Südhessen Presse-Echo.de: Im Odenwald ist der Anteil der Geringverdiener am höchsten

Page 1

06.01.23, 19:34

Mehr als 50.000 Niedriglohn-Jobs in Südhessen | Echo Online

Mehr als 50.000 Niedriglohn-Jobs in Südhessen echo-online.de/lokales/suedhessen/viele-niedriglohn-jobs-im-odenwald-2202367

Im Odenwald ist der Anteil der Geringverdiener am höchsten, in Darmstadt am niedrigsten. Kräftiger Stellenzuwachs in DarmstadtDieburg. 6. Januar 2023 – 17:56 Uhr 3 min Daniel Baczyk Südhessen. Mehr als 50.000 Menschen in Südhessen müssen in Zeiten stark steigender Preise mit einem Niedriglohn auskommen, obwohl sie in Vollzeit arbeiten. Der Anteil der Geringverdiener ist regional im Odenwaldkreis am höchsten, dort fällt mehr als jeder vierte Vollzeitbeschäftigte (25,5 Prozent) in diese Kategorie. In den Landkreisen Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau ist es etwa jeder fünfte (jeweils rund 20 Prozent). Der Kreis Bergstraße liegt mit 22,6 Prozent dazwischen, in absoluten Zahlen gibt es dort mit 14.900 die meisten Betroffenen. In der Stadt Darmstadt arbeitet nur jeder zehnte Vollzeitbeschäftigte im Niedriglohnsektor.

https://www.echo-online.de/lokales/suedhessen/viele-niedriglohn-jobs-im-odenwald-2202367

1/4


06.01.23, 19:34

Mehr als 50.000 Niedriglohn-Jobs in Südhessen | Echo Online

Gleichzeitig liegt das mittlere Monatseinkommen nur in Darmstadt oberhalb des hessischen Durchschnittswerts von 3799 Euro, dort aber deutlich: 4564 Euro beträgt in der Wissenschaftsstadt das sogenannte Medianeinkommen. Vollzeitbeschäftigte im Kreis Groß-Gerau verdienen im Mittel 3663 Euro monatlich, im Kreis Darmstadt-Dieburg sind es 3406 Euro, im Kreis Bergstraße 3321 Euro und im Odenwaldkreis 3239 Euro. Das geht aus Daten des „Faktenchecks zum Arbeitsmarkt” der Bundesagentur für Arbeit hervor. Als Niedriglohnbezieher oder „Beschäftigte im unteren Entgeltbereich” gelten nach dieser Statistik vollzeitbeschäftigte Frauen und Männer, die im Monat weniger als zwei Drittel des Medianentgelts für ganz Westdeutschland beziehen. Die Grenze zum Niedriglohnbereich liegt demnach bei maximal 2417 Euro monatlich. Hessenweit werden 16,7 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten als Geringverdiener eingestuft, für ganz Deutschland liegt der Anteil bei 18,1 Prozent. Gewerkschaftsvertreter nutzen die Zahlen der Agentur, um die Forderung nach kräftigen Lohn- und Gehaltserhöhungen zu untermauern. „In Restaurants, Hotels, Bäckereien und Metzgereien arbeiten besonders viele Menschen zu Minilöhnen. Die rasant steigenden Preise für Energie und Lebensmittel treffen sie mit voller Wucht“, erklärt Guido Noll, Geschäftsführer der Gewerkschaft NahrungGenuss-Gaststätten in der NGG-Region Darmstadt und Mainz.

Mehr Menschen in Teilzeit beschäftigt Die Datensammlung zeigt auch, dass in Südhessen in den vergangenen zehn Jahren viele neue Jobs entstanden sind. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg von 2011 bis 2021 um ziemlich genau 60.000 auf 393.000 Personen. Davon arbeiten 108.200 in Darmstadt, 99.900 im Kreis Groß-Gerau, 79.200 im Kreis DarmstadtDieburg, 77.500 im Kreis Bergstraße und 28.200 im Odenwaldkreis. Der Stellenzuwachs war in Darmstadt-Dieburg mit 32,4 Prozent am

https://www.echo-online.de/lokales/suedhessen/viele-niedriglohn-jobs-im-odenwald-2202367

2/4


06.01.23, 19:34

Mehr als 50.000 Niedriglohn-Jobs in Südhessen | Echo Online

kräftigsten, gefolgt von Darmstadt mit 29,1 Prozent; im Kreis GroßGerau fiel er mit 10,8 Prozent deutlich schwächer aus, dort drückt ohne Zweifel der Stellenabbau bei Opel auf die Statistik. In Darmstadt war 2021 allerdings auch die Arbeitslosigkeit mit 5,8 Prozent am höchsten, die Bergstraße freute sich über den niedrigsten Wert von 3,7 Prozent. Den geringsten Anteil von Langzeitarbeitslosen gab es im Kreis Groß-Gerau mit 32,7 Prozent, während im Kreis Darmstadt-Dieburg fast jeder zweite Arbeitslose - genau 46,1 Prozent als Langzeitarbeitsloser eingestuft, also seit mindestens einem Jahr auf Jobsuche war. Deutlich gestiegen ist in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Menschen, die in Teilzeit arbeiten. An der Spitze liegt hier der Kreis Darmstadt-Dieburg, wo fast jeder dritte Beschäftigte (32,9 Prozent) eine Teilzeitstelle hat. Im Kreis Groß-Gerau ist es dagegen nur gut jeder Vierte (26 Prozent), die anderen liegen dazwischen. Gewachsen ist in dem Zeitraum auch die Beschäftigungsquote unter den Frauen. In den südhessischen Kreisen und in Darmstadt gingen durchweg zwischen 55 und 58 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach; 2011 waren es nur 45 bis 50 Prozent gewesen.

https://www.echo-online.de/lokales/suedhessen/viele-niedriglohn-jobs-im-odenwald-2202367

3/4


06.01.23, 19:34

Mehr als 50.000 Niedriglohn-Jobs in Südhessen | Echo Online

In der Gastronomie gibt es besonders viele Geringverdiener. Ihnen soll ein Lohnplus helfen. (© Patrick Seeger/dpa) In der Kategorie Bildung verzeichnet der Odenwaldkreis bemerkenswerte Erfolge bei der Senkung des Anteils von Schulabgängern ohne Abschluss. 2006 hatten noch 9,5 aller Abgänger nicht einmal den Hauptschulabschluss in der Tasche; 15 Jahre später sank der Anteil auf 4,4 Prozent, das ist fast Südhessen-Spitze, nur der Kreis Bergstraße hat hier eine noch niedrigere Quote: 3,9 Prozent. Kaum überraschend ist in der Wissenschaftsstadt mit 43,5 Prozent der Anteil der Beschäftigten am größten, die einer „komplexen Tätigkeit” nachgehen. Das bedeutet, dass sie von der Bundesagentur als „Spezialisten” (mit Meister- oder Technikerausbildung, Bachelor- oder vergleichbarem Abschluss) oder „Experten” (mit mindestens vierjährigem abgeschlossenen Hochschulstudium) eingestuft werden. Die Landkreise liegen hier zwischen 20,6 Prozent (Odenwald) und 29,7 Prozent (Darmstadt-Dieburg). .

https://www.echo-online.de/lokales/suedhessen/viele-niedriglohn-jobs-im-odenwald-2202367

4/4


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.