No. 2/2013 M채rz/April 3. Jahrgang
>POP >ROCK >METAL >INDIE/ALTERNATIVE >COUNTRY/AMERICANA >SWISS >BLUES
>WORLD
DAS Schweizer Magazin f체r musikalische Lebenskultur
STORIES INTERVIEWS KONZERTE WETTBEWERBE CD+DVD REZENSIONEN
JOE BONAMASSA TOTO RIVAL SONS GIANNA NANNINI BIFFY CLYRO STONE SOUR AUDREY HORNE C.H.
STEVE HACKETT MOTHER RAZORBLADE CRAZY TRAIN * ZENO CAROLYN CHEVIN ROCK MEETS CLASSIC BLUES FESTIVAL BASEL THE AUSTRALIAN PINK FLOYD SHOW THE BRONX * TINTA LEAL THE BEAUTY OF GEMINA
KROKUS Auf den Hund gekommen
4
JOE BONAMASSA
Rast- und ruhelos, der Gott der sechs Saiten kennt keine Pause und hat schon wieder ein Album am Start. Wir riefen ihn an und durchbrachen sein berüchtigtes Aufmerksamkeits-DefizitSyndrom
Inhalt FEATURES / INTERVIEWS: - RIVAL SONS
9
transportieren die 70er
- STEVE HACKETT
10
bringt Genesis zurück
- BIFFY CLYRO
22
13
Ein Baum mit starken Wurzeln
KROKUS
- GIANNA NANNINI
14
Italienische Lebensfreude
Der Herr der Knöpfe, Chris von Rohr, spricht über das neue Krokus-Opus und was sonst so los ist im Solothurner Hundezwinger. Dabei ist auch Rückkehrer Mandy Meyer. Let The Dög Röck!
- THE BRONX
16
Melodie und Härte
- THE AUSTRALIAN PINK FLOYD SHOW
17
Gewaltiges Spektakel
- ROCK MEETS CLASSIC
18
Fusion der Superlative
- TOTO C.H.
34
COUNTRY HELVETIA haben abgespeckt und kommen nun mit neuer Platte als Duo. Kisha und Reto Burrell zur aktuellen Situation.
20
Jubiläumsfeier im Hallenstadion
Schweizer Szene: - CRAZY TRAIN
26
Lieber viele EPs als ein Album
- ATLANTIS RECORDS
29
Eine Basler Institution wird 30
- TINTA LEAL
31
Klare Botschaften
- THE BEAUTY OF GEMINA 32
Hier liegt
Bittersüss und zauberhaft
- MOTHER RAZORBLADE
36
Weibliche Härte
für dich zur Mitnahme bereit Editorial Gratis - alle 2 Monate neu - alle MEDIA MÄRKTE - alle SATURN MÄRKTE - alle POLO Shops - Musikhäuser - CD-Shops - div. Ticket-VVK-Stellen - Szenetreffpunkte (Restaurants, Beizen, Live-Clubs) - einfach überall da, wo die Musik spielt Du möchtest
- CAROLINE CHEVIN
38
Hallo Welt - ich komme
- ZENO
40
Elektro-Pop für große Bühnen
- BLUES FESTIVAL BASEL
51
Die 14. Auflage
- STONE SOUR
44
Gold und Knochen - die Fortsetzung
- AUDREY HORNE
46
Räumen ab
auch gern in deinem Lokal auflegen? Kein Problem! Schick einfach eine Mail an: info@tracks-magazin.ch oder per Telefon: 061 861 03 73 Wir liefern frei Haus Aus administrativen Gründen können wir Einzelexemplare nur im Abo verschicken
www.tracks-magazin.ch CD
-10
Mainstream/Indie/Alternative Bad Religion, Hurts, Nick Cave & The Bad Seeds, James Lidell, Peter Lacey, Itchy Poopzkid, Solange Knowles, Ducktales.....
- 26
- RHINO BUCKET
Hard/Heavy/Metal Buckcherry, Pink Cream 69, Helloween, Saxon, Voivod, Visions Of Atlantis, Enforcer...
56
- THE BLACKBERRY BRANDIES - GRAVE DIGGER - CATARACT
- 50
57 58 59
Blues/Soul Devon Allman, Chuck Leavell, The Delta Saints, Erja Lyytinen, The Slide Brothers .....
- 52
Country/Americana/Roots Lindi Ortega, Wheeler Brothers, Jenn Grant, US Rails, The Resentments...
Swiss Blackberry Brandies, Trauffer, Cheekbones, Navel, King Pepe, Pearlbreakers, Sina, Pyro, Phonoflakes, Amarillo Brillo ......
- 42
LIVE REVIEWS:
- 54
Re-Releases Motörhead, Rush, Savoy Brown, In Solitude....
- 60 Konzertkalender - 62 Wettbewerb / Impressum 3
Götter machen keine Pause
JOE BONAMASSA
ip. Alle Superlative, mit denen man im Wortfeld „Gitarrist“ schon versucht hat, Joe Bonamassa zu beschreiben, hecheln ausgelaugt in einer Ecke des Dudens. Es ist auch gar nicht nötig, diese überstrapazierten Vokabeln weiter zu bemühen, denn dass der gebürtige New Yorker und seine Gitarren eine Ausnahmeerscheinung mit Format sind, ist allerorten bekannt genug. Bonamassas Magie liegt in seinen Händen, die aus einfachen physikalischen Schwingungen die Essenz eines Tons hervorbringen und damit soviel Emotion in Musik packen, wie wenig andere seiner Gilde. Per Überseeleitung sprach TRACKS mit dem „Hans Dampf in allen Gassen“, den eigentlich immer nur ein Thema umtreibt: Seine Liebe zur Musik.
6
Ich nehme an, in LA ist es schön und warm? Hier ist es immer schön! LA ist ein sonniger Ort für zwielichtige Leute (lacht). Dein neuestes Projekt hat den Namen Rock Candy Funk Party. Ist das etwas Festes oder darf man das eher als Seitensprung bezeichnen? Oh, das ist nicht mein Projekt, sondern eine Band, die mich angefragt hat, ob ich mitspielen möchte. Ich mag es ganz gerne, es hat Spass gemacht, ein Teil davon zu sein. Diese Band gab es schon vor meiner Mitarbeit. Es ist eigentlich die Band meines Schlagzeugers Tal Bergman, er hatte mich auch darauf angesprochen. Ich hatte da wirklich Lust drauf, denn es ist etwas ganz anderes als das, was ich normalerweise mache. Im Verlauf deiner bisherigen Karriere hast du mit einer grossen Anzahl an bemerkenswerten Musikern gearbeitet. Gibt es jemanden, der für dich besonderen Stellenwert geniesst? Das stimmt, ich habe mit so vielen Leuten zusammengearbeitet
Die Zusammenarbeit zwischen dir und Beth Hart scheint grossen Wert für euch beide zu haben. Wir haben das Album „Don't Explain“ zusammen gemacht und einige Livesachen. Sie war auch bei der Show im Beacon Theater. Beth ist grossartig! Die Zusammenarbeit kam aus dem Blauen heraus und es ist in der Tat eine sehr wertvolle Geschich-te. Leute, die Beth Hart mochten, haben mich kennengelernt und Leute, die mich hörten, wurden umgekehrt auf sie aufmerk-sam. Das war für uns beide von Vorteil. Was schätzt du am meisten an der Arbeit mit Beth? Vor allem, dass sie eine unglaubliche Sängerin und Musikerin ist. Sie hat ihre ganz eigene Stimme, aber kann auch Einflüsse von zum Beispiel Etta James interpretieren. Grossartig! Ihr nehmt in Kürze wieder ein Album zusammen auf? Ja. Wird es auch Konzerte geben? Wir werden ein paar Shows im Sommer zusammen spielen. Wenn man deine Karriere verfolgt, kommt es einem manch-mal so vor, als wärst du an drei verschiedenen Orten gleich-zeitig. Du
in den letzten Jahren. Aber es ist jedes Mal etwas ganz Neues und es gibt überhaupt keine Wertung, was oder wer mein Favorit ist. Dazu sind die ganzen Projekte zu unterschiedlich. Beth Hart, Rock Candy Funk Party oder Black Country Communion, das alles ist zu unterschiedlich. Da kann ich wirklich niemanden herausheben. Ich habe neulich mit Slash über Bluesgitarristen gesprochen und er ist auf dich gekommen, weil du an einem seiner Konzerte in England warst. Ja, das war in Leeds! Richtig. Er hat eine sehr hohe Meinung von dir. Er ist ein unglaublich netter Mensch. Seine Show war fantastisch! Ich liebe seine Band und Myles Kennedy ist ein Weltklasse-Sänger. Wenn Slash eine Les Paul in die Hand nimmt, dann ist das eine ganz einzigartige Einheit. Wenn ich die gleiche Gitarre in die Hand nähme, würde das nicht im Ansatz so klingen.
hast offensichtlich einen sehr gut organisierten Zeitplan. Geht es dir gut dabei, oder hast du zwischendurch das Gefühl, das alles etwas viel wird? Wir haben letztes Jahr 99 Shows gespielt. Wenn man sich überlegt, dass B.B. King mit seinen 87 Jahren immer noch 100 Shows pro Jahr spielt, ist das nicht viel. Es sieht nur nach einer Menge aus, ist es aber nicht. Wir sind zwar konstant beschäftigt und arbeiten immer am nächsten Projekt, sind aber auch bemüht, immer etwas Neues zu erschaffen. Darum geht es letztlich: Risiken einzugehen und seine Fühler auszustrecken. Die Leute müssen auch nicht immer alles mögen, was ich mache, wie zum Beispiel dieses Funkprojekt. Die werden mich dann auch nach den Gründen dafür fragen. Aber warum sollte ich andersherum das Gleiche immer und immer wieder tun? Das macht keinen Sinn. Deshalb mag ich diese verschiedenen Kollaborationen so sehr. Ich liebe die Vielfalt und ich liebe es, die Dinge so zusammenzusetzen, damit sie für mich Sinn machen. Du bist ein Musiker, der seine Arbeit sehr ernst nimmt und sie
auch lebt. Du spielst sogar Gitarre während Interviews. Spielst du jetzt gerade auch? Nein, aber ich habe schon daran gedacht, meine Gitarre in die Hand zu nehmen, die einen Meter von mir weg steht. Aber du hältst mein Interesse hoch. Die Fragen waren bislang so ansprechend, dass mein ADS (Aufmerksamkeits-DefizitSyndrom) noch nicht durchgebrochen ist. Du machst das gut! Danke sehr. Gute Gitarristen nutzen ihr Instrument als Medium, um ihre Gefühle auszudrücken. Bei dir ist da aber noch etwas anderes. Wenn du spielst, scheint es keine Grenze zwischen dir und deinem Instrument zu geben. Das ist eine lückenlose Einheit. Ich glaube, es liegt daran, dass ich es liebe, zu spielen. Und die Leute sehen das. Wie bei Jeff Beck, er ist auch ein Gitarrenfreak! Wenn Slash spielt, dann kommt seine wahre Persönlichkeit heraus. Wenn die Leute mich sehen, dann sehen sie jemanden, der wirklich liebt, was er tut. Ich geniesse es jeden Tag, meine Gitarre in die Hand zu nehmen
Return To Forever (Jazz Fusion Band, 1972 von Chick Corea gegründet) beschäftigt. Bill Connors und Al Di Meola, das sind im Moment die Musiker, die ich sehr gerne mag. Neben dem Blues findet sich in deiner Musik auch die härtere Gangart. Das kann man in deinem älteren Material hören, aber auch in neueren Kollaborationen, namentlich Black Country Communion. Was für Einflüsse verarbeitest du beim Songwriting? Nun, unter meinen Lieblingsbands sind viele, die ihre Wurzeln im Rock haben, insofern sind diese Einflüsse sehr offensichtlich. Man hört das sofort heraus. Free, Jeff Beck Group, Led Zeppelin, John Mayall und die Bluesbreakers, du kannst Rory Gallagher und Deep Purple herausfiltern. Das ist das ganze „Who is Who“ des britischen und anglophilen Blues und Rock. Diese ganzen
Ich mochte noch nie irgendetwas, das populär war. Weder Musik, noch irgendetwas anderes
und zu spielen. Was kann man sich mehr wünschen? Ich bin sehr privilegiert, weil ich mein Geld mit Musik verdienen kann. Nicht jeder kann das. Das macht mich nicht zu etwas Besonderem, aber zu jemandem, der viel Glück hat. Was liebst du am meisten an Musik, sei es, wenn du sie spielst oder hörst? (Überlegt lange) Was ich am meisten daran mag, ist das Entdecken. Das ist es, was mich antreibt. Ich mag es, jeden Tag neue Musik zu entdecken. Ich bin kürzlich auf Spotify (MusikStreaming-Software) gestossen, das ist grossartig! Man findet alle möglichen Bands über dieses Medium und mir sind einige ganz gute Sachen aufgefallen. Welche Bands hast du in letzter Zeit für dich entdeckt? Oh... (Überlegt wieder lange) Ich habe mich in letzter Zeit viel mit
Inserat EMI Iron maiden
Einflüsse haben es mir möglich gemacht, so viele Alben zu schreiben, die auch unterschiedlich klingen und nicht voraussehbar und langweilig sind. Wer weiss, vielleicht nehme ich irgendwann eins auf, das total nach B.B. King klingt. Es kommt, wie es kommt. Deine Hobbies sind das Sammeln von alten Dingen und Geschichte. Ja, ich sammle Gitarren, alte Musik und Antiquitäten. Ich sehe mich als Konservator. Ich sammle und horte alte Dinge für die nächste Generation. Ich mag Geschichte, das war immer eines meiner Lieblingsfächer in der Schule. Was genau fasziniert dich so daran? (Überlegt lange). Ich mochte noch nie irgendetwas, das populär war. Weder Musik, noch irgendetwas anderes, was gerade „in“
war. Ich mochte immer die Dinge, die „retro“ waren. Wenn du zu mir nach Hause kommst, dann ist alles voll mit alten Sachen, die immer noch funktionieren. Ich bin total davon fasziniert, dass es Geräte gibt, die in den 50ern hergestellt wurden, aber heute immer noch funktionieren! Weißt du, mein schnurloses Telefon, das ich vor sechs Wochen gekauft habe, gibt gerade den Geist auf. Das ist ein Phänomen der heutigen Gesellschaft: „Das hier geht nicht mehr? Ok, ich kauf mir ein Neues!“ Aber vor hundert Jahren gehörte dir ein einziges Telefon, wenn du überhaupt das Glück hattest, eins zu besitzen. Du hattest EIN Auto, nicht fünf. Man hat auch nicht gleich eins weiterverkauft oder eingetauscht. Das fasziniert mich an alten Dingen: Das erste, das du besessen hast, hat lange funktioniert. Gitarren! Ich habe Gitarren, die sind 50, 60 oder 70 Jahre alt! Die sehen brandneu aus und klingen immer noch grossartig. Nichts daran ist beschädigt. Und wenn ich sie gut behandle, ist auch in hundert Jahren noch nichts daran defekt. Ich habe vor kurzem ein Sprichwort gelesen: „Ein Historiker
ist ein umgedrehter Prophet.“ Siehst du das auch so? Oh, wow, das ist ziemlich tiefgreifend. Vor allem für amerikanische Verhältnisse. (Denkt lange nach) Weißt du, jedes Ding hat seine Geschichte. Jede Gitarre hat ihre Geschichte, sogar jeder Verstärker. Ich habe einen Verstärker, den ich von Tom Dowd’s (US Musikproduzent bei Atlantic Records) Tochter gekauft habe. Tom Dowd hat mein erstes Soloalbum zwei Jahre vor seinem Tod produziert. Davor hat er jedes Allman Brothers Album aufgenommen, jede Lynyrd Skynyrd Platte, er hat alle Atlantic Records Sachen produziert. Meilensteine im Country&Western, all diese Bluesalben; er hat eine Trillion Klassiker der Musikgeschichte aufgenommen. Und ich besitze diesen Verstärker, den er für diese ganzen Aufnahmen benutzt hat (andächtige Pause). Wenn dieser Verstärker reden könnte... Die Menge an musikhistorischen Klassikern, die durch diese Röhren geflossen sind, die Menge an Geschichten, die dieses Gerät erzählen könnte, ist Wahnsinn. Historischer Wahnsinn. Alles hat seine Geschichte. Sei es ein Mensch, eine Lampe oder ein Auto. Und das fasziniert mich am Sammeln von alten Dingen. Mit Musik ist es das Gleiche. Musik hat auch ihre Geschichte. Kannst du mir etwas über diese Acoustic Show Tour erzählen, deren DVD „An Acoustic Evening At The Vienna Opera House“ jetzt herauskommt? Oh ja, das war eine grosse Herausforderung für alle, die daran gearbeitet haben. Ist es richtig, dass ihr nicht viel Zeit hattet, um diese Konzerte zusammenzustellen? Wir hatten 72 Stunden. Das ist erstaunlich! Hattest du je mit diesen Musikern zusammengearbeitet? Nein, wir haben uns zum ersten Mal in Wien getroffen. Wir hatten diese 72 Stunden und das war eine einzigartige und auch schwierige Erfahrung für alle. Wir haben einfach irgendwo angefangen, aber ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat. Das kannst du auch, es klingt fantastisch! Danke sehr! Ich bin wirklich sehr stolz darauf. Ich muss Kevin Shirley meinen Dank dafür aussprechen, dass er diese wunderbare Band zusammengestellt und grossen Anteil daran hat, dass alles gut geklappt hat. Gemessen an der Qualität kann man sich kaum vorstellen, dass ihr nur so wenig Zeit zur Verfügung hattet. Der Angst-Faktor war auch ziemlich hoch. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Angst vor einer Show wie in Montreux, wo die erste Show dieser kurzen Tour stattfand. Ich hatte keine Ahnung, wie das alles herauskommen würde und war sehr unsicher. Aber es kamen dann so viele Leute auf mich zu, die mir gratuliert haben, dass ich danach absolut erleichtert war! Ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass wir das durchgezogen haben. Du wirst im Februar in Zürich zu Gast sein. Ja, da freuen wir uns schon sehr drauf! Ich habe gehört, dass die Show schon ausverkauft ist. Das ist grossartig, die Tour ist noch sechs Wochen entfernt, aber die Show ist schon ausverkauft. Klasse!
8
Ein gutes Riff schreibt sich von selber
ip. 2008 kontaktierten Michael Miley (dr), Scott Holiday (guit) und Robin Everhart (bass) den Sänger Jay Buchanan über Myspace, der sich allerdings erst nach zweimaligem Bitten dazu entschloss, in die Band einzusteigen. Dass dies die richtige Entscheidung war, zeigte sich mit ihrem ersten Album „Before The Fire“, das sie in Eigenregie veröffentlichten. Das Debüt schlug hohe Wogen und führte dazu, dass die Rival Sons unter anderem im Vorprogramm von Kid Rock und AC/DC auftreten konnten. Merkwürdigerweise zeigte mit Earache Records ausgerechnet ein Label, das hauptsächlich das Genre Deathmetal vertritt, grosses Interesse an der Band. Die vier Kalifornier fanden diesen Zusammenschluss recht originell und wurden somit 2010 humorigerweise Labelkollegen von unter anderem Annihilator, Entombed oder Evile. Vor allem in Europa kam das Quartett gut an und neben einer Tour mit Judas Priest war praktisch jede Show ihrer eigenen Headlinertournee durch den alten Kontinent ausverkauft. Auftritte auf den bekannten grossen Festivals und wichtigen TV-Shows
trugen das ihre dazu bei, dass die Rival Sons bald in aller Munde und Ohren auftauchte. Ein Grund für ihren Erfolg dürfte die Tatsache sein, dass sich die vier Musiker für ihre bisher drei Studioalben nie mehr als 20 Tage Studiozeit genommen haben. Dazu kommt, dass die Songs dann auch erst im Studio geschrieben oder zusammengesetzt werden, so dass viel Platz für die im Rock'n'Roll notwendige Spontaneität und Ehrlichkeit bleibt. Diese Arbeitsweise hört man auch beim bislang letzten Album „Head Down“ sehr gut heraus, das im Februar 2012 in Nashville, Tenessee eingespielt wurde und im letzten Herbst erschien. Michael Miley beschrieb die Arbeit an „Head Down“ als sehr familiär und unterstrich den Verzicht auf zuviel technische Korrektur: „Man hat mittlerweile so viele Möglichkeiten, die Musik im Studio geradezurücken. Wir spielen aber alle nicht wirklich auf den Punkt und vieles ist ein ziemliches Durcheinander. Aber genau das macht den Spass aus!“ Und man darf dieser Aussage hinzufügen, dass vor allem die Authentizität ihrer Musik davon profitiert, die dieser Band das gewisse Etwas verleiht. Für Jay Buchanan ist vor allem der kreative Prozess wichtig, die in so kurzer Zeit auf den Punkt gebracht werden muss und sich nicht beliebig in die Länge dehnen lässt: „Wenn du Kreativität nicht als etwas sehr Wertvolles betrachtest, wird sie zu etwas, dass du jederzeit abrufen kannst.“ Insofern kann man dankbar dafür sein, dass es Bands wie die Rival Sons gibt, die sich auf diesen Prozess einlassen und als Kollektiv Musik aus dem Bauch heraus für Geniesser macht. „Ein gutes Riff schreibt sich von selber“, bringt es Michael Miley auf einen Nenner und zaubert so ein wissendes Lächeln auf alle Kenner, die am
1. April ins Zürcher Komplex 457 gehen, um sich die fantastischen Retro-Vier anzusehen.
Die Rival Sons klingen nach alten Teppichen auf der Bühne, nach roten Samtblazern, ungekämmten Haaren und nicht zugeknöpften Hemden. Eigentlich müsste man sagen, dass sie ihre Musik im völlig verkehrten Jahrzehnt spielen, wenn da nicht doch eine moderne Komponente auszumachen wäre. Obwohl es sich dabei eher um Erbsenzählerei handeln dürfte, denn unter den Bands, die in den letzten paar Jahren den Classic Rock wiederbelebt haben, sind die Rival Sons ganz dringend unter den authentischsten zu listen.
STEVE HACKETT Genesis Reloaded
LIVE 20. April 2013 Zürich, Kaufleuten
lg. Steve Hackett ist ein genialer Gitarrist. Steve Hackett ist genialer ein Gitarrist, der die Tapping-Technik erfunden hat (Eddie Van Halen lässt grüssen). Steve Hackett ist ein genialer Gitarrist, der die Tapping-Technik erfunden hat und für Genesis ein paar der grössten Progrock-Songs aller Zeiten geschrieben und eingespielt hat. Und Steve Hackett kommt am 20. April ins Zürcher Kaufleuten und wird mit seiner Band die grössten GenesisKlassiker aus der Zeit zwischen 1971 und 1977 sowie einige seiner Solo-Songs zum Besten geben. Das sehr gute letztjährige Doppel-Album "Genesis Revisited II" mit ziemlich originalgetreuen Neueinspielungen alter GenesisHits dürfte das Grundgerüst der Setlist bilden. Es ist zu erwarten, dass von allen sechs Genesis-Scheiben, auf welchen Steve Hackett mitgewirkt hat, etwas zu hören sein wird. Es handelt sich dabei "Nursery Crime", "Foxtrot", "Selling England By The Pound", der grosse Klassiker "The Lamb Lies Down On Broadway", "A Trick Of The Tail" sowie "Wind And Wuthering". Man darf gespannt sein, ob auch das überlange "Supper's Ready", eines der Signature Songs der alten Genesis (vom "Foxtrot"-Album), in voller Länge zu hören sein wird. Auf jeden Fall wird dieser Gig die wohl einmalige Möglichkeit sein, die Klassiker mit einem GenesisOriginalmusiker am Werk zu hören, denn Phil Collins, Peter Gabriel und die letzten verbliebenen GenesisMitglieder Mike Rutherford und Tony Banks haben da anderes im Sinne. Auch wenn unklar ist, wer denn neben Steve Hackett musizieren und vor allem singen wird, verspricht dieses Konzert ein besonderes Erlebnis für jeden Rockfan zu werden.
BAD RELIGION True North Epitaph/Phonag
Es hat zwar zwei, drei durchschnittliche Songs auf dem Album, die man für BadReligion-Verhältnisse sogar als eher schlaff bezeichnen muss, aber was solls: Die sind in diesem Fall nicht der Rede wert. Wir verbeugen unser Haupt. Und pogen zu «Fuck You», immer und immer wieder.
PETER LACEY Grinmace
10
hug. Sie sind und bleiben die einzig wahren, einzig beständigen Punk-Ikonen. Tausendfach kopiert, nie erreicht. «Die Welt» hat recht, wenn sie Greg Graffin und seine Freunde als «sowas wie die AC/DC des Punk» bezeichnet: unkaputtbar und ewig gültig. Auf ihrem 16. Album in über 30 Jahren tun sie 16 Songs lang das, was sie schon immer getan haben und was sie noch immer absolut beherrschen: schmaler, schneller Punkrock in Moll-Chören mit scharfer Sozialkritik und nie erschlaffender Energie. Nun gut:
Vorschein, die er ja auch hat. Pikanterweise hat er besagten Song zusammen mit Stephen Kalinich, dem Textschreiber der Beach Boys verfasst. «Grinmace» ist gerade deshalb aber nicht nur für Fans der Band um Wunderkind Brian Wilson geeignet. Die fünf Songs sind ebenso allen Liebhabern von gepflegten, stilvollen und überaus eingängigen Popsongs (Ohrwürmer) wärmstens zu empfehlen. Smile oder besser gesagt Grinmace?
DUCKTAILS The Flower Lane Domino Recording
rp Peter Lacey liebt die Beach Boys. So viel ist sicher. Das hat der Engländer auf seinen nunmehr neun Soloalben immer wieder unter Beweis gestellt. Sein aktuelles Werk, die 5-Track EP «Grinmace» macht da keine Ausnahme. Zumindest einer der Songs («Our Light») bringt aber auch die experimentelle Seite von Peter Lacey zum
pc. Hinter dem klingenden Namen verstecken sich keine
Entenschwänzen. Überhaupt ist mit dem Ducktail eigentlich die Elvisfrisur aus den 50er gemein. Doch damit hat das Projekt von Matthew Mondanile herzlich wenig am Hut. Denn die Musik aus New Jersey scheint vielmehr den 80er Jahren zu entstammen. Zwar sind da durchaus zeitgenössisch klingendes Schlagzeug und Gitarren wie in „Planet Phrom“, doch die Leadstimme immer weit in den Hintergrund gerückt und mit Hall durchsetzt. Das erinnert ein wenig an die Thompson Twins. Und wo die Orgel den Titelsong „The Flower Lane“ einleitet, kommen einem sofort Supertramp in den Sinn. Die Ducktails bleiben allerdings nicht völlig im Retro-Sound stecken, sondern reichern ihn auch immer wieder mit „moderneren“ elektronischen Sounds, Bloops und Bleeps an („Assistant Director“). Das ist zum Hören ganz kurzweilig. Zudem sind die Songs sehr atmosphärisch („Sedan Magic“) und vermögen dadurch starke Stimmungen zu erzeugen. Allerdings leidet die
Mainstream/Indie/Alternative CD Musik an der nicht unerheblichen Schwäche, dass die grossen Melodiebögen einfach fehlen. Zu oft bleibt es bei einem Wechsel zwischen zwei oder drei Akkorden. Eine wirkliche Hook-Line, die zum Mitsingen einladen würde, lassen die Ducktails leider zu oft vermissen.
THE SPRING STANDARDS Yellow//Gold Parachute Shooter Records
weilen und dazu seinen Gedanken nachhängen. Berührend. Anders die Gold-CD. Die fünf Songs werden teils durch kratzige Gitarrensounds und Feedback (Neil Young hätte seine Freude daran) aufgeschreckt. Und das Einflussspektrum nährt sich aus Bands wie Fleetwood Mac, The Cars, The Pretenders, Jayhawks oder Ben Folds.Songs wie «Rusty Wheels», «Here We Go» zeigen die rauere Seite von The Springs Standards, deren Songs, so nebenbei erwähnt, schon bei MTV und Pepsi's Poptub gespielt und die bereits zweimal ans renommierte Festival South By Southwest in Austin eingeladen wurden. Gemeinsam sind beiden CDs das untrügliche Gespür für stimmungsvolle, tolle Songs, die mit mehrmaligem Hören wachsen.
ITCHY POOPZKID Ports & Chords Findaway Records rp «Yellow//Gold» ist bereits die zweite EP der in New York ansässigen The Spring Standards. Ihre erste, «No One Will Know», 2008 erschienen, war gleichzeitig ihr Debüt. Dazwischen veröffentlichte das Trio ihren einzigen Longplayer «Would Things Be Different» (2010). «Yellow// Gold» ist eine Doppel-EP und das macht auch Sinn. Die Songs der Yellow-CD unterscheiden sich stimmungsmäsig von denen der Gold-CD. Die sieben Tracks der ersteren klingen verträumt, nachdenklich, gefühlvoll, zuweilen gar abgehoben. Die drei Sänger und Multiinstrumentalisten James Cleare, Heather Robb und James Smith offerieren warmherzigen Indiefolk, mehrstimmig gesungen, irgendwo zwischen Heather Nova, Aimee Mann und einem Andrew Bird. Songs wie «Only Skin», «Chicago» oder «Enemies» laden ein zum Ver-
schon ein weiteres Highlight. Kein geringerer als Donots Gitarrist Guido Knollmann taucht als Gast-gröhler darin auf. Erst beim fünften Track und zugleich auch der ersten Single „I Believe“ wird es ein erstes Mal sanfter. Das Stück ist eher untypisch für die Band, was aber zeigt, dass sie sich keine Grenzen setzen und einfach das machen, worauf sie Lust haben. Für den Song „She Said“ reiste Charlotte Cooper, Ihres Zeichens Sängerin von The Subways, sogar extra nach Hamburg, um ein Duett mit ItchyFrontmann Sibbi zu singen. Und weil man ja Freude an Gästen hat, trugen die Musiker für den Song „With Heads Held High“ per Internet schnell mal einen Chor von über 1000(!) Fanstimmen zusammen. Mit diesem Song wird somit ein absolut gelungenes neues Werk gekonnt abgeschlossen und wir können uns freuen, wenn die drei Jungs auch unseren Hafen anfahren um diesen mit ihren legendären schweisstreibenen Shows zu überschwemmen. Schiff Ahoi!
