Wiesenmarkt in Erbach beginnt im Zeichen des Gemeinschaftsgeistes echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/erbach/wiesenmarkt-in-erbach-beginnt-im-zeichen-desgemeinschaftsgeistes_18937073.htm
Erbach 21.07.2018
Wiesenmarkt-Erรถffnung gefeiert wird in Erbach unter anderem mit der fantasievollen Zugnummer des Schaustellerverbands, ...
...der Rede von Eberhard Graf zu Erbach-Erbach, ...
...den Kรถniginnen und Prinzessinnen von Fest, Speis und Trank, ...
...den Ehreng채sten bei den Stufen der St채dtepartnerschaft, ...
...den Jagdhornbl채sern 체ber dem Marktplatz...
...und den Kindern des CV Ulk im Umzug. Von Gerhard Grünewald (Text) und Guido Schiek (Fotos) ERBACH - Wenn die Erbacher in ihre anderthalb Wiesenmarkt-Wochen gehen, findet zwar Eulbach als Gründungsort des Volksfestes regelmäßig Erwähnung, wird dabei aber eher beiläufig zur Kenntnis genommen. In diesem Jahr hat der Wohnund Gartenplatz dann gleich mehr als genug Aufmerksamkeit erfahren, wenn auch unter anderen als den erwünschten Vorzeichen. So griff Eberhard Graf zu Erbach-Erbach in seiner Eröffnungsansprache das Unglück auf, das die Odenwälder am Donnerstag schockierte und auch zum Festbeginn weiter die Gespräche bestimmte: den Großbrand im Eulbacher Jagdschloss-Ensemble. Mit Blick darauf machte der Nachfolger von Marktstifter Graf Franz I. die Auftaktzeremonie vor Hunderten von Menschen auf den Marktplatz ein Stück weit zum Lobesakt für die Abwendung der möglichen völligen Zerstörung der historischen Anlage: Er dankte den Feuerwehren Erbachs und der Umgebung für ihre "großartige Leistung" und der Bevölkerung
für die "Anteilnahme und die Zeichen der Verbundenheit", um unter Applaus den Willen zum Wiederaufbau des abgebrannten südlichen Schlossgebäudes zu bekräftigen. VERBEUGUNG VOR ERWIN GIESS Neben dem Grafen zu Erbach-Erbach und dem jeweiligen Gast vonseiten der Landesregierung (diesmal Dr. Thomas Schäfer) als Abonnenten des Wiesenmarkt-Tontellers fand diese Ehrengabe zur Festeröffnung 2018 auch einen Ausnahme-Adressaten. Mit sichtlicher eigener Bewegung und Emotionalität im Publikum überreichte Bürgermeister Dr. Peter Traub das Ehrenzeichen an Erbachs Ersten Stadtrat Erwin Gieß. Sichtbar gemacht werden solle damit, so Traub, der Dank der Stadt für den Einsatzgeist des ehrenamtlichen Bürgermeister-Vertreters "in der Zeit des Interregnums" infolge der Abwahl des seitherigen Stadtoberhaupts. Das Engagement könne Gieß vor allem mit Blick auf eine gleichzeitig persönlich schwere Zeit nicht hoch genug angerechnet werden. In die BürgermeisterVertretungszeit des Ersten Stadtrats fielen die schwere Erkrankung und der Tod seiner Ehefrau Edith Gieß. Binnen anderthalb Jahren soll Wiederaufbau glücken "Binnen zwei Tagen hat sich alles so geregelt, dass ich heute den Beginn der Abbruch- und Neuerrichtungs-Arbeiten schon für die nächste Woche ankündigen kann", sagte Eberhard zu Erbach-Erbach und gab sich optimistisch, das Werk binnen anderthalb Jahren zu vollenden. Weil es bis zu dem dann vor allem für die Feuerwehrleute fälligen Dankeschön-Fest aber doch noch ein Weilchen hin sei, "wollen und können wir jetzt trotz allem entspannt und fröhlich Wiesenmarkt feiern." Als gut auf diesen am Samstagnachmittag noch neuntägigen Festmarathon vorbereitet stellte sich beim Empfang im Schlosshof der neue bürgerliche Oberherr des Volksfests vor: Erbachs Bürgermeister Dr. Peter Traub erinnerte daran, dass er mit dem Wiesenmarkt 2017 sein Werben um das Vertrauen der Erbacher Bevölkerung aufgenommen habe, weshalb "ich schon da elf Tage und Nächte lang zuzüglich von ,Unserm Dunnerschdaach' kräftig mitgefeiert habe."
