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Odenwaldkreis. Schüler kämpfen um einen beliebten Lehrer. In einem Sommer, in dem es generell viel zu heiß und trocken ist, wird der Nahverkehr (wieder-) entdeckt und immerhin günstiger – im Gegensatz zu fast allem anderen. Das fertig modernisierte Kreiskrankenhaus bleibt trotzdem eine Baustelle. Und dann wird auch noch der Gänsebraten zu Weihnachten teurer. Große und kleine Geschichten aus dem Odenwaldkreis, die der Redaktion aus dem Jahr 2022 in Erinnerung geblieben sind.
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30.12.22, 23:03
Odenwald: Das war 2022, das wird 2023! | Echo Online
Von Lars Leitsch Rückblick: 2022 liegt hinter uns und mit ihm ein Jahr, in dem das Wetter immer wieder die Schlagzeilen prägte. Angefangen mit den Stürmen Ylenia und Zeynep, die Spuren im Odenwald hinterließen, sollten Extremwetterereignisse regelmäßig den Alltag bestimmen. So sorgte etwa im April starker Schneefall für Chaos und Feuerwehreinsätze, von dem auch der Bahnverkehr betroffen war. Vereinzelt ging es auch auf den Straßen nicht weiter, die Räumdienste waren im Dauereinsatz. In Oberzent kam es gar zu Stromausfällen. Doch auch der Sommer sollte die Einsatzkräfte auf Trab halten. So ließ ein Mini-Tornado in Michelstadt und Steinbach im Juli Bäume umkippen. Vor allem aber die hohen Temperaturen waren Dauerthema. Zahllose Waldbrände wüteten in Südhessen, auch im Odenwald galt höchste Alarmbereitschaft. Über Monate regnete es nicht ausreichend, und der Grundwasserspiegel sank immer weiter ab. 2022 war im Odenwald gar der trockenste Sommer seit 30 Jahren. Das Thema „Wasser sparen“ war wohl noch nie so aktuell wie vergangenes Jahr. Juni, Juli und August werden auch im Odenwald als Hitze- und Dürresommer in Erinnerung bleiben.
Odenwaldkreis: Der trockenste Sommer seit 30 Jahren Schneechaos im Odenwald und an der Bergstraße Trockenheit und Hitze erhöhen Brandgefahr im Odenwald
Ausblick: Mit Wetteraussichten ist es ja immer so eine Sache. Häufig liegen Meteorologen schon beim Wetter in einer Woche daneben. Das Wetter folgt eben keinen Regeln und lässt sich nicht bändigen. Und doch ist davon auszugehen, dass auch im kommenden Jahr das Wetter wieder eine entscheidende und einschneidende Rolle spielen wird. Denn der Trend ist eindeutig: Es wird wärmer. Der Klimawandel ist in vollem Gange und mit ihm werden auch Extremwetterereignisse wie Stürme oder Trockenheit wahrscheinlicher.
Zeynep hinterlässt Spuren im Odenwaldkreis
Wetterkapriolen im Odenwald: „Das war ein Mini-Tornado“
Von9auf49Euro:ÖPNVimUmbruch
Das Neun-Euro-Ticket erfreute sich im Odenwaldkreis großer Beliebtheit – vor allem die Odenwaldbahn wurde rege genutzt. (© Archivfoto: Dirk Zengel)
Von Niklas Allmrodt Rückblick: Ein Jahr, in dem der ÖPNV nicht nur wegen Ausfällen, Baustellen und Preiserhöhungen in den Schlagzeilen stand, liegt hinter uns. Denn was im Sommer 2022 zu beobachten war, war historisch. Durch das 9-Euro-Ticket war Bahnfahren plötzlich so attraktiv, dass normalerweise spärlich besetzte Waggons an manchen Tagen aus allen Nähten platzten. Das dreimonatige Experiment hat gezeigt: Menschen wären bereit, öfter die Bahn zu nutzen, wenn das Angebot stimmt und die Kapazitäten entspanntes Fahren ohne Platzangst zulassen. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung folgte im Dezember. Denn die Taktung der Odenwaldbahn verbesserte sich mit dem neuen Fahrplan merklich. Wer von Erbach nach
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Frankfurt fahren will, hat am Wochenende nun mehr Auswahl bei den Verbindungen. Konkrete weitere Vorschläge wie ein Halbstundentakt nach Darmstadt sind in der Diskussion. Nach Jahren der Tristesse liegen auf dem ÖPNV besonders seit dem Sommer neue Hoffnungen.
