No. 3/2015 Mai / Juni 5. Jahrgang
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Großer OPEN AIR/ Metal Symphoniker FESTIVAL GUIDE Teil 1 THE DARKNESS * KAMELOT * SEVEN * CARLOS LEAL * STEFANIE HEINZMANN * UNDERSKIN * COAL CHAMBER THE VIBES * PINK JELLY BEAN * SATÖRY * DÖGZ * EISBRECHER
Inhalt 4
NIGHTWISH
Die Finnen sind die Wegbereiter des Symphonic Metals und stehen trotz zahlreicher Nachahmer und diverser SängerinnenWechsel bis heute unangefochten an der Spitze. Diesen Status untermauern sie eindrücklich mit ihrem neuen Album.
FEATURES / INTERVIEWS: - KAMELOT
22
Symphonischer Power-Metal in Perfektion
- COAL CHAMBER
26
Neues aus der Kohlenkammer
Schweizer Szene: - CARLOS LEAL
42
Musikalisches Comeback
- PINK JELLY BEAN
44
Die Tessiner Rocker legen nach
- SEVEN
48
Nach den Sternen greifen
- UNDERSKIN
50
Startschuss
THE DARKNESS
- STEFANIE HEINZMANN 52
16
Zeit für Veränderungen
Die britischen Powerrocker sorgten mit ihrem Debüt-Album 2003 für maximales Aufsehen und donnerten wie ein Starfighter in die internationale Rockszene. Und wie beim Kampf-Jet war der Absturz nicht aufzuhalten. Aber sie rappelten sich wieder auf, brachten vor drei Jahren ein tolles Comeback-Album heraus und im Mai kommt die neue Platte. Justin Hawkins, Frontmann und exzentrischer Rock-Entertainer erzählt, was es Neues im Darkness-Lager gibt
FESTIVAL GUIDE Teil 1
30
Rechtzeitig zur Open Air Saison bringt TRACKS wieder die grösste gedruckte FestivalÜbersicht der Schweiz. Alle Festivals, alle Infos, die Acts, die Preise und, und und...
- THE VIBES
54
Licht und Schatten
- SATÖRY
55
Bündner Riff Rock
Live Reviews: EISBRECHER
58
DÖGZ
59
Reviews
- 6
Mainstream/Indie/Alternative Kyle Gass Band, The Darkness, Räuberzivil, Marmozets, Allison Moorer, Marina & The Diamonds, Black Rainbows, Calexico, Fairytale, Granite Shore, Kid Rock, King Automatic, Martin Gore, Mother›s Finest, The Quireboys, ...
- 15
Blues Seasick Steve, Robben Ford, Blues Pills...
- 20
Hard/Heavy/Metal Angra, Coal Chamber, Blind Guardian, Impellitteri, Kamelot, Korpiklaani, Kiske/Somerville, Faith No More, Morgoth, Prong, Vintage Caravan...
- 44
Swiss Batallion, Comaniac, Dear Deer, Forty Shades, Gloria Volt, Larytta, Monofones, Leal, Seven, Wolf Counsel, Toby Gmür, Temple Of Speed..
- 56
Re-Releases Rainbow, Judas Priest, Led Zeppelin
- 57
Bücher
- 60 - 62
Konzertkalender
Die Brüder Young, Fleetwood Mac & ich
Wettbewerb / Impressum
3
Mit Elan nach vorne
4
Unter den Female Fronted Metal Bands, und im speziellen den Symphonic Metal Bands, sind Nightwish unangefochtene Spitzenreiter. Die Finnen veröffentlichten 1998 ihr zweites Album „Oceanborn“, das damals als „Powermetal mit Operngesang“ bezeichnet wurde, und das bis heute als eines der wegbereitenden Alben für das Genre Symphonic Metal gilt. Das Öffnen dieser neuen Schublade hat Nightwish über acht Millionen verkaufte Tonträger und Konzert in 40 Ländern gebracht.
NIGHTWISH Endless Forms Most Beautiful Nuclear Blast/Warner ip. Reviews zu Nightwish-Epen müssten an sich in Buchform stattfinden. Es ist nämlich schlicht nicht möglich, in kleinem Format jedem Aspekt der ausgeklügelten Aufnahmen des Symphonic Metal Sextetts aus Finnland gerecht zu werden. Sie haben sich ihren Status als erfolgreichste Band in diesem Metier nicht umsonst erarbeitet. „Endless Forms Most Beautiful“ ist ihr achtes Studioalbum seit der Gründung im Jahr 1997 und wurde in der finnischen Einöde bei Kitee und Hollola aufgenommen. Die Vorteile des abgeschiedenen Aufnahmeortes waren offensichtlich, denn die Band verbrachte die gesamte Zeit dort zusammen und konnte so gemeinsam am neuen Werk arbeiten. Zusätzlich konnte sich die Truppe ablenkungsfrei auf die Recordings konzentrieren und sich von der Landschaft inspirieren lassen. „Endless Forms Most Beautiful“ ist den Erkenntnissen der Wissenschaft zur Evolution gewidmet, der Natur und all ihren Wundern. Aufgrund dieser Thematik lud man Richard Dawkins ein, den amerikanischen Evolutionsbiologen und Autoren von u.a. „Der Gotteswahn“ und „Die Schöpfungslüge“, einige Textpassagen einzusprechen, was erwartungsgemäss einigen NightwishFans vor allem in Amerika ziemlich quer durch den Hals rutschte. Die paar zurückgegebenen Konzertkarten und religiösen Anfeindungen der aufgebrachten Fans dürften Nightwish allerdings nicht weiter tangieren, denn in seiner Gesamtheit ist „Endless Forms Most Beautiful“ wieder ein Album, das den Symphonic Freunden gefallen dürfte. Vielleicht auch erst nach dem zweiten oder dritten Hören. Dann aber bestimmt! Gleich vorneweg: Floor Jansen ist die stimmgewaltigste Sängerin, die Nightwish je hatten. Natürlich kann man darüber grosse Diskussionen führen und sich streiten, ob Turunen, Olzon oder Jansen die Beste ist. Letztlich darf das ja Geschmackssache sein. Technisch gesehen hat Jansen auf jeden Fall die grösste Bandbreite und Holopainen hat bei den Aufnahmen alles darangesetzt, diese Qualitäten auch hervorzuheben. Das ist mehr als geglückt und Sonnenschein Floor Jansen soll doch bitte in der Band bleiben, bis wir alle alt und grau sind. Danke im Voraus.
6
Nightwish-Platten hört man sich nicht einfach so nebenher an. Nighwish-Platten wollen erlebt werden. Holopainen zwingt den Hörer, wie jeder im besten Sinne verbissene Komponist, zu unbedingter Aufmerksamkeit. Genau darin liegt auch die Faszination seiner Werke: Als Fan zuhören zu wollen, denn wie er bei seinen Vorbildern aus der Filmmusikbranche gelernt hat, schafft er Klangbilder, die mit viel Emotion unterlegt sind und zu Kopfkino verleiten. So lässt das erste Drittel des Albums mit dem Reisser „Shudder Before The Beautiful“ und dem darauffolgenden Dampfhammer „Weak Fantasy“ erstmal keinen Moment zum Verschnaufen, und auch die erste Single „Elan“, die zwar vergleichsweise mainstreamig und singletauglich klingt, schraubt die Schrittzahl nur unwesentlich nach unten. „Yours Is An Empty Hope“ ist wohl der härteste Song, bei dem sich Floor Jansen von ihrer Metalseite zeigen kann. Direkt im Anschluss wird es dann ruhiger. „Our Decades In The Sun“ ist eine ruhigere Ballade, die aber zur Mitte hin trotzdem mit Nachdruck klarmacht, dass man sich hier nicht auf einem Kindergeburtstag befindet. Hervorzuheben ist hier die grossartige Gesangsleistung. „My Walden“ macht in Folk, der Titeltrack zitiert im Soloteil Rammstein und dann wird die Reise ruhiger. Das beginnt mit „Edema Ruh“, zieht sich durch „Alpenglow“ hindurch und gipfelt in „The Eyes Of Sharbat Gula“, einem Instrumental zu Ehren des vor fast 30 Jahren porträtierten Mädchens mit den grünen Augen aus Afghanistan. Dann aber verabschiedet sich „Endless Forms Most Beautiful“ mit dem fulminanten „The Greatest Show On Earth“, einer knapp halbstündigen Expedition durch die Evolution, inklusive Tiergeräuschen und Dschungelfeeling. Ein erhabenes Finale! Produktionstechnisch gibt es an „Endless Forms Most Beautiful“ überhaupt nichts auszusetzen. Die Orchestereinlagen sind nie überladen, lassen der Band immer genügend Platz und fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Der Schlagzeugsound ist vielleicht an einigen Stellen etwas zu klinisch, aber das fällt ob der Gewaltigkeit der Songs kaum ins Gewicht und ist vermutlich auch nicht anders zu lösen, angesichts der Menge an Instrumenten. „Endless Forms Most Beautiful“ ist ein dynamisches, abwechslungsreiches und abenteuerliches Nightwish-Album geworden. Auch NichtKenner der Band sollten hier mal ein Ohr oder zwei riskieren. Wenn man nämlich mit der gleichen Einstellung wie beispielsweise an einen „Lord Of The Rings“Film herangeht, kriegt man eine gute Stunde beste Unterhaltung. Ausserdem sind Holopainen-Kompositionen schon mal per se Meisterwerke, die man gar nicht werten muss. Wer schreibt denn heute noch solche Songs? Da gebietet es alleine der Respekt vor der künstlerischen Leistung, dass man sich wenigstens ein Mal vorbehaltlos an eine Nightwish-Platte heranwagt.
ip. Tuomas Holopainen ist der Kopf hinter der erfolgreichen Band aus Kitee, einer Kleinstadt im Südosten Finnlands. Die schon oft zitierte Grünung am Lagerfeuer im Juli 1996 schien bereits die Richtung anzugeben, in die sich Nightwish einmal entwickeln würden. Nach den ersten akustischen Kompositionen, die Holopainen und Emppu Vuorinen für ihre erste Sängerin Tarja Turunen schrieben, gesellte sich mit Jukka Nevalainen ein Drummer dazu und mit einem Wechsel zu elektrischen Gitarren wurde die Musik um einiges härter. Holopainens Biografie beginnt mit dem Erlernen von Klavier, Klarinette und Tenorsaxophon. Der Umgang mit klassischer Musik hat seinen kompositorischen Stil bis heute massgeblich beeinflusst und der Einsatz von grossen Orchester-Arrangements sind sein, und damit Nightwishs, Markenzeichen. Diese Gegebenheit schien sich bestens mit Turunens klassischer Opernstimme zu vertragen und pünktlich zum Erscheinen des ersten Albums „Angels Fall First“ im Jahr 1997 konnte die Band einen Plattenvertrag unterschreiben. Ein Jahr später, und neu mit Sami Vänskä am Bass, kommt mit „Oceanborn“ das besagte genrebegründende Album heraus. Mit „Sleeping Sun“ wird ein Extrasong aufgenommen (der ab 1999 auch auf jedem Exemplar von „Oceanborn“ enthalten ist), der sich alleine in Deutschland innerhalb eines Monats 15'000 mal verkauft. Damit ist der Durchbruch auch im Ausland geglückt. Im Jahr 2000 erscheint Album Nummer 3, „Wishmaster“, das nicht nur die finnischen Charts knackt, sondern auch im deutschsprachigen Raum einigen Staub aufwirbelt. In der Folge sammeln Nightwish Gold und Platin in Schallplattenform und gehen auf ausgedehnte Touren, unter anderem in Südamerika, und spielen beim Wacken Festival. Die Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest scheitert mit dem erreichten dritten Platz (wohlgemerkt trotz Platz eins der Publikumsvoten!), aber letztlich können Nightwish darüber nur lachen, denn gemäss Holopainen hasst er diese Veranstaltung. „Over The Hills And Far Away“, eine Coverversion der Gitarrenlegende Gary Moore, erscheint mit einigen weiteren Tracks und LiveAufnahmen und Nightwish touren erfolgreich mit To/Die/For durch Finnland und spielen weitere grosse Festivals. An diesem Punkt beginnt die Geschichte der Band erstmals zu bröckeln. Holopainen will Nightwish aufgrund des andauernden Stresses und teilweise unprofessionellen Durchführens der vielen Touren auflösen. Bauernopfer wird Vänskä, den man zum Ausstieg drängt und der von Marco Hietala ersetzt wird. Mit ihm am Bass wird „Century Child“ aufgenommen und 2002 veröffentlicht. Das Album erreicht zwei Stunden nach Erscheinen Goldstatus und nach zwei weiteren Wochen Platin;
das war bisher noch keinem anderen Künstler in Finnland gelungen. Aber auch dieses Album will betourt werden, und so gehen Nightwish abermals auf ausgedehnte Konzertreisen. Zu diesem Zeitpunkt wird bereits gemunkelt, dass Tarja Turunen die Band verlassen und sich auf ihr Studium konzentrieren will. Offiziell ist natürlich noch alles eitel Sonnenschein, hinter der Bühne sieht es allerdings ganz anders aus. Vor dem grossen Knall erscheint 2004 mit „Once“ aber noch das bisher erfolgreichste Album der Finnen. Es ist stellt nicht nur verkaufstechnisch Superlative auf, sondern frisst im Vorfeld mit einer knappen halben Million ein ordentliches Loch in die Kasse. Grund dafür ist das Engagement des London Session Orchestras, das unter anderem auch den Soundtrack zu Lord Of The Rings eingespielt hat und ebenfalls auf Produktionen von Phil Collins, Andrea Bocelli oder Elton John vertreten ist. Nach dem überwältigenden Höhenflug mit „Once“ und der dazugehörigen Single „Nemo“ lässt Finnland NightwishBriefmarken drucken und die Band bekommt ein eigenes
Bierlabel. Es würde alles wie am Schnürchen klappen, wenn nicht mit „Tales Of The Elvenpath“ eine völlig missglückte Best Of der ehemaligen Plattenfirma auf den Markt gekommen wäre, die sich durch den Erfolg von Nightwish noch ein paar Euro mehr im Sparschweinchen erhofft. Bei den Fans stösst das Werk allerdings nicht auf Wohlwollen. Die eigentliche Vollbremsung passiert jedoch Ende Oktober 2005: Mit einem offenen Brief schmeisst Holopainen Turunen aus der Band. Die Musikwelt ist geschockt. Und das auf mehreren Ebenen, denn einerseits lebt Nightwish von Turunens Gesang und scheint kaum zu ersetzen. Andererseits ist das Vorgehen Holopainens mehr als zweifelhaft, denn ein Bandmitglied nach neun Jahren per offenem Schriftverkehr zu entlassen, ist nicht unbedingt Gentleman-like. Mit diesem Schritt hat sich Holopainen vermutlich auch imagetechnisch einen Bärendienst erwiesen, obwohl lange nicht klar ist, wer nun der wirkliche Buhmann in dieser Geschichte ist. Schuldzuweisungen gehen von hier nach da und als sich auch Turunens Manager und Ehemann mit offenen Anschuldigungen einmischt, ist nicht mehr von der Hand zu weisen, dass dieses Tischtuch zerschnitten auf dem Boden liegt. Anette Olzon aus Schweden übernimmt Turunens Posten und singt „Dark Passion Play“ ein, das zwei Tage nach Veröffentlichung im September 2007 bereits Doppelplatin einkassiert. Das ist auch gut so, denn die Aufnahmekosten zu
diesem Album übersteigen sogar diejenigen des Vorgängers. Nightwish touren danach praktisch ununterbrochen über ein Jahr lang um die Welt und beginnen dann mit den Aufnahmen zu „Imaginaerum“, einem Mammutprojekt, das nicht nur in Form eines Albums, sondern auch als Fantasy-Spielfilm erscheint. Die Erscheinungsdaten der beiden zusammengehörenden Projekte liegen ein Jahr auseinander, was die Arbeit an diesem Riesen verdeutlicht. Vor der Veröffentlichung des Filmes Ende 2012 wiederholt sich die Historie ein weiteres Mal: Anette Olzon wird ohne ihr Wissen während der laufenden Tour aus der Band entfernt und durch Floor Jansen ersetzt, die seit 2013 als feste Sängerin gilt. Mit Floor Jansen haben Nightwish eine exzellente und hübsche Sängerin an Bord geholt, die nicht nur sämtliches Songmaterial der Vergangenheit beherrscht, sondern neben ihrer klassischen, opernhaften Stimme auch über ein ordentliches Reibeisen verfügt. Das kommt Mastermind Holopainen zu gute, denn wenn er über einem neuen Album brütet, hat er meist bereits sämtliche Songs fixfertig in seinem Kopf. Dass sich bei den Proben und Aufnahmen dann noch einiges verändert, gehört zum Prozess dazu. Um nun „Endless Forms Most Beautiful“ in die richtige Form zu kneten, zog sich die gesamte Mannschaft in die finnische Einöde zurück, in ein kleines Häuschen mit nichts als Gegend um sich herum, um sich vollkommen auf das Komponieren und Arrangieren des Werkes konzentrieren zu können. Die Tatsache, dass Holopainen ein unermüdlicher und perfektionistischer Songwriter ist, der seine Ideen und Inspirationen in Geschichten und Klänge umwandelt, bedeutet, dass Nightwish sein Kind ist. Hoch anzurechnen sind der Band dabei die bedingungslose Treue und das Vertrauen, dass sie dem Komponisten zugestehen und sich in teilweise unabsehbare finanzielle Abenteuer begeben. So sind die Aufnahmekosten von „Dark Passion Play“ komplett von der Band getragen worden, was beweist, wie viel Vertrauen die anderen Musiker ihrem Chef gegenüber besitzen. Das beruht allerdings auch auf Gegenseitigkeit, denn in Stein gemeisselt sind Holopainens Songs nicht. Während der Proben bringen alle Musiker, auch Floor Jansen, ihre Ideen mit ein, womit der Song meist noch andere Strukturen bekommt. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn Nightwish haben sich nicht umsonst als eine der besten Bands in ihrem Genre etabliert. Ihre Musik trifft die Sehnsucht nach Geschichten und Erzählungen bei ihren Fans und die dazugehörende epische Musik zielt mitten ins Emotionszentrum. Gelernt hat Holopainen das nicht nur in seiner Kindheit im Musikunterricht, sondern vor allem von seinen Vorbildern, den Filmmusikern wie Hans Zimmer. In den Phasen, in denen er ein Album schreibt, steht er nicht nur zu nachtschlafender Zeit auf, sondern komponiert so lange, bis er zufrieden und fertig mit dem Produkt ist. Danach braucht er allerdings wieder einige Zeit, bis sich seine Batterien aufgeladen haben, und er keine neuen Songs mehr schreiben kann und will. Die ganze Band bezeichnet die Aufnahmen zu „Endless Forms Most Beatuiful“ als sehr entspannt und ausnahmslos alle Bandmitglieder sind mehr als froh mit diesem nunmehr achten Studioalbum. Niederländerin Floor Jansen (After Forever) äussert sich ebenfalls durchwegs positiv über die Zusammenarbeit mit ihren finnischen Kollegen. Nicht nur das Umfeld, die Lage des Studios und die Landschaft haben ihr geholfen, neue gesangliche Wege zu gehen. Die Art und Weise, wie Holopainen sie zu Experimenten verhilft und sie zu neuen Höchstleistungen anspornt, ist für sie eine willkommene Herausforderung. Und damit geht die schöne Amazone noch einen Schritt weiter, denn sie sagt, dass „Endless Forms Most Beautiful“ das erste Album ist, auf dem sie singt, ohne es mitkomponiert zu haben, und sie sehr stolz darauf ist. Auf Youtube gibt es übrigens ein mehrteiliges und empfehlenswertes „Making Of“ zu „Endless Forms Most Beautiful“ und mit „Elan“ ist seit einiger Zeit auch das erste Video zu sehen. Nightwish Fans werden nach dem Hören des neuen Werkes ebenfalls merken, dass die Band wieder näher zusammengerückt und Floor Jansen ein Sechser im Lotto ist. Optisch eine Amazone, bringt die Niederländerin den Sonnenschein in die Band, der eine Weile lang im finnischen Winter verloren gegangen ist.
LIVE 28. November 2015 Basel, St. Jakobshalle
7
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative KID ROCK First Kiss Warner
THE QUIREBOYS St. Cecilia & The Gypsy Soul Off Yer Rocka Rec./Soulfood
hh. Ein fettes Paket haben die britischen Rocker hier geschnürt. Neben dem neuen regulären Album gibt es als Zugabe eine Neuauflage des 2009er Albums „Halfpenny Dancer“ sowie zwei Live-CDs, Mitschnitte aus der „Halfpenny Dancer“ Live Show von 2010. Gute Sache, denn das vorwiegend akustisch gehaltene neue Studio-Album knüpft musikalisch an das grossartige „Halfpenny Dancer“ Album an. Auffallend ist vom ersten Ton an die schöne Produktion von Martin Eklund (zusammen mit den Quireboys). Wunderbar transparent und warm kommt der Sound aus den Lautsprechern, etwas, das einigen früheren QuireboysPlatten ja leider abgeht. Auch Spike's Gesang erfährt hier eine massive Aufwertung. Hatte man zuletzt das Gefühl, dass der charismatische Frontmann stimmlich in den letzten Zügen liegt und sich nur noch mit Mühe und Not durch die Songs krächzte (obwohl auch das noch einen gewissen Reiz hatte, wie auf „100% Pure Frankie Miller“), zeigt sich der Mann hier wie durch den Jungbrunnen gezogen. Trotz des überwiegend ruhigen Vortrags präsentiert sich Spike kraftvoll und veredelt die durchweg schönen Songs mit gefühlvollen Melodien und Hooklines. Wobei natürlich immer zu sagen ist: Entweder man mag seine spezielle Stimmfarbe oder eben nicht. Aber Fans der Quireboys bzw. von Spike bekommen den Mann hier in bester Form. Was man auch in gleicher Weise von seinen Mitstreitern Paul Guerin, Guy Griffin und Keith Weir behaupten muss. Sie spielen ausnahmslos höchst songdienlich und setzen im vorwiegend akustischen Gewand des Albums auch traditionelle britische Folkinstrumente ein, was den musikalischen Brückenschlag zum „Halfpenny Dancer“ verdeutlicht. Offenbar hat der abgelegene Aufnahmeort irgendwo im schwedischen Outback, wo es ausser dem Studio praktisch nichts gab, die Jungs zu dieser kreativen Grosstat geleitet und sie in allerbestem Groove zusammengeschweist. Tolles Album, schöne Songs, entspannte Atmosphäre – ein Genuss für alle Quireboys-Fans. Und speziell im Paket mit den erwähnten drei anderen CDs gibt es nichts anderes zu sagen als: PFLICHTKAUF!
8
hh. Mit „First Kiss“ geht Kid Rock seinen vor einigen Jahren eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Und das heisst: ein Mix aus Heartland- und Country-Rock mit Blues-Ingredienzen. Inzwischen ist der Chicago-Rocker ein Experte in diesem Stil, was den 10 neuen Songs durchweg anzuhören ist. Die Tracks kommen entspannt und laid-back aus den Boxen und vermitteln dem Hörer einen hohen Wohlfühlcharakter. Die entspannte und warme Atmosphäre der Songs wird durch die intime Produktion hervorragend unterstützt, für die der Meister gleich selbst verantwortlich zeichnet, wobei er sich bei den Songs „First Kiss“ und „Drinking Beer With Dad“ von Dann Huff (Giant, White Heart) unterstützen liess. Ausserdem übernahm Kid Rock neben dem Gesang auch die akustischen Gitarren, Drums , Percussion und Drum-Programmierungen. Rock's Sidekick Marlon Young liefert dazu einmal mehr herausragende Gitarrenarbeit. „First Kiss“ ist in seiner Gesamtheit ein stimmiges Werk, dem nie der rote Faden verloren geht und das praktisch ohne Schwachstellen auskommt. Obwohl die Konkurrenz in diesem musikalischen Genre recht gross ist, läuft Kid Rock keine Gefahr unterzugehen. Der Mann hat durch seine Persönlichkeit und Ausstrahlung die Nase vorn, punktet besonders mit seinem ausgeprägten, schrägen Humor und ist sich nie zu schade, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Allein das Cover und seine darauf abgebildeten Pink Boots lassen da schon mal keinen Zweifel aufkommen. Ob das in den USA allerdings den eher humorlosen und traditionsbewussten Heartlandrockfans zusagt, bleibt abzuwarten. Wird Kid Rock aber auch nicht gross stören, der Mann weiss was er will und genau das macht er auch. Und er macht es gut. Somit ist das neue Album eine Empfehlung an all diejenigen, die schon sein letztes Werk „Rebel Soul“ lieben, sowie an alle, denen Musik von Bob Seger oder John Mellencamp etwas bedeutet. MOTHER'S FINEST Goody 2 Shoes & The Filthy Beats Steamhammer/SPV/MV hug. Nun ja. Mother's Finest spielten vor fünf oder sechs (oder sieben?) Jahren in Luzern in einem mittelgrossen Club, und es kamen so wenig Leute, dass das Konzert auch beim Veranstalter zu Hause in der Stube Platz gehabt hätte. Auch wenn sich die Band damals redlich Mühe gab, mit «Baby Love» und «Mickey's Monkey» die guten alten, um nicht zu sagen: spektakulären Zeiten wieder aufleben zu lassen, war doch schon von vornherein klar, dass die Luft mehr als raus war. Jetzt erscheint ein
neues Album, und die ersten drei Songs lösen tatsächlich den Ansatz eines respekterfüllten Kopfnickens aus: Ja, klingt wie Mother's Finest, wenn auch in Light-Form. «Cling To The Cross», Song Nummer vier, bluesrockt sogar richtig gut. Aber dann gehen die Songs und mit ihnen die Aufmerksamkeitskurve wie erwartet dermassen den Bach runter, dass man sich fragt: Warum geben die nicht einfach auf? In allen Ehren, liebe Band: Wir lieben euch auf ewig für eure Platten aus den 70ern und 80ern – aber «Goody 2 Shoes & The Filthy Beats» lässt euer eigenes Andenken verblassen. Zumal das neunminütige LiveMedley als Platzfüller am Ende des Album umso deutlicher macht, dass euch die Ideen schon ewig lange ausgegangen sind.
MARINA & THE DIAMONDS Froot Warner ns. Popsternchen Marina Diamandis pfeffert diesen Frühling ihre dritte Platte «Froot» aus der Kanone. Gemäss nicht ganz fehlerfreiem Albumtitel erwarten uns hier zuckersüsse, discotaugliche Momente («Blue», «Froot»), die gerne mit rotem Schmollmund à la Katy Perry vorgetragen werden wollen. Das Album zeichnet sich durch eingängige Nummern aus, die alle mit dem Potiential gesegnet sind, hoch oben in die Chartlisten einsteigen zu können. Attraktiv wird die Platte für achtziger Jahre Synthpop-Anhänger durch die Kooperation mit Jason Cooper, dem Drummer von The Cure. Die melancholischeren Nummern wie «Happy» und «Solitaire» erinnern hingegen an den ätherischen Endzeit-Pop von Lana Del Reys letzter Platte «Ultraviolence». Obwohl jeder Song in sich so einiges raushaut, fehlt es am entscheidenden Bindeglied, das die einzelnen Stücke wie Leim zusammenhält. Obwohl sich Marina & the Diamonds auf grossem Fuss bewegt, muss sie sich noch ihre Nische auf dem Musikmarkt schaffen. Dieser Herausforderung ist sie sich gänzlich bewusst, wie es sich im Interview mit The Guardian herauskristallisiert: «People don't know who I am and so as an artist that's really frustrating because your whole aim is for people to understand what you're trying to express.» Ohne Frage wird der Erfolg mit «Froot» kommen und reinhören lohnt sich allemal. GESCHWISTA Kopfhörer auf, get funky! www.geschwista.com hug. Das Werk des in Berlin lebenden, aus Schaffhausen stammenden Minimalelektronikers Oliver Schmid klingt wie Post-DDRComputer-Sperenzchen, und das müssen wir uns folgendermassen vorstellen: Die Mauer fällt,
Ostdeutschland und Westdeutschland sind endlich wieder frei, und ein Ostberliner, des Orgelspiels kundig, geht nach Westberlin, trifft dort einen Westmusikproduzenten, und der zeigt ihm all seine schönen Maschinen in seinem schönen Musikstudio. Probiers ruhig aus, sagt der Westler, und zaghaft, zwischen Einschüchterung und Neugier, drückt der Ostler ein paar Melodien. Komm, sagt der Westler nach 7 Tracks, ich leg dir mal einen feinen Groove rein, probier das mal aus. Und so spielt der Ostler zehn instrumentale Tracks beim Westler ein, in warm klingenden Tönen und freundlichen Melodien und harmlosen Beats. Und natürlich hat da niemand die Welt neu erfunden. Aber es ist schön, sind West- und Ostdeutschland wiedervereint.
XAVIER RUDD & THE UNITED NATIONS Nanna Nettwerk/Musikvertrieb hug. Der Australier mit dem irritierend tiefen Verständnis von Blues und befreiten Surferseelen ist seit seinem esoterischen letzten Album «Spirit Bird» in der Welt herumgereist und hat mit einigen Leuten, die er dabei kennengelernt hat, eine neue Band gegründet: die United Nations mit Vertretern von Samoa, Südafrika, Papua Neuguinea, Deutschland und natürlich Australien. Der Konsens dieser Musiker ist der Reggae, die Ausführung aber bricht die Grenzen des Reggaes immer wieder auf oder besser: sie werden untergaben mit Psychedelic, Ethno und Blues. Produzent Errol Brown hielt in den Tuff-Gong-Studios alles mit einem klaren BobMarley-Touch zusammen, und am Ende sind 13 Songs entstanden, die gleichermassen heiter und weltverbessernd sind (freedom und so) und wie immer durch Xavier Rudds unglaubliche Musiktiefe getragen werden. Dieser singende Surfer ist einfach grossartig.
KING AUTOMATIC Lorraine Exotica Voodoo Rhythm hug. King Automatic aus Frankreich und seine One Man Concert Band ist definitiv einer der lustigeren Alleinunterhalter, auch in Anbetracht des Umstands, dass Einmann-
bands sowieso randvoll mit Humor sein müssen, um überhaupt auszuhalten, was Einmannbands halt so tun: rumkesseln. Unser Freund spielt Gitarren, Keyboards, Schlagzeug und Percussion, Maul- und Handorgel, und natürlich singt er auch. Auf seinem vierten Album erreicht er eine neue Höhe von gleichzeitiger Anwendung aller Instrumente, was seine Musik tatsächlich zu einer Band-Musik anwachsen lässt. «Lorraine Exotica» ist eigentlich das Ergebnis seiner Reisen und Touren vor allem durch die Ukraine (seine Grosseltern sind von dort) und Spanien, es hört sich aber eher an, als hätte er Fusel trinkend und zu lausigem Mambo tanzend die Karibik verunsichert und auf dem Weg zum Inselparadies in New Yorker Hinterhöfen gehinterhöfelt. Sehr charmant, sehr lustig, sehr vielseitig. Für Fans von Einmannorchestern sowieso unabdingbar, aber auch für Freunde von freundlichen Querdenkern ein chlotterig-schönes Rumpelwerk in Englisch und Französisch.
MARMOZETS The Weird And Wonderful Roadrunner/Warner mh. Zwei Brüder und nochmals zwei Brüder mit deren Schwester, das sind Marmozets aus Bingley in England. Alle fünf haben sich schon immer mehr für die Musik als für die Schule oder einen Job interessiert. Seit 2011 musizieren sie bereits unter dem Marmozets-Banner und hatten eigentlich nie einen Plan B. Die Mühen scheinen sich gelohnt zu haben, immerhin haben sie das Interesse von Roadrunner Records geweckt. Mit einem Label im Rücken kann jetzt also die Welt erobert werden. Ob das gelingt? Die Chancen stehen gut, denn ihr Debut-Album „The Weird And Wonderful“ haut rein wie Moonshine! „Born Young And Free“ eröffnet die Scheibe schon mal mit ordentlich Druck, rotzig, dreckig und aufmüpfig. Mit einem poppigen Riff startet dann „Why Do You Hate Me“. Die Sängerin Becca Macintyre glänzt hier mit dem Spektrum ihrer Stimme, sie scheint sich zum Teil regelrecht ihre Dämonen rauszuschreien, dann aber wirkt sie wieder gefühlvoll und verletzlich. „Particles“ müsste dann unbedingt auch angespielt werden, ein grossartig inszenierter und abwechslungsreicher Song.