Ground» geht jetzt noch einen Schritt weiter in diese Richtung. Alfa 9 um Sän-ger Phil Mason haben sich die späten Sechziger, die Zeit des Psychdelik-Rocks noch mehr verinnerlicht: Rickenbacker-Gitarren, Byrds-Gesangsharmonien, scheppernde Drums und flirrende Gitarren. Alfa 9 setzen auf Authentizität. Nicht wenigen der zwölf Songs ist eine Nähe zu den Byrds nicht abzusprechen. «Birling Gap» und «Ferry Song» rufen gar die Countryrock-Phase der Byrds in Erinnerung. «Old Man Blues» kommt hingegen als eine Mischung aus den Rolling Stones und Bob Dylans «elektrischer Phase» daher. Die Single «Into The Light» offenbart hingegen eine gewisse Nähe zu den La's und ihrem «There She Goes». Als dies macht «Gone To Ground» zu einem lohnenswerten Trip zurück in die späten Sechziger.
ALFA 9
hug. Das sei die nächste Sensation aus Deutschland so wird das Debüt dieser Band mit dem eigenartigen Namen angekündigt. Das stimmt, aber nur insofern, als dass diese Sensation auf die Kleintheater-szene beschränkt bleibt: streng und minimal arrangierte Musik, kopflastige Texte über den Zustand der Welt, unterlegt mit dem trockenen Charme der Intelligenz, getragen oft von recht konstruierten Wort- und Assoziations-Spielerein. Eine Art Tocotronic für NZZ-Leser. Oder eine Erweiterung des Interessensgebiets für Michaelvon-der-Heide-Fans. Prag nennen sich die Drei übrigens, weil sie das Album mit dem Tschechischen Filmorchester in Prag eingespielt haben und diese Stadt einfach toll finden.
Gone To Ground Blow Up Records
rk. Das Punkrock Trio aus Eislingen an der Fils setzt die Segel und fährt mit einer Fracht von 14 Rockperlen auf ihrem neuen Album „Ports & Chords“ die Häfen der Welt an. Nach dem grossen Erfolg des Vorgängers „Lights Out London“ und oft ausverkauften Tourneen, konnte man wohl gespannt sein, aus welchem Holz der Dreimaster geschnitzt ist. Mit „We Say So“ als Opener geben Itchy Poopzkid dann gleich den Tarif durch und setzen mit „The Pirate Song“ als zweiten Track
Inserat TAIFUN
rp Sieben Jahre ist her, seit die aus Newcastle stammenden Alfa 9 ihr Debüt «Then We Begin» vorlegten. Die Presse (Clash, The Sun, Classic Rock, Shinding!) war begeistert ob den NeoPsychedelik-Songs irgendwo zwischen den Byrds, den Stone Roses und The Coral. «Gone To
PRAG Premiere Tonpool/Musikvertrieb
CD Mainstream/Indie/Alternative Pally’s kurz und knapp Rover - Same Der Franzose Rover, der eigentlich Timothée Régnier heisst, wurde wegen Visaproblemen aus dem Libanon ausgewiesen, engagierte sich mit seinem Bruder Jérémie in der Post-Punkband The New Government gegen die Denkweise im Nahost, liebt es zu reisen und mag englische Autos. Genauso umtriebig wie sein Leben genauso vielschichtig ist auch die Musik auf seinem Debüt. New Wave trifft auf Sunshine-Pop, PostPunk auf Synthpop. Drama, lichte Momente, Sehnsucht und Dunkelheit wechseln sich ab oder gehen ineinander über. Aufregend vielseitig. Chloe Charles - Break The Balance Zwei Gesichter, hell und dunkel, Ying und Yang, schwarz und weiss. Die in Toronto aufgewachsene Chloe Charles (Ihr Vater ist übrigens mit Cynthia Lennon, der ersten Frau von John Lennon, verheiratet.) versucht das Leben in seiner Ganzheit zu erfassen. Die Texte auf ihrem Debüt handeln vom Auf und Ab des Lebens und vom Finden seines Weges. Musikalisch liegt sie irgendwo zwischen Nina Simone, Feist, Lyyke Li und Joana Newsom, wo sie sich ganz gut macht. Paal Flaata - Wait By The Fire Songs Of Chip Taylor Zur Erinnerung: Chip Taylor hat u.a. «Wild Thing» (Hit für The Troogs) und «Angel Of The Morning» (Hit für Juice Newton) verfasst. Das dem amerikanischen Songschreiber jetzt jemand Tribut zollt, ist nur recht und verdient. Der norwegische Sänger Paal Flaata (Midnight Choir) ist für diesen Job geradezu prädestiniert. Mit seiner Band hat er mehrmals Stil, Klasse und Sinn für unter die Haut gehende Songs bewiesen. Seine Interpretationen von Songs wie «Wait By The Fire», « If I Stop Loving You», « Graceland Souvenirs» oder «Weaker Moments» bieten erwartungsgemäss auch feinfühlige und tiefgehende Momente. Besonders empfehlenswert: die über siebenminütige Fassung von «Angel Of The Morning». Chip Taylor wäre mehr als nur berührt. The Boatsmen - Same Wasserkanal frei, The Boatsmen kommen. Das schwedische Quartett um die Gebrüder Håkan und Martin
12
Ficks geht es auf ihrem Debüt stürmisch, rasant, verwegen und hochseetauglich an. Die vier Herren brettern zwölf Songs in 28 Minuten runter. Die Ramones, Damned, Jam und Danko Jones hätten ihre Freude daran. Anker lichten. Maston - Shadows Immer wieder bedienen sich Musiker aus dem reichen Fundus der 60er Jahre. So auch der aus Los Angeles stammende Multiinstrumentalist Frank Maston. Auf seinem Debüt “Shadows” verquickt er die Beach Boys (zu Zeiten von «Pet Sounds») mit dem frühen Harry Nilsson, Ennio Morricone und Burt Bacharach. Klingt authentisch, eigenwillig und vor allem toll. Auffrischung geglückt Bob Brozmann - Fire In The Mind Frischzellenkur für den Blues. «Fire In The Mind», das neue Album des amerikanischen Gitarristen und Musikethnologen Bob Brozman sprengt einmal mehr Grenzen. Unkonventionell instrumentiert und offen für mannigfaltige Einflüsse aus anderen Genres und Ländern bieten die elf Songs stimmigen und atmosphärischen WeltmusikBlues. LUAI - Boulder Thicket Im Zentrum von «Boulder Thicket» steht die Stimme der finnischen Singer-Songwriterin Saara Markkanen: sanft und teilweise entrückt schwebt sie über einem Boden von dezent eingesetzten Instrumenten wie Gitarre, Bass, Orgel, Percussion und Holzblasinstrumenten. Ihr behutsamer Indiefolk thematisiert mit viel Gefühl und Tiefe Individualismus, Einsamkeit, Rückkehren und Loslassen. Berührend. CARRIE NEWCOMER Kindred Spirits A Collection» Seit 1991 veröffentlicht die amerikanischen Singer Songwriterin Carrie Newcomer in schöner Regelmässigkeit Alben, die bei uns nur wenig Beachtung finden, in ihrer Heimat aber immer wieder ausgezeichnet werden. «Kindred Spirit A Collection», ihr vierzehntes Werk, bietet einen guten Überblick über das produktive Schaffen der sozial engagierten Mutter einer Tochter. Feine, behutsame und warmherzige Songs mit lesenswerten Texten für Fans von Mary Chapin Carpenter, Nanci Griffith oder Sarah McLachlan.
NINE TIMES BLUE
RESEARCH TURTLES
Falling Slowly
Mankiller Part 1 And 2
Renegade Recordings
Normanium Records
rp Nine Times Blue ist ein Song von Michael Nesmith, dem Sänger und Gitarristen der ersten Boygroup The Monkees und gleichzeitig auch der Bandname des in Atlanta beheimateten Quartettes um Sänger, Gitarrist und Songschreiber Kirk Waldrop. Waldrop (ehemals The Features) ist ein erklärter Fan der Monkees, aber nicht nur. Die zehn Songs (inklusive Hiddentrack) auf ihrem Debüt «Falling Slowly» offenbaren eine breite Palette an Einflüssen, alle im Bereich Power-Pop, Pop und Rock. Der Auftakt «Falling Slowly» erinnert angenehm an die Gin Blossoms gewürzt mit einer Spur The Smithereens. Gerade die druckvollen Songs mahnen immer wieder an die ersteren. Im zweiten Song «Crazy To Think» darf es eine Spur The Merrymakers sein, einmal mehr mit einer Prise The Smithereens abgeschmeckt. Die feine Ballade «Grace» zeigt Nine Times Blue von ihrer ruhigeren Seite. Im erneut druckvollen «I Can't See You» geben sich wieder die Gin Blossoms und The Smithereens die Hand, abgerundet mit wohligen ELOChören. «Serena» ein paar Songs weiter fällt vor allem mit den wunderschönen Gesangsharmonien auf. Und in «Fun And Games» ist Kirk Waldrop nahe am Gesangsstil von Pat DiNizio (The Smithereens). Eingespielt wurde das Album mit der Hilfe von hochkarätigen Musikern aus der Power-Pop- und Indiepop-Szene wie Dave Myhr (The Merrymakers), John Faye (Ike, The Caulfields) und Bryan Holmes von der legendären Power-Pop-Formation The Producers. Nine Times Blue machen auf «Falling Slowly» keinen Hehl aus ihren Vorbildern, belegen aber auch souverän, dass sie sich in keiner Sekunde hinter diesen verstecken müssen. Und ein feines Gespür für eingängige Songs hat die Band ja eh.
rk. Das Punkrock Trio aus Eislingen an der Fils setzt die Segel und fährt mit einer Fracht von 14 Rockperlen auf ihrem neuen Album „Ports & Chords“ die Häfen der Welt an. Nach dem grossen Erfolg des Vorgängers „Lights Out London“ und oft ausverkauften Tourneen, konnte man wohl gespannt sein, aus welchem Holz der Dreimaster geschnitzt ist. Mit
„We Say So“ als Opener geben Itchy Poopzkid dann gleich den Tarif durch und setzen mit „The Pirate Song“ als zweiten Track schon ein weiteres Highlight. Kein geringerer als Donots Gitarrist Guido Knollmann taucht als Gast-gröhler darin auf. Erst beim fünften Track und zugleich auch der ersten Single „I Believe“ wird es ein erstes Mal sanfter. Das Stück ist eher untypisch für die Band, was aber zeigt, dass sie sich keine Grenzen setzen und einfach das machen, worauf sie Lust haben. Für den Song „She Said“ reiste Charlotte Cooper, Ihres Zeichens Sängerin von The Subways, sogar extra nach Hamburg, um ein Duett mit Itchy-Frontmann Sibbi zu singen. Und weil man ja Freude an Gästen hat, trugen die Musiker für den Song „With Heads Held High“ per Internet schnell mal einen Chor von über 1000(!) Fanstimmen zusammen. Mit diesem Song wird somit ein absolut gelungenes neues Werk gekonnt abgeschlossen und wir können uns freuen, wenn die drei Jungs auch unseren Hafen anfahren um diesen mit ihren
Die Schotten, welche vor nicht allzu langer Zeit noch als Geheimtipp gehandelt wurden, sind zurück. Und wie! Denn inzwischen wird das Trio als eine der grössten Bands der Zeit gehandelt. Dies nicht zu unrecht, denn mit ihrem letzten Album „Only Revolutions“ gelang Biffy Clyro ein Meisterstück, das ihnen endgültig den internationalen Durchbruch verschaffte.
Gegensätze
BIFFY CLYRO Opposites (Deluxe Version) Warner
The Sand At The Core Of Our Bones 'Stingin' Belle' 'Sounds Like Balloons' 'Biblical' 'The Joke's On Us' 'Black Chandelier' 'A Girl And His Cat' 'Opposite' 'The Fog' 'Little Hospitals' 'The Thaw' The Land At The End Of Our Toes 'Different People' 'Modern Magic Formula' 'Spanish Radio' 'Victory Over The Sun' 'Pocket' 'Trumpet Or Tap' 'Skylight' 'Accident Without Emergency' 'Woo Woo' 'Picture A Knife Fight'
rk. Es folgten lange Touren quer über den Globus, grosse Shows wie mit den Foo Fighters im Milton Keynes Bowl, als Headliner am Sonisphere UK oder eine Arenatour unter anderem im Wembley. Von Letzteren entstand auch die spezielle live CD Box „Revolutions Live At Wembley“ die nebst der CD auch ein Poster, Konfettis und ein Gitarrenstück enthielt. Es könnte also nicht besser laufen für das Trio. Doch Erfolg birgt leider auch Schattenseiten. Man sieht durch das viele touren Familie und Freunde kaum, Energie wird verbraucht und Ben wie auch Simon kämpften mit zusätzlichen privaten Problemen. Eine Auflösung der Band schien möglich. Zum Glück aber standen die Aufnahmen zum sechsten Werk vor der Tür. Die Band zog sich zurück ins Studio im fernen Los Angeles, grenzte sich von der Aussenwelt ab und lies dem Schaffungsprozess freien lauf. Vergangene Erfahrungen, neue Energien und Kraft liessen mit alter Freude entstehen, worauf die Fans so hungrig warteten, ein neues Album. Die Scheibe wurde dann sogar zu einem Doppelalbum und nennt sich „Opposites“. Das Werk beinhaltet nicht einfach viele Lieder, sondern zwei einzelne Alben mit den Namen „The Land At The End Of Our Toes“ und „The Sand At The Core Of Our Bones“ mit unterschiedlicher Betrachtungsweise. Hinter „Opposites“ steckt also ein Konzept. Denn die beiden Alben stehen sich lyrisch gegenüber, sie widerspiegeln das Gegenteil. Während sich „The Sand..“ mit dem Vergangenen befasst, Dinge die im Leben passieren und auch eine dunklere Stimmung wiedergibt, schaut „The Land..“ in die Zukunft. Also wie kann man Dinge besser machen, Hoffnung und eine optimistische, positive Sicht auf die Zukunft. Entstanden sind 20 Songs voller Energien und Emotionen mit verschiedensten Elementen und Kreationen sowie zusätzlichen Instrumenten. Ohne aber die Eigenständigkeit und unkonventionellen Riffs, welche Biffy zu einer so grossartigen Band
machten, wie auch den Wiedererkennungswert zu verlieren. Total wurden 45 Songs geschrieben, was eine Auswahl nicht einfacher machen sollte. James erklärt die Auswahl der endgültigen 20 aus seiner Sicht: „Bei einigen Songs waren wir einfach nicht sicher. Du machst einen Song und spielst ihn dann zusammen und merkst, dass es irgendwie nicht passt. Bei anderen bist du unsicher und merkst dann, wie perfekt es passt. Eine schwierige Entscheidung. Doch wir sind sehr zufrieden mit der Auswahl, es soll ein guter, abwechslungsreicher Mix sein und das Album über beide Scheiben interessant halten. Eine sehr grosse Herausforderung. Wir sind wirklich stolz darauf.“ Vorab spielte die Band schon einige der neuen Lieder, unter anderem auch am I-Tunes Festival in London, und veröffentlichten „Stingin' Belle“. Als offizielle Single durften sich die Fans dann aber über „Black Chandelier“ eine Art verdrehtes Liebeslied wie der Bassist erklärt und als Single eine Idee der Plattenfirma. Es war zwar nicht die erste Wahl der Band, zufrieden damit sind sie aber auf jeden Fall. Auch eine gute Wahl wäre wohl „Sound Of Balloons“ gewesen, der Track beinhaltet im Refrain die beiden Plattentitel und repräsentiert so auch beide Alben und Sichten. James meint, dass man manchmal alles haben kann und nicht glücklich ist, oder man hat nichts und ist sehr glücklich. Glücklich sind sie, wenn sie diesen Song spielen dürfen, denn er gehört zu ihren grossen Favoriten. Genau so stolz ist die Truppe auf ihr Cover. Es zeigt den ältesten Baum der Welt. Der Baum biegt sich im Wind und unter der Last, aber da er so alt ist, hat er starke Wurzeln und steht auch in schwierigen Zeiten. Dies sieht die Band als Metapher für Biffy Clyro, ihre Leben und auch die beiden Alben. Eine Spezialeditionvon „Opposites“ mit Gitarren-Tabs, Lyrics, Studio-DVD und weiteren Hintergrundinfos ist ebenfalls zu haben.
13
GIANNA NANNINI Poesie und Lebensfreude Nicht weniger als 28 Jahre ist es her, als die in der Toskana geborene Konditorstocher ihren grossen Durchbruch schaffte. Obwohl sich bereits mit ihrem dritten Album „California“ Erfolgte abzeichneten, nahm erst ihr sechstes Album „Puzzle“ die letzten Hürden. Ob „Fotoromanza“ oder „Bello e impossibile“, Gianna Nannini eine der bekanntesten italienischen Musikerinnen ist wieder da.
rk. Die Rockerin huschte durch die Medien, als Sie vor rund 2 Jahren mit über 50 Jahren Mutter wurde. Nicht alle befürworteten die späte Schwangerschaft, aber Gianna zeigte sich auf dem Cover zum Vorgänger „Io e Te“ stolz mit Babybauch. Denn provozieren und ihr Ding durchziehen konnte sie schon immer gut. Aktuell wirbelt die Italienerin aber zur Freude aller Fans wieder mit ihrer Musik Staub auf. „INNO“ heisst das neue Werk und ist somit bereits das 18. Album der Künstlerin. Eine beachtliche Zahl. Produzierte wurde wie schon zuvor zusammen mit dem Engländer Wil Malone, welcher auch schon Hand anlegte bei Grössen wie Iron Maiden, The Verve, Massive Attack oder Depeche Mode. Er ist nun mal der richtige Mann für die Sängerin und hilft ihr, die eigenen Lieder ins richtige Licht zu rücken. Dies geschah in den Londoner Rak Studios, wie aber auch erneut in den bekannten Abbey Road Studios. Zusammen mit dem London Studio Orchestra hüllte Malone Gianna's Stimme in Streicher und Gitarren, was bereits auf der ersten Single „La fine del mondo“ perfekt zur Geltung kommt. Zwölf Tracks befinden sich auf dem Album und sind auch ein Ausdruck ihrer Poesie, für welche sie kürzlich auch mit dem Premio Elsa Morante 2012 „Worte in Musik“ ausgezeichnet wurde. Ebenso poetisch wirkt auch das Cover auf welchem Gianna, zwar in seltsamer Kutte, eine zufriedene, beinahe spirituelle Ruhe ausstrahlt und eine Frische, die ihr Alter kaum zu verraten mag. Und obwohl sie ihre Lieder selber schreibt, spielt sie diese nicht selbst ein. Denn sonst, wie die lebensfrohe Künstlerin verschmitzt erklärt, kann sie sich nicht auf das Singen konzentrieren. Ein Instrument wird dann aber trotzdem von ihr selber auch bedient, der Synthesizer. Natürlich können die früheren, rockigen Werke nicht mit dem neuen Schaffen direkt verglichen werden, Gianna ist ja auch keine zwanzig mehr, aber nichtsdestotrotz müssen Reife und Alter sowie Veränderungen in der Musik nicht als Negativpunkt gesehen werden. Auch ohne die eingängigen Ohrwürmer der Vergangenheit bietet „INNO“ Qualität und Musik erster Güte. Mit „Ninna Nein“ ist sogar ein Lied dabei, das ihrer Tochter Penelope gewidmet ist. Ein Schlaflied für ihre Tochter, welche, glaubt man Giannas Mutter, die bessere Stimme als die Mama hat. Die Texte im Song „Nostrastoria“ wiederum stammen aus der Feder von Tiziano Ferro. Mit ihren Liedern und ihrer rauen Stimme verkörpert sie auch in „INNO“ das italienische Lebensgefühl und begleitet den Hörer in den Süden und die mediterrane Wärme.
14
GIANNA NANNINI INNO Sony
1. Chorale 2. Indimenticabile 3. Nostrastoria 4. Danny 5. Ninna nein 6. In The Rain 7. Scegli me 8. Inno 9. La fine del mondo 10. Dimmelo chi sei 11. Lasciami stare 12. Tornerai 13. Sex, Drugs And Beneficienza
Mainstream/Indie/Alternative CD Legendären schweisstreibenen Shows zu überschwemmen. Schiff Ahoi!
LOCAL NATIVES Hummingbird Frenchkiss
pc. Wer einigermassen tief in der britischen Rockszene drin ist, der bekommt dank der Stichworte Coldplay, Feeder und Embrace eine ziemlich genaue Idee, wie sich die Local Natives anhören. Interessanterweise stammen die Jungs aber gar nicht von der Insel, sondern aus Los Angeles. Dass sie dennoch so britisch klingen, lässt auch erahnen, warum das Quartett beim Debut zuerst von einem Label aus den UK unter Vertrag genommen wurde. Dieses liegt mittlerweile schon über drei Jahre zurück. Ihrem Sound sind sie mehr oder weniger treu geblieben. Der
Hang zum Opulenten und Melancholischen ist noch etwas stärker geworden („Black Spot“ oder „Bowery“). Die Leadvocals von Sänger Taylor Rice scheinen dabei immer etwas aus dem Hintergrund zu kommen und klingen wehklagend und schmerzvoll. Die vielen Instrumental-Passagen und langen Intros sind das Resultat von starker Kooperation innerhalb der Band, die nach eigenen Angaben viel tüftelt und ausprobiert. Dies schlägt sich auf dem Album nieder, wirkt aber da und dort auch mal etwas verkrampft, wie beim überdimensional komplizierten Beat von „Wooly Mamoth“. Wirklich lupfig geht es nur selten zu und her. Und wenn, dann stolpern die Melodie und die Akkorde dann doch irgendwann von Dur nach Moll oder jedenfalls in Richtung Melancholie („Black Baloons“).
HURTS Exile Sony Music rk. Drei Jahre ist es her, seit das Synthie-Pop Duo Hurts die Musiklandschaft durchwirbelte. Mit ihrem Debüt „Happiness“ und dem dazugehörigen Erfolgssong „Wonderful Life“ liefen die Engländer die
Inserat EMI C.H.
Radiostationen auf und ab. Gefolgt von intensivem Touren und einigen Besuchen in der Schweiz. Nach einer kreativen Pause schieben sie im März endlich ihren Zweitling nach, der an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen soll. Das Album nennt sich „Exile“ und wird zwölf, in der Spezialedition vierzehn neue Tracks umfassen. Einen ersten Eindruck konnten sich die Hörer aber bereits mit dem im Dezember veröffentlichten Song „The Road“ verschaffen. Das Stück, zwar ganz nach alter Hurts Manier, kommt etwas düsterer daher und könnte teilweise beinahe an HIM erinnern, beinhaltet jedoch die typischen Synthesizer Parts und spielt mit einem Hauch Dubstep. Die erste Single „Miracle“
wiederum stellt die Weichen in Richtung Muse und beginnt überraschend frisch und spart nicht mit Chorus und Hymen zum Mitsingen. Mit dem Titelsong „Exile“ wird es wieder mystischer aber auch poppiger und er wirkt sehr simpel, plätschert etwas zu sehr vor sich hin. Eine positive und spannende Überraschung bringt „Sandman“ mit rhythmischem Pfeifen zu Beginn, Frauengesang, Kinderchor und einem frechen Beat ohne die Wiedererkennung durch Theos melodiösen Gesang zu verlieren. „The Crow“ wieder ein verträumtes und ruhiges Lied, etwas zu ruhig und verleitet zum Druck auf die Skip-Taste. Das Album im Ganzen bietet für jeden Geschmack etwas, die Texte sind wie von Hurts gewohnt emotional. Trotz einigen etwas belanglosen Stücken wird „Exile“ auf jeden Fall ab März wieder für Wirbel sorgen und die Radioboxen heiss laufen lassen. Nebst einem Auftritt an den Swiss Music Awards wird das Duo seine neuen Lieder ende März im Kaufleuten den Fans live präsentieren.
CD Mainstream/Indie/Alternative
Die Kalifornische Hardcore-Punk Band The Bronx wird den meisten in den letzten Jahren wohl eher als Mariachi El Bronx bekannt sein. Was eigentlich als humorvolles Nebenprojekt begann, erreichte ein grosses Ausmass an Ernsthaftigkeit und Professionalität mit vielen Anhängern rund um den Globus. Nach den drei Alben als The Bronx folgten somit also zwei weitere Alben als Mariachi El Bronx und wurden begleitet von intensivem Touren. rk. Nun, fünf Jahre später, sind The Bronx ohne Mariachi zurückgekehrt und veröffentlichen ihr viertes Album, ganz einfach „IV“ genannt. Was wohl damit zusammenhängt, wie die Band erklärt, dass eine Namenfindung nie zu einem Ende kommen würde. Unter anderem auch durch die Erfahrungen als Mariachi meldet sich die Truppe auf dem neuen Album erwachsen, reif aber nicht weniger laut zurück. The Bronx wollen aber auch kein Album zweimal machen, ohne sich untreu zu werden. Das vierte Werk sehen sie selber im Vergleich zu den Vorgängern als einiges simpler, eigentlich schon beinahe ein Pop-Album mit viel Melodie. Aufgenommen wurde es in den eigenen Studios. Entstanden sind zwölf Songs, welche die neue Richtung der Band widerspiegeln. „The Bronx IV“ wurde in zwei Etappen aufgenommen, denn nach
NICK CAVE & THE BAD SEEDS
em. Nach fünf Jahren musikalischer Abstinenz gibt es endlich wieder eine neue Veröffentlichung von Nick Cave und den Bad Seeds. Es ist das 15. Studioalbum und überzeugt nicht mal so sehr durch die mit Pathos geschwängerten Lyrics, sondern durch seine Einfachheit. Alles wirkt enorm reduziert. Nick Cave & The Bad Seeds wandern deshalb auf einem schmalen Grat. Der Australier wird schon lange in einem
16
den ersten sechs Songs besprach man erst einmal, in welche Richtung es weiter gehen sollte. „Youth Wasted“ ist die erste Singleauskopplung wozu auch ein Video entstehen soll. Ob hier von der eigenen Jugend gesprochen wird erklären die Kalifornier selber: „Man schaut auch mal zurück wenn man älter wird. Mehr Rechnungen, mehr Verantwortungen. Man fragt sich, wo wäre ich, wenn ich damals das Wissen von heute schon gehabt hätte? Jeder schaut doch irgendwann einmal zurück und überlegt, wo er die Dinge anders gemacht hätte.“ Angst, die alten Fans mit einem melodiösen Album vor den Kopf zu stossen hat man nicht, schliesslich konnten diese auch mit zwei Mariachi Alben umgehen. Wie auch schon die drei Vorgänger, ist dieses Album mit „China“ in ein Thema gefasst, das Bandbild vor dem chinesischen Gebäude, wie auch der chinesische Tiger auf dem Cover. Abgerundet wird das Ganze von der Idee, die der Band natürlich beim chinesischen Essen kam, dass die Alben im Voraus in einer chinesischen Take-Out-Meal-Box bestellt werden können. „The Bronx IV“ bietet altbewährte Power wie auch Melodie und bringt somit für jeden Etwas mit. Die Jungs lieben was sie machen und sehen das Bereisen der Welt um Shows zu spielen als Privileg. Sie sind stolz auf ihre Fans, welche bestimmt nicht einfach nur einheitliche Radiomusik-Liebhaber sind und somit in jedem Land, in jeder Kutur mit ihnen auf einer Welle sind. Das nächste Album könnte jedoch wieder ein Mariachi werden, daher sollte man dieses wohl nicht verpassen und ein reinhören lohnt sich auf jeden Fall. Die Herren sind gewachsen und setzten Erfahrungen in Taten um, uns gefällt es. Und was sagen The Bronx dazu? „Hopefully You Enjoy!“
Atemzug mit Legenden wie Johnny Cash genannt. Das ist auch mitunter ein Grund dafür, dass diese neun Lieder eben nicht ermüden oder gar langweilen. Das gemächliche Tempo entschleunigt auf angenehme Weise und die tiefe und warme Stimme Nick Caves lässt die Gedanken abdriften. Bereits der Opener „We No Who U R“ vermittelt das Gefühl, als würde man mit einer warme Decke zugedeckt werden. Mit den Stücken „Water's Edge“, „Jubilee Street“ oder auch „Mermaids“ kommt sanfte Bewegung in die Sache, aber auch diese Tracks leben, wie das gesamte Werk, mehr von der Grundstimmung, als von der musikalischen Darbietung. So karg und trist zu klingen und gleichzeitig von so sinnlicher Schönheit zu sein, zeugt von Können oder vielleicht viel mehr von unglaub-
lichem Gespür. Zum Beispiel das fast hypnotische „Finishing Jubilee Street“, das rhythmische „Higgs Boson Blues“ oder das betörende Schlusslicht „Push The Sky Away“ beweisen auf eindrückliche Art, dass gelungene Songs nicht immer dicht und komplex sein müssen. Ein wahrlich dunkelschönes und herrliches Album.
