Inhalt PIXIES
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FEATURES / INTERVIEWS:
? Mit ihrem gefeierten 1991er Album
„Trompe Le Monde“setzten sich die Pixies blendend in Szene. Und dann kam nichts mehr! Nun, 23 Jahre später, gibt es die Fortsetzung. Gitarrist Joey Santiago im Interview.
ROLLING STONES
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Reise in den Märchenwald
- PRONG
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Line-Up Probleme
- INDIAN
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New York Doom
- THE SCORPIONS
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Abschiedstournee - Ende offen
Mit Vollgas in die Open Air Saison
- FESTIVALGUIDE
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Der grösste gedruckte Festival-Kalender der Schweiz
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Das Basler Duo Bettina Schelker und Thomas Baumgartner kommt nach nur einem Jahr mit einem neuen Album um die Ecke, welches das erfolgreiche Debüt mit wunderschönen Songs und herausragender Musikalität übertrifft. Und es scheint, als hätte inzwischen auch die «große weite Welt» die Brandies entdeckt. The Beauty & The Beast im Interview.
Hier liegt
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Der Goldene Reiter im Neumond
- DELAIN
Sie sind unkaputtbar - seit über 50 Jahren! Keine andere Band steht so sehr für den Begriff RocknRoll wie die Stones. Unzählige Skandale, Querelen, Kämpfe und exzessivste Lebensweisen konnten nicht verhindern, dass Jagger, Richards, Watts und Wood auch im fortgeschrittenen Rentenalter immer noch «The Greatest Band On Earth» sind.
THE BLACKBERRY BRANDIES
- JOACHIM WITT
Schweizer Szene: - ANDRINA
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Rock statt Pop
- WOODBRIDGE
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Ostschweizer Vintage Rock
- SHAKRA
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33 Songs als Zapfenstreich !?
- SCHORNOZ & GORSKI
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Mundart-Rock in Sensler-Deutsch
- IVO
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Das Gute wird siegen
- BLACK IS BACK
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Das Revival der Vinyl-Schallplatte
- HENRIK BELDEN
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Zufrieden mit dem Leben
- GARY CLARK JR.
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Die Zukunft des Blues
LIVE REVIEWS:
www.tracks-magazin.ch
- THE PRETTY RECKLESS - CORONER 59
Mainstream/Indie/Alternative
- 54
Reviews
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Pixies, Söhne Mannheims, Kaiser Chiefs, Ian Anderson, Die Kammer, Champs, Wishbone Ash...
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Hard/Heavy/Metal California Breed, The Pretty Reckless, Edguy, Magnum, House Of Lords, Holy Moses, Shakin Street, Prong...
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Swiss Krokus, Pegasus, Chicitas, Famara, Da Cruz, IVO, Rambling Wheels, Laurin Buser, End, Stahlberger, The Blackberry Brandies...
Americana/Country/Southern Eric Church, Blue Rodeo, Band Of Horses, Hurray For The Riff Raff, Bob Woodruff, Mary Sarah & Friends
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Blues/Soul Robert Cray Band, Christina Skjolberg, John Lyons, Albert Castiglia, Ron Cartel, Sugaray Rayford...
- 60 - 62
Konzertkalender Wettbewerb / Impressum
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JOACHIM WITT Der Schüchterne mit Seelenqual
Der goldene Reiter Joachim Witt ist zurück. Kaum zwei Jahre nachdem er sein 13. Studioalbum ,,Dom“ veröffentlicht hat, folgt nun „Neumond“ - ein Album, das unter die Haut geht, mit gewaltigen Elektrohymnen, einer unverwechselbaren Stimme und tiefgründigen Lyrics.
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lh. „Neumond“ steht für Neuanfang, für die Gabe sich selbst wieder aufzuraffen und loszulegen: „Bei Dom war der Schnitt, bei Neumond hat sich fortgeführt, dass ich musikalisch wieder total im Leben stehe und genau weiß, was ich vorhabe und wie die nächste Zukunft aussieht“, meint Witt. Witt wollte mit seinem neuen Album nicht lange auf sich warten lassen und einen direkten Anschluss schaffen. Dies verdanken seine Fans nicht zuletzt Martin Engler von Mono Inc. Die beiden hatten ein Jahr zuvor das Duett „Kein Weg Zu Weit“ aufgenommen: „Aus dieser Arbeit heraus entwickelte sich ein sehr freundschaftlicher und privater Kontakt“, so Witt. Es folgten 2 Gastauftritte mit Mono Inc an den Festivals M'era Luna und Blackfield. Diese Auftritte waren für ihn das entscheidende Signal: “Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte, als ich auf die Bühne kam. Alle waren so unglaublich liebevoll mir gegenüber, so euphorisch. Beistand, Zuspruch, dass mir echt die Tränen in die Augen schossen und ich dachte; Mensch Witt, was hast du eigentlich die ganze Zeit gemacht?” Martin Engler bot Witt seine Unterstützung für das neue Album an. Witt erzählte Martin von seiner Konzeption, und bereits am darauffolgenden Tag komponierte Martin den Song “Mein Herz”. Witt war begeistert. Er begann sogleich mit dem Texten, und es verging keine Woche, da standen schon vier Nummern. Witts Schreibprozess ist für ihn zum einen Knochenarbeit, hat aber auch etwas sehr Spirituelles, ja beinahe etwas Mystisches: “Während dieser Gedankenarbeit von etwa einer Stunde ist das so, dass ich langsam in die Gefühlswelt hineinkomme, die ich brauche. Und dann ist das manchmal auch so, als ob mir jemand reindiktiert. Das ist schon ein sehr spezieller Vorgang, das hat schon eine sehr metaphysische Ebene.” Witt glaubt an Energien, über die jeder Mensch verfügt, und aussendet. Er hat mit der Zeit gelernt diese Energien gezielt einzusetzten und sie auf eine positive Art und Weise zu verwenden. Auf die Frage ob man ihn denn auch in der Kirche antrifft, meint er klar: “Das hat mit der Kirche nicht viel zu tun. Ich würds mal so sagen, Menschen, die sich dieser Energien bewusst sind, brauchen die Kirche nicht. Weil die Kirche liefert auf stellvertretende Art und Weise Energie, anstatt sich selbst zu fordern.” Sehr persönlich wird es beim Tielsong “Neumond”,. Zu glockenartigen sphärischen Tönen spricht Witt beschwörend ein Gedicht: “Wer treibt die Sorgen vor sich her, wer liebt den Mond gedankenschwer… wer fügt sich schwer dem Herdentrieb… wer ist der Klotz mit Muttermal: der Schüchterne mit Seelenqual.” Dies sei eine “versuchte Analyse” seiner Person. Welche Seelenqualen ihn denn heimsuchen? Er lacht und meint: “Das ist ja so vielfältig, Gefühle lebe ich immer ziemlich intensiv. Glücksmomente wie tragische Momente erlebe ich immer ziemlich extrem.Ich habe nie so diese mittlere Ebene.” Witt widmet sich auf dem Album auch vielen anderen Themen. So geht es im Lied “Strandgut” um Drogen und ihre Bedeutung in der Gesellschaft, der Flucht aus dem alltäglichen Zwang und was
sie auf gefühlter Ebene auslöst: “Die Aussage, ich komm zurück und versuchs nochmal, heisst, dass es nie sicher ist, dass man dort angekommen ist, wo man eigentlich hin wollte, sondern der Rückfall ist immer möglich. Aber der Versuch zählt, was auch immer daraus wird.” Für ihn selbst seien Drogen kein Thema mehr. Er lebe sonst schon ziemlich extrem und finde, dass er aus Drogen nicht mehr schöpfen könne, im Gegenteil, sie lenken ihn eher vom Wesentlichen ab. Auch wenn sich Witt mit vielen schweren Themen beschäftigt, sich selbst auf eine düstere Art und Weise analysiert, glaubt er an die Kraft, die in jedem Menschen steckt, sich selbst aus der Tiefe zu befreien. Davon erzählt das Lied “Aufstehen”: “Aufstehen ist im tragenden Sinne gemeint, sich wiederzufinden, sich aufraffen, sich aus dem Tal ziehen, sich wieder auf den Berg ziehen, einen neuen Horizont sehen, neues Licht sehen. Dieses Ziel ist nie aus den Augen zu verlieren, auch wenn das Tal noch so tief und dunkel ist.” Joachim Witt ist nun 65 Jahre alt und blickt auf ein bewegtes Leben voller Höhen und Tiefen zurück. Er war einer der bekanntesten Künstler der neuen Deutschen Welle und hatte Misserfolge und Zeiten des Stillstands. Doch Kunst war immer unverzichtbar für ihn: “Ohne Kunst würde ich sehr wahrscheinlich nur noch aus dem Fenster gucken.” Ein normaler Job ist für Witt schwer vorstellbar: “In diesen Momenten, in denen es nur darum ging Geld zu verdienen, habe ich mir immer Fahrerjobs geholt, weil ich da mit den anderen Menschen nichts zu tun hatte.” Witt äussert auch, dass er zwar Angst vor dem Älterwerden hat, er sich aber momentan gesund und voller guter Dinge fühle: “Ich weiss jetzt genau, was Sinn macht und was nicht. Setze meine Energien gezielt ein und bin mit Menschen zusammen, die mir gut tun. Das war früher schon anders.” Als spiritueller, naturliebender Mensch liegt es nahe, dass Witt sich auch mit Themen wie zum Beispiel der Astrologie befasst. Er habe mit Menschen gesprochen, die Ahnung davon haben, sich bereits intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und Erfahrungen in gemacht, die absolut Ernst zu nehmen seien. Joachim Witt, der im Sternzeichen Fisch ist, meint: “Durch die Seeelenkonstruktion begünstigen Fische natürlich kreative Berufe”. Die Bonus-CD von Neumond enthält ein Duett mit Lisa Gerrard von Dead Can Dance. Anders als der Rest des Albums ist dieses Lied nur mit Klavier und Geige unterlegt. Und Witt zeigt wieder einmal, wie wandelbar er sein kann und wie gut es auch klingt, wenn er auf Englisch singt. Es war schon früher einmal eine Zusammenarbeit mit Jules Mexel von Dead Can Dance vorgesehen, aber es habe bisher nie geklappt. Wenn er in Zukunft, wieder mit Jules Mexel zusammenarbeiten würde, könne er sich auch gut vorstellen, mal wieder ein englischsprachiges Album herauszubringen. Ende April startet seine Deutschlandtournee und Joachim Witt ist voller Spannung: “Es steckt viel Arbeit dahinter und natürlich möchte man die entsprechende Resonanz darauf haben. Die erste Angst hat sich gelöst, weil durch meine Facebookseite und durch meine Fans, wird alles bis jetzt sehr gut aufgenommen. Deshalb bin ich zuversichtlich.”
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative SÖHNE MANNHEIMS ElyZion Tonpool
Mannheims-Album gemacht. Und wem das nicht reicht, der kann sich die Deluxe-Version des Albums kaufen, dort gibt es noch einen Bonus-Song mit der altbekannten Stimme. Nötig hätte es das Album aber nicht gehabt.
NINA PERSSON Animal Heart Lojinx Records
PIXIES Indy Cindy Pixiesmusic /MV ip. Die Pixies sind die Inventoren der leise-lautDynamik, die sich unzählige Alternative- und Grungebands von ihnen abgeschaut haben. Trotz bombiger Kritiken für ihre ersten Alben haben sie nie Riesenmengen an Tonträgern verkauft, aber sich dafür Ende der 80er und Anfang der 90er den Ruf einer Kultband erarbeitet. Einer der Leitsätze des Sängers Black Francis, der mit seinen drei Mitstreiter(inne)n zeitlose Nummern wie „Here Comes Your Man“ oder „Head On“ komponierte, lautete: „Rock'n'Roll ist nichts anderes als die Kunst, auf tausend verschiedene Arten ,Yeah' zu sagen.“ Und das schafften die Pixies, oft mit einem charmanten 50s/60sEinschlag in ihrem Sound, immer ganz vorzüglich. Die Indie-Ikonen aus Boston geniessen ihren zweiten Frühling nach der Auflösung im Jahr 1993 bereits wieder seit zehn Jahren, haben aber bis auf einige Compilations oder DVDs eigentlich nicht viel Neues veröffentlicht. Die bisherige strikte Weigerung, ein vollständiges Album herauszubringen, untermauerten sie mit dem recht ungewöhnlichen Release dreier EPs, deren erste im September 2013 erschien. „EP2“ wurde im Januar 2014 veröffentlicht und die dritte im Bunde ist ab April diesen Jahres erhältlich. Diese drei EPs werden, Weigerungen zum Trotz, ebenfalls gebündelt als Album mit dem Namen „Indie Cindy“ erhältlich sein. Kim Deal, langjährige Bassistin und Gründungsmitglied, ist nun nicht mehr mit von der Partie, sondern konzentriert sich auf ihre Band The Breeders, aber dafür haben die Pixies mit Paz Lenchantin (u.a. A Perfect Circle, QUOTSA) eine mehr als würdige Ersatztieftönerin
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gefunden. „Indie Cindy“ ist ja zu zwei Dritteln bereits veröffentlicht und bekannt. Trotzdem lohnt es sich, diese Veröffentlichung als Gesamtwerk zu betrachten, denn als Ganzes bilden die zwölf Songs ein schlüssiges und in sich rundes Album. Es ist von allem, was die Pixies ausmacht, etwas dabei. Sperrige Rocker wie der Opener „What Goes Boom“, „Bagboy“ oder das hypnotische „Blue Eyed Hexe“ mit coolem Rock'n'Roll-Riff stehen im Gegensatz zu den schönen, ruhigeren Nummern wie „Greens And Blues“, „Ring The Bells“ oder das geisterhafte „Magdalena“. Mit „Another Toe In The Ocean“ und „Jamie Bravo“ sind zwei Songs aus der Surferkategorie vertreten, beide mit extrem eingängigen und strandtauglichen Melodien. Und dem wiederum stehen der düstere Roadtrip „Indy Cindy“ oder der psychedelisch angehauchte Spacer „Silver Snail“ entgegen, die den perfekten Ausgleich zu den flockigen Beachsongs bilden. „Indy Cindy“ klingt nach einem wohlüberlegten, ausbalancierten, aber trotzdem frischen Album, das die Pixies zeigt, wie sie 2014 klingen. Es scheint sich auszuzahlen, dass sich Black Francis und Kollegen Zeit genommen haben, den Nachfolger von „Trompe Le Monde“ aufzunehmen. Ein Extraorden geht dabei an Gil Norton, der mit einer satten Produktion das Tüpfelchen aufs i setzt.
mh. Eigentlich wollte ich das XWort in der Review vom neuen Söhne Mannheims Album nicht gebrauchen. Ich mache es jetzt trotzdem, denn für den markanten Gesang bei den Söhnen war bis zum letzten Album vor allem die Stimme von Xavier Naidoo verantwortlich. Er und Michael Herberger, der bisherige musikalische Leiter der Truppe, haben die Band nach 14 Jahren verlassen. Hört man das auf dem neuen Album? Ja. Stört das auf dem neuen Album? Auf keinen Fall. Im Gegenteil, es gibt den anderen Mitgliedern die Möglichkeit aus deren Schatten zu treten. Und das machen sie mit grossem Erfolg. Xavier Naidoo hat zwar bei 5 der 14 neuen Songs auf „ElyZion“ als Komponist mitgemischt aber gesanglich ist er nicht mehr zu hören. „ElyZion“ ist eine sehr abwechslungsreiche Scheibe, die nie langweilig wird. Im Song „Augenblick“ glaubt man fast schon irische Klänge zu hören. Und wer hätte das gedacht, mit „Second To Die“ haben die Söhne eine richtig anständige Rock-Nummer aus dem Boden gestampft. Man möchte fast glauben, dass hier die HBlockx-Vergangenheit von Henning Wehland leicht durchschimmert, auch wenn er den Song nicht komponiert hat sondern lediglich mitsingt. Ein Anspieltipp ist auf jeden Fall die Single „Grossstadt“, welche zwar einige Durchläufe benötigt um so richtig zu gefallen, aber so soll das ja sein, bei guten Songs. Im Gegensatz zur Radio/TV-Version („Willkommen in der Grossstadt, in der Heimat von Hoffnung und Ohnmacht“) werden auf der Album-Version deutlichere Töne angesprochen, die dem Song inhaltlich sehr gut tun: „Willkommen in der Grossstadt, in der friss-Scheisse-oder-stirb-Stadt“. Wer noch Zeit für einen weiteren Anspieltipp hat, der sollte sich den Song „Lichtermeer“ anhören, ein grossartiges Stück Musik. Am Ende des Tages haben die Söhne Mannheims auch ohne Xavier Naidoos Stimme ein richtig gutes Söhne
rp. «Animal Heart» ist das erste Soloalbum der Cardigans Frontfrau Nina Persson. Da selbige seit ihrem Album «Super Extra Gravity» (2005) pausieren und ihre andere Band A Camp, die nach zwei Alben (2001 und 2009) auch auf Eis gelegt zu sein scheint, hat die Ehefrau von Nathan Larson (Shudder To Think) Zeit vor solche Ausflüge. Unter anderem mit Larson und Eric D. Johnson (The Shins, Fruit Bats) hat sie die zwölf Songs eingespielt. Im Gegensatz zu A Camp ist «Animal Heart» weniger im Indiepop und –folk beheimatet. Der Einsatz von Synthesizern gibt den Songs eine spezielle Note, der sie aber nie seicht oder oberflächlich klingen lassen würde. Eher leicht und atmosphärisch, bei «Food For The Beast» und «Catch Me Crying» gar tanzbar. Unterschwellig ist da aber immer auch eine Spur Nachdenklichkeit zu spüren. Textlichen Rückhalt findet diese Stimmung u.a in Songs wie «Catch Me Crying» oder «The Grand Destruction Game». Gerade hier mahnt sie immer wieder an Aimee Mann mit etwas 80ties Pop-Appeal.
HARMONIC GENERATOR When The Sun Goes Down Lungata Records
mh. Bevor auch nur schon der erste Ton aus den Boxen gedröhnt ist, hat die Band bei
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS mir einen etwas harzigen Start hingelegt. Die Band heisst Harmonic Generator, ein Name der irgendwie sehr brav daherkommt und ziemlich glattpoliert tönt. Der Album-Titel kann das Steuer irgendwie auch nicht so richtig rumreissen: „When The Sun Goes Down“, tönt fast schon nach 0815 PopRock. Immerhin passt das kitschige SonnenuntergangsFoto zum Albumtitel. Ein Blick auf die Trackliste verstärkt das mulmige Gefühl, denn SongTitel wie „Let The Bunny Dance“ oder „Rising Star“ machen noch nicht wirklich mehr Lust auf die Musik. Aber, Bücher soll man ja nicht nach dem Deckblatt auswählen und darum machen wir das jetzt hier bei CDs auch nicht anders. Zum Glück, denn ansonsten hätten wir einen richtigen geilen Geheimtipp verpasst! Gleich beim ersten Song, kriegt man schon einiges vor den Latz geknallt. Und das, was sich da offenbart, passt so überhaupt nicht zum ersten Eindruck, denn es kommt richtig gut, ist energiegeladen und die Stimme tönt kratzig und rau. Harmonic Generator kommen aus Marseillle und haben ihr Handwerk während einem Jahr in Australien perfektioniert wo sie auch einen Plattenvertrag ergattern konnten. Der Musikstil bewegt sich in den Breitengraden von Hell Yeah, Mudvayne und Buckcherry. Anspieltipps: „Nobody Dies“, „Rollin' Free“ und „Rising Star“.
den Mut, sich eckig gegen den Strom zu stellen und kein anbiederndes Vintage Rock-Werk herauszubringen, sondern ein Album, das der Brandung wie ein Fels standhält. Grund dafür ist zum einen die Besetzung ohne Bass, die aus Schlagzeuger Bob Hogenelst, Gitarrist und Sänger Kevin Stunnenberg und Keyboarder Gertjan Gutman, der den Bass auf der Orgel ersetzt und zusätzlich für den dicken Psych-Teppich sorgt, besteht. Der andere Grund sind die hypnotischen Songs, die für eine authentische Zeitreise sorgt und deren Magie man sich schlecht entziehen kann. Das geht los mit dem Deep Purple-lastigen Opener „The Sound“ und dem Uptempo-Song „How It Goes“ und zieht sich über die siebenminütige Space Odyssee „Three Day Road“ und das mitreissende „Rock'n'Roll Show“ hin zum Abschluss mit dem QUOTSA-ähnlichen „Clean Cut“. Hervorheben kann man auf „Prisoner“ eigentlich keinen Song, denn diese Platte ist in sich stimmig vom ersten bis zum letzten Ton. Der einzige Ausreisser ist der Titeltrack, der mehr als Klangkulisse dient, aber damit bestens zur durchgängigen Unterhaltung des Albums beiträgt. Hammerscheibe für alle Freunde des Genres und unbedingte Empfehlung vor allem für diejenigen, die Birth Of Joy noch nicht live gesehen haben!
THE CHAMPS Down Like Gold Play It Again Sam
BIRTH OF JOY Prisoner SPV / MV
ip. Vintage vom Feinsten, das ist „Prisoner“. Allerdings kommen Birth Of Joy aus der psychedelischen Ecke, die sie mit einer dicken Portion Stoner und 60ies Blues tapeziert haben. Das niederländische Trio wurde 2005 an der Herman Brood Academie in Utrecht gegründet und legt mit „Prisoner“ ihr drittes Studioalbum vor. Die jahrelange Präsenz auf den Bühnen Europas zahlt sich aus, denn hier hört man Spielfreude und Können vom ersten Ton an heraus. Und dabei haben Birth Of Joy auch noch
hz. „Down Like Gold“, das Debütalbum der Brüder Michael und David Champion (von der Isle of Wight), das irgendwo zwischen Indie und Folk anzusiedeln ist, schluckt sich wirklich wie Gold, auch wenn man es eine ganze Woche lang auf Repeat hört. Schon jetzt wird es von manchen Kritikern als eines der möglicherweise besten Albem des Jahres angepriesen. Wir haben es hier nicht mit den Rock and Roll Champs zu tun, die 1958 den Hit „Tequila“ landeten, sondern mit einer ganz eigenen neuen Band, die man nicht so schnell wieder vergisst. Das Album verbreitet trotz seiner untergründigen Melancholie eine glückliche Atmosphäre mit seinen klaren Gitarrenklängen, den Klavier-
melodien und der rauen Stimme, die dem Hörer gerne einmal einen Schauer den Rücken hinunter jagt. Ein klarer Einfluss ist bei R.E.M. zu suchen, doch die Champs erinnern auch an Grizzly Bear und die Fleet Foxes. Das poppige „My Spirit is Broken“ zieht den Hörer genauso in seinen Bann, wie das tiefgründige, melodiöse „St. Peters“ und der in Trance versetzende Titelsong. Es handelt sich um den idealen Soundtrack für den Frühling und sobald diese vor der Türe stehen, auch noch für den Sommer, den Herbst und den Winter.
DANIEL CARLSON Me You You Me Folkwit Records
rp Auf dem Cover des vierten Werkes von Daniel Carlson sind verblaste, leicht
vergilbte, teils unscharfe Ferienfotos zu sehen. Ein Gedenken mit Wehmut, gar Melancholie, an eine längst vergangene Zeit? Möglicherweise sind die zehn Songs in Musik gefasste Erinnerungen? Auf jeden Fall bieten sie ausreichend Möglichkeiten, um in Gedanken (Erinnerungen!) zu schwelgen. Man kommt nicht umhin die Atmosphäre auf «Me You You Me» als verträumte Melancholie zu bezeichnen. Der Auftakt «Lins» beginnt wie ein ruhiger Supertramp-Song, zweigt aber bald in Richtung Louis Philippe ab: Gepflegte Melancholie pur. «Heaven's Sake» präsentiert sich als atmosphärischer, zuweilen flüchtiger mit wunderbaren Gesangsharmonien durchzogener FolkSoftpop-Song erster Güte. «Pearl» ist einfach eine wunderschön verträumt poetische Pianoballade für Freunde der Beach Boys und der Pearlfishers. Und die Single «Eko», fast am Schluss platziert, entführt den geneigten Hörer mit sphärischen Klängen auf höhere Ebenen. Entrückend. «Me You You Me»: Für die nachdenklichen Stunden des Lebens.
Einmal auf die Schulter klopfen
ip. 23 Jahre zwischen zwei Alben dürften eine Zeitspanne sein, die nur wenige Bands erreichen – und das auch noch mit Erfolg! Die Pixies schaffen das, aber die Pixies stehen eben auch seit ihrer Gründung im Jahr 1986 für ein gegen den Strich gebürstetes Image. Die wilde AlternativeTruppe aus der Prä-Grunge-Ära konnte dank der Auflösung zu neuer Stärke finden und bezeichnet sich heute als „echte Band“. Zum ersten Release mit neuen Songs seit ihrem gefeierten 1991er Album „Trompe Le Monde“ unterhielt sich TRACKS mit Joey Santiago, dem freundlichen Gitarristen der Bostoner Kulttruppe, über die alten und die neuen Pixies. Euch gibt es mittlerweile länger nach der Reunion, als ihr in der Phase davor zusammen wart. Das ist ziemlich bemerkenswert, denn nicht viele Bands schaffen es, so lange zusammenzubleiben. Ja, oh Gott, zehn Jahre... Wir haben einfach jeden Tag genommen, wie er kam. Und aus einem Tag wurden dann auf einmal zehn Jahre (lacht). Das war alles sehr überraschend und nicht von uns geplant. Wir freuen uns natürlich ausserordentlich darüber, dass uns die Leute immer noch sehen wollen! Es ist also die Schuld des Publikums, dass es uns immer noch gibt (lacht). War euch je bewusst, welchen Stellenwert ihr bei euren Fans und auch anderen Musikern hattet und habt? Eigentlich nicht. Ich habe gehört, dass uns Kurt Cobain oft zitiert hat. Aber wir waren in unserer kleinen Seifenblase, das haben wir nicht wirklich mitgekriegt. Ich schätze das sehr, aber ich stufe das nicht höher ein als ein nett gemeintes Klopfen auf die Schulter. Wir haben einfach gemacht, was uns Spass brachte, und das hat einigen Leuten offenbar gefallen. Denkst du auch so, wenn jemand wie David Bowie einen eurer Songs covert? Nun, es ist sehr schmeichelhaft. Aber wir covern ja auch Songs anderer Bands (lacht)! Es ist nicht so wichtig, wie andere Leute uns kommentieren. Das ist das gleiche, als würde mir jemand dazu gratulieren, wie ich laufe. Das, was wir tun, fühlt sich für mich sehr natürlich an und ist aus meiner Sicht nichts Aussergewöhnliches. Und wir haben ja auch hart für unseren Erfolg gearbeitet. Spielst du eure alten Songs heute mit einem anderen Gefühl? Immerhin hast du einige Jahre mehr Erfahrung.
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Sie sind immer noch frisch für mich und es bedeutet immer noch eine Herausforderung, sie live richtig zu spielen. Das einzige, was sich ändert, ist das Publikum. Wir haben die Pflicht, die Leute, die uns noch nie vorher gesehen haben, zu unterhalten. Das ist uns bewusst, aber das ist auch der einzige Unterschied. Üben muss ich die Songs nach wie vor, wenn wir länger nicht gespielt haben. Ist es generell ein Unterschied, damals und heute ein Mitglied der Pixies zu sein? Ja. Heute gibt es mehr Anerkennung zwischen uns. Damals wussten wir es halt nicht besser, denn wir hatten enorm schnell Erfolg. Zwischen unserer ersten Show und der ersten Europatour lag gerade mal ein Jahr! Das fühlte sich alles an wie ein Wirbelwind und wir dachten, das wäre alles normal. Wir hatten durch dieses Tempo keine Chance bekommen, eine echte Verbindung zwischen uns aufzubauen. Heute wertschätzen wir uns viel mehr und nehmen es nicht mehr für selbstverständlich, dass wir die Welt auf diese Weise bereisen können. Das bemerkt wahrscheinlich auch das Publikum und das ist der Grund dafür, dass ihr so eine eingeschworene Fangemeinde habt. Das ist die Magie der Musik. Abgesehen davon, ob der Hörer sie liebt oder nicht, kannst du fühlen, ob ein Musiker wirkliche Begeisterung an den Tag legt. Das ist der X-Faktor dabei und die Leute spüren das. Die Leute spüren auch, wenn wir eine schlechte Show spielen, wenn wir kaputt oder müde sind. Aber die Musik kann sowas kompensieren. Ihr habt in den letzten Monaten zwei EPs herausgebracht, die schlicht mit „EP1“ und „EP2“ betitelt wurden. Anfang April
erscheint „EP3“. Haben die ersten beiden Teile davon euren Erwartungen entsprochen, was die Reaktionen der Fans und der Kritiker angeht? Naja, einige Kritiken waren etwas dreist. Aber die meisten Leute mochten unsere neuen Songs. Uns war klar, dass die Meinungen auseinandergehen und wir haben erwartet, dass es Vorurteile geben würde. Manche haben die Songs geliebt, andere wollten sie noch nicht einmal hören. Aber eigentlich ist uns das ziemlich egal. Wir spielen eben unsere Musik und wir werden das nächste Mal nicht ins Studio gehen und darüber nachdenken, für wen wir die Songs aufnehmen. Wir müssen uns gegenüber ehrlich bleiben. Das sollte ein Künstler immer tun. Würdest du diese drei EPs als logische Konsequenz dessen beschreiben, was die Pixies heute sind? Ja. Wir haben neues Terrain entdeckt. Wir sind immer schon irgendwo anders hingegangen, und diese grossen Unterschiede hat man auch zwischen unseren ersten Alben „Come On Pilgrim“ (1987), „Surfer Rosa“ (1988) und „Trompe Le Monde“ (1991) ausmachen können. Den Leuten hat es jedes Mal gefallen. Die drei neuen EPs sind unser neues Terrain. Und wer weiss, was als nächstes kommt? Das wissen nicht mal wir, vielleicht läuft das dann unter „schwere Körperverletzung“ (lacht)! Haben sich die Aufnahmen zu den neuen Songs für euch anders gestaltet als früher in den 80ern? Nein, das lief eigentlich recht ähnlich ab. Charles (Sänger Black Francis' richtiger Vorname) hatte die meisten Grundideen, die wir dann ausgearbeitet haben. Wenn es ins Studio geht, bin ich immer der Letzte, der aufnimmt, weil ich extrem nervös bin. Tatsächlich? Ja, jedes Mal! Es macht mich furchtbar nervös, wenn Leute mir beim Spielen zuschauen. Das ist ähnlich, wie wenn du ein Bild malst: Du ziehst den ersten Strich und der Typ, der dir zusieht, denkt: „Was macht der da...? Was hat der vor?“ Verstehst du? Ich will gar nicht, dass mir irgendjemand dabei zusieht, wie ich versuche, Kunst hinzukriegen. Ich muss dazu alleine sein, deshalb sind Aufnahmen immer unheimlich für mich. Da sind andauernd Leute. Aber unser Produzent Gil Norton kennt mich schon; der schmeisst immer alle raus, damit ich in Ruhe aufnehmen kann. Du kannst dich besser gehen lassen, wenn du alleine bist?
