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Familie saniert ein Haus mit bewegter Geschichte im Odenwald
Familie saniert ein Haus mit bewegter Geschichte im Odenwald echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/familie-saniert-ein-haus-mit-bewegtergeschichte-im-odenwald--2126998_25849113 30. November 2022
Mittwoch, 30.11.2022 - 11:43 Die Allmanns sanieren die denkmalgeschützte Löwensteinische Hofreite in Vielbrunn. Mit viel Aufwand entsteht ein neuer Blickfang im Dorf. Von Sabine Richter Dr.
Die denkmalgeschützte Löwensteinsche Oberförsterei aus dem 18. Jahrhundert mit Lustgarten in Vielbrunn ist ein Blickfang. (© Norbert Allmann)
Michelstadt - Eine bewegte Geschichte hat das Anwesen am Eulbacher Weg 15/17 in Vielbrunn hinter sich, denn früher vereinte es die Oberförsterei, eine Brauerei, Straußwirtschaft, Küferei, Schmiede, Schule und ein Wohnhaus. Heute ist die denkmalgeschützte Löwensteinsche Oberförsterei aus dem 18. Jahrhundert mit Lustgarten ein Blickfang im Höhenstadtteil von Michelstadt. Denn ihre Besitzer Dirk und Sabine Allmann sowie die beiden Kinder haben das ursprünglich getrennte Anwesen ab 2001 wieder zusammengeführt, saniert und restauriert.
Die Geschichte des Hauses beginnt 1761 https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/familie-saniert-ein-haus-mit-bewegter-geschichte-im-odenwald--2126998_25849113
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Zurückverfolgen lässt sich dessen Historie bis zum 5. September 1761, als der Löwensteinische Baumeister und Gartenarchitekt Tilmann Ruland den, wie es in damaliger Sprache formuliert wurde, „Grund Plan über Hauß und HoffRaytung Herrn Oberförster Flach zu Vielbrunn“ unterzeichnete. Auch am Kellereingang ist die Jahreszahl 1716 eingemeißelt und deutet auf die erste Bauphase hin. Als Bauherrn nennt das Wertheimer Archiv den Hochgräflichen Jäger des Jagdstalls der Fürsten von Wertheim, Johann Flach, der von 1655 bis 1723 lebte. Dessen Sohn Johannes (1695 bis 1750) erweiterte das Haus 16 Jahre später um einen Anbau. Johanns Sohn wiederum, Johann Conrad (1728 bis 1802), brachte es bei den Wertheimer Adeligen zu einer verantwortungsvollen Position. Ihm wurde das Amt des Hochfürstlichen Löwensteinischen Oberförsters mit der Aufsicht über alle Jagd und Forstbedienstete und über die Kultur der gemeinschaftlichen Waldungen der Herrschaft Breuberg übertragen. Das Anwesen bestand gemäß dem Schatzungsbuch von 1780 aus Haus, Hof, Scheune, Stall, Koch- und Grasgarten in Stil einer französischen Gartenanlage aus der damaligen Zeit.
Ein Lustgarten im französischen Stil Die erreichte Bedeutung sollte auch sichtbar werden. Daher beauftragte der Fürst seinen Baumeister Ruland, das Forsthaus zu erweitern und dahinter einen Lustgarten anzulegen, wie er in französischen Adelskreisen beliebt war. Ein mit Johannisbeeren und Stachelbeeren gesäumter Weg zu einem ummauerten Rondell mit Ruhebänken sollte entstehen und mit Alleen höflichen Glanz erhalten. Insgesamt hatte die damals angelegte Gartenanlage eine Fläche von etwa 5000 Quadratmeter, die von der Faltershohl bis an den Mitteldorfbrunnen reichte. Der Küfer- und Bierbrauermeister übernahm das Anwesen 1787, um eine Straußwirtschaft mit Brauerei zu eröffnen. Im Wohnhaus befinden sich zwei Gewölbekeller, wie sie in Biersiedereien jener Zeit üblich waren.
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Das denkmalgeschützte Kleinod in Vielbrunn mit seinem Lustgarten aus der Vogelperspektive. (© Norbert Allmann)
Im Jahr 1829 wurde das Wohnhaus auf die Söhne Steigers aufgeteilt. Von da an nahmen die beiden Haushälften unterschiedliche Entwicklungen. So befand sich in einer Hälfte (Eulbacher Weg 15) im 19. Jahrhundert eine von Johannes Walter betriebene Dorfschmiede. In der anderen Hälfte (Eulbacher Weg 17) wurde im 19. Jahrhundert ein Schulraum eingerichtet, weil es in der alten Schule am Schulbuckel 9 an Platz für die Kinder fehlte. Dirk und Sabine Allmann haben seit der Übernahme der Liegenschaft ab 2001 Jahr für Jahr Restaurierungen und Sanierungen vorgenommen. Die nunmehr nahezu fertiggestellte Gartenanlage wurde der Öffentlichkeit am Denkmaltag im September 2021 vorgestellt. Nun sind auch die historischen Wege und die sechs Quartiere im französischen Gartenstil wieder hergestellt. Die etwa 150 Besucher waren begeistert, zumal auch für Live-Musik sowie Speisen und Getränke kostenlos gesorgt war. Bis zum Jahresende soll noch das Dach mit Biberschwanzziegeln gedeckt werden, denn die Lattnägel der bereits 100 Jahre alten Eindeckung sind weitgehend durchgerostet. Ein weiteres Projekt wird das in Sandsteinen gemauerte Rondell mit Sitzgruppe im hinteren Gartenbereich sein: Es soll nach dem Plan von Ruland wieder hergestellt werden. Die für die Aufmauerung notwendigen Sandsteine wurden schon gesammelt. So sehen die Bauherren der Fertigstellung entgegen.
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