Blanke Busen und andere nackte Tatsachen in Erbach
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Erbach. Catchende Kleinwüchsige, nackte Tatsachen bei der Wahl der „Miss Busen“ und exotische Feuerschlucker mit freiem Oberkörper: Politisch korrekt oder angepasst war das Pueblo in Erbach nie – wollte es auch nie sein. Wann sich der Rollladen der Diskothek in der Hauptstraße 3 für immer schloss, weiß der letzte Inhaber Holger Volk nicht mehr genau, das Ende jedoch war besiegelt, weil die Konzession des Clubs 1994 unveränderlich auslief. „Die Luft war einfach raus.“
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Auch Komiker Otto Waalkes scheint im Pueblo eine gute Zeit verbracht zu haben. (© Edgar Kugel)
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Außerdem seien die Türsteher, die man wegen der „Hardcore-Buben“ zunehmend brauchte, zuletzt teurer als die DJs gewesen. Hinzu kam: Spätestens mit der Eröffnung des „Face“ in Michelstadt, der ersten Großraumdisko im Landkreis, zog es immer mehr Odenwälder in die neuen Clubs. In den beiden letzten Jahren des Pueblo schaffte es Volk dennoch, an den Erfolg der Anfangsjahre in den 80ern anzuknüpfen.
“ Als ich die Disko 1992 übernahm, war die Bude komplett runtergewirtschaftet. ”
Holger Volk Diskobetreiber
Zuvor gaben sich andere Geschäftsführer die Klinke in die Hand. Bestimmt zehn waren es seit der Eröffnung 1979, erinnert sich der heute 65-jährige Volk. Im kollektiven Gedächtnis geblieben sind vor allem die Namen
Hartmann & Betz, Dietmar Gaa, der sich nach seiner Pueblo-Zeit deutschlandweit als einflussreiche Club-Größe einen Namen gemacht hat, außerdem Douglas Hermann, der inzwischen verstorbene „Wolle“, auch Jürgen Hartwig und eben Volk, den viele Odenwälder auch als Schwimmbad-Volk kennen.
Um seine Zeit im Pueblo macht Letzterer nicht viel Aufhebens: „Als ich die Disko 1992 übernahm, war die Bude komplett runtergewirtschaftet.“ Viel Geld habe er in die Renovierung und eine neue Musikanlage gesteckt. Die 20.000 Euro-Geräte stehen heute in seiner Wohnung, erzählt er.
Umfassender als Volks Generalüberholung waren die Umbauten im Frühjahr 1981, als Hartmann die Tanzfläche von der Seite in die Mitte verlegen ließ, rund 50.000 Mark in die neue Musik- und Lichtausstattung und Einrichtung gesteckt haben soll.
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Vom Ersatzmann zum Plattenguru
Mit Unterbrechungen bis zuletzt begleitet hat das Pueblo Manfred Kugelmeier, der vor dem Jahreswechsel zu 1980 aus der Not heraus kurz vor dem Abitur zum festen Bestandteil des Tanzclubs wurde. „Damals ist ein anderer DJ für Silvester kurzfristig abgesprungen. Einen Tag vorher wurde ich gefragt, ob ich als Ersatzmann die Musik mache. Danach hat mich der Laden nie mehr losgelassen.“ Von da an trug auch Kugelmeier dazu bei, dass der „Tanzschuppen“ immer „proppenvoll“ war.
Besonders beliebt gewesen seien die „Double Time“, zu der es zwei Getränke zum Preis von einem gab, und die Teenie-Disko, die immer sonntags von 14 bis 19 Uhr auf dem Programm stand. „Begonnen haben wir mit 40 Jugendlichen, am Ende waren es immer locker 400“, sagt Kugelmeier.
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Über diesen QR-Code geht es weiter zur Facebook-Gruppe des Pueblo. (© Facebook)
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Daran erinnert sich auch Sabine Muhn, die ab dem Jugendalter regelmäßig im Pueblo war: „Schon lange, bevor der Rollladen vor der Treppe am Eingang hochging, standen wir die Straße entlang an. Da war die Hölle los.“ Möglichst früh habe man reinkommen wollen, um „einen guten Platz zu ergattern“, denn jede Clique hatte einen Stammplatz an einem der Tische, die wie „kleine Separees”
waren, in denen man im Schummerlicht „gut schmusen konnte“, schwärmt Ellen Schwarz.