Ja, ich habe das herausgefunden, als ich Filmmusik komponiert habe. Da war ich immer alleine in einem Raum und das klappte hervorragend. Bei den Aufnahmen mit den Pixies waren natürlich immer Leute da. Das war ich gar nicht mehr gewohnt (lacht). Ihr habt eine neue Bassistin, Paz Lenchantin. Sie hat unter anderem bei A Perfect Circle, einem Projekt von Tool-Sänger Maynard James Keenan, gespielt, was einiges an Können auf dem Instrument erfordert. Wie wirkt sich ihr Spiel auf euer Songwriting und eure Konzerte aus? Wir haben bisher einen Song mit ihr geschrieben und sie ist exzellent. Auch live ist sie einfach unglaublich! Sie ist die beste Bassistin, mit der ich seit Kim Deal gespielt habe. Wenn die Rhythmussektion den Nagel auf den Kopf trifft; und Dave ist ebenfalls ein grossartiger Schlagzeuger, dann ist alles im grünen Bereich. Paz spielt auch hervorragend Violine, das musst du dir mal auf dem Internet anschauen. Das werde ich. Einer deiner Lieblingsgitarristen ist Wes Montgomery. Ich finde, das passt perfekt, denn auch er war seiner Zeit einiges voraus und hatte, trotz seines weichen Anschlages, einen subtil kantigen Stil. Was genau fasziniert dich an ihm? Ich höre meistens auf den Klang einer Gitarre, wie sie gespielt wird. Montgomery hatte einen sehr eigenen Klang und spielte oft Oktaven. Das machte seinen Sound sehr dicht. Jimi Hendrix hat das auch auf der Hauptmelodie zu „Third Stone From The Sun“ gemacht. Das Spielen von Oktaven habe ich von Wes Montgomery gelernt. Ausserdem hat er viel auf der gleichen Saite gespielt. Wenn du eine gute Melodie haben willst, bleib auf der gleichen Saite! Das habe ich auch während meiner Zeit als Komponist für Filmmusik beherzigt und das funktioniert ganz gut. Dann wünschen wir euch viel Erfolg mit der letzten EP und hoffen, dass es danach auch noch weitere Veröffentlichungen von euch geben wird. Das wird es definitiv, denn wir sind jetzt eine echte Band geworden. Man darf neues Material der Pixies erwarten.
ALL BLUES
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Pally’s kurz und knapp CHEAP STAR - Rosetta Stone Nach ihrem Debüt « Speaking Like An Elephant» (2009) legen die französischen Cheap Star, jetzt reduziert auf Sänger und Gitarrist Remi Vaissiere, als Zweitwerk die 6-Track EP «Rosetta Stone» vor. Mitgewirkt haben Ken Stringfellow (Posies, Big Star, REM), Jon Auer (Posies) und Brian Young (Posies, Fountains of Wayne). Ersterer hat auch produziert. Das durch diese Konstellation bedingt, in den sechs Songs Anleihen an die Posies zu finden sind, ist fast unabdingbar, aber nicht nur. Gesanglich werden immer wieder Erinnerungen an Teenage Fanclub wach und zudem sind auch CountryrockEinflüssen zu vernehmen. Dafür ist Coverversion von «A Song For You» der Countryrock-Legende Gram Parsons eher poppig ausgefallen. Cheap Star sind aber keine zweiten Posies oder Teenage Fanclub, die sechs Songs gehen trotzdem gut ins Ohr und sorgen für den einen oder anderen Wohlklang. SPOTLIGHT KID - Ten Thousand Hours Dreampop und Shoegaze, ursprünglich angestossen von Bands wie Cocteau Twins, Cure, Lush, Slowdive oder My Bloody Valentine hat sich zu einem veritablen (Untergrund)-Phänomen entwickelt. Immer wieder tauchen neue Bands auf, die sich an diesen Stilen orientieren. Wie auch die englischen Spotlight Kid, wobei das Quintett um Sängerin Katty Heath und Sänger Rob McCleary mit «Ten Thousand Hours» bereits ihr drittes Werk präsentiert. Die neun Songs bieten die Genre üblichen atmosphärischen Gitarrenwände, ohne aber zu oft in allzu stürmische Feedbackorgien abzugleiten. Die Stimme von Katty Heath, die den Haupteil der Songs singt, gleitet darüber, entrückt und feengleich. STRATA FLORIDA - Made Of Stars Strata Florida hat sich aus dem englischen Duo Swallow entwickelt, das anfangs der Neunziger ein Album («Blow») und eine EP («Hush») veröffentlicht hatte. Desillusioniert wegen Problemen mit der Plattenfirma zog sich Sängerin Louise Trehy danach aus dem Musikgeschäft zurück. Erst im letzen Jahr meldete sie sich zurück. Ihre neue Band Strata Florida geht den Weg von Swallow weiter, das heisst Shoegaze und Dreampop. Die zehn Songs auf «Made Of Stars» klingen aber um einiges rauer und bestechen durch einen eigenständigen Sound,
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Cha-rakter und ein einmaliges Klang-bild. Der gehauchte Gesang, in den Hintergrund gemischt, gleitet über eine fiebrig spannende Mischung aus Feedback und Experimenten. Was auch schon das künstlerische Cover der CD vermuten lässt. Als hätten sich die Cocteau Twins und Jesus and Mary Chain in einer Band zusammengeschlossen. AMALTHEA - In The Woods Das Hauptthema des zweiten Werkes des schwedischen Quartettes Amalthea ist Isolation, Isolation vom Alltag, vom Job aber auch von der eigenen musikalischen Vergangenheit. «In The Woods» ist deshalb auch Weiterentwicklung, Verfeinerung. Die sieben, teils fast zehnminütigen Songs, offerieren eine vielschichtige Melange aus Postrock, Ambient, Elektronik, Hardcore und gar Jazz. «Artfremde» Instrumente wie Saxophon oder Trompete sorgen für Kontraste. Fast entspannte melancholische Passagen wechseln ab mit Wut und schleppender Schwere. Nicht unbedingt eine CD für die sonnigen Momente des Lebens. AMATORSKI - From Clay To Figures Die Debüt-EP «Same Stars We Shared» bescherte Amatorski 2010 mit «Come Home» einen veritablen Hit in ihrer Heimat Belgien. Zwischen dieser EP und ihrem neuen Werk «From Clay To Figures» schrieb das Duo um Sängerin und Songschreiberin Inne Eysermans Songs fürs Fernsehen und den Soundtrack für einen holländischen Film. Wer die neuen Songs hört, verwundert sich nicht über diesen Erfolg und ihren eingeschlagenen Weg. Amatorski's Musik hat Tiefe und imaginäre Kraft. Songs wie «Hudson», «U-Turn», «Boy/Girl» oder «Warszawa» verfügen über die Fähigkeit, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, Geschichten zu erzählen. In eine Mischung aus Indiepop, Dreampop und Elektronik eingebettet, erzählen Amatroski berührende und melancholische Geschichten. LESTAT VERMON - Hillside Im Vergleich zu seiner Band Polarkreis 18 übt sich Philipp Makolies alias Lestat Vermon als Solokünstler in der Kunst der Reduktion. Die elf Songs seines zweiten Werks «Hillside» sind grösstenteils einfach strukturiert und akustisch gehalten. Makolies vertraut auf die Kraft seiner nachdenklichen Stimme und der Einfachheit und Atmosphäre. Dabei orientiert er sich an den Singer-/Songwritern der 60er/ 70er Jahre (z.B. Nick Drake, Robert Wyatt, Val Stoecklin, Jimmie Spheeris, u.a.) und deren modernen Nachfolgern wie John Grant, Elliot Smith; Mark Kozelek oder Bon Iver. Berührend.
SKRILLEX
hug. Bisher hatte der Dubstep-Superheld Skrillex seinen GesinnungsgenosWarner sen von Kill The Noise über Knife Party bis Far Too Loud drei Dinge voraus. Erstens: Dass er derjenige ist, der seine MixEskapaden mit der gnadenlosesten Konsequenz verdichtet, ja geradezu zusammenquetscht. Zweitens: Dass er seine Auftritte wie ein MetalKonzert mit LichtshowOverkill inszeniert und seine Fans zwingt, ihm zuzusehen statt zu tanzen (was auch mit Punkt eins zu tun hat). Und drittens: Dass er sein Faible für Dubstep-ferne Genres wie Metal und Reggae pflegt und in Kooperationen immer mal wieder grossartige Crossover-Stücke kreiert (zB. mit Damian Marley und Korn). Zwei EPs, eine Remix-EP und den Soundtrack zum Film «Spring Breakers» (das war, nebenbei, das einzig Erwähnenswerte an diesem hirnlosen Teeniequatsch) veröffentlichte er bisher und bestätigte eins aufs andere Mal den oben erwähnten Vorsprung. Nun kommt sein reguläres Debüt, also sein erster vollwertiger Longplayer, und wir sind uns plötzlich nicht mehr so sicher, ob die drei Vorsprung-Punkte noch zählen – beziehungsweise natürlich der erste. «Recess» beginnt zwar ganz Skrillexmässig mit einem spektakulären Soundsplitter-Overload, driftet dann aber bald in vergleichsweisere sanftere, geschmeidigere Dubstep-Gefilde ab, wo einem vielleicht auch mal Namen wie Nero oder Savant in den Sinn kommen. Fast so, als möchte Skrillex uns mitteilen, dass er drauf und dran ist, sowas wie erwachsen zu werden. Oder vielleicht hat er einfach grad eine ruhigere Phase, kann ja auch sein. Die letzten beiden Tracks dreht er dann wieder voll auf. Was wohl bedeuten mag, dass Skrillex auch in Zukunft in drei Punkten Vorsprung gegenüber seiner Konkurrenz haben will. Alles in allem aber trotzdem ein ordentliches Skrillex-Album.
Recess
DIE KAMMER Season II: Views From The Inside Delicious Releases rp Die Kammer sehen sich selbst als AlternativeOrchester. Rein faktisch gesehen ist diese Eigeneinschätzung durchaus zutreffend. Cello, Geige, Viola und Tuba gehören neben Drums, Bass und Gitarre zur Grundausstattung der siebenköpfigen Formation um Gründungsmitglieder Matthias Ambré (ehemals ASP) und Marcus Testory (Kopf des Kammerorchester CHAMBER und ebenfalls ehemals ASP). Und die Ausgestaltung ihrer Songs lässt immer wieder alternative Ansätze durchschimmern. Wie im Auftakt «Be Careful», das durch den rhythmischen Einsatz der Tuba aufhorchen lässt, übrigens nicht zum letzten Mal. Oder beim verspielten Instrumental «Sophies Circus (Part I „The Arrival“» (Tom Waits hätte seine Freude daran). Daneben ist auch Matthias Ambré's zeitweilige gesangliche Annäherung an den Gothic-Rock der Sisters Of Mercy durchaus «alternative». Ambré wie auch Testory spielten ja beide in der Gothik-Electrorock-Wave-Band ASP. So richtig festlegen wollen sich die Kammer auf «Views From The Inside» aber eh nicht. Von Folk über Pop bis hin zu Gothik, Vaudeville, Kammer-Pop oder Cello-Metal hat alles Platz. Das passt und macht Laune.
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS kw. Da wünscht man sich doch NordFjord Records glatt die lauen Sommerabende herbei. Alles an “San Franfiasco“ ist sehr ausgelassen und natürlich. Aufbrausende Gitarrensolis und freundliche Keyboardklänge gehen gekonnt Hand in Hand. Mit an Bord ist noch der Gesang, der immer einen klagenden Unterton besitzt. Genauer gesagt ist es ein Gesang in waschechter The Clash Manier. Aber eigentlich ist es nicht nur der Gesang, dem etwas Englisches unterliegt. Es ist die Musik gesamthaft, welchen einen unweigerlich an die grossen englischen Bands der Ende 80er denken lässt. Dabei hat Ludwig Van deutsche und dänische Wurzeln. Und der Albumtitel spielt sowieso nochmals eine ganz andere Nation an. Heim- beziehungsweise Fernweh ist augenscheinlich ein Thema. Scheint als produziere Ludwig Van Indie- Rock vom Feinsten. Dennoch kommt man an Kritik nicht ganz vorbei. Ein wenig mehr Abwechslung wäre schön gewesen. Die Songs verlaufen zu sehr nach einem Muster, das sie selten zu durchbrechen vermögen. Die erste Hälfte der Songs von “San Franfiasco“ überzeugen, weil sie Elan haben. Die andere Hälfte führt den roten Faden zwar weiter, aber fällt etwas in die Mittelmässigkeit.
LUDWIG VAN
San Franfiasco
TWELVE CLAY FEET More Naked Than Obscene rp Das Quartett Twelve Clay Feet um den stimmgewaltigen Sänger Ian Jeff stammt aus der englischen Studentenstadt Cambridge. 2008 veröffentlichten die Band ihr Debüt, die EP «The Cat Dragon Sessions», vier Jahre später ihren ersten Longplayer «Totem Bells». «Totem Bells», wie auch ihr neues Werk zeichnen sich durch eine unterschwellige und eigensinnige Art von Energie aus. Es sind nicht nur die kratzigen, dünn abgemischten, fast schludrigen Gitarrensounds, die eine einmalige Intensität erzeugen. Erst in der Kombination mit der zu Pathos tendierenden Stimme von Ian Jeff gelangen sie zu ihrer vollen Kraft. Am besten kommt das im Song «Hailstones» zum Ausdruck, der auch als Single ausgekoppelt wurde. Der leise Auftakt von Stimme und Instrumenten mündet schon bald im halbdramatischen und poppigen Chorus. Twelve Clay Feet schalten dann wieder einen Gang zurück, nur um
den Chorus kurz darauf noch dramatischer zu inszenieren. Und schliesslich schaukeln sich Stimme und Instrumente immer mehr bis zum Grande Finale auf. Indierock-Drama pur. Als hätten U2, The Cult und Kings Of Leon zusammen eine Band gegründet.
Kolumne
NINE TIMES BLUE
Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie
Matter Of Time
von Christian Hug
Renegade Recordings
rp Für ihr zweites Album, die 6Track EP «Matter Of Time» hat sich das aus Atlanta stammende Quartett Nine Times Blue nach Bryan Holmes von der legendären Power-PopFormation The Producers gleich in die Hände von drei Produzenten begeben. Darunter Cliff Hillis, der eine bekannte Grösse in der US PowerPop-Szene ist. Ich weiss nicht, ob man in diesem Fall die Redensart «viele Köche verderben den Brei» bemühen muss oder darf, aber «Matter Of Time» reicht nicht an die Klasse des Vorgängers «Falling slowly» heran. Die sechs Songs klingen teilweise etwas zu beliebig. Es fehlen richtig zündende Songideen und auch der Sound klingt zuweilen etwas dünn. Vielleicht hat auch die Abwesenheit von inspirierenden Gästen wie John Kaye (IKE, The Caulfields, John Faye Power Trip) David Myhr (The Merrymakers) und Bryan Holmes auf dem Debüt das Ihrige dazu beigetragen? Natürlich schimmert da und dort auch noch die alte Klasse durch. Zum Beispiel im Titeltrack (tolle Bridge & Chorus) oder dem einzigen Rocker «This Time» mit dezenten Anleihen an die The Smithereens. LILIES ON MARS Dot To Dot Saint Marie Records rp Das in England ansässige italienische Frauenduo Lisa Masi und Marina Cristofalo erweitern mit «Dot To Dot» die Grenzen des Dreampop. Ihr drittes Werk integriert Psychedelik, Space-Age-Pop, Trip Hop, Elektronik und Experimente zu einem organischen Ganzen. Im Auftakt «See You Sun» trifft Dreampop auf dramatisch spannende Rhythmen und rückwärts laufende Tapes. Cocteau Twins meets Siouxsie And The Banshees. Die Single «Dreams Of Bees» ist ein Gemisch aus Goldfrapp, Portishead abermals Cocteau Twins und Psychedelik. Mit «No Way» präsen-tieren sie modern inszenierten Indie-Space-Age-Pop. Und «Interval I» und «Interval II» sind zwei kurze aber prägnante Ausflüge in die Welt der elektronischen, teils experimentellen Musik. Mit diesen Ingredienzien schaffen es die Lilies On Mars ihre Version des Dreampop lebendig und vor allem spannend zu halten.
Das grosse Casting-Quiz Erinnert sich noch jemand an TEARs (oder T.E.A.R.S oder Tears oder wie die hiessen)? Ha! Gewannen 2001 die Schweizer Variante von «Popstars». Erinnert sich überhaupt noch jemand an «Popstars»? Und wie hiess eigentlich die Show, in der Baschi nicht gewann? Beziehungsweise: Wie hiess der Gewinner der Show, die Baschi nicht gewann? Keine Ahnung? Keine Sorge: Da sind Sie nicht alleine! Sie können aber immer noch punkten in diesem lustigen Ratespiel: Nennen Sie zwei der vier «Grössten Schweizer Hits». Nein, es war nicht «I schänke dr mis Härz» von Züri West... Na...? Schon wieder nichts? Schade. Nächste Frage: Wer gewann «The Voice of Switzerland» 2013? Lassen Sie sich Zeit... Nein, es war nicht Micheline Calmy-Rey. Ein Tipp: Ihr Vorname ist Nicole... Nein, nicht die mit «Ein bisschen Frieden»... Nicole... oooooooh, Ihre Zeit ist um. Ihre Antwort «Beatrice Egli» ist falsch, die gewann irgendwas anderes. Letzte Chance: Wer wird sich nächstes Jahr noch an den Gewinner der gerade laufenden Staffel von «Voice of Switzerland» erinnern? Niemand? Jaaaaaaaa! Sie haben richtig geraten: Niemand wird sich nächstes Jahr an die Singsang-Show vom letzten Jahr erinnern. Somit haben Sie bloss einen von sechs möglichen Punkten in diesem extrem heiteren Rätselquiz erreicht, aber das muss Sie nicht grämen: Sie liegen mit einem Punkt im guten Durchschnitt. Weil alle Kandidaten wenigstens die letzte Frage richtig beantworten. Deshalb ist es völlig okay, wenn Sie sich beim besten Willen nicht mehr an Katharina Michel erinnern können. Oder an Maya Wirz. Oder an Michael Janz. Abgesehen davon wird es demnächst neue Stars geben, die Sie umgehend wieder vergessen können: Im deutschen Kinderfernsehen KiKa sucht Mia-Sängerin Schmuse Katze seit neustem den «Songwriter des Jahres». In dieser TrällerCastingshow wird endlich auch den Kindern eingetrichtert, was uns Erwachsenen schon längst klar ist: Dass man nämlich überhaupt nichts können muss und trotzdem mit fremden Liedern berühmt und reich und sexy werden und einen Fussballer heiraten kann. Und die gute Nachricht ist, dass auch unser Service-PublicFernsehen SRF ganz bestimmt diese Sendung für die Schweiz kopieren wird. Und dann können wir uns in Ruhe weiter amüsieren. Blättern Sie deshalb auch nächstes Jahr wieder in unserem Heft, wenn es erneut heisst: Das grosse Casting-Quiz. Dann stellen wir Ihnen wieder so lustige Fragen wie: Mit welchen Worten verabschiedete sich Big-Brother-Teilnehmer Zlatko Trpkovski von der Bühne, als er vom Publikum ausgepfiffen wurde? Falls Sie die Antwort jetzt schon wissen wollen: «Ihr Fotzköpfe!» Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.
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REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative IAN ANDERSON
HUG’s Kurze SAMPLER - Wolf Party Ewige Treue für Voodoo Rhythm Records aus Bern! Diesmal hat uns Reverend Beatman 17 Songs von ebenso vielen Bands aus Neuseeland beziehungsweise dem Label Stink Magnetic zusammengestellt, die allesamt so herrlich Untergrund-Garage-rocken wie alles andere von diesem Label. Yes, we love it! MUNDTOT - Schatten Auch auf ihrem zweiten Album klingen Mundtot wie eine abgeschwächte, elektronikfreie Version von Stahlmann und Konsorten im Mid- bis Downtempo-Bereich. Es wäre in diesem Deutschrock mehr Dramatik möglich gewesen, wenn man die Songs, die durchaus gute Ansätze haben, mehr komprimiert hätte. CIRCA ZERO - Circus Hero Andy Summers, ja, der Gitarrist von Police, hat nach der Police-Reunion und seinen JazzProjekten wieder mal Lust auf Rock und präsentiert uns zusammen mit Rob Giles nun einige Songs, die in ihrer allzu aussagelosen Geschmeidigkeit leider weit unter der Würde von Summers liegen. MIYAVI - Miyavi Netter Versuch der Plattenfirma, uns zur Abwechslung mal japanischen Pop näherzubringen in Form eines japanischen Popsuperhelden, aber in diesem Bereich wissen wir mit dem inszeniert überdrehtfröhlichen Gehüpfe leider nichts mehr anzufangen, weil uns DJ Boo inzwischen gelehrt hat, dass man auch im Kinderpop Understatement reinbringen kann. Aber immerhin: tolle Tattoos. JOAN AS POLICE WOMAN - The Classic Endlich frei von Trauerschmerz und nach eigenen Worten milder, sprich Punk-frei geworden, spielt Joan Wasser schöne Lieder. Die sind, wie gesagt schön. Machen aber den Rummel um Joan nicht plausibel. Da kann sie privat noch so gerne Polizeiautos fahren. HERZPARASIT - Gifttherapie Zweites Album der Deutschrocker aus München, die inzwischen sowohl mit JBO als auch Umbra et Imago die Bühne geteilt haben, was Herzparasit gar nicht schlecht einmittet. Originelle Ansätze, auch in den Texten, aber an Songs wie «Was dein Herz verspricht» wird klar, dass man da durchaus mehr Druck hätte unterlegen können. ZIGGY MARLEY - Fly Rasta Von allen Marley-Kindern war Ziggy derjenige, der das Erbe des übergöttlichen Vaters am treusten annahm und sachte weiterentwickelte. Jetzt dehnt er seine Musik aus in genau diejenige Art von Pop-Reggae, den gutmeinende Beach-Bar-Besitzer mit coolem Posthippietum verwechseln, was ernsthaften Badegästen Grund genug gibt, den Strand zu wechseln. AMSTERDAM KLEZMER BAND - Blitzmash Eigenartigerweise hat Hollands beste Balkan/Klezmer-Tanzband das für diese Sparte zuständige Label Essay verlassen. Macht aber nichts: Die siebenköpfige Kombo lässt den Balkanbeat und den modernen Klezmer trotzdem ungehindert immer wieder neue, spannende Blüten treiben, diesmal mit ein bisschen mehr elektronischem Einschlag als auch schon.
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Homo Erraticus Kscope/Irascible hug. Man konnte ja über «Thick As A Brick 2» vom vorletzten Jahr geteilter Meinung sein und sich darüber streiten, ob die Weiterführung von «Thick As A Brick» aus dem Jahr 1972 in die Neuzeit gelungen war – ein Versuch war es Wert, auch wenn die Bemängler monierten, Teil zwei sei etwas flach geraten, weil Ian Anderson, der Mann, der den Prog-Rock quasi erfunden hat, mehr drauf habe. Tatsache aber bleibt, dass Ian Anderson schon vor Jahren durchaus, sagen wir: altersmilde geworden ist, indem er seine Songs nicht mehr so vertrackt komponierte wie einst und stattdessen auf die fliessenden «inneren Werte» fokussierte. Solo-Alben wie «Divinities – Twelve Dances With God» oder «The Secret Language Of Birds» jedenfalls verströmten in ihrer bezaubernden Einfachheit eine unglaublich warme, ruhige Mitte. Nun folgt also «Homo Erraticus», und wieder könnte man reklamieren, dass wir von Herrn Anderson mehr Spektakel erwarten dürften, aber wie gesagt: Das ist hier nicht der Fokus. Das Konzeptalbum ist als Spin-Off von «Thick As A Brick 2» entstanden, dieselbe Hauptperson führt durch das Album und die englische Geschichte, die Musik ist stark irisch eingefärbt, und am Ende ist «Homo Erraticus» ein schönes Album für stille Geniesser. In der Superdeluxeausgabe gibts das Teil mit zwei CDs und zwei DVDs.
KAISER CHIEFS Education, Education, Education & War SPV/Musikvertrieb hug. Als Schlagzeuger und KaiserChief-Mastermind Nick Hodgson vor zwei Jahren den Bettel hinschmiss und die Band verliess, wertete man das allgemein als das Ende der Band - was sollten denn die anderen Musiker ohne ihren Songschreiber machen? Zuerst: Sie entschieden sich, einen neuen Drummer zu suchen (Vijay Mistry) und von vorne zu beginnen, und das meinten sie wörtlich: Mit ihrem Debüt «Employment» ernteten die Kaiser Chiefs massenweise Newcomer-Bonus an der Seite von Bands wie Franz Ferdinand und dem ganzen Rest der Class of 2005, mit dem Folgealbum «Yours Truly, Angry Mob» sowie der daraus ausgekoppelten Single «Ruby» erreichten sie
ihren Zenit, sie wurden mit Blur gleichgesetzt, ihr Flair für Rock und gleichzeitigen Beatles-Flair war perfekt. Doch dann ging ihnen die nächsten beiden Alben ein wenig die Luft aus, was letztlich der Grund war, wieso Hodgson kündigte. Die neuen Kaiser Chiefs knüpfen also zum Einstieg von «Education, Education, Education & War» an ihre alte 2005erSpritzigkeit an. Sie tendieren aber im Verlauf des Albums zu amtlichen Gitarrenpop-Songs, die zwar ganz okay und kräftig sind, aber die Welt nicht gerade umkrempeln. Ganz gewagt: Im Anschluss zum zweitletzten Song ««Cannons» erzählt Schauspieler Bill Nighy eine krude Kürzestgeschichte über eine Supermacht, die die Hölle angreift... Immerhin beweisen die übrig gebliebenen Kaiser Chiefs, dass sie auch ohne Hodgson was Ordentliches hinkriegen und dass mit ihnen auch in Zukunft zu rechnen ist.
SHAKA PONK The White Pixel Ape Cyco/Disques Office hug. Eben noch haben wir das vor kurzem erschienene Live-Album zwar gelobt, aber tadelnd hinzugefügt, dass zwei Live-Alben nacheinander zu veröffentlichen eigentlich keine gute Idee ist. Insgeheim haben wir sogar befürchtet, dass der Grund für die zwei in Folge erschienenen Live-Alben ganz simple derjenige ist, dass dieser verrückten Truppe aus Frankreich die Ideen ausgegangen sind. Weil diese Gefahr durchaus besteht bei einer Band wie dieser, die wild durcheinander Hip Hop und Metal und Tehno und überhaupt alles, was Spass macht, verquirlt, und das auch noch mit der galoppierenden Energie eines Pferdes, das deutlich zu tief in den Habersack geguckt hat. Darum ist es umso beruhigender zu hören, dass die Befürchtungen gänzlich haltlos waren: «The White Pixel Ape» chlöpft und tätscht wie immer, mehr noch, man könnte sagen: Shaka Ponk in Bestform! Oder um beim Bild zu bleiben: Das Pferd hat sich noch tiefer in den Habersack gefressen, und jetzt bricht es geradezu in Ekstase aus. Oder etwas sachlicher formuliert: Stellt euch einfach die jungen Red Hot Chili Peppers im Kubik und in Jetztzeit vor. Oder noch viel einfach formuliert: kaufen und abtanzen!
MY SAD CAPTAINS Best Of Times Bella Union hz. „Best of Times“, das dritte Album der Band My Sad Captains mit seinen sanften und melodischen Indiepop Klängen ist nichts für Melancholiker, die beim Hören der CD Gefahr laufen
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS würden, auf einer dunklen Wolke in die Ferne davon zu schweben und den Weg zurück nicht mehr zu finden. Die klaren Töne der neun Tracks des Albums evozieren sowohl einen im Innern verbrachten Tag, an dem Nebelschwaden vor dem Fenster vorbeiziehen, wie auch einen entspannten Frühlingsabend im Licht der untergehenden Sonne auf der Terrasse. Dieses Album wurde von Larry Cane gemischt, der bereits für Stephen Malkmus und Elliot Smith gearbeitet hat. Die Londoner Band hat bereits im Jahr 2009 das Album „Here and Elsewhere“ und 2011 „Fight Less, Win More“ bei Stolen Recordings aufgenommen. Ein idealer, beruhigender Soundtrack für eine schlaflose Nacht.
AARON HOLM & MATTHEW FELTON Transitions Seattle Dissolve Records rp Eine spannende Ausgangslage: Aaron Holm komponiert elektronische Musik und Matthew Felton ist ein klassisch ausgebildeter Pianist. Ihr gemeinsames Werk «Transitions Seattle» entstand aus Improvisationen heraus. Der Auftakt «So Far Away» klingt wie eine sphärische Version der englischen Industrial-Pioniere Throbbing Gristle: unheimlich und düster. Keine Musik für beschauliche Momente, also. Song 2, «Susumu My Man», hört sich zwar zuweilen etwas verwirrend an, klingt aber insgesamt entspannter. «Breathing Waves» tönt wie verfremdetes Bachrauschen: Aqua-Ambient. «I Thought I Knew» präsentiert an- und abschwellende Töne, die durch entfernte Pianotupfer unterbrochen werden. Holm und Felton wollen nicht unter-halten. Den beiden geht es um das Entwickeln und Verfrem-den von Stimmungen und Atmosphären. Nicht nur Brian Eno oder Tangerine Dream hätten ihre Freude daran.
JOE NOLAN Tornado Six Shooter Records rp Den Blick nach unten gesenkt, strähnige Haare wie einst James Dean. Als
Rahmen ein vergilbtes Foto. So präsentiert sich der 23-jährige Kanadier Joe Nolan auf seinem dritten Werk «Tornado». Dieses In-sich-gekehrt-sein, diese Nachdenklichkeit findet ihren Niederschlag auch in der Musik. Schwer sind die Songs zuweilen. Nolan schleppt sich voran, ächzt, fleht, flüstert, begehrt auf, entschwindet aber auch in luftige Höhen. Die Musik dazu melancholisch, rau, kratzig aber auch wütend oder poetisch. Das pure Leben halt. Und Abgründe. Im Auftakt «I Know The Difference» singt Nolan beispielsweise «When It Feels Like Love But It's Just Sex. When Your Body Got's My Mind Possessed.». Dann aber doch Hoffnung auf Rettung: «There's A Devil On The Cross Tonight. There's An Angel Sinking In The River. Baby Says Its Gonna Be Alright. Wait On Jesus To Deliver». Vergleiche sind schnell gefunden. Zum Beispiel Steve Earle, Ryan Adams aber auch Steve Forbet oder Tom Waits, zuweilen abgeschmeckt mit dem Gitarrensound von Mark Knopfler. Darunter auch Existenzen am Rande. Für die Musik wie Überleben ist, wie auch für Joe Nolan.