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative
Kolumne Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie von Christian Hug
Tief gefallen Wenn sogar bei der grossen Madonna vor dem Release ihres neuen Albums unfertige Songs ins Netz geleakt werden, dann ist das sehr bedenklich, weil man doch annehmen könnte, dass bei einer Gigantin wie ihr das Sicherheitsnetz entsprechend gross ist. Aber das nur nebenbei. Viel wesentlicher scheint mir die Tatsache, dass Madonna grandios reagierte und trotz ihrer Grösse innerhalb einer Woche die geleakten Songs fertig gemixt und regulär veröffentlichte. Aber irgendwie schien das keine Rolle zu spielen. Denn als Madonna an den Brit Awards ausrutschte und hinfiel, wurde darüber wesentlich mehr berichtet als über die neuen Songs. Und nein: Es ist kein Ruhmesblatt für die Journalisten und es spricht auch nicht für die Grösse von Madonna, dass von der letzten BritAward-Verleihung nicht mehr im Gedächtnis bleibt als ein unbedeutend lächerlicher Sturz. Die dümmsten Schlagzeilenerfinder schlagzeilten denn auch: «Der tiefe Fall der Madonna». Miserable Aussichten auf die Art und Weise, wie das bevorstehende neue Album aufgenommen werden würde. Und siehe da: Die meisten Plattenbesprecher sehen mit «Rebel Heart» das Ende von Madonna gekommen. Ihr Argument: Dass da nichts Stilprägendes und nichts Revolutionäres und nichts Provozierendes mehr sei, wie es früher mal war. Freilich überlegen sich die Rezensenten nicht, was denn in der heutigen Zeit, wo sogar das Schlagwort 2.0 bereits veraltet ist, noch stilprägend, revolutionär und/oder provozierend sein könnte. Und verkennen die Tatsache, dass Madonna auf «Rebel Heart» nicht zum ersten Mal, aber deutlich über sich selber reflektiert. Und das, liebe Facebookliker und Instagramposter, das ist heutzutage wirklich revolutionär. Und freilich sind bei der Rezeption von «Rebel Heart» viele weitere Fehler unterlaufen. Zum Beispiel bei SRF3, wo verkündet wird, dass das neue Album zwar besser sei als die letzten drei, aber nicht stilprägend, revolutionär und/oder provozierend, und deshalb «durchfällt». Derweil es niemandem aufzufallen scheint, dass sämtliche potentiellen Thronfolgerinnen von Madonna inzwischen kläglich kapituliert haben: Lady Gaga? Ideenleer. Katy Perry? Kinderstar. M.I.A.? Das war bloss ein Mittelfinger. Nicki Minaj? Packts nicht. Rita Ora? Who the fuck. Und dann steht in der Zeitung: «Miley Cirus provoziert mit Achselhaaren». Ist es das, was die Presse meint mit stilprägend, revolutionär und/oder provozierend? Ha ha! Na dann gute Nacht! Im übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.
10
Ziemlich kitschig beginnt das balladeske „Cry“, bäumt sich dann langsam auf und wird etwas härter und dramatischer, kippt dann aber fast in eine Disney-Soundtrack-mässige Spur. Zu viel Zucker hier. Zum Glück haben aber die restlichen Songs dann wieder mehr Zupf und kommen ohne Zuckerglasur aus. Das Highlight der Scheibe wäre dann „Love You Good“, ein energiegeladener Song, der verdammt viel Stimmung und gute Laune macht. Wer bei diesem Song sitzenbleiben kann ist vermutlich Helene-Fischer-Fan, taub oder tot. Zwischen Dead Sara, Flyleaf und In This Moment passen Marmozets perfekt in die Sammlung. Fazit: wenn die Band live genau so überzeugen kann wie auf CD, dann sollten die Türen nach oben offen stehen.
KYLE GASS BAND Kyle Gass Band Steamhammer/ Musikvertrieb mh. Dem geneigten MusikConnaisseur dürfte der Name Kyle Gass bereits ein Begriff sein, hat er doch mit seiner Hauptband Tenacious D bereits so ziemlich den ganzen Erdball bereist, bemusiziert und beglückt. Neben Tenacious D war Gass von 2002 bis 2011 in der Band Trainwreck aktiv und hat nach deren Ende die Kyle Gass Band ins Leben gerufen. Mit an Bord ist auch der Trainwreck-Gitarrist John Konesky. Hinter dem Mikrofon steht Mike Bray, der den Tenacious DFans auch als deren Opening-Act Sasquatch bekannt sein dürfte. Komplettiert wird die Band vom Bassisten Jason Keene und Tim Spier an den Drums. Produziert wurde dieses selbstbetitelte DebutAlbum vom Ex-Trainwreck und ExFilter Bassisten John Spiker. Die Band selber beschreibt ihre Stilrichtung so: „Good-Time Rock'n'Roll richtig gemacht, mit unglaublichen Harmonien, ungeheurergrossartige Gitarren und einer kleinen Prise Flöte“. Während bei Tenacious D den komödiantischen Talenten von den beiden Protagonisten eine grosse Plattform geboten wird und oft in den Songs oder dazwischen gesprochen wird, haben wir es hier, bei der Kyle Gass Band, mit einem richtigen Album zu tun, das nicht auf Sprechparts angewiesen ist. Ganz klar, weit von Tenacious D entfernt ist die Musik und vor allem der Humor in der Kyle Gass Band nicht. Der mit vielen Augenzwinker versehene Opener „Manchild“ oder vor allem „Bro Ho“, ein starker Song bzw. eine Liebeserklärung, wenn man so will, an die perfekte Frau, die Pneus wechseln und Feuer machen kann, MacGyver guckt und gleichzeitig in einem Abendkleid gut aussieht und die Wäsche macht. Herrlich. Soundtechnisch bewegen wir uns auf sehr
hohem Niveau, man sollte sich da nicht von den teils witzigen Texten fehlleiten lassen. Manchmal, wie im Song „Dyin' Day“, erinnert der Sound mit der Stimme von Mike Bray ganz gewaltig an Chris Cornell und dessen Audioslave. Ein Tipp zum anspielen ist der etwas gefühlvollere, ernstere Song „Tremendous“ mit filigraner Gitarren-Virtuosität. Fazit: Kyle Gass muss sich mit dieser Band keines Falles hinter Jack Black verstecken. Im Gegenteil.
FAIRYTALE Forest Of Summer Magic Mile Music rp. Der erste Eindruck ist zum Glück nicht immer der abschliessende. Das CD-Cover der deutschen Neo-Folk-Band Fairytale sieht aus, als wäre es für die Billig-CD-Abteilung der Esoterik-Ecke irgendeiner Kaufhauskette entworfen worden: Kitschige Farben, entrückte Feen. Zum Glück gibt es immer noch den zweiten Eindruck. Die Musik auf dem Debüt der Band um Sängerin Laura Isabel beschert dem geneigten Hörer nämlich einige schöne Momente. Ihr wohlklingender NeoFolk will entspannen, entführen und berühren. Gerade «Feel My Prayer» vermittelt die vielfältigen Qualitäten von Fairytale aufs Beste. Feingliederiger betörender Gesang, wunderbare Instrumentalpassagen, entrückter Harmoniegesang, pure Lebensfreude und poetische Elemente machen aus besagtem Track eine Wohltat für die Seele. Auflegen, Augen schliessen und entspannen.
SAY LOU LOU Lucid Dreaming À Deux / Cosmos Music kw. Mit “Lucid Dreaming“ wird man in eine Welt versetzt, die ausschliesslich aus Karamell und Schokolade besteht. Die zwei Frauen hauchen in fast schon französischer Manier ins Mikrofon, obwohl sie weit weg vom ideologischen „savoir vivre“ aufgewachsen sind. Die schwedisch australischen Schwestern machen einen unverkennbaren Electro-Pop. Der Hörer wird in Watte gepackt. Das Debutalbum klingt süss und durch die elektronischen Elemente oft fern vom Altbekannten. Es geht eigentlich schon in Richtung Kitsch, aber das macht nichts, da es nicht nach billigem Mainstream Pop klingt. Es hat alles seinen Charme. Mit dieser Musik werden gleichwohl Erinnerungen an Lana Del Rey wach. Nur ist Say Lou Lou viel verspielter und lebt die Melancholie nicht so drastisch aus. Unter “Games For Girls“ kann man sich kokettierende Schulmäd-
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS chen vorstellen. Unterstützt werden sie von einem widerspenstigen Xylophon und von repetitiven, aufeinander schichtenden Electrobeats als Gerüst. Bei “Angels (Above Me)“ geht es ruhiger zu und her, packt aber dann den Hörer mit einem strahlenden Refrain. Die einzige Gefahr besteht, dass diese gezuckerten Traumwelten vielleicht bald zum Hals heraushängen. Dennoch, wer verzichtet schon freiwillig auf den Eintritt in eine Welt aus Karamell und Schokolade?
THE WHITE BIRCH The Weight Of Spring Glitterhouse Records rp. Neun Jahre nach ihrer Auflösung und 10 Jahre nach ihrem letzten Album «Come Up For Air» kehren die norwegischen The White Birch zurück. Das ehemalige Trio besteht auf «The Weight Of Spring» nur noch aus Ola Fløttum, der neben dem Gesang auch einen Grossteil der Instrumente beisteuert. The White Birch (Nimmt Bezug auf das gleichnamige Album von Codeine) waren ja ursprünglich sein Projekt. Die zwölf neuen Tracks knüpfen nicht direkt dort an, wo die aus Oslo stammende Band aufgehört hatte. Vielmehr
Pally’s kurz und knapp THE CHERRY WAVE - Avalancher Soundwände erheben sich. Feedback, Lärm, Dissonanzen. Die aus Glasgow stammenden Cherry Wave haben sich die die frühen Jesus and Mary Chain verinnerlicht, aber nicht nur. Auch Noiserock ist ihr Ding. Die Stimme immer schön in den Hintergrund gemischt, wie sich das gehört. Verblasen. Dunkle Atmosphäre. Erdrücken. Unbarmherzig. Am Ende bleibt ein Flirren, Dröhnen und das Gefühl von einer Soundlawine überrollt worden zu sein. WE ARE THE CITY - Violent Gewalt, mehr im Sinne von Intensität, musikalischer Eindringlichkeit. Die kanadischen We Are The City liefern auf ihrem Zweitling «Violent» Indierock, der einem nicht kalt lässt, das ist sicher. Vorwärts treibendes Schlagzeug, hypnotische Soundwände, rhythmische Verspieltheit und Vertrackheit, himmlische Stimmen gepaart mit einer erfrischenden Experimentierfreude und Unberechenbarkeit. Und gut ins Ohr gehen die zehn Songs auch noch. So muss moderner Indierock klingen, definitiv. SCOTT MATTHEW - This Here Defeat Der Amerikaner Scott Matthew schreibt im Presseblatt zu seinem neuen Album «This Here Defeat»: «Mein Herz war mir mal wieder gebrochen worden, und ich sann darüber nach: Will ich wirklich weiter der Typ sein, der Musik stets zur Verarbeitung seiner Liebesenttäuschungen nutzen wird?» Wie ein Zeichen von oben verlor er kurz darauf seine Stimme und er erkannte, wie sehr er liebte, was er tat. Und so macht Matthew auf seinem fünften Werk weiter, wo er aufgehört hatte: Nämlich mit tiefgreifenden, melancholischen, schleppenden aber auch poetischen
Indiepop und –folk-Songs, in denen er sein Innerstes nach aussen kehrt. Berührt jedes Mal wieder aufs Neue. CARNIVAL YOUTH - No Clouds Allowed Der Titel des Debüts der lettischen Band Carnival Youth hat schon etwas Passendes. Trübsal verbreitende Wolken gibt es unter den elf Songs fast nicht, leise Momente aber schon. Songs wie «Octopus» , getragen von der markanten Stimme von Gitarrist und Sänger Edgars Kaupers klingen (Indie)-poppig verspielt, stampfend spassig und auch mal knarzig tanzbar. Auf jeden Fall verbreitet «No Clouds Allowed» gute Laune. THE JUKE JOINT PIMPS - Boogie Pimps Merken würde man es nicht. The Juke Joint Pimps mit ihrer knarzigen, rauen und auch mal tanzbaren Mischung aus Blues, GrossstadtGospel und Blues-Punk kommen nicht etwa aus Good Old America, sondern aus Köln. Wenn die Bluesharp weint, die Gitarre rattert und der Mann am Mikro fordert «Let's Do The Hippie Dance» ist die Blues-Welt nicht nur in Köln in Ordnung. MATTHEW E. WHITE - Fresh Blood «Fresh Blood» ist das Nachfolgealbum des gefeierten Debüts des amerikanischen Produzenten, Sessionmusikers und Arrangeurs Matthew E. White. Die zehn Songs knüpfen dort an, wo «Big Inner» aufgehört hatte: Wunderbar eindringliche Soul-Songs, die sich in den frühen Siebzigerjahren Zuhause fühlen. Einmal mehr beschäftigt White sich mit den grossen Themen des Lebens: Liebe, Tod, Religion. Doch dringt er auf «Fresh Blood» tiefer. Im Presseblatt schreibt er, dass seine Texte mehr als nur Transportmittel für erinnerungswürdige Melodien sein sollen.
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Meilenstein der Rockgeschichte
MAX WEBSTER Max Webster (1976) Anthem Records ub. Faszinierend und fesselnd, kompromisslos am Mainstream vorbei, musikalisch auf einer eigenen Spur und schwer einzuordnen: Max Webster waren als schrille Vögel eine Institution in der Musikszene Torontos. Im Ausland blieb die Kultkapelle ein ewiger Geheimtipp. Das mag daran liegen, dass die ersten beiden Alben „Max Webster“ (1976) und „High Class In Borrowed Shoes“ (1977) in Europa nicht veröffentlicht wurden, trotz Rush-Management (Ray Danniels) und -Produzent (Terry Brown). Der anspruchsvolle Hardrock der humorvollen Freaks unterschied sich vom restlichen 70er-Hoser Rock aus Kanada. Ferner wurden skurrile Drag-Fummel zum Markenzeichen der schillernden Musiker. Der spindeldürre Bandleader Kim Mitchell (Gitarre und Gesang), inspiriert von Captain Beefheart und Frank Zappa, die immer einen Tick neben der Spur waren, trifft während eines Engagements in Griechenland seinen alten Freund Paul Woods (besser bekannt als chaotischer Lyriker Pye Dubois), der später als fünftes Mitglied von Max Webster den experimentellen Sound mit seiner schrägen Poesie beeinflusst und auch für Rush textet (z.B. "Tom Sawyer"). Zum Original-Lineup von 1973 gesellen sich ArchitekturStudent Terry Watkinson (Keyboards), der die Hülle des Erstlings mit den drei Blockheads gestaltet, Drummer Paul Kersey (1977 durch Gary McCracken ersetzt) sowie Mike Tilka, Bassist der Band Family At Macs und deren Song „Webster“, die als Idee für den neuen Bandnamen dienen. Die Zeit im Studio ist knapp, die Band unkonventionell und unerfahren, die Aufnahmen deshalb herausfordernd.
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Während der dominante Mitchell in bizarre Richtungen driftet, versucht Watkinson den Stil ins rechte zu Lot bringen. Das Endprodukt „Max Webster“ ist eine farbenreiche Rock-LP abseits ausgetretener Pfade. Den Auftakt macht das extravagante Stück „Hangover”, gefolgt vom fantastischen „Here Among The Cats“ (beide auch auf “Live Magnetic Air” von 1979 zu hören). Nach „Blowing The Blues Away“ und „Summer Turning Blue“ dann die überraschende Wendung: „Toronto Tontos“ ist mit wilder Orgel und absurdem Text ein verrückter Song, „Coming Off The Moon“ und „Only Your Nose Knows“ sind Webstertypische direkte Rocker. Das Album schliesst mit dem 7½minütigen Prog Rock-Jam „Lily“. Erst Monate später wird das kanadische Debüt 1977 auch in den USA unter dem Namen „Hangover“ herausgebracht. Daraufhin eröffnen Max Webster über 50 Shows für Rush. Für den grossen Durchbruch fehlt allein der entscheidende Hit. Doch Terry Browns Abgang ist schliesslich der Anfang vom Ende. 1980 folgt das fünfte und letzte Studioalbum „Universal Juveniles“. Nach der Band-Auflösung geht Watkinson zurück an die Uni und ist heute professioneller Künstler. Mitchell spielt alle paar Jahre ein Solo-Album ein und hat seit 10 Jahren eine hörenswerte Radio-Show auf Toronto's Rock Q107.
gab es Ereignisse, welche das Konzept der Melancholie weiter getrieben haben. «The Weight Of Spring» entstand in Erinnerung an seine verstorbene Mutter. Oftmals dominieren behutsame Piano-Tupfer, vielleicht etwas Streicher und ein wenig Gitarre, Schlagzeug und Bass. Die Musik will nicht aufdringlich sein, hält sich im Hintergrund. Es geht um Atmosphäre. Darüber gleitet die jetzt dunkel gefärbte Stimme von Ola Fløttum. Zu Zeiten von «Come Up For Air» bezeichnete er seine Musik zwar als melancholisch aber nicht depressiv. Hier tendiert sie aber mehr in die andere Richtung. Bloss im Titeltrack wird es durch den zusätzlichen Gesang von Ingrid Olava etwas lichter, heller. In den anderen Songs, in denen Frauen mitsingen, gelingt das nicht. Ebenso «Lantern» schert etwas aus dieser Tristesse aus. Das instrumental Finale wie auch der Text gibt Anlass zu Hoffnung und Neubeginn: «Sweet Mother Set Me Free. How Could I Ask For More?»
NADINE SHAH Fast Food Apollo Records/R&S Records rp. Auf ihrem Debüt «Love Your Dum And Mad» (2013) beschäftigte sich die Engländerin mit pakistanisch-norwegischen Wurzeln mit der Angst. In einem Interview meinte sie: «Ich will mit meiner Musik aufrütteln. In erster Linie geht es mir um den Umgang mit Ängsten. Viele Menschen leiden unter Ängsten. Doch niemand traut sich darüber zu sprechen. Meine Musik und meine Texte sollen diesen Menschen helfen.» Auf ihrem Zweitwerk beschäftigt sie das Thema Liebe. «Fast Food» ist ein Album über kurzlebige, intensive und komplizierte Liebesbeziehungen. Sie verwirft das romantische Ideal der perfekten Liebe. Natürlich ist Nadine Shah nicht die erste, die sich mit solchen Themen auseinandersetzt. Ihre musikalische Umsetzung lässt aber aufhorchen. Erneut zusammen mit Ben Hillier (Produzent von u.a. Depeche Mode, Blur, Doves) kreiert sie zehn Songs, die zum spannendsten in der momentanen Indierock-Welt gehören. Dabei scheint sie sich auf die Stärken von Siouxsie and the Banshees (Shahs Organ ähnelt zuweilen dem von Siouxsie Sioux) aber auch PJ Harvey zu besinnen. Oftmals erreicht sie mit wenigen Mitteln maximale Wirkung, wie zum Beispiel in «Divided» oder «Big Hands». Oder kreiert knisternde Gänsehaut wie in «Fool», das gerade musikalisch sehr nahe an Siouxsie and the
Banshees ist, und wie einer ihrer verschollen Songs klingt und dem pulsierenden «Washed Up». Unbedingt empfehlenswert!!
THE GRANITE SHORE Once More From The Top Occultation Recordings rp. The Granite Shore sind eine englischamerikanisch e Indie-Allstarband um Sänger, Mastermind und Komponist Nick Halliwell (The Gift, Distractions), Probyn Gregory (Brian Wilson, Wondermints), Phil Wilson (June Brides), Arash Torabi (June Brides, Distractions), Mike Kellie (Spooky Tooth, Only Ones, Distractions), Martin Bramah (The Fall, Blue Orchids, Factory star) und anderen. «Once More From The Top» ist einmal mehr der Beweis, dass viele Köche den Brei nicht immer verderben. Die zehn Songs wurden üppig orchestriert klingen aber in keiner Sekunde überladen. Songdienlich nennt man das wohl. Einige Songs strahlen eine gewisse Erhabenheit (z.B. «Artiste & Repertoire» oder «The Management») aus, andere klingen wegen Halliwells Stimme etwas gar nüchtern (z.B. «Fan Club Newsletter No. 44»). Irgendwie passt das aber immer zusammen. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass Nick Halliwell die Fäden als Produzent und Songwriter gut in Händen hielt und dafür sorgte, dass «Once More From The Top» wie aus einem Guss klingt aber auch damit, dass die Entstehung des Albums einige Jahre in Anspruch nahm. Britische Nüchternheit mit erhabenem Weitund Tiefblick.
RÄUBERZIVIL Tiefenschärfe SPV/Musikvertrieb em. Die Band um Heinz Rudolf Kunze, existiert seit zehn Jahren. Nun liegt das neuste Werk „Tiefenschärfe“ vor. Es beinhaltet zwei CDs, die vollgepackt sind mit Worten, die fast alles genau auf den Punkt bringen. Es wird nicht mehr als nötig gesagt, aber auch nichts weggelassen, das notwendig ist. Es wäre entwürdigend und wahrlich respektlos diese zwei CDs mit ihren 23 Liedern als Hintergrundmusik zu konsumieren. Es sind 23 Geschichten, 23 starke tiefgründige Texte, 23 deutsche Kunstwerke, die so grossartig, schlicht, emotional und genial sind, so dass andere deutsche
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS Künstler, die sich im Licht des augenblicklichen Trends sonnen, vor Neid erblassen sollten. Man muss sich einfach das Statement von Heinz Rudolf Kunze, auf die Frage, ob Künstler wie Herbert Grönemeyer noch zeitgemäss sind, zu Gemüte führen: „Nein, natürlich nicht. Zeitgemäss ist der deutsche Schlager. Wir dagegen machen etwas, mit dem man in Würde alt werden kann.“ Er, der mit Worten so intelligent jongliert, kritische Themen besingt ohne etwas zu beschönigen, aber den erhobenen Zeigefinger dennoch nicht benutzt. Diese Qualität überzeugt vom ersten bis zum letzten Song. Es sind überwiegend akustische Instrumente zu hören, die der Stimme von Heinz Rudolf Kunze und vor allem den Texten genügend Raum lassen. Räuberzivil beginnen mit „Robert Limpert“. Darin wird der deutsche Widerstandskämpfer Robert Limpert besungen, der in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hingerichtet wurde. An anderer Stelle wird auf unmissverständliche Weise die Sicht von Kunze auf die falsch verstandene Toleranz vertont. Der Konfliktpunkt zwischen Religion und Kultur, der gerade in Europa seine traurige Bilanz zieht, ist das Thema des Songs „Willkommen liebe Mörder“: „Willkommen liebe Mörder, fühlt euch wie Zuhause, nichts nehmen wir euch übel, Empörung? Nicht die Spur, ihr habt halt eine andere Umbringekultur.“. So eine Darbietung wird viele Menschen ärgern. Eine spitze Zunge und eine ebensolche Feder machen „Tiefenschärfe“ unter anderem aus. Es sind nicht nur diese radikalen und kompromisslosen Klänge, es sind auch die behutsamen (z.B. „Am Meer stehn“) und durchdachten Momente (z.B. „Ich möchte scheitern“), welche diese Doppel-CD zu etwas ganz Besonderem machen. Es würde den Rahmen sprengen auf jeden einzelnen Titel einzugehen. Fakt ist aber, dass hier ein wahres Meisterwerk deutscher Singer/Songwriter-Kunst vorliegt, das sich auf intelligente Weise, gehaltvoll und vielsagend in die Köpfe und ins Herz bohrt. Mal subtil („Ein Nichtsnutz sein“), mal schonungslos finster („Lügner“) oder heiter („Ich komme nicht aus Alabama“) aber immer gezielt und wohlüberlegt. Einfach Grandios!
HUGs Kurze DUTCH UNCLES - O Shudder (Memphis Industries/Musikvertrieb) Natürlich bleiben die Engländer mit dem lustigen Namen auch auf dem vierten Album ihrem ausgeklügelten, geschmeidigen Surrogat-Pop treu, und Sänger Duncan Wallis verzaubert einmal mehr mit seiner androgynschönen Stimme. Herrlich! TERAKAFT - Ténéré (Alone) (Outhere) Auf ihrem fünften Album sind die Tuareg-Blueser aus Mali nicht mehr so hoffnungsfroh wie einst, was nicht zu vermeiden ist, wenn man wie sie politische Texte singt und mit der bürgerkriegsähnlichen Situation in Mali zurechtkommen muss. Nichtsdestotrotz ist «Ténéré» poetisch schön und bezaubernd rhythmisch fliessend. Mastermind Diara spielte früher bei Tinariwen, und wer die mag, mag definitiv auch Terakaft. MARTINA EDOFF - Martina Edoff (MRM) Das soll Schwedens neue Rockröhre sein? Klingt allerhöchstens wie Joan Jett auf Disco. Und Joan Jett hat mit Rock nichts zu tun.
ZAM HELGA - Monster (cmm) Der Sänger von Helga Pictures meldet sich nach längerer Besinnungspause mit sehr reduzierten, quasi-ungepluggten Songs zurück, die gleichermassen schön und in den Texten so poetisch verkitscht sind, wie es manche Mittelalterfreunde gerne haben. SÖHNE MANNHEIMS Evoluzion – 20 Jahre (Söhne Mannheims/Musikvertrieb) 20 Jahre Söhne. Für Anfänger: Die Standart-Version mit den 12 besten Songs plus zwei neue Lieder. Für Die-Hards: Die Deluxe-Version mit Bonus-LiveCD und Bonus-Live-DVD. Ja ja, die können schon was. SAMPLER - An Electronic Adventure To AC/DC (CDR/Musikvertrieb) Eine Hommage an AC/DC in Form von Zusammenarbeiten von Elektrobands und Metalsängern. Wunderbare Idee. Aber mässige Ausführung. Ganz schlimm aber: Da sind die Krupps und KMFDM und Lemmy und Dee Snider und viele mehr dabei, aber keine Angaben, wer was mit wem gemacht hat. Was soll das?
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative CALEXICO Edge Of The Sun City Slang/Phonag
ALLISON MOORER Down To Believing Proper Records/H'Art hh. Die amerikanische Sängerin gilt trotz ihres Songs „A Soft Place To Fall“ aus dem Film „Der Pferdeflüsterer“, mit dem sie als „bester Song“ für einen Oscar nominiert wurde, in unseren Breitengraden immer noch als Geheimtipp. Das mag daran liegen, dass die ehemalige Gattin von Steve Earle zu Beginn ihrer Karriere im traditionellen Country angesiedelt war und sich erst vor einigen Jahren aufmachte, ihr musikalisches Spektrum ausserhalb der enggesteckten Nashville-Grenzen auszuloten. Klar, kann und will sie ihre Wurzeln gottlob nicht verleugnen, inzwischen integriert sie in ihren Sound jedoch zunehmend rockige, folkige und poppige Akzente. Das macht sie mit sehr viel Fingerspitzengefühl und bleibt dabei, besonders durch den Verzicht auf MainstreamAnbiederei (im Gegensatz zu beispielsweise Taylor Swift) immer authentisch. Dieses feine, sehr gut harmonierende Gemisch kommt auf ihrem neuen Album zur vollen Blüte. „Down To Believing“ ist ein wunderschönes Album, gespickt mit Songjuwelen der Extraklasse und fesselt von der ersten bis zur letzten Note. Moorer offenbart in den sehr persönlichen Texten tiefe Einblicke in ihr Seelenleben, die trotz tragischer Erlebnisse in ihrem Leben doch immer eine positive Einstellung vermitteln und nie in plumpen Gefühlsduseleien zu ersaufen drohen. Das alles funktioniert bei Moorer deshalb umso prächtiger, weil sie eben diese wunderschöne, berührende Stimme als Sahnehäubchen oben drauf setzt. In der Tat, Allison Moorer gehört zu den Sängerinnen, die allein mit ihrer Stimme grosse Stimmungen erzeugen können, den Hörer direkt ins Herz treffen und selbst in wütenden, rockigen Momenten („Mama Let The
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Wolf Out“) immer noch grosse Intimität aufweist. Zudem hat sie ein herausragendes Gespür für tolle Melodien und treffsichere Hooklines, die sich auf Anhieb mit grosser Nachhaltigkeit in den Gehörgängen festkrallen und ausnahmslos kitsch- und zuckergussfrei bleiben. Offenbar hat sie die gemeinsame Zeit mit ihrem ex-Gatten Steve Earle auch musikalisch geprägt, denn „Down To Believing“ ist nicht nur in der Nähe von Earle angesiedelt, sondern steht absolut gleichberechtigt neben den besten Werken von Steve Earle. Und das will etwas heissen! Bleibt noch anzufügen, dass die Produktion des Albums voll und ganz Moorer's musikalischer Leistung entspricht. Die beteiligten Musiker (leider waren darüber zum Zeitpunkt dieser Rezension keine näheren Informationen erhältlich) spielen ausnahmslos songdienlich und begeistern nicht nur durch hohe technische Kompetenz, sondern vor allem durch die Kunst des Reduzierens. Hier ist keine Note zuviel, aber auch keine zu wenig – eine absolut perfekte, auf den Punkt gebrachte Umsetzung von Moorer's Songs. Ebenso einfühlsam, warm und trotzdem mit den nötigen Ecken und Kanten kommt der Sound direkt und transparent aus den Boxen. Auf „Down To Believing“ stimmt wirklich alles, es ist ein kleines Meisterwerk mit grosser Wirkung und in diesem musikalischen Genre schon jetzt „Album des Jahres“. P.S. Die Ähnlichkeit in den ruhigeren Songs zu „unserer“ in diesem musikalischen Genre besten Sängerin Bettina Schelker ist verblüffend. Schon allein deshalb ist für alle Blackberry Brandies Fans „Down To Believing“ Pflichtkauf.
hug. «Wir haben immer schon Gäste eingeladen», sagt CalexicoKopf Joey Burns, «aber diesmal haben wir uns voll auf Zusammenarbeiten konzentriert.» Calexico, die unbestrittenen Meister des schwebenden Texmex-Americana, haben sich für ihr achtes Album für fast jeden Song auf neue Gäste eingelassen, neuen Konsens gesucht und die Ausweitung des, wenn man so sagen will: klassischen Calexico-Sounds gewagt. Und wenn eine Band wie Calexico so gestandene Genre-Freunde wie Sam Bam von Iron&Wine, Amparo Sanchez, Ben Bridwell von der Band of Horses oder Carla Morrison einladen, kann dabei eigentlich nur was Gutes rauskommen. Entsprechend der Vielfalt der Gäste klingen die 12 neuen Songs an andere Bands und Lieder an, mit denen man die Reichweite des Album eigentlich gut eingrenzen kann. Zum Beispiel in Vergleichen wie «die Neuerfindung der Nits mithilfe von Sombreros», «Texaspop mit Bläsersätzen» oder «Soundtrack zum schönsten Spaghettiwestern seit langem». Das achte Studioalbum ist griffiger als andere, aber nicht minder schön. Sagt man dem jetzt Ameripolitan?
MARTIN GORE MG Mute/Musikvertrieb hug. Vor drei Jahren hat sich Martin Gore, der ansonsten als Tastenmann von Depeche Mode grosse Stadien füllt, aber mit dieser Band höchstselten neue Musik veröffentlicht, mit dem ExDepeche-Mode-Mitglied und Erasure-Gründer Vince Clark zusammengetan und als VCMG das wunderbar knat-ternde, treibende Instrumen-talElektro-Album «Ssss» veröffentlicht. Ein Jahr später erschien dann «Delta Machine» von Depeche Mode, aber das beschäftigt Martin Gore zuwenig. Deshalb setzte er sich wieder vor seine Tasten und liess seinen Gefühlen freien Lauf. Entstanden sind dabei 16 Instrumentaltracks, die an Gores erste Solowerke «Counterfeit» in den Versio-nen
von 1989 und 2003 anknüpfen. Nur, dass die Synthie- und Compi-Atmosphären früher dichter und melodramatischer waren – oder zumindest dichter und melodramatischer in Erinnerung sind. Aber hey: Wer gerne saubere, schöne synthetische Klänge auskostet, kommt hier auf seine Rechnung. Und nur für den Fall: Gores Solomusik hat nichts mit derjenigen von Depeche Mode zu tun.