JAMIE LIDELL Jamie Lidell Warp/Musikvertrieb
hug. Je nach Lust, Laune und Projekt brilliert Jamie Lidell mal als Elektronikbombe, mal als Experimentalist und mal als Dancefloor-Traditionalist, zwischendurch ist er auch Produzent. Auf seinem neuen Werk hat er wieder mal Lust auf Dancefloor und macht wieder das, wofür er schon vor Jahren gelobt wurde, als Lidell der upcoming neue Star war: eine brillante, kluge Fusion aus Prince und George Clinton. Okay okay, das ist nichts Neues, überhaupt nicht. Aber in Anbetracht des Umstands, dass es sehr viele GeorgeClinton- und noch viel mehr Prince-Nachahmer gibt und dass kaum einer von denen die Vorbilder auch nur annähernd erreicht, tut es gut, wenn Jamie wieder mal zeigt, wie solche Musik geht. Da kommt uns auch glatt wieder in den Sinn, dass wir vor nicht allzu langer
präsentiert
The Australian Pink Floyd Show
Tribute Bands gibt es mittlerweile fast von jedem Original, manchmal als schlechte Koipe, aber oft auch als würdiger Ersatz. The Australian Pink Floyd Show ist allerdings nicht nur irgendein weiterer Tribute an diese einzigartige Gruppe, sondern sie gelten weltweit als bester Pink Floyd Tribute. Die Band hat seit 1988 weit über 3 Millionen Besucher angelockt und wurde sogar von David Gilmour, seines Zeichens Gitarrist und Sän-ger von Pink Floyd, höchstpersönlich als Liveband für seine Geburtstagsfeier engagiert. Mit «Eclipsed By The Moon» zelebrieren The Australian Pink Floyd Show das 40. Jubiläum vom legendären «Dark Side Of The Moon»-Album in Basel (2.5.), Zürich (3.5.) und Sursee (4.5.). «Dark Side of the Moon» ist das erfolgreichste Albumvon Pink Floyd. Erschienen im März 1973, hielt es sich ab Veröffentlichung bis 1988 sagenhafte 741 Wochen in den internationalen Charts. Bis dato wurden über 50 Millionen Alben dieses Klassikers verkauft. Grund genug für die weltweit erfolgreichste Pink Floyd Tribute-Band, The Australian Pink Floyd Show, dieses Meisterwerk ausführlich zu würdigen. Die Band wird alle Songs des Albums in kompletter Länge spielen, darunter Meilensteine der Musikgeschichte wie „The Great Gig In The Sky“, „Us And Them“ sowie die Klassiker „Money“ und „Time“. Damit nicht genug: Während ihrer über zwei Stunden dauernden Show
spielt die Band weitere Pink Floyd-Klassiker unterschiedlichster Alben und bietet damit allen Pink Floyd-Fans nicht nur musikalische Präzision,die kaum vom Original zu unterscheiden ist, sondern auch ein einmaliges Live-Erlebnis. So nah am Original wie nur möglich, aber dennoch mit einer persönlichen Note versehen, die als Hommage an die großen Vorbilder zu verstehen ist - das ist das Credo von The Australian Pink Floyd Show. Seit fast 25 Jahren besteht die Tribute-Band, weltweite Tourneen führte die Truppe bereits in 35 Länder. Durch die unbeirrbare Akribie bei ihrem Streben, den Sound von Pink Floyd so perfekt wie möglich zu reproduzieren, gelingt den Australiern das scheinbar Unmögliche: Die wahrhaftige Auferstehung einer der großartigsten Rockmusiken, die jemals geschrieben wurde. Und da wohl nicht mehr mit einer Tournee des Originals zu rechnen ist, empfehlen wir allen Floyd-Fans, sich dieses Spektakel nicht zu entgehen lassen - es ist ein mehr als würdiger Ersatz und ganz grosses Kino für Augen und Ohren.
Inserat SAXO
Rock meets Classic
LIVE 17. März 2013 Zürich, Hallenstadion Bereits zum sechsten Mal verknüpft das Crossover-Projekt weltbekannte Rock-Hits mit klassischer Musik, dargeboten von legendären Stimmen der internationalen Rockszene und gastiert in diesem Jahr im Hallenstadion.
STEVE AUGERI
CHRIS THOMPSON ERIC BAZILIAN
18
hh. Wenn in diesem Jahr die einzigartige Verknüpfung von rockigen und klassischen Klänger in die Schweiz zurückkehrt, darf es etwas grösser sein. Das Spektakel zieht dieses Mal ins Hallenstadion, denn auf Grund der in den letzten Jahren stetig steigenden Besucherzahlen und der überwältigenden Reaktion auf die 2012-Tour in Deutschland, wo der Anlass die grössten Arenen füllte, ist dieses Mal auch in der Schweiz mit einem Grossaufmarsch des Publikums zu rechnen. Allein die beteiligten Künstler gehören zum Besten der Rockhistorie, allen voran PAUL RODGERS. Der Brite schrieb mit seinen Bands Free und Bad Company Geschichte und Songs wie „All Right Now“ und/oder „Shooting Star“, „Can't Get Enough Of Your Love“ oder „Wishing Well“ sind und bleiben für alle Zeiten unkaputtbare Rockhymnen. Rodgers wird von vielen namhaften Kollegen als der beste Rocksänger weltweit angesehen und als Nachfolger von Freddy Mercury stand er drei Jahre lang mit grossem Erfolg der legendären Band unter dem Namen QUEEN & PAUL RODGERS vor. Mit CHRIS THOMPSON wird eine weitere Legende die Bühne entern. Die ehemalige Stimme der Manfred Mann's Earthband ist mit Hits wie „Davy's On The Road Again“ und „Blinded By The Light“ seit Jahrzehnten nicht mehr aus den Playlists der internationalen Radiostationen wegzudenken. Der sympathische Sänger gehörte bereits auf der letztjährigen Classic Meets Rock Tour zu den grossen Abräumern und Publikumslieblingen. STEVE AUGERI und ERIC BAZILIAN sind als Solokünstler zwar nicht so bekannt wie die beiden vorgenannten, dafür sind ihre Bands, denen sie ihre Stimme leihen, jedem Popund Rockfan ein Begriff. Augeri trat 1998 die Nachfolge von Steve Perry bei Journey, mit über 80 Millionen verkaufter Platten eine der allzeit erfolgreichsten Melodic-Rockbands der USA an und blieb dort bis 2006. Eric Bazilian verbindet man mit Hits wie „Johnny B“, „All You Zombies“ und „500 Miles“, die er zusammen mit seiner Band The Hooters zu Mega-Hits machte. Für weibliche Power sorgt die mehrfache Grammy-Gewinnerin BONNIE TYLER, die sich mit ihrer rauen, unverwechselbaren Stimme und Hits wie „It's A Heartache“, „The Best“, „Holding Out For A Hero“ und dem Klassiker „Total Eclypse Of The Heart“ musikalisch unsterblich machte. Die musikalische Leitung übernimmt einmal mehr Mat Sinner. Der deutsche Bassist (Sinner, Primal Fear) wird mit seiner Mat Sinner Band und dem Bohemian Symphony Orchestra Prague die Grenzen zwischen U- und E-Musik nahtlos ineinander übergehen lassen und für ein grossartiges und aussergewöhnliches Musikerlebnis sorgen.
BONNIE TYLER
PAUL RODGERS
Mainstream/Indie/Alternative CD Zeit für teures Geld «Stone Killers» von Prince Charles And The City Beat Band aus Amerika importiert haben die werfen wir gleich nach «James Lidell» in den Player!
MONOPHONA The Spy SnoWhite
SOLANGE KNOWLES True Terrible/Namskeio hug. Solange Knowles ist die Schwester von Beyoncé ja, die kleine Schwester, in jeder Beziehung: Ihr Debüt 2003 war ein Strohfeuer, dann verstrichen fünf ungenützte Jahre bis zum Zweitling, und inzwischen sind schon wieder fünf Jahre vergangen, «True» erscheint nun auf einem IndieLabel. Einer der Gründe, warum ihre Karriere nicht auf Touren kommt, ist wohl der, dass auch ihre Musik in den Startlöchern hängenbleibt: Die sieben (nur sieben) R&B-Lieder wären schon in den Achtzigern uninspiriert gewesen. Die Beats sind träge, alles andere darum herum scheppert im Halbschlaf vor sich hin: Kein Wunder, kommt da ach die Sängerin nicht in Schwung. Schade eigentlich. Wäre ja schön gewesen, wenn Solange ihre grosse Schwester an die Wand gerockt hätte.
hug. Und plötzlich bricht die ganz grosse Entspannung aus: Trip Hop auf eine Weise, wie wir ihn schon fast vergessen haben. Alles fliesst, alles schwebt, nichts wirkt gekünstelt, kein Hauch von Jetzt-drehen-wir-aber-mal-dieBässe-hoch und nichts von wegen Und-jetzt-machen-wirim-Fall-Kunst. Jeder Klang, jeder stehende Bass, jedes Glockenspiel wirkt organisch, die Songs entstehen wie von alleine, ganz so, als gäbe es gar keine andere Möglichkeit als genau diese. Und in all diesen Klangräumen schwebt die verletzliche, entrückte Stimme (auch das ist ein wichtiger Teil des Hip Hop) der Sängerin, die sich schlicht
Inserat ALL BLUES
HUG’s Shorties MIKE OLDFIELD -Tubular Beats Bitte bitte nicht schon wieder! Nach «Tubular Bells» II und «Tubular Bells» Remixed und «Tubular Bells» II New und «Tubular Bells» was-auch-immer nun «Tubular Beats»? Peinlich! Genau so klingt es auch. Während «Ommadawn» damals die Firma EMI zum Riesen machte, versteht man angesichts von «Tubular Beats», warum EMI-Boss Branson inzwischen lieber Luftballon fährt. STEVEN WILSON - The Raven That Refused To Sing Wenn man bei Percupine Tree die Klampfe schwingt, ist es ein kurzer Weg zum Kunstrock. Wilson wagt dessen Erkundung wieder mal auf Solo-Pfaden und klingt wie ein Märchenonkel zwischen Saga und Rush, also technisch versiert, aber zwischen den Tönen kitschig. KOLLEGAH & FARID BANG - Jung Brutal Gutaussehend 2 All das Gangsta-Zuhälter-Adrenalin-Deutschgerappe ist ja sowas von überflüssig. Mit einer Ausnahme Ausnahme: Kollegah und Farid, Buchstaben-Schnellfeuerwaffen und zuverlässige Lieferanten von Alben, die wegen krassem Sexismus und expliziter Gewaltdarstellung auf dem Index landen. Das Zeug geht ab! MANIFEST - Fighter Dröger weil blutleerer Standard-post-post-Limp-Bizkit-Rock. Braucht niemand. TUSQ - Hailuoto Echo & The Bunnyman waren besser, Element of Crime waren besser, und Radiohead waren schon zu Anfang viel besser, als diese Berliner/Hamburger je werden. SKAZKA ORCHESTRA - Kalamburage Zweites Album der Einwanderer-Russen-Band aus Berlin, die den Festbetrieb des Balkanbeat reduziert zugunsten von Jazzund Kleinkunst-Einschlägen. Mal was anderes. Claudine nennt. Hach, gäbe es bloss mehr so vollende Alben wie dieses! Monophona kommen übrigens aus
Luxemburg, sind zu dritt und präsentieren mit «The Spy» ihr Debüt.
Allumfassend
ip. Dass der Name von diesem Hund abgeleitet ist, gehört allerdings ins Reich der Legenden. Eher wahrscheinlich ist die Geschichte, in der David Paich (keys) die Demotapes des ersten Albums im Studio liegen sah, die Jeff Porcaro mit "Toto" beschriftete, um sie von den Tapes der anderen Bands zu unterscheiden. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Namen für das Quintett, aber als Paich das Wort Toto auf ihren Bändern bemerkte, erklärte er seinen Mitmusikern, dass es sich dabei um die lateinische Vokabel für "allumfassend" handelte. Da die komplette Besetzung vor den Aufnahmen bereits in anderen Bands, die sich stilistisch sehr unterschieden, gespielt hatte, entschied man sich dazu, diesen Namen beizubehalten. Aber noch wahrscheinlicher ist, dass dieser Name schlicht und ergreifend eben genau das war: Schlicht und ergreifend einfach in allen Sprachen auszusprechen. Wie dem auch sei; das in der Folge gleichbetitelte Debut knackte mit dem Klassiker "Hold The Line" die Charts und holte sich den ersten Grammy als Best New Artist ab. Die beiden Nachfolger "Hydra" und "Turn Back" hielten sich verkaufstechnisch etwas vornehmer zurück, obwohl sich gerade das dritte Album stilistisch durch den Mehreinsatz von härteren Gitarren auszeichnete. Der grosse Wurf gelang Toto dann mit ihrem 1982er Werk "IV", das die Top 3 ihrer Hitsingles enthielt: "Rosanna", "Africa" und "I Won't Hold You Back". Ungezählt sind die Armeen von Schlagzeugern, die bis heute verzweifelt versuchen, den Beat von "Rosanna" nachzuspielen. Die technische Versiertheit der Band um Steve Lukather und ihr Händchen für Eingängigkeit brachten ihnen sieben Grammys ein, unter anderem für die "Platte des Jahres". Der Erfolg führte allerdings auch zu einem ersten Ausstieg, denn Bassist David Hungate befürchtete, dass der Erfolg ihn zu lange von seiner Familie fernhalten würde. Jeff Porcaros Bruder Mike ersetzte Hungate am Bass und kurz darauf wurde Bobby Kimball entlassen. Der verwaiste Sängerposten wurde in den folgenden Jahren dreimal umbesetzt und schliesslich war es Steve Lukather selbst, der ihn über längere Zeit inne
20
Den Namen Toto spricht niemand ohne einen ehrfürchtigen Unterton aus. Kein Wunder, denn die Band besteht seit ihrer Gründung 1976 aus den namhaftesten Musikern der Rockszene. 17 Alben und über 35 Millionen verkaufte Einheiten sprechen eine deutliche Sprache. Als Understatement und Gegengewicht erscheint da der schlichte Bandname, der an Dorothys kleinen Hundefreund erinnert, der vor langer Zeit mit ihr durch Oz spazierte.
LIVE 23. Juni 2013 Zürich, Hallenstadion
hatte, bis Kimball 1998 zurückkehrte. Zwischen 1985 und 86 fanden viele namhafte Kollaborationen mit beispielsweise Miles Davis, Don Henley und Jon Anderson (Yes) statt. Mit Steve Porcaro verliess der dritte der Brüder 1987 die Band und "Pamela" vom Album "The Seventh One" grüsste aus den Top 40. 1992 war ein dunkles Jahr und markierte den Anfang des Porcaro-Fluchs: Jeff Porcaro, Gründungsmitglied und Weltklasse-Drummer, starb unter offiziell unterschiedlich dargestellten Gründen. Die Gründe für seinen Tod sind letzten Endes aber unerheblich, denn die Band verlor mit ihm einen Freund und Mitstreiter, der grossen Anteil am Erfolg Totos hatte. Simon Phillips, den Porcaro immer sehr geschätzt hatte, füllte dessen Lücke und bewahrte die Band vor der Auflösung. Knapp zehn Jahre später stiess auch Bobby Kimball wieder zur Band und es folgten weitere erfolgreiche Touren, inklusive der "25th Anniversary Tour", die 2002 startete. Am Ende dieser Weltreise verabschiedete sich mit David Paich ein weiterer Eckpfeiler der Supergroup, was vor allem Lukather sehr schmerzte. Fünf Jahre später forderte der Porcaro-Fluch mit Mike ein weiteres Opfer, denn der Keyboarder war am Lou Gehrig Syndrom erkrankt, einer unheilbaren Schädigung der Nevenzellen, die es ihm unmöglich machte, weiterhin als Musiker tätig zu sein. Ein Jahr später teilte Lukather auf seiner Homepage mit, dass Toto sich aufgelöst habe, denn für ihn sei Toto ohne Paich oder ein Mitglied der Porcaro-Familie nicht mehr Toto. Glücklicherweise stellte sich das Ende Totos aber lediglich als zweijährige Pause heraus. 2010 fanden sich Paich, Lukather, Phillips, Steve Porcaro und Joseph Williams wieder zueinander, holten Nathan East am Bass mit ins Boot und tourten zugunsten von Mike Percaro durch Europa. Toto haben den Spirit wiedergefunden und auch, wenn es in absehbarer Zeit wohl kein neues Studioalbum geben wird, wollen die Ausnahmemusiker nicht auf gelegentliche gemeinsame Touren verzichten. Und was wäre da besser geeignet, als eine Reihe von Konzerten durch die Weltgeschichte zum 35jährigen Jubiläum, wovon eines auch im Zürcher Hallenstadion stattfinden wird. Wer nicht nur die Klassiker der Band, sondern mit ihnen auch ein Stück Musikgeschichte und vor allem erstklassiges Können erleben möchte, sollte sich möglichst bald ein Ticket sichern.
Keine Ausgabe mehr verpassen DAS Schweizer Musikmagazin
Jetzt im Abo !!! Wer TRACKS künftig mindestens 1 Jahr lang nach Hause geliefert bekommen möchte, schickt einfach eine E-Mail mit dem Betreff Abo-Service an info@tracks-magazin.ch oder eine Postkarte an: TRACKS Magazin Postfach 108 4323 Wallbach
6 x TRACKS Frei Haus SFr. 20.-
Inserat Mascot
Und damit wir wissen wer ihr seid und was ihr am liebsten hört, teilt uns doch bitte auch euer Geburtsjahr und eure(n) Lieblingsband/-künstler mit. Alle Abo-Bestellungen nehmen automatisch am Wettbewerb auf Seite 64 teil. Gebt euren Wunschpreis bei der Bestellung an.
hh. Mit „Dirty Dynamite“ bringt das Solothurner Rockschlachtschiff das mittlerweile 18. reguläre Studioalbum an den Start. Gleichzeitig ist es Album Nummer 2 nach der Reunion im Jahr 2008 und zeigt die Truppe in blendender Spiellaune. Mit Mandy Meyer kehrte ausserdem ein Ehemaliger an Bord zurück. Gründe genug, um sich bei Mastermind Chris von Rohr und „Nesthäkchen“ Mandy Meyer (Asia, Cobra, Gotthard, Unisonic) nach dem aktuellen Stand der Dinge bei der Schweiz allzeit erfolgreichsten Hardrock-Band zu erkundigen. (Fotos: Martin Hausler)
Chris, wodurch unterscheidet sich aus deiner Sicht „Dirty Dynamite“ vom Vorgänger „Hoodoo“? CvR: „Hoodoo“ entstand in relativ kurzer Zeit nach unserer Reunion. Wir hatten noch nicht viel Konzerte zusammen gespielt und auch beim Songwriting sind Fernando und ich etwas zu ehrfürchtig ob der Reunion ans Werk gegangen.Das neue Album ist sicher runder, härter, rotziger und hat vor allem viel mehr Livesongs, die sich auch fantastisch neben unseren besten spielen lassen. Da haben wir besonders darauf geachtet. Es gibt auch zwei Neuerungen. Erstmals hat Mark Kohler ein paar coole Riffs beigetragen, z.B. „Hallelujah Rock'n'Roll“ und dann ist im Laufe der Aufnahmen Mandy Meyer dazugekommen, der auch noch seinen Touch dazugegeben hat. Kurzum, es wurde viel intensiver und länger am neuen Album gearbeitet. Wir haben uns fast ein Jahr lang nur mit den Songs und den Aufnahmen beschäftigt, das war schon krass ich bin fast durchgedreht. Vom ersten Ton bis zum finalen Mastering hörst du als Produzent einen Song sicher tausende Male. Da musst du schon sicherstellen, dass er was taugt, sonst kannst du das Zeugs schon vor Release nicht mehr hören.
Bühne stehen. Wir wollen, dass sie sagen: So wie diese Band rockt in der Schweiz heute niemand, die musst du unbedingt erleben. Genau daran arbeiten wir. Mandy: Ja wirklich, ich denke dieses Land darf stolz sein auf die neuen-alten Krokus. Wer kann schon in der Schweiz so eine Geschichte und so einen Song-Backkatalog aus 28 Jahren vorweisen? Wo habt ihr die Platte aufgenommen? CvR: Im Abbey Road Studio haben wir Gesang, Bass und Mandy's Gitarre eingespielt und das Drum wurde im Powerplay Studio gemacht. Leadgitarren haben wir bei mir im Montekristo Studio und Rhythmusgitarren bei Mark Kohler im Wicked Wench Studio aufgenommen. Warum seid ihr in die Abbey Road Studios gegangen? CVR: Mark, Fern und ich sind ja mit den Stones, Beatles und Hendrix aufgewachsen. Die sind in unseren Blutbahnen. Und deshalb war es „larger than live“ für uns, in diesem Studio zu arbeiten - wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Ich habe als Produzent die Aufgabe das Bestmögliche aus der Band rauszuholen. Nur OK reicht nicht -
Ihr habt keinen festen Drummer mehr. Wie macht ihr das live, spielt ihr jetzt mit wechselnden Drummern, je nachdem wer gerade verfügbar ist? CvR: Wir haben jetzt fast zwei Jahre mit dem Griechen Kosta Zafiriou (Pinkcream 69, Unisonic), als Zwischenlösung gespielt. Als wir dann im Probelokal von Helloween für das Knockout Festival übten, sass da auch der HelloweenDrummer Dani Loeble rum und hörte zu. Das ist ein unglaublicher Typ, der geht morgens drei Stunden ins Fitness-Center und nachmittags spielt der dann vier Stunden Drums und das seit Jahren. Er fragte dann plötzlich, ob er mit uns einmal „Long Stick“ spielen dürfe. Uns sind die Kinnladen runtergefallen. Wir hätten nie gedacht, dass solch ein Metal-Double-Bass-Drummer diesen eher brachialen Bum-tschäSong dermassen auf den Punkt spielen kann. Und Mark Kohler meinte: Jetzt machen wir schon so lange mit diesem Drum-Problem rum gönnen wir uns doch endlich mal die A-Klasse. Nun hat es sich ergeben, dass der Dani im Mai, wenn wir die ersten Gigs spielen, und auch für ein paar Festivals frei ist. Wir werden ihn als KrokusDrummer einarbeiten. Der Typ ist so fit, locker und witzig, die helle Freude. Er bringt die volle Attacke mit einer unglaublichen Leichtigkeit und die Sicherheit und den Groove den wir schon immer wollten. Für die Konzerte, an denen Dani nicht kann, weil er mit Helloween arbeiten muss, werden wir einen zweiten Drummer einarbeiten, der nicht nur den AC/DC-Groove drauf hat, sondern auch die anderen Krokus-Songs wie „Headhunter“, „Fire“ oder „Easy Rocker“ locker spielen kann. Wir haben da diverse Anwärter. Für uns ist bei der Auswahl wichtig, dass es ein Mann sein muss, der nichts anderes macht als Drums spielen. Beruf: Schlagzeuger! Und kein Begleitdrummer, sondern ein Dominator, der uns voll in den Arsch tritt. Wir alle wollen uns und den Fans jetzt einfach die bestmöglichen Krokus bieten - das volle Rockgewitter. Und das war auch das Kriterium mit Mandy. Als er zu den Proben kam, hatten alle ein Grinsen im Gesicht und fühlten, dass es einfach perfekt war: musikalisch wie menschlich. So geil hat die Band auch noch nie geklungen - schon die Proben sind ein Erlebnis. Und so wird jetzt auch mit dem Drummer noch eins draufgesetzt. Wir sind keine old-fart-reunion-Band , von der die Leute meinen, ja klar, die waren 1982 mal ganz gross in Amerika, schön dass sie noch gerade auf der
OK ist die Schwester von Scheisse. Abbey Road ist das berühmteste Studio dieses Planeten. Du singst da in ein Mikrofon, das schon John Lennon benutzt hat und bist von lauter Zeitzeugen umringt. Da weisst du genau, jetzt muss ich abliefern, sonst lachen dich alle aus. Ich wollte einfach eine Zusatzmotivation, denn dieser Ort setzt krasse Emotionen frei. Marc und ich waren wie in einem Rausch und er hat olympisch gesungen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir es getan haben. Hat euch da der Geist der Beatles heimgesucht oder weshalb habt ihr „Help“ gecovert? CvR: Ja, irgendwie schon es hat sicher was mit den Fab Four zu tun. Der Text und die Melodie dieses Songs sind einfach der helle Wahnsinn und passen völlig zu unserem jetzigen Lebensabschnitt. Da kannst du nicht viel falsch machen. Wir vermochtem dem Song auch unseren eigenen Stempel aufzudrücken und um das geht es, wenn du ein Cover machst. Warum gibt es jetzt einen dritten Gitarristen? CvR:. Wir wollen den Leuten einfach etwas Frisches bieten, einen zusätzlichen Indianer auf der Buffalo-Bill-Rocktour. Mandy: Wichtig ist auch, dass jetzt nicht nur drei Gitarren da sind, sondern dass es dadurch zusätzliche Farbtöne gibt. Jeder von uns bringt etwas anderes mit ein. CvR: Genau. Fernando ist solistisch der Chuck Berry-/Angus YoungGitarrist und Mandy mehr der lyrische, modernere Filigranzauberer. Dazu hast du nun auch die Möglichkeit zweistimmige Sachen zu machen. Auf die Idee hättet ihr ja auch schon vor 20 Jahren kommen können. CvR: Nein, da waren wir noch in der „Schnäbi-Vermessungsphase“. Das hätten unsere Egos nie zugelassen, noch einen weiteren Gitarristen unmöglich! Jetzt sind wir gelassener und wissen es besser. Ich habe selbst gestaunt, als Fernando mit dem Vorschlag kam, Mandy in die Band zu holen. Mandy hatte ja schon im letzten Jahr bei unserem Japan-Gig ausgeholfen, weil Fernando aus gesundheitlichen Gründen nicht mitfliegen wollte. Und Mandy hat stark gespielt, das war wohl auch die Initialzündung der gesamten Entwicklung . Aber ich habe nie ernsthaft daran gedacht, deswegen jemanden aus der Band zu schmeissen. Das ist ein no go! Wenn jemand austreten will, soll er das
Nur OK reicht nicht OK ist die Schwester von Scheisse
24
freiwillig machen. So wie Freddy Steady. Er hatte einfach genug von unseren ständig hochgeschraubteren Ambitionen und es liess sich schlecht mit seinem 100% Job woanders vereinbaren. Als wir die Reunion gemacht haben, hatten wir kurz darüber nachgedacht, anstatt Kohler den Meyer als zweiten Gitarristen zu nehmen. Aber das hätte nicht funktioniert, denn Krokus braucht unbedingt diese knochentrockene, harte Rhythmusgitarre, wie sie Mark spielt. Mandy, was hat dich bewogen wieder zu Krokus zu gehen. Unisonic ist ja keine schlechte Adresse, die Band bekommt gute Kritiken, spielt viel Gigs, da gab es doch eigentlich keinen offensichtlichen Grund für einen Wechsel. Mandy: Die Musik! Das bedeutet ja nicht, dass ich nicht mehr mit Unisonic zusammen bin. Unisonic ist eher ein Projekt, eine zusammengewürfelte Band. Jeder in dieser Band hat noch andere Projekte. Kai Hansen mit Gamma Ray, der Michael Kiske seine Solosachen und Avantasia. Dennis produziert und Kosta hat im Managementbereich viel zu tun. Aber für mich ist es extrem geil, jetzt wieder bei Krokus zu sein. Ich bin eigentlich mehr der Bluestyp und Krokus ist die beste Rockadresse dieses Landes. Unisonic war für mich eine Herausforderung, auch mal diesen schnellen Helloween-Stil kennenzulernen. Was sagen die Jungs von Unisonic dazu? Mandy: Das ist voll ok, das gibt keine Probleme. Wir haben live ja letztes Jahr alles abgegrast und einzelne Gigs können wir fast nicht spielen, denn der Aufwand ist viel zu gross. Die Unisonic-Musiker kommen ja aus allen Himmelsrichtungen, die Anfahrten zu einer Probe sind auch finanziell sehr aufwendig. CvR: Und sollte es tatsächlich einmal einen Termin-Clash geben, sind wir ja in der komfortablen Situation, dass wir auch ohne den dritten Gitarristen spielen könnten. Aber ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass es da Terminprobleme geben könnte. Für uns
ist viel wichtiger, dass wir spüren, dass Mandy die Musik, die er bei Krokus macht, liebt und dass er sich da voll einbringen kann. Wie sehen die Live Pläne bei Krokus aus? Habt ihr vor, auch mal wieder in die USA zu gehen? CvR: Angebote gibt es viele, aber man muss ja auch schauen, dass es vom Aufwand her wirtschaftlich stimmt. Erst mal werden wir in Europa unterwegs sein, die Schweizer close contact gigs, dann sind einige fette Festivals gebucht, u.a. Moon &Stars, Swedenrock, Lorelei, und dem grössten Festival in Frankreich, dem Hellfest mit Aerosmith, Kiss. Anfragen und Offerten aus den USA gibt es auch, da laufen ja diese Package-Touren mit vielen 80er Bands. Früher oder später werden wir da wohl wieder spielen, aber keine Mördertourneen eher punktuell. Krokus ist immer noch bekannt da drüben und wir verkaufen relativ viele Platten von unserem Backkatalog in USA. Wie sieht die Zukunft von Krokus nach diesem Album aus? Gibt es eine? CvR: Ja, klar. Jetzt kommt das Dessert, die Zugabe. Aber in unserem Alter weiss man nie, was die Zukunft bringt. Der Sensemann hat seinen eigenen Organiser und jede Tour könnte die letzte sein. Aber der Plan ist, die nächsten zwei Jahre soviel wie möglich zu spielen und dann das 40-jährige Jubiläum mit einem Hammer-Live-Album zu krönen. Das Einzige, was diese Band wirklich stoppen könnte ist die Gesundheit. Der ganze Rest, die menschlichen Ego-Games und Streitereien sind endgültig vorbei. Und heute wissen wir vor allem, wie wir die Songs am besten zum Klingen bringen. Die Balance in der Band stimmt perfekt und diese geile Mischung verschiedener Charaktere kann jetzt auch jeder endlich voll geniessen. Früher gab es Neid und Eifersucht, heute schätzt jeder am anderen, was er auf seiner Position dieser Band bringt. Das ist das echte Geschenk, und so können wir auch freudig wedelnd gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten. Wuff!
