11.11.2020
Odenwälder Wirte im Lockdown: „Wir hängen in der Luft“
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Gastronomen in der Region versuchen, sich mit den coronabedingten Vorgaben zu arrangieren. Allerdings haben sie von der großen Politik bisher nur Ankündigungen gehört.
Von Jörg Schwinn Lokalredakteur Odenwälder Echo
Koch Darius Reinig und das Team des Gasthauses „Zur Linde“ in Fränkisch-Crumbach bieten Essen zum Abholen an. (Foto: Dirk Zengel)
ODENWALDKREIS - Das Restaurant Forsthaus Eulbach punktet natürlich in erster Linie mit seinem Essen, in normalen Zeiten aber eben auch mit seiner Lage: zwar direkt neben der Bundesstraße 47, aber dennoch idyllisch mitten im Wald. Mindestens eine Viertelstunde dauert die Fahrt von Bad König, dem Raum Erbach/Michelstadt oder dem bayerischen Amorbach, das momentan allerdings baustellenbedingt nur über Umwege zu erreichen ist. https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/odenwalder-wirte-im-lockdown-wir-hangen-in-der-luft_22553889
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Keine idealen Voraussetzungen also, um Speisen zum Abholen anzubieten – doch genau tut das Forsthaus-Team in diesem zweiten Lockdown wieder. Jahreszeitgerecht kann sogar eine ganze Gans bestellt werden, die der Gast dann bestens verpackt in einer Thermobox mit nach Hause nehmen kann. Im Frühjahr, bei der ersten corona-bedingten Zwangspause des Betriebs, kam das Angebot trotz der weiten Wege recht gut an, berichtet Inhaberin Martina Renner. Sogar aus Aschaffenburg reiste ein Gast an, der dann gleich in seinem Wohnmobil auf dem Parkplatz speiste. Ein schöne Anekdote zum Außerhaus-Geschäft, das ansonsten „mal mehr, mal weniger“ gut läuft und natürlich nicht den gewohnten Umsatz bringt, aber eben auch der Kontaktpflege zu den Gästen dient. „Was uns diesen Monat erwartet, wissen wir nicht“, sagt Renner – und hat dabei auch die bisher ungeklärten Bedingungen für die angekündigte staatliche Unterstützung im Blick: „Wir hängen da in der Luft.“ Umso wichtiger wäre es, dass es tatsächlich bei einem Monat Lockdown bleibt: „Wir hoffen auf eine Wiedereröffnung im Dezember“, sagt die Gastronomin.
ÜBERBLICK Die Städte Erbach und Michelstadt bietet im Internet einen kompakten Überblick über gastronomische Betriebe, aber auch Caterer und Metzgereien, die ihre Speisen per Lieferung oder Abholung anbieten. Diese Informationen finden sich auf www.erbachsolidarisch.de sowie auf www.michelstadt.de/tourismus-kultur, außerdem auf Facebook. (jös) Diese beiden Punkte bewegen auch Armin Treusch, der nicht nur gemeinsam mit seinem Sohn den „Schwanen“ in Reichelsheim führt, sondern auch Vorsitzender des Odenwälder Kreisverbands im Hotel- und Gastronomieverband Dehoga ist. Im eigenen Haus und bei den – in der aktuellen Lage allerdings begrenzten – Kontakten mit Kollegen erlebt er, dass mit Blick auf die versprochene staatliche Hilfe noch viele Fragen offen sind: „Bisher weiß keiner, wie mit der Situation umzugehen ist.“ Sollte man beispielsweise Personal in Kurzarbeit schicken oder lieber nicht: Alles noch nicht geklärt und deswegen eine unsichere Lage nicht nur für die Wirte selbst, sondern vor allem auch für die Mitarbeiter, sagt Treusch. Von den in der Gastronomie verbreitet eingesetzten Mini-Jobbern ganz zu schweigen. In seinem Lokal gibt es eine Karte, die extra aufs Abholgeschäft ausgelegt ist. Dieses erfordert allerdings einiges an Flexibilität, sagt Treusch und berichtet von einer beträchtlichen Spanne zwischen „fünf und 30 Essen“, die pro Tag verkauft https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/odenwalder-wirte-im-lockdown-wir-hangen-in-der-luft_22553889
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werden. Auch bei ihm können Gäste eine komplette zubereitete Gans mitnehmen. Nicht so leicht umsetzen ließen sich aber andere spezielle Angebote wie etwa die Trüffel-Aktion, die jetzt eigentlich im „Schwanen“ liefe. Denn schließlich kämen viele Gäste ja auch wegen des Ambientes in die klassischen Restaurants und wollten dort einen besonderen Abend verbringen. Insofern täten sich diese Häuser mit dem Abhol- oder Liefergeschäft schwerer als beispielsweise Pizzerien, „bei denen das zum etablierten Angebot gehört“. Und auch Treusch ergänzt, wie wichtig es wäre, dass nicht das ganze Weihnachtsgeschäft ausfällt. Das ist zwar ohnehin kompliziert in diesem Jahr, weil keine größeren Gruppen bewirtet werden können, stellt aber dennoch eine wichtige Einnahmequelle für die Lokale dar. Im Gasthaus „Zur Linde“ in Fränkisch-Crumbach hat Inhaber Thomas Horn sein Angebot erst mal sogar ausgeweitet: Von dienstags bis sonntags gibt es Mittag- und Abendessen zum Mitnehmen, beim ersten Lockdown hatte er sich auf die Wochenenden konzentriert. Ob die Neuerung ankommt und Umsatz bringt, kann er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen, sagt Horn. Doch er möchte zum einen seinen Gäste „einfach diese Möglichkeit bieten“. Zum anderen versteht er das auch als Zeichen an seine festangestellten Mitarbeiter. Er selbst habe den Vorteil, dass er für sein Lokal keine Pacht zahlen müsse, so der Wirt. Auch deswegen tue er sich wohl ein bisschen leichter mit der Entscheidung der Politik in Sachen Schließungen. Angesichts der stark steigenden Corona-Zahlen „musste etwas gemacht werden. Wir müssen jetzt akzeptieren, dass es so ist, wie es ist.“ Das freilich ist nicht einfach, wenn „die Kosten höher sind als die Einnahmen“: Dies berichtet Ursula Paulus nach den ersten beiden Tagen Liefer- und Abholservice im Steinbacher Lokal „Zur Gerste“, das Mann und Sohn führen. Auch sie beklagt fehlende Informationen aus der Politik: Führen solche Verluste möglicherweise dazu, dass der angekündigte 75-Prozent-Zuschuss geringer ausfällt? Das müsste man schon wissen, um nicht am Ende „doppelt bestraft“ zu sein, verdeutlicht sie bestehende Unsicherheiten. Ort Hessen Odenwald Odenwaldkreis
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