Inhalt JOHANNES OERDING
FEATURES / INTERVIEWS:
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Er gehört zu den erfolgreichsten Künstlern in der deutschsprachigen Singer/Songwriter Szene. Seine Popsongs bestechen durch Texte mit Tiefgang und eingängige Melodien. Zum Release seines neuen Albums «Alles Brennt» sprachen wir ausführlich mit dem sympathischen Sänger.
- TOTO
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Comeback der Megastars
- KENNY WAYNE SHEPHERD
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Der Platin Bluesrocker kommt nach Zürich
- EISBRECHER
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Auf der Hut vor der Masse
- SODOM
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Ruhrpott-Thrasher
- THE SCORPIONS
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Immer weiter
Schweizer Szene: - INFLUENCE X
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Hochkarätiger Prog-Metal
- ES BRENNT WAS TUN?
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BETH HART
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NDW heute
Die amerikanische Ausnahmesängerin schafft es bereits zum zweiten Mal auf den TRACKS Titel. Der Grund ist ihre aussergewöhnliche Klasse sowohl als Musikerin wie auch als Person. Im Interview erzählt sie ungewöhnlich offen über alles, was sie bewegt und wie sie sich jeden Tag aufs Neue ihren Dämonen stellt.
- BLUSH
- DÖGZ MARILYN MANSON
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Lebenslinien
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Blues mit Knochen
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Der Bleichmann ist wieder da und liefert mit «The Pale Emperor» völlig unerwartet eines der besten Alben seiner gesamten Karriere ab. Eine Bestandsaufnahme.
- SHIRLEY GRIMES
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Irland liegt in Bern
- SAE INSTITUTE ZÜRICH
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- BLUES FESTIVAL BASEL
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Reviews
- 6
Mainstream/Indie/Alternative Beth Hart, Black Star Riders, Curtis Harding, Donots, Element Of Crime, Johannes Oerding, Karin Park, Kitty Daisy & Lewis, Kiesza, The Answer, Thunder, Danko Jones, Qntal, Noel Gallagher›s High Flying Birds ...
- 34
Bücher
Swiss Eliane, Fabian Anderhub, Dögz, From Kid, John Doe Band, Kummerbuben, Megora, Supersiech, Thorne, Arka Div...
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DVD/BluRay Eric Clapton, Xavier Naidoo, Jon Lord, Yes, Jack Bruce, Dana Fuchs, Bob Marley...
Hard/Heavy/Metal Alpha Tiger, Bloodbound, Eclipse, Enforcer, Scorpions, Issa, Mammoth Mammoth, Night Demon, Oz, Revolution Saints, Stormwith, Ten, Soto...
- 41
- 43
- 59
Re-Releases Lynyrd Skynyrd, Cream, Supertramp
- 60 - 62
Konzertkalender Wettbewerb / Impressum
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Neue Töne von den Giganten
Zum ersten Mal seit neun Jahren erscheint neues Songmaterial der vereinten US-Melodic Rocker, die allein als Band Toto ohne Solo-Projekte über 35 Millionen Platten verkauften. „Toto XIV“ wird am 20. März 2015 erscheinen. Wir erreichen den virtuosen Gitarristen, Songwriter und Frühaufsteher Steve „Luke“ Lukather zuhause im sonnigen Kalifornien. ub. „Das wird richtige Gitarren-Musik“, freut sich der vielbeschäftigte Vollblut-Profi kurz vor Tour-Start mit Larry Carlton. „Rund 200 Tage im Jahr lebe ich on the road. Zurzeit habe ich drei Tourneen vor mir: Nächste Woche gehe ich mit Carlton nach Europa und Japan, danach bin ich einen Monat mit Ringo Starr und der All Starr Band unterwegs, bevor im Mai 2015 die Toto Welt-Tournee beginnt.“ Mit „Hold The Line“ vom Debütalbum „Toto“ machte die Band 1978 erstmals auf sich aufmerksam. Die vierte LP, schlicht „Toto IV“ gennant, gilt als Opus magnum, als Referenzwerk der Band. Die darauf enthaltenen Hits „Rosanna“ und „Africa“ sowie “I Won't Hold You Back” aus der Feder Lukathers machten die Band 1982 schliesslich zu internationalen Superstars. Toto wirkten massgeblich an Michael Jacksons “Thriller” (dem meistverkauften Album der Musikgeschichte) mit. Jeff Porcaro sass am Schlagzeug, Lukather spielte alle Gitarren (mit Ausnahme des Solos von Eddie Van Halen) und den Bass von „Beat It“ ein. Auch „Human Nature“ ist praktisch ein Toto-Stück. Songs wie „Pamela“ brandmarkten Toto im weiteren Verlauf der 80er zur uncoolsten MainstreamRockband der Welt. Das Soft Rocker-Stigma haben die Musiker inzwischen überwunden. „Das ist ein alter Zopf, den man getrost abschneiden kann“, lacht Luke. „Ich muss niemandem beweisen, der beste Gitarrist der Welt zu sein.“ Die Vorurteile scheinen indes nur beinahe besiegt. „Den Leuten, die im Internet feige und verletzende Kommentare schreiben, muss ich mitteilen: Hasse um gehasst zu werden.“ Tastenmann Steve Porcaro hatte das neue Album “Toto XIV” kürzlich als Nachfolger von “Toto IV” angekündigt, als „Toto 5“ sozusagen. Luke relativiert: „In erster Linie muss die Musik uns gefallen. Wir haben uns nicht zusammengesetzt, um ein neues Hit-Album zu schreiben.“ Die Musiker kennen sich seit der Highschool, sind wie Brüder und haben alle den gleichen
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musikalischen Hintergrund. „Wir sind mit Jazz und dem Prog Rock der frühen 70er aufgewachsen. Wenn wir zusammen spielen, entsteht eine Magie, die die Seele reagieren lässt, und die bereitet dir diese Gänsehaut“. Die Gänsehaut, die immer wieder entsteht, wenn der Backing Chor von “Africa” erklingt. Der typische Chorgesang ist auch auf “Toto XIV” zu hören. „Wir lieben diese Harmonien, die heute niemand mehr spielt. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal von Toto. Aber glaube mir, wir haben sehr lange und hart daran gearbeitet. Die Stimme ist überhaupt das schwierigste Instrument von allen.“ Nach den vielen Jahren ist Toto zur FamilienAngelegenheit geworden. „Natürlich streiten wir auch oft, aber gemeinsam haben wir Dinge durchgestanden, die uns kein Mensch glaubt.“ Die Band wurde oft vom Schicksal geprüft. Gründungsmitglied Jeff Porcaro, einer der hervorragendsten Drummer seiner Generation, verstarb im August 1992 tragisch an einem Herzinfarkt, verursacht durch eine allergische Reaktion. Luke schlug damals seinen Freund Simon Phillips als Nachfolger vor. Auf „Toto XIV“ und der kommenden Tournee sitzt neu jedoch Keith Carlock hinter dem Schlagzeug. „Keith ist jetzt unser Drummer. Simon wollte nach 20 Jahren Toto sein eigenes Ding mit Protocol durchziehen. Das ist verständlich. Es gab keinen Streit. Ich liebe Simon, er ist ein toller Typ. Die Tür ist nicht verschlossen…“ 2015 sind die zur Urformation gehörenden Keyboarder David Paich, Steve Porcaro und Gitarrist Lukather am Start. Dazu Lead-Sänger Joseph Williams, der Bobby Kimball bereits einmal ab 1986 bis 1989 ersetzte. Auch der erste Bassist David Hungate ist zurück. Luke: „David ist der Mann. Er klingt nicht wie das Original, er ist das Original!“ Hungate wurde nach „Toto IV“ durch Mike Porcaro, den mittleren der drei Brüder, ersetzt. Nach 30 Jahren Bandgeschichte folgte 2008 die Auflösung wegen der
unheilbaren Nervenkrankheit ALS von Mike Porcaro. Im Sommer 2010 waren Toto überraschend mit Gast-Basser Nathan East zurück auf der Bühne. Hauptmotivation dieser Auferstehung war, alle Gagen der Auftritte Mikes Familie zukommen zu lassen. Lukathers Leben ist geprägt von etlichen Zäsuren (Alkoholsucht, Scheidungen). Seit einiger Zeit ist er wieder „frisch und bereit für neue Herausforderungen“. „Ich bin echt dankbar und begeistert, am Leben zu sein, habe einen klaren Kopf und bin seit 6 Jahren trocken. Mit 57 Jahren fühle ich mich lebendiger als mit 40. Je älter ich werde, desto mehr geniesse ich jeden Tag. Ich will kreativ sein und jede Sekunde des Lebens auskosten.“ Entspannt schaut er zurück. „Ich bin nicht perfekt, ich bin nunmal, wie ich bin. Ich treffe mich gerne mit Freunden, die meist auch Musiker sind, trinke Kaffee mit Billy Gibbons (ZZ Top), Slash oder Tom Morello. Unsere Kinder gehen auf die gleiche Schule, daher reden wir nicht immer nur über Musik.“ Auf seine vier Kinder ist Lukather besonders stolz. „Mein ältester Sohn Trevor ist ein verdammt guter Songwriter, Tochter Tina ist 29 Jahre alt und bereits verheiratet. Die beiden Kleinen sind 7- und 4-jährig. Ja, ich habe echt Glück mit meinen Kids, mit den Frauen weniger...“ Ob er noch Idole habe, beantwortet Lukather mit „es sind noch immer die Gleichen wie früher, mit dem Unterschied, dass ich heute mit ihnen Musik mache.“ Die Beatles seien damals der Grund gewesen, weshalb er mit neun Jahren eine Band gegründet hätte, schildert Luke. „Zwei Jahre später verdiente ich bereits mein erstes Geld. Heute schreibe ich Songs für Ringo Starr und gehe mit ihm auf Tournee.“ Auch Steely Dan-Gitarrist Larry Carlton hatte grossen Einfluss auf Lukathers Spiel und ist zudem ein guter Freund geworden. Vor knapp 15 Jahren hatten die beiden mit dem Live-Album „No Substitutions“ einen Grammy gewonnen. Noch immer übt Luke jeden Morgen eine Stunde lang und spielt so oft wie möglich mit jungen Musikern zusammen, die ihn inspirieren. „Es geht mir nicht darum, einfach schneller zu spielen, sondern mein Vokabular zu erweitern. Man macht einige Dinge
TOTO Toto XIV Frontiers Music/Musikvertrieb
«Ich muss niemandem beweisen, der beste Gitarrist der Welt zu sein» eben anders als früher.“ Eine neue Lukather Solo-Veröffentlichung ist zurzeit kein Thema, da die Toto WeltTournee im Fokus steht, die ab Mai bis Juli durch ganz Europa und am 20. Juni 2015 in die Schweiz (Rock wird.
The Ring, Hinwil) führen
ub. Von Keyboarder und Gründungsmitglied Steve Porcaro als Nachfolger von “Toto IV” angekündigt, hat das neue Studioalbum der Kalifornier diesen Vergleich überhaupt nicht nötig. Im Gegenteil: Auf der ersten LP mit 11 brandneuen Tracks nach "Falling In Between" von 2006 präsentiert sich “Toto XIV” als modernes und um einiges härteres Feuerwerk. Toto-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Die typischen Harmonien sind geblieben. Gitarrist Steve Lukather meint dazu: „Wir haben uns nicht zusammengesetzt, um ein neues HitAlbum zu schreiben. Erst nach den Aufnahmen stellten wir fest, dass es verdammt gutes Material geworden ist!“ Auch Produzent CJ Vanston ist begeistert: „Es gibt auf diesem Planeten wohl keine besseren Musiker, die zusammen in einer Band spielen.“ Im Studio vereint war die 77er UrFormation von Toto mit Original-Bassist David Hungate, dazu Sänger Joseph Williams sowie der jüngste Neuzugang Keith Carlock am Schlagzeug. Die neuen Songs bieten feinsten melodiösen Progressive Rock ab der ersten Note, ohne je überladen zu wirken. Lukathers variantenreiches Spiel ist überraschend dominant (“Holy War”). Bei “Running Out Of Time” erinnert die Gitarre an Steve Morse, bei “21st Century Blues“ an Eddie Van Halen. Einfallsreich und vielfältig mit orchestraler Bridge hört sich “Unknown Soldier” an. Zugegeben, “Chinatown” oder “Fortune” versuchen bei “Toto IV“ anzuknüpfen, einen Song wie „Africa“ schreibt man allerdings bloss einmal im Leben. “The Little Things” kommt mit viel Soul daher, bevor das vielschichtige SchlussBouquet “Great Expectations” das Gesamtwerk abschliesst. Fazit: Toto befinden sich in spielerischer Höchstform, dadurch wird „Toto XIV“ zum wahren Hörgenuss. Die DeluxeAusstattung enthält eine “Making Of” Doku-DVD und ein erweitertes Booklet. Zusätzlich wird “Toto XIV” auch auf Doppel-Vinyl veröffentlicht.
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REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative KIESZA Sound Of A Woman Lokal Legend/ Island
BLACK STAR RIDERS The Killer Instict Nuclear Blast/Warner hh. Die Thin Lizzy Erben legen ihr zweites Album vor und liefern wieder allerbeste Kost ab, die den alten Lizzy-Fans Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Auch wenn Phil Lynott für immer unersetzlich bleiben wird, hat die Band mit Sänger Ricky Warwick einen herausragenden Frontmann, der das Lynott-Vermächtnis respektvoll und gekonnt verwaltet und den Geist des verstorbenen Lizzy-Chefs in die neuen Songs einfliessen lässt. Dabei kann von einer Kopie keine Rede sein, Warwick hat genügend eigene Qualitäten, die er hier in grossem Mass vorführt. Er hat eben diese spezielle (irische) Art Melodien und Phrasierungen zu finden, die denen von Lynott sehr ähnlich sind. Auch der Rest der Truppe, allen voran OriginalLizzy Scott Gorham an der Gitarre, läuft auf „The Killer Instict“ wieder zu grosser Klasse auf. Da ist alles vorhanden, was die Blechliesel in den 70ern zu dieser einzigartigen Band machte: wunderbare DualLeadgitarren, ein mitreissender Groove in jedem Song und die irischen Folkroots, die sich in praktisch jedem Song mehr oder weniger ausmachen lassen. Als Paradebeispiel sei hier der Titel „Soldierstown“ angeführt, einer der Glanzpunkte des Albums. Generell ist Gitarrenarbeit bei den Black Star Riders allererste Sahne, Damon Johnson und Scott Gorham ergänzen sich perfekt und
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liefern wunderschöne Melodien. Hier wird nicht planund seelenlos herumgeschreddert, hier macht jeder Ton Sinn und verbreitet ein akustisches Wohlgefühl im wahrsten Sinn des Wortes. Die Gitarrenmelodien unterstützen den Song und nicht umgekehrt, Gorham und Johnson dienen sozusagen dem Song und ordnen sich ihm unter. Und genau das macht, zusammen mit Warwicks tollen Gesangslinien, die Klasse der Riders-Songs aus. Die Band hat sich im Laufe ihres relativ kurzen Bestehens (lässt man mal die Zeit davor aus, als sie unter dem Namen Thin Lizzy ausschliesslich den Lizzy Songkatalog präsentierten) zu einer perfekt harmonierenden Einheit entwickelt, was sich nicht nur im Zusammenspiel sondern vor allem auch im Songwriting ausdrückt. Klar gibt es unter den hier enthaltenen zehn Songs gewisse Qualitätsabstufungen, aber selbst die Titel, die nicht ganz die 10 Punkte auf der Bewertungsskala erreichen, fallen praktisch nie unter 9, lediglich der Schlusssong „You Little Liar“ hat einen gewissen Füller-Charakter. Das heisst unterm Strich: „The Killer Instict“ ist ein herausragendes Album einer verdammt starken Band ohne Schwachstellen, die zwar das musikalische LizzyErbe fortführt – jedoch längst zu einer eigenständigen Formation gewachsen ist. Grosse Klasse!
kw. “Sound Of A Woman“ ist das Debutalbum der kanadischen Songwriterin. Eingeschlagen hat die Single “Hideaway“ weltweit, eventuell auch besser bekannt als der Uh-Ah-Ah-Uh Song. Entweder man mag diese Single, oder nicht. Kiesza selbst spaltet die Gemüter ebenfalls. Für die einen ist sie mit ihrer Stimme wohl ein kapriziöses PopMädchen, für den anderen einfach eine ausdrucksstarke Künstlerin. Vollständig gewöhnt sich der Hörer nie an sie. Unbestreitbar sind die tanzbaren Beats, immer schön geschmeidig und teilweise werden sie auch zu richtigen Ohrwürmern. Mit dem House und Pop Stil ihrer Musik trifft Kiesza den Nerv der Zeit. Da folgt beispielsweise “No Enemiesz“ und “Giant In My Heart“ mit den fetzigen Beats stilmässig “Hideaway“. Weiter gibt es noch einige Kollaborationen mit Rappern, eine Coverversion von “What Is Love“ und grosses Gefühlskino mit dem Song “Sound Of A Woman“. Dieses Album serviert dem Hörer alles auf dem Silbertablett, perfekt produziert versteht sich. Das ist gut, aber nicht unbedingt langlebig. Das Debütalbum ist auf jeden Fall ein beachtlicher Anfang. Und wer weiss, vielleicht unterschätzen Kritiker schlichtweg das ambitionierte Pop-Mädchen.
KITTY, DAISY & LEWIS The Third Pias/Musikvertrieb
bezaubernde Charme, mit dem sie die Musik der 1950er und sogar 1940er nonchalant und konzentriert mit Rockabilly aufbereiten und sich dafür mit ihrem Debüt schnell eine begeisterte Fangemeinde gesichert haben. Auf der anderen Seite sind all die Nebenerscheinungen, die schnelle Grosserfolge und grosse Tourneen mit sich bringen: Ihr Konzert letzten Frühling an den Stanser Musiktagen war nicht nur müde, sondern enttäuschend, und in Interviews geben sie inzwischen Antworten wie «Wirklich? Das ist verrückt, das sind auch meine Lieblingssongs von der Platte.» («Dynamite!») – also platter Schwachsinn wie im Filmbusiness, wenn ein Hollywoodschauspieler sagt, dass er schon immer mit dem Regisseur seines neuen Films habe zusammenarbeiten wollen. Die Kraft, die Kitty, Daisy und Lewis auf diesem schmalen Grat vorwärtstreibt, ist ihre Neugier auf Neues und vielleicht auch eine gewisse Notwendigkeit, nicht in den karg inszenierten Songs ihres Debüts zu erstarren. Ihr zweites Album lebte deshalb von Eigenkompositionen und von überraschenden SkaEinschlägen. Und nun also Album Nummer drei: Ein Dokument, das zeigt, wie die drei Geschwister auf ihrem Grat vorangekommen sind. Sie haben sich ein eigenes Tonstudio eingerichtet und arbeiten zum ersten Mal mit 16 statt 8 Spuren, und das verleitet natürlich zu Experimenten - was dazu führt, dass hin und wieder die Songs auf «The Third» überbeladen wirken und zuweilen gar Klänge reingemischt sind, die mit der ursprünglichen Musik der Band nur noch sehr wenig zu tun haben. Zudem haben sie mit dem ehemaligen Clash-Gitarristen Mick Jones zum ersten Mal einen externen Produzenten beigezogen, und der pumpt die Songs natürlich auf. Am Ende steht ein Album, das immer dann wirklich gut wird, wenn die lockere Atmosphäre eines Jams mit 50erMusik aufkommt. Ihre neuen, aufgepeppten Songs hingegen überzeugen nicht immer restlos. Aber immerhin: Es tut sich was bei Kitty, Daisy & Lewis, und das begrüssen wir je grundsätzlich. Und es ist klar: Wenn sie wollen, können sie immer noch bezaubernd charmant sein.
SHAKA PONK The Black Pixel Ape hug. Die Durham-Geschwister aus London balancieren auf einem schwierigen Grat: Auf der einen Seite ist da der
Cyco/Disques Office hug. Die spinnen wirklich, diese Gallier! Erst zwei Live-Alben nacheinander und jetzt zwei
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS Studio-Alben im Abstand von nur 8 Monaten, erst «The White Pixel Ape» und jetzt «The Black Pixel Ape», das im Untertitel «Drinking Cigarettes To Take A Break» heisst. Die beiden Pixel-Ape-Alben scheinen keinem zusammenhängenden Konzept zu unterliegen, ausser dass auch die Schwarz-Variante abgeht wie ein ausser Kontrolle geratenes Feuerwerk. Zwar wirken die ersten paar Songs im Vergleich zu älteren
Alben vergleichsweise gemässigt – oder wollen wir besser sagen: wie lockere Fingerübungen einer durchgedrehten Band. Spätestens aber mit Song Nummer 7, «Mucks The Party», eskaliert die Contenance, und Shaka Ponk entfalten ihren unglaublich locker fliessenden Energie-Overkill, für den wir sie so innig lieben. Was uns zu diversen Fragen führt: Kann ich bitte dieselben Drogen kriegen, die Shaka Ponk einwerfen? Warum geht meine Soundanlage nicht noch lauter? Wann kommen die live in die Schweiz? Und warum sind Shaka Ponk eigentlich nicht weltberühmt?
Zeit von einem Album zum nächsten, so sind seit «VI» und der ebenfalls 2008 erschienenen Best-of-und-Remix-Sammlung «Purpurea» volle sechs Jahre vergangen. (Immerhin als Trost: Deine Lakaien und Estampie haben in dieser Zeit Alben veröffentlicht.) Inzwischen ist viel passiert: Selbstverständlich arbeiten die neuen Songs wie immer Texte aus dem Mittelalter auf, ausser dem neuzeitlichen Text zum sachte tanzbaren «Schnee». Doch die Darreichungsform ist geschmeidiger und eingängiger geworden. War die Musik von Qntal früher geprägt von einer intellektuellen Strenge, legen sie dermal mehr Wert auf emotionale Geflissentlichkeit, und das bekommt den Liedern sehr gut. Dass sie dabei nie auch nur einen Deut ins Kitschige abdriften, ist bei diesen Musikern selbstredend keine Option. Michael Popp, Sigrid «Syrah» Hausen und Sarah «Mariko» Newman haben die Mittelalter-Elektronik auf eine neue Stufe gehoben, und die sollten auch all diejenigen erkunden, die bisher mit dieser Art von Musik nichts am Hut hatten.
EISBRECHER Schock Sony Music
QNTAL VII Soulfood/Musikvertrieb
hug. Nun ja: Wer Deine Lakaien mag und Estampie verehrt, der ist auch von Qntal verzückt, weil sich die Musik aller drei Bands um den Dunstkreis mehr oder weniger desselben Personals entfaltet. Und das ist gut so. Denn alle drei Bands sind: makellos schön und in ihrer Auseinandersetzung mit mittelalterlichen Texten und ebensolcher Musik mittels elektronischer Instrumente überaus innovativ, umsichtig und tiefschürfend. Qntal, ausgesprochen Kantal, lassen sich immer wieder viel
ub. Musikalisch lassen sich Eisbrecher kaum schubladisieren, da sie ein zu breites musikalisches Spektrum bieten, das irgendwo zwischen Rammstein und Unheilig liegt. Die 14 neuen Tracks von „Schock“ wurden zwischen 2012 und 2014 in München, Berlin und Hamburg aufgenommen und sind zur Hälfte dem harten Rock zuzuordnen. Im Vergleich zum Vorgänger „Die Hölle Muss Warten“ (2012) sind die Eisbrecher-Gitarren diesmal fetter und dominanter produziert worden. Teils düster stampfend wie das wild gewordene Trampeltier „Himmel, Arsch Und Zwirn“, dann wieder sphärisch und versöhnlich melodiös bei „Der Flieger“. Die Band bedient die Klischees des Genres indes nur oberflächlich: Gesellschaftskritische Themen lassen Hirnschmalz erkennen („Schock“). Im Therapie-
Gespräch mit seiner Angebeteten, die penetrant behauptet, es sei noch mehr „Zwischen Uns“, wobei sie Hindernisse und nicht etwa Verbindendes aufzählt, nimmt sich der grossgewachsene, charismatische Frontmann Alex Wesselsky selbst aufs Korn. Für „Zwischen Uns“ mit Ohrwurmeffekt wurde ein faszinierender schwarzhumoriger Videoclip gedreht. Das abwechslungsreiche Strickmuster von Eisbrecher hat Tradition. „Nachtfieber“ ist als Parodie auf den DiscoSound der 70er zu verstehen. Im Speed Metal-Track „Fehler Machen Leute“ erkennt Wesselsky demütig, dass eben niemand unfehlbar ist. Die Band freut sich über eine wachsende Fangemeinde und sitzt auf dem aufsteigenden Ast. Eisbrecher setzen sich mit verschiedenen Stilen auseinander und verbinden diese eindrücklich. Die Platte sei deshalb auch jenen Rockfans empfohlen, die sonst mit Deutschrock nichts am Hut haben. „Zwischen uns die Welten – ich werf sie aus der Bahn…“
DONOTS Karacho Universal
ip. Die Donots machen's jetzt in Deutsch. Punkrockiger Alternative ist es immer noch, guter noch dazu, und wenn man als Publikum versteht und mitsingen kann, dann passt alles. Der Opener „Ich mach nicht mehr mit“ geht gleich in die Vollen und Sprachkünstler Ingo Knollmann, der sich neben den Donots unter anderem für eine Kampagne gegen Analphabetismus einsetzt, zeigt auf direktem Weg, was man in Amtssprache alles hinkriegt. Und vor allem: Wie schnell. In der Muttersprache zu texten ist kein einfaches Unterfangen für Sänger Ingo Knollmann gewesen. Er bezeichnet, mit einigem Recht, die deutsche Sprache als zu verkopft, zu
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Meilenstein der Rockgeschichte
GRAND FUNK RAILROAD Grand Funk (1969) Capitol Records ub. Der Dampfkessel der Grand Funk Railroad drohte zeitweise zu explodieren, da der grössenwahnsinnig anmutende Promoter und Produzent Terry Knight (der gleichzeitig mit Bloodrock erfolgreich war) sowie die profitsüchtige Plattenfirma mächtig einheizten. In den Schaffensjahren 1969 – 1971 erspielten sich GFR jedoch einen ewig leuchtenden Stern am Rock'n'Roll-Firmament. Der Zweitling „Grand Funk“ (auch "The Red Album") wurde im Dezember 1969 veröffentlicht und ist der Wendepunkt zum hart groovenden Riff-Rock. Das Album der damals haarigsten Eisenbahn der Welt ist derart brachial, wild und schnell unterwegs, dass man die Schienen besser nicht betritt. Charakteristisch ist die gleichermassen ungezähmte Energie und Dominanz der drei Bandmitglieder Mark Farner (Gitarre/ Gesang), Trommler Don Brewer und Mel Schacher (Bass). Ungeschliffene Rohdiamanten ("Got This Thing On The Move", "High Falootin' Woman") sowie der Single-Hit "Mr. Limousine Driver" sind auf der Scheibe vertreten. Drei der acht Tracks wurden 1970 auch auf dem „Live Album“ veröffentlicht („In Need“, „Paranoid“ und der Animals-Song "Inside Looking Out"). Das rote Album erwies sich zudem als Trägerrakete für die dritte LP „Closer To Home“ (1970), die den Höhepunkt der Karriere von Grand Funk Railroad als frenetisch gefeierte Arena-Rockband manifestierte. Die Platte hatte Vorbestellungen von über einer Viertel-Million, welche einer vorher nie dagewesenen VermarktungsKampagne zu verdanken waren: Knight liess das Band-Foto im Innern des Gatefold-Covers von „Grand Funk“ im Juni 1970 als übermächtige Plakatwand am Times Square in NYC anbringen. Für den Billboard-Mann und
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Patrioten Knight galt „Bigger Is Better“, weshalb er Mühe mit der europäischen Mentalität bekundete. Das Millionen-Unternehmen GFR Enterprises Ltd. hatte über ein Dutzend Festangestellte auf der Gehaltsliste und galt mit tonnenschwerem SoundEquipment als populärster Rock-Act der Staaten, somit hatte man es schlicht nicht nötig, die Band auch in Europa anzupreisen. Am 9. Januar 1970 startet die „Grand Funk“-Tour im Nordosten der USA mit über einhundert Auftritten. Im April 71 erscheint „Survival“, im selben Sommer geben GFR dann erstmals eine Handvoll Gigs in Japan und Europa. Ein hässlicher Rechtsstreit um Tantiemen beendet bereits 1972 die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Knight, worauf Keyboarder Craig Frost auf den nun etwas langsamer fahrenden Zug aufspringt. Die LP „We're An American Band“ im Goldgewand trägt die deutliche Handschrift des neuen Produzenten Todd Rundgren: Kommerzielle, seichtere Klänge ersetzen den Power-Rock und Vietnamkritische Texte endgültig. Plumpe, chauvinistische Geschmacksverirrungen („All The Girls In The World Beware!!!“) läuten dann das (vorläufige) Ende der Band aus Michigan ein. Ausgebrannt und auf Druck von Capitol wird noch „Born To Die“ rausgehauen, bevor man 1976 das Handtuch wirft.
kitschig und steif, um damit Popmusik machen zu können. Diese Problematik hat er aber ganz gut gelöst, indem er nachvollziehbare Hausaufgaben gemacht hat: „Ich habe mir im Radio so Sachen wie Pur und Rosenstolz angehört. Einfach, damit der Shit-Detektor geeicht ist". Gut hat er das gemacht, denn „Karacho“ ist voller GeradeausNummern mit Punkrock-Attitüde und ein Highlight darunter ist „Strassenköter“, dessen Titel räudiger klingt, als der Song tatsächlich ist. Klasse Reisser sind auch „Alles muss kaputt sein“ oder „Kopf bleibt oben“. „Problem kein Problem“ ist eine flockige, lüpfige Nummer mit Reggae-Flair, die sich etwas vom restlichen Material abhebt. Aber auch „Das Ende der Welt“ mit flottem Tempo und „Yeah, yeah, yeah“-Refrain grast vergleichsweise auf der Popwiese, frisst sich daran aber erst den Appetit an, um mit „Besser als das“ in gestrecktem Galopp durch ein vollbesetztes Stadion zu fegen und die Menge anzuheizen. „Immer noch“ ist ein Bastard aus Western und irischem Folk und „Hansaring, 2.10 Uhr“ schrubbelt den Hörer kurz und knackig mit Akustikgitarre aus der Platte raus. „Karacho“ hat genug Aggression, die stimmige Menge (nämlich wenig) Pop, mächtig Wumms und genug Abstand zu beispielsweise den Toten Hosen, um diejenigen Hörer zu bedienen, die es gerne etwas roher mögen. Musikalisch tendieren die Münsterländer nämlich eher in Richtung Billy Talent, können über die Länge des Albums mit viel Abwechslung überzeugen. Wenn man mit einer über 20jährigen Karriere im Rücken Sätze wie „Die sind echt geil!“ aus 14jährigen Dubstep-Fans rausholt, dann hat man alles richtig gemacht!
Classicrocker eigentlich keine schlechten Platten gab. In den letzten Jahren machte die Karriere der Briten wieder einen deutlichen Aufschwung, den „Wonder Days“ sicher nicht bremsen wird – im Gegenteil. Das neue Album zeigt Thunder wie man sie kennt und liebt und begeistert mit einer Handvoll ausgezeichneter Songs in typisch britischer Rocktradition. Gleich der Opener liefert fette Zeppelin-Anleihen mit tollen Hooklines von Sänger Danny Bowes, der stimmlich in unmittelbarer Nähe von Paul Rodgers amtet, ihm qualitativ nicht viel nachsteht und einen ähnlich hohen Wiedererkennungswert hat. So erstaunt es auch nicht, dass sich der eine oder Song auch durchaus hervorragend auf einer Bad Company Platte gemacht hätte. Packt man noch ein paar 80erHardrock-Einflüsse obendrauf, ist die musikalische Richtung für alle Nicht-Thunder-Kenner vorgegeben. Die Band spielt hervorragend zusammen, groovt ohne Ende – egal ob in harten Rockern oder ruhigeren Songs. „Wonder Days“ ist in seiner Gesamtheit ein klasse Album, das ohne Abstriche zu den besten in der ThunderDiscografie gezählt werden muss.