RUPERT HINE Unshy On The Skyline Best Of Esoteric Recordings rp. Rupert Hine ist wahrscheinlich am bekanntesten durch seine Arbeit als Produzent. Er arbeite-te neben vielen anderen mit Künstlern wie Tina Turner, Saga, Rush, Howard Jones, Underworld, Suzanne Vega, Chris de Burgh oder The Fixx zusammen. Seine eigene Musik ist, zu Unrecht, weniger be-kannt. 1965 veröffentlichte er die erste Single «The Sound Of Silence», erst sechs Jahre später sein erstes Album «Pick Up A Bone». Nach einem weiteren Werk, «Unfinished Picture» (1973), gründete er 1975 die Jazz- und Art-RockFormation Quantum Jump. 1981 veröffentlichte er mit «Immunity» wieder ein Album unter eigenem Namen. Besagtes Werk war auch sein erfolgreichstes. Genau hier knüpft «Unshy On The Skyline» an. Die Best-Of-CD, wobei dieser Begriff hier nicht unbedingt passend ist, gewährt bloss einen Überblick über «Immunity», «Waving Not Drowning» (1982) und «The Wildest Wish To Fly» (1983). Zugegebenermassen sind dies seine besten Alben. Der zeitlos interessante Synth-Pop offenbart ein grosses Mass an eigenwilligem Talent und Eigenständigkeit. Songs wie «Surface Tension», «Samsara» , «The Curious Kind», «Another Stranger», «The Wildest Wish to Fly», «No Yellow Heart» und «One Man's Poison» verbinden gekonnt pulsierende Rhythmen, maschinelle Untertöne, die charakteristisch, leicht verfremdete und unterkühlte Stimme von Hine, elektronische Soundteppiche und einen Schuss Poesie mit Popappeal. Elektrisierend.
Blues/Soul/World REVIEWS SEASICK STEVE Sonic Soul Surfer Caroline/Universal hh. Album #7 des amerikanischen Blues-Hobos birgt keine Überraschungen, beinhaltet aber alles, was wir an diesem inzwischen 74-Jährigen lieben. Und das ist der Blues in einer sperrigen, rumpelnden und sehr rudimentären Version – stripped to the bone! Der bärtige Steve ist natürlich wieder mit seinen selbstgebauten Instrumenten unterwegs und lässt sich ebenfalls wieder von seinem langjährigen Kumpel Dan Magnusson an den Drums unterstützen. Wobei hier einmal gesagt werden muss, dass Magnusson für Seasick Steve ein echter Glücksgriff ist, er passt sich dem erdigen, rohen Blues seines Chefs perfekt an, liefert einen grundsoliden Beat und spielt mit mächtig Power. Die Songs sind, wie bereits erwähnt, auf Anhieb als Seasick Steve Nummern zu identifizieren und stehen den besten seiner bisherigen Karriere in nichts nach. Die Briten haben die Qualitäten des Bluesmanns schon seit längerem erkannt, seine Alben platzieren sich regelmässig in den Top 10 der offiziellen Charts. Und so ist es nicht erstaunlich und nur gerecht, dass „Sonic Soul Surfer“ direkt auf Platz 4 der UK-Charts einstieg. Damit ist eigentlich alles gesagt über das neue Album, aber fassen wir es zusammen: „Sonic Soul Surfer“ ist mal wieder echte Klasse. So und nur so muss echter Hobo-Blues klingen.
BLUES PILLS Blues Pills Live Nuclear Blast/Warner lg. Die Bluesrock-Truppe um die schwedische Sängerin Elin Larsson und den französischen Supergitarristen Dorrian Sorriaux ist im letzten Jahr nach nur
zwei EPs mit der erste LP richtig eingeschlagen und den Pfad zum Rockolymp weitergegangen. Die vorliegende erste Live-Scheibe (aufgenommen während des Headliner-Gigs am Freak Valley Festival in Deutschland 2014) präsentiert alle bisher relevanten Songs der Band in guter Soundqualität und zeigt, dass Blues Pills auch live eine Granate sind. Es empfiehlt sich für alle Fans hier schnell zuzugreifen, denn das Album ist limitiert. Soll heissen, es wird keine Nachpressungen geben wenn ausverkauft.
ROBBEN FORD Into The Sun Provogue/Musikvertrieb hh. Der amerikanische Ausnahmegitarrist legt ein neues Album vor, das keinen seiner Anhänger enttäuschen wird. In seiner langen Karriere hat sich der 1951 geborene Kalifornier einen ausgezeichneten Ruf als Saitenvirtuose erworben. Von seinen Diensten profitierten u.a. George Harrison, Joni Mitchell, B.B. King, Charlie Musselwhite und sogar Jazzgrössen wie Miles Davis oder Chick Corea. 1992 hatte er genug vom SessionMusiker-Dasein und besann sich auf seine Blueswurzeln, die er mit seiner Band The Blue Line auslebte. Seitdem bringt Ford regelmässig allerfeinste Bluesplatten mit erdigem Rockeinschlag heraus, die seinen Ruf, einer der besten Gitarristen in diesem Genre zu sein, nachhaltig untermauern. Diesen hervorragenden Ruf festigt er mit „Into The Sun“ auf eindrückliche Art und Weise. Als Gäste hat Ford u.a. Warren Haynes, Keb' Mo', Sonny Landreth, Tyler Bryant dabei. Ein schönes Album für
Freunde von swingendem, groovendem Bluesrock mit feinster Gitarrenarbeit.
JESPER MUNK Claim Warner Music ub. Mit seinem Debüt „For In My Way It Lies“ sorgte der ehemalige Strassenmusiker Jesper Munk 2013 für mächtige Furore. Die Medien schwärmten in den höchsten Tönen von der „einzigartigen Neuentdeckung“, die den Blues retten würde. Schnell wurden Vergleiche mit Jack White, The Black Keys und Gary Clark Jr. gezogen. Bald darauf spielte der Wunderknabe im Vorprogramm von Eric Burdon und Saint Lu. Ohne Frage ist der Münchner ein höchst interessantes Talent. Der DeutschDäne schreibt tiefschürfende, teils schwermütige und zeitlose Songs auf hohem Niveau. Mit dem Zweitwerk “Claim” ist ihm ein vielseitiges und leidenschaftliches Blues Album gelungen, das auf Anhieb keiner Kategorie zuordnenbar ist. Die Palette reicht von Rock (“Courage For Love”, “Smalltalk Gentlemen”), Post Punk (“Clean”, “White Picket Fence”) über Glam (“101 Proof”, “Reeperbahn”) bis hin zu Folk (“Cold Waters”) und Soul (“Morning Coffee”). Die Grundlage bleibt dabei der Blues. Fast so nackt wie das Original interpretiert Munk die Randy Newman-Beichte „Guilty“ grandios. Live eingespielt mit analogem Equipment aus den 50ern und 60ern, produziert in New York (Jon Spencer), Los Angeles (Mocky) und München (Sepalot), erreichen die Aufnahmen einen urwüchsigen und eigenwilligen Charakter: Knackige Gitarren, trockene Drums, Hall und Verzerrer auf den Vocals. Unterstützt wird Munk von Schlagzeuger Clemens Graf
Finck von Finckenstein (kurz CGFvF) und seinem Vater Rainer Germann am Bass. Mit „Claim“ ist Jesper Munk ein grosser, dem musikalischen Fast Food entgegengesetzter Wurf gelungen.
ROB TOGNONI The Lost Album Blues Boulevard ub. Der Mittfünfziger Rob Tognoni wurde als Sohn italienischer Einwanderer in Tasmanien geboren. Das Gitarrespielen half ihm einst, den frühen Unfalltod seines Vaters zu verarbeiten. Mitte der 70er-Jahre wurde er schliesslich vom Rock'n'Roll-Fieber gepackt, nachdem er AC/DC in Australien live erlebte. Landesweite Bekanntheit erlangte Tognoni erstmals als Gitarrist und Sänger der Outlaws. Der Tasmanische Teufel veröffentlichte zwischen 1996 und 2002 vier Solo-Alben über Provogue. Danach verliess er das Label um “Retro Shakin'” auf eigene Faust zu produzieren. Dabei spielte Tognoni sämtliche Instrumente selbst ein. Einem breiten Publikum war dieses Album jedoch nicht zugänglich, da es bis anhin nur bei Konzerten verkauft wurde. Nun macht Blues Boulevard die überarbeiteten Aufnahmen von damals unter dem neuen Titel „The Lost Album“ für alle zugänglich. Zweifellos ist Tognoni ein Meister der Klampfe. Treibende Powerakkorde erzielen einen unglaublichen Drive („For All Time”). Der federnde Rhythmus von „Comin' Home Tonight“ und „Four Season“ erinnert bisweilen an den Boogie Rock von Status Quo. Leider fehlt dem „verlorenen Album“ das BandFeeling, bedingt durch den monotonen und seelenlosen Drum-Automaten. Live mit Band ist Tognoni ab Mai 2015 auch in der Schweiz zu erleben.
Foto: Sandro Thaler
Die Letzten ihrer Art mh. Wer mit dem ersten Album bereits den ganz grossen Durchbruch geschafft hat, für den wird es in der Zukunft nicht unbedingt einfacher. The Darkness haben bereits viel durchgemacht. Aber sie sind noch immer hier. Und sie sind stärker und zuversichtlicher denn je. Wir haben uns mit dem Frontmann Justin Hawkins bei leckerem asiatischem Essen in St. Gallen über das neue Album „Last Of Our Kind“ (erscheint per 29. Mai 2015) unterhalten. Gleichzeitig haben wir ihm zum Drummer-Wechsel auf den Zahn gefühlt und haben herausgefunden, dass er anscheinend gewisse Ähnlichkeiten mit Johnny Depp und Charlie Harper hat. Der heutige 14. Februar scheint das perfekte Datum zu sein um mit dir ein Interview zu machen, weisst du warum? Weil es Valentins-Tag ist? Genau, denn du bist ja der Mann „who believes in a thing called love“… (lacht lauthals) Brillant. Das ist ein grossartiger Einstieg! Ich habe eine beängstigende Gewohnheit, denn ich nenne den Valentins-Tag jeweils Halloween. (lacht wieder) Ja, der Valentins-Tag kann teils bestimmt auch beängstigende Züge annehmen. Aber nicht euer neues Album. Ursprünglich wurde angekündigt, dass es „Cliffhanger“ heissen würde… Ja, wir mochten einfach das Wort. Wir mochten den SylvesterStallone-Einschnitt darin. Am Ende machte es dann aber doch keinen Sinn… „Last Of Our Kind“ heisst jetzt euer neues Album, bezieht sich das auf The Darkness? Seid ihr die Letzten eurer Art? Nein, eigentlich hat das keinen Bezug zur Band. Ich und mein Bruder Dan (der in der Band die Gitarre bedient) sind mit dem Film „Hawk The Slayer“ aufgewachsen und wir haben uns jeweils mit dem Charakter des Elfen identifiziert, denn dessen ganze Population wurde umgebracht und nur er hat als einziger seiner Art überlebt. Genau so fühlen sich Dan und ich. Es geht also nicht um The Darkness, denn ich glaube es gibt da draussen viele Bands, die so tönen wie The Darkness… Die sind einfach nicht so gut wie The Darkness. (lacht schelmisch) Wir sind vermutlich unter den Letzten unserer Art. Als wir das erste Mal auf der Bildoberfläche erschienen sind, waren wir noch viel einzigartiger, es war noch sehr unmodisch diese Art von RockMusik mit seiner glamourösen Seite zu machen. Ich glaube nach uns kamen dann aber noch weitere Bands, die zum Teil auch durch uns inspiriert wurden. Das neue Album tönt deutlich härter als eure früheren Werke. Ja, ich denke es klingt sehr kraftvoll. Beim letzten Album war das noch etwas anders. Wir kamen gerade wieder als Band zusammen, hatten kein Geld. Wir haben es an diversen Orten aufgenommen und der damalige Produzent Bob Ezrin musste dann alles irgendwie zusammenfügen. Was sehr teuer war, aber es war notwendig, damit es wie ein richtiges Album klingt. Diesmal war es super, dass wir mehr auf den Sound fokussieren konnten, da wir alles an einem Ort aufgenommen haben. Ihr habt das Album in Irland aufgenommen, richtig? Genau, wir haben einen Grossteil der Songs dort geschrieben und aufgenommen. Wir waren auf einer kleinen Insel mit dem Namen Valentia Island, wie Valentin. Das war ein wirklich spezieller Ort. Siehst du, schon wieder ein Link zum heutigen Valentins-Tag. Wow, stimmt. Es scheint irgendwie alles Sinn zu machen. Die erste Show, die wir machen werden um das neue Album zu promoten, wird auf dieser kleinen Insel sein, in einem winzigen Pub. Das wird grossartig. Und es erinnert mich an den Film „The Wicker Man“, worin ein Polizist auf einer kleinen schottischen Insel das Verschwinden eines Mädchens untersucht. Die Leute dort leben in einer seltsamen Gemeinschaft und die Insel im Film hat ihr eigenes Mikroklima durch den Golfstrom und all das, mit vielen exotischen Pflanzen und Schottland untypischem Wetter. Wie auf Valentia Island auch. Dort wurde sogar eine Szene für den neuen Star Wars-Film gedreht. Es gibt nämlich dort diese fantastischen Felsen, die aus dem Meer schiessen und im Star Wars-Film fliegen sie darüber hinweg. Man sagt es soll fast schon ein magischer Ort sein… Das ist es schon, ja. Nur schon wenn du morgens aufwachst und aus dem Fenster schaust und dann das Meer siehst, wie es gewaltig um die seltsamen Strukturen kracht. Es fühlt sich fast so an als ob man in einem Album-Cover von Roger Dean leben würde. (Dean hat unter anderem Fantasy-Covers gemacht für Uriah Heep, Yes, Asia und viele mehr, Anm. d. Red.) Und das inspiriert dich einfach schon. Denn du kannst hier nichts anderes
tun, du kannst nicht zu Starbucks gehen, du kannst keine Zeit vergeuden. Du bist einfach dort um Songs zu schreiben. Der Song „Mighty Wings“ startet mit einem 80er-Jahremässigen Synthesizer-Sound und transformiert sich dann in ein richtiges Rock/Metal-Riff hinein… Ja, es tönt fast schon wie ein Giorgio Moroder (italienischer Produzent und Komponist, er gilt als Erfinder der SynthesizerDisco-Musik, Anm. d. Red.). Wir dachten uns, es tönt so in etwa wie der Soundtrack zum Film Scarface, mit den schrecklichen Synthesizern. Aber eigentlich ist es gar kein Synthesizer, sondern eine Gitarre, deren Klang so verändert wurde, dass es sich wie ein Synthesizer anhört. Es kam also kein Keyboard zum Einsatz auf diesem Stück. Den Song „Open Fire“ habt ihr in ziemlich kurzer Zeit aus der Wiege gehoben, die Biographie sagt, dass der Song so tönt als ob er in 10 Minuten entstanden ist, war dem auch so? Nein, das haben wir natürlich nicht wirklich. Es braucht viel Aufwand und Zeit um etwas zu kreieren, das dann so tönt als ob es einfach so aus dem Ärmel geschüttelt wurde. Aber dieser Song fiel uns ziemlich leicht, was auch ein gutes Omen für uns war, denn die Stücke, die man nicht allzu fest überdenkt neigen dazu besser beim Publikum anzukommen. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit diesem Song. In den Versen ist der Text ziemlich pessimistisch, aber im Refrain richtig sexy. Das ist einfach eine tolle Kombination, quasi „seximistisch“. (lacht) Wenn man den Song oberflächlich anhört, dann hört man da etwas Mötley Crüe oder ähnliches raus, mit dem ganz dunklen Text. (lacht) Im Chor vom Song „Last Of Our Kind“ habt ihr eure Fans aufgerufen um mitzusingen, hat das gut geklappt? Ich weiss auch nicht genau wie das funktioniert hat. Wir haben ein Bruchstück vom Song an die ganzen Leute verteilt, die uns auf Facebook und wo auch immer folgen. Die Fans konnten dann ein Video einsenden, in dem sie diesen Teil des Songs sangen. Das könnte dann auch etwas Interessantes für einen Videoclip ergeben. Es ist in dem Sinne ein Song für die Fans, von den Fans. Ein grossartiges Liebeslied ist der Song „Sarah O Sarah“… Was mir vor Allem daran gefällt, ist die schmachtende Stimme in einer Strophe, wie in einem altmodischen Liebeslied. Dazu kriegt man in einer Rockband nur sehr selten die Möglichkeit. Auf dem Song „Conquerors“ singt Frankie (der Bassist) und macht das echt gut, aber du singst da im Refrain auch noch mit, oder? Ja, und ich habe auch einen heimlichen Bass-Einsatz in diesem Song. Ich bin eigentlich zu klein um den Bass zu spielen, aber ich mach das gerne im Studio. Es hat einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, dass wir Frankie zum Singen bringen konnten. Von Frankie jetzt zu Ed, eurem bisherigen Drummer. Hat sein Abgang viel verändert für euch? Ja, es war schon etwas traurig. In aller Ehrlichkeit, es gab Leute, die uns sagten, dass sie überrascht waren, dass er überhaupt bis zu diesem Zeitpunkt mit uns gearbeitet hat. Wir wollten das neue Album gerne so gut wie möglich im Original-Line-up machen und wir mussten vieles fallen lassen um das zu erreichen. Aber am Ende des Tages waren jeweils drei Leute auf der einen Seite und eine Person auf der anderen Seite. Da war es wirklich offensichtlich für alle. Wie seid ihr jetzt zufrieden mit eurer neuen Drummerin, Emily Dolan Davies? Sie ist anders. Sie ist womöglich das komplette Gegenteil von Ed. Ja, sie ist ein Mädchen. Genau, sie hat blonde Haare und sie liebt es wirklich ihren Job zu tun. (lacht) Das macht schon einen Unterschied. Das macht den ganzen Unterschied aus. Es war etwas komisch, da sie doch ein bisschen jünger ist als wir. Sie ist immer noch in den 20ern und offensichtlich sind ich und die Jungs Ende 20ig. (lacht) Nein, aber es gibt eine kulturelle Differenz zwischen ihr und dem Rest der Band. Ihre Einflüsse sind zwar auch in der
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Aber jetzt fühlt sich das anders an, es fühlt sich nach einem richtigen Album an. Wenn ich zufrieden mit etwas bin, dann bin ich auch happy darüber zu sprechen. Unter all den Dingen, die du schon gemacht hast, warst du z.B. in der britischen Autoshow TopGear zu Gast, du warst in der Vorausscheidung, um England beim Eurovision Song Contest zu vertreten und während dem Super Bowl 2012 warst du in einer Samsung-Werbung zu sehen. Was steht als nächstes an für Justin Hawkins? Ich weiss nicht, ich tue dies und das. Ich glaube, ich tat Dinge von denen ich dachte sie machten Spass, habe dann aber realisiert, dass dem gar nicht so ist. Jetzt stelle ich mir einfach vor, dass alles keinen Spass macht, somit kann ich älteren Musik, aber nicht in derselben, die wir mögen. Und von den neueren Sachen, die sie mag, hab ich meistens noch gar nie was gehört. Das kann es doch nur interessanter machen, oder? Yeah und ich denke, ihre Meinung ist sehr wertvoll für uns, denn es sind ein Paar frische Ohren. Jetzt sind es vier passionierte Leute, die arbeiten und alle haben einen total anderen Hintergrund. Ich, Dan und Frankie sind sowieso alle sehr unterschiedlich. Bei vielen Dingen waren Ed und ich uns jeweils einig und es war gut einen Verbündeten in der Band zu haben. Und jetzt da Ed nicht mehr in der Band ist, ist es grossartig jemanden mit komplett neuen Ideen dabei zu haben. Emily ist immer noch sehr neu in diesem Job. Sie besteht noch nicht auf ihrer Meinung. Und doch ist ihre Meinung für uns sehr wertvoll. Ursprünglich wolltest du das Artwork für das neue Album machen, richtig? Das stimmt, aber dieser Job wurde mir wieder entzogen. Das heisst, deine ganze harte Arbeit war für die Katz? So hart habe ich nicht daran gearbeitet. Das war vermutlich ein Teil des Problems. (lacht) Früher, als wir auf unseren Durchbruch hinarbeiteten, hab ich jeweils die Logos und die Flyer gemacht. Mir hat das immer sehr gefallen, aber dann hab ich mich auf das Songwriting und das Gitarren-Spiel konzentriert. Daher ist es schon besser, wenn das Artwork jemand anderes macht. Und ich habe einfach wirklich keine Ahnung, wie die das heutzutage so hinkriegen mit der ganzen neuen Technologie. Wenn du komponierst, was kommt da an erster Stelle, die Musik oder der Text? Beim Song „Open Fire“ war es der Text, da ich das Gedicht bereits hatte. Aber normalerweise ist es genau umgekehrt. Wenn wir etwas zusammen schreiben, dann kommt der Text immer als Letztes. Ich habe immer schon komponiert, auch ausserhalb der Band. Da gibt es manchmal Dinge, die ich so in die Band einbringen und integrieren kann. In früheren Interviews hast du erwähnt, dass du das Bewerben von einem Album mit den ganzen Interviews und allem als monoton und langweilig empfindest. Wie fühlt sich das jetzt, heute und hier für dich an? Genau so war ich, ich habe das nie gemocht. Aber das hat sich jetzt verändert, denn ich bin wirklich sehr zuversichtlich was das neue Album betrifft. Ich sag jetzt nicht, dass es ein riesiger Hit wird. Aber ich sage, es ist diesmal ein kreativer Erfolg. Es macht daher mehr Spass darüber zu sprechen als beim letzten Album, das etwas gehemmt war. Mit einigen Sachen darauf war ich nicht zufrieden und mit anderen Dingen waren andere Leute nicht ganz happy. Wir wollten damals einfach ein Album rausstellen, weil wir das mussten.
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nur positiv überrascht werden. Die Schauspielerei zum Beispiel, das macht einfach keinen Spass. (lacht) Ich weiss nicht was die Leute tun: „Oh, ich möchte ein berühmter Filmstar sein, in einem grossen Haus wohnen und ein schnelles Auto fahren“. Aber eigentlich ist der ganze Prozess der Schauspielerei sehr eintönig und schwierig. Selbstredend bin ich einfach natürlich gut darin... (grinst) Von August bis Dezember 2012 wart ihr mit Lady Gaga auf Welttournee und habt für sie die Shows eröffnet. Hat sich das für The Darkness ausgezahlt? Naja, dazu gibt es innerhalb der Band verschiedene Meinungen. Ich selber bin auf jener Seite, die sagt: ja. Denn wir waren in Südamerika, was wir noch nie zuvor gemacht haben und wir konnten dort vor Leuten spielen, die sehr begeistert waren, dass wir da spielten. Das Negative daran war, dass wir das letzte Album „Hot Cakes“ nicht richtig promoten konnten. Aber wenn ich mir „Hot Cakes“ anhöre, dann höre ich keine Hits darauf. Und ich glaube auch nicht, dass grössere Tour-Aufwände dem Album geholfen hätten sich besser zu verkaufen. Wir hätten vermutlich mehr Geld verdient, wenn wir eine eigene Tour gemacht hätten, aber wir sahen so mehr von der Welt. Und ihr konntet euren Namen wieder unter die Leute bringen. Ja, es war ein Riesending für uns. Die Leute dachten wohl wir wären etwas ausgebrannt und würden nur noch Pub-Tourneen machen. Somit konnten wir aber in den grössten Stadien der Welt spielen. Es war einfach eine grossartige Gelegenheit, sowas kannst du nicht ausschlagen und sowas darfst du im Nachhinein nicht bereuen. Dann würdest du es also wieder tun? Ohne zu zögern, ja. Da gab es grossartige Geschichten, aber die sind nicht geeignet, um in einem Interview ausgeplaudert zu werden. (lacht) Ziemlich coole Sachen sind dort passiert, wir haben Costa Rica gesehen, Chile und ich habe meine Frau kennengelernt. Oh, und als ich eines Tages, ich glaube das war sogar in der Schweiz, in einem Restaurant sass, kam eine junge Frau auf mich zu und fragte mich ob ich Johnny Depp wäre. Ich hab das dann bejaht und habe ihr ein Autogramm geschrieben. (lacht) Du hast nebenbei seit Jahren Jingles für Werbungen geschrieben. Ging das Hand in Hand mit einem Lifestyle wie wir das kennen von Charlie Harper in „Two And A Half Men“? Ich habe die Serie noch nie gesehen. Ich habe mal eine halbe Episode geguckt, aber ich fand es nicht lustig. Vielleicht weil es zu nah an der Realität dran war. (lacht) Das Jingles-Machen hat mir damals sehr gefallen, ich habe dabei viel über die Produktion von Musik gelernt. Ich habe herausgefunden wie man ein Album macht, indem ich jeweils 30 Sekunden-Versionen davon erschaffen habe.
REVIEWS Hard/Heavy/Metal
THE DARKNESS Last Of Our Kind Canary Dwarf Records/TBA mh. Zwölf Jahre sind nun seit dem grossartigen DurchbruchAlbum „Permission To Land“ vergangen. Der Song „I Believe In A Thing Called Love“ hat die Band damals in unbekannte Höhen katapultiert. Es folgte 2005 das Album Nummer zwei, „One Way Ticket To Hell… And Back“ und ein Jahr später verliess Justin Hawkins die Band um sich, sagen wir so, mehr um seine Gesundheit zu kümmern. Nach verschiedenen Soloprojekten der einzelnen Bandmitglieder fanden sich die vier Gründungsmittglieder im 2011 wieder und bereits ein Jahr später stand ein neuer Silberling, „Hot Cakes“, in den Regalen. Mit dem neuen Album haben sich The Darkness allerdings etwas mehr Zeit nehmen können und das hört man auch. Mit an Bord sind Justin Hawkins (Gesang/Lead Gitarre), sein Bruder Dan Hawkins (Gitarre), Frankie Poullain (Bass) und neu hinter dem Schlagzeug Emily Dolan Davies. „Last Of Our Kind“ fährt eine deutlich härtere Spur, als wir das bis anhin von der Band gewohnt waren. Produziert hat die Scheibe Dan Hawkins und sie strotzt vor unglaublicher Spielfreude, knackiger Gitarrenarbeit und Experimentierfreude. Es wirkt als ob die Band endlich den Druck, ein neues „I Believe In A Thing Called Love“-Stück schreiben zu müssen, abwerfen konnte und nun frei nach ihrem Gusto musizieren kann. „Barbarian“, die erste Single und Track 1 vom Album, lässt uns schon mal mit offenem Mund dastehen. Sind das wirklich The Darkness? Yep, und spätestens im Refrain sollte dann auch der Hinterletzte merken, dass hier die Falsetto-Stimme von Justin Hawkins am Werk ist. Die Messlatte liegt somit bereits in schwindelerregender Höhe. „Open Fire“ knüpft dann
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nahtlos an das Tempo und den Stil an. Den Titelsong „Last Of Our Kind“ kann man durchaus als klassischen DarknessSong, als eine Hymne verbuchen. Im Refrain singt eine Horde von Fans mit, die via Internet dazu aufgerufen waren. Quasi ein Song von den Fans, für die Fans. „Roaring Waters“ beginnt dann mit einem sehr tollen GitarrenIntro, flacht dann aber leider vor allem in Refrain etwas ab. Mit „Wheels Of The Machine“ werden dann erstmals etwas ruhigere und gefühlvolle Töne angeschlagen. Mit verzerrten Tönen, die nach Synthesizern klingen, startet dann „Mighty Wings“ und verleihen dem Song einen waschechten 90erJahre-Touch bevor dann wieder die Gitarren das Ruder herum reissen und wir uns plötzlichen vor einem reinrassigen RockMetal-Riff wiederfinden. „Mudslide“ hält dann mit seinen Southern-RockEinschlägen den Wind nochmals in den Segeln. Mit „Sarah O Sarah“ folgt ein zauberhaftes Liebeslied, das einfach nur ganz, ganz schön ist und richtig gute Stimmung verbreitet ohne schnulzig zu sein. Ehrlich, einfach und rau leitet uns dann „Hammer And Tongs“ zum letzten Song „Conquerors“. Für diesen Song haben Justin und Frankie die Plätze getauscht und machen das sehr überzeugend. Frankie singt sackstark und präsentiert ebenfalls seine FalsettoFähigkeiten, ein perfekter Schlusssong. Fazit: The Darkness sind zurück und das frischer, unbefangener und besser denn je.
KORPIKLAANI Noita Nuclear Blast/Warner hug. Die spinnen, die Finnen: Lassen sich zu ihrem neuen Album ausführlich über die Bedeutung des Albumtitels «Noita» aus, das bedeutet nämlich im Altfinnischen eher jemand mit viel Weisheit über die Natur als im Neufinnischen jemand der eine Art Hexe oder Hexer ist. Aber hey: Was kümmert uns das! Korpiklaani haben ihr neuntes Album raus, und das heisst: Party, Party, Party! Und Wodkawodkawodka! Aber bevor wir loslegen: Mit Sami Parttula ist ein neuer Handörgelispieler in der Band, der spielt das KnopfHandörgeli (bisher wars ein Tasten-Handörgeli), und das knattert schön rein, zumal mit «Noita» auch die Geige mehr Gewicht bekommt und das Örgeli schön flankiert. Alles andere ist wie immer: Ein paar wenige nicht sooooo lustige Songs, aber mehrheitlich heiter-alkoholkompatible Kracher und ein Voll-Abgehsong zum Ende. Alles wie gehabt: Die Party geht weiter. Genau so wollen wir das!
VINTAGE CARAVAN Arrival Nuclear Blast/Warner ip. Es ist noch gar nicht so lange her, seit mit „Voyage“ ein vollkommenes Überraschungsalbum im Retro-Sektor herauskam. Drei Grünschnäbel aus Island, noch keine 20 Jahre alt, hatten mit ihrer zweiten Platte mächtig Staub aufgewirbelt und gestandene Bands aus dem Classic/Retro/Hardrock-Genre auf ihre Plätze verwiesen. Auf „Voyage“ kamen Unbeschwertheit, Frische und Experimentierfreudigkeit zusammen und die drei Jungs zollten ihren Vorbildern aus den späten 60ern und 70ern grossen Respekt. Nun erscheint der sehnlichst erwartete Nachfolger und es steht die grosse Frage im Raum, ob „Arrival“ mit „Voyage“ mithalten kann. Und ob das überhaupt nötig ist. Offenbar setzt es sich langsam durch, dass Künstler sich in der Einöde verkrümeln, um dort ihr jeweils neues Werk einzuspielen. Das spart Zeit und lenkt nicht ab. Auch bei The Vintage Caravan war das nicht anders, denn das Trio spielte „Arrival“ in einem alten Ballsaal irgendwo in der isländischen Weite ein. Das
Resultat ist ein Album, das einen ziemlich grossen Schritt nach vorne gemacht hat. „Arrival“ klingt härter und düsterer, hat mit „Eclipsed“ oder „Carousel“ mehr Dramatik zu bieten und ist im Songwriting vergleichsweise weniger experimentell. Die Psychedelic-Note ist zwar geblieben, aber die auf „Voyage“ starken Prog-Einflüsse mussten auf „Arrival“ ein kleines bisschen zur Seite treten und dem straighten Rock Platz machen. Dafür stehen Songs wie „Crazy Horses“ oder „Sandwalker“. Das ihr Songwriting ausgefeilter und erwachsener geworden ist, hört man jedem einzelnen Song an und vor allem der Opener „Last Day Of Light“ oder die letzte Nummer „Winter Queen“ verfolgen trotz viel Abwechslung eine klare Linie.So kommt man zu der Erkenntnis, dass „Arrival“ ausgereifter, düsterer und heavier als „Voyage“ ist und es insofern schwierig oder gar obsolet ist, die beiden Alben miteinander zu vergleichen. Man könnte sich ein wenig darüber grämen, dass die Leichtigkeit und der jugendliche Schalk aus den Kompositionen verschwunden ist und den Charme, den „Voyage“ ausgemacht hat, mitgenommen haben. Das macht aber eigentlich nichts. Man muss nämlich „Arrival“ genauso laut aufdrehen, Luftgitarre spielen und sich darüber freuen, dass The Vintage Caravan eine unglaublich geile Band sind, die unglaublich geile Songs schreiben, die mal charmanter, mal härter, mal gewagter und mal düsterer sind. „Arrival“ sind The Vintage Caravan 2015 und dieses Album kann alles.
