Erbacher Bürger diskutieren Sicherheitsempfinden
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Auch die Zukunft des ehemaligen Einrichtungshauses Schmidt beschäftigt die Gäste in der Werner-Borchers-Halle.
11. März 2023 – 03:00 Uhr
Hans-Dieter Schmidt
ERBACH. Die vom Hausmeister aufgestellten gut 130 Besucherplätze waren zwar recht gut besetzt, allerdings auch von zahlreichen Mandatsträgern der Stadt Erbach. Und dennoch blieben viele Stühle leer. Stadtverordnetenvorsteher Antonio Marques Duarte hatte die Einwohner der Kreisstadt für Donnerstag zur Bürgerversammlung in die WernerBorchers-Halle eingeladen – wobei nach allen erhaltenen Informationen und Mitteilungen offenbar keiner der Anwesenden den Wunsch verspürte, sich mit eigenen Fragen in das Stadtgeschehen einzubringen und tiefer gehende Auskünfte zu bekommen.
Dabei wies die Tagesordnung durchaus zwei Punkte auf, die für zahlreiche Bürger von Bedeutung hätten sein können.
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Zunächst waren es Vertreter der Polizeidirektion Südhessen mit der Schutzfrau vor Ort Jennifer Haag und der städtische Ordnungsamtsleiter Sebastian Thern, die die zweite Sicherheitskonferenz im Rahmen des hessischen Landesprogramms Kompass leiteten.
Zusammen mit Kollegen und unterstützt von Bürgermeister Dr. Peter Traub gingen beide auf das teils konträre Verhältnis der vom Bürger real empfundenen zu der durch Fakten belegbaren Sicherheit in der Kommune ein.
Seit dem Jahr 2020 ist die Stadt dem Programm des Hessischen Innenministers angeschlossen. In einer eigens gestalteten Informationsbroschüre hatten die Verantwortlichen einen Zeitstrahl dargestellt, der bisherige Maßnahmen und Projekte chronologisch listet. Haag und Thern gingen in ihren Ausführungen auf Problembereiche in der Stadt ein, schilderten schon durchgeführte und künftig geplante Kontrollund Präventivmaßnahmen.
Zur Teilnahme an der Feststellung vermeintlicher oder tatsächlicher Problemzonen waren vor zwei Jahren auch die Bürger aufgerufen. Es gab eine Befragung. Allerdings habe es damals nur 237 Rückmeldungen gegeben, was Thern bedauerte, aber auf Corona zurückführte. Besondere Bedeutung messen die Verantwortlichen dem Bereich um die beiden Bushaltestellen der Werner-von-Siemens-Straße bei.
Breiten Raum der gemeinsamen Sicherheitsarbeit von Polizei und Stadt nimmt die Vorsorge ein. Haag erwähnte als Beispiel die städtebauliche Kriminalprävention. Ein Stadtrundgang von Bediensteten der Polizei und des Ordnungsamtes habe in der Auswertung zur Festlegung von Möglichkeiten zu angemessenen Maßnahmen geführt. Thern sprach den immer wieder auftretenden Vandalismus an, versprach, die Jugend einzubeziehen und sagte, es gelte, in der Stadt Leerstände zu vermeiden. Auch der seit einigen Monaten mit Christiane Hastert besetzte Sozialbereich der Kommune solle eingebunden werden.
Die Behördensprecher erkannten Notwendigkeiten bei der Seniorenberatung und verwiesen auf drei polizeilich ausgebildete Sicherheitsberater mit und um den Ersten Stadtrat Erwin Gieß. Auch das Gefahrenpotenzial für Kinder wurde erkannt. Mit der Reaktivierung der
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Leon-Hilfe, die viele Geschäfte den Kindern anbieten, solle das Sicherheitsgefühl der Kids wachsen. Das Angebot „Sicher ohne Gewalt (SoG)“ richte sich an Kinder der Klassen drei und vier. Der Odenwaldkreis sei damit bislang Vorreiter für ganz Hessen. Das hessenweite Programm „PiT – Prävention im Team“ richte sich besonders an Schüler der Klassen sieben und acht. Erbach sei mit der jetzigen Sicherheitskonferenz auf gutem Weg, vom Innenminister das Sicherheitssiegel zu bekommen. Der entsprechende Antrag werde in demnächst gestellt, versprach Haag. Die Beamtin verlässt in Kürze den Odenwaldkreis. Ihre Nachfolge tritt Carina Oberle an. Ein Bürger mit körperlichen Einschränkungen zeigte sich mit den Ausführungen nicht zufrieden. Alles werde schöngeredet, stellte er fest, und er verspüre kein Sicherheitsgefühl. Diese einzige Wortmeldung und Kritik des Abends blieben unbeantwortet.
Duarte und Traub gingen anschließend im Schnelldurchlauf auf den Bebauungsplan Südliche Innenstadt/Friedrich-Ebert-Straße ein. Hauptthema dort ist das geplante Stadthotel mit einem Ärztehaus und weitergehenden Ideen.
Wie berichtet hatte die Kommune das Areal des vormaligen Einrichtungshauses Schmidt für 1,2 Millionen Euro gekauft und später für 0,6 Millionen Euro an einen Investor veräußert. Die Offenlegung für Stellungnahmen der Bürger sei abgeschlossen, so Traub. Das Projekt nimmt, beginnend in diesem März, den Weg in die Gremien auf. Nach Behandlung in Magistrat und Bauausschuss könnte im Idealfall die Stadtverordnetenversammlung am 6. April darüber beschließen.
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