Im Odenwaldkreis läuft’s mit dem Neun-Euro-Ticket
Ausblick: Wenn im Frühjahr das Deutschlandticket für 49 Euro an den Start geht, wird nicht nur für Vielfahrer der Geldbeutel ein ganzes Stück schwerer bleiben. Der vor allem in Südhessen vorherrschende Tarifdschungel wird außerdem einem einfachen Abo-System weichen. Verbessert sich nun noch, wie von der Vias in Form von Neueinstellungen versprochen, die Zuverlässigkeit, werden die Argumente gegen das Pendeln und Reisen auf Schienen weniger. Was es dazu noch braucht, sind finanzielle Sicherheiten für die Betreiber. Hier wird die Politik gefragt sein, mögliche Defizite aufzufangen.
49-Euro-Ticket ist im Odenwald willkommen
VielerortsaufWachstumskurs:dieGrundsteuerB
Seit 2020 liegt das Gelände des Bad Königer Freibades brach. Eine Änderung der Situation ist nicht in Sicht. Dies, zumal die Stadt aufgrund mehrerer deutlich teurerer gewordener Bau- und Sanierungsvorhaben in finanzielle Bedrängnis geraten ist. (© Dirk Zengel)
Von Birgit Reuther Rückblick: Bürger und Unternehmen ächzen unter stark gestiegenen Preisen für Energie und Rohstoffe, vor allem in der Baubranche sind ursprüngliche Kostenkalkulationen nicht mehr zu halten. Das spüren auch die Städte und Gemeinden landauf, landab. Und mit ihnen wiederum, quasi in einer zweiten Runde, erneut die Bürger – wenn sich die Kommunen gezwungen sehen, Grund- und Gewerbesteuern oder Gebühren zu erhöhen. So hat Erbach bereits zu Jahresbeginn 2022 die Grundsteuer B kräftig von 430 auf 530 erhöht. Im eher kleinen Brombachtal, wo man aktuell vor einem größeren Defizit steht, soll sie 2023 von bislang 425 auf künftig 725 Prozent steigen. Ohnehin schon hoch ist dieser Wert in Reichelsheim (670 Prozent), wo man für den Haushaltsplan 2023 von einer im Etat 2022 eigentlich angedachten erneuten Anhebung der Hebesätze nun abgesehen hat. In Breuberg, wo unter anderem der Neubau einer Kindertagesstätte deutlich teurer wird als geplant, soll die Grundsteuer B in 2023 auf 480 Prozent und 2024 auf 520 Prozent wachsen. Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt sei „langfristig nicht mehr gewährleistet“, schätzt Bürgermeisterin Deirdre Heckler.
Kann sich Bad König die Freibadsanierung leisten?
Breuberg sorgt sich um seine finanzielle Zukunft
Ausblick: Düster schaut es aus in Bad König, einer Stadt, die von der Kommunalaufsicht als „finanziell zu leistungsschwach“ eingestuft wurde. Wegen gleich mehrerer Bau- oder Sanierungsvorhaben, die weit über ihren ursprünglichen Kostenansätzen liegen, könnte die schon jetzt bei 580 Prozent liegende Grundsteuer B „um mindestens 100 Punkte“ steigen. In Oberzent, wo man im Doppelhaushalt 2022/2023 eigentlich ohne Steuer- und Gebührenerhöhungen auskommen wollte, geht es aktuell um die Frage, ob die Ende 2021 kalkulierten Zahlen noch haltbar sind. Michelstadt, Höchst, Brensbach oder Fränkisch-Crumbach hatten die Grundsteuer B in 2022 nicht erhöht – was 2023 kommt, ist unklar.