WOLFPAKK Rise Of The Animal AFM Records mv. Bereits zum dritten Mal firmieren die Herren Michael Voss (u.a. Mad Max, Casanova) und Mark Sweeney (ex-Crystal Ball) nun mit „Rise Of The Animal“ unter dem Namen Wolfpakk und haben sich dazu passend wieder ein ganzes Rudel von illustren Gästen ins Boot geholt. Es ist wirklich unglaublich, wer auf dieser Platte alles mitgewirkt hat (das Ganze erinnert von der Form her klar an Avantasia). Aber man muss auch anmerken, dass ab so viel Hard Rock- und Metal-Prominenz die Erwartungen an die Musik dann schlussendlich viel zu hoch ausfallen, um sie überhaupt irgendwie erfüllen zu
Hard/Heavy/Metal können. „Rise Of The Animal“ ist eine richtig gute Heavy Metal-Platte geworden, aber bei all den grossen Namen wie Andi Deris (Helloween), Joe Lynn Turner (ex-Rainbow/Deep Purple), Marc Storace (Krokus), Don Dokken, Axel Rudi Pell, Doug Aldrich (ex-Whitesnake/Dio), John Norum (Europe), Ted Poley (Danger Danger), Michael Kiske (ex-Helloween, Unisonic), Bob Daisley (exBlack Sabbath), Chris Slade (AC/DC), Jeff Watson (Night Ranger), Rick Altzi (Masterplan), David Reece (ex-Accept), Charlie Huhn (Foghat), Mike Terrana (ex-Rage) u.v.m. hat der Hörer unweigerlich die vielen Klassiker dieser Top Musiker im Kopf. Und da kann das zwar sehr gute aber nur selten wirklich herausragende Songmaterial von „Rise Of The Animal“ dann eben nicht mithalten. Trotzdem macht das Album natürlich ge-rade auch aufgrund der vielen verschiedenen Musiker und der dadurch entstandenen Abwechslung viel Spass und ist sicher ein Highlight des noch jungen Jahres. Mit dem über-langen Titelsong (mit Axel Rudi Pell an der Gitarre und Michael Kiske am Gesang) ist dann fast ganz zum Schluss der Platte auch noch ein rich-tiger Übersong vorhanden, welcher gerade aufgrund der unfassbaren Gesangsperfor-mance absolute Gänsehaut erzeugt und selbst auf „Keeper Of The Seven Keys“ locker hätte bestehen kön-nen. Helloween-Fans wer-den Freudentränen vergiessen und müssen das Album nur schon wegen diesem Song verhaften. Weitere Anspieltipps sind das kelti-sche mit Dudelsack unter-legte „Highlands“ (Joe Lynn Turner wie immer ein Meis-ter der Melodien), der kra-chende Opener „Rider Of The Storm“ (mit Andi Deris) sowie der hitverdächtige Rocker „Sock It To Me“ (absolut passend mit Krokus-Reibeisenstimme Marc Storace).
Klassiker BATHORY Under The Sign Of The Black Mark (1987) Under One Flag/Black Mark lg. Nachdem wir im letzten Heft die Hand von Quorthon angesprochen haben, welche auf dem Cover von "Fire In The Brain" (OZ) zu sehen ist, widmen wir uns nun Bathory. Quorthon war bis zu seinem Tod im Jahre 2004 das einzige konstante Mitglied dieser wegweisenden "Band", welche nie live aufgetreten ist, aber genredefinierend im Bereich des extremen Metals war und nach wie vor ist. Bathory und insbesondere "Under The Sign Of The Black Mark" gelten als Wegbereiter der zweiten Black Metal-Welle zu Beginn der 90er-Jahre, aus welcher Bands wie Immortal, Emperor, Enslaved, Dark Throne, Burzum etc. hervorgegangen sind. Nach zwei Alben, welche noch stark an Venom angelehnt waren ("Bathory" und "The Return…"), kam 1987 "Under The Sign Of The Black Mark" heraus, das bitterbösen Black Metal enthielt. Allerdings holzten sich Quorthon und seine Mitmusiker (man munkelt, dass der Schlagzeuger ein Drumcomputer war) nicht nur rasend schnell durch die Stücke. In gewissen Songs ("Woman Of Dark Desires") wurden langsamere Parts eingebaut
und der epische Song " Enter the Eternal Fire" kann als erster Song angesehen werden, der auch auf späteren Meilensteinen von Bathory wie "Hammerheart" gepasst hätte (und von den schnellen Stücken ist sicher "Equimanthorn" der grösste Klassiker). Aber auf diesem Album, welcher für die Schaffung zusätzlicher Atmosphäre sogar dezente Keyboards enthält, findet sich keinerlei Füllmaterial. Sei es schnell oder langsam-episch, alle Songs treffen den Metal-Fans direkt ins zentrale Nervensystem und animieren zu dauerhaftem Headbanging (yeah!). Diese 35 Minuten sind reiner satanischer Heavy Metal brutalster Machart. Das finstere Artwork passt das wie die Faust aufs Auge. Als Re-release ist "Under The Sign Of The Black Mark" ohne Probleme in verschiedenen Formaten erhältlich.
REVIEWS
Kamelot aus Tampa (Florida, USA) bestehen als Band bereits seit 1991 und konnten sich in den für den Heavy Metal eher mageren 90er-Jahren mit vier sehr guten Alben etablieren. In den folgenden Jahren kamen weitere Alben hinzu, die immer wie opulenter klangen und Kamelot auf der Karriereleiter weiter nach oben brachten. Diese Tage erscheint nun das elfte Studioalbum namens „Haven“. TRACKS sprach mit Gitarrist und Bandchef Thomas Youngblood.
lg. Bevor wir uns der Aktualität und somit den Antworten von Thomas Youngblood zuwenden, lohnt es sich einen Blick auf die Bandgeschichte zu werfen. Kamelot wurden Anfangs der 90er-Jahre von Thomas Youngblood und dem früheren Schlagzeuger Richard Warner gegründet. Die ersten Alben „Eternity“ (1994) und „Dominion“ (1996) konnten stilistisch als progressiver Power-Metal kategorisiert werden. Für das dritte Album „Siege Perilous“ (1998) übernahmen der Norweger Roy Khan (ex-Conception) den Gesangsposten und der jetzige Schlagzeuger Casey Grillo setzte sich erstmals an die Schiessbude. Mit diesem neuen Line-Up konnten Kamelot vor allem in Europa rechte Erfolge einfahren und neben vielen Touren auch auf allen relevanten Metal-Festivals auftreten. Hervorzuheben sind aus dieser Schaffensperiode vor allem die Alben „Karma“ (2001), welches wirklich perfekte Ohrwürmer enthielt sowie „Ghost Opera“ (2007), das den symphonischen Power-Metal von Kamelot perfektionierte. 2011 markierte dann wiederum eine Wende in der Geschichte von Kamelot, denn der langjährige Sänger Roy Khan verkündete aus gesundheitlichen Gründen seinen Ausstieg. Als Ersatz stieg 2012 der Schwede Tommy Karevik (auch bei Seventh Wonder aktiv) fest ein. Das neue Album „Haven“ ist nun nach „Silverthon“ (2012) das zweite Album mit Tommy am Mikrophon. „Haven“ ist das elfte Studioalbum von Kamelot. Kamelot gilt schon seit vielen Jahren als Markenzeichen für symphonischen/melodischen Power Metal? Bist Du von der Karriere von Kamelot überrascht, insbesondere da Kamelot in einer Zeit angefangen haben, als Metal nicht wirklich angesagt war? „Nicht wirklich, denn wir haben immer hart gearbeitet und unsere Liebe zur Musik und zu den Fans im Vordergrund gestellt. Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist – das werden unsere langjährigen Fans wohl genauso gut bestätigen können. Für mich ist es sehr speziell, eine derart grosse Kamelot-Familie auf der
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ganzen Welt zu haben. Ich habe mit Kamelot als Hobby angefangen und durch hartnäckige Arbeit doch einen gewissen Status erreicht, was mich sehr freut und viel bedeutet.“ Was war die Vision, welche Du für Kamelot hattest, als Du die Band gegründet hast? „Wie gesagt, am Anfang war es ein Hobby. Doch das Interesse an Kamelot wuchs sehr rasch, so dass ich die Entscheidung treffen musste, ob Kamelot meine Hauptbeschäftigung sein soll oder ich mich bloss einmal im Jahr intensiver damit beschäftige. 1999, als wir an „The Fourth Legacy“ arbeiteten, fällte ich die Entscheidung, voll auf die Karte Musik zu setzen. Ich glaubte an mich und zum Glück umgab ich mich mit Mitmusikern, die mindestens so viel Talent hatten wie ich. So kamen wir entscheidend weiter.“ „Haven“ ist das zweite Album mit dem Sänger Tommy Karevik. Wie gross war sein Einfluss auf diesem Album? „Nach dem letzten Album „Silverthon“ sind wir gut zwei Jahre getourt. In dieser Zeit mit uns hat Tommy seine Rolle als Frontmann gefestigt und sich zudem zu einem sehr guten Songwriter entwickelt. Mit „Haven“ wagte Tommy mehr Experimente mit seiner Stimme und fühlte sich mit Sicherheit viel wohler als auf dem Vorgängeralbum. Mit dem Einstieg von Tommy haben wir in Sachen Sänger nicht zurückgeschaut, was für den Umgang der Band mit der Situation des Sängerwechsels sehr wichtig war. Kamelot schaut immer nach vorne!“ Wie würdest Du „Haven“ stilistisch beschreiben und im Vergleich mit älteren Kamelot Alben einordnen? „Meiner Meinung nach beinhaltet „Haven“ einen guten Mix aus älteren Kamelot-Sachen sowie neu beigefügten Elementen wie Industrial, Folk oder auch Modern Metal und ist somit ein sehr lebhaftes Album geworden.“ Die Musik auf „Haven“ ist sehr episch, ja geradezu bombastisch. Würde es sich nicht mal anbieten, dass Kamelot im Bereich Filmsoundtrack, zum Beispiel für einen
Fantasyfilm, tätig wird? „Ja, das wäre in der Tat absolut grossartig. Oliver Palotai, unser Keyboarder und ich haben dies im Zusammenhang mit Musik für Videospiele bereits andiskutiert. Ich werde dies nach der Promotion und Touren zu „Haven“ weiterverfolgen.“ Und wie steht es um die Textinhalte auf „Haven“? „Wie zuvor setzt sich Kamelot mit vielfachen Themen auseinander und doch scheint es, dass wir auf „Haven“ einen roten Faden haben. Wiederum wollten wir uns mit allen Facetten von Emotionen auseinandersetzen, was ja unsere Musik ebenfalls tut. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum haben wir uns nicht ins 17. Jahrhundert begeben, sondern aktuelle Themen wie die Umwelt, grosse multinationale Konzerne, Politik, Religion aber auch Liebe und Schmerz aufgegriffen. Allerdings wollten wir dennoch dem Hörer Hoffnung mitgeben: Songs wie „Veil Of Elysium“ oder „Under Grey Skies“ befassen sich mit den positiven Seiten des Lebens. Der letzte Song heisst „Revolution“, da wir im übertragenen Sinne zu Veränderungen anregen wollen.“ Wiederum sind bei Kamelot Gäste aktiv. Wer sind diese und wie konntet ihr die Kontakte herstellen? „Es handelt sich hierbei allesamt um Freunde von vergangenen Touren. Troy Donockley (Flöte, irischer Dudelsack) haben wir zum Beispiel auf der Nordamerika-Tour mit Nightwish vor ein paar Jahren getroffen. Charlotte Wessels, die Sängerin von Delain, war auch bereits mit Kamelot unterwegs und die meisten Kamelot Fans werden die neue Frontfrau von Arch Enemy, Alissa White-Gluz, kennen, welche vor ein paar Jahren unsere Gastsängerin war und auf „Haven“ ihre klare Stimme ins Rampenlicht stellen. Das ist grossartig und ich bin wirklich sehr stolz, dass wir mit solch grandiosen Gästen arbeiten durften.“ Eure Nordamerika Tour steht ja bereits. Wie sieht es aus für Tourneen in Europa? „Klar, werden wir in Europa touren. Wir planen im Minimum zwei Europatouren mit Abstecher in den meisten Ländern Europas und werden im September auch im Z7 in Pratteln Station machen und erwarten ein vollen Haus, hahaha. Wir lieben es, im Z7 zu spielen und mit den Fans eine grossartige Zeit zu haben.“ Wenn Kamelot ihre symphonische Musik live darbieten will, dürfte das ja nicht ganz einfach sein. Wie geht ihr da vor? „Bei jeder symphonischen Band sind gewisse Elemente nicht Live und kommen stattdessen vom Band. Für uns sehen wir es als Chance, etwas abgespeckt von orchestralen Elementen aufzutreten, so dass wir Live härter rüberkommen und rohere, metallischere Versionen unserer Songs zocken können.“ Welche sind aus Deiner Sicht die drei wichtigsten Kamelot-Alben und beschreibe sie doch in Deinen eigenen Worten. „Sicherlich „The Fourth Legacy“ (1999), weil wir da erstmals mit unserem Produzentenduo Sascha Paeth und Miro Rodenberg zusammenarbeiten konnten, und so erstmals am neuen Kamelot-Sound feilen konnten. Dann muss ich „The Black Halo“ (2005) nennen, da wir damit erstmals ein reines Konzeptalbum gemacht und zudem mit vielen illustren Gästen zusammenarbeiten konnten. Schliesslich „Haven“, denn auf dem neuen Album hat sich unser Sänger Tommy Karevik definitiv etabliert und massgeblichen Anteil an der Weiterentwicklung des Sounds von Kamelot gehabt.“ Wenn Du jetzt die drei Alben nennen kannst, die Dich am meisten beeinflusst und Dich zum Musikmachen gebracht haben, welche würdest Du nennen? „Die erste EP von Queensrÿche, «The Number Of The Beast» von Iron Maiden sowie «Yngwie J. Malmsteen's Rising Force.“ Hast Du bestimmte Erinnerungen im Zusammenhang mit der Schweiz? „Ich erinnere mich noch genau, als wir das erste Mal in der Schweiz waren und ich die Alpen sah. Da habe ich auch Interlaken, Genf, Lausanne, Zürich und Zermatt besucht. Und ich spiele immer mit grosser Freude im Z7. Das Konzertvenue ist super und die Fans gehen immer gut ab!“
LIVE 19.September 2015 Pratteln, Z7
REVIEWS Hard/Heavy/Metal Metal Thrashing Mad mit Laurent BLIZZEN - Time Machine (High Roller Records) Time Machine ist genaue der richtige Titel für diese Scheibe und zwar eine, die den Hörer in die 80er Jahre zurückkatapultiert. Blizzen aus Deutschland zelebrieren wie ihre im letzten Jahr durchgestarteten Landsmänner von Stallion reinrassigen Heavy Metal der Marke Accept, Judas Priest, Raven Diamond Head oder Saxon. Die Songs sind super arrangiert und machen Hunger auf mehr. So muss Metal klingen. EREB ALTOR – Nattramn (Cyclone Empire/Nonstop Music) Ereb Altor sind offenbar sehr grosse Fans von Bathory's epischer Phase, eine Mischung zwischen epischem Doom und Viking Metal. Allerdings wird es bei einem Vergleich mit dem Original recht schnell klar, dass die Schweden nie dagegen ankommen werden. Auch wenn die Songs schlüssig komponiert und handwerklich solid umgesetzt sind, fehlt es an der Urgewalt von Alben wie “Hammerheart” und „Twilight Of The Gods“. Während „Nattramn“ nett ist, sind die genannten beiden Scheiben von Bathory absoluter Pflichtstoff. GRUESOME - Savage Land (Relapse/Nonstop Music) Auch Gruesome reiten auf der momentan sehr hoch gehenden Death Metal-Welle. Allerdings haben wir es hier mit einer Band zu tun, welche aus altbekannten Recken besteht, und von Sänger/Gitarrist Matt Harvey (Exhumed, Dekapitator, ex-Death DTA) angeführt wird. Musikalisch zollen Gruesome den alten Scheiben von Death Tribut (allen voran "Leprosy"). Abgerundet wird diese gelungene Tampa Old-School Death Metal Scheibe von einem Artwork der Legende Ed Repka. Wenn eine Kopie dann bitte genau so. Pflichtveranstaltung. RANGER - Where Evil Dwells (Spinefarm/Universal) Die Finnen von Ranger sind grosse Anhänger des Echt-Metalls aus den 80er Jahren. Nach sehr gut aufgenommenen Demos, einer 7” sowie einer Mini-LP bildete sich eine erste Gefolgschaft im Underground. Hier haben wir es old-schooligem Speed Metal zu tun, wie es Götter wie Agent Steel einst zelebriert haben. Ein Album, das jedem klischeeliebenden Metal-Fan wie die Butter auf der Zunge zergehen wird. Schon jetzt kultig! RAVEN – ExtermiNation (SPV/Musikvertrieb) Das Trio aus Newcastle um die beiden Gallagher-Brüder waren schon lange vor Oasis auf der Matte und haben damit auch nicht zu tun. 1974 gegründet, gehörten Raven als Mitbegründer der NWOBHM zum Heavy Metal Inventar und galten irgendwie schon Ende 80er als alte Band. Dennoch gab das Trio nach wie vor Gas und pflegte weiterhin seinen sogenannten Athletic Metal. Auch „ExtermiNation“ strotzt nur so vor Energie und setzt bei den Klassikers „All For One“, „Wiped Out“ und „Rock Until You Drop“ an. Live sind die Herren ebenfalls eine Macht und blasen vielen Jungspunden den Marsch! SACRAL RAGE - Illusions In Infinite Void (Cruz Del Sur/Musikvertrieb) Sie sind zwar Griechen, haben aber ihre Wurzeln ganz klar im US-Metal alter Schule wie Jag Panzer, Watchtower, Helstar und Konsorten. Sacral Rage legen mit "Illusions in Infinite Void" ein sehr starkes Debütalbum vor, welches mit progressiven und
abwechslungsreichen Songs glänzt. Der gute (sehr hohe) Sänger Dimitris tut sein Übriges. " Illusions In Infinite Void" ist eine Perle aus dem Metal-Underground für den traditionellen Feinschmecker geworden. Anspieltipp: "Waltz in Madness". TAU CROSS - Tau Cross (Relapse/Nonstop Music) Tau Cross, eine Punk/Metal Supergroup um Rob "The Baron" Miller (v./bs., Amebix) und Michel "Away" Langevin (dr., Voivod), ist die natürliche Fortführung des Schaffens von Amebix. Daneben hört man Bands wie Motörhead und Tank heraus. Somit kann man die Scheibe als gut gemachten Metalpunk einordnen, der von der packenden Stimme von Rob Miller lebt. Interessant aber nicht so weltbewegend wie die Bands der Hauptprotagonisten. TORCHE – Restarter (Relapse/Nonstop Music) Das vierte Album der Stoner Metaller aus Miami/Florida kommt etwas rauer als der Vorgänger "Harmonicraft" daher und verbindet auf perfekte Weise Härte, Eingängigkeit und Melodie. Torche machen auf ihrem ersten Album auf Relapse richtig Freude und bieten den perfekten Soundtrack für die etwas wärmere Jahreszeit. Musikalisch gehen Torche in Richtung ASG, Fu Manchu und etwas Down. Cool! TRIBULATION - The Children Of The Night (Century Media/Universal) Die schwedische Death-/Black-Metal Band Tribulation ist dem Underground entstiegen und veröffentlicht ihr drittes Studioalbum nun via Century Media, neben Nuclear Blast der Branchenprimus. Musikalisch kann man Tribulation, insbesondere aufgrund der sehr einprägsamen und melodischen Gitarrenläufen mit der Legende Dissection vergleichen. Die Musik ist sehr variabel gehalten und jederzeit nachvollziehbar. Somit ein sehr gutes Album einer Band, die live killt. Anspieltipp: "Melancholia". UNLEASHED - Dawn Of The Nine (Nuclear Blast/Warner) Ohne Unleashed hätte es Amon Amarth in der heutigen Form wohl nie gegeben – die Schweden gelten seit den 90er Jahren und nach ihren ersten beiden Alben, auf welchen sie noch schwedischen DeathMetal in Reinkultur spielten, zu den Pionieren dieses Genres. "Dawn Of The Nine" ist nun das zwölfte Album von Unleashed und tönt dennoch ziemlich frisch. Einzig die (zum Glück) recht seltenen Blastbeat-Parts nehmen dem Death Metal etwas von seiner Durchschlagskraft. Herausragend sind dafür die Gitarrensoli. Anspieltipps: "They Came To Die" und "The Bolt Thrower". VISIGOTH - The Revenant King (Metal Blade/Sony Music) Eine neue und gute echtmetallische Band ist vom traditionsreichen Label Metal Blade unter dessen Fittiche genommen worden: Visigoth aus Utah/USA zelebrieren den heroischen, epischen Stahl, welcher von den Zwillingsgitarren und vom kraftvollen Gesang von Jake Rogers lebt. Man hört natürlich alte Manowar, sowie Judas Priest und Iron Maiden, doch würzen Visigoth ihren Sound mit einigen kauzmetallischen Ingredienzen. Somit haben wir es hier mit einem starken Debut zu tun.
KAMELOT Haven Napalm Records / Universal lg. „Haven“, so der Titel des nunmehr elften Studioalbums von Kamelot aus Florida, bietet wieder mit seinem bombastischen, epischen, ja fast cineastischen Sound eine vielschichtige und emotionale Welt. Das musikalische Grundgerüst ist in der Schnittmenge zu symphonischem Power Metal und Melodic Metal anzusiedeln. Kamelot versetzen diese Stile mit einigem Bombast und Pathos, doch steht nach wie vor der einzelne Song im Vordergrund. Der etwas getragene Opener „Fallen Star“ sowie der folgende Melodic-Kracher „Insomnia“ bieten typischen KamelotStoff. Auch alle weiteren Songs können überzeugen. Hervorzuheben sind die wirklich sehr gelungene Ballade „Under Grey Skies“, auf welcher neben dem etatmässigen Sänger Tommy Karevik auch Charlotte Wessels von Delain singt, und das abschliessende „Revolution“, das fast schon Modern Metalmässig beginnt. „Haven“ ist ein sehr gutes Kamelot-Album geworden, das vor allem davon lebt, dass Sänger Tommy Karevik nun vollends bei der Band angekommen ist. Zudem begeistert die Instrumentierung mit dem recht dominanten Keyboard vom sehr talentierten Oliver Palotai und dem wie immer hochstehenden Gitarrenspiel von Thomas Youngblood, so dass Fans von opulenterem Heavy Metal (mit teilweise ruhigeren Momenten) ohne Weiteres zuschlagen können.
ANGRA Secret Garden Earmusic/Edel mv. Ganze fünf Jahre ist es schon wieder her, seit Angra das letzte Studioalbum „Aqua“ veröffentlichten. Seither ist einiges passiert bei den Brasilianern, wovon die Trennung von Sänger Edu Falaschi sicher das gravierendste Ereignis darstellte. Mit Fabio Lione (Rhapsody Of Fire, Vision Divine) hat die Band aber einen in Europa sehr bekannten Power Metal-Sänger engagiert, der es problemlos schafft, die mächtigen Fussstapfen von André Matos und Edu Falaschi auszufüllen. Seine Stimme passt interessanterweise absolut perfekt zur vielfältigen Musik von Angra, ein absoluter Glücksgriff. Und „Secret Garden“ ist einmal mehr ein sehr abwechslungsreiches, spannendes Angra Album geworden. Einige Songs sind sehr progressiv verspielt und teils modern umgesetzt. Dazu gibt es wie immer ein paar Songs mit folkloristischen Einflüssen und auch schöne balladeske Momente. Und nicht zu vergessen für die Fans der ersten AngraScheiben gibt es mit den beiden Uptempo Melodic Hymnen „Black Hearted Soul“ und „Perfect Symmetry“
Hard/Heavy/Metal noch superbes Hörfutter. Gastauftritte von Simone Simmons (Epica) und Doro Pesch runden das Album gekonnt ab. Wer offen ist und die letzten Alben von Angra schon toll fand, wird sich gerne die Zeit nehmen und all die tollen Details und Feinheiten auf „Secret Garden“ entdecken wollen (angesprochen sind auf jeden Fall Fans von Kamelot, Blind Guardian und Dream Theater). Wer mehr auf schnörkellosen Euro-Power Metal steht dürfte das Album als Ganzes etwas anstrengend finden. So oder so, Angra klingen auch 2015 wie keine andere Band und haben somit definitiv alles richtig gemacht.
COAL CHAMBER Rivals Napalm Records / Universal lg. Nach 13 Jahren ist die kalifornische Band um Frontmann Dez Fafara (auch DevilDriver) und Gitarrist Miguel „Meegs“ Racon nach der Reunion im Jahre 2012 auch veröffentlichungstechnisch wieder zurück. „Rivals“ erfindet den gnadenlos groovenden und heruntergestimmten Sound von Coal Chamber nicht neu, doch können die 13 recht kurzen Songs trotzdem Akzente setzen. Stilistisch befinden wir uns im Nu-Metal der 90er Jahre, der allerdings recht hart daherkommt und ohne Ende groovt. Wir haben es bei Coal Chamber nicht mit (zuviel) Hip-Hop wie bei Limp Bizkit oder mittlerweile belanglosem Gedöns wie bei Korn zu tun, sondern der Groove der Songs und der recht derbe Gesang von Dez stehen im Vordergrund. Coal Chamber reichern ihren Sound mit einer ganz leichten Industrial-Schlagseite an und haben die Songs mit guten Refrains versehen. Schon der Opener „I.O.U. Nothing“ killt ohne Ende. Der zweite Song „Bad Blood Between Us“ ist ein gnadenloser Groover geworden. Und dann folgt „Light In the Shadows“, das mit einer Killerhookline aufwarten kann. Das ganze Album kommt ohne Ausfall daher und ist recht kurzweilig geworden. Auch zu erwähnen ist der wirklich gute Titelsong. „Rivals“ ist ein derbes Mo-dern-Metal Album geworden (teilweise fast so wie die erste Soulfly-
Scheibe), das sicher gut ankommen wird. Auch offene old-school Metaller sollen doch mal ein Ohr riskieren. Killer!
BLACK RAINBOWS Hawkdope Under One Flag/Black Mark lg. Das italienische Trio Black Rainbows hat seit 2007 bereits drei gute Alben veröffentlicht. Nun kommt mit "Hawkdope" die Scheiblette Nummer vier. Musikalisch tönen Black Rainbows wie eine Mischung aus 70er Jahre Hard Rock und 90er Jahre Stoner Rock. Man hört immer wieder Zitate von Bands wie Black Sabbath, MC5 und Hawkwind sowie auch Einflüsse von Monster Magnet, Fu Manchu und Kyuss. Dieses sehr druckvoll produzierte Album erfindet psychedelischen Heavy Space Rock (oder Desert Rock) natürlich nicht neu, doch bleiben die Songs wie "The Prophet", "Hawkdope" oder auch "Hypnotized By Rock'N'Roll" bereits nach wenigen Durchläufen hängen. Gutes Album, welches Lust auf eine Fahrt durch die Wüsten von Arizona, Nevada und Kalifornien macht.
PRONG Songs From The Black Hole Steamhammer/Musikvertrie lg. Prong, die New Yorker Band um Tommy Victor (Gesang und Gitarre), ist ein Phänomen: In den 80er-Jahren als Punkband im Dunstfeld des legendären und längst geschlossenen Clubs CBGB gestartet, konnte Prong mit ihrem groovigen Sound mithelfen, den Grundstein für modernere Spielarten des Metals zu legen (man denke nur an Alben wie „Beg To Differ“ oder „Cleansing“), und schaffte es zudem, mit dem letztjährigen Album „Ruining Lives“ wiederum ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. Nun folgt mit dem Cover-album „Songs From The Black Hole“ eine Scheibe, die weitgehend zu den Ursprüngen der Band zurückkehrt. Songs von Bands wie Discharge („Doomsday“), Bad Brains („Banned in D.C.“), Adolescents („Kids From The Black Hole“) oder Killing Joke („Seeing Red“) sprechen
Bände. Auch findet sich eine sehr tolle Neuinterpretation des Sisters Of Mercy-Übersongs „Vision Thing“. „Songs From The Black Hole“ ist eine sehr kurzweilige Sache geworden, auf welchem einzig das Neil Young-Cover „Cortez The Killer“ etwas lahm tönt. Prima Scheibe (mit lesenswerten Liner Notes von Tommy Victor).
NACHTSCHATTEN Prolog Sonic Revolution/Soulfood em. Die deutsche Formation legt mit ihrem Erstling „Prolog“ die Messlatte in Sachen Melodic-Death-Metal ordentlich hoch. Obwohl die Truppe schon seit mehreren Jahren besteht, hat erst jetzt ein Debüt-Album das Licht der Welt erblickt. Dieses Genre neu erfunden haben die Jungs aus Karlsruhe zwar nicht, aber sie gehen ziemlich konsequent ihren eigenen Weg. Alle zwölf Songs sind in deutscher Sprache verfasst und die Band scheut sich nicht das oft verhasste Keyboard (und sogar Akkordeonklänge) ziemlich häufig einzusetzen. Die zum Teil verspielten Gitarrensoli und die aufflackernden majestätischen Synthie-Teppiche drücken dem sonst aggressiven und temporeichen Sound ihren eigenen Stempel auf. „Prolog“ wurde in den legendären Little Creek Studios (Destruction, GURD, ProPain etc.) in der Schweiz produziert und ist auch in dieser Hinsicht ohne Makel. Der Opener „Feuersturm“ gibt schon mal die Marschrichtung an und haut voll rein. Der zweite Track „Blitzschlag“ steht dem ersten in nichts nach und auch die noch folgenden Kompositionen gestalten sich kurzweilig und abwechslungsreich. Die Texte sind nicht nur hohle Phrasen, sondern durchaus mit Tiefe bestückt und trotzdem wurde noch genügend Raum für Interpretationen gelassen. Nachtschatten können das Niveau vom Anfang bis zum Schluss halten. Wenn „Prolog“ wortwörtlich die Einleitung des musikalischen Weges dieser Herren darstellt, dann darf man sich auf das Nachfolgende ohne Zweifel sehr freuen.
REVIEWS
erschien mit „Album Of The Year“ die letzte Studioaufnahme vor der Auflösung der Crossover -Götter. Nach einer kurzen LiveReunion 2009 gab es etwas Hin und Her darüber, ob man nun weitermachen wollte oder nicht. Was erst nach „oder nicht“ aussah, mauserte sich dann zu Aufnahmen für ein neues Album und die Ankündigung dessen sorgte bei allen Metal/Alternative-gepolten Teens der 90er für ein hysterisches „Yippieh!“ und Kribbeln in den Fingern. Wer bereits ein Ohr an die beiden Singles „Motherfucker“ und „Superhero“ gelegt hat, der kann sich für die weiteren acht Songs daran orientieren. Der Schwerpunkt bei „Sol Invictus“ liegt bei den sperrigeren Songs, die man in Form von „Smaller and Smaller“ (Angel Dust, 1992) , „Cuckoo For Caca“ (King For A Day... Fool For A Lifetime, 1995) oder „Collision“ (Album Of The Year, 1997) kennt. Deren Knorrigkeit mischen Faith No More nun aber mit weicheren, eingängigen Melodien aus beispielsweise „The Last To Know“ oder „Take This Bottle“. Insofern fügen die Kalifornier nun zusammen, was früher eher getrennt war: Melodie und Wahnsinn. Da allerdings hauptsächlich die poppigeren Songs und Coverversionen wie „Easy“ zum verdienten Erfolg der Ausnahmetruppe beigetragen haben, dürfte sich „Sol Invictus“ in dieser Beziehung schwer tun. Ein richtiger Radio-Ohrwurm findet sich hier nämlich eigentlich nicht. Aber: Das schreckt den Liebhaber nicht ab. „Sol Invictus“ verfügt über wesentlich mehr Charme als nur einen kurzlebigen Chartstürmer und das dürfte wohl auch die Intention hinter diesem Album gewesen sein. Wenn man sich mit den diversen anderen Bands der Musiker befasst, dann wird nämlich recht schnell klar, dass sie nicht allzu viel Wert auf Mainstream und Charttauglichkeit legen. „Sol Invictus“ legt mehr denn je Wert auf Eigenständigkeit. Es ist ein rhythmus- und Vokalkunstlastiges Werk und vor allem ist es Faith No More auf den Punkt gebracht. Grande!
