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Kommt der Einkauf im Odenwald bald per Drohne?

Kommt der Einkauf im Odenwald bald per Drohne? echo-online.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/kommt-der-einkauf-im-odenwald-baldper-drohne_24392927 1. September 2021

Von Anja Ingelmann Reporterin Wirtschaft Südhessen Mittwoch, 01.09.2021 - 11:29 Lieferrad-DA, die Darmstädter Firma Wingcopter und die E-RadFirma Riese & Müller aus Mühltal wollen Dörfer mit Waren aus der Luft versorgen. Ein Projekt mit Pioniercharakter.

Drohnen von Wingcopter aus Weiterstadt sind weltweit im Einsatz. Bald könnten sie auch über Michelstadt fliegen. (Foto: Wingcopter)

DARMSTADT/MÜHLTAL/MICHELSTADT - Das Fluggerät saust über die Hügel des Odenwalds, stoppt am Rande eines kleinen Dorfs und lässt die Päckchen mit den bestellten Einkäufen langsam zur Abladestelle herab. Von dort werden die Päckchen auf E-Bikes https://www.echo-online.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/kommt-der-einkauf-im-odenwald-bald-per-drohne_24392927

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geladen und zum Besteller transportiert. Bewohner entlegener Gebiete können so Medikamente oder Bücher empfangen, ohne viele Kilometer in die Stadt fahren zu müssen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte so ein Science-Fiction-Film anfangen können. Jetzt ist die Technik so weit, dass ähnliche Szenarien schon bald Realität werden könnten. Der Darmstädter Lieferdienst Lieferrad-DA will dafür sein Kundennetzwerk aus rund 40 Händlern in und um Darmstadt nutzen, darunter Apotheken, Buch- und Weinhandlungen sowie Modegeschäfte. Der Lieferdienst plant eine Kooperation mit dem Drohnenhersteller Wingcopter in Weiterstadt. Nach Auskunft von Professor Dr. Kai-Oliver Schocke aus Frankfurt, einer der Projektverantwortlichen von Lieferrad-DA, hat Wingcopter dafür bereits einen Antrag beim Bundesverkehrsministerium gestellt. Wenn alles klappt, könnte das Projekt mit einem sechsstelligen Betrag gefördert werden. Fotos

Ganz schön groß für ein Fahrrad: Professorin Johanna Bucerius, die Fahrer Ewald Breit und Vincent Kühnholf sowie Mitarbeiter Fabian Rippert freuen sich über Zuwachs im Fuhrpark. Foto: Kai-Oliver Schocke https://www.echo-online.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/kommt-der-einkauf-im-odenwald-bald-per-drohne_24392927

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Drohnen von Wingcopter aus Weiterstadt sind weltweit im Einsatz. Bald könnten sie auch über Michelstadt fliegen. Foto: Wingcopter Die neusten Drohnen von Wingcopter können Entfernungen bis zu 110 Kilometern zurücklegen, erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 145 Stundenkilometern und können eine Zuladung von bis zu sechs Kilogramm transportieren. Die Drohnen starten senkrecht wie ein Hubschrauber und fliegen in der Luft durch ihre Schwenkrotoren wie ein Jet.

Südhessische Technik bereits im Einsatz Die Technik des südhessischen Start-ups ist bereits weltweit im Einsatz. Zuletzt hat das Unternehmen beispielsweise einen Großauftrag eines US-Luftrettungsdiensts für den Aufbau eines landesweiten medizinischen Liefernetzwerks erhalten. „Aber wir wollen die Technik auch hier vor Ort einsetzen“, sagt Mitgründer Ansgar Kadura.