THE ANSWER Raise A Little Hell Napalm Records/Universal
THUNDER Wonder Days earMusic
hh. Die sträflich unterschätzten Briten legen hier ihr 10. Album vor. Es kommt passend zum 25jährigen Bandjubiläum (obwohl sich Band zwischenzeitlich kurz auflöste) und zeigt die Truppe in bester Form – wie es eigentlich in der gesamten Karriere der
hh. Tja, was soll ich sagen zur neuen Scheibe der irischen Classic-Rocker. Es fällt schwer hier möglichst objektiv zu bleiben, denn The Answer gehören seit Beginn ihrer Karriere zu meinen über alles geliebten Bands. Ihr trockener 70er Retro Rock mit fetter Bluesbasis, den sie aber mit dicken Eiern ins hier und jetzt transportierten, war beeindruckend – wie auch die Qualität des Songwritings. Dazu hat die Truppe mit Cormac Neeson einen herausragenden Sänger, der die Band massgeblich prägt. Speziell die ersten beiden Alben „Rise“ und „Everyday Demons“ sind wahre Perlen, danach bekam der glänzende Lack ein paar Kratzer. The Answer versuchten per
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS geschliffenerer Produktion den nächsten Step auf der Erfolgsleiter zu schaffen, die Voraussetzungen waren dafür durch ihre erfolgreiche Welttournee mit AC/DC ja hervorragend. Das Songwriting indes litt unter dem wachsenden Erfolg, hatten The Answer zu Beginn noch ausschweifend und unbefangen komponiert, wurden die neuen Songs zwar straffer, aber auch beliebiger und liessen zunehmend den ursprünglichen Geist vermissen. Was bereits dem letzten Album „New Horizon“ deutlich anzuhören war, setzt sich auf „Raise A Little Hell“ fort. Die neuen Songs haben zwar immer noch eine gewisse Klasse und Rasse, aber die Magie der frühen Jahre ist nicht mehr vorhanden. Dafür haben die Iren versucht, stadiontaugliche Hymnen zu schreiben, wie der Opener „Long Live The Renegades“ oder „I Am What I Am“, was allerdings nur im Ansatz gelingt. Ansonsten dominieren solide Rocknummern und Rockballaden, die beileibe nicht schlecht sind – jedoch, wie vorerwähnt, nicht mehr diese Einzigartigkeit der alten Songs vermitteln. The Answer haben sich im Laufe der Jahre zu einer gestandenen Rockband entwickelt, die ihre Fans nach wie vor befriedigt bzw. versucht, das zu tun. Ob „Raise A Little Hell“ allerdings die Qualität hat, diesen Fankreis zu vergrössern und das Versprechen, das die Truppe mit ihrem Debütalbum „Rise“ gegeben hat, einzulösen, darf bezweifelt werden. Fazit: „Raise A Little Hell“ ist ein gutes, solides, in sich stimmiges und ehrliches Classicrockalbum mit einigen wenigen über das Mittelmass herausragenden Glanzpunkten. Ob es das Quartett nochmal schafft, die Kurve hin zu alter Rasse und Klasse zu kriegen, steht in den Sternen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt!
CURTIS HARDING Soul Power Anti-/Phonag
hug. «Soul ist nicht ein Gefühl, ein Sound oder eine Bewegung», sagt der Amerikaner Curtis Harding, «es ist eine Strömung in der Luft. Es ist die Art, wie weiter Seite 15
HUGs Kurze LUCILLE - Lucille (Lucille) So haben wir Hip Hop noch nie gehört: Mit Bläsern wie aus alten R+B-Zeiten und Einflüssen aus der halben Welt, die zu einem neuen Ganzen zusammenschmelzen. Das international besetzte, in Tel Aviv beheimatete, achtköpfige Kollektiv macht nicht nur den Hip Hop wieder interessant. MEGHAN TRAINOR - Title (Sony) Mit dem lüpfigen «All About The Bass» hat die 22jährige Amerikanerin einen weltweiten Hit gelandet, noch bevor ihr Debüt raus war. Selbiges schiebt sie jetzt nach: Ausser einem uninspirierten Discostampfer singt und hüpft Trainor wie in den Fünfzigern und im Film «The Wanderers», aber im Sound und Klangkleid von heute. Das ist lustig und erfrischend. Wer «We No Speak Americano» mochte, hat wieder was zum Mitwippen. WELLE: ERDBALL - Ich rette dich (SPV/Musikvertrieb) Vollkommen unbeirrt von Musikmoden und Zeitgeistern spielen Welle: Erdball seit einem Vierteljahrhundert unbeleckte NeueDeutsche-Welle-Synthiepop zwischen Peter Schilling und Yazoo. Kein Wunder, klingt auf ihrem 35minütigen 8-Track-Schmankerl das Cover von Rheingolds «Fan Fan Fanatisch» so, als wäre ihre Version das Original.
Heiterkeit für erwachsene Aprés-Skifahrer. CHAMPS – Vamala (Pias/Musikvertrieb) Die beiden britischen Brüder Michael und David heissen tatsächlich Champion und liefern hiermit ihr zweites Album ab: Folkpop, der bald mal ins Belanglose kippt, weil da trotz allen Sanftmuts zuwenig Spannung drin ist. HELMHOLTZ RESONATORS - The Mystery Of Woolley Mountain (Genepool) Benannt nach dem akustischen Resonator des Klangforschers Hermann von Helmholtz, fröhnt der Vierer allerlei lustigen Klang-, Popund Elektro-Ideen – wie vier Studenten, die gerade das Absurde ihrer eigenen Endlichkeit entdeckt haben. Schade, dass jedes Stück recht vielversprechend anfängt, aber zuverlässig nach zwei Minuten erlahmt: Entweder zuwenig Pepp oder zuwenig Mut oder zuwenig Tanzbarkeit und meist zuwenig Drive. Schade, hätte so gut werden können. Immerhin: Zum Album gibs auch ein interaktives iBook. LUKE LIGHFIELD - V (Rough Trade/SnoWhite) Poplieder, die so belanglos vorüberziehen wie Schiffe am fernen Meereshorizont: Damit kann sich jedes Nullachtfünfzehn-Radio absolut schadlos halten.
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JOHANNES OERDING
Friss oder stirb ip. Mit Singer-Songwriter-Pop höchster Güte und unermüdlichem Touren hat sich Johannes Oerding in den letzten Jahren einen wohlverdient hervorragenden Ruf im deutschsprachigen Raum erspielt und sich eine treue Fangemeinde aufgebaut. Sein neues Album „Alles brennt“ dürfte diesen Status weiter nach oben schrauben, denn sein kompositorisches Können widerspiegelt sich nicht nur in wunderbar eingängigen Melodien, sondern auch in den schnörkellosen Beobachtungen, mit der er seine Texte schreibt. Vor allem ist Johannes Oerding aber ein ausserordentlich sympathischer und unterhaltsamer Gesprächspartner, wie TRACKS im Interview mit ihm erfahren durfte. Warum er keine Lust auf Studioarbeit hat, seine Songs live gerne verändert, was er vom Festhalten und Loslassen hält und was Fussball und ein kaltes Bier für eine Rolle spielen, gibt es hier in einem amüsanten und kurzweiligen Plausch zu lesen.
Du hast deine Platte in einem Hotel aufgenommen. Wie löst du das organisatorisch? Es ist ja schon das zweite Mal, dass ich ein Album in einem Hotel aufnehme und ich habe irgendwie Gefallen daran gefunden. Ich bin sowieso sehr gerne in Hotels, auch wenn ich auf Tour bin. Ein Bekannter von mir betreibt ein Hotel an der Nordsee und ich fahre öfter mal an die Küste, um abzuschalten. Da dachte ich mir: Warum nicht einfach mal alles mitnehmen, was man zum Aufnehmen braucht? Wir haben die Zimmer, in denen die beiden Produzenten und ich gewohnt haben, um den Aufnahmeraum gleich mitgebucht, damit wir auch keine anderen Gäste stören. Das hört sich sehr entspannt an. Bei der Musik, die du spielst, ist so etwas ja gut machbar. Wenn du Metal spielen würdest, hättest du das ganze Hotel mieten müssen. (lacht) Wahrscheinlic h! Wir haben allerdings die Overdubs für das Schlagzeug in einem Studio in Hamburg aufgenommen. Auf deinem Album gibt es den Song „Heimat“. Was bedeutet Heimat für dich? Eigentlich hiess die Nummer erst „Hamburg“. Aber an dem Wochenende, an dem ich diesen Song geschrieben hatte, war ich bei meinen Eltern zu Besuch. Und da ist mir aufgefallen, dass ich den Song nicht einfach nur „Hamburg“ nennen kann, weil mir klar wurde, dass ich mehr als einen Heimatort oder Ausgangspunkt habe. Ich bin gerne unterwegs und weiss gar nicht, ob ich überhaupt schon je irgendwo angekommen bin. Heimat ist für mich das Gefühl, unter Menschen zu sein, die wissen, wann man Geburtstag hat, ohne das erst bei Facebook nachzuschlagen (lacht). Das habe ich in Hamburg, das habe ich bei meinen Eltern, aber manchmal kommt dieses Gefühl auch, wenn ich auf Tour bin. In einem Hotelzimmer kann ich mich auch so wohl fühlen, dass ich Heimatgefühle entwickle, das ist ganz lustig.
Nomade bin. Ich bin gerne unterwegs und stillstehen oder zu lange Ruhephasen mag ich nicht. Ich muss immer das Gefühl haben, dass ich von einem Ort jederzeit wieder verschwinden kann, und dass ich das auch immer selber in der Hand habe. Urlaub fällt mir eher schwer als leicht (lacht). Das Festhalten von Dingen, das „Bleiben“, manifestiert sich ja auch im Aufnehmen von Songs. Hat deine Wanderlust etwas damit zu tun, dass du nicht gerne im Studio bist? Oh, das ist ein sehr interessanter psychologischer Ansatz von dir! Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Das kann natürlich sein. Die Arbeit im Studio ist etwas, das mich eher nervt, weil man die Dinge abschliessen und technisch festhalten muss. Sobald im Studio endlich alles ein Ende hat, bin ich froh, dass ich nicht mehr darüber
kennen die Songs, kommen dann zum Konzert und denken: „Oha!“, weil wir irgendwas Neues mit hineingebaut oder etwas umarrangiert haben. Hast du von deinen Fans dazu schon Rückmeldungen bekommen? Gibt es Leute, die dann sagen: „Auf Platte ist das aber besser“, oder finden sie das toll? Eher letzteres. Ich bin der Meinung, dass es live immer besser sein muss, als auf Platte. Das liegt aber auch immer in der Wahrnehmung der Fans. Du bekommst ja bei jeder Liveshow noch zusätzliche Ebenen geboten. Da ist einmal die Macht der vielen Menschen. Dann siehst du die Band performen, wie sie sich die Musiker auf der Bühne verhalten, wie sie schwitzen, schreien, sich verausgaben, lachen. Und alles das führt dazu, dass ein Liveprogramm für das Publikum noch toller ist, als nur das Album zu hören.
Zumindest sollte es so sein, finde ich, dass man als Zuschauer noch etwas Zusätzliches geboten kriegt. Man bezahlt ja schliesslich auch mehr Geld für ein Ticket, als für die Platte. Man ist als Ab und zu muss man den Künstler allerdings auch Mittelfinger hoch halten und mehr dem sagen: „Ich bin so, wie ich Moment bin! Friss oder stirb!“ ausgesetzt, wenn man live spielt. Total! Man lässt tatsächlich die Hose runter. Böse formuliert kann man dann aber nachdenken muss. auch sehen, wer es live nicht so drauf hat. Wie machst du das auf Tour, wenn du Oder wo du als Zuschauer merkst, dass die Songs spielst, die in dieser fixen da eine Menge nur im Studio passiert ist Form auf dem Album sind? Hältst du und dir die Platte besser gefällt, als das, dich daran, was du aufgenommen hast, was du live siehst. Das kann passieren. oder nimmst du dir auch die Freiheit, Ich habe mich für diesen Beruf die Songs live zu modifizieren? entschieden, weil ich immer schon Der Song ist schon beim ersten Mal, einfach live spielen wollte. Ich mache wenn ich ihn live spiele, komplett anders auch keinen Hehl daraus, dass ich auf als auf Platte (lacht). Ich war schon Studioarbeit gar keinen Bock habe. immer der Meinung, dass die Deine Alben erreichen Livedarbietung anders sein muss, als das erstaunlicherweise regelmässig höhere Studioalbum. Am besten ist es, den Chartplatzierungen als deine Singles. Aufnahmen noch mal einen Das lässt auf eine ziemlich treue draufzusetzen und ein paar Specials mit Fangemeinde schliessen, die direkt das einzubauen, sie länger zu spielen, oder komplette Paket kaufen, statt sich mit was einem sonst so einfällt. Manchmal Kleinkram zufriedenzugeben. passiert das auch aus der Not heraus, Das ist auf jeden Fall ein Grund. Ein sehr weil man bei der Studioproduktion wichtiger Grund ist natürlich auch, dass andere Instrumente benutzt, oder vier meine Singles noch nicht genügend im Radio gespielt werden (lacht). Die Leute Heimat ist für mich das Gefühl, unter Menschen zu sein, die wissen, wann kriegen das einfach noch nicht so mit. Allerdings ändert sich das gerade mit man Geburtstag hat, ohne das erst bei Facebook nachzuschlagen dem neuen Album, wie ich gemerkt habe. Mit der ersten Single „Alles brennt“ haben wir wieder einen grossen Schritt Gitarren übereinander aufgenommen hat. In deiner Bio steht, dass dir das nach vorne gemacht. Aber du hast Recht, Das kann man live ja gar nicht umsetzen. Loslassen nicht schwerfällt. Würdest ich war von Anfang an ein Albumkünstler. Ausserdem ist es überhaupt der grösste du dich als Nomaden beschreiben, Das sieht auch die Plattenfirma so. Es Spass, einen Song live zu verändern. Die oder bist du doch an etwas gebunden? war nie wichtig, wie viele Singles wir Leute haben die Platte gekauft und Ich würde schon sagen, dass ich eher der verkaufen, sondern der Fokus lag immer
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auf den Alben. Und da haben wir, verglichen mit unserem Bekanntheitsgrad, eigentlich überproportional mehr verkauft, als Künstler, die im Radio rauf und runter gespielt werden. Das ist echt schön und tausendmal mehr wert, als Airplay-Hits. Du warst mit sehr unterschiedlichen Künstlern unterwegs. Stefanie Heinzmann, Simply Red oder sogar die Scorpions waren darunter, die ja alle stilistisch recht weit auseinander liegen. Ja, lustig, oder? (lacht) In welcher musikalischen Sparte steckt dein Herz? Ich bin eigentlich ein klassischer Einzelsonghörer. Wenn ich eine Nummer gehört habe, kann das mein Lieblingssong werden; auch, wenn ich von dieser Band sonst nichts weiss. Deshalb kann ich gar nicht so genau sagen, welches Genre mich am meisten anspricht. In der Hauptsache ist es wohl Popmusik, ich höre aber auch Singer/Songwriter-Sachen gerne oder Hip-Hop. Es gibt aber auch Rockbands, die ich schon jahrelang höre, wie zum Beispiel die Foo Fighters, von denen ich mir alles reinziehe. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich auf der Bühne so variabel bin, weil ich mich gar nicht entscheiden kann, was ich eigentlich gut finde (lacht). Mein Konzept ist: Es gibt kein Konzept. Wenn ich einen Song schreibe und ein Gefühl beschreiben möchte, dann muss ich mir genau überlegen, wie dieses Gefühl klingt. Und so wird das musikalische Gewand jedes Songs dem Gefühl entsprechend anders. Du hast mit deiner Lebensgefährtin Ina Müller, der erfolgreichen deutschen Sängerin und Moderatorin, ein Album
war auch mal schön, sich nur komplett auf die Musik zu konzentrieren. Ich konnte den Fokus darauf legen, bei welcher Melodie man die meiste Gänsehaut bekommt und welche über Nacht im Ohr bleibt. Ich dachte erst, es wäre schwieriger, mit jemanden zusammenzuarbeiten, den man privat so gut kennt. Aber das hat gut funktioniert, weil sich viele Diskussionen erübrigen, da man sich eben so gut kennt und man weiss, was der andere will und was nicht. Wir haben ja einen ziemlich ähnlichen Geschmack. Ist es für dich von Vorteil, mit einer Partnerin zusammen zu sein, die die gleiche Leidenschaft, respektive den gleichen Beruf, wie du hat? In unserem Fall ist es ein Vorteil. Man muss nicht mehr viel erklären, wenn man mal gestresst von Situationen oder Phasen ist, weil der andere genau weiss, worüber man sich aufregt. Das ist ein grosser Vorteil. Ich könnte jetzt sagen, dass ein Nachteil ist, dass wir beide immer viel unterwegs und manchmal monatelang auf Tour sind. Da wird die Zeit knapp. Aber genau das ist bei uns gar kein Problem, weil wir beide gerne alleine und freiheitsliebende Menschen sind. Deshalb finden wir es auch nicht dramatisch, wenn wir uns eine längere Zeit nicht sehen. Die Zeit, die du alleine verbringst, wenn sie unterwegs ist, gibt dir wiederum die Zeit, die du kreativ nutzen kannst. Genau so ist es. Und das ist auch der Grund, warum wir uns diesen Freiraum lassen. Um kreativ sein zu können, muss man ja auch mal einfach zuhause rumgammeln und sich eine Zeit lang einschliessen, ohne sich andauernd um Verpflichtungen kümmern zu müssen.
Foto: Hamburger Abendblatt
aufgenommen. Wie unterscheidet sich deine eigene Arbeit von derjenigen mit deiner Partnerin? Ich glaube, die unterscheidet sich gar nicht so sehr. Meine Sachen schreibe und komponiere ich natürlich komplett alleine und produziere auch mit. Mit Ina habe ich vor allem die Kompositionen, Melodien und Arrangements gemacht. Die Texte hat sie dann mit jemand anderem geschrieben, da habe ich gar keinen Einfluss drauf genommen. Das
Was hast du „Gesucht und nicht gefunden“? (lacht). Dieser Song befasst sich mit der Zeit, wo man komplett alleine unterwegs ist. Wenn man beispielsweise glücklicher Single ist und man denkt, man hat alles, wonach man gesucht hat oder wonach man lechzt. Und dann ist es aber doch nicht so. Es ist quasi die altbackene Erkenntnis, dass man das haben will, was man gerade nicht hat. Wenn man
es dann aber hat, ist es auch wieder schräg oder langweilig und man will wieder zurück. Das ist das Grundthema, das ich versucht habe, in ein paar Szenarien zu packen. Ist „So oder gar nicht?“ deine Ansage an die Musikindustrie? Ja, auch! Das ist eine Generalansage an die Welt, kann man so sagen (lacht). Meine Karriere fing ja auch so an, dass mir Majorlabels einen Deal anbieten wollten, der aber mit Bedingungen verknüpft war, über die man heute lachen muss. Sowas wie „Färb' dir die Haare rot“ zum Beispiel oder
Mein Konzept ist: Es gibt kein Konzept. „Zieh' die und die Klamotten an“. Dann muss man ab und zu den Mittelfinger hoch halten und sagen: „Ich bin so, wie ich bin! Friss oder stirb!“ Dass gerade Plattenfirmen oft an den Künstlern herumschrauben, ist vor allem deshalb verwunderlich, weil man sie ja in erster Linie deshalb ins Boot geholt hat, weil man sie gut fand, wie sie waren. Das ist heute, glaube ich, auch nicht mehr ganz so schlimm wie damals vor zehn, zwölf Jahren. Heute beobachten die Firmen einen Künstler über eine ganz lange Zeit, bevor sie ihn unter Vertrag nehmen. Und vor allem muss schon ein gewisser Erfolg da sein. Allerdings denken sie manchmal eben auch, dass die ganze Sache durch gewisse marketingtechnische Handgriffe noch erfolgreicher wird. Ich bin nicht unbedingt dieser Meinung. Künstler, die schon eine gewisse Reife haben, sollte man einfach machen lassen. Der Alkohol bringt Sand in die Stimme, hast du mal gesagt. (lacht) Wo war das denn? Über dieses Zitat bin ich bei meiner Recherche im Internet gestolpert. Jetzt hast du auf deinem Album aber eine ziemlich flockige Nummer, die „Nie wieder Alkohol“ heisst. Was machen wir denn jetzt? Beides stimmt! (lacht) Ich habe mein Leben lang geraucht, das habe ich vor zwei Jahren aufgegeben. Der Rock'n'Roll ist in der Beziehung weg, aber dem Alkohol bin ich treu geblieben, weil ich finde, dass man ein paar Laster schon noch braucht. Ein schönes, kaltes Bier ist ja auch etwas Vernünftiges. Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass das etwas Gesundes ist (lacht). „Nie wieder Alkohol“ ist eine Momentaufnahme, die wahrscheinlich jeder kennt, der schon mal einen über den Durst getrunken hat. In dieser Suff-Phase hat man schlimme Dinge gesagt oder getan und dann ist das die PauschalEntschuldigung an alle Menschen, die man damit verletzt hat, weil ja der Alkohol daran Schuld hat... (schmunzelt) Bei der Informationssuche über dich habe ich leider nichts gefunden, was dein Leben neben der Musik betrifft. Womit beschäftigst du dich neben deinem Job als Musiker? Das ist lustig, dass du das sagst! Es ist wohl tatsächlich so, dass man über mich nichts dergleichen im Internet findet, das habe ich schon öfter gehört. Es ist aber auch so, dass mein Leben zum allergrössten Teil aus Musik besteht. Das ist das, was ich die ganze Zeit mache und mich wahnsinnig erfüllt. Ich
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brauche auch kein zusätzliches Adrenalin, weil ich davon schon genug auf der Bühne bekomme. Die restliche Zeit verbringe ich eigentlich eher damit, mein soziales Umfeld zu pflegen und mich bei den Leuten zu melden, die ich wegen der Tourneen selten sehe. Und ich bin FussballFan, St. Pauli, und sogar im Fanclub der deutschen Nationalmannschaft. Ich fahre wahnsinnig gerne zu allen Länderspielen, die für mich erreichbar sind. Bei der Europameisterschaft 2008 war ich sogar drei Wochen lang in einem VW Bully in eurem schönen Land unterwegs und habe mir die ganzen Spiele angekuckt. Ich spiele auch ab und zu selber
Ich war schon immer der Meinung, dass die Livedarbietung anders sein muss, als das Studioalbum.
Fussball. Ich bin neben meiner Musik eigentlich ein ganz langweiliger Mensch. Fussball ist nicht langweilig! Das stimmt. Spielst du auch? Nein, früher mal. Aber ich bin gut im Fussball kucken. (Gelächter) Das hört sich gut an aus dem Mund einer Frau. Welches ist denn dein Team? In Deutschland ist das der BVB. Für den darf man ja jetzt, wo er sich am Tabellenende befindet, wieder Fan sein. Genau! Wenn man immer schon mal BVB-Fan sein wollte, dann kann man jetzt auf den Zug aufspringen, ohne dass jemand meckert, man sei ein Erfolgsfan wie bei den Bayern. Was ist deine Erinnerung an Joe Cocker, der ja vor kurzem leider verstorben ist? Du warst ja 2013 mit ihm auf Tour. Das war wirklich sehr traurig. Als wir
das gehört haben, ging gleich eine interne SMS-Diskussionsrunde los, die schon fast ein Kondolenzbuch wurde. Wir waren ja immerhin doch anderthalb Monate mit ihm unterwegs und da gehört man schon fast zur Tourfamilie. Ich habe auch oft mit Joe vor oder nach dem Konzert gequatscht, zwar nur Smalltalk, aber er war immer sehr höflich, und man bekam immer nochmal den einen oder anderen Tipp auf den Weg. Da fühlt man sich schon verbunden. Ich bin ja auch mit seiner Musik aufgewachsen, weil meine Mutter der grösste Joe Cocker-Fan ist. Ich habe im Kopf das Bild meiner tanzenden Mutter in der Küche zu „Summer In The City“, während ich den Kuchenteig aus der Schüssel rauskratze. Sowas bleibt hängen. Und auf Tour habe ich dann zum ersten Mal kapiert, was für grossartige Songs der Mann interpretiert hat. Er war einfach unnachahmlich, so eine Energie,
die ihn mögen, halten sich nicht mit einzelnen Singles auf, sondern holen sich das Komplettpaket, denn sie wissen, dass es hier Qualität Sony Music erster Kajüte gibt. Das wird sich auch mit ip. In den seinem neuen Album „Alles brennt“ nicht letzten zwei ändern. Oerdings souliger Pop, der mal Jahren hat orchestral durcharrangiert über den philososich bei Jophischen Texten schwebt oder aber rock'n'rollig hannes Oerund humoresk ins Ohr swingt, kann auf vielen ding einiges getan. Sein letztes Ebenen überzeugen und ist damit (ebenfalls Album „Für immer ab jetzt“ ist sehr guten) Kollegen wie beispielsweise auf Platz 4 der deutschen Charts Andreas Bourani um eine Nasenlänge voraus. eingestiegen, ein zweiter Platz Oerdings Kompositionen lassen viel Platz für beim Bundesvision Song ConImprovisationen, denen seine Band live gerne test hat ihn einem breiteren frönt, und so klug inszeniert, dass sie niemals Publikum vorgestellt und seine überladen oder aufgesetzt polemisch klingen. Leidenschaft live zu spielen, Im Gegenteil; genau betrachtet sind die Songs festigt den Stand, den er bei nämlich von einer überraschend schlichten seinen Fans hat. Das erklärt Eleganz und bestechen –trotz ihrer inneren auch, warum Oerding vor allem Grösse- durch wenig Aufwand. Oerding zaubert seine Alben in den Charts mit simplen Gitarrenklängen und seinen positionieren kann: Die Leute, Worten Atmosphäre („Diese Nacht gehört uns“,
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und das noch mit 70 Jahren! Wenn ich mit 70 noch da oben stehe, am besten noch mit so einem Repertoire und so einem Glänzen in den Augen, was will ich dann noch mehr? Sein Tod ist wirklich schade. Ich bin aber auch glücklich darüber, dass ich diese Tour noch erleben konnte. Du hast schon in der Schweiz gespielt. Jaaa, schon ganz oft! Ich hatte das grosse Glück, bei der SEAT Music Session als Gastsänger eingeladen zu sein, die in 15 Städten stattfindet. Da war ich jeweils vier Wochen lang in der ganzen Schweiz unterwegs und kenne fast jede Stadt und jeden Berg bei euch! Auf meinen Touren habe ich jeweils auch in Zürich gespielt. Dieses Jahr wollen wir vier oder fünf Termine im Herbst wahrnehmen. Ich meine, da sind auch Basel, Luzern und St. Gallen dabei. Das wird natürlich eine eher kleine Clubtour, aber es spielt natürlich spielt auch eine Rolle, wie die neue Platte einschlägt.
„Gesucht und nichts gefunden“), kennt sich mit den modernen Popsounds aus, die in aktuellen R&B-Songs Verwendung finden („Alles brennt“, „Plötzlich perfekt“) und experimentiert gekonnt in Bereichen, in denen beispielsweise Phil Collins vor langer Zeit zu Hause war („Zweites Gesicht“, „Ich will noch nicht nach Hause“). Daneben ist aber auch eine Menge Platz für Schalk und Spass mit ansteckendem Rhythmus („Nie wieder Alkohol“, „Turbulenzen“, „So oder gar nicht“) und das Wichtigste ist wohl Oerdings herzliche Ehrlichkeit, mit der er seine kleinen Geschichten vorträgt. Wieviel Persönliches in den Texten steht, bleibt offen. Tatsache ist aber, dass er jeden Ton so rüberbringt, dass man ihn glaubt. Wahrscheinlich ist das auch sein Erfolgsgeheimnis, denn Oerdings Understatement in allem macht ihn einfach wahnsinnig sympathisch. „Alles brennt“ ist ein Album zum Geniessen. Es strahlt Ruhe, Intimität und Wärme aus und man hat das Gefühl, dass ein guter Freund einem im Wohnzimmer ein paar Nummern vorspielt. Wunderbares Album.
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS
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eine kräftige Basslinie deine Hüften anstarrt.» Schöne Definition. Und genau so klingt sein Debütalbum: Da ist keine Sam Smith'sche konzertierte Ergriffenheit, kein Adele'sches getimtes Gefühlsbad und noch nicht mal Charles Bradley'sche Verzweiflung. Da ist einfach nur der coole Sound eines Rastlosen, der so unspektakulär wie unaufhaltsam fliesst wie das Wasser in einem stromschnellenfreien Fluss, vielleicht hat Harding viel Kerouac gelesen. Ganz bestimmt aber hat Harding auch Tricky gehört und John Lee Hooker und einige Bands der Postpunk-Ära, und diese Einflüsse erweitern seinen Soul und tun den Songs gut. Puristen rümpfen jetzt die Nase, aber das tun Puristen ja immer. Alle anderen kriegen ein sehr zentriertes, vorwärtsstrebendes Soulalbum eines Newcomers, dessen Songs nie den Anschein erwecken, dass da jemand der neue Superstar sein möchte.
MAHALIA BARNES & THE SOUL MATES Oh Yea (The Betty Davis Songbook) Provogue/MV
hh. Wenn Kevin Shirley als Produzent amtet, ist sein Spezi Joe Bonamassa nicht weit. So veredelt er auch hier mal wieder mit schönen, ausgefeilten Solos die Remakes von Songs der amerikanischen FunkQueen Betty Davis aus den frühen 70ern. Dargeboten von der australischen Sängerin Mahalia Barnes, Tochter der Aussie-Rocklegende Jimmy Barnes. Und von ihrem Vater hat sie die schneidende Stimme geerbt, die sie in den meisten Songs mit Gewalt einsetzt. Und das ist auf Dauer
mächtig nervend, denn Mahalia schreit einen geradezu an, man fühlt sich über weite Strecken sprichwörtlich angegriffen. Dabei hätte sie das überhaupt nicht nötig, wie beispielsweise die wunderschöne, unter die Haut gehende Ballade „In The Meantime“ zeigt. Hier spielt die Australierin ihre Trümpfe aus, und das sind: eine überaus soulvolle Stimme, eine einfühlsame, eigene Interpretation des Songs mit Gänsehautcharakter, grosses Gefühl. Aber solche Songs sind klar in der Minderheit, denn auch bei ruhigeren Titeln gibt die hübsche Sängerin immer wieder Gas. Das ist ja im Allgemeinen sehr zu begrüssen und sorgt für Dynamik, bei Barnes jedoch artet es jeweils in Schreierei aus – und wer möchte schon permanent angebrüllt werden! Das ist überaus schade, denn aus den Davis-Songs hätte wesentlich mehr herausgeholt werden können – zumindest an Gefühl, zumal es die Band wirklich drauf hat. Soul Mates ist dabei ein etwas irreführender Name, denn Soul im klassischen Sinn gibt es lediglich am Rande, hier wird gefunkt auf Teufel
komm raus. Produktionstechnisch gibt es zwar nicht wirklich viel zu meckern, jedoch gehört dieses Album sicher nicht zu den Glanztaten von Kevin Shirley. Zu oft wirkt der Bandsound lärmig und undurchsichtig. Fazit: Die Möglichkeiten, die diese Betty Davis Songs zu bieten haben, wurden hier nicht ausgenutzt bzw. ist Mahalia Barnes nicht unbedingt die geeignete Sängerin dafür oder sie wurde von Kevin Shirley in die falsche Richtung gelenkt. Sie hätte mit ihrer souligen Stimme wesentlich mehr zu bieten als sie hier offenbart.
NOEL GALLAGHER'S HIGH FLYING BIRDS Chasing Yesterday Sour Mash/Ignition ub. Im Oktober 2011 veröffentlichte Noel Gallagher sein erstes Solo-Album unter dem Projektnamen Noel Gallagher's High Flying Birds, welches die Spitze der UK-Charts erreichte. Während Liam, der jüngste der drei Gallagher-Brüder aus Manchester, durch Skandale auf sich aufmerksam macht, ist der mittlere Noel als
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Kolumne Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie von Christian Hug
Guter Gast Letzthin habe ich am Kiosk wieder mal in einem «Playboy» geblättert. Wahrscheinlich wissen Sie das längst selber: Der «Playboy» ist ein Heft mit langweiligen Bildern und langweiligen Interviews mit langweiligen Leuten wie Herr Vox und Frau Gaga. Aber ich stiess darin auf einen Beitrag einer Gastautorin, die den Männern dringend empfahl, Mut zu haben und die Frauen wieder anzusprechen, damit das gute alte Turteln nicht in Vergessenheit gerät. Gute Idee, dachte ich mir und offenbarte am nächsten Tag meiner Kosmetikerin, was mir schon ewig auf der Zunge brannte: Ich gestand ihr, dass ich sie supersexy finde, und fragte sie, ob sie meine Briefmarkensammlung sehen wolle. Sie schaute mich irritiert an. Ich bemerkte meinen kleinen Patzer und korrigierte mit dem Angebot, dass ich ihr durchaus auch meine Sammlung philosophischer Schriften zeigen könne. Seitdem ignoriert sie mich. Ich war natürlich verzweifelt. Doch dann stiess ich beim Surfen auf eine Talksendung mit Gwyneth Paltrow – Sie wissen schon, die Hollywoodschauspielerin, die uns mit biomakrobiotisch-veganer Korrekt-Ernährung terrorisiert. Gwyneth Paltrow also sagte in dieser Talkshow sinngemäss, dass Frauen ihre Männer öfters mit einem Blowjob verwöhnen sollten, weil das die Männer sanftmütig und glücklich macht. Was das alles mit Musik zu tun hat? Überhaupt nichts. Aber ich finde, Gwyneth Paltrow wäre eine grossartige Gastsängerin zum Beispiel bei Manowar. Oder bei Danko Jones. Oder bei Guns'N'Roses. Oder bei Suckspeed, wenn es die noch gäbe (ja ja, das war jetzt ein flacher Scherz, aber der hat sich umständehalber aufgedrängt). Überhaupt wäre Gwyneth Paltrow bei den allermeisten Rock- und Metalbands ein guter Gast, ausser vielleicht bei AC/DC. Und bei den meisten Hip-Hoppern, ausser vielleicht bei The Roots. Und den meisten Pop-Sängern. Und Clubmusikern. Und überhaupt. Aber da wir grad bei Musik sind: Das Abo des Streaming-Dienstes Spotify kostet 120 Euro pro Jahr. Das ist mehr, als der durchschnittliche Musikkonsument zu den besten Zeiten der CD für ebensolche ausgegeben hat. Und wenn man nun beobachtet, mit welch horrendem Tempo die Anzahl Abonnenten von Spotify und Ähnlichem wächst, dann sollte das der Musikindustrie zu denken geben: Wird heute mit Musik mehr Geld umgesetzt als früher? Und warum dann das Gejammer? Aber das nur nebenbei. In erster Linie möchten wir hier Coldplay-Sänger Chris Martin grüssen, der war nämlich mal mit Gwyneth Paltrow verheiratet. Im übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.
