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Wird das Odenwälder Breitbandnetz verkauft?
Wird das Odenwälder Breitbandnetz verkauft? echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/wird-das-odenwalderbreitbandnetz-verkauft_24355000 25. August 2021
Die Oreg als Tochterunternehmen des Kreises möchte von der Politik ein Mandat für Verhandlungen, weil mit einem Verkauf des Breitbandnetzes derzeit viel Geld zu verdienen wäre.
Von Jörg Schwinn Lokalredakteur Odenwälder Echo
Das Odenwälder Breitbandnetz könnte verkauft werden – jedenfalls gibt es im Kreis Überlegungen dazu. (Archivfoto: Guido Schiek)
ODENWALDKREIS - Von einer „einmaligen Chance“ spricht Marius Schwabe, Geschäftsführer der OdenwaldRegionalgesellschaft. Und von „einem schmalen Zeitfenster von wenigen Monaten“, das sich momentan auftut. Es geht dabei um ein Thema, das möglicherweise für viele https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/wird-das-odenwalder-breitbandnetz-verkauft_24355000
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Wird das Odenwälder Breitbandnetz verkauft?
überraschend auf der politischen Agenda angekommen ist: die Veräußerung des Odenwälder Breitbandnetzes. Ab kommender Woche werden sich die politischen Gremien des Kreises damit befassen und über einen Beschlussvorschlag entscheiden: Der sieht vor, die Geschäftsführung von Oreg und deren Breitbandtochter Brenergo zu ermächtigen, „den Verkaufsprozess bezüglich des Breitbandnetzes einzuleiten und die Ergebnisse im Aufsichtsrat vorzustellen“. Entschieden wäre mit einer solchen Mandatserteilung noch nichts, betonen Schwabe und sein Stellvertreter Detlef Kuhn im Gespräch mit dieser Zeitung. Dennoch ist es aus ihrer Sicht sinnvoll, sich ernsthaft mit dem Gedanken an einen Verkauf zu befassen. Denn: „So viel wie unser Netz jetzt wert ist, wird es künftig nicht mehr wert sein.“ Der Geschäftsführer sagt dies vor dem Hintergrund erkennbarer Bestrebungen verschiedener Firmen, zumindest in wirtschaftlich lukrativen Kerngebieten selbst in eine solche Infrastruktur zu investieren – in Bad König etwa lässt Vodafone bereits Glasfaserleitungen verlegen (wie berichtet). Mit dem Thema „Veräußerung Breitbandnetz“ befassen sich am Montag, 30. August, um 16 Uhr im Bürgerhaus Höchst zunächst die Kreistagsausschüsse für Finanzen und Regionalentwicklung in gemeinsamer Sitzung. Würde einer der regionalen oder überregionalen Anbieter auf dem Markt, so die Überlegung, das Odenwälder Netz übernehmen, könnte das für alle Beteiligten Vorteile haben. Eine „Win-win-win-Situation“ nennt Schwabe das und erklärt diese Einschätzung: Zunächst einmal könnte der neue Eigentümer auf eine vorhandene Infrastruktur zurückgreifen, die ihm den Ausbau der Kapazitäten mit Blick auf das „Gigabit-Zeitalter“ und die stetig wachsenden Datenmengen erleichtert. Die Kunden würden vom schnelleren Ausbau
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profitieren, zu dem ein Privatunternehmen gegenüber der Brenergo in der Lage wäre. Und für die Oreg-Tochter selbst wäre eine Entschuldung und, so heißt es in der Beschlussvorlage, eine „Rückführung der mit dem Breitbandnetz in Zusammenhang stehenden Darlehen“ möglich.
Auch Ausbau in Eigenregie steht zur Debatte Konkret steht in der Bilanz aktuell ein Betrag von rund 22 Millionen Euro. Der ergibt sich, erläutert Kuhn, aus 21 Millionen, „für die wir das Netz einmal gebaut haben“ und etwa zwei Millionen Euro Folgeinvestitionen – minus einer Million, die bereits abgebaut ist. Mindestens in dieser Größenordnung müsste sich also ein Veräußerungserlös bewegen, was – ebenfalls laut Beschlussvorlage – beim hessischen Digitalministerium durchaus als realistisch eingestuft wird. „Wir werden nicht um jeden Preis verkaufen“, sagt Schwabe. Als Alternative steht auch der weitere, auf Grundlage von Bundes- und Landesbeschlüssen zur Gigabit-Versorgung (samt entsprechenden Fördermodellen) unumgängliche Ausbau in Eigenregie im Raum. Insgesamt sei der Verkauf aber die „risikoärmere Variante“. Und er eröffne die Möglichkeit eines erfolgreichen Schlusskapitels für das vom Odenwaldkreis mittels Oreg und Brenergo als viel beachtetes Modellprojekt gebaute und zehn Jahre betriebene Breitbandnetz: „Wenn wir da mit einer schwarzen Null rauskommen, das wäre ein Ding“, hält der Oreg-Geschäftsführer fest. Bestandteil möglicher Vertragsverhandlungen werde es dann ebenfalls sein, der Brenergo für den Kreis und seine Kommunen ein Mitspracheund Mitentscheidungsrecht bei der weiteren Entwicklung des Gigabit-Ausbaus zu sichern. https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/wird-das-odenwalder-breitbandnetz-verkauft_24355000
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Seit 2021 in Betrieb Wie vielfach berichtet, war das Odenwälder Breitbandnetz Mitte 2012 in Betrieb genommen worden – seinerzeit als deutschlandweit erstes flächendeckendes kommunales Netz. Das Vorhaben war, so heißt es erläuternd in der Vorlage für die Kreisgremien, über die regionalen Kreditinstitute Sparkasse und Volksbank und eine 80-prozentige Nachrangbürgschaft des Landes (WI-Bank) mit 20,09 Millionen Euro kreditfinanziert worden. Vor einem Greifen der Landesbürgschaft hatte sich die Oreg allerdings verpflichtet, „mit dem gesamten eigenen Gesellschaftsvermögen zu haften.“ Zunächst jedoch entwickelten sich die Anschlusszahlen nicht wie erhofft. Dies erforderte eine wirtschaftliche Restrukturierung, weil ansonsten absehbar die Finanzierungsbelastungen nicht zu stemmen gewesen wären. Unter anderem übernahm der Odenwaldkreis seinerzeit Bürgschaften über 22,59 Millionen Euro. Mit dem Ausbau der schnelleren Vectoring-Technik ab 2016 ergab sich die nächste Herausforderung für die Brenergo: Weil deren Netz laut Gremienvorlage „anfänglich mit einer technischen Minimalkonfiguration“ (und einer Leistung von 50 Megabit pro Sekunde) errichtet worden war, erwies sich schon dieser Ausbauschritt als aufwendig.
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