FAITH NO MORE Sol Invictus Reclamation/Rough Trade ip. Die letzte Faith No MorePlatte liegt so weit zurück, dass man schon eine Menge Staub davon wegfegen muss. 1997
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Alles neu
Die Band aus Los Angeles um Frontmann Dez Fafara konnte im Nu Metal-Bereich mit ihrem recht harten und groovenden Sound einige Duftmarken setzen und hat insbesondere mit dem ersten Album "Coal Chamber" Erfolge einfahren können. Nach einer Auflösung mit Nebengeräuschen im Jahre 2003 haben sich Coal Chamber wieder zusammengerauft und legen mit "Rivals" das erste Album seit der Reunion im Jahre 2012 vor. lg. Dreizehn Jahre Albumpause sind ein sehr langer Unterbruch. Sänger Dez Fafara, der in dieser Zeit mit seiner Metal-Band moderner Prägung DevilDriver sechs Alben veröffentlichte und sich entsprechend austobte, nimmt zur Wiedervereinigung der Groove-Maschine Coal Chamber Stellung: „Wir haben 2012 wieder Live-Gigs gespielt und die Resonanzen waren gigantisch. Wir hatten so viel Freude daran, so dass Miguel „Meegs“ Rascon (Git.) und ich beschlossen, es mit einem neuen Album zu versuchen. Während Konzerten in Australien im Jahre 2012 habe ich Songideen vom Gitarristen Meegs gehört, die mich sofort begeisterten. Das war die Initialzündung für ein Comeback-Album.“ Doch bevor wir uns der Gegenwart und der Zukunft von Coal Chamber widmen, lohnt sich ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Coal Chamber waren immer wieder von den Spannungen zwischen Dez und Meegs geprägt, welche 2002 im Rahmen eines Gigs in Texas eskalierte. Dez verkündete dann auf der Bühne die Auflösung der Band. Nach wenigen darauffolgenden Gigs war dann endgültig Schicht. Dez erläutert in seiner gewohnt offenen Art: „Ich möchte nicht gross in der Vergangenheit herumwühlen, doch die Tatsache, dass niemand in der Band aufgrund des konstanten Tourens mehr Zeit für sein Privatleben gehabt hatte, führte zu diesen massiven Spannungen, welche sich so entladen haben. Neben den üblichen Sachen wie Drogen, Alkohol, Geldangelegenheiten war das Hauptproblem die fehlende Kommunikation innerhalb der Band. Deswegen sind wir jetzt die Coal ChamberGeschichte völlig anders angegangen. Wir sprechen viel, nehmen uns viel Zeit für unsere Familien und machen gezielte Pausen mit der Band und somit voneinander“. „Rivals“, so der Titel des vierten und neuen Albums wurde von Mark Lewis (DevilDriver, Cannibal Corpse) sehr druckvoll und recht basslastig produziert. Dez weiter zum Album: „Wir haben unser Bestes in das Album gesteckt, damit es nicht bloss wie ein 90s Retro-Album tönt, sondern frisch und zeitgemäss daherkommt. Coal Chamber machen wir nicht einfach so nebenher, es ist unsere Passion. Meiner Meinung nach hört man “Rivals“ auch an, dass alle aktuellen Mitglieder, die ja alle seit den 90ern an Bord sind, andere Menschen geworden sind. Die Refrains sind grossartig und die Gitarrenlandschaften sehr vielschichtig. Wir haben sehr sorgfältig gearbeitet und Wert auf die Details gelegt. Wir hatten sogar Mühe, die Tracklist zu erstellten, denn das Album tönt wie aus einem
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Guss“. Stilistisch sieht Dez „Rivals“ als harten, melodischen Metal, der sich in düsteren Ecken bewegt, aber dennoch viel Energie freigibt. Mit den alten Coal Chamber-Alben mag Dez „Rivals“ nicht vergleichen. „Die Texte handeln von verschiedenen Themen wie Liebe, Verluste sowie die Schwierigkeit, nach bestimmten Erlebnissen oder Schicksalsschlägen weiterzufahren und daraus positive Energie zu ziehen. Zudem befasse ich mich mit Themen wie Hass, Wut, Eifersucht, Neid usw., die alle Elemente der menschlichen Persönlichkeit sind. Allenfalls kann ein Hörer aus meinen Texten gewisse Schlüsse zur Lösung gewissen Probleme ziehen“, gibt sich Dez fast schon therapeutisch. „Mir selber hat die Musik quasi das Leben gerettet, da ich als Kind und Jugendlicher eine schwere Zeit hatte und traurigerweise sowohl seelisches wie auch körperliches Leid erfahren musste. Ich musste verschiedene Male von zuhause abhauen. Musik war für mich ein Elternersatz und gab mir viel Musse und Freude“, erklärt Dez weiter. Neben Coal Chamber ist Dez ja auch Sänger von DevilDriver, einer im Vergleich um einiges härteren Metal-Band, die Groove-Elemente von Bands wie Pantera mit Death-Metal-Anleihen vereint. Da drängt sich die Frage auf, wie Dez diese Doppelbelastung meistert: „Jede der beiden Bands ist jeweils so andersartig, so dass ich die Freiheit geniesse, in diesen beiden Bands eine massgebliche Rolle zu spielen und so meine stimmlichen Fähigkeiten auf verschiedene Arten auszuloten. Auch sind die Texte sehr unterschiedlich. Schliesslich erlaubt mir diese Zweigleistigkeit stilistisch mehr auszuprobieren. Bei DevilDriver geht es 110% nur um Heavy Metal, während sich Coal Chamber auch massgeblich von Bands wie Bauhaus beeinflussen lässt und subtiler zu Werke geht.“ In zeitlicher Hinsicht haben die Bands laut Dez immer wieder Pausen, so dass sich die Doppelbelastung gut meistern lässt. Nach den besten Erfahrungen mit Coal Chamber gefragt, gibt Dez zu Protokoll: “Das Privileg, dass ich mit Ozzy Osbourne, Phil Anselmo, Nikki Sixx und Max Cavalera zusammenarbeiten konnte, war definitiv eines der grössten Dinge überhaupt. Auch waren Touren mit Pantera und Black Sabbath echte Knaller und somit Erinnerungen, die mir niemand nehmen kann“.
REVIEWS Hard/Heavy/Metal
MORGOTH Ungod Century Media/Universal lg. Nun liegt es vor, das erste Album der deutschen DeathMetaller Morgoth nach knapp 19 Jahren. In den letzten Wochen ging es im Lager von Morgoth nicht ohne Nebengeräusche zu und her, denn Ur-Sänger Marc Grewe wurde der Laufpass erteilt und Karsten Jäger als neuer Shouter eingestellt (siehe weitere unten). Eins vorweg: Vom Gesang her ist keine grosse Änderung festzustellen, da der mit Disbelief sehr erfahrene Karsten seinen Job sensationell erledigt, ja fast noch variabler als Marc tönt. Vom Sound her knüpfen Morgoth (zum Glück) nicht am letzten und umstrittenen Album "Feel Sorry For The Fanatic" sondern an den beiden früheren Klassiker-Alben "Cursed" (1991) und "Odium" (1993). Die Songs sind – wie das bereits bekannte "God Is
Evil" – nicht durchs Band schnell sondern mehrheitlich im Midtempo mit teilweise schnellen Ausbrüchen. Bereits mit den beiden ersten Songs "House Of Blood" und "Voice Of Slumber" geht es mit Vollgas los – dennoch werden Groove und Abwechslung (diese Gitarrenläufe) nicht vernachlässigt. Die weiteren Songs gehen ähnlich weiter und machen durchs Band Spass. So muss ein OldSchool Death Metal Hammer klingen. Grossartig und ganz klar eines der ersten Highlights des Jahres!
UPDATE SÄNGERWECHSEL Zum Thema Sängerwechsel, welches bereits in der letzten Ausgabe angesprochen worden ist, hat TRACKS bei Gitarrist Sebastian Swart nachgefragt: "Marc hat sich selbst in diese Ecke manövriert. Der Rauswurf war eine schwere Entscheidung, die aber von allen anderen Bandmitgliedern gleichermaßen getragen wurde. Unprofessionelle Facebook-Einträge gab es in unregelmäßigen Abständen auch schon vor Marcs Rauswurf, bilden die Spitze des Eisbergs und haben der Band geschadet." Betreffend des Einstiegs vom neuen Sänger Karsten Jäger (auch Disbelief) sagt Sebastian: "Karsten war nie in einer Pipeline, er ist uns empfohlen worden, binnen zwei Tagen super schnell eingesprungen, ist durchs Eiswasser geschwommen und hat einen super Job gemacht."
BLIND GUARDIAN Beyond The Red Mirror Nuclear Blast/Warner mv. Es gibt ein neues Blind Guardian-Album, was ja immer für viel Spannung und Vorfreude sorgt. Die Krefelder lassen sich schliesslich immer sehr viel Zeit, bevor sie mit neuem Studiomaterial an den Start gehen. „Beyond The Red Mirror“ heisst das 10. Studioalbum der Jungs rund um Mastermind Hansi Kürsch und eine Sache ist sofort klar: es braucht unzählige Durchläufe, bevor man dieses Album überhaupt einigermassen erfassen kann und die enorm vielschichtigen Songs zu zünden beginnen. Wer also immer noch hoffnungslos auf eine Rückbesinnung auf
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alte Zeiten gehofft hatte, als man mit „Follow The Blind“, „Tales From The Twilight World“ und „Somewhere Far Beyond“ einen Speed Metal-Klassiker nach dem anderen veröffentlichte, wird ganz sicherlich wieder schwer enttäuscht sein. Das Songmaterial von „Beyond The Red Mirror“ ist enorm anspruchsvoll und sicher für die heutige Youtubeund Spotify-Generation eine ganz besondere Herausforderung, denn solche Musik kann man einfach nicht nur so nebenbei hören. Gerade Mammut-Tracks wie der Opener „The Ninth Wave“ oder das abschliessende „Grand Parade“ sind Paradebeispiele dafür, wie man Heavy Metal im Jahr 2015 noch mit Innovation und Anspruch verbinden und für Staunen sorgen kann. Die Stücke sind angereichert durch verschiedene Chöre (aus Prag, Budapest und Boston) sowie einem 90-
Mann-Orchester, was für grosses bombastisches Ohrenkino sorgt. Mit der straighten Metalhymne „The Holy Grail“ zeigt die Band kurz, dass man durchaus noch in der Lage wäre, an die alten Zeiten anzuknüpfen und eingängige Songs zu fabrizieren. Der Song ist aber ganz klar die Ausnahme, denn die restlichen Tracks (die Piano Ballade „Miracle Machines“ mal ausgenommen) sind voller komplexer Arrangements und Bombast und zeigen Blind Guardian mal wieder in ihrem ganz eigenen Metal-Kosmos. Wem diese Variante der Band in den letzten Jahren schon gefallen hat, der wird auch das neue Album abgöttisch lieben. Old School True-Metaller hingegen sollten wohl besser einen grossen Bogen um dieses Werk machen und sich weiterhin an den ersten fünf Alben der Band erfreuen.
Scheiben der 90er Jahre an und präsentiert mit Granaten wie „Jehova“, „Empire Of Lies“, „Domino Theory“, “We Own The Night“ und dem Titeltrack eine geniale Mischung aus messerscharfen Riffs, technischer Raffinesse, explosiven wie halsbrecherischen Soli und eingängigen Melodien. Chris versteht es zum Glück immer wieder, seine Shredder-Künste songdienlich einzusetzen und seine Songs trotz aller Technik immer noch eingängig und dynamisch zu halten. Dazu kommt der einmal mehr fantastische Gesang von Rob Rock, welcher die Songs oft zu tollen Hymnen veredelt. Für viel Wucht und Power sorgt schlussendlich noch Drumtier John Dette (u.a. Testament, Slayer). Da auch der Sound glasklar und druckvoll geraten ist, gibt es nichts anderes als eine dicke Kaufempfehlung.
IMPELLITTERI
City Of Heroes
Venom
Frontiers/Musikvertrieb
Frontiers/Musikvertrieb
mv. Eine kleine aber schöne Überraschung ist dieser neue Release aus dem Hause Frontiers, welches sich ja mittlerweile zum Label schlechthin in Sachen Melodic Metal gemausert hat. Satte fünf Jahre nach dem ersten „Kiske/Somerville“-Album gibt es jetzt eine Fortsetzung, was angesichts der vielen Aktivitäten der beiden Hauptprotagonisten schon etwas überraschen darf. Michael Kiske, mit Sicherheit einer besten Rock- und Metalsänger in ganz Europa, hat zuletzt nicht nur mit seiner Band Unisonic für viel Aufsehen gesorgt sondern auch die Releases von Tobias Sammet’s Avantasia, Timo Tolkki’s Avalon und Wolfpakk mit seinen Gastbeiträgen stark aufgewertet. Und Amanda Somerville sorgte ebenfalls bei Avantasia sowie bei Trillium und HDK für starke Performances. Zusammen harmonieren die beiden absolut perfekt, was bereits auf dem erwähnten Debut-Album deutlich und erfolgreich zu hören war. Gute Stimmen bedeuten aber noch lange kein umwerfendes Songmaterial, aber auch hier wurden absolute Könner ins Boot geholt. So hat Tausendsassa Mat Sinner (u.a. Sinner, Primal Fear) zusammen mit Magnus Karlsson (Primal Fear, Starbreaker) das Songwriting sowie den Grossteil der Instrumente übernommen (am
mv. Der begnadete Gitarrist Chris Impellitteri ist nach all den Jahren, der erste Release datiert bereits von 1987, sicherlich eine feste Grösse in der Metal-Szene. Doch zu ganz grossen Erfolgen hat es leider nie gereicht, gerade in Europa musste der Gitarrist immer weit hinter seinen Kollegen wie Yngwie Malmsteen, Joe Satriani oder Steve Vai anstehen. In Japan waren Impellitteri für eine zeitlang sehr angesagt, aber auch dort haben sich die Zeiten mittlerweile etwas geändert. Chris liess sich aber zum Glück nie entmutigen und „Venom“ ist nach „Wicked Maiden“ von 2009 bereits das zweite Album, welches wieder dem klassischen, alten Impellitteri-Stil folgt und Ausnahmesänger Rob Rock (Driver, Fires Of Babylon, ex-Axel Rudi Pell) am Mikrofon präsentiert. Nach seinen Aktivitäten mit Animetal USA können sich Fans von alten Alben wie „Screaming Symphony“ nun umso mehr freuen, denn Chris hat wieder Bock auf neoklassischen MelodicPower Metal im ursprünglichen Sinne. Und er konnte das Songwriting auch tatsächlich nochmals steigern, die lange Wartezeit hat sich definitiv gelohnt. „Venom“ schliesst direkt an die
KISKE/SOMERVILLE
Hard/Heavy/Metal Schlagzeug ist noch Veronika Lukesova mit dabei). Herausgekommen ist dabei ein sehr starkes Album, welches von eingängigem AOR über Melodic Metal bis hin zu Breitwandballaden und leicht poppigen Nuancen alles bietet, was die Fans von Kiske und Somerville erhoffen konnten. Als Anspieltipps und Highlights seien hier mal die etwas an Unisonic erinnernde Hymne „Open Your Eyes“, das extrem radiotaugliche „After The Night Is Over“ sowie der knackige Opener „Walk On Water“ erwähnt. Da mit Jacob Hansen (u.a. Volbeat, Pretty Maids) auch in Sachen Sound einer der Besten engagiert wurde stellt „City Of Heroes“ ein absoluter Pflichtkauf für Melodic-Fans dar. Kiske-Fans werden die Scheibe so oder so lieben und schon auf dem Einkaufszettel notiert haben.
THE STORYTELLER Sacred Fire Black Lodge Records mv. „Sacred Fire“ ist auch schon bereits das sechste Album der schwedischen Geschichtenerzähler. Im Zuge des grossen Erfolgs von Hammerfall sprossen vor 15 Jahren Bands wie The Storyteller gerade in Schweden oder Italien wie Pilze aus dem Boden. Viele dieser Bands sind längst wieder von der Bildfläche verschwunden. The Storyteller aber haben sich nicht unterkriegen lassen und spielen nach wie vor ihren stark an Bands wie Nocturnal Rites, Gamma Ray oder eben Hammerfall angelehnten melodischen EuroPower Metal. Böse Zungen würden wohl jetzt sagen, die Band wie auch das neue Album bringen absolut nichts, was es nicht schon gegeben hat in den letzten 30 Jahren Metal-Geschichte. Allerdings muss ja auch nicht immer alles innovativ oder besonders originell sein. Eine Platte wie „Sacred Fire“ macht ganz einfach nur Spass, da die Songs nicht nur handwerklich absolut top sind, sondern auch viel Spielfreude und viele starke Melodien bieten. Simple Heavy Metal-Unterhaltung eben, welche gerade nach einem anstrengenden Arbeitstag für gute Laune in der Bude sorgt. Sänger L.G Persson singt sehr kraftvoll und souverän, die Gitarren braten mal ganz traditionell in Running Wild- oder
Accept-Gewässern, haben aber auch coole Iron MaidenGedächtnisharmonien und ein paar folkige Momente zu bieten. Und mit “As I Die”, “Curse of The Seven Seas”, „One Last Stand“ und “Sons Of The North” sind auch ein paar richtig fette Kracher mit an Bord, die das Level stark anheben und die Band locker auf Augenhöhe zu ihren Landsmännern von Hammerfall bringen.
MANILLA ROAD The Blessed Curse & After The Muse Golden Core/ZYX lg. Manilla Road, die seit 1977 aktive EpicMetal Band um Sänger und Gitarrist Mark "The Shark" Shelton hat mit dem Doppelalbum "The Blessed Curse & After The Muse" ihre nunmehr sechzehnte reguläre Studioscheibe veröffentlicht. Lange Jahre war die Band trotz herausragender Scheiben wie "Crystal Logic" (1983), "Open The Gates" (1985) oder "The Deluge" (1986) nur Insidern bekannt, was sich nach der knapp zwei Jahre dauernden Tour zum Album "Mysterium" (2013) nun etwas geändert hat. Der vorliegenden Doppeldecker umfasst alle Facetten, die Manilla Road ausmachen: "The Blessed Curse" präsentiert eher die metallische Seite des Vierers aus Wichita/Kansas, während "After The Muse" mit ruhigeren Klängen daherkommt, welche seit den Anfängen immer einen Teil des Sounds von Manilla Road bildeten (man denke an "The Empire" vom Debut "Invasion" (1980). Anspieltipps sind auf "The Blessed Curse" der Titelsong sowie das orientalisch angehauchte "Tomes Of Clay", während auf "After The Muse" der lange verschollene Track "All Hallows Eve" sowohl in der Urfassung von 1981 wie auch in der neu eingespielten Version das Highlight ist. Dieses Album ist ehrlicher, emotionaler und sehr abwechslungsreicher Metal, der sowohl sehr hart sein kann, aber auch sehr lange und ruhige Parts umfasst. Einzig die Produktion, wenn auch old-schoolig, hätte etwas klarer sein können (insbesondere der DrumSound). SORCERER In The Shadow Of The Inverted Cross Metal Blade / Sony
lg. Sorcerer aus Schweden besteht zwar seit 1988, doch ausser zwei im Underground sehr erfolgreichen Demos, welche den epischen Doom massgeblich prägten, wurde bisher nichts veröffentlicht. Mit ein Grund war, dass sich die Band nach Johnny Hagels (bs.) Weggang zu Tiamat aufgelöst hat. 2010 reformierten Johnny und Sänger Anders Engberg nach einer Anfrage für das renommierte Hammer Of Doom Festival die Band und absolvierten einen gefeierten Auftritt. Danach raffte sich die neu zusammengestellte Band auf, ihr erstes Album zu schreiben, welches nun vorliegt. Mit "In The Shadow Of The Inverted Cross" liegt nun nichts anderes als ein absolutes Highlight des epischen Doom Metals vor, der es mit den Klassiker wie "Nightfalls", "Ancient Dreams" (beide Candlemass) und "Through The Darkest Hour" (Solitude Aeturnus) aufnehmen kann. Tiefe Emotionen gepaart mit zentnerschweren Riffs verzaubern den Hörer ab dem ersten Takt. Für den Rezensent haben Sorcerer eines der besten Metal Alben der letzten Jahre veröffentlicht und mit "Lake Of The Lost Souls" einen Hit auf Lager. Der "test of time" wird zeigen, ob wir es hier mit einem Klassiker zu tun haben. Aber jetzt gilt: kaufen, denn das Genre bietet nach Ende von Candlemass und der "Pause" von Solitude Aeternus nichts Besseres.
REVIEWS
SULPHUR AEON Gateway To The Antisphere Van Records lg. Die deutsche Death Metal Band konnte mit ihrem anfangs 2013 veröffentlichten Erstling "Swallowed By The Ocean's Tide" für Furore sorgen und schlug wie eine Bombe ein. "Swallowed By The Ocean's Tide" war seit längerem wieder ein Album, das im Death Metal für ein Ausrufezeichen sorgen konnte. Und "Gateways To The Antisphere" setzt genau dort an, wo der Vorgänger aufgehört hat: Abgefahrene und wütende Riffs paaren sich mit ultrapräzisem Schlagzeugspiel. Das Gegrowle von M. tönt wie frisch aus der Gruft. Darüber werden immer wieder mäandrierende Soli gesetzt, so dass der Gesamtsound urgewaltig wirkt. Es fällt schwer, die Band mit anderen zu vergleichen: Am ehesten kann man da einerseits Dissection wegen der Arrangements, den Melodien und der Abwechslung nennen, muss aber in einem Atemzug auf Deathspell Omega aufgrund der Abgefahrenheit und des Chaos verweisen. Ganz gewaltiges Album, das man sich als Gesamtkunstwerk reinziehen muss. Bisher das stärkste Death Metal Album des Jahres!
LEAL
Zurückfinden
ub. Carlos Leal war Mitgründer und Leadsänger von Sens Unik, der wichtigsten Schweizer Hiphop-Band der 90er-Jahre. Die Rapper aus Lausanne veröffentlichten neun Alben, wovon fünf eine goldene Schallplatte erhielten. Die letzte LP „Mea Culpa“ entstand 2004. Danach wechselte Leal das Fach und wurde ein international tätiger Schauspieler, der bisher in über 60 Filmproduktionen mitgewirkt hat. Für seine Darstellungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, erhielt 2006 den Schweizer Filmpreis für die beste Hauptrolle in “Snow White” sowie den “Shooting Star”-Award des europäischen Films. 2010 zog es den europaweit erfolgreichen Schauspieler nach Los Angeles und Sens Unik trennten sich endgültig. Nun überrascht Leal seine Fans mit einem musikalisch innovativen Comeback. Wir treffen Carlos Leal in einem Café inmitten Zürichs und versuchen mehr über die Beweggründe seines ersten Solo-Albums "Reflections" zu erfahren.
Gratulation zu “Reflections”, das Album kommt überraschend experimentell und mutig daher. Dankeschön. Ja, es brauchte Mut. Wenn Du die Texte liest, wirst Du feststellen, dass “Reflections” eine Menge von mir enthält und sehr persönlich geworden ist. Im vollen Bewusstsein darüber, dass die LP nur einem spezifischen Zielpublikum zugänglich sein wird, da sie weit weg vom Mainstream spielt. Diese Platte ist mein Angebot als Künstler und gefällt in erster Linie mir selbst. Das bin ich. Endlich bin ich ehrlich, stehe zu mir und habe nicht ständig das Gefühl, mir etwas beweisen zu müssen. Wann entstand die Idee für ein musikalisches Comeback? Ein Solo-Projekt wollte ich schon lange machen. Die letzten Jahre hatte ich mich jedoch vollkommen dem Schauspielfach gewidmet. Nach Sens Unik war ich fokussiert darauf, ein guter Schauspieler zu werden. Dafür habe ich sehr viel investiert. Vor zwei Jahren schien die Zeit dann reif, mich wieder musikalisch und mit einem persönlichen Album zurückzumelden. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit SoundtrackSchöpfer Mark Tschanz, der die Musik auf “Reflections” hauptsächlich komponierte? Sens Unik hatte ja auch Filmmusik gemacht. Da besteht natürlich ein grosser Unterschied. Sens Unik hat damals bereits bestehende Songs als Titelmusik beigesteuert. Mark Tschanz hingegen ist ein Klangkünstler, der komplette Filme untermalt. Ich war leider nie ein grossartiger Komponist. Glücklicherweise traf ich Mark. Wir haben uns musikalisch und persönlich sofort verstanden. Hauptsächlich ist Mark meisterhaft darin, die “Kraft der Stille” zu nutzen. Die Reduktion auf das Wesentliche besitzt eine enorme Energie, die jedoch etwas Zeit braucht, um sich zu entfalten. Die Kunst des Weglassens wirst Du spüren, nachdem Du das Album ein paarmal gehört hast. Ich will dazu nicht viel erzählen, sondern die Musik erklären lassen. Gewissermassen ist die CD bloss das Werkzeug für eine individuelle Reise und wird Dir die Tür zu Deinen eigenen Emotionen öffnen. Was war zuerst, die Musik oder die Texte? Grundsätzlich entstand die Musik zuerst. Ausser den Text zu “Serpents” hatte ich schon vor der Musik geschrieben. Um welches Thema geht es bei “Je Rêve De Serpents” („Ich träume von Schlangen“)? Das Verhältnis vom Menschen zur Schlange ist seit jeher zwiespältig. Schlangen werden sowohl gefürchtet als auch verehrt. Schlangen stehen einerseits für Ängste, die überall um uns herum und auch in uns selbst sind. So begegnete ich Schlangen, als ich mich mit meinem Innern beschäftigte und fragte mich: Soll ich mich meinen Ängsten stellen und sie mit Liebe füttern oder sie einfach ignorieren? Was Angst macht, fasziniert gleichermassen, deshalb sind Schlangen auch eine Metapher für Attraktivität, Weisheit und Macht. Schlangen besetzen die mächtigen Positionen in
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Wirtschaft und Politik. Dein neuer Sound hat mit Sens Unik wenig zu tun. Hast Du mit Rap und Hiphop abgeschlossen? Das Abenteuer Sens Unik war eine fantastische Zeit, doch sie ist vorbei. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, als Rapper zurückzukehren. Das ist nicht mehr meine Rolle und passt einfach nicht mehr zu mir. Es gibt heutzutage so viele junge und gute Rapper. Ich habe mich weiterentwickelt und höre mir inzwischen alle Musikrichtungen von Klassik bis Rock an. Verstehe mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Pop-Musik, die haben wir früher auch gehört und selbst gespielt, doch heute inspiriert mich hauptsächlich alternative Musik. Musikalisch gehst Du neue Wege, persönlich hältst Du Einkehr? Genau. Als Mensch lenkte ich die Konzentration nach innen und besann mich auf mich selbst. Bildhaft gesprochen: Ich trat eine Reise an mit unbekanntem Ziel und stand dazu mit leeren Koffern am Bahnhof. Das führte dazu, dass ich mich selbst überraschte. Höre Dir “Au-Delà” an, da singe ich zum ersten Mal. Das hatte ich mir bisher nicht zugetraut. “Au-Delà” ist ein leidenschaftliches Stück mit einem relativ schwierigen Text. Er enthält poetische Wortspiele wie „la plus glaciale de mes brûlures“ („die eisigste meiner Verbrennungen“). Absolut. “Au-Delà” ist sehr leidenschaftlich und persönlich. Ich habe monatelang an diesem Text gefeilt. Es geht um geplatzte Träume und Illusionen sowie um zurückbleibende Narben, um Zerrissenheit, aber auch um Frustration über das Nichtverstehen dieser Umstände. Da sind die Dämonen und die Sünde, die mich beherrschen. Da ist der Schmerz, den ich immer wieder suche. “Wenn die Welt klar wäre, gäbe es keine Kunst.” Bingo. Von wem ist das? Albert Camus (franz. Schriftsteller und Philosoph, 1913 – 1960) Ich verehre ihn. Hast Du “L'Étranger” (“Der Fremde”) gelesen? Ein grossartiger Roman über Rassismus und Toleranz. Wir kennen Dich als hasserfüllten Pedro in der Serie „Der Bestatter“, die Leute lieben Deine Werbespots… Ja, ich weiss (schmunzelt). Nun zeigst Du uns eine weitere interessante Facette von Dir als nachdenkliche und reflektierte Persönlichkeit. Bist Du Schauspieler, Musiker, Dichter oder einfach Künstler? Das Schauspiel und die Musik befruchten sich wechselseitig. Die Stimme ist ein sehr vielseitiges und variantenreiches Instrument. “Mirror, Mirror” musste wie eine kraftvolle Ansprache klingen, da half mir meine Erfahrung als Schauspieler. Mich Künstler zu nennen, finde ich dennoch irgendwie anmassend. Du bist in diversen US-Fernsehserien wie “Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.” oder “Devious Maids” zu sehen. Wann können wir Dich hierzulande wieder am TV bewundern? Im März läuft die vierteilige Krimireihe “The Team” auf SRF, ORF und ZDF an. In dieser aufwändigen europäischen Grossproduktion spiele ich den ambitionierten belgischen Journalisten Jean Louis Poquelin, der verdächtigt wird, Prostituierte mit einem Schuss ins linke Auge getötet zu haben. Zurück zur Musik: “Mirror, Mirror” erinnert an Yello, “Reflections” an Depeche Mode. Das ist ein nettes Kompliment, wobei wir nie die Absicht hatten, nach Yello zu klingen. Das komplette Album wurde vom britischen Produzenten Gareth Jones in London abgemischt.