WISHBONE ASH Blue Horizon Solid Rockhouse Rec. hh. Seit 45 Jahren tourt Martin Turner unablässig mit seiner Truppe. Zwar mit wechselnden Mitmusikern, der Sound jedoch ist stets gleich geblieben. Die Erfinder der Twin-LeadGitarren sind somit ihren Roots auch auf dem neuen Album treu geblieben. Wobei sie in den überwiegenden Songs vermehrt rockige Passagen hören lassen („Deep Blues“, „Mary Jane“) , ohne jedoch das Trademark „warmer, laid back, schwebender Gitarrenrock“ über Bord zu werfen. Das grosse Manko der Band, das aber inzwischen ebenfalls zu einem Trademark geworden ist, bleibt der Gesang. Turner ist und war nie ein herausragender Vocalist. Seine Stimme ist sehr beliebig, ohne Wiedererkennungswert und die Gesangsmelodien sind nach wie vor weit von Ohrwürmern entfernt. Das ist wohl auch der Hauptgrund, weshalb Wishbone Ash nach den 70ern nie den ganz grossen Durchbruch landen konnten. Trotzdem hat die Truppe zu Recht eine Menge Fans, die der Band über die Jahre treu verbunden blieben. Sie werden sich über „Blue
Horizon“ freuen, denn das Album gehört zu den besten Outputs der letzten Jahre und bietet alles, wofür Wishbone Ash seit Dekaden stehen.
DEATH OF A CHEERLEADER Dancing Around The Fire Of Volcano Snowhite hz. Death Of A Cheerleader beschwören auf ihrem Debütalbum mit klaren, frischen Klängen eine urtümliche, mythologische Zeit aus der Dunkelheit herauf. Die antiken Geschichten, die in „Dancing Around The Fire Of Volcano“ besungen werden, wurden von der Band in Schweden und der Türkei neuverfasst. Der dunkle Klangteppich wurde in Zusammenarbeit mit Cult Of LunaDrummer und Tonmeister Magnus Lindberg kreiert. Eingespielt haben Death Of A Cheerleader die Lieder in Stockholm. Die ideale Musik für regnerische, gedankenversunkene Tage, während denen man im Warmen sitzt und geniesst.
MILAGRES Violent Light Memphis Industries kw. Hier schwebt etwas scheinbar Schweres. Man hat das Gefühl, Zeit und Raum spielen keine Rolle. Einerseits klingt es abgehackt, zum anderen aber sehr zusammenhängend und ausschweifend. Die Popelemente sind fröhlich kitschig, das Schlagzeug bietet konsequent dominant die Stirn. Zusammen ergibt dies meistens einen mechanisch/industriell angehauchten, manchmal aber auch einen bittersüssen, elektronischen Pop. Die einzelnen Songs sind vielschichtig und es wurde mit Liebe zum Detail gearbeitet. Die unterschiedlichen Instrumente scheinen sich mit ihren Melodien zu überschlagen bis sie sich in Harmonie wiederfinden, um wieder in ein geordnetes Chaos zu verschwinden. “Violent Light“ ist das dritte Album der jungen Amerikaner. Als Vergleich kann man sich einen psychedelischen Mika vorstellen.
THE RO
Den Namen „Rolling Stones“ spricht man nicht ohne Ehrfurcht aus, unabhängig von musikalischen Vorlieben, Alter oder Herkunft. Die Rolling Stones sind auch eigentlich schon keine Band mehr, sondern eine Institution, die in ihrer Bedeutung zwei, wenn nicht drei Generationen zurückreicht. Seit über 50 Jahren stehen die Briten auf der Bühne und sie sind damit neben dem Duke Ellingtons Orchestra die langlebigste Band der modernen Musikgeschichte. Warum?
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OLLING STONES Patina auf alten Mรถbeln
ip. Britannien ist seit Anbeginn der Zeit ein Hort absurder Kuriositäten. Von Königen, die sich den Namen „der Unfertige“ oder „Hasenfuss“ erarbeiteten, oder die Scheidungen mit der Erfindung einer eigenen Religion rechtfertigen konnten, lieferte die britische Historie reihenweise charakterstarke Zeitgenossen, sehr zur Freude der Geschichtsschreiber. So beheimatet England neben ausgesprochen temperaturresistenten Einwohnern auch über 100 Nobelpreisträger, den Fussball und das verfassungsrechtlich verankerte Gesetz, dass von einem eventuell angespülten Wal der Kopf dem König und die Schwanzflosse der Königin gehört. Ob die Queen in diesem Fall auf ihrem Recht beharren würde, ist fraglich. Bekannt ist allerdings, dass ihr Sohn Charles im Jahr 2003 einem der glamourösesten Vertreter des Landes die Ritterwürde verliehen hat: Mick Jagger. Diese Ritterwürde verdiente sich der Stones-Frontmann mit den Verdiensten um die populäre Musik und obwohl dies an sich durchaus verdient geschehen ist, darf man nicht vergessen, dass Jagger einen Löwenanteil seiner Verdienste seinem Schulkameraden und Glimmer Twin Keith Richards zu verdanken hat. Überhaupt ist die Beziehung zwischen den beiden Musikern eine Besonderheit, und vermutlich die Hauptzutat des Erfolgs der Rolling Stones. Hauptzutat deshalb, weil auch Charlie Watts, der elegante Schlagzeuger, und Ron Wood, neben Richards das zweite Gesicht des Rock'n'Roll, ihren Teil zur Magie beitragen. Wie Produzent Don Was es treffend auf den Punkt bringt: „Die einzelnen Komponenten der Band verschmelzen zu der Einheit, die die Rolling Stones ausmacht. Das Gesamtpaket ist wirklich mächtig.“ Dass es eine Band schafft, über so viele Jahre hinweg erfolgreich zu bleiben, ist im Fall der Stones schlicht erstaunlich. Kaum etwas ist unbeschrieben geblieben; Drogeneskapaden, Frauengeschichten oder Gerichtsverhandlungen sind über die Jahre in sämtlichen Einzelheiten dokumentiert worden. Angefangen haben die Stones offiziell am 12. Juli 1962 im Londoner Marquee Club und nachdem Andrew Loog Oldham sich ihrer als Manager annahm, wandelte sich die Band von einer R&B-Combo zu einer Rock'n'Roll-Band mit Bad-Boy-Image. Oldham verbot Jagger aus Marketinggründen, seine Freundin Chrissie Shrimpton zu heiraten, schmiss Pianist Ian Steward aus der Band (der den Stones danach weiterhin als Roadie und Gastmusiker erhalten blieb) und zog den ersten Plattenvertrag an Land. Bis 1964 machten sich die Rolling Stones in erster Linie mit Coverversionen einen Namen. Dann stellte Oldham die Weichen für das Songwriter-Duo Jagger/Richards, indem er sie dazu anhielt, eigene Kompositionen zu schreiben. Unter dieser Aufgabenzuteilung litt besonders Gitarrist Brian Jones, der durch die von Oldham diktierte Dominanz der beiden Hauptakteure nicht den songwriterischen Stellenwert erhielt,
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den er sich gewünscht hätte. 1967 erschien das eher umstrittene Album „Their Satanic Majesties Request“, das man zwar nicht als schlechtes Werk per se bezeichnen kann, das aber durch seinen experimentellen Charakter einiges an Rock'n'Roll verlor und damit als „verzweifelter Versuch, wie die Beatles zu klingen“ beschrieben wurde. Während der Aufnahmen wurde Oldham gefeuert und durch Allen Klein ersetzt, der die Band in ihrer psychedelischen Phase unterstützte. Das Nachfolgealbum „Beggars Banquet“ fuhr auf einer ähnlichen Schiene und verkaufte sich in der Folge noch etwas schlechter, obwohl man auch hier keinesfalls von einem Fiasko reden kann. Die Fans wollten aber ihre Rock'n'Roll-Stars zurück, die als Böse-Buben-Version mit schlüpfrigen Texten den Schwiegermutterlieblingen aus Liverpool Paroli boten. 1969 hatten die Rolling Stones mit einigen Tiefs zu kämpfen. Die Band trennte sich von Brian Jones, der man nur einen Monat später tot in seinem Swimmingpool auffand. Nicht
lange danach wurde während ihres Auftrittes beim berüchtigten Altamont Konzert in San Francisco ein Besucher von einem als Security angeheuerten Hell's Angel niedergestochen und die Stones lernten, laut Jagger, „dass man eine grosse Show nicht unkontrolliert durchführen kann“. Mit dem sehr erfolgreichen 71er Album „Sticky Fingers“ kam dann die Zunge als Logo mit ins Spiel, das seither als Markenzeichen auf jedem weiteren Album Platz fand. Ausserdem war dies die erste Platte, auf der Mick Taylor als Gitarrist komplett mitwirkte und den Stones wieder einen bluesigen Anstrich verpasste. 1975 ersetzte ihn Ron Wood, der seitdem zusammen mit Keith Richards wie kein anderes Gitarrenduo klanglich wie optisch den Rock'n'Roll verkörpert. Ende der 70er Jahre versuchte Mick Jagger, mit der Band neue Einflüsse zu verarbeiten. Da die Alben dieser Zeit aber schon alle recht facettenreich waren und Keith Richards' Meinung eine deutlich andere war als die seines Frontmannes, wurden die Streitigkeiten zwischen den beiden häufiger und mündeten Mitte der 80er in das, was Richards als „World War III“ bezeichnet. Das Weiterbestehen der Rolling Stones war in Gefahr. Bereits 1986, als „Dirty Work“ erschien, kursierten Gerüchte darüber, dass Jagger das Album nicht mit einer Tour supporten wollte. Bei einem Interview trank Richards knapp zwei Liter Jack Daniels, ohne dabei gross betrunken zu wirken, und machte gute Miene zum bösen Spiel, indem er Jaggers Leistungen in allen Tönen lobte und vor allem den Gesang auf „Harlem Shuffle“, der damals aktuellen Single, hervorhob. Dazu sagte er, dass er miterleben wolle, wie die Rolling Stones in Würde und als Rock'n'Roll-Bruderschaft altern. Keine andere Band hatte das je geschafft und Richards schien seinen Wunsch wie ein persönliches Gebet an die Zukunft auszusprechen. Mick Jagger allerdings hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Solokarriere gestartet und stand kurz vor der Veröffentlichung seines zweiten Albums „Primitive Cool“. Richards aber wollte so schnell wie möglich wieder mit den Rolling Stones touren
ABC
«Diese Langlebigkeit verleiht einem eine Art Heiligkeit.» und sah es als Affront, dass Jagger dies erst nach seinen Soloaktivitäten tun wollte. Mick Jagger selbst quittierte entsprechende Äusserungen von Richards so: „Wir hatten eine Menge Hochs und Tiefs und dieses ist eines davon. Ich möchte wieder mit den Stones spielen. Ich denke aber auch, dass es erlaubt sein sollte, ein künstlerisches Leben neben den Stones zu haben. Nach all den Jahren und in meinem Alter sollte ich auch etwas anderes tun dürfen, so sehe ich das.“ Vermutlich ging es nicht nur darum. Tatsache ist wohl, dass die Glimmer Twins nach dieser Phase weiterhin erstklassige Alben veröffentlichten, jedoch nicht mehr zu der Verbundenheit fanden, die sie am Anfang ihrer Karriere definiert hatten. Jagger schien als „Gewinner“ aus dieser Situation hervorzukommen: Seine Professionalität und die damit verbundene Kontrolle über die Dinge waren Richards' drogenbeladener Coolness weit voraus. Sie entfernten sich nicht nur aufgrund verschiedenem Lebenswandel voneinander,
sondern auch örtlich: Jeder wohnte in anderen Städten oder Ländern, und man traf sich höchstens für Proben und Auftritte. Richards sagte vor wenigen Jahren: „Ich glaube, ich war seit 20 Jahren nicht mehr in Micks Garderobe. Manchmal vermisse ich meinen Freund.“ Es scheint, als hätten die ehemals guten Freunde verlernt, sich zu verstehen. Keith Richards Biografie „Life“ trug auch nicht massgeblich dazu bei, dass sich das Verhältnis besserte. Er beschrieb Jagger als einen Menschen, der sich zu sehr verändert hatte und der kalt und kontrollierend geworden war. Was Richards aus Jaggers Sicht nicht verstanden hatte, war die Tatsache, dass der Frontmann über die Jahre hinweg vom Rock'n'Roll-Gott zu einem professionell arbeitenden Geschäftsmann geworden war (er hatte in den 60ern ein BWLStudium angefangen), der keine Drogen mehr nahm und sich um die geschäftlichen Dinge kümmern wollte, was eine gewisse Abgeklärtheit bedingte. Das biss sich mit dem Lifestyle, den Richards weiterhin verfolgte. Er fühlte sich verraten. Jaggers Auftritt an den Grammys 2011, bei dem er Standing Ovations für seine Interpretation von „Everybody Needs Someone To Love“ von Solomon Burke erhielt, war ein weiterer Punkt, an dem sich Richards die Zähne ausbiss. Es war erstaunlich, dass Jagger ohne die Stones so triumphal auftreten konnte und das schürte die Eifersucht und die Zweifel, ob Richards dazu auch in der Lage gewesen wäre. Letztlich war es immer Jagger gewesen, der Richards beigestanden, ihn bei seinen Drogenproblemen und gesundheitlichen Misslichkeiten geholfen hatte. „Mick hat nie aufgehört, an Keith zu glauben“, so versuchte Jane Rose, Richards' Managerin, den erneuten Graben zuzuschütten, den „Life“ ausgehoben hatte. Trotzdem Jagger im Hintergrund die geschäftlichen Belange regelte und sich kümmerte, hatte Richards ihn in seinem Buch ziemlich boshaft dargestellt. Bevor neue Pläne für eine Tour gemacht werden konnten, wollte Jagger darum einige Dinge klarstellen. Nach einer vernichtenden Kritik zu einem Konzert, bei dem ein Journalist Richards als „volltrunken“ bezeichnet hatte, verlangte der Gitarrist eine Entschuldigung des Schreibers. Der jedoch weigerte sich mit den Worten: „Ich entschuldige mich nicht bei einem Rockstar, der nicht mal mehr das Riff zu „Brown Sugar“ spielen kann.“ Jagger wollte aber sichergehen, dass Richards seine Arbeit richtig machte. Wie er es schaffte, Keith Richards davon zu überzeugen, sich wieder auf die Band zu konzentrieren und die Äusserungen aus dem Buch zu entschuldigen, bleibt zwischen den beiden. Ron Wood beschrieb die damalige Atmosphäre mit „sehr angespannt“ und „unangenehm“. Richards selbst aber sagt dazu: „Ich habe mich für eventuelle
«Manchmal habe ich gedacht: Mann, die Band ist kaputt – aber nicht unreparierbar!»
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Unannehmlichkeiten entschuldigt. Aber ich würde alles sagen, wenn das die Band zusammenhält! Ich würde sogar meine Mutter anlügen.“ Und: „Ich nehme nichts von dem zurück, was im Buch steht.“ Jagger selbst sieht die ganze Sache eher nüchtern: „Man kann Leute nicht in Schubladen stecken und sagen ‚Mick ist so kalt und berechnend', oder ‚Keith ist so leidenschaftlich'. Im echten Leben sind die Leute anders als in der Öffentlichkeit, da sind sie kein Teil einer Band. Wenn es um das Geschäft geht, muss ich manchmal nüchtern und analytisch sein. Es gibt dann keinen Grund, emotional zu werden.“ Sämtliche Querelen der beiden Musiker sind offenbar und glücklicherweise bisher immer überbrückbar gewesen. Es scheint doch immer noch eine Menge Zuneigung zu geben und man weiss, was man am anderen hat. Jagger und Richards wissen, dass sie zusammen mehr als gut sind. Sie wissen, dass sie immer noch eins obendrauf setzen können, und sie wollen das auch. Es ist kaum zu glauben, wie diese beiden Haudegen immer noch, nach dieser langen Zeit und mit dieser Reputation, einen riesigen Hunger und Ehrgeiz an den Tag legen. Sie sind bereits ganz oben, haben alles erreicht, verkauft, gesehen und getan. Und trotzdem ist immer noch Platz für ein kleines bisschen mehr. „Es wäre ein Wunder, wenn zwei Leute in 50 Jahren keinen Streit kriegen!“, sagt Richards. „Gebt den Differenzen zwischen Mick und mir nicht zuviel Gewicht. Wir kennen uns ziemlich gut und wissen, was wir tun. Meine Kommunikation passiert durch die Musik und wann immer wir zusammen Musik machen, verschwinden die Barrieren zwischen uns.“ Dass die Rolling Stones aus einer Zeit kommen, in der man kaputte Dinge noch repariert hat, statt sie wegzuschmeissen, beweist auch folgendes Zitat des Gitarristen: „Manchmal habe ich gedacht: ‚Mann, die Band ist kaputt – aber nicht unreparierbar!' Keiner von uns hat die Stones je in den Abfall geworfen. Jeder wusste immer, dass man das mit ein bisschen Arbeit wieder hinkriegt. Man knufft da ein bisschen rein und bringt es wieder in Form. Und wir sind in einer weitaus besseren Form, als ich es je gedacht hätte!“ Charlie Watts kann den Zwist aus einem anderen Blickwinkel betrachten: „Wenn unsere Musik grossartig ist, dann liegt das daran, dass Mick Keith vergeben hat und umgekehrt. Keith hat Mick vergeben, oder vielleicht sogar sich selber, dass er die Dinge über ihn gesagt hat. Ich denke, das ist die treibende Kraft hinter allem.“ Ein weiterer Faktor für die Grossartigkeit der Rolling Stones ist, dass sie nach wie vor eine Bühnenpräsenz zeigen, die ihresgleichen sucht. Wood und Richards haben ihren Alkoholund Drogenkonsum aufgegeben, beziehungsweise eingeschränkt, und Charlie Watts, der als Drummer vermutlich am härtesten arbeiten muss, liefert bei jeder Show - trotz besiegtem Kehlkopfkrebs - konstante Leistung über zweieinhalb Stunden ab. Wo Jagger zwischendurch mit einer Gitarre eine Pause einlegt oder ganz hinter die Bühne geht, wenn Richards seine zwei Solosongs spielt, kann Watts die Bühne nicht verlassen: „Das ist eben das Los des Drummers. Er ist der Motor. Es gibt nichts Schlimmeres, als dass dir der Atem ausgeht oder dir die Hände wehtun und du hast immer noch ein Viertel der Show zu spielen.“ Warum sind die Stones immer noch in diesem Masse erfolgreich? Die Antwort dürfte relativ simpel sein: Weil das Publikum sie immer noch mag. Letztes Jahr, als die Stones im Rahmen ihrer „50 and Counting“ Tour im Londoner Hyde Park vor 65'000 Leuten spielten, waren die Tickets nicht nur innerhalb dreier Minuten ausverkauft, sondern es standen Kind und Kegel zusammen mit Omis und allem dazwischen vor der Bühne und feierten ein Rock'n'Roll-Happening, bei dem nur eines zählte: Die Musik. Die Rolling Stones bringen bei jedem Konzert sämtliche Altersklassen, Herkünfte und Interessen zusammen und sie haben den Spirit der 60er Jahre in aller Würde ins Jetzt mitgenommen. Wenn man die Stones liebt, dann vererbt man das an seine Kinder, denn ein StonesFan gehört mit Sicherheit zu einem der treuesten überhaupt. Und wenn man die Kinder seiner Fans ebenfalls auf ganzer Linie für sich gewinnt, dann muss man schon verdammt gut sein. Dass es die Band bereits so lange gibt und sie, abgesehen von ihrer Musik, zu den altgedientesten Rockern
gehören, fügt den „alten Möbeln“, wie Jagger es ausdrückt, „eine Schicht Patina hinzu, die die Attraktivität noch ein wenig anhebt. Diese Langlebigkeit verleiht einem eine Art Heiligkeit. Aber das kann auch ein Nachteil sein, denn manchmal bist du versucht, dich darauf auszuruhen.“ So lange den Rolling Stones dies aber bewusst ist, besteht wohl keine Gefahr, dass ihre Musik darunter leiden könnte. Auch sie selber bemerken die magischen Momente. Mick Jagger war derjenige, der in den 60ern den Geist des schwarzen Bluesers adaptierte. Er bewegte sich auf der Bühne, als sei sie der Altar einer Kirche; in Trance und ohne Scheu, lächerlich zu wirken. Er zeigte dem Publikum, wie man loslassen konnte und übernahm damit das, was in den Kirchen der schwarzen Bevölkerung Amerikas passierte, gab sich der Musik hin und liess alle Hemmungen fallen. Auch heute performt er die Songs immer noch mit dieser Hingabe und bringt sie nach 50 Jahren so inbrünstig und einer grossen Palette an Gefühlen wie damals zum Publikum. Vor allem Richards fällt oft auf, wie grossartig sein Mitstreiter ist. Es gibt Momente, da vergisst er zu spielen, weil er Jagger mit bedingungsloser Verehrung beobachtet, lächelt sein Lächeln und gibt diesen Augenblick an seine Kollegen Woods und Watts weiter, die ebenso fühlen. Er beschreibt das so: „Mick und ich, wir haben das oft, aber nur über die Musik. Da sind diese Momente auf der Bühne, wo du realisierst ‚Oh Gott, ich liebe dich, Baby!'. Ich beobachte ihn und bin immer noch erstaunt und dann muss ich aufpassen, dass ich nicht zum Publikum werde. Wenn er loslegt, haut er mich immer noch um. Das ist der Grund, warum ich das alles liebe.“ Die Rolling Stones haben mehr Blues und Soul intus, als eine Menge anderer Rockbands. Blues ist die Musik über das Ertragen des Unertragbaren, im Schlechten, wie im Guten. Es ist die Musik darüber, was Menschen anderen Menschen und sich selbst antun. Das erzählt die Musik der Rolling Stones auch und damit ist es die Musik, die ihre persönliche Geschichte ausgehalten hat. Dies alles macht sie zur grössten Rockband, die im Moment existiert und
THE ROLLING STONES LIVE 1. Juni 2014 Zürich, Letzigrund
„Delain ist eine unglaubliche Band!“ …so die frisch ernannte Arch-Enemy-Fronterin Alissa White-Gluz, die neben ihrem neuen Job auch noch auf dem vierten regulären Studio-Album der Niederländer, „The Human Contradiction“, mitgewirkt hat. Dunkler, aber mit den gewohnt überzeugenden Inhaltsstoffen, zeigen sich Delain mit ihrem neuen Album auf dem Höhepunkt ihrer Produktivität. mg. Dramatische Streicher, stampfende Drums, untermalende Chöre, metallische Gitarren – und kurz vor dem Klimax eine kraftvolle, verzaubernde Stimme, die den Zuhörer mit einer überraschenden Frische mitten in ein Metal-Märchen entführt: Als eine niederländische rothaarige Schönheit 2005 auf den Ex-Keyboarder der Genre-Anführer Within Tempation traf, entstand eine neue Symphonic Metal Ikone, die ihren Vorbildern in nichts nach steht und trotzdem mit einer überzeugenden Eigenheit überzeugt. Delain wird vor allem von Ex-Within-Temptation-Mitglied Martijn Westerholt und Sängerin Charlotte Wessels getragen, die zusammen eine ganz eigene Auslegung des Genres geschaffen haben und eben damit in niemandes Schatten stehen, sondern aus eigener Power strahlen. Mit dem im April 2014 erschienenen vierten regulären Studio-Album „The Human Contradiction“ legen die Niederländer das düsterste und härteste Werk ihrer Bandgeschichte vor. In den legendären Fredman Studio's gemixt und unter Grammy-Award-Gewinner Ted Jensen gemastert, der mit seinem Können bereits so unterschiedliche Künstler wie Madonna und Slipknot begeisterte, betont das neue Album die dunkleren Züge des frühen Schaffens der Band. Längere Songs mit viel gezielt gesetztem orchestralen Backgrounds entwickeln den Stil der Band erkennbar weiter, ohne jenes Grundgerüste zu vergessen, das die Fans von Delain erwarten. Als Weiterentwicklung des Konzepts von „We are the Others“ präsentieren sich auch die thematischen Schwerpunkte vor allem melancholisch und nachdenklich. Typisch für Delain ist die Zusammenarbeit mit bekannten Gastmusikern. Neben einer Fortsetzung der Kollaboration mit Marco Hietala – „nachdem wir auf den ersten beiden Alben mit Marco gearbeitet haben, hören wir beim Songwriting-Prozess in einigen Liedern, die wir schreiben, schon automatisch seine Stimme“ – überzeugt vor allem der Auftritt von Alissa White-Gluz im Rahmen des epischen Album-Finales "The Tragedy Of
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The Commons". Die kürzlich zur neuen Sängerin von Arch Enemy ernannte Metal-Bombe ist ein riesiger Delain-Fan: „Diese Band bläst mich mit ihren intelligenten Songs, ihren energetischen und unglaublich präzisen Live-Shows und ihrem Charisma einfach weg. Delain ist eine unglaubliche Band!“. Selbst als Produzent für das Album verantwortlich, zeigt sich Martijn Westerholt vom Teamwork, das hinter dem neuen Longplayer steht, begeistert. Nicht nur er, Charlotte Wessels und der gemeinsame langjährige musikalische Partner Guus Eikens haben viel zu den neun Songs von „The Human Contradiction“ beigetragen. „Es war eine spezielle, inspirierende Erfahrung, dieses Album mit Guus, Charlotte und unseren anderen Bandmitgliedern Timo, Sander und Otto zu schaffen – was für ein fantastisches Teamwork! Ich kann es kaum erwarten, die Reaktionen der Fans zu erleben!“ Eins ist klar: Delain stehen am Höhepunkt ihrer Karriere. Nicht nur der Erfolg gibt ihnen Recht, auch die Kreativität und der Schaffenswille der Band lassen keinen Zweifel daran: Trotz massivem Touring und der vor weniger als einem Jahr erschienenen Spezial-CD „Interlude“, legen die Niederländer bereits jetzt ihr neues Album vor und überraschen damit Fans und Freunde. Zu Recht gehören Delain zu den Masters of Symphonic Metal – die gleichnamige Tour brachte die Band mit ihrem neuen Album Anfang April bereits in die Schweiz. Die Agenda der Band ist proppenvoll – das neue Album beflügelt Musiker und Fans gleichermassen und ist ein einschlagender Meilenstein des Genres –Symphonic Metal at it's best!
Mit wird man nicht reich Tommy Victor, der redselige Bandkopf und Gründer der in Sachen Groove-Metal wegweisenden US-Band Prong, die in den 90er Jahre recht grosse Erfolge einfahren durfte (Snap Your Fingers, Snap Your Neck), hat mit TRACKS über das neue Album von Prong, "Ruining Lives", gesprochen und ein paar Einblicke in die Bandhistorie gewährt. lg. Im Vergleich zum Vorgänger aus dem Jahre 2012, "Carved Into Stone", charakterisiert Tommy das neue Werk der Prong'schen Groovemaschine folgendermassen: "Ruining Lives ist direkter, rauer, songorientierter, es dominieren nicht nur die Gitarrenriffs. Dies ist auch dadurch zu erklären, dass das neue Album unter einem rechten Zeitdruck entstanden ist. Die Songs habe ich bloss innert einem Monat geschrieben und nicht wie beim Vorgänger während eines ganzen Jahres." Prong sind seit der Auflösung 1996 und zweier Alben in den Jahren 2003 und 2007 nun wieder auch in zeitlicher Hinsicht tighter unterwegs und erhöhen das Tempo, indem sie nun innerhalb von 2 Jahren bereits zwei sehr gute Alben veröffentlicht haben. "Mir war es wichtig, mit Vollgas weiterzumachen" so Tommy, der den treffenden Ausdruck "pedal to the metal" verwendet. "Wir haben genau 12 Songs aufgenommen und ich habe das Album selber produziert. Zudem kommt eine vorab 7" Single mit dem Opener "Turnover" heraus, was aufzeigt, dass das Label hinter uns steht." Doch auch bei Prong ist nicht alles einfach. Der ursprünglich aus New York stammende Tommy Victor, der sich seine Sporen als Soundmann im legendären Klub CBGB verdiente, wohnt mittlerweile in Los Angeles und muss regelmässig mit Line-Up Problemen kämpfen. "Leider ist das Line-Up nicht so stabil, wie ich es mir wünsche. Schon auf der Tour wird teilweise anderes Personal spielen als auf dem Album. Aber ich muss damit leben, mit Prong wird man nicht reich." In Sachen Tour drücken Prong auch auf die Tube. "Wir werden während eines Monats im März/April in Europa unterwegs sein. Im Sommer folgen noch einige Festivals in Europa mit Wacken als Highlight". Auch an einer US-Tour sind Prong dran. "In den USA ist es aus logistischen Gründen schwieriger, eine Tour auf die Beine zu stellen. Zudem ist Europa mittlerweile der Hauptmarkt von Prong geworden". Auf den Einfluss von Prong für die Metalszene angesprochen – man denke da nur an Nine Inch Nails, Korn und Konsorten oder auch die einheimischen Gurd – meint Tommy Victor: "Das war für mich keinesfalls voraussehbar. Wir haben einfach verschiedene Elemente aus dem Schmelztiegel New York miteinander verbunden – Metal mit viel Groove, Punk, Hardcore und später Industrial – und genau das gemacht, was wir wollten." Zum Meilenstein und Durchbruch von Prong, dem Album "Beg To Differ" (1990) sagt Tommy: "Ich habe mir das Album vor ein oder zwei Jahren wieder mal angehört und ich muss sagen, dass es auch nach all dieser Zeit ein recht cooles Ding ist.". Wo Tommy Recht hat, da hat er Recht. "Beg To Differ" ist ein absoluter Meilenstein und hat den Test of Time ohne weiteres bestanden. Auf die anderen Alben aus dem Backkatalog angesprochen, hebt Tommy vor allem den Chartbreaker "Cleansing" (1994) hervor. "Scorpio Rising" aus dem Jahre 2003 sieht er als das schwächstes Album von Prong an. «Als absolutes Highlight meiner Karriere betrachte ich die Tatsache, dass wir mit "Snap Your Fingers Snap Your Neck" einen grossen Hit hatten, der plötzlich am Radio zu hören war. Prong am Radio, das war verrückt" erinnert sich Tom an die Zeiten um 1994 herum. "Auch die Festivals in dieser Zeit, wie das Graspop in Belgien, das Dynamo in Holland oder Rock am Ring waren alles
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Knüller. Mit Prong vor so vielen Leuten aufzutreten, das war ein Ding für uns". Doch Tommy erinnert sich auch gerne an die alten Tage in der New Yorker Underground Szene: "Das war eine verrückte Zeit. Die Szene in New York brachte viele geniale Acts hervor und wir waren zur Zeit unserer Anfänge (Anm.: die EP "Primitive Origins" und das Album "Force Fed") mittendrin. Doch wir waren nur eine kurze Zeit Teil dieser Szene. Mit dem Deal mit Epic für das Album "Beg To Differ" haben wir uns davon verabschiedet". Man erinnere sich, dass es damals in New York von tollen Bands nur so wimmelte. Man lasse sich Namen wie Anthrax, Cro-Mags, Overkill, Crumbsuckers, Leeway, Sick Of It All oder Sheer Terror auf der Zunge (oder besser in den Ohren) zergehen. Zu den grössten Fehlern während seiner Musikerlaufbahn meint Tommy: "Ich habe unzählige Fehler gemacht. Einerseits waren die Abstände zwischen den Alben teilweise viel zu gross und andererseits hatte ich teilweise Mühe,
mit Kritik an meiner Arbeit entsprechend umzugehen. Ich war schnell verunsichert." Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, reichen die Aktivitäten des Kreativkopfs Tommy Victor mit seiner Hauptband Prong leider nicht: " Ich bin als Gitarrist mit Danzig regelmässig auf Tour. Auf dem nächsten Danzig Album werde ich wiederum zu hören sein. Mit Glenn Danzig verbindet mich eine sehr lange Freundschaft, so dass es naheliegend ist, dass wir zusammenarbeiten". Es sei auch an dieser Stelle erwähnt, dass Tommy auf drei neueren Alben der Industrial-Götter Ministry um Al Jourgensen zu hören ist (unter anderem "Rio Grande Blood"). Angesprochen auf weitere Aktivitäten nennt Tommy Teenage Time Killer, die neue von Reed Mullin (Corrosion of Conformity) gegründete Supergroup mit unter anderem Dave Grohl (Foo Fighters), Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) und Randy Blythe (Lamb Of God), Jello Biafra (exDead Kennedys) und Max Cavalera (ex-Sepultura, Soulfly) als Beteiligte. "Für einen Song durfte ich die Gitarre einspielen, was für mich eine grosse Ehre in dieser illustren Gesellschaft war". Wann genau eine Veröffentlichung kommt, ist noch nicht klar, doch dürfte es sich hierbei um eine sehr spannende Sache handeln. Es ist immer interessant, von solch lange aktiven und weit gereisten Musikern zu erfahren, wie sie ihren eigenen Sound bezeichnen: "Prong ist für mich ein Hybrid aus Hardcore, Metal und Post-Punk" so Tommy kurz und prägnant. Als Einflüsse nennt er zunächst die stilprägenden Killing Joke, Deep Purple, Black Sabbath, Judas Priest, den New York Hardcore, Metallica, Slayer sowie Celtic Frost. Eine tolle Auswahl, die da und dort im Sound von Prong durchschimmert.
