Autos sollen auf den Erbacher Marktplatz zurückkehren

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Autos sollen auf den Erbacher Marktplatz zurückkehren

Autos sollen auf den Erbacher Marktplatz zurückkehren echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/erbach/autos-sollen-auf-den-erbacher-marktplatzzuruckkehren_25406584 2. März 2022

Mittwoch, 02.03.2022 - 15:00 Eine Gruppe von Altstadt-Bewohnern sammelt in der Odenwald-Kreisstadt Unterschriften für eine Aufhebung der Sperrung vor dem Schloss. Bürgermeister Traub verteidigt die Regelung. Von Hans-Dieter Schmidt

Poller versperren die Durchfahrt über den Marktplatz. Eine Initiative will die Verkehrsführung an dieser zentralen Stelle in Erbach wieder geändert sehen. (Foto: Hans-Dieter Schmidt)

ERBACH - „Wenn man in Erbach allein sein will, muss man auf den Marktplatz gehen“, sagt Metzgermeister Axel Glenz aus der benachbarten Bahnstraße. Mit weiteren Anliegern des historischen Stadtkerns findet er, dass die weitgehende Freihaltung vom Autoverkehr das Areal im Einzugsgebiet von Schloss, Rathaus und Mümling auch viele der möglichen Besucher und Passanten kostet. Dafür belaste es das Netz der meist kleinen Straßen rundum mit Kraftfahrzeugen. Für die Kritiker der Verhältnisse im und um den Marktplatz gibt es deshalb nur eine Konsequenz: die Aufhebung der bestehenden Sperrung der Platzmitte. Nach Vorstellungen der Anlieger soll der Marktplatz wieder überfahren und stellenweise zum Parken genutzt werden können. Eröffnet ist damit das neueste Kapitel in der von einem Regelungs-Hin-und-Her begleiteten Dauerdiskussion um die Verkehrsführung in der Altstadt. Wie berichtet, hatte erst kürzlich die SPD-

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Stadtverordnetenfraktion eine künftige Befahrbarkeit der benachbarten unteren Hauptstraße in beide Richtungen zur Prüfung angemeldet.

Anwohner-Gemeinschaft bringt Argumente vor Einen gemeinsamen Ansatz haben beide Vorstöße im schwierigen Verkehrsfluss in den Straßen Am Schlossgraben, Marktplatz und Bahnstraße. Im Detail macht die Anwohner-Gemeinschaft aber weitreichendere Argumente geltend. Es handle sich hier um alles andere als das bloße Bestreben der Anlieger des engen Schlossgrabens, wieder wegzukommen von der hier eingeführten Befahrbarkeit in beide Richtungen. Damit kann man offenbar leben, und auch die Verkehrsführung entlang des südlichen Marktplatzendes und in der Bahnstraße wird nicht beanstandet. Gerhard GrünewaldIn den Mittelpunkt ihrer Bemühungen rücken die Initiativenvertreter im Gespräch den Marktplatz. Eine Entlastung der drei Altstadtstraßen sei allein mit der Wiederöffnung der Passage vor dem Schloss zu erreichen. Zudem sei die Fläche seit ihrer umstrittenen Sanierung für viele Personen, insbesondere solche mit körperlichen Einschränkungen, nur sehr schwer begehbar.