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Musiker erfolgreich. Als zentrale Figur der Brit Pop-Bewegung verliess er Oasis 2009, was das Ende der Band bedeutete. Entgegen allen Spekulationen über eine allfällige Reunion von Oasis hat Noel nun ein Solo-Scheit nachgelegt. Und was für eins. Der Zweitling “Chasing Yesterday” hört sich an wie eine Best Of-Sammlung ohne Schwachstellen. Allerdings wird die Platte kaum als Meilenstein in die Rockgeschichte eingehen, da sich Gallagher mal hier, mal dort inspirieren liess. Dennoch ist jeder Song für sich ein Volltreffer: „Riverman“ als grossartige, satt groovende Eröffnung demonstriert den musikalisch gereiften Gallagher. Die eingängige Radio-Single „In The Heat Of The Moment“ mit hohem Wiedererkennungswert basiert auf den Aussagen eines Astronauten, ins All zu fliegen, sei wie das Gesicht Gottes zu berühren. „The Girl With X-Ray Eyes“ ist eine „Stairway To Heaven“-ähnliche tragende Ballade, bevor uns der absehbare Live-Knaller „Lock All The Doors“ leidenschaftlich entgegenrockt. Die ruhige Nummer
„The Dying Of The Light“ erinnert dann an Oasis. „The Right Stuff“ kommt überraschend jazzig und entspannt mit virtuoser SaxophonEinlage daher. Typisch melancholisch britisch dagegen das Stück „While The Song Remains The Same“. “The Mexican” ist ein erdiger Riffrocker, “You Know We Can't Go Back” ein mitreissend jugendlicher Punk Song. Poppig und bunt, aber nie kitschig: „Ballad Of The Mighty I“ mit Johnny Marr (The Smiths, Pretenders) an der Gitarre. Erstmals als alleiniger Produzent tätig, beweist Gallagher nicht nur hervorragende SongwriterQualitäten, sondern auch Unabhängigkeit. Der vielschichtige Musiker befindet sich auf dem Zenit seines Schaffens und wird keine Oasis-Jünger vergraulen, bestimmt aber neue Fans dazugewinnen. Noel Gallagher's High Flying Birds touren ab März durch Europa, bevor es ab April bis Juni nach Asien, Kanada und USA geht. Für den Sommer sind diverse Festivals in Europa geplant.
ELEMENT OF CRIME Lieblingsfarben und Tiere Vertigo
em. Die deutsche Formation Element Of Crime müsste man vielleicht noch den jüngeren Musikkonsumenten vorstellen, aber die alten Hasen wissen die lakonischen kleinen Geschichten Sven Regeners schon lange zu schätzen. Mittlerweile sind die alternden Herren beim 13. Studioalbum an-gekommen und selbstverständlich gibt es keine grossen Überraschungen, was auch gut so ist. Die Songs klingen gewohnt alltäglich und authentisch, wie der Opener „Am Morgen danach“ gleich beweist. Diese zelebrierte Belanglosigkeit, welche musikalisch wie beiläufig noch untermalt wird, ist natürlich reine Geschmacksache. Der gekonnte Wortwitz in deutscher Sprache ist allerdings eine Klasse für sich. Alles wird mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht ohne den Versuch zu unternehmen das Ganze noch philosophisch oder in Form von Metaphern auszumalen. Meist kommen die insgesamt zehn Kompositionen sehr entspannt und dümpelnd daher, was aber nicht heisst, dass dieser Longplayer langweilig ist. Sven Regeners unverkennbare harzige und etwas verkorkste Stimme verleiht dem Sound von Element Of Crime seinen ganz eigenen Charme. Ab und an gibt es auch UptempoKlänge („Schade, dass ich das nicht war“) zu hören und auch eine ganz typische Element Of Crime-Ballade („Wenn der Wolf schläft müssen alle Schafe ruhen“) hat ihren Platz ganz am Schluss gefunden. Für die Einen mag „Lieblingsfarben und Tiere“ eine Spur zu unaufgeregt und banal sein, für die Anderen ist diese Veröffentlichung gewiss ein weiterer Teil deutscher Musikgeschichte, wie man sie heute leider nur noch ganz selten zu hören kriegt.
B.C. CAMPLIGHT How To Die In The North Bella Union rp. Nach dem grandiosen «Blink Of A Nihilist» (2007) und dem ebensolchen Vorgänger «Hide, Run Away» (2005) war unklar, ob der amerikanische Multiinstrumentalist Brian Christinzio, der hinter B.C.
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS Camplight steckt, jemals wieder ein Album veröffentlichen würde. Der in England lebende Christinzio leidet seit seiner Kindheit unter Depressionen und sabotiert sich immer wieder selber, was nicht gerade förderlich für die Entstehung
eines Albums ist. Mit dem englischen Label Bella Union im Rücken wagt er nach über sieben Jahren Pause einen Neuanfang. «How To Die In The North» weicht nur wenig ab vom Sound der beiden Vorgängeralben. Immer noch ist Christinzio's Vorliebe für die 1960er und Bands wie die Beach Boys oder Nilsson zu spüren. Eigenwillig und sehr kreativ verpackt er diese Einflüsse in wunderbare, verspielte und immer wieder
Pally’s kurz und knapp ELLIOTT BROOD - Work And Love Elliott Brood ist nicht etwa ein Einzelkünstler sondern ein kanadisches Trio, das mit «Work And Love» ihr fünftes Werk veröffentlicht. Ihr letztes Album «Days Into Years» gewann 2011 einen kanadischen Juno Award. «Work And Love» hat das Zeug, diesen Erfolg zu wiederholen. Die neun warmen und erdigen Roots- und Americana-Nummern offerieren einen persönlichen und tiefgehenden Blick auf die Liebe, den Verlust von Liebe und die eigene Kindheit. DAN MANGAN + BLACKSMITH Mit «Club Meds» (Anspielung auf Medikamentenabhängigkeit) entfernt der Kanadier Dan Mangan sich von seiner Vergangenheit als wohlklingender IndiefolkSänger. Die elf Songs tönen beunruhigend schwer, dunkel und zuweilen experimentell. Immer wieder werden sie durch verstörende elektronische Einschübe aufgerüttelt aber auch nach unten gezogen. Mangan will nicht mehr nur unterhalten. Dieser Bruch mit der eigenen Vergangenheit erinnert an Talk Talk aber auch an Radiohead. JOUIS - Dojo Nach dem Psychedelik-Revival schicken sich jetzt Bands an, die Progressiv-Musik der frühen 1970er-Jahre neu zu entdecken. Die englischen Jouis begeben sich mit «Dojo» auf eine Reise zurück zu Yes, Gentle Giant, der englischen Canterbury-Szene aber auch zu Psychedelik und Westcoast. Die neun vertrackten, teilweise prog-gerechten, langen
Nummern, immer wieder mit harmonischem Gesang abgeschmeckt, dürften auch langjährigen Fans des Genres gefallen. GONG - I See You Die englischen Gong, 1968 von Daevid Allen gegründet, haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Nicht weniger als 36 Musiker (beispielsweise Steve Hillage, Bill Bruford, Allan Holdsworth, Darryl Way) gaben sich in der langen Bandgeschichte die Klinke in die Hand. Der 76-jährige Allen, der auch schon ausgestiegen ist, aber trotzdem immer irgendwie die Fäden in Händen hielt, ist ebenfalls auf dem nunmehr 28. Album (ohne Gewähr) federführend. «I See You» zeigt eine Band, die immer noch hungrig auf Experimente ist und auch mehrdimensional (!?) rocken kann. Der vertrackte Progrock und Psychedelik in den zwölf Songs kitzelt die Hirnwindungen immer wieder äusserst angenehm. Etwas, was guter Progrock doch sollte, oder? THE BLOODHOUNDS - Let Loose Auf der einen Seite muss man den amerikanischen The Bloodhounds ein Kränzchen winden, weil sie auf ihrem Debüt «Let Loose» authentischen R&B Marke Rolling Stones, Pretty Things oder Yardbirds spielen. Auf der anderen Seite fehlt den zwölf Songs, die sich auch schon mal Richtung Folk-Blues strecken, die Energie von ebendiesen Bands. Hätten sie vorher die Sonics gehört, wäre ihnen das wahrscheinlich nicht passiert.
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative experimentelle IndiepopKleinode. Christinzio's sanfte Stimme schwebte darüber als wäre sie frei und erlöst. «How To Die In The North» klingt einmal mehr wie ein harmonischer Ausgleich zu Christinzio's inneren Zerrissenheit.
FATHER JOHN MISTY
vielschichtigen Irrungen und Wirrungen musikalisch mit einer Mischung aus John Grant, Nilsson, Nick Drake, Gram Parsons und Beach Boys um. Hörens- und lesenswert.
MUSÉE MÉCHANIQUE From Shores Of Sleep Glitterhouse Records
I Love You, Honeybear Bella Union
BETH HART Better Than Home Mascot/Musikvertrieb ip. Beth Hart hat in ihrem Leben weiss Gott eine Menge Stoff für ein weiteres klassisches Bluesalbum gesammelt. Die Gründe dafür, die man gut dokumentiert im Internet nachlesen kann, werden an dieser Stelle aus einem einzigen Grund ausgespart: „Better Than Home“ ist Harts Schritt nach vorne, eine positive Liebeserklärung an das Leben, ihren Mann und alle Hindernisse, die sie bis hierher gemeistert hat. Und nichts weiter ist auch diese Review, nämlich eine Huldigung an Beth Harts songwriterisches Können und den Mut, ihr Seelenleben mit Millionen Hörern zu teilen. „Better Than Home“ ist, rein musikalisch, immer noch Blues und Teile dieses Schwermuts sind nach wie vor natürlich präsent. Allerdings startet die Platte zum Beispiel mit einem Schlendern durch New Orleans, dessen typischer Sound bekannt für seinen mitschwingenden Optimismus ist. Und Beth Harts Optimismus zieht sich, in Klang und Text, wie ein roter Faden durch das ganze Album. Das sind auch die vielen Augenblicke, in denen sich der Blues verabschiedet und zarte, klassische Melodien seinen Platz einnehmen. Die Ausnahmesängerin verpackt in Songs wie „You Might As Well Smile“, „Better Than Home“ oder „As Long As I Have A Song“ die Botschaft, dass hinter jedem schlechten Moment etwas Gutes steckt. Das beschreibt sie ausführlich in ihren Interviews und man spürt, dass ihr diese Art mit Tiefpunkten umzugehen eine
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Menge Selbstvertrauen und Stärke verleiht. Ein weiteres Thema, mit dem sie sich auf „Better Than Home“ auseinandersetzt, ist die Beziehung zu ihren Eltern. „Tell Her You Belong To Me“ ist ein berührender Song an ihren Vater, in traditionellem Bluesschema und mit einem der bewegendsten Gesangmomente des ganzen Albums. Im letzten Song des Albums „Mama This One's For You“ erklärt sie ihrer Mutter, schlicht mit Klavierbegleitung und eher klassisch als bluesig, dass sie jetzt erwachsen geworden ist und verlässt „Better Than Home“ mit einem Gefühl der Dankbarkeit. Obwohl das Klavier, auf dem Beth Hart ihre Songs komponiert, ein tragendes Instrument auf „Better Than Home“ ist, gibt es auch eine rockige Nummer namens „Trouble“, in der Hart vokaltechnisch Vollgas gibt. Und trotzdem das Album aus hauptsächlich ruhigen Songs besteht, bleibt es ohne Ausnahme fesselnd. Eine zarte Liebeserklärung an eine Zweierbeziehung ist „We're Still Living In The City“, dessen Text wie ein Fotoalbum Resümee aus verschiedenen Situationen zieht. Der Titeltrack selbst ist Harts Statement zu ihrem jetzigen Lebensabschnitt und ihre Wahl, diesen noch mehr zu geniessen, als ihre glückliche Kindheit. Beth Hart hat sich entschieden, nicht mehr nur in schmerzvollen Momenten zu verharren, sondern ihr Leben positiv zu gestalten. Das hört man „Better Than Home“ deutlich an, denn das Album dokumentiert diesen Prozess auf sehr berührende Weise. Ein bemerkenswertes, persönliches Album mit emotionalen Einblicken.
RELEASE: 10.4.2015
rp. Mit Albumtiteln ist das immer so eine Sache. Josh Tillman (ehemals Saxon Shore und Fleet Foxes) hat das zweite Album als Father John Misty (Anspielung an den Hippie Father Yod?) nicht «I Love You, Honeybear» betitelt, weil er besonders romantisch veranlagt wäre. «I Love You, Honeybear» ist ein Konzeptalbum über menschliche Abgründe, Liebesschwierigkeiten, Apathie, Ängste, Verdammnis, etc, aber auch über die Kraft der Liebe. Im Titeltrack erkennt Tillman «Everything Is Doomed And Nothing Will Be Spared, But I Love You, Honeybear.» Tillman gibt sich ebenso selbstironisch. In «The Ideal Husband» singt er: «I Spend My Money Getting Drunk And High. I've Said Awful Things, Such Awful Things. Wouldn't I Make The Ideal Husband? In «Bored In The USA» besingt er das apathische Lebensgefühl in Amerika: « Oh, They Gave Me A Useless Education And A Subprime Loan On A Craftsman Home. Keep My Prescriptions Filled. And Now I Can't Get Off. But I Can Kind Of Deal Oh, With Being Bored In The USA. Oh, Just A Little Bored In The USA. Save Me, President Jesus.» Letzteres ist wahrscheinlich ein Seitenhieb an seine strenge evangelisch-christliche Erziehung. Tillman, der übrigens mit Fotografin Emma Elizabeth Tillman verheiratet ist, setzt diese
rp. Auf dem Pressebeiblatt zu ihrem zweiten Werk sind die in Portland beheimateten Musée Mécanique mit einer Unmenge an Instrumenten abgelichtet. Neben Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboards gibt es auf «From Shores Of Sleep» auch Banjo, Klarinette, Horn, Cello, Akkordeon, Standbass, Oboe und Viola » zu hören. Die Band um die beiden Köpfe Sean Oglivie (vormals Tristeza) Micah Rabwin geht aber umsichtig mit diesem üppigen Instrumentarium um. Wie die zuweilen vergleichbaren Polyponic Spree, obwohl Musée Mécanique mehr im Indiefolk zuhause ist, geht es der fünfköpfigen Band um Atmosphäre. Ihre Musik soll bewegen, Emotionen erzeugen, berühren, Sehnsüchte wecken, geheimnisvoll. Der Auftakt «O, Astoria» gibt dem geneigten Hörer das Gefühl von Weite, gepaart mit wunderbarem Harmoniegesang à la Beach Boys. Die erhabene Behutsamkeit von «The Lighthouse and the Hourglass» erinnert, einen Song weiter, an den Engländer Clifford T. Ward. Oftmals entfalten Musée Mécanique mit kleinen Verschiebungen grosse Wirkung. Etwas weiter nähert sich das Quintett mit «Castle Walls» teilweise Ennio Morricone. Die Musik hat ebenfalls cineastische Qualitäten. Zuweilen kommt man sich vor wie in einem Tim Burton Film. In einer romantisch verklärten Traumwelt, die einem nicht mehr loslassen will. «From Shores Of Sleep» ist ein Gesamtkunstwerk vom Start bis zum Ende.
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS THE STEREO TWINS Good News Eigenvertrieb
rp. «Good News» ist ein Album über die christliche Religion, aber kein christliches Rockwerk. Der Kalifornier John Hanley, der zusammen mit Matt und Brandt Huseman (ehemals Splitsville, The Greenberry Wood) die Songs geschrieben hat, erklärt das folgendermassen: «One Day I Got This Idea To Produce A Pop Album All Written In The Voice Of My Version Of The Historical Jesus -- Not Devotional, Not Heavy Handed, Not Really Christian Or Even
Religious.» «Good News» liefert quasi eine Aussensicht. Auch Dank der Huseman-Gebrüder ist «Good News» vor allem ein wunderbares Power-Pop- und Indiepop-Album geworden, wobei diese Einteilung zuweilen etwas zu kurz greift. Der Auftakt «J2J» (Jordan to Jerusa-lem) ist eine Art Gospel-Pop-Folk-Song. «Hymn» etwas weiter bietet hymni-schen Gospel-PowerPop. Und «How Long?» ist ein feiner Folk-Pop-Song. Es gibt aber auch typische HusemanSongs wie «Mariamne», «Signs & Wonders», «Parable» oder «Phony», einem Song über PseudoGläubige. Die bei-den, die schon bei Splits-ville und The Greenberry Wood wunderbare Pop-songs am Laufmeter schrie-ben, lassen auch hier ihr Talent aufblitzen. Melodien, die in den Gehörgängen für nachhaltigen Wohlklang sorgen. Zusammen mit den wirklich lesenswerten Texten ist «Good News» ein undogmatischer und inspirierender Ohrenschmaus.
KARIN PARK Apocalypse Pop Oblivion/Musikvertrieb
hug. Neuigkeiten aus der verschrobenen Welt der Karin Park: die einsneunzig grosse Schwedin mit der sonderbar kalten Stimme hat sich nach einem Krebsleiden ihres Freundes und der Ungewissheit, ob er dies überleben wird, dazu entschlossen, noch radikaler nur noch das zu machen, wonach ihr zumute ist – und das heisst, dass sie sich selber noch konsequenter unter Beobachtung stellt, ihre innere Zerrissenheit offenbart und daraus Synthie-basierte Tracks entwickelt, deren Inspiration von U2 genauso kommt wie von Nine Inch
Nails, Björk, Wallis Bird und, wie sie selber sagt, von Pussy Riot. Das ist allerdings nicht im Sinne eines Wiedererkennungseffekts gemeint, sondern in der Anlehnung an die Atmosphäre der «Inspirationsquellen» - und die ist bei Park auch auf dem fünften Album dicht und kompakt, ohne aber je den Pop aus den Augen zu verlieren. Karin Park hat übrigens angekündigt, dass «Apocalypse Pop» ihr letztes Pop-Album sei. Da sind wir ja gespannt, wie's weitergeht.
You Might As Well Smile ip. Mit Beth Hart zu sprechen, ist ein emotionales Erlebnis. Das liegt daran, dass sie aufgrund ihrer Lebensgeschichte so viele Höhen und Tiefen in sich vereint, an denen andere Menschen scheitern könnten. In ihrer Musik bekommen diese Emotionen eine Melodie, die mal schwermütig, dann kraftvoll, aber auch selbstzerstörerisch und dann wieder aufbauend klingt. Vor allem den letzten Aspekt, die schönen Seiten des Lebens, bekommen auf ihrem neuen Album „Better Than Home“ (Release 10.4.15) ein Gesicht und diese positive Grundstimmung steht Beth Hart ausserordentlich gut. In Interviews trägt die Ausnahmesängerin ihr Herz auf der Zunge und erzählt ausführlich und ungewöhnlich offen über alles, was sie bewegt. Auch dieses Gespräch ist da keine Ausnahme und die Einblicke in ihre Gefühle, die gleichzeitig ihre Songs sind, zeigen eine mutige Frau, die sich ihren Dämonen jeden Tag aufs Neue stellt.
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Ich habe so viele Dinge gefunden, die mich gerettet haben! Das wichtigste davon ist die Liebe meines Mannes. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag nachträglich! Wie hast du ihn gefeiert? Dankeschön! Ich hatte einen tollen Tag, Scotty (Beths Ehemann) und ich sind ins Kino gegangen, haben Kuchen gegessen und gemütlich Zeit zusammen verbracht. Als du Janis Joplin in einem Musical gespielt hast, musstest du die Rolle aufgeben, weil dich der Part sehr vereinnahmt hat und du so traurig geworden bist, dass du dich nicht mehr in diese Rolle begeben konntest. Geht dir das mit deinen eigenen Songs nicht auch so? Sie sind ja immerhin oft ein sehr persönlicher Einblick in deine eigene Geschichte. Nun, das mit dem Musical war anders. Als ich Janis zum ersten Mal gespielt habe, war ich 27 Jahre alt und hatte grossen Spass daran. Danach bin ich aber durch eine schwere Zeit der Abhängigkeit gegangen. Nach der Entziehung bot man mir die Rolle erneut an. Als ich dann wieder als Janis auf der Bühne stand, hat mich ihre Geschichte sehr traurig gemacht, denn es war mir selbst auf einmal zu nah. Ich konnte keinen Abstand dazu gewinnen, deshalb habe ich nach der Saison aufgehört. Das ist ja schon lange her. Ich liebe Janis, aber als ich meine eigene Abhängigkeit und die Entziehung durchgemacht hatte, war ihre Rolle sehr schwierig für mich und sie zu spielen hat mir Angst gemacht. Also musste ich diesen Schritt nach vorne gehen. Deine eigenen Songs zu singen, auch wenn sie teilweise mit Trauer oder schweren Zeiten verbunden sind, ist also weniger belastend. Ja. Meine eigenen Songs zu singen macht mich nicht traurig, ich werde manchmal nur etwas emotional. Aber es ist anders, weil es um meine Erfahrungen geht, um mein eigenes Leben. Ich schreibe in meinen eigenen Worten darüber und das hilft mir, mich daran zu erinnern, woher ich komme und was ich durchgemacht habe. Das ist sehr positiv! Ich singe zum Beispiel „Leave The Light On“ sehr gerne, obwohl ich dieses Lied in einem meiner dunkelsten Momente geschrieben habe. Wenn ich ihn heute singe, finde ich aber eine Menge Hoffnung darin, weil sich seit dem viele Dinge verändert haben. Insofern tut es mir eher gut, meine eigenen Lieder zu singen. Ist es immer einfach, deine Gefühle in Worten auszudrücken, wenn du einen Text zu einem Song schreibst? Wenn ich schreibe, dann befinde ich mich ganz im Moment und was darin passiert. Die Musik kommt normalerweise immer sehr schnell und leicht zustande. Die Texte muss ich mir teilweise aber hart erarbeiten. Das liegt wohl daran, dass ich mich jeweils erst davon befreien muss, mich in einer falsch empfundenen Sicherheit zu wiegen, damit ich zum wahren Kern finde. Das kann je nachdem sehr schwierig und emotional werden. Wenn ich aber dann einen Weg gefunden habe, meine Gefühle und die Wahrheit darin artikulieren zu können, ist das sehr befreiend. Das bereitet mir immer viel Freude, wenn das klappt. Du hast vor einigen Jahren in einem Interview gesagt, dass du nur dann Songs schreiben kannst, wenn du dich schlecht fühlst. Auf deinem neuen Album hat sich das aber hörbar geändert, denn darauf findet man viele positive Momente. Hast du deinen Frieden damit gefunden, dich wohlfühlen zu dürfen? Oder hattest du früher eher ein schlechtes Gewissen gegenüber deiner Kreativität, wenn du dich gut gefühlt hast, weil du
dachtest, dass du keine guten Songs mehr schreiben kannst? Es war tatsächlich eine Gewissensentscheidung, mich ausdrücken zu dürfen und zu können, wenn ich glücklich und zufrieden bin. Oder darüber nachzudenken, wie wichtig es als Künstler und Mensch ist, dass man auch dann Wege in die Kreativität findet, wenn man glücklich ist und das Leben feiert. Es war eine Gewissensentscheidung, mich selbst herauszufordern und in eine Richtung zu gehen, die Kreativität nicht nur aus dem Dunkel herausholt. War das schwierig? Ja. Es war beängstigend. Ich hatte das noch nie zuvor getan. Ich hatte zwar immer wieder mal einen Happy-Song geschrieben, aber nie für den Grossteil eines ganzen Albums. Normalerweise bin ich an einem relaxten, friedlichen Ort, wenn ich mich gut fühle und geniesse dann mein Leben. Ich hatte Musik immer dazu benutzt, mir die Schmerzen von der Seele zu schreiben und es durch schwierige Zeiten zu schaffen. Dieses Mal war die Herausforderung eine andere. Dieses Mal wollte ich schreiben, während ich gute Erfahrungen machte. Das kannte ich vorher nicht und deshalb hatte ich Schwierigkeiten damit. Es stellte sich aber heraus, dass es erfüllend war, etwas anderes zu tun und mich auf neue Art und Weise ausdrücken zu können. Wo hast du „Better Than Home“ aufgenommen und wer hat es produziert? Aufgenommen habe ich es in New York mit einer grossartigen Band und den Produzenten Rob Mathes und Michael Stevens, beides sehr liebe Menschen und gute Freunde. Ich bin bei meinem Auftritt vor gut zwei Jahren bei den Kennedy Center Honors auf sie gestossen, denn Michael Stevens leitet diese Show und Rob Mathes ist der Musical Director. Sie fragten mich, ob ich mit ihnen ein Album aufnehmen würde, und ich sagte zu. Die Band ist nicht die gleiche wie deine Liveband? Nein, im Studio spiele ich immer mit den Musikern, mit denen die Produzenten gut klarkommen. Dem Promomaterial zu deinem neuen Album „Better Than Home“ lagen auch die Songtexte bei. Ich finde, das sollte eigentlich jeder Musiker tun, denn das ist eine gute Idee, um sich intensiver mit der Musik auseinandersetzen zu können. Ich würde gerne ein wenig mehr über die einzelnen Songs wissen. Im ersten Song „You Might As Well Smile“ singst du die Zeile „I woke up laughing the blues“. Die Worte „laughing“ und „blues“ findet man normalerweise nicht im gleichen Satz. Kratzt du ein wenig an der Tradition? Traditionellerweise geht es ja immer um etwas ganz Schreckliches, wenn ein Bluessong mit der Zeile „I woke up this morning“ anfängt. Ich habe mir gedacht, es wäre mal interessant, meine Sichtweise zu äussern. Wenn du mit Depressionen aufwachst, dann möchtest du eigentlich weinen. Aber wenn du trotz dieser Dunkelheit darüber nachdenkst, wie viele gute und schöne Dinge um dich herum sind, und du versuchst zu lächeln, dann hilft das. Wenn du dich schlecht fühlst, aber das Gegenteil davon aussprichst, also „Mir geht's grossartig!“ in Worte fasst, macht das sehr viel aus. Wenn du eigentlich vor etwas Angst hast, dann gibt es dir Stärke zurück, wenn du sagst: „Ich bin mutig!“ Du sprichst das Gegenteil mit deinem Mund aus, was du eigentlich im Inneren fühlst. So schlecht es dir auch gehen mag, wenn du das Gegenteil in laute Worte fasst, dann kannst du dein inneres Gleichgewicht wieder herstellen, körperlich
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wie seelisch. Ich weiss, dass das Leben eine Achterbahnfahrt ist. Und egal, wie hart ich arbeite oder was ich auch tue, es wird immer Zeiten grosser Freude, aber auch grosser Traurigkeit geben. So ist das eben. Wenn ich ausflippe, weil es mir schlecht geht, dann hilft mir das nicht. Es geht auch nicht darum, diese Schwierigkeiten zu verdrängen und zu ignorieren. Es geht darum, das Licht in der Dunkelheit zu finden. Wenn ich also lächle, dann habe ich vielleicht die Chance, auch innerlich zu merken, dass ich lächle. Aber ich muss etwas dafür tun, um diese Chance zu haben. Darum geht es in dem Song: Dinge zu fühlen, auch wenn sie nicht sichtbar sind. In „Tell Em To Hold On“ steht die Zeile „Everyone is looking for something to hold, some kind of saviour“. Hast du etwas oder jemanden gefunden, der dich gerettet hat? Meine Güte, ja, ich habe so viele Dinge gefunden, die mich gerettet haben! Das wichtigste davon ist die Liebe meines Mannes. Als ich ihn kennengelernt habe, war ich in einem sehr schlechten Zustand. Wir haben erst nur zusammen gearbeitet, aber dann angefangen, miteinander auszugehen. Und in meiner schlimmsten Zeit war er immer da. Er hat mich jeden Tag im Krankenhaus besucht, mich auf dem Sofa in den Schlaf gewiegt, nach dem Entzug meine Wohnung ausgeräumt, mich zu sich genommen und auf mich aufgepasst. Ich hatte meine Hoffnung und den Willen zu leben verloren. Und er hat mich einfach geliebt, so dass ich wieder lernen konnte, mein Leben und mich selbst zu lieben. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Du hast Glück gehabt, so jemanden finden zu können. Ja, das habe ich wirklich. Ich bin wirklich sehr glücklich mit ihm. All diese Jahre verbringen wir schon zusammen, seit 1999. Er ist das hellste Licht in meinem Leben. Er ist ein wunderbarer, liebenswürdiger Mann. Wir arbeiten auch zusammen, er ist mein Roadmanager. Und anfangs habe ich gedacht, das wird nicht funktionieren, weil wir beide sehr dominant sind. Aber irgendwie klappt das ganz gut. Ich habe erst nach dem Hören des Albums in das Promomaterial geschaut und dabei gesehen, dass es in „Tell Her You Belong To Me“ eigentlich um deinen Vater geht. Die Zeile „But nothing scares me more than the silence of your heart“ ist wohl eine der grössten Ängste im Herzen einer Frau, und mit Sicherheit der angsterregendste Satz des ganzen Albums. Oh ja, ich weiss... Bis zum heutigen Tag, auch nach all der Liebe, die ich von meinem Mann bekomme... (denkt nach) Ich bin neulich nachts aufgewacht, und habe Scott mit der Frage geweckt, ob er mich je betrogen hätte. Er verneinte das und ich habe ihn wohl genötigt, das auf meine Bipolare Störung zu schwören (lacht laut und lange). Ich hatte am nächsten Morgen keine Ahnung mehr davon. Ab und zu habe ich diese Träume, in denen er mich verlässt. Aber den grössten Schmerz habe ich empfunden, als mein Vater uns verlassen hat. Ich hatte von da an keine Beziehung mehr zu ihm (seine neue Frau hatte ihm den Kontakt untersagt – Anm. d. Aut.). Die konnten wir erst wieder fortsetzen, als ich sehr viel älter war. In dem Song geht es um diesen schlimmen Schmerz. Du weißt, jemand liebt dich so sehr, aber von einem Moment auf den anderen tut er das nicht mehr. Und du stehst da und denkst: Was zur Hölle ist passiert? So etwas macht einem grosse Angst. Das ist wahr. Der nächste Song ist „Trouble“ und er klingt sehr ironisch. Ist dieser Song auch aus persönlichen Erfahrungen entstanden? Hast du öfter Ärger wegen deines grossen Mundwerks? (lacht) Ich habe oft Ärger aus allen möglichen Gründen! Ich habe wahrscheinlich eine selbstdestruktive Persönlichkeit, oder wie man das nennen mag (lacht). Eigentlich möchte ich immer nur gut sein, aber dann macht es „klick“ in meinem Gehirn und ich habe furchtbar viel Spass daran, Unfug zu veranstalten. Das ist so, wie wenn Kinder einen grossen Legoturm bauen und dann diebischen Spass daran haben, ihn zu zerstören. Kennst du das? Oh, ja! Wir müssen leider ein paar Songs überspringen, weil die Zeit drängt. Am liebsten würde ich mich den
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ganzen Abend mit dir unterhalten! (lacht) Das ist lieb, dass du das sagst! Lass uns zu „As Long As I Have A Song“ springen. Was tust du gegen eine Schreibblockade? Erstmal ängstigt mich das. Es sei denn, dass mir das nach einer langen Phase passiert, in der ich viele Songs schreiben konnte. Dann habe ich die Geduld, damit klarzukommen und kann eine Pause machen. Wenn die Pause aber zu lange dauert und ich wieder anfangen möchte zu komponieren und es fliesst nichts, dann kriege ich Angst und denke: Das war's, die Kreativität ist weg, sie kommt nie wieder! Und dann flippe ich aus. Das passiert aus dem Grund, weil das Schreiben von Songs für mich so ein kraftvolles Werkzeug ist, um mich selbst zu heilen. Wenn ich also keinen Zugang zu meinem inneren Kern habe, dann kriege ich richtig Angst. Ich habe dann das Gefühl, von Gott verlassen zu sein und werde ziemlich dramatisch. Aber wenn die Zeit reif ist, dann kommt alles wieder zurück und das Komponieren funktioniert wieder. Ich bin allerdings auch schon durch lange Blockaden gegangen, wo ich ein Jahr lang nicht in der Lage war, vernünftige Songs zu schreiben. Dann gibt es wiederum Phasen, in denen ich konstant während ein paar Jahren gar keine Blockaden habe. Das kann man nie voraussehen. Wir hatten ja schon über Vertrauen gesprochen und wenn ich gerade nicht schreiben kann, dann brauche ich das Vertrauen mehr denn je. Ich muss Vertrauen darin haben, dass alles wieder funktioniert. Das braucht Geduld. Das fällt mir nicht leicht, wenn ich mitten in einer Blockade stecke. Geduld ist wirklich nicht die einfachste Sache auf der Welt. (lacht) Das stimmt! Du bekommst so viele gute Kritiken zu deiner Musik, deiner Stimme, und das zu Recht. Aber du verdienst dir das auch mit viel Arbeit. Das heisst, dass du immer besser wirst, Erfahrungen sammelst und auch das Business besser kennst. Was fordert dich trotzdem heraus? Meine grösste Herausforderung ist, mein Gehirn in der Balance zu halten. Dafür muss ich eine Menge tun, Medizin schlucken, mit Ärzten arbeiten. Ich bete, ich meditiere und ich versuche, sehr diszipliniert zu trainieren, um auch meinen Körper im Gleichgewicht zu halten. Es ist hart, aber so ist es eben. Das ist das Thema aus „You Might As Well Smile“. Heute Morgen bin ich wach geworden, habe mich sehr schlecht gefühlt und geweint. Ich wollte meinem Mann nicht zeigen, wie es mir ging, aber das liess sich nicht vermeiden. Ich war ihm gegenüber ehrlich und offen über meine Gefühle. Er hat mich in den Arm genommen und als ich dann auf dem Balkon gesessen habe und die Sonne auf mein Gesicht schien, kam ich aus diesem Loch wieder etwas heraus. Das sind die Momente, in denen ich kämpfe. Weißt du, die Karriere kommt und geht. Es ist ein Auf und Ab, wie alles im Leben. Darüber habe ich keine Kontrolle. Ich kann einen richtig guten Song schreiben oder eine super Show hinlegen; was, wenn es dir nicht gefällt? Ich kann dich nicht zwingen, es zu mögen oder sonst etwas dagegen tun. Ich musste schon vor vielen Jahren lernen, dass so etwas ausserhalb meiner Kontrolle liegt. Was aber in meiner Kontrolle liegt, ist mein Glaube an meine Arbeit, auch wenn es kein anderer tun würde. Wenn jemand meinen Song mag, wunderbar! Wenn nicht: Blöd, ich wünschte, er würde ihn mögen. Aber ich mag ihn. Das muss genug sein. Das zieht sich durch viele Aspekte meines Lebens. Wenn es mir schlecht geht, muss ich mich aufrappeln, lächeln und an etwas Gutes denken. Das ist das Wichtigste.
