Starke Frauen
Inhalt 4
JOSS STONE
Sie ist erst Mitte 20 und gehört bereits seit Jahren zu den erfolgreichsten britischen Sängerinnen abseits des seichten Pop. Ihre grosse Liebe zum Soul zelebriert sie auch auf ihrem neuen Album und überholt damit einmal mehr die Konkurrenz.
FEATURES / INTERVIEWS: - ROBERT FRANCIS
- ULTRAVOX
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Auf Dylan‘s Spuren
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Zurück im Ring
PINK
Von all ihren Popstar-Kolleginnen hat sie die dicksten Eier. Mit dem gegen den Strich gebürsteten Image und ihrer “fuck you”Einstellung hebt sie sich wohltuend von ihren glattpolierten Mitbewerberinnen ab. Dass sie trotz mangelnder “political correctness” ein Megastar wurde, ist nur ein weiterer Beweis ihrer grossen künstlerischen Klasse.
- THE CRANBERRIES - TANITA TIKARAM Überrascht sich selbst
Die Facetten des
- NIKKI SIXX BETH HART
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INTERVIEW
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Der Crüe-Madman im Interview
Sie ist pur, echt, ungekünstelt, live ein wahrer Tornado und verbindet Etta James mit Janis Joplin. Besser als der Rest war sie schon immer, aber jetzt stimmt auch ihr Umfeld - ein Diamant beginnt zu strahlen.
- TESTAMENT
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Eric Peterson gibt Auskunft
- DOWN
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Der schmutzige Dunst des Südens
- JAMAICA GEBURTSTAG
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Reggae-Sounds zum Jubiläum
Hier liegt für dich zur Mitnahme bereit Editorial Gratis - alle 2 Monate neu - alle MEDIA MÄRKTE - alle SATURN MÄRKTE - alle POLO Shops - Musikhäuser - CD-Shops - div. Ticket-VVK-Stellen - Szenetreffpunkte (Restaurants, Beizen, Live-Clubs) - einfach überall da, wo die Musik spielt Du möchtest auch gern in deinem Lokal auflegen? Kein Problem! Schick einfach eine Mail an: info@tracks-magazin.ch oder per Telefon: 061 861 03 73 Wir liefern frei Haus Aus administrativen Gründen können wir leider keine Einzelexemplare verschicken
CD
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- BLUE MONDAY@KOFMEHL RON’s ROCKPALAST - SHEVER - EMERALD
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Aller guten Dinge sind sechs
- MANY MAURER - THE FORCE - ALVIN ZEALOT SIXTY NINE SIX
Mainstream/Indie/Alternative
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52 Blues / Soul Oli Brown, Robert Cray, Girls With Guitars, EB Davis, Stone Raiders, Kai Strauss Band, Indigenous...
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54 Re-Releases Roxy Music, Elton John, Motörhead, Thin Lizzy, Pantera, Anvil, The Cure,Virgin Steele ...
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- 48 Swiss Hecht, Lunik, Marochine, Toby Gmür .....
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LIVE REVIEWS: - EARSHAKER DAY - MÖTLEY CRÜE
Rush, The Darkness, Gojira, Great White, Holy Moses, Kreator, Magnum, Million$Reload, Axxis, Doro, Hermann Frank, Helstar, Nightstalker ......
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Female Doom Metal
www.tracks-magazin.ch
Little Feat, Amy Macdonald, Beth Hart, Joss Stone, Dead Can Dance, Iggy Pop, Joe Jackson, Peter Gabriel, Serj Tankian, Paloma Faith, Jimmy Cliff..... -
SWISS SOUNDS:
- 56 DVD/ Blu-Ray Robert Plant & Band Of Joy, Pink Floyd, Velvet Revolver, Stone Temple Pilots
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Konzertkalender Wettbewerb / Impressum
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Let the Music do the talking Es ist gut, dass es Musikerinnen wie Joss Stone gibt, die sich keinem Diktat unterwerfen und die keine Superstar-Aura spazieren tragen. Wo ihre Kolleginnen gleichen Alters und gesanglichen Kalibers gerne mit entsprechender Kostümierung und fragwürdigem Diventum auffallen, trägt Joss Stone lediglich ein ansteckendes Lächeln und vorzugsweise keine Schuhe auf der Bühne. Das ist klug, denn damit bleibt eine Menge Platz für ihre grossartige Stimme. ip. Mutter Natur hat ein launisches Wesen. Als sie nämlich Giraffen und Schnabeltiere erfand, präsentierte sie ihren Sinn für Humor. Schönheit streute sie über die Südsee, Blumen über Marilyn Monroe. Bei der Verteilung von Talent geht sie jedoch nach einem sehr undurchsichtigen Prinzip vor. Jocelyn Eve Stoker durfte allerdings in hohem Ausmass von der positiven Seite dieses Prinzips profitieren, denn am 11. April 1987 war die Natur in Geberlaune und schüttete gleich eimerweise Talent über das gerade geborene englische Mädchen aus. Das zeigte sich 13 Jahre später, als das Mädchen in der britischen Talentshow „Star for a Night“ bereits in den Castings auffiel und mit dem Donna Summer Hit „On The Radio“ schliesslich den Wettbewerb gewann. In der Folge wurden mit Andy Dean und Ben Wolfe zwei Produzenten aus London auf sie aufmerksam und vermittelten den Teenager mit den Worten: „Wir haben gerade die beste Stimme gehört, die je aus diesem Land kam!“ nach New York an Steve Greenberg, den Besitzer des S-Curve-Labels. Der liess Jocelyn nach New York einfliegen und sich unter anderem Otis Reddings „Sittin' On The Dock Of The Bay“ und Aretha Franklins „(You Make Me Feel Like) A Natural Woman“ von ihr vorsingen und nahm sie sofort unter Vertrag. Kurze Zeit später stand Joss Stone neben gestandenen Soulgrössen wie Betty Wright oder Timmy Thomas und zusammen mit der Band The Roots im Studio, um ihr Debut „The Soul Sessions“ einzuspielen. Das Album enthielt Coverversionen von an sich wenig bekannten Songs des Genres. Die 15-jährige Joss interpretierte diese Songs allerdings mit dermassen viel Seele und Reife, dass man sich nicht nur fragte, woher dieses junge Mädchen so eine erfahrene Stimme hatte, sondern das Album vom Erscheinungsjahr 2003 bis 2005 auch dreifaches Platin verdiente. Von dem Moment an war Joss Stone der neue Stern am Soulhimmel. Ihr Folgealbum „Mind Body & Soul“, das sie als ihr eigentliches Debut bezeichnet, da es praktisch ausschliesslich aus Eigenkompositionen besteht, wurde ihr bislang Erfolgreichstes. Sie konnte an die Erwartungen ihres ersten Releases anknüpfen, gewann mit einer moderneren Note aber auch neue Fans hinzu. Bemerkenswert ist, dass es trotz dieses Erfolges kein einziger Song des Albums unter die Top 100 der Billboard Charts schaffte. Aber diese Tatsache spricht eindeutig dafür, dass es Joss Stone bis heute vor allem auf die Qualität der Musik ankommt, und nicht davon abhängt, ob es eine Single ins Radio schafft. Ihre Musik kommt spontan und aus dem Bauch und nicht selten entscheidet sie ganz kurzfristig erst im Studio, welche Songs letztlich auf einem Album landen. Diese Arbeitsweise führte vor rund drei Jahren dazu, dass sie sich von ihrer Plattenfirma EMI trennte und ihr eigenes Label unter dem Namen Stone'd gründete. Der Grund dafür war ihr Album „Colour Me Free!“, dass sie ohne Wissen der Firma aufgenommen hatte. „Ich wachte eines Morgens auf und wollte ein Album machen“, erklärte sie damals. Also ging sie mit ein paar Musikern in ein Studio, das ihrer Mutter gehörte, und spielte innerhalb einer Woche dieses relativ roh belassene Album ein. Die fertigen Aufnahmen präsentierte sie ihrer Firma, die aber wenig begeistert davon war. „Colour Me Free!“ ging zurück zum traditionellen Soul, hatte kaum moderne Ansätze und Stone verzichtete auf gesangliche Experimente und das Diven-Tralala, in deren Richtung sie die Firma eigentlich hatte schieben wollen. Stone sagte dazu in einem Interview: „Ich verstand das nicht. Da hatte ich ihnen ein tolles,
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günstiges Album gebracht, und sie wollten es nicht.“ Für sie bedeutete das eine so drastische Einschränkung ihrer künstlerischen Freiheit, dass sie sich aus dem Vertrag freikaufte. Die Platte erschien mit mehr als einjähriger Verspätung. Bis der Zwist beseitigt war, betätigte sich Stone aber unter anderem auch als Schauspielerin. Im Film „Eragon“ hatte sie bereits 2006 eine Rolle übernommen und in einigen anderen Filmen mitgewirkt. Als weitere grosse Produktion spielte sie in der TV-Verfilmung „The Tudors“ die Anne of Cleeves und sprach Figuren für die Zeichentrickserie „American Dad“. Aber auch musikalisch blieb sie nicht untätig. Sie trat unter anderem mit Rod Steward auf und performte mit ihm den Song „Hot Legs“, stand mehrere Male mit der Gitarrenlegende Jeff Beck auf der Bühne, um auch eine sensationelle Version der Nummer „I Put A Spell On You“ vorzuführen und ehrte Pete Townsend und Roger Daltrey mit ihrer Version von „My Generation“. Für karitative Zwecke sang sie mit Annie Lennox den Track „Sing“ ein, der für die weltweite AIDS-Kampagne genutzt wurde und beteiligte sich an der Neuauflage von Band Aid. Die Kollaboration, die in der letzten Zeit wohl am meisten Aufsehen erregte, war die Gründung der Supergroup SuperHeavy. Rolling Stone Mick Jagger und Dave Stewart von den Eurythmics versammelten mit Joss Stone, Damian Marley (jüngster Sohn von Bob Marley) und dem indischen Multitalent A.R. Rahman eine bunte Elite an Ausnahmemusikern. Vor einem Jahr erschien das vielgelobte Album gleichen Namens mit zwölf Songs, die man aus über 35 Stunden Material ausgewählt hatte. Mit Dave Stewart verbindet Joss Stone übrigens auch die Arbeit ausserhalb dieses Projektes. Der stille Brite schrieb und produzierte zusammen mit Joss Stone deren Alben „Colour Me Free!“, „LP1“ und „The Best Of Joss Stone“ (beide letztgenannten 2011). Mit „The Soul Session Vol. 2“ kommt nun Joss Stones neues Album heraus und gilt als Weiterführung ihres Debuts „The Soul Session“ aus dem Jahr 2003. Das Prinzip blieb erhalten, denn auch auf dieser Platte finden sich ausschliesslich Coverversionen aus den 60er und 70er Jahren. Allerdings hat sich für Stone einiges geändert, was die Aufnahmen angeht. Das fasste sie für das Blues & Soul Magazin so in Worte: „Damals war ich die kleine Schülerin, neben all diesen grossartigen Künstlern, vor allem im Vergleich zu Betty Wright (Soul-Ikone aus Miami). Heute auch wenn ich nie auslerne- habe ich das Gefühl, dass ich genug darüber weiss, wie ich diese Songs singen und zu meinen machen kann. Deshalb suche ich gerne selbst die Musiker aus, mit denen ich zusammenarbeite. Das ist mir lieber, als wenn jemand anders sie für mich aussucht. Das ist ein riesiger Unterschied im Vergleich zur ersten Soul Session.“ Das Resultat spricht für sich, denn „The Soul Session Vol. 2“ ist ein rundum gelungenes und abwechslungsreiches Album geworden, das vor allem ihre grossartige Stimme ins richtige Licht rückt. Nichts wirkt übertrieben und gekünstelt. Joss Stone hat gelernt, auf ihren Bauch zu hören und setzt ihr Talent zugunsten des Songs ein. Sie lässt sich nichts mehr vorschreiben, schreibt ihre Songs nach Gefühl und präsentiert sie barfüssig und im langen Kleid auf der Bühne. Mit einem Lächeln wie eine Brise im Mai, aber einer Stimme wie ein Orkan. Und vielleicht gibt es als Nächstes von ihr ein Album, das Reggae und Soul vereint. Das sagt sie zumindest, weil sie da Lust drauf hat und ihr das gut gefällt. Joss Stone funktioniert genau so, weil die Natur sie genau deshalb mit Talent überschüttet hat, damit die Musik durch sie spricht.
