Ein Größenwahnsinniger will ran... Kandidatensuche in Erbach läuft auf Hochtouren

Kandidatensuche in Erbach läuft auf Hochtouren

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Im Frühjahr 2024 wird in der Odenwälder Kreisstadt der Bürgermeister gewählt – bleibt es der alte? Wer wird antreten und was bedeutet dies für denAmtsinhaber?

10. Mai 2023 – 10:41 Uhr

Sandra Breunig

Erbach. Wer wird ab 2024 die Geschicke der Kreisstadt Erbach lenken?

Spekulationen über Kandidaten, die bei der kommenden Bürgermeisterwahl antreten könnten, gibt es viele, Tatsachen eher weniger. Grund genug, bei Rathauschef Dr. Peter Traub und den Parteien anzuklopfen und zu fragen, welche Namen am Tag des Urnenganges auf dem Wahlzettel stehen könnten.

Das Grundsätzliche vorweg: Traub will weitermachen. Im Gespräch bestätigt der Bürgermeister, dass er eine zweiteAmtszeit über weitere sechs Jahre anstrebt. „Viele Projekte sind bereits angelaufen, etwa für das Hotel und das

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Sandra Breunig

Ärztezentrum. Ich arbeite seit Jahren daran, diese Vorhaben umzusetzen, da will ich auch die Realisierung sehen”, begründet der 67-Jährige seinen Entschluss. „Außerdem braucht es immer mindestens zwei Amtszeiten, um Pläne und Ideen wie diese nachhaltig umsetzen zu können.”

“ Bei meiner Entscheidung ist es unerheblich gewesen, ob ich den Wahlkampf mit oder ohne Parteien im Rücken bestreite. ”

Dr. Peter Traub Bürgermeister

Wurde Traub als unabhängiger Kandidat und Quereinsteiger mit FDPParteibuch im Wahlkampf 2018 gegenAndreas Wagner (unabhängig, damalsAfD-Mitglied) undAmtsinhaber Harald Buschmann (CDU) noch von SPD und Überparteilicher Wählergemeinschaft (ÜWG) unterstützt, ist eine Wiederholung bis dato ungewiss. Beim letzten Mal sei es vielen vor allem darum gegangen, Buschmann nach 18 Jahren abzuwählen, was mit 32,2 zu 60 Prozent der Stimmen auch gelang. Traub sagt dazu: „Bei meiner Entscheidung ist unerheblich gewesen, ob ich den Wahlkampf mit oder ohne Parteien im Rücken bestreite.” Es sei außerdem noch Zeit und nicht auszuschließen, dass ihn eine der „etablierten Gruppierungen doch unterstützt, wenn diese keinen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken”.

Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen

Nicht unrealistisch ist dieseAnnahme, wie sich aus der Stellungnahme des ÜWG-Fraktionsvorsitzenden Michael Gänssle deuten lässt. Denn ob die Wählergemeinschaft einen eigenen Kandidaten aufstellt oder einen anderen Bewerber protegiert, stehe noch nicht fest. „Wir müssen intern noch reden. Vielleicht raufen wir uns doch wieder mit Traub zusammen, um nicht vom Regen in die Traufe zu kommen”, sagt Gänssle.

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Erbachs Bürgermeister Dr. Peter Traub will für eine zweiteAmtszeit kandidieren. Wer im Frühjahr 2024 gegen ihn antreten könnte, ist noch unklar. (©Archivfoto: Joaquim Ferreira)

“ Wir werden definitiv Dr. Traub unterstützen. ”

Marcel Bucher FDP

Deutlich distanziert sich der 57-Jährige von Gerüchten, er könnte einer derjenigen sein, die sich um den Chefposten bemühen wollen. „Ich mache es nicht.“Als Grund gibt er unter anderem seine Eltern an, die nun im Alter zunehmend auf seine Hilfe angewiesen seien. Im Falle eines Wahlsieges wäre er zudem „als Steuerberater beruflich draußen“, einen „Plan B” habe er auch nicht.Außerdem sei ihm klar, dass es dann mit den freien

Wochenenden, die er alsAuszeit brauche, schwierig wäre. Trotzdem sagt der ÜWG-Mann: „Das Thema reizt mich immer noch.“

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Keine Überraschung bei den Grünen

Keine Überraschung ist bei den Grünen in Sicht. Wie Fraktionsvorsitzende Christa Weyrauch mitteilt, suche die Partei momentan niemanden. „Es wäre schön, wenn wir einen grünen Kandidaten hätten. Wir sind deshalb schon von einigen Leuten angesprochen worden, gemacht haben wir aber noch nichts”, so Weyrauch. Die Erbacherin weiß aus Erfahrung, worauf es ankommt, hatte sie sich doch 2012 selbst um das Amt beworben und war mit 12,9 Prozent vor der Stichwahl zwischen Martina Köllner (SPD) und Harald Buschmann ausgeschieden.

“ So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. ”

Christa Weyrauch Fraktionsvorsitzende der Grünen

Die Politikerin will einen Wechsel, denn „so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen”. Deshalb könne sie ausschließen, dass sich die Grünen für Traub einsetzen, für einen Konkurrenten vielleicht. Nicht lange überlegen muss Marcel Bucher von der FDP: „Wir werden definitiv Dr Traub unterstützen.” Dieser sei ein „toller Kandidat”, der Erbach neue Perspektiven ermögliche. Wie eine Zusammenarbeit mit dem erneut als unabhängig antretenden Traub aussehen könnte, werde diskutiert, wenn der Termin für die Bürgermeisterwahl feststeht.