WerproduziertkünftigunsereLebensmittel?
Gänse haben die Misere deutlich gemacht: Sie sind teuer geworden – auch, weil Polen weniger liefert. Nun rächt es sich, dass Deutschland seine Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft lange vernachlässigt hat.
(© Guido Schiek)
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30.12.22, 23:03
Odenwald: Das war 2022, das wird 2023! | Echo Online
Von Sabine Richter Rückblick: Die Gans hat die Misere ans Licht gebracht. Denn zu Sankt Martin und Weihnachten war sie ein teurer Braten, den sich der ein’ oder andere nicht mehr leisten konnte. Dabei waren gar nicht mal die heimischen Gänse aus dem Odenwald die Preistreiber, sondern vor allem die aus Osteuropa. Ihr Preis hat sich verdoppelt, weil deutlich weniger auf dem Markt sind: Vor allem die Polen behalten die Tiere für sich, weil sich für sie der Export wegen der geringen Einnahmen kaum noch lohnt. So stieg der Preis für eine Gänsekeule zum Mitnehmen am Sankt-Martins-Tag in einer Odenwälder Metzgerei von bisher 13,90 Euro pro Portion mit Beilagen auf jetzt 17,90 Euro. Bei anderen landwirtschaftlichen Produkten sieht es ganz ähnlich aus. Der Schweinepreis ist seit Jahren im Keller, also hören die Mäster reihenweise auf. Und der Krieg in der Kornkammer Ukraine dezimiert die Getreidemengen – weshalb der Preis steigt. Dass wir uns abhängig gemacht haben von ausländischen (Billig-)Produzenten, kommt uns jetzt teuer zu stehen.
Gänse im Odenwald werden teurer
Ausblick: Die einst das Land prägende bäuerliche Kultur ist verschwunden, und selbst die wenigen verbliebenen Betriebe kämpfen trotz ihrer meist beachtlichen Größe ums Überleben. Dieser Trend setzt sich weiter fort: Sank die Zahl der Bauernhöfe in Deutschland in der Zeit von 1975 bis 2021 von mehr als 900.000 auf 256.900, werden es noch immer täglich weniger. Spätestens jetzt sollten Politik und Gesellschaft die Bedeutung einer heimischen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion wieder neu bewerten und unterstützen. Denn auf dem Spiel steht nichts weniger als die Möglichkeit eines Staates, seine Bevölkerung im Notfall selbst zu versorgen. Aber diese dringend notwendige Trendwende bleibt leider bis auf weiteres aus.
Wie es direkt vom Bauernhof im Odenwald schmeckt
DasKreiskrankenhausinderPatientenrolle
Im Gesundheitszentrum Odenwaldkreis ist die Sanierung abgeschlossen. Sorgen bleiben trotzdem. (© Dirk Zengel)
Von Jörg Schwinn Rückblick: Das hat es lange nicht mehr gegeben. Im Erbacher Gesundheitszentrum sind Ende September nach Jahren der Erweiterung und des Umbaus alle Baustellen abgearbeitet. Als die Sanierung des Bettenhauses abgeschlossen ist, endet damit die Umsetzung eines vor mehr als 20 Jahren angestoßenen Modernisierungs- und Ausbauprojekts hin zum breit aufgestellten Gesundheitszentrum Odenwaldkreis, das samt Ärztehaus und Psychiatrie die gesundheitliche Versorgung für knapp 100.000 Bürger in der ländlichen Region in Südhessen sicherstellen soll. Es könnte also alles so schön sein – wenn das kommunale GZO nicht wie viele andere Krankenhäuser landauf, landab unter einer generell kaum auskömmlichen Finanzierung des operativen Geschäfts leiden würde. Und wenn nicht drei Corona-Jahre mit verschobenen Operationen und freigehaltenen Betten sowie seit Frühjahr die Energiepreiskrise die Lage weiter verschärfen würden. Doch ohne dieses zentrale Elemente der Daseinsvorsorge geht es in der Region schlicht nicht. Also hat der Kreistag eine weitere vorerst rettende Spritze aufgezogen: Der Kontokorrentkredit wurde im Herbst um zehn Millionen Euro erhöht, die Kreisbürgschaft steigt auf 53,7 Millionen Euro und das Stammkapital des GZO muss noch einmal drastisch aufgestockt werden.