So zielt die Initiative auch darauf ab, zumindest im Randbereich des mit rotem Kopfstein gepflasterten Platzes die Begehbarkeit endlich zu verbessern. Zugesagt sei das schon mal gewesen, monieren sie. Gemeinsam fordern die Altstadtbewohner, das „seit Jahren fehlende Gesamtkonzept für den Erbacher Marktplatz nun endlich aufzulegen“. Einigkeit besteht in der Feststellung, dass die Autosperre den Gewerbetreibenden der drei Straßenbereiche Kundschaft und den Gastronomen Gäste vorenthält. Denn so wie die Fahrzeuge keine Personen auf das Areal bringen können, ist auch ein Mangel an Personen erkennbar, die zu Fuß dort unterwegs sind. Also fehle ihrem eigenen und anderen Geschäften die Laufkundschaft, erläutern Nathalie Groth (Goldschmiede, Marktplatz), und ihr Vater Hans-Gunther. Sehr häufig erhalte man Anrufe aus dem Stadtbereich von Fahrern, die Probleme haben, die Fachgeschäfte zu erreichen, was auch Vater Bernd und Sohn Tobias Dönig (Töpferei, Bahnstraße) und Lasse Hausfeld (Drechselstube Eich, Schlossgraben) bestätigen. Neukunden kämen fast keine mehr, sagen alle unisono. Hausfeld ist gar dazu übergegangen, Bestandskunden grundsätzlich zu beliefern. Über 500 Menschen zeigen sich im Odenwald wütend und besorgt Einen Vorsitzenden hat die Initiative gegen diese Zustände nicht. Pensionär Reinhard Müller (Schlossgraben) kann man aber als Koordinator bezeichnen. Den bisherigen Verlauf einer eingeleiteten Unterschriftenaktion beurteilt Müller positiv. https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/erbach/autos-sollen-auf-den-erbacher-marktplatz-zuruckkehren_25406584

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Und er freut sich darüber, dass die Initiative sogar seitens des Grafenhauses zu Erbach-Erbach unterstützt wird, dessen Verwaltung im hinteren Schlossbereich am Schlossgraben sitzt. Dabei will man ausdrücklich keine Konfrontation mit Bürgermeister Dr._Peter Traub und dem Magistrat, sondern bekennt sich zu Gesprächsbereitschaft. Eigene Lösungsvorschläge hat man nicht. Solche, so der Vorschlag der Initiative, sollte ein externes Fachbüro ausarbeiten. Bürgermeister Traub freilich nimmt weiter die Gegenposition aus, mit der er die derzeitige Verkehrsregelung angeordnet hat. Er ist als Ortspolizeibehörde berechtigt, in Verkehrsangelegenheiten eigenständig zu entscheiden. Zunächst beanstandet der Verwaltungschef den Stil, in dem der Inhalt des Begleitschreibens zur Unterschriftenliste verfasst ist. Dass eine Zusage nicht eingehalten worden sei und dass es sich um eine einseitige Bürgermeisterentscheidung handele, bezeichnet er als harten Vorwurf. Und er fragt ergänzend, woher man denn wissen will, ob nicht regelmäßige Beobachtungen und Prüfungen erfolgen.

Ruhe auf dem Marktplatz sei nicht repräsentativ Wie Traub betont, macht er sich als personifizierte Ortspolizeibehörde schon seine fachlichen Gedanken, werde aber dazu keinen Bürgerentscheid anstreben. Die derzeitige Ruhe auf dem Marktplatz jedenfalls sei nicht repräsentativ, weil bald nach seiner Entscheidung für eine Sperrung im November 2019 die Corona-Krise gekommen sei. So habe sich die angestrebte Belebung nicht entwickeln können. Aber trotz Corona habe es eine ganze Reihe von Veranstaltungen bis hin zur Schaffung des neuen Schlossmarktes gegeben, die das Potenzial des verkehrsfreien Platzes bestätigt hätten. Eine Überfahrbarkeit des Marktplatzes mit Parkplätzen an der Mümling und abends zusätzlich am Schloss habe es ein halbes Jahr lang gegeben. Eine Umkehr seiner Entscheidung würde zur „vor allem autofreundlichen Stadt“ führen, ein Ziel, das er nicht unterstützt. Zumal dies auch dem allgemeinen Trend zur Freihaltung der Innenstädte von Fahrzeugen entgegensteht. Alleine zu sein auf dem Marktplatz, sei nicht die Regel, widerspricht der Bürgermeister dem Metzgermeister Glenz. Der Platz sei nicht tot, sondern eben nur zeitweise leer – ein Zustand, der sich nach der Pandemie ändern sollte.

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