Gareth ist der Pionier des Einsatzes von digitalem Equipment und hat als Erster das Sampling bei Depeche Mode eingesetzt. Natürlich hat das auf dem Album seine Spuren hinterlassen. Auf “L'Inconnue“ singst Du zweideutig mit Mélodie Casta. Repräsentiert die aus Paris stammende Schauspielerin und Tänzerin die oder das Unbekannte? Kann sein oder auch nicht. Das Begehren nach Unbekanntem und Ungewissem reicht Dir immer wieder die Hand und lädt dazu ein, Grenzen zu überschreiten... “Don't You Come Along” und “Disco Ball” sind dann eher leichte und radiotaugliche Stücke. Exakt. Beide Tracks tragen die Handschrift von Ronald Kaufman (alias Kauf). Der Spezialist für Remixe aus L.A. hat diesen deutschen Namen, ist aber durch und durch Amerikaner. Du hast prüfend in den Spiegel geschaut und hinterfragt, wer Du bist und was Du tust. Reflexion erfordert ein gelebtes Leben, eine gewisse Demut und Reife. Rein textlich hören wir einen gereiften Carlos Leal, da stimme ich Dir voll zu. Musikalisch hingegen hoffe ich nicht, wie einer von der alten Schule zu klingen. Ich glaube, dass meine aktuelle Musik aus einem bizarren Mix von verschiedenen Stilen besteht,
«Endlich bin ich ehrlich, stehe zu mir und habe nicht ständig das Gefühl, mir etwas beweisen zu müssen» durch die ein frischer Wind weht. Inwiefern hat das auffallende Cover damit zu tun? Das Design stammt vom finnischen Illustrator Antti Uotila, der in Helsinki und Tokio Kunst studiert hat. Auf der Vorderseite herrscht Chaos und Unruhe. Wenn Du die Hülle aufklappst, hellt alles auf und bereinigt sich. Antti und ich haben uns nie persönlich getroffen, sondern via E-Mail und Skype kommuniziert. Er hat mir diesen Vorschlag unterbreitet. Ich war sofort begeistert und bin wirklich sehr glücklich mit dem Artwork. Verliert man sich leicht im Filmbetrieb von L.A.? Jeder Mensch will geliebt werden, und es ist wohl kein Geheimnis, dass Schauspieler besonders geliebt werden wollen. Am Anfang meiner Karriere fragte ich mich ständig, was wohl die Anderen von mir denken würden oder was ich noch tun könnte, um ihnen zu gefallen. Doch man muss achtsam bleiben. Genügt Anerkennung allein als Antrieb irgendwann nicht mehr? Ab einem gewissen Punkt kann es leicht passieren, dass man sich selbst belügt. Nach einigen Jahren im Geschäft schaute ich zurück: Wen hatte ich schlussendlich glücklich gemacht? Gewiss die Anderen, aber nicht mich selbst. Es war höchste Zeit, zu mir zurückzufinden. Durch die Musik konnte ich mein Herz sprechen lassen und mich künstlerisch frei entfalten. „Reflections“ macht in erster Linie mich persönlich glücklich. Welches Ereignis war ausschlaggebend für diese Einsicht? Mein Sohn gab den Impuls. Zurzeit sind Lego-Bausteine sein Ein und Alles. Plötzlich wurde mir bewusst, was wirklich wichtig ist: Gehe runter auf deine verdammten Knie und spiele mit deinem Sohn! Auf “Dans Les Yeux D'Elvis” lehrt er mich, wie ich zu Frieden und Schönheit zurückfinden kann. Durch und in unseren Kindern erkennen wir uns selbst.
SEVEN BackFunkLoveSoul Sony Music
Die Tessiner Riff-Rocker legen nach ihrer 2013 veröffentlichten EP „Down Down“ nun ihren zweiten Output vor. Dabei bleiben sie ihrem Weg treu und verzichten auf ein reguläres Album. Stattdessen gibt es wieder vier Songs im EP-Format. hh. Für eine Band aus dem Sonnenkanton ist es nicht leicht, in der restlichen Schweiz Fuss zu fassen. Gotthard sind da die Ausnahme von der Regel, aber auch sie hätten wohl nie den Sprung ins internationale Business geschafft ohne professionelle, ausserkantonale Hilfe, in diesem Fall hiess sie Chris von Rohr. Irgendwie scheint an den Alpenfelsen der südländische Rock abzuprallen. Pink Jelly Bean lassen sich dadurch nicht beirren und gehen ihren Weg unverdrossen weiter. Aber auch als junge Tessiner Band kennen sie die Regeln des Geschäfts und so suchten sie sich ebenfalls tatkräftige Hilfe von jenseits der Alpen. Die fanden sie in der Person von Many Maurer, ehemaliges Krokus-und Ain't Dead Yet-Mitglied, der im Luzerner Musikzentrum Sedel ein Tonstudio betreibt und seit langen Jahren als einer der besten Rock- und Metal-Gitarristen des Landes gilt. In seinem Soundtraxx-Studio entstand die erste EP „Down Down“ der jungen Tessiner Rocker und Maurer griff den Musikern dabei mit seinem hohen Fachwissen tatkräftig unter die Arme. Heraus kamen vier kräftig rockende Songs in der Fahrspur von AC/DC, Rhino Bucket und Airborne. Ende letzten Jahres hat sich das Quintett wieder Richtung Norden nach Luzern ins Soundtraxx Studio aufgemacht, um den Nachfolger von „Down Down“ einzuspielen. Warum nach Luzern? Gibt es im Tessin keine guten Studios? Darauf antwortet Drummer Andreas Arnold: „Wichtig ist für uns das Gesamtpaket. Eine Produktion mit Soundtraxx hat mehrere Vorteile, die wir hier nur schwierig erreichen könnten. Dazu gehören sicher die Erfahrung, die Many Maurer in diese Produktion einbringen kann und die Möglichkeit neue und wichtige Kontakte mit Leute aus der Musikbranche zu knüpfen.“ Auf die Frage, weshalb sie nicht gleich ein komplettes Album aufnehmen, sondern „scheibchenweise“ ihren Weg gehen, meint Andreas: „Wir wollen vor allem Werbung für die Band machen und Auftrittsmöglichkeiten erhalten. Dazu reichen auch wenige aber gute Songs. Unser Ziel ist es mit der Band auch ausserhalb der Kantonsgrenzen auftreten zu können und diese Aufnahmen geben uns die Möglichkeit, unseren Namen in der Deutschschweiz zu verbreiten und Kontakte zu pflegen.“ Dass Many Maurer dabei ein Art Mentor ist, belegt auch, dass er in den Songschreiber-Prozess einbezogen ist. Die Band kommt mit Songideen ins Studio und zusammen mit Maurer werden sie dann weiter entwickelt, arrangiert und aufgenommen. Herausgekommen sind dieses Mal wieder vier hart rockende Songs, die mit mächtig Druck aus den Boxen donnern und durch die Reibeisenstimme von Sänger Matteo Magistra dominiert werden. Die in allen Songs vorhandenen Hooklines sorgen dafür, dass sich die Songs praktisch schon beim ersten Hördurchgang in den Lauschern festsetzen und bei Fans des riffbetonten Hardrocks Begeisterung auslösen. Der Sound von den rosa Gummibohnen ist sicher weder neu noch innovativ, aber durchaus als zeitlos zu bezeichnen. Besonders live werden diese Tracks zweifellos für prächtige Stimmung auf jeder Rockparty garantieren, wie überhaupt möglichst viele Konzerte zu spielen das Hauptanliegen der Truppe ist. Ihre Live-Qualitäten bescherten den Tessinern im letzten Jahr einen Finalplatz beim Palco Ai Giovani Wettbewerb sowie den Einzug ins Halbfinale des WOA Swiss Metal Battle. Ausserdem konnten sie einige Gigs im Wallis und der Deutschschweiz spielen. So soll es weitergehen, auch in Norditalien, wo es laut Andreas einige interessante Venues gibt. „Momentan versuchen wir aber vor allem in der Schweiz präsent zu sein. Wir wollen so viel wie möglich spielen. Gerne würden wir auch eine kleine Tour organisieren und ausserhalb der Landesgrenzen auftreten. In den nächsten Monaten sind schon vier Konzerte ausserhalb der italienischen Schweiz geplant und wir sind im Gespräch für weitere Auftritte. In Deutschland hätten wir auch die eine oder andere Möglichkeit.“ Vor kurzem wurde nun die neue EP „#dirtytweet“ in eigener Regie veröffentlicht. „Die EP kann man direkt bei uns über unsere Website kaufen oder an unseren Konzerte. Dazu werden dieses Mal die Songs auch auf verschiedenen Online Portalen wie iTunes angeboten. Wer sich für den Kauf unserer EP interessiert, findet alle Infos dazu auf unserer Hompage www.pinkjellybean.ch.“
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ub. Inspiriert vom amerikanischen Funksoul seiner Vorbilder kehrt der erfolgreiche Sänger und Produzent zurück zu seinen Wurzeln. Seven schöpft dabei aus seiner grossen Erfahrung und Fantasie. Vier Monate arbeitete er an den neuen Songs. Hervorragende Musiker liessen anschliessend eine aufrichtige und lebendige R'n'B-Platte mit Format entstehen. Der Sohn eines Tenors und einer Pianistin zeigt uns das ganze Spektrum seines musikalischen Könnens als Songschreiber und ist überdies sämtlicher Stimmlagen mächtig. Kraftvoll und eigenwillig fesselt der eingängige Groove des Auftakts „Cool Guy“ mit Gitarrenintro. Sofort entsteht eine Gedankenverbindung in die 80er-Jahre, als Michael Jackson, Prince oder Robert Palmer für Furore sorgten. Ideenreicher DiscoBeat macht den Titeltrack, “Waiting For You” sowie “Nobody Wants To Dance” aus. “No” erinnert stark an Prince in seinen besten Zeiten. Bei Halbzeit erklingt die erste Ballade “Hotel Room”, bevor eine Toto-ähnliche Melodic Rock-Sequenz überrascht („SDefinition”). Funky Bass Lines verspricht “Can't Run From Destiny” mit AMG als Gast. Ausserdem rappt der Berner Baze als weiterer Höhepunkt bei “In My Head”: “Chumm, chumm du Souhung, lueg mer i d'Ouge oder lueg das dervo chunnsch…“ Persönlicher Favorit bleibt jedoch “Idiot”, ein autobiografischer Blues mit rauem Organ, der sich via Ohr direkt ins Hirn verkriecht. Kompromisslos und konsequent hat Seven seine Lieblingsmusik eingespielt. Man hört, dass er Spass hatte dabei. Die neue Platte könnte endlich die Tür zur internationalen Karriere öffnen. Auf der bevorstehenden CHTournee wird er damit sicherlich treue und neue Fans entflammen.
LEAL Reflections Sony Music ub. Hierzulande ist Carlos Leal als ehemaliger Sänger der Westschweizer Hiphop-Band Sens Unik und als Schauspieler seit Jahren ein Begriff. In seiner Wahlheimat Los Angeles entstand nun das musikalische Comeback eines gereiften Künstlers, der sich kompromisslos davon befreit hat, jemandem gefallen zu wollen. "Reflections" ist ein sehr persönliches und mutiges Album geworden, das überraschend experimentell und abseits des Mainstreams daherkommt. Der neue Leal hat mit Rap und Hiphop nichts mehr am Hut. Diese Rolle hat er abgestreift und sich weiterentwickelt. Carlos Leal selbst nennt den
Sound einen frischen und bizarren Mix aus verschiedenen Musikrichtungen. Zeitweise erinnert er an Yello (“Mirror, Mirror”) oder Depeche Mode (“Reflections”), was jedoch nicht weiter überrascht, da Gareth Jones (Depeche Mode, Goldfrapp) das Album in London abgemischt hat. Alle Tracks wurden von Leal und Mark Tschanz produziert (ausser “Don't You Come Along“ und “Disco Ball“). Gemastered wurde in L.A. von Grammy AwardGewinner Brian Lucey (The Black Keys, Arctic Monkeys). Erstmals singt der einstige Rapper neben Französisch auch in Englisch und Spanisch (“Aventura”). Das ausdrucksstarke Stück “Dans Les Yeux D'Elvis” oder die Schlangenbeschwörung “Je Rêve De Serpents” stechen durch reflektierte Lyrics heraus. Leal gewährt intime Einblicke in sein Seelenleben (“Au-Delà”). Es geht ihm nicht primär darum, die grosse Masse zu erreichen. Er findet den Zugang zu sich selbst und drückt sich entsprechend aus. Das beweist Charakter und ist das höchste Gut eines Künstlers.
TEMPLE OF SPEED 10 Tracks Vol. VI Bakara/Nation hug. Jedes halbe Jahr eine neue CD mit zehn neuen Tracks und jeweils einem neuen Bandmit-
glied, so funktioniert das RapUnternehmen Temple of Speed seit 3 Jahren auf gleichbleibend hohem Niveau. Inzwischen gehören (in dieser Reihenfolge) Tinguely dä Chnächt, Skor, EKR, Baze, Kalmoo, Stereo Luchs zur festen Crew. Neu ist der Luzerner Capo Cris dabei, der zuletzt bei Eldorado FM das Mikrophon hielt, sich aber noch vor deren neuem Album aus der Rapperei zurückgezogen hatte, von Temple of Speed reaktiviert wurde und sich heute entsprechend Frührentner nennt. Produzent bleibt Sterneis, der mit feinen Sprech-Samplings ausschmückt. Die Tracks sind wie gesagt hochwertig zwischen Lebensbetrachtungen und Nonsense (Track 3: herrlich), wenn auch im immergleichen Tempo, was ein bisschen schade ist. Wie begeistert die Jungs noch immer von diesem Projekt sind, zeigt der Umstand, dass sie letztes Mal zusätzliche 10 Bonustracks mit raufpackten und dieses Mal durchgehend jeweils zwei Tracks einfach zusammenhängen und als einen ausgeben. So kommen wir auf eine Gesamtspielzeit von 58 Minuten. Das ist gut. Wir freuen uns also auf Volume 7 - vielleicht dann mal mit einer Frau.
STRAIN OF MADNESS Dancing With the Dead Non Stop Music mh. Strain Of Madness (zu Deutsch „Hang zum Wahnsinn“) stammen aus Bern und musizieren in wechselnder Besetzung bereits seit fünf Jahren. „Dancing With The Dead“, ihr Debut-Album, haben sie im Herbst letzten Jahres mit Hilfe von Crowdfunding aus den Köpfen über die Kabel auf die CD gepresst. Den Einstieg macht „Take My Heart“, ein Song der schon mal Lust auf mehr macht. Mächtige Gitarren, ordentlich Tempo und eine passende raue, kratzige Stimme. Mit „Mosquito“ folgte dann ein weiteres Stück, das dem ersten musikalisch in nichts nachsteht. Textlich bewegen wir uns hier allerdings auf dem Holzweg. Klar, nerven surrende Mücken in der Nacht, aber brauchen wir darüber einen Song zu hören? Naja, mit einem Augenzwinker kann man darüber hinweg schauen. Der Titelsong macht dann wieder einiges gut und gefällt sehr mit der Gitarrenarbeit. Die Stimme vom Sänger Jonny J. erinnert hier manchmal an Ozzy Osbourne, auch wenn er
dessen Range noch nicht ganz erreicht hat. Etwas ruhiger startet der Song „Standing In Time“ und weiss auf seine Art melancholisch, ehrlich, bedrücken und mitreissend zu überzeugen. Obwohl der Text eher pessimistisch ist, lässt die Musik zum Schluss hin Optimismus und Lebensfreude spüren. „Back To Me“ sollte dann ebenfalls noch angespielt werden. Es ist ein Song über die Grausamkeit der Liebe, bzw. wenn diese nicht zu einem zurück kommen will. Fazit: starke Mucke, die Stimme hat noch etwas Potenzial.
DEAR DEËR War Is Over La Belle Chic rp. Auf «War Is Over» treffen zwei studierte Musiker (Thao Bui hat Klavier am Konservatorium Devaud ist hauptberuflich u.a. Violinistin beim Orchestre de la Suisse Romand) auf den autodidaktischen Gitarristen und Sänger Cristobal Fuentes. Auf der einen Seite stehen Strukturen, Perfektion aber auch Leidenschaft auf der anderen Seite Unvoreingenommenheit, Freiheit und Offenheit. Diese beiden unterschiedlichen Prägungen
führen auf dem Debüt des Genfer Trios zu wunderbaren Ergebnissen. Die poetische, schwelgerische, sehnsüchtige, unvoreingenommene Freiheit des einen wird von der Strukturiertheit der anderen in die richtigen Bahnen gelenkt, richtig in Szene gesetzt. Das schwelgerische «Unbelievable» ist einer der herausragenden Songs und stellvertretend für die Qualitäten des ganzen Album. Poetisch, verspielte Piano-Läufe treffen auf eine nachdenklich, sehnsüchtige, freie Stimme. Gemeinsam zaubern sie den Soundtrack für wunderbare nachdenklich verträumte Stunden. Antony and the Johnsons, Bon Iver, Villagers, Rufus Wainwright und Okkervil River hätten ihre wahre Freude daran.
TOBI GMÜR Sincerely, T.Gmür Limmat Rec. hug. Den Titel seines letzten (und ersten Solo-) Albums «World Famous In My Hometown» klang eigentlich nach köstlicher Selbstironie, kann aber mit dem neuen Werk auch als sarkastischer Anfang einer Neubesinnung und, wie soll man sagen: ReichweiteReduktion interpretiert werden. Denn der ehemaligen Mother'sPride-Frontmann kommt schon bald nach dem Intro auf den Punkt: «Hami öber zwänzg Johr uf Änglisch umetrebe / Ond ned werklech wiit umecho». Sprich: «Sincerely, T.Gmür» ist trotz des englischen Titels Tobis erstes Mundart-Album – und zwar so radikal, dass besagtes Intro ein kurzes instrumentales Ländlerstück ist. Entsprechend ist einerseits auch dieser Albumtitel durchaus ironisch zu verstehen, und anderseits ist auch das eine und andere Tobi-Mundartlied mit Ländlerinstrumenten ausgeschmückt. Natürlich muss man einem alten Hasen wie ihm nicht mehr erklären, wie gute Songs funktionieren, und so war es ohrenfällig ein Einfaches für ihn, gute Songs auf Mundart zu schreiben. Und sieheda: Wenn Tobi nun über seine Heimatstadt Luzern nachdenkt, kriegen seine Texte plötzlich eine klare Brisanz. Gut gemacht!
MONOFONES Nuts Subversiv Records rp. Monofones, das ist die Band mit den lustigen Namen (Miss O.O., El Miguel, Sir Haemsely), den lustigen Songtiteln (Ahoi,
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Dance Like Papa, Drunk Mosquito), den lustigen Coverversionen («Dschinghis Khan») und den garagig rockig punkigen Songs. Daran hat sich auch auf ihrem nunmehr vierten Album «Nuts» nicht viel geändert. Auch wenn uns das Berner Trio mit den Eichhörnchen auf dem Cover in die Irre führen will. Nein, kuschelig und lieblich sind die Monofones nicht geworden, Tierfreunde schon gar nicht. Schon von Beginn weg kracht und rumpelt es, dass jeder Freund von Garagenrock im Besonderen und Punkrock im Speziellen seine wahre Freude hat. Da kennen die Monofones keine Gnade. Schliesslich: «Don't You Mess With The Monofones».
LARYTTA Jura Creaked hug. Sechs Jahre nach ihrem eigenwilligen Debüt «Difficult Fun» kommt das Lausanner Elektro-Gespann Larytta mit ihrem zweiten analogen Album, für das sich die Tüftler zwar sehr ungeniert aus vielerlei Klang- und Ethnoquellen bedienen, diese Einflüsse aber meist zu recht geschmeidigem Zehner-Jahre-WohlfühlElektro zusammenfügen. Zwischendurch piepst und fiepst es dann aber doch noch konzentriert destruktivistisch und futuristisch, das sind die spannenden und kreativen Momente von «Jura» – und von diesen hätten wir gerne mehr gehabt.
DECHEN SHAK-DAGSAY Tomorrow Vandykmusic/Musikvertrieb hug. Die im zürcherischen Samstagern wohnende Exil-Tibeterin hat vor der Jahrtausendwende mit ihrem Debüt «Dewa Che» eines der berührendsten, intensivsten spirituellen Alben seit langem (und für lange Zeit) veröffentlicht. Sie hat für den Dalai Lama gesungen und mit Tina Turner und Regula Curti zwei Alben eingespielt. Jetzt betritt sie ein komplett neues Feld, indem sie ihre Musik öffnet in Richtung Weltmusik, wie uns das Musiker und Bands wie Sa DingDing,
Tuatara und Oceania auf der weltlichen Seite und Acts wie Prem Joshua, Karunesh und Jai Uttal auf der spirituellen Seite vorgemacht haben. Das kriegt Dechen Shak-Dagsay auf Anhieb und problemlos überzeugend hin. Ebenfalls neu: Sie singt jetzt zwischendurch auf Französisch. Mit «Tomorrow» wird Dechen weiterhin nicht das Radio-Massenpublikum ansprechen, aber sie hat ihren potentiellen Fankreis mächtig erweitert.
GLORIA VOLT Recharged Lux Noise/Nonstop hh. Was für ein hässliches Cover – das ist der erste Eindruck vom neuen Output der Winterthurer Hardrocker. Gott sei Dank ist der Inhalt da wesentlich attraktiver. Riff Rock, bei dem AC/DC, Rose Tattoo und Anverwandte Pate standen, wird hier geboten. Und das fett, treibend und druckvoll – beste Partymucke für jede Rockfete. Mit Fredi Volvo hat die Truppe einen herausragenden Shouter mit grossem Gespür für knallige Hooklines und auch der Rest der Truppe, allen voran die beiden Gitarristen Pim Peters und Lord Latex mit trockenem satten Sound, arbeiten auf gleich hoher Ebene. Neues wird hier nicht geboten, alles schon vielfach von der zahlreichen Konkurrenz gehört. Aber verstecken müssen sich Gloria Volt vor niemandem, mit „Recharged“ bewegen sie sich auf internationalem Niveau und vermitteln ein bestens auf einander abgestimmtes Bandfeeling. Für Fans dieses Genres ist „Recharged“ allerbestes Ohrenfutter. Einziger Kritikpunkt: Auf Dauer kommen die Songs doch relativ eintönig rüber – was aber im Grossen und Ganzen den guten Eindruck nur unwesentlich schmälert.
ØLTEN Mode Hummus Records lg. Die 2012 aus der Region Delémont stammende dreiMann Band Ølten spielt noisigen heavy-experimental Rock, der ausser Gastvocals auf dem längsten Song "Gloom" gänzlich ohne Gesang auskommt. Die Riffs von Christophe (der gleichzeitig für die Synthies zuständig ist), unterlegt mit den wummernden Basslinien von Sebastian und dem wuchtigen
Drumming von Marc, nehmen den Hörer sofort auf eine weite Soundreise mit, die kaum zum Mittelland der Deutschschweiz passt, sondern einem vielmehr weite Landschaften ins Hirn malt. Sowohl Härte wie auch mäandrierende Parts lassen Parallelen zu Bands wie Isis, Neurosis, The Ocean, Jesu und Konsorten aufkommen. Dieses erste Album kann Sludge- und Post-Rock/Metal Anhängern ohne Wenn und Aber empfohlen werden. Anspieltipps: "Bözberg" und "Gloom". Grandioses Ohrenkino "Made in Switzerland".
FORTY SHADES Camera Silens 7hard/7us media lg. Forty Shades sind eine Band aus der Region Solothurn,die grob gesagt keyboardlastigen, sphärischen Dark-Metal spielt. Aber es fällt gar nicht leicht, diese sechsköpfige Formation, welche seit 2007 aktiv ist, einzuordnen. Vereinfacht gesagt können Forty Shades in der Schnittmenge zwischen Lacuna Coil, Anathema und Crematory angesiedelt werden, wobei diese Beschreibung der Musik nicht ganz gerecht wird. Harte Riffs wechseln sich mit Keyboard-Soundteppichen ab, darüber legt Sänger Tosse seine sehr klare und kraftvolle Stimme. Emotionen und Bombast werden in der Musik von Forty Shades gross geschrieben. Als Anspieltipps sind das harte "Pillars of Doom", der Hit "Seven Moons" sowie der letzte Song "The End" zu nennen. Es ist schön zu sehen, dass sich eine Band Zeit nimmt, um zu wachsen und als gefestigte Einheit ins Studio zu gehen. So kann sich das Ergebnis mit "Camera Silens" als reifes und sehr abwechslungsreiches Debütalbum mehr als hören lassen. Daumen hoch!
BATTALION Generation Movement Eigenpressung lg. Bereits mit dem dritten Album am Start sind die ThrashMetaller aus der Region Zürich. Schon mit „Underdogs“ und „Set The Phantom Afire“ konnte der Vierer punkten, doch mit „Generation Movement“ ma-
chen Battalion definitiv keine Gefangenen. Der US-Westküsten-Thrash-Metal alter Schule stellt nach wie vor das Grundgerüst des Sounds dar, doch verstehen es Battalion wie fast keine andere Band, in dieser doch relativ engen Schublade mit den verschiedenen Elementen zu spielen. Während der Gesang von Silvan Etzensperger (auch Gitarre) meist an Tom Araya von Slayer erinnert, sind Battalion keine blosse SlayerKopie. Der Opener „Rapid Damage“ stellt sicher eine Hommage an Slayer dar, doch es schimmern immer wieder Einflüsse von Bands wie Testament (die melodiösen Leads), alte Metallica (die ungestüme Aggressivität) oder auch weiterer Bands wie Exodus, Heathen und wie sie alle heissen durch. Battalion verstehen zudem perfekt, zwischen Midtempo und schnelleren Parts zu variieren. „Generation Movement“ ist zudem super produziert, so dass an der Scheibe keine Mängel feststellbar sind. Battalion sind definitiv eine der besten aktuellen Schweizer Metal-Bands!
WOLF COUNSEL Vol. 1 - Wolf Counsel Counsel Records lg. Der umtriebige Ralf Winzer Garcia, der mit verschiedensten Bands wie Requiem, Tinta Leal oder auch Curare in Erscheinung getreten ist, packt diesmal den Doom-Hammer aus! Ralf hat die gesamte Musik sowie Texte im Alleingang geschrieben und zeichnet sich für alle Instrumente ausser den Gitarrensoli verantwortlich. Stilistisch widmet sich Wolf Counsel dem traditionellen Doom der reinen Lehre und folgt Acts wie alte Saint Vitus, Black Sabbath aus den 70ern, Cathedral und besonders den Finnen von Reverend Bizzarre. Man hört den Songs teils an, dass der Bass (Ralfs Hauptinstrument) eine wichtige Rolle spielt und die Songs wohl mit dem Bass als Startpunkt entstanden sind, was dem Album einen gewissen Charme verleiht. Trotz der Gründung des Projekts im letzten Jahr hat der Hörer zu keiner Zeit den Eindruck, dass hier nicht mit genügender Sorgfalt vorgegangen wurde. Das Album kommt sehr kompakt daher, weshalb es kaum Sinn macht, hier einzelne Songs hervor-
zuheben. Wenn auch Wolf Counsel das Doomgenre nicht gerade neu definieren, kann "Vol. 1 – Wolf Counsel" jedem Doom Fan ans Herz gelegt werden. "Vol. 1 – Wolf Counsel" gibt es als sehr wertige, grüne LP direkt bei der Band zu erstehen.
COMANIAC Return To The Wasteland Eigenproduktion lg. Comaniac waren weder Mitte der 80er Jahre aktiv noch stammen sie aus der Bay-Area. Comaniac kommen aus Aarau und haben soeben ihr Debütalbum veröffentlicht. Man hört förmlich die Energie im Thrash-Metal des Vierers, der sich eindeutig an stilprägenden Bands wie ganz alte Metallica ("Kill'em All"), Exodus ("Bonded By Blood") und Anthrax ("Spreading The Disease") anlehnt. Die erst 2012 von Drummer Cédric Iseli und Sänger/Gitarrist Jonas Schmid gegründete Band geht sehr zielstrebig zur Sache und kommt mit einem durchwegs überzeugenden und gut produzierten Debüt daher. Insbesondere die ersten drei Songs "1, 2, Rage", "Secret Seed" und "Cut Throat" sind Abrissbirnen par excellence geworden. Mit zunehmender Spieldauer schleichen sich ein paar Schwächen ins Songwriting, doch ist die Performance aller Musiker inklusive Gesang durchs Band gut. Von Comaniac – der Bandname ist wohl an den Song "Khomaniac" der dänischen Thrash-Band Artillery angelehnt – wird man mit Sicherheit in Zukunft noch mehr hören. Neben den Zürchern von Battalion sind Comaniac die Band der Stunde in Sachen New Wave Of Swiss Thrash Metal!
INSANE BETTY One Way Rocking Records ip. Insane Betty gibt es seit 2006. Damals spielten die Jungs aus Baden noch Ska Punk und den gab es auf ihrem 2011 erschienenen Debutalbum „Stranger Than Insanity“ zu hören. Mittlerweile hat sich der Punk aber verdünnisiert und übrig geblieben ist lüpfig gespielter Ska mit hohem Spassfaktor, den man sich in Form der EP
HUGs Kurze MÜSLÜM - Apochalypt (Muve/Musikvertrieb) Müslüms Zweite war längst in den Charts, deshalb der Vollständigkeit halber und aus Respekt nur kurz: Ist auch ohne Überraschungsbonus lustig. TRAKTORKESTAR - Electrifique Die Balkan-Partybrasser haben vier ihrer Songs in Elektroswing und Drum&Bass remixen lassen und veröffentlichen das kleine Tanzsschmankerl ausschliesslich digital. Shazalakazoo lassen grüssen. Davon hätten wir gerne ein ganzes Album. BETTERMONDAYS - Which Day Is Your Day? (Eigenverlag) Bei aller Liebe und bei allem Lokalpatriotismus: Aber eine Band, die seit fast zehn Jahren Konzerte gibt, sollte nach so langer Zeit nicht so uninspiriert und wagnisfrei klingen wie eine Anfänger-Schülerband – beziehungsweise wie auf dieser 5-Track-EP. JACK DANCING - Great Expectations (Lautstark) Gleiches Schema wie Bettermondays: eine Sängerin, vier Jungs, fünf Songs, allesamt kraft- und konturlos. Wo ist das Testosteron und wo ist das «aber nie banal», das im Beipackzettel versprochen wird?
„One Way“ zu Gemüte führen darf, wenn man in Tanzlaune ist und den Sommer etwas vorverlegen möchte. Leider ist die EP mit drei Songs viel zu kurz, aber wer auf gut gemachten Ska mit dem vollen Bläser- und Synthprogramm steht, der sollte hier auf jeden
Fall mal hineinhören. Und, was noch viel wichtiger ist, sich Insane Betty vor allem live anschauen, denn die siebenköpfige Formation ist regelmässig auf Schweizer Bühnen zu sehen und „in echt“ machen die Jungs doppelt Laune.
SEVEN ub. Er ist der erfolgreichste Soul-Export der Schweiz hat bis heute über 250'000 Tonträger verkauft. 2002 startete Seven seine vielbeachtete Karriere. Von Anbeginn ging es nur bergauf für das Ausnahmetalent. Die Alben „Home“ (2007) „Unplugged“ (2010) und „The Art is King“ (2012) wurden in der Schweiz jeweils vergoldet. Auch sein bisher erfolgreichstes Werk „Like A Rocket" ging 2009 buchstäblich durch die Decke, wurde bereits eine Woche nach Erscheinen mit Gold ausgezeichnet und erreichte Platz zwei der CH-Charts. Nun meldet sich der Aargauer Sänger mit einer neuen Studio-LP und Tournee zurück.