Hard/Heavy/Metal REVIEWS PRONG
lg. Mit dem nunmehr SPV/Musikvertrieb zehnten Studioalbum, "Ruining Lives", stehen die New Yorker Metal-Urgesteine von Prong in den Startlöchern. Gitarrist, Sänger und Hauptsong-writer Tommy Victor (und einzige Konstante im LineUp) legt mit "Ruining Lives" ein Werk vor, das zwar sehr melodiös daherkommt, dafür aber in Sachen Eingängigkeit keine Gefangenen macht und den Hörer sofort fesselt. Die immer äusserst tight und genügend heftig agierende Dreimann-Groove-Maschine macht auch in dieser leicht geänderten musikalischen Ausrichtung Spass und liefert spannenden und aufs Wesentliche reduzierten Metal modernerer Prägung ab. Man muss bedenken, dass die einst als HardcoreBand ins Leben gerufene Truppe wegweisend für Bands wie Korn, Slipknot, Nine Inch Nails oder in der Schweiz Gurd war. Heutzutage geht es nach dem Comeback "nur" um die blosse Weiterführung des Geschaffenen, das aber eine echte Daseinsberechtigung hat und im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bands einen Wiedererkennungswert besitzt. Im Vergleich zu den absoluten Bandklassikern "Beg To Differ", "Prove You Wrong" und "Cleansing" kann "Ruining Lives" natürlich nicht anstinken, macht aber Freude. Als Anspieltipp kann die tolle Single "Turnover" genannt werden. Tommy, bleib uns so noch lange erhalten!
Ruining Lives
BELOW
lg. Ob-
Across The Dark schon Doom MeRiver
tal heutzutage ziemlich angesagt ist, schwimmen die Bands einerseits auf der Retro-Welle oder sind dann doch sehr unmelodisch. Epischer und eher melodischer Doom Metal klassischer Prägung fristet nach wie vor ein Nischendasein (Procession waren 2013 das Highlight in diesem Bereich). Die schwedische Band Below, 2011 gegründet, konnte mit einer nicht mal regulär veröffentlichten EP bei Metal Blade einen Deal an Land ziehen. Die Band ist irgendwo in der Schnittmenge zwischen Candlemass zu "Night-fall" und "Ancient Dreams" Zeiten, Black Sabbath zu Tony Martin Zeiten und King Diamond Metal Blade/Sony
Ende der 80er Jahre anzusiedeln. Im Herbst 2013 nahmen Below mit Andy LaRocques (Gitarrist bei King Diamond) in dessen Studio das nun vorliegende Debüt "Across The Dark River" auf, welches es in sich hat. Der klare Gesang von Zeb, die tollen Riffs sowie die mäandrierenden Gitarrensoli drücken dem Sound, der immer abwechslungsreich (mal schleppend, mal im MidTempo) und packend ist, ihren Stempel auf. Songs wie der Opener "Trapped Under Ground", "Mare Of The Night" oder "The Whitechapel Murderer" wie auch der Titeltrack sind sehr gelungen und geben dem Erstling von Below genügend Stoff, um sich im Laufe der Jahre zu einem Klassiker im Bereich des epischen Doom Metal traditioneller Machart zu entwickeln. "Across The Dark River" ist ein HammerAlbum geworden, für das nur eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden kann.
METAL INQUISITOR Ultima Ratio Regis Massacre Records
mv. Metal Inquisitor katapultieren mit “Ultima Ratio Regis” die Messlatte
für neue Alben im Bereich “Traditioneller Heavy Metal” gleich zu Beginn des Jahres in astronomische Höhen. Einmal mehr haben Mastermind Blumi und seine Schergen absolut alles richtig gemacht und ein Album geschmiedet, das sämtliche True Metaller zum begeisternden Fäuste recken bringen wird. Schon das fantastische Artwork (von Keep It True Hausdesigner Dimitar Nikolov) macht die Vinylversion dieser Scheibe zum absoluten Pflichtkauf. Aber auch die Musik bringt noch einmal eine beachtliche Steigerung zu den schon sehr geilen Vorgängerscheiben. Songs wie der grandiose Opener „Confession Saves Blood“, das treibende „Burn Them All“, die kongeniale Running Wild-Verbeugung „Call The Banners“ (ganz sicher ein zukünftiges Live-Highlight), der mächtige Rausschmeisser „Second Peace Of Thorn“ oder das bärenstarke Albumhighlight „Servant Of State“ verbinden das Beste der alten Judas Priest, Iron Maiden und Saxon mit US Metal-Legenden wie Metal Church und teutonischen Vorreitern wie Accept oder eben Running Wild. Bei diesen Namen läuft dem 80er Jahre Metal-Fan zu Recht das Wasser im Mund zusammen. Metal Inquisitor schaffen es zudem immer wieder locker, ihre
Songs mit unglaublich viel Spielfreude, Spritzigkeit und der richtigen Authentizität darzubringen. Einzig der immer noch etwas kauzige Gesang von El Rojo dürfte den grossen Durchbruch weiterhin verhindern, was die Underground Gemeinde natürlich umso mehr schätzen wird. Bandname, Sound, Artwork, Attitüde - hier ist alles 100% Heavy Metal und dies mit einer beängstigend hohen Qualität!
THE PRETTY RECKLESS Going To Hell Cooking Vinyl/MV
EDGUY Space Police – Defenders Of The Crown Nuclear Blast
mv. Edguy hatten und haben schon immer schrägen Humor bewiesen. Das neue Album macht dies mit dem Artwork schon mal wieder sehr deutlich. Aber auch diverse Parts auf dem neuen Album und Tracks wie „Love Tyger“ (eine Art Nachfolger von „Lavatory Love Machine“) oder das Falco-Cover „Rock Me Amadeus“ zeigen immer wieder deutlich den Schabernack, den Tobi Sammet und seine Jungs bis heute nicht verloren haben. Die Band schert sich überhaupt nicht darum, was andere von ihnen halten oder schreiben und das ist auch sehr gut so. Musikalisch bietet das Album sozusagen alle Facetten des EdguyUniversums. Vom metallischen Opener „Sabre & Torch“, dem sehr traditionellen Titeltrack „Space Police“ über die Ballade „Alone In Myself“ bis zum orchestralen, majestätischen „The Eternal Wayfarer“ (Highlight des Albums) gibt's alles, was das Herz des Edguy-Fans begehrt. Allerdings soll auch nicht verschwiegen werden, dass doch einige Songs und vor allem Refrains etwas blutleer sind und nicht über solides Mittelmass herauskommen. Und auch der Gesang von Tobi klingt teilweise sehr gepresst und weniger voluminös. Gerade im Vergleich mit den Edguy-Meisterwerken wie „Hellfire Club“, „Vain Glory Opera“, „Mandrake“ oder den letzten Avantasia-Hammeralben zieht „Space Police – Defenders Of The Crown“ klar den Kürzeren und muss sich mit einem „gut“ begnügen. Den Fans der Band wird dies sicherlich herzlich egal sein und der nächste Charterfolg ist definitiv vorprogrammiert.
mh. Ja, die Sängerin Talyor Momsen zeigt auf dem Cover ihre nackte Kehrseite. Und ja, es gibt an jeder Ecke Vorurteile gegenüber singenden Schauspielerinnen. Und ja, der Hurrikan Sandy hat es The Pretty Reckless nicht wirklich einfacher gemacht, als er im Oktober 2012 entschieden hat deren Studio in New Jersey zu fluten, die bereits gemachten Aufnahmen und alle Instrumente und Geräte zu zerstören. Der Hurrikan war zwar (auch) für die Band eine Tragödie, aber auch aus Tragödien können schöne Dinge entstehen. Und „Going To Hell“ ist etwas Schönes. Schon der Opener „Follow Me Down“ haut uns ein ziemliches Brett um die Ohren und die Single „Heaven Knows“ hat bereits eine beachtliche Erfolgsgeschichte an der Spitze in den amerikanischen Active Rock Radio Charts hinter sich. Dass die Band erwachsener und reifer geworden ist zeigt sich in den verspielten und experimentierfreudigen Liedern und auch in den Texten, so z.B. im Song „Why'd You Bring A Shotgun To The Party“ worin die zweifelhafte Waffenliebe von Amerikanern angeprangert wird. Nein, Momsen ist keine singende Schauspielerin. Sie ist eine schauspielende Sängerin, wenn überhaupt. Und falls noch immer jemand von ihrer saustarken Rock-Röhre überzeugt werden muss: die Deluxe Edition vom Album wartet mit zwei akustisch-Version auf, wo ihre Stimmqualitäten nochmals eindrücklich präsentiert werden. Und ja, das Cover ist sicherlich für viele ein zusätzlicher Kaufanreiz. Aber wenn ihr den Mix aus Hard Rock, Alternative und Post-Grunge Rock von The Pretty Reckless mal gehört habt, dann würdet ihr das Album auch kaufen, wenn sie einen einteiligen, neonfarbenen Skianzug aus den 90ern tragen würde.
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REVIEWS Hard/Heavy/Metal FREEDOM CALL
Klassiker
PESTILENCE Testimony Of The Ancients Roadrunner Records lg. Man schreibt das Jahre 1991 und die von Florida (Tampa) und Schweden (Stockholm) her schwappende massive Death Metal Welle war auf ihrem totalen Höhepunkt. Viele Nachahmer der Gründerbands traten aufs Parkett und wollten auf dieser Welle reiten und sich so ein Stück vom damals noch recht grossen MusikmarktKuchen abzuschneiden. Die Holländer von Pestilence bewegten sich mit ihren beiden ersten Alben, „Malleus Malleficarum“ und „Consuming Impulse“ genau in der Schnittmenge zwischen Thrash Metal und Death Metal. Mit dem Ausstieg des Frontbrüllers und Bassisten Martin Van Drunen übernahm Gitarrist Patrick Mameli für das Dritte Album "Testimony Of The Ancients" auch gleich das Mikrophon. Der Bass wurde vom damaligen Cynic-Musiker Tony Choy bedient. Der Sound erfuhr mit diesen Wechseln eine stilistische Anpassung – der Sound war vom Death Metal dominiert, doch es kamen melodischere Elemente hinzu. Unter anderem wurden in dezenter Art Keyboards eingesetzt. Zudem sorgt nach jedem Song ein Outro für die notwendige Auflockerung beim Hörer, was bis dato von Metal Bands sehr selten praktiziert wurde. Die Songs sind sehr filigran gespielt, abwechslungsreich (ja fast progressiv) und dennoch
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genügend eingängig, um beim Hörer hängen zu bleiben. Es seien hier nur die Killer-Tracks wie "Lost Souls", "Land Of Tears" (hiervon existiert ein Video), "Testimony" oder "Presence Of The Dead" genannt. Stilecht wurde das Album im Morissound Studio unter der Leitung vom damaligen Produzenten-Guru in Sachen Death Metal, Scott Burns, aufgenommen und mit einem tollen Artwork des seinerzeit sehr angesagten Künstlers Dan Seagrave versehen. "Testimony Of The Ancients" ist eines der besten europäischen Death Metal Alben Europas und darf als ganz grosser Klassiker in diesem Bereich angesehen werden. Pestilence waren damals mit dieser brillanten Scheibe ihrer Zeit mindestens einen Schritt voraus. Das Nachfolgealbum "Spheres" war fast so gut, stiess allerdings aufgrund der darin enthaltenen Jazz-Elemente auf einige Ablehnung.
Beyond SPV/Musikvertrieb
mv. Im Infosheet zum neuen Freedom Call Album steht, dass die Band um Sänger Chris Bay sich selber als „The Happiest Metal Band Of The World“ sieht. Damit treffen sie den Nagel punktgenau auf den Kopf. Bei Freedom Call herrschen auch nach 15 Jahren noch pure positive Energie und gute Laune ohne Ende. Happy Metal wäre wohl die passende Kategorie, welche Helloween Ende der 80er Jahre mit Songs wie „Dr. Stein“ oder „Eagle Fly Free“ sozusagen erfunden haben. Nur, dass Freedom Call hier doch noch einen Zacken weitergehen und ihre Hymnen teilweise so fröhlich gestalten, dass man damit vermutlich auch Schlager-Fans zum Schunkeln bringen könnte. Für beinharte Metaller somit wohl doch etwas arg viel Zuckerwatte und Melodie. Aber natürlich bietet auch dieses Freedom Call Album wieder einige tolle bombastische Melodic Metal Hymnen. Die Produktion ist fantastisch und das CoverArtwork von Jens Reinhold (Running Wild, Virgin Steele u.a.) macht optisch richtig was her. Fans der Band, vor allem jene, welche die ersten Alben liebten, werden begeistert sein.
HOUSE OF LORDS Precious Metal Frontiers Records / MV
mv. Fans von James Christian und seiner Wahnsinns-Stimme können sich freuen. Es gibt wieder neues Futter von seiner Hauptband House Of Lords, bei welcher der Name immer schon für sehr hohe Melodic
Rock-Qualität stand. So ist auch der neueste Streich namens „Precious Metal“ wieder überaus gelungen und verbindet AOR, Hard Rock und epischer Melodic Metal zu einem wunderbaren Ganzen. Über allem thront die mächtige wie einfühlsame Stimme von James Christian, welcher wirklich zum Singen geworden wurde und zum Glück sein Talent genau richtig einsetzt. Highlights sind etwas schwer hervor zu heben, da das Werk als Ganzes am besten wirkt. Aber mit dem epischen Ohrwurm und Opener „Battle“, dem kräftigen „Epic“, dem sehr melodischen „Live Every Day (Like It's The Last)“, dem gewagten Duett „Enemy Mine“ mit Ehefrau Robin Beck und der rührenden Hammer-Ballade „Precious Metal“ hat die Band genügend heisse Anspieltipps im Köcher um jeden Rocker zum Kauf zu bewegen. Alles in allem bietet das Album sehr ausgereiftes Songwriting und eine entsprechend geniale Umsetzung der Ideen. Der Albumtitel ist Programm und das Album für Melodic Rock Fans so wertvoll wie Edelmetall.
PRETTY MAIDS Louder Than Ever Frontiers Records / MV
mv. “Louder Than Ever” ist nicht bereits wieder ein neues Studioalbum der dänischen Melodic-Metaller Pretty Maids sondern eine etwas spezielle Veröffentlichung zur nächsten Tour und als Schmankerl für die Fans, um die Zeit zwischen zwei regulären Studioalben zu überbrücken. So bietet „Louder Than Ever“ vier brandneue Tracks und 8 Neueinspielungen von bekannten Tracks aus der Phase 1995 - 2006 (die Studioalben „Scream“ bis „Wake Up To The Real World“). Die Band hat also bewusst auf ihre grossen Hits verzichtet und diverse Perlen herausgesucht, welche mit der Zeit etwas untergegangen sind. Und die Frischzellenkur hat Songs wie „Psycho Timebomb Planet Earth“, „Playing God“, „Virtual Brutality“, „Wake Up To The Real World“ oder „He Who Never
TRACKS hat mit Sänger/Gitarrist der seit 2003 bestehenden Chicago-Doomer INDIAN, Will Lindsay gesprochen, um ein paar Details zum neuen herausragenden Werk „From All Purity“ zu erfahren. INDIAN konnten sich mit den vorangehenden Scheiben einen exzellenten Ruf im Underground erarbeiten und kommen nun endlich nach Europa auf Tour (am 1. April in der Usine in Genf ).
lg. Mit „From All Purity“ haben INDIAN ein packendes 6-Song und abgrundtief düsteres Doom-Album vorgelegt, bei welchem nie Langeweile aufkommt. Neben dem starken Songwriting dürfte die Dauer des Albums (40 Minuten) mit auch ein Grund hierfür sein. „Wir wollten eine Scheibe machen, die auf einer einfachen LP Platz findet“ so Will. „From All Purity“ ist bereits die fünfte full-length Scheibe der seit 2003 bestehenden Band und die zweite für das renommierte Label Relapse Records, welches für Bands wie Mastodon oder auch Baroness das Sprungbrett gewesen ist. „Relapse lässt uns die totale künstlerische Freiheit, was für INDIAN ein Muss ist. Für uns das perfekte Label“ schwärmt Will. „Zudem pushen sie uns – sie haben uns in den USA mit High On Fire auf Tour geschickt, was für INDIAN ein grosses Ding war.“
Lived“ wirklich gut getan, krachen diese doch mit unglaublicher Wucht aus den Boxen und zeigen Pretty Maids in sehr metallischem Gewand. Dazu passen die beiden neuen Kracher „Deranged“ und „Nuclear Boomerang“, während „My Soul To Take“ die melodiöse Seite der Dänen abdeckt und die gefühlvolle Ballade „A Heart Without A Home“ die grosse Spannbreite des Pretty Maids-Songwritings aufzeigt. Sie sind und bleiben eine der besten Anlaufstellen in Sachen Melodic Metal. Anstelle einer lieblosen Best-Of Compilation haben sich die Jungs um Ronnie Atkins und Ken Hammer also richtig Mühe gegeben und bieten hier ein abwechslungsreiches Album, welches die Livepower der Band mehr als einmal klar hervorbringen kann und viel Spass macht. Für Fans wie Neueinsteiger sehr zum empfehlen
Im Vergleich zum direkten Vorgänger „Guiltless“ (2011) sieht Will die wesentlichen Unterschiede darin, dass „From All Purity“ viel „dunkler und nicht so Riff-orientiert ist. Wir haben auch mit noisigen Elementen herumexperimentiert“. Der Lieblingssong von Will auf „From All Purity“ ist der Opener „Rape“, ein wahrhaftig intensives Meisterwerk, welches all diese Markenzeichen umfasst. Angesprochen auf seine All-Time Lieblingsscheiben nennt Will „My War“ von Black Flag, dann „40 Greatest Hits“ von Hank Williams und schliesslich Black Sabbath mit „Vol. 4“. Allerdings ändert diese Auswahl offenbar ständig. Als musikalische Ziehväter für INDIAN sieht Will My Dying Bride, Grief, Black Flag und frühe Black Sabbath. Eine wahrhaftig gute Wahl von Will, der sagt, er stehe auf „fucked up music“! Als weitere verwandte Bands kann man sicher Eyehategod, Sunn0))) und Konsorten nennen. Live werden INDIAN die meisten Stücke von “From All Purity“ darbieten – inklusive der Experimentalnummer „Clarify“. Highlight der nun endlich klappenden Europatour wird aus Sicht von Will sicher der Auftritt Mitte April beim legendären Roadburn Festival in Tilburg/Holland sein. „Ja, wir haben lange darauf hingearbeitet. Es wird mein viertes Roadburn sein, allerdings das erste mit INDIAN“, so Will, der bereits bei solch namhaften Bands wie Wolves In The Throne Room oder auch Nachtmystium gespielt hat. „Wir freuen uns sehr auf diesen Tourabschluss beim Roadburn“. Tourneen in Europa gefallen Will ausserordentlich. „Obwohl wir teilweise die Sprachbarriere spüren, treffen wir immer viele Freunde und haben eine Menge Spass. Auch sind die Distanzen nicht so riesig wie in den USA. Diese Europatour 2014 wird mein persönliches Highlight mit INDIAN sein.“ Der Bandname INDIAN hat übrigens nicht mit einem entsprechenden Background, sprich Indianerblut in der Band zu tun. Vielmehr hat eine tragische Geschichte INDIAN zum Bandnamen verholfen: „Ein guter Freund von uns ist gestorben und wir mussten sein Pferd abholen. Dieses Tier hiess einfach Indian. Der Name entstammt somit aus dem persönlichen Umfeld und ist als Tribute an unseren Freund zu verstehen“.
Metal Thrashing Mad mit Laurent In dieser für den Metal-Bereich neuen Rubrik bringt euch Laurent ein paar interessante Heavy Metal Scheiben aus allen Subgenres näher, ohne diese vertieft zu besprechen. Das heisst natürlich nicht, dass diese Scheiben schlechter als diejenigen, für die ausführliche Reviews abgedruckt sind. In dem Sinne: Bang That Head That Doesn't Bang!!! CYNIC - Kindly Bent To Free Us Mit "Focus" (1993) haben Paul Masvidal, Sean Reinert und Sean Malone ein Meisterwerk des progressiven Metals geschaffen, das nach wie vor als Klassiker gilt und viele Musiker beeinflusst hat. "Kindly Bent To Free Us" ist nun nebst ein paar EPs das insgesamt dritte Album dieser Hochbegabten und taucht noch weiter ins Progressive Rock sowie jazzige Gefilde ab. Diese sehr komplexe und immer spannende Scheibe sei jedem aufgeschlossenen Musikfan ans Herz gelegt – einzig die Produktion ist leider etwas mager geworden. HIRAX - Immortal Legacy Hirax, die kalifornische Thrash-Metal Band um den quirligen Frontmann Katon W. De Pena, einziges Originalmitglied, legt mit "Immortal Legacy" das insgesamte fünfte Album vor neben den beiden Kult-Scheiben aus den 80ern sowie die beiden neueren ReunionScheiben. Positiv ist anzumerken, dass Katon recht variabel singt und nicht zu anstrengend tönt (was früher auch schon mal anders war). Auch die Riffs sind recht gut, so dass man bei "Immortal Legacy" von einem sehr soliden Thrash-Metal Album amerikanischer Prägung
sprechen kann. Das tolle Artwork ist ebenfalls hervorzuheben. HOLY MOSES - Redefined Mayhem Die deutsche Thrash-Metal Band mit Frontröhre Sabina Classen ist seit 1981 aktiv, konnte aber trotz guter Alben Ende der 80er/Anfangs der 90er nie die ganz grossen Erfolge einfahren. Der Split bis 2001 tat sein Übriges dazu. Seither ist Sabina mit neuer Mannschaft aktiv. "Redefined Mayhem" ist nun das vierte full-length Album nach der Reunion. Es ist ein gutes Thrash-Metal Album geworden, dem leider etwas die Abwechslung fehlt. Dafür hat es umso mehr Aggression. MASSACRE - Back From Beyond Wenn 23 Jahre nach dem absoluten Klassiker "From Beyond" eine Legende wieder mal ein Album veröffentlicht, welches dazu noch fast den gleichen Titel trägt, steigen die Erwartungen fast ins unermessliche. "Back From Beyond" ist überhaupt kein schlechtes Album, doch haben leider nicht alle Songs der Florida Death Metaller das Niveau wie "From Beyond". Dennoch haben wir hier eine coole und schnörkellose Scheibe mit einem oldschool Charme vorliegen.
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REVIEWS Hard/Heavy/Metal mv. „Escape From The Shadow Garden” ist bereits das 18. StudioalSteamhammer/SPV/MV bum der britischen Hard Rock-Veteranen und nach den beiden bärenstarken Vorgängern "On The 13th Day" und "The Visitation" macht auch das neue Album bereits nach dem ersten Hördurchgang unmissverständlich klar, dass Magnum auch nach unglaublichen 42 Jahren noch in Bestform sind und relevante Alben veröffentlichen können. Damit wäre eigentlich schon alles gesagt und Magnum Fans können sich das neue Album wie immer blind zulegen. Das Album verdient aber auf jeden Fall noch ein paar Fakten und Erwähnungen mehr. Zum Beispiel, dass Sänger Bob Catley nach wie vor in allen Lagen mit seiner warmen Stimme brilliert und perfekt mit dem genialen Gitarrenspiel von Mastermind Tony Clarkin harmoniert. Und egal ob harter Rocker („Too Many Clowns“, „Live 'Til You Die”), epischer Edel-Bombast (“Unwritten Sacrifice”, “Midnight Angel”, „Falling For The Big Plan“) oder wunderschöne Balladen („Don't Fall Asleep“, „The Valley Of Tears“), Magnum stellen immer prägnante Melodien und Hooks in den Vordergrund und schreiben zwingende Refrains, was in vielen heutigen Veröffentlichungen Mangelware geworden ist. Gutes Handwerk alleine reicht 2014 nicht mehr aus, um für Aufsehen zu sorgen. Das neue Magnum Album, welches auch optisch an die alten Glanzzeiten erinnert und mit einem grandiosen Rodney Matthews-Coverartwork versehen wurde, wird hoffentlich in der Szene für viel Aufsehen sorgen und die Hard Rock-Gemeinde weltweit begeistern.
MAGNUM
Escape From The Shadow Garden
CALIFORNIA BREED California Breed Frontiers / MV hh. Nach dem für sie frustrierenden Ende von Black Country Communion, war für Glenn Hughes und Jason Bonham erst einmal Ende Fahnenstange. Eine spätere Fortsetzung dieses grandiosen Classicrock-Projekts stand nicht nur zur Debatte, zu tief war das Tuch zwischen Joe Bonamassa und dem selbsternannten BCC-Bandchef Hughes zerschnitten. Hughes ursprüngliche Idee, mit einem anderen Gitarristen Black Country Communion weiter zu führen, scheiterte am Veto Bonamassas, der die weitere Benutzung des Bandnamens verbot. BCC-Keyboarder Derek Sherinian packte ebenfalls die Koffer, worauf Hughes und Bonham (der allerdings mit diversen anderen Projekten mehr als gut zu tun hatte) allein dastanden. Da tauchte plötzlich ein bis dato unbekannter 23 Jahre junger Gitarrist namens Andrew Watt auf, der Hughes von John Lennon's Sohn Julian empfohlen wurde. Der Bassist und Sänger lud Watt zu sich nach Hause ein, und nach ein paar gemeinsamen Sessions rief er komplett begeistert Jason Bonham an, dass BCC nun wieder eine Zukunft hätten. Zwar unter anderem Namen (siehe oben), aber der einmal eingeschlagene Weg konnte nun fortgesetzt werden. Jason zeigte sich von Watt's Skills gleichermassen begeistert und California Breed war geboren. Dass Hughes sich nun Vergleiche mit BCC gefallen lassen muss, liegt auf der Hand. Zu ähnlich ist der Sound. Und das heisst: Heavy Classicrock mit schwerem Led Zeppelin Einfluss. Zwölf Songs zwischen hell strahlend und verhalten glänzend, dominiert von Glenn Hughes Hammerstimme und Bonham's ultra-heavy Drumming, ganz im Geiste seines Vaters. Bis zur ersten Hälfte des Albums gibt es praktisch nur Killersongs, die jedem BCC-Fan wahre GänsehautMomente bescheren. In der zweiten Hälfte sackt das Songwriting-Niveau leicht ab, ohne jedoch wirklich lapidar zu werden. Aber die grossen
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Momente, die die ersten Songs auszeichnen, werden seltener. Trotzdem bleibt das Level auch hier immer noch so hoch, dass sich viele andere Bands Nägel in die Kniescheiben schlagen würden, um solche Tracks zu schreiben. Neuzugang Andrew Watt erledigt einen soliden, für sein Alter erstaunlich abgeklärten Job. Dass er im Elternhaus mit dem klassischen 70er Jahre Hardrock aufwuchs, ist seinem Spiel deutlich anzuhören. Ausserdem wird ihm Hughes wohl auch die volle Dosis Jimmy Page verordnet haben. So gesehen verwaltet California Breed das BCCErbe ohne Peinlichkeiten und ist ein über weite Strecken würdiger Ersatz. Abstriche sind bei der Produktion zu machen. Produzent Dave Cobb (Rival Sons) hat definitiv nicht die Klasse von BCC-Musical Director Kevin Shirley, das wird praktisch in jedem Ton spürbar. Zu kratzig der Gitarrensound, im Vergleich zu Bonamassa's warmen und dichten Klang viel zu viel Distortion – mit dem Resultat, dass den aufeinandergetürmten Gitarrenwänden überwiegend die Transparenz fehlt – zuviel Kleister, zuviel Lärm! Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Fazit: California Breed präsentieren mit ihrem Debüt einen über weite Strecken sehr gelungenen Einstand, der zwar nicht die Klasse (und die Produktion) der ersten beiden BCC-Alben erreicht, jedoch das uninspirierte dritte BCC Album hinsichtlich Spielfreude, Energie und Songwriting klar überragt. Und so gesehen freuen wir uns mächtig, dass es California Breed gibt. Bleibt zu hoffen, dass Hughes und Bonham mit diesem Projekt noch weitere Grosstaten in der Pipeline haben.
mh. Adrian Vandenberg ist zurück. Vandenberg's Moonkings Als Kopf der Band Mascot/MV Vandenberg (19811987) und hauptsächlich als LeadGitarrist von Whitesnake hat Vandenberg so ziemlich alles erreicht. Während 13 Jahren hat er mit Whitesnake zweimal die amerikanischen Charts dominiert und weit über 14 Million Alben verkauft. Nach deren Bandpause ca. 1998 hat sich Vandenberg dann der Kunst und vor allem auch der Erziehung seiner Tochter gewidmet. Soviel zur Vorgeschichte. Musikalisch meldet Vandenberg sich jetzt wieder zurück und das sehr eindrücklich. Umgeben von einer neuen, jüngeren Generation von Musikern Jan Hoving (Gesang), Sem Christoffel (Bass), Mart Nijen Es (Schlagzeug) - steht Adrian Vandenberg wieder am Start. Unter dem Namen Vandenberg's Moonkings haben sie ihr erstes Album fast ausschliesslich live aufgenommen. Mit den Utensilien von früheren Zeiten, um dem Sound das gewisse Etwas zu verpassen. So kamen Neumann-Mikrophone aus den 60er-Jahren und ein Neve-Mischpult aus den 70ern zum Einsatz. Der analoge Sound tönt dadurch nach richtig dreckigem, fettem und kantigem Rock'n'Roll. „Good Thing“ ist ein herausragender Feel-GoodSong, der förmlich dazu verleitet die Fenster vom
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Hard/Heavy/Metal REVIEWS Auto runter zu kurbeln, die Nase in den Wind zu halten und lauthals mitzusingen. Etwas ruhigere und sanftere Tönen werden im Song „Breathing“ angeschlagen. Der Song sprüht vor Hoffnung, positiven Gedanken und Liebe, was ihn zu einer wunderbaren Rockballade macht. Und für den geneigten WhitesnakeHörer wartet der letzte Song „Sailing Ships“ mit keinem geringeren als David Coverdale am Mikrophon auf!
