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Wie kann die OdenwälderAltstadt neu gedacht werden?

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Der Innenstadtmanager von Michelstadt Christoph Göldner hat Konzepte, wie zeitgemäße Ladenkonzepte für Leben in der City sorgen können. Welche Pläne er verfolgt.

aktualisiert am 12. März 2023 – 10:41 Uhr

Sabine Richter Dr.

Michelstadt. Michelstadt ist schon ziemlich nah dran am Ideal einer Stadt, wie es Kurt Tucholsky vor hundert Jahren beschrieb: „Vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino hast du’s nicht weit”, dichtete er 1927. Bürgermeister Dr. Tobias Robischon erkennt vieles davon in seiner Stadt wieder. „Wir haben schließlich auch eine lebendige Altstadt inmitten der Odenwälder Natur”, sagt der Rathauschef. „Jetzt geht es darum, unsere Innenstadt lebendig zu erhalten.” Aber wie? Innenstadtmanager Christoph Göldner und er haben ein Konzept und auch Fördermittel an der Hand.

Was aber bedeutet Lebendigkeit für eine Stadt? Menschen auf den Straßen und Geschäfte mit unterschiedlichem Angebot zählen in jedem Fall dazu. Um eine „Vielfalt der Nutzungen” auch künftig zu bieten, setzen Robischon und Göldner auf ein buntes Angebot, eine Mischung aus Wohnen, Geschäften, Dienstleistungen und Öffentlichen Einrichtungen wie Kitas und Schulen. Denn nur wenn die Bürger viele

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Anlässe haben, in die Stadt zu gehen, herrscht Leben. „Was keinesfalls ausreichen würde, wären Immobilien- und Architektur-Büros, gemischt mit Ein-Euro-Shops”, skizziert Göldner ein Negativ-Szenario, auch wenn er natürlich grundsätzlich froh ist über jedes Geschäft. „Fülle als Vision”, bringt es Robischon auf den Punkt.

Im Trend: Läden auf Zeit

Der Einzelhandel tut sich schwer in diesen Zeiten, da die Corona-Pandemie den Online-Handel noch befeuert hat. Gleichwohl sind Geschäfte noch immer der Hauptgrund, weshalb die Menschen überhaupt in die Innenstädte gehen, weiß Göldner. Also gelte es, dies zu fördern. Doch womit? „Die kleinen, inhabergeführten Läden nehmen ab”, weiß er. Neue Geschäftskonzepte sind gefragt. Sogenannte Concept- und Pop-Up-Stores liegen im Trend, die teilweise nur für eine bestimmte Zeit bleiben und dann wieder verschwinden. „In ihnen können Gründer ihre Produkte testen, Kommunen ihre Städte beleben sowie Leerstand vermeiden. Und Eigentümer erhalten Miete”, beschreibt das Deutsche Institut für Urbanistik in Berlin diese Konzeption für eine funktionierende Stadtgesellschaft.

Dass es eine Moderne gibt, in der Online-Handel und Einzelhandel gar keine Gegensätze darstellen müssen, beweisen zwei Frauen, die am 29. April den ConceptStore „Die Werkschaft” an der Braunstraße 19 eröffnen werden – einen Laden, wie es ihn sonst eher in urbanen Quartieren gibt. Wie berichtet, bieten Anja Oetzmann von Sochaczewski und Vanessa Hundertmark darin neben allerlei MitmachProjekten auch an, dass Kunden ihre online bestellten Artikel dort abholen. Bei der Stadt kam das Konzept so gut an, dass die Frauen möglicherweise als erste in den Genuss der neuen Förderung von Geschäftsgründungen kommen. Denn neue Marketingkonzepte, die einen innovativen Charakter haben, können mit einem anfänglichen Mietzuschuss von bis zu 75 Prozent der Kaltmiete unterstützt werden. Darüber hinaus sind auch Herrichtungskosten der Mieträume vor Bezug mit bis zu 5000 Euro förderfähig. Insgesamt stehen pro Geschäftsidee bis zu 15.000 Euro zur Verfügung, teilte die Stadt mit.

“ Wir als Stadt wissen nicht, was kommt, aber wir können den Raum schaffen, dass was kommt. ”

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„Wir als Stadt produzieren ja selbst keine Ideen für Geschäftsgründungen. Wir können nur die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich die entsprechenden Leute finden. Wir wissen nicht, was kommt, aber wir können den Raum schaffen, damit was kommt”, erklärt Robischon. Mit dem Förderprogramm habe die Kommune die Möglichkeit, jene anzusprechen, die eigene Ideen mitbringen. „Wir als Stadt konzentrieren uns aufs Stadtbild”, ergänzt er: Es könne Zuschüsse für Fassadenrenovierungen geben, und auch der Altstadtrand soll aufgewertet werden. Wie berichtet, ist derzeit vor allem das triste Bienenmarktgelände im Fokus der Planer, langfristig soll dann der gesamte Eingang Michelstadts aufgewertet werden, erklärt der Rathauschef..

Zu chic darf es aber auch nicht sein. Denn so wie die Angebote der Geschäftswelt sollten auch die sozialen Milieus „von Hochglanz bis ohne Glanz” reichen. Dann, schreibt das Deutsche Institut für Urbanistik, habe das Verweilen Normalität. Und wie schon Tuckolsky sagte, ist eine bunte, vielfältige Stadt voller Gegensätze lebendig genug, dass Menschen sich gerne in ihr aufhalten.

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Dr. Tobias Robischon Bürgermeister, Stadt Michelstadt

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