Traub machte glaubhaft, dass er spätestens seit dieser Zeit den Sonderstatus des Wiesenmarkts für die Erbacher und viele Odenwälder ermessen könne, von dessen Urhebern er beispielhaft drei nannte: Marktmeister Peter Breidenbach, Südhessenmesse-Chef Marco Koenitz und Eberhard zu Erbach-Erbach. Die damit unter Beweis gestellte Marktkundigkeit war dann sicher auch Rechtfertigung genug für die vorzeitige Übernahme des Festregiments durch Traub. Nicht von Ungefähr nämlich bezeichnete Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer als ranghöchster Ehrengast den seitherigen Unternehmensberater in seiner launigen Ansprache als "Bürgermeister in Lauerstellung". Schließlich sollte die Amtszeit Traubs offiziell erst tags darauf am 22. Juli beginnen. Dass es für den Wiesenmarkt anders kam, erfreute sich offenkundig der breiten Zustimmung der Bevölkerung, machte aber einem Zeitgenossen einen Strich durch die Rechnung. Als durchkreuzt erwiesen sich dabei aber mitnichten Ambitionen des seitherigen Bürgermeisters Harald Buschmann, der sich schon weit vor dem Wiesenmarkt auf der Amts-Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Das Zupacken Traubs traf vielmehr Michelstadts Bürgermeister Stephan Kelbert, der mehr als einmal bekannt hatte, dass es für ihn als gebürtiger Erbacher der große Traum sei, einmal den Wiesenmarkt zu eröffnen. Wenn sich die Chance dazu schon bei einem kleinen Interregnum in Erbach nicht ergibt, wird das wohl nichts mehr. Dabei ging's damit bestimmt nicht gegen Kelbert persönlich. Schließlich haben die Erbacher in einer Zeit separatistischer Tendenzen die Eröffnungszeremonien zum Erbacher Wiesenmarkt 2018 Zeichen der Völkerverständigung und des freien Handels gesetzt. Die Festmacher ließen es nämlich nicht damit bewenden, dass beide Ziele ja bereits mit der traditionellen Verlesung des Marktdekrets durch Ingo Stegmüller betont werden. Schließlich besagt der hier zitierte Brief des Feststifters Graf Franz I, dass er für Eulbach "einen Freimarkt" für jedermann geben wolle, was zum Festauftakt auch diesmal mit Böllerschüssen und Jagdhornklängen akustisch unterstrichen wurde. Stufen der Partnerstädteerlangen Vollständigkeit
Gemeinschaftsgeist aber wurde gleich allenthalben in den Vordergrund gerückt. So enthüllten Bürgermeister Dr. Peter Traub und Stadtverordnetenvorsteher Antonio Marques Duarte gemeinsam mit VizeBürgermeister Jan Jiricka aus Jicin für die befreundete tschechische Stadt eine Hinweistafel an den Stufen der Partnerstädte zwischen Bahnhof und Schlossgraben, womit nun alle vier Verschwisterungen der Kreisstadt an dieser Stelle repräsentiert sind. Unterstrichen wurde diese Internationalität hier, vor allem aber im anschließenden großen Eröffnungszug von der Erbacher Hans-von-der-Au-Gruppe. Denn das Tanz- und FolkloreEnsemble wartete mit Blick auf sein 70-jähriges Bestehen 2017 mit Trachten aus fast einem Dutzend europäischen Ländern auf, in die der auch für die Bildung der Partnerschaft mit Jicin maßgebliche Verein Beziehungen unterhält. Vor diesem Hintergrund geriet der ebenso vielfältige Umzug zur vergnüglichen Demonstration gegen jedwedes Kirchtrumdenken - etwa dadurch, dass zur mehr als halbstündigen Parade Vereine, Musikkapellen und Gewerbebetriebe aus ganz Südhessen, benachbarten Bundesländern und sogar aus Michelstadt beitrugen. Besondere Akzente setzten hier neben vielen rührigen Vereinen wie beispielsweise dem CV Ulk, dem Judo-Club und dem Basketball-Club Dragons Erbach oder dem TSV Günterfürst die vielzählig erschienen Werbe-Majestäten der Region von der Odenwälder Kartoffelkönigin über die Höchster Apfelblütenkönigin und die Bad Königer Thermenkönigin bis zur Drei-Burgen-Königin von Neckarsteinach.