23.4.2020
Michelstädter Fitness-Studio bietet Work-out vorm Sofa
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Donnerstag, 23.04.2020 - 03:00 Wie das Sportiol versucht, trotz Corona zu überleben / „Gerüstet auch für Wiedereröffnung“. Von Manfred Giebenhain
Fitnesskurs übers Internet: Anja Joosten, Kursleiterin bei Sportiol in Michelstadt, gibt Anleitungen im Cardio-Workout; an der Kamera Sportwissenschaftlerin Sabrina Weiß. (Foto: Manfred Giebenhain)
MICHELSTADT - Während der Einzelhandel und ausgewählte Dienstleister erste vorsichtige Schritte in Richtung Normalbetrieb unternehmen dürfen, müssen andere noch warten. Hierzu zählen Fitnessstudios. Daran hat sich auch in der sechsten Woche in Folge nichts geändert: „Auf behördliche Anweisung hat das Sportiol WellFit Studio bis auf Weiteres geschlossen.“ Was da ganz oben auf der Homepage des Michelstädter Studios geschrieben steht, bedeutet indes nicht, dass da gar nichts mehr läuft. Ganz im Gegenteil, wie drei, vier Einblicke in die Alte Koziolfabrik zeigen. Das Zauberwort heißt „Sportiolathome-Studio“, Fitness über das Internet. Das funktioniert auch im Odenwald. Davon sind Studioleiter Jochen Scharmann und sein Team überzeugt. Schließlich verstehen sie sich als „Botschafter der Gesundheit“. Scharmann lacht, aber den Vergleich findet er gar nicht so unpassend, in einer Zeit, in der eh nichts mehr so ist, wie es war: „Die Kirchen erreichen ihre Gläubigen auch online. Warum sollten nicht auch wir unsere Lebensfreude den Kunden nach Hause liefern?“
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Und so macht man das: Im Untergeschoss zeichnet die Videokamera jeden Tag ein neues Fitnessprogramm auf, das über die gängigen Social-Media-Kanäle hinaus in die Welt getragen wird. An diesem Tag steht Cardio-Workout auf dem Programm, wie die schweißtreibenden Bewegungsabläufe im Fachjargon bezeichnet werden, die Kursleiterin Anja Joosten vor laufender Kamera zeigt. Für Scharmann zählt zuerst, dass möglichst viele der rund 1200 Mitglieder sich von dem Online-Angebot angesprochen fühlen. In Zeiten der Corona-Pandemie bilden sie das Kapital des Studios. Um dieses zu sichern, hat sich das Team einiges einfallen lassen. „Wir investieren jetzt in die Zeit nach der Wiedereröffnung“, sagt auch Diplom-Sportwissenschaftler Marco Beutler, der den Trainingsbereich leitet. Kein Mitglied soll durch die Schließung einen Nachteil erfahren und daher für sein Geld eine Gegenleistung erhalten. Unter dem Stichwort „Trainingsgutschein“ wird, abhängig von der Dauer der verordneten Schließung, ein Guthaben angehäuft, das später eingelöst werden kann – wahlweise auf dem SportiolKonto, durch Besuche in der angeschlossenen Sauna, als beitragsfreie Verlängerung der Vertragslaufzeit oder auch in Form eines Geschenkgutscheins an Dritte. Auf einen nicht näher definierten sechsstelligen Betrag wird sich diese Art von Darlehen anhäufen, schätzt Scharmann, sollte sich bis Mitte Mai nichts Grundsätzliches ändern. „Die Masse unserer Kunden zahlt aus Solidarität weiter“, zollt er den Mitgliedern Respekt und bedankt sich dafür bei ihnen. Unterdessen laufen die Online-Kurse weiter, gibt es Vorträge über Krafttraining, werden Trainingspläne für das Fitnessprogramm zuhause angeboten. An Ideen fehlt es dem Team nicht, das aus neun Festangestellten, sechs Aushilfen und elf Honorarkräften besteht. Jeden Montag trifft man sich zur Lagebesprechung und entscheidet neu, ob und wie man an der Überlebensstrategie etwas ändert. Aber jegliche auf digitalem Weg transportierte Kreativität kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor der Corona-Krise rund 350 Fitness-Interessierte jeden Tag hier ein- und ausgegangen sind. „Alle Internetkanäle können die zuvor entstandenen sozialen Kontakte niemals ersetzen“, weiß auch Scharmann und arbeitet daher auch am Plan B. „Wer uns jetzt unterstützt, kann davon ausgehen, dass er das Studio wieder so vorfinden wird, wie er es gewohnt ist“, lautet sein Versprechen. Und dafür sieht er das Unternehmen gut gerüstet. „Der Einsatz von Desinfektionsmitteln in allen Trainingsbereichen ist seit zwei Jahren Standard hier, und die Geräte lassen wir regelmäßig von einer Fachfirma reinigen“, so Scharmann. Der Zugang erfolgt per Check-in, also kontaktlos, und sollten auf Dauer größere Abstände zueinander geboten sein, werden beim Zirkeltraining jedes zweite Gerät ausgespart und die Anzahl der Teilnehmer pro Kurs verkleinert. Platz dafür ist auch: Verteilt auf drei Ebenen, stehen 3000 Quadratmeter zur Verfügung.
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