Wichtig ist, dass jetzt nicht nur drei Gitarren da sind, sondern dass es dadurch zusätzliche Farbtöne gibt
KROKUS Dirty Dynamite Sony
hh. Mit ihrem neuen Album setzen die Solothurner ihren mit dem letzten Album “Hoodoo” eingeschlagenen Weg konsequent fort. Und
der heisst: mehr Blues-Roots, mehr Rock’n’Roll, mehr Boogie. Wer gedacht hat, dass durch den Zuzug von Mandy Meyer wegen seines Engagements bei den deutschen Metalllern Unisonic der Shredder-Anteil höher ausfallen wird, dürfte enttäuscht sein. Dafür bekommen Krokus-Fans und Liebhaber hart rockender Partymucke hier die Vollbedienung. “Dirty Dynamite” zeigt Krokus auf engsterer Tuchfühlung zu Bon Scott’s AC/DC wie schon lange nicht mehr. Praktisch jeder Track hätte einen Fensterplatz auf den alten Platten der Aussies bekommen. Das soll aber nicht heissen, dass hier nur abgekupfert wird oder dass den
Jungs die Ideen ausgehen. Aus ihrer Liebe zu Angus & Co haben Krokus ja noch nie einen Hehl gemacht, im Gegenteil, sie haben diesen Sound zu ihrem eigenen Markenzeichen verfeinert. Das Songwriter-Gespann von Rohr/von Arb versteht es einfach, auf dieser Basis sein eigenes Süppchen zu kochen und mit dem speziellen Solothurner Chili zu würzen. Von Altersmilde kann bei den Boys keine Rede sein, höchstens von musikalischer Reife, die sich in den Songs herauskristallisiert. Alle Tracks kommen wie aus einem Guss daher, auf Experimente wird verzichtet, Krokus wissen wo ihre Stärken liegen und die werden hier voll ausgespielt. Neu ist
lediglich der punktuelle Einsatz einer dreckigen Slide, die für fetten Sound sorgt und hervorragend ins Soundbild passt. Marc Storace ist nach wie vor blendend bei Stimme, ihm scheint das Alter absolut nichts auszumachen, sein Vortrag ist bei allen 12 Songs absolut chefmässig, wie überhaupt die ganze Band entspannt und souverän agiert, ohne dabei den Biss zu verlieren. Chris von Rohr beweist einmal mehr seine Klasse als Produzent, indem er die Songs in ein warmes, druckvolles und transparentes Soundgewand kleidet. “Dirty Dynamite” schliesst nahtlos an die besten Platten der Krokus-Geschichte an und sorgt für mächtig Spass.
25
Vergleich zu Sigur Ros recht griffig und konkret. Ein recht ambitioniertes Vorhaben, das fürs Erste ganz gut gelungen ist und das im Vergleich zu den üblichen ausschweifenden Träum-was-Schönes-Werken Eigenständigkeit bewahrt. Das Artwork passt herrlich dazu.
NAVEL Loverboy Noisolution/Irascible
rp 10 Jahre und drei Alben. Nicht gerade viel. Wenn man aber weiss, dass sich um Gitarrist, Sänger und einziger Konstante Jari Altermatt bereits die vierte Besetzung schart, wundert einem das weniger. Und schliesslich: Gut Ding will Weile haben. Zeit genommen haben sich die vier Herren wahrlich. Alles wurde sorgsam in Eigenregie gemacht. Vom Songwriting
zum Einspielen der Songs, vom Aufnehmen zum Arrangieren, bis hin zum Mischen, Produzieren und dem Artwork. Dieser Auswand hat sich ausgezahlt. Ihr neues Werl «Loverboy» klingt ausgereift. Die Ecken und Kanten der Vergangenheit sind etwas geglättet. Unter der rauen Schale dringen immer wieder lichte Augenblicke hervor. Zum Grunge der Anfänge hat sich Americana, Indiefolk, Bluesrock, Sixties Garagenrock und Indiepop gesellt. Und ins Instrumentarium wurde gar eine Orgel aufgenommen. Der Auftakt «Cold Blood» versprüht SixtiesFeeling. Dann wechseln Navel bei «The Sun For Me», «Loverboy» und «I Bury My Luck In This Town» zum Indiepop (inklusive hymnischer Gitarrenläufe), Americana und Indiefolk. In «Barrels Of Love» lassen es die Basler wieder so richtig krachen. Und zum Abschluss gibt es mit «Shine On» noch epische Momente. Ein nach vielen Seiten offenes, vielschichtiges und grosses Album.
EVELINN TROUBLE The Great Big Heavy Bakara/GodBrain hug. Erst 23 Jahre alt ist diese Sängerin aus Zürich, und sie präsentiert uns schon ihr viertes
Album verquerer, eigenwilliger Sound zwischen Elektro, Pop und grossem Theater, man könnte ihr letztes Album «Television Religion» durchaus
Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Album von Ex-Coroner-Prügler Tommy Vetterli produziert wurde. Das Album erscheint übrigens nur auf Vinyl und als Download. Und wenn Evelinn live unterwegs ist, wollen wir sie unbedingt sehen!
SINA Duette Muve/Musikvertrieb
in die Nähe von Da Cruz, Ebony Bones und Santogold stellen. Nun verspricht sie uns «The Great Big Heavy», wir freuen uns auf die Explosion von «Television Religion», doch wir hören eher dessen Reduktion auf mehr ruhige Passagen, auf schwebende Gesangslinien, auf Understatement-Spektakel. Das ist okay. Wir mögen Evelinn weiterhin zumal Bakara ein Label ist, auf das man sich verlassen kann. Aber «The Great Big Heavy» hält nicht, was der Titel und die Sängerin versprechen. Great, big und heavy, da kommen einem Namen wie The Swans in den Sinn, meinetwegen U2 und Evelinn-spezifischer M.I.A., Morcheeba oder Herr Skrillex.
Inserat Universal Trauffer
hug. Die Grande Dame des Mundart hat Duette aus ihren früheren Jahren zusammengestellt und ein paar neue eingespielt, von Adrian Stern über Büne Huber und Steff la Cheffe bis Erika Stucky (und ja: Polo Hofer). Hier ist im Gegensatz zu ««Update 2» von SAD ist die Auswahl der Duettpartner einigermassen homogen, und Sina kann übers ganze Album den roten Faden spinnen. Für
Sina-Fans eh ein muss, und wer zu jenen gehört, die einmal pro Jahr eine Celine-Dion-ähnliche Platte kaufen, wird an «Duette» Gefallen finden. Schönes Cover übrigens.
THE PEARLBREAKERS Proof On The Way N-Gage/Musikvertrieb
Mischung, die einerseits bedenkenlos radiotauglich ist und trotzdem griffiger, kompakter und anregender daherkommt als das übliche Radio-Konfektionszeug. Das liegt auch daran, dass die Songs klingen, als hätten die Jungs gerne noch sehr viel mehr Ideen reingepackt. Man kann also gespannt sein, wie sich die Band entwickelt. Alessandro Rosis helle Gesangsstimme gibt diesem Sound zusätzlichen Drive. Nun sollte nur noch dessen Englisch besser werden.
KING PEPE King Pepe macht Pepe Jazz Der gesunde Menschenversand
dieser Musik, komponierte er zu 20 Originalen eigene MundartTexte, die ganz Pepe-mässig wenig Sinn ergeben, aber äusserst unterhaltsam sind. Olifr GUZ Maurmann, Mastermind der Aeronauten und als Solist ein Meister des Rumpel-Pops, hätte die Tracks abmischen sollen, produzierte dann aber aus lauter Freude an Pepes lakonischen Ergüssen 14 Remixe, die in bester GUZ-Manier Elektroswingmässig rumpeln und holpern und nun als Bonus-CD beigefügt sind. So ist zweimal eine halbe Stunde herrlich absurde Unterhaltung entstanden, die man sich auch dann mal anhören sollte, wenn man 20er-Jahre-Tanzjazz und Elektroswing nicht mag.
PYRO hug. Aufgehorcht: Dieses Quartett aus der Ostschweiz macht mit seinem Debüt klar, dass es hoch hinaus will: Sie klingen so frisch und melodiös wie einst die Lovebugs mit ihrem Debüt (hach, das ist sooo lange her) und darüber hinaus etwas rauer und kratziger mit einem Touch 60er-Soul und 70erExzentrik. Und hin und wieder erklingen grosszügige GitarrenEinwürfe, die an die Anfangstage des Jazzrock erinnern. Eine schöne, gut durchdachte
Schatteboxe Nation
hug. Nach den verqueren Petitessen seines Debüts «Tierpark» kaufte der eigensinnige Berner am Flohmarkt einen Stapel Schellack-Platten und entdeckte den Jazz der 20er-Jahre. Begeistert von der heiteren Tanzbarkeit
Inserat SET
hug. «Ich wollte ein Album machen, das die Menschen aufstellt, eine gute Stimmung hinterlässt und den Hörern auch noch nach Jahren Freude schenkt», sagt der Basler Rapper zu seinem zweiten Soloalbum und beginnt selbiges schlicht mit «Willkomme i de Sprächstund, es isch Ziit, dass wieder öppis Rächts chund» (inkorrekte Wiedergabe des Basler Dialekts). Genau das wollen wir hören: Einen Rapper, der Funk im Blut und Dampf im Arsch hat, einer der gerne Tanzt und den Rhythmus dominiert. Einen Rapper, der die Sprache beherrscht und mit ihr nach Belieben spielt, der die Silben spuckt wie ein Maschinengewehr die Kugeln. Und einen Rapper, der nicht wehmütig auf die Anfangstage von sich und dem Rap zurückschaut, sondern einen, der sich freut, dass er endlich dreissig geworden ist, anständig verdient und den Wert eines Nicht-IkeaMöbels zu schätzen weiss. Einen wie Pyro. Das wehmütige Zurückschauen ist (leider) so weit verbreitet im Schweizer Rap, dass es fast schon langweilig wird, vor allem, wenn man die 30 schon hinter sich oder weit vor sich hat. Auch wenn sich Pyro ebenfalls den einen und anderen
Rückblick gönnt: Er orientiert sich nach vorne, er drückt, und er ist funky dabei. Ein Sprach- und Sprechkünstler mit Verve, der 40er-Swing sampelt, der HD Läppli mit Djembe kombiniert und auf Tracks wie «Radio (Remix)» neue Sprechtempo-Massstäbe setzt. Kommt hinzu: Endlich wieder mal ein Rap-Album, auf dem man die Worte auch versteht (gut gemacht: Produzent und Ex-P27-Mitglied Tron).
SAD Update 2 SoundService
hug. Vor neun Jahren veröffentlichte der Berner Rapper SAD «Update», eine Sammlung von Remixen von Tracks, für die er als Produzent verantwortlich zeichnete. Damals waren das von Tafs über Big Zis bis Gimma fast ausschliesslich Rapper. Inzwischen ist SAD ein guter Produzent for all kinds of styles, das zeigt er auf der vorliegenden «Update»-Fortsetzung. Das Problem ist bloss: Jetzt musizieren The Young Gods mit Greis, die Lovebugs mit Manilo und Gölä mit Baze und Gimma, das sind wertige und verlässliche Namen, aber alle zusammen ergeben als eigenständiges Album keinen roten Faden. Von Club-Gesülze über Gölä-Gesinge bis ElektroUnderground: Das ist einfach zuviel Verschiedenes auf einem Album. Immerhin: Die Tracks von den Young Gods mit Greis und von SAD mit Breitbildsind für sich gesehen Killer!
DIENS Schwarzmale SoundService
hug. Was waren wir betrübt, als Wurzel5 vor vier Jahren 2009 die
ellt: Vorgest
30 Jahre
ATLANTIS RECORDS BASEL Steinbachgässli 37 Plattenläden gehören einer aussterbenden Spezies an. Einer der ältesten Shops in Basel ist ATLANTIS RECORDS, der nun zum 30-jährigen Jubiläum in ein neues Domizil umsiedelt und damit trotz dunklen Zukunftsaussichten einen Neustart wagt. Foto: Valentin Zumsteg
hh. Man muss schon positiv verrückt sein, um heute noch einen Plattenladen zu eröffnen. Bernie Rotzinger ist, wie Fiona Knecht, die wir im letzten TRACKS mit ihrem Zürcher cd studio vorgestellt hatten, so einer. 1983 eröffnete er direkt neben dem traditionsreichen Basler Club Atlantis einen Schallplattenladen. Bis ins Jahr 2007 blieb Rotzinger am Klosterberg und machte sich in dieser Zeit einen Namen weit über die Basler Stadtgrenzen hinaus als Experte für härtere Sounds und 60ties Musik. Im Laden stapelten sich die Platten bis an die Decke und es gab praktisch keine LP, die bei Atlantis Records nicht zu finden war. Und sollte Rotzinger das gefragte Produkt tatsächlich nicht vorrätig haben, besorgte er es, egal wie exotisch die Platte auch sein mochte. Damit sammelte er einen beachtliche Anzahl von Stammkunden, die seinem Laden bis heute treu blieben. Als 2007 das Haus neben dem Atlantis verkauft wurde, zügelte Rotzinger seine Schätze in ein neues Lokal an die Elisabethenstrasse, gerade um die Ecke, nur knapp 200m vom alten Standort entfernt. Dort blieb er bis Ende Januar dieses Jahres. Seit Februar hat Atlantis Records nun ein neues Domizil am Steinenbachgässli 37. Dass der neue Laden grösser ist, kann durchaus als Vorteil betrachtet werden, denn: “Jetzt haben wir mehr Platz für Vinyl,“ sagt der Chef, „der CD-Umsatz ist in den letzten Jahren dramatisch eingebrochen, der Umsatzrückgang betrug hier zwischen 30 und 40%. Gleichzeitig stieg allerdings der Umsatz bei Langspielplatten wieder, es gibt immer mehr Musikfans, die sich heute lieber eine Vinyl-Scheibe als eine CD besorgen.“ Und da Atlantis Records auf ein riesiges
Lager an Vinyl zurückgreifen kann, Rotzinger hat weit über 10'000 Langspielplatten im Lager mit sehr vielen Raritäten und Originalpressungen, kann er nicht nur seine Stammkunden befriedigen, sondern es kommen inzwischen auch eine Menge neuer Kunden dazu. Trotzdem ist die finanzielle Situation auch für Rotzinger in der heutigen Zeit nicht besonders rosig. „Als klar war, dass ich aus meinem Laden an der Elisabethensrasse raus musste, habe ich überlegt, ob ich überhaupt noch weitermachen soll. Aber es kamen sehr viele Kunden, die mich motivierten und meinten, Atlantis Records gehört zu Basel und darf nicht sterben. Ausserdem bin ich für eine Pensionierung noch ein paar Jahre zu jung“, lacht Rotzinger. Und so wird zur Freude vieler Basler Musikfans ihr Lieblingsplattenladen auch weiterhin seine Türen geöffnet halten. Auch wenn man sich mit diesem Gewerbe keine goldene Nase mehr verdienen kann bzw. es derzeit knapp zum Überleben reicht, sieht die Zukunft für Atlantis Records doch nicht ganz so düster aus, wie bei vielen anderen Läden. Denn durch die steigende Nachfrage nach Vinyl, die den gesunkenen CD-Umsatz teilweise auffängt, bleibt Bernie Rotzingers Geschäft nach wie vor die erste Anlaufstelle, wenn es um den Erwerb neuer Langspielplatten und vor allem auch alter Vinyl-Raritäten geht. Und in diesem Bereich bleiben auch für Sammler bei Atlantis Records kaum Wünsche offen, denn das Vinyl-Angebot gehört zum umfangreichsten der ganzen Nordwestschweiz, was sich inzwischen auch landesweit unter den Liebhabern der schwarzen Rillen herumgesprochen hat.
29
Pally’s Kurz und knapp LABRADOR CITY - Reverie Eine Frau und drei Männer, die ihren Blick in die Ferne schweifen lassen. Verträumte Landschaften im Blickfeld. Mit einem Album, dessen Titel symptomatisch für den Sound ist: Reverie heisst übersetzt träumen. Shoegaze aus Bern. Mit einem Auge über die Schuhspitze hinaus. URISTIER - Aebiroad Etikettenschwindel: Uristier stammen aus Sigriswil im Kanton Bern und nicht aus dem Urnerland. Fast genauso unecht kommt ihre Mischung aus Punk und Metal daher, die das Quartett seit nunmehr 20 Jahren verbreitet. Schlaffe Riffs mit zuweilen kindischen Texten erzeugen unkontrolliertes Gähnen. Und das auf einem Label, das mit den leider verblichenen Fuckadies eine der besten Schweizer Punkbands hervorgebracht hat. Wenigstens gibt die BonusCD mit Coverversionen von Bands wie Bad Religion, Ramones oder Krokus etwas her. THE WELL - Same Im Zürcher Trio The Well treffen die Wallflowers, John Lennon (Gesang) und der frühe David Bowie auf die Black Crowes und Dream Syndicate. Das gefühlte Spektrum reicht von leise, verhalten, atmosphärisch bis hin zu ungestüm rockend. Immer mit Seele und einem Gespür für griffige Songs. PAUL ETTERLIN Calling From Memphis Der Albumtitel «Calling From Memphis» kann in die Irre führen. Das neue Werk von Paul Etterlin (Wild Hearts, Angelheart) hat wenig gemein mit den in Memphis beheimateten Musikstilen Blues, Rock'n'Roll und Soul. Die dreizehn Songs offerieren harmonische Pop- und Rockmusik. Wohlige Melodien, die in den Gehörgängen für angenehme Momente sorgen.
«Letschti Rundi» ausrief und sich nach diesem Album auflös-ten. Die Berner Rap-Truppe ge-hörte mit zum Besten, was die Schweizer Hip-Hop-Szene zu bieten hatte, sie organisierte die lokale Szene schon sehr früh und war entscheidend daran mitbeteiligt, dass die Berner Szene die Zürcher und Basler
30
Konkurrenz überstrahlte. Aus ihrem Gesamtwerk gehören «Jugendsündä» und «Verdächtig...» in jede Schweiz-RapSammlung beziehungsweise in jede Schweiz-Musik-Sammlung. Das Hommage-Album «Remixes & DVD» von 2011 würdigte zwar die Verdienste von Wurzel5, aber die Lücke blieb. Nun veröffentlicht Etienne Marti alias Diens, einer der Rapper von Wurzel5, sein Solo-Debüt und daran muss man sich erst mal gewöhnen, weil es überhaupt nichts mehr mit Wurzel5 zu tun hat: Umständehalber sind die Texte reifer und erwachsener geworden, das ist okay, aber der Sound und die Beats sind langsam, schwerfällig und lahm, auch Diens' Rap-Stil ist träf und schwer geworden. Vom Schwung von einst ist nichts übriggeblieben. Natürlich ist diese Schwerfälligkeit und diese über-schwergewichtige Vortragsweise Programm. Aber das ist monoton und interessiert leider nur noch Die-hard-Hip-Hopper. Das sagen wir nicht gerne. Ist aber so.
SUN OF MOON Original Motion Picture Soundtrack Irascible
hug. Interessante Geschichte: Zwei Jahre lang arbeitete der upcoming chinesische Regisseur Zhou Bin an seinem neuen Film «Sun Of Moon», ebenso lange arbeitete der in Berlin lebende Schweizer Musiker Lleluja-Ha am Soundtrack: Soundscapes, CinemascopeMiniaturen mit und ohne Orchester, hin und wieder mit Gesang. Doch kurz vor der Fertigstellung des Films ging die Produktionsgesellschaft Konkurs, der Film wurde vom Staat konfisziert und verstaubt nun in irgend einem Keller. Jetzt veröffentlicht Lleluja-Ha den Soundtrack zu einem Film, den wahrscheinlich niemand mehr sehen wird. Schöne, stimmige, freundliche Atmos-phären mit allerlei Studio-Spielereien. Dazu gibt's eine zweite CD mit Tracks, die quasi als Nebenprodukt zu den Arbeiten am Soundtrack
entstanden: Kleinformatiger Notizenpop, wie es im Infosheet so passend heisst. Wir lassen uns gerne auf dieses Abenteuer ein und fantasieren dabei unseren eigenen Film.
TRAUFFER Fischer und Jäger Universal
hug. Liebe «Glückspost»: Wahrscheinlich habt ihr ihn schon in euer Herz geschlossen, als er 2008 sein Debüt «Pallanza» veröffentlichte. Aber falls er euch bisher entgangen sein sollte, möchten wir euch einen netten Typen wärmstens empfehlen, den ihr in den Kreis eurer Lieblinge aufnehmen könnt: Trauffer, eigentlich Marc Trauffer, Holzspielzeughersteller in Brienz und einst Sänger von Airbäg, vielleicht mögt ihr euch noch an die erinnern. Machten ordentlichen Mundartpop mit Radio-Absichten, hat dann aber nicht ganz geklappt. Trauffer also. Der rockt jedes Bierzelt, garantiert. Der verbreitet so heitere Stimmung, dass sich die Festgarnituren beugen vor lauter Geschunkel. Der mag seine Heimat, das Berner Oberland. Der kann grossartig «Life Is Life» covern, nur heisst es bei ihm «Nit min Typ», da muss man mitsingen, sogar wenn man noch nie in einem Bierzelt war. Echt. Und jodeln kann der, hei, da müssen sich aber Oesch's die Dritten auf die Socken machen, wenn sie da mithalten wollen. Der macht das echt gut. Trauffer also. Rockt jedes Bierzelt. Trauffer ist der neue Florian Ast. Weil der Ast, der ist ja jetzt die neue Nella Martinetti.
AMARILLO BRILLO Is A River Subversiv Records rp Amarillo Brillo (heisst übersetzt etwa «leuchtendes Gelb») sind in Thun beheimatet. Die Band um Sänger und Gitarrist Henry existiert seit den frühen Neunzigern und hat sich in der lokalen Szene einen
guten Ruf erarbeitet. Die sporadischen Veröffentlichungen haben wahrscheinlich nicht gerade ihren Bekanntheitsgrad erhöht, aber dafür den Kult um sie genährt. «Is A River» ist das erste Album von Amarillo Brillo seit ungefähr zehn Jahren. Mit im Boot ist seit einigen Jahren auch Trummer, aber bloss in der Funktion als zweiter Gitarrist. Henry hat auf «Is A River» alle Songs verfasst, ausser der Coverversion von «Don't Give Up», dem Duett von Peter Gabriel und Kate Bush. Den Part von Kate Bush hat hier Nadja Stoller übernommen. «Don't Give Up» klingt bei den beiden brüchig, rau und schräg. Henry singt charmant falsch. Genau das
macht den Song aber authentisch. In die gleiche Kerbe hauen auch die anderen Songs auf «Is A River».Ungeschliffene immer wieder Bluesrock infizierte Indierock -Nummern irgendwo zwischen den Go Betweens, Dream Syndicate und einem Chris Whitley.
SIGNORI MISTERIOSI Masquerade Serenade Limmat Records
rp Hinter dem Zürcher Quartett Signori Misteriosi stecken alte Bekannte der Schweizer Indierock-Szene. Sänger Tobey Lucas und Drummer Chris Filter gehören beide zu Jesh, Angelo Repetto wirkt normalerweise bei den Telaphones mit und Bassist Martin Künzle zupfte früher sein Instrument bei The Clowns. Dass Signori Misteriosi mit dieser Beset-
Übernehmt die Kontrolle und macht was ihr wollt
Tinta Leal ist spanisch und kommt aus der Tätowiersprache. Zudem ist es auch eine Redewendung für wahres Gesicht. Der Titel des Debüts von Tinta Leal, Take Control!, geht in die gleiche Richtung: "Es geht darum, dass man sein Leben in die eigene Hand nimmt und seinen eigenen Weg geht" so Ralf. Ganz nach alter Hardcore-Manier geht es nicht nur um die Musik sondern auch um die Verbreitung von Botschaften. "Diese Messages ziehen sich durch das ganze Album. Der Opener "Hacemos Lo Que Queremos" fordert den Hörer auf, das zu tun, was er wirklich möchte. Bei "Are You Done?" geht es um alltägliche Psychospiele. Progress? ist sozialkritisch und hat den Umgang der Menschheit mit der Erde zum Gegenstand. In einigen Texten verarbeite ich auch persönliche Erfahrungen" so Ralf.
Ralf W. Garcia, ex-Sänger und Bassist der etablierten schweizerischen Death-Metal Band Requiem kehrt mit seinem neuesten Projekt Tinta Leal zu seinen musikalischen Wurzeln zurück und verbreitet klare Botschaften.
Angesprochen auf die Entstehung von Tinta Leal meint Ralf: "Nach 8 Jahren bei Requiem hatte ich das Gefühl, in Sachen Death Metal mehr oder weniger alles gesagt zu haben. Deshalb habe ich mich entschlossen, zurück zu meinen musikalischen Wurzeln zu gehen." Im Dezember 2011 war es soweit. Ralf hat zusammen mit Steve Karrer (dr., Gurd, ex-Messiah) Songs geschrieben. "Dann holte ich Tom Kuzmic von Cataract als Gitarristen ins Boot" so Ralf. "Da es sich bei Tom und Steve um sehr erfahrene Musiker handelt, ging der gesamte Prozess vom Songwriting bis hin zu den Aufnahmen in V.O. Pulvers Little Creek Studio sehr fix." Im September 2012" war "Take Control!" bereits eingespielt". Angesprochen auf seinen Gesang meint Ralf: "Das ist meine natürliche Stimmlage und für mich viel einfacher zu bewältigen als das tiefe Growlen bei Requiem".
"Die Idee hinter Tinta Leal ist, dass alles im Do-It-Yourself-Spirit gemacht wird, wie es für meine Vorbilder üblich war" so Ralf. Als Vorbilder nennt Ralf die alten Hardcore Recken wie Suicidal Tendencies, D.R.I., Gorilla Biscuits und Sick Of It All sowie die harten britischen Punk-Bands wie G.B.H. und The Exploited. "Die Musik soll schnörkellos und ohne Schnickschnack sein. Zudem soll der Spassfaktor bei Tinta Leal nicht zu kurz kommen." Musikalisch kann man Tinta Leal demnach in CrossoverSchublade stecken, wie sie Ende der 80er Jahre verwendet wurde (und mit D.R.I.'s 87er Album als Namensgeber).
Live werden Tinta Leal voraussichtlich im Juni/Juli 2013 die Bühnen unsicher machen. "Eine Tour ist denkbar, doch der Spassfaktor soll bleiben. Nichts soll erzwungen werden." Tinta Leal werden zum Titelsong sowie zu "Makeshift Solutions" zwei Clips veröffentlichen. Für Mitte 2013 ist dann noch eine EP geplant. Natürlich alles 1000%-ig DIY.
Inserat Muve
Eine bittersüsse Mischung Mit „The Myrrh Sessions“ veröffentlicht die Schweizer Wave-Rock-Formation The Beauty Of Gemina ihr fünftes Studioalbum, welches bereits bestehende Songs und neue Interpretationen in einem originellen Soundgewand erscheinen lässt. „The Myrrh Sessions“ ist ein Akustik-Album, das verschiedene Stile wie Folk, Blues, Goth, Alternative etc. ineinander fliessen lässt. Von diesem Facettenreichtum lebt dieser neue Output der sympathischen Musiker und offenbart deren Können auf eine schmeichelnde und zauberhafte Weise.
em. Myrrhe, und das sagt uns schon die Bibel, ist ein kostbares Gut, das früher mit Gold gleichgesetzt wurde. Das gelb-braune Harzgranulat schmeckt bitter, aber die schmerzlindernde und heilende Wirkung wird seit Jahrtausenden von den Menschen geschätzt. Vergleicht man diese natürlichen Eigenschaften der Myrrhe mit dem neusten Werk von The Beauty Of Gemina, dann stellt man rasch erstaunliche Parallelen fest. Der Opener „Myrrh I“ ist ein zartes instrumentales Klavierstück, das eine tiefe Melancholie transportiert, aber wunderschön klingt. Das zweite Lied „Narcotica“ zeigt dann, wie die tiefe und warme Stimme von Frontmann Michael Sele noch intensiver zur Geltung kommt, wenn man der sonst rockigen Original-Version etwas Kraft entzieht. Nummer drei, „Rumours“, lebt eigentlich von einer hervorragenden elektrischen Gitarrenarbeit, die in dieser neuen Art der Interpretation nicht im Geringsten vermisst wird. Alles wird in einem Seidentuch voller Leichtigkeit eingehüllt ohne an Tiefe und Dunkelheit einzubüssen. Als viertes Stück folgt „Suicide
32
Landscape“, welches ebenfalls genau nach diesem Prinzip funktioniert. Hier wurde vor allem im Gegensatz zu der Ursprungsversion das Tempo reduziert, was der Wirkung dieses Liedes keinen Abbruch tut. Das neue „Suicide Landscape“ wird durch die Untermalung von Streichinstrumenten, die teilweise dominant den Rhythmus angeben, zu einer unglaublich dynamischen Nummer, die sich wie eine emotionale Achterbahn anfühlt und hört. Weiter geht es mit „Dark Rain“, das richtig groovig daherkommt und die Tristesse verbannt. Die Ballade „Listening Wind“ ist wieder das pure Gegenteil. Geheimnisvoll und kühl, stellenweise fast hypnotisch. Ausgesprochen substantiell und wohltuend. „Golden Age“ klingt wie zuvor schon „Dark Rain“ eher
beschwingt und verleiht den Hörer dazu mindestens mit einem Bein den Takt zu schlagen. Der folgende achte Song „The Lonesome Death Of A Goth DJ“ hat es in sich. Der Rhythmus und das Tempo wurden von der Original-Version übernommen und akustisch umgesetzt. Bei diesem Track wurde die Balalaika zum Einsatz gebracht. Ein Instrument, das diesem Stück noch eine zusätzliche spezielle Note verleiht. „Hunters“ kennen die Anhänger von The Beauty Of Gemina als eine düstere, ja fast stampfende Darbietung. Auf „The Myrrh Sessions“ ist es das Piano, welches im Vordergrund steht und dem Ganzen eine wahrlich neuartige Stimmung verleiht. Die nächste Nummer „Kingdoms Of Cancer“ besticht durch herrliche Spannungsbögen zwischen balladesken Parts und opulenten Klängen. Die Violinen erzeugen eine bitter-süsse Stimmung die den Hörer nicht unberührt lässt. Nun ist „Myrrh II“ an der Reihe. Zwei Minuten und elf Sekunden nur akustische Gitarrenmelodien. Wie bei „Myrrh I“ wird auch hier auf Gesang verzichtet. Ohne Unterbruch mündet „Myrrh II“ in das dunkelschöne „Last Night Home“, welches sich durch seine Mantra artigen Wiederholungen festsetzt und wie eine schöne Erinnerung immer wiederkehrt. Das nachfolgende „Stairs“ ist in seinem Ursprung schon akustisch angehaucht, ist aber hier noch um ein Vielfaches filigraner und weicher. Es schmiegt sich elegant an und hinterlässt feine Abdrücke im Gedächtnis. „Obscura“ reiht sich in die bestehende Kette von Perlen nahtlos ein. Erneut sind es die Violinen, welche die Melodien tragen und einen Hauch von Magie versprühen. „Last Words“ ist das in Wehmut gepackte und langsame Schlusslicht. Nur Piano und Michaels Stimme sind zu hören und bilden einen gelungenen Abschluss eines ebensolchen Albums. „The Myrrh Sessions“ ist ausgesprochen abwechslungsreich und in der Tat eine spannungsgeladene Veröffentlichung, die nicht nur Anhänger dunkler Musik ein Lächeln auf das Gesicht zaubern dürfte. Natürlich klingt „The Myrrh Sessions“ stellenweise sehr schwermütig, aber trotzdem wirkt dieses Akustik-Album wie Balsam auf der von Weltenschmerz geplagten Seele. Eben wie die Myrrhe, die zwar bitter schmeckt, aber so vieles zu heilen vermag.
zung keine italienischen Schnulzen abliefern, versteht sich (fast) von selbst. «Masquerade Serenade» klingt denn auch erfrischend unschnulzig. Getrieben von den Queens Of The Stone Age, gepeinigt von den Eagles Of Death Metal, gekitzelt von Mika und den Scissor Sisters und verfolgt von Ennio Morricone, knarzen sich die vier Herren durch die Berge und Täler von Sigmund Freud, Genghis Khan und dem Father nur um Ende beim Teufel zu landen. Spagetti-Western from hell.