Findungskommission soll helfen

Weniger eindeutig äußert sich SPD-Ortsvereinsvorsitzende Nicole KelbertGerbig, die als mögliche Nachfolgerin Traubs besonders „heiß“ gehandelt wird. Bestätigen will die Kommunalpolitikerin diese Erwartungen im Gespräch nicht, ohne aber konkreter zu werden. „Derzeit beschäftigt sich eine Findungskommission mit dem Thema. DieAnforderungen und Wünsche müssen passen. Wir brauchen im Idealfall jemanden mit Erfahrung in der Verwaltung, und natürlich müsste der Kandidat oder die Kandidatin den sozialen Gedanken mittragen.“ Derzeit sei man „offen für alles“, auch ein parteiloser SPD-Kandidat oder die Unterstützung eines anderen Bewerbers seien denkbar.Als hinderlich bewertet sie die

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schwierige finanzielle Situation Erbachs, die einem Bürgermeister nicht viel Spielraum lasse, eigene Ideen umzusetzen. Das mache eine Entscheidung nicht leichter

“ Wir wollen nicht vom Regen in die Traufe kommen. ”

Michael Gänssle ÜWG-Fraktionsvorsitzender

Große Aufgaben für Erbach

Ähnlich sieht das der CDU-VorsitzendeAndré Weyrauch. „DasAmt ist eine Riesenherausforderung.” Die Digitalisierung müsse weiter vorangetrieben werden, dazu brauche Erbach „mehr Wohnraum, mehr Betreuungsplätze –„in den nächsten Jahren fehlen 100 Kitaplätze” – daneben seien „einige Liegenschaften wie die Werner-Borchers-Halle, dasAlexanderbad und das Sportheim am Sportpark in keinem guten Zustand“. Auch die medizinische Versorgung stelle Erbach vor großeAufgaben.

Eine grundlegende Veränderung müsse in den Erbacher Gremien passieren. „Wir brauchen ein funktionierendes Stadtparlament, denn derzeit ist die Situation angesichts der Frontenbildung verfahren. Da legen wir uns manchmal Steine in den Weg und blockieren uns aus persönlichen Befindlichkeiten gegenseitig”, führt Weyrauch aus. Ein Bürgermeister müsse in der Lage sein, diese Lager zu vereinen und eine „Brücke zu den Menschen zu bauen“, denn ohne das könne dieser allein nicht viel bewirken.

“ Es müsste jemand sein, der es besser als Traub kann. ”

André Weyrauch CDU-Vorsitzender

Ob die CDU dafür bereits einen geeigneten Kandidaten gefunden hat, kann André Weyrauch noch nicht sagen. „Wir sind in den letzten Zügen der Entscheidungsphase, das Ergebnis geben wir voraussichtlich in zwei bis drei Wochen bekannt.“ Wie ÜWG und SPD knüpft auch die CDU die Auswahl nicht an die Parteizugehörigkeit. „Es müsste jemand sein, der es besser als Traub kann”, sagt Weyrauch.

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Einer will ran...

Dahingegehend bleibt abzuwarten, ob die Partei das einem Interessenten zutraut, der für die Christdemokraten seinen Hut in den Ring werfen will: Dirk Steibert. Der 55-jährige Erbacher, Mitglied der CDU Mossautal und Vorsitzender des Vereins „Odenwald hilft”, will noch in dieser Woche sein Wahlprogramm vorlegen, kündigt der Metallbaumeister an. „Dann entscheiden Kreis- und Stadtvorstand, ob sie mich nehmen.” Sollte sich die CDU-Spitze gegen ihn und für einen jüngeren oder besseren Anwärter aussprechen, werde er diesen Kandidaten „mit aller Kraft” unterstützen. Losgelöst von der Entscheidung des Vorstandes gehe es ihm darum, „die Erbacher wachzurütteln und Traub so viele Stimmen wie möglich abzunehmen”.

“ Wir brauchen im Idealfall jemanden mit Erfahrung in der Verwaltung. ”

Nicole Kelbert-Gerbig SPD-Ortsverbandsvorsitzende

Traub bleibt entspannt

Der amtierende Bürgermeister sieht der Wahl weiterhin entspannt entgegen: „Ich mache meinen Job so gut ich kann, aus Überzeugung und Haltung. Wenn jemand glaubt, dass er es besser kann, soll er antreten. Das nehme ich sportlich. Ich bin erst einmal zuversichtlich und werde für mich werben.“

Kelbert-Gerbigs Blick ist zugleich auf die Landtagswahl am 8. Oktober gerichtet. Mit ihrer Partei will sie deshalb „eins nach dem anderen“ angehen. Die CDU wiederum werde es „nehmen, wie es kommt”, sagt André Weyrauch. Sollte sich für die Christdemokraten kein passender Bewerber finden, „halten wir uns aus dem Wahlkampf raus, arbeiten aber konstruktiv mit jedem Kandidaten, auch von anderen Parteien, zusammen.” Traub ist auf alles vorbereitet: „Wenn ich die Wahl nicht für mich entscheiden sollte, werde ich mich in Erbach weiter engagieren, nicht nur politisch. Am Ende muss ich mir sagen können, dass ich alles getan habe, um wiedergewählt zu werden. Wenn es dann nicht klappt, hat der Wähler so entschieden.“

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