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Energiekrise bringt Weltmeister des Süßen ans bittere Ende

Energiekrise bringt Weltmeister des Süßen ans bittere Ende echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/energiekrise-bringt-weltmeister-dessussen-ans-bittere-ende_25730010 21. September 2022

Mittwoch, 21.09.2022 - 14:17 Als Konditor-Weltmeister repräsentiert Bernd Siefert aus Michelstadt weltweit den Glanz seiner Branche. Doch der Energiepreis geht hier selbst der besten Existenz an die Substanz.

Von Sandra Breunig Lokalredakteurin Odenwälder Echo

Das Handwerk ist für Konditormeister Bernd Siefert aus Michelstadt zugleich Lebensinhalt. Den und sein Geschäft droht er nach eigener Aussage nun an die Energiekrise zu verlieren. (Foto: Dirk Zengel)

ODENWALDKREIS / MICHELSTADT - Als Konditor-Weltmeister repräsentiert Bernd Siefert aus Michelstadt weltweit den Glanz seiner Branche. Doch der Energiepreis geht hier selbst der besten Existenz an die Substanz. Wenn nicht von der persönlichen Begegnung in seinem Michelstädter Geschäft, dann kennt man Bernd Siefert aus Funk und Fernsehen als stets https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/energiekrise-bringt-weltmeister-des-sussen-ans-bittere-ende_25730010

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gut gelaunten Konditor-Weltmeister. Immer unterwegs, immer im Gespräch, wird er weit über den Odenwald hinaus mit der meisterhaften Zuckerbäckerei identifiziert. Doch mit dieser droht es nun sogar für den ruhmreichen Branchenprimus und seine Kunden ein bitteres Ende zu nehmen.

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Der Wandel zum Bösen hat sich für Siefert mit der Energiekrise eingestellt, die nun sogar die Existenz von Konditorei und Café infrage stellt. „Der monatliche Energieabschlag hat sich bei uns von 2500 Euro auf rund 11.300 Euro erhöht. Wir sind insolvent, wenn wir die ins Haus stehende Rechnung auch nur annähernd 1:1 bezahlen müssen“, sagt Siefert. Seit über 50 Jahren besteht die traditionsreiche Familienkonditorei in Michelstadt, derzeit wisse er nicht, ob nicht schon nächste Woche Schluss ist. „Mein Privatvermögen habe ich während der Coronazeit verbraucht, ich habe nicht mal mehr ein privates Auto, ich habe nichts mehr“, offenbart Siefert.

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Sind die Preise zu hoch, bleiben die Kunden aus Verzweifelt klingt es, wenn Siefert von der „schlimmsten Zeit“ spricht, die er je erlebt hat. „Das überleben wir nicht mehr.“ Er traue sich nicht einmal mehr, den Ofen in der Bäckerei überhaupt anzumachen, angesichts der hohen Kosten. Selbst das Licht im Café werde tagsüber gelöscht, um Strom zu sparen. Es werde nicht reichen, auch wenn er die Öffnungszeiten bereits auf den Nachmittag eingeschränkt hat, fürchtet der Chef. Harald Buschmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft im Odenwald, hat nicht nur mit Blick auf die Lage Sieferts schlimmste Befürchtungen. „Die https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/energiekrise-bringt-weltmeister-des-sussen-ans-bittere-ende_25730010