TINTA LEAL Take Control! Nonstop Music
lg. "Take Control!" folgt ganz der Tradition von Bands wie alte Suicidal Tendencies, Cryptic Slaughter, Excel, D.R.I, Sick Of It
All oder auch The Exploited, welche geschickt Elemente des Punk/Hardcore mit typischen Ingredienzen des Heavy Metals vermischt haben. Die 15 Songs sind kurz, meist schnell und eher simpel gestaltet sowie die Texte sozialkritisch gehalten. Frontmann, Bassist, Texter und Komponist Ralf shoutet was das Zeug hält. Untermauert wird dies durch die Gitarrenarbeit von Tom Kuzmic sowie Steve Karrers Drumming. Man merkt es "Take Control!" an, dass da alles erfahrene Musiker am Werk sind, denen ihr Spiel leicht von der Hand geht. Es erübrigt sich fast, einzelne Songs hervorzuheben, denn das Niveau und Energielevel der Scheibe ist durchgehend hoch. Will man es doch versuchen, dann fallen sicher der Opener "Hacemos Lo Que Queremos", das im Midtempo gehaltene "Tinta Leal" sowie das mit einem tollen Gitarrensolo beginnende "Unsubstantial" auf. Die Produktion ist wunderbar old-schoolig. Ein Album, welches Spass macht. Live könnten Tinta Leal gut abgehen. Thumbs up!
WHEN THEY WAKE Be Your Own Hero Eigenvertrieb www.whentheywake.com
Inserat ADONAG
rp Viel ist passiert seit ihrem Debüt, der EP «The Progression» von 2010. Aus dem Quartett wurde ein Trio. Sänger Sven Ehmes verliess die Band. When
They Wake bauten ihr eigenes Studio. Die Band um den ans Mikrophon gewechselten Gitarristen Stephan Kaiser spielte auf Bühnen von Festivals wie Freestyle.ch, Rock Oz Arènes und dem Florida Music Festival. Und die Band aus dem Freiamt entwickelte sich weiter, verfeinerte und erweiterte ihren Stil. Dies hat dazu geführt, dass aus ihrem neuen Werk «Be Your Own Hero» gleich ein ambitioniertes Doppelalbum wurde. Die beiden CDs unterscheiden sich stimmungsmässig. Die erste CD zeichnet sich durch eine härtere und vielschichtige Gangart aus. Wütend rockige Passagen werden von
leisen, teils poetischen Momen-ten unterbrochen. Die elf Songs liegen im Spannungsfeld von Metal, Rock, Hardcore, Progrock und Pop. Anders die zweite CD. Die poppige Eröffnungsnummer «Last way out» gibt gleich am Anfang die Ausrichtung preis: Keine brachialen Gitarren, sondern WohlfühlMomente. Viele Ahhs und Ohhs, Balladen, Keyboards, Pianos, Cellos und gar tanzbare Beats und Hip-HopEinlagen. Auch hier hat die Band viel Wert auf Vielschichtigkeit gelegt. «Be Your Own Hero», deren zwei CDs wie die zwei Seiten der gleichen Medaille klingen, ist ein grosser Schritt nach vorne. Kein Wunder haben When They Wake Ende letztens Jahres den «DRS 3 Best Talent» des Monats Dezember ergattert. Damit darf sich die Band auch Hoffnung auf einen Swiss Music Award am 1. März 2013 machen.
CAROLINE CHEVIN Angekommen Es ist nicht so, dass Caroline Chevin mit ihrem neuen Album „Hey World“ das erste Mal im Rampenlicht steht. So hat die Schweizerin bereits im Hallenstadion, an den Olympischen Spielen in Turin und auf weiteren grossen Bühnen das Publikum begeistert. Zudem darf sie einen Swiss Music Award in der Kategorie als Best Breaking Act ihr Eigentum nennen.
CAROLINE CHEVIN Hey World Sony
1 Hey World 2 Copy Of Me 3 Love Outta Control 4 Home 5 Let's Get Started 6 Tiptoes 7 Time To Let Go 8 Now 9 Too Proud To Speak 10 Tug Of War 11 Plain and Simple 12 Patient 13 Your Love Your Love
CHEEKBONES Tschaboom! Brat Records
rk. Wirklich musikalisch angekommen und sich gefunden, wie die gebürtige Luzernerin erklärt, hat sie sich nun aber mit „Hey World“, welches die Erfahrungen der vergangenen Jahre in 13 Songs verpackt. Mit ihrem neuen Werk nimmt die Musikerin ihre Zuhörer mit auf eine Reise durch ihre Persönlichkeit und Gefühlswelten. Nachdem das fertige Album seit Herbst auf den Release wartet, ist die Anspannung gigantisch und die Vorfreude riesig. Obwohl die Lieder persönlich sind, erzählen sie auch Geschichten, die jeder bei sich selber wiederfinden kann. Bereits erfolgreich im Radio zu hören ist die erste Single „Hey World“, ein Gedankenstoss an die Welt für mehr Rücksicht, Verantwortung und weniger Egoismus. Wie auch schon zuvor hat Caroline dieses Album mit Philipp Schweidler produziert: „Es braucht jemanden, bei dem das Vertrauen vorhanden ist, und der nicht etwas macht, was man nicht ist. Da hat er mich immer extrem begleitet und weiss genau, wo er bei mir noch mehr herauskitzeln kann. Es ist wie eine sehr intime musikalische Beziehung, aber trotzdem Geschäft.“ Trotz allem Erfolg bleibt die Sängerin bescheiden und wirkt schon beinahe verlegen, als sie uns ihren nächsten grossen musikalischen Traum verrät: „Ich freue mich total, wenn die Leute meine Musik mögen und ich sie erreiche, aber wenn ich etwas weiter zu träumen wage, würde es mich sehr interessieren, was über die Schweizergrenzen hinaus passieren könnte, wie die Leute in Europa auf meine Musik reagieren.“ Das musikalische Niveau der Schweiz sei schon sehr hoch und wird auch im Ausland so erkannt, es ist eher der Schweizer selbst, der einfach sehr bescheiden ist und sich da oft selber klein mache. Mit „Hey World“ ist Caroline aber auf alle Fälle bereit auch über die Landesgrenzen hinaus zu blicken. Ein weiterer Song ihres neuen Albums heisst auch „Home“. Die Heimat findet sie eigentlich überall dort, wo sie sich wohl fühlt, wo keine Unstimmigkeiten herrschen und wo sie von lieben Menschen umgeben ist. Und dennoch sind ihre Wurzeln in Weggis und die Dorfeinfahrt lässt dann doch das vertraute Heimatgefühl aufkommen. Die Inspirationen zum Schreiben der Songs holte sie sich in der Ruhe der Berge und die Texte entstanden wiederum in Zusammenarbeit mir Sékou Neblett (Freundeskreis). An ihr neues Album ist Caroline auch ruhiger und klarer herangegangen, die Lieder flossen und wuchsen beinahe von alleine, früher war da noch mehr Druck vorhanden. Die Herausforderung kam dann kurz vor dem Studio, als Caroline von der Unsicherheit gepackt wurde, als „Balladentante“ zu erscheinen. Dass dem aber nicht so ist, zeigt das fertige Werk, welches von schnell, optimistisch, fröhlich, langsam, ruhig und energisch alles zu bieten hat. Wenn man so lange Musik macht wie sie, gibt es auch immer wieder bleibende Erlebnisse und Eindrücke. „Was mich immer wieder umhaut und nie selbstverständlich sein wird ist, wenn mir Leute schreiben, dass meine Musik ihnen über eine schwere Zeit geholfen hat oder wie sehr sie meine Musik berührt.“
Musiker sehr gut aufeinander eingespielt sind, dass die Breaks und Licks sitzen. Mehr muss da nicht sein, sagen sich Uristier, und solange sie nicht Weltstars werden wollen, sondern lieber die Scheune rocken, reicht das auch.
Phonoflakes 7.30 and Edinburgh Muve / Musikvertrieb
hug. Laut-stärkeregler aufdrehen! Die Cheekbones aus Winterthur rocken dein Haus! Die Jungs erfinden zwar rein gar nichts neu, sie spielen gerade-aus-in-yourface-Rock mit Punk-Attitüde, und da muss man eigentlich auch nichts neu erfinden, man muss es nur so machen wie die Cheekbones: Keine Angst vor Fehlern haben, übermütig sein und Spass an der Freude habe. Wenn dann noch Grossmeister GUZ die ganze Sause produziert und den Jungs einen klapprigen Klang hinzaubert, als wären sie in einem mit Holz hermetisch abge-dichteten, aber satt mit Klang ausgefüllten Raum, dann ist die Sache perfekt. Macht Spass!
URISTIER Aebiroad Subversiv/Rothorn
hug. Onetwothreefour Uristier rocken wieder die Scheunen und Aulas der Schweiz, wie gewohnt in Punkmanier, Pogoorientiert und natürlich in Mundart. Natürlich könnte die Band aus dem Berner Oberland nach zwanzig Jahren Feierabend-Partypunk viel kompakter, ausgefeilter und wuchtiger tönen, zum Beispiel so wie Bad Religion, aber erstens wollen die Jungs das ganz offensichtlich nicht, und zweitens hört man dem Album auch so an, dass die
rk. Eine Tour durch Kalifornien und Mexiko, Auftritte am Burning Man Festival, Showcase für Pirate Cat Radio, Shows in der Schweiz und das alles ohne ein Album auf dem Markt zu haben! Unmöglich? Nein, denn genau so liest sich der Werdegang von Phonoflakes. Die Alternative Rockband aus Zürich hat sich ihren Erfolg live erspielt, denn erst jetzt kommt ihr Debüt auf den Markt. „7.30 and Edinburgh“ heisst das Werk und lässt 13 frische Songs durch die Boxen hallen. Rockbands mit weibli-chem Gesang sind immer noch selten und werden oft mit dem Frauenbonus belohnt oder wohl auch benachteiligt, denn wer will schon auf das Geschlecht reduziert werden. Da-her wollen wir gar nicht weiter darauf eingehen, denn Frontfrau Melanie hat Almosen nicht nötig, sie überzeugt mit einer perfekten Stimme, mal kräftig, mal flüsternd. Mit dem Erstling prä-sentieren die Zürcher ein Album, das zwischen Pop und Rock wandert. An Abwechslung mangelt es nicht. Ein-mal leiten Sie dich verspielt in verträumte Welten, um dich dann gleich wieder mit dem Tanzbären aufs Par-kett zu schicken. Wir sind gespannt, was von Phonoflakes noch folgen mag und freuen uns über eine weitere Schweizerband, die über den Horizont blickt.
39
Aus Wallbach, dem kleinen Dorf am Rhein zwischen Rheinfelden und Stein, kommen ZENO. Das Elektropop-Trio hat sich bereits in der Vergangenheit unter dem alten Bandnamen Venetus Flos einen beachtlichen Ruf in der Szene erspielt. Am 15. M채rz erscheint nun das unter der Leitung von Erfolgsproduzent Roli Mosimann aufgenommene Deb체t-Album.
Einmal Polen und zur체ck
Inserat Reinhardt
ZENO
hh. Vor knapp fünf Jahren gründeten die drei Musiker Julien, Olivier und Jan ihre erste Band. Venetus Flos wurde das Baby getauft und mit Elektronik hatten sie da noch nicht so viel am Hut. Olivier: „Das war damals nicht geplant. Wir wollten eine normale Poprock-Band mit elektronischen Elementen machen, in der klassischen Besetzung Gitarre, Bass, Drums und Gesang. Aber der Drummer wollte nicht so wie wir und da haben wir dann erst mal als Notlösung mit einem Drumcomputer gearbeitet. So sind wir dann in dieses Programming reingekommen, das war reiner Zufall. Das hat uns aber mächtig Spass gemacht und so sind wir immer mehr in diese Richtung abgedriftet.“ Diese neue Art Songs zu erarbeiten und die vielfältigen Möglichkeiten, die die Elektronik in musikalischer Hinsicht bietet, faszinierte das Trio eindrücklich und somit stand fest, wohin der Weg künftig gehen soll. Als Venetus Flos veröffentlichten sie ein EP, spielten diverse Gigs und bauten sich in der entsprechenden Szene eine gesunde Fanbasis auf. Allerdings gefiel ihnen ihr Bandname im Laufe der Zeit immer weniger. Der passende Zeitpunkt für einen Wechsel kam nun mit dem Release des ersten Albums: ZENO war geboren! Auch musikalisch orientierte ich das Trio neu. Analoge Instrumente traten bis auf die von Jan bediente Bassgitarre, die auch live nach wie vor eingesetzt wird, mehr und mehr in den Hintergrund. Im Winter letzten Jahres verschlug es die Band nach Polen, wo die Aufnahmen zum Debüt-Album „We Are Infinite“ begonnen wurde. Weshalb ausgerechnet Polen und dort dann auch noch abseits jeder Metropole im absoluten Niemandsland? Dazu Sänger Julien: „Das lag an unserem Produzenten Roli Mosimann, der sich dort sein Traumstudio eingerichtet hat und jetzt auch dort lebt.“
Inserat Guitarosa
Beim Namen Mosimann klingeln dem Kenner die Ohren, denn der Produzent gehört seit seiner Zusammenarbeit mit Acts wie The Young Gods, Faith No More oder New Order - um nur einige zu nennen - zu den internationalen Grössen. Herangekommen sind die Wallbacher an den Starproduzenten auf ganz normalem Weg, sie verschickten Demos an von ihnen favorisierte Produzenten und ausgerechnet ihr Wunschkandidat biss an. Für Zeno ein echter Glücksgriff, denn in der Abgeschiedenheit des polnischen Winters konnte mangels nicht existenter Abwechslung („ausser Wodka trinken“) konzentriert an den Aufnahmen gearbeitet werden. „Ausserdem waren die Kosten attraktiv“, meint Julien, „für ein derartiges Studio hätten wir in der Schweiz ein Vielfaches mehr bezahlt.“ Mosimann erweist sich dann auch als echter Partner, leitet die Band ohne ihr etwas aufzuzwingen und holt das Optimale aus den Musikern heraus. Dazu Olivier: “Es gab von seiner Seite aus absolut keine Einschränkungen in unserer Kreativität, es war immer ein sehr konstruktives Miteinander. Klar, haben wir auch Kompromisse gemacht, aber wir waren nie in der Situation, wo wir das Gefühl bekamen, unser Sound wird in eine Richtung gedrängt, die uns nicht passt. Wir mussten uns nie verbiegen!“ Und so ist „We Are Infinite“ ein Album geworden, das von A-Z den Vorstellungen der Band entspricht und mit dem sie überglücklich sind. Nun heisst es für Zeno, ihrem Baby den nötigen Rückhalt zu bieten und soviel zu spielen wie möglich. Julien: „Wir konzentrieren uns jetzt erst mal auf Konzerte in der Schweiz, aber unser Ziel ist es natürlich auch im Ausland zu touren.“ Dass das ein steiniger Weg sein dürfte, ist der Band bewusst, zumal sie ja kein Major-Label im Rücken haben. Aber die Chancen, auch ausserhalb der heimischen Landesgrenzen etwas zu reissen, sind durchaus als realistisch einzuordnen. Denn mit „We Are Infinite“ haben sie ein wahrlich starkes Argument, das auch internationalen Ansprüchen in jeder Beziehung gerecht wird.
CD Hard/Heavy/Metal PRETTY MAIDS Motherland Frontiers Records/MV
VOIVOD Target Earth Century Media / EMI lg. Mit "Target Earth" legen die Science-Fiction ProgressiveThrash-Metaller Voivod ihr dreizehntes reguläres Studioalbum vor. Die Karriere dieser kanadischen Ausnahmeband hat so viele Unruhen und Veränderungen ertragen müssen wie die Musik selbst. Auf "Target Earth" konnten Voivod zum ersten Mal nicht auf Gitarrenspuren des 2005 verstorben Gitarristen Denis "Piggy" D'Amour zurückgreifen, was die Angelegenheit noch etwas spannender macht. Daniel "Chewy" Mongrain, ein VoivodFan der ersten Stunde und Wundergitarrist der technischen Death Metaller von Martyr, komplettiert das Line-up um Snake (v.), Blacky (bs.) Und dem einzigen konstanten VoivodMitglied Away (dr.). Schon als Tour-Besetzung gefestigt haben die "neuen" Voivod aufgrund der Fanresonanzen Lunte gerochen und entschieden, ein Album aufzunehmen. "Target Earth" beinhaltet alles, was Voivod ausmacht: grandiose, sehr technische und abgefahrene Gitarrenarbeit, kongeniales Drumming von Away (der sich auf für das Artwork verantwortlich zeigt), der etwas nasale und doch raue Gesang von Snake sowie längere, kompliziert arrangiertem,
42
vertrackte und doch in sich schlüssige Tracks. Schon der Opener "Target Earth" verlangt dem Hörer vieles ab. "Kluskap O'Kom" und "Corps Etranger" sind eher klassische und schnelle Voivod-Song, aber dennoch genial. Das eher ruhige "Empathy For The Enemy" zieht den Hörer in bizarre progressive Klanglandschaften. Target Earth deckt musikalisch fast das gesamte Voivod-sche Spektum ab und kann wohl am ehesten in der Nähe des Klassikers "Nothingface" eingeordnet werden (allem voran der vorab ausgekoppelte Track "Mechanical Mind"). Vergleiche zu anderen Bands lassen sich aufgrund der Einzigartigkeit von Voivod eh keine ziehen. Voivod sind wieder da und wie! Target Earth braucht aufgrund seiner Komplexität viele Hördurchläufe, doch wird der Hörer dann mit komplexen und doch eingängigen Klanggebilden belohnt. Ganz grosses Ohrenkino!
mv. PrettyMaids zeigten mit dem unglaublich starken Vorgängeralbum "Pandemonium" (2010), dass sie sich zur Zeit in ihrem zweiten Frühling befinden und mit der Band zur Freude aller Fans nach wie vor in voller Kraft zu rechnen ist. Anders als viele 80er Heroes schreiben die Dänen auch heute noch unsterbliche Melodic Metal Hits, die das Zeug zum Klassiker haben. So war es sicher eine sehr schwere Aufgabe, diesem Hammeralbum einen Nachfolger zu bescheren. Mit "Motherland" beweisen Pretty Maids aber locker, dass sie immer noch hungrig sind und schon gar nicht altersschwach oder ausgebrannt. So zelebrieren die Mannen um Gitarrist und Aushängeschild Ken Hammer den melodischen Heavy Metal mal wieder in allen Facetten. Einige Songs sind diesmal verdammt heavy geworden ("Hooligan", "Who What Where When Why"), trotzdem ist jeder Song mit vielen schönen Melodien ausgestattet. Mit "SadTo See YouSuffer" und "Bullet For You" gibt's auch wieder zwei leicht poppige Megahits zu bestaunen, für welche andere Bands töten würden. Weitere Highlights sind die erste Single "Mother Of All Lies", "The Iceman" sowie das geniale Titelstück, welches melodischen Metal in Perfektion bietet. Über allem thront einmal mehr die fantastische Stimme von Ronnie Atkins, welcher auch hier wieder eine geniale Gesanglinie nach der anderen aus dem Hut zaubert. Definitiv auch im 2013 einer der besten Sänger überhaupt in der ganzen Szene und sträflich unterbewertet. Auch wenn "Pandemonium" schlussendlich nicht getoppt werden kann, es ist alles wie gehabt bei den PrettyMaids, auch StudioOutput Nummer 14 kann ohne Vorbehalte empfohlen werden und wird den Fans 100% gefallen.
PINK CREAM 69 Ceremonial Frontiers / MV mv. Ganze sechs Jahre ist es her, seit Pink Cream 69 mit "In10sity"
ihr letztes Album veröffentlichten. Einen lange Zeit im schnelllebigen Musikbusiness und sicher hat schon manch einer die Band etwas vergessen. Nun sind sie etwas überraschend zurück und präsentieren mit "Ceremonial" ein knackiges, geiles neues Album, welches nahtlos an die alten Album anknüpfen kann. Bester Heavy Rock "Made in Germany" mit tollen Melodien, super ausgearbeiteten Soli, formidablem Gesang und vielen Mitsing-kompatiblen Refrains. Die Band um Sänger David Readman zeigt sich auf "Ceremonial" von ihrer besten Seite. Neben hart rockenden Knallern wie "Wasted Years", "Let The Thunder Roll" oder "Find Your Soul" gibt es mit "Special" oder "King For One Day" auch ein paar poppig angehauchte, relaxte Rocknummern, welche aber immer über viel Hitpotential verfügen und bestens zur Band passen. Die Produktion von Bassist und Mastermind Dennis Ward (u.a. auch bei Unisonic und Sunstorm tätig) ist wie gewohnt ebenfalls sehr gelungen, weshalb "Ceremonial" für Anhänger der Band ein Pflichtkauf darstellt. Fans von Acts wie Pretty Maids, Axxis, Bonfire oder Victory werden ebenfalls begeistert sein.
SAXON Sacrifice UDR Records mv. Es ist schon unglaubli ch. Dies ist bereits das 20. Album der britischen NWoBHM Legende Saxon. Und man darf staunen, die Band klingt darauf verdammt frisch, spielfreudig, heavy und druckvoll. Anstelle von alten Rockern hat man mehr Jungspunde vor Augen beim Hören dieser klasse Scheibe. Schon der Opener und Titeltrack "Sacrifice" (nach einem kurzen Intro) gibt den Tarif kräftig durch. Purer Heavy Metal der klassischen Sorte, richtig heavy und voller Energie und Power. Während "Made In Belfast" ein paar keltische Einflüsse als Abwechslung bringt, zeigen danach Uptempo Granaten wie "Warriors Of The Road" oder "Stand Up And Fight" wo der Hammer hängt. Dazu gibt es epische und melodiöse Hymnen wie "Guardians Of
Hard/Heavy/Metal CD The Tomb" oder "Night Of The Wolf" und klassische Stampfer wie "Walking The Steel". Alles, was das Saxon-Herz begehrt ist da und die Band schafft es bravourös, den Spirit der frühen 80er Jahre in die heutige Zeit zu transportieren, und dies ohne auch nur einen Hauch staubig oder veraltet zu klingen. "Sacrifice" knallt ohne Ende, hat einen glasklaren, druckvollen Sound, und wird definitiv jeden Saxon-Fan begeistern. Das Album ist ein eindeutiges Statement, dass mit der Band noch lange zu rechnen ist ! Die Limited Edition wird übrigens noch neu aufgenommene Versionen alter Klassiker enthalten ("Crusader", "Just Let Me Rock", "Requiem", "Frozen Rainbow" und "Forever Free" teils akustisch oder mit Orchester).
BUCKCHERRY Confessions Eleven Seven Music hh. Nach wie vor sind die Kalifornier in unseren Breitengraden noch meilenweit von dem Erfolg entfernt, den sie in
den USA geniessen. Platin-Auszeichnungen, Millionen verkaufter Alben machten aus Buckcherry einen der erfolgreichsten Rockacts der Staaten. Dazu kommen unendliche Tourneen, die das Quintett auch schon mehrmals in die Schweiz brachten. Eigentlich sollten sie auch in Europa mit solchen Hammersongs wie „Crazy Bitch“, „Too Drunk To Fuck“, „All Night Long“ etc. zu den ganz Grossen gehören, weiss der Geier, weshalb das nicht so ist. Auch das neue Album „Confessions“ ist wieder ein echter Knaller geworden. Fetziger Rock'n'Roll, der exzellent Punk, Sleaze, Classic- und Stadion-Rock vereint, getragen von einer energisch rockenden Band und vor allem von Frontmann Josh Todd's charakteristischer Stimme. Todd hat ein goldenes Händchen, wenn es um eingängige Hooklines geht, egal ob Rocker oder Ballade. Mit seiner rauen, um nicht zu sagen dreckigen Stimme verpasst er jedem Titel die nötige Streetcredibility und läuft nie Gefahr, auch in Balladen in seichte oder oberflächliche Zonen abzudriften. Todd trifft stets mitten auf die Zwölf und hat in seinen Texten durchaus etwas zu sagen.
Inserat Napalm
Dabei schert er sich einen Teufel um political correctness und bewahrt sich seine rebellische Haltung, die ihm aus seinen frühen Punkzeiten anhaftet. „Confessions“ bietet mit 13 Songs allerbeste Unterhaltung für jeden Rockfan und hat einmal mehr die Qualität, Buckcherry auch in unseren Breitengraden endlich den verdienten Grosserfolg zu bescheren.
BARBE Q BARBIES Breaking All The Rules Sound Of Finnland hh. Auf ihrem zweiten Album lassen es die fünf finnischen Girls ordentlich krachen. Hardrock zwischen AC/DC, Kiss und Twisted Sister auf Rock'n'Roll-Basis mit einer guten Portion Glam-Rock. Die hübschen Mädels verstehen ihr Handwerk, lassen dabei so manche männliche „DickeHose-Band“ ziemlich alt aussehen. Es wird amtlich gerifft mit hohem Energiefaktor,
die Band hat die Überholspur für sich gepachtet. Sängerin Niki hat anständig Dreck in der Stimme und liefert tolle Gesangslinien mit hohem Ohrwurmcharakter. Überhaupt ist die ganze Band bestens eingespielt und hermoniert prächtig. Auffällig für eine Girl-Band ist das hammerharte Schlagzeug, das zusammen mit dem groovigen Bass für eine fette Basis sorgt, auf dem sich die beiden überdurchschnittlöich guten Gitarristen nach Herzenslust austoben können, die zwischendurch auch mit Thin-Lizzy-artigen DualLead-Läufen glänzen. „Breaking All The Rules“ ist zudem hervorragend produziert, transparent und druckvoll kommen die Songs aus den Boxen. Im Vergleich mit anderen GirlBands liegen die Barbies ziemlich weit vorn und lassen auch ihre skandinavischen Schwestern von Crucified Barbara hinter sich. Allerbeste PartyMucke, die für Spass und Stimmung sorgt.
Ambitionierte Geschichtenerzähler Nach zwei Jahren meldeten sich Stone Sour im Herbst letzten Jahres mit neuer Platte zurück. Es ist aber nicht nur ein Album, sondern ein dreiundzwanzig Songs umfassender Zweiteiler („House Of Gold & Bones Part II“ erscheint am 9.4.13). Damit nicht genug, das ganze Konzept, welches sich rund um eine Erzählung bildet, wird von Videos und einer Comicserie begleitet. Will man das Booklet zu „House Of Gold & Bones Part I“ nach Songtiteln durchsuchen, findet man eine Geschichte. Eine Geschichte zwischen Traum und Wirklichkeit. Der Suche nach sich selber, dem Umgang mit Tod, Furcht sowie Selbstvertrauen. Wer zu lesen beginnt fühlt sich sofort als Teil des Geschehens und lässt sich fesseln. Was dies mit der Musik zu tun hat? Einiges, denn diese Geschichte erzählen auch die elf Titel auf ihre eigene Art wieder. Frontmann Corey Taylor hatte mit seinem Buch „Seven Deadly Sins“ bereits einen Bestseller und beweist neben dem Songtexten erneut Talent als Schreiber. Das Ganze wird begleitet von passenden Videos und einem Comic in vier Teilen, welcher dieselbe Story ebenfalls widerspiegelt. rk. Doch wie wächst so eine Idee? Corey selber bringt Licht ins Dunkle: „Die Idee schwirrte schon bei Audio Secrecy in meinem Kopf umher. Nach einem turbulenten 2010/11 versuchte ich alles Kreative in den Hintergrund zu stellen. Doch plötzlich fielen mir Basiselemente der Songs während der Slipknot Tour ein, und alles kam zurück. Die Songs flossen nur so. Nach der Tour kam ich nach Hause und konnte sofort Demos mit Grundsteinen von elf bis zwölf Songs aufnehmen. Die Begeisterung der Anderen gab mir den Mut zur Ausarbeitung der Story. Bei jeder Idee kam immer noch eine Neue dazu und es wurde immer grösser.“ Das ganze Projekt ist für Stone Sour ein sehr wichtiger Schritt, denn die Band fühlt sich mit diesem Konzept angekommen. Das erste Album, das sich wirklich nach ihnen anfühlt.
