21.9.2020
Michelstädter SPD schickt Roger Tietz ins Rennen
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Montag, 21.09.2020 - 03:00 Damit werden mindestens drei Bewerber bei Bürgermeisterwahl kandidieren. Ein Mann nicht nur der Theaterszene. Von Manfred Giebenhain
Der dritte im Kandidaten-Rund: Roger Tietz (61), kürzlich erst der SPD beigetreten, ist von ebendieser Partei als Kandidat zur BürgermeisterDirektwahl am 14. März 2021 in Michelstadt nominiert worden. (Foto: Manfred Giebenhain)
MICHELSTADT - Auf die Frage nach der künftigen Besetzung des Michelstädter Bürgermeisteramts hat nun auch die stärkste politische Kraft im Stadtparlament reagiert: Die SPD schlägt den 61 Jahre alten Roger Tietz für das Amt vor, das nach dem Verzicht von Amtsinhaber Stephan Kelbert (53/parteilos) auf eine weitere Kandidatur im Jahr 2021 neu zu besetzen ist. https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/michelstadter-spd-schickt-roger-tietz-ins-rennen_22289346
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Den entsprechenden Beschluss der Delegiertenversammlung vom Vortag, bei der Tietz mit 82,4 Prozent nominiert wurde, haben die Sozialdemokraten am Sonntag beim Besuch ihrer Landesvorsitzenden Nancy Faeser in Michelstadt publik gemacht. Der Gast aus Hofheim am Taunus und die Bevölkerung wurden von Jutta Emig, einer der drei Ortsvereinsvorsitzenden, auf dem Marktplatz begrüßt. Mit ihrer Entscheidung setzt die Michelstädter SPD auf einen Kandidaten, der bisher zwar außerhalb der kommunalpolitischen Gremien steht, dafür aber im gesellschaftlichen Leben des Städtchens und der Region umso mehr zu Hause ist. Vor Jahrzehnten in Michelstadt ansässig geworden, hat der gelernte Zimmermann nicht nur über sein im Team geführtes Handwerksunternehmen, die Zimmerei Baulust Segati (Brombachtal), sondern auch mit seinem kulturellen Engagement Bekanntheit erlangt: Mit der Gruppe „Spiellust“ bereichert Roger Tietz seit geraumer Zeit die Theaterszene im Odenwald und vertritt das Genre auch in der Öffentlichkeit. Zudem engagiert sich der Bewerber unter anderem in den Arbeitskreisen der lokalen Citta-Slow-Bewegung, und auf ganz bodenständigem Terrain basiert seine rund 20 Jahre währende Mitgliedschaft im örtlichen Geflügelzuchtverein. „Im Laufe meines Lebens habe ich einige Illusionen verloren, aber meine Träume und Ideale behalten. Ein Bürgermeister muss Brückenbauer zwischen den verschiedenen Kulturen und Gruppen sein. Dazu muss man sich aber auch für diese ganzen Gruppen interessieren und das nicht nur in Wahlkampfzeiten“, nennt Tietz eines seiner Themenfelder.
BISHER DREI BEWERBER Roger Tietz wurde als Sohn deutscher Eltern im kanadischen Calgary geboren. Als er sechs Jahre alt war, siedelte die Familie nach Deutschland über, wo der Junge in Braunschweig eingeschult wurde und eine Lehre als Dachdecker absolvierte. Auf seiner Wanderschaft als Zimmerer-Geselle führten ihn seine Wege in den Odenwald, wo er
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seine spätere Ehefrau Theresa kennenlernte und sich als Zimmermann niederließ. Der SPD trat Tietz im August bei. Außer ihm haben bisher Sandra Allmann (30 / CDU) und Tobias Robischon (56 / ÜWG) ihre Kandidaturen bei der Bürgermeister-Direktwahl am 14. März 2021 erklärt. (mg) Als Sohn deutscher Eltern, der in Kanada geboren wurde („Ich bin Doppelstaatler“), will er stärker auf die Bevölkerungsentwicklung schauen und reagieren: „Wenn in einer Stadt wie Michelstadt 30 Prozent der Einwohner – und bei den Kindern sogar 50 Prozent – einen Migrationshintergrund haben, macht es doch Sinn, wenn der Bürgermeister diese Menschen versteht.“ Anders als mit hergebrachten ordnungspolitischen Mitteln in Form von Stadtpolizei oder privaten Sicherheitsdiensten strebt Tietz im Umgang mit auffälligen Jugendlichen „einen Weg über performative und partizipative Kunstformen“ an. Geschehen könne dies in Form von „gemeinsamen Aktionen und Teilen von Erleben und Erfahrungen der verschiedenen Gruppen“, beispielsweise durch ein Streetfood Market, an dem verschiedene Bevölkerungsgruppen sich mit Einheimischen über ihre Esskultur austauschten. Einen kritischen Blick wirft der Bewerber auch auf Stadtbild und Infrastruktur: „Wenn ich mich in Michelstadt umschaue oder wenn ich mit dem Hänger durch die Straßen fahre, kann ich sehen, fühlen und hören, dass wir einen Investitionsstau haben. Dafür sind wir schuldenfrei. Aber es gibt bei den Zimmerleuten das Sprichwort: Wer die Häuser verfallen lässt, versucht die Ruinen zu erhalten.“ Es sei eben „manchmal an der falschen Stelle gespart“ worden. Als Beispiel nannte Tietz „den Verfall der Odenwaldhalle“.
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