Bürgermeisterwahl in Erbach: Peter Traub „weiß, wie Politik geht“ echo-online.de/algo.html
Von Jörg Schwinn ERBACH - Unternehmensberater mit Firmensitz in Hamburg, gefragter Fachmann für den asiatischen Wirtschaftsraum, acht Jahre in Thailand gelebt – da liegt die Bewerbung um den Bürgermeisterposten in Erbach als nächster Schritt nicht unbedingt auf der Hand. Dennoch: Es ist ein folgerichtiger und wohlüberlegter Entschluss, daran lässt Dr. Peter Traub (62) keinen Zweifel. „In einer anderen Stadt würde ich nicht antreten“, sagt er und verweist darauf, dass er unabhängig vom Wahlausgang auf jeden Fall in der Region bleiben werde. Der Umzug in den Odenwald war für den zunächst nur auf eigene Faust antretenden Kandidaten nämlich schon seit Längerem beschlossene Sache und hat mit der Liebe zu tun: Vor 13 Jahren lernte Traub in Hamburg seine heutige Ehefrau Monika Kohlhage kennen, die dort zunächst als Oberärztin einer Klinik arbeitete und inzwischen niedergelassene
Medizinerin ist. Und die aus dem Odenwald stammt, genauer aus Hüttenthal und jener Familie, die dort die nicht nur in der Region bekannte Molkerei betreibt. ABSTIMMUNG AM 4. MÄRZ Am Sonntag, 4. März, können in Erbach 10.738 Wahlberechtigte ihre Stimme für einen der drei Kandidaten abgeben, die sich um das Amt des Bürgermeisters bewerben. Dies sind neben dem amtierenden Harald Buschmann (CDU) der parteilos kandidierende Dr. Peter Traub (FDP), der von der SPD und der ÜWG unterstützt wird, sowie Andreas Wagner (AfD), der ohne Parteiunterstützung ins Rennen geht. Das ECHO stellt in einer Serie die Bewerber vor. Weiterführende Links Im Mossautaler Ortsteil ist das Paar, das inzwischen das frühere Haus von Monikas Mutter bezogen hat, regelmäßig zu Gast, verbrachte bisher „einmal im Quartal eine Woche hier“, erzählt Traub. Nach und nach entwickelte sich der Entschluss, fest nach Südhessen umzusiedeln. „Das wäre im Normalfall in drei bis vier Jahren gewesen“, sagt der Kandidat, der im badischen Durlach aufgewachsen ist: „Nun haben sich die Dinge eben ein wenig beschleunigt.“ Dass er seine Zelte in Hamburg bereits abgebrochen hat, während seine Frau noch dort arbeitet, geht letztlich auf ein Familientreffen zu Ostern 2017 zurück, erzählt Peter Traub augenzwinkernd. Wie häufig in all den Jahren habe er sich seinerzeit mit der Familie über die kommunalpolitische Situation im Odenwald ausgetauscht. Dabei sei die Sprache auch auf die Erbacher Bürgermeisterwahl gekommen – und auf die Einschätzung, dass es wohl keinen Gegenkandidaten für Amtsinhaber Harald Buschmann geben werde. Traubs Reaktion: „Dann mache ich es.“ Was auch in der Familie manchen überrascht haben dürfte, war ernst gemeint: Es folgten Gespräche mit SPD und ÜWG, die später ihre Unterstützung für den Bewerber erklärten, und natürlich auch mit der FDP, der Traub seit 30 Jahren angehört. Kommunalpolitisch engagiert war der Bewerber, der eine Tochter (30) und einen Sohn (33) aus erster Ehe hat, früher in Bad Honnef und Trittau (Schleswig-Holstein), außerdem „zu
Bonner Zeiten“ Mitarbeiter des Liberalen Wolfgang Gerhardt und später Leiter des Auslandsbüros der Friedrich-Naumann-Stiftung in Bangkok: „Ich weiß also, wie Politik geht.“ Der promovierte Diplom-Geograf und Agrarökonom hat sich überdies bis 1989 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Tübingen mit Themen wie Stadtentwicklung, Regionalplanung und dem ländlichen Raum befasst. Aus den Tagen seines Studiums stammt auch das besondere Interesse für Asien und dessen „gewachsene Kultur, die kaum kolonial überprägt ist“, wie Traub schwärmt. Da lag es nahe, nach einigen Jahren als selbstständiger Strategieberater und Coach für Führungskräfte auch seine 2008 gegründete Unternehmensberatung „Strategy & Politics“, die er bald übergeben wird, Richtung Asien auszurichten. In einem anderen Punkt freilich richtet sich das Interesse des ehemaligen Handballers eher auf Europa: Wenn es die Zeit zulässt, macht er sich gemeinsam mit einem Freund auf zu interessanten Fußballstadien. An der legendären Anfield Road in Liverpool waren die beiden schon, im Estadio Bernabeu in Madrid oder in Barcelonas Camp Nou – beim Auswärtserfolg des FC Bayern übrigens, dessen Anhänger Traub ist. Apropos: Münchens Coach Jupp Heynckes sei der beste Beweis, dass Alter keine Rolle spiele. „Und wir vertrauen schließlich unser ganzes Land Jahrgängen Anfang Sechzig an“, sagt der Bewerber mit Blick darauf, dass er gerade 62 geworden ist. Dennoch werde er im Falle eines Erfolgs für zwei Wahlperioden zur Verfügung stehen, verspricht er. Und es gibt aus Traubs Sicht noch einen Vorteil: Jüngere benutzten ein Bürgermeisteramt gern als Sprungbrett. Das gelte für ihn nicht: „Ich muss nichts mehr werden.“