LIVE 21. April 2015 Zürich, Volkshaus
Wenn ich l채chle, dann habe ich vielleicht die Chance, auch innerlich zu merken, dass ich l채chle.
KENNY WAYNE SHEPHERD
Der Blonde mit den goldenen Fingern No Hype Required: Langsam, aber stetig mauserte sich Kenny Wayne Shepherd zum internationalen Bluesrocker erster Güte, hat bis heute weltweit über sechs Millionen Platten verkauft, sechs No.1-Alben in den amerikanischen Bluescharts sowie eine Reihe von No.1 Mainstreamrock-Charts Singles, kassiert Auszeichnungen und Grammy-Nominierungen am Laufmeter und zeigt seine ganz grosse Klasse nun exklusiv im intimen Rahmen des Zürcher Kaufleuten. Shepherd tritt in die übergrossen Fussstapfen seiner Vorbilder und füllt diese nicht nur spielend aus, sondern scheint auch alten Hunden noch neue Tricks beizubringen.
LIVE 24. April 2015 Zürich, Kaufleuten
ub. Shepherd ist Musiker mit Leib und Seele, davon dürften mittlerweile auch die letzten Skeptiker überzeugt sein. Bereits als Teenager war der 37-jährige Gitarrensammler und Autonarr aus Louisiana eine Blues-Sensation. Mit 17 ging er von zu Hause weg, um seine erste Tour anzutreten und lieferte 1995 den beeindruckenden Erstling „Ledbetter Heights“ ab. Der Jungspund zählte ab sofort zu den heissesten neuen Namen in Sachen moderner Bluesrock, der ab Ende der 90er-Jahre Fahrt aufnahm. Mit weiteren gleichaltrigen Talenten wie Aynsley Lister, Philip Sayce oder dem heutigen Superstar Joe Bonamassa wetteifert er seither um den Thron. 1998 bekam Shepherd die Gelegenheit, am Montreux Jazz Festival aufzutreten und ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Ruhe gekommen. Der Mann haut uns nun seit Jahren geniale Gitarren-Soli um die Ohren und singt hervorragend. Auf „How I Go“ (2011), seinem ersten Album mit eigenem Material seit sieben Jahren, liess er im Mai 2014 mit Kurzhaarschnitt eine Art Konzeptalbum folgen. „Goin' Home“ ist die Hommage an Shepherds musikalische Vorbilder. Dabei bedient er sich musikhistorisch wertvoller Stücke der grössten Bluesmusiker aller Zeiten, zu denen Shepherd einst die Gitarre spielen lernte. Darunter wegweisende Klassiker von Bo Diddley, Muddy Waters, Howlin´Wolf, Stevie Ray Vaughan sowie der „drei Kings des elektrischen Blues“ (Freddie King, Albert King und B. B. King), die Shepherd lebendig und fulminant auferstehen lässt. Die Tracks erleben eine Wiedergeburt, als wären sie erst gestern geschrieben worden. Die Platte wurde live eingespielt in Shreveport, dem Heimatort von Shepherd und ist somit auch eine geografische Heimkehr zu
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seinen Wurzeln. “Goin' Home” brachte Shepherd unterdessen eine Blues Music Award-Nomination für das beste BluesrockAlbum des Jahres ein (neben “Step Back” von Johnny Winter, Walter Trouts “The Blues Came Callin'” und “Heartsoulblood” der Royal Southern Brotherhood). Der Titelgewinner soll im Mai 2015 in Memphis gekürt werden. Zu der Dokumentation der Blues-Hits inspiriert haben dürfte Shepherd die Zusammenarbeit mit Keyboarder Barry Goldberg (Mitgründer von Electric Flag) sowie Gitarren-Legende Stephen Stills, der einst mit Neil Young Buffalo Springfield gründete und bereits Ende der 60er mit Crosby, Stills & Nash Kult-Status erreichte. The Rides nennt sich das All-StarProjekt, das im Herbst 2013 mit „Can't Get Enough” ein überdurchschnittlich gutes und vielseitiges Debüt veröffentlichte. Kürzlich hat die Band einen Nachfolger sowie eine Tour angekündigt. Inzwischen ist Shepherd ab April 2015 mit eigener Band auf Europa-Tournee, zusammen mit Noah Hunt, dem weissen Lead-Sänger mit schwarzer Stimme und seit 1998 nicht wegzudenkendes Mitglied der KWS Band. Weitere prominente Musiker der Truppe sind Schlagzeuger Chris Layton, der sich Ende der 70er-Jahre Stevie Ray Vaughans neu gegründeter Band Double Trouble anschloss und im Business als bester ShuffleDrummer gilt sowie Riley Osbourn (B-3 & Keyboards) aus Texas, seit 2007 mit dabei. Der britische Bassist Tony “the fretless Monster” Franklin, bekannt durch The Firm (mit Zepp-Legende Page, Paul Rodgers und Chris Slade) ist der neuste Zugang der KWSB. Das Ass zupfte seinen bundlosen Bass für Blue Murder, David Gilmour, Whitesnake und ist auf über 150 Platten zu hören.
Ein Plädoyer für die noble Blässe Mit einem lauten Paukenschlag meldet sich wohl eine der kontroversesten Künstlerfiguren wieder zurück. Marilyn Manson betritt nach jahrelanger Abstinenz endlich wieder die Sowbühne. Sein neues Album „The Pale Emperor“, mit dem er auf Platz 1 der Schweizer Charts kletterte, zeigt den Ausnahmesänger in absoluter Höchstform und beweist, dass er neben der Malerei, Schauspielerei und anderen kreativen Tätigkeiten eben doch Vollblutmusiker geblieben ist.
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em. Über jemanden wie Marilyn Manson muss man im Grunde genommen nicht mehr viel sagen, denn die Massen haben sich längst ihr eigenes Urteil über den grossen, schlaksigen, intellektuellen Mann mit der etwas seltsamen Art sich zu schminken, gebildet. Er wird gehasst, geliebt, vergöttert oder gefürchtet, aber kalt lässt ihn niemand. Im Jahre 1998 gelang Marilyn Manson mit seinem Output „Mechanical Animals“ ein Meilenstein in der Musik. Unzählige Singleauskopplungen wie „I Don't Like The Drugs“, „The Beautiful People“, „The Dope Show“, „Rock Is Dead“, „Personal Jesus“, „Tainted Love“ oder auch „Sweet Dreams“ waren unglaublich erfolgreich und machten ihn zum absoluten Superstar. In der Schweiz jedoch liess er sich 2001 im Zuge der „Guns, God, And Government World Tour“ von den grandiosen Disturbed als Supportact gnadenlos an die Wand spielen. Dieser Peitschenhieb war legendär. In den Jahren danach flachte der Erfolg etwas ab, obwohl in regelmässigen Abständen Alben rausgehauen wurden. Zwischenzeitlich betätigte sich der selbstkritische Künstler auch als sehr angesehener Maler. Seine Werke sind in so manchem Museum zu bestaunen. Schlagzeilen lieferte Manson in den letzten Jahren jedoch oft häufiger wegen seiner amourösen Verbindungen, als mit seiner Musik. Als da
wären zum Beispiel: Die Beziehung zur amerikanischen Schauspielerin Rose McGowan („Charmed – Zauberhafte Hexen“), die Kurzehe mit der bildschönen BurlesqueTänzerin Dita Von Teese oder auch die Liaison mit der 18 Jahre jüngeren Akteurin Evan Rachel Wood. Auf die Frage hin, weshalb Manson so anziehend auf die Damenwelt wirke antwortete er kürzlich in einem Interview, dass er das selbst nicht verstehen könne. Er sei sehr schüchtern und je hässlicher er sich schminke, um so mehr würden die Frauen auf ihn abfahren. Der Presse entging auch kein Termin, den Marilyn Manson vor Gericht verbrachte und es waren viele. Der wohl Schlimmste von ihnen geht ins Jahr 2002 zurück. Gegen Manson wurde Anklage erhoben, nachdem 2001 die damalige Freundin des Schauspielers Keanu Reeves, durch einen Autounfall nach einer Party bei Marilyn Manson tödlich verunglückte. Die Mutter des Opfers machte ihn für den Tod ihrer Tochter mit verantwortlich. Die Polizei hatte im Wagen der Verstorbenen Drogen und Medikamente gefunden. Bis dato kam der Rockstar aber stets mit einem blauen Auge davon. Seine aktuelle Veröffentlichung „The Pale Emperor“ dürfte den immer wieder von Drogenproblemen, Depressionen und Selbstverletzungen gebeutelten Marilyn Manson aber wieder dahin zurück katapultieren, wo er hingehört: Auf den Thron des Rock! Einen so fantastischen Longplayer hat man von ihm seit „Mechanical Animals“ nicht mehr gehört. Marilyn Manson hat ohne Zweifel zu seiner alten Form zurückgefunden. Wie immer holt er zum Rundumschlag aus. Er weckt auf, regt zum Nachdenken an, tut seiner Meinung sehr offen und schonungslos Kund und hält der Gesellschaft wie immer rücksichtslos den Spiegel vor das Gesicht. Kritisch, unbequem, provokativ und das alles verpackt in wuchtigen oder auch stimmungsvollen Kompositionen (vgl. Kasten). Es ist schwer zu sagen, was Marilyn Manson dazu verleitet hat, musikalisch wieder da anzusetzen, wo er Ende der Neunzigerjahre aufgehört hat. Manson hat musikalisch schon immer auf die Hilfe gewisser Weggefährten gesetzt. Sein neuster Mitstreiter Tyler Bates dürfte mit unter verantwortlich dafür sein, dass dieser Weg eingeschlagen wurde. Tyler Bates ist Produzent und Komponist aus Los Angeles. Scores von Filmen wie „300“, „The Watchmen“ oder auch „Killer Joe“ stammen aus seiner Feder. Die beiden Herren lernten sich auf dem Set für die Dreharbeiten zu „Californication“ kennen. Ferner war auch eine andere TVSerie für die Zusammenarbeit des neu gegründeten Ensemble Manson/ Bates von Bedeutung: Der amerikanische Serienhit „Salem“, für den der gemeinsame Song „Cupid Carries A Gun“ als Themesong verwendet wurde. „The Pale Emperor“ ist die Verschmelzung aus Black und Blues, das Ergebnis eines exzessiv ausgelebten Lebens und seiner Tragweite. Marilyn Manson hat es geschafft sich wieder neu zu erfinden, obwohl er zurück zu seinen musikalischen Wurzeln kehrt. Für ihn als Musiker dürfte mit der Veröffentlichung von „The Pale Emperor“ eine neue Zeitrechnung beginnen. Er wird wieder in der Lage sein mit seiner Tonkunst, seinen Shows und seinen Meinungsäusserungen und Anschauungen die Musikwelt in ihren Grundfesten zu erschüttern. Er wird wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit erlangen, die ihm und seinem musikalischen Schaffen zusteht.
MARILYN MANSON The Pale Emperor Vertigo/Universal
em. Er ist zurück! Der Meister der Inszenierung, der Prophet, Antichrist und Superstar Brian Warner alias Marilyn Manson. Nach vielen Jahren, in denen er eher mittelmässige Alben veröffentlicht hat, steigt Manson nun wie Phönix aus der Asche. Es ist eine geradezu triumphale Wiedergeburt. Ein Frontalangriff in Form eines Meisterwerkes, das auf den Namen „The Pale Emperor“ hört. Marilyn Mansons Stimme ist gewohnt variabel, enorm emotional, diabolisch, schmerzerfüllt, rotzig und irgendwie herrlich krank. Sämtliche
Texte der insgesamt 13 Songs sind wie zu erwarten provokant, ehrlich, direkt und halten der Gesellschaft auf schonungslose Art den Spiegel vor das Gesicht. Bereits der rhythmische Midtempo-Opener „Killing Strangers“ zeigt, dass Manson wieder zu seinen musikalischen Wurzeln zurückgekehrt ist. Eine Parallele zum 1998 erschienenen „Mechanical Animals“ ist unüberhörbar. Es folgt das alles niederwalzende „Deep Six“. Eine Nummer die so kraftvoll und energiegeladen ist, dass sie nichts anders tut, als reinzuhauen und zwar mit voller Wucht. „ Third Day Of A Seven Day Binge“ ist die erste Single. Sie wurde vom renommierten Rolling Stone auf Platz 1 der Lieblingssongliste gewählt und treffend als „ebenso runterziehend wie catchy“ bezeichnet. Der nächste Track heisst “The Mephistopheles Of Los Angeles“ und gewährt dem Konsument einen tiefen Einblick in das Grundthema des Albums: Goethes „Faust“ und das Geschäft mit dem Teufel. Vom Sound her wirkt „The Beautiful People“ aus dem Jahre 1996 nach, was der Qualität keinen Abbruch tut. Mit „Warship My Wreck“ und „Slave Only Dreams To Be King“ folgen zwei weitere Stücke, welche trotz des schleppenden Charakters sehr brachial daherkommen, was auch an der stimmlichen Darbietung Mansons liegt. Er kann es immer noch und zwar verdammt gut. Ziemlich rockig kommt „The Devil Beneath My Feet“ daher und da muss man einfach mal eine Textpassage erwähnen,
aber unkommentiert lassen: „I don't need a motherfucker looking down on me, no motherfucker looking down on me.“ Wieder in einem stampfigen Rhythmus zeigt sich „Birds Of Hell Awaiting“ in dem Mansons Stimmengewalt erneut hervorragend zum Tragen kommt. „Cupid Carries A Gun“ reiht sich perfekt in die Kette von tollen Kompositionen ein. In wenigen Momenten vernimmt man auch die Klänge einer akustischen Gitarre, welche ausgezeichnet passen und ausgewählt eingesetzt wurden. Auch beim folgenden „Odds Of Even“ ist das so. Langsam, clean und unterkühlt. „Day 3“ klingt dann wieder fast schon heiter und schwungvoll, wobei auch hier die akustische Gitarre eine gewisse Wärme erzeugt. Daran ändert sich auch bei „Faited, Faithful, Fatal“ nichts. Das Schlusslicht „Fall Of The House Of Death“ ist dann effektiv eine balladeske Nummer, wieder mit akustischen Gitarrenklängen untermalt. Marilyn Manson hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er auch sanfte Melodien mühelos hinkriegt. Diese Scheibe ist wahrlich ein Meisterwerk. Authentisch, rockig, sehr gefühlsbetont, zum Teil episch und opulent, dann wieder karg und reduziert. Ein Muss für alle Manson-Jünger, die so lange auf ein wirklich atemberaubendes Album des blassen Kaisers haben warten müssen.
Ihr da oben wir da unten ub. Die Münchner Rocker Eisbrecher, einst von Sänger Alex Wesselsky und Gitarrist Noel Pix als Duo gegründet, präsentieren ihr sechstes Album „Schock“. Die weltweite Veröffentlichung der neuen Scheibe könnte die Tür zur internationalen Karriere öffnen. TRACKS sprach mit Wesselsky, dem leidenschaftlich zornigen Frontmann der Band und lernte einen umsichtigen Musiker kennen, der auch mit 46 Jahren am Rock'n'Roll-Traum festhält. Systematische Schubladisierung und Stagnation sind nicht sein Ding, Vielseitigkeit und Experimentierlust schon eher.
«Die Menschen sind überall gleich, nur deren Machthaber nicht» 32
Wie fühlst Du Dich so kurz vor der Veröffentlichung von „Schock“? Am Rande eines Nervenzusammenbruchs oder wie eine hochschwangere Frau vor der Entbindung. Wir haben zwei Jahre an „Schock“ gearbeitet, nun muss der Druck endlich entweichen. Zieht sich ein roter Faden durch das Album? Das Thema lautet: Schock mein System! Das System hat alle linken und rechten Revolutionen unbeschadet überstanden. Noch immer herrscht keine Gerechtigkeit auf der Welt. Ihr da oben – wir da unten. Das System bleibt bestehen und lacht uns in Gesicht, „na dann schock mich mal“. Ängste werden bewusst geschürt und Themen instrumentalisiert. Die Medien blasen ins gleiche Horn und dienen als Brandbeschleuniger, sodass eine impulsive Angst-Hysterie herrscht. Solange die Menschen Angst haben, halten sie die Klappe und stellen nichts in Frage. Dazu kriegt das Volk via Radio Dudelfunk ständig Ritalin ins Ohr verabreicht. Da bleibt nur noch das ständige Jammern über Kleinigkeiten. Ich empfinde es als Privileg, hier geboren zu sein, doch wir sollten unseren Verstand einsetzen und kritisch bleiben. Hüte dich vor der Masse, die Masse hatte noch nie Recht! Es ist eine bunte Welt, wir wollen keine Gleichmacher. Solche Statements müssen musikalisch nach Clawfinger, Panthera oder Biohazard klingen. Zum Glück darf ich auf der Bühne stehen, das versöhnt mich mit der Gesellschaft, schlussendlich ist eben doch alles politisch… „Himmel, Arsch Und Zwirn“ wird getragen von brachialen Gitarren, die man sonst von Tom Morello (Rage Against The Machine, Audioslave) zu hören bekommt. Prangert auch dieser Song die heutige Konsumverblödung und Unverbindlichkeit an? „Himmel, Arsch Und Zwirn“ ist ein bayrischer Fluch und meint „es geht mir auf die Nerven“. Die Rede ist vom typischen StammtischWeltveränderer: Eine grosse Klappe, aber lass mich bloss in Frieden, weil ich mich selbst nicht ausstehen kann und keinesfalls Verantwortung übernehmen will. Spätestens in der Lebensmitte sollte man jedoch durchaus Verantwortung übernehmen. Natürlich üben wir hier auch Selbstkritik und nehmen uns nicht aus. Es freut mich, dass der Text Gedanken auslöst. Es ist das grösste Kompliment, das man kriegen kann.
LIVE 6. März 2015 Pratteln, Z7 Grundsätzlich ist mir wichtig, dass die Interpretation der Texte jedem selbst überlassen bleibt. Wir verkaufen schliesslich keine Medikamente mit Beipackzetteln. Wer schreibt die Musik und Texte? Mein kongenialer Partner Noel Pix und ich sind hauptsächlich für das Songwriting zuständig, obwohl sich alle Bandmitglieder gegenseitig inspirieren. Es ist ein Wechselspiel. Zuerst schreiben wir immer die Musik, die dann die Reise und Emotion vorgibt. Schreibst Du Deine Ideen in ein Notizbuch? Ja, genau. Früher habe ich das gemacht. Aber oft hat man gerade dann keinen Bleistift zur Hand, wenn einem die besten Ideen kommen. Heutzutage gibt es glücklicherweise Smartphones. Wann hast Du angefangen, Musik zu machen? Ab 1985 war ich Sänger und Bassist in einem Police-ähnlichen Trio namens Dale Arden. „Highway To Hell“ von AC/DC war damals mein Lieblingsalbum und das ist es vielleicht bis heute. Zu „Shot Down In Flames“ konnte ich gut singen und gleichzeitig Bass spielen, da ich nur eine Saite durchhauen musste, ansonsten fiel es mir eher schwer. Seit 1992 bin ich deshalb nur noch Frontmann. „Schock“ lässt sich nicht leicht einordnen und umfasst ein breites musikalisches Spektrum. Abwechslung hat bei uns Tradition. Auch Unfug muss erlaubt sein. „Nachtfieber“ ist zum Beispiel eine Parodie des DiscoPops der Bee Gees. Wir werden dazu ein schräges 70ies-Video drehen. Das alles macht einfach Spass. Nicht nur Kleider, sondern auch „Fehler Machen Leute“. In diesem Stück geht es um Demut, denn niemand ist unfehlbar. Die Kunst des Scheiterns besteht darin, von Fehlern zu lernen. Mein Gott, bin ich weise (lacht). Die Umarmung folgt sogleich mit „Der Flieger“, doch Ikarus kommt der Sonne zu nah und stürzt ab… Ist das tragisch-komische Thema von „Zwischen Uns“ auch selbstironisch zu sehen? Früher war ich absolut fanatisiert und habe mich sehr ernst genommen. Heute glaube ich, dass man sich vor Leuten in Acht nehmen muss, die nicht über sich selbst lachen können. Eisbrecher zählen wie Rammstein oder Megaherz zur “Neuen Deutschen Härte”, die ein bestimmtes Image bedient. Rein
äusserlich gäbe man Dir diese Vielschichtigkeit gar nicht. Na besten Dank auch! Schreib auf: „Neue Deutsche Härte“ ist wie vergammelter Schweizer Käse! Vor 22 Jahren habe ich Megaherz gegründet und weiss bis heute nicht genau, was die „Neue Deutsche Härte“ sein soll. Ich will unseren Stil auch nicht ständig erklären. Mit dem rechtsradikalen Klischee muss jedoch endgültig gebrochen werden! Diesen Leuten sage ich: Hört euch das Album an und entscheidet selbst. Unsere Musik soll ein spannender Experimentierkasten bleiben. Neue Wege entstehen, schlicht indem wir sie gehen. Wir wollen keinesfalls stagnieren und immer wieder Neues wagen, damit überraschen wir die Fans und auch uns selbst. Von 2006 – 2010 gingst Du fremd und warst „Der Checker“ auf DMAX. Um was ging es da? Es ging darum, verschiedene Gebrauchtwagen zu prüfen, einen auszuwählen und hergerichtet zu übergeben. Die Sendung wurde in Deutschland, der Schweiz und in Österreich ausgestrahlt und hat mich auf einen Schlag berühmt gemacht. Ich wurde sogar in einem Taxi in New York darauf angesprochen. Seit dem Debüt „Eisbrecher“ von 2004 habt Ihr im braven 2Jahres-Abstand ein Album veröffentlicht. Nach „Die Hölle Muss Warten“ ist „Schock“ nun der Zweitling bei Sony Music. Wie gross ist der Einfluss der Plattenfirma? Stimmt nicht ganz. Seit „Die Hölle Muss Warten“ sind bereits drei Jahre vergangen. Da haben wir doch erstmals einen ungeraden Abstand. Bei uns schlägt es eben „Dreizehn“! Im Ernst, Sony gibt keine Deadlines vor und lässt uns komplett gewähren. Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen um ein neues Album fertig zu stellen. Sony gibt auch nicht vor, wie lange eine LP zu sein hat. Klar, seit es CD's gibt, laufen die Alben wesentlich länger als früher, wo das Vinyl gerade mal gute 40 Minuten Spielzeit hergab. Ab Februar 2015 seid Ihr im deutschsprachigen Raum auf Tournee und anfang April in Russland. Habt Ihr überhaupt Fans dort? Ja, klar. Im Januar 2014 besuchten etwa 1'000 Leute unser Konzert in Moskau. Danach sind wir mit dem Zug nach St. Petersburg gefahren, wo man uns mitten in der Nacht einen Empfang bereitete wie bei einem Staatsbesuch. Das war echt unglaublich. Wir haben in Russland viele positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen sind überall gleich, nur deren Machthaber nicht.
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SODOM
Wenn die Worte "kultig" und "authentisch" nicht zu hoch gegriffen sind, dann bei der RuhrpottThrash Metal Band Sodom. Tom Angelripper, der Frontmann des Trios, positioniert sich als stets freundlicher und Fan-naher Musiker, der primär ein riesengrosser Heavy Metal-Fan ist. Anlässlich des Gigs zusammen mit Kreator, Arch Enemy und Vader im Z7 in Pratteln konnte TRACKS mit Tom direkt nach dem überzeugenden Auftritt sprechen. lg. Obschon der Auftritt nur 45 Minuten gedauert hat, stand dieser ganz im Zeichen des Hitalbums „Agent Orange“ aus dem Jahre 1989, bestätigt Tom: "Ja, genau. „Agent Orange“ kam vor 25 Jahren heraus, ist nach wie vor das erfolgreichste Album von Sodom und bescherte damals für eine ThrashMetal Band die erste Chartsnotierung in Deutschland überhaupt. Das war ein Riesending und kam für uns völlig unerwartet." Die drei Songs "Agent Orange", "Remember The Fallen" und "Ausgebombt" bildeten die Eckpfeiler der Show, an welcher auch ein neuer Song, der Titeltrack der aktuellen EP "Sacred Warpath", gezockt wurde. Allerdings sieht Tom Sodom auf dieser Tour als das dritte Rad am Wagen. „Es ist ganz klar eine Kreator-Sache, welche die Jungs in der für sie üblichen Perfektion und Berechenbarkeit abziehen. Die Tour hat ja Festivalcharaker, da ja auch noch Vader und Arch Enemy am Start sind. Das Positive ist, dass wir wenigstens nur einen kurzen Soundcheck machen müssen, hahah" meint Tom, „der Gig heute in Pratteln hat grossen Spass gemacht. Auch die uralten Sachen kamen gut." Zur neuen EP meint Tom: "Wir wollten 2014 unbedingt noch ein Lebenszeichen von uns geben. Somit haben wir diese Scheibe gemacht. Das Cover stammt übrigens von einem Zeichner namens Christan Ermel, der eine alte Vorlage von mir aus den 80er Jahren als Ölbild umgesetzt hat." In der Tat sieht das Artwork sehr old-schoolig aus und passt in eine Reihe mit den Covern aus den 80er Jahren. Ein neues Album ist in der Mache. "Wir haben bereits sechs Songs, die fertig sind. Wir produzieren das Album in unserem grossen Bandraum. Dieser befindet sich aber leider in Dortmund, haha…" so Tom, der beinharte Gelsenkirchener (Anmerkung: Die Rivalität im Fussball zwischen den beiden Klubs Schalke 04 aus Gelsenkirchen und Borussia Dortmund ist legendär). Das neue, noch unbetitelte Album wird voraussichtlich Anfang 2016 erscheinen. Es erübrigt sich, über die Bandgeschichte von Sodom ausführlich zu werden, da diese mit den beiden DVDs "Lords Of Depravity Pt.1 und 2" (2005/2010) sehr gut und unterhaltsam aufbereitet worden ist. "Ja, die beiden DVDs bieten ein abendfüllendes Programm" so Tom. Dennoch kurz: Sodom bildeten Mitte der 80er Jahre zusammen mit
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Destruction und Kreator die Speerspitze des deutschen Speed-/Thrash-Metals. Das Trio mit Tom, Chris Witchhunter (dr., † 2008) und wechselnden Gitarristen erschuf mit der Debüt EP "In The Sign Of Evil" (1984) sowie den ersten drei Alben "Obsessed By Cruelty" (1986), "Persecution Mania" (1987) und dem Chartbreaker "Agent Orange" (1989) Meilensteine des Genres und konnte sich trotz zahlreicher Besetzungswechsel und den schwierigen 90er Jahren immer recht erfolgreich über Wasser halten. Als Tiefpunkt nennt Tom 1992, als er Chris Witchunter aus der Band werfen musste. "Ja, das war sehr schmerzhaft, aber es ging nicht mehr. Als Highlights sehe ich dafür die vielen tollen Touren, auch die beiden grossen Touren in den 80er Jahren sowie die Witchhunter-Tribute Show nach dessen Tod." Zu seiner Position in der Band sagt Tom ganz klar und selbstbewusst: "Ohne mich gibt es kein Sodom. Ich bin Frontmann und das einige konstante Bandmitglied". Aufgrund des legendären und sehr starken Backkatalogs drängt es sich auf, das dieser auch endlich mal vernünftig wiederveröffentlicht wird. "Bei „Agent Orange“ ist das vor ein paar Jahren ja sehr gut herausgekommen, während das Cover beim Re-Release von „Better Off Dead“ ja sehr schlecht aussieht. Aber grundsätzlich wären Wiederveröffentlichungen super. Bei „Obsessed By Cruelty“ weiss wohl niemand, wo sich die Masterbänder befinden", nimmt Tom ausführlich zu diesem Thema Stellung. "Auch „Tapping The Vein“ wäre mal fällig, denn für die LP werden ja teils sehr hohe Preise bezahlt." Mit Tom kann man Stunden über Heavy Metal und seine Haupteinflüsse philosophieren. "Für mich waren ganz klar drei Scheiben wegweisend: Erstmals "Welcome To Hell" (1981), das unglaubliche Debüt von Venom, dann "Filth Hounds Of Hades" (1982) von Tank, als sie noch gut waren – nicht so wie heute – und schliesslich "No Sleep `Till Hammersmith" (1981), das Live-Album von Motörhead" erklärt Tom geschmackssicher seine Faves. "Mit Venom hat für mich alles angefangen. Auch weitere Bands wie Raven, Jaguar, The Rods oder auch Vardis bedeuten mir sehr viel". Auf die Frage, ob er auch aktuelle Sachen hört, antwortet Tom lapidar: "Nein".
Hard/Heavy/Metal REVOLUTION SAINTS Revolution Saints Frontiers Records/MV
mv. Und schon wieder so eine Supergroup, wo gelangweilte Musiker etwas Geld nebenbei verdienen möchten, werden viele vielleicht jetzt denken. Aber Pustekuchen, was Frontiers Records‘ Chef Serafino Perugino da auf die Beine gestellt hat, ist ein echtes Melodic Rock Juwel und wird AOR- und Hard Rock Fans gleichermassen begeistern. Revolution Saints bestehen aus Deen Castronovo von Journey (Gesang und Drums), Doug Aldrich (Gitarre, ex-Whitesnake, ex-Dio) und Jack Blades (Bass, Gesang, Night Ranger und Damn Yankees), dazu gesellen sich als Gäste Alessandro Del Veccio, Neal Schon und Arnel Pineda von Journey. Klar, dass die Erwartungen bei so einem Line-Up sehr hoch sind. Und zum Glück hält das Album problemlos was die grossen Namen versprechen. Melodische Hook-Monster wie „Back On My Trail“, “Locked Out Of Paradise”, „Turn Back Time“ oder “Dream On” sprühen nur so vor Spielfreude und grossen Melodien, während getragene Rockhymnen wie “Here Forever” oder „Better World“ und einige sehr gefühlvolle Balladen (als Highlight „You’re Not Alone“ mit Arnel Pineda) alles beinhalten, was ein Classic Rock Album ausmacht. Der Gesang von Deen Castronovo ist voller Leidenschaft und die furiosen Gitarrensoli von Doug Aldrich werden jeden Fan der alten Gitarrenhelden zu Freudentränen bringen. Hier haben sich einige Meister zusammengefunden und mit viel Spielfreude ein arschgeiles Rockalbum zusammengezimmert. Check it out!
ALPHA TIGER iDentity Steamhammer/SPV/MV mv. Alpha Tiger legen mit „iDentity“ ihr drittes Album vor, nach dem Gesetz der Szene das berühmte „Make it or break it“-Album. Nach dem sensatio-
nellen Debutalbum „Man Or Machine“ von 2011 hatten sich Alpha Tiger bereits mit ihrem zweiten Album, dem überragenden Killeralbum „Beneath The Surface“, zur ganz grossen Nachwuchshoffnung aus Deutschland in Sachen traditioneller Heavy Metal gemausert. Dementsprechend konnte man für „iDentity“ einen Plattenvertrag bei Steamhammer / SPV ergattern und für die Produktion mit Ikone Tommy Newton (u.a. UFO, Victory, Gamma Ray) zusammenarbeiten, welcher das Album mit einem fantastischen Sound versehen hat. Der Albumtitel soll nun auch unmissverständlich klar machen, dass die Band nun eine eigene Identität gefunden hat und sich aus dem Fahr-
wasser von Queensryche, Fates Warning und Iron Maiden freigeschwommen hat. Und tatsächlich klingt „iDentity“ einiges erwachsener und kompakter als sein Vorgänger. Aber alles in allem hat sich zum Glück nicht zu viel geändert bei Alpha Tiger. Granaten wie „Lady Liberty“, „Scripted Reality“ oder „This World Will Burn“ bieten feinsten, anspruchsvollen USMetal und die erste Single „We Won’t Take It Anymore“ oder der Titeltrack sind die grossen Hymnen mit viel Melodie. Dazu wagt die Band mit „Long Way Of Redemption“ und „Closer Than Yesterday“ ein Experiment mit Keyboards, Synthesizer und balladesken Tönen, welches zur grossen Überraschung perfekt funktioniert und die beiden Songs zu absoluten Highlights der Scheibe werden lässt. Viel besser kann man grosse Melodien nicht mit anspruchsvollem Metal verbinden. Über allem thront einmal mehr Stephan Dietrich‘s ausdrucksstarke Stimme, die jeden Kiske- und Tate-Fan glücklich strahlen werden lässt und die Songs perfekt veredelt. Damit wird „iDentity“ das erste ganz grosse Highlight des noch jungen Jahres.für Stimmung sorgen.
