„Herzblut“ oder „Halbherzige Halbtagsstelle“? Über Michelstadts Gewerbemanagerin Jenny Hachmeister

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31.7.2019

Michelstadts Gewerbemanagerin: „Da steckt viel Herzblut drin“

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Außergewöhnliche und einzigartige Produkte und Dienstleistungen, engagierte Inhaber: Jenny Hachtmeister sieht viel Potential im Städtchen. Aber auch einige Baustellen.

Ansprechpartner für Geschäftsleute: Michelstadt hat seit Anfang Mai eine Gewerbemanagerin. Jenny Hachmeister kennt die Branche und wohnt selbst in der Altstadt. Foto: Manfred Giebenhain MICHELSTADT - Mit einer hauptamtlich besetzten Stelle im Gewerbemanagement ist der Gewerbeverein Michelstadt neue Wege gegangen. Die Wahl fiel auf Jenny Hachmeister (39), die Anfang Mai ihre Arbeit als Gewerbemanagerin aufgenommen hat. Diese Stelle hat es vorher nicht gegeben. Sie ist Ergebnis eines zweijährigen Austausch- und Verhandlungsprozesses zwischen Stadt und Verein mit dem Ziel, den Einzelhandel zu fördern und mit einem Ansprechpartner das ortsansässige Gewerbe zu betreuen und zu unterstützen. Hierfür stellt die Stadt, zunächst befristet auf zwei Jahre, jährlich 50 000 Euro bereit. Organisatorisch ist der Arbeitsplatz ins städtische Kulturamt integriert.

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Anstellungsträger ist der Gewerbeverein; direkter Dienstherr dessen geschäftsführender Vorstand. Mit 110 Mitgliedern bildet der Gewerbeverein 90 Prozent der Ladengeschäfte in der Innenstadt ab. Frau Hachmeister, bald sind Sie 100 Tage Gewerbemanagerin von Michelstadt. In Ihrer Stellenbeschreibung steht, dass Sie zentrale Ansprechpartnerin für ansässige und ansiedlungswillige Unternehmen sind, die Standortattraktivität steigern und sich ums Leerstandsmanagement kümmern sollen, um nur einige Aufgaben zu nennen. Wo fängt man da an, was muss warten? Als Basis ist es generell wichtig, erst mal viel zu wissen. Aus diesem Grund habe ich mir eine Frageliste zur Bestandsaufnahme überlegt, die verschiedene Themen abbildet und mir eine Grundlage schaffen soll, Michelstadts Gewerbe sehr gut kennenzulernen. Schwerpunkte bilden die Punkte Sortiment, Zielgruppe, Nachfolgeregelung, Online-Aktivitäten, ebenso geht es um Öffnungszeiten und das Dauer-Thema „Autos in der Stadt“. Wünsche und Ideen sammle ich dabei auch.

Der stationäre Einzelhandel hat es nicht leicht. Deshalb setzt man in Michelstadt auch mal auf ungewöhnliche Aktionen. So wie hier im April 2018 beim Verbot der „Landpartie“, als mehrere Geschäftsleute ihre Schaufenster aus Protest gegen die verhinderte Sonntags-Öffnung schwarz verhüllten. Abhilfe ermöglichen soll nun auch eine Gewerbemanagerin. Archivfoto: Manfred Giebenhain

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Ansprechpartner für Geschäftsleute: Michelstadt hat seit Anfang Mai eine Gewerbemanagerin. Jenny Hachmeister kennt die Branche und wohnt selbst in der Altstadt. Foto: Manfred Giebenhain Wann wird die Umfrage beendet sein und wann ist mit Ergebnissen zu rechnen? Es dauert tatsächlich länger, als ich ursprünglich dachte. Ich möchte aber auch mit jedem persönlich sprechen. Nur so kann ich auch nachfragen oder auf bestimmte Besonderheiten eingehen und wirklich hinhören. Hinsichtlich der darauf basierenden Konzepte soll die Umfrage am besten noch vor Ende des Jahres beendet und ausgewertet sein. Was ist Ihnen bei den Besuchen und der Umfrage aufgefallen? Dass wir in Michelstadt sehr viele inhabergeführte Geschäfte haben, ist unglaublich positiv für die Art des Verkaufens. Man merkt das Herzblut, das in die Unternehmung gesteckt wird. Das ist etwas, was Michelstadt auch als Cittaslow-Mitglied zugutekommt, macht es jedoch auch schwieriger, einheitliche Öffnungszeiten anzubieten. Es werden in Michelstadt außergewöhnliche und einzigartige Produkte und Dienstleistungen angeboten, die sicherlich zu wenig wahrgenommen werden – in der Bevölkerung und von Gästen. Zum Beispiel sind nachhaltige und regionale Produkte der jüngeren Generationen unglaublich wichtig.