“BackFunkLoveSoul” ist Dein bislang zugänglichstes Album. Was hast Du diesmal anders gemacht? Gegenfrage: Was macht das Album für Dich zugänglicher? Vielleicht ist es der 80er-Flashback beim Hören oder das breite musikalische Spektrum? Vor 12 Jahren habe ich meinen Erstling „Dedicated To...“ unbeschwert und frisch von der Leber weg veröffentlicht. Natürlich war ich als junger Typ musikalisch und persönlich limitiert, doch die Musik auf dieser Platte entspricht genau dem R'n'B-Sound, den ich damals am liebsten hörte. In den darauf folgenden Jahren hatte ich immer wieder neue Herausforderungen gesucht und dabei viele Erfahrungen gemacht, manchmal auch schmerzhafte. Egal, ob ich nun Lust auf mehr Elektronik, eine Big Band oder ein Orchester verspürte, jedes Album war eine Lektion für mich und repräsentiert einen gewissen Lebensabschnitt. Auf „The Art Is King“ habe ich beispielsweise mit Jazz und Rock experimentiert und dabei die Erkenntnis gewonnen, wie nahe mir die verzerrte E-Gitarre ist. Und nun besinnst Du Dich wieder dieser Wurzeln? Genau. Heute bin ich glücklicherweise ein Dutzend Jährchen älter und gescheiter geworden, doch ich bin und bleibe eine Funk SoulSchlampe! Auf meiner musikalischen Reise habe ich viel gelernt und alle Zutaten für mein Leibgericht gesammelt. Beim neuen Album habe ich für einmal nichts Neues ausprobiert, sondern wie damals vor 12 Jahren kompromisslos und konsequent meine Lieblingsmusik eingespielt. Diese LP steht quasi für die Essenz oder das Herzstück meines Geschmacks. „BackFunkLoveSoul“ ist demnach ein Liebhaber-Album geworden - der Liebhaber bin ich selbst - und ist wie ein Debüt zu verstehen. Du hast Dich 149 Tage im Studio (B-Note Bern) verkrochen. Hast Du das Album selbst produziert? Ja. Ben Mühlethaler (Mixer und Produzent von Müslüm, Prince, etc.) und ich haben die „Spielplatztaktik“ angewendet. Ich kam mit meinen Song-Mustern und rhythmischen Strukturen im Kopf daher. Ben hat mir das Studio überlassen, damit ich mich darin austoben konnte. Hast Du alle Instrumente selbst eingespielt? Ich habe sämtliche Instrumente und alle Stücke fertig eingespielt. Das klang zunächst so richtig klinisch und tot, wie eine Platte aus den 80ern. Danach hat die Band alle Tonspuren Stück für Stück ersetzt und dadurch den Songs diese 90er-Jahre Ästhetik eingehaucht, die ich so gerne mag. Kick und Snare haben wir am gleichen Ort belassen, ansonsten jedoch rein gar nichts kopiert. Das perkussiv live eingespielte Groove-Gerüst macht den R'n'B lebendig. Im Video zur Single “BackFunkLoveSoul” wird eine Schallplatte aufgelegt, die mit einer Kohlefaserbürste gereinigt wird. Inwieweit wurdest Du vom schwarzen Motown Sound beeinflusst? Diese Musiker sind der Grund, wieso ich überhaupt anfing, Musik zu machen! Ich liebe den Funk Soul von Herbie Hancock, Stevie Wonder oder Prince. Im Speziellen mag ich den Sound, der Ende der Siebziger bis Mitte der 80er-Jahre gespielt wurde. Ich selbst bin Jahrgang 1978, somit habe ich die Musik der Eighties zwar gehört, wirklich verstanden jedoch erst das nächste Jahrzehnt. Die 90er-Jahre repräsentieren mein Lieblings-Soundbild. Da spielten Technologie, viel Hiphop sowie direkte und maschinelle Beats, die nahe am Gesicht hämmerten, eine grosse Rolle. Der letzte Track “Idiot”, ein Blues mit rauer Stimme, ist persönlicher Favorit. Sind die Lyrics dazu autobiografisch? Ja schon. Ich frage mich, warum man immer mehr und weiter will
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und wieso es so verdammt schwierig ist, dankbar und zufrieden zu sein. Meine Texte sind eigentlich immer sehr mit mir selbst verknüpft. Anstatt zum Psychiater zu gehen, buche ich lieber ein Studio. Natürlich schmücke ich meine Themen mit viel Fantasie aus. Dennoch ist es mir wichtig, dass die Emotionen echt sind und von Herzen kommen. Die neue LP hat internationales Format. Wieso bist Du nicht längst ein Superstar? Ist es ein Nachteil, CH-Künstler zu sein? Natürlich ist die Schweizer Musik nicht extrem exportschwanger. Wir haben schmale Wanderwege und nicht ganz so breite Autobahnen. Doch ich bin zuversichtlich. Anfangs warst Du beim Schweizer Indie-Label Nation Music unter Vertrag, bevor Du bei Sony Schweiz unterschrieben hast. „Focused“ (2011) war eine Art Best-Of-Zusammenstellung mit teilweise neu arrangierten Songs und das erste Album, welches auch auf dem deutschen Markt veröffentlicht wurde. Der Longplayer „The Art Is King" erschien 2012 über Sony in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zuletzt wurde „The Art Is Piano“ mit den gleichen Songs herausgebracht. Die Reduktion auf eine Stimme und ein Piano war das Konzept. „BackFunkLoveSoul“ ist somit mein viertes „Produkt“ bei Sony Music. Zum ersten Mal arbeite ich zudem in Deutschland mit Andreas "Bär" Läsker, dem Manager der Fantastischen Vier. In welchen Ländern wird “BackFunkLoveSoul” veröffentlicht? Physisch gibt es die CD in der Schweiz, Deutschland und Japan zu kaufen, digital weltweit. Ist es erstrebenswert, im schnelllebigen US-Business erfolgreich zu sein? Ich denke schon. Mein Hauptziel ist es nach wie vor, möglichst viele Leute mit der Musik zu erreichen. Amerika hat mich stark beeinflusst und geprägt. Schliesslich vertrete ich mit meiner Musik auch amerikanisches Kulturgut. Ich habe noch Träume und erlaube mir, nach den Sternen zu greifen. Bis Ende Jahr wirst Du mit einer 12-köpfigen Top-Band auf Tournee sein. Sind im Studio die gleichen Musiker wie auf Tour zu hören? Ja, mit den meisten Musikern arbeite ich seit Jahren zusammen. Seit der „Art Is King“-Tour spielen wir neben Raphael Jakob mit einem zweiten Gitarristen: Jean-Pierre Von Dach ist eine echte CH-Institution und als Gitarrist der Gigi Moto Band bekannt. Des Weiteren haben wir die kalifornische Keyboarderin Rose Ann Dimalanta Kirsch (alias Rad), die bei New Power Generation, der Band von Prince spielte sowie Jazz-Schlagzeuger Massimo Buonanno an Bord. Neu wird ein 3er-Hornsatz zum Einsatz kommen. Mit dabei ist Trompeter Lukas Thöni, der mit Philipp Fankhauser auf Tournee war. Auch Alex Hendriksen (Sax) und René Mosele (Posaune) von Grand Mother's Funck dürften bekannt sein. Wie kam es eigentlich zum Künstlernamen Seven? Das war damals eine spontane Entscheidung aus dem Bauch heraus. Die Sieben hat zudem eine hohe Symbolik und ist meine Lieblingszahl. Im Herbst 2010 bist Du in Basel beim Halbmarathon gestartet. Hat Sport neben Musik und Familie heute noch Platz in Deinem Leben? Ach ja, das war „Run To The Beat“. Wir sind mit Musik gelaufen. Ich mache immer noch extrem viel Sport. Dieser Ausgleich ist mir wichtig. Einmal pro Jahr absolviere ich einen Halbmarathon.
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Vom Popsternchen im Glitzerkleid zur Rocksängerin, diesen Schritt vollzog die junge Sängerin Andrina innerhalb von ein paar wenigen Jahren. Und es war ihr egal, dass sie dabei eine vielversprechende Karriere als Popstar über Bord warf. Im Juni wird nun das erste Album «Collective Confusion» ihrer Band Underskin in die Läden kommen. hh. Seit fünf Jahren arbeiten Andrina und Gitarrist Roman bereits zusammen, die Band im aktuellen Line-Up existiert seit gut einem Jahr. Bislang hat sich die Truppe aus dem Grossraum Zürich bereits unter den Namen ihrer Sängerin einen guten Ruf erarbeitet, denn Andrina hat eine der stärksten Stimmen, die man seit Jahr und Tag in der heimischen Szene hören konnte. Umso mehr überrascht der gerade vollgezogene Namenswechsel des Quintetts. Ist das klug, den durch viele Gigs erarbeiteten Status in der Schweizer Rockzsene über Bord zu werfen und praktisch unter dem neuen Bandnamen wieder bei Null zu beginnen? Dazu Andrina: „Ich wollte einfach, dass wir als Band wahrgenommen
«Ich wollte einfach, dass wir als Band wahrgenommen werden und nicht nur ich im Vordergrund stehe»- Andrina
werden und nicht nur ich im Vordergrund stehe – das war mir extrem wichtig. Deshalb haben wir uns entschlossen, jetzt unter einem Bandnamen weiterzumachen. Ausserdem ist der Zeitpunkt passend, denn wir haben uns musikalisch weiterentwickelt und beginnen jetzt, auch im Zusammenhang mit unserem ersten Album ein neues Kapitel.“ Roman ergänzt: „Es kommt auch dazu, dass viele alte Andrina-Fans mit dem Weg, den wir seit einigen Jahren musikalisch gehen, nicht klargekommen sind.“ Zur Erklärung: Durch ihre Mitwirkung beim Vorausscheid des Eurovision Songcontest 2011, bei dem die junge Andrina bis ins Final vorstiess, war ihr Name seitdem in erster Linie mit gefälligem Pop verbunden. Aber Pop war nicht der Sound ihres Herzens, das schlug wesentlich härtere Takte und Andrina entdeckte je länger je mehr ihre Vorliebe für harten Rock und Metal, den sie zusammen mit Gitarrist Roman auch im Zusammenhang mit einer richtigen Band spielen wollte. Und das sorgte für Verstörung und Irritation unter ihren Pop-Fans, die sich plötzlich mit einer Andrina konfrontiert sahen, die überhaupt nichts mehr mit den seichten ESC-Klängen am Hut hatte. So gesehen ist der Namenswechsel mehr als sinnvoll anzusehen. Ursprünglich war der Release des Debütalbums schon für Ende letzten Jahres vorgesehen. Weshalb die Verzögerung? „Wir haben gefunden, wir lassen uns nicht stressen und machen nichts halbpatziges,“ sagt Roman, „ausserdem hatten wir letztes Jahr verhältnismässig viele Konzerte, da passten die Aufnahmearbeiten zeitlich nicht mehr rein. Wir hatten aber 2014 die Single „Get Awake“ rausgebracht, so dass es immerhin etwas hörbares gab. Für uns war das letzte Jahr auch als Erfahrung wichtig, wie und ob die Band zusammen funktioniert.“ Das tut sie zweifellos und macht dabei die von Andrina und Roman
geschriebenen Songs zur Bandsache. Das Debütalbum entstand in den Rebel Inc. Studios in Basel und wurde von Phil Merk und Sebastian Bürgin produziert. „Phil und Sebastian haben eine kommerziellere Sichtweise als ich,“ sagt Andrina, „was den Songs aber gut getan hat. Sie haben sie ein bisschen geschliffen, so dass sie jetzt auch radiotauglich sind, ohne sie aber zu sehr auf Pop zu polieren. Das Team hat uns sehr gute Inputs gegeben und ich bin sehr froh, dass wir mit ihm gearbeitet haben.“ Am 19. Juni wird das Album offiziell veröffentlicht und am 20. Juni im Zürcher Moods mit einer Plattentaufe gefeiert. Die grössten Hoffnungen, die Andrina und Roman mit ihrem Debüt verbinden sind neben Radiospielzeiten in erster Linie viele Konzerte. Die Bookings laufen bereits und bis zum Jahresende werden da sicherlich diverse Shows anstehen. Auch Auslandstourneen sind Underskin nicht abgeneigt, falls entsprechende Angebote
SOULS REVIVAL
ip. Von wegen Käse. Die Schweiz Housemaster Rec. belieferte Hardrock-Fans rund um den Globus auch musikalisch eigentlich immer schon mit Qualität erster Güte. Krokus oder Gotthard sind dabei nur die beiden Speerspitzen dieser musikalischen Invasion, denn auch Acts wie Pure Inc. konnten einen weiteren Radius ziehen. Deshalb ist es völlig rechtens, bei Souls Revival von einer neuen Supergroup zu sprechen. Angeführt von der vielleicht besten Stimme der einheimischen Rockszene, Gianni Pontillo (The Order, Pure Inc.), marschieren drei weitere bekannte Namen schnurgerade durch eine schnörkellose Rocklandschaft: Flavio Mezzodi, der ebenfalls für Krokus am Schlagzeug sitzt, sein Kumpel Stefan Schroff an der Gitarre (Fox, Felskinn) und Bassist Luca Leombruni, der unter anderem auch die Bühne mit Baschi geteilt hat. Das Resultat dieser Kollaboration heisst „Lost My Way“ und, um hier direkt Vorschusslorbeeren zu verteilen, ist ein Knalleralbum geworden. Souls Revival spielen nicht zwangsläufig den zügigen Hardrock, den man vor dem Hintergrund der einzelnen Mitglieder erwarten könnte. „Lost My Way“ geht etwas gesetzter zur Sache und peilt immer wieder den Classic Rock als Ziellinie an. Mit Nummern wie „Wonderful Life“ oder „Return Of...“ (einem Highlight!) tritt die Band
Lost My Way
TO BE ADDICTED Rocktopus Snayle Records
«Für uns war das letzte Jahr als Erfahrung wichtig, wie und ob die Band zusammen funktioniert»- Roman kommen sollten. Dass alle Bandmitglieder neben dem musikalischen Engagement regulären Jobs nachgehen, soll dabei kein Hindernis sein. Aber bis das soweit ist, werden Andrina und ihre Jungs erst mal die heimischen Bühnen rocken. Und es ist allen Rockfans zu empfehlen, sich Underskin unbedingt reinzuziehen, denn die Truppe gehört mit zum Besten, was die Schweizer Rockszene zu bieten hat.
LIVE Plattentaufe 20. Juni 2015 Zürich, Moods
das Gaspedal zwar etwas stärker durch. Grundsätzlich ist das Album aber doch eher im Midtempo-Bereich zu Hause und das ist goldrichtig so! Einer der unbedingten Anspieltipps ist „High“, eine grossartige Nummer, die eigentlich für den eingeschlagenen Stil des Quartetts steht und als Geheimtipp wird hier „Not Used“ gelistet, ein Song, der mit einer leichten Funk-Note swingt. Wer so locker-flockig soliden Classic Rock mit sehr modernem Touch (Modern Classic Rock? Classic Modern Rock?) komponiert und präsentiert, hat alles richtig gemacht und verdient einen Platz auf den obersten Rängen.
ip. To Be Addicted gibt es seit 2011 und das
Zürcher Trio hat jetzt mit „Rocktopus“ das erste Studioalbum backfrisch im Laden. Musikalisch gesehen werden hier keine neu erfundenen Brötchen verkauft, denn To Be Addicted haben sich dem guten alten Rock verschrieben. Das machen sie dafür aber so gut, dass „Rocktopus“ sich hoffentlich unter die Leute verteilt wie warme Semmeln. Einen ersten guten Eindruck hinterliessen die drei bereits 2012 als Supportact für Black Stone Cherry im Dynamo Zürich. Stilistisch gesehen war das ein Volltreffer, denn To Be Addicted sollte man in jedem gut sortierten Fachhandel im gleichen Regal finden wie die Hardrocker aus Kentucky. TBA's Frontfrau Jenna hat nicht nur eine richtig amtliche Rockröhre mit grosser Bandbreite, sie spielt auch noch richtig amtlich Gitarre. Zusammen mit ihren beiden Mitstreitern, die live um einen Bassisten erweitert werden, haben To Be Addicted ein paar richtig coole Riffs aus dem Ärmel gezaubert. Mit „Butterfly“ gibt es zwischen den straighten Rockern eine schöne Ballade, „Zombieland“ macht Rockabilly und „The Beginning“ (komischerweise der letzte Song) lebt von einem ganz besonderen BluesCharme. Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, nur die zehn besten Songs
auf „Rocktopus“ zu lassen, denn 14 Nummern am Stück sind in diesem Genre fast ein bisschen zuviel des Guten. Und obwohl ich bereits nach den ersten paar Tönen erklärter Fan von Sängerin Jenna bin, freue ich mich jetzt schon auf das nächste Album mit ein paar variableren Hooklines. Das sind aber auch die beiden einzigen Einwürfe, denn für ein Debüt ist „Rocktopus“ eine echt gelungen Scheibe und verdient grossen Respekt für die Leistung der drei jungen Rocker! Da dürfte in Zukunft noch einiges drinliegen, denn To Be Addicted verfügen über ein ausgesprochen bemerkenswertes Talent. Anspieltipps: „Outsider“, „Ain't Got No Time“, „Go Faster“.
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STEFANIE HEINZMANN Durchsetzungsvermögen Seit ihrem musikalischen Debüt im Jahr 2008 mit dem Album „Masterplan“ gehört die Walliserin zu den international erfolgreichsten Schweizer Sängerinnen. Mit ihrem neuen Album „Chance Of Rain“ schlägt sie einen neuen Weg ein, der den nächsten Schritt auf ihrem Karriereweg bedeuten soll.
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hh. Seit die damals 19-jährige Stefanie Heinzmann für viele überraschend den SSDSDSSWEMUGABRTLAD (Die Abkürzung steht für „Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf!“) von Stefan Raab gewann, hat sie sich auch in Deutschland's Poplandschaft nachhaltig etabliert und gehört auch dort zu den erfolgreichen Acts. Ihre erste Single „My Man Is A Mean Man“ landete auf Platz 3 der deutschen Charts, in der Schweiz sogar auf Platz 1 und in Österreich belegte der Titel den sechsten Rang. Das Debüt-Album „Masterplan“ krallte sich in Deutschland sogar 54 Wochen lang in den Charts fest. Mit ihrem unkonventionellen Auftreten, ihrer starken Stimme und besonders mit ihrer ungebrochenen Weigerung, sich optisch als Popmodepüppchen zu präsentieren, begeisterte sie Heerscharen von Fans im gesamten deutschsprachigen Raum. Es regnete Auszeichnungen (Echo, Swiss Music Award, Comet etc.) und Superstar Lionel Richie nahm mit ihr das Duett „Ain't No Mountain High Enough“ auf. Zwar konnte sie den gewaltigen Einstiegserfolg bislang nicht in gleichem Umfang fortsetzen, aber jede ihrer Singles platzierte sich bis heute in den Charts und ihre Konzert-Tourneen waren und sind sehr erfolgreich. Stefanie Heinzmanns musikalische Vorliebe galt schon immer dem Funk und Soul, nachzuhören auf jeder ihrer bisherigen Platten. Umso erstaunlicher ist, dass sie sich auf ihrem neuen Album „Masterplan“ von
diesem bisherigen stromlinienförmigen, hochglanzpolierten Motown-Sound abwendet und sich nun intensiv mit elektronischen Popsounds beschäftigt. Der Produktion von „Masterplan“ gingen monatelange Songwriter-Sessions in in Nashville, Los Angeles, London, der Schweiz, Köln sowie Berlin voraus. Dazu Stefanie: „Als es an die Planung für das neue Album ging, hatte ich zwar schon ein paar Ideen mit meiner Band am Start, aber genügend Songs waren noch nicht da. Es fehlte mir einfach die Zeit, ich war mit vielen anderen Sachen sehr beschäftigt, wie beispielsweise dem Voice Of Switzerland (Stefanie war JuryMitglied). Da hat mein Management gefunden, dass sie mich zu verschiedenen Songwritern schicken und mein Musikverlag hat dann in all diesen Orten Sessions organisiert. So sind dann eine Menge neuer Songs zusammengekommen.“ Über diese Sessions lernte Stefanie dann auch die Produzenten des neuen Albums kennen.“Es sind zwei junge Engländer, mit denen ich in London gearbeitet habe. Diese Session-Demos haben mir von allen am besten gefallen und ich wollte, dass sie mein neues Album produzieren. Meine Plattenfirma fand die Idee nicht so cool, weil die beiden Jungs sehr jung sind und noch nie vorher wichtige Sachen produziert hatten.“ Aber schlussendlich sind aus dieser London-Session dann fünf Songs auf dem Album gelandet und das ganze Album wurde bis auf zwei Songs in London von eben diesen Yoad Nevo und Anthony Tardif gemischt. Stefanie hatte sich einmal mehr durchgesetzt. Wie überhaupt sie genau weiss, was sie will und noch wichtiger: was sie nicht will. Und so gibt sie auch den Songwritern vor, wohin die Richtung gehen soll. „Zu jeder Session gehe ich mit meinem Büchlein, in das ich Ideen und Textskizzen geschrieben habe und sage mal als erstes: Ich habe keinen Bock auf Balladen! (lacht). Dann fangen wir an zu jammen und es kristalliert sich dann ein Grundgerüst des Songs heraus, mit dem wir weiterarbeiten können.“ Bei den Texten lässt sie sich ebenfalls gern von den englischsprachigen Songwritern unterstützen. „Ich sage an, worum es in dem Song gehen soll. Aber englisch ist nicht meine Muttersprache und deshalb habe ich natürlich auch nicht so schöne Redewendungen drauf. Aber ich möchte gern, dass die Texte eben diese spezielle Lyrik haben, die nur jemand
schreiben kann, dessen Muttersprache englisch ist.“ Im Vergleich zu Heinzmanns früheren Platten ist das neue Album eine Abkehr von ihrem gewohnten Sound hin zur Elektronik. War das von ihr geplant oder die Idee der Produzenten? „Das war voll und ganz meine Absicht. Aber die neuen Songs generell unter „elektronisch“ zu sehen, halte ich für übertrieben. Ich denke,es ist eine Mischung aus organischen und elektronischen Sounds. Bass und Gitarren sind zum Beispiel live eingespielt. Aber ich wollte diesen Mix unbedingt machen, einmal die Soundvielfalt auschecken und vor allem mehr Eier in den Sound bekommen. Meine alten Platten waren immer sehr glatt produziert, jetzt hat der Sound viel mehr Tiefe, mehr Bass und eine präsentere Kick-Drum – eben mehr Eier! Aber letztendlich ist die neue Platte immer noch Stefanie Heinzmann.“ Besonders freut sich Stefanie darauf, nun wieder mit ihrer Band live zu spielen. „Das ist das Wichtigste für mich, ich liebe es zu spielen. Und die Band schafft es super, die alten Songs mit den neuen auf einen Nenner zu bringen. Der rote Faden ist immer vorhanden, die Songs ergänzen sich wirklich hervorragend. Da gibt es überhaupt keine Probleme.“ Zum Zeitpunkt dieses Interviews war noch nicht abzusehen, wie und welchem Umfang Stefanie in ihrem grössten Markt Deutschland auf Tour gehen wird. Dadurch, dass die Wallisierin ungern an prestigeträchtigen Galas teilnimmt und sich auch aus der ganzen Regenbogenpresse möglichst raushält, taucht ihr Name zwischen neuen Alben nur sporadisch in den einschlägigen Gazetten auf. Das heisst, es muss praktisch jedes Mal zum Release eines neuen Albums wieder die ganze Promotion-Maschinerie aufs Neue gestartet werden und sie kann sich nur bedingt auf ihre früheren Erfolge berufen. Andererseits macht eben genau ihre Weigerung, den gerade im Pop üblichen Gossip mit stetig neuen Meldungen anzuheizen, ihre hohe Glaubwürdigkeit und musikalische Kredibilität aus. Das hat dafür gesorgt, dass sich Stefanie auf eine eingeschworene Fangemeinde verlassen kann, die mehr an Inhalten, Persönlichkeit und Musik interessiert ist als an Glanz und Gloria und pseudo-intimen Einblicken in das Privatleben der Stars. Für einen lang anhaltenden Erfolg scheint das jedenfalls der richtige Weg zu sein. Und gemessen an ihrem Alter, hat Stefanie Heinzmann diesen Weg ja erst gerade begonnen.
Die Aarauer Formation The Vibes ist seit zwölf Jahren im Namen des Rock'n'Roll unterwegs. Mit „Standing At Your Own Grave“ veröffentlicht das Trio nun sein viertes Studioalbum, auf dem nach wie vor geradeaus gerockt wird, dass es eine Freude ist. Wie der Titel des Albums allerdings bereits impliziert, steckt hinter „Standing At Your Own Grave“ nicht nur eitel Sonnenschein. Warum das so ist, erläuterte
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ip. Auf der Liste der positiven Dinge, die das neue Vibes-Album begleitet haben, steht die Arbeit mit dem Produzenten Deezl Imhof. In dessen Foolpark Studios in Luzern hatten The Vibes bereits ihren Vorgänger „45 Minutes To Go“ aufgenommen und aufgrund der guten Erfahrungen auch dieses Mal wieder als Aufnahmeort gewählt. „Deezl ist Weltklasse auf seinem Gebiet und versteht es, alles aus dir herauszuholen. Ausserdem ist er ein grossartiger Mensch“, so MoJo. Abgemischt wurde „Standing At Your Own Grave“ am anderen Ende von Europa, nämlich in Finnland bei Mika Jussila, der ebenfalls schon mit den Vibes zusammengearbeitet hatte. Was einem auf den ersten Blick ins Auge sticht, sind einige Songtitel auf dem Album, die bekannt klingen. So heisst der Opener „Sex Type Thing“ (1992 von den Grunge Rockern Stone Temple Pilots veröffentlicht), in der Mitte des Albums versteckt sich mit „Liquor Store Blues“ ein Bruno Mars-Titel und „No Love“ gibt es auch von Eminem. MoJo versichert jedoch, dass es sich um Eigenkompositionen handelt und die Titelwahl reiner Zufall ist: „Ich habe vor einem Monat herausgefunden, dass STP ebenfalls einen Song haben, der sich "Sex Type Thing" nennt. Dass die anderen beiden ebenfalls gleiche Songtitel haben, wusste ich nicht. Für die Titel der Songs sind bei uns meist verschiedene Inspirationsquellen vorhanden.“ Was man nun auf die Negativ-Liste der Umstände um „Standing At Your Own Grave“ setzen könnte, war die Inspiration zum Albumtitel. Denn The Vibes sahen sich vor rund einem Jahr einer Schaffenskrise gegenübergestellt, die die Zukunft der Band in Frage stellte. „Wir standen vor einem riesigen Scherbenhaufen und hatten das für uns Wichtigste, die Spielfreude, verloren. Aber einfach nach zwölf Jahren aufzugeben, war definitiv nicht unser Ding“, fasst MoJo die Bredouille zusammen. Anstatt sich sechs Fuss unter die Erde zu buddeln und dort auf das Jüngste Gericht zu warten, krempelten die drei Aargauer ihre Arbeitsweise komplett um und rückten näher zusammen. Dieser Wandel ist Grund dafür, dass „Standing At Your Own Grave“ so klingt, wie es klingt. Nämlich geradeaus, schnörkellos, aber doch so authentisch, wie die Vibes eben sind. Und mit einem dicken Schuss Optimismus. „Du hast Grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wenn du auf ein Problem triffst: Entweder aufgeben oder doch alles dafür tun, um es zu lösen“, bringt es MoJo auf den Punkt. Aus diesem Blickwinkel betrachtet gibt es letztlich dann doch keine Negativliste, denn die Vibes haben ihr Problem in Form von „Standing At Your Own Grave“ auf positive Weise gelöst. Dass der Kanton Aargau nicht unbedingt ein Hotspot auf der Rock'n'Roll-Landkarte ist, stört MoJo nicht: „Wir überleben hier mit viel Alkohol und Zigaretten (lacht)! Nein, grundsätzlich halten wir es so, wie jede andere Rock'n'Roll-Band aus diesem Land, die es mit der Musik ehrlich meint: Wir reissen uns den Hintern auf, um unsere Leidenschaft zu leben. Man bekommt ja heutzutage kaum noch was dafür und fette Gagen kann man auch nicht einspielen. Was es dir aber gibt, ist die Freude an der Musik, das ist für mich das Wichtigste.“ Die überwundenen Differenzen und die neuentdeckte Spielfreude hat die Band zusammengeschweisst. MoJo bezeichnet die Songs als reifer, durchdachter und dynamischer, wobei sie aber nichts von ihrem Drive und Dreck verloren haben. Für den Sommer sind einige Festivalauftritte geplant, denen dann eine Reihe von Clubgigs folgt. The Vibes sind live auf jeden Fall eine Bank und wer bis dahin nicht warten kann, der holt sich „Standing At Your Own Grave“ backfrisch aus dem Laden!
Sounda und schaffa mh. Sie rasen mit ihrem Pick-up Truck, ihre Freunde haben ihre Schwestern geschwängert und sie wissen nicht was ein Natel ist… die Schweizer Hillbillies von Satöry aus Graubünden sind am Start… …so tönt es auf alle Fälle in ihrem Song „Swiss Hillbillies“. Mit einem grossen Augenzwinkern allerdings, wie uns Ursin Camenisch (Gitarre) am Telefon erklärt. „Die Kuhglocken und das Alphorn, das Einheimische und das Urchige, das sind die typischen Dinge, die die Unterländer mit uns Oberländern in Verbindung bringen und genau das wollen wir bestätigen. (lacht)“ Neben den ironischen Lyrics verfügt der Song allerdings auch über ein sehr tolles Riff und eine Whisky-getränkte Stimme, die man so schnell nicht wieder findet! Die Stimme gehört Pascal Levy und komplettiert wird die Band am Bass von Michael Halter, Dario Jemmi an den Drums und Dario Hess an der Gitarre/Vocals. Die fünf Graubündner ackern sich tagsüber die Finger wund und treffen sich abends um verdammt anständigen Hard Rock Sound zu erschaffen. „Wir alle in der Band haben ein Hobby und ein Hobby alleine und das ist die Musik. Wir geben vollen Einsatz und Leben das auch. Für uns gibt es ganz einfach nur „sounda und schaffa“ (musizieren und arbeiten)“, wie Camenisch das in breitem Bündner Dialekt sagt. Diese Hingabe und die Liebe zum Hard Rock der alten Schule hört man auch auf dem Album „Highrollers“ zum Beispiel in Titeln wie „All Night Long“, „Rock Ain't Dead“ oder „Lying Cheating Stealing“. Das „ö“ im
Bandnamen soll bereits auf die musikalische Stilrichtung hindeuten und so beschreibt Camenisch auch den Sound von Satöry als eine Mischung aus AC/DC, Motörhead und Alice Cooper. Die Verbindung zu letzterem ist alles andere als an den Haaren herbeigezogen, denn bei den Albumaufnahmen hatte kein geringerer als Tommy Henriksen seine Finger im Spiel. Henriksen bedient seit 2011 die Gitarre in der Band von Alice Cooper und ist seit Jahren als Songwriter und Künstler tätig und hat bereits mit Künstlern wie Mick Mars, Halestorm, Meat Loaf oder Lady Gaga gearbeitet. Für Camenisch waren die drei Tage der Zusammenarbeit eines seiner bisherigen Highlights: „Die Tipps beim Songwriting und die Inputs zu den Arrangements und überhaupt zum Musikbusiness, bezüglich Bookings, Fankontakt und Vermarktung waren für uns unheimlich wertvoll. In diesen drei Tagen haben wir mehr gelernt, als wir das sonst in einem Jahr gemacht hätten. Die Ratschläge von Tommy waren wirklich jeden Rappen wert!“ Die Ratschläge beherzigt, mit ordentlich Dampf im Ofen und mit dem Wissen alles gegeben zu haben, setzen Satöry jetzt auf Alles oder Nichts. Genauso wie das die Profispieler im Poker-Spiel, die „Highrollers“, auch machen. Satöry gibt es live zu bestaunen, dieses Jahr am Open Air Lumnezia und hoffentlich auch bald im Unterland.