SHAKIN STREET Psychic Cherry Red Records rp Als die Französin Fabienne Shine 1979 mit ihrer Band Shakin Street (benannt nach einem MC5-Song) das Debüt
«Vampire Rock veröffentlichte, waren Frauen im Hardrock Mangelware. Shakin Street waren aber nicht nur in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung sondern auch noch äusserst talentiert. So gut, dass für ihr zweites, selbstbetiteltes Werk der Amerikaner Ross The Boss (Dictators; Manowar) bei der
Band einstieg und sie mit Bands wie Blue Öyster Cult, Alice Cooper, Black Sabbath, AC/DC, Molly Hatchet, Journey, REO Speedwagon und Heart auftreten konnten. 1980 heiratete Fabienne Shine, die auch als Model und Schauspielerin arbeitete, Damon Edge von der US-Band Chrome und stieg später auch in seine Band ein. Das Ende von Shakin Street hatte sich aber schon vorher abgezeichnet, als die beiden Gitarristen Eric Levy und Ross the Boss miteinander nicht mehr klar kamen. 1997 veröffentliche Fabienne Shine das erste von zwei Soloalben. 2004 spielten Shakin Street ein Reunionkonzert in Paris. Fünf Jahre später folgte mit «21st Century Love
Channel» gar ein neues Album. Mit an Bord war Originaldrummer Jean-Luc Kalinowski und Ross The Boss. Beide sind auch wieder auf dem aktuellen Werk «Psyche» zu hören. Die elf Songs belegen, dass Shine und ihre Band nichts verlernt haben. Neben satten und knackigen Rockern wie «Bad Girl», «Got a Date With My Man», «Dirty Rat» oder «Walk Of Fame» findet sich auch die bluesige Nummern «Kinky Sex» und die Ballade «It's Too Late» auf dem Album. Das Feuer der frühen Alben brennt
Die Scorpions sind nicht aufzuhalten. Die bereits vor Jahren angelaufene Farewell-Tournee wird immer länger und länger und die Mannen um Sänger Klaus Meine und Gitarrist Rudolf Schenker scheinen nicht müde zu werden. Wenn man bedenkt, dass die Band bereits 1965 gegründet wurde, ist es schon fast unfassbar, wie fit und frisch die Scorpions nach bald 50 Jahren immer noch klingen. mv. Neben den alten Hasen Klaus Meine, Rudolf Schenker und Matthias Jabs hat sich in den letzten Jahren auch die „neue“ Rhythmusfraktion um James Kottak (Schlagzeug) und Pawe³ M¹ciwoda (Bass) mehr als etabliert und der Band neue Frische und Power verpasst. An Hits fehlt es den Scorpions natürlich nie, kaum eine andere Band hat so viele Klassiker geschrieben und international damit über Jahrzehnte für Furore gesorgt. Mit über 100 Millionen verkauften Tonträgern gehören die Scorpions zu den erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte. Ob Rocker wie “Big City Nights”, “Rock You Like a Hurricane”, “No One Like You”, “Lovedrive”, “Blackout”, “The Zoo” oder Balladen wie “Still Loving You”, “Holiday”, “Send Me An Angel” und das unverwüstliche “Wind Of Change”, die Scorpions knackten die Charts immer und immer wieder. Im Rahmen ihrer Abschiedswelttournee machen die Scorpions am 13. Juni 2014 am Stars Of Sounds Festival exklusiv in Murten Halt. Unter dem Motto „Rock'n'Roll Forever“ erwartet die Zuschauer eine unvergessliche und magische RockmusikShow, die die ganze Geschichte der Band abdecken soll.
Neben tonnenweise Klassikern dürften somit auch Songs der starken letzten Alben „Humanity“ und „Sting In The Tail“ zum Zuge kommen. Den Auftakt an diesem Abend wird niemand geringeres als das Schweizer Hard Rock-Aushängeschild Gotthard bestreiten dürfen. Leo Leoni, Freddy Scherer & Co. werden dabei nicht nur das Publikum für die Scorpions aufwärmen sondern auch ihr brandneues Album „Bang!“ vorstellen und promoten. Mit diesem starken neuen Album in der Hinterhand hat sich nicht nur Neusänger Nic Maeder endgültig in der Band etabliert, die Band hat auch gezeigt dass mit ihr nach wie vor in voller Stärke zu rechnen ist. Davon überzeugen kann sich jeder Hard Rock-Fan Mitte Juni in Murten am Stars Of Sounds.
LIVE
Special Guest: GOTTHARD 13. Juni 2014 Murten, Stars Of Sounds
Von Heiligen und Sündern hh. Die Basler Blackberry Brandies (BB) sind Bettina Schelker und Thomas „Bäumli“ Baumgartner. Beide Musiker gehören jeder für sich seit langer Zeit zu den bekannten und etablierten Musikern in der Schweizer Szene. Im letzten Jahr veröffentlichten sie das mit herausragend klasse Songs gespickte Debüt-Album „Love And The Gun“ und stiessen mit dem vom amerikanischen Delta-Blues und Rootsrock beeinflussten Sound auf offene Ohren. Seitdem ist viel passiert und nun wird am 16. Mai bereits das zweite Album „Saints & Sinners“ an den Start gebracht. TRACKS sprach mit Bettina und Bäumli.
Euer letztes Album ist erst gut ein Jahr alt. Weshalb kommt so schnell der Nachfolger? Bäumli: Als das letzte Album rauskam, hatte ich schon viele neue Songs für ein weiteres Album fertig. Ich glaube, wir sprudeln nur so vor Ideen, wir sind beide sehr kreative Menschen. Wir haben keinen Plan, möglichst schnell Neues rauszubringen. Das passiert einfach. Wie schreibt ihr eure Songs? Jeder für sich oder zusammen? Bettina: Viele Songs kommen von Bäumli und ich schaue dann wegen der Texte. Ich habe auch ein paar Songs beigesteuert, aber der grösste Teil kommt von ihm. Bäumli: Ich schreibe die Songs und nehme sie auf. Die sind dann eigentlich fertig. Aber ich weiss, dass sie doch nicht fertig sind, denn ich gebe sie danach Bettina und sie macht die Songs dann zu ihren, denn sie kann einen wahnsinnigen Stempel auf die Songs setzen. Ich singe bei der Komposition eine eigene Melodie, aber wenn ich den Song dann von Bettina zurückbekomme, ist da gesanglich was völlig anderes drauf. Und früher oder später merke ich, dass der Song jetzt viel besser ist – so, wie er auch sein soll. Bettina, passiert es auch, dass du Songs von Bäumli ablehnst? Bettina: Ja, das hat es auch schon gegeben. Da sind wir auch ehrlich zueinander. Wir wollen auch keine Kompromisse machen, die Musik muss uns beiden gefallen. Sonst haben wir am Schluss so ein mittelmässiges Ding, womit niemand so recht zufrieden ist. Da legen wir dann lieber einen Song auf die Seite. Bäumli: Es gab einige Songs, die nicht funktionierten. Auf Konserve klangen die zwar gut, aber live mit der Band nicht so. Und wir sind ja eine Live-Band, also haben wir diese Songs dann geskippt. Aber generell ist es so, dass Bettina sich meine Songs aneignen und ihren Stempel draufdrücken muss – umgekehrt genauso. Und zum Schluss sind wir dann immer sehr happy mit dem Ergebnis. Bäumli, du kommst musikalisch aus der harten, metallischen Ecke und Bettina ist Singer/Songwriterin. Wie habt ihr eigentlich musikalisch zusammengefunden? Bettina: Ein Basler Musiker, der mit Bäumli früher zusammengespielt hat, hatte mich gefragt, ob ich nicht einen Song für Bäumlis Projekt singen würde. Klar, habe ich gesagt und da habe ich Bäumli zum ersten Mal getroffen. Ich kannte ihn vorher nicht persönlich. Und dann ist da eine Band draus entstanden. Bäumli: Dieses Projekt konnte nicht funktionieren, da die beteiligten Musiker jeweils sehr beschäftigt waren. Wir
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wollten damals einen Probeplan aufstellen, mit dem Ergebnis, dass wir in einem Jahr gerade Mal auf drei Proben kommen würden. Da haben wir das Ding dann sein gelassen. Aber weil das mit Bettina extrem gut funktioniert hat, haben wir beschlossen zusammen etwas zu machen. Zuerst haben wir akustisch begonnen, dann ist aber schnell eine Rockgeschichte daraus gewachsen.
auseinandergesetzt. Und da habe ich gemerkt, wie geil diese Musik ist. Wenn ich John Lee Hooker oder Howlin' Wolf höre, da stellt es mir alle Haare auf. Ich höre zuhause aber immer noch gern brettharten Sound, aber auf der Bühne fühle mich jetzt wohler mit unserem Blackberry Sound. Wenn man in seinen Songs Geschichten erzählen will, dann ist Metal nicht unbedingt das richtige.
Bäumli, wie bist du überhaupt von Metal auf Roots Rock/Americana und Blues gekommen? Für Bettina als Singer/Songwriterin war das ja nicht ein so weiter Weg.
Bettina, bist du auch noch weiterhin solo unterwegs oder ausschliesslich mit Blackberry Brandies?
Bäumli: Ich habe den harten Sound so um die zwanzig Jahre lang relativ erfolgreich gemacht. Irgendwann hat mich diese Szene dann frustriert und beelendet. Nach der Auflösung von Undergod hatte ich dann einen Break gemacht. Aber die Initialzündung kam, als ich vor sieben Jahren in den amerikanischen Südstaaten war, im Herzland des Blues im Mississippi-Delta. Ich habe im Auto diese Bluessender gehört und habe mich dann mit dieser Musik akribisch
Bettina: Ich mache schon noch ein paar Solo-Sachen, wenn Anfragen kommen. Aber eigentlich hat neben BB nichts anderes mehr Platz, das ist jetzt meine Sache, da gibt es nichts anderes mehr. Ich bin sehr glücklich so. Ich bin so lange allein unterwegs gewesen und jetzt zusammen mit jemandem anders und mit einer Band zusammen zu sein, das ist extrem toll. Und die Songs, die ich jetzt schreibe, die fliessen alle in BB hinein. Seid ihr mit dem, was seit dem Release eures Debütalbums Anfang letzten Jahres passierte, zufrieden? Bäumli: Wenn man sich anschaut, mit welchen Mitteln wir das geschafft haben, kann man unseren bisherigen Weg als extremen Erfolg anschauen. Wir machen alles selbst, haben ein eigenes Label und bestimmen zu 100% über uns selbst. Wir haben zwar einen Vertrieb und eine Promo-Agentur, aber wir zwei treffen alle Entscheidungen bis ins Detail. Wir sind bei Null gestartet, hatten überhaupt kein Geld und konnten nur hoffen, dass uns die Leute gut finden. Und das hat gut funktioniert. Wir hatten viel Radio-Airplay, das hat sehr geholfen. Dadurch konnten wir viele Gigs spielen und wurden so immer bekannter. Der Gig an der Baloise Session letztes Jahr mit Eric Clapton hat es dann auch gebracht. Das war eine sehr nachhaltige Sache. Das Konzert lief schon wiederholt im Radio und die Filmaufnahmen gingen praktisch um die ganze Welt. Dadurch sind plötzlich ganz andere Leute auf uns aufmerksam geworden, andere Veranstalter wie Montreux Festival oder das Blue Balls in Luzern. Aus diesem Konzert ist auch die USA-Tour entstanden und auch die achtwöchige Europa-Tournee mit dem amerikanischen Gitarristen Carl Verheyen diesen Herbst. Damit haben wir nun auch die Möglichkeit, unsere Platte in diesen Ländern rauszubringen, weil wir sie live promoten können. Ohne Live-Gigs ist es ja fast sinnlos, eine Album im Ausland zu veröffentlichen. Diese Europatournee machen Bettina und ich im Duo, wobei Bettina die letzten zwei Wochen alleine weitermacht, da ich nicht so lange von der Arbeit frei nehmen kann. Wir haben ja schon viele Gigs als Duo gespielt, so haben wir ja auch einmal angefangen. Aber das kommt trotzdem noch sehr rockig rüber. Das neue Album kommt im Vergleich zum Debüt doch merklich härter an den Start. Gibt es dafür einen Grund? Bäumli: Es kann gut sein, dass das nächste Album dann wieder in eine ganz andere Richtung geht. Wir machen das, worauf wir gerade Bock haben. Wir setzen uns keine Grenzen. Als wir das erste Album gemacht haben, waren wir als Duo unterwegs. Die Band ist erst später dazugekommen. Wir haben aber gemerkt, dass es extrem Spass macht, die Songs mit einer Band zu spielen. So ist das neue Album auch wohl automatisch energischer und rockiger geworden. Das Schöne dabei ist, dass uns die Leute nicht in eine bestimmte Schublade stecken können – ich finde dieses Unberechenbare gut. Wir machen halt das, was uns Spass macht. Vielleicht gibt es auf dem nächsten Album dann ein grosses Orchester oder einen Kosaken-Chor oder vielleicht wird es auch akustisch, wer weiss. Aber jetzt muss das so sein, wie es auf „Saints & Sinners“ klingt.
PLATTENTAUFE 16. Mai 2014 Basel, Kaserne
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hh. Andrina schaffte das, wovon Millionen Mädchen im Teenie-Alter nur träumen. Sie war gerade erst 12 Jahre alt, als ein Bekannter ihrer Eltern, der ein eigenes kleines Tonstudio hatte, ihr Gesangstalent entdeckte und mit ihr ein paar Aufnahmen machte. Obwohl ihre Eltern die ganze Sache eher skeptisch besorgt beurteilten, liess sich Andrina nicht zurückhalten. Dabei stand im Gegensatz zu den meisten DSDS-Sternchen, für die „Berühmt sein“ an erster Stelle steht, für Andrina die Liebe zur Musik als Ansporn. Ein Grund dafür ist sicherlich auch der Einfluss ihrer Eltern, die Andrina stets anleiteten, ihre Ausbildung nicht zu vernachlässigen, wofür die junge Sängerin, die derzeit ihr KV abschliesst, heute sehr dankbar ist: „Ich finde es für mich sehr, sehr wichtig, eine abgeschlossene Ausbildung zu haben.“ Mit einem Song ihrer Produzenten bewarb sich Andrina für die Schweizer Ausscheidung zur ESCTeilnahme und schaffte es bis ins Finale. Gewonnen hatte sie zwar nicht, das schaffte Anna Rossinelli, aber plötzlich war das blutjunge Gesangstalent ein heisser Tipp in der Schweizer Popszene. Auf die Frage, ob sie heute froh ist, dass sie seinerzeit nicht gewonnen hat, antwortet Andrina: „Das ist eine schwierige Frage. Damals hätte ich wohl etwas anderes gesagt, aber jetzt denke ich, wenn ich damals gewonnen hätte, wäre der musikalische Wechsel, den ich danach machte, wohl sehr viel schwerer geworden. Aber es war eine sehr coole Erfahrung.“ Womit sie zweifellos recht hat, denn als
PEGASUS Love & Gunfire Musikvertrieb
ip. Die Musik der Bieler Band zeichnete sich immer schon durch einen vergleichsweise hohen Anteil an elektronischen Elementen aus. In der Phase bis zum Überhit „Technology“ waren diese jedoch noch recht gut eingebettet in ein solides Gewand aus poppigem Stadionflair, das Pegasus zu einer einzigartigen Band in der Schweizer Musiklandschaft
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ANDRINA
Schon mit 13 Jahren hatte die Sängerin ihren ersten Plattenvertrag, tourte zusammen mit DJ Bobo und stand im Schweizer Finale der Eurovision Song Contest Ausscheidung. Jetzt ist sie 18 und hat ihre früheren Popstar-Visonen begraben. Nicht jedoch ihre musikalischen Ambitionen, sie hat lediglich entdeckt, für welchen Sound ihr Herz wirklich schlägt.
machte. In den letzten zwei Jahren nahmen diese elektronischen Einflüsse immer mehr Raum ein, wie man bereits auf der 2012er Single „Skyline“ bemerken konnte. Dass Pegasus nach den Sternen greifen und nach internationaler Anerkennung suchen, unterscheidet sie von kaum einer anderen Band, die über die Landesgrenzen hinauswachsen möchte. Und man mag es wirklich jeder heimischen Band gönnen, die das auch schafft. Auf „Love & Gunfire“ ist die Einzigartigkeit aus grossen Melodien und eigenständigem Sound jedoch einer Beliebigkeit gewichen, die einem entweder gefällt, oder eben nicht. Dancepop-Nummern wie „Digital Kids“ oder „Symptoms“ haben eine starke Schlagseite in die DJ AntoineRichtung, die in „Last Night On Earth“ einen eher unrühmlichen Höhepunkt finden. „Other Side“
Schweizer ESC-Teilnehmer wären ihre heutigen Rock-Ambitionen höchstens belächelt und nicht ernst genommen worden. Musikalisch war Andrina aber eher noch relativ orientierungslos. Sie mochte Popmusik, arbeitete mit DJs und suchte dabei ihren eigenen Weg. „So mit 15, 16 Jahren hatte ich das Gefühl, mit der Musik, die bis dahin gemacht hatte, könnte ich nie zu meinen Kolleginnen gehen und sagen: Hört euch das an, das ist geil! Ich hatte da schon meine Liebe zu Rock und Metal entdeckt und fand, dass die vorherigen Popsounds nicht das waren, was ich wirklich wollte.“ Diese Einsicht gefiel den meisten ihrer bisherigen musikalischen Wegbegleiter nicht gerade gut und auch einige wichtige Sponsoren sprangen ab. Andrina aber hat ihren Weg gefunden und lässt sich nicht mehr davon abbringen. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Band, mit denen sie ihre eigenen Songs erarbeitet. Als musikalische Einflüsse bezeichnet Andrina die Foo Fighters, Nirvana und besonders The Pretty Reckless. Momentan sind die Sängerin und ihre Band mit der Produktion eines Albums beschäftigt, das voraussichtlich gegen Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Auf diese Platte darf man gespannt sein, denn der Vorgeschmack per ihrer neuen Single “Get Awake“ inkl. dazugehöriges Video ist äusserst vielversprechend. Auf jeden Fall dürfen wir uns schon heute freuen, dass die Schweiz mit Andrina einen frischen, hochkarätigen weiblichen Act im hart rockenden Bereich ins Rennen schickt.
ist ein Song im Reggaebeat, der tiptop in einer Cüpli-Lounge Verwendung findet und „Light It Up“ passt perfekt zum Eurovision Song Contest. Trotz dieser eher seichten Durchlaufnummern sind aber mit guten Songs wie „Modern Time Inferno“, das stark gesungene „I Take It All“ und das getragene „Lay Low“ auch Songs vertreten, die daran erinnern, dass Pegasus ohne das ganze elektronische Brimborium auch die Schweizer Version von Sunrise Avenue hätten werden können, wenn sie es gewollt hätten. Denn Gespür für grosse Melodien haben die Bieler mehr als genug und die grossartige Produktion von Fred Herrmann ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. „Love & Gunfire“ wäre als Akustikversion sehr interessant, denn dann würde sich ganz schnell zeigen, was aussortiert werden kann. Es ist ein
zwiespältiges Werk mit einigen Schaudermomenten, das an anderen Stellen aber trotzdem ganz hübsch klingt und viele Freunde finden wird.
MARBLEWOOD Marblewood Taliesyn Productions
ip. Wenn sechs Songs über 71 Minuten verteilt auf einer Platte untergebracht werden, handelt es sich in den meisten Fällen um Psychedelic Bands, deren
ausschweifende Jam-Orgien nur durch gutes Zureden grade noch so in die Rillen passen und für die man eigentlich eine Schallplatte mit einem Durchmesser von einem knappen Meter anfertigen müsste. Das gilt auch für Marblewood, die mit ihrem Album gleichen Namens einen geradezu kolossalen Doom/Bluesexzess zelebrieren. Hier ist alles Old School: Der Sound, die Produktion, das Songwriting und allem voran natürlich die Riffs. Auch Marblewood erinnern leise an Deep Purple, besonders bei „Silence“, driften aber auch in Pink Floydsche Tiefen ab und holen ab und zu die frühen Kyuss aus dem Wüstensand. „Marblewood“ ist ein Album, auf das man sich einlassen können und Zeit haben muss, denn hier wird Geduld gefeiert und die Distanz zwischen den Perlen ist grösser, als man mittlerweile gewohnt ist. Es ist ein interessantes Album, das vielleicht eine etwas modernere Produktion vertragen hätte, um den Druck der teilweise tonnenschweren Parts noch etwas dramatischer zu vermitteln. Aber dann wäre vielleicht der Retrocharme nicht mehr so gross.
DISTANT PAST Utopian Void Pure Steel Records
mv. Emerald-Bassist Adriano Troiano hat seit vielen Jahren neben seiner Hauptband auch noch seine Distant PastSpielwiese, bei der er sich mit diversen Stilen kompositorisch austoben kann. So boten Distant Past in der Vergangenheit von Hard Rock über Progressive Metal bis hin zu modern angehauchtem Metal diverse Stilarten. „Utopian Void“ ist aber in vieler Hinsicht etwas anders geraten als seine Vorgänger. Dies liegt einerseits daran, dass der Gesang diesmal komplett von Ex-Emerald-Sänger Jvo Julmy übernommen wurde, was doch bei einigen Tracks sofort an alte Emerald Scheiben erinnert. Zudem wurden die beiden Distant PastGitarristen Christof Schafer
und Alain Curty diesmal viel mehr ins Songwriting eingebunden als noch bei den Vorgänger-Scheiben. So fällt nach dem ersten Durchgang bereits sofort auf, dass „Utopian Void“ einiges wuchtiger und kompakter durch die Boxen knallt als seine Vorgänger. Ist der Opener „A Day Of Darkness“ noch sehr traditionell und an Iron Maiden angelehnt, so brettern das nachfolgende „Sceptre“ und vor allem „On The Edge“ (hat einen leichten MegadethTouch) schon fast in Thrash Metal-Gefielden nach vorne und überzeugen dabei einerseits durch die geilen Riffs und andererseits durch den sehr starken Gesang von Jvo Julmy, welcher es schafft auch in aggressiven Songs eine gute Figur abzugeben. „Faces“ und „Kingdom Of Shadows“ sind dann wieder viel mehr traditioneller Heavy Metal und gefallen mit guten Melodien und viel Abwechslung im Songwriting. Ein absolutes Highlight der Scheibe ist „Helpless“, welches mit schönen AkustikGitarren sehr ruhig beginnt und sich dann nach zwei Minuten in einen treibenden Metal-Brecher verwandelt, dass einem das Grinsen im Gesicht steht. Könnte auch auf alten Klassikern von Flotsam & Jetsam oder Death Angel stehen und zeigt als Paradesong den Abwechlungsreichtum dieser Scheibe. „The Illusion“ ist ein weiterer melodiöser AbgehSong, welcher viel Spass macht, während das lange verschachtelte „The Hell Of Verdun“ doch einige Durchläufe benötigt, bis die Ideen zünden. Dann aber gefällt der Track umso mehr. Und so ist es mit der gesamten Scheibe. Hat man erst diverse Durchläufe hinter sich, so entdeckt man immer mehr tolle Details und die Scheibe macht richtig viel Spass. Und die Produktion von SzeneVeteran V.O. Pulver (Gurd, Poltergeist) sorgt dafür, dass auch der Sound die Freude nicht trübt. Erwähnenswert sind noch die sehr interessanten Lyrics, das gelungene Artwork sowie die beiden Bonustracks „Signs Of The End“ (treibender Banger mit toller Hookline) und „Touched By The Gods“ (ein Tribute an Dio). Alles in allem die mit Abstand beste Scheibe von Distant Past, welche eigentlich locker auch international für Anerkennung und Begeisterung sorgen sollte.
Die Welt soll brennen
Woodbridge stehen für handfesten Vintagerock und energiegeladene Liveshows. Nun hat die Ostschweizer Band ihr erstes Album „The Fire Inside“ veröffentlicht und will mit ihrer Energie die Bühnen zum Lodern bringen. mr. Nicht nur in Krisenzeiten wird Handgemachtes gesucht und geschätzt: Woodbridge sind Gitarrenrock at it's purest und „Forever Loud“, denn: „Life's hot“! Kerniger Vintagerock aus der Ostschweiz mit australischen Roots? Woodbridge verbinden kratzende Riffs mit eingängigen Refrains und einer Portion Power! Von ihren Fans für ihre energetischen Live-Shows gefeiert, machen sich die Ostschweizer nun auf den vier Rädern ihres Tourbusses auf „to Freedom“ und zelebrieren das Lebensgefühl von Sex, Drugs and Rock'n'Roll! Mit ihrem handgemachten Rock haben sie bisher nicht nur eine riesige regionale Fangemeinde für sich eingenommen, sondern auch international auf ihren Touren durch Australien, England und Europa überzeugt. Nun beginnt ein weiteres Kapitel ihrer Bandgeschichte. Nach zwei Jahren im Studio haben Sänger Dominik Naef, Lead Guitarist Remo Cadalbert, Drummer Pascal Kern und Bassist Roman Engler ihr Debütalbum „The Fire Inside“ veröffentlicht. Ein Album, das genau wie ihre Macher, durch energiegeladene Wildheit und gute Laune glänzt. Ob nun mit ihrer ersten Singleauskopplung „Lost in Paradise“ oder dem Ohrwurm „Four Wheels“, zu dem sie erst gerade einen Musikclip gedreht haben – „The Fire Inside“ nimmt die Audience mit auf die Reise in eine Welt, wo handmade Rock'n'Roll mit dreckigen Riffs und rauen Vocals das Zepter in der Hand halten. Die Band erklärt: „Mit dem Album wollen wir unser inneres Feuer und die Leidenschaft zur Musik mit anderen teilen.“ An eine Verschnaufpause ist nach der Veröffentlichung nicht zu denken. Nach einer ausverkauften CD-Taufe in der St.Galler Grabenhalle wollen sie mit ihrer neuen Scheibe im Gepäck jetzt richtig durchstarten. So machen sie sich in ihrem Tourbus bereits im Mai auf zu ihrer nächsten EnglandTour. Das erklärte Ziel der Band: „Jeder soll Woodbridge kennen!“ Wer unterwegs den Jungs und ihrem WoodbridgeBus über den Weg läuft darf sie übrigens gerne beim Wort nehmen, schliesslich heisst es auf ihrem Debütalbum: „Next drink is on me!“
Album:
The Fire Inside über www.woodbridgerock.com oder iTunes
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Das grosse Finale ?!?
hh. Im Mai erscheint ein Best Of-Album von Shakra. Es wird ein umfangreiches Werk und beinhaltet musikalische Erinnerungen an 20 Jahre Shakra. Ein Grund zur Freude, aber es könnte zugleich die Abschiedsvorstellung der Emmentaler Band werden. Mehr dazu erzählt der sichtlich gefrustete und desillusionierte Gitarrist Thomas Muster in einem sehr ehrlichen und persönlichen Interview.