CD Mainstream/Indie/Alternative SERJ TANKIAN Harakiri Warner
LITTLE FEAT Rooster Rag Rounder/Universal hh. Knapp zehn Jahre hat es gedauert, bis die amerikanische Kultruppe wieder ein Album mit Original-Songs an den Start bringt. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn seit viel zu langer Zeit gehen die Feats hier wieder zurück an ihre eigenen Wurzeln und besinnen sich auf frühere Stärken. Somit ist „Rooster Rag“ das beste Album seit ewigen Zeiten geworden, auch wenn hier und da durchschimmert, dass die Herren inzwischen älter und etwas ruhiger geworden sind. Aber den speziellen Groove und das grosse Gefühl, dass die Truppe immer und speziell in den 70ern mit Lowell George transportierte, ist wieder da und das tut hörbar gut. Zugleich präsentieren Billy Payne und Paul Barrere mit ihren Mitstreitern den neuen Drummer Gabe Ford, der das verstorbene Originalmitglied Richie Hayward ersetzt. Vier der zwölf Songs zeigen als CoAutor den ehemaligen Grateful Dead Lyriker Robert Hunter. Der Einstieg in das neue Album ist mit dem Feats-Liveklassiker „Candy Man Blues“ bestens gewählt. Der Song atmet den Geist früher Zeiten aus jeder Pore und könnte problemlos aus einer der drei ersten LPs stammen. Der Titel-Song „Rooster Rag“ startet in Bluegrass-Manier mit Fiddle und einem schönen CountryGroove und bietet neben einem Kneipensingalong-Chorus diverse Überraschungen. Die Schwüle des amerikanischen Südens wabert in „Church Falling Down“ förmlich aus den Boxen. Ein hypnotischer Basslauf sorgt für einen durchgehend intensiven Groove, auf dem sich ein wunderschönes Dobro-Solo ausbreitet, gefolgt
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von einem Bill Payne Keyboard-Solo, in dem der Tastenvirtuose seine Liebe zum Jazz durchdringen lässt. Im traditionellen Feats-New-OrleansStil gehts mit Mandolinen und Slide in„Salome“ weiter und auch der folgende Track „One Breathe At A Time“ zeigt den typischen vertrackten Rhythmus der Band, der hier satte Bläsersätze gepaart mit warmem Hammond-Sound und Soul-Ingredienzen unterstützt. Mit deftigen Gitarren wartet der Shuffle „Just A Fever“ auf, bevor es in „Rag Top Down“ wieder in typische Feats-Gefilde im Stil von „Feats Don't Fail Me Now“ weiter geht. „Way Down Under“ ist ein guter uptempo-Rocker, der von einem der schwächeren Titeln des Albums, „Jamaica Will Break Your Heart“, mit Latin- Big Band Einflüssen gefolgt wird. Auch der Titel „Tattooed Girl“ dürfte mit seiner Jazz-Trompete wohl eher den Liebhabern von dezenter, jazziger Lounge-Musik gefallen, bevor Little Feat im sperrigen Texas-Shuffle „The Blues Keep Coming“ mit wummernder Hammond wieder auf Gaspedal steigen. Zum Abschluss grüsst mit „Mellow Down Easy“ ein sehr gelungener Bo-Diddley-Jungle-Beat mit Fabulous Thunderbirds Kim Wilson an der Harmonika. „Rooster Rag“ ist eine durchweg gelungene Rückkehr zu alten Stärken, die man der Band auf Grund der letzten Veröffentlichungen in diesem Umfang nicht mehr zugetraut hatte und besonders Fans der ersten Stunde nachhaltig begeistern wird. Klasse!
hug. Serj Tankian ist inzwischen viel zu lange auf Solopfaden und als Polit-Aktivist unterwegs, als dass man seine Alben nur als kleine Abwechslung zu seiner Band System Of A Down betrachten könnte: Tankian ist längst ein eigenständiger «Brand» und «Harakiri» sein bisher dichtestes, präzisestes und ausdrucksstärkstes Album (sein viertes beziehungsweise fünftes, wenn man die LiveOrchester-Version von «Elect The Dead» mitrechnet). Mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit singt sich Tankian durch seine typischen Stil-, Tempo- und Stimmungswechsel und entwickelt so auch dank seiner grossartigen Stimme eine Dringlichkeit, wie sie bisher System Of A Down auszeichnete. Fast logischerweise könnten Songs wie «Figure It Out» oder «Chime Chime» geradesogut auch neue Songs von System Of A Down sein. Man könnte sogar sagen, «Harakiri» klingt wie System of a Down unplugged. Ist das nun Power-Agitprop oder schon Progressive Metal? Auf alle Fälle ein herausragendes Album, das eigentlich in die JahresendBestenlisten gehört. Erfreulicherweise sagt der Künstler selbst zu «Harakiri»: «It's the easiest record I've ever written.»
Start bringen. Offenbar hat Sänger/Gitarrist Justin Hawkins seine Probleme mit ungesunden Substanzen und Flüssigkeiten sowie das zeitweise Zerwürfnis mit den Bandkumpeln überwunden, denn er zeigt sich auf „Hot Cakes“ wieder in prächtiger Spiellaune. Krankte bzw. floppte (gemessen am Erfolg des Debüts) das letzte Album „One Way Ticket To Hell ...And Back“ wegen zuviel Bombast und Zugeständnissen an Radiotauglichkeit aber auch an einer deutlich hörbaren Ideenlosigkeit im Songwriting (wurde vergeblich durch massiven Einsatz von Studioeffekten zu kaschieren versucht), so knüpfen die Boys mit ihrem neuen Output wieder an die Klasse ihres DebütAlbums an. Mehr noch, sie übertreffen es grösstenteils! Geblieben sind die typischen Darkness-Ingridienzien, die da hauptsächlich heissen: Thin Lizzy, AC/DC und natürlich Queen. Und aus diesem Mix brauen die Briten eine Handvoll Klasse Songs, es rockt und rollt in allen Ecken mit grosser Energie und Heftigkeit. Produktionstechnisch wurde gesundgeschrumpft ohne Wucht und Transparent einzubüssen und die Konzentration aufs Wesentliche tut dem ganzen Werk hörbar gut. Welcome back! Diese neue Kreditwürdigkeit bei den Rockfans drohen die Briten allerdings schon gleich wieder zu verspielen, denn den Support für Lady Gaga hätten sie doch lieber anderen überlassen sollen.
AMY MACDONALD Life In A Beautiful Light Universal
THE DARKNESS Hot Cakes PIAS/MV
hh. Sechs Jahre haben uns die schrillen Briten warten lassen, bis sie ein neues Album an den
hug. Amy mag die Schweiz und die Schweizer und überhaupt, das konnten wir in den letzten Tagen in verschiedenen Zeitungen nachlesen. So mag die Schweiz sogar so sehr, dass «Life In A Beautiful Light» als Swiss Edition mit eigenem Cover und zwei Bonus-Tracks erscheint. Wahrscheinlich gibt's ja aber sowieso in zwei Monaten eine Special-Special-Edition mit noch was Extra-Speziellem drauf... Abgesehen davon: Amy hat die Regler etwas hochgedreht, wird
Mainstream/Indie/Alternative CD voluminöser und klarer im Klang, womit sie etwas von dieser schönen Geschmeidigkeit ihres Debüts verliert und sich klarer an bestehende Superheldinnen wie Melissa Etheridge und Shania Twain anlehnt, was wir ein bisschen bedauern: Mehr Richtung Katie Melua hätte uns besser gefallen, das hätte ihre Eigenständigkeit selbstbewusster erhalten. «Life In A Beautiful Light» bleibt natürlich trotzdem ein solides Singer/SongwriterPopalbum.