ZUR PERSON

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Jenny Hachmeister hat eine klassische Ausbildung im Einzelhandel absolviert, als Handelsfachwirtin und studierte Betriebswirtin kennt sie sich in der Branche gut aus. Zuletzt arbeitete die 39-Jährige unter anderem in der Deutschland-Zentrale von Amazon in München – als Sales Managerin im Einkauf. Hachmeister wuchs in Erbach auf und wohnt in der Michelstädter Altstadt. Zuletzt hat sie auch als Beisitzerin im Vorstand des Gewerbevereins mitgearbeitet. Seit 1. Mai ist sie mit einer Halbtagsstelle Gewerbemanagerin der größten Stadt im Odenwaldkreis. (big/mg) Und die Kehrseite: Was finden Sie über bestehende und drohende Leerstände heraus? Ich habe Zahlen von der Stadt bekommen aus 2018, da liegt Michelstadt im deutschen Durchschnitt, eher sogar darunter. In den letzten drei Monaten hat sich an der aktuellen Lage nicht viel verändert. Ich stehe allerdings mit den meisten Vermietern in Kontakt und vermittle als kurzfristige Maßnahme, versende Angebote und Gesuche im Newsletter. Langfristig steht ein Konzept – wir nennen es „Freiraum für Neues“ statt „Leerstandsmanagement“ – auf dem Plan. Als Basis dient auch hier die Bestandsaufnahme, so etwa für die Frage „Was fehlt in Michelstadt?“ Was nehmen Sie noch aus den Besuchen und Umfragen mit? Es kommen auch viele Ideen und Verbesserungsvorschläge auf den Tisch. Manche recht vage, manche konkreter. Klar kann man nicht allem auf einmal nachgehen, sonst verzettelt man sich. Konkretere Ideen besprechen wir im Vorstand und beraten, wie wir vorgehen wollen und können. Kommen wir zu Veranstaltungen und Ihren ersten Erfahrungen mit solchen Angeboten. Mit „Yoga im Stadtgarten“ tragen wir seit Anfang Juni an jedem Samstagmorgen erkennbar zur Belebung der Altstadt bei. Zwischen 80 und 120 Personen kommen zum Yoga. Einige von ihnen bummeln anschließend durch die Altstadt, gehen in Cafés und Läden. Die Rückmeldungen von Geschäften sind durchweg positiv, auch wenn ich es

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nicht in Euro ausdrücken kann. Kommen Sie mal vorbei – nach einer Stunde Bewegung mit Vogelgezwitscher fühlt man sich richtig gut. Wir bedanken uns bei den Sponsoren und allen, die zum Gelingen beitragen. Am 1. August wird mit „Diner en blanc“ eine weitere neue Veranstaltung in der Altstadt steigen. Auch zum Altstadtfest am dritten Augustwochenende hat der Gewerbeverein sich etwas Neues einfallen lassen? Die Vorbereitungen laufen bereits. In diesem Jahr werden wir das beliebte Fest auf den gesamten gepflasterten Bereich erweitern. Unser Ziel ist es, die Altstadt zu einem „Schlemmerviertel“ für alle Sinne zu gestalten, mit Leckereien, Musik, tollen Produkten und Kinderattraktionen. Michelstadt ist vielfältig und heimatverbunden: Wir möchten bewusst regionale Anbieter fördern. Aus diesem Grund werden alle Stände aus dem Odenwaldkreis sein. Als Sie im Mai mit Ihrer Arbeit begonnen haben, hieß es, dass zu Ihren Aufgaben auch die enge Zusammenarbeit mit Partnern aus Tourismus, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zählt. Wie sind Sie mit der Vernetzung vorangekommen? Meines Erachtens funktioniert dies sehr gut, das trifft auch auf das Kulturamt oder das Ordnungsamt zu. Wir stehen auch mit Erbach und anderen Gewerbevereinen im Austausch. Letztlich haben doch alle – ob Stadt, Gewerbetreibende, Anwohner und Vermieter – das gleiche Ziel: In einer attraktiven Stadt zu leben und zu arbeiten. Deshalb ist mir eine gute Kommunikation wichtig. Kritik und Diskussion gehören natürlich zum wertvollen und erfolgreichen Austausch dazu, doch nur gemeinsam können wir uns den Herausforderungen der Zukunft stellen. Das Interview führte Manfred Giebenhain

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