Wann wird das neue Album erscheinen und wie wird es heissen? Das kommt am 9. Mai und heisst „33“. Der Titel deshalb, weil 33 Songs drauf sind. Es ist eine Doppel-CD. Bei der ersten Auswahl waren wir bei 40 Songs, dann haben wir etwas gekürzt und kamen auf 30 Songs. Dazu noch drei neue, unveröffentlichte Songs. Unser Manager meinte dann, „33“ wäre ein guter Album-Titel. Für eine „Best Of“ sind das ja extrem viel Songs. Ja, das stimmt. Für mich ist eine normale „Best Of“ immer eine fragwürdige Sache, denn die Songs gibt es ja schon. Deshalb hatte ich gesagt: Da müssen auch neue Songs drauf, sonst macht das keinen Sinn. Ausserdem kommt das Doppelalbum zum Preis von einer CD in den Handel, man kriegt also für den normalen Preis den doppelten Inhalt. So stimmt das Paket, finde ich. Was ist überhaupt der Grund für eine „Best Of“? Unsere deutsche Plattenfirma wollte schon seit Jahren immer zur Weihnachtszeit von uns solch eine Zusammenstellung haben. Aber ich habe denen immer gesagt: Für mein Empfinden sollten da auch neue Songs mit drauf sein. Aber wenn wir neue Songs schreiben, dann können wir besser gerade ein ganz neues Album machen und nicht die neuen Titel auf einer „Best Of“ verpulvern. Und weil wir jetzt keine neue Songs haben, machen wir nun diese „Best Of“. Aber der Hauptgrund ist: John ( Prakesh – Lead Sänger) wird diesen Sommer die Band verlassen. Und somit ist ein neues Shakra-Album kein Thema mehr. John hat die drei neuen Songs noch eingesungen, aber das ist sein Abschluss bei uns. Die Songs auf dem Album stammen aus unserer ganzen Karriere, also alle bisherigen drei Shakra-Sänger sind dabei und die Titel sind auf dem Album chronologisch geordnet. Es ist sozusagen der
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Abschluss unseres bisherigen Wegs und die Abschiedsvorstellung von John. Das sind aber schlechte News. Ja, das ist ziemlich Scheisse! Wir wissen das schon länger, aber du bist der Erste, der das ausserhalb der Band erfährt. Wenn „33“ erscheint, werden wir das natürlich auch offziell machen. Was ist der Grund für John's Ausstieg? Der Grund ist nicht ganz einfach zu verstehen – auch für mich nicht. Für John stimmt das ganze Rock›n›Roll-Ding einfach nicht, die Konzerte, auf Tour gehen – das ist nicht seine Welt. Man kann auch sagen, die Art, wie wir arbeiten, entspricht nicht seinen Vorstellungen. Er sagt aber auch nicht, was hätte anders sein müssen, damit er weitermacht. So wie er uns gesagt hat, wird er wahrscheinlich keine Musik mehr machen wollen. Offenbar war das bei Shakra nicht das, was er sich erhofft und gewünscht hat – aber ich weiss es auch nicht genau. Mittlerweile ist es mir auch Wurst! Und wie geht es jetzt mit euch weiter? Keine Ahnung! Wir hatten ja mit Johns Vorgänger Mark Fox ziemlichen Ärger und damals war für uns klar, wir suchen einen neuen Sänger. Wir waren da sehr motiviert. Aber jetzt ist das, zumindest bei mir, etwas anders. Als John uns seinen Ausstieg mitgeteilt hat, war das für mich wie ein Faustschlag ins Gesicht. Und seitdem bin ich in so einem komischen Schwebezustand und frage mich, ob ich das alles noch möchte. Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Thom (Blunier – Shakra Lead Gitarrist) wird sicher weiter Musik machen, ob unter dem Namen Shakra weiss ich nicht. Bei mir heisst es momentan: Abwarten. Vielleicht kommt die Motivation irgendwann zurück – keine Ahnung. Im
Moment ist für mich jedenfalls nicht vorstellbar, es mit einem vierten Sänger noch einmal zu versuchen. Ihr wisst ja nun schon seit letztem Sommer von Johns Ausstieg. Habt in dieser Zeit keinen neuen Sänger gesucht? Wir hatten im Hintergrund ein paar Sänger kontaktiert, die wir von früher kannten. Aber ich hatte mich da ziemlich rausgehalten, denn wie gesagt, meine Motivation war nicht sehr gross. Es hat sich aber mit einem neuen Sänger nichts ergeben. Ich weiss im Moment nicht, wie es sich entwickeln wird. Es ist eine schwierige Situation. Im Juni werden wir mit John in Luzern den letzten Gig spielen. Ob und wie es weitergeht, werden wir dann sehen. Wie ist die Stimmung zur Zeit in der Band? Wir hatten im Januar ja noch ein paar Aufnahmen gemacht – eben diese drei neuen Songs. Und John hat da so gut wie selten zuvor gesungen, völlig unverkrampft und gelöst. Die Stimmung in der Band – wie soll ich sagen, niemand ist glücklich über die Situation. Wir sind nicht verkracht, aber keiner ist wirklich happy. Aber man muss die Entscheidung von John einfach hinnehmen. Es macht keinen Sinn ihn zu überreden, wenn er nicht mehr mit ganzem Herzen dabei ist. Es ist sehr bedauerlich. Shakra ist ja dein Hauptberuf, ohne die Band bist du arbeitslos. Was wirst du nun machen? Einen neuen Job suchen? Das ist eben die Scheisse. Ich lebe ja von der Musik und das fällt nun weg. Das ist ein echtes Problem. Wie ich das lösen werde, weiss ich noch nicht. Ich habe eine liebe Frau und werde sicher nicht von heute auf morgen verhungern. Ich möchte sicher nicht auf ihre Kosten leben, aber zumindest habe ich einen sicheren Hafen in meinem Leben. Wenn ich meine Frau nicht hätte und Shakra ist im Arsch – dann könnte ich mir eigentlich gleich die Kugel geben. So bricht nur die Hälfte weg und die andere Hälfte ist noch da – darüber bin ich sehr froh. Im Anschluss fragten wir John Prakesh nach den Gründen für seinen Ausstieg. Hier sein Statement: Es hat eigentlich gar nicht so viel mit der Band zu tun. Es ist eher so, dass ich heute nicht mehr der gleiche Mensch wie vor fünf Jahren bin. Es stimmt für mich nicht mehr – das ist der Hauptgrund. Wenn man nicht mehr zu 100% auf die Bühnen gehen und nicht mehr zu 100% hinter all dem stehen kann, dann muss man sich das auch selbst eingestehen. Das hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt, das kam nicht von heute auf morgen, denke ich. So etwas muss man sich schon sehr gut überlegen, aber von einem gewissen Punkt an geht es nicht mehr zurück. Das muss man dann für sich akzeptieren. Ob John künftig weiter Musik machen wird, lässt er offen.
Immer mitten in die Fresse rein
KROKUS Long Stick Goes Boom -LiveSony
hh. Je oller, je doller – das muss man dem Solothurner HardrockSchlachtschiff ohne wenn und aber bescheinigen. Im 39. Jahr des Bestehens und auch wenn einige Bandmitglieder langsam das Rentenalter erreichen, Krokus rockt – laut, hart, dreckig und tatsächlich so gut wie nie zuvor. Zumindest auf Konserve und an den bisherigen Live-Alben gemessen. „Long Stick Goes Boom“ ist nach den beiden letzten Studioalben ein weiterer Beweis dafür, dass es in der Schweiz immer noch keine andere Rockband gibt, die den Solothurnern auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Wo sich beispielsweise Gotthard langsam aber sicher immer stärker aufmachen, Popstatt Rockfans zu begeistern, kennen Krokus keine Gnade. Hier wird nicht rumgezickt oder auf Radiospielzeiten spekuliert (was bei Live-Platten ohnehin schwer bis unmöglich ist), hier gibt es keine seichten Balladen-Duette, hier gibt es die volle Dröhnung, Rock pur – immer mitten in die Fresse! Es ist schlichtweg bewundernswert, wie die alten Herren (mal die beiden „Nesthäkchen“ Mandy Meyer und Flavio Mezzodi ausgenommen) mit geballter Energie und Kampfgeist abrocken wie Jungspunde. „Long Stick Goes Boom“ ist eine repräsentative Mischung aus alten und neuen Krokus-Songs, wobei hier deutlich klar wird, wie gut sich die neuen Songs in die Riege der Klassiker einreihen. Da gibt es keinen Qualitätsabfall, Songs wie „Go Baby Go“, „Dög Song“ oder „Hoodoo Woman“ stehen absolut gleichberechtigt neben alten Gassenhauern wie „Bedside Radio“ , „Heatstrokes“ oder „Easy Rocker“ - ein Beweis für die ungebrochene bzw. wiederentdeckte Klasse im Songwriting. Nun gut, mag sich mancher fragen, weshalb soll ich mir diese Platte kaufen? Ich habe bereits den ganzen KrokusKatalog und auch die Live-Platten. Und nur wegen der paar neuen Songs im Live-Format muss ich nicht das ganze Album haben. Wir sagen: Ganz falsch!!! Diese Platte muss man als Krokus-und Rockfan haben, denn sie ist 1.) unbestreitbar das beste Live-Album der Band soweit und 2.) eins der besten
Krokus-Alben überhaupt. Die Band spielt dermassen dicht und groovend zusammen, wie eigentlich noch nie zuvor – noch nicht mal zu ihren erfolgreichsten Zeiten. Es gibt keine Ermüdungserscheinungen, im Gegenteil – alle Musiker rocken als wären sie gerade mit Raketen im Arsch aus dem Jungbrunnen geschossen worden. Selbst die inzwischen totgespielten Dauerbrenner wie „Long Stick Goes Boom“ oder „Bedside Radio“ erklingen wie mit einer Frischzellenkur aufgepeppt. Dabei macht Drummer-Neuzugang Mezzodi einen hervorragenden Eindruck. Kam er in den ersten Konzerten nach seinem Einstieg bei Krokus noch etwas gehemmt und mit gebremstem Schaum daher, hat er inzwischen die Zurückhaltung abgelegt und hämmert die Nägel in perfekt abgestimmter Zusammenarbeit mit Bassist Chris von Rohr in die Hardrockbohlen. Mandy Meyer's Rückkehr ist ein weiterer Glücksfall für die Band, er bringt hörbar neue Facetten in den Sound und sorgt zusammen mit Fernando von Arb und Mark Kohler für eine massive, bestens aufeinander abgestimmte Gitarrenwand – hier wird nicht einfach nur drauflos gebrettert und zugekleistert, sondern die drei Gitarristen bewegen sich mit Herz, Können und vor allem mit Köpfchen durch die Arrangements. Die in unzähligen Konzerten angeeignete Routine wird gekonnt und beeindruckend ohne jegliche Abnutzungserscheinungen in den Ring geworfen. Marc Storace ist auch im Alter aller bestens bei Stimme und beweist hier einmal mehr, dass er die gesanglichen Leistungen der StudioAufnahmen immer noch problemlos live rekapituliert. Fazit: „Long Stick Goes Boom“ reiht sich nahtlos in die besten Veröffentlichungen der Solothurner Rocker ein, ist quasi ein „Best Of“ allererster Güte in fettem Sound. Die Platte muss man definitiv haben – sie ist eine Visitenkarte der allzeit besten und erfolgreichsten Schweizer Rockband im Platinformat. Respekt und Hochachtung vor dieser Leistung!
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HUG`s Kurze TRUE - Videos Zwei Berner Jazzer spielen leichten Pop im Versuch, ihn so spontan entstehen zu lassen wie eine Jazzimprovisation. Gute Idee. Die resultierenden drei Song plus zwei Remixes klingen wie eine Alternative zu Kylie Minogue. DANS LA TENTE - Young Men Drifting Passender Albumtitel für die neuen acht Songs (31 Minuten) der Luzerner Band mit dem französischen Pfadilagernamen: Lo-fi-Post-NewWave-Indie-Gitarren-Lieder die mehr mäandern als schweben, also eben driften. KALTEHAND/NATASHA WATERS - Into The Light Auf seinem zweiten Album bleibt das St. Galler Duo auf der Linie, Melodie, Elektronik und Gesang zu einer fliessenden Einheit zu vereinen. Früher hätte man dem Trip Hop gesagt, heute sind Bands wie The XX einen Schritt weiter und Vergleiche mit ihnen deshalb naheliegender. Trotzdem: Ein Vergleich mit Dido passt gut, zumal dadurch auch klar wird, was mit der Bemerkung gemeint ist, dass Natasha die Songs nicht so sicher zu tragen vermag wie Dido. Ist aber trotzdem interessant. FLIEDER - Passing By Zwei St. Galler Jungs mit ihrem Debüt: Freundlich verspielter Shoegaze, der im Aufbau der Stücke sehr angenehm dynamisch daherkommt und dem jede Mogwaische Kunsttristesse abgeht, dafür mit heiter geloopten Samplings. Acht Instrumentals, zweimal Frauengesang und einmal Herrensprech. SPRUCHRIF - Heimet Das ist Span für Baselbieter, nur dass Spruchrif klingen wie eine Feierabend-Mundartband. Gut und sehr patriotisch gemeint, aber wenn Sänger Roberto D'Agostini «jedes Wort sprüht vor Energie» singt, dann stimmt das nicht ganz. Und warum ist dieses Album so dumpf produziert? VAGALATSCHK - Bonimentieff Die Weird-Balkan-Spezialisten aus Genf experimentieren auf ihrem vieren Album mit afrikanischen Rhythmen, pfeffern Punk rein und balkanisieren natürlich durchgehend, und sonderbarerweise klingt das Album am Ende wie eine Gruppe Jazzer, die sich in Tanzmusik versuchen. Das braucht ein bisschen Geduld seitens der Hörer, doch die aufzubringen lohnt sich. TRAKTORKESTAR - Les Mémoires d'un Trottoir» Das Balkanbeat-Spektakelorchester aus Bern erfrischt mit seinem neuen Album erneut das Herz und hat das Spektrum orchestrierbarer Weltmusik erweitert in so ziemlich jede mögliche Richtung. Erstaunlich, wie frisch und kräftig und witzig und ideenreich die Band tönt angesichts des Umstands, dass ein 13-Mann-Orchester sehr straff organisiert sein muss beziehungsweise seine Songs sehr klar strukturieren muss. Chapeau! DOWNLOAD - Eleven Stages Felskinn-Kopf Andy Portmann (zuverlässig in Sachen Metal-minded Experiments) hat Freunde von ähnlich gelagerten Rockbands aus und um Luzern versammelt, um sich gemeinsam eine Art Rock-Spielwiese zu gönnen. Das kann dann auch mal recht Musical-mässig klingen oder einfach nur nach einem Feierabendbier unter Gleichgesinnten. Unter dem Strich nichts neu erfunden und eine Kaufempfehlung nicht zwingend, weil es für die Musiker eben genau das ist, was es ist: mal was Lockeres für zwischendurch.
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IVO IVO Sony
I'm The Retard Who Goes Lalalala. But It Frees Me From The Pain And The Fear. I Just Want A Tune That Breaks Human Frontiers.» Eine gewisse kathartische Wirkung ist gewissen Songs nicht abzusprechen. Als hätten L7, Babes In Toyland, Danko Jones (mit einem weiblichen Danko) und Joan Jett sich in einer Band zusammengefunden. Riot Grrl's are alive
FAMARA Karibu N-Gage/Musikvertrieb
hug. Alles gut jetzt: Ivo hat endlich endlich das Studioalbum beisammen, das genau so klingt, wie er es sich immer vorgestellt hat, sprich: seinen extrem hohen Ansprüchen genügt. Dazu hat er Schützenhilfe von so gestandenen amerikanischen Musikern/Produzenten wie Kevin Salem, Chris Lord-Alge und Andrew Schubert erhalten, und siehe da: Die 13 neuen Lieder haben Grösse und Verve, offenbaren ausgereiftes Songwriting und verbreiten darüber hinaus die Botschaft von Love, Peace and Understanding. Vielleicht winken jetzt ein paar Mäkler ab und sagen: Ja ja, alles toll, aber irgendwie zu amerikanisch. Das mag vielleicht sogar stimmen. Aber ein guter Song ist ein guter Song. Egal, von wo er herkommt.
THE CHIKITAS Distoris Clitortion Rough Trade
rp Lynn Maring ist Frontfrau der in Genf beheimateten Disagony, die mit «Venom Dish» vor kurzem ein Album veröffentlichten, aber auch ein Teil des Duos The Chikitas. Der andere Teil ist die Schlagzeugerin Saskia Fuertes. Ihr zweites Werk nach der EP «Butchery» (2011) ist nichts für die Freunde wohltemperierten Girliepops à la Britney Spears oder Lady Gaga. «Distoris Clitortion» (was für ein Titel) kracht, lärmt und tobt. Lynn Maring malträtiert ihre Gitarre bis zum äussersten und schreit sich die Seele aus dem Leib. Saskia Fuertes traktiert die Felle ihrer Drums als wäre sie vom Teufel besessen. Im Auftakt «Lalalala» ruft Maring aus: «I Dreamed About A Song That Would Come From The Heart. Some Will Probably Say
hug. Kaum zu glauben, aber wahr: Famara veröffentlicht mit «Karibu» bereits sein neuntes Album. Und was bei anderen Anlass zu Kritik wäre, nämlich dass er wie immer mit denselben Leuten von den Scrucialists zusammenarbeitet und vor allem dass Famaras neues Album wie seine alten klingen, all diese Kritikpunkte spielen bei «Karibu» überhaupt keine Rolle. Weil Famaras rootsiger Afro-Reggae von einer dermassen schön anmutenden Geschmeidigkeit, Bescheidenheit und unverblümter (Lebens)Freude getragen sind, dass man auch beim Anhören des neunten Albums begeistert mit dem Fuss mitwippt und dieses glückselige Grinsen einfach nicht zum Gesicht rauskriegt. Deshalb freuen wir uns jetzt schon auf Album Nummer zehn und hoffen, dass das dann klingt wie die neun Alben davor.
NORDRING Zurich Blowout Bandcamp.com
mh. Endlich ein Grund um den Zürcher Nordring nicht mit Heckansichten, Fusskrämpfen und Staumeldungen in Verbindung bringen zu müssen. Ab jetzt darf „Nordring“ auch mit solider,
handgemachter Rock-Mucke assoziiert werden. Auf der neuen Scheibe „Zurich Blowout“ finden wir einen musikalischen Cocktail mit Spuren von System Of A Down (zum Beispiel im Song „Everything Is Opposite“), Bush (im Song „Teeming With Lice“) und teils auch Ansätze von Queens Of The Stone Age und Nirvana. Das Album ist vielfältig und zeichnet sich aus durch eine satte Produktion. Das kommt nicht von ungefähr, denn der Mixer und Produzent ist ein erfahrener Mann: Alan Sanderson. Er hat bereits mit Grössen wie The Rolling Stones, Fleetwood Mac, Incubus und vielen anderen zusammengearbeitet. Das Cover vom Album vermittelt ein Gefühl der Machtlosigkeit, der Boden scheint unter den Füssen verloren gegangen zu sein und der einzige Ausweg ist ein tiefer, tiefer Fall. Ein Mädchen sitzt in schwindelerregender Höhe auf einer Schaukel und überblickt einen Ausschnitt aus der Stadt Zürich. Gebäudekomplexe, Kamine und Baukrane im Hintergrund. Nordring sehen die Stadt Zürich „als einen Treffpunkt für Vampire, die die Stadt mit ihrer Habgier
und Geldgier aussaugen. Rein und sauber von aussen, aber abscheulich und korrupt hinter der Fassade.“ Mit „Zurich Blowout“ strecken Nordring die musikalische Faust gen Himmel und wollen auf- und wachrütteln. So kommt es auch, dass Nordring in diesem GeldSystem nicht mitspielen möchten: ihr Album gibt es nicht über die üblichen Verkaufskanäle sondern ausschliesslich via bandcamp.com digital oder auf Bestellung physisch zu kaufen.
DA CRUZ Disco E Progresso Boom Jah/Prolog
hug. Schon beim letzten Album haben wir an dieser Stelle mit Lob nicht gespart, und es gibt auch mit dem vierten Album dieser Berner Elektro-Brasil-
Band keinen Grund, sich mit Begeisterung zurückzuhalten: Ane H., einst Sänger der grossartigen EBM-Band Swamp Terrorists, und Mariana Da Cruz, gebürtige Brasilianerin und voll auf Zack, bilden das Rückgrat von Da Cruz: Sie sorgt für echten Brazil, er unterlegt das Ganze mit gleissender Elektronik, zusammen mit den fünf weiteren Musikern der Band plus einigen Studiogästen ergibt das eine permanent knisternde, buchstäblich spannende Mischung, die man am besten mit Weltmusik 2.0 schubladisieren könnte (M.I.A., Ebony Bones, Santigold, Terry Lynn) – und die auch mit dem vierten Album noch kein bisschen von ihrem Reiz verloren hat, im Gegenteil: «Disco E Progresso» ist ein Doppelalbum, wie der Titel sagt aufgeteilt in eine verhältnismässig gemässigte Tanzscheibe und eine experimentellere CD. Das kann auch der Versuch sein, ihr Publikum auszusöhnen: Denn den Latin-Puristen waren die bisherigen Alben viel zu modern, und die progressiven Freunde konnten von Da Cruzs wilden Stücken nicht genug
kriegen. Mit was sind Da Cruz vergleichbar? Innovativen LatinBands wie Novalima und Amparanoia würde dieser elektronische Weg ebenfalls offenstehen (bzw. hätte im Fall von Amparanoia offengestanden), doch haben sie diesen Schritt nie gewagt (okay: Novalima haben ihre Tracks immerhin schon zweimal remixen lassen). Einzig vielleicht das Album «Soy Como Soy» von Makossa + Megablast kann als direkter Vergleich zu «Disco E Progresso» hinzugezogen werden, aber auch da gibt es Unterschiede, die vor allem in der Elektronikarbeit von Ane H. begründet sind: Mit seiner kopflastig-sturen Tanzwut, die schon damals die Swamp Terrorists auszeichnete, verpasst er vor allem den experimentellen Tracks einen unglaublichen, schurgeraden Drive. Marianas entsprechend aufgedrehter Gesang und das zugespitzt prägnante Zutun der restlichen Musiker machen «Disco E Progresso» zu einem der spannendsten und interessantesten Alben der letzten Monate.
SCHORNOZ & GORSKI Das Freiburger Duo Lee Schornoz & Michel Gorski ist wieder aktiv und legt mit „Seislerbubini“ sein erstes Mundart-Rock-Album vor. „Erhebt das Sensler-Deutsch zur Weltsprache!“ sagt die fleischgewordene Mutter Gottes zu Lee Schornoz & Michel Gorski in ihrem ersten Kurzfilm „Im Oberlann“. Die Worte hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck: „Wenn wir sowas schaffen, dann nur mit Musik“, so Lee zu Michel und so machen sie sich an die Arbeit. Fast ein Jahr später – am 14.Mai 2014 – erscheint als Resultat „Seislerbubini“ mit acht Eigenkompositionen. Schornoz & Gorski sind schon lange keine Bubis mehr, doch beide lieben Provokation, jeder auf seine eigene Art. Das handgemalte CDArtwork bietet eine Kostprobe: Michel Gorski entblösst den Bub des Sensler Bezirkswappens bis auf die Knochen – quasi nackt bis aufs Skelett. Zum abgeänderten Wappen meint Gitarrist Lee Schornoz: „Rock ist das Rückgrat unserer Musik!“ Das Cover bietet somit freie Sicht aufs wichtigste Körperorgan: „Man muss eben direkt ins Herz treffen – ins Herz!“ sagt Michel Gorski. Längst sind die beiden Protagonisten keine Freiburger mehr, oder doch? Vor Längerem oder Kürzerem haben sie nämlich ihr Giffers und ihr Oberschrot für Bern und Polen verlassen. Geblieben ist ihnen ein Stück Heimat, der Sensler Dialekt. Er ist Befindlichkeit wie Identität, sticht auf der ganzen Welt in Millisekunden aus allen anderen Sprachen heraus. Letztendlich mussten schon lange und auch kürzlich geschriebene Lieder auf dem Album verewigt werden. Es sind Texte, die mit Doppelbödigkeiten nur so um sich werfen: In der ersten SingleAuskopplung „Bärner Bäre“ singt Gorski ein Loblied auf die Berner. Oft möchte er sie gerne in der Freiburger Sauce gären. Lyrische Inhalte Gorskis sind oft verquer, provokativ wie ungemein subversiv und gipfeln in der Ballade „Fryburger Schyyssi“. Die Freiburger sieht er im tiefsten Mittelalter – dennoch liebt er sie. Seine Heimat, das Oberland, konfrontiert er mit seinen Schwächen und Klischees, legt selbst auch ganz viel Persönliches dar. Lee Schornoz startet erst wenn der Text fast fertig ist, seine einfache wie eingängige Linienführung haucht Gorskis Worten Leben ein. Er instrumentiert die Rocksongs spärlich mit Bass, Gitarre und Schlagzeug, erweitert das Klangspektrum durch Fender Rhodes, Moog-Synthesizer und BackgroundGesang, gibt Anweisungen an Saxofon und Trompete und hört sich alles zig-fach an. Nur bei „De Löffù“ und „Im Oberlann“ lässt er eigentümlichen JazzharmonieAbfolgen freien Lauf – es sind Reste aus einer Lebensphase. Mundart-Rock erklingt aus allen Ecken der Schweiz – aber aus Deutschfreiburg? So etwas hat auch die restliche Welt noch nicht gehört!
IVO
vs Rest der Welt: 1 zu 0
Was im amerikanischen Kino längst Realität ist, gilt endlich auch für IVO: Das Gute gewinnt. Sein neues, selbstbetiteltes Album jedenfalls ist genau das, was der 44-jährige Musiker immer schon wollte.
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hug. Ganz früher, quasi in seinen Lern- und Wanderjahren, waren Gespräche mit dem gebürtigen Stanser Ivo immer lustig, weil er sich jeweils nach spätestens fünf Minuten in allerlei Komplikationen mit sich selber verstrickt hatte. Zum Beispiel: Ich will eine Platte machen – aber ich will mich nicht bei einer Plattenfirma andienen, man soll mich entdecken. Oder: Ich will von der Musik leben – aber ich will nicht der grossen Masse gefallen, das wäre doch Anbiederung. Oder den: Ich sollte dringend meine Musik veröffentlichen – aber ich bin irgendwie noch nicht zufrieden mit meinen Songs. All diese Selbst-Komplikationen führten dazu, dass es viel zu lange keine IVO-Platte gab, obwohl die Songs, die in seinem Freundeskreis kursierten, schon früh einen grossartigen Songschreiber offenbarten. Dass er zum Broterwerb lieber Zigarettenautomaten auffüllte, als seine Songs zu veröffentlichen. Und dass er wegen seines Brotjobs nicht die richtigen Leute für eine richtige Band fest an sich binden konnte, was wiederum zu weiteren Verzögerungen des Projekts IVO führte. Und so weiter. Als schliesslich vor zwölf Jahren IVOs Debütalbum «All In All» erschien, waren IVOs Erwartungen an das Album und somit sich selber dermassen hoch, dass sich diese unmöglich erfüllen konnten. Obwohl der Song «New Day» begeistertes Radio-Airplay erhielt und er selber als neuer Star gefeiert wurde. Es kam sogar noch heftiger: Shakira, jawohl, die Shakira, buchte den sogar in der Schweiz unbekannten Newcomer für elf Konzerte in ganz Europa als Vorband, die Shakira-Fans waren begeistert, aber IVO total überfordert, diesmal nicht nur mit sich selber, sondern mit der Grösse der Hallen, dem Tempo des Berühmtwerdens und dem vielen Ruhm. Und vielleicht auch der vielen Missgunst, die ihm da und dort von Musikerkollegen entgegenschlug. Vier Jahre später, 2006, zweiter Versuch: «Closer». Gute Songs, aber schon wieder Komplikationen: «Ich habe damals meine Songs zum Abmischen dem Studiotechniker Reto Schweizer nach Los Angeles geschickt, aber das Ergebnis war nur zum Teil so, wie ich mir das vorgestellt hatte.» Insbesondere der Song «Hold On», der ihm der wichtigste des ganzen Albums war. «Ich diskutierte darüber mit Helmut Fest, dem Chef der deutschen Produktionsfirma Festplatte, die quasi mein Label war, und er fragte mich: Wie stellst du dir denn vor, wie das klingen sollte», erzählt IVO, «ich antwortete: Hör dir mal die neue Alanis Morissette an, Pink oder Peter Gabriel. Helmut fragte: Wer hat die denn abgemischt? Ich sagte: Chris Lord-Alge. Helmut zog die Brauen hoch und meinte: Ach, ich kenn ja dessen Manager.» Und so kam es, dass Chris Lord-Alge, einer der Übergötter in der Welt der Postproduktion, IVOs «Hold On» neu abmischte und der Song nun exakt so gross und dynamisch und perfekt klang, wie es in IVOs Kopf schon vorher tönte. Aber bis dahin war bereits ein anderer Song als Vorabsingle zu «Closer» veröffentlicht, aus IVOs Sicht natürlich der falsche, und tatsächlich schmierte die Single ab und mit ihr das Album, und als «Hold On» schliesslich rauskam, war nichts mehr zu retten. Wieder hatte es IVO bis ins Tiefste seines Herzens gut gemeint, und wieder kam fast alles falsch heraus. IVO: «Ich dachte ernsthaft darüber nach, ganz mit der Musik aufzuhören.» Zum Glück entschied er sich aber, weiterhin an das Gute zu glauben, denn etwas anderes als das Gute ist gar nicht möglich, und gründete seine eigene Firma Sounds Like IVO. Von jetzt an machte er alles alleine: Songs schreiben, Songs aufnehmen mit ausgewählten Musikern, produzieren, booken, managen, promoten, einfach alles. Er kündigte seinen Job als Zigarettenautomatauffüller und lebt seither nur noch von der Musik, wenn auch zwischendurch mehr schlecht als recht. Entstanden ist 2009 das Doppelalbum «Live & Acoustic». Auf der Suche nach einem Vertrieb haben zwar die meisten eher mitleidig gewarnt, von einem Akustik-Live-Album verkaufe man allerhöchstens 500 Stück, aber IVO beharrte, fand in Sony eine Vertriebsfirma und inzwischen hat er davon das Fünffache
verkauft. Plus Standing Ovations an den AVO-Sessions im Doppelkonzert mit den Scorpions. Plus 60-Konzerte-Tour. Plus Sieger als eingeladener Gast am Baltic Song Contest. Die Radios haben das alles übrigens kaum mitgekriegt. Aber trotzdem: Das Gute hat gesiegt. Der Gute auch. «Dabei war dieses Doppelalbum in erster Linie dafür gedacht, mir einen finanziellen Boden zu schaffen, damit ich mein nächstes Studioalbum machen kann», erklärt IVO, und damit kommen wir endlich zu seinem neuen Album «IVO», benannt nach ihm selbst und alles in Grossbuchstaben. Fein säuberlich hat er einen Business- beziehungsweise Zukunfts-Finanzplan ausgearbeitet, der alle in Eigenregie für alle zu erbringenden Leistungen beinhaltete: 200'000 Franken Gesamtaufwand. Eine Anfrage bei 60 (!) Instituten und Stiftungen ergab nur 3 (!!) positive Rückmeldungen und insgesamt 6000 Franken – was für viele andere durchaus ein Grund gewesen wäre, wieder Zigarettenautomaten zu füllen. Doch da empfahl ihm ein enger Freund der Familie eine Idee, die bei Fussball- und anderen Sportclubs längst gang und gäbe ist: Ein Club eingeschworener Gönner und Fans, die je einen namhaften Betrag einzahlen und dafür in regelmässigen Treffs Privatauftritte, Referate und vieles mehr kriegen. Was für eine herrliche, reale, zwischenmenschliche Alternative zum aktuell so angesagten Crowdfunding per Internet. Das passt zu IVO, denn mit dem ganzen InternetDownload/Stream/Youtube/Irgendwas-Zeugs steht IVO sowieso auf Kriegsfuss («Ich war zwischenzeitlich auf über dreissig verschiedenen Plattformen präsent, aber verdienen tut man damit so gut wie überhaupt nichts, das lohnt den Aufwand keineswegs», erläutert IVO. Aber wir schweifen ab). Mit dem Club kamen 70'000 Franken zusammen, das reichte, um das neue Album in Angriff zu nehmen. Der Rest war IVOs unerschütterlich beharrliche Arbeit, siehe oben. Oder anders gesagt: 13 Songs zu zweieinhalb Monaten Arbeit pro Song. («Und dann ziehen die Leute das Album in mieser Qualität von Youtube gratis runter, weil sie meinen, dass Musiker ihre Musik aus reinem Spass und auch noch gratis spielen...» Aber wir schweifen schon wieder ab.) «IVO» also. Endlich, endlich alles bis ins kleineste Detail exakt so, wie sich IVO das vorgestellt hat. Und siehe da: Die Songs sind makellos. Sie sind: perfekt. Und sie sind: Gut. Es sind 13 Songs von grosser Tragweite und vollem Volumen, von einer selbstverständlich fliessenden Dynamik, und sie sind trotz aller Eingängigkeit nie so simpel, wie das die langweiligen Lokalradios bevorzugen. Abgemischt hat das ganze Album Mastermind Chris LordAlge, der inzwischen zu IVOs Freund geworden ist, genauso wie der amerikanische Musiker Kevin Salem, mit dem IVO sich regelmässig austauscht und den er als «eine Art Punk-Version von Bob Dylan» beschreibt. Und was bei «IVO» immer wieder auffällt: Dass IVO auch in den Songtexten an das Gute glaubt. Er singt von Liebe und Verständnis, von Friede und dem Glauben ans Gute. Das mag heutzutage, wo Popstars lieber von sich selber als von anderen singen, etwas befremdend wirken. Zeigt aber bloss, dass die Haltung, mit Pop auch Liebe und Sozialkritik zu transportieren, seit Bob Dylan und Johnny Cash aus der Mode gekommen ist. Schade eigentlich. Aber wie uns inzwischen klar geworden ist, lässt sich IVO deshalb nicht von seiner Ansicht abbringen: Das Gute wird siegen. IVO Ivo Sony
01 What Are We Waiting For 02 Love Love Love 03 Peace And Freedom 04 Love Remains 05 A Little Love 06 Talking To The Moon 07 I Believe 08 We Are One 09 Sun Behind The Rain 10 Let Her Know 11 A Place To Call Home 12 Peace And Freedom Acoustic 13 Lullaby
STAHLBERGER Die Gschicht isch besser QFLM/Irascible
THE BLACKBERRY BRANDIES From Sinners To Saints Foundagirl/Phonag hh. Album 2 der Basler Senkrechtstarter legt im Vergleich zum letztjährigen Debüt „Love And The Gun“ eine deutliche Schippe Härte zu. Nach dem (be)sinnlichen «The Flame» donnert „Boom!“ satt mit fettem Keith Richards Riffing durch die Boxen, dazu eine geile Slide und Thomas „Bäumli“ Baumgartners dreckige Vocals. Ein perfekter Einstieg! Im krassen Gegensatz dazu der nächste Track „Carol“, der von Bettina Schelkers klarer, warmer und einfühlsamer Stimme dominiert wird und mit einer wunderschönen Hookline begeistert. In diesem Wechselspiel von „Beauty and the Beast“ geht es durch das ganze Album, macht es ausserordentlich interessant, abwechslungsreich und spannend. Auch oder gerade in den Duetten kommt der Gegensatz der beiden Stimmen voll zum Tragen und sorgt für unter die Haut gehende Faszination: Schelker und Baumgartner sind das perfekte Duo! Bäumli unterstreicht auf „Saints And Sinners“ in jedem Song seine aussergewöhnliche Klasse als Gitarrist, die in dieser Form in all seinen vergangenen Bands noch nie so zu hören war – oder besser gesagt: Bäumli befindet sich auf dem Peak seines Schaffens. Das beeindruckt umso mehr, da er ausnahmslos alle Gitarren und sonstige Instrumente auf diesem Album selbst eingespielt hat, eine wahre Meisterleistung, in der spe-
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ziell sein herausragendes Slide-Spiel zu erwähnen ist. Auch als Produzent beweist er seine Klasse, denn das Album klingt transparent, in warmem Sound und trotzdem sehr druckvoll und satt. Bettina glänzt einmal mehr als berührende, aussergewöhnlich gefühlvolle Sängerin mit grossem Gespür für tolle Melodien, die sich schon nach dem ersten Hören unwiderruflich in den Gehörgängen festkrallen und verleiht den Songs einen intensiven, strahlenden Glanz. Auch als Komponisten verkörpern Schelker und Baumgartner ein Traumpaar, die Harmonie im Songwriting sorgt praktisch ausnahmslos für grosse Momente. „Saints And Sinners“ ist grosses Kino, gespickt mit überragenden Songs, die in der entsprechenden Schweizer Szene konkurrenzlos dastehen und auch im internationalen Rootsrock/Americana-/Southern/Blues-Genre zur absoluten Spitze zählen. Das ganze Album besitzt hohe Nachhaltigkeit und fesselt umso mehr, je öfter man es hört. Im Vergleich zum bereits hervorragenden DebütAlbum „Love And The Gun“ ist „Saints And Sinners“ eine Steigerung, die man in dieser hohen Qualität nicht unbedingt erwarten durfte. The Blackberry Brandies sind damit in ihrem musikalischen Bereich das nationale Mass aller Dinge und auch von etablierten Genre-Kollegen kaum zu toppen. Der Nachteil dieses Albums: Es wird schwer dieses Werk künftig zu überbieten!