Aber warum solche düstere Melancholie über Entscheidungen, Veränderung und Selbstfindung? Corey erklärt uns, dass so viele Leute Angst vor Entscheidungen und Veränderungen haben. Aber es sei ein Teil vom Leben und gehöre dazu, jeder hat es in sich. Auch in der Geschichte ist „der Mensch“ konfrontiert mit seinem eigenen Ich. Stand sein seelischer Doppelgänger dem Sänger auch schon gegenüber? „Ja, klar“ meint der Musiker „es ist verrückt, ich wuchs arm auf und hatte nie Vorbilder oder jemanden zum Hochschauen. Später war ich wie irgendwie das Resultat meiner Exzesse und ich war schon beinahe dreissig, als ich mich selber fand und dieses Fundament dann hatte. Meine Botschaft an die Leute ist, dass sie sich selber lieber früher als später finden. Auch ich machte Fehler, aber ich lernte daraus, das ist wichtig!“
House Of Gold & Bones Part 1
House Of Gold & Bones Part 2 erhältlich ab 9.4.13
Corey Taylor
Mit „Gone Sovereign“ als Opener wird auch sogleich der Ton für die ganze Geschichte gesetzt. Er steht aber auch für den Menschen der Geschichte und was er ist. Der Song widerspiegelt so das ganze Album. Es ist der Beginn der Story, der Startpunkt. Wenn man später den zweiten Teil hört, ergibt plötzlich alles Sinn. Der zweite Teil wird jedoch sehr viel dunkler sein mit verschiedenen Emotionen und Schwankungen. „Es ist wohl die intriganteste Musik, die Stone Sour je geschrieben haben“, meint Corey. Es ist definitiv mehr Prog-Metal als im aktuellen Teil. „Es ist jedoch die gleiche Traumwelt, einfach dunkler“ verrät er uns und gibt uns exklusiv einen kleinen Vorgeschmack auf die Fortsetzung: „Der erste Song heisst Red City und handelt davon, als der Mensch nach dem Ende von Part I aufwacht. Er befindet sich in der Roten Stadt. Er wacht auf und ist immer noch in den Händen der Nummern, nur jetzt in der Roten Stadt, ein dunkler Platz. Und er hat ein Flash Back. Er fängt an sich zu erinnern, was passiert ist, bevor er zum ersten Mal in dieser Welt aufwachte. In Part I konnte er sich daran ja noch nicht erinnern.“ Er fügte an, dass es einige Elemente gibt aus Songs vom ersten Teil, die im zweiten Teil wieder zu finden sind. Ein unglaubliches Projekt und man fragt sich wo hier die grösste Herausforderung lag. Diese war für die Band eindeutig das Produzieren von zwei Alben zur gleichen Zeit. Ihre Anerkennung gilt daher David Bottrill, welcher die Musik und das Konzept nicht nur mitfühlte, sondern auch einen strengen Zeitplan durchzog. Am Ende schauten alle zurück und fragten sich, wie das in nur drei Monaten zu schaffen war. Das Artwork dazu entstand im Kopf des Frontmannes, wurde aber kreiert im Echo Designlab von Sean Mosher-Smith. Auf der Frontseite des Booklets ist der Albumtitel in lateinisch zu finden „In Domus De Aurum Et Ossium“. Es ist ein Art Teaser, welcher die Fortsetzung ankündigt und im zweiten Teil vorkommen wird. Man kann also gespannt sein. Das neue Album ist bei den Fans ein Erfolg. Wir schauen vor und freuen uns bereits auf den dazugehörigen Comic im Frühjahr, sowie auf Part II und die Fortsetzung der Geschichte.
Der Comic: HOUSE OF GOLD AND BONES
45
Die gemeinsame Kraft mv. Audrey Horne sind zur Zeit in aller Munde. Nach dem bereits sehr erfolgreichen selbstbetitelten Album von 2010 scheint der neue Kracher "Youngblood"ein absoluter Überflieger zu werden. Die Auszeichnung "Albums des Monats" im Rock Hard sowie im Metal Hammer spricht eine deutliche Sprache. Zudem strotzt das Album nur so von massentauglichen Hits. TRACKS unterhielt sich mit Sänger Toschie über das neue Album sowie die Zukunft der Band.
Erstmal Gratulation zum neuen Album, welches ich absolut grossartig finde. Ich nehme an, ihr seid zufrieden damit. Wo seht ihr die Unterschiede zum "Audrey Horne" Album von 2010? Vielen Dank, wir schätzen dies sehr. Wir sind in allen Belangen mehr als glücklich mit dem neuen Album. Wir haben versucht, die Energie unserer Bühnenshows auf dem Album rüberzubringen. Zudem ist das neue Album weniger düster als der Vorgänger, es ist facettenreicher, hat mehr Power und Spielfreude und zeigt einfach eine Band, die liebt, was sie macht. "Youngblood" enthält einen Hit nach dem anderen. Es scheint für euch eine Leichtigkeit zu sein, Hits und grossartige Melodien aus dem Ärmel zu schütteln. Wie schreibt ihr die Songs, zusammen oder alleine im stillen Kämmerlein? Früher haben wir die Songs allein zuhause komponiert. Dieses Mal trafen wir uns in einem Recording-Studio, stöpselten unsere Instrumente ein und jammten los. Wir schrieben so die meisten Songs, welche genau deshalb nun diese Live-Energie ausdrücken. Es ist klar der bessere Weg des Songwritings für Audrey Horne, wie wir mit Freude festgestellt haben. Wenn wir alle fünf zusammen an den Songs schreiben, werden die Songs einfach besser und eingängiger. Habt ihr textlich eine Linie oder gibt es da verschiedene Themen je nach Song und Stimmung ? Was inspiriert Euch besonders ?
46
Ich habe ganz verschiedene Inspirationen. Alltägliche Situationen, Filme, Magazine, andere Bands etc. Normalerweise singe ich zuerst einfach irgendeinen Nonsens um die Melodien zu schreiben. Nach einer Weile und je nach Atmosphäre des Songs kommen dann die definitiven Lyrics, welche sehr unterschiedlich sind, es geht aber häufig um persönliche Sachen von uns Menschen wie Liebe, Hass, Verlust, Emotionen etc. Was gibt es zum Artwork von "Youngblood" zu sagen ? Ich habe das Artwork selber gemacht und versucht darzustellen, was uns als Band ausmacht. Wir machen das Ganze jetzt bereits seit zehn Jahren und kennen uns sehr gut, verstehen uns blind und sind zusammen eine gemeinsame Kraft. Es sollte auch ein wenig an die Marvel Comics erinnern und wenn ich ganz ehrlich bin, ein kleiner Wink in Richtung Kiss und "Rock and Roll Over" konnte ich mir nicht verkneifen. Was sind Eure Einflüsse und haben diese sich seit der Bandgründung grundlegend geändert ? Euer Stil ist mittlerweile purer Classic Rock, der an Grössen wie Thin Lizzy, Ozzy Osbourne oder Rainbow erinnert. Dies war ja an Anfang Eurer Karriere noch etwas anders. Diese Bands, Kiss, Van Halen, Rainbow etc. sind unser Einfluss seit unserer Kindheit, aber es stimmt, der Einfluss wurde noch stärker in den letzten Jahren. Als wir angefangen haben, waren Bands wie Faith No More oder Alice In Chains auch grosse
Hard/Heavy/Metal CD Einflüsse und sie sind es eigentlich immer noch. Wir haben einfach eine natürlich Entwicklung gemacht, um als Band interessant zu bleiben. Trotzdem freue ich mich schon riesig auf das neue Alice In Chains Album, eine geniale Band. Aufgefallen sind mir auch die vielen tollen Twin Gitarren auf dem Album. Standen da Iron Maiden Pate oder doch eher noch ältere Sachen wie Wishbone Ash oder eben Thin Lizzy ? Beides denke ich. Thomas und Ice Dale haben immer schon super zusammen harmoniert an den Gitarren und lieben es, einander zu fordern. Beide sind mit Bands, die zwei Gitarristen haben und viele Twin-Gitarren einsetzen aufgewachsen und lieben es, das nun selber auch umzusetzen. Stellt Euer Traumpackage für eine Tour zusammen, mit wem würdet ihr am liebsten um den Globus touren? Van Halen, Alice In Chains, Kvelertak und Audrey Horne, das wäre ein vielseitiges Kick Ass-Billing ! Ihr seid jetzt neu bei Napalm Records, was sind Eure Erwartungen und Pläne mit dem neuen Album ? Napalm Records haben einen guten Promotion-Plan für uns und das neue Album. Wir hoffen, dass sie uns helfen, unsere Fanbasis enorm zu vergrössern und wir viele, viele Schecks erhalten werden. Im Ernst, wir hoffen dass das Album gut laufen wird, denn wir sind sehr stolz darauf und es hat aus unserer Sicht ein grösseres Publikum verdient, also werden wir hoffentlich den Audrey Gospel bald in der ganzen Welt verbreiten können. Wart ihr schon in der Schweiz und werdet ihr auf der nächsten Tour in die Schweiz kommen ? Die Schweiz und Norwegen haben ja die Gemeinsamkeit, dass beide Länder nicht zur EU gehören und noch eine eigene Währung haben. Spürt ihr trotzdem etwas von der europäischen Krise in Norwegen? Wir waren bisher drei Mal in der Schweiz, Bulle und zweimal Pratteln, es war immer super in eurem Land zu spielen. Wir spüren hier die Finanzkrise nicht wirklich. Norwegen hat eine sehr starke Wirtschaft und wir als Band kriegen viel Unterstützung vom Staat wie auch vom privaten Sektor. Da können wir uns wirklich nicht beklagen. Es war sicher keine schlechte Idee, niemals der EU beizutreten. Welche Träume habt ihr noch mit der Band, vor allem auch in Anbetracht der weltweit sinkenden CD-Umsätze? Sachen zu machen, von denen andere Menschen nur träumen, Alben zu machen welche den Test der Zeit bestehen werden und dabei immer eine höllisch gute Zeit haben. Klar, dabei Geld zu verdienen wäre auch schön. Aber auch wenn CDs immer weniger verkauft werden, Musik wird niemals sterben und Musiker sowie das Musik-Business werden einen Weg finden, dass man weiterhin irgendwie davon leben kann.
ZÜÜL To The Frontlines High Roller Records lg. Die neben Borrowed Time europäischste neuere Heavy Metal Band aus den USA, nämlich die famosen Züül, melden sich mit Ihrem Zweitling "To The Frontlines" zurück. Acht neue Songs sowie eine Neueinspielung einer 7" B-Seite befinden sich auf "To The Frontlines". Beim Genuss der Songs fühlt man sich als Hörer automatisch mal gut 30 Jahre inmitten der damals pulsierenden NWOBHM zurückkatapultiert. Die Tracks sind schnörkellos, wissen durch die famose Gitarrenarbeit zu gefallen (frühe Iron Maiden lassen grüssen) und sind mit dem coolen, nicht allzu hohen und etwas rauen Gesang von Baron Batteau versehen. Tolle Soli runden die Tracks ab. Kracher wie "Show No Mercy", "Guillotine", "Bountly Land", das geniale und etwas längere "Waste Of Time" sowie alle weiteren Songs auf "To The Frontlines" sind allesamt kleine Perlen in der Schnittmenge von Angel Witch, Diamond Head, Holocaust und Iron Maiden. So muss richtiger Heavy Metal klingen. Watch out!
HELLOWEEN Straight Out Of Hell Dragnet / Sony Music mv. Helloween sind zurück und bringen nun schon ihr 15. Album raus. Einmal mehr ist der neue Opus von Helloween vollgespickt mit Songs und kommt auf eine extrem lange Spielzeit. Bei 15 Tracks (inkl. 2 Bonus Tracks) passt natürlich extrem viel Musik rein und wie schon die letzten Alben der Band bietet nun auch "Straight Out Of Hell" eine grosse stilistische Vielfalt. Und die Band hat viel Selbstvertrauen, denn das Album startet nicht mit einem der vielen eingängigen Uptempo Krachern sondern mit dem überlangen leicht progressiv arrangierten Epos "Nabataea". Sehr heavy, voller Melodien und mit super Gesang von Andi Deris. Danach wird das gesamte Spektrum der Andi Deris Phase geboten: rasante Melodic Speed Metal Granaten wie "Far From The Stars", "Burning Sun", "Years" oder der grandiose Titeltrack (absolutes Highlight der Scheibe), welche an alte Zeiten der Band erinnern und zum besten gehören, was die Band seit "Time Of The Oath" geschrieben hat, flotte manchmal leicht poppige Rocker wie "Live Now" oder "Waiting For The Thunder", Experimente wie die Queen Hommage "Wanna Be God", düstere harte Tracks wie das finale Epos "Church Breaks Down" oder eine wunderschöne Ballade ("Hold Me In Your Arms", Gänsehaut pur). Das Line Up mit Sascha
Gerster an der zweiten Gitarre und Dani Löbel an den Drums hat sich nun mehr als gefestigt und bewährt und zeigt hier, das mit Helloween nach wie vor stark zu rechnen ist. Fazit, Helloween haben mit "Straight Out Of Hell" ein bestechendes Album veröffentlicht, welches in der langen Discographie zu den Highlights gezählt werden darf, was ein sehr grosses Kompliment ist angesichts der vielen Klassiker darin. Jetzt ist die Vorfreude auf die gemeinsame Tour mit Gamma Ray im Frühling noch viel grösser.
CULT OF LUNA Vertikal Irascible lg. Was ist Cult Of Luna? Doom Metal? Post Hardcore? Sludge? Wie auch immer: Was die Sieben-Mann-Band aus Umea/ Schwe den fabriziert ist schlichtweg gewal tig. Auf „Vertikal“, ihrem sechsten FullLength Album haben nun Cult Of Luna ihren Stil weiter perfektioniert und ihre Meisterprüfung abgelegt. Elektronische Intermezzi lockern die monumentalen, sich langsam aufbauenden und schliesslich entladenden Songs auf "Vertikal" auf, aus welchen besonders das knapp 20-minütige "Vicarious Redemption" herausragt. Auch prägend für das Album sind "I: The Weapon", das recht elektronische und zeitweise ruhige "Disharmonia" sowie "In Awe Of". Die Riffs sind superheavydoomig, der Gesang growlt, das Tempo ist äusserst gedrosselt, was alles sehr anstrengend tönt. Doch die Gitarren sorgen für ganz feine Melodien und die elektronischen Elemente für noch mehr Atmosphäre, so dass sich die Anstrengung (meist) löst. Zudem spielen Cult Of Luna sehr oft mit laut/leise-Gegen sätzen. "Vertikal", dessen Paten Bands wie Neurosis, Godspeed! You Black Emperor, Isis und Konsorten sind, wird nie langweilig. "Vertikal" ist eine fabelhafte Scheibe geworden! Es lohnt sich, das mit einem zusätzlichen Song ("The Flow Reversed") daherkommende Digipack abzugreifen. Live werden Cult Of Luna am 22. April im Fri-Son in Fribourg und am 26.4 im Gaswerk in Winterthur zu erleben sein- nicht verpassen.
GLORYHAMMER Tales From The Kingdom Of Fife Napalm Records mv. Mit Gloryhammer gibt es ein neues Projekt im Bereich des Symphonic Metal. Drahtzieher dahinter ist Christopher Bowes, Mastermind der Piraten-Metaller Alestorm. Das erste Gloryhammer Album "Tales From The Kingdom Of Fife" klingt aber mitnichten nach Alestorm, nur die vielen Keyboards und sehr eingängigen Refrains lassen Christopher's Hauptband ab und zu durchblicken. Ansonsten regiert hier klas-
47
CD Hard/Heavy/Metal
KLASSIKER
CANDLEMASS Epicus Doomicus Metallicus Black Dragon/Peaceville
lg. Schon das Cover mit dem schwarzen Schädel mit den Teufelshörnern, durch welches zwei Keile in Form eines Kreuzes hindurch gestossen sind, zieht den Betrachter in seinen Bann. 1986 veröffentlichen die vom Bassisten und riesengrossen Black Sabbath-Fan Leif Edling (früher Nemesis) gegründeten Candlemass über das damals recht renommierte französische Label Black Dragon Records (auch Manilla Road, Exxplorer, Heir Apparent) diesen frühen Meilenstein, der damals noch recht jungen Doom-Metal Bewegung (die "grösseren" anderen Bands waren Trouble, Saint Vitus und Pentagram). Einflüsse wie die zähen und tonnenschweren Riffs von Black Sabbath, die düstere Mystik von Mercyful Fate sowie der NWOBHM (New Wave Of British Heavy Metal) allen voran die legendären Angel Witch bilden die Essenz von Candlemass. Die sechs auf "Epicuus Doomicus Metallicus" enthaltenen Tracks sind allesamt Meisterwerke des düsteren, langsamen und epischen Doom/Heavy Metals und sollten jedem Metalhead geläufig sein. Der Opener "Solitude" dürfte da der bekannteste Song sein. Doch auch alle weiteren Songs sind durchs Band absolute Klassiker: "Crystal Ball" und "Under The
48
Oak" sind da die eingängigsten Songs. Doch auch "Demon's Gate", "Black Stone Wielder" (genialer Gesang im schnelleren Part) und der letzte Song "A Sorcerer's Pledge" (Überhit) können nur glänzen. Wichtige Trademarks sind neben den schweren Riffs und dem glasklaren, wenn auch etwas dünnen Gesang von Johan Langquist die düsteren Intros, Keyboardparts sowie die akustischen Passagen, welche dem Hörer genügend Abwechslung vermitteln und die düstere Atmosphäre von "Epicus Doomicus Metallicus" noch steigern. Zudem sorgen einige wenige schnellere Parts (d.h. für Doom-Metal: Schnell = Midtempo) für etwas Auflockerung. Wenn auch Candlemass nach dem Einstieg von Wundersänger Messiah Marcolin und mit den drei folgenden Alben "Nightfall" (1987), "Ancient Dreams" (1988) und "Tales Of Creation" (1989) wahre Meisterwerke des Doom Metals geschaffen haben, bleibt "Epicus Doomicus Metallicus" unerreicht und gilt als der wahre Genre-Klassiker. Doom or be doomed!!
sischer Symphonic Metal der immer wieder die grossen Vorbilder Rhapsody zitiert. Gerade die Uptempo Brecher "The Unicorn Invasion Of Dundee", "Amulet Of Justice" und "Magic Dragon", das orchestrale Intro "Anstruther's Dark Prophecy" (Hans Zimmer lässt grüssen) und das finale über zehnminütige Monumental Epos "The Epic Rage Of Furious Thunder" werden Rhapsody Fans in aller Welt zu Begeisterungsstürmen hinreissen. Denn Gloryhammer müssen sich hier keineswegs hinter den grossen Vorbildern verstecken und schaffen es locker, jeden Song des Albums mit einprägsamem Chorus und schönen Melodien zu versehen. Mit "Silent Tears Of Frozen Princess" gibt es zudem noch eine wunderschöne, berührende Ballade (eines der grossen Highlights des Albums) und mit "Beneath Cowdenbeath" ein entfesseltes, furioses Instrumental. Besonders hervorzuheben ist noch der Gesang von Thomas L. Winkler (Sänger der Schweizer Traditionsmetaller Emerald), welcher die Songs mit seiner gewaltigen Stimme hochwertig veredelt und immer wieder aufwertet. "Tales From The Kingdom Of Fife" ist zudem mit einem echt geilen Artwork ausgestattet und bietet ein Konzept über ein Schottland voller Zauberer, Drachen, Hexen und Magie. Ein Fest für Fantasy Fans!
ENFORCER Death By Fire Nuclear Blast / Warner lg. "Death By Fire" ist bereits das dritte Album der jungen, wilden Schweden von Enforcer und das erste für das grosse Label Nuclear Blast. Ganz im Stil der frühen Achtziger-Jahre Heavy Metal Bands rocken die Jungs um Sänger/Gitarrist Olof Wikstrand drauflos. Die Art von Enforcer erinnert an die New Wave Of British Heavy Metal und im Bereich der doppelten Gitarrenläufen natürlich auch an Iron Maiden. Allerdings ist der Sound etwas melodiöser als bei den eisernen Jungfrauen. Auch alte Euro-Metal Bands können da zitiert werden wie etwa Accept oder Ostrogoth (kennt die noch jemand?). Das Tempo ist teilweise recht hoch und kratzt manchmal fast die Grenze zum Speed Metal (zum Beispiel Agent Steel lassen hier grüssen). Die Songs sind angenehm kurz, die Gitarrenriffs- und soli machen Spass, die Melodien packen den
Hörer und der Gesang überzeugt. Auch sehr cool: das Instrumental "Crystal Suite". Gegen Ende wird "Death By Fire" mit den Songs "Sacrificed" und "Silent Hour/The Conjugation" etwas epischer, bleibt aber bis zum abschliessenden "Satan" auf konstant hohem Niveau. Ein erstes traditionelles Metal-Highlight des noch jungen Jahres, das ohne Zweifel jeden waschechten Metaller zum Headbangen animieren wird.
VISIONS OF ATLANTIS Ethera Napalm Records / Universal lg. "Ethera", das fünfte Album der österreichischen Symphonic Metaller und von zahlreichen Besetzungswechseln geplagten Visions Of Atlantis (nur Drummer Thomas Caser ist Gründungsmitglied), steht in den Regalen. Stilistisch lassen sich Visions Of Atlantis bei Nightwish, Edenbrige oder auch Firewind einordnen. Hauptmerkmal ist die Gleichwertigkeit der beiden Sänger: Mario Plank sorgt für den männlichen Part, während die griechische Sängerin Maxi Nil (exOn Thorns I Lay) mit ihrem tollen Organ den Hörer mitreisst. Schon der Opener "The Ark" (mit tollem atmosphärischen Intro) zeigt die Marschrichtung an: viel Keyboard, getragene Passagen, coole Melodielinien, eingängige Refrains sowie die beiden wirklich tollen Sänger, welche der Band eine etwas eigenständige Note geben. Es erübrigt sich, da einzelnen Songtitel zu nennen, den die Tracks ähneln sich ziemlich stark. Das Album darf als eine Mischung aus Pop sowie symphonischem Metal bezeichnet werden. "Ethera" dürfte Visions Of Atlantis einige neue Fans bescheren.
GRAND SUPREME BLOOD COURT Bow Down Before The Blood Court Century Media / EMI lg. Schon wieder eine old-school Death Metal Band um Ausnahmeschreihals Martin van Drunen, einem der krassesten Metal-Sänger aller Zeiten. Grand Supreme Blood Court unterscheiden sich nur marginal von Asphyx und Hail Of Bullets, doch macht "Bow Down Before The Blood
Court" trotzdem viel Freude. Die Songs sind variabel gestaltet manchmal im Midtempo, dann wieder sehr schnell und schliesslich schleppend-zäh-doomig. Grand Supreme Blood Court sind das Tummelfeld des ehemaligen Asphyx-Gitarristen Eric Daniels, der wieder Lunte gerochen hat und offenbar Lust auf einen Todesblei-Hammer holländischer Machart hatte. "Bow Down Before The Blood Court" scheint im Vergleich mit den anderen Van Drunen-Bands noch etwas kaputter und old-schooliger zu sein. Aber vor allem haut das Album voll rein ist somit für Death-Metal Puristen zu einem Volltreffer geworden.
MOURNING BELOVETH Formless Grau lg. Die irischen Doom/Deather von Mourning Beloveth kehren nach fünf Jahren zurück und präsentieren mit "Formless" ihr fünftes reguläres und bis dato stärkstes Studioalbum. Neben vier epischen LongTracks, die den Hörer in die
Abgründe der menschlichen Existenz führen, findet sich auf "Formless" mit "Old Rope" auch ein kurzer Song. Der Opener "Theory Of Old Bones" kann als melancholischer, tieftrauriger Doom/Death-Song schubladisiert werden, der den Hörer fesselt: zuckersüsse Gitarren werden mit depressivem Flüstergesang unterlegt, schwere Riffs paaren sich mit Grunzgesang, glasklare Vocals sorgen zur Auflockerung und das alles im Zeitlupentempo. Trotz Überlänge wird Abwechslung somit gross geschrieben. So in etwa sind die drei weiteren langen Tracks ("Ethics On The Precipe", "Dead Channel" und "Nothing Has A Centre" (coole Chöre und sogar MidtempoParts)."Formless" ist somit zu einem gelungen Album geworden, welches düstere Seelen ansprechen dürfte, welche auf alte My Dying Bride und Konsorten sowie generell Funeral Doom stehen.
W.E.T. RiseUp Frontiers Records mv. Im AOR Bereich sind Studioprojekte und Supergroups mittlerweilen sehr häufig geworden und schon oft haben grosse Namen trotzdem nicht
ausgereicht, um wirklich umwerfende Qualität zu produzieren. Gänzlich anders sieht es bei W.E.T. aus, ein weiteres von den Genre-Leadern Frontiers Records ins Leben gerufene Projekt, welches mit Robert Säll (WORK OF ART), Erik Martensson (ECLIPSE) und Tausendsassa Jeff Scott Soto (TALISMAN und geschätzte 100 weitere Bands und Projekte) und einem gleichnamigen Debut im Jahr 2009 auftrumpfte. Das W.E.T. Debut Album begeisterte Kritiker wie AOR Fans durch die Bank weg und war für viele schlichtweg eines der besten Alben überhaupt in diesem Genre seit langer Zeit. Klar, dass da ein Nachfolger kommen musste und das Projekt nicht auf Eis gelegt werden würde. Die Messlatte war dafür aber auch unermesslich hoch gelegt. Nun liegt das zweite Album namens "RiseUp" vor, welches tatsächlich nahtlos an das Debutalbum anknüpft und wieder bombastischen AOR/Melodic Rock voller Hooks und schönen
Inserat CHARING CROSS
Melodien bietet. Die Band verstärkte sich mit den beiden Eclipse Members Magnus Henriksson (Gitarre) und RobbanBäck (Drums) und bietet mit Hits wie "LearnTo Live Again", "BrokenWings", "RiseUp" und "WalkAway" sowie den schönen Balladen ("Love Heals", "Still Believe In Us") einmal mehr perfektes Radiofutter. Die Stimme von Jeff Scott Soto ist genial wie immer, die Produktion wuchtig und knackig, eigentlich gibt es nichts auszusetzen, wäre da nicht das alles überragende Debutalbum, welches leider nicht ganz erreicht wird. Das ist aber auch schon das einzige Manko und sollte niemand daran hindern, sich dieses erste AOR Juwel des Jahres 2013 zu sichern.
CD Blues/Soul CHUCK LEAVELL Back To The Woods Cross Cut Records hh. Mit diesem Album hat sich der Pianist der Allman Brothers, der seit 1972 dort die Tasten bedient, ein persönliches Geschenk gemacht, denn den Plan für diese Hommage an die Pioniere des Bluesklaviers trug Leavell bereits seit langer Zeit mit sich. Und so ist nun ein Album herausgekommen, dass zwar im Grossen und Ganzen relativ unspektakulär erscheint, die Fans von ruhigem, pianodominantem Blues nachhaltig begeistern wird. 15 Songs von Cracks wie Memphis Slim, Leroy Carr, Otis Spann oder Jesse James - um nur einige zu nennen - werden von Leavell sorgsam und dicht am Original wiedergegeben. Dabei zeigt sich der Pianist, der übrigens in der Szene zu den Grossen zählt und dessen Dienste sich bereits Eric Clapton, George Harrison, The Black Crowes und die Rolling Stones versicherten, auch als versierter Sänger. Im Song „Boots And Shoes“ geben Keith Richards und John Mayer eine Gastrolle und in „The Blues Is All Wrong“ sorgt Candi Staton mit soulvollem Gesang für einen Glanzpunkt.
ERJA LYYTINEN
DEVON ALLMAN
Forbidden Fruit
Turquoise
Ruf Records
Ruf Records hh. Obwohl der Gregg Allman Spross bereits seit Jahren in der Jamrockund Bluesszene unterwegs ist, ist „Turquoise“ sein erstes Soloalbum. Mit seiner Jam-Band Honeytribe brachte er 2006 und 2010 zwei Alben heraus, die in Europa zwar relativ unbeachtet blieben, ihn in den USA jedoch als eigenständigen Gitarristen und vor allem als Verwalter des Allman Brothers Erbe etablierten. Im letzten Jahr startete er mit Royal Southern Brotherhood durch, die ein herausragendes Album veröffentlichten und besonders durch ihre hochqualitativen Live-Shows für allerfeinste Kritiken sorgten und sich über Monate in den Billboard Blues Charts festkrallten. Auf „Turquoise“ glänzt Devon Allman als herausragender Gitarrist und Sänger, mit jeder Menge Soul und Blues in den Adern, sowie
50
als feiner Songwriter. Seine Liebe zu den Southern-Roots, in die er auch Latin-Einflüsse integriert, dringt aus jeder Note, hebt ihn von der breiten Masse der Bluesgitarristen ab und sorgt für hohen Wiedererkennungswert. Vergleicht man dieses Album mit den Honeytribe-Veröffentlichungen, wird deutlich, dass Allman als Musiker gereift ist und jetzt seinen Weg gefunden hat. Seine Songs haben heute eine feste Struktur und Tiefgang und weisen schlüssige Arrangements auf, die bei Honeytribe noch zugunsten ausgedehnter Jam-Passagen hintenanstehen mussten. So gesehen ist „Turquoise“ wesentlich näher bei Royal Southern Brotherhood angesiedelt, ja, man kann zweifellos sagen, dass die Mehrheit der hier enthaltenen Songs durchaus auch auf einem RSB-Album für Glanzlichter sorgen dürften. Neben Gast Luther Dickinson (North Mississippi Allstars) ist besonders Samantha Fish erwähnenswert, die in „“Stop Draggin My Heart Around“ einen unter die Haut gehenden Gesang beisteuert. Devon Allman's Solodebüt ist ein feines, qualitativ hochstehendes Album geworden, dass sowohl Allman Brothers- wie auch RSB-Fans beeindrucken und begeistern wird.
hh. Mit ihrem fünften Album beweist die Finnin, dass sie zu den herausragenden SaitenArtisten gehört. Ihre Qualitäten als gefühlvolle Sängerin stehen dem nichts nach. Mit „Forbidden Fruit“ bewegt sie sich im unmittelbaren Dunstkreis von Bonnie Raitt, man könnte fast vermuten, Erja würde privat nichts anderes als Musik der rothaarigen Amerikanerin hören. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man ausserdem, dass bei den Songs „Joyful Misery“ und „At Least We Still Fight“ ein gewisser Alan Darby als Co-Autor vermerkt ist, der auch schon für Bonnie Raitt als Songschreiber aktiv war. Erjy allerdings auf eine Raitt-Kopie zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Die Finnin hat durchaus ihren eigenen Stil entwickelt, den sie auf diesem Album zusammen
mit ihrer Band prächtig vorführt. Bislang überwiegend als Sliderin bekannt, beweist sie hier eindrücklich, dass sie auch ohne Bottleneck zu den herausragenden Saitenartisten zählt. Ihr Spiel strahlt Wärme und Seele aus, dem sich der Bluesfan nicht entziehen kann. Dazu kommt ihre weiche und gefühlvolle Stimme, die aus den Songs echte Schmuckstücke macht. „Forbidden Fruit“ ist ein feines, ruhiges und stellenweise unter die Haut gehendes Hörerlebnis, das Fans des ruhigeren Blues und besonders Anhänger von Bonnie Raitt entzücken wird.
