER HINTERMEIER
Frankfurt. Die Zahl ist beeindruckend: Aktuell kehrten 90 000 Hessen im Jahr 2015 ihrem Bundesland den Rücken und wanderten in andere Staaten aus. Knapp über 100 000 hessische Bürger zog es darüber hinaus nach aktuellen Berechnungen, unter anderem des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, in andere Bundesländer. Bei den fortziehenden Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit handele es sich zum einen um „klassische Auswanderer“ und zum anderen aber auch um temporäre Abwanderer wie zum Beispiel Techniker, Manager, Kaufleute, Ärzte und Studenten sowie deren Angehörige, erklärt Simone Eick vom Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven. Trotz dieser großen Zahl von Aus- und Abwanderern, die jährlich einer mittelgroßen Stadt entspricht, wird die hessische Bevölkerung in den nächsten Jahren wachsen. Bis zum Jahr 2030 soll diese nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes um 4,4 Prozent ansteigen. Somit würden in Hessen dann rund 6,4 Millionen Menschen leben. Das wären dann knapp 270 000 mehr als heute. Diese Zahl geht dann nach den Modellrechnungen der Statistiker bis zum Jahr 2060 auf circa 6,2 Millionen zurück.
Regionale Unterschiede Regional unterscheide sich die demografische Entwicklung jedoch erheblich. Auf Regierungsbezirksebene zusammengefasst, sei im Regierungsbezirk Darmstadt bis 2030 mit einem deutlichen Bevölkerungsplus von etwa 8,4 Prozent zu rechnen, in den Regierungsbezirken Gießen und Kassel dagegen mit einem Bevölkerungsrückgang von jeweils rund drei beziehungsweise zwei Prozent. Interview Leben in der Fremde: Wohin zieht es die Hessen in der Welt? Mit der Direktorin des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven, Simone Eick, sprach Dieter Hintermeier über die Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen und welche heute die beliebtesten Einwandererländer sind. Nach weiteren Berechnungen des Statistischen Landesamtes würden die städtischen Regionen des Rhein-Main-Gebietes besonders stark wachsen, während die Einwohnerzahl in den ländlich
geprägten Regionen Mittel- und Nordhessens zumeist abnehmen werde. Wachstumstreiber seien dabei die kreisfreien Städte Frankfurt und Darmstadt sowie der Landkreis Groß-Gerau mit Zuwachsraten von jeweils rund 17, 16 und 12 Prozent. Dagegen werde die Bevölkerungsentwicklung in acht nordund mittelhessischen Landkreisen und im Odenwaldkreis rückläufig sein. Bilderstrecke Hessen, Deine Musikstars: Vom Main in alle Welt In welche Staaten siedeln die klassischen hessischen Auswanderer um? Wie Simone Eick erläutert, liegen die Hessen dabei voll im Bundestrend. Ganz vorne, auf Platz eins, der beliebtesten Auswandererländer liege die Schweiz. Auf Platz zwei und drei folgten dann die USA und Österreich. Großbritannien liege zwar im Ranking der beliebtesten Auswandererländer auch noch weit vorne, aber Eick geht davon aus, dass im Zuge des Brexits mehr Menschen Großbritannien verlassen werden, als in das Land einzuwandern.
Australien beliebt Gerade auch das klassische Einwandererland USA verfehle ebenfalls heute noch nicht die Wirkung auf auswanderwillige Hessen. Es gebe dort zum Beispiel immer noch genügend lukrative Colleges und Universitäten, die interessante Arbeitsplätze bieten würden. Doch Australien, so die Auffassung von Eick, werde wohl künftig den USA den Rang als beliebtes Einwanderungsland für Deutsche ablaufen. Und das trotz der großen Entfernung. Hätte früher die Armut die Menschen zum Auswandern aus der Heimat veranlasst, so spielten heute die persönliche Entwicklung des Einzelnen die zentrale Rolle, wenn jemand seine Heimat verlässt. Es sind im Gegensatz zu früher vor allem gut ausgebildete Akademiker und Fachkräfte, die heute ihrer Heimat den Rücken kehren. Aber das müsse nicht heißen, dass diese Menschen auf Nimmerwiedersehen ihr Land verlassen „Nicht wenige kommen nach einigen Jahren wieder zurück“, so die Chefin des Auswandererhauses. [ Testen Sie jetzt hier das digitale Abo der FNP und ihrer Regionalausgaben für nur 5,90 €. ]