Bürgermeisterwahl in Erbach: Andreas Wagner, Ökonom mit musikalischer Ader echo-online.de/algo.html
Der Gänsgretelbrunnen in Erbach ist einer der Lieblingsplätze von Bürgermeisterkandidat Andreas Wagner. Foto: Dirk Zengel Von Elmar Streun ERBACH - Von Beruf ist er Manager, Diplom-Ökonom, und hat sich eine Auszeit genommen, um Bürgermeister in seiner Wahlheimatstadt Erbach zu werden: Andreas Wagner (42). "Ich möchte den Job ausprobieren, weil es eigentlich ein Manager-Job ist", erklärt er. Der verheiratete Familienvater ist 1975 in der damaligen UdSSR geboren und kam mit seinen Eltern 1993 nach Deutschland. Sie wohnten in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Dort besuchte Wagner das Gymnasium und legte 1996 die Prüfung zur allgemeinen Hochschulreife ab. Er bestand das Abitur mit einer Gesamtdurchschnittsnote von 1,5. Bei einem Schülerwettbewerb der Politischen Bildung belegte er einen zweiten Platz, der mit einem Buchpreis dotiert war.
Abstimmung am 4. März Am Sonntag, 4. März, können in Erbach 10.738 Wahlberechtigte ihre Stimme für einen der drei Kandidaten abgeben, die sich um das Amt des Bürgermeisters bewerben. Dies sind neben dem amtierenden Harald Buschmann (CDU) der parteilos kandidierende Dr. Peter Traub (FDP), der von der SPD und der ÜWG unterstützt wird, sowie Andreas Wagner (AfD), der ohne Parteiunterstützung ins Rennen geht. Das ECHO stellt in einer Serie die Bewerber vor. Weiterführende Links An der Universität Hohenheim studierte der sprachbegabte Mann - er spricht sechs Sprachen und kann zwei weitere lesen - das Fach Wirtschaftswissenschaften als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ein Auslandssemester führte ihn nach Nizza in Südfrankreich. Zwei Jahre gehörte Wagner dem Senat der Uni Hohenheim an, der seiner Ansicht nach von der Funktion her in etwa mit einer Stadtverordnetenversammlung zu vergleichen ist. Seine musikalische Begabung zeigt Andreas Wagner im Klavierspiel und mit der Gitarre sowie mit seinem Gesang. Er komponiert seine Lieder und Texte selbst, zwei Songs widmet er seiner Wahlheimat Erbach; sie sind im Internet auf Youtube zu hören. 2007 gewann er bei einem Liederwettbewerb in Hoyerswerda einen Publikumspreis. Positive Erwähnung findet sein Engagement bereits ein Jahr zuvor in einer Broschüre des Innenministeriums über die Erfolgsgeschichte von jungen Deutschen aus Russland. Genannt wird er als Betriebswirt und junger Barde in der Rubrik "Beruf und Berufung"; auch Helene Fischer ist in dem Heft erwähnt. Dies wie auch sein Mitwirken im Senat der Universität zeigt nach Ansicht des Kandidaten, dass er "schon immer ein engagierter Mensch war". Seine Vielseitigkeit, so hofft er, kann ihm als Manager der Stadt von Nutzen sein. Er verstehe als Musiker einen Musikverein ebenso gut wie als Sportler einen Sportverein. Als Boxer ist Wagner im TSV Erbach aktiv. Daneben joggt er gern im Sommer.
Seit 2009 lebt er mit seiner Familie in Erbach, wo er günstig ein Haus gekauft hat. Die Kleinstadt gefiel ihm auf Anhieb. Sie lag außerdem verkehrsgünstig zwischen dem Sitz der Firma, bei der er damals angestellt war im angrenzenden Bundesland Baden-Württemberg und dem Frankfurter Flughafen; von da aus trat er als Manager häufig Auslandsreisen an. Er ist Christ und gehört einer freikirchlichen Religionsgemeinschaft an. Mit dem amtierenden Bürgermeister Harald Buschmann will Andreas Wagner nicht verglichen werden, sagt: "Ich überprüfe Entscheidungen der Stadt Erbach." Ein Bürgermeister muss seiner Ansicht nach "sachlich, effizient und wirtschaftlich arbeiten". Er ist also gleichsam ein "Hausmeister auf gehobenem Niveau". Darum sieht Wagner auch nicht ein, dass so ein Job auf politische Parteien fokussiert sein soll. Die Angriffe auf Bürgermeister Buschmann hält er für unpassend mitten im Wahlkampf. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Marketingaufträgen hatte sich Harald Buschmann bei der Aufsichtsbehörde des Odenwaldkreises selbst angezeigt, wie berichtet. Vor allem im Internet kursieren Unterstellungen. "So geht das nicht", findet Wagner. "Wenn man keine greifbaren Beweise hat, soll man nicht rumspekulieren". Es habe den Anschein, dass man nur dem Kandidaten schaden wolle. "Ich kandidiere nicht, weil Buschmann ein schlechter Bürgermeister wäre. Er ist ein guter Bürgermeister für die Schwerpunkte, die er sich gesetzt hat." Wagner denkt an gesellschaftliche Aktivitäten, oder die Präsenz bei Kulturveranstaltungen. Aber nach 18 Jahren sind andere Schwerpunkte akut geworden, meint er. Gestiegen seien die wirtschaftlichen Herausforderungen und Ansprüche an das Standortmarketing. Es gehe um Effizienz in den Abläufen der Verwaltung. So sei eine "neue Person mit entsprechendem wirtschaftlichen Hintergrund für die Stadt von Vorteil".