DIE PARTNER Lieferrad-DA ist ein gemeinsames Projekt der Hochschulen Darmstadt und Frankfurt. Das Liefergebiet umfasst derzeit vor allem Darmstadt. Mit fairen Löhnen (die studentischen Fahrer erhalten https://www.echo-online.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/kommt-der-einkauf-im-odenwald-bald-per-drohne_24392927

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den üblichen Satz als wissenschaftliche Hilfskraft) will man sich von anderen Radlieferdiensten absetzen. Die Wingcopter GmbH ist 2016 aus der TU Darmstadt und der Hochschulgruppe Akaflieg hervorgegangen. Der Drohnenhersteller zählt zu den vielversprechendsten Start-ups der Region. In Weiterstadt beschäftigt man über 100 Mitarbeiter. Die Riese & Müller GmbH ist international als Hersteller von Premium-E-Bikes und E-Lastenrädern bekannt. Am Firmensitz in Mühltal arbeiten über 600 Beschäftigte. Ein weiterer Projektpartner ist der Mühltaler E-Bike-Hersteller Riese & Müller, der einige Fahrräder zur Verfügung stellen wird. Vor allem ginge es um die Dörfer um Michelstadt, sagt Schocke. Gemeinsam wolle man erproben, wie man mit Drohnenlieferungen die Versorgung verbessern und die Lebensqualität steigern könne, sagt Kadura. Wingcopter denkt dabei an kleinere Artikel, die schnell verfügbar sein sollen – nicht als Ersatz des Wocheneinkaufs, sondern als Ergänzung.

Michelstadt und Umgebung als Blaupause Das Projekt hat weltweit Pioniercharakter. „Uns ist bisher nichts Vergleichbares bekannt“, sagt Kadura. Die Ortschaften rund um Michelstadt könnten also Blaupause für andere abgelegene Gebiete werden. Im Herbst sollen die Vorbereitungen beginnen, der Start ist fürs kommende Frühjahr geplant. Vorausgesetzt natürlich, dass der Antrag beim Bundesministerium bewilligt wird. Bisher sind die E-Bikes von Lieferrad-DA vor allem in Darmstadt und Umgebung unterwegs und liefern Waren von besagten Einzelhändlern an Endkunden. Das Projekt ist eine Kooperation der Logistikstudiengänge der Hochschule Darmstadt (HDA) und der Frankfurt University of Applied Sciences. Vor Kurzem hat das Team zwei neue Transport-Elektroräder angeschafft. Mit 30.000 beziehungsweise 20.000 Euro war die Anschaffung nicht billig, „das https://www.echo-online.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/kommt-der-einkauf-im-odenwald-bald-per-drohne_24392927

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große schafft aber auch 600 Kilo Gesamtgewicht, hat stabile Motorradteile verbaut und GPS“, erklärt Schocke. Dasselbe Modell nutze der Paketdienst DPD für seinen Feldversuch in Bessungen. Das andere sei ein Dreirad, auf dessen Hinterachse Euroboxen gestapelt werden können. Möglich macht das eine zweite Finanzierungsrunde, in der Lieferrad-DA insgesamt 128 000 Euro Fördermittel vom Bundeswirtschaftsministerium erhalten hat. Weitere Einsatzmöglichkeiten gebe es viele, sagt die zweite projektverantwortliche Professorin Dr. Johanna Bucerius von der HDA. So könne man die Hauspost der Darmstädter Stadtverwaltung verteilen oder auf dem Rückweg Wertstoffe für den EAD zur Entsorgung mitnehmen. In einer Befragung von 50 Cafés und Restaurants hätten viele Interesse angemeldet, vor allem für Fett, Kaffeesatz und Weinflaschen. Der Zuspruch aus dem Einzelhandel sei erfreulich. Arbeiten müsse man an der Bekanntheit beim Endkunden, schließlich wähle er die Art der Zustellung. Bis Ende des Jahres wollen die Professoren die Verantwortung in andere Hände abgeben. Eine Ausgründung als Unternehmen ist dabei nicht erste Wahl. „Wir favorisieren eher einen Verein“, sagt Bucerius. Dann könne das Projekt kostendeckend und mit fairen Löhnen weiterbetrieben werden, „das wäre wahrscheinlich nachhaltiger als mit Profitorientierung“, so Bucerius. Dieser Artikel wurde ursprünglich am 01.09.2021 um 02:00 Uhr publiziert.

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