03.01.23, 17:22
Traditionsgaststätte Kreiswald in Rimbach schließt | Echo Online
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Nach über 100 Jahren und vier Generationen endet eine Ära in Rimbach. Gastronom Gerhard Fritz will jedoch seine selbst gebrannten Schnäpse auch künftig noch herstellen. 28. Dezember 2022 – 03:00 Uhr Meike Paul RIMBACH. Am 12. Januar ist es vorbei: Dann schließt das Landgasthaus zum Kreiswald für immer seine Pforten. Dann ist nach über 100 Jahren und vier Generationen Schluss. Gerhard Fritz und seine Lebenspartnerin Heidi Steeb verabschieden sich in den Ruhestand. Leicht aber hat sich das Paar diese Entscheidung nicht gemacht. „Es kommen viele Faktoren zusammen und es liegen schwierige Monate hinter uns“, sagt der Gastronom, der einst in die Fußstapfen seiner Eltern trat und eine Ausbildung zum Küchenmeister machte.
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Denn nicht nur das Corona-Virus hat den Betrieb der Gaststätte erschwert. Auch die gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise sowie der Personalmangel seien eine Last. „Dazu haben wir niemand, der den Laden einmal übernehmen könnte“, erklärt Fritz, weshalb er nun die Reißleine zieht. Er selbst ist schon Mitte 60, die Zeiten hätten sich diesbezüglich ganz gewaltig geändert: Früher hätte ein Wirt über 60 nur selten den Kochlöffel geschwungen. „Aber ich habe es immer gerne gemacht und wollte die Fäden auch gerne in der eigenen Hand behalten“, gesteht er. Die Gäste wussten das stets zu schätzen. Sie kamen nicht nur wegen des urigen Ambiente ins Fachwerkhaus, sie wollten auch was Deftiges auf die Gabel. Der Brennerschmaus stand immer hoch im Kurs. Gerhard Fritz verweist damit auf Gerichte wie „Geschmorte Ochsenbacken in Zwetschgensoße“, die „Quiche Kreiswald mit Kirschwasser“ oder ein „Apfel-Meerrettich-Süppchen“, das mit Apfelbrand verfeinert wurde.Für diese Gerichte nahm der Küchenchef stets die eigens hergestellten Brände. Das komplette Geschäft will Fritz nicht aufgeben: Schnaps will er auch weiterhin herstellen. Denn auch das hat Familientradition. Das Brennrecht wurde bereits 1866, also vor vier Generationen erteilt. „Am Anfang wurden überwiegend Obst-, Getreide-, Kartoffel- und Hefebranntweine hergestellt“, erinnert sich der 65-Jährige. Seine Urgroßeltern haben sich das damals zur Tugend gemacht. Und die Nachkommen haben die Rezepturen stets weiter verfeinert. Auch Gerhard Fritz und seine Lebensgefährtin Heidi Steeb experimentieren fleißig. „Wir haben diese Tradition gerne als Verpflichtung angenommen und entwickeln die Handwerkskunst des Edelbrennens stetig weiter“, versichert er. Heute verarbeitet das Paar in erster Linie Obst von den eigenen Streuobstwiesen. Also 20 verschiedene Apfelsorten, außerdem Birnen, Zwetschgen und Quitten, Mirabellen kaufe man zu. Die edlen Tropfen können auch weiter bei Fritz erstanden werden – immer samstags von 14 bis 16 Uhr. „Zu bestimmten Zeiten also und auf Anfrage“, sagt er. Außerdem werde man die Brände in einigen Hofläden und bei befreundeten Gastronomen finden.
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Ansonsten will Gerhard Fritz aber seinen Ruhestand genießen und etwas Landwirtschaft als Hobby betreiben, aber das sei kaum der Rede wert. Ob es denn schon Pläne für den ersten Rententag gibt? „Bisher noch nicht. Aber da wird uns ganz sicher etwas einfallen.“ Und wenn das einmal Garnichts-Machen sei, dann sei das auch was Schönes. Mit der Freizeit weiß das Paar sicher etwas anzufangen. Für gewöhnlich sind die beiden dreimal im Jahr in Urlaub gefahren. Dies war bitter nötig, um die Batterien für den Berufsalltag aufzuladen. Mit der nun frei werdenden Energie könnten künftig private Projekte vorangetrieben werden. Den Perfektionismus, den sich Gerhard Fritz angeeignet hat, wird er schließlich nur schwer los. Über seinen Küchenjob sagte er einst: „Mit nichts anderem als 100 Prozent gebe ich mich zufrieden. Gleiches erwartete er auch von seinen Mitarbeitern. Gut nur, dass auf Heidi Steeb diesbezüglich immer Verlass war. Sie war fürs Organisatorische zuständig und plante das Jahr über mit viel Abwechslung. Verschiedene Wochenangebote in passenden Flyern sorgten für neue Impulse auf dem Teller und Anreiz für die Stammgäste, dem Kreiswald in regelmäßigen Abständen Besuche abzustatten. „Das musste alles geplant und durchdacht werden“, sagt Fritz. Weil die Stammkunden trotz aller weltlichen Wirren dem Gasthaus die Treue gehalten haben und sich auch immer wieder Wanderer in das Lokal im Wald verirrten, blieb das Paar lange bei der Stange. „Wir sind ja froh, dass wir arbeiten durften“, erklärt Fritz. Doch man müsse wissen, wenn es dann auch mal gut sei. Etwas an die Wand zu wirtschaften, müsse ja nicht sein. Deshalb bleibt ab 12. Januar der Ofen m Kreiswald aus. Bis dahin darf aber samstags bis mittwochs noch von 11 bis 15 Uhr gespeist werden. Mehr Infos im Internet unter www.kreiswald.de.
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