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Michelstadt trauert um Rüdeger von Lutzau
Michelstadt trauert um Rüdeger von Lutzau echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/michelstadt-trauert-um-rudeger-vonlutzau_24228683 3. August 2021
Dienstag, 03.08.2021 - 14:33 Im Odenwald ist Rüdeger von Lutzau gestorben. Mit seiner Frau Gabriele steht er für die Terror-Erfahrung von 1977. Doch die Michelstädter kannten ihn vor allem als Bürgerfreund.
Von Gerhard Grünewald Redaktionsleiter Odenwälder Echo
Rüdeger von Lutzau, hier mit der Einhardsbasilika als Wahrzeichen seines Heimatorts Steinbach, ist nun im Alter von 70 Jahren überraschend gestorben. (Archivfoto: Manfred Giebenhain)
MICHELSTADT - Ihr Erleben und Handeln als Stewardess des 1977 von einem Terrorkommando nach Mogadischu entführten Ferienfliegers „Landshut“ hat Gabriele von Lutzau (66) einen Platz in der deutschen Zeitgeschichte eingetragen, der für die Odenwälderin mit bis heute anhaltender öffentlicher Aufmerksamkeit einhergeht. Dabei gehört zur Vita der in die Kunst gewechselten früheren Flugbegleiterin ebenso die Verbundenheit mit Michelstadt und Steinbach, die vor allem ihr Ehemann lebte. Nun ist Rüdeger von Lutzau mit 70 Jahren nach einer Herzschwäche plötzlich gestorben – und bleibt unabhängig
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Michelstadt trauert um Rüdeger von Lutzau
von der Familiengeschichte als Verkörperung praktizierten Bürgersinns und lokaler Freundschaft im Gedächtnis. Schon zu seiner aktiven Zeit als Pilot gern mit den und für die Steinbacher unterwegs, hatte von Lutzau seinen lokalen Einsatz mit dem Eintritt in den Ruhestand weiter verstärkt und gerade an der Grenze zum achten Lebensjahrzehnt zu einem Höhenflug angesetzt. So hatte er infolge der Kommunalwahl erst vor wenigen Monaten die Aufgabe des Ortsvorstehers von Steinbach und als Stadtverordneter die Führung des Kultur- und TourismusAusschusses übernommen. Engagiert hatte sich der langjährige Protagonist der Überparteilichen Wählergemeinschaft Michelstadts in Stadtparlament und Ortsbeirat schon seit 2016 und 2011, noch lieber aber packte er mit unmittelbar sichtbarem Ergebnis für Stadt, Ort und Bürgerschaft ein. So war von Lutzau zuletzt erst Mitte Juli an der Wiederherstellung der beliebten Saubuchenhütte beteiligt: „Rüdeger von Lutzau konnte gut mit den Leuten“, fasst der gut mit ihm bekannte künftige Michelstädter Bürgermeister Tobias Robischon zusammen. „Und das beruhte auf seiner offenen, den Menschen zugewandten Art.“
Befreiung von Geiseln in Somalia Seinerzeit noch als Freund der damaligen Gabriele Dillmann, war auch Rüdeger von Lutzau dicht am dramatischen Geschehen um die „Landshut“ dran: Als CoPilot an der Beförderung des Sonderkommandos GSG 9 nach Mogadischu beteiligt, dem unmittelbar darauf die Befreiung der Geiseln gelingen sollte, konnte er seine spätere Frau noch in der somalischen Hauptstadt in die Arme schließen. Schon wenig später heirateten die beiden und nahmen sich nach der Geburt des ersten von zwei Kindern mit dem Bau eines Eigenheims Steinbach zum Familiensitz. „Als gebürtige Höchsterin habe ich in meiner Kindheit Michelstadt stets als die Stadt angesehen“, erzählt Gabriele von Lutzau. „Und da wollte ich hin.“ Mehr als vierzig Jahre lang lebten die von Lutzaus gemeinsam in Steinbach – als Ehepaar und Familie, aber auch lange als erfolgreiche Berufstätige: Während Gabriele von Lutzau nach den Erlebnissen in der „Landshut“ der Luftfahrt den Rücken kehrte und als freie Künstlerin Karriere machte, flog Rüdeger von Lutzau bis zum Renteneintritt weiter. „Und den Piloten merkte man ihm auch in Politik und Freizeit an“, ergänzt Kenner Tobias Robischon: „Exakt in der Vorbereitung, zielgerichtet in der Ausführung – und immer darauf bedacht, im Notfall einen funktionierenden Plan zu haben.“ Für Rüdeger von Lutzaus Leben hat es den nun zur Trauer vieler nicht mehr gegeben.
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