BLOODBOUND Stormborn AFM Records mv. Vor ziemlich genau 10 Jahren erschien das hammergeile Debutalbum “Nosfe-
ratu” dieser schwedischen Power Metal-Truppe. Etliche Sängerwechsel und Alben später sind Bloodbound mit „Stormborn“ bereit, die Szene
REVIEWS
Johansson hat man zudem einen absoluten Könner und Ausnahmesänger in der Band, welcher die Songs mit seiner kraftvollen Performance veredelt und aufwertet. Die Produktion ist ebenfalls sehr sauber und druckvoll und so sollte jeder, welche obige Bands liebt und sich von tonnenweise Klischees nicht abschrecken lässt hier zugreifen.
ECLIPSE Armageddonize Frontiers Records/MV endlich im Sturm zu nehmen. Die grossen Iron Maiden- und Judas Priest-Einflüsse der Anfangstage sind dabei immer mehr in den Hintergrund gerückt und anno 2015 stehen Bloodbound in einer Reihe mit den europäischen Power Metal-Ikonen Hammerfall, Powerwolf, Sabaton oder Edguy. „Stormborn“ bietet somit sehr viel Power und stampfende Riffs, dazu viel Bombast, viele Chöre und sehr eingängige Songs ohne grosse Schnörkel. Hymnen wie „Iron Throne“, „Stormborn“, „Made Of Steel“ oder der Uptempo-Kracher „Satanic Panic“ werden das Zielpublikum zweifellos begeistern. Mit Patrick
mv. Das geniale Komponistenund Produzenten-Duo Erik Martensson (Gesang und Gitarre) / Magnus Henriksson (Lead Gitarre) (u.a. auch tätig für Giant, W.E.T. oder den leider verstorbenen Jimi Jamison) ist mit seiner Hauptband Eclipse wieder mit neuem Album zurück. Das 2012 veröffentlichte letzte Album
REVIEWS Hard/Heavy/Metal “Bleed and Scream“ war ja bereits eine kleine Sensation in der Melodic Hard RockSzene und setzte die Messlatte verdammt hoch für einen Nachfolger. Und da die beiden erwähnten Komponisten seither auch wieder in zig weiteren sehr guten Releases anderer Bands in Erscheinung traten fragt man sich doch zurecht, wann denn eigentlich den Herren mal die wirklich guten Ideen ausgehen werden und ein Release nur noch mittelmässig daher kommen würde. Aber Pustekuchen, mit „Armageddonize” liegt ein weiteres Juwel der melodischen Metalkunst vor und man kann nur staunen aber der Kreativität der Schweden. So bietet das neue Eclipse Album einmal mehr alles was das Fan-Herz begehrt: grosse, catchy Refrains, Melodien ohne Ende, Stadionrock-Hymnen zum Mitsingen und Balladen zum Träumen oder Kuscheln und das alles in einer Qualität, von der Europe und Konsorten heutzutage nur noch träumen können. Und selbstverständlich ist das alles in eine glasklare, druckvolle Produktion gehüllt. Checkt mal Kracher wie „Wide Open“, “Stand On Your Feet“ oder „I Don't Wanna Say I'm Sorry“ an, viel besser kann man diesen Stil im 2015 definitiv nicht spielen.
ENFORCER From Beyond Nuclear Blast/Warner
mv. Das Heavy Metal Quartett Enforcer zeigt sich auf dem neuen Album „From Beyond“ kompromissloser denn je, was für Freunde und Fans der Band eigentlich schon zum Blindkauf reichen müsste. Gemäss Aussage der Band ist "From Beyond“ gleichzeitig schneller, härter, lauter, dunkler und bösartiger, ohne auch nur im Geringsten davon abzuweichen, wofür Enforcer steht. Das trifft den Nagel ausnahmsweise treffsicher auf den Kopf. Auch auf ihrer vierten Scheibe bieten die mittlerweilen schon als Flagschiff der sogenannten New Wave Of Traditional Heavy
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Metal (NWOTHM) gehandelten Schweden wieder ihren wunderbaren Mix aus Agent Steel, Exciter, Riot und Savage Grace. Das heisst umschrieben, hier regieren fräsende Speed Metal Riffs, pure Metal Screams, unbekümmerte Wildheit, totaler Achtziger Spirit und viel Spielfreude. Enforcer sind nach wie vor in absoluter Höchstform und Granaten wie „Undying Evil“, „The Banshee“ oder „One With Fire“ werden jeden Banger zum Fäuste recken und Headbangen bewegen. Für Abwechslung sorgt der grandiose Titeltrack, welcher mit packenden Melodien verfeinert wurde. Mit solch hoher Qualität weisen Enforcer schon Anfang des Jahres die Konkurrenz locker in die Schranken. Oder anders gesagt, so und nicht anders muss eine echte Heavy Metal Scheibe klingen.
Shouter erster Güte ist. Soto erfinden das Rad indes nicht neu. Der kernige und intelligent virtuose Power Metal ist jedoch Balsam für jede Headbanger-Seele. Die Crew besteht aus Sotos jüngster Solo-Band, die bereits 2013 die Segel in Richtung neuer Horizonte setzte: Der brasilianische Gitarrist und Keyboarder BJ (Gründer von Tempest), Leadgitarrist Jorge Salan aus Spanien, der ehemalige Joan Jett And The Blackhearts-Bassist David Z sowie Drummer Edu Cominato, der auf “Inside The Vertigo“ neben JSS als Co-Produzent fungiert. Mit der Frischzellenkur durch neues Personal gelang der vorliegende Quantensprung
ISSA Crossfire Frontiers Records/MV
SOTO Inside The Vertigo Ear Music
ub. Jeff Scott Soto aus Brooklin, New York dürfte vielen durch sein Wirken mit dem schwedischen GitarrenHexer Yngwie Malmsteen bekannt sein, dessen erste beiden LP's „Rising Force“ und „Marching Out“ er Mitte der 80er-Jahre besang. In den 90ern war Soto Sänger bei Axel Rudi Pell, bevor er 2006 und 2007 mit Journey durch Europa tourte. Daneben hatte JSS ab 1994 immer wieder Alben unter eigenem Namen veröffentlicht. Trotzdem fiel er nach Journey in ein seelisches Tief. Diese Unzufriedenheit und Frustration diente indessen als Nährboden für einen Neubeginn mit Soto. „Inside The Vertigo“ versteht sich als Debüt und dient JSS sozusagen als Ventil. Songs mit brettharten Gitarrenriffs, wie der Opener „Final Say“ (mit Gast Mike Orlando von Adrenaline Mob), „Wrath“ (mit Gitarrist Gus G), „Jealousy“ oder „Narcissistically Yours“ erreichen eine rohe Kraft und lassen Erinnerungen an Annihilators “Alice In Hell” (1989) wach werden, mit dem Unterschied, dass JSS ein Top-
mv. Die norwegische Sängerin Issa konnte sich mit ihren bislang drei veröffentlichten Alben bereits einen guten Namen in der Melodic Rock-Szene machen. Gerade das letzte Album “Can’t Stop“ von 2012 war ein kleines Highlight für Freunde melodischer Rockmusik mit Frauengesang. Mit „Crossfire“ erscheint nun das vierte Issa Album und wie bereits in der Vergangenheit konnte die Sängerin wieder eine ganze Reihe von namenhaften Gästen gewinnen für die Aufnahmen (u.a. Steve Overland von FM, Daniel Palmqvist von XOrigin, Alessandro Del Vecchio von Hardline, Robert Säll von Work Of Art, Daniel Johansson von Degreed, Michael Kew von Vega und Steve Newman). Das wirkt sich selbstverständlich auf die Qualität des Albums aus, so ist „Crossfire“ von vorne bis hinten top professionell aufgenommen, gespielt und produziert. Von balladeskem Material bis hin zu eingängigem Melodic Metal mit viel Gefühl ist alles dabei, was das Herz begehrt. Das Album versprüht gute Laune und eignet sich perfekt für lange Auto- oder Zugfahrten
oder zum Träumen und Abschalten. Als Anspieltipps sind „Raintown“, „Crossfire“, „Fight Fire With Rain“ oder „New Horizon“ zu nennen, wobei alle Songs von der wunderbaren, tollen Stimme Issa’s leben, welche wirklich perfekt in Szene gesetzt wurde. Ein erstes Melodic Rock-Highlight des noch jungen Jahres.
NIGHT DEMON Curse Of The Damned Steamhammer/SPV/MV
mv. Was für ein Artwork ! Echte Heavy Metal Maniacs werden sich diese totale 80er Jahre Klischee-Reminiszenz schon nur beim Anblick des Covers sofort zulegen, denn bei so einem Artwork muss die Musik einfach gut sein. Night Demon spielen aber nicht Rumpel-Thrash im Stile der alten Sodom wie man vielleicht zuerst vermuten könnte sondern sehr klassischen New Wave of British Heavy Metal wie ihn Diamond Head, Iron Maiden, Savage, Blitzkrieg oder Jaguar Anfang der 80er Jahre darboten. Dabei stammt die noch sehr junge Band mitnichten aus England sondern aus Ventura, einer Stadt nördlich von Los Angeles. Das Trio um Sänger/Bassist Jarvis Leatherby, Gitarrist Brent Woodward und Schlagzeuger Dusty Squires veröffentlichte im 2013 bereits eine selbstbetitelte DebütEP mit vier Songs, welche aufhorchen liess und im Underground einige Wellen schlug. Nun liegt der erste Longplayer endlich vor und zeigt eine beachtliche Steigerung zur EP. Speed Metal Kracher wie „Screams In The Night“, „Satan“ oder das treffend betitelte „Full Speed Ahead“ wechseln sich ab mit Midtempo-Stampfern wie dem Titelsong oder der eingängigen Hymne „Save Me Now“. Ein weiteres Highlight ist das atmosphärische, leidenschaftliche „The Howling Man“. Auch wenn man einige Leads und Riffs sicher auf älteren Klassikern so schon einmal gehört hat; diese Platte macht einfach viel Spass
Hard/Heavy/Metal
und atmet den Spirit der NWoBHM von vorne bis hinten. Von Night Demon werden wir in Zukunft definitiv noch viel hören.
DANKO JONES Fire Music Bad Taste Records ub. Danko Jones lebt den Rock'n'Roll in allen Facetten. Die Wurzeln des Bandleaders und Namensgebers liegen im Classic Rock der Siebziger. Seit knapp 20 Jahren spielt das kanadische Trio nun Punk-durchtränkten Vintage Rock und hat während dieser Zeit zwölf qualitativ gleichbleibend hochstehende Alben veröffentlicht. Bloss auf „Never Too Loud“ von 2008 gab es Überraschungen, weil die Songs melodischer und langsamer waren. Diese Tendenz wurde auf den schnellen und harten Nachfolge-LPs „Below The Belt“ (2010) und “Rock And Roll Is Black And Blue” von 2012 bereits wieder gebrochen. Auch das neue Album “Fire Music” geht voll auf die Zwölf. Danko Jones ist zu den guten alten
Schreien zurückgekehrt und nimmt keine Gefangenen. Effektiv und druckvoll eröffnet „Wild Woman“ sogleich als hasserfüllter und ungezähmter Punkrocker. Die ersten vier Tracks sind eine ununterbrochen zornige und schnodder-schnäuzige Zumutung, die mit FeelgoodSchmus rein gar nichts am Hut haben. Nach „Body Bags“ droht die Eintönigkeit des gnadenlosen Geschrammels jedoch zu langweilen. Glücklicherweise beweist der Boogie und Blues auf „Seite B“ wesentlich mehr Humor und Gelassenheit. Zuweilen driften Danko Jones gar in kommerziellere Green DayGefilde ab („Watch You Slide“, „She Ain't Coming Home“), „Do You Wanna Rock“ erinnert an Thin Lizzy. Der eigenständige und dreckige Riffrocker mit Augenzwinkern „Getting Into Drugs“ oder der Motörheadmässige Anspieltipp „Piranha“ überzeugen indes vollständig. Neben Mitgründer und Bassist John Calabrese gefällt Rich Knox als neuer Mann am Schlagzeug. Coole und heftige Scheibe!
REVIEWS
Klassiker OZ Fire In The Brain Wave lg. Diesmal begeben wir uns für unseren Klassiker in die frühen 80er und nach Skandinavien. Die ursprünglich aus Finnland stammende Band OZ zog rasch nach Stockholm mit der Erwartung, im Musikbusiness besser Fuss zu fassen. Und das zweite Album, "Fire In The Brain" aus dem Jahre 1983, ist auch ein echter Klassiker geworden und fand doch etwas Verbreitung. Die acht Songs kommen zusammen zwar auf eine Spielzeit von knapp 30 Minuten, doch auf "Fire In The Brain" sind nur Hits enthalten. Sowohl die drei schnelleren Kracher wie "Search Lights", "Gambler" oder der Titelsong, das mystische "Black Candles" (Hit!) sowie der Stampfer
"Fortune" sollte jeder Metalhead kennen. Vom Stil haben wir es mit rauem Heavy Metal, der in der Schnittmenge von Accepts "Restless and Wild", härtere NWOBHM-Acts und Euro Metal der frühen 80er Jahre wie Crossfire, Ostrogoth, Sortilege und Konsorten angesiedelt werden kann. Auf "Fire in The Brain" und der nachfolgenden Single "Turn The Cross Upside Down" kokettierten OZ mit okkulten Themen, was sie aber danach aufgaben. "Fire In the Brain" kann als Vinylversion auf Plattenbörsen abgegriffen werden, während 1996 Black Mark Records das Album als CD aufgelegt haben. Eine kleine Kuriosität am Rande: Die Hand auf dem Cover, welche den Schäden hält, gehört niemand geringerem als Quorthon (†, Bathory). Die Band ist nach längerer Pause erfreulicherweise wieder aktiv und hat 2011 ein neues Album mit dem Titel "Burning Leather" veröffentlicht, welches neben Neuaufnahmen alter Hits auch neue Songs enthält.
50 Jahre
Unfassbare 50 Jahre Bühnenjubiläum feiert Deutschlands grösste Rockband dieses Jahr. Eine Zahl, die man kaum glauben mag und welche eigentlich abgesehen von den Rolling Stones und Status Quo wohl kaum eine andere aktive Band in diesem Bereich vorweisen kann. Und das Beeindruckende an der ganzen Sache ist, dass die Scorpions nach 50 Jahren immer noch voller Tatendrang sind, Welttournee um Welttournee spielen und sogar klammheimlich ein neues Album aufgenommen haben. mv. Wohlgemerkt das stolze 18. Studioalbum in der langen Karriere der Band, unzählige Live-, Akustik- oder Compilation-Alben ausgeschlossen. Dabei sah es vor ein paar Jahren, nämlich im Jahr 2010, noch ganz anders aus. Die Batterien waren leer, die Band gab bekannt, man werde sich nach der Veröffentlichung des letzten Studioalbums „Sting In The Tail“ und einer AbschiedsWelttournee auflösen. Diese letzte Welttournee war dann allerdings extrem erfolgreich und wurde immer länger und länger. Auch das dazugehörige Album wurde mit Gold ausgezeichnet und verkaufte sich hervorragend. Durch all die positiven Ereignisse fand die Band wieder neue Motivation und gab im 2013 den „Rücktritt vom Rücktritt“ bekannt. Die Konzertreise konnte weitergehen und es folgte das „MTV Unplugged In Athens“ Album, das während zweier Akustik-Konzert in der griechischen Hauptstadt Athen aufgenommen wurde. Alles in allem dauerte die Farewell-Tour schlussendlich geschlagene vier Jahre und führte die Band mehrfach rund um den ganzen Globus. Ein Zeugnis dieser gigantischen Tournee wird nun auch bald in Form eines Kinofilms den Sprung auf die Leinwand schaffen. Die renommierte Filmemacherin Katja von Garnier hat die Scorpions während 18 Monaten auf Tour begleitet und nun in einzigartigen Bildern eine bewegende Dokumentation zusammengestellt. Der Film trägt den Titel „Forever And A Day“, welcher die neue Philosophie der Band perfekt zusammenfasst. Man darf gespannt sein. Und neben all den Konzertaktivitäten fand die Band irgendwie sogar noch die Zeit, ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen. Geplant war das aber so in dieser Form gar nicht gewesen. „Eigentlich wollten wir nur endlich einmal einige Songideen, die wir in der Vergangenheit ausgearbeitet, aber nie auf ein Album gepackt hatten, komplett für die Fans aufnehmen und dann ohne großes Trara veröffentlichen“, erinnert sich Leadgitarrist Matthias Jabs. „Im Laufe der Jahre ist da einiges zusammengekommen, Ideen, die wirklich gut waren, aber früher wegen des arg limitierten Platzes auf Vinyl, und später CD, dann eben am Ende doch aus der Auswahl gefallen waren. Wir hatten schnell acht Songs zusammen, die teilweise noch fertig geschrieben werden mussten und dann komplett neu eingespielt wurden. Während der Arbeit kamen jedoch immer mehr neue Songideen hinzu. Wir hatten richtig Spaß an der Arbeit, und plötzlich steckten wir wieder mitten drin im Songwriting-Prozess. Und am Ende ist's so dann doch ein brandneues Scorpions-Album geworden.“ Insgesamt ganze 19 Songs hat die Band schlussendlich aufgenommen. Zwölf davon stehen auf dem regulären Album, 16 auf der Deluxe-Edition. Der Albumtitel „Return To Forever“ sagt dann eigentlich auch schon alles und ist sehr bezeichnend ausgewählt worden. Und in Liedern wie „We Built This House“ reflektiert die Band auch die letzten 50 Jahre, ihre Philosophie und die Lehren, die sie aus einem außergewöhnlichen Leben gezogen hat. Sänger Klaus Meine meint dazu: „Das ist letztlich unsere Geschichte. Wir haben dieses Haus „Scorpions“ Stein für Stein und oftmals mühselig aufgebaut. Von den ersten Tagen in Hannover, den ersten Konzerten im Ausland bis zum heutigen Tag. Wir haben schwere Stürme und Unwetter erlebt, aber das Haus hat allem getrotzt, hat sich als wetterfest und stabil erwiesen. Das Erbauen des Hauses war aber nie nur Mühsal, sondern auch Freude. Freude an der Musik, Freude darüber, dass wir das alles erleben durften und dürfen, Freude über – und Dankbarkeit für – die Zuneigung der Fans. Wir haben uns den Traum hart erarbeitet, aber wir sind auch dankbar dafür, dass wir ihn leben durften und immer noch leben dürfen.“ Nicht nur dankbar, auch stolz dürfen sie sein, die Scorpions. Mit über
100 Millionen verkauften Tonträgern gehören die Scorpions zu den erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte. Ihre Musik prägte die 70er Jahre mit grandiosen Klassikern wie „In Trance“ (1975), „Virgin Killer“ (1976) oder „Lovedrive“ (1979), in den 80er Jahren ging die Band dann mit „Blackout“ (1982) und „Love At First Sting“ (1984) völlig durch die Decke und konnte vor allem auch in den USA für eine deutsche Band unfassbare Erfolge feiern. Doch damit lange nicht genug, gelang der Band mit dem Album „Crazy World“ und dem Multiplatinhit „Wind Of Change“ 1990 das Kunststück, alle bisherigen Erfolge noch zu toppen. Das bis heute erfolgreichste Lied der Band wurde der weltweite Soundtrack zum Fall der Berliner Mauer, dem Untergang der Sowjetunion und der Beendigung des Kalten Krieges. Auch wenn die Band in den 90er Jahren danach etwas zurückstecken musste, die Grunge-Welle forderte ihren Tribut bei klassischen Rockbands, so gaben die Scorpions niemals auf und sind heute unzählige Alben und Tourneen später immer noch bärenstark, inspiriert und relevant. „Don't Stop At The Top“ hiess nicht nur ein grosser Hit der Band, die überaus sympathischen Jungs aus Hannover haben dieses Motto bis heute gelebt und man darf gespannt sein, was wir in den nächsten Jahren noch alles von Rudolf Schenker & Co. hören und sehen werden.
SCORPIONS Return To Forever Sony mv. Wer hätte gedacht, dass es noch einmal ein neues Scorpions Studioalbum geben würde ? Eine echt schöne Überraschung, umso mehr, da „Return To Forever“ ein absolut klassisches Scorpions Album geworden ist, welches keinen Fan enttäuschen wird. Das kann schon vorweg genommen werden. Eigentlich wollte die Band ja „nur“ ein Album machen mit Outtakes und alten nicht verwendeten Ideen, die nie richtig aufgenommen wurden. Doch die Jungs fanden beim Arbeiten an den alten Ideen das Feuer wieder und sie begannen, neue Songs im alten Stil zu schreiben. Das Ergebnis ist wie ein Geschenk an alle Anhänger der Band, welche definitiv entzückt sein werden. Mit “Going Out With A Bang“ beginnt das Album sehr energisch, die Band zeigt, dass sie es definitiv nochmal wissen will und immer noch hungrig ist. Mit der ersten Single, dem leicht balladesken „We Built This House “, geht es weiter. Ein sehr eingängiger, typischer Scorpions Track, welcher locker auch auf „Crazy World“ hätte stehen können. „Rock My Car“ ist eine knackige Mitsing-Stadionhymne und macht schon jetzt Appetit auf die kommende Welttournee. Dann folgt mit „House Of Cards“ die erste grosse Ballade. Klaus beweist, dass seine Stimme immer noch die ganz grosse Magie entfachen kann. Der Song im Stile von „Send Me An Angel“ wird ganz sicher bald pausenlos im Radio rotieren. Weitere Highlights sind „Hard Rockin‘ The Place“, welches an die grossen Breitwandhits der Achtziger erinnert, der gute Laune Song „The Scratch“ und das sehr gefühlvolle „Gypsy Life“, welches tatsächlich den Spirit des alten Gänsehaut-Klassikers „When The Smoke Is Going Down“ wieder aufleben lässt. Das ist ganz grosses Kino ! Die Scorpions sind zurück und zeigen nach unglaublichen 50 Jahren Bandbestehen, dass selbst die grössten Erfolge die Spielfreude und die Lust auf geile Rockmusik nicht bremsen können.
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REVIEWS Hard/Heavy/Metal Metal Thrashing Mad mit Laurent BLOODBATH - Grand Morbid Funeral (Peaceville/Irascible) Die schwedische Death Metal Supergroup, welche seit 1999 aktiv ist, schlägt mit einem neuen Album zurück. Auf "Grand Morbid Funeral" ist Nick Holmes von Paradise Lost am Mikro, der seine Kollegen Blakkheim und Sodomizer an den Gitarren, Lord Seth (bs.) und Axe (dr.) unterstützt. Das Album ist soweit ganz OK geworden, kommt leider etwas unspektakulär daher (insbesondere der Gesang von Old Nick). Schade, da wäre sicherlich etwas mehr dringelegen. ENSLAVED - In Times (Nuclear Blast/Warner) Für ihr zwölftes full-length Album haben sich Enslaved aus Bergen/Norwegen nicht ganz vom Black-Metal alter Tage entfernt, tönen aber progressiver als je zuvor. Der mit den beiden Vorgängerscheiben eingeschlagene Weg (Abwechslung von Knüppelparts mit sehr melodisch-sphärisch-progressiven Teilen) wird konsequent weiterverfolgt und herausgekommen ist ein wunderbar organisches Album, bestehend aus sechs Songs, dessen Strahlkraft sich erst nach zahlreichen Durchläufen entfaltet. Grossartige Scheibe, die jedem aufgeschlossenen Rock-Musik Fan ans Herz zu legen ist. Das Coverartwork ist ebenfalls sehr gelungen. EVIL INVADERS - Pulses Of Pleasure (Napalm/Universal) Diese jungen, nach dem Klassiker-Album von Razor aus dem Jahre 1985 benannten Belgier legen auf ihrem Debut gleich mit Vollgas los und schiessen ein richtiges Speed-Metal Feuerwerk ab. Stilistisch liegen Sie in der Schnittmenge zwischen frühen Agent Steel und Exodus zu „Bonded By Blood“-Zeiten. Old-schooliger geht gar nicht mehr. Somit eine Empfehlung für Puristen, welche an dieser vor Energie strotzenden Scheibe sicher ihre helle Freude haben werden. MINSK - The Crash And The Draw (Relapse/Non Stop Music) MINSK aus Chicago (und nicht aus Weissrussland) kommen nach sechs Jahren mit Ihrem neuen Album " The Crash And The Draw" ums Eck. Mit ihrem im Bereich Neurosis und Isis angesiedelten Post-Metal gewinnen sie zwar keinen Originalitätspreis, wissen aber mit ihrem mit psychedelischen und sphärischen Elementen angereicherten Sound durchaus zu gefallen. Anspieltipp: Das vierteilige "Onward Procession", das auf etwa 20 Minuten Spielzeit kommt. MOMENTUM - The Freak Is Alive (Dark Essence Records) Das zweite Album der 2003 gegründeten Isländer von Momentum, welche ursprünglich im Death-/Black-Metal unterwegs waren, überzeugt mit sehr spannendem Post-Rock/Metal in Isis oder Cult Of Luna-Manier, welches mit Neurosis-artigen Ausbrüchen vermengt wird. Sänger Hördur wechselt zwischen Growls und cleanem Gesang, was den atmosphärischen und mit zahlreichen Tempowechsel versehenen Songs zusätzliche Tiefe verleiht. Geheimtipp! RUTHLESS - They Rise (Pure Steel Records) Ruthless aus L.A. konnten in den glorreichen 80er Jahren mit der EP "Metal Without Mercy" und der LP "Discipline Of Steel" zwei Meilensteine des US-Metals abliefern. Nach gut 20 Jahren Funkstille und einigen Reunion-Gigs liefern Ruthless (mittlerweile mit dem Dark Angel-Gitarristen Jim Durkin verstärkt) mit "They Rise" eine bärenstarke Scheibe ab, welche klassischen, eingängigen, stellenweise aggressiven und sehr tighten Metal bietet. Der mittlerweile etwas höher agierende Ur-Sänger Sammy DeJohn liefert eine astreine Performance ab. Als Bonus gibt es zudem die 84er-EP "Metal Without Mercy". Super! SCANNER - The Judgment (Massacre Records/Musikvertrieb) Auf ihrem sechsten Album seit 1988 (und dem ersten seit 2002) liefern Scanner aus Gelsenkirchen klassischen Speed-Metal teutonischer Prägung ab. Die Band um Mastermind Axel A.J. Julius und dem neuen Sänger Efthimios Ioannidis weiss neben den recht abwechslungsreichen Songs durch die gute Produktion zu gefallen. Als Anspieltipp können der Titelsong "The Judgment" sowie "F.T.B." genannt werden. So muss guter deutscher Heavy Metal klingen. VENOM - From The Very Depths (Spinefarm/Universal) Venom, eine der Bands welche in den frühen 80er Jahren mit Alben wie "Welcome To Hell" und "Black Metal" als Wegbereiter des extremen Metals gelten, gingen über die Jahre durch Höhen und Tiefen. Zahlreiche Besetzungswechsel und eine teilweise unklare musikalische Ausrichtung halfen der Band nicht immer. Urmitglied Cronos (v., bs.) sowie seine beiden Mitstreiter Rage (git.) und Dante (dr,) liefern mit "From The Very Depths" ein solides und rotziges Metal-Album ab, welches nicht als musikalische Sensation gilt (leider hat es ein paar Songs mit sehr schwachen Refrains), aber ganz solid daherkommt. Anspieltipp: "Long Haired Punks".
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MAMMOTH MAMMOTH Volume IV – Hammered Again Napalm/Universal hug. Hach, wenn doch alles so einfach wäre wie bei diesen Australiern: Eine geheimnisvolle, vielversprechende Amazone mit qualmendem Joint auf dem Cover, und auf Platte kriegt man genau das, was der Albumtitel bedeutet. Nämlich fettfeissen, aufgepumpten Rock, der dem Punk ebenso seine Reverenz erweist, wie er im Stoner zu Hause ist und natürlich dem 70er-Rock-Revival ideal entgegenkommt. Schnörkelfrei, geradlinig, voluminös, fuzzy. Kurz: Die Reduktion auf die ewiggültige Definition galoppierender Männlichkeit in Gitarrenform. Diesmal sogar noch heftiger als mit ihrem letzten Album. Noch Fragen? Nö. Luftgitarre her, ab geht die Post! Keine philosophischen Diskurse jetzt! «I'm a fuel injected suicide machine.» Wo ist mein Bier?
STORMWITCH Season Of The Witch Massacre Records/Musikvertrieb lg. Die selbsternannten Master of Black Romantic, welche mit ihren ersten drei Alben "Walpurgis Night" (1984), "Tales Of Terror" (1985) und "Stronger Than Heaven" (1986) sich recht grosser Beliebtheit erfreuen durften, melden sich mit ihrem zehnten Album zurück. Stormwitch aus Süddeutschland waren ausser einer Pause zwischen 2004 und 2010 nie ganz weg, verzeichneten aber mit der Zeit recht lange Abstände zwischen den Alben. Nun ist die Hexe um Sänger und Aushängeschild Andy Mück wieder da, und wie. Das Album beginnt sehr stark mit dem etwas bombastischen und recht melodischen Heavy Metal von Stormwitch. "Evil Spirit", "Taliesin" und "Last Warrior" sind alles Hits, die auf frühen Alben bestens gepasst hätten. Auch Songs wie "Season Of The Witch" und "The Trail Of Tears" sind sehr gelungen. Einzig "Runescape" und "Harper In the Wind" sind etwas gar seicht geraten. Alles in allem somit ein gutes Album, das in der Dipipack-Version mit zwei Bonussongs aufwarten kann.
TEN Albion Cargo Records mv. Freunde des romantischen Melodic Rock aufgepasst, die Briten Ten um Mastermind und Sänger Gary Hughes lassen sich auch nach etlichen Besetzungswechseln nicht aus der Spur bringen und sind mit ihrem bereits elften Album namens „Albion“ wieder voll da. Und diesmal sogar mit dreifacher Gitarrenfront. Der auf dem letzten Werk "Heresy and Creed" zu hörende Gitarrist Dan Mitchell musste wegen gesundheitlichen Problemen ausstei-gen und wurde gleich doppelt durch Dann Rosingana und Steve Grocott ersetzt. Zusammen mit dem langjährigen Rhyth-musgitarristen John Halliwell ergibt das nun drei Äxte, welche auf „Albion“ aber wie erwartet nicht wirklich für ultrafette Gitarrenbreitseiten sorgen. Dafür ist der Sound von Ten viel zu plüschig und warm und die Keyboards sind jederzeit gleichberechtigt eingesetzt. Lediglich der Opener „Alone In The Dark Tonight“ ist sehr kraftvoll und knackig gehalten und erinnert an die alten Grosstaten „The Name Of The Rose“, „The Robe“ oder „Babylon“. Ansonsten bieten Ten wieder die gewohnte Mischung aus hochmelodischem AOR und romantischem, gefühlvollen Melodic Metal. Neben dem erwähnten grandiosen Opener gibt es als weitere Highlights den Ohrwurm und erste Single „Die For Me“, die wunderschöne Ballade „Sometimes Love Takes A Long Way Home“ und das keltisch angehauchte „Albion Born“. Mit dem Experiment namens „Gioco D‘Amore“ wagt sich Gary Hughes gar in opernhafte Gefilde und singt dazu passend in italienischer Sprache. Ist zwar etwas arg kitschig geraten, aber genau solche Farbtupfer braucht ein Ten-Album, um die nötige Abwechslung und Spannung zu erhalten. Produziert wurde das Album von Gary Hughes himself, während Dennis Ward (Pink Cream 69, Unisonic etc.) für einen anständigen Mix und Mastering sorgte. Fans der Band können somit wie immer ohne Bedenken zuschlagen.
