Harte Zeiten für die Odenwald Gastronomie - Die Branche kämpft ums Überleben.

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25.8.2019

Harte Zeiten für die Gastronomie

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Mittwoch, 21.08.2019 - 00:00 Viele Odenwälder Betriebe sehen sich vor große Probleme gestellt. Die Branche kämpft ums Überleben. Von Manfred Giebenhain

Isabella Beck vom Gasthof-Hotel „Lärmfeuer“ findet klare Worte Foto: Manfred Giebenhain ODENWALDKREIS - Die Hotel- und Gaststättenbranche kämpft gleich an mehreren Fronten ums Überleben. Personalnot, behördliche Auflagen, Investitionsstau, Preiskampf. Auch das Verhältnis zum Gast ist nicht mehr das, was es einmal war. Das ECHO hat sich in der Branche im Odenwald umgehört. Die Resonanz hat alle Erwartungen übertroffen. Allein die Fragestellung hat zu einer wahren Flutwelle von Rückmeldungen geführt, in der auch unerfreuliche Erfahrungen mit Gästen beim Namen genannt wurden. Ob vor Ort oder auf dem anonymen Weg der Onlinewelt. Gewertet und bewertet wird schnell und oft unbedacht, ganz nach dem Motto „Ich kauf‘ ein Bier und damit gehört die Gaststätte mir.“ Mit diesem Satz sprechen https://www.echo-online.de//lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/harte-zeiten-fur-die-gastronomie_20372489

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Jenny und Sascha Denninger vom Hotel Landgasthof „Grüner Baum“ in Gammelsbach vielen Kollegen aus dem Herzen. „Die Mimik und die Gesten zeigen schon die Geringschätzung. Sie lassen das Servicepersonal auch laufen“, hat es eine Wirtin formuliert, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Unzufriedenheit bildet sich sofort im Netz ab Es ist kein Geheimnis in der Branche, dass es gleich im Internet landen kann, wenn ein Gast mal nicht zufrieden ist. „Die vielen Leute, die zufrieden sind, hinterlassen da keine Spuren“, bedauert Isabella Beck vom Gasthof-Hotel „Lärmfeuer“ in Rohrbach. Wie sie gehen die meisten gerne ihrer Arbeit nach. „Ich könnte mir keinen schöneren Beruf vorstellen als den einer Hotelfachfrau. Allerdings nur, wenn man ein dickes Fell und Nerven wie breite Nudeln besitzt“, sagt sie.

Isabella Beck vom Gasthof-Hotel „Lärmfeuer“ findet klare Worte zu wachsenden Schwierigkeiten der Branche. Foto: Manfred Giebenhain

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Die deutliche Mehrheit der Gäste wird ausdrücklich gelobt. „Wir sind zu 90 Prozent mit unseren Gästen zufrieden. Nörgler gibt es halt immer wieder mal“, antwortet Elisabeth Malsy-Schäfer, die seit über 50 Jahren die Waldpension mit Gaststätte „Habermannskreuz“ führt. Woran mangelt es? „An Wertschätzung und Verständnis“, sagt Christine Friedrich frei heraus. Die Geschäftsführerin der Geschäftsstelle Südhessen im Hotel- und Gastronomieverband (Dehoga) Hessen mit Sitz in Heppenheim hat die Umfrage angeregt und unterstützt, denn „als Klagemauer haben wir stets ein Ohr für unsere Mitglieder.“ Der Druck im Kessel habe stark zugenommen. Die Verärgerung sei sehr groß, ob über den Verwaltungsaufwand beim Mindestlohn oder über Arbeitszeitregelungen bis hin zu als überzogen empfundene bauliche Auflagen. Und jetzt auch noch das Anspruchsdenken, das so mancher Gast an den Tag lege. Als Maßstab diene die makellose Befriedigung individueller Bedürfnisse.

DEHOGA ALS INTERESSENVERTRETUNG Der Hotel- und Gastronomieverband Dehoga zählt nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 90 000 Mitglieder und versteht sich als Berufsverband der Gastronomen und Hoteliers unterschiedlicher Nationalitäten. Vertreten sind das traditionelle Landgasthaus, ebenso kleine wie größere Restaurants, Imbissbetriebe, Pensionen und große Hotels. „Wir machen Branchenpolitik. Als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband nehmen wir die wirtschaftspolitischen, tarif- und sozialpolitischen sowie die ideellen Interessen des Gastgewerbes wahr“, heißt es in der Selbstdarstellung auf der Homepage. Zu den Leistungen zählen auch Rechtsberatung und Versicherungsschutz. „Die Dehoga gibt es bereits seit über 130 Jahren“, sagt die Geschäftsführerin der Geschäftsstelle Südhessen mit Sitz in Heppenheim, Christine Friedrich. Hessen, das bundesweit als erster Landesverband nach 1945 sich in einem Verein zusammengeschlossen hat, ist in 29 Kreisverbände unterteilt. Zu Südhessen mit seinen knapp 700 Mitgliedern zählen die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und Odenwald. Von den 4000 Mitgliedern in Hessen engagieren sich mehr als 300 Gastronome und Hoteliers in Ehrenämtern des Verbands. (mgi) https://www.echo-online.de//lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/harte-zeiten-fur-die-gastronomie_20372489

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Jederzeit soll alles verfügbar sein. In bester Qualität und wehe dem, der Personal beschäftigt, das nicht auf alle Fragen sofort die richtige Antwort zu geben weiß. Wie denn auch? „Junge Fachkräfte zu finden oder selbst auszubilden, ist leider sehr schwierig bis unmöglich geworden“, hat Sascha Denninger geantwortet. „Notlösungen“, wie Isabella Beck das Aufstellen von Schildern „Nur noch reservierte Tische“ bezeichnet, würden allzu oft ignoriert. Umgekehrt habe sie festgestellt, dass „je mehr man die Gäste dazu bewegen will, sich aus Sicherheitsgründen einen Tisch zu bestellen, umso weniger wird reserviert“. Dasselbe Spiel im Hotel: „Zimmer werden gebucht, ohne genau zu wissen, ob sie überhaupt gebraucht werden. Bei großen Flug- oder Reisegesellschaften ist es an der Tagesordnung, eine Reiserücktrittskostenversicherung abzuschließen. Bei uns kleinen Klitschenbetrieben aber nicht.“ Lenkt der Hotelier nicht ein und besteht auf Vertragserfüllung, bekommt er auch mal zu hören „Sonst schreiben wir es ins Internet – oder – dann kommen wir halt nicht mehr.“

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