THE DELTA SAINTS Death Letter Jubilee Dixie Frog hh. Das Quartett aus Nashville lässt sich nicht so ohne weiteres einer bestimmten Kategorie zuordnen. Blues ist auf jeden Fall die Basis, darauf packen die Jungs jede Menge Einflüsse aus Pop, Rock und Folk. Bestimmt wird der Sound allerdings von echtem Bayou/Swamp-Bluesrock, bei der die von Greg Hommert ausserordentlich gut gespielt Harmonika allzeit präsent ist. Dobros, Slides und PickingGitarren bestimmen das Soundbild, alles zusammen uramerikanische Roots-Musik mit modernem Anstrich. Sänger Ben Ringel begeistert mit seiner ausdrucksstarken Stimme, die mitunter an die von Jay Buchanan (Rival Sons) erinnert. „Death Letter Jubilee“ ist ein faszinierendes Album, das jede Menge Überraschungsmomente parat hat und grosse Nachhaltigkeit aufweist. Bei jedem Hören entdeckt man Neues und die Songs dürften sich in der Favoritenskala des Hörers permanent abwechseln. Und das ist etwas, das den meisten Produktionen heutzutage schmerzlich fehlt und schon allein dafür verdienen die grandiosen Delta Saints Höchstnoten in der Bewertung. Die Produktion ist warm, transparent und weist an nötigen Stellen mächtig Druck auf. Das Album ist eine Kaufempfehlung an alle Blues-, Bluesrock-, Americana- und Rootsrock-Freunde, die hier alle bestens bedient werden. Kann man blind kaufen, „Death Letter Jubilee“ ist ein Must Have!
Hh. Vier aus der amerikanischen GospelchurchSzene stammende Slide-Cracks haben sich hier zusammengetan und unter der Führung von Robert Randolph, mit seiner Family Band ebenfalls etablierter Slide- und PedalsteelGitarrist, elf Songs eingespielt. Das Album dürfte sich zwar in erster Linie an Bluesfans mit Präferenz auf Slide-Sounds richten, bietet aber auch für den „normalen“ Bluesfan jede Menge Unterhaltung. Die Songs sind gemischt aus Remakes von bekannten Songs wie u.a. George Harrison's „My Sweet Lord“, Allman Brothers „Don't Keep Me Wondering“, Elmore James „The Sky Is Crying“ und ebenso bekannte Traditionals wie „Wade In The Water“ und „Motherless Children“ und Standards wie „It Hurts Me Too“ oder „Help Me Make It Through“. Trotz teilweise ausufernder Slide- und Pedalsteel-Soli kommt keine Langeweile auf, denn die Protagonisten haben darauf geachtet, den Songs Struktur zu geben und so einer planlosen Studio-Jamsession entgegenzuwirken. Die Qualität der Musiker und des gesamten Vortrags spielt sich auf hohem Niveau ab, hier sind durchweg Meister ihres Fachs am Werk. Auch die Begleitmusiker an Bass, Drums und Piano/ Orgel geben keinen Grund zum Tadel, im Gegenteil, die Band groovt vom Feinsten. Gesanglich gibt es viel Soul von perfekt passenden Stimmen bzw. die Slider beweisen, dass sie auch als Sänger einiges draufhaben. Besonders hier ist die Goseplschule unüberhörbar. Herauszuheben ist Shemekia Copelands Stimme im rockigen „Praise You“, die einen geradewegs in eine Gospelkirche in die Südstaaten der USA entführt, während der Vortrag von Jimmy Carter in „My Sweet Lord“ doch eine Spur zu schmalzig klingt. Generell ist das Album als „sehr empfehlenswert“ einzustufen. Bluesfans, die beispielsweise Formationen wir die Blind Boys Of Alabama lieben, sollten hier unbedingt reinhören.
THE SLIDE BROTHERS Robert Randolph presents... Concord Records/Musikvertrieb
Blues Cat by ellemrcs
Das Blues Festival Basel steht unter Dampf Auch in diesem Jahr bietet das traditionelle Basler Bluesfestival wieder einige der grossen Namen der internationalen Bluesszene auf, setzt die erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Weil am Rhein fort und lädt zu einer nostalgischen Blues-Cruise auf Schienen ein. Daneben wird der Swiss Blues Award 2013 vergeben und die beste Nachwuchsband erkoren.
Louis van der Haegen, Präsident, Organisator und Seele des Festivals, machte diesen Event zu einem der wichtigsten Blues-Festivals der Schweiz
Bereits 2012 konnte mit grossem Erfolg die Zusammenarbeit mit Weil gefeiert werden. Am Freitag, 22. März 2013, folgt nun als Auftakt des 14th Blues Festivals Basel die Fortsetzung im Haus der Volksbildung mit der Fabian Anderhub Blues Band. Der Kanada-Schweizer wird 2013 die Schweiz an der European Blues Challenge in Toulouse und an der International Blues Challenge in Memphis vertreten. Als zweites Highlight tritt der Berliner Pianist Christian Rannenberg mit seiner exzellent besetzten First Class Blues Band auf. Am 6./7. April 2013, dampft der Blues-Train mit Musik von Marco Marchi & the Mojo Workers auf der alten Hauensteinstrecke zwischen Sissach und Olten. In Basel beginnt das Festival am Dienstag, 9. April, im Volkshaus mit der Promo Blues Night (freier Eintritt). Die drei besten Blues Nachwuchsbands aus dem Dreiland (CH, F, D) spielen um den Einzug ins Hauptprogramm 2014. An der Opening Blues Night vom Mittwoch, 10. April, geht es dann mit dem Trio Georg Schroeter, Eike Schröder und Marc Breitfelder, welche zu den besten Blues-, Boogie- und Rockpianisten Deutschlands gehören so richtig zur Sache. In den USA wird Sharrie Williams «The Princess of The Rockin' Gospel Blues» genannt. Die temperamentvolle Sängerin bringt souligen Blues, mit treibenden Rock Elementen und hat eine «Stimme wie Milch und Honig wenn nötig mit einem Schuss Bourbon», so die Kritiker. Am Donnerstag, 11. April, treten an der SwissAmerican Blues Night Earl Thomas und Philipp Fankhauser auf. Earl Thomas begeisterte bereits 1992 am Montreux Jazz Festival und dass der Schweizer Philipp Fankhauser fast zum Blues Festival Basel gehört, wissen alle die ihn kennen. Seine Konzerte sind regelmässig ausverkauft und seine CDs erreichen Platin. Am Freitag, 12. April sorgen Mz Dee & Maurizio Pugno sowie Bob Margolin mit der Mike Sponza Band für Bluesbegeisterung. Die als Dejuana Rochon Logwood in Oakland (CA) geborene Musikerin Mz Dee gehört zu den aktuell grössten Bluesstimmen und wird in einer Linie mit Etta James oder Koko Taylor genannt. Maurizio Pugno aus Umbrien ist seit 25 Jahren in Sachen Blues unterwegs und tritt nun aktuell mit Mz Dee auf. Am 13.04. wird im Volkshaus der Swiss Blues Award 2013 vergeben. Die Luzerner Bluesband Bluecerne, Siegerin der Promo Blues Night des letztjährigen Blues Festivals Basel, macht den Auftakt. Für den Glanzpunkt sorgen Lurrie Bell & Sam Burckhardt with the Living History Band aus den USA. 2009 wurde «Chicago Blues A Living History» von Lurrie Bell und andern ins Leben gerufen und versteht sich als Tribut an die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Chicago Blues. Mit dem traditionellen „Festival All Stars Blues Brunch“ vom 14.04. findet das Festival seinen Ausklang. Alle weiteren Informationen unter www.bluesbasel.ch
FABIAN ANDERHUB
MIKE SPONZA
EARL THOMAS
PHILIPP FANKHAUSER
MAURIZIO PUGNO
BOB MARGOLIN
SAM BURKHARDT
SHARRIE WILLIAMS
FIRST CLASS BLUES BAND
MZ DEE
LURRIE BELL
51
CD Americana/Roots/Country
Pro & Contra LINDI ORTEGA Cigarettes & Truck Stops Last Gang Records
mey. Das Debut Album „Little Red Boots“ der kanadischen Sängerin Lindi Ortega überraschte mich damals schon positiv. Nun liegt das Folgealbum „Cigarettes & Truck Stops“ vor mir. Und wieder werde ich von ihrer glockenklaren Stimme mitgerissen. Die Songs mit ihrer speziellen Struktur tragen desweiteren dazu bei, dass dieses Album problemlos mit dem Erstling mithalten kann. Der Titelsong „Cigarettes & Truck Stops“ eröffnet das Album ruhig und relaxed. Eine Story die zum Träumen
WHEELER BROTHERS Portraits Blue Rose Records
mey. Ursprünglich im Sommer 2011 in der Umgebung von Austin/Texas veröffentlicht, kommt das Album „Portraits“ von den Wheeler Brothers erst jetzt weltweit auf den Markt. Die Brüder Patrick, Nolan und Tyler Wheeler bilden zusammen mit A.J. Molyneaux, Danny Matthews und Mark Hallmann die Band, die sich im grossen Indiefolkrock-Teich bewegt. Spärliche Countryeinflüsse aus der Austin-Area verschmelzen in einem süffigen Soundgeflecht. Ein einfaches Album
52
anregt. Was von Anfang an überzeugt, ist die subtile Instrumentierung. Jedes Instrument wirkt reduziert und doch beherrschen diese den Hintergrund. „The Day You Die“ rollt davon in bester Johnny Cash Manier. Auch im höheren Tempo fühlt sich Lindi Ortega sichtlich wohl. Im Stile einer kleinen Dampflok treibt der Song dahin, bereichert mit einem treibenden Rockabilly Gitarrensolo schleicht er sich in die Gehörgänge. Bei „Lead On Me“ wird wieder auf die Bremse getreten, was aber durchaus gelungen ist. Bei solchen Balladen kommt die stimmliche Qualität von Lindi Ortega erst richtig zum Tragen. Ein Lob gehört der tollen Arbeit von Produzent Colin Linden. Er versteht es die Instrumente so einzusetzen, dass die Leadstimme immer im Vordergrund steht und doch dringt die Arbeit an Gitarren, Bass, Mandoline und Drums überzeugend durch. In “Don't Wanna Hear It“ geht es wieder offensiver ans Werk. Bei „Demons Don't Get Me Down“ und „Murders of Crows“ springe ich in den Songs hin und her. Beides sind tolle Songs, wobei „Murders“ durch seine fast schon dunkle Sphäre eine spezielle Faszination ausübt. Die hervorragend gespielte Slide-Gitarre
wurde hier nicht aufgenommen. Die stilistischen Richtungen sind zu vielfältig, zu facettenreich präsentieren sich die zwölf Songs und der Bonustrack. Spannende Vocalparts gespickt mit überraschenden Instrumenten wie Glockenspiel („Portraits“) zwingen den Zuhörer zum konzentrierten Genuss dieser Scheibe. „Long Hard Road“ eröffnet das Album. Leicht und locker mit einem poppigen Schuss CountryGroove beginnt der Song. Eine griffige Melodielinie trägt den ersten Teil und ufert aus in ein fast schon punkig rockiges Gitarrensolo, bevor der Song wieder in sich zusammen bricht, ausswingt und fast nahtlos in „Mississippi“ übergeht. Das folkig beginnende „Home For The Holydays“ steigert die Intensität konstant, bremst zugleich wieder und lässt Raum für die Stimmen, bevor der Song im Refrain wieder an Power zulegt. Das ist das vertraute Terrain der Wheeler Brothers. Spannungsbögen werden spielend erzeugt und
trägt viel zum Groove dieses Songs bei. Als Abschluss dieses Albums zelebriert uns Lindi Ortega mit „Every Mile of the Road“ eine weitere Ballade, die dieses gelungene Gesamtwerk abrundet. „Cigarettes & Truck Stop“ ist ein schönes und sauber produziertes Album. Mit nur zehn Songs allerdings ein wenig zu kurz. Doch einen Abbruch an der Qualität dieser Scheibe macht das nicht. Lindi Ortega hat sich etabliert in der Alternative Country Szene, und ich freue mich auf das nächste Album.
***** hug. Wir werden sie an ihren «little red boots» und ihren «ruby red lips» erkennen, sang die Kanadierin noch auf ihren letzten Album und spielte dazu heiter-lüpfigen Country mit leichtem Americana-Einschlag und klarer Stimme. Auf ihrem neuen Album konzentriert sie sich nun ausschliesslich auf Von-der-Stange-Country der Marke Dolly Parton und schraubt immer wieder ein unnötiges Vibrato in ihre schöne Stimme. Von den Einflüssen ihrer irischen Mutter und ihrem mexikanischen Vater ist nichts mehr übrig geblieben. Lindi ist von Ontario nach Tennessee gezogen Tennessee hat auf «Cigarettes & Truckstops» die Oberhand gewonnen.
dadurch gleiten die einzelnen Songs nie in einen musikalischen Einheitsbrei ab. Zeitweise fühle ich mich in einem Theater, wo mit „Ghost in The Valley“ein herrliches „Chanson“ vorgetragen wird, um gleich wieder zurück in eine rauchige Bar entführt zu werden. Mit „Broken Down Side Show“ servieren uns die Brüder eine packende Ballade als Bonustrack. Ein mutiger und gelungener Abschluss eines überzeugenden Albums, das durch seine Vielfältigkeit und mit seinen Überraschungen zu glänzen weiss. Ein nicht leicht zu konsumierendes Album mit einer gehörigen Portion Tiefgang, keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit.
JENN GRANT The beautiful Wild Blue Rose Records mey. Mit Jenn Grant stelle ich einen für uns noch unbekannten Star der kanadischen IndieFolk-Pop-Country-Szene vor. Jenn Grant, die 32-jährige Singer/ Songwriterin aus Halifax
versucht mit ihrem neusten Album auch in Europa Fuss zu fassen. Stilistisch bewegt sich das vierte Album „The Beautiful Wild“ ganz auf der Stilpalette des CanAmerikana. Die einzelnen Songs sind jedoch immer ein wenig poppig angehaucht, was vielleicht für manchen Zuhörer nicht so recht in die traditionelle Americana Kiste passt. Das muss es aber auch nicht unbedingt, denn die Lieder von Jenn Grant sind originell, liebevoll interpretiert und zweifellos toll arrangiert. Wenn man sich mit ihren früheren Werken auseinandersetzt merkt man schnell: Diese Frau hat sich stetig weiterentwickelt und das neuste Album klingt in sich am
vielseitigsten und am ausgereiftesten. „The Fighter“ beginnt mit leichten Old Country Einflüssen wird zunehmend rockiger, doch gespickt mit schönen Banjo-, Fiddle- und Pedal Steel-Parts bleibt der Sond immer auf der Country Spur. „I Want You Back“ überrascht als lebendiger Song mit schönen Harfen Klängen und einer Steigerung im Chorgesang bis hin zum Kinderchor. „Hollywood“ erweist sich als lyrische Ballade mit weichem Pedal Steel Hintergrund. Ein Sprung zu „Gone Baby Gone“ führt uns mit seinen Sitar Klängen im Intro in den Orient, bevor eine scheppernde E-Gitarre dem Song eine expres-sive Stimmung verleiht. Auch für schöne Balladen-Stimmungen ist gesorgt, „Aida“ und „Michael“ sind zwei tolle Songs, die Jenn Grants ausdrucksstarke Stimme zur Geltung bringen. „In The Belly Of A Dragon“ ist ein grooviger IndiePop Song. Hier vermisse ich die letzte Konsequenz, die den Song zum Ohrwurm gemacht hätte. Nach dem Traditional „Green Grows The Lilac“ wartet ein absolutes Highlight: nur von einem Piano begleitet singt Jenn Grant eine fantastische Version von „Eye Of The Tiger“. Als Ballade klingt dieser Killer-Song von Survivor wie aus einer anderen Hemis-phäre. Ein interessantes Album, das uns Jenn Grant serviert. Langweilig wird das Werk nie, weil immer wieder neue Sound- und vor allem SongPuzzleteile zum Vorschein kommen. Es wäre Jenn Grant zu gönnen, wenn sie hierzulande mehr Aufmerksamkeit erhalten würde.
US RAILS Live Europe 2012 Blue Rose Records mey. Jeder Fan der gediegenen und rockigen Americana Szene kennt die Protagonisten von US Rails. Ben Arnold, Joseph Parsons, Tom Gillam, Scott Bricklin
und Matt Muir bilden zusammen diese kleine Supergroup. Das sind alles Namen, die auf der Zunge von Branchenkennern zergehen wie Zartbitter-Schokolade. Nach ihrem zweiten Album „Southern Canon“, das Anfang 2012 erschien, wurde nach der erfolgreichen Europa Tour 2012 gleich noch eine Live Doppel CD mit der logischerweise dazu gehörenden DVD auf den Markt gebracht. Die einzelnen Musiker hier vorzustellen würde diesen Rahmen bei weitem sprengen. Jeder ist auf eigenen Projekten zu hören und jeder für sich ist ein brillanter Singer/Songwriter. Das zeigt sich auf diesem Doppelalbum deutlich. Eine tolle Live Atmosphäre, aufgenommen am 8. Februar in Neuenkirchen-Voerden Deutschland, 21 rockige Americana Songs, hervorragend gesungen und gespielt, was will man da noch mehr. Die DVD, die die gleiche Setlist aufweist wie die CD, ergänzt dieses Album. Wer US Rails kennt, wird sich dieses Album als Erinnerung an eine fantastische 2012-Tour durch Europa zulegen und jedem Americana Neuling dürfte dieses Album einen Einblick ins Schaffen von exzellenten Musikern geben.
MARKUS RILL & THE TROUBLEMAKERS My Rocket Ship Blue Rose Records mey. Einer der produktivsten und wohl der bekannteste deutsche Americana Singer/
Inserat Blues Basel
Songwriter Markus Rill beehrt uns mit einem neuen Album. Er ist ein begnadeer Erzähler von mitreissenden Storys. Das Ganze noch begleitet von einer stilsicheren Band.Wohl deshalb heisst es neuerdings wieder Markus Rill & The Troublemakers. Auch auf diesem Album findet der Zuhörer genau das, was einen guten Song ausmacht. Starke Texte, die mit Inbrunst von Markus Rill mit seinem leicht kratzigen Organ toll gesungen werden. Daneben eine Band die harmonisch und homogen spielt. Das Album beginnt mit „Free To Fly“. Ein rollender und wippender Song, der wohl zu meinen Favoriten zählen würde, wären da nicht diese unsäglichen Backing Vocals. Sonst Bestnoten für geil gespielte Licks und Solos. “Edge Of Nothing“ ist ein bluesiger Song mit wunderschönem Orgelteppich und tollen Gitarrenlicks. Ein thematisch schön strukturierter Song ist „Never Come To Know“. Auffallend die Arbeit an der E-Gitarre von Felix Leitner und Jan Reinelt an der Orgel. Der Titelsong „My Rocket Ship“ schwebt genüsslich dahin und ist untermalt mit schönen Dobro Licks.“One Fix Or Another“ beginnt wie ein alter Alternative Country Song aus den Wäldern Kentuckys. Durch die stetige Steigerung im Groove bis zum Endsolo wird die Span-nung hochgehalten. Ein gelunge-ner Song mit hoher Nachhaltig-keit. „For The Stars“ kommt kom-
merziell daher, wirkt aber nicht überdreht. „In My Bones“ und „A Braver Smile“ sind zwei schöne Balladen. Bass, Cello und Bender Gitarre begleiten Markus Rill auf dieser wunderschönen Soundreise. Eine Hymne an Townes Van Zandt „The Late Great TVZ“ beschliesst dieses Album. Mit „My Rocket Ship“ ist Markus Rill und seinen Troublemakers ein tolles Album auf sehr hohem Niveau gelungen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
THE RESENTMENTS Welcome To Our Living Room - Live at the LAB Stuttgart Blue Rose Records mey. The Resentments sind in der Alternative-Country Szene schon länger ein Begriff. Die ursprünglich aus Austin/Texas stammende Formation um den leider viel zu früh verstorbenen Sänger und Gitarristen Stephen Bruton (19482009) serviert uns ein Live Doppel Album mit einer zusätzlichen Live DVD. Aufgenommen wurde „Welcome To Our Living Room“ am 7. Dezember 2006 im LAB in Stuttgart. Dabei waren die fünf musikalischen Stützen Stephen Bruton (Gitarre, Mandoline, Banjo), Scrappy Jud Newcomb (Gitarre, Mandoline, Bass, Dobro), Bruce Hughes (Bass, Gitarre, Klavier), Jon Dee Graham (Gitarre, Dobro, Lap Steel) und John Chipman (Schlagzeug, Percussion). Herausgekommen ist ein Doppelalbum mit starker atmosphärischer Kraft. Es zeigt mit wieviel Power akustisch instrumentierte Songs gespielt werden können. Auch die stimmliche Vielfalt, die The Resentments auszeichnet wird hier sehr gut wiedergegeben.29 Songs, auf zwei CD's verteilt, ist eine geballte Liveladung, die uns hier geboten wird. Die dazugehörige DVD vermittelt die Stimmung dieses harmonischen und toll gespielten Konzertes.
ReReleases MOTÖRHEAD The Complete Early Years (Box) Universal hh. Ein gewaltiges Teil, diese Box dafür wird der Sammler und diehard-Lemmy-Fan erst mal sein Regal ausmisten müssen, damit die Snaggletooth-Box überhaupt Platz findet und gleichzeitig sein Sparschwein schlachten, denn billig ist dieses Ding nicht. Aber für den Preis um die Fr. 350.- bekommt man die ersten acht LPs des Trios: MOTORHEAD (CHISWICK) / OVERKILL / BOMBER / ACE OF SPADES / NO SLEEP TILL HAMMERSMITH / IRON FIST / ANOTHER PERFECT DAY (mit Brian Robertson)/ NO REMORSE, sowie die sieben Singles im MiniCD-Format: BEER DRINKERS AND HELL RAISERS / LOUIE LOUIE / GOLDEN YEARS EP / ST. VALENTINE'S DAY MASSACRE (mit Girlschool) / KILLED BY DEATH (mit Poster), STAND BY YOUR MAN (Duett mit WendyO'Williams) / SHINE. Weiterhin der Motörhead-Stammbaum, die Single WHITE LINE FEVER/LEAVING HERE als weisse Vinyl-Ausgabe, ein Foto-Buch von Justin Hampton und das dicke Paperback-Exemplar Illustrated Collector's Guide. Als besonderer Gimmick können die SnaggletoothAugen per beiliegenden Batterien zum (roten) Leuchten gebracht werden. Lemmy selbst ist von dieser Box nicht sehr angetan. Zu teuer, meint
RUSH 2112 (CD & DVD/CD & Blu Ray) Mercury/Universal
lg. Mit Ihrem vierten Album "2112" haben die kanadischen Prog-Götter von Rush erstmals und entscheidend einen Schritt in die Richtung genommen, der sie in künstlerischer und musikhistorischer Hinsicht unsterblich gemacht hat kerniger Hardrock trifft progressive Sounds. "2112" bestehend aus dem gut 20minütigen siebenteiligen und sehr komplexen Titleltrack (als damalige LP A-Seite) sowie weiteren fünf Nummern war der erste grosse Erfolg für Geddy Lee (voc., git.), Alex Lifeson (git.) und Neil Peart (dr.) und kanalisierte die auf dem Vorgänger "Caress Of Steel" bereits vorhandene Ideen auf eine eingängigere Art. Besonders der gigantische Song „2112“, der von
54
manchen Fans als der beste Rush-Longtrack aller Zeiten angesehen wird, hat es in sich. Die verschiedenen Teile sind schlüssig, ziehen den Hörer sofort in ihren Band (spätestens nach den harten "Overture" und "The Temple Of Syrinx" muss es bei jedem soweit sein) und entführen diesen in noch unbekannte Sphären und Galaxien (z.B. "Discovery"). So könnte die Musik im Bordunterhaltungssystem eines UFOs im Jahre 1976 geklungen haben. "2112" liegt eine Story zugrunde: Es geht um einen intergalaktischen Krieg, bei dem Musik (und insbesondere eine Gitarre) aus alten Zeiten die Rettung sein könnte. Doch schliesslich übernehmen im Jahre 2112 die bösen Kräfte die Kontrolle, nachdem sich der Protagonist das Leben genommen hat. Die anderen fünf Songs sind kernige, kurze Songs, von welchen "A Passage To Bangkok" der bekannteste sein dürfte, da Rush diesen Track regelmässig live spielen. Auch die anderen Stücke, allen voran "Tears" mit Coverkünstler Hugh Syme an den Keyboards, sind sehr gelungen. Auch das jahrelang verwendete Starman-Zeichen ist auf "2112" zum ersten Mal in Erscheinung getreten. Nun liegt ein schöner Re-release vor, der auf der CD drei Bonussongs
er, hier würden die Fans abgezockt, aber er hätte keinen Einfluss auf diesen Release gehabt. Das mag durchaus so sein, denn, wie bereits gesagt, verlangt wird für dieses Plastikkunstwerk doch ein stolzer Preis. Kommt dazu, dass bis auf die beiliegenden Bücher und den Stammbaum nichts enthalten ist, das der eingeschworene Fan nicht schon zuhause hat. Aber darauf kommt es ja hier auch nicht unbedingt an. Die Box an sich ist der Clou, zweifellos ein echter Hingucker und so etwas wie eine aussergewöhnliche Fan-Trophäe. Zudem ein tolles Geschenk für den/die Liebste(n), das für mächtig Staunen und Freude sorgen wird.
beinhaltet ("Overture", "The Temple of Syrinx" und "A Passage To Bangkok", live 1980/1981). Die Songs sind alle remastered. Interessant sind da DVD oder Blu-Ray: neue 5.1.Surround-Sound-Mixe, ein digitales Comic-Buch und eine FotoGalerie mit unveröffentlichten Fotos und Lyrics-Handschriften von Neil Peart punkten beim Fan. Jedem Musikliebhaber sei diese Wiederveröffentlichung eines der grössten Prog-Alben aller Zeiten sehr ans Herz gelegt.
SAVOY BROWN Train To Nowhere Blues Boulevard
hh. Seit über 40 Jahren steuert Gitarrist Kim Simmonds seine Savoy Brown Truppe durch die internationalen Clubs und zeigt keine Abnutzungserscheinungen, wie sein 2011 veröffentlichtes, bislang letztes Album
„Voodoo Moon“ eindrücklich beweist. Simmonds gehört zusammen mit Peter Green (Fleetwood Mac), Tony McPhee (Groundhogs) und Stan Webb (Chicken Shack) zu den Gründern des British Blues in den 60ern, wanderte in den 70ern in die USA aus, wo sich ein Teil seiner Band unter dem Namen Foghat abspaltete. Im Laufe seiner langen Karriere wechselte Simmonds seine Begleitmusiker stetig und oft aus, was der Qualität von Savoy Brown allerdings nicht schadete. Im Vergleich zu seinen ehemaligen British Blues Kollegen, bevorzugte Simmonds den hart rockenden Blues, der in besonders in den USA zu einer Legende machte und ihm einen Stern auf Hollywoods's Rock Walk Of Fame neben Grössen wie Santana, Jimmy Page oder Aerosmith einbrachte. Das vorliegende Album umfasst zwei CDs, die beide als einzelne LPs 1981 unter den Titeln „Rock And Roll Warriors“ und „Greatest Hits Live“ erschienen. Die Studioaufnahmen zeigen Savoy Brown von ihrer Hardrock-Seite. Explosiv und dynamisch rockt sich Simmonds mit Sänger Ralph Mormon (Joe Perry Project), der stimmlich sehr an die frühe Tina Turner (!) erinnert, durch die 11 Songs und beweist höchst eindrücklich seine Fähigkeiten
ReReleases als herausragender Gitarrist. Ein klasse Album, das bis heute nichts von seiner Kraft und Faszination verloren hat und einmal mehr zeigt, wie unterbewertet Savoy Brown in unseren Breitengraden war. Das Live-Album bietet ebenfalls hochexplosiven Stoff, die Bandbesetzung ist gleich wie auf dem Studioalbum. Musikalisch liegen Savoy Brown hier dynamisch und qualitativ auf einer Wellenlänge mit der damals megaerfolgreichen Humble Pie, besonders der Titel „Hellbound Train“, der seit Jahrzehnten aus Simmonds Live-Repertoire nicht wegzudenken ist, ist ein wahrer Hammer. Dieses 2 CD-Paket, von Guy „Shelby“ Huysmans bestens remastert, ist eine nachdrückliche Empfehlung für jeden Bluesrock-Fan und hat auch 30 Jahre nach Erstveröffentlichung nichts von seiner Klasse und Rasse verloren und lässt so einige Bluesrocker der jetzigen Generation älter aussehen als Savoy Brown inzwischen sind. Ein absolutes Must Have!!!