MUSIK zum LESEN PHILIPP OEHMKE Die Toten Hosen Am Anfang war der Lärm Rowohlt Verlag hh. Die dreissigjährige Karriere der grössten Rockbands Deutschlands, die mit dem Song „Tage wie diese“ eine generations- und lebenseinstellungsübergreifende Hymne schuf, die wahrscheinlich bis in alle Ewigkeiten überdauern wird, auf knapp 400 Seiten. Und sie ist ja noch nicht zu Ende, ein zweiter Teil könnte also durchaus noch folgen.-Bis das soweit ist, vergnügen wir uns mit dieser Bandbiografie, wobei „Vergnügen“ im wahrsten Sinn des Wortes verstanden werden darf. Und das ist neben der mehr als interessanten Geschichte der Düsseldorfer Punkrocker das Verdienst von Autor Philipp Oehmke, der seine Brötchen auch als Kulturredaktor beim Spiegel verdient und diese Band-
LURKER GRAND Die Not hat ein Ende The Swiss Art Of Rock Edition Patrick Frey rp. «Die Not hat ein Ende – The Swiss Art Of Rock» ist nach «Hot Love – Swiss Punk & Wave 19761980» (2006) und «Heute und Danach – The Swiss Underground - Music Scene of the 80's» (2012) der Abschluss der Trilogie über die Schweizer Rockmusik, mit speziellem Augenmerk auf Punk und Wave. Zum Abschluss wird der Fokus auf das Visuelle gelegt. Nach einer Chronologie über den Schweizer Rock und dessen Erscheinungsbild von Sam Mumenthaler, gibt es fünfzehn Künstlerporträts mit Plakatgeschichten, die den grössten Teil des Buches ausmachen. Dabei werden einflussreiche Künstler wie Düde Dürst (Krokodil, u.a.), H.R. Giger, Peter Bäder (Rec Rec, Rote Fabrik Zürich) oder Eric Andersen aus allen
CHRISTOF GRAF Rock am Ring 30 Jahre sind nicht genug Hannibal Verlag hh. Das Rock am Ring Festival gehört zu den grössten, erfolgreichsten und etabliertesten Open Airs Deutschlands und ist seit 30 Jahren feste Adresse für zigtausende Rock- und Popfans aus der ganzen Welt. Autor Christof Graf hat praktisch jede Ausgabe besucht und in Bildern festgehalten, die er hier in einem dicken, grossformatigen Buch veröffentlicht. Christof Graf ist ein durchaus passabler Fotograf, somit gibt es generell an den abgedruckten Fotos nichts zu meckern. Zudem ist er ein Freund von Statistiken und liefert hier zu jedem am Nürburgring gelaufenen Festival Fakten wie BandLine-Ups (leider oft unvollständig),
geschichte packend, spannend und höchst informativ verfasst hat. Oehmke machte 1992 sein erstes Interview mit den Hosen, damals noch für eine Schülerzeitung. Bis er 2008 ein langes Portrait über Hosen-Frontmann Campino für den Spiegel schrieb, folgten noch diverse weitere Treffen mit der Band. Für das Campino-Feature begleitete Oehmke die Band wochenlang, freundete sich mit den Musikern an und steht seitdem in engem Kontakt mit ihnen. So öffneten sich Campino, Kuddel, Andi, Breiti und mitunter auch Drummer Vom (ist seit 1998 als „Angestellter“ dabei), ihm gegenüber auf ehrliche, unverblümte Art und geben tiefe Einblicke in das Seelenleben der Band und der einzelnen Individuen. Da wird nichts beschönigt oder im Nachhinein glatt gebügelt, die Hosen nehmen kein Blatt vor den Mund und schrecken auch nicht davor zurück, unpopuläre Begebenheiten auf den Tisch zu legen.
„Am Anfang war der Lärm“ ist eine der besten Musikerbiografien auf dem Markt, hervorragend recherchiert und in Worte gefasst. Dass die Band zum Autor ein grosses Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, ist in jeder Zeile nachzuvollziehen und macht den Wert dieses Buch aus. Hier werden nicht nur Tatsachen nach Jahreszahlen abgearbeitet und mit ein paar Anekdoten aufgefüllt, wie es ja leider in vielen Biografien an der Tagesordnung ist, sondern der Leser bekommt umfassende und tiefe Einblicke in das Gefüge einer Band und deren Musiker, die sich trotz der Megaerfolge immer ihre Bodenständigkeit und Glaubwürdigkeit bewahren konnten. Damit richtet sich diese Biografie nicht nur an Hosen-Fans, sondern besonders an alle, die Künstlerbiografien schätzen. Sie alle werden hier herausragend bedient. Höchst unterhaltsam, informativ, spannend – einfach Klasse!!!
Jahrzenten seit den 1960ern vorgestellt. Zum Abschluss vertiefen sich Roland Fischbacher (Leiter des BachelorStudiengangs «Visuelle Kommunikation») und Robert Lzicar (Visueller Gestalter, Dozent und Forscher im Bereich Grafikdesigngeschichte) in einen Fan-Talk. Fan-Talk ist hier wohl nicht der richtige Ausdruck. Gespräch unter Fachmännern wäre treffender. Die beiden versteigen sich leider gelegentlich in etwas zu abgehobene Diskussionen. Beispiel gefällig: «Grundsätzlich kann man feststellen, dass mit dem Übergang von Punk zu Post-Punk ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat, mit dem das Prinzip der Individualität vor das Prinzip der Kollektivität tritt.» Vielleicht offenbart sich hier auch die Ausrichtung von «Die Not hat ein Ende – The Swiss Art Of Rock»?: Zuweilen ist es ein Buch für Fans mit Fachausweis oder zumindest für Menschen, die sich in der Schweizer Rockgeschichte etwas auskennen.
Spannend zu lesen ist es aber auf jeden Fall. Am anregendsten sind die diversen Künstlerporträts, auch weil immer viele Beispiele (LP-Covers, Plakate) mitgeliefert werden. Auf den fast 500 Seiten befinden sich circa 530 Abbildungen. Natürlich wurde die Rockgrafik nicht in der Schweiz erfunden, aber Schweizer haben sich immer wieder mit ausgezeichneten Ergebnissen von amerikanischen oder englischen Künstlern inspirieren lassen. Mit den Werken des 2014 verstorbenen H.R. Giger verfügt die Schweiz gar über einen Künstler, dessen Arbeiten (z.B. für Debbie Harry, ELP, Danzig aber auch für Filme wie Aliens) Weltruhm erlangt und andere beeinflusst haben. Das ging soweit, dass einige Bands, vor allem aus dem Metalbereich, ungefragt seine Bilder für ihre Covers verwendeten. «Die Not hat ein Ende – The Swiss Art Of Rock» ist der würdige Abschluss einer spannenden Trilogie.
Bühnengrössen, Auf-/Abbauzeit, Anlagen, Besucherzahlen etc. Wen das interessiert, der bekommt hier jede Menge Stoff. Unterhaltungswert hat das aber keinen. Womit wir beim Thema wären. Graf hat es mal wieder geschafft (wie auch in der im TRACKS rezensierten Joe Cocker Biografie) grossspurige Anpreisungen wie „zahlreiche Anekdoten“ und „alle Bands, alle Fotos, alle Skandale“ nicht einzuhalten bzw. diese Anekdoten (z.B. „wie Bono sich auf dem Boxendach verlief“) in zwei, drei Sätzen abzuhandeln, womit auch hier jeder Unterhaltungswert im Keim erstickt wird. Von Skandalen im Sinn des Wortes schon gar keine Spur. Dafür präsentiert sich Graf als ausgesprochener Selbstdarsteller mit einer gehörigen Profilneurose, nachzuempfinden durch deine unzähligen FanFotos der Marke „Ich und der Star“.
Ausserdem war dieses Buch wohl auch ein willkommener Anlass für ihn sein Fotoarchiv zu plündern und der staunenden Welt zu zeigen, wen er schon alles vor der Linse hatte, denn einen anderen Grund für das Abbilden von jeder Menge Acts und Künstlern, die nichts mit dem Rock Am Ring zu tun hatten (werden hier als „standen auf der Wunschliste“ bezeichnet) gibt es wohl nicht. Christof Graf ist Professor für Marketing, Medienwirtschaft & Management und Publizist für Hörfunk-, Print- und OnlineMedien. In diesem Bereich mag er durchaus ein Koryphäe sein, als Autor spannender, unterhaltsamer Literatur sind seine Qualitäten allerdings sehr überschaubar. Wer aber gerne Fotos anschaut und an Musik und dazugehörigen Fakten interessiert ist, wird mit „Rock am Ring“ gut bedient.
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Obwohl bereits 2006 gegründet, ist Influence X ein neuerer Name am Schweizer Musikhimmel. Erst mit dem Einstieg von Sänger Ramin Danzer (ex-Inishmore) im Jahr 2010 und dem Release des ersten Albums "Existence" (2013, Review in der letzten Ausgabe von TRACKS) nahm der Prog-Express von Influence X an Fahrt auf. TRACKS konnte weitere Details via Sänger Ramin in Erfahrung bringen. lg. Ursprünglich haben Influence X als reine InstrumentalBand angefangen. "Vor meiner Zeit, das heisst während vier Jahren, gab es wenig Konzerte" erklärt Sänger Ramin. "Nach meinem Einstieg haben die Jungs die Songs teilweise umarrangiert, um Raum für meinen Gesang zu schaffen. Gewisse Instrumentalparts sind auch gar nicht genutzt worden. Allerdings ist auf unserem ersten Album „Existence“ auch ein Instrumental, nämlich "Pacman", stehen geblieben" so Ramin. „Mein Einstieg hat – ohne überheblich klingen zu wollen – der Band neuen Schub gegeben. Ich war ja lange Jahre bei der Power-Metal Band Inishmore tätig und hatte so bereits einige gute Kontakte“ gibt Ramin selbstbewusst zu Protokoll. Und seit einigen Monaten agieren Influence X mit einem Management, welches die Band weiter nach vorne bringen soll. Der etwas kryptisch daherkommende Bandname Influence
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X steht dafür, „dass die aus fünf Mitgliedern bestehende Band verschiedenste Einflüsse vereint. Jedes Mitglied kommt aus einer anderen Ecke“ erklärt Ramin. „Während ich aus der Power- und Melodic-Metal Ecke komme, hat unser Bassist Ralph seine Sporen im Black-Metal Bereich abverdient. Und Drummer Roger liebt Bands wie Rush und alte Genesis, während Gitarrist Rodger sich ganz klar im Metal der 80er und 90er Jahre daheim sieht – Dream Theater sind seine grossen Vorbilder.“ Keyboarder Vito vereint wahrscheinlich am meisten Einflüsse in einer Person und lebt diese auch aus: „Er liebt von AmbientSounds bis zu technischem Death Metal eine grosse Palette an Sounds und kreiert selber auch Filmmusik“. Diese lange Erklärung bringt einem in etwa das Wesen von Influence X näher. Auf "Existence" hört man viele dieser Einflüsse, welche nicht bloss kopiert werden. Neben einer technisch einwandfreien Darbietung legen die
Musiker auch Wert auf Emotionen und Gefühle, welche die Songs sehr gut transportieren. Nach einer EP im Jahre 2012, dessen Mix in Norwegen erfolgt ist, beschlossen Influence X, ihr erstes Album ebenfalls in Norwegen aufzunehmen. Ramin, der früher in der Region von Sandnes/Stavanger gewohnt hat, hatte noch Kontakte dorthin. "Das Ergebnis für die EP war so gut, dass für uns klar war, "Existence" ebenfalls im Frogleap Studio aufzunehmen. Es war für uns perfekt – wir konnten im Haus eines Bekannten wohnen und uns voll auf die Arbeit konzentrieren. Dennoch hat die Zeit auch für ein paar Gigs gereicht." Nach der Albumtaufe von "Existence" im Frühling 2013 erhielt die Band nach und nach sehr gute Resonanzen. Influence X waren in Sachen Konzerte sehr aktiv und konnten so neben Gigs in der Schweiz und im grenznahen Ausland wieder von ihrem Skandinavien-Nexus profitieren: "Die Tour im letzten Oktober in Schweden und Norwegen war eine sehr tolle Sache und ich kann diese als ein Highlight der bisherigen Bandgeschichte nennen. Genial waren auch die beiden Gigs im letzten Dezember mit der italienischen Prog-Band DGM." Angesprochen auf weitere Konzertpläne antwortet Ramin: "Wir werden im September im Kofmehl in Solothurn an der Prog Night spielen. Ansonsten haben wir noch keinerlei definitive Zusagen. Aber wir möchten gerne am einen oder anderen Festival spielen." Es ist interessant zu hören, wie Influence X Songs schreiben: „In der Regel jammen wir und erschaffen so eine Grundidee. Dann wird ein Song weiterentwickelt, bis er sozusagen reif ist“, so Ramin. Für das neue, noch unbetitelte Album, gehen Influence X aber auch anders vor: „Jedes Bandmitglied ist bei einem Song federführend – die bisher entstandenen Songs lassen darauf schliessen, dass wir ein sehr abwechslungsreiches Album machen werden. Von technischen und sehr rhythmischen Sachen bis zu sphärischen Klängen à la Pink Floyd ist alles dabei.“ Die neue Scheibe ist für 2016 geplant. "Ziel ist, dass wir im Winter 15/16 ins Studio gehen. Ob es wieder Norwegen sein wird, steht noch in den Sternen, denn wir haben Anfragen von Labels. Unser Label wird dann sicher auch mitreden." Auch Ramin kommt um die Frage nicht herum, welches die für ihn drei wichtigsten Alben sind. Neben „Remedy Lane“ der Schweden Pain Of Salvation nennt er „In Search Of Truth“ von Evergrey, sowie „Scences From A Memory“ von Dream Theater. Diese geschmacksichere Auswahl gibt eine Facette aus der Soundwelt von Influence X wieder. Weitere Informationen zu Influence X finden sich auf der Homepage der Band: www.influence-x.com
FABIAN ANDERHUB The Rumors Are True Office hug. Eins muss man dem Luzerner lassen: Er hat Eier. Vielleicht sind es auch bloss hervorragende Connections aus seiner intensiven und nicht unberühmten Zeit in Kanada. Auf alle Fälle hat Fabian Anderhub für das Schreiben der 13 Songs seines vierten Albums in fünf Jahren mit Muddy Manninen von Wishbone Ash sowie Mark Selby und Tia Sillers von Kenny Wayne Shepherds Band zusammengearbeitet. Anschliessend hat Fabian grosse und grossartige (und superteure) Musiker ins Studio nach Nashville geholt: Michael Rhodes (Joe Bonamassa), Shawn Pelton (Sheryl Crow), Reese Wynans (ehemals Stevie Ray Vaughan) und Rob Mc Nelley (Delbert McClinton). Alle Achtung! Diesen Jungs muss man nicht mehr viel erklären. Wie man hört, haben sich die Musiker die Noten angeschaut, den Song zweimal gespielt - und er war perfekt. Entsprechend eröffnet «The Rumors Are True» mit «Hot Dog» fulminant und bleibt klar und wuchtig auf der Linie des harten amerikanischen Bluesrock. Und wenn «Mighty Mississippi» der einzige Track ist, den man auch hätte weglassen können, ist «The Rumors Are True» ein kompaktes Album, das wahrscheinlich in Amerika und Kanada wesentlich mehr Aufmerksamkeit erregen wird als in der Schweiz. Nach dem flott treibenden Schlusssong, der dem Album den Titel gab, sei ein kleines Gedankenspiel erlaubt zum Thema «Die Band ist alles»: Angenommen, diese Musiker wären Fabian Anderhubs feste Band, und das schon seit Jahren: Wäre das Album dann im Kern noch einen Zacken kompakter?
JOHN DOE BAND Knock On Wood FolknRoll Records
Vinyl
hh. Trotz des englischen Bandnamens kommt die Truppe aus Illgau/Schwyz und einen John Doe sucht man vergeblich im Band-Line-Up. Der Name soll wohl eher etwas über die musikalische Heimat des Quartetts machen, die klar in Britannien auszumachen ist. Wobei der eine oder andere Einfluss aus dem irischen und amerikanischen Folk auszumachen ist, wobei der Ursprung dieses Sounds, den die Band selbst als Folk'n'Roll bezeichnet und wir das Ganze einfach Folkrock nennen, ja ohnehin die gleichen Wurzeln hat. Die Band wurde 2011 gegründet und „Knock On Wood“ ist ihr Debüt. Stilgerecht kommt der Einstieg in die Musikszene als Vinyl-Doppelalbum mit sehr schönem Cover, das bereits alles über den musikalischen Inhalt aussagt. Und der ist sehr beachtlich. 12 Songs haben die Boys auf die vier Seiten gepackt und jeder Track hat Qualität. Nicht nur spielen bzw. beherrschen sie ihre (vorwiegend akustischen) Instrumente hervorragend, sondern sie glänzen mit mehrstimmigen Gesängen, die in dieser Güteklasse bei uns eher selten sind. Die intensive, durchdachte Arbeit, die in den tollen Arrangements steckt, ist den ausnahmslos selbst verfassten Songs deutlich anzuhören, das macht Sinn von A-Z. Und nicht nur das, sondern vor allem auch jede Menge Spass. Denn die John Doe Band präsentiert ihre Lieder mit einer äusserst wohltuenden Leichtigkeit und Frische, die beim Hörer sofort für gute Laune sorgt. Dieses akustische Wohlfühl-Erlebnis zieht sich durch alle Songs, ein Beweis für die herausragende Qualität des Songwritings. „Knock On Wood“ ist ein wirklich wunderschönes (Doppel-)Album, das jeden Fan dieser Musikrichtung begeistern wird – und zwar mit grosser Nachhaltigkeit. Dass das Werk in allen Belangen inkl. warmer und transparenter Produktion zudem absolutes internationales Niveau hat, setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf. Ein echtes Highlight! Und damit auch alle, die keinen Plattenspieler mehr (oder noch nicht) haben, in den Genuss dieses schönen Albums kommen, liegt dem VinylDoppelalbum ein Download-Code bei.
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Im Geist der Neuen Deutschen Welle
SHIRLEY GRIMES
KUMMERBUBEN
Lovesongs
Dicki Meitschi
Endorphin/Irascible
Irascible
hh. Die in Bern lebende Irin setzt auf ihrem neuen Album den mit ihrem 2011 erschienenen Album „The Long Road Home“ eingeschlagenen Weg konsequent fort und scheint nach dem langen Heimweg nun angekommen zu sein. „Lovesongs“ ist ein ruhiges, melancholisches, positives Album mit wunderschönen Liedern, die durch Shirley Grimes intime, berührende Stimme ihren ganzen Glanz entfalten. Die irischen FolkWurzeln sind allzeit präsent, wobei auch die musikalischen Einflüsse ihrer Wahlheimat immer wieder durchscheinen, wie beispielsweise das Schwyzerörgeli in „Not Giving Up“. „Lovesongs“ ist im Ganzen ein ruhiges, akustisch gehaltenes Album, das in sich stimmig ist. Soll heissen, es gibt keine Überraschungen bei den Songarrangements. Das bedeutet aber nicht, dass sich hier auf Dauer Langeweile einstellt, im Gegenteil - jeder Titel hat seine eigene Klasse und Ausstrahlung und alle 10 Lieder harmonieren prächtig unter- und miteinander. Shirleys Musiker verstehen es perfekt, die Stimmung und die gesanglichen Farben ihrer „Chefin“ auf die Instrumente zu übertragen, genauso intim, entspannt und berührend bei gleichzeitiger hoher musikalischer Kompetenz gehen sie zu Werke. „Lovesongs“ erichtet sich nicht nur an Liebhaber irischer Folksongs, sondern wird jeden begeistern und beeindrucken, der ruhige, schöne und zu Herzen gehende Musik mag. Mit ihrem neuen Album ist Shirley Grimes in ihrem musikalischen Genre ein Volltreffer gelungen.
hug. Beim letzten Album «Weidwund» haben wir darüber sinniert, dass die Berner Kummerbuben nach einem fulminanten (sagen wir:) AlternativländlerrockDebüt den musikalischen Horizont erweitern und sich aber noch nicht festlegen können, in welche Richtung sie genau gehen wollen. Nun kommt mit Album Nummer drei die Antwort. Und die lautet selbstsicher: in alle Richtungen! Das nennen wir: mutig. Und das freut uns, weil das die Kummerbuben tatsächlich hinkriegen. Weil der Vergleich als Berner Band quasi auf der Hand liegt, könnte man auch sagen: Die Kummerbuben bringen die Berner Szene auf den Punkt: Sie machen aus Züri West und dem Herrn Anakonda und Patent Ochsner und Greis und Polo eine einzige Band. Ländler spielt dabei übrigens so gut wie keine Rolle mehr. Aber das macht nichts: «Dicki Meitschi» funktioniert auch ohne prächtig. Live übrigens fleissig unterwegs. Details auf www.kummerbuben.com/de/ konzerte/
ES BRENNT - WAS TUN
Seit 2004 spielen ES BRENNT – WAS TUN? in der gleichen Besetzung, damals noch unter dem Namen Mood und mit englischen Texten. Nach zwei von Medien und Publikum gefeierten Alben war es jedoch Zeit für etwas Neues. Der ursprünglich eingeschlagene Weg in Richtung Pop/Alternative Rock wurde mit Elementen aus der Neuen Deutschen Welle erweitert, die Sängerin Ramona mit ihrer Stimme zu neuem Leben erweckt. Es brennt – Was tun? verfolgen damit einen neuen Weg und sind vermutlich im Moment eine der einzigen Schweizer Bands, die sich an die langsam wieder aufkeimende 80er-Welle herantraut. Das hat auch damit zu tun, dass es für Ramona leichter ist, ihre Alltagsbeobachtungen in ihrer Muttersprache wiederzugeben und sie damit das Publikum nachvollziehbar ansprechen kann. 2012 erschien eine EP mit sieben Songs und zwei Bonustracks und darauf folgten das Video zu „Melone“ und zahlreiche Konzerte in Clubs und auf Festivals. Parallel dazu schrieb die Band fleissig an neuen Songs, nahm das selbstbetitelte Debutalbum in den Helium Studios in Basel auf und liess es im Little Creek Studio mischen und mastern. Dass die Band um Frontfrau Ramona damit mehr als happy ist, spricht für sich selbst. Auf „Es brennt – Was tun?“ finden sich Einflüsse aus den Stilrichtungen, die in den letzten Dekaden modern und angesagt waren. Staubig und altbacken klingen Es brennt – was tun? aber bei weitem nicht, denn sie haben ihren Sound unüberhörbar up to date gehalten. Die solide Basis aus Neue Deutsche Welle und Pop-Rock wird mit Disco, einem Schuss Swing und sogar einer Prise Punk angereichert, Das Resultat findet sich in einer charmanten, minimalistischen Form wieder. In den Texten verarbeitet Ramona ihre Alltagsbeobachtungen, die nicht selten mit einer Portion Humor zum Schmunzeln verleiten. Anspieltipps für Interessierte sind beispielsweise „Automat“, „Sie sind da“ und natürlich der Titeltrack, eine Uptempo-Nummer mit Schmiss und Wippen im Fuss. Für dieses Jahr freuen sich Es brennt – Was tun? nicht nur auf den Release ihres Albums, sondern auch auf viele Besucher ihrer anstehenden Konzerte, die gerne bei frischer, tanzbarer Musik mit ihnen feiern.
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MEGORA Burning Empire SAOL
lg. Megora aus dem Raum Basel konnten sich bereits mit ihren beiden Demos "The Fog" sowie "Moonstill Waters" und den darauffolgenden Releases "Waiting" (1994) und "Illusions" (1994) einen Namen schaffen. Auch verschiedene Touren mit
BLUSH ip. „Lifelines“ heisst das neue Album des Basler Duos Blush. Dominik Sutter und Marcel Huber sind seit zehn Jahren ein eingespieltes Team, was Songwriting angeht und auf „Lifelines“ gibt es das in beeindruckender Weise zu entdecken. Vor einigen Jahren konnten die zwei Musiker bereits im Schweizer Radio DRS überraschen und einen ihrer Songs, „Until The End“ auf Platz 1 der Airplay Charts parken. Gut Ding will ja bekanntlich Weile haben und mit diesem Grundsatz haben sich Blush vor mittlerweile fast drei Jahren daran gesetzt, Material für ein neues Album zu schreiben. Möglicherweise war das nicht von Anfang an in dieser Form geplant, denn die ersten Ideen entstanden in Finnland, wo sich Sutter zu der Zeit aufhielt und in seiner Vergangenheit nach Spuren suchte. Seine Familiengeschichte und vor allem die seines Grossvaters, den er nie kennenlernen konnte und dem er die Platte widmet, inspirierten ihn zu dem Song „Place In My Heart“. Aus diesem Gedanken entstanden weitere Geschichten und Versionen unterschiedlicher Lebensentwürfe, die Sutter zusammen mit Huber und weiteren Kollegen bei Stefan Wagner, dem Lovebugs-Produzenten, in die richtige Form gebracht hat. Entstanden ist dabei ein grossartiges Album mit enormer Hitdichte. Blush schreiben und spielen wunderbar einnehmende Songs mit atmosphärischer Weite,
unter anderem Metal Church und Overkill halfen der Band, sich einen gewissen Status im Underground zu erarbeiten. Dennoch wurde es ab 2002 sehr still um die Band, welche zu Demo-Zeiten noch mehr im Thrash Metal verwurzelt war, sich in Richtung Power Metal alter Prägung – sprich sehr gitarrenorientierter Art – entwickelte. Bei einem neuen Album nach so vielen Jahren fragt man sich, ob die Band das Level der früheren Veröffentlichungen halten kann. Das LineUp hat sich einzig auf der Position des
definieren dabei den Term „Pop/Alternative “ neu und fügen dem eine gute Portion PostRock hinzu. Wem beispielsweise die Schweden Moonlit Sailor gefallen, die ähnlich schwebende Musik schreiben, der wird Blush garantiert mögen. Auf „Lifelines“ gibt es viele zierliche und sanfte Melodien, die manchmal gross arrangiert werden („Storm“), aber auch schicke Radionummern wie „Strange To Meet You Now“ oder „Love“. Unter den Highlights, wenn man aus dieser
Schlagzeugers mit dem Einstieg von Sven Vormann (ex-Destruction, jetzt auch bei Poltergeist) verändert; ansonsten sind die Positionen fast seit je her von Piotr Sommer (v., git), Toni Scherrer (git.) und Dominik Schieweck (bs.) besetzt. Mit "Burning Empire" kann die Band nun erfreulicherweise die Erwartungen erfüllen. Drei Songs waren ja bereits von der "Cruise Edition (EP)" bekannt, die in etwas neuerem Gewand auf dem Album gelandet sind. Und die ganz neuen Songs wie der
durchgehend tollen Scheibe überhaupt etwas hervorheben möchte, sind „Great Place“ oder „Mountains High“, die durch schlichte, gute Pop-Melodien und tolles Arrangement überzeugen. Eine kleine Perle darunter ist „You Are The One“, das mit tatsächlich keinem einzigen überflüssigen Ton eine überraschende Macht entfaltet. Elektronische Unterstützung in beispielsweise „Broken Glass“ sorgt für weitere Abwechslung auf „Lifelines“ und man kann sogar Anleihen an Justin Timberlake im Titelsong hören. Mit Blush ist in Zukunft auf jeden Fall zu rechnen. Der schwebende Sound, mit dem sie ihre eingängigen und Songs versehen und die Selbstverständlichkeit in ihren auf den Punkt gebrachten Kompositionen sind einfach zu gut, um übersehen zu werden.
Opener "These Are The Things We Hate", "New Approach" oder auch weitere Songs wie "Countdown To Black" und "Mirrored Eyes" sind auch sehr dynamisch, abwechslungsreich und bieten knackigen Power-Metal der Art von Nevermore oder früherer Tourpartner. Somit haben wir mit "Burning Empire" ein sehr empfehlenswertes Album vorliegen. Daumen hoch für Megora.
Giving The
A Bone
In den 80ern war Solothurn das Hardrock-Mekka der Schweiz, heute scheint sich die Stadt zum Zentrum des Schweizer Bluesrocks zu entwickeln. Nach dem exzellenten Debüt von Johnny Fontane & The Rivals kommt nun auch Philipp Gerber mit seiner neuen Truppe DÖGZ an den Start. Wobei Philipp „Phipu“ Gerber bereits seit langen Jahren zu den etablierten und erfolgreichen BluesrockGitarristen des Landes zählt. Mit den Dögz, bei denen Freddy Steady die Drumsticks schwingt, hat Gerber nun das erste Album aufgenommen, das im März veröffentlicht wird.
hh. 1990 startete Phipu Gerber seinen musikalischen Lebenslauf. Da stand jedoch nicht der Blues sondern Thrash Metal auf dem Programm. „Wir hatten damals so eine Schülerband und haben richtig Vollgas gegeben. Mein Bruder hat Drums gespielt und ich Gitarre“, blickt Phipu zurück. Gut zehn Jahre lang wurde so heftig abgerockt. Seine Affinität zum Blues war jedoch schon immer da, nur lebte Gerber diese eher heimlich aus. „Ich hatte schon mit 16 Jahren Bluesplatten gekauft, die standen aber versteckt hinter Slayer und Metallica im Plattenregal“, lacht Gerber. Musikalisch geprägt wurde er von Jimi Hendrix, das Schüsselerlebnis beschreibt der Gitarrist so: „Mit 14 Jahren habe ich nebenbei gejobt, um etwas Geld zu verdienen. Wir hatten da in der Firma so ein kleines Radio und eines Tages hörte ich ‚Red House' von Hendrix. Ich wusste nicht wer das war, aber es hat mich auf Anhieb völlig fasziniert. Ich bin dann sofort los und habe mir die Platte besorgt.“ Der Grundstein war gelegt, mit Albert King und Stevie Ray Vaughan ging es weiter und ein grosser Einfluss war zudem Rory Gallagher, bei dem Gerber dessen unglaubliche Energie in den Bann schlug. Im Normalfall heisst es ja, einmal Metal – immer Metal. Nicht so bei Gerber. In seiner Brust schlugen immer zwei Herzen, eins für den brachialen und eins für den harten, aber gefühlvollen Sound. Und so kam es, dass er dann irgendwann beschloss, sich nur noch dem Blues zu widmen. Zusammen mit seinem Bruder gründete er mit der Hardcore Blues Band eine der besten Bluesrockformationen des Landes, wo er auch gleich noch den Gesang übernahm. Der Metal trat in der Folge immer mehr in den Hintergrund. Heute findet Gerber am Metal die Energie und den Power nach wie vor spannend und berührend, was er an diesem Sound aber nicht so schätzt, sind die festgefahrenen Strukturen. „Das ist alles immer so durchkonstruiert. Ich liebe die Freiheiten, die einem der Blues gibt. Mal ein Solo ausdehnen, mit unterschiedlicher Dynamik in der Lautstärke spielen. Diese Gefühle haben mir im
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Metal gefehlt.“ Nach unzähligen Gigs und dem hervorragenden Studio-Album „Booze, Blues & Nothing To Lose“ (2011) wollte Phipus trommelnder Bruder nicht mehr so viele Gigs spielen. Also wurden die Aktivitäten zurückgeschraubt und Phipu gründete als Alternative (er wollte nach wie vor so viel spielen wie nur irgend möglich) das Philipp Gerber Trio. Dass der ehemalige Krokus-Drummer Freddy Steady zu dieser Band stiess, war eher ein Zufall. „Wir hatten einen akustischen Gig in Bern und mein Bruder war verhindert. Da habe ich Freddy gefragt, ob er nicht aushelfen könnte. Du musst nur so ein bisschen auf der Snare rumbeseln und der Gig dauert auch nicht lange, hatte ich gesagt. Der Gig dauerte dann schlussendlich 3 Stunden und war obergeil. Und weil mein Bruder ja nicht mehr so oft spielen wollte, habe ich Freddy gefragt ob er nicht einsteigen wolle.“ Was Freddy wohl wollte und seitdem ist mit Phipus alten Hardcore Blues Band Kolleg(in)en Brigitte Geiser (Hammond) und JC Wirth (Bass) das Line Up komplett. Zwei Jahre lief das Projekt unter dem Namen Philipp Bluedog Gerber Band. In dieser Zeit wurden wieder einmal intensiv die Schweizer LiveClubs beackert und das Quartett wuchs in dieser Zeit zu einer bestens harmonierenden Einheit zusammen. Eigene Songs wurden geschrieben und als Folge davon beschloss die Truppe Mitte letzten Jahres, ihr Debüt-Album aufzunehmen und sich in DÖGZ umzubennen. Was durchaus als kleines Wagnis zu bezeichnen war, denn als Philipp Gerber hat sich der Solothurner Gitarrist bereits einen guten Namen in der heimischen Szene geschaffen, während die Band Dögz völlig unbekannt ist. Weshalb wirft Phipu seinen in langjähriger Arbeit erworbenen Status so einfach über Bord? „Wir arbeiten als Band sehr gut zusammen, die Songs sind zusammen erarbeitet worden und wir verstehen uns sehr gut untereinander,“ erklärt Phipu, „es ist eine richtige Band zusammen gewachsen und ich hatte das Gefühl, dass sich das auch in einem richtigen Bandnamen ausdrücken sollte. Ich
spiele ja auch noch unter meinem Namen akustische Solo-Gigs und trete auch so bei Sessions auf. Aber wenn wir mit der Band unterwegs sind, dann sind das Brigitte, Freddy, JC und ich – und das ist dann Dögz.“ Am 14. März wird nun das erste Album der Dögz erscheinen. Aufgenommen wurde es in Wuppertal, im Carousel-Studio von Marc Sokal, wo auch der deutsche BluesrockÜberfliegergitarrist Henrik Freischlader seine Platten fertigt und bei dem Sokal auch live für den richtigen Sound sorgt. „Auf das Studio sind wir durch Henrik, mit dem wir schon ein paar Mal zusammengespielt hatten, gekommen. Und das war ein guter Entschluss nicht nur studiotechnisch, sondern ich war von der deutschen Arbeitsweise mächtig beeindruckt. Wir waren gut 14 Tage dort und wenn wir nach 10 – 12 Stunden Aufnahmen am Tag aufhörten, dann hat Marc Sokal noch allein weitergemacht, das ganze Editing und so. Das war einfach unglaublich.“ Und es hat sich gelohnt, das Album klingt bestens (Review im Kasten) und die Arbeit weit weg von zuhause hat die Band noch enger zusammengeschweisst, was der Produktion deutlich anzuhören ist. Als Gast holte sich Phipu für einige Backing-
Gesänge Freda Goodlett dazu. Am 14. März wird es dann im Rahmen einer Plattentaufe im Rothuus, Solothurn vorgestellt. Die geschäftliche Seite, die mit dem Album zusammenhängt, bleibt im bandinternen Kreis. Das Album erscheint auf Bluedog Records, ein Label, das Phipu zusammen mit Fribi Freiburghaus gegründet hat. Fribi ist ausserdem Phipus Partner bei den Blue Monday Konzerten im Solothurner Kofmehl, die die beiden seit Jahren erfolgreich veranstalten. Vertrieb des Albums erfolgt über die üblichen Download-Kanäle, das Album als physische CD kann über die Bandhomepage www.doegz.com bestellt werden. Ansonsten heisst es für die „Köter“ weiterhin spielen was das Zeug hält. Denn das ist die Passion von Phipu Gerber: „Ich wollte nie ein Rockstar werden, ich will einfach nur spielen. Und dabei ist es mir egal, ob da 200 oder 2000 Leute kommen.“ So ist also die Chance, dass die Truppe auch in deiner Nähe ihren Bluesrock auspackt, sehr gross und sollte auf keinen verpasst werden. Denn Philipp und seine Dögz gehören definitiv zum Besten, was es hierzulande live (und auch auf Konserve) zu erleben gibt.
