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Michelstadt vor der Entscheidung: Wer darf die Kette tragen?
Michelstadt vor der Entscheidung: Wer darf die Kette tragen? echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/michelstadt-vor-der-entscheidung-wer-darf-die-kettetragen_23489350 9. April 2021
Gelangt die Christdemokratin Sandra Allmann oder der Überparteiliche Tobias Robischon ins Bürgermeisteramt von Michelstadt? Diese Frage beantworten am Sonntag die Wähler.
Von Gerhard Grünewald Redaktionsleiter Odenwälder Echo
Nach der Amtskette des Michelstädter Bürgermeisters greifen bei der Stichabstimmung zur Entscheidung der Direktwahl am Sonntag Sandra Allmann und Tobias Robischon. Foto: Dirk Zengel https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/michelstadt/michelstadt-vor-der-entscheidung-wer-darf-die-kette-tragen_23489350
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Michelstadt vor der Entscheidung: Wer darf die Kette tragen?
MICHELSTADT - Bleibt das Bürgermeisteramt der größten Stadt im Odenwaldkreis eine Domäne von Männern ohne Parteibuch oder vollziehen sich an ihm mit der Vergabe an eine Frau und in Unionshand gleich zwei Premieren? Diese Frage beantworten am 11. April die Michelstädter, indem sie mehrheitlich entweder für den Überparteilichen Tobias Robischon oder die Christdemokratin Sandra Allmann stimmen. Getroffen wird damit auch eine Entscheidung zwischen den Generationen, denn die 31 Jahre alte Stimmenbeste des ersten Wahlgangs ist ein gutes Vierteljahrhundert jünger als der 57-jährige Mitbewerber. Zur Abstimmung aufgerufen sind am Sonntag noch einmal rund 12 500 Bürger, von denen 56,9 Prozent vor vier Wochen gewählt und dabei eine Vorauswahl getroffen haben. Diese fiel zugunsten Allmanns und Robischons aus, ohne dass hier oder da jene absolute Mehrheit in Greifweite rückte, die Hessens Gemeindeordnung zur Voraussetzung für die Erlangung des Bürgermeisteramts macht. Als für eine sofortige Entscheidung zu vielzählig und attraktiv erwies sich damit das ursprüngliche Gesamtaufkommen an Bewerbungen. Wie berichtet, strebten fünf Kandidaten nach der Bürgermeisterstelle, von denen im ersten Durchgang keiner unter der Zehn-Prozent-Hürde blieb: Vor dem parteilosen Dirk Freitag (10,9) und dem Grünen Jonas Schönefeld (12,9) machte dabei vor allem der Sozialdemokrat Roger Tietz den letztlich erfolgreichen Mitbewerbern viele Stimmen streitig: Der Zimmerermeister und Kulturschaffende sammelte 1621 Stimmen (22,9 Prozent) und wäre damit um ein Haar anstelle von Tobias Robischon in die Stichwahl vorgedrungen. Dessen 24,2 Prozent entsprechen einem Abstand von gerade mal 92 Stimmen zu Tietz. Fotos
Tobias Robischon. Foto: Barbara Hawlitzki
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Nach der Amtskette des Michelstädter Bürgermeisters greifen bei der Stichabstimmung zur Entscheidung der Direktwahl am Sonntag Sandra Allmann und Tobias Robischon. Foto: Dirk Zengel
Sandra Allmann. Foto: Christian Stommel Deutlicher auf Distanz zum ersten Verliererplatz hielt sich hier als Stimmenbeste Sandra Allmann mit 2072 Voten und 29,2 Prozent, was angesichts der Gesamtkonstellation aber nicht als Richtungsanzeiger für den Ausgang der Wahl ausreicht. Zu wenig lässt sich absehen, zu wem die Wähler von Tietz, Schönefeld und Robischon in der Mehrzahl tendieren und zu welchem Anteil sie überhaupt noch einmal zur Wahl gehen. Und offen bleibt auch, was Wahlaufrufe wie jener der SPD und ihres Kandidaten zugunsten von Robischon bewirken können und inwiefern die Zuspitzung der Konkurrenz auf zwei Persönlichkeiten und Politikentwürfe noch einmal Wähler mobilisiert, die im ersten Durchgang nicht zur Stimmabgabe schritten.
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WAHLINFOS Über den Ausgang der Michelstädter Bürgermeister-Stichwahl können sich Interessenten schon im Verlauf des Wahlabends bei www.echo-online.de informieren. Außerdem schaltet die Stadt Michelstadt über ihre Homepage einen Ergebnis-Liveticker: michelstadt.de, Rubrik Rathaus, Unterrubrik Politik, Thema Wahlen. (gg) So offen das Ergebnis bleibt, so sicher aber wird mit dem zweiten Wahlgang eine Entscheidung herbeigeführt. Denn in einem Zweierfeld entfällt zwangsläufig auf einen der Beteiligten die erforderliche absolute Mehrheit - bis auf einen einzigen unwahrscheinlichen Fall, nämlich den der Stimmengleichheit. Für den aber sieht die Hessische Gemeindeordnung keine weitere Abstimmung, sondern die Vergabe der Stelle per Losentscheid vor. Wer die Wahl wie auch immer gewinnt, hat dann noch rund fünf Monate Zeit, sich auf seine Aufgabe vorzubereiten. Denn der Amtsantritt erfolgt unmittelbar nach Ende der Regierungszeit des parteilosen Amtsinhabers Stephan Kelbert am 16. September. Wie vielfach berichtet, hatte der inzwischen 54 Jahre alte Bürgermeister frühzeitig seinen freiwilligen Verzicht auf eine dritte Amtszeit signalisiert und nicht mehr kandidiert. Der Umwelt-Ingenieur strebt nach zwölf Jahren an der Spitze Michelstadts zurück in ein klassisches Berufsleben. Kelbert hatte es 2009 in einer ähnlichen Konstellation mit allerdings nur vier statt fünf Bewerbern geschafft, gleich im ersten Wahlgang 52,7 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinigen. Sechs Jahre später setzte er sich bei seiner Wiederwahl mit 81,4 Prozent gegen den ebenfalls parteilosen, aber von der CDU unterstützten Carsten Stein durch. Nach Kelbert wird in Michelstadt erst der fünfte Nachkriegs-Bürgermeister sein Amt antreten, was vor allem am langen Atem seiner beiden Vorgänger liegt: Erwin Hasenzahl (ÜWG) regierte von 1954 bis 1979, Reinhold Ruhr (ebenfalls ÜWG) von 1979 bis 2009. Den Anfang hatte nach dem Zweiten Weltkrieg der Sozialdemokrat Adam Wöber gemacht, der von 1946 bis 1954 amtierte.
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