ReReleases, Best Of, Tributes JUDAS PRIEST Defenders Of The Faith (30 Years Anniversary Edition – 3 CD) Sony Music
LED ZEPPELIN Physical Graffiti (Deluxe Edition – 3 CD) Atlantic / Warner lg. Weiter geht es im Wiederveröffentlichungsreigen von Led Zeppelin: Nach den ersten fünf Alben, allesamt Monumentalwerke des HardRocks, ist nun "Physical Graffiti", das erste und einzige Doppelalbum von Led Zeppelin wieder aufgelegt worden. Led Zeppelin waren ja bekannt für ihre Vielseitigkeit und dafür, sich von allen möglichen Musikrichtungen inspirieren zu lassen. Nach den beiden ersten, sehr Hard-Rock- und Blues-orientierten Alben, wagten sie mit "III", "IV" und "Houses Of The Holy" neue Schritte und hielten stets neue Überraschungen bereit (wie zunehmende Folk-Einflüsse oder mit „D'yer Mak'er" ein ReggaeSong). Auf "Physical Graffiti", dem
RAINBOW A Light In The Black (5 CDs - 1 DVD) Universal
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lg. Wenn einem die Frage gestellt wird, welche Band den Begriff Heavy Metal am besten definiert, dann werden wohl viele Fans Judas Priest aus Birmingham nennen. Trotz stilistisch leicht unterschiedlichen Phasen und einer Durstrecke (sowohl musikalisch als auch kommerziell) in der Zeit ohne Sänger und Aushängeschild Rob Halford (1992 bis 2004) gelten Judas Priest als eine der grössten und wichtigsten Metal-Bands aller Zeiten – insbesondere ab "Breaking The Law" (1980) bis zu "Painkiller" (1990). Eines dieser gigantischen Alben, die aus jeder Pore nach Leder und Schweiss riechen, ist "Defenders Of The Faith", das neunte Studioalbum von Judas Priest. Zum dreissigjährigen Jubiläum (wenn man es genau nimmt, sind es bereits 31 Jahre…) dieser wunderbaren Scheibe folgt eine wertige Neuauflage: Auf CD 1 befindet sich das ganze Album in angenehmer remastered Fassung. Vor
allem die ersten vier Songs "Freewheel Burning", "Jawbreaker", "Rock Hard Ride Free", "The Sentinel" sowie "Some Heads Will Gonna Roll" sind unsterbliche Hits. Einzig das Schlagzeugspiel von Dave Holland, der später durch Drummaschine Scott Travis ersetzt wurde, wirkt auf "Defenders Of The Faith" reichlich unspektakulär. Die beiden anderen Scheiben enthalten zusammen ein Konzert aus dem Jahre 1984 (aufgenommen in der Long Beach Arena im Grossraum L.A.). Dort präsentieren Judas Priest die neuen Songs von "Defenders Of The Faith" und bringen natürlich die unverzichtbaren Klassiker wie "Metal Gods", "Breaking the Law", "Sinner", "Electric Eye", "The Green Manalishi (With the Two-Pronged Crown)", "Victim of Changes", und "You've Got Another Thing Coming". Die Aufnahme kommt sehr frisch und authentisch daher und Rob Halford macht hier sehr gute Figur. Alles in allem ein gutes Package, das für Fans sehr zu empfehlen ist. Ein paar Demo-Tracks hätten dieses Set allerdings noch etwas aufgewertet.
letzten grossartigen Album von Led Zeppelin, findet diese Verschmelzung verschiedenster Stile ihren Höhepunkt. Insbesondere die erste LP beinhaltet nur Knaller: Man denke das nur an den Rocker "Custard Pie", das eingängige "Houses Of The Holy" (der nachgeschobene Titelsong der Vorgängerscheibe), das teils funkige "Trampled Under Foot" und den Überhit "Kashmir", mit seinem vielfach geklauten Killerriff. Die zweite Scheibe fällt leicht ab, doch liefern die Zeps da eh mehr experimentelles und zugedrogtes Material, dem allerdings zu jeder Zeit gefolgt werden kann. Auf CD 3 finden sich dann frühe und bisher allesamt unveröffentlichte Mixe von Songs wie „Trampled Under Foot“ (hiess noch „Brandy & Coke“) oder auch „Kashmir“. Es ist immer wieder interessant, sich andere Mixes von tausendfach gehörten Songs aus Jimmy Pages Archiven zu Gemüte zu führen, doch ist die Bonus-Disc nicht
unbedingt zwingend. "Physical Graffiti" ist dennoch nach wie vor Pflicht für jeden Rockund Heavy Metal Fan, der Plant, Page, Jones und Bonham auf einem der Höhepunkte ihres Schaffens erleben will! Wer diese Scheibe noch nicht hat, kann jetzt zwischen verschiedenen Formaten wählen (inklusive Vinyl).
Das ist ein wahrlich fettes Paket. Die gesamte Karriere von Ritchie Blackmore und seiner Regenbogen-Truppe aus den Jahren, als sie bei Polydor unter Vertrag waren. Und die beinhaltet solche Kracher wie «Snake Charmer», «Stargazer», «Long Live Rock›n›Roll», «Since you Been Gone», «All Night Long» und «Miss Mistreated», um nur einige aus den hier enthaltenen 58(!) Songs zu nennen. Ok, werden einige sagen, die habe ich sowieso schon alle im Regal stehen, warum soll ich also dieses Box-Set kaufen!? Ganz einfach, weil hier jede Menge bislang unveröffentlichte Live- und Demofassungen dabei sind (letztere sind Mitschnitte von Probesessions und Rough Mixe, sowie Studio-Outtakes), die einen umfassenden und teilweise intimen Einblick in das Schaffen
dieser herausragenden Classic-Rock-Truppe ermöglichen. Dabei werden die verschiede-nen Band-Line-Ups ausführlich gewürdigt, von der Dio-Zeit über Graham Bonnet bis hin zum Finale mit Joe Lynn Turner am Mikro. Die DVD bringt hier zum ersten Mal die 1980er «Monsters Of Rock - Castle Donington» Show mit Graham Bonnet, schon allein deshalb lohnt sich die Anschaffung dieses Pakets. Und wer Spass an Gimmicks und Memorabilias hat, wird hier zusätzlich bestens bedient: es gibt Nachdrucke des Plakates zur 1980er Donnington-Show und des 1982er Tourprogramms und als Krönung ein 60seitiges Hardcover-Buch mit raren Fotos, Plattencovern, Plakatmotiven und einer Discografie.
ReReleases, Best Of, Tributes EXTREME Pornograffitty (CD Deluxe Edition) Universal hh. Mit diesem, ihrem zweiten, Studioalbum gelang den Amerikanern der internationale Durchbruch auf breiter Front. „More Than Words“ und „Get The Funk Out“ waren die beiden Singles aus diesem 1990 veröffentlichen Album, die die Band um Ausnahmegitarrist Nuno Bettencourt in die Top-Regionen der Charts katapultierte. Auch Sänger Gary Cherone zählt zu den besten seines Fachs, was er eindrücklich am Freddy Mercury Tribute Concert 1992 unter Beweis stellte, als er praktisch alle anderen renommierten Gastsänger glatt an die Wand sang. Cherone war zudem auch kurzzeitig Frontmann bei Van Halen, wo er 1996 Sammy Hagar ersetzte und mit ihnen das Album „Van Halen III“ aufnahm.
„Pornograffitti“ wurde von Michael Wagener (Accept, Dokken, Ozzy Osbourne, Alice Cooper, Metallica etc.) produziert, der dem Album einen modernen und harten Sound verpasste, der auch heute noch problemlos neben zeitgenössischen Produktionen besteht. Als Gäste sind hier dabei: Pat Travers (im Duett mit Cherone auf „Get The Funk Out“) und Dweezil Zappa (Solo auf „He-Man Woman Hater“). Die Deluxe Edition besteht aus 2 CDs. CD1 beinhaltet das Original-Album, CD2 bietet 10 Songs, darunter Single-BSeiten und diverse verschiedene Varianten von Songs der regulären Scheibe. Allein „More Than Words“ ist hier in vier unterschiedlichen Versionen verewigt. Für Fans ist die Deluxe-Ausgabe auf Grund der BonusTracks unverzichtbar. Alle anderen Rock- und 80er MetalLiebhaber, die das reguläre Album noch nicht im Regal haben, sollten hier ebenfalls zugreifen.
MUSIK zum LESEN JESSE FINK Die Brüder Young Hannibal Verlag hh. Über die AC/DCKöpfe gibt es inzwischen eine wahre Flut an Büchern und Biografien, darunter viele überflüssige, aber auch durchaus lesenswerte. Was allen diesen Büchern gemein ist, ist die Tatsache, dass sich die Brüder Angus und Malcolm Young einer direkten Mitarbeit ausnahmslos verweigerten. Da macht auch dieses Werk keine Ausnahme. Was „Die Brüder Young“ aber von all den anderen unterscheidet, ist die Art, wie Jesse Fink seine intensiven Recherchen aufs Papier bringt. Akribisch wühlt er sich durch Spekulationen, Gerüchte und hinterfragt viele sogenannte Tatsachen. Dabei lässt er eine ganze Armee von Menschen zu Worte kommen, die direkt am Erfolg von AC/DC beteiligt waren (und sind) oder zum engsten Umfeld der Young-Brüder gehörten.
MICK FLEETWOOD / ANTHONY BOZZA Play On – Fleetwood Mac & Ich Die Autobiografie Heyne Verlag hh. Fleetwood Mac gehören zu den erfolgreichsten Bands überhaupt, speziell seit sie den Sprung von einer reinen britischen Bluesband zur platinveredelten Popgruppe wagten und damit weltweit aber besonders in den USA zu Megasellern aufstiegen. Auch wenn Songs wie „Black Magic Woman“, „Albatros“ „Go Your Own Way“ oder „Don't Stop“ auch in unseren Breitengraden maximale Erfolge feiern konnten, wissen nur echte Fans, was hinter den Kulissen bei der Truppe so passierte. Und das kann man als äusserst spannend bezeichnen, denn Fleetwood Mac haben wie nur wenige Bands alle Höhen und Tiefen des Rock'n'Roll durchlaufen. Mick Fleetwood, Drummer und
Auch wenn Fink von Beginn an klarstellt, dass er ein Riesenfan der Band ist, rutscht er hier nicht ehrfuchtsvoll auf Knien vor seinen „Helden“ durch den Staub, sondern zeichnet ein realistisches Bild der AC/DC-Raubeine. Und das ist keineswegs schmeichelhaft und könnte auch mit dem Titel „Leichen pflastern ihren Weg“ (um einen alten Western-Titel zu bemühen) versehen werden. Besonders Malcolm Young, der absolute Chef der Band, erscheint hier oft als skrupelloser, nur auf sich und seinen Young-Clan fixierter Despot und Sturkopf, der viele seiner Wegbegleiter und Helfer auf dem Weg zur grössten Rockband der Welt über die Klinge springen lässt. Selbst Angus, nach aussen der Star der Band, hat sich seinem älteren Bruder untergeordnet, während George Young, der älteste der Brüder im Hintergrund die Fäden zieht. Aber Jesse Fink stellt die Geschwister dabei nie in ein wirklich schlechtes Licht und ist stets um Objektivität bemüht –
was ihm auch bestens gelingt. Privat scheinen die Youngs sehr nette, gastfreundliche und hilfsbereite Menschen zu sein, die sich aber schon früh hinter hohe Mauern zurückzogen, die im Laufe der Karriere für Nicht-Clanmitglieder immer unüberwindbarer wurden. Dazu gehört eben auch die Tatsache, dass sich die Youngs jeglicher Mitarbeit an Biografien oder Filmprojekten komplett verweigern und auf entsprechende Anfragen noch nicht einmal reagieren – egal wer anfragt. Das Buch liest sich wie ein Krimi, spannend, höchst unterhaltsam und bietet unglaublich viele Informationen, von denen viele selbst Hardcore-AC/DC-Kennern neu sein dürften. Und wenn Mark Evans, AC/DC-Bassist von 1975-1977 und Autor der Autobiografie „Dirty Deeds – Meine wilde Zeit mit AC/DC“ über „Die Brüder Young“ sagt: „Das beste Buch, das ich bislang über AC/DC gelesen habe“, können wir ihm nur zu 100% zustimmen. Ein klasse Werk!
Gründungsmitglied, erzählt hier die faszinierende Geschichte von den Anfängen der Band Mitte der 60er, als einer der legendärsten und wegweisendsten britischen BluesGitarristen, Peter Green, die Truppe anführte, bevor er sich auf einen endlosen Acid-Trip begab, der ihn 1970 zum Abschied von seiner Band zwang und von dessen Folgen sich Green bis heute nicht erholt hat. Auch die anderen Gitarristen der Band hatten mit drogenund daraus folgenden psychischen Problemen zu kämpfen. Einzig Drummer Mick Fleetwood und Bassist John McVie, die beide bis heute zur Stammbesetzung der Truppe gehören, hatten zwar nicht den überbordenden Drogenkonsum im Griff, konnten aber glücklicherweise psychische Schäden vermeiden. Auch wenn Fleetwood Mac bereits mit Peter Green durchaus als erfolgreiche Band bezeichnet werden konnte, stellte sich der Megaerfolg erst ein, als sich McVie und Fleetwood sowie Christine McVie 1975 mit den Amerikanern
Lindsey Buckingham und Stevie Nicks zusammentaten. „Play On“ ist ein spannendes, sehr flüssig geschriebenes und teilweise in seiner Offenheit schonungsloses Werk, das einen tiefen Einblick in die wechselvolle Geschichte der Band gibt. Mit Anthony Bozza hat sich Mick Fleetwood einen hervorragenden Schreiber geangelt, der seine Erinnerungen bestens aufs Papier bringt. In all seine Geschichten und Anekdoten, die oft genug tragischen Charakter haben, lässt Mick Fleetwood aber immer seinen gesunden Humor durchblitzen und sorgt so dafür, dass „Play On“ von der ersten bis zur letzten Zeile ein absolut lesenswertes, spannendes Buch mit höchstem Unterhaltungsfaktor geworden ist und allen nachdrücklich empfohlen werden kann, die an Biografien interessiert sind – selbst wenn sie keine Fleetwood Mac Fans sind. Nach der Lektüre von „Play On“ werden sie das aber wohl werden.
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LIVE REVIEWS
EISBRECHER, MAERZFELD
Pratteln, Z7
6.3..2015
ub. Mit ihrer bisher aufwändigsten Bühnenproduktion räumen Eisbrecher auf der aktuellen „Schock“-Tour 2015 mächtig ab. Mit den ersten beiden Konzerten im ausverkauften Leipziger Werk II und der Columbiahalle in Berlin gelang der erfolgreichste Tourauftakt der Bandgeschichte überhaupt. Der Tross rückte aus Saarbrücken an für ein einziges CH-Konzert. Die wachsende Fangemeinde liess erahnen, dass auch das Z7 mit einem Fassungsvermögen von 1'500 Besuchern rappelvoll sein würde. Die Genre-Kameraden Maerzfeld hatten ihre neue Single "Es Bricht" zum kommenden Album "Nackt" im Gepäck und eröffneten als Special Guest. Unaufhaltsam bahnte sich danach der Bug des deutschen Eisbrechers den Weg durch die zugefrorene See, das heisst durch das generell anspruchsvolle Schweizer Publikum. Nach einem ersten Blick durchs Fernglas befahl der charismatische Kapitän Alex Wesselsky „Volle Kraft Voraus“. Der technische Offizier Noel Pix (Gitarre und Programmierung) sowie die grundsoliden Jungs im Maschinenraum (Gitarrist Jürgen Plangger, Bassist Rupert Keplinger und Trommler Achim Färber) stellten während zwei Stunden durch qualitativ hochstehende Arbeit sicher, dass die Motorleistung stimmte um das Eis auch in der hintersten Ecke des Z7 zum Kochen zu bringen. Mit sattem Sound und brachialen Gitarren, scharfsinnigen Texten, meterhohen VolldampfFontänen aus allen Rohren und einigen Klamotten-Wechseln gelang eine abwechslungsreiche und starke Rockshow. Schwerpunktmässig lag die Songauswahl beim aktuellen Album „Schock“: Der düstere Titeltrack, die Hit-Single „1000 Narben“/„Zwischen Uns“, „Rot Wie Die Liebe“ mit donnerndem Basslauf oder das eindrückliche „So Oder So“. Die kernige Ansage „Himmel, Arsch Und Zwirn“ liess die Fäuste ballen. Hunderte von Fans der ersten Stunde kannten jede Textzeile der EisbrecherKlassiker „Antikörper“, „Vergissmeinnicht“, „Schwarze Witwe“ oder des selbstzerstörerischen „Leider“ („Ich muss mir immer wieder weh tun“) auswendig. „Nein, das darfst Du nicht!“ quittierte die Halle bei „Eiszeit“. Die Band spielte das Stück im PolarforscherOutfit. Es folgten „Prototyp“ und „Verrückt“ vom Album „Die Hölle Muss Warten“ von 2012. Mit coolen Sprüchen („wollt Ihr noch was hören, ansonsten würden wir dann gehen“), Lokalwissen („Augusta Raurica ist beeindruckend“) und jeder Menge Selbstironie („Das war gespielt“, als er nach dem Bad in der Menge nicht mehr auf die Bühne hochkam) hatte der kraftvolle Entertainer Wesselsky das Publikum schnell in der Tasche. Die verzückten weiblichen Fans in den ersten Reihen hätten dem sympathischen Hünen sofort aus der
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Fotos: Elea Breig
Hand gefressen. Zweimal wurde die frenetisch gefeierte Band zurück auf die Bühne geholt. Die Fans wären niemals abgerückt, ohne „Miststück 2012“ (den modernisierten Megaherz-Klassiker und Eisbrecher Live-Favorit) sowie das ruhigere Liebeslied „Ohne Dich“ mitgesungen zu haben. Am nächsten Tag wurde dann auch die Eisbrecher-Show in Hamburg ausverkauft gemeldet.
LIVE REVIEWS
DÖGZ
Solothurn, Rothaus 14.3.15
Fotos: MD9
hh. Volles Haus im Rothaus war angesagt, als die Solothurner Bluesrocker DÖGZ zur Plattentaufe luden. Vorzustellen galt es das sehr gelungene Debütalbum „To The Bone“. Und die Band um Gitarrist/Sänger Philipp „Phipu“ Gerber startete ihr Set gleich „voll auf die Zwölf“ mit drei mächtigen Rockhämmern, die schon mal keine Zweifel aufkommen liessen, dass es an diesem Abend richtig zur Sache gehen sollte. Die Band erfüllte das Versprechen dann auch eindrucksvoll. Mit der fetten Rhythmus-Sektion, bestehend aus Drummer-Legende Freddy Steady und Bassist J.C. Wirth hatte Phipu Gerber einen amtlichen Groove-Teppich ausgelegt, auf dem er sich nach allen Regeln der (Saiten-)Kunst ausleben konnte. Brigitte Geiser sorgte dabei mit der typisch knurrenden, wummernden Hammond für harmonierende und perfekt auf den Bandsound abgestimmte Klangbilder. Die bereits vor Entstehung des Albums durch viele Konzerte erworbene Routine war der Band deutlich anzuhören, das Quartett kam wie aus einem Guss rüber. Phipu selbst ist ein überdurchschnittlich unterhaltsamer Frontmann und sorgte mit launigen, humorvollen Ansagen für prächtige Stimmung unter den durchweg begeisterten Fans. Sein Ausflug durch das Publikum während eines langen Solos war einer der Höhepunkte der Show. Die Gäste, die auch auf dem Album ihre Visitenkarte abgaben, waren an diesem Abend auch dabei. Allen voran Freda Goodlett, die einige Backing-Vocals mit ihrer souligen Stimme veredelte. Als zweiter Gast sorgte bei einigen Songs der ex-Slam & Howie-Gitarrist Didi Meier für noch mehr Druck und bewies auch sein Können in Soloparts. Besonderes Augenmerk
war beim Publikum natürlich auf einen der prominenten Söhne der Stadt, den ex-Krokus-Drummer Freddy Steady gerichtet. Obwohl der Blues ja nicht unbedingt zu Freddys Karriereweg zählte, scheint er jetzt in dieser Band voll aufzugehen. Seine harten Rockwurzeln lassen sich nicht verleugnen, was aber für den Dögz-Sound genau das richtige Gewürz ist und dem Gesamtsound eine straffe, kantige Form verleiht. Dass Freddy dabei mächtig Spass hat, war ihm deutlich anzusehen. Seine Erfahrung, sein Können und die Fähigkeit, absolut songdienlich und reduziert zu spielen, sind eine wichtige Komponente im
musikalischen Gesamtbild der Dögz. Fazit: Es war ein rundum gelungener Abend. Rock und Blues vom Feinsten, dargeboten von einer der landesweit besten Bands in diesem Genre. Daran liess auch das durchweg begeisterte Publikum keinen Zweifel aufkommen.
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KONZERTKALENDER
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6 x TRACKS Frei Haus SFr. 20.Wer TRACKS künftig mindestens 1 Jahr lang nach Hause geliefert bekommen möchte, schickt einfach eine E-Mail mit dem Betreff Abo-Service an info@tracks-magazin.ch oder eine Postkarte an: TRACKS Magazin Postfach 108 4323 Wallbach Und damit wir wissen wer ihr seid und was ihr am liebsten hört, teilt uns doch bitte auch euer Geburtsjahr und eure(n) Lieblingsband/-künstler mit. Alle Abo-Bestellungen nehmen automatisch am Wettbewerb auf Seite 64 teil. Gebt euren Wunschpreis bei der Bestellung an.
AC/DC
CROSBY, STILLS & NASH
FAMARA
5.+7.6. Zürich, Letzigrund
30.9. Genf, Theatre du Leman
17.6. Villnachern, Strandbad
AGNOSTIC FRONT
CRYSTAL BALL
11.7. Nufenen, OA Rheinwald
14.5. Aarau, Kiff
28.5. Luzern, Schüür
17.10. Wetzikon, Kulturfabrik
ALPHA BLONDY & SOLAR SYSTEM
DAVE MATTHEWS BAND
FINSTERFORST
28.5. Zürich, Volkshaus
15.10. Zürich, Hallenstadion
23.5. Pratteln, Z7
ANGELO BRANDUARDI
DEATH ANGEL
FOO FIGHTERS
21.10. Zürich, Kongresshaus
20.7. Pratteln, Z7
16.6. St. Gallen, AFG Arena
ANIMALS & FRIENDS
DEATH CAB FOR CUTIE
GEORGE BENSON
14.6. Pratteln, Z7
17.6. Zürich, X-Tra
11.7. Luzern, KKL
ANNIHILATOR
DEEP PURPLE
GEORGE EZRA
13.10. Pratteln, Z7
8.11. Genf, Arena
22.6. Zürich, X-Tra
ANSHELLE
9.11. Zürich, Hallenstadion
GOJIRA
16.5. Rubigen, Mühle Hunziken
DELILAHS
8.7. Pratteln, Z7
AXXIS
8.5. Brugg, Dampfschiff
GOV'T MULE
10.9. Pratteln, Z7
DÖGZ
8.5. Zürich, Kaufleuten
BABYMETAL
30.5. Herisau, Pontem
19.5. Pratteln, Z7
3.6. Zürich, X-Tra
3.7. Herisau, Rock'n Ride
GREGOR MEYLE
BLACK STONE CHERRY
24.7. Röthenbach, Waldrock
21.5. Bern, Bierhübeli
12.8. Pratteln, Z7
DORO
22.5. Basel, Volkshaus
BOB DYLAN, BEN HARPER
6.12. Pratteln, Z7
23.5. Zürich, Kaufleuten
15.7. Locarno, Moon & Stars
DREAM THEATER, QUEENSRYCHE
GUSTAV
BOB SPRING & CALLING SIRENS
26.7. Pratteln, Z7
3.5. Luzern, Schüür
9.5. Zug, Galvanik
EISHEILIGE NACHT: SUBWAY TO
HALUNKE
BODY COUNT feat. ICE-T
SALLY, FIDDLERS GREEN, LETZTE
30.5. Zug, Galvanik
9.6. Pratteln, Z7
INSTANZ, VERSENGOLD
HANS THEESSINK & TERRY EVANS
BONEBREAKER MAYHEM 2015:
17.12. Pratteln, Z7
29.5. Rubigen, Mühle Hunziken
CIVIL WAR, UNEARTH, DRONE, THE
ELLA HENDERSON, MARINA &
H.E.A.T.
BURDEN REMAINS,PERTNESS BAND
THE DIAMONDS
8.8. Pratteln, Z7
BATAILLON,CONJONCTIVE,WISDOM 16.7. Locarno, Moon & Stars ALESTORM,BLOODBOUND
ELTON JOHN
TISCHEN REITER, KORPIKLAANI,
5.-7.6. Zug, Galvanik
3.6. Genf, Arena
VARG, SKYFORGER, WINTERSTORM
BRASILENO
ELUVEITIE, CROWN OF GLORY
FINNTROLL, HÄMATOM
13.6. Bad Ragaz, Casino
30.5. Zug, Chollerhalle
18.10. Pratteln, Z7
CALLE 13
EQUILIBRIUM
HERBERT GRÖNEMEYER
29.6. Zürich, Volkshaus
10.5. Solothurn, Kofmehl
19.5. Zürich, Hallenstadion
CANNIBAL CORPSE
ERIKA & THE BITTERLINS
HUBERT VON GOISERN
12.8. Luzern, Schüür
4.-6.6. Solothurn, Kofmehl
12.+13.5. Zürich, Kaufleuten
CARO EMERALD
EROS RAMAZOTTI
INGRID LUKAS & BAND
6.11. Zürich, Kaufleuten
5.10. Zürich, Hallenstadion
6.5. Luzern, Schüür
CAVALERA CONSPIRACY
ES BRENNT - WAS TUN?
ITCHY POOPZKID
20.6. Pratteln, Z7
8.5. Münchenstein, Schützen
19.11. Luzern, Schüür
CHARLIE WINSTON
6.6. Zürich, Bar Rossi
IVO & BAND
1.5. Zürich, Kaufleuten
EUROPE
8.5. Zug, Chollerhalle
CHILLY GONZALES
27.11. Pratteln, Z7
JESSIE J
5.10. Luzern, KKL
EVERGREY
5.6. Zürich, X-Tra
CHLYKLASS
13.5. Pratteln, Z7
JOHN LEGEND
16.5. Luzern, Schüür
FABIAN ANDERHUB
8.7. Locarno, Moon & Stars
CHRIS DE BURGH
5.6. Inwil, Schwingfest
21.+22.5. Zürich, Kongresshaus
4.9. Rohrschach, Jazzclub 7.11. Zug, Chollerhalle
60
HEIDENFEST 2015: DIE APOKALYP-
KONZERTKALENDER JOVANOTTI
OROPAX
20.11. Baden, Nordportal
TAKE THAT
10.12. Zürich, Hallenstadion
4.7. Solothurn, Kofmehl
4.12. Basel, Volkshaus
12.10. Zürich, Hallenstadion
KAMELOT
OSO LOCO
SHANTEL&BUCOVINA ORKESTAR
TAY/SON
19.9. Pratteln, Z7
12.6. Rubigen, Mühle Hunziken
5.6. Luzern, Schüür
8.5. Münchenstein, Schützen
KIERAN GOSS
OYSTERBAND
SHEM THOMAS
2.7. Zürich, La Catrina
31.10. Zug, Chollerhalle
13.5. Zug, Chollerhalle
5.6. Lenzburg, Baronessa
TESTAMENT, EXODUS
KEITH JARRETT
PEARLBREAKERS
SHEPPARD
28.5. Pratteln, Z7
22.5. Luzern, KKL
7.8. Rohrschach, Pavillon a. See
4.7. Luzern, Schüür
THE BLACK DALIAH MURDER
KISS
PETER BRODERICK & BAND
SHIRLEY GRIMES
21.7. Pratteln, Z7
10.6. Zürich, Hallenstadion
13.5. Luzern, Schüür
6.5. Rain/LU, Liebhaberei
THE BRAND NEW HEAVIES
KOFFIN CATS
PILEDRIVER
8.5. Amriswil, Kulturforum
21.5. Zürich, Kaufleuten
24.5. Zug, Galvanik
3.7. Lenzburg, Baronessa
9.5. Brig, Kellertheater
THE CAT EMPIRE
KYLE GASS BAND
POWERWOLF, ORDEN OGAN…
SIMPLY RED
23.6. Solothurn, Kofmehl
6.5. Solothurn, Kofmehl
3.9. Pratteln, Z7
11.11. Basel, St. Jakobshalle
THE DUBLIN LEGENDS
7.5. Luzern, Schüür
RAMON CLAU
12.11. Genf, Arena
24.10.Solothurn, Kofmehl
LENNY KRAVITZ, BETH HART
8.5. Zug, Galvanik
SINA
25.10. Luzern, Schüür
14.7. Locarno, Moon & Stars
ROBBEN FORD BAND
2.5. Mels, Altes Kino
THE FAILURES, THE PRIDE
LITFIBA, ANASTACIA
20.5. Zürich, Kaufleuten
7.5. Zug, Chollerhalle
8.5. Solothurn, Kofmehl
18.7. Locarno, Moon & Stars
RODRIGUEZ
8.5. Burgdorf, Theater Casino
THE GODDAMN GALLOWS
MARIUS MÜLLER-WESTERNHAGEN
12.+13.5. Zürich, Kongresshaus
9.5. Wetzikon, Scala
23.5. Solothurn, Kofmehl
17.10. Zürich, Volkshaus
ROXETTE
16.5. Kirchberg, Eintracht
THE QUIREBOYS
MARK KNOPFLER
10.7. Locarno, Moon & Stars
22.5. Gelterkinden, Marabu
13.8. Pratteln, Z7
1.6. Zürich, Hallenstadion
RUNNIN' WILD
28.5. Winterthur, Theater Casino
THE SWEET
MASTODON
13.5. Solothurn, Kofmehl
30.5. Hunziken, Mühle
29.10. Zug, Chollerhalle
22.6. Pratteln, Z7
RYAN McGARVEY
SKIP & DIE
THE VAD VUC, BABA ROGA
MAXWELL, THE NEW ROSES
7.10. Pratteln, Z7
9.5. Luzern, Schüür
23.5. Luzern, Schüür
22.5. Zug, Chollerhalle
SABATON, SERENITY
SNAK THE RIPPER
THE VINTAGE CARAVAN, ORCHID
MELECHESH
24.7. Pratteln, Z7
27.6. Zug, Galvanik
16.6. Pratteln, Z7
12.5. Pratteln, Z7
SALTATIO MORTIS
SONATA ARCTICA
THUNDER
MIKE CANDYS
28.11. Pratteln, Z7
9.5. Pratteln, Z7
6.8. Pratteln, Z7
19.12. Solothurn, Kofmehl
SANTANA, GIANNA NANNINI
SPAN
TOBY GMÜR
MOTHER'S FINEST
12.7. Locarno, Moon & Stars
9.5. Bischofszell, Bitzihalle
21.11. Luzern, Schüür
12.6. Pratteln, Z7
SANTIANO
23.7. Biel, Schifffahrt Bielersee
TREMONTI
MUDHONEY
8.10. Luzern, Messe
8.8. OA Lauenensee
10.6. Solothurn, Kofmehl
21.5. Zug, Galvanik
9.10. Basel, Eventhalle
STATUS QUO
TRIVIUM
MÜSLÜM
10.10. Zürich, Volkshaus
12.9. Zürich, Hallenstadion
10.8. Pratteln, Z7
9.5. Rubigen, Mühle Hunziken
11.10. Amriswil, Petorama
STAHLBERGER
UFO
NICKELBACK
SCHANDMAUL
1.5. Zug, Galvanik
31.10. Pratteln, Z7
23.10. Zürich, Hallenstadion
20.11. Luzern, Schüür
STEPHAN EICHER&DIE AUTOMATEN UNDERSKIN
NIGHTWISH
21.11. Solothurn, Kofmehl
13.5. Bern, Kultur Casino
3.5. Dübendorf, Loveride
28.11. Basel, St. Jakobshalle
SCORPIONS
15.5. Zürich, Tonhalle
17.5. Kreuzlingen, T.O.M.
NO FUN AT ALL
18.7. Sion, Plaine de Tourbillon
16.5. Basel, Stadtcasino
13.6. Herblingen, Rock Arena
16.5. Solothurn, Kofmehl
28.11. Zürich, Hallenstadion
19.5. Luzern, KKL
20.6. Zürich, Moods
NUCLEAR ASSAULT
SEPULTURA
STRESS
26.6. Rümlang, Festzelt
29.7. Luzern, Schüür
16.7. Luzern, Schüür
2.5. Zofingen, Stadtsaal
27.6. Lenzburg, Met Bar
OLLY MURS
SEVEN
17.7. Locarno, Moon & Stars
11.7. Thal, Rock Am Gleis
30.5. Bern, Festhalle
16.5. Zürich, Volkshaus
STROMAE
WALTARI
ONEREPUBLIC
30.10. Bern, Bierhübeli
13.7. Locarno, Moon & Stars
11.6. Genf, Arena
6.11. Thun, KK
SUPERTRAMP
12.6. Zürich, Hallenstadion
7.11. Luzern, KKL
11.11. Genf, Arena
präsentiert
MELISSA ETHERIDGE
15.7. Zürich, Kongresshaus
JOHN HIATT 6.10. Pratteln, Z7 WITHIN TEMPTATION & THE COMBO
7.7. Zürich, Kaufleuten 25.7. Pratteln, Z7
25.11. Zürich, Hallenstadion
61
KONZERT-TICKETS:
THE DARKNESS
LEAL
«Last Of Our Kind»
«Reflections»
CD
CD
je 3 x 2 Festivalpässe für
TRUCKER & COUNTRY FESTIVAL 26.-28.6. Interlaken
je 2 x 2 Tickets für
MELISSA ETHERIDGE 15.7. Zürich, Kongresshaus
KAMELOT 19.9. Pratteln, Z7
NIGHTWISH 28.11. Basel, St. Jakobshalle
UNDERSKIN
THE VIBES
«Collective Confusion» signierte CD
«Standing At Your Own Grave» CD
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