hug. Eigentlich waren sie das schon längst, aber allerspätestens mit dem jetzigen dritten Album muss auch der hinterletzte Die-hard-Berner anerkennen, dass diese fünf Männer aus St. Gallen die beste Alternative zu Züri West sind. Texter und Sänger Manuel Stahlberger beobachtet die kleine heile Schweizer Welt sehr präzise und verdichtet seine Erkenntnisse liebevoll zu assoziativ erzählten Geschichten. Das schöne: Er streut dabei immer wieder Gedanken und Sätze ein, die jedem Hörer andere, eigene Kopfbilder ermöglichen, und trifft so die urtümlichste Definition von Lyrik. Der Sound bleibt derweil so einfach wie die Geschichten, aber auch hier sind mit Elektronik und Raffinesse immer wieder markante Fixpunkte gesetzt, die zwar unscheinbar daherkommen, aber Manuel Stahlbergers Texte aufs Trefflichste untermalen. Was uns deshalb interessieren würde: Wie würde eine Kollaboration von Stahlberger mit GUZ klingen?
END People Of The Stream's Mouth Popup Records
kw. Alles andere als gewöhnlich ist END. Die fünf Basler eröffnen uns mit “People Of The Streams Mouth“ eine neue Welt. Was hier zu Ohren kommt, ist prägnant und pulsierend. Die Musik nimmt den Hörer nach den ersten Minuten mit auf eine rasante Reise. Eine Reise hin zu längst vergessen Orten, Stämmen und Ritualen. Auf gewisse Weise fühlt man sich beschwört, regelrecht in einen Bann gezogen. Zugegeben, es braucht eine Weile bis
man sich an den speziellen Sound gewöhnt hat. Doch es lohnt sich. “People Of The Streams Mouth“ ist ein Album, welches beim ersten Hörversuch gut ist, beim Zweiten besser. Ähnliches wie END zu finden, ist schwierig. Die Band mischt nämlich wunderbar düsteren Rock und bizarre Elektronik. Der Song “Alaska“ ist für diese Mischung ein Paradebeispiel. Auch ein toller Song ist “In Amber“. Ein mystischer Chor wie aus einer Zeremonie, eine eingängige Melodie und ein packender Rhythmus sind die Kernelemente. Ein beeindruckender Start ist den Baslern mit ihrem ersten Album definitiv gelungen. Unterstützt wurden sie während der musikalischen Schaffenszeit von Marco Jeger (Bonaparte, Steff La Cheffe).
GOTTHARD Bang! G.Records / MV
mv. “Bang!”, der Albumtitel des neuen Gotthard-Albums ist plakativ, provozierend - schraubt die Erwartungen in die Höhe. Wird auf dem neuen GotthardAlbum also so hart gerockt wie zu Anfangszeiten der Band und Balladen sind passé ? Natürlich nicht, denn Gotthard sind im Jahr 2014 einfach selbstbewusster denn je und haben mit den 13 neuen Nummern ihr wohl abwechslungsreichstes Album aufgenommen. Dies liegt sicher einerseits daran, dass die Band nach dem tragischen Tod von Steve Lee mit neuem Sänger und dem Album „Firebirth“ zuerst einmal auf Nummer sicher ging und so abtasten konnte, ob ein Weitermachen sinnvoll ist. Auf der anderen Seite hat man mit Sänger Nic Mäder einen richtig guten Ersatz für Steve gefunden, welcher nun auch viel freier agieren und intensiver mitwirken konnte. Nur so ist es zu erklären, dass „Bang!“ derart mutig und selbstbewusst daher kommt. Selbstverständlich gibt es auch auf diesem Album wieder einige absolut urtypische Gotthard-Kompositionen zu hören. „What You Get“, „Jump The Gun“, „Get Up'n Move On“ oder „Mr.Ticket Man” sind solche Beispiele,
welche klar auf Nummer sicher gehen und die Linie von “Firebirth” fortsetzen. Aber mit Stücken wie „C'est la vie“ (mit Akkordeon, Geigen und Background-Sängerinnen), „“I Won't Look Down“ (erinnert dezent an Led Zeppelin), „Feel What I Feel“ (die Single-Auskopplung, sehr moderne glattpolierte Stadionrock-Nummer), „Maybe“ (wunderschöne PianoBallade und Duett mit der relativ unbekannten amerikanischen Sängerin Melody Tibbets) oder das über 10 Minuten lange „Thank You“ (melancholisch mit OrchesterArrangements, vielen Gitarrensoli und unter die Haut gehendem Gesang von Nic Maeder) wagen Gotthard einige Experimente, welche überzeugen können und für Überraschungen sorgen. Auf jeden Fall ist für jede Zielgruppe der Band etwas dabei und nur verbohrte „Dial Hard“-Anhänger dürften von „Bang!“ enttäuscht werden. Alle anderen geniessen ein tolles Hard Rock-Album und sind froh, dass die Band vor vier Jahren nicht aufgegeben hat.
THE RAMBLING WHEELS Women of III Repute Irascible
mg. Die leichte, nuancierte Rotzigkeit in den Zeilen von "Marylou", der ersten Single des neuen Werks der The Rambling Wheels, erinnert leicht an Pete Doherty – nur benutzt der Neuenburger Sänger und Gitarrist Dr. Wheels seine Stimme weitaus gezielter und geschickter.
Sowieso würde man die Wurzeln der Musiker eher in der gehypten Brit-Rock-Szene suchen, als in der französischen Schweiz – so eindeutig erinnern sie an Genre-Ikonen wie die Babyshambles oder die Artic Monkeys. Die Synergie aus kreischenden Gitarren, verspielten Melodien und der richtigen Portion "Dräck" ergibt schnörkellose Rockmusik – die grosse Liebe der The Rambling Wheels, die 2011 dennoch einen Abstecher in den Bereich DiscoRock unternahmen. Mit dem
neuen Album "The Thirteen Women of III Repute" unterstreichen die Neuenburger nicht nur ihr Talent für mitreissende Musik, die die Zuhörerschaft unweigerlich einen lauen Sommerabend an einem Festival durchleben lässt, The Rambling Wheels interpretieren Rétro-Einflüsse auf eine erfrischend moderne Weise. Die in La Chaux-de-Fonds aufgenommene und in Los Angeles von Michael Patterson abgemischte Platte überzeugt mit einer durch alle Songs durchgezogenen Eindringlichkeit, die hin und wieder auf düstere Melodien und eine Portion Ironie trifft. Neue Wege schlagen die Neuenburger dabei auch beim Verkauf ein: Zwar wird eine aufwändig gestaltete CD regulär im Handel verkauft, daneben ist "The Thirteen Women of III Repute" aber auch über Bandcamp zu einem selbst bestimmten Preis erhältlich.
LAURIN BUSER Nachtaktiv DeepDive Music hug. Lustige Auszeichnung: 2010 gewann der Basler in Bochum den Titel des «deutschsprachigen U20Poetry-Slam Meisters. Nun kommt der Wirbelwind nach etlichen anderen Projekten
TRAXX
endlich mit seinem ersten (Mini-)Silberling, und er macht mit jedem der 7 Tracks klar, dass er zu den Grossen der Slam-Poetry gehört: Schon der Opener «Earth Shaking» besteht nur aus Worten und Schlagzeug und veranschau-
licht in seiner angespannten Unterkühltheit eine druckvolle Zivilisationsübersättigung, die unterschwellig aggressiv, im Ton aber cool bleibt. Bestechend. Auch in den anderen Songs schaffen nicht Samplings den Boden, sondern vor allem Schlagzeug und die klassische Rockbesetzung mit Gitarre, Bass und Keyboards, doch die sind konsequent nur rhythmisch eingesetzt, nie melodisch. Kommt die ausgereifte Lyrik und das saubere Hochdeutsch dazu. Von dieser Art Hip Hop (oder halt Slam Poetry) wünschen wir uns mehr, viel mehr!
BLACK IS BACK
Die Rückkehr der Schallplatte
Im allgemeinen Niedergang der CD Verkäufe erhebt sich die lange totgesagte Vinyl-Schallplatte derzeit wie ein Phoenix aus der Asche. Ein Grossteil aller Neuerscheinungen ist mittlerweile auch in Vinyl-Form zu haben und besonders Wiederveröffentlichungen grosser Alben erfreuen sich bei den Fans massiv steigender Beliebtheit. Neben spezialisierten Shops, die überwiegend Second-Hand-Original-Langspielplatten anbieten, sind die Media Märkte führende Anbieter neuer und neu aufgelegter Langspielplatten. Besonders der Media Markt am Basler Hauptbahnhof bietet eine herausragend grosse Auswahl. TRACKS erkundigte sich bei Alex Rudin, Leiter der Musikabteilung des MMs, nach den Gründen für die Wiederauferstehung des Dino-Tonträgers.
hh. „Die Vinyl-Umsätze sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen,“ berichtet Alex Rudin. „Die Leute haben gemerkt, dass es viele Platten neben der herkömmlichen CD auch als Vinyl-Ausgabe zu kaufen gibt und wissen das sehr zu schätzen.“ Den Hauptgrund für die steigende Beliebtheit der grossformatigen Platte vermutet Rudin im visuellen Aspekt: „Die Grösse des Covers ist sehr attraktiv und hebt sich vom kleinen Booklet einer CD ab. Dazu kommt die nostalgische Ansicht vieler Musikfans, dass Vinyl immer noch besser klingt. Die klangliche Wärme einer Vinyl-Platte kann die CD nicht einfach so ersetzen.“ Auch wenn inzwischen immer mehr Neuerscheinungen auch als Vinyl-Ausgabe angeboten werden, ist das Repertoire an ReReleases doch bedeutend höher. Dazu Rudin: „Viele Leute freuen sich, dass ihre ehemaligen Lieblingsplatten, die ihnen im Laufe der Jahre abhanden gekommen sind, jetzt wieder in der Original-Form erhältlich sind und kaufen sie wieder. Das sind auch zum grossen Teil Sammler und echte Musikfreaks, die ein bestimmtes Album in verschiedenen Pressungen haben möchten.“ Dabei handelt es sich überwiegend um eine ältere Generation, obwohl gemäss Rudin jetzt auch immer mehr jüngere Musikfans die Vinylplatte für sich entdecken. Es ist dem eingefleischten Musikfan Alex Rudin zu verdanken, dass der Basler Media Markt eine vergleichsweise grosse Auswahl an Vinyl anbietet. Zwischen 500 und 1000 verschiedene LPs sind im Programm, das von Rudin mit Liebe und grossem Fachwissen sorgfältig gepflegt wird. „Unsere Kunden schätzen das sehr. Wir haben ja nicht nur Kunden aus Basel, sondern die kommen auch aus dem nahem Ausland Frankreich und Deutschland und sagen überrascht, solch eine Auswahl hätten sie schon lange nicht mehr gesehen.“ Mit der Nachfrage nach Schallplatten geht auch ein gesteigerter Umsatz bei Plattenspielern einher, was die Unterhaltungselektronik-Fabrikanten sicher freuen dürfte.
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„Bislang gab es ja lediglich ein paar Plattenspieler, die per USB an den Computer angeschlossen werden konnten, aber inzwischen werden auch wieder richtige, herkömmliche Geräte angeboten. Die echten Nostalgiker haben aber immer noch ihren alten Plattenspieler. Von daher ist der gesteigerte Umsatz bei diesen Geräten heute noch sehr überschaubar. Aber ich glaube, dass je länger je mehr qualitativ gute Plattenspieler wieder vermehrt verkauft werden.“ Rudin beurteilt die Zukunft der Vinyl-Platte sehr optimistisch. „Der Umsatz wird definitiv weiter steigen. Sicher nicht in sphärische Dimensionen, die Umsatzzahlen früherer Zeiten werden nie wieder erreicht werden können, das ist klar. Aber in den nächsten Jahren werden das Angebot und der Umsatz noch merklich steigen.“ In Bezug auf die Entwicklung von Tonträgern und Musik generell ist Rudi geteilter Meinung: „Das Angebot an innovativen, neuen Bands wird sicher zurückgehen. Es rechnet sich für die Künstler nicht mehr, die Umsätze decken nicht mehr die Kosten und letztendlich verdient der Musiker nichts mehr an seiner Arbeit. Die Musiker haben auch gemerkt, dass die Schiene in die sie reingedrängt wurden, also die Streams und die Downloadportale, ihnen praktisch keinen Verdienst bescheren. Dafür sind ihre Anteile am Umsatz bei diesen Kanälen viel zu gering. Das wird zu einer Austrocknung des Marktes führen. Wenn beim Musikkonsumenten nicht bald eine grundlegende Änderung seiner Einstellung stattfindet, also, dass er sich bewusst ist, dass Musik nicht gratis sein kann und man die Arbeit der Musiker bezahlen muss, indem man ihre Musik per Tonträger kauft und nicht illegal irgendwo runterlädt, dann muss ich eine düstere Zukunftsprognose stellen. Und das Argument von vielen Konsumenten, dass die Bands jetzt halt ihr Geld durch Live-Konzerte verdienen müssen, greift überhaupt nicht. Denn das würde ja stetig steigende Eintrittspreise bedeuten, die die Fans dann auch nicht mehr bezahlen können und wollen.“
Alles positiv
HENRIK BELDEN Henrik Belden kann zurzeit nicht klagen. Sein bereits viertes Album feirt mit Charts-Platzierung einen glänzenden Einstand und auch privat läuft es rund. Dies hört man „Head over Heels“ an. Im Vergleich zu seinen früheren Alben klingt es dieses Mal einiges unbeschwerter.
kw. Entscheidend war auch der Wechsel des Produzenten. Als neue Songs entwickelt wurden, waren sie um einiges rockiger und breiter, beschreibt Henrik Belden. Da machte es Sinn, den Produzenten zu wechseln. Mit PhiLipp SchweidLer (Seven, Caroline Chevin) fand er einen Produzenten, der eine ähnliche Philosophie für Musik hat. Worauf er sich genau einliess, war anfangs ungewiss. Kompromisse beim Musizieren geht Henrik Belden nicht ein. Natürlich ist die Frage zentral, ob man ins Radio will oder nicht. Zum Glück aber ist das bei ihm kein Thema, meint der gebürtige Luzerner, da seine Songs ziemlich eingängig sind. Das A und O sei, dass es Spass macht und er seinen Emotionen freien Lauf lassen kann. Und diese sind momentan sehr positiv. Es gibt wenig Material, um über das Leben zu fluchen und zu jammern, sagt Henrik Belden. Er ist mit dem Leben zufrieden. Mit offenen Augen durch die Welt gehen ist sein Credo. Sich dabei nach links und rechts umzuschauen, auch wenn einem ab und an überhaupt nicht danach ist, ist nebenbei seine Inspirationsquelle. Dabei ist nur schon das Musikmachen an sich inspirierend. Und manchmal reicht auch schon eine Fernsehserie. Belustigt ist Henrik Belden von Musikern, die während dem Produzieren des Albums keine andere Musik hören. Andere Musik zu hören ist Henrik Belden wichtig. Fasziniert ist er von Ryan Adams oder Damien Rice. Beide sind Meister der ruhigen Töne. Nicht ganz so ruhig ging es in seiner Jugend zu und her. Damals spielte Henrik Belden in einer Rockband. Spurlos verschwunden ist diese Zeit nicht. Manchmal, wenn seine Familie nicht zu Hause ist oder er gerade tourt, dröhnen auch härtere
Klänge aus den Lautsprechern. Aber doch nicht mehr ganz so rebellisch wie früher. In der Popmusik hat er sich trotz allem schon immer zu Hause gefühlt. Seine Hörner hat er sich früh genug abgestossen. Und mit einem Schmunzeln im Gesicht meint er, dass er das körperlich gar nicht mehr leisten könnte. Henrik Belden ist ein Mann, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Er hinterlässt einen ehrlichen und gutmütigen Eindruck. Insbesondere braucht auch seine Musik keine grosse Allüren. Sie verfolgt einen traditionellen Pop/Rock Stil. Mag sein, dass man sich manchmal mehr Ecken und Kanten wünscht, aber das muss Henrik Belden nicht kümmern. “Head Over Heels“ ist beschwingt und extrem zugänglich, also ideal nach einem harten (All)Tag.
Reviews Americana/Roots/Country/Southern BLUE RODEO In Our Nature Blue Rose Records /MV
dem Album „In Our Nature“ sollten „Blue Rodeo“ endlich auch in Europa den verdienten Status über einen Insidertipp heraus erlangen. Ich finde den geschmeidigen Country Rock hörenswert und ein Kauf dieses Albums lohnt sich.
BAND OF HORSES Acoustic At The Ryman Brown Records
ERIC CHURCH The Outsiders Universal mey. Kaum sind die letzten Klänge seines dritten Studioalbum „Chief“ recht verklungen, der Live Act „Caught In The Act“ noch am verarbeiten, erscheint Eric Church's viertes Studioalbum mit dem Titel „The Outsiders“. Was der Mann aus North Carolina hier abliefert, ist nur noch ansatzweise mit Country Musik zu betiteln. Wieder wurde das Album von Erfolgsproduzent Jay Joyce in seiner unnachahmlichen Art umgesetzt. Verfügt doch Joyce über das Gespür, die Stärken von Eric Church's charaktervollem und starkem Songwriting im Studio umzusetzen. Schon während der „Caught In“ Tour begann Eric mit dem Schreiben der neuen Songs. Noch härter und radikaler setzt er seinen ganz eigenen Stil um, verfolgt seine Ziele und bleibt vor allem seinen Stärken treu: seine punktgenauen Texte, gesungen mit starker Stimme und ungeheurer Aussagekraft. Die musikalische Begleitung ist ein Zacken härter und kommt teilweise mit einer gnadenlosen Urgewalt aus den Boxen. Mit seinen Musikern: Craig Wright – Drums und Back. Vocals, Lee Hendricks – Bass, Jay Joyce – Electric Guitar, Jeff Hyde – Acc. Guitar, Mandoline, Banjo, Back. Vocals, Bryan Sutton – Acoustic Guitar, Mandolin, Bass-Banjo, Joanna Cotton, Jason Sellers, u.a. – Back. Vocals, bediente er sich fast seiner Live Band. Mit Ausnahme von Jay Joyce, der alle Electric Guitars im Studio eingespielt hat. Mit dem Titeltrack “The Outsiders” beginnt Eric Church das Album im
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Sprechgesang, bevor die knalligen, fetten Gitarren dem Song den Stempel aufdrücken. Satte Drums und ein groovig tiefer Bass schleppen das Tempo durch diesen gewaltigen Opener. „A Man Who Was Gonna Die Young“ ist ein typischer Church Song mit reduzierter Begleitung. Hier kann Eric mit seiner tollen Stimme punkten. Mit „Cold One“ werden wir in die moderne Country Musik mit Dobro und Slide Gitarre versetzt, bevor die Band kraftvoll und in den tiefen Bereichen die Begleitung übernimmt. Gewaltig drückt der Pegel und plötzlich fällt der Song in einen Country Shuffle, der sich gewaschen hat, um dann wieder in den Tiefpegel Groove zu fallen. Einfach genial. Mit dem acht minütigen Countrydrama „Devil, Devil“ hat sich Eric Church heute schon ein Denkmal gesetzt. Ein stetiger musikalischer Steigerungslauf wird dem Zuhörer hier geboten. Wie muss dieser Song wohl live klingen? Mit „The Outsiders“ gelang Eric Church ein weiteres Mal ein herausragendes Album, das ganz sicher neue Masstäbe setzt. Die Hardcore Country Fans werden das Album wohl mit gemischten Gefühlen aufnehmen. Doch mit seiner stilistischen Vielfalt hat Chruch sich wieder viele neue Anhänger aus den rockigeren Gefilden erspielt. Für mich bleibt er weiterhin in Sachen Songwriting und Umsetzung der Themen das Mass aller Dinge.
mey. Bei uns praktisch unbekannt oder nur unter ferner liefen doch in ihrer Heimat wahre Superstars. Die Rede ist von „Blue Rodeo“, dieser famosen melodiösen Country Rock Band. 1984 in Toronto gegründet besteht die Band heute aus den Gründungsmitgliedern Bazil Donovan (Bass), Greg Keelor (Vocals, Guitar), Jim Cuddy (Vocals, Guitar, Piano), sowie Bob Egan (Pedal Steel, Mandolin, Dobro, Banjo) und Glenn Milchem (Drums), die später zur Band gestossen sind. Was sie verbindet, ist die Liebe zum feinen melodiösen Country Rock mit Roots Einflüssen und dem schönen Harmonie Gesang. Auf ihrem aktuellen 16. Album spielen „Blue Rodeo“ geschmeidige Country Rock Musik mit verschiedenen Einflüssen aus der Folk und alternative Szene. Nur eines geschieht nie: es wird nie zu hochtechnisiert. In der Einfachheit liegt der Erfolg ihrer Songs, schöne Melodien stehen immer im Vordergrund, keine technischen Gimmicks und überlastete Kompositionen. „New Morning Star“ eröffnet das Album beschwingt. Mit „Wondering“ und „Over Me“ geht es locker flockig weiter. Keine Zeit für Unzulänglichkeiten, mit „Never Too Late“ folgt ein schön gesungener grooviger Rocker, der durch seinen Harmonie Gesang besticht. „When The Truth Comes Out“ tönt so wie er heisst, anklagend und schwer. “Tell Me Again” kommt beschwingt daher. Mit seinen akustischen Gitarren und der Orgel swingt und groovt der Song daher und erinnert an die ländlichen Südstaaten. Mit „Mattawa“ geht es wieder zurück auf die Country Rock Spur. Brillant das schöne Gitarrensolo, das sich lässig aus den Boxen ins Gehör pickt. Abgeschlossen wird das Album mit der Robbie Robbertson Nummer „Out Of The Blue“. Da kommt am Ende mächtig Sentimentalität hoch, wenn die Orgel im finalen Teil den Procol Harum Gedenkteppich knüpft. Mit
mey. Genau zehn Jahre nach ihrer Gründung bringt die Super Indie-Rock Band Band Of Horses ein ganz spezielles Album auf den Markt. „Acoustic At The Ryman“ wurde am 27. und 28. April 2013 im legendären Ryman Auditorium in Nashville aufgenommen. Es entstand mit Hilfe der modernsten DSD Aufnahmetechnik ein elektrisierendes Live Dokument einer starken Band, die auch als Acoustic Formation für Gänsehautstimmung sorgt. Hervorragende Gesangslinien mit wunderschönem Chorgesang lösen sich mit tollen Instrumentalpassagen ab. Die zehn Songs auf dem Album stehen als Greatest Hits Ansammlung alle auf hohem Niveau. Neben den Gründungsmitgliedern Ben Bridwell (Vocals, Guitars, Pump Organ) und Creighton Barrett (Drums) spielen auf diesem Album Ryan Monroe (Vocals, Piano, Guitars), Tyler Ramsey (Guitars, Vocals, Pump Organ) sowie Bill Reynolds (Bass). An den einzelnen Songs gibt es gar nichts auszusetzen. Alle klingen wie aus einem Guss und erwecken den Eindruck sie wären speziell für dieses Konzert geschrieben worden. Die Instrumente ergänzen sich sehr gut und verleihen diesem Auftritt die magische Note. Erinnerungen an Auftritte von Crosby, Stills, Nash & Young oder den Eagles werden wach. Band Of Horses waren immer bekannt als starke Vocal Group, doch dieses Acoustic Concert unterstreicht diese Attitüde wahrhaftig. Ein ganz tolles Album, mit nur zehn Songs leider zu kurz, aber dank der tollen Lieder, der schönen Stimmung und der hervorragenden Soundqualität
Americana/Roots/Country/Southern Reviews eine Perle unter den Live Aufnahmen. Prädikat: SUPER. Beim Schluss-Song „Neighbour“ haut es dich weg – so schöööön!
MARY SARAH & FRIENDS Bridges – Great American Country Duets ATO Records/Phonag
mey. Wer kennt hier in Europa schon Mary Sarah. Ich musste mich auch zuerst schlau machen. Und nachdem ich das Album “Bridges“ gehört habe, wird mir die zierliche 18jährige amerikanische Countrysängerin auch ein Begriff bleiben. Geboren in Tulsa Oklahoma sang sich Mary Sarah schon sehr früh durch die verschiedensten örtlichen Music Theaters. Mit elf Jahren wurde sie entdeckt und von da ab ging es mit der talentierten Sängerin stetig aufwärts. Es folgten Jahre mit verschiedensten Auftritten als Support-Act oder beispielsweise als Gastsängerin bei einem Auftritt der Oak Ridge Boys in Galveston/Texas. Mittlerweile ist das junge Girl in Amerika als Singer/Songwriterin keine Unbekannte mehr und ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Country Szene schätzen ihre jugendliche Unbekümmertheit sehr. Das ist wohl auch der Grund, dass Mary Sarah schon in so jungen Jahren so viele arrivierte Künstler zu einer Zusammenarbeit begeistern konnte. „Bridges“ – Great American Country Duets” enthält dreizehn hochkarätige
Country Duette. Es beginnt mit “Jolene”, einem Duett mit Dolly Parton. Mit Willie Nelson wird “Crazy” intoniert. „The Fightin' Side Of Me“ gehört den Erinnerungen an alte Tage. Hier singt Merle Haggard mit Mary Sarah. Ray Price, Vince Gill, The Oak Ridge Boys folgen. Anschliessend die bemerkenswerte Kombination mit der immer noch ganz tollen Tanya Tucker in „Texas“. „Rose Garden“ singt Mary Sarah mit Lynn Anderson. Ronnie Milsap und Neil Sedaka sind auch auf dem Album vertreten. Die New Country Stars Big & Rich begleiten sie in „My Great Escape“, sowie ein Duett mit Freddy Powers „All I Wanna Do Is Sing“ ist auf dieser schönen CD enthalten. Das Album wird abgeschlossen mit dem Bonustrack „I'm Sorry“. Eine bemerkenswerte junge Stimme in Kombination mit Stars der Country Szene, die wir auf „Bridges“ hören. Tolle Songauswahl und eine gute „Nashville-Produktion“ erfüllen jeden Wunsch. Auf die nächsten Alben dieser jungen talentierten Sängerin aus Oklahoma darf man gespannt sein. Mary Sarah hat das Potential für eine grosse Karriere.
