Erbach
19.01.2018
Buschmann macht Unterschlagungsfall bei der Stadt Erbach publik
1 von 2 Von Gerhard Grünewald
ERBACH - Ein ehemaliger Mitarbeiter soll bei der Stadt Erbach mindestens 111 000 Euro unterschlagen haben. Diesen Verdacht und die Strafanzeige dazu hat Bürgermeister Harald Buschmann nun publik gemacht. Reagiert hat der Verwaltungschef damit auf einen Vorstoß des Reichelsheimer Journalisten Wolfgang Hörnlein, der die Zuspielung entsprechender Hinweise zum Anlass für eine Nachfrage genommen hatte.
Wie aus den daraufhin von Buschmann zusammengestellten Informationen hervorgeht, beschäftigt der mutmaßliche Betrugsfall die Stadtverwaltung seit dem 5. Mai 2017, als eine Kassendifferenz von 2300 Euro festgestellt wurde. Diese ließen sich einem bestimmten Mitarbeiter zuordnen, woraufhin bis zum 18. Mai ein auf 7500 Euro erhöhter Fehlbetrag recherchiert werden konnte. Mit Information des Magistrats vom 24. Mai wurde deshalb eine fristlose Kündigung ausgesprochen, auf die der Betroffene mit Anerkennung der Entlassung und des Fehlbetrags sowie einer Rückzahlungs-Zusage reagierte.
YOUTUBE-KRITIK
Der ebenfalls unabhängige Bewerber Andreas Wagner bezieht in der aktuellen Auseinandersetzung ebenfalls Stellung. Er geißelt in einen Youtube-Video Unfairness im laufenden BürgermeisterWahlkampf, die er in den massiven öffentlichen Anwürfen gegen Buschmann erkennt. (gg)
Vermeintliche Einsicht als Grund für Milde
Mit Zustimmung des Magistrats vom 29. Mai wurde eingedenk der Einsicht auf eine Strafanzeige verzichtet - auch in der Erwartung, dass ein dauerhafter Schaden nicht eintreten würde. Analog informierte die Stadt am 1. Juni die Kommunalaufsicht. Weitere Überprüfungen bis zurück ins Jahr 2011 führten allerdings bis 4. September zu einer Korrektur der Schadenssumme auf 24 000 Euro, woraufhin am selben Tag doch noch Strafanzeige gestellt wurde. Mit Abschluss der Prüfungen am 17. Oktober ergab sich dann das Gesamtbild eines Schadens von 111 000 Euro. Von den neuen Dimensionen ist das Revisionsamt beim Odenwaldkreis seit 25. Oktober, der Erbacher Magistrat seit 1. November informiert. Mit seiner Aufstellung will der Bürgermeister verdeutlichen, dass er in allen Phasen des Vorgangs gegenüber sämtlichen relevanten Stellen zeitnah informiert und reagiert habe. Die zuerst geübte Zurückhaltung erkläre sich daraus, dass nichts auf den schließlich erreichten Umfang der Unterschlagung hingedeutet habe. Buschmann erkennt nach eigenem Bekunden weder bei sich noch in der Verwaltung Versäumnisse, die ihm offenbar ebenso nachgesagt werden sollten wie Rechtsverstöße bei der Beauftragung von Stadtmarketing-Arbeiten. Wie berichtet, fragen hier SPD und ÜWG seit Wochen nach, während ein Internetportal entsprechende Vorwürfe erhebt und nun mit vermeintlichen neuen Sachverhalten aus dem Magistrat nachgelegt hat. All das trifft Erbach im Wahlkampf für die BürgermeisterDirektwahl am 4. März, wo es völlig unterschiedlich interpretiert wird: Während der unabhängige Dr. Peter Traub, den SPD und ÜWG favorisieren, im Sinne seiner These von der Notwendigkeit eines Wechsels gern das Internetportal zitiert, weist Buschmann die Anwürfe als Ausdruck von Stimmungsmache zurück: Es könne kein Zufall sein, dass all dies jetzt öffentlich gehandelt werde, zumal die Ansätze unter Missachtung der Vertraulichkeits-Gebote für Magistrats-Vorgänge aus politischen Kreisen lanciert sein müssten.