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Lage ist dramatisch bei unseren Bäckern, aber ebenso sind die Metzger wegen ihres hohen Energiebedarfs betroffen.“ Preisanpassungen müssten stattfinden, aber auch dem sind Grenzen gesetzt. „Wenn die Preise zu hoch sind, bleiben die Kunden aus“, so Buschmann. Das könnte Sie auch interessieren: Ein Odenwälder Gewerbe leidet: „Es gibt bald keine Metzger mehr“ „Wir müssten die Preise verdoppeln, und da sind die Preissteigerungen der Rohstoffe noch nicht einmal mit eingerechnet“, sagt Siefert. „Wer zahlt denn schon für einen Kaffee sieben Euro?“ Nicht nur Familien würden immer häufiger zu Produkten von Supermärkten und Discountern zurückgreifen, weil sie sich den Bäcker vor Ort nicht mehr leisten könnten. „Davon profitieren die Großbäckereien, das Handwerk bleibt auf der Strecke“, konstatiert Buschmann. Deshalb setzt der Branchenvertreter auf konkrete und funktionsfähige Werkzeuge der Bundesregierung. „Aber diese dürfen nicht so bürokratisch sein, damit sind die eher kleinen Betriebe öfter überfordert.“ Siefert ist demgegenüber schon fast fatalistisch. „Sofern es nicht wieder so etwas wie Kurzarbeitergeld, wie zu Coronazeiten gibt, müssen wir wohl alle in den ‚Winterschlaf‘ und auf bessere Zeiten hoffen.“ Und selbst dann stelle sich die Frage, ob die Mitarbeiter „noch bei der Stange bleiben“.

Der Staat muss unterstützend eingreifen Er trage schwer an dieser Verantwortung, die er gegenüber seinen 21 Mitarbeitern und drei Auszubildenden empfinde, bezeugt der Konditormeister: „Dieses Gefühl ist die Hölle.“ Er sieht als einzige Chance, die Konditorei für ein halbes Jahr zu schließen, aber da müsse der Staat unterstützend eingreifen. „Schließen müssen wir auf jeden Fall, die Frage ist wann und für wie lange, temporär oder für immer, das liegt aber nicht mehr in meiner Hand“, sagt Siefert. Er stehe im Gespräch mit dem Energieversorger, werde versuchen, einen Kredit über 50.000 Euro aufzunehmen, um es wenigstens bis Dezember zu schaffen. Das Vertrauen in die Bundespolitik hat der Handwerksmeister verloren. Die Politiker lebten „auf einer Wolke und machen Wahlkampf, wir hingegen werden alleingelassen, wie die Oma, die nicht weiß, wie sie die Heizung bezahlen soll. Je länger sich die Politik Zeit lässt, desto katastrophaler werden die Folgen sein.“ https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/energiekrise-bringt-weltmeister-des-sussen-ans-bittere-ende_25730010

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Diese Folgen sind es, für die Buschmann weiter auf Abhilfemöglichkeiten setzt. Die Politik sei wie selten zuvor gefordert, um das Schlimmste im Handwerk nicht nur der Bäcker und Metzger abzuwenden. „Wir sind dran, dass unsere Bundes- und Landtagsabgeordneten ihren Einfluss nutzen, um konkrete Ergebnisse zu erreichen.“ Lesen Sie auch: Personalnot im Odenwald: „Uns fehlen die jungen Menschen“ Nicht nur Siefert und seine Mitarbeiter sind darauf angewiesen. Dann kommt vielleicht auch wieder eine Zeit, in der der Konditorweltmeister hoffen kann. „Ich muss so oder so wieder bei null anfangen und werde bis in mein Alter arbeiten müssen, da nichts mehr da ist von dem, das ich jahrzehntelang aufgebaut habe“, resümiert Siefert.

Anzahl der Bäckereibetriebe in Deutschland ist gesunken Bäckerhandwerk in der Krise: Es gibt 19 Bäckereibetriebe im Odenwaldkreis. Von 2014 bis 2021 sank die Zahl der Betriebe laut Verband des Bäckerhandwerks deutschlandweit von 12.600 auf 10.000. Parallel sank die Mitarbeiterzahl um mehr als 32.000 auf rund 240.000. Rund 70 Prozent aller Backöfen in den Fachbetrieben in Deutschland werden mit Gas betrieben, teilt Bäko, der genossenschaftlich organisierter Fachgroßhandel für Bäckereien und Konditoreien, mit. Wie hoch die zusätzliche Belastung durch die Energiekrise ist, hänge vor allem vom Vertrag mit dem Energieversorger ab, sagt Harald Buschmann, Geschäftsstellenleiter der Handwerkskammer Odenwald. „Je nach Vertragslaufzeit und Energieversorger gibt es große Unterschiede, inwieweit die höheren Kosten auf den Kunden jetzt schon umgelegt werden.“

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