14.02.22, 17:30
In der Michelstädter Altstadt fehlen Ruheplätze und Grünflächen
In der Michelstädter Altstadt fehlen Ruheplätze und Grünflächen echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/in-der-michelstadter-altstadt-fehlenruheplatze-und-grunflachen_25327968 14. Februar 2022
Eine Parlamentarische Arbeitsgruppe nimmt die größte Stadt im Kreis unter die Lupe. Gewünscht wird weniger Verkehr im Zentrum und ein Gesamtkonzept. Von Manfred Giebenhain
Der zunehmende Autoverkehr in der Altstadt ärgert viele Bürger. (Foto: Manfred Giebenhain)
MICHELSTADT - Was macht eine Innenstadt mit einer historischen, von Fachwerkhäusern geprägten Altstadt attraktiv? In der Parlamentarischen Arbeitsgruppe (PAG) „Zugang Innenstadt“ geht es längst nicht mehr nur darum, Empfehlungen und Vorschläge auszuarbeiten, wie der Verkehrsfluss in die Innenstadt verbessert werden kann. Auch in der dritten der auf vier begrenzten Sitzungen unterstrich Sitzungsleiter Dr. Michael Hüttenberger (SPD), dass die Entscheidungsbefugnis letztlich allein bei der Stadtverordnetenversammlung liege. Getagt hat die PAG am Donnerstag in der Odenwaldhalle. Bereits bei der Abnahme des Protokolls zur vorausgegangenen Sitzung (wir berichteten am 1. Februar „Arbeitsgruppe für Poller statt Schranke“) wurde deutlich, dass die Meinungen darüber, wo und wie Hand angelegt werden https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/in-der-michelstadter-altstadt-fehlen-ruheplatze-und-grunflachen_25327968
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soll in der Altstadt, weit auseinandergehen. Vertreter aus den Reihen der CDU und ÜWG sowie Bürgermeister Dr. Tobias Robischon (ÜWG), legten Wert auf den Zusatz, dass die zuletzt aus etlichen Wortmeldungen favorisierte Lösung, die mechanische Schranke an der Einfahrt zur Braunstraße durch elektronisch versenkbare Poller an allen drei Zufahrtsbeziehungsweise Abfahrtswegen der Altstadt zu ersetzen, in dieser Deutlichkeit nicht mitgetragen wird. Von einem Konsens, darüber künftig die Verkehrsströme lenken und damit den Autoverkehr nicht nur an Wochenenden und zu Veranstaltungen reduzieren oder gar unterbinden zu wollen, könne keine Rede sein. Wie flexibel diese Technik auf die Bedürfnisse nach Verkehrsberuhigung und -lenkung reagieren kann, stellte Ralf Gierkes vom Dieburger Unternehmen R+B Tür- und Torautomatentechnik GmbH vor und beantwortete Fragen, die von der Codierung bis zum Hochwasserschutz reichten. Aus den Antworten Schlüsse zu ziehen, ob die Zweifel an der Installierung von Pollern damit ausgeräumt seien, spielte in der darauffolgenden Diskussion ebenso wenig eine Rolle, wie die von Hüttenberger vorgestellten Daten zum Status quo des Verkehrsaufkommens in der Altstadt. Nach einer Verkehrsmessung des Ordnungsamts vom Herbst 2019 hielten sich von rund 16 000 erfassten Fahrzeugen gerade mal 5,5 Prozent an die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit von zehn Stundenkilometern. Zum Alltag in der Altstadt zählen ferner Szenen, dass ungehindert Fahrzeuge auf allen sich bietenden Freiflächen abgestellt werden; einschließlich auf dem Marktplatz und im Kellereihof. Selbst im Torbogen des historischen Rathauses wurden schon Fahrzeuge gesichtet. Wie weit Alltagsrealität und Wunschdenken auseinandergehen, machte Hüttenberger an einem Textausschnitt aus der Cittaslow-Selbstbewertung deutlich, der mit Hinweis auf den nur wenige Gehminuten entfernten Großparkplatz lautet: „Die Altstadt selbst ist vollständig verkehrsberuhigt.“ Besonders ausführlich beschäftigte die Versammlung sich mit dem Erscheinungsbild der Altstadt, aber auch dem der Zufahrtswege in die Innenstadt. Stark frequentierte Straßen, Leerstände und vernachlässigte Hausfassaden zeichneten alles andere als ein attraktives Bild von Michelstadt. Ferner fehle es in der Altstadt an Ruheplätzen, Bäumen, Grünflächen und Blumenschmuck. Nichts mehr getan habe sich auch seit
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der vor 40 Jahren abgeschlossenen Altstadtsanierung in Bezug auf barrierefreie Wege, was auch auf etliche Geschäfts- und öffentliche Räume zutreffe. Damit war die Versammlung wieder bei dem Wunsch nach deutlich weniger Verkehr und mehr Raum für Fußgänger und Freiflächen angekommen, auf denen Gewerbetreibende und die Gastronomie Einwohner und Besucher der Altstadt ihre Waren und Dienstleistungen feilbieten können. Die Liste der notierten Kritikpunkte wie Vorschläge wurde immer länger. Andere Stimmen richteten sich gegen weitere Regulierungen, die in Forderungen mündeten, sich von der aus ihrer Sicht starren Regelung zu verabschieden, die Schranke ganzjährig samstags von 15 bis 20 und sonntags von 11 bis 20 Uhr zu schließen. Wenigstens in den gerade besucherschwachen Wintermonaten müsse davon abgesehen werden. Völlig anders sieht es im Sommer aus: Hier war aus den Reihen der Abgeordneten und des Publikums zu hören, den motorisierten Verkehr auch an Wochentagen und in den Nächten auf das Mindeste zu reduzieren. Stadtführer berichteten vom Unverständnis ihrer Gäste, die sich vom Verkehr belästigt fühlten, was auch auf ältere Menschen und Kinder zutreffe, hieß es aus anderen Mündern. Gegen Ende der Versammlung wurde der Ruf nach einem „Gesamtkonzept“ laut. Ein solches sei aber ohne Weiteres auf kommunalpolitischer Ebene nicht so einfach umzusetzen, merkten dazu Sandra Allmann (CDU) und Jutta Emig (SPD) an. „Einen enorm großen Veränderungsbedarf“ konstatierte dagegen Dr. Jonas Schönefeld (Grüne). Potenzial verspricht Robischon sich mit Blick auf gewährte Fördergelder in sechsstelliger Höhe. „Wir werden uns in den nächsten Jahren intensiv mit der Verbesserung der Attraktivität der Innenstadt beschäftigen“, versprach das Stadtoberhaupt. Bei der letzten Sitzung der PAG am 10. März (Beginn 19.30 Uhr in der Odenwaldhalle) wird es auch darum gehen, wer, weshalb und wann Zufahrt in die Altstadt bekommen soll. Antworten werden am Beispiel von Seligenstadt erwartet, das gerade ein neues Konzept erprobt.
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