BOB WOODRUFF The Year We Tried To Kill The Pain Rootsy
mey. Das dritte Album des aus New York stammenden Bob Woodruff liess lange auf sich warten. Seine beiden
ersten Soloalben „Dreams & Saturday Nights“ (1994) und „Desire Road“ (1997) lancierten seine Karriere als Singer/ Songwriter mit Wurzeln im R&B und Americana. Seine Vorbilder sucht man ganz klar in Richtung Steve Earle oder John Fogerty. Das aktuelle Album „The Year We Tried To Kill The Pain“ enthält zwölf Songs mit leichten Country und Americana Einflüssen. Auch kommt die straighte rockige Seite von Bob Woodruff nicht zu kurz. Aufgenommen wurde zum grössten Teil in Schweden mit schwedischen Musikern. „I Didn't Know“ startet mit einem groovigen Sound, der für das ganze Album richtungsweisend ist. Getragen von einer kompakten Rhythmus Sektion stehen die Akustik- und die cleanen elektrischen Gitarren immer im Zentrum und unterstützen die Songs, die von Woodruffs Stimme leben. Dazwischen lockert einmal eine Slide-Gitarre oder ein Piano die Struktur der Songs auf. Der Titeltrack wird getragen durch ein starkes Piano. Soloparts werden dezent in die Lieder integriert und wirken sehr harmonisch, wobei harmonisch das richtige Schlagwort für dieses tolle Album ist. „Feel The Way I Feel“ ist eine tolle Ballade mit einem schweren Schlagzeug und filigranen Slide Sequenzen. Mit dem Song „Bayou Girl“ betritt Woodruff eine andere Richtung. Leicht, süffisant und beschwingt kommt dieser Song daher. Coole Riffs dekorieren den Gesang und ein Piano in bester HonkyTonk Manier veredeln diesen tollen Track. Mit dem etwas langsameren “Paint The Town Blue“ und der Ballade „If I Was Your Man“ als Live Track beendet Bob Woodruff dieses Album. Ein sehr gelungenes Werk nach so langer Abstinenz. Und mit der speziellen Interpretation des Songs
„Stop In The Name Of Love“ ist Bob Woodruff auch noch eine kleine Überraschung gelungen. „The Year We Tried To Kill The Pain“ schliesst nahtlos an das 97er Album „Desire Road” an, wirkt aber gereifter und harmonischer in der Ausführung.
JESS KLEIN Behind A Veil Blue Rose Records mey. Hinter dem Namen „Hurray For The Riff Raff“ versteckt sich die Band der amerikanischen Singer/ Songwriterin Alynda Lee Segarra. Zusammen mit ihrem Co Songwriter und Fiddle Player Yosi Perlstein, dem Keyboarder Casey McAllister sowie den beiden Mitgliedern von „The Deslondes“ Sam Dobres an der Gitarre und Dan Culter am Bass präsentiert sie nun ihr erstes Album beim Major Label ATO Records. Herausgekommen ist ein bekömmliches Alternativ Country Album mit starken Folk Einflüssen. Texte, die nicht immer einfach zu verstehen sind bilden ein zentrales Element ihres Songwritings, auch kontroverse Themen finden Platz in den filigran aufgebauten Songstrukturen. Alynda Lee Segarra und die Band verstehen es hervorragend, die zwölf Songs des Albums in tolle musikalische Kleider zu packen und geben der charismatischen Stimme von Alynda genug Platz zum Atmen. Anspieltipsp: „St. Roch Blues“ oder „The Body Electric“. Einzig auf “Blue Ridge Mountain“ verliert sich die Band in die Gefilden des Bluegrass und der Traditional Roots Music, was der AlbumQualität aber sicherlich nicht schadet. In „End Of The Line“ huldigt die Band mit Hingabe den Songmustern von Bob Dylan.
GARY CLARK JR. Der Retter des Blues
In unseren Breitengraden noch relativ unbekannt, sorgt Gary Clark Jr. in den USA derzeit mächtig für Furore. Der 30jährige Sänger und Gitarrist hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Die Veröffentlichung seiner Debut-LP „Blak And Blu“ im Oktober 2012 stellte das Leben des Texaners komplett auf den Kopf. Alle noch lebenden Blues-Legenden schwärmen von
ub. Eric Claptons Gitarrist Doyle Bramhall II hatte Clark für einen Gig am Crossroads Guitar Festival 2010 vorgeschlagen. Für Clapton war das Konzert eine Offenbahrung. Er schrieb Clark danach einen Brief: „Danke, dass ich wieder Lust habe, zu spielen!“ Auch Buddy Guy ist überzeugt, dass Gary Clark Jr. den Blues retten wird: "Gary erinnert mich an T-Bone Walker. Wir alle probieren diese Musik am Leben zu erhalten, weil sie so nicht mehr gespielt wird!” Sogar US-Präsident Barack Obama verkündete nach dem White House Blues-Event: "Er ist die Zukunft!" Die Schlagzeilen in den Staaten sind voll des Lobes: „Most exciting since Jack White“ oder „A tremendous guitar player“ (Kirk Hammett). Immer wieder hat Texas innovative Blues-Gitarristen hervorgebracht. Ohne Zweifel ist Gary Clark Jr. das interessanteste Talent der heutigen Szene. Er ist progressiv und einzigartig und deshalb sexy. Nicht ohne Grund heimste er kürzlich den Grammy für die „Best traditional R&B performance“ ein. Ob er mit den Rolling Stones, Paul McCartney, Jay-Z, Jimmy Page, Alicia Keys, The Roots, Dave Matthews, Roger Waters, Keith Urban, Sheryl Crow oder Jeff Beck auftritt, oder mit Eric Clapton in der Royal Albert Hall spielt, alle wollen teilhaben am Erfolg des Riesentalents Gary Clark Jr. Mittlerweile wird Clark für alle wichtigen Festivals in den USA gebucht: Coachella Valley in Kalifornien, New Orleans Jazz & Heritage Festival, Austin City Limits, Bonnaroo in Tennessee oder Eric Clapton's Crossroads (2013 im Madison Square Garden in New York City). Jede Generation hat seine Helden. Dabei ist sich Clark gar nicht sicher, ob er wirklich der nächste Jimi Hendrix sein will. Der ganze Rummel um seine Person macht ihn eher nervös und setzt ihn auch unter Druck. “Es ist eine andere Zeit. Wieso soll ich den Leuten etwas vormachen? Ich war kein armer Junge, der in Armut aufwuchs.“ Clark möchte niemanden kopieren und vor allem sich selbst treu bleiben. Gary Clark Jr. wurde in Austin in einer gläubigen Familie mit drei Schwestern gross. Als Jugendlicher spielte er die Songs von den Ramones oder Stevie Ray Vaughan in der Garage rauf und runter. Weil er auf dem Schulgelände kiffte, wurde er verhaftet und landete für kurze Zeit im Knast. Clifford Antone, Besitzer des legendären Antone's Nightclub in Austin, entdeckte den erst 17jährigen Clark und gab ihm die Chance aufzutreten. Antone überzeugte schon damals in den späten 70er Jahren Albert King
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(neben B. B. King und Freddie King einer der „drei Kings des elektrischen Blues“), den Teenager Stevie Ray Vaughan mit auf die Bühne zu lassen. Schnell wurde Gary Clark Jr. zu einer kleinen Sensation und Ortsgespräch Nr. 1. Der nationale Durchbruch in Amerika gelang ihm jedoch erst 2010 mit dem Auftritt am Crossroads Festival. 2011 veröffentlichte er die EP „The Bright Lights“ mit vier Titeln. Von da an gings steil bergauf für Gary Clark Jr. Vor kurzem noch lebte er bescheiden in South Austin, heute wohnt er in New York, zusammen mit dem Topmodel Nicole Trunfio. Nicht verwunderlich, waren die Erwartungen an “Blak and Blu”, welches in Los Angeles aufgenommen wurde, extrem hoch. Herausgekommen ist kein klassisches Blues-Album, sondern ein vielseitiges, leidenschaftlich mitreissendes Werk, welches eine Brücke schlägt zwischen Clarks Einflüssen. Auf eine jazzige Nummer folgt tanzbarer Soul oder ein dreckiger Rock'n'Roller. Stimmungsvolle Intros mit pochend stampfenden Drums und ungestümen wilden Gitarren-Soli, die Clark einer verzerrten, leicht übersteuerten Gibson ES-125 oder Epiphone Casino-Gitarre entlockt. Nach eigener Aussage durch Blues, Jazz, Soul, Country und Hip Hop beeinflusst, inspiriert durch die Idole seiner Jugend: Michael Jackson, Stevie Wonder, Ramones, Nirvana, Howlin' Wolf, Jimi Hendrix, Rapper Tupac und Snoop Dogg, lässt sich Gary Clark Jr. nicht leicht einordnen. Clark wurde deshalb auch schon „musikalisch schizophren“ charakterisiert. Dabei bleibt die Basis immer der Blues. Clark definiert ihn bloss neu für die heutige Generation. Trotz des durchschlagenden Erfolgs von “Blak and Blu” fühlt sich Gary Clark Jr. nur auf der Bühne richtig wohl. Anlässlich der aktuellen Tournee war er mit seiner Band, bestehend aus Johnny Bradley (Bass), King Zapata (Guitar) und Johnny Radelat (Drums) im März dieses Jahres in den USA unterwegs, bevor es ihn im April für eine handvoll Konzerte nach Australien führte. Nach seinem fulminanten Auftritt am Blue Balls-Festival 2012 in Luzern ist Gary Clark Jr. zurück in Europa und erstmals live im Kaufleutensaal in Zürich zu erleben.
LIVE 25. Mai 2014 Zürich, Kaufleuten
Blues/Soul/World REVIEWS ALBERT CASTIGLIA Solid Ground Ruf Records
ub. Albert Castiglia, für viele ein neuer Name, scheint ein sympathischer und aufrichtiger Mensch zu sein, der mit beiden Beinen auf festem Boden steht. Nomen est omen! 1969 in New York geboren, ist der Sohn einer kubanischen Mutter und eines italienischen Vaters heute in Miami zuhause. Mit 12 begann er Gitarre zu spielen und wurde bereits 1997 von der lokalen Presse zum „Best Blues Guitarist“ gewählt. Bei uns ist der beständige Musiker noch relativ unbekannt, obwohl nun sein sechstes Werk vorliegt. „Solid Ground“ mit 14 Songs wird nach interessantem aber bravem Start je länger, desto besser. In der zweiten Hälfte des Albums wird Castiglia leichtfüssiger und vielseitiger. Seine Stimme hat einen hohen Wiedererkennungswert. Auch der legendäre MundharmonikaSpieler Junior Wells fand Gefallen an Albert Castiglia und wurde sein Mentor. Castiglia begleitete Wells auf mehreren WeltTourneen bis zu Wells Tod im Januar 1998. Inspiriert von BluesGrössen wie Earl Hooker, Lonnie Brooks, Otis Rush oder Buddy Guy veröffentlichte Castiglia 2002 sein Solo-Debut „Burn“. Im März dieses Jahres war der Gitarrist, Sänger und Songwriter anlässlich der Blues Caravan-Tour (mit Christina Skjolberg und Laurence Jones) in der Mühle Hunziken zu Gast und hat gezeigt, dass er live kräftig abdrücken kann. Anspieltipps sind das funkige „Going Down Slow“, sowie der Country-Blues „Hard Time“ mit Produzent Dave Gross am Kontrabass. Die Ballade “Just Like Jesus” erinnert gar an Ryan Adams, der zugegeben ein anderes Kaliber ist. Müssig, über das ideenlose Cover-Artwork zu meckern. Die Langrille ist eine Entdeckung und macht Spass!
Beim Anspielen des Titeltracks kommt dann die vermutete Bestätigung. Der Sound scheint nicht ganz synchron, dazu die dünne pseudo-taffe Stimme von Christina Skjolberg, die in Norwegen aufwuchs und von Thomas Ruf entdeckt wurde. Der „gutgehütete Geheimtipp“ ist nun dieses Jahr im Rahmen von Ruf's Blues Caravan unterwegs. Tatsächlich hat die Linkshänderin Skjolberg einige krachende Riffs im Angebot. Bereits die zweite Nummer „Runaway“ ist ein groovend harter Rocker, genau wie
„Inspiration“ oder „Hush“. „Close The Door“ mit Hammond-Orgel könnte auch von Uriah Heep oder Deep Purple sein. Das Album kommt durchaus in Fahrt. Die Band macht einen soliden Eindruck und rockt munter drauflos. Nur Christina Skjolbergs Stimme erreicht keine Höhen und ist beinahe peinlich. Man nimmt ihr den Latex-Anzug und die Bleistiftabsätze einfach nicht ab. Schlussendlich tönt die Platte unausgereift und ein wenig nach Schülerband. Nach 40 Minuten ist der Spuk zum Glück vorbei. Alle Achtung vor der gitarrentechnischen Fingerfertigkeit Skjolbergs. Das Gesamtpaket vermag jedoch (noch) nicht zu überzeugen. Fazit: Gitarre top – Gesang flop.
ub. Die gespreizten Beine der gutaussehenden Blondine, zusammen mit dem DebutAlbumtitel „Come And Get It“, wirken etwas billig und machen eher skeptisch, was den musikalischen Inhalt angeht.
Dangerous Delta Groove
Provogue / MV
After The Flood
ub. Es waren einmal fünf finnische Blues-Botschafter, die auszogen, um in New Orleans ihr bestes Album aufzunehmen. Der Deal mit einem lokalen Produzenten war perfekt, nachdem Mark Bingham die Band live gehört hatte. Die berühmten
SUGARAY RAYFORD
ROBERT CRAY BAND
Blues Boulevard
Come And Get It
Richard Cousins und Cray kennen sich über 40 Jahre. Jim Pugh (Keys) ist Mitglied der Robert Cray Band seit 1989. Eine Änderung im LineUp ist dennoch zu vermerken: Les Falconer (Drums) ersetzt Tony Braunagel. 1985 erfüllt sich Crays Bubentraum, indem er eine LP (“Showdown!”) mit seinen Idolen Albert Collins und Johnny Copeland, die inzwischen beide verstorben sind, aufnimmt. Seit dem Grammy-gekrönten Album „Strong Persuader“ von 1986 (mit den legendären Memphis Horns) gehört Robert Cray zu den ganz Grossen seiner Zunft. In der Zwischenzeit weiss man, was man bekommt: Gefühlvollen HochqualitätsBlues, der zum Feierabend mit einem Glas Wein passt. Gepflegte Musik zum Runterfahren. Wo Robert Cray draufsteht, ist auch Robert Cray drin. Kaum einer spielt die Fender-Gitarre geschmeidiger als er. SoulBlues Fans freuen sich auf den Live-Leckerbissen Ende Mai 2014 im Kaufleuten Zürich.
In My Soul
MICKE BJORKLOF & BLUE STRIP
CHRISTINA SKJOLBERG Ruf
Piety Street Studios wurden 1999 von Bingham und dem ex-REM Manager Jefferson Holt gegründet und befinden sich im Gebäude einer ehemaligen US Post Office. Ryan Adams, Dave Matthews Band, Elvis Costello & Allen Toussaint und Steve Earle haben dort schon Aufnahmen gemacht, nun also auch Micke Bjorklof und seine Blue Strip Gang. Der Sänger und Gitarrist Bjorklof gründete die Band 1991. 2002 hatte sie mit „Three Times Seven Is...“ den Award für das beste finnische Blues-Album des Jahres gewonnen. Ihre fünfte LP “After The Flood” (in Anlehnung an die Hochwasser-Katastrophe von 2011) sollte nun wieder etwas ganz Spezielles werden. Bei “House For The Blues” rockt Gitarrist Lefty Leppänen gleich mit einem starken Humble Pieähnlichen Riff los. Leider ist die Gitarre in den folgenden Stücken weniger dominant. Erst “Understanding” gefällt mit Slide Guitar, “Sometimes” als mitreissend schneller Blues und “Gumbo Mama” mit Drum-Intro und WahWah-Gitarre. Die Ballade “Open Up Open” hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck. Die sympathischen Finnen verstehen ihr Handwerk bestens, haben einen sehr individuellen Sound und hörbaren Spass. Dennoch wird die CD mit der Zeit etwas langatmig und hebt sich nicht von der Masse ab.
ub. Der Grandseigneur des SoulBlues liefert mit “In My Soul” ein weiteres Meisterwerk ab. Der gereifte 60-jährige Gentleman aus Georgia präsentiert sich überraschend frisch und gut gelaunt. Der Auftakt “You Move Me”, sowie der zweite Track “Nobody's Fault But Mine” sind bestechend ausgelassen, beinahe übermütig gelungen. Das zufriedene “What Would You Say” hat Hitpotential. Etwas schneller kommt das fetzige Instrumental “Hip Tight Onions” daher. Die Band harmoniert hervorragend und spielt punktgenau. Die Musik ist längst in Fleisch und Blut übergegangen. Das Erfolgsrezept heisst jahrelange Erfahrung und Vertrautheit: Bassist
ub. Der Anweisung auf dem Cover „Play It Loud For Maximum Impact“ folgend, versetzt mir der Opener „Country Boy“ einen kräftigen und nachhaltigen Tritt in den Hintern! Holy Cow! Der Mix der energiegeladenen Stimme von Sugaray Rayford, gepaart mit der rockenden Rhythmus-Gitarre von Monster Mike Welch und der Blues Harp von Sugar Ray Norcia fetzt mir beinahe die Ohrmuscheln weg. Mit „Stuck For A Buck“ wird gleich noch ein Scheit nachgelegt. Diesmal ergänzt durch ein BläserSet. Der in Texas geborene ehemalige Avocado-Farmer aus Kalifornien war einige Jahre nebenberuflich als Blues-Musiker unterwegs. Erst 2006 wurde der kräftige Mann mit der Zigarre an der International Blues Challenge in Memphis von Randy Chortkoff, dem Chef der Delta Groove Productions und Mitglied der Mannish Boys, entdeckt. Rayford war sogleich im Spiel, als die Mannish Boys einen
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REVIEWS Blues/Soul/World ub. Der Anweisung auf dem Cover „Play It Loud For Maximum Impact“ folgend, versetzt mir der Opener „Country Boy“ einen kräftigen und nachhaltigen Tritt in den Hintern! Holy Cow! Der Mix der energiegeladenen Stimme von Sugaray Rayford, gepaart mit der rockenden Rhythmus-Gitarre von Monster Mike Welch und der Blues Harp von Sugar Ray Norcia fetzt mir beinahe die Ohrmuscheln weg. Mit „Stuck For A Buck“ wird gleich noch ein Scheit nachgelegt. Dies-mal ergänzt durch ein Bläser-Set. Der in Texas geborene ehemalige Avocado-Farmer aus Kalifornien war einige Jahre nebenberuflich als BluesMusiker unterwegs. Erst 2006 wurde der kräftige Mann mit der Zigarre an der Interna-tional Blues Challenge in Memphis von Randy Chortkoff, dem Chef der Delta Groove Productions und Mitglied der Mannish Boys, entdeckt. Rayford war sogleich
THORBJORN RISAGER & THE BLACK TORNADO Too Many Roads Ruf ub. Spätestens seit dem Hammeralbum „Track Record“
von 2010 musste man Risager auf dem Radar haben. Dänemarks führender Blues-Rocker mit Jahrgang 1971 ist neu bei Ruf Records unter Vertrag und stellt seine achte LP “Too Many Roads” vor, welche Ende 2013 in den Medley Studios von Kopenhagen produziert wurde. Für die neuste Veröffentlichung wurde die Formation zum Oktett erweitert und nennt sich neu Thorbjorn Risager & The Black Tornado. Mit Track 1 geht es gleich zu Sache. Das geniale “If You Wanna Leave” rockt mit schwerem tief grollenden Gitarrenriff drauflos, bevor Risager mit rauher Stimme, die das Blut in den Adern gefrieren lässt, einsetzt. Nach den ersten Minuten ist bereits klar, dass die hohen Erwartungen nicht enttäuscht werden. Die wunderbar atmosphärischen Country-Blueser mit Dobro-
SET
Resonatorgitarre “Too Many Roads”, “China Gate” und “Paradise” erinnern an Steve Earle und dessen Vorbild Townes Van Zandt. Die 12 Songs der CD bieten ein breites Spektrum an Rock'n'Roll („High Rolling“), Piano Boogie („Play On“) und Swing mit jazzigen Bläsersätzen („Drowning“). Zwei bis drei Stücke sind leider etwas sehr radiotauglich glattgebürstet worden (“Red Hot & Blue”) und blenden bei 3 Minuten 33 Sekunden aus. Nichtsdestotrotz ist Thorbjorn Risager ein höchst vielseitiger und innovativer Musiker. Ich bin und bleibe Fan dieses coolen Typen. Thorbjorn Risager & The Black Tornado: Das ist entstaubter, moderner BluesRock mit Tiefgang, der auch jungen Musikfans gefällt.
JOHN THE CONQUEROR The Good Life Alive Natural Sound Records rp Pierre Moore, der Kopf von John the Conqueror (war anscheinend ein afrikanischer Prinz, der als Sklave nach Amerika verkauft wurde) hat der Legende nach das Gitarre spielen von einem Obdachlosen in seiner Heimatstadt Jackson
(Mississippi) gelernt. Wenn das stimmt, hat dieser Moore gerade bezüglich Emotionalität und Ausdruck einiges beigebracht. Moore's Gitarrenspiel auf dem zweiten Album seines Trios ist sehr gefühlvoll und facettenreich. Die Palette reicht von sinnlich, sexy, wild, poetisch, ungestüm, bis hin zu beschwingt und soulig. Ein gutes Beispiel (nicht das einzige) für diese hohe Kunst ist «Road To Bayport», das zurückhaltend und dezent funky beginnt und unverhofft schwer rockt. Diese beiden Gegensätze wechseln sich dann in der Folge in schöner Regelmässigkeit ab. Moore's Spiel aber auch seine soulige Stimme geben dem Garagen-Blues-Rock auf «The Good Life» das gewisse Etwas, hauchen ihm Leben und Authentizität ein. Ohne ein allzu grosses Wagnis einzugehen, darf man die elf Songs als (fast) perfekte Mischung aus Jimi Hendrix, ZZ Top, Danko Jones, den White Stripes und The Black Keys bezeichnen. Gitarrenhelden werden nicht jeden Tag geboren.
LIVE REVIEWS THE PRETTY RECKLESS, SINPLUS
Zürich, Komplex Club
5.3.14
Foto: Ian Keates
mh. Die Menschenmeute staut sich an diesem Mittwochabend vor dem Club-Eingang bis zur Strasse. Die Leute nehmen es gelassen und warten geduldig bis sie in die Tiefen des ausverkauften Komplex Club's hinabtreten dürfen. Es macht Spass, die vielen verschiedenen Charaktere in der Schlage etwas zu studieren. Da sind zum einen die beinharten Rockfans in Lederjacke, Tarnhose und mit Bierdose in der Hand, daneben stehen junge Mädchen aufgetakelt und geschminkt,
CORONER Zürich, Mascotte 18.2.14 lg. Als Coroner zum letzten Auftritt mit Originaldrummer Mark Edelmann und Karaoke From Hell zum Abschiedskonzert nach 10 Jahren rufen, konnte nichts anderes als ein ausverkauftes Mascotte erwartet werden. Das erwartungsfrohe Publikum ist ziemlich gut durchmischt, was im eher szenigen Mascotte durchaus die Regel ist. Gegen neun Uhr betreten die seit drei Jahren reformierten einheimischen Metal-Urgesteine von Coroner im Original Line-Up mit Ron Broder (v., bs.), Tommy Vetterli (g./exKreator) sowie Mark Edelmann am Schlagzeug. Dazu kommt mit Keyboarder Dani Stoessel ein Mann, der erst in den letzten Jahren des ersten Lebens von Coroner dabei war ("Grin" von 1993 und die Zusammenstellung "Coroner" aus dem Jahre 1995). Musikalisch liefern Coroner das volle Brett und konzentrieren sich auf ihre zweite, eher progressive Phase und hier vor allem auf die Alben "Mental Vortex" (1991) und "Grin". Somit bleibt wenig Raum für alte und thrashigere Songs. Nur grad die Bandklassiker "Reborn Through Hate" und "Masked Jackal" werden dargeboten. Freude machen auch die tollen Coverversionen von "Der Mussolini" (im Original von DAF und hier von einem langjährigen Roadie dargeboten) sowie "Purple Haze" (Jimmy Hendrix). Nach 80 Minuten ist Schluss. Alles in allem ein tolles Konzert, welches die etwas verkannte Genialität von Coroner aufgezeigt und insbesondere Tommy Vetterli als wirklich genialen Gitarristen ins richtige Licht gerückt hat. Weshalb nun Mark ausgestiegen ist, kann nicht mit letzter Klarheit gesagt werden. Die Botschaft auf der Bandhomepage zeugt von Diskussionen um ein neues Album, welches Mark offenbar nicht aufnehmen wollte. Zudem tobt sich Mark anscheinend in anderen musikalischen Gefilden aus. Coroner leben weiter – ein neuer Drummer wird bekanntgegeben – und werden nach einem Gig in Winterthur (Salzhaus, 29. Mai 2014) im Juni eine kurze Australien-Tour bestreiten.
die vermutlich hauptsächlich durch die Fernseh-Serie „Gossip Girl“ auf diese Band aufmerksam wurden. (Die Sängerin Taylor Momsen ist mit dieser Teenie-Serie zu schauspielerischem Ruhm gelangt.) Generell gesagt haben wir es hier mit einem jungen und eher weiblichen Publikum zu tun. Als uns dann schliesslich der Eintritt gewährt wurde, platzen wir mitten in das Set von SINPLUS. Ja, genau, das ist die Band, die die Schweiz vor zwei Jahren am Eurovision Song Contest in Baku vertreten hat. Musikalisch haben Sinplus mit The Pretty Reckless in etwa so viel am Hut wie ein Hobbit mit Pedicure. Daher auch meine Vorahnung, dass deren Musik dem Publikum nicht sonderlich gefallen wird. Aber da lag ich offensichtlich falsch, denn die Leute klatschten und sangen mit der Band mit. Klar, nicht in dem Ausmass wie beim Headliner, aber trotzdem in einem sehr respektablen Ausmass. Die Zeit war nun aber reif für den Headliner, der die Verstärker nochmals etwas aufschraubt und uns eine gehörige Portion Rock'n'Roll verabreicht. Um es schon mal vorweg zu nehmen, alle die zum Konzert kamen um einen Brust-Blitzer oder die Strapse von Taylor Momsen zu erblicken wurden enttäuscht. Der Fokus lag also nicht auf plumper Provokation sondern auf der Musik. Und was die Band hier ablieferte war schlicht grossartig! Druckvoller Sound, perfekt abgemischt und eigentlich noch besser als auf der CD. Die Jungs in der Band haben es geschafft die Erwartungen zu übertreffen. Und Taylor Momsen war in ihrem Element. Gut gelaunt und mit zerzauster Mähne genoss sie jede Sekunde auf der Bühne. Mit kraftvoller Stimme sang sie sich durch überraschend viele neue Songs (zum Zeitpunkt des Konzertes war das neue Album „Going To Hell“ noch nicht erhältlich) und haute bei einigen Songs gleich noch selber in die Saiten. Die Höhepunkte waren vor allem die beiden Songs „Miss Nothing“ und „Make Me Wanna Die“. Aber auch zwei Songs („Heaven Knows“ und „Going To Hell“) vom neuen Album waren dem Publikum schon bestens bekannt, Internet und iTunes sei Dank. Das Publikum war sehr begeisterungsfreudig und hat jeden Satz, den Taylor Momsen an das Publikum richtete, mit frenetischem Jubel und Gekreische quittiert. Etwas schade war es, dass The Pretty Reckless die Bühne bereits nach ca. 50 Minuten wieder verliessen, über einige Zugaben hätten sich auf jeden Fall viele gefreut. Hoffentlich beim nächsten Mal.
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60
ANGRA
EAGLES
KINGS OF LEON
20.6. Pratteln, Z7
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9.6. Zürich, Hallenstadion
ANNAKIN
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LARRY & HIS FLASK
16.5. Rubigen, Mühle Hunziken
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ASKING ALEXANDRIA
ELUVEITIE
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BADGE, THE LOMBEGO SURFERS,
EVERLAST
LILLY MARTIN & BAND
CELLO INFERNO
7.5. Bern, Bierhübeli
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FAMARA
LIMP BISKIT
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LISA STANSFIELD
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BLACK SABBATH
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20.6. Zürich, Hallenstadion
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BLIGG
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30.8. Zug, Rock The Docks
16.5. Herisau, Casino
11.7. Aarberg, Stars Of Sounds
4.10. Rubigen, Mühle Hunziken
23.5. Luzern, Schüür
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FIDDLER'S GREEN
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METALLICA
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METALMAYHEM: DESPISED ICON,
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BRUTALITY WILL PREVAIL,
CHRISTIAN DEATH
HENDRIX ACKLE
CEREBRAL BORE, OMOPHAGIA
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2.5. Zug, Chollerhalle
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CHRISTIAN SCHENKER
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METALMAYHEM: BORN OF OSIRIS,
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JARED JAMES NICHOLS
AFTER THE BURIAL, BETRAYING
CHRISTY DORAN'S NEW BAG
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JEANS FOR JESUS, LO & LEDUC
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CLIFF RICHARD
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19.5. Zürich, Hallenstadion
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13.5. Winterthur, salzhaus
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MILEY CYRUS
17.5. Rubigen, Mühle Hunziken
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CULT OF LUNA, GOD SEED
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MIMIKS
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KADEBOSTANY
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DELLA MAE
23.5. Aarau, KiFF
MODA
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KARNIVOOL
7.5. Zürich, Volkshaus
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
13.6. Pratteln, Z7
MOTÖRHEAD
31.5. Lyss, Kufa
KATATONIA
27.6. Wetzikon, Eishalle
DIETER MEIER
13.5. Luzern, Schüür
NEW KIDS ON THE BLOCK
22.5. Zürich, Kaufleuten
14.5. Lausanne, Docks
13.5. Zürich, Hallenstadion
KONZERTKALENDER NINE INCH NAILS
ROLLING STONES
20.5. Luzern, Kleintheater
4.6. Zürich, Hallenstadion
1.6. Zürich, Letzigrund
23.5. Lyss, KUFA
ONE DIRECTION
SAVOY BROWN
31.5. Burgdorf, Casino Theater
4.7. Bern, Stade de Suisse
2.5. Aarburg, Moonwalker
STRANDED HEROES
PAT METHENY UNITY GROUP
3.5. Rubigen, Mühle Hunziken
10.5. Aarau, KiFF
25.5. Zürich, Kongresshaus
SEA + AIR
TARJA
PHILIPP FANKHAUSER
15.5. Aarau, KiFF
6.5. Zürich, Härterei
9.5. Solothurn, Kofmehl
SHANTEL
THE BLACK DALIAH MURDER
PLASMA
6.6. Luzern, Schüür
24.6. Luzern, Schüür
15.5. Solothurn, Kofmehl
SKID ROW, BUCKCHERRY
THE BEACH BOYS
POLO HOFER & DIE BAND
24.6. Pratteln, Z7
27.6. Zürich, Kongresshaus
23+24.5. Rubigen Mühle Hunziken SLAYER, ANTHRAX
präsentiert
GARY CLARK JR.
THE DEVIL WEARS PRADA
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TONY SPINNER& BAND
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19.5. Solothurn, Kofmehl
10.5. Rubigen, Mühle Hunziken
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TOO TANGLED, COCO GALAXY
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STILLER HAS
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31.5. Zürich, Kaufleuten
10.5. Thusis, Kino Rätia
TREEKILLAZ
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4.7. Sumiswald, Rockshot
25.5. Zürich, Kaufleuten TORI AMOS 31.5. Zürich, Volkshaus WALLIS BIRD 13.5. Zürich, Ziegel Au Lac YES 14.5. Zürich, Volkshaus ZAZ 13.5. Zürich, Maag Halle
THE BLACKBERRY BRANDIES «From Sinners To Saints» signierte CDs
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