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Bad Königerin verwahrt Erstausgabe des Darmstädter Echo
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Montag, 21.11.2022 - 02:00 Vor genau 77 Jahren, am 21. November 1945, erschien erstmals das Darmstädter Echo. Der Großvater von Irene König aus Bad König hob die Erstausgabe gut auf. Von Dirk Zengel
Fast druckfrisch ist die Erstausgabe des „Darmstädter Echo“ vom 21. November 1945, welche Irene Jakob von ihrem Großvater geerbt hat. (© Dirk Zengel)
BAD KÖNIG - Am 21. November 1945 erschien die erste Ausgabe des „Darmstädter Echo“ mit der Genehmigung der Militärregierung. 20 Reichspfennig kostete die Zeitung. Neben Berichten zur Vorbereitung der Nürnberger Prozesse, stellt sich das neue Darmstädter Echo vor. Unter der Überschrift „Zum Geleit“ heißt es „die ihr Volk mit Trug und Lüge, mit maßlosen Versprechen mit offenem und geheimem Terror zwölf Jahre lang vergewaltigt und in die Irre geführt, die ihm Elend und Not, Jammer und Leid hinterlassen, die den Geist geknebelt, das freie Wort verboten haben, bis sie vom Sturm der zum Kampfe herausgeforderten Weltmächte hinweggefegt wurden, sie konnten uns Hab und Gut, sie konnten uns Heim https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/bad-koenig/bad-konigerin-verwahrt-erstausgabe-des-darmstadter-echo--2111277_25835677
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und Familie, nicht aber konnten sie uns den Willen zum Leben nehmen. Auch unsere neue Zeitung für Darmstadt und das Hessenland, die als Darmstädter Echo heute von der Militärregierung zugelassen, zum ersten Male erscheint, ist Teil und Ausdruck dieses unzerstörten Lebenswillens“. Dass diese Zeilen wörtlich zitiert werden können, ist Irene Jakob aus Bad König zu verdanken, denn sie ist in Besitz einer sehr gut erhaltenen Erstausgabe der Tageszeitung „Die Zeitung hatte damals mein Großvater aufgehoben und gut verwahrt“, erklärt die 84-Jährige. Die Erstausgabe befasste sich weitgehend mit den Aufarbeitungsmeldungen der Zeit des Nationalsozialismus, es finden sich aber auch bereits einige lokale Themen im Inneren. So vermeldet das Darmstädter Echo auf Seite 2 das am Tag der Erstausgabe auch die Proben für die erste Vorstellung im Staatstheater anlaufen, auch wenn der Intendant Wilhelm Henrich nichts über das Stück verrät. Die Seite vier bietet neben Hinweisen für Hygiene, vieles über neue Gewerkschaften, außerdem Unterhaltung in Form von Novellen und Erzählungen mit Fortsetzung. Begonnen wurde in der Erstausgabe mit der Falkennovelle aus dem 14. Jahrhundert von Giovanni Boccaccio mit dem Hinweis am Ende „Fortsetzung folgt“. Die Seite 5 gehörte dem Darmstädter Leitartikel und dem Grenzgang 1945. Die Seite 6 begann oben mit einem scharfen Artikel, der sich gegen die Bürger richtete, welche sich dem Müßiggang hingaben, statt beim Aufräumen der Trümmer zu helfen. Es folgten auch kleinere Rubriken für die Bergstraße und den Odenwald sowie einige amtliche Bekanntmachungen. Die Seite 7 gehörte dem „Feuilleton des Darmstädter Echo“ wie oben in der Kopfzeile zu lesen war. Mit der Anzeigenseite schließt die erste Ausgabe. Auch wenn das Exemplar am 21. November 2022 genau 77 Jahre alt wird, so ist sie noch gut zu lesen und dank der guten Pflege der Familie von Irene Jakob ist sie wie „Druckfrisch“ und damit ein gut erhaltenes Stück Zeitgeschichte.
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