20.3.2021
Lebenslang auf der Höhe der Zeit
Lebenslang auf der Höhe der Zeit echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/lebenslang-auf-der-hohe-derzeit_23366973 20. März 2021
Samstag, 20.03.2021 - 10:00 Ernst Schmerker war Fotograf oder Reisekaufmann und ist immer Journalist geblieben. Nun wird er 90 Jahre alt.
Von Gerhard Grünewald Redaktionsleiter Odenwälder Echo
Eng mit der Kamera verbunden ist das Leben des weithin bekannten Michelstädters Ernst Schmerker. Denn er ist nicht nur seit rund 70 Jahren mit Fotokamera und Stift für diese Zeitung unterwegs, sondern hat auch erfolgreich ein Fotogeschäft mit Reisebüro geführt. Dazu engagiert er sich zeitlebens karitativ. Ernst Schmerker wird am 22. März 90 Jahre alt. (Foto: Dirk Zengel)
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Lebenslang auf der Höhe der Zeit
MICHELSTADT - Das Eulbacher Jagdschloss in hellen Flammen – kaum ein Bild aus Südhessen hat 2018 so aufgewühlt wie das vom Großbrand an diesem Baudenkmal. Und nur wenige unvorhergesehene Ereignisse sind so früh fotografiert und so zeitig bekanntgemacht worden wie diese Feuersbrunst. Es geht eben nichts über Reaktionsschnelligkeit, Einsatzgeist und Multimedialkompetenz jugendlicher Journalisten – wie dem Berichterstatter von den Geschehnissen jenes Julitags. Der allerdings ist der wohl an Dienstund Lebensjahren älteste Echo-Mitarbeiter im gesamten Verbreitungsgebiet und vollendet am Montag, 22. März, sein 90. Lebensjahr. Alter und Jugend können eben durchaus in einer Person zusammentreffen – wenn eine positive Lebenseinstellung, gesundheitliche Disziplin und ein wenig glückliche Fügung so zusammenkommen wie bei Ernst Schmerker. Der nämlich steht – die Einschränkungen durch das Corona-Risiko einmal beiseitegelassen – heute genau so mitten im Odenwälder Leben wie schon Anfang der Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. Und dorthin gelangt er immer aufs Neue mit seinen großen Leidenschaften: dem Fotografieren und der Text- und Bildberichterstattung vom Geschehen in seiner Vaterstadt. Als Oberschüler am Michelstädter Gymnasium entdeckte Schmerker die langsam wieder erstehende Zeitungslandschaft als Möglichkeit, gleichermaßen an Geld wie an Erfüllung zu kommen, und gab Pflaster und Parkett des öffentlichen Lebens dem Vorzug gegenüber den Schulsaalböden. So wie der gebürtige Steinbacher den Journalismus fürs Echo in den Mittelpunkt seiner frühen Jahre stellte, pflegt er ihn auch im Rentenalter wieder als Hauptbeschäftigung – mit der Gunst, ihr nun allein noch der Erfüllung halber nachzugehen.
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Denn zwischen den beiden Hauptphasen publizistischen Schaffens setzte Schmerker eine Laufbahn beruflicher Erfolge, die in dieser Form wohl nur mit seiner Persönlichkeit und in der passenden Zeit denkbar waren. „Bei meiner Arbeit für die Zeitung habe ich gemerkt, wie stark sich gerade in der Nachkriegszeit die Leute von den damals noch raren Fotos faszinieren ließen“, erzählte der Freiberufler einmal. Und wie schon aus der Einträglichkeit des Jungreporterdaseins zog er auch hier seine Schlüsse: Schmerker eröffnete ein kleines Fotostudio, erst einmal, um bei seinen Terminen aufkommender Nachfrage nach kleinen Auftragsarbeiten gerecht zu werden. Wie der findige Selbstständige bald merkte, stieß er damit in einen so wachsenden und einträglichen Markt vor, dass diesem Geschäft erst einmal der Vorzug gegenüber dem Forcieren seiner BerichterstatterKarriere zu geben war. Die Verbreitung der Hobbyfotografie kam für den Gründer genau zu richtigen Zeit; aus dem kleinen Studio entwickelte sich ein ausgewachsenes Fotogeschäft jener Art, wie sie bis zur Erfindung der Digitalfotografie ihre Familien zu ernähren vermochten. Das gelang bei Schmerkers umso besser, als der Michelstädter mit seinen Schlussfolgerungen aus eigenem Erleben einen weiteren beruflichen Impuls machte: Als junger Mann ein wenig zu Wohlstand gekommen, wollte er gern etwas von Europa und der Welt kennenlernen, fand aber nicht den rechten Zugang dazu. „Da habe ich halt mein Reisebüro selbst gegründet“, pflegt Schmerker lachend zu erzählen. So sehr der Michelstädter seinen geschäftlichen Erfolg genoss, so wenig hinderte das ihn daran, den Betrieb zum richtigen Zeitpunkt in andere Hände zu geben und sich wieder verstärkt seinem journalistischen Faible zuzuwenden sowie seine karitativen Tätigkeiten zu verstärken. Die kamen der Bevölkerung über den
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untadeligen ehrenamtlichen Teil der Arbeiterwohlfahrt zugute, für die Schmerker eine Altkleiderkammer für Bedürftige mit aufbaute und dann sogar das dafür benötigte Domizil stiftete. Stets auf der Höhe der Zeit halten Schmerker heute neben dem Reporterschaffen weiter auch die anregende Gesellschaft in der Freimaurerloge „Zu den drei Sternen“. Die körperliche Fitness dazu verschafft er sich mit meist zwei Spaziergängen am Tag und, wenn es denn möglich ist, dem regelmäßigen Gang ins Fitnessstudio, wo er seit Jahrzehnten Dauergast ist. So hat sich Ernst Schmerker auch vom Verlust vieler ihm lieber Menschen nicht knicken lassen, den ein hohes Alter fast zwangsläufig mit sich bringt. Hier hilft ihm das enge Verhältnis mit Tochter Ina, als ehemalige Landärztin ihrerseits eine Berühmtheit. „Ina hat mich schon als Kind zu meinen Fototerminen begleitet, und sie ist heute weiter praktisch immer um mich“, sagt Schmerker strahlend: Beide leben zwar nicht im selben Haus, treffen sich aber zu den mit regem Austausch verbundenen Mahlzeiten.
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