LIVE Plattentaufe 14. März 2015 Solothurn, Rothuus
DÖGZ To The Bone Bluedog Records/Nonstop
Mit dem leicht angefunkten Midtempo Rocker «I`ll Be There» ist der perfekte Einstieg in das Debüt-Album der Solothurner Bluesrocker gelungen. Fetter Gitarrensound, von einer Hammond unterlegt und durch die Rhythmussektion mit einem swingenden Groove unterlegt. Darauf Phipu Gerbers rauer Gesang - so muss das sein! Und so ist die Richtung vorgegeben, wer diesen Opener mag, muss den Rest des Albums gar nicht erst antesten, er kann das Album blind kaufen. Schwachstellen sind keine auszumachen, jeder Song überzeugt auf ganzer Linie, die Rockwurzeln der Musiker schlagen voll durch und sorgen dadurch auch in ruhigeren Momenten für gesunde Ecken und Kanten und den berühmten Dreck unter den Fingernägeln. Gerber ist ein hervorra-
gender Saitenvirtuose, dem die durch unzählige Konzerte erworbene Routine deutlich anzuhören ist. Dem steht die Band in nichts nach, harmoniert prächtig miteinander, spielt mit hoher Dynamik und lässt Gerbers Songs in bestem Licht strahlen. Gastsängerin Freda Goodlett setzt zwischendurch mit souligen Backing-Vocals dem ganzen noch das Sahnehäubchen auf. Das Album klingt wie aus einem Guss - der Sound, von Henrik Freischlader Intimus Mark Socal allerbestens in Szene gesetzt, ist transparent, warm und sehr druckvoll. Der Verzicht auf zudeckende Overdubs sorgt zudem für authentisches Live-Feeling. «To The Bone» ist ein erstklassiges Debüt auf hohem internationalen Niveau und wird alle Fans dieses Genres nachhaltig begeistern.
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Selbstfindung und die Liebe zum Leben 48
Musik hat sie schon als Teenie gemacht. Und die Musik war auch der Grund, weshalb sie die Schweiz vor vielen Jahren zu ihrer zweiten Heimat machte. Shirley Grimnes lebt in Bern und ist aus der Schweizer Musikszene nicht mehr wegzudenken. Die Verbundenheit zu ihrem Geburtsland lässt sich jedoch auch nicht leugnen und drückt sich besonders in ihren Liedern aus, nachzuhören auf ihrem neuen Album „Love Songs“. Drei Jahre nach „The Long Road Home“ knüpft Shirley Grimes perfekt an ihre letzte Veröffentlichung an. Beim letzten Mal verfolgte sie musikalisch wie emotional die Spuren zu ihrer irischen Heimat zurück und erkundete dabei die vielen Wege, die sie schließlich nach Hause führten. Mit „Love Songs“ bleibt Shirley der Instrumentation ihrer Wurzeln treu, mit der sie ihre Fans so begeistert hat, und konzentriert sich auf das, was sie schließlich am Ende dieser Reise gefunden hat. Shirley hatte zunächst Bedenken, die Zusammenstellung „Love Songs“ zu nennen. „Ich hatte Angst, dass der Titel die Menschen an ein Best-Of-Album erinnern würde,“ lacht sie, „aber eigentlich möchte ich dem Wort „Liebe“ wieder Bedeutung verleihen. Diese Songs handeln nicht von jener sentimentalen Liebe, die auf Grußkarten zu finden ist, sondern es geht um etwas Tieferes, Wahrhaftiges – etwas, das ich in den vergangenen Jahren ganz besonders intensiv erfahren habe: die Liebe zu meinen Kindern, zu meinem Partner, meinen Freunden, meiner Vergangenheit … meinem Leben.” Das neue Album ist ein wichtiger Meilenstein für eine Künstlerin, die ihre Fans im Laufe der Jahre auf eine Reise durch verschiedenste Stilrichtungen genommen hat. „Musikalisch sind auf kleine Veränderungen zu finden,“ sagt Shirley, „aber die Instrumentation ist im Grunde dieselbe wie auf dem letzten Album, und ich werde wieder mit der gleichen Rhythmusgruppe (Schlagzeuger Samuel Baur und Bassist/Mandolinist Wolfgang Zwiauer) und einem Geiger auf Tour gehen.“ Shirley bekennt: „Es berührt mich sehr, wie viele meiner Fans mich durch meine verschiedenen Phasen begleitet haben und immer noch bei mir sind – von jazzlastigem Folk zu Rock und den ganzen Weg zurück.“ Dieses Mal findet sich ihr Publikum auf bekanntem Terrain wieder. Schlagzeuger Samuel Baur drückt es perfekt aus, wenn er feststellt: „Mit dem vorherigen Album sind wir heimgekommen. Nun fangen wir an, ein Haus auf dem Fundament zu bauen, das wir letztes Mal gelegt haben.“ Shirley hat ihrer Rückkehr ins Studio mit unverhohlener Begeisterung entgegengefiebert: „Das Studio ist einfach meins. Im Studio kümmere ich mich um mich und um das, was ich will und was ich für wichtig erachte. Ich liebe es. Für mich ist es wie ein Kochtopf – und ich habe alle Zutaten. Ich kann was auch immer ich möchte aus dem Regal nehmen und hinzufügen – das ist extrem inspirierend.“ Die Tour zu Love Songs gibt der Songwriterin und den Musikern die Möglichkeit, die Intimität ihrer Musik unmittelbar mit dem Publikum zu teilen. Shirley erklärt: „Die Bühne ist auf eine andere Art und Weise kreativ. Wir sind alle bemüht, das Leben und die Inspiration und die Emotionen jeden Abend beizubehalten. Das macht Spaß und ist ein Geschenk, aber während das Studio nur für mich ist, sind die Konzerte für die Zuhörer, und so sollte es auch sein.“ Mit „Love Songs“ bestätigt Shirley Grimes, dass „The Long Road Home“ kein Ende, sondern ein neuer Anfang war. „Bei dem letzten Album habe ich mich umgedreht und einen Blick auf das geworfen, was in einem Großteil meines Lebens passiert ist, den ich bisher ignoriert hatte und den ich nun endlich konfrontiert habe. Als Ergebnis weiß ich nun, wer ich damals war und wer ich jetzt bin. Ich kann das heute mit viel größerer Klarheit – und Zuneigung – ausdrücken, als jemals zuvor.“ Und wir sind dadurch alle ein bisschen reicher.
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DAS PRAXISSTUDIUM FÜR MODERNE MEDIENBERUFE hh. Für viele junge Menschen steht ein Beruf in der Medienbranche zu Oberst auf dem Wunschzettel. Eine gründliche Ausbildung ist dafür Voraussetzung, eine konventionelle Lehrstelle in den Bereichen Tontechnik, Web- oder Gamedesign allerdings schwer, wenn überhaupt zu finden. Allerdings gibt es Institute, wo man diese Ausbildung in Form eines Studiums erhält. Das grösste internationale Institut, das auch in der Schweiz diese Ausbildungen anbietet, ist SAE. TRACKS stellt das Institut im Gespräch mit dem Schweizer SAEDirektor Thomas Frei vor. Was heisst SAE? SAE steht ursprünglich für School of Audio Engineering und war eine reine TontechnikerSchule. Die wurde 1976 in Australien gegründet. Inzwischen gibt es weltweit auf allen Kontinenten 52 Institute in 26 Ländern. Das Angebot hat sich im Laufe der Zeit neben Tontechnik auch auf Web-, Gamedesign und Film ausgeweitet. In der Schweiz gibt es mit Zürich und Genf zwei Institute, wobei Genf Webdesign nicht anbietet. Die SAE-Ausbildung ist berufsbegleitend und man kann in jedem Fachbereich einen Bachelor- oder auch einen Masterabschluss machen. Das Studium ist eine Weiterbildung oder Zweitausbildung, aber man kann auch als Erstausbildung zu uns kommen. Ist der SAE-Studium Abschluss staatlich anerkannt? Es kommt darauf an, wie man die Ausbildung macht. Es gibt drei Stationen. Die erste ist das Diplom, das man nach zwei Jahren hat. Es ist zwar
nicht staatlich anerkannt, aber in der Industrie bekannt. Die zweite Station ist der Bachelor, der international anerkannt ist, wie andere Bachelor-Abschlüsse auch. Die Ausbildung ist berufsbegleitend. Das heisst, der Student muss für das Studium selbst bezahlen. Genau, wie an jeder anderen Schule auch. Im Vergleich zu anderen Schulen bewegen wir uns preislich im Mittelfeld, pro Semester zahlt man um die 6000 Franken. Das heisst, bis zum Diplom sind es um die 25.000 bis 30.000 Franken, je nach Ausbildungsbereich. Man kann den Betrag aber auch in monatlichen Raten zahlen. Daher ist die Ausbildung berufsbegleitend, damit man nebenher noch Geld verdienen kann. Es gibt zwar die Möglichkeit für Stipendien, aber das entscheidet die jeweilige kantonale Behörde. Ist das Studium überhaupt berufsbegleitend zu schaffen? Der Lehrstoff ist doch ziemlich komplex und erfordert grossen Zeit- und Arbeitseinsatz. Die Erfahrung zeigt, dass man es schafft. Wir empfehlen, maximal 60% nebenher zu arbeiten. Man ist 2 Tage pro Woche in der Schule und kann so noch 3 Tage arbeiten gehen. Aber da die Schüler zu uns kommen, weil es
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ihnen hier gefällt und die Ausbildung für sie auch eine Art von Leidenschaft ist, fällt das Lernen leichter. Kann man sagen, dass man durch die Ausbildung bei SAE nach dem Abschluss eine Art von Jobgarantie hat? Solch eine Garantie kann niemand wirklich geben, weil es ja Arbeitsmarkt abhängig ist. Aber die Aussichten sind sehr gut, besonders im Bereich Webdesign. Im Audiobereich ist es etwas schwieriger, da der Schweizer Markt relativ klein ist. In Deutschland gibt es beispielsweise wesentlich mehr Fernseh- und Radiostationen und auch mehr Tonstudios. Aber es ist sicher nicht unmöglich, in diesem Bereich auch in der Schweiz einen Job zu finden. Wenn man wirklich mit Leidenschaft dahinter steht, dann findet man auch seinen Weg. Der Weg ist länger als mit beispielsweise einem Wirtschaftsstudium, aber es ist definitiv machbar. Was sind die Voraussetzungen für ein SAE Studium? Wir sind eine Erwachsenenbildung, man muss also 18 Jahre alt sein. Wenn man Matur hat, ist es sowieso kein Problem. Man muss ein Motivations- und Bewerbungsschreiben schicken, das wird dann hier geprüft. Wenn wir Zweifel haben, laden wir den Bewerber zu einem persönlichen Gespräch ein. Wir nehmen also nicht jeden, der sich bei uns bewirbt, sondern wollen möglichst sicher sein, dass der Student auch tatsächlich durch das Studium kommen kann.
Ist die Länge des Studiums in allen Bereichen gleich? Ja. Generell geht es zwei Jahre bis zum Diplom, drei Jahre bis zum Bachelor. Man kann aber die TontechnikerAusbildung auch in Vollzeit machen, dann geht es nur ein Jahr bis zum Diplom und zwei Jahre bis zum Bachelor. Warum soll ich als Tontechniker-Lehrling nicht lieber in einem Tonstudio als Praktikant anfangen, anstatt bei SAE zu studieren? Weil wir bei SAE jeden Bereich der Tontechnik abstecken. Man lernt also nicht nur Studio- oder Livetontechniker, sondern man hat die ganze Palette dieses Bereichs. Also auch für Filme oder Computerspiele, Fernsehen oder Radio – also man kann praktisch dann überall arbeiten, wo Tontechnik erforderlich ist. Ausserdem kommen die Studenten über unsere Dozenten, die ja aus der Industrie kommen, an Kontakte, die ihnen den Einstieg in den Beruf vereinfachen. Optimal wäre natürlich, wenn der Student sein Studium mit einer entsprechenden Praktikumsstelle verbinden kann. Sind die SAE-Dozenten reine Lehrer oder kommen sie aus der Praxis? Alle unsere Dozenten sind Freelancer und arbeiten in dem Bereich, den sie unterrichten. Dadurch bringen sie natürlich eine grosse Berufserfahrung mit. Unser Problem dabei ist, Dozenten zu finden, die nicht nur Fachleute sind, sondern dazu auch noch pädagogische Fähigkeiten haben. Aber das ist uns bislang sehr gut gelungen und die Studenten sind mit ihren Dozenten sehr zufrieden. Wie viele Studenten sind derzeit bei SAE? Aktuell um die 230. Davon sind ungefähr die Hälfte im Tontechnik-Bereich, die andere Hälfte ungefähr zu gleichen Teilen in die anderen Bereiche aufgeteilt. Die Infrastruktur in der Tontechnik bei SAE ist ja sehr beeindruckend. Ihr habt mehrere voll ausgerüstete Tonaufnahme- und Regieräume. Holt ihr euch Bands für den praktischen Unterricht, die dann von euren Studenten aufgenommen werden? Also ca. ein Drittel von unseren Studenten spielen selbst in Bands oder haben Kollegen, die in Bands spielen. Die kommen dann gern zu uns, um gratis einen Song aufzunehmen. Wir haben aber auch auf unserer Website einen Link, wo man sich als Band anmelden kann. Es gibt natürlich keine Garantie, dass das klappt, aber die Chance ist da. Denn jeder Student muss eine Abschlussproduktion machen. Was unterscheidet SAE von den Mitbewerbern? Zum einen sind wir weltweit das führende Institut. Zum anderen haben viele unserer Mitbewerber einen kleinen Präsenzbereich und schulen mehr Online. Wir finden den physischen Kontakt wichtig, denn der Student kann immer kommen und hat immer eine Kontaktperson, die sich um sein Anliegen und seine Fragen kümmert. Zudem ist unsere Infrastruktur mit vier Studios ein Luxus und wir legen mehr Wert auf die technische Ausbildung als auf die künstlerische – so dass sich der Student mit den ganzen Geräten optimal auskennt und sie auch optimal einsetzen kann. Mit einem SAE-Abschluss kann man auch ins Ausland gehen, weil der SAE-Studienabschluss in jedem Land gleich ist. Da hat man dann bessere Chancen als wenn man von einer anderen Schule kommt. Gibt es Untersuchungen, wie viele SAE-Studenten in der Schweiz nach dem Abschluss auch einen Job in diesem Bereich bekommen haben? Ja, mit dieser Untersuchung haben wir im letzten Jahr begonnen. Wir waren von diesem Ergebnis selbst sehr überrascht. Zwischen 85 und 90% unserer Studenten haben in ihrem jeweiligen oder verwandten Bereich einen Job gefunden. Das ist natürlich super und ein Beweis, dass sich die Ausbildung und die Investition lohnt.
Weitere, ausführliche Informationen sind unter www.sae.ch zu finden. Unter anderem auch über regelmässige Gratis-Workshops, an denen sich Interessierte vor Ort ein Bild über die Möglichkeiten eines SAE-Studiums machen können.
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ELIANE Bright Lights
HUGs Kurze MISTRAL - Chaise En Plastique (Irascible) Die gute Nachricht für Chansonfreunde und amies de la chanson: Das Debüt dieser vier heiterbeschwingten Basler kommt ohne den Kleintheaterpathos von Michael von der Heide und ohne den Ergriffenheitsschmalz von Stephan Eicher aus und konzentriert sich ganz locker auf das sonnige Leben an Frankreichs Südküste. MONI UND DIE LUFTPOST - Alles&Nüt (Endorphin) Die Mundartband mit Musikern aus Uri, Zug und Zürich präsentiert ihr Debüt, auf dem vor allem die Texte auffallen: Die sind schlau gereimt und heimlifeiss geschrieben, sehr schön. Die Musik pendelt zwischen Chanson und Jazz und irgendwas im Kleintheater, und das ist dann leider etwas verschwommen. Hier gäbe es sicher präzisere und dienlichere Möglichkeiten, den Texten der Sängerin Moni auf die richtigen Sprünge zu helfen. SO WASTED - Gather Up Glamour Vier Post-Teenager klingen wie ein Offspring-Klon und zeigen mit ihrem 5-Track-Debüt, warum Offspring gut ist und die vier Thuner noch viel üben müssen. Deshalb gibt es für Musikfreunde keinen Grund, das Album zu kaufen, wenn man nicht mit den Jungs befreundet oder verwandt ist. Aber Veranstalter hätten damit einen Buchungs-Vorschlag. MAX LÄSSER UND DAS ÜBERLANDORCHESTER - 1:1 (Phonag) Die «Nu Ländler»-Koryphäen Max Lässer, Markus Flückiger und Töbi Tobler sprengen mit dem fünften, live mitgeschnittenen Album zusammen mit Patrick Sommer nicht die Grenzen der Volksmusik, nein. Vielmehr lösen sie diese Grenzen mit Spielfreude und viel Erfahrung auf, und so kommt es, dass das Überlandorchester so geschmeidig und so heiter über der Volksmusik schwebt wie noch nie. Pflichtkauf! UNHOLD - Towering (Subversiv/Irascible) Ja, es geht noch langsamer, noch härter, noch zäher. Die vier Berner Oberländer Gitarrenkracher intensivieren mit ihrem dritten Album in 22 Jahren alles, was schon die Idee der Vorgängeralben war, überrunden die alten Swans und landen zwischenzeitlich im Drone Doom. Liebhaber jubeln. Schwächlinge müssen draussen warten. Aber wieso klingt das alles so schrecklich dumpf? Holt doch nächstes Mal den Roli Mosimann an die Regler. Oder den Voco Fauxpas. JAMES GRUNTZ - Belvedere (Bakara/Phonag) James Gruntz setzt weniger Elektronik ein als Bon Iver - steht diesen aber in Sachen Intensität bei gleichzeitiger Leichtigkeit in keinster Weise nach. Und somit ist Gruntz auch schon klar positioniert: Dieser Mann aus Basel macht den schweizweit absolut besten Gegenentwurf zu Popmusik mit Mitteln der Popmusik. SIR JOE - Treasure In A Box (Prolog/Musikvertrieb) Der ehemalige Sänger der modern Day Heroes veröffentlicht nach einem Studium am Musicians Institute in Los Angeles und einer EP sein erstes richtiges Album: Stilvoller, intensiver Pop mit gleichermassen Einschlägen aus dem Balkan und aus der Prärie, und die Songs sind schön, obwohl sie vom Tod handeln. Übrigens muss man jetzt endlich einmal sagen, dass aus dem Berner Hause Prolog noch nie eine schlechte Platte veröffentlicht worden ist.
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Sony
einzige Unterschied zu den Vorgängern. Ihre Eigenkompositionen sind alle hochwertig und einzeln betrachtet hervorragende Lieder, die sich einbrennen und wirklich gelungen sind. Nur eben aneinandergereiht stellen sich zu wenige Spannungsbögen ein. Für einen romantischen Abend bei Candlelight-Dinner hingegen ist diese Scheibe gewiss perfekt!
SUPERSIECH s Schicksal hueschtet Rompom em. Eliane dürfte einigen noch aus der TV-Show „Die grössten Schweizer Talente“ bekannt sein. Sie ging als Siegerin hervor und diese 24-jährige Dame aus Luzern stellt nun ihr drittes Album „Bright Lights“ vor. Die erste Singleauskopplung „Leave A Light On“ ist auch das erste Stück ihrer neuen CD und ist sozusagen Leitfaden für das Album. Es sei eine schöne Vorstellung zu wissen, dass jemand da ist, der das Licht für einen anlässt, meint die Sängerin mit der feinen und gefühlvollen Stimme. Genau so emotional und filigran die Stimme Elianes ist, genau so klingen ihre elf Tracks. Mit viel Piano und schönen eingängigen Melodien versucht die zweifellos sehr talentierte Eliane zu überzeugen. So wunderbar klar Eliane auch singt, so sehr sie auch Empfindungen zu transportieren vermag, irgendwie fehlt einfach der Schwung und der Groove bei der ganzen Sache. Ein sehr geeignetes Beispiel hierfür ist die Coverversion des Foreigner-Klassikers „I Want To Know What Love Is“. Bonnie Tylers Reibeisenstimme bei ihrem Riesenhit „Total Eclipse Of The Heart“ wurde in der Version von Eliane natürlich ordentlich weichgespült. Coverversionen, die anders klingen als das Original sind zwar immer interessant und eine runde Sache, aber es ist fraglich, ob sie denn immer so klingen müssen, wie alles andere auf der CD auch schon. Die vierte Nummer „Someone To Love“, die zwar auch eine Ballade ist, zeigt dann zum Beispiel Ansätze von Power und Mitsingcharakter, die aber über Andeutungen und aufflackernde Momente nicht hinausgehen. Genau so verhält es sich auch beim Titelsong „Bright Lights“. Ansonsten geht es gewiss sehr persönlich, aber enorm lieblich zu und her, was auf die Dauer tatsächlich ermüdend wirkt. Erst ganz am Schluss horcht der Hörer noch mal auf, da das Schlusslicht „Anello Graffiato“ auf italienisch gesungen ist. Diese Tatsache ist aber auch der
hug. Natürlich hilft es einer Band, Songs von etablierten Bands zu covern, um selber daran zu wachsen. Aber wenn man sich das dritte Album von Supersiech anhört, fragt man sich trotzdem, warum sich die vier Jungs auf ihren ersten beiden Alben überhaupt an französischen Tänzen und Tom Waits versucht haben, wo sie doch längst zu grossartigen eigenen Songs fähig sind. Denn genau das bieten Supersiech auf «s Schicksal hueschtet». Zehn neue Songs in Mundart, die vordergründig etwas träge daherkommen, die aber hintergründig eine verschmitzte, lakonische Dynamik entfalten, die dem Humor der Texte entgegenkommt – insbesondere im Lied «Stefan Hug» wird dieser verstohlene Groove geradezu lasziv. Überhaupt «Stefan Hug»: Eine bitterböse Satire über das Politund vor allem Musikbusiness, in das – ebenfalls bitterböse – Chris von Rohr, unsere nationale Stimme der niederen Vernunft, reingescratcht wird. Und überhaupt die Satire (wenn wir dem mal so sagen wollen): Bandleader und Songschreiber Dülü Dubach ist ein sehr genauer Beobachter unserer Zeit und unseres Alltags, und er versteht es, diese Beobachtungen in heitere, erfrischende und unerwartete Geschichten umzusetzen (im Lied «s Wätter» auch in Form eines spärlichen Reggaes). Und er gönnt sich darüber hinaus durchaus ein bisschen Nonsense: «suuri Zunge» beinhaltet die wohl weltweit erste gesungene Einkaufsliste. So lustig war Polo Hofer nur in seinen allerbesten Songs. Das ist Mundart für heute.
FROM KID You Can Have All The Wonders Sonic Service
mit ihren Songs zwischen Indiefolk und Synthpop, zuweilen mit Retro-Charme. Da hört man Coldplay heraus, aber auch Talk Talk, OMD, Snow Patrol oder Death Cab For Cutie, und vor allem viel Talent. From Kid berühren, faszinieren mit «You Can Have All The Wonders».
ARKA DIV Arka Div Irascible Music rp. Entrückt, dann aber doch wieder fassbar, mit Bodenhaftung. Distanziert, fast oberflächlich, dann aber doch wieder persönlich. Vielsagend offen, dann aber doch wieder bestimmt. Manchmal darf getanzt werden, manchmal fast geweint. Und gegangen wird mit einem erhabenen «Leave The Town And Set it On Fire» am Schluss in «Dead Ends». Vielleicht heisst das Debüt des Churer Duo um Andrin Berchtold und Gian Reto Camenisch gerade deshalb «You Can Have All The Wonders»? Die zwölf Songs verfügen über viele Schattierungen, viele Stimmungen und vor allem über Atmosphäre. Die beiden Bündner pendeln
ub. In den Loops Studios in Winterthur aufgenommen, zeichnet die Platte der Zürcher Post Punk-Formation düstere Bilder und klagt an mit einem letzten Funken Hoffnung. Twilight Empire war einmal. Die Band heisst jetzt Arka Div. Nach überstandenem Reifeprozess stellt der vorliegende Erstling
des Quartetts einen Neustart dar. Das Lineup besteht aus Sänger Basil Ermatinger, Michael Hofstetter (Gitarre), Bassist Marcel A. Silva und Mäx Weber (Drums). Der Sound geht in Richtung Dark Wave und Post Punk der Marke Joy Division. Die Songs unterscheiden sich stilistisch nur in Nuancen. Dominant und bleiern ziehen sich die Bass Lines durch die zehn neuen atmosphärisch dichten Eigenkompositionen. Die Spielzeit ist mit 35 Minuten relativ kurz. Generell ist in der Pop- und Rock-Welt (nach teils ausufernder „je länger, desto besser“Mentalität) eine Rückkehr zu „kurz und knackig ohne Füllmaterial“ festzustellen. Der Trend steht auch dieser Veröffentlichung. Nach melancholischem Start mit „24 Hours“ gewinnt das Album zunehmend an Fahrt. Etwas zorniger gefallen „Pilgrim“ und „Silent Cage“. Das Finale „Escape“ schliesst dramatisch und verzweifelt und lässt einen nachdenklich zurück. Eine CD, die sofort Emotionen transportiert, sich aber erst durch mehrmaliges Hören vollends entfaltet.
THORNE And The Lion's Roaring From My Chest Danger Street/Lautstark/ Nation hug. Zur Info: Thorne sind Nadja Vogt am Klavier und am Mikrophon sowie Chris Weber am Rest der Instrumente, beide aus Basel, gemeinsam haben sie 2011 als The Greatest das Album «Amid The Hours» veröffentlicht. Als Thorne konzentrieren sie sich mehr auf die Songs, schaffen aber weiterhin mit Leichtigkeit diese intensive, sehr persönliche Atmosphäre, in der Melancholie nichts Trauriges, sondern etwas Schönes, ja Aufbauendes ist. Manchmal, wenn die Tracks sehr ruhig werden, erinnert Thorne nicht zuletzt wegen der Ähnlichkeit der Stimmen von Nadja Vogt und Margo Timmins an die frühen Cowboy Junkies. Und zwischendurch setzen Vogt und Weber mit secen, rudimentären Anti-Rock-Songs verhältnismässig kräftige Gegengewichte. Das ist hinreissend und bleibt durchgehend spannend. Das nächste Mal also bitte nicht wieder drei Jahre warten bis zur nächsten Platte.
Das Blues Festival Basel hat sich seit seiner Gründung im Jahre 2000 zu einem beliebten und geschätzten Event der Region entwickelt. Das Festival bringt an sechs Tagen musikalische Highlights mit internationalen Stars, aber auch talentierte, einheimische Bands nach Basel. Am Basler Blues-Festival wird jeweils der Grammy des Schweizer Blues übergeben, der begehrte Swiss Blues Award. Ausserdem ehrt das Festival herausragende Persönlichkeiten mit dem Life Time Achievement Award. Für die 16. Ausgabe des Festivals vom 14.-19. April wurde wieder einmal ein sehr attraktives Programm zusammengestellt. Zum ersten Mal ist ein Zydeco-/CajunAbend dabei – ein Leckerbissen, den sich Freunde dieses traditionellen Louisiana-Sounds nicht entgehen lassen sollten.
Dienstag, 14. April 2015 wird die PROMO BLUES NIGHT über die Bühne im Festsaal des Volkshauses Basel gehen. Fünf Schweizer Bluesbands Manu Hartmann & The City Blues Band, Bluestonique, Pascal Geiser, 51 Blues Band, I-VAN & The Cargo Handlers - werden sich dem kritischen Publikum präsentieren. Die Siegerband wird dann am Blues Festival Basel 2016 als Support Act im Hauptprogramm auftreten. CHUBBY BUDDY
Mittwoch 15. April 2015 wird der Gewinner der letzten Promo Blues Night 2014, das Duo Chubby Buddy aus Thun mit purem amerikanischschweizerischen Blues den Abend eröffnen. Es folgt die Übergabe des SWISS BLUES AWARD 2015. Den Abschluss des Abends macht Deitra Farr & Soul Gift feat. Alex Schultz, Sax Gordon & Raphael Wressnig (USA,D). Die amerikanische Bluessängerin Deitra Farr erfüllt so ziemlich alle Bedingungen, die man von einer Blues Lady erwartet: Eine markante Bühnenpräsenz und eine tiefe, rauchige Powerstimme, die nichts anbrennen lässt. Donnerstag, 16. April 2015 verspricht eine Art Premiere zu werden. An diesem Abend wird ausschliesslich Zydeco- und Cajun-Musik auf dem Programm stehen und dies mit einiger Berechtigung, haben doch diese Musikstile aus Louisiana viele Gemeinsamkeiten mit dem Blues. Seit vielen Jahren hat sich die deutsche Handharmonikaspielerin Zydeco Annie & Swamp Cats der Cajun- und Zydecomusik Louisianas verschrieben und gehört zu den führenden europäischen Gruppen dieses Genres. Mindestens so gespannt aber darf man an diesem Abend auch auf den 78jährigen Joe Douglas sein. Der amerikanische Sänger und Accordeonspieler gilt als einer der Pioniere der Musik Louisianas an der Schnittstelle zwischen Cajun, Country, Rock 'n' Roll und Swamp Music. Dies verspricht lebendige Musikgeschichte live auf der Bühne, an die man sich noch lange erinnern wird.
JOE DOUGLAS
MITCH KASHMAR
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GRAND CANNON
DEITRA FARR
ZYDECO ANNIE & SWAMP CATS
OTHELLA DALLAS
A CONTRA BLUES
JOEL PATERSON/JIM LIBAN
Freitag, 17 April 2015 möchte das Blues Festival Basel unter Beweis stellen, dass auch die Europäer guten Blues machen können. Als die «ältesten Newcomer der Schweiz» werden sie gehandelt, die Blues-Veteranen Pfuri Baldenweg, Zach Prather und Kniri Knaus. Ältere Semester erinnern sich: Vor bald einer Ewigkeit machte das Trio «Pfuri, Gorps und Kniri» Furore mit ihrem Sammelsurium an AbfallInstrumenten. Nach 30 Jahren wollten es die zwei Überlebenden dieses legendären Trios Pfuri und Kniri nochmals wissen, schlossen sich mit dem amerikanischen Musiker Zach zur Band Grand Cannon zusammen. Das Konzert fortsetzen wird die wesentlich jüngere Band A Contra Blues aus Spanien, die als Gewinnerin des European Blues Challenge 2014 Aufmerksamkeit erregt hat. Den Abend abrunden wird die Mitch Kashmar Blues Band (USA/D). Der 1960 in Santa Barbara, Kalifornien geborene Sänger und Mundharmonikaspieler Mitch Kashmar wird in puncto Blues-Harmonica weltweit zu den Top Ten der Szene gerechnet und in die Liga eines Little Walter oder eines Charlie Musselwhite gestellt. Sowohl seine Bühnenpräsenz als auch sein zupackendes Spiel auf der Blues-Harp sind umwerfend, wie man schon 2011 am Lucerne Blues Festival feststellen konnte. Den Höhe- und Schlusspunkt des Festivals setzt einmal mehr der Samstagabend, 18. April 2015. Angefangen mit der fast 90 Jahre jungen Sängerin und Tänzerin Othella Dallas. Die 1925 in Memphis, Tennessee geborene Amerikanerin lebt seit 1960 in Binningen bei Basel und wird einmal mehr beweisen, dass es keinen besseren Jungbrunnen gibt als den Blues. Last but not least der fast schon ein wenig zum musikalischen Joker des Blues Festival Basel mutierte, in Basel geborene und aufgewachsene, seit vielen Jahren aber in der Bluesstadt Chicago lebende Saxophonist Sam Burckhardt, der wieder eine tolle Crew von professionellen Musikern aus der weiteren Region der «Windy City» zusammengestellt hat. Zusammen mit dem fast schon zur Legende gewordene Mundharmonikaspieler Jim Liban und dem musikalisch vielseitigen virtuosen GitarrenCrack Joel Paterson mit seinem Trio wird Saxophonist Burckhardt den fulminanten Schlusspunkt des Festivals setzten. Schlusspunkt? Moment, fast hätten wir den Festival All Star Blues Brunch vergessen, der noch am Sonntag, 19. April ab 11h im Unionssaal des Volkshause über die Bühne gehen wird. Längst hat sich dieser Anlass vom Geheimtip zum gefragten Event gewandelt. Kein Wunder, versammeln sich doch an diesem späteren Morgen nochmals alle noch in der Stadt weilenden Musiker des Festivals auf der Bühne zu einer mitreissenden Jamsession, bei der dank kreativer Improvisation und zupackender Spontaneität der Musiker jedes Mal tierisch die Post abgeht. Hingewiesen sei noch auf Blues in the Schools: Das Motto lautet: «Blues zum Anfassen». Berufsmässige Bluesmusiker werden parallel zum Blues Festival Basel 2015 die SIS Swiss International School Basel und diverse Gymnasien in Basel Stadt und Baselland besuchen, um Schülerinnen und Schülern über die Geschichte des Blues und seinem Einfluss auf andere Musikstile wie Jazz, Rock 'n' Roll, Rock und Soul zu erzählen. Sie werden über ihr Leben als Bluesmusiker berichten und mit Songs versuchen, den jungen Menschen ein Gefühl für den Blues, dessen Ausdruck, Feeling und Gesinnung zu vermitteln.