CEREMONIAL OATH The Book Of Truth Century Media / EMI
böse (!) ist der Gesang von Dronjak. Auf CD 2 sind die beiden Demos der Vorläuferband Desecretor (teilweise sehr übler Gesang) sowie eine rare EP von Ceremonial Oath. Interessanter Release für Freaks, die sich gerne mit den ersten Versuchen späterer Stars auseinandersetzen wollen.
IN SOLITUDE In Solitude lg. Der Bandname Ceremonial Oath dürfte nur einigen Insiders geläufig sein, doch wenn man einen Blick auf die Besetzung des ersten Albums "The Book Of Truth" wirft, läuft dem qualitätsbewussten Heavy Metal Fan sofort das Wasser im Mund zusammen: Oscar Dronjak, damals Sänger und Gitarrist, spielt nun bei Hammerfall, Anders Iwers ist der Gitarrist von Tiamat und Jesper Strömbald (hier am Bass) war lange Jahre bei In Flames und dort der Hauptsongwriter. Endlich kommt nun ein aufwändig gestalteter Re-release des Albums heraus: Auf CD 1 findet sich das gesamte Album "The Book Of Truth", welches grob als eine Mischung zwischen Death- und Thrash-Metal mit klassischen Heavy Metal Elementen bezeichnet werden kann. Cool und echt
Inserat Toto
Season Of Mist / Irascible
lg. In Solitude aus Schweden haben im Jahre 2011 mit ihrem zweiten Album "The World. The Flesh. The Devil" ein tolles traditionelles und düsteres (man kann ganz trendig sagen: okkultes) Heavy-Metal Album veröffentlicht, welches in Undergroundkreisen in höchsten Tönen gelobt worden ist. Nun wird das bereits seit einiger Zeit ver-
griffene Debüt "In Solitude" (ursprünglich aus dem Jahre 2008) neu aufgelegt, welches den Grundstein für den obenerwähnten Semiklassiker gelegt hat. Ausdruckstarker Gesang, tolle Gitarrenarbeit im Stile der NWOBHM, von Black Sabbath und Mercyful Fate sowie spannende Songs sind bereits auf diesem tollen Album zu hören. Sänger Hornper war bei den Aufnahmen zum Album zarte 16 Jahre alt und veredelt Kracher wie "In The Darkness", "Witches Sabbath", "7th Ghost" mit seinem Organ. "In Solitude" in der Version 2013 kommt mit zwei Bonustracks: "Faceless Mistress" in einer bisher unveröffentlichten Demoversion und "Hidden Dangers (In The Night)" von einer raren 7" aus dem Jahre 2008. Für Vinylfreunde erscheint "In Solitude" als Doppel-LP. Fazit: Ein sehr empfehlenswerter ReRelease.
LIVE REVIEWS
RHINO BUCKET Solothurn, Kofmehl 3.2.2013
Fotos: Rockpearl&Bluesdrop -Reto Toscano-
Zum zweiten Mal füllte das kalifornische Quartett um Sänger/Rhythmusgitarrist George Dolivo die Raumbar, sozusagen das kleine Kofmehl. Die intime Atmosphäre das Clubs, in der auch die bluesigen Blue Mondays stattfinden, ist denn auch das richtige Umfeld für den schweisstreibenden, dicht an Bon Scott's AC/DC angelehnten Hardrock der Rhinos. Völlig unspektakulär das Bühnenbild: ein auf's nötigste reduziertes Drumkit, je 1 Marshall Top + Box für die beiden Gitarristen und ein Bass-Stack. Auffallend der Verzicht auf jegliche Effektpedale, bei den Kaliforniern heisst es: Gitarre, Kabel, Verstärker fertig! Und die Boys zaubern damit einen absolut geilen, knochentrockenen, leicht angezerrten Sound, der jedem mit den tollsten, teuersten und neusten Effektpedals beladenen Gitarristen vor Neid die Tränen in die Augen drücken dürfte. Weniger ist mehr, kann man hier sagen und so produziert sich die Band auch im Konzert. Auf Showelemente wird komplett verzichtet, let the music do the talking! Nach einem kurzen „Hallo“ geht es denn auch sofort im Rhino Bucket- (oder soll man sagen AC/DC-) Groove los, Riff Rock erster Güte! Dolivo ist auch im 25. Jahr des Bandbestehens bei bester Stimme und mit Gitarrist Brian "Damage" Forsythe, der seit 2001 dabei und ausserdem noch bei KIX aktiv ist, hat die Band den optimalen Mann im Line-Up. Neu, zumindest für Schweizer Fans, ist ex-Warrior Drummer Dave DuCey, der mit Bassist Reeve Downes für einen
56
soliden und stets tight swingenden Teppich sorgt. Die Band spielt komplett ihr erstes Album aus dem Jahr 1990, packt noch ein paar RhinoKlassiker drauf und garniert das Ganze mit neuen Songs aus dem für Spätsommer angekündigten neuen Album an. Dolivo sorgt mit lockeren Sprüchen für Lacher im Publikum, wie überhaupt die ganze Band sich ungezwungen und publikumsnah präsentiert. Man merkt der Truppe die jahrelange Live-Routine an und dass sie niemandem mehr etwas beweisen müssen. Mit der Ansage, dass sie generell keine Zugaben spielen (“it's a waste of time we leave that to the Scorpions”), dafür aber direkt nach der Show mit den Fans Bier trinken wollen (was sie auch taten), war nach gut 90 Minuten ein absolut geiles Hardrock-Konzert zu Ende, dass den meisten Besuchern ein breites Grinsen ins Gesicht gemeisselt hat. An dieser Stelle auch ein Riesenlob an die Techniker des Kofmehls, es war einmal mehr ein beispielhafter Sound vom Feinsten! Dass die Band nie den grossen Erfolg verzeichnen konnte, mag für die Boys sicher ärgerlich sein und es wäre ihnen zu wünschen gewesen - für uns Rockfans ist es aber ein Glücksfall, denn solche echten, ungekünstelten und gleichermassen obergeilen Truppen wie Rhino Bucket gibt es im kleineren ClubBereich extrem selten. So gesehen wünschen wir den Kalifornieren noch ein langes Leben und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.
LIVE REVIEWS THE BLACKBERRY BRANDIES Plattentaufe Basel, Kuppel - 24.01.2013
Foto: Dani Strub
ip. Ein Konzert, das ohne Pannen über die Bühne geht, macht nur halb soviel Spass. Das gilt im verstärkten Masse für so wichtige Shows wie Plattentaufen und aus diesem Grund entscheidet sich Thomas "Bäumli" Baumgartners Gitarrenkabel gleich beim Opener "Love... And The Gun", die ersten Töne zu sabotieren. Der Schaden ist allerdings schnell erkannt und behoben, sodass einem gelungenen Konzert im Namen von Südstaaten-Rock-Country mit populären Singer-SongwriterEinschlüssen nichts mehr im Weg steht. Und der Abend wird in der Tat ein voller Erfolg: Die Kuppel in Zollinähe, einer der schönsten und kultigsten Clubs in Basel, ist gut besucht, die Kälte sorgt für fliessenden Umsatz an der Bar und auf der Bühne überzeugen die zwei etablierten Basler Musiker Bettina Schelker und Sidekick Baumgartner mit dem Material ihres starken Debuts "Love... And The Gun". Live kommen die Songs sogar noch besser zur Geltung als auf CD und die Backingband, allen voran Slide-Spezialist Martin Buess, schafft den perfekten Rahmen für Schelkers sanfte, erzählende und Baumgartners fordernd-eindringliche Stimme. Das Repertoire bewegt sich überwiegend im gesetzteren Tempobereich und könnte hier und da noch ein wenig öfter etwas "Schmackes" vertragen, aber die Geschichten in "Firewall", "Black Magnolia", "Freak" oder "Long Hard Road" finden ihren Platz auch in Herzen, die nicht unbedingt für dieses Genre schlagen, das wird an diesem Abend mehr als deutlich. Thomas Baumgartner räumt zwischen den Songs mit absurden Gerüchten über die rein freundschaftlich-musikalische Beziehung zwischen ihm und Bettina Schelker auf, vertritt dabei eine klare Meinung zu geschlechtspolitischen Fragen und hebt damit den Konzertabend auf ein unerwartetes, aber gefeiertes Level. Zum Abschluss darf "If You Really Wanna Dance With Me" noch einmal richtig rocken und die akustische Zugabe "Jack Of All Trades" wärmt das Innerste für den frostigen Weg nach Hause. The Blackberry Brandies sind definitiv eine grossartige (Live-)Band mit Landstrassenstaub an den Stiefeln und einer Menge Gefühl in und zwischen den Zeilen.
Inserat Atlantis
LIVE REVIEWS GRAVE DIGGER / MAJESTY / WIZARD / GUN BARREL
mv. Das neue Jahr begann für True Metaller mit einer absoluten Vollbedienung. Gleich vier Bands aus Deutschland kamen unter dem verheissungsvollen Banner "German MetalAttack Tour" auch in die Schweiz, um den Schweizer Headbangern eine richtige Teutonen-Harke um die Ohren zu ballern. Den Anfang machten Gun Barrel aus Köln, welche nun auch schon fünf Studioalben im Rücken haben und mit ihrer Mischung aus treibendem Hard Rock und Power Metal gute Laune verbreiten konnten im noch spärlichen Publikum. Nach einer halben Stunde war bereits fertig
MAJESTY
und kurz darauf enterten schon die "Defenders Of Metal" Wizard die Bühne, um ein Feuerwerk an True Metal Hymnen abzubrennen. Die Mannen um Sänger Sven D'Anna zeigten viel Spielfreude und schafften es locker, die Stimmung kräftig anzuheben. Kein Wunder bei Granaten wie "Hall Of Odin" oder "Head Of The Deceiver", welche auch soundtechnisch mit viel Power durch die Boxen donnerten. Leider war auch hier schon nach 30 Minuten der Set zu Ende, da der Bassist anscheinend von einer Grippe geplagt mit Fieber auf der Bühne stand. Als letzter Support Act waren Majesty an der Reihe. Die wiedervereinigten True Metaller um Frontmann Tarek Maghary wurden ganz klar von vielen mit Spannung und
58
Pratteln, Z7 20.1.2013
Fotos: Sonja Vaucher
Vorfreude erwartet. Nachdem das Experiment mit der Umbenennung in Metalforce ziemlich misslungen war, war es keine so grosse Überraschung, dass die Band nun in neuer Besetzung wieder unter dem Majesty Banner zurückgekehrt ist. Die Fans waren jedenfalls schwer begeistert und feierten Majesty während des gesamten Gigs kräftig ab. Dabei war es egal, ob Songs vom brandneuen "Thunder Rider" Album gespielt wurden oder alte Klassiker wie "Metal Law" oder das geniale "Fields Of War" zum Zuge kamen. Die grossen Vorbilder Manowar waren nicht nur im Songwriting sondern auch im Stageacting mehr als präsent, aber dies tat der Freude keinen Abbruch. Zum Abschluss gab es dann beim treffend betitelten "Metal Union" auf der Bühne ein Wiedersehen mit den Sängern von Wizard und Gun Barrel. Ein voller Erfolg für Majesty, welche danach auch umgehend am Merchandise-Stand fleissig Autogramme gaben. Vorbildlich. Dann war es endlich soweit und zu den Klängen des neuen Intros "Charon" schlurfte der bekannte Reaperaka Hans-Peter Katzenburg über die Bühne (der Keyboarder der Band), bevor Grave Digger mit dem Titeltrack des neuen Albums "Clash Of The Gods"brachial losbretterten als gäbe es kein Morgen. Darauf folgte mit "Death Angel & The Grave Digger" ein weiteres Stück vom neuen Album, bevor diverse Klassiker und Highlights der letzten Alben sich abwechselten. Die Band um Sänger und Aushängeschild Chris Boltendahl wirkte extrem motiviert und spielfreudig. Sämtliche Songs wurden sehr tight und heavy von der Bühne ins Publikum gedonnert. Gitarrist Axel Ritt wusste dabei mit seiner schwarz-weissen Klampfe und tollen Soli zu überzeugen, während Jens Becker am Bass der ruhende, sehr coole wirkende Pol war. Das Publikum zeigte sich entsprechend begeistert und ging gut mit, was vor allem bei den Highlights wie "Knights Of The Cross", "Killing Time", "Excalibur", "The Dark Of The Sun" und natürlich dem wohl besten Grave Digger Stück "Rebellion" für super Stimmung in der Halle sorgte. Als Zugabe kam dann überraschenderweise gar noch eine Akustik-Version von "Yesterday", bevor der unvermeidliche Uralt-Klassiker "Heavy Metal Breakdown" den Sack zumachte und die Band das Publikum in den draussen tobenden Schneesturm entliess.
LIVE REVIEWS CATARACT, GURD, MYCELIA, IN LOVE YOUR MOTHER
Zürich, Abart 30.12.2012
lg. Himmeltraurig, aber wahr: Das Abart in Zürich, eines der bekannteren Clubs der Schweiz für Live-Konzerte aus dem Rock- und Metal-Bereich, schliesst für immer seine Pforten. Wie gerne erinnern wir uns an tolle Gigs von Bands wie S.O.D. (mein persönliches AbartHighlight), Opeth, Testament, Dio, Ash, Anvil, Prong, Anthrax usw. auf der legendären und kleinen Bühne im Eck des Abarts. Der Kontakt zwischen Bands und Publikum war im wahrsten Sinne des Wortes immer hautnah und das Abart nicht selten für ein paar Stunden in eine regelrechte Sauna verwandelt. Für den allerletzten Gig haben sich Oli und Christian mit dem Headliner Cataract aus Zürich eine Band ausgesucht, die im Abart gross geworden ist und schliesslich auch international Beachtung gefunden hat. Den Anfang machen die beiden technischen Death Metal Bands von In Love Your Mother und Mycelia, welche der Rezensent leider verpasst hat. Augenzeugenberichten zufolge haben die Bands dem Publikum trotz sehr brutalem Sound gefallen und einige Metalheads zum Mitgehen animiert. Zweitletzte Band war dann Gurd aus der Region Basel, auch ein Act, der mehrmals im Abart auftreten durfte, und in der Vergangenheit immer mit Wohlwollen empfangen worden ist. So ist das an diesem letzten Sonntag des Jahres 2012 nicht anders. Das sehr gut gefüllte Abart geht gleich voll ab. Die Band um Sänger/Gitarrist V.O. Pulver zockt alle Hits ("I.O.U. Nothing", "Learn", "Skin Up", "What Do You Live For", "Rule The Pit") und von jedem der neun Alben mindestens ein Song mit Schwergewicht auf das neuere Material (von den Alben "Bang!" und "Never Fail"). Der energiegeladene Set macht Spass und V.O. und seine Mannen (Franky, Steve und Pat) haben ihr einstündiges Set sehr souverän gespielt. Gurd sind ein sicherer Wert und zelebrieren nach wie vor die Grooves der 90s vermischt mit Thrash Metal, also sozusagen Prong meets Bay-Area Thrash-Metal. Das Abart füllt sich noch mehr und die jüngeren Zuschauer drängen sich nach vorne, um den ersten Gig der Lokalmatadoren von Cataract nach der Weltreise von Frontmann Fedi zu feiern. Und es geht ab wie die Sau: Trotz starken Slayer-Anleihen ist im Sound eine eigene Note zu
Inserat Marcozzi
Fedi (Cataract) erkennen. Die Songs (mehrheitlich aus den Alben "Kingdom", "Cataract" und "Killing The Eternal") grooven wie die Hölle und reissen das ganze Abart mit, das sich spätestens jetzt in eine Sauna verwandelt hat. Fedi ist topfit, brüllt sich die Seele aus dem Leib und ist die lumpenreise Rampensau. Zum Schluss des einstündigen Gigs gibt es noch richtigen Spass mit einem Cover von "Blitzkrieg Bop" der Ramones. Lieber Abart, Du hast uns grosse Freude bereitet während der letzten 14 Jahre und wir vermissen Dich schon jetzt. Doch: Die Abart-Leute werkeln natürlich weiter und sind seit vielen Jahren auch erfolgreich als Konzertveranstalter in anderen Locations tätig und holen zahlreiche namhafte Acts in die Schweiz. Man munkelt auch, dass sie bald in Zürich einen Club mit der etwa gleichen Kapazität wie das Abart eröffnen werden. Time will tell!
KONZERTKALENDER
präsentiert
10.3. Zürich, Komplex 457
1.4. Zürich, Komplex 457
19.6. Zürich, Komplex 457
22.6. Zürich, Hallenstadion 60
ALICE
C.H.
GREGORIAN
10.9. Zürich, Kongresshaus
13.3. Zürich, Albisgütli
11.4. Zürich, Kongresshaus
ALICIA KEYS
27.4. Schindellegi
12.4. Sursee, Stadthalle
15.6. Zürich, Hallenstadion
25.5. Bischofszell, Open Air
13.4. Basel, Musical Theater
AMARAL
CHRIS DE BURGH
HENRIK FREISCHLADER BAND
5.3. Zürich, Kaufleu ten
12.4. Zürich, Hallenstadion
18.2. Solothurn, Kofmehl
AMPLIFIER
CHRIS JAGG ER ACOUSTI C TRIO
ILL NINO
2.5. Pratteln, Galery
18.4. Pratteln, Galery
22.3. Winterthur, Salzhaus
3.5. Luzern, Schüür
CHRISTINA STÜRMER
IRON MAIDEN
ANIMALS & FRIEN DS
4.5. Zürich, Kaufleu ten
22.6. Zürich, Hallenstadion
3.4. Pratteln, Galery
CODY CHESTNUTT
JETHRO TU LL'S IAN ANDERSON
BAP
10.3. Zürich, Kaufleuten
10.5. Zürich, Kongresshaus
7.6. Luzern, Schüür
DADA ANTE PORTAS
11.5. Basel, Musical Theater
9.6. Solothurn, Kofmehl
23.3. Magden, Rocknight
JOE COCKER
BETH HART
5.4. Kirchberg, Eintracht
22.5. Zürich, Hallenstadion
2.4. Zürich, Kaufleu ten
6.4. Brugg, Salzhaus
JULIETTA VENEGAS
BLAZE BAYLEY
12.4. Basel, Kaserne
5.3. Zürich, Volkshaus
16.3. Pratteln, Galery
13.4. Lyss, Kufa
KATRIN ROUSH
BLUES CARAVAN
18.4. Lausanne, Cave de Bleu Lez
10.3. Pratteln, Galery
7.4. Pratteln, Galery
19.4. Luzern, Schüür
KH ALED
BÜLENT CEY LAN
20.4. Zürich, Härterei
6.3. Volkshaus
20.4. Basel, St. Jakob-Arena
26.4. Rubigen, Mühle
KI LLSWITCH ENGAGE
21.4. Zürich, Hallenstadion
30.4. Altstätten SG, Rhema
26.4. Solothurn, Kofmehl
BUDDY WHITI NGTON
DELTA SAINTS
KI SS
17.4. Pratteln, Galery
25.4. Bern, ISC
20.6. Zürich, Hallenstadion
BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB
26.4. Wil, Gare de Lyon
KORN
20.3. Zürich, Komplex 457
DEPEC HE MODE
19.6. Zürich, Komplex 457
BON JOVI
7.6. Bern, Stade de Suisse
KROKUS
30.6. Bern, Stade de Suisse
DIANNE REEVES
2.5. Zürich, Volkshaus
BRUCE SPRINGSTEEN
21.3. Basel, Stadtcasino
9.+11.5. Solothurn, Kofmehl
3.7. Genf, Stade
25.3. Luzern, KKL
LANCE LOPEZ
CARLOS NUNEZ
26.3. St.Gallen, Tonhalle
23.5. Pratteln, Galery
10.4. Schaffhausen , K ammgarn
EELS
LEONA LEWI S
11.4. Zürich, Volkshaus
15.4. Fribourg, Fri-Son
22.4. Luzern, KKL
21.4. Basel, Volkshaus
16.4. Zürich, Volkshaus
LESLIE CLIO
CAROLI NE CHEVIN
ELEMEN T OF CRIME
17.4. Zürich, Plaza
23.3. Frauenfeld, Eisenwerk
13.6. Solothurn, Kofmehl
MARC SWAY & BAND
24.3. Murten ,Hotel Murten
ELI OTT MURPHY
5.4. Baden , N ordportal
29.3. Zürich, Papiersaal
4.4. Pratteln, Galery
6.4. Murten, Hotel Murten
5.4. Chur, Selig
EMELI SANDE
12.4. Solothurn, Kofmehl
6.4. Basel, Sud
15.3. Zürich, Maag
13.4. Biel, Volkshaus
24.4. Luzern, Schüür
ERJA LYY TINEN/F.ANDERH UB
19.4. Pratteln, Z7
26.4. Schaffhausen , K ammgarn
14.4. Zug, Chollerhalle
20.4. Zug, Chollerhalle
3.5. Lyss, Kufa
EROS RAMAZOTTI
25.4. Schaffhausen , K ammgarn
17.5. Zug, Chollerhalle
12.+13.5. Zürich, Hallenstadion
27.4. Luzern, Schüür
CELTIC SPRI NG CARAVAN
FLEETWOOD MAC
3.5. Bern, Bierhübeli
15.3. Zug, Chollerhalle
13.10. Zürich, Hallenstadion
4.5. Zürich, Volkshaus
CELTIC WOM AN
GIANNA NANNI NI
MELODY GARDOT
26.10. Zürich, Hallenstadion
14.5. Luzern, KKL
21.4. Zürich, Kongresshaus
GILES ROBSON & DIRTY ACES 22.4. Pratteln, Galery
KONZERTKALENDER MICK HUCKNALL
SAINT VITUS
STILLER HAS
17.3. Zürich, Kongresshaus
21.3. Winterthur, Salzhaus
27.4. Solothurn, Kofmehl
MOTH ER RAZORBLADE
SAXON
29.5. Luzern, Schüür
16.3. Basel, B-Scene
23.6. Luzern, Schüür
SUNRISE AVEN UE
21.3. Bern, ISC
24.6. Solothurn, Kofmehl
14.3. Zürich, Maag
22.3. Luzern, Bruch Brothers
SEREN ITY, VISIONS OF ATLANTI S
TANITA TIKARAM
30.3. Schaffhausen , Rockarena
30.3. Pratteln, Galery
22.5. Zürich, Kaufleuten
4.5. Winterthur, Gaswerk
SHAKRA
TESTAMENT
MRS. G REENBIRD
22.3. Solothurn, Kofmehl
19.6. Solothurn, Kofmehl
16.5. Zürich, Komplex 457
23.3. Rubigen, Mühle
THE AVETT BROTHERS
MUMFORD & SONS
28.3. Pratteln, Z7
9.3. Zürich, Kaufleu ten
12.3. Bern, Festhalle
29.3. Luzern, Schüür
THE DARKNESS
NELLY FURTAD O
26.4. Zug, Chollerhalle
10.3. Zürich, Komplex 457
10.3. Zürich, Volkshaus
24.5. Vilters, Rockfestival
THE MOSH LI VES TOUR 2013:
999
SHIRLEY GRIMES & BAND
EMMURE, CHELSEA GRIN, ATTILA,
21.4. Solothurn, Kofmehl
19.4. Zug, Chollerhalle
OBEY THE BRAVE...
OLLY MURS
SINA mit Büne Huber, Ritschi,
16.4. Solothurn, Kofmehl
9.4. Zürich, Volkshaus
Adrian Stern, Erika Stucky
THE VIBES, DOG S BOLLOCKS
OSIBISA
20.3. Zürich, Moods
23.3. Pratteln, Galery
26.4. Zürich, Kaufleuten
22.3. Brugg, Salzhaus
TINKABELLE
PAGANFEST: ALESTORM, ARKONA,
23.3. Zug, Chollerhalle
01.03. Eintracht K irchberg
THYRFING, EX DEO, WOLFCHAN T
3.4. Schaffhausen , K ammgarn
02.03. Albani Winterthur
BORNHOLM
4.4. Vis p, La Poste
09.03. Stadtkeller Luzern
5.3. Solothurn, Kofmehl
5.4. Murten, Hotel Murten
14.03. KU FA Lyss
PAT McM ANUS
SINEAD O'CONNOR
TM STEVEN S & SHOCKA ZOOLOO
12.4. Pratteln, Galery
29.5. Zürich, Volkshaus
5.3. Pratteln, Galery
PATRICIA KAAS
SLAM & H OWIE
TOTO
16.11. Zürich, Kongress haus
22.3. Pratteln, Galery
23.6. Zürich, Hallenstadion
PHI LIPP FANKHAUSER
SOPHIE HUNGER
TRAUFFER
28.3. Zug, Chollerhalle
15.3. Solothurn, Kofmehl
8.3. Len zburg, Baronessa
30.3. Solothurn, Kofmehl
16.3. Aarau, K iff
9.3. Basel, Volkshaus
11.4. Basel, Blues Festival
22.3. Morges
16.3. Olten, Schützi
PI LEDRI VER
23.3. Brugg, Salzhaus
11.4. Zürich, Exil
13.4. Pratteln, Galery
28.3. Schaffhausen , K ammgarn
27.4. Rubigen, Mühle Hu nziken
PI NK
29.3. Biel, Volkshaus
28.4. Biel, Das Zelt
21.5. Zürich, Hallenstadion
30.03. Zug, Chollerhalle
4.5. Aeschlen, Chilbi
PI STEPIRKKO
SPIRITUAL BEGGARS
9.5. Burgdorf, Das Zelt
23.3. Zürich, Viadukt
19.4. Pratteln, Galery
28.6. Kölliken, Jugendfest
RIHANNA
STATUS QUO
UNHEILIG
29.+30.6. Zürich, Hallenstadion
14.9. Zürich, Hallenstadion
3.3. Zürich, Hallen stadion
ROGER WATERS "THE WALL"
STEPHAN EICHER
URIAH HEEP
11.9. Zürich, Letzigrund
6.3. Thun. Lachens aal
21.6. Solothurn, Kofmehl
ROXETTE
7.3. Basel, Stadtcasino
ZENO
6.4. Kleine Scheidegg
8.3. Luzern, KKL
9.3. Burgdorf, Theater Z
RTL CHARTSHOW: KOOL & GANG,
9.3. Solothurn, Kofmehl
16.3. Basel, B-Scene Festival
EARTH WIND & FIRE, CHIC,
11.3. Bern, Kurs aal-Arena
22.3. Zürich, M4Music
SISTER SLEDG E, I MAGINATION
13.3. Schaan
1.6. Brugg, Stadtfest
6.3. Zürich, Hallen stadion
14.3. Herisau, Casino
1.6. Hallau, G rüs chfang Open Air
SAINT LU
17.3. Zürich, X-Tra
ZUCCHERO
14.4. Zürich, Papiersaal
STEVEN WILSON
5.5. Zürich, Hallen stadion
27.3. Zürich, Volkshaus
7.5. Genf, Arena
präsentiert
2.4. Zürich, Kaufleuten
TANITA TIKARAM 22. Mai 2013 Zürich, Kaufleuten
23.6. Zürich, Hallenstadion
FABIAN ANDERHUB
22.3. Basel, Blues Festival 04.4. Pontresina, Pitschna 06.4. Altnau, Ska 11.4. Baden, Nordportal 12.4. Aarburg, Moonwalker 14.4. Zug, Chollerhalle -- wird fortgesetzt --
61
KONZERT-TICKETS: je 2 x 2 Tickets für
ROCK MEETS CLASSIC 17. März 2013 Zürich, Hallenstadion
RIVAL SONS 1. April 2013 Zürich, Komplex 457
BETH HART 2. April 2013 Zürich, Kaufleuten
STEVE HACKETT
KROKUS “ Dirty Dynamite” 3 signierte CDS
C.H. “ Wurzle” 3 signierte CDS
THE BLACKBERRY BRANDIES ”Love...And The Gun” 3 signierte CDs
MOTHER RAZORBLADE “ NCOTB” 3 signierte Vinyl-EPs
20. April 2013 Zürich, Kaufleuten
THE AUSTRALIAN PINK FLOYD SHOW 2. Mai 2013 Basel, Musical Theater oder 4. Mai 2013 Sursee, Stadthalle (Wunschort vermerken)
TANITA TIKARAM 22. Mai 2013 Zürich, Kaufleuten
Wunschartikel auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: TRACKS -Wettbewerb-, Postfach 108, 4323 Wallbach oder eine E-Mail an: Info@tracks-magazin.ch Die Gewinner werden ausgelost
Impressum Herausgeber:
Hanns Hanneken
Redaktionsanschrift: TRACKS Magazin Postfach 108 CH- 4323 Wallbach T +41 61 861 03 73 info@tracks-magazin.ch www.tracks-magazin.ch Erscheinungsweise: 2-monatlich (6 Ausgaben/Jahr) Auflage: 30'000 Verlag:
62
Friedrich Reinhardt Verlag Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 50 F +41 61 264 64 88
Chefredaktor:
Hanns Hanneken (hh)
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Philippe Chappuis (pc) Erika Moser (em) Inga Pulver (ip), Marion Gross (mg) Martin Eyer (mey) Regina Kühni (rk) Christian Hug (hug) Michael Vaucher (mv) Robert Pally (rp) Laurent Giovanoli (lg) Nadine Lehtinen (nl) Marko Lehtinen (leh) Ian Keates (Foto) Rockpearl&Bluesdrop (Foto) Daniel Strub (Foto)
Inserate:
Beatrix Schmocker beatrix@tracks-magazin.ch T +41 (0)79 797 35 81
Druck:
Reinhardt Druck Basel Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 64 druck@reinhardt.ch
Jede TRACKS-Ausgabe auch als E-Paper unter
www.tracks-magazin.ch Check out TRACKS auf Facebook unter
www.facebook.com/tracksmagazin