Im Odenwald nimmt die Landklinik-Zukunft Gestalt an Weitere Finanzspritze fürs Gesundheitszentrum
Ausblick: Auch wenn keine Steine mehr bewegt werden, handelt es sich beim Gesundheitszentrum weiter um eine der wichtigsten Baustellen im Odenwald. Der Kreis hat zum Erhalt des Krankenhauses Jahr um Jahr sein Engagement erhöht. Das wird er weiter tun, allerdings alleine die Lasten und Fehlbeträge des GZO nicht stemmen können. Doch es gibt Hoffnung: Die große Politik hat in Person von Gesundheitsminister Karl Lauterbach Reformvorschläge für die Klinikfinanzierung vorgelegt. Und bei GZO-Geschäftsführer Andreas Schwab regt sich Optimismus: „Aus diesen Eckpunkten könnte eine gute Reform entstehen.” Zeit wäre es.
Odenwald: Das war 2022, das wird 2023! | Echo Online
SchülerkämpfenerfolgreichfürihrenLehrer
Müssen nun nicht mehr demonstrieren: Die Schüler der EGS bekommen ihren beliebten Oberstufenlehrer zurück. (© Archivfoto: Dirk Zengel)
Von Sandra Breunig Rückblick: Bis zur Hessenschau und Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte es der Eklat geschafft, der ab April die Ernst-Göbel-Schule (EGS) in Höchst und das Staatliche Schulamt mehrere Monate beschäftigte. Im Vorfeld hatte es Differenzen zwischen dem Schulleiter und einem beliebten Oberstufenlehrer auch wegen der geplanten Neustrukturierung der Kurse gegeben. Weil Letzterer deshalb kurz vor den Abiturprüfungen an das Gymnasium Michelstadt versetzt wurde, begehrten die Schüler sowie der Schüler- und Elternbeirat auf. Einige mutige Lehrer schlossen sich dem Protest an. Nach zahlreichen Streiks, die der Schulleiter mittels Handyfotos dokumentierte, lenkten das Schulamt und das Kultusministerium ein, um den „Schulfrieden” wiederherzustellen. Anfang Juli übernahm Marion Braun, die bis 2018 bereits stellvertretende Schuldirektorin der EGS war, kommissarisch die Leitung, als bekannt wurde, dass ihr Vorgänger krankheitsbedingt langfristig ausfallen würde. Die Versetzung des Oberstufenlehrers wurde zum 31. Juli zurückgenommen.
Endlich wieder Frieden an der Ernst-Göbel-Schule
Zoff wegen Versetzung eines Oberstufenlehrers
Ausblick: Seitdem die kommissarische Vertretung die Leitung der EGS übernommen hat, ist an der ErnstGöbel-Schule wieder Ruhe eingekehrt. Der zuvor versetzte Oberstufenlehrer unterrichtet wieder am alten Einsatzort seine Klassen. Das Staatliche Schulamt in Heppenheim teilte auf Nachfrage mit, dass der ehemalige Schulleiter „weiterhin nicht im Dienst” ist. Dieser hatte zuvor sein Kollegium und die Schülerschaft in einer Mail darüber informiert, „seine Arbeit an der EGS zu beenden”. Keine Auskunft gab es beim Schulamt, ob er in den vorzeitigen Ruhestand geht oder die Leitung an einer anderen Schule in einem anderen Landkreis übernimmt. Für die Schüler war ihr Erfolg sicher ein Lehrstück fürs Leben. Sie hatten trotz der Androhung schulinterner Konsequenzen an ihrem Ziel festgehalten.