Weitere Infos: www.bluesbasel.ch
DVD/BluRay ERIC CLAPTON Planes, Trains And Eric Eagle Vision
BOB MARLEY Uprising Live! Eagle Vision ub. Die orange Musikkassette „Legend“ mit dem Besten vom Besten Bob Marleys spendete oft Trost, obwohl der Englischlehrer mahnte, bloss nicht Marleys Jamaika-Slang nachzuahmen. Auch „Mama Africa“ von Peter Tosh lief rauf und runter. Tosh war Gründungsmitglied und bis 1974 Gitarrist von Marleys treuer Band The Wailers. Die Widerstands-Hymne „Get Up, Stand Up“ vom 73er-Album „Burnin'“ schrieb Marley zusammen mit Tosh und ist bedeutungsschwer das letzte Stück, welches Marley je live sang. Auch „I Shot The Sheriff“ wurde auf diese Platte gepresst. Die weisse Schützenhilfe von Claptons Version bescherte dem Rastaman endlich internationale Aufmerksamkeit. Marleys letztes Studioalbum „Uprising“ wurde am 10. Juni 1980 veröffentlicht und enthält die Tracks “Coming In From The Cold”, “Work”, “Zion Train”, ”Could You Be Loved” sowie “Redemption Song“, die auch an diesem 13. Juni 1980 in der ausverkauften Westfalenhalle Dortmund gespielt werden. Die „Uprising“-Tour startete Ende Mai 1980 in Zürich und endete mit fünf Konzerten in den USA im September. Marley zeigt sich in blendender Form und voller Energie. Die Band lässt die grossen Hits, wie “No Woman, No Cry”, “Exodus”, “Is This Love”, “Jamming” oder “Could You Be Loved” vom Stapel. Wie es üblich war, eröffnen die I-Threes (die Begleitsängerinnen Judy Mowatt, Marcia Griffiths und Marleys Ehefrau Rita) die Show, bevor der König des Reggaes die Bühne betritt. Der fesselnde Auftritt wurde damals im KultProgramm Rockpalast des WDR ausgestrahlt und wird nun zum ersten Mal als DCD/DVD-Set veröffentlicht. Die seltenen Aufnahmen des Rastafari-Propheten (mit Filzlocken als religiöses Statement) lassen einen Mann auferstehen, der nicht bloss Rockstar war, sondern eine ernste Mission hatte. Am ehesten verdeutlicht dies „War“ mit kämpferischem Text des als Messias verehrten Haile Selassie. Nach einem Zusammenbruch im Oktober 1980 kam Marley nie mehr richtig auf die Beine und starb am 11. Mai 1981 an Krebs in Miami (auf dem Rückflug nach Jamaika) mit nur 36 Jahren. Am 6. Februar 2015 hätte Marley seinen 70. Geburtstag gefeiert. The Wailers sind bis heute aktiv mit den Gitarristen Al Anderson und Junior Marvin. Aston Barrett hat unzählige bedeutende ReggaeBassisten beeinflusst. Dessen Bruder Carlton (Drums) wird 1987 erschossen. Keyboarder Tyrone Downie hat sich in Frankreich einen Namen als Pianist gemacht. Perkussionist Alvin "Seeco" Patterson ist inzwischen 84-jährig und lebt in Kingston.
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ub. Japan ist eine persönliche Angelegenheit für Clapton. Weltberühmt die Aufzeichnung der einen Nacht im Dezember 1979 im Budokan Theater in Tokyo („Just One Night“). Bereits 1974 spielte er die erste von mittlerweile 200 Shows in Japan. Vierzig Jahre später kehrt Clapton nun in sein Lieblingsland zurück und dies vielleicht zum letzten Mal. Zum bevorstehenden 70. Geburtstag des Gitarrengotts dokumentiert der knapp 2 ½-stündige Film die Asien-Tour 2014 und bietet eine Retrospektive der letzten fünf Jahrzehnte, von den Anfängen mit Yardbirds, John Mayall über Cream, Derek And The Dominos bis zu seiner Solo-Karriere sowie ein Blick hinter die Kulissen durch Probenbesuche und Interviews. Viele der LiveTracks kennt der Musikfan bereits, da sie schon auf früheren LiveAlben (“E.C. Was Here“, „Unplugged“ oder „24 Nights“) veröffentlicht wurden. Immer wieder hauchte Clapton uralten Bluesstandards von Robert Johnson, Johnny Moore oder Charlie Segar neues Leben ein, die nun seit Jahren in sein Repertoire gehören. Der Grandseigneur des Blues hat ein untrügliches Gespür für die Songs Dritter und macht diese durch seine charismatische Interpretation erst bekannt (“Cocaine” von J. J. Cale oder Bob Marleys “I Shot The Sheriff”). Dies verbindet Clapton mit dem kürzlich verstorbenen Joe Cocker, dessen “High Time We Went” dargeboten wird. Claptons bekannte Eigenkompositionen kann man hingegen an einer Hand abzählen („Tell The Truth“, “Layla” oder “Wonderful Tonight”). Auch der letzte Hit „Tears In Heaven“ ist inzwischen weit über 20 Jahre alt. In EC's Band spielen legendäre Musiker, wie Drummer Steve Gadd (Paul Simon), Jazz-Basser Nathan East oder Keyboarder Chris Stainton (Joe Cocker), trotzdem fehlt es der Show an Pfiff. Insgesamt riecht der Film nach Abspann und Ruhestand.
YES Like It Is: Yes At The Bristol Hippodrome ub. Letzten Sommer hatten die Briten mit „Heaven & Earth“ ein gelungenes neues Studio-Album veröffentlicht und damit auch Sänger Jon Davison vorgestellt, der dem Original-Vokalisten Jon Anderson (der sich 2008 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog) sowohl stimmlich als auch äusserlich ähnelt. Als Feuertaufe für den Neuen tourten Yes durch Kanada und Europa. Die Prog Rock-Titanen befinden sich gewissermassen auf endloser Ehrenrunde. Die „Triple Album-Tour 2013/2014“ beinhaltete die Komplettaufführung der Werke “The Yes Album” (1971), “Close To The Edge” (1972) und “Going For The One” (1977). Die Show vom 11. Mai 2014 im altehrwürdigen Bristol Hippodrome wurde aufgezeichnet und ist die erste LivePlatte mit Davison und Keyboarder Geoff Downes, der seit “Drama” (1980) in die Tasten greift. Zu veritablen Ur-Mitgliedern zählen die restlichen Yes-Musiker: Steve Howe, Gitarrist seit 1971, Trommler Alan White sowie Bassist Chris Squire, der auf jeder Yes-LP seit 1969 zu hören ist. Auf je einer CD werden nun zwei der live dargebotenen Alben veröffentlicht (Disc 3 ist der KonzertFilm dazu). 1977 ist Organist Rick Wakeman überraschend zurück (er verliess Yes 1974). Die Energie der Kirchenorgel in der St. Martins-Kirche von Vevey bei „Parallels“ ist beeindruckend und bleibt unerreicht. Daran ändert auch der 2014er Live-Relaunch nichts. Es fehlt schlicht der Drive der Original-Aufnahmen. „The Yes Album” enthält die klassischen Bandhymnen (“Yours Is No Disgrace”, “I've Seen All Good People” oder “Perpetual Change”). Diese Stücke haben die Musiker verinnerlicht und funktionieren um einiges besser, obwohl die Drums generell einfach zu wenig Kraft besitzen. Jon Davison singt ausgezeichnet und ist objektiv gesehen genau so gut wie Jon Anderson war. Die alten Recken live on stage zu sehen ist ein Erlebnis. Im Wohnzimmer hört man sich jedoch lieber die alten Scheiben an.
DVD/BluRay
JON LORD The Rock Legend EarMusic
ub. Der vorliegende Film erstreckt sich über zwei DVDs und zeigt das Konzert in der Royal Albert Hall vom April 2014 zur Erinnerung an Jon Lord. Das von der Stiftung Sunflower Jam organisierte MammutProjekt versucht das umfassende Werk des 2012 verstorbenen Musikers einzufangen. Die britische RadioLegende Bob Harris führt durch das Programm, wobei sich
der erste Teil dem „Composer” Lord widmet, der ein echter Schöngeist war und die Barockmusik von Bach und den Jazz liebte. Das klassische Orion Orchester unter der Leitung von Paul Mann und die “Hausband”, bestehend aus Bassist Neil Murray, Gitarrist Micky Moody (beide ex-Whitesnake) sowie Sänger Steve Balsamo (Jesus Christ Superstar), spielen faszinierende und persönliche Stücke („Pictured Within“ mit Miller Anderson). Danach betritt Rick Wakeman die Bühne und trägt das herrliche Jazz-Instrumental „Sarabande“ (Titelstück des Symphonic Rock-Albums von 1975) mit wunderbarer OrchesterBegleitung vor. Der zweite Teil des Konzerts ist der expressiven RockLegende Jon Lord zugedacht, die die scheinbaren Gegensätze zwischen Klassik und Rock bereits 1969 mit „Concerto For Group And Orchestra“ aufhob. Paul Weller (The Style Council) spielt zwei Songs von Lords erster Band The Artwoods. Von der genialen, aber leider einzigen Platte der Verbindung Paice Ashton Lord (“Malice In Wonderland”) rocken Ian Paice und Bernie Marsden (ex-PAL, Whitesnake) die beiden Tracks “Silas And Jerome” und “I'm Gonna Stop Drinking” mit
Hammer-Sänger Phil Campbell (The Temperance Movement) anstelle von Tony Ashton. Lords erfolgreiche Zeit mit Deep Purple (1968 – 1976, 1984 – 2001) hinterlässt auch an diesem Abend die tiefsten Spuren. Balsamo singt die ruhige Nummer “Soldier Of Fortune” vom letzten Studio-Album (vor der achtjährigen Pause) “Come Taste The Band”. Der absolute Knaller ist “Burn” mit Iron Maiden-Shouter Bruce Dickinson sowie Glenn Hughes am Mikro und dem Orchester im Rücken, dazu Don Airey und Wakeman im Orgel-Dialog, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Mit einer witzigen Anekdote holt Dickinson schliesslich die aktuelle Besetzung von Purple, die seit 2002 mit Ian Gillan, Steve Morse, Roger Glover, Airey und Paice Bestand hat, auf die Bühne. Besonders herausragend ist Airey mit einem Mega-Intro und Morse im SoloDuell mit einem Wahnsinns-Geiger bei „Lazy“ von 1972. “Perfect Strangers” geht neu arrangiert unter die Haut und “Black Night” groovt ungeheuerlich. Mit “Hush” beenden alle Musiker des Abends die bewegende und wundervolle Show!
JACK BRUCE The 50th Birthday Concerts Mig Music ub. Der vorliegende Konzert-Mitschnitt vom November 1993 ist das Vermächtnis eines echten Genies, das leider nie den gebührenden Legendenstatus erreichte. Gefilmt wurde der einmalige Doppel-Gig im E-Werk in Köln zu Ehren des 50. Geburtstages von Jack Bruce, der Ende Oktober 2014 mit 71 Jahren starb und ein umfangreiches und musikalisch vielfältiges Erbe hinterliess. Der WDR kramte im Archiv und fand die aussergewöhnlichen Aufnahmen, die nun in der Rockpalast-Serie veröffentlicht werden. Ende der Sixties gehörte der jazzbeeinflusste Bassist zu den profiliertesten Musikern des Progressiven Pop. Er war Mitglied der Gruppen John Mayalls und Manfred Manns, bis
er 1966 zusammen mit Eric Clapton und Ginger Baker die wegweisende britische Bluesrock-Supertruppe Cream gründete. Im Nachhinein mag Clapton als Frontmann wahrgenommen werden, in Wirklichkeit schrieb und sang Bruce den grössten Teil ihrer unsterblichen Stücke, darunter „I Feel Free“, „White Room“, „Politician“ oder „Sunshine Of Your Love“. Als Seiltänzer ohne Netz revolu-tionierte er den Stellenwert der Bass-gitarre im Rock durch seine Virtuosität. DVD 1 widmet sich querbeet der Solokar-riere des Multiinstrumentalisten, die mit Jazz Rock und Fusion Jazz (wie "Over The Cliff" aus dem 1970er-Album “Things We Like”) abseits des Mainstreams verlief. Der Film startet mit einer Cello-Improvisation, bevor Bruce am Flügel Platz nimmt und es zunehmend ein-dringlicher wird. 1969 veröffentlichte der Schotte seine erste Solo-Platte „Songs For A Tailor“, welche
einer jungen Schneiderin gewidmet war. Allein von dieser LP werden drei geniale Songs gespielt („Never Tell Your Mother She's Out Of Tune“, „Theme From An Imaginary Western“ und „Rope Ladder To The Moon“). Unterstützt von ur-Drummer Baker und den Gitarristen Gary Moore und Clem Clempson (Colosseum, ex-Humble Pie) hält der zweite Teil des Auftritts Bruces Schaffenszeit mit Cream durch die bereits genannten Klassiker fest. Reinschau-Tipp ist „Life On Earth“ mit Moore und Drummer Simon Phillips vom Album “B.L.T.”, welches 1981 mit Robin Trower (ex-Procol Harum) and Bill Lordan (exSly And The Family Stone) entstand. Nach einer Lebertransplantation stand Bruce im Mai 2005 noch einmal mit Cream auf der Bühne. Wenige Monate vor seinem Tod erschien das letzte Studioalbum „Silver Rails“, die geplante UK-Tour vom März 2014 musste jedoch abgesagt werden.
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DVD/BluRay DANA FUCHS Songs From The Road Ruf Records
XAVIER NAIDOO Hört, Hört! Naidoo Records GmbH ip. Der Mann kann ja lachen! Und das Publikum erst! Bereits beim ersten Song „Bei meiner Seele“ singen alle 22'000 Besucher jede Zeile mit und Xavier freut sich über alle Backen. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn „Hört, Hört!“, der Livemitschnitt seines Konzerts auf der Berliner Waldbühne, ist tatsächlich von einer Qualität, die einen lachen lassen darf. Und zwar vor purer Freude darüber, dass es Musiker gibt, die trotz des verdienten Superstar-Status' eine schlichte Show abliefern können, die schnörkellos ist und die „lediglich“ durch Musik überzeugt. Denn nicht nur die Musiker sind im unprätentiösen Casual-Look zu sehen, sondern auch der Bühnenaufbau ist geradezu lächerlich-sympathisch spartanisch. Neben den obligaten Videoleinwänden findet sich ausser den Instrumenten und Verstärkern keinerlei Firlefanz. Damit wirkt die Bühne physisch fast schon zu gross für die Band, was angesichts der grossartig interpretierten Musik aber ungefähr egal ist. „Bevor Du gehst“ groovt im Reggae-Gewand und ab Song Nummer vier, „Führ mich ans Licht“, wechselt die bisher schwarzweisse optische Gestaltung des gefilmten Materials zu Farbe. In „Autonarr“, das an Stand-up-Comedy erinnert, wendet er sich an sein Publikum und sorgt für Schmunzler und in „Zeilen aus Gold“ bebt der Dancefloor. Direkt danach gibt es für die Schweizer im Publikum, erkennbar an der Landesflagge, einen kurzen touristischen Tipp von einem weiblichen Fan. Mit „Goldene Kerzen“ und „Farbige Steine“ wird es etwas sehr technisch und Naidoos Stimme wird mit Autotune an leicht gruselige akustische Grenzen geführt. Das sorgt mit dem DanceSound und Dubstep-Anleihen natürlich für Abwechslung, aber dabei geht auch ein Teil seiner Authenzität verloren und dieser Part des Konzerts wird damit etwas unpersönlich. Abgesehen davon hätte er das überhaupt nicht nötig, aber das muss man normalerweise ja nicht explizit erwähnen. Das Techno-Spektakel hat mit „Sie sieht mich nicht“ glücklicherweise ein Ende und ab diesem Hit gibt es wieder Naidoo, wie er am besten kann. Und da ist „Und wenn ein Lied“, im Original ja eher schnulzig, einer der Höhepunkte, denn Naidoo und seine Band intonieren die Nummer mit einer ordentlichen Portion Rock, die bei den Fans gut ankommt. Zum Schluss fehlen natürlich auch „Alles kann besser werden“ und „Ich kenne nichts (Das so schön ist wie du)“ nicht und als Bonussong gibt es „Danke“ mit Nico Suave serviert. Wenn man hier nach Negativem buddeln möchte, dann findet man eventuell die Tatsache, dass das Publikum leider soundtechnisch zu leise abgemischt wurde, denn gerade Naidoo-Fans können ja die Songs ihres Favoriten samt und sonders im Schlaf rückwärts singen und genau das wäre eigentlich noch das Sahnehäubchen gewesen, das man dieser DVD für den Genuss zuhause nicht hätte vorenthalten dürfen. Ausserdem ist Naidoos (beiger? grauer?) Opa-Aufzug mit Schiebermütze optisch eher anstrengend. Aber das ist alles Nebensache, denn der Rest stimmt. „Hört, Hört!“ ist eine Lehrstunde in Simplizität und ein sympathischer Beweis dafür, dass nicht alles automatisch gut schmecken muss, wenn es mit der grossen Kelle angerührt wurde. Manchmal passt guter Geschmack auch auf einen Kaffeelöffel.
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ub. Aus Florida landete die damals 19-jährige Träumerin in New York und wurde vom Fleck weg für die Rolle der Janis Joplin im Musical „Love, Janis“ engagiert. Danach gründete sie mit Gitarrist Jon Diamond die Dana Fuchs Band, die 2003 mit „Lonely For A Lifetime“ debütierte um bald darauf eine Auszeit zu nehmen, da Fuchs im Filmmusical „Across The Universe“ die Rolle der Sadie spielte. Als Fuchs im Sommer 2010 in Bonn für Joe Cocker eröffnete, wurde klar, dass der einstigen Schauspielerin, die von Ray Charles und Hank Williams aus der Plattensammlung ihrer Eltern inspiriert wurde, der Sound im Blut liegt. Inzwischen bei Ruf Records unter Vertrag, veröffentlichte sie 2011 das zweite StudioAlbum „Love To Beg“, welches auch die letzten Skeptiker überzeugte. Mit Nummer drei „Bliss Avenue“ legte Fuchs 2013 nach. Auf „Songs From The Road“ stellt die BluesSängerin ihr gesangliches Spektrum nun live unter Beweis. Die CD/DVD zeigt ein gut 90-minütiges Set vom 14. März 2014 im Highline Ballroom in New York City mit Dana Fuchs und ihrer fünfköpfigen Band sowie den „Screaming Sirens“. Die gross gewachsene, knackige 38-jährige Blondine sollte man nicht bloss nach ihrem Äusseren beurteilen, denn sie kann sowohl die verruchte Rockröhre (beim Blues-Rocker „Keep On Walkin'“), als auch sanftere Töne anschlagen („So Hard To Move“). Als Southern Rock gehen „How Did Things Get This Way“, „Set It On Fire“ oder „Love To Beg“ durch. Fuchs schreibt und produziert alle Stücke selbst (zusammen mit Flankenmann Diamond). Die beiden Zugaben („I've Been Loving You Too Long“ von Otis Redding) und Lennon/McCartneys „Don't Let Me Down“, bei denen Fuchs ihre stimmlichen Qualitäten voll ausschöpfen kann, bilden dabei die Ausnahme. Das Energiebündel zeigt uns definitiv, wo der Bartli den Most holt.
HUGH LAURIE Live On The Queen Mary Eagle Rock ub. Als Multitalent ist Dr. House bekanntlich auch Schriftsteller und Musiker. Er singt, spielt Gitarre, Drums, Harmonica und Saxofon. Seit seiner Jugend ein Blues-Fan, musste er über 50 Jahre alt werden, um sich auch musikalisch zu verwirklichen. Auf Meat Loafs "If I Can't Have You" spielt Laurie Klavier. 2011 veröffentlicht er sein erstes viel beachtetes Blues-Album „Let Them Talk“. Die zweite Platte „Didn't It Rain“ erscheint im Mai 2013. Im selben Jahr tritt er mit der originell schrägen und sattelfesten Copper Bottom Band an Bord der Queen Mary auf. Laurie zollt damit seinem Vorbild Tribut: Professor Longhair aus New Orleans, dessen Album „Live On The Queen Mary“ 1975 aufgezeichnet wurde. Seit 1967 liegt der geschichtsträchtige Dampfer im Hafen von Long Beach in Kalifornien und dient seither als Museum und Hotel. Laurie hat komisches Talent und zeigt uns das ganze Spektrum seines musikalischen Könnens. Im ersten Teil des Gigs vor Marine-Deko sitzt der Brite am Flügel. Somit rücken die grossartigen Sängerinnen Pepper Mashay (bürgerlich Jean McClain) und Gaby Moreno mit schicken Kapitänsmützen ins Rampenlicht. In der zweiten Hälfte spielt Laurie akustische Gitarre. Songtechnisch bedient er sich nicht nur bei seinem Idol, sondern auch bei W. C. Handy, Muddy Waters, Ray Charles und Alan Price. Eine 50minütige hervorragend inszenierte Doku sowie ein 20minütiges Interview mit Laurie als Zulage bieten beste Unterhaltung für Fans und solche, die es werden wollen.
ReReleases, Best Of, Tributes
Back To Black LYNYRD SKYNYRD 1973 -1977 Vinyl Box Set Universal hh. Sie brachten in den 70ern den Southern Rock auf die internationale Landkarte und schufen mit Songs «Sweet Home Alabama» und «Free Bird» echte Hymnen und Klassiker, die bis heute unvergessen sind und das auch wohl bis in alle Ewigkeit bleiben werden. Bei einem FlugzeugCrash starben 1977 drei Bandmitglieder, was erst einmal das Ende der Band bedeutete. Das hier vorliegende Box-Set beinhaltet die zwischen 73 und 77 veröffentlichten LPs der Original-Besetzung: (Pronounced 'Leh-'nérd 'Skin-'nérd) (1973) Second Helping (1974) Nuthin' Fancy (1975) Gimme Back My Bullets (1976) One More From The Road (1976) Street Survivors (1977) Alle Platten kommen auf 180gr. schwerem Vinyl und die Cover sind die exakt reproduzierten Originale.
CREAM 1966 – 1972 Vinyl Box Set Universal Sie galten als erste Supergroup der Rockgeschichte und waren wegweisend für unzählige Musiker. Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker verbanden in ihrem Sound Blues und Rock mit Jazz-Einflüssen. Die Konzerte des Trios uferten regelmässig in endlose Improvisationen aus, die ihre Spannung jedoch durch das hohe musikalische Können der Bandmitglieder aufrecht halten konnten. Die Lebensdauer von Cream war sehr kurz, nach nur zwei Jahren löste sich die Truppe 1968 wieder auf. In dieser Zeit entstanden die vier LPs Fresh Cream (1966), Disraeli Gears (1967), Wheels of Fire DLP (1968), Goodbye (1969), wobei letztere erst kurz nach der Bandauflösung veröffentlicht wurde. Die beiden noch folgenden Cream-Konserven “Live Cream Vol. 1” und “Live Cream Vol. 2” kamen 1970 bzw. 1972 heraus. 2005 reformierten sich Cream für vier Konzerte in der Londoner Royal Albert Hall und drei Shows im New Yorker Madison Square Garden. Eine weitere Zusammenarbeit war auf Grund von Claptons Unwillen und dem Dauerstreit zwischen Bruce und Baker nicht möglich. 2014 starb Bassist Jack Bruce. Auch hier kommen alle Platten auf 180gr. schwerem Vinyl und die Cover sind die exakt reproduzierten Originale.
SUPERTRAMP Crime Of The Century - 40th Anniversary Edition Universal
hh. Dieses 1974 erschienene Album setzte Masstäbe. Zum einen wegen seines ausgefeilten Sounds und der für damalige Verhältnisse aussergewöhnlich hochkarätigen Produktion von Ken Scott und Supertramp selbst. Für die britische Band bedeutete dieses Werk den Durchbruch auf internationaler Ebene und lieferte mit den Songs „Dreamer“ und „Bloody Well Right“ zwei Klassiker, die bis heute zum festen Live-Repertoire der Band gehören. Die Neuauflage wurde in den Londoner Air Studios von Tontechnik-Legende Ray Staff (Beatles, Rolling Stones, David Bowie, Led Zeppelin etc.) überarbeitet und remastert. Diese Frischzellenkur hat dem Album soundmässig nochmals einen Schub gegeben. Das Werk klingt frisch und transparent und lässt die übliche Kälte, die bei digitalem Mastering üblicherweise mit einhergeht, vermissen. Die vorliegende Deluxe Box Set Vinyl-Ausgabe ( 3 LPs, 180gr Vinyl) umfasst das remasterte Original Album, sowie einen LiveMitschnitt des 1975 Hammersmith Odeon Konzerts aus London, wo die Band das komplette „Crime…“ Album spielte plus einige Songs aus dem darauf folgenden Album „Crisis… What Crisis?“. Als Schmankerl gibt es zusätzlich ein 8-seitiges Booklet und zwei grossformatige Drucke. Diesen überarbeiteten Meilenstein der Pop-/Rockgeschichte gibt es auch als Doppel-CD-Deluxe Edition, wobei der wahre Fan hier doch lieber das „schwarze Gold“ bevorzugt.
Allen Box-Sets liegen Download-Codes für die MP3 Versionen der Alben bei.
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1.5. Zürich, Kaufleuten
30.3. Solothurn, Kofmehl
MARK LANEGAN BAND
CHRIS DE BURGH
HERBERT GRÖNEMEYER
6.3. Zürich, Plaza
21.+22.5. Zürich, Kongresshaus
19.5. Zürich, Hallenstadion
METRONOMY
DANIEL LANOIS
HUBERT VON GOISERN
6.3. Fribourg, Fri-Son
19.4. Zürich, X-Tra
12.+13.5. Zürich, Kaufleuten
MOTHERS FINEST
DEATH CAB FOR CUTIE
JAMES TAYLOR & BAND
25.3. Zürich, Kaufleuten
17.6. Zürich, X-Tra
8.3. Zürich, Kongresshaus
NUCLEAR ASSAULT
DELILAHS
JEANS FOR JESUS
29.7. Luzern, Schüür
7.3. Biel, Les Caves
6.3. Luzern, Schüür
OF MICE & MEN
13.3. Solothurn, Kofmehl
JJ GREY & MOFRO
21.3. Solothurn, Kofmehl
27.3. Spiez, Das O
20.3. Zürich, Kaufleuten
OLLY MURS
28.3. Brig, Perron 1
JOHN COFFEY
30.5. Bern, Festhalle
8.5. Brugg, Dampfschiff
24.3. Solothurn, Kofmehl
ONEREPUBLIC
DODO
JOOLS HOLLAND
12.6. Zürich, Hallenstadion
17.4. Zug, Galvanik
7.3. Zürich, Moods
OPEN SEASON, MUSIC MONKEYS
DOG EAT DOG
KATZENJAMMER
13.3. Aarau, Kiff
17.4. Solothurn, Kofmehl
18.3. Zürich, Kaufleuten
PAROV STELAR BAND
DÖGZ
KENNY WAYNE SHEPHERD BAND
21.3. Bern, Festhalle
14.3. Solothurn, Rothuus
24.4. Zürich, Kaufleuten
PAUL SIMON & STING
19.3. Andermatt, Live
KISS
27.3. Zürich, Hallenstadion
21.3. Sissach, KiK
10.6. Zürich, Hallenstadion
PRAG
28.3. Basel, Stube
KONSTANTIN WECKER
28.3. Zug, Galvanik
30.5. Herisau, Pontem
20.4. Zürich, Volkshaus
RIVAL SONS
3.7. Herisau, Rock'n Ride
KYLE GASS BAND
30.4. Luzern, Schüür
24.7. Röthenbach, Waldrock
6.5. Solothurn, Kofmehl
ROBBEN FORD BAND
EDOARDO BENNATO
7.5. Luzern, Schüür
20.5. Zürich, Kaufleuten
14.3. Zürich, Volkshaus
60
RUMER
9.5. Wetzikon, Scala
11.4. Zürich, Volkshaus
13.3. Zürich, Kaufleuten
16.5. Kirchberg, Eintracht
18.4. Brugg, Salzhaus
SCOTT BRADLEE
22.5. Gelterkinden, Marabu
24.4. Luzern, Schüür
16.3. Zürich, Kaufleuten
28.5. Winterthur, Theater Casino
25.4. Thun, KK Lachensaal
SHIRLEY GRIMES
30.5. Hunziken, Mühle
2.5. Zofingen, Stadtsaal
13.3. Nidau, Kreuz
SLEEPMAKESWAVES
SUPERSIECH
14.3. Stans, Pillow Songs
27.3. Aarau, Kiff
25.4. Solothurn, Kofmehl
15.3. Köniz, Kulturhof
STAHLBERGER
TASTE OF ANARCHY TOUR:
27.3. Rapperswil, Herzbaracke
3.4. Luzern, Schüür
NASTY, LIONHEART, CRUEL HAND,
28.3. Grosshöchstetten, Kühltür
1.5. Zug, Galvanik
DESOLATED, COLDBURN …
26.3. Horgen, Atelier Hinterrüti
STEPHAN EICHER&DIE AUTOMATEN
19.3. Luzern, Schüür
17.4. Liestal, Guggenheim
13.5. Bern, Kultur Casino
THE ANSWER
18.4. Schöftland, Härdöpfuchäller
15.5. Zürich, Tonhalle
22.4. Solothurn, Kofmehl
6.5. Rain/LU, Liebhaberei
16.5. Basel, Stadtcasino
THE BRAND NEW HEAVIES
8.5. Amriswil, Kulturforum
19.5. Luzern, KKL
21.5. Zürich, Kaufleuten
9.5. Brig, Kellertheater
STILLER HAS
THE BREW
SINA
23.4. Luzern, Schüür
16.3. Solothurn, Kofmehl
13.+14.3. Luzern, Stadtkeller
ST. PAUL & THE BROKEN BONES
THE CAT EMPIRE
20.3. Zürich, Moods
23.3. Zürich, Kaufleuten
23.6. Solothurn, Kofmehl
21.3. Brugg, Salzhaus
STUCK IN TRAFFIC
THE DANDY WARHOLES
28.3. Murten, Hotel Murten
7.3. Zug, Galvanik
1.4. Zürich, Dynamo
14.4. Zermatt, Unplugged
STRESS
THE DURANGO RIOT
17.4. Schaffhausen, Kammgarn
7.3. Winterthur, Salzhaus
13.3. Aarau, Kiff
24.4. Häggenschwil, Bären
14.3. Solothurn, Kofmehl
THE LED FARMERS
29.4. Altdorf, Theater Uri
20.3. Fribourg, Fri-Son
20.3. Zug, Galvanik
30.4. Basel, Kuppel
21.3. Grüsch-Danusa
THE PEARLBREAKERS
2.5. Mels, Altes Kino
27.3. Herisau, Casino
4.4. Herisau, Pontem
7.5. Zug, Chollerhalle
28.3. Basel, Volkshaus
THE SCRIPT
8.5. Burgdorf, Theater Casino
14.4. Bern, Bierhübeli
27.3. Bern, Festhalle
präsentiert
BETH HART 21.4. Zürich, Volkshaus
THE TOY DOLLS 9.4. Solothurn, Kofmehl THE VIBES, R-A-M-S 28.3. Aarau, Kiff THE TWILIGHT SAD 9.44. Luzern, Schüür
KENNY WAYNE SHEPHERD 24.4. Zürich, Kaufleuten
THESE GHOSTS 21.3. Aarau, Kiff TOM BECK 21.3. Zug, Galvanik UFO 12.3. Zug, Chollerhalle USHER 6.3. Zürich, Hallenstadion WE ARE THE OCEAN 26.3. Solothurn, Kofmehl WOVENHAND 16.4. Aarau, Kiff
ROCK MEETS CLASSIC 15.3. Zürich, Hallenstadion 17.3. Sursee, Stadthalle
JOHANNES OERDING
DÖGZ
«Alles Brennt»
«To The Bone»
CD
signierte CD
BETH HART «Better Than Home»
CD
KONZERT-TICKETS: je 2 x 2 Tickets für
BETH HART 21.4. Zürich, Volkshaus
KENNY WAYNE SHEPHERD BAND
SHIRLEY GRIMES
ES BRENNT - WAS TUN?
«Lovesongs» signierte CD
CD
24.4. Zürich, Kaufleuten
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