„Der Inbegriff der Gemütlichkeit“ sei die Diskothek gewesen, in der man sich untereinander kannte, wie der Name des Tanzlokals – „Pueblo“, spanisch für „kleines Dorf“ – bereits vorwegnimmt.
“ Begonnen haben wir die Teenie-Disko mit 40 Jugendlichen, am Ende waren es immer locker 400. ”
Manfred Kugelmeier DJZur Einrichtung gehörten der Aztekenkalender am Eingang, ein kleiner Wasserfall, viele Pflanzen, mexikanisch anmutende Accessoires und natürlich der Bierbrunnen an einer der drei Bars, an dem „Zapfi“ die leeren Biergläser füllte. Einer der „Zapfis“ war Helmut Schmitt, heute Ehrenkommodore des Carnevalvereins CV Ulk 1870 Erbach. Eher die gehobene Kategorie an Gästen habe das Pueblo gerade in den Anfangsjahren gehabt: Stadtverordnete, Anwälte, Geschäftsleute, aber auch Stars wie Schlagersänger Jürgen Drews und Komiker Otto Waalkes feierten und tanzten im Pueblo, das mit seinen Mottopartys zuweilen für Schlagzeilen sorgte.
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DJ Manfred Kugelmeier war fast von Beginn an bis zum Ende des Pueblo dabei. (© Edgar Kugel)
Keine Chance mit zerrissener Jeans
Als etwas etepetete und elitär bezeichnet Edgar Kugel, ehemals auch immer wieder als DJ im Pueblo, einen Teil des damaligen Publikums, der etwa mit Anzug und Krawatte in die Diskothek kam. „Mit Turnschuhen oder zerrissenen Jeans hatte man beim Türsteher auch keine Chance, weiß Ellen Schwarz aus Erfahrung. „Statt Punker waren eher die ‚Popper‘ da.“ Neben Musik der Neuen Deutschen Welle gab es alle Songs aus den Charts: Rock, Pop, Funk & Soul, aber auch unbekannte Lieder, die erst später zu Hits wurden, wie etwa „Mr. Vain“ von Culture Beat, „Rhythm is a Dancer” von Snap oder „Tarzan Boy“ von der Band Baltimora. Immer inklusive war viel Bass und eine Lautstärke, die einen „halben Hörsturz“ verursachte, blickt Sabine Muhn amüsiert zurück. „Ich habe heute noch vor Augen, wie mein Batida-Kirsch-Glas auf der Musikbox im Rhythmus der Beats ‚wanderte‘.“
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Fast meint man zu erahnen, was Komiker Otto Waalkes (rechts) in diesem Moment denkt. (© Edgar Kugel)
Im „Durchlaufverkehr” kamen an einem normalen Wochenendtag über 1000 Leute, sagt Kugel, nur dienstags am Ruhetag blieb die Tanzfläche leer. Unvergessen bleiben die Misswahlen, Modenschauen, die Faschingspartys, Verlosungen und Gewinnspiele, auch besondere Auftritte, beispielsweise der eines Hypnotiseurs oder einer Break-Dance-Gruppe, und natürlich die kalten Buffets… Warme Burger und ähnlich Gehaltvolles gab es gleich unter dem Pueblo in der „Schlossgoldstube“.
“ Diese schönen Jugenderinnerungen kann mir keiner mehr nehmen. ”
Sabine Muhn Pueblo-Stammgast
Heute deutet nur noch die schwere, mit Stahl verstärkte Hintertür, die nach einer Kernsanierung Anfang der 2000er als einziges Relikt des Pueblo übriggeblieben ist, darauf hin, dass es im ersten Stock in der Hauptstraße 3 mal etwas anderes als das Ingenieurbüro Mertens gegeben hat, das sich jetzt dort befindet. „Ich spreche oft von der Zeit ‘vor und nach dem Pueblo’”, sagt Sabine Muhn. „Als Jugendliche waren wir sorglos, aufgeklärt wurde man vor allem vom Dr.Sommer-Team der ‚Bravo‘, die damals jeder las und noch für 1,80 Mark zu haben war. Meine Eltern waren etwas strenger und so brezelte ich mich für das Pueblo immer heimlich bei einer Freundin auf. Diese schönen Erinnerungen kann mir keiner mehr nehmen.“
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