PALOMA FAITH Fall To Grace Sony
hug. Und wieder zieht die Engländerin zuerst die Aufmerksamkeit mit überbordenden Farbenreigen auf sich: Ihr optischer Auftritt ist herrlich. Ihre Musik hingegen mag auch mit dem zweiten Album nicht immer mithalten. Etwas einfach formuliert, möchte Paloma in die Fussstapfen von Amy Winehouse treten, aber ihr fehlt das berührende Timbre der Stimme und die Grösse der Emotionen, die Winehouse ausmachten. Palomas Musik bewegt sich zwar in der gleichen Region zwischen Soul und Pop und ist ganz okay und radiotauglich, aber noch zu wenig auf den Punkt gebracht.
ASIA XXX
und "Alpha" (1983, der verträumte Hintergrund). Auch der musikalische Inhalt ist überhaupt nicht von schlechten Eltern und transportiert den Hörer in die alte Zeit: es wird hier anspruchsvoller progressiver Rock mit Einschlägen aus den Bereichen Pop und Hard Rock zelebriert. Geoff Downes (key., v.), John Wetton (bs, v.), Steve Howe (git.) und Carl Palmer (dr.) sind echte Profis und beherrschen ihr Handwerk perfekt. Auch wenn die Keyboards sehr präsent und bei ASIA als vollwertiges Instrument integriert sind, nerven sie nicht, denn sie werden sehr songdienlich eingesetzt. Das Album beginnt unglaublich stark mit den beiden Knaller "Tomorrow The World" und "Bury Me In Willow". Weiter geht es mit dem flotten Rocker "No Religion". Der vierte Song, das ruhige "Faithful", kann den Hörer sofort in andere Sphären bringen und bringt die Stimme von John Wetton voll zur Geltung. So geht es im Prinzip weiter auf "XXX" herausragend sind die Songs "Face On The Bridge" und das getragene "Ghost Of A Chance". Besser kann AOR oder progressive Pop/Rock-Musik kaum gemacht werden. Es macht Freude zu hören, wie die "alten Männer" hier Spass haben und ein wirklich sehr gutes Album ohne eine schwache Nummer abgeliefert haben. Jetzt muss nur noch eine ordentliche Europa-Tour zu "XXX" her. Übrigens, "XXX" ist auch als CD/DVC mit zwei Bonustracks und ausserdem als Vinyl zu haben.
MAROON 5 Overexposed A&M
Frontiers/Musikvertrieb
lg. Mit einem wunderbaren Roger Dean-Cover ausgestattet ist "XXX" das dritte Album der 80er Supergroup von ASIA seit der Reunion im Original Line-Up im Jahre 2006. Aufhänger sind die Cover der ersten beiden Alben "Asia" (1982, das Seeungeheuer)
pc. Es hatte sich schon in den Singles „Moves Like Jagger“ und „Payphone“ abgezeichnet: Maroon 5 würden auf dem neuen Album so gut wie sämtliche rockigen Reste ihres Sounds ins Nirvana verbannen. Und genau so kam es. Auf „Overexposed“ setzt die Band konsequent auf durchproduzierten Pop. Das ist schön für alle, die auf tanzbaren
PETER GABRIEL Live Blood Eagle Rock pc. Mit Live-Alben ist es so eine Sache. Vielfach machen die Musiker Kompromisse. Sie zwängen ein zweieinhalbstündiges Konzert auf eine einzige CD. Es wird gekürzt, geschnitten, Ansagen zwischen den einzelnen Songs werden weggelassen. Nun ist ein Musiker wie Peter Gabriel, der auf eine 40jährige Karriere zurückblicken kann, in der komfortablen Lage, dass er keine Abstriche machen muss. Null. Live Blood ist eine Live-CD ohne Wenn und Aber. Der Titel ist eine Anspielung auf Peter Gabriels Album New Blood, bei dem er die wichtige Songs seiner Laufbahn mit klassischem Orchester umgesetzt hat. Und nun halten zwei CDs ein Konzert aus London mit 22 Songs fest, inklusive Ansagen und Anekdoten des Musikers, die das Publikum regelmässig mit Zwischenapplaus honoriert. Und natürlich wird Gabriel auch hier von einem kompletten Orchester getragen. Die gewohnten Instrumente der Rockmusik wie E-Gitarre oder Schlagzeug fehlen gänzlich. Nach dem collagenhaften Opener „Intruder“ kündigt Peter Gabriel an, dass nun eine Sammlung aus alten und neuen Songs folgen würde. Das eigentliche Konzert beginnt mit „Wallflowers“, einem Song aus dem Jahre 1982, der sich um die unwürdige Behandlung von Gefangenen in Lateinamerika dreht. Die Aufnahmen auf „Live Blood“ sind packend und jagen einem immer wieder einen Schauer ein. Vor
allem in den bombastisch arrangierten Momenten wie in „Après Moi“, „Darkness“ oder bei filigranen Songs wie „The Book Of Love“. Besonders spannend ist die Umsetzung von Songs, die im Original eigentlich von einem prägnanten Rhythmus getrieben sind. Doch auch in diesen Songs, z.B. „Diggin' in the Dirt“ oder „Solsbury Hill“ gelingt es dem Orchester und den Backgroundsänger/innen rund um Peter Gabriel, die nötigen perkussiven Akzente zu setzen. Die Musik ist varianten- und facettenreich arrangiert, und immer wieder übernimmt ein neues Instrument die musikalische Führung (z.B. in „Mercy Street“), teilweise bewegen sich die Arrangements auch in Richtung World Music („The Rhythm Of The Heart“), in denen Peter Gabriel auch längst schon zu Hause ist. Und manchmal scheint Peter Gabriel seine Musik originalgetreu umzusetzen, wie in „Don't Give Up“, um dann am Ende des Songs für eine musikalische oder rhythmische Überraschung zu sorgen. Nicht umsonst hört man Peter Gabriel sich mehrfach während des Konzertes beim Orchester, sowie bei einzelnen Musikerinnen oder Musikern zu bedanken, die diesen Songs etwas Einmaliges verleihen.
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CD Mainstream/Indie/Alternative Pop mit einem starken Hang zum Elektro stehen. Aber die Ur-Fans von Maroon 5 werden vermutlich eine oder zwei Tränen verdrücken. Man muss sich immer vor Augen halten, dass die Band aus L.A. ursprünglich als Alternative Formation begonnen hat. Nun ist Adam Levines ohnehin schon metallisch klingende Stimme geschliffen, poliert und zerhackt. Und auf dem Opener „One More Night“ wurde der Beat von Rihannas „Umbrella“ wenn nicht geklaut, dann mindestens ausgeliehen. Das ist heikles Terrain. Vor allem, weil die Songs kompositorisch gesehen deutlich hinter alten Nummern zurückbleiben. So ist „Daylight“ solide, aber sehr vorhersehbar. Und Songs wie „Lucky Strike“ und „The Man Who Never Lied“ wirken seltsam nervös. Die ausgeklügelten Elektrobeats sind vielleicht des Guten zuviel. Angenehm heraus sticht die Ballade „Sad“, die in den ersten Takten etwas an Lana del Reys „Video Games“ erinnert. Und obwohl sich der Song auf Gesang und Klavier beschränkt, vermittelt er einen tollen Rhythmus (es geht eben auch ohne Elektrobeat). Und ebenfalls sehr gelungen ist „Beautiful Goodbye“. Auch dort kommt dem Beat nur eine unterstützende Rolle zu. Dafür versprüht der Song eine angenehme Leichtigkeit und eine Gitarre, die auch zu Jack Johnson oder John Mayer passen würde. Ansonsten sind die Songs erstaunlich monoton geraten. Auch was das Tempo betrifft, spielt sich alles in der gleichen, engen Bandbreite ab. Und insgesamt beruht es vielleicht ein bisschen zu sehr auf dem „was man halt so produziert“. Ke$ha, David Guetta, Black Eyed Peas lassen grüssen.
THE OFFSPRING Days Go By Sony
hug. Wenn Offspring-Fronter Dexter Holland sagt, dass seine Band mit jedem neuen Album etwas Neues bieten möchte, ist das natürlich bloss ein lascher Scherz: Offspring sind Offspring, sie können nichts anderes als
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das, was sie tun, und das ist perfekt so, denn genau das wollen wir von diesen Amis: «fadegrade», melodiöser, lustiger, aufgestellter College-Punk mit heiteren Refrain-Chörli. Keine von all diesen Bad-Religion-Epigonen von
MAXÏMO PARK The National Health Universal hug. Britpop muss vor allem eines: Frisch und erfrischend klingen. Maxïmo Park haben sich genau das auch mit ihrem neuen,
HUG’s Shorties PETULA CLARK „Petula“ Petula war einst eine grosse französische Chansonière und geriet dann irgendwann in Vergessenheit. Nun singt sie wieder, das Gesicht frisch geliftet, die Lieder frisch produziert und im alten Stil. Bonus: Ein Duett mit Charles Aznavour. SAGA „20/20“ / CIRCUS MAXIMUS „Nine“ Saga haben zum 20-Jahre-Bandjubiläum ihren Original-Sänger Michael Sadler zurückgeholt und spielen wieder ganz ergriffen elegischen Kunstrock, der immer noch klingt wie aus den Achtzigern. Nur leider ist das im Jahr 2012 gleichbedeutend mit antiquiert. Wie guter Art/Progressive Rock heute klingen muss, zeigen die Norweger Circus Maximus auf ihrem dritten Album. GALLOWS „Gallows“ Onetwothreefour-gooooo! Die Watforder Punk-Bohrer schmeissen wieder den Pogo-Abend mit schnörkellos und herrlich federndem, superfeist produziertem Geradeaus-Punk. Dazu gibt's natürlich viele AAAAAA-AAs und OOOOOO-OOOs zum Mitjohlen. HOT CHIP „In Our Heads“ Es ist halt schwierig mir Elektropop, wie das neue Album der Engländer zeigt: Das erste Drittel ist anspruchsloser Synthiepop der Marke weichgespülte Pet Shop Boys. Im zweiten Drittel schaffen die Jungs einige tiefgreifende, intensive Tunes mit genau der richtigen, notwendigen Stimmungs-Unterkühlung. Das dritte Drittel ist dann wieder wie das Erste. CASPER „Der Druck Steigt“ Mit seinem Debüt vom vergangenen Jahr wurde Casper der Deutschrapper des Jahres - nun legt der dem Erfolg eine Live CD mit dazu gehörender DVD (oder umgekehrt) nach. Macht ordentlich Druck, der Junge. NEIL YOUNG & CRAZY HORSE „Americana“ Nach einigen doch eher gemächlichen Altersalben hatte der Grossmeister wieder mal Lust auf den amtlichen Rock von früher und klingt so frisch und verbraucht wie zu besten Zeiten. Hey Hey, My My! CALEXICO „Algiers“ Nach ihrem ungewöhnlich klar konturierten letzten Album bewegen sich die in Sachen Alternative Country massgebenden Calexico wieder gefühlvoll in der Schnittmenge von Country, Mexicana und Pop. Ein richtig schönes, waschechtes Calexico-Werk. GET WELL SOON „The Scarlet Beast O'Seven Heads“ Der deutsche Multiinstrumentalist Konstantin Gropper hat uns bisher immer mit sensiblem Wohlfühl-Pop versorgt. Nun übersteigert er die Dramatik aber hin und wieder ins Pompöse: Da hat er sich zuweilen «überlüpft». AMANDA PALMER „Theatre Is Evil“ Dass Amanda einst bei den Dresden Dolls die Sangeskanone war, wird ihr wohl immer anhaften, aber das ist okay. Lieber das als gar nichts. Ihr neues SoloAlbum klingt astrein nach 80er-Postpunk-Depro (The Cure, Marthy And The Muffins, Toyah etc.), und auch das wäre okay, wenn sie nicht zwischendurch Kunst um der Kunst willen machen würde. Das klingt dann bloss so extraemotional inszeniert, dass es gestelzt wirkt. LETZTE INSTANZ „Ewig“ Nein, bitte nicht schon wieder ein Unheilig-Klon. Das nervt. Wo doch Letzte Instanz einst eine richtig tolle Mittelaltermetalband war. NICK WATERHOUSE „Time's All Gone“ Er ist jung, taucht auf dem Nichts auf und präsentiert uns ein sackstarkes Debüt: Nick übersetzt 60er-Jahre Soul/Pop/Northern Soul/you-name-it gewieft und sehr schlau in unsere Zeit und bleibt dabei so frisch, als hätte er diese Musik eben erst erfunden. Dringend reinhören!
Green Day über Millencolin bis NOFX, AFI und SNFU kriegt diesen Sound so klar und erfrischend hin, ausser natürlich Bad Religion selber, die haben's erfunden, die sind Gott. «Days Go By», das neunte Studioalbum von The Offspring, also in alter Frische, auch wenn sie am Greenfield statisch auf der Bühne standen wie grasende Kühe. Grosse Ausnahme: Das unglaublich dummdämliche «Cruising California», das klingt wie eines dieser Teenager-KaugummiLiedchen von Katy Perry. Wenn das das Neue ist, von dem Dexter Holland spricht, können wir sehr gut darauf verzichten. Der Rest aber ist Offspring in Hochform.
mittlerweile vierten Album erhalten: Die Jungs aus Newcastle betraten ungefähr zur selben Zeit die Bühnen, als geistesverwandte Bands wie Arctic Monkeys, Franz Ferdinand, Jet und Billy Talent für
mächtig frischen Wind in der englischen Britpop-Szene sorgten, weil sie mit ihrer Rockund Postpunk-Aufgeregtheit die müde gewordenen Blur und die verkopften Radiohead schlicht wegpusteten. Inzwischen sind Jet Geschichte, Billy Talent und Franz Ferdinand suchen nach Möglichkeiten, in Frische erwachsen zu werden, und Matt Helders von den Arctic Monkeys veröffentlicht ein (wenn auch lustiges) DJ-Set in der «Late Night Tales»-Serie. Maxïmo Park aber bleiben straight, hibbelig, quirlig, überdreht, melodiös und sehr englisch. Und sie halten mit ihren eigenwilligen Melodien und Licks den Wiedererkennungswert hoch.
LIESA VAN DER AA Troops Phonag
rp Liesa Van der Aa ist eine junge, klassisch ausgebildete Belgierin aus Brüssel. Für die Aufnahmen zu ihrem Debüt hat sie sich nach Berlin ins Studio der Einstürzenden Neubauten begeben. «Troops» ist jetzt aber beileibe nicht so sperrig ausgefallen wie vereinzelte Alben der Band um Blixa Bargeld. Einen Hang zum Experimentieren hat die junge Multiinstrumentalistin aber schon. Die zehn Songs auf «Troops», zu jedem gibt es auf ihre Homepage übrigens ein Video, wurden von ihr im Alleingang eingespielt. Dabei entlockt Liesa Van der Aa ihrem Hauptinstrument der Geige immer neue Facetten. Einmal muss es als Perkussionsinstrument herhalten, dann wieder als Gitarre. Letzteres kann zuweilen gar kratzig klingen wie im Song «Low Man's Land» oder Lost Souvenir». Der Song «Lou», dagegen, verdichtet sich Schritt für Schritt zu einem dramatischen Klanggebilde. Und «Birds In Berlin» kommt daher wie der Soundtrack zu einem geheimnisvoll, bedrohlichen Film. Apropos Film: Liesa Van der Aa hat die Musik zum Kurzfilm «Ijsland» geschrieben. Mit ihrem Sound fügt sich Liesa Van der Aa gut irgendwo zwischen Laurie Anderson, PJ Harvey, T.C. Matic oder Anna Calvi ein.
Mainstream/Indie/Alternative CD VELEVET TWO STRIPES Supernatural Snowhite
charmant Naiv wie bei englischen Bis. Zwei der drei Damen von Velvet Two Stripes sind schliesslich noch keine 20. Und die Band existiert auch erst seit 2011. Trotzdem hat es das Trio um Sängerin Sophie Diggelmann bereits geschafft, am diesjährigen Openair St. Gallen auftreten zu können und ist beim deutschen Label Snowhite (Im Vertrieb von Universal) unter Vertrag, was ja nicht gerade jede Schweizer Band schafft. Zwei gute Omen für die Zukunft.
WALLACE VANBORN rp Velvet Two Stripes haben offensichtlich schon einmal etwas von den White Stripes gehört. Zumindest lässt dies der erste Track auf «Supernatural» vermuten. Dieser offeriert rauen Garage-Bluesrock. Im Weiteren zeigt das St. Galler Frauentrio aber durchaus Abweichungen. Velvet Two Stripes, die ihren Namen anscheinend vom Markenname einer billigen Trainerhose entlehnt haben, lieben es insgesamt aber eher rau. Ihre Debüt-EP «Supernatural» kommt ungestüm, kratzig, bluesig und ungeschliffen daher. Einmal kracht es wie bei den White Stripes, dann rumpelt es wie bei den Kills oder es wird
Lions, Liars, Guns&God East Records / Rough Trade
pc. Die Band aus Belgien frönt dem britischen Gitarrenrock. Hat jedoch in Sachen Umsetzung ganz eigene Vorstellung. Vor allem die
Riffs, die auf ihrem zweiten Album anzutreffen sind, sind keineswegs alltäglich. Manchmal sind sie durchaus auch etwas schräg weil ungewohnt („Lion's Manual“, ). Daneben gibt es auch die altgewohnten „uh-uhs“, die einen Refrain untermalen. Die Beats sind oft schnell, haben zum Teil sogar etwas Disco-haftes und laden zum Tanzen ein („Cougars“). Dazwischen vermengen sich äusserst düstere Noten („The Plunge“ oder „Ruthless“), die schon fast nach Schwermetall riechen. Die Riffs und Soli werden auch gerne in ansprechender Länge dargeboten, was man heute vielleicht nicht mehr so oft antrifft. Das Album wird mit zunehmender Dauer noch etwas experimenteller, die Beats anspruchsvoll („We Are WhatWeHide“) und nicht immer leicht zu durchschauen. Zugänglich und filigran gerät dagegen das akustische „Pawns“. Doch das Lieblingsterrain von Wallace Vanborn bleiben die lauten und leicht schrägen Dinge, was sie gegen Ende ihrer Scheibe noch einmal unter Beweis stellen mit „Enemy Of The Serpentine“ und dem fast schon weihnächtlich inspirierten „A Smack As A Potion“. Doch hier gilt: Der erste Eindruck ist bloss eine falsche Fährte.
LICIA CHERRY Blue Your Mind DISQUES OFFICE
hug. Licia Cherry ist das Kind haitianischer Eltern, die acht Jahre vor ihrer Geburt nach Genf emigrierten. Als Teenager mochte sie Michael Jackson, entdeckte aber bald darauf Soul-Grössen wie Otis Redding und Donny Hathaway und Jazz-Sängerinnen wie Ella Fitzgerrald und Billie Holiday. Aus diesen Einflüssen entwickelte sie ihre eigene Version von angenehmem Soul und geschmeidig-schönem Pop, der nun auf ihrem Debüt zu hören ist. Man könnte sagen: Eine ruhige Version von Asa. Sehr schön, sehr entspannt, sehr gediegen. Reinhören dringend empfohlen. Wer vorhat, das Debüt von Lianne La Havas zu kaufen, soll doch auch gleich hier mal reinhören.
Fuckin' Lovely!
Vor vier Jahren erschien das letzte reguläre Studioalbum der 33-jährigen Sängerin aus Pennsylvania. „Funhouse“ war das erfolgreichste und auch eines ihrer persönlichsten Alben. Mit der Veröffentlichung einer Best Of-Compilation inklusive vier neuer Songs verschwand sie aber trotz Babypause nicht von der Bildfläche, sondern besetzte mit „Raise Your Glass“ und „Fuckin' Perfect“ die obersten Chartpositionen. Das Warten, das damit kein so richtiges Warten sein musste, hat jetzt aber ein Ende.
ip. „The Truth About Love“ heisst Pinks neues Werk und ist das erste, das sie als Mutter aufgenommen hat. Es handelt sich zwar keineswegs um eine Ansammlung von Schmuseballaden oder GuteNacht-Liedern, auch wenn das der Titel vorgaukeln mag, aber die Spannung ist doch gross, ob Alecia Beth Moore in ihrer neuen Rolle vom Gaspedal geht und ruhiger wird. So richtig kann man sich das kaum vorstellen. Pink ist seit jeher die Rotzgöre im Popgeschäft, streckt jedem den Mittelfinger entgegen und hebt sich mit ihrer „Was willst du denn?“-Attitüde paradoxerweise angenehm von ihren glattgebügelteren Arbeitskolleginnen ab. Insofern könnte man den Vokal in ihrem Namen auch mit einem u austauschen, aber Pink begnügt sich ab und zu auch mit einem schlichten und passenden Ausrufezeichen. Das Ausrufezeichen passt nicht nur zu Pinks Burschikosität, sondern gehört eigentlich hinter jede Station in ihrem Leben. Ihr Vater, Alecias wichtigste Bezugsperson, verliess die Familie, als Pink sieben Jahre alt war. Mit ihrer Mutter verstand sie sich als Teenager nicht sonderlich gut und suchte ihr Heil in Drogen aller Art. Mit 14 scheiterte der erste Therapieversuch. Mit 16 schmiss Pink die Schule und in der Folge warf ihre Mutter sie aus dem Haus. Die Trennung ihrer Eltern fasste Pink später in ihrem Song „Family Portrait“ in Worte und es ist leicht zu erahnen, welchen Stellenwert diese Begebenheit in ihrem Leben hat. Dieses Trauma kann man nicht nur als Auslöser für ihre Aufsässigkeit werten, sondern begleitete bis vor der Geburt ihrer Tochter auch ihre öffentlich gelebte Beziehung mit dem Motocrossfahrer Carey Hart. Das Paar lernte sich 2001
kennen und trennte sich 2003. Pink wurde daraufhin mit Mötley Crüe Drummer Tommy Lee gesichtet, der aber offensichtlich auch nicht der Richtige war, denn Pink und Hart versöhnten sich recht schnell wieder. 2005 machte sie ihrem Motorradfahrer einen öffentlichen Heiratsantrag bei einem Motocrossrennen, Anfang 2006 wurde geheiratet und Ende 2007 erschien die Meldung, Moore und Hart hätten sich auseinandergelebt und getrennt. In dieser Phase schrieb Pink ihr Album „Funhouse“, dessen Songs eine Aufarbeitung der Fehler sind, die in der Beziehung mit Carey Hart passiert sind. An Emotionen ist alles vertreten: das Suchen der Gründe für die Trennung, die Sehnsucht und die Entschuldigung. Allerdings geht Pink auch nicht gerade zimperlich mit ihrem Ehemann um, den sie in der unzensierten Version des Videos zu
erfolglosen Versuchen, musikalisch Fuss zu fassen, schaffte sie es erst durch die Kollaboration mit Christina Aguilera, Mya und Lil' Kim. Die eher exzentrisch ausstaffierte Version von „Lady Marmalade“, die als Single zum Film „Moulin Rouge“ erschien, hob das kostümierte Quartett auf die obersten Charttreppchen und markierte 2001 den internationalen Durchbruch für Pink. Das nachfolgende Album „M!ssundaztood“ schrieb sie zusammen mit Linda Perry (Ex-Frontfrau der 4 Non Blondes), die ihr den einen oder anderen Kniff und Trick im Songwriting beibrachte. Pink wollte weg von der R&B-Schiene, auf die ihre Plattenfirma sie zu schieben beabsichtigte. Mit Perry hatte sie diejenige Person gefunden, die ihr den Rock und den Rotz in den Pop schneiderte. Und das erwies sich als goldrichtig, denn „Get The Party Started“, knackte sämtliche Hitparaden. Pinks Image schien den Konsumenten zu gefallen, denn offensichtlich hatte man sich an den vielen Schmusesängerinnen mit Aalglattpolitur sattgesehen. Endlich war da jemand, der sich traute, auf den Putz zu hauen und eine ordentliche Portion Hinterhof mit Sexiness zu kombinieren. Zwölf Millionen Mal verkaufte sich das Werk und Pink hatte eine neue Emanzipation ins Popbusiness gebracht. 2003 erschien „Try This“, das Pink zusammen mit Tim Armstrong von Rancid während einer Tour mit den Foo Fighters geschrieben hatte. Die Single „Trouble“ war zwar verhältnismässig unerfolgreich, bescherte Pink aber ihren ersten Grammy in der Kategorie „“Beste weibliche Gesangsdarbietung im Bereich Rock“. Mit ihrem 2005er Album „I'm Not Dead“ lieferte Pink ihr erstes politisches Statement. In „Dear Mr. President“
Endlich war da jemand, der sich traute, auf den Putz zu hauen und eine ordentliche Portion Hinterhof mit Sexiness zu kombinieren.
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„Please Don't Leave Me“ vermöbelt. Parallelen zu „Misery“ von Stephen King sind ausdrücklich beabsichtigt. Dass Hart aber durchaus Humor versteht und sich seiner Öffentlichkeitsrolle bewusst ist, beweist sein Cameo-Auftritt im Clip zu dem Song „So What!“. Pink erklärt darin ihrem Ex unmissverständlich, dass sie der Rockstar ist, Spass hat und ohne ihn wunderbar zurechtkommt. Offensichtlich war das dann aber doch nicht so ganz der Fall. 2009 verkündete das Paar, dass sie ihrer Beziehung noch eine Chance geben wollen, holten sich Hilfe bei einer Eheberatung und sind seit gut einem Jahr stolze Eltern einer kleinen Tochter namens Willow Sage. Pink hat sich diesen Moment der Zufriedenheit hart erarbeitet. Nach einigen
YOU SLUT! Medium Bastard kritisierte sie den damaligen US-Präsidenten George W. Bush. Die Finesse dabei war, dass sie ihre bittere und harsche Anklage in ein auf den ersten Blick sanftes Lied verpackte und damit aber auch zeigte, dass hinter der Rotzgöre ein Mensch mit Beobachtungsgabe steckt. Die sie auch in die Single „Stupid Girls“ hineinarbeitete, in der es um die fragwürdige Vorbildfunktion ausgewählter weiblicher Prominenz geht. Vielleicht überdenkt auch Pink ihre Vorbildfunktion in ihrer neuen Rolle als Mutter. Befasst hat sie sich zumindest schon damit, als sie kürzlich in einem Interview lachend bemerkte: „Ich warte schon darauf, dass das erste Wort meiner Tochter das F-Wort ist!“ Ganz soweit ist es noch nicht, aber ihre Tochter Willow ist zu einem grossen Teil für das neue Album „The Truth About Love“ verantwortlich. Ungewohnt liebevolle Worte findet Pink als Erklärung dafür: „Als Mutter realisierst du, wie rein und unschuldig die Gefühle deines Kindes sind. Das führt dich zurück zu deinen eigenen Emotionen, und dass wir auch einmal so angefangen haben.“ Aber trotz dieser Aussage bekräftigt Pink, dass ihr neues Album keineswegs kitschig ist. Ihre Motivation sei es, Liebe in all ihren verschiedenen Facetten zu zeigen; fröhlich, traurig, düster und hell. Wenn man die Geschichte von Alecia Beth Moore kennt, weiss man, dass sie eine ganze Menge über das Thema „Liebe“ zu erzählen hat. Einen Einblick lieferte bereits die Single „Blow Me (One Last Kiss)“, die deutlich macht, dass Pink nicht das geschnittene Brot neu erfindet, aber dafür schmissig und tanzbar bleibt. Und es kommen auch unanständige Wörter vor. Versprochen.
Noisolution Records
rp Postrock ist tot, es lebe Postrock. Die englischen You Slut! wiederbeleben ein totgeglaubtes Genre. Gut fünf Jahre nach ihrem Debüt «Critical Meat» zeigt die Band um die beiden Gitarristen Richard Collins und Gavin Poole, was ne nicht geradlinige instrumentale Harke ist. Die Songs auf «Medium Bastard» vollziehen unerwartete Wendungen, brettern nervös drauflos, knarzen unharmonisch, begehren wild auf, vertrackte Rhythmen, offenbaren fast poetische Intermezzi und verheddern sich in mathematischen Gleichungen mit mehreren Unbekannten. Sollte und das verwirren? Ja und Nein. Klingt atemberaubend spannend und Spass machen tut auch noch. Und gut ins Ohr geht es zuweilen auch. «Plural Sex» klingt schon fast wie ein Post-RockPop-Song. 10 Songs in gut 25 Minuten. Das nenne ich kurzweilig.
PETER CINCOTTI Veröffentlichung: 14.9.12
Metropolis Heads Up
PINK The Truth About Love Sony
1. Are We All We Are 2. Blow Me (One Last Kiss) 3. Try 4. Just Give Me a Reason 5. True Love 6. How Come You’re Not Here 7. Slut Like You 8. The Truth About Love 9. Beam Me Up 10. Walk of Shame 11. Here Comes the Weekend 12. Where Did the Beat Go? 13. The Great Escape
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pc. Begleitet von vielen Synthesizern und beatlastigem Arrangement leitet der Titelsong „Metro-polis“ das Album von Peter Cincotti ein. Das Stück gleicht einem Musical mit ausgefeilten und auf Hochglanz polierten Vocals, dahinter verrät das präsente Klavier, wo Cincottis Wurzeln liegen. Und den Tasteninstrumenten lässt er immer wieder eine prägnante Rolle zukommen, auch wenn sich das musikalische Restgebilde stets wandelt. Da begibt sich der New Yorker mal auf die Spuren von Bon Jovi und Sunrise Avenue in „My Religion“, gibt sich mal souligpoppig in „Do Or Die“ oder countryesque in „Nothing's Enough“. Es ist gleichzeitig Cincottis Stärke und
Mainstream/Indie/Alternative CD Schwäche, dass er überall und nirgends zu Hause ist. Er beherrscht jeden Stil, die Songs sind gut, die Arrangements ausgeklügelt, doch gerade deswegen bleibt die gesangliche Präsenz etwas hinter dem Rest zurück, weil sie mit der Vielseitigkeit und Originalität des Gesamtpaketes nicht ganz mitzuhalten vermag. Das ändert nichts daran, dass „Metropolis“ ein sehr eingängiges Album ist. In den Balladen vielleicht manchmal etwas zu theatralisch, vor allem wegen der mehrstimmigen Gesänge im Refrain, und weil die Harmonien im Vergleich mit anderen Titeln doch eher simpel sind („Madeline“). Stark hingegen sind jeweils jene Songs, bei denen Beat und Klavier zu einer Einheit verschmelzen („Fit You Better“, „Forever And Always“ oder „My Religion“).
ANYWHERE Same ATP Recordings
rp Die Zusammenarbeit von Musikern wie Christian Eric Beaulieu (Triclops!, Liquid Indian), Mike Watt (Minutemen, The Stooges, fIREHOSE), Cedric Bixler-Zavala (Sänger von The Mars Volta und At The Drive-In) und Rachel Fannan (ex-Sleepy Sun) lässt zumindest auf dem Papier einiges erhoffen. Gleich der Auftakt, das instrumentale «Pyramid Mirrors», deutet an, dass diese Hoffnungen erfüllt werden könnten. Elektronik und vertrackte Rhythmen treffen auf fernöstlichen Charme (ein Element, das sich durch die ganze CD zieht) und verdichten sich zu einem multikulturellen Hexenkessel. Was für ein Beginn! Im zweiten Song «Rosa Rugosa» lässt Rachel Fannan ihre sphärische und hohe Stimme über den zu Beginn indie-folkigen Untergrund gleiten. Gegen Schluss entlädt besagter Song sicher aber in einem rhythmischen Gewitter. Das nenne ich Spannung. Danach kehrt für einen Moment fast poetische Ruhe ein. Das folkige «Khamsin» zeigt später be-züglich Rhythmus, einmal mehr Ansätze zur Hektik und Komplexität. Die Rhythmusinstrumente sorgen bis zum Schluss für einen elektrisierenden und hochspannenden
Kontrast zu den folkigen Elementen. Und der ebenfalls instrumentale Abschluss, das rhythmisch verspielte«Infrared Moses» macht klar, dass die anfänglichen Hoffnungen vollumfänglich erfüllt wurden.
SÉBASTIEN TELLIER My God Is Blue Record Makers/Namskeio
hug. Ach du lieber Gott, das haben wir schon immer befürchtet: Irgendwann wird diese Bartträgerei eskalieren, die Nerds werden zu Jesussen mutieren. Sébastien Tellier, erstaunlicherweise kein Lagerfeuer-Besinger, sondern ein Gitarre spielender Elektronik-Freak aus dem Umfeld von Daft Punk, hat nun mit seinem vierten Album den Anfang gemacht: Es erklingen die Geigen, es schwelt die Ergriffenheit, es wummern die Orgeln, zwischendurch wabert Daft-Punkscher Disco, und haben wir da nicht einen Paradiesvogel zwitschern gehört? «MyGodIs Blue» sagt Sébastien, aber es klingt, als hätte er wie Neo in «Matrix» die blaue Pille geschluckt, um zu erkunden, wie tief das Hasenloch geht. Es geht tief. Sehr tief. Beziehungsweise hoch zu göttlicher Liebe, Friede und Verständnis. Und daran, sagt jemand in einem anderen Film, kann nichts Falsches sein. Immerhin: Der Mann hat Mut. Wir wünschen uns das Plattencover als Riesenposter.
EINAR STRAY Chiaroscuro Rough Trade
rp Einar Stray ist ein junger Norweger, gerade mal 20 Jahre alt, der auf seinem Debüt Grosses inszeniert. «Chiaroscuro» enthält sieben, teilweise fast zehnminütige Songs, die von Weitblick, Tiefe und einen
untrügliches Gefühl für Atmosphäre zeugen. Einar Stray, der aus dem Musiker- und Freundschafts-Konglomerat Spoontrain entsprungen ist, lädt mit seinem Werk auf eine schillernde und bunte Gefühlsreise ein. «Chiaroscuro» ist nachdenklich (oft), theatralisch, verspielt, poetisch, beunruhigend, wehmütig (öfters), bezaubernd aber auch zuweilen dramatisch. Musik, die stimmungsmässig gut in die Zeit zwischen Wachen und Schlafen passt. Musik, die aber keineswegs schläfrig, aber in Gedanken versunken ist. Musik, die sich Zeit nimmt, sich zu entfalten und zu entwickeln. Musik, die Grosses will und Grosses vollbringt. Als Referenzen darf man getrost Bands wie Polyphonic Spree, Antony and the Johnsons, Bon Iver, Fleet Foxes, Arcade Fire heranziehen. «Chiaroscuro»: Ein Meisterwerk, ohne Zweifel.
Höhepunkte des Albums ist dann "Pure O", vor allem dank seiner ausgefeilten Gitarrenlinien. Das lärmige Element wird hier ebenso schön herausgearbeitet wie in "Back To The Bolthole", wo den Gitarrensounds beinahe schon etwas Kaputtes anhaftet. Diese Lärm steigert sich in "Stalagmites" gar noch zu einer Art Kakophonie, bei derer Melodien und Akkorde dann schon recht schwierig zu orten sind. Zum Schuss des Albums wird die Musik mit "Butterflies" dann wieder etwas zugänglicher und melodiöser.
KAILASH KOKOPELLI Dragonride Silenzio/Heeb
THE CRIBS In The Belly Of The Brazen Bull Wichita Recordings
pc. Die Indierocker aus West Yorkshire in England haben eine Vorliebe für alles, war zünftig kracht. Für die Zwillinge Gary und Ryan Jarman und deren jüngeren Bruder Ross ist es mittlerweile das fünfte StudioAlbum. Schon im Opener "Glitters Like Gold" kesselt das Schlagzeug und die Gitarren dröhnen und schwirren ordentlich, ohne dass dies aber auf Kosten der Melodie gehen würde. Der Track ist gefällig und eingängig in wohlbehaltner Britpopmanier. Die bewusst etwas dünn abgemischten Stimmen rufen dann in "Come On, Be A No-One" dazu auf, bewusst gegen den Trend der Hyperindividualisierung zu schwimmen und stattdessen in der Masse zu versinken. Nach den ersten tempogeladenen Songs schlagen The Cribs etwas ruhigere Klänge an. "Confident Men" ist träumerisch und fasziniert durch ein abwechslungsreiches-Schlagzeug. Das erweist sich aber eher als kurze Verschnaufpause, schon in "Chi-Town" geht es bereits wieder rund. Einer der
hug. Es gibt eben doch Unterschiede zwischen EsoterikGejaule und spiritueller Musik. Die ersten breiten ihre Arme aus, grinsen in die Welt hinaus und fabrizieren gottesfürchtige Poesie. Die anderen schauen nach innen und lassen aus sich herausfliessen, was sie da sehen. Kailash Kokopelli gehört definitiv zum Lager derjenigen, die einem etwas mit auf den Weg geben können: Seit er 13 ist, befasst sich der heute 44-jährige mit Spiritualität, Mystik und Meditation: Er lebte lange im Wald, liess sich jahrelang von indianischen Schamanen ausbilden, reiste in der Welt herum zu den Medizinmännern verschiedener Kulturen, lebte als pilgernder Mönch im Himalaya. Und veröffentlichte Alben wie «Ursa» oder «Morealah», die eine enorme Tiefenwirkung entfalten. Kailash weiss also, wovon er singt, wenn er auf seinem neuen Album einfache Lieder über spirituelle Wege und Erfahrungen vorträgt. Die Lieder sind sehr zurückhaltend instrumentiert, dafür mit Instrumenten aus verschiedenen Kulturen also eine Art Weltmusik mit Geisteshaltung, diesmal mit weniger Tiefenwirkung und mehr Lagerfeuer-Gesang. Ist aber trotzdem zu empfehlen auch wenn's nur als Hintergrund für gute Atmosphäre ist. Dabei wollen wird das doofe Cover als Konzession an den Markt durchgehen lassen. Spiritisten müssen schliesslich auch von etwas leben.
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CD Mainstream/Indie/Alternative CURSIVE I Am Gemini Saddle Creek
pc. Dass sich Musiker für ein Album einem strengen Konzept, zum Beispiel einer Geschichte unterwerfen, geschieht nur noch selten. Denn wer hat heute noch Zeit, ein Album vom Anfang bis zum Schluss anzuhören. Und trotzdem wagen Cursive genau dieses Experiment. Sie erzählen die Geschichte eines Zwillingspaares, das bei der Geburt getrennt wurde. Einer der beiden wird gut, der andere böse. Auffallend hier gewisse Parallelen zur griechischen Mythologie zur Sage von Castor und Pollux. Cursive nennen ihre Hauptfiguren allerdings „Cassius“ und „Pollock“. Auf ihrem Album, lassen Cursive Gut und Böse aufeinander treffen. Zum Album gehört ein 13 Seiten starkes Booklet, in dem die Personen, die Songtexte und die Handlung beschrieben werden. Nun ist dieses Projekt zwar durchaus ehrgeizig und der Sound der Gitarren wohltuend rau und ungehobelt („This House Alive“ oder „Wowowow“). Die Songs werden durch Sprechgesänge ein- oder ausgeleitet oder unterbrochen. Doch auch wenn die Sounds an sich packend und die Beats treibend sind, fehlen die grossen Melodien. Im Gegenteil: Die Riffs und Muster sind kompliziert und vertrackt. Das ist nichts für Harmoniebedürftige. Es macht die Musik schwer zugänglich, obwohl Tim Kasher sich stimmlich sehr ins Zeug legt, um die Dramaturgie der Geschichte rüber zu bringen („The Catand Mouse“). Immerhin wird klar, dass die Musik sehr überlegt arrangiert ist, ähnlich einem Musical oder gar einer Oper mit vielen Wechseln zwischen lauten und leisen, schnellen und langsamen Passagen. Und dennoch tendieren die Songs dazu, in der Gesamtheit des Albums zu ertrinken.
LIARS WIXIW
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Mute Records/ MV rp Die Stürme sind verebbt. Ruhe (vor dem nächsten Sturm?) ist eingekehrt). Fast zu ruhig, fast
zu monoton klingt das neue, sechste Album der amerikanischen Liars - zumindest auf den ersten Höreindruck. Die Songs gleiten, fliessen dahin wie ein stoischer zuweilen bedrohlicher Fluss, unaufhaltsam. Der Auftakt «The Exact Colour Of Doubt» mahnt teils an Bedrich Smetanas Meisterwerk «Die Moldau»: Zu Beginn lässt sich das Anschwellen, Herausfliessen aus der Quelle erahnen. Dieser Auftakt mündet im gespenstigen «Octagon»: Meditativer Gesang schwebt über düster bedrohlichen Elektronik-Elementen. In die meist von Elektronik dominierten Songs schleichen sich auch mal tanzbare Beats ein.
Zugänglicher, eingängiger werden sie dadurch aber nicht, bloss kontrastreicher. Und Ausbrüche wie auf dem Vorgänger «Sisterworld» (2010), sucht man auf «WIXIW» (ausgesprochen Wish You) vergebens, bloss eine dezente Dramatik findet sich in den elf Songs, die sich dem Hörer aber nicht auf Anhieb erschliesst. Deswegen ist «WIXIW» kein Album für oberflächliches Hören. Ach ja, Freunde von Radiohead werden am neuen Werk der Liars sicher Gefallen finden.
DUB PISTOLS Worshipping The Dollar PIAS/Musikvertrieb
perfekte Mischung von Leichtfüssigkeit und schwergewichtigem Dancefloor zwischen Dubstep, Drum and Bass und Raggamuffin mit drivigen Rap-Parts. Kommt gut!
IAMDYNAMITE Supermegafantastic Kanoon Records
pc. Hier kommt schnoddriger und gitarrenlastiger Britpop in der Tradition von den Kooks oder den Artic Monkeys. Klare Gitarren in der Strophe, krachende Soundwand im Refrain („Where Will We Go“ oder „Hey Girl“). Das ist das Rezept des amerikanischen Duos Christopher Martin und Chris Phillips. Ursprünglich waren sie nur bewaffnet mit einem Schlagzeug und einer Gitarre, doch das reicht völlig, wenn man ein paar gute Songideen auf Lager hat. Und auch wenn iamdynamite das Rad nicht neu erfinden, sind ihre Songs äusserst eingängig und gefällig. Dazu gehören nicht nur gute Melodien, sondern auch Abwechslungen in den Arrangements, wie zum Beispiel das mexikanisch anmutende Trompetensolo in „Riot In The Neon Light“, sowie der fast durchs Band zweistimmige Gesang. Einzig in Sachen Intensität ist das Album auf Dauer etwas ermüdend, weil iamdynamite ständig aus sämtlichen Rohren zu feuern scheinen. Pause? Ballade? Fehlanzeige! Selbst in den langsameren Songs („Ms. Jones“) stampft und kocht die Musik hörbar. Dynamit eben. Nur im letzten Song, im nachdenklichen „Annie“, da zeigen Martin und Philipps, dass sie auch anders können, wenn sie denn wollen.
nur wenig später gab es wieder gemeinsame Konzerte und diese wurden immer häufiger, die Soloprojekte der drei Musiker dagegen seltener. Und nun liefern sie ein treibendes und rockiges Album ab, auf dem die Folkeinflüsse (Banjo oder Mundharmonika) nahtlos in die Songs eingearbeitet wurden. Das passiert manchmal ganz diskret (in „Not Messin'“) oder auch völlig offensichtlich, wie in „Get Ready Boy“, das als regelrechter Countryrock daherkommt. Da und dort finden afrikanisch anmutende Trommeln Einfluss („Sign Of The Times“), die ihren Ursprung in Sänger Chad Urmstons Engagement für Entwicklungshilfe in Zimbabwe zurückgehen. Eine Art Bruch erlebt das Album mit dem Song „Josaphine“, wo die Band plötzlich nicht mehr rockig, sondern bluesig klingt. Die Gitarren sind sanft und die Hammondorgel schnurrt im Hintergrund zu einem Lovesong mit einem glücklichen Ende. Mit Cajon und Mandoline geht's wieder dem Folk
zugewandt weiter in „Flag“, das mit seinen Gesängen im Outro etwas an Sting erinnert. Die beiden nachdenklichen semiakustischen Nummern „We Hold A Gun“ und „Feels So Good“ bilden den Schluss des insgesamt fünften Studioalbums.
JIMMY CLIFF Rebirth Universal
DISPATCH hug. Dub Pistols aus London machen ihren Namen auch auf dem fünften Album zum Programm und nehmen wiederum aktuelle Dance-Trends auf: Im Geiste bei den Dreadlooks zu Hause, verdubben sie gwundrig alles, was mit Reggae verwandt ist: Ragga, Rap, Dancehall und auch mal einen Song von Moby oder Bush. Ihr neues Album beginnt etwas einfältig Mtz-mtzTechno-mässig, steigert sich aber ab dem fünften Song in die
Circles Around The Sun Nettwerk Records pc. Die Band aus Boston/ Massachusetts existiert seit 1996 und erinnert an eine Kombination aus R.E.M. und den Counting Crows. Doch noch bevor sie sich mit ihrem folkigen Independent Rock auch bei uns in Europa einen Namen machen konnten, trennten sich die Jungs auch schon wieder. Pete Francis, Brad Corrigan und Chad Urmston waren sich 2002 über die musikalische Ausrichtung nicht mehr einig. Doch
hug. Jimmy Cliff gebührt zweifelsohne ein Platz in der Hall of Fame des Reggae für seine Pionierleistungen im Reggae (remember «The Harder They Come»). Seine späteren Ausflüge in den Pop brachten dann aber grösstenteils belangloses Gesinge hervor, auch wenn er in den späten Siebzigern und frühen Achtziger damit hin und
„9/11? Natürlich war's ein Inside Job! Die Art und Weise, wie die Türme eingefallen sind Mann, vergiss es, das kann mir keiner erzählen…“ - John Francis kommt in Fahrt, da müssen wir das Interview leider abbrechen, weil eine Reihe weiblicher Fans an die Backstage-Tür der Zürcher Härterei drängen und Ihren „Junebug“-Star zum Meet-N-Greet treffen wollen. Der Rummel ist ihm peinlich, aber Francis ist höflich und professionell. „Ich hätte vorher duschen sollen“, murmelt er etwas verschämt. Dabei wären wir so ehrlich gewesen und hätten ihm gesagt, wenn das wirklich nötig gewesen wäre. Man merkt sofort: Der zurückhaltende Künstler aus Los Angeles will nur sich selbst sein und niemandem zur Last fallen. Er scheut sich aber im Gegensatz zu den meisten seiner Landsleute - nicht, zu sagen, was er denkt. Zum Split mit Warner Music meint er: „Nur wenn ich das tue, was ich für richtig halte, bin ich ein glaubwürdiger Künstler. Warner wollte von mir zehn weitere `Junebugs` das kann und will ich nicht. Zuallererst ist `Junebug` einfach so passiert und zweitens kannst Du einen Song nicht einfach klonen“. Also hat er beschlossen, seine überragendes drittes Album „Strangers In The First Place“ selber zu releasen. Mit Verlaub: Man muss sich seiner Sache verdammt sicher sein, wenn man einem Major den gestreckten Mittelfinger zeigt. Aber der Kalifornier braucht die nötige Zeit und Ruhe, um zu reifen. Wie seine grossen Vorbilder Neil Young, Bob Dylan oder Slide-Gott Ry Cooder, von dem er mit neun Jahren die erste Gitarre geschenkt bekommen hat.
ROBERT FRANCIS Das Gewissen Amerikas
Was für ein Jahr: Robert Francis trennte sich vom Plattenmulti Warner Music, ging mit „Strangers In The First Place“ auf Welttournee und füllte 3000er-Hallen in Ländern wie Schweden, wo er nicht mal Vertrieb hat. Am 8. Juli 2012, um 14.30 h, sitzt er (in blauen Jeans und braunem Sweatshirt, gerade aufgestanden, etwas verkatert und direkt aus dem Tourbus gepurzelt) bei uns auf dem Backstage-Sofa in der Härterei Zürich. Es ist sauheiss, 28 Grad im Schatten.
Der weise Fokus auf's Wesentliche kommt nicht von ungefähr: Der erst 24-Jährige überlebte mit seiner Freundin einen schrecklichen Autounfall nur knapp. Durch pures Glück stürzten beide nicht eine zweihundert Meter tiefe Schlucht hinunter. Und erste Beziehungen mit „lächerlich schönen Frauen“ erzogen ihn dazu, sich nur noch mit Menschen abzugeben, die ihn auch intellektuell fordern und Musik zu machen, die ihn selber befreit. Diese epischen Folksongs performt er auch auf der Härterei-Bühne aus tiefster Ueberzeugung. Ein Musikbesessener singt sich mit Gitarre und geschlossenen Augen sein Herz aus der Seele und beschallt sein Publikum mit Musik, die der Magie seiner Vorbilder in nichts nachsteht. Und sollte man auf den Gedanken kommen, dass irgendwo der Freigeist von John Frusciante herumschwirrt, liegt man nicht ganz falsch: Das gründende Red-Hot-ChiliPeppers-Mastermind ist Robert Francis' langjähriger Weggefährte und Gitarrenlehrer. www.robertfrancisofficial.com
ROBERT FRANCIS Strangers In The First Place Neo Membran Hamburg erhältlich als CD und Download
CD Mainstream/Indie/Alternative wieder einen Hit landen konnte. Seither kam von ihm kaum mehr was von Bedeutung. Auch «Rebirth» wird keine wirklich grosse Wellen werfen, aber: Es ist ein einigermassen akzeptables frühes Alterswerk (Cliff ist 64), auf dem Songs wie «Bang» und «Rebel Rebel» erhabene Grösse erreichen (und leider die einzigen beiden grossen Songs bleiben) und Songs wie «Outsider» akzeptabel im Soul wildern, während «World Upside Down» und «Ruby Soul» heitere Ska-Tunes sind. Der Rest ist, naja, nett.
LIANNE LA HAVAS Is You Love Big Enough? Warner
singen. Also wählte Gott einen von ihnen aus, einen Australier namens Xavier Rudd, einen der besten Surf-Blueser der Welt. Gott liess ihm wirres Haupthaar und einen Bart wachsen und sprach zu ihm: «Besinge mich!» (den üblichen Zusatz «oder ich bestrafe dich» liess er diesmal aus). Und Xavier gehorchte. Jetzt singt Xavier ergriffen von der Leichtigkeit der Schmetterlinge und wie böse böseböse es ist, Wale zu töten, und dass man der Sonne folgen soll und von mystischen Engeln. Sein einzigartiger Aussie-Blues ist fast nicht mehr zu hören, dafür erklingen akustische Gitarre und einfache Lieder. Und Gott sah, dass es gut war. Seine Fans allerdings müssen sich erst an den neugeborenen Xavier gewöhnen.
TRIGGERFINGER All This Dancin' Around Universal
hug. Da wird eine 22-jährige Engländerin, Vater Grieche, Mutter Jamaikanerin, als die upcomingnew super voice des Pop angekündigt, als die neue Adele, und was sehen wir von ihr als erstes? Ein Bild, wie sie auf einem Sofa auf dem Rücken liegt und mit einem wuscheligen grossen Hund küsst, der zwischen ihren Beinen steht. Das verwirrt, weil bei Lianne La Havas sämtliche Vorschusslorbeeren mehr als gerechtfertigt sind und sie sich also einzig auf die Musik statt auf provokative Bilder konzentrieren könnte: Die souligen Songs ihres Debütalbums (eine Live-Aufnahme) sind schön, geschmeidig, gefühlvoll, souverän, tiefschürfend - was immer wir wünschen, sie hat es. Wer Adele mag, wird Lianne tatsächlich lieben.
XAVIER RUDD Spirit Bird Phonag
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hug. Gott wusste, dass die SurfJungs ihre Wellenreiterei gerne mit einem spirituellen Erlebnis gleichsetzen und nachts am Strand von Seele und Seligkeit
hug. Die geistreichen Rock-Neuerfinder aus Belgien waren bei uns im besten Sinne des Wortes ein Geheimtipp, weil ihre Alben nur via Import zu haben waren, und an ihre Konzerte kamen entsprechend nur wenig Leute, die dann aber beste Mundpropaganda machten. Dann erschien 2009 lustigerweise via das BluesLabel Dixiefrog und den Vertrieb Disques Office das Album «Who Grabs Ya?» in der Schweiz, und nun veröffentlicht Universal das in Belgien bereits vor zwei Jahren erschienene «All This Dancing Around», und das ist: Extraklasse-Stonerrock von Musikern in Massanzügen! Black Keys mit White Stripes multipliziert, fette Hooks und ideal für LuftgitarrenFreunde (Highlight: Der Titeltrack). Zwischen den RockKrachern demontieren Triggerfinger sowohl das Steinige als auch das Rockige und reduzieren Tracks fast bis zum Auseinanderfallen auf anstrengende KunstErkundigungen. Was beweist: Triggerfinger halten sich wie schon auf «What Grabs Ya» den Horizont offen. Regulär ist in Belgien übrigens dieses Jahr das Live-Album «Faders Up 2 Live in Amsterdam» erschienen: Das veröffentlicht Universal hoffentlich auch bald in der Schweiz.
THE SQUIRES OF THE SUBTERRAIN Sandbox Rocket Racket Records
rp Herzliches Willkommen in der Welt von Christopher Earl Zajkowski. Einer Welt, in der die Zeit in den Sechzigern stehen geblieben ist, als man, neben anderem, mit Blumen in den Haaren herumlief und unter Drogeneinfluss psychedelische Lieder verfasste. Womit ich aber nicht sagen will, dass die dreizehn Songs auf dem neuen Album seiner Gruppe The Squires Of The Subterrain unter der Einnahme von illegalen Substanzen entstanden wären. Christopher Earl Zajkowski atmet und lebt die Ära, in der die Beach Boys (neben den Beatles) das Grösste waren und ausgefeilte Gesangsharmonien zum guten Ton gehörten. Der geneigte Hörer ist beim achten Werk des aus Rochester, NY, stammenden Multiinstrumentalisten nie ganz sicher, ob er/sie ein unentdecktes Juwel aus dieser Zeit vor sich hat, oder ob Christopher Earl Zajkowski einfach ein begnadeter Revivalist ist. Die dreizehn Songs klingen so authentisch nach den Sechzigern, vor allem nach den Beach Boys (vor und zu «Pet sounds» Zeiten), dass man sie glatt für verlorene Songs der Band um Brian Wilson oder dieser Ära halten könnte. Der LoFi-Charakter der Aufnahmen verstärkt diesen Eindruck. Deshalb lässt man sich nur zu gerne von Songs wie «Surfin Indiana», «The Cheatin' Gibson Girl», «Fun House», «Endless Winter», « Lisa's Tower» oder «Rain On Snow» in die Sechziger zurücktragen.
NAS Life Is Good Universal
hug. Ja, das Leben ist gut zu Nas, der moralischen Chefin-stanz der rappenden Ostküste: Die AlbumKollaboration «Dis-tant Relatives» mit Damian Mar-ley wurde vor zwei Jahren so-wohl in den HipHop- als auch in den ReggaeMagazinen in den Jahres-Top-ten aufgelistet, jetzt veröffentlicht Nas sein zehntes Album. In den Texten bleibt er fraglos der präzise sozialkritische Beobachter des Unterschicht-Lebens, in der Musik setzt er zunehmend auf Klassik- und Filmmusik-Samplings, was seinem sonst oft sturen EastCoast-Style einen Touch von grossem Kino verleiht. Nas bleibt einer der wichtigsten Rapper, allerdings auch weiterhin ein HipHop-internes Thema. Auf dem Track «Cherry House» ist übrigens Amy Winehouse zu hören, eine der letzten Aufnahmen vor ihrem Tod. Auch der letztes Jahr verstorbene Heavy D ist in einem Duett posthum zu hören.
ALL THE YOUNG Welcome Home 14th Floor Records
pc. Wer das Cover von All The Young betrachtet, stellt fest, dass Frontmann Ryan Dooley ein bisschen daherkommt wie Robbie Williams. Und in der Tat stammt das Quartett aus der gleichen englischen Stadt, nämlich aus Stoke-On-Trent. Das wars aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Zwar beherrschen All The Young das Schreiben von eingängigen Nummern bestens, doch sind sie eine Indieband durch und durch: Schmetterndes Schlagzeug und packende Refrains, ein bisschen angehaucht von College Rock (“Another Miracle”). Und natürlich jede Menge knackiger Gitarren, die mal ein Intro zeichnen (“The First Time”, “Here To Stay”) und manchmal auch ein kurzes bis mittellanges Solo bestreiten (“The Horizon”) dürfen, wie das eigentlich nur in den 80ern an der Tagesordnung war. Ein weiteres Markenzeichen von All The Young ist es, den Beat quasi umzudrehen (“New Education” oder “Quiet Night In”). Die Snare spielt dabei immer auf den ersten Taktschlag (wie es schon die Rolling Stones in “Satisfaction” getan haben). Ohne das Rad neu zu erfinden, liefert das Album eine stimmige handvoll Rocksongs.
Mainstream/Indie/Alternative CD CANDICE NIGHT Reflections Soulfood/Limmat
hug. Candice Night ist die Ehegattin von Ritchie Blackmore. Beide zusammen sind Blackmore's Night. Und wer die kennt, weiss, dass es sich hierbei um die kitschigste, gummigste und manchmal herzerwärmend schönste Mittelalter-Verklärungs -Klingklang-Band der Welt handelt. Nun hat Candice zur Abwechslung ein Solo-Album eingespielt, mit dem sie ihr musikalisches Spektrum unerheblich ausweitet, indem sie zum Beispiel ihre Akustikgitarren hin und wieder etwas griffiger spielt. Das ist selbstredend kitschig, gummig und, naja, eigentlich nie so trällernd schön, dass es einem das Herz erwärmt - dramatische Gesangbögen hin, triefende Harmonien her. Im Duo ist ihre Musik erträglicher. Aber hey: Wer Enja mag und Máire Brennan, der wird mit «Reflections» bestens bedient.
maskuline Klänge. Er ist: «The Passenger». Und seit er mit seinem letzten Album «Preliminaires» Frankreich und insbesondere Paris entdeckt und Lieder auf Französisch gesungen hat, lieben wir ihn noch mehr. Weil der König keine Angst vor gar nichts hat. Jetzt singt er quasi als Nachspiel zu «Preliminaires» ganz bewegt und mit bebender Stimme Chanson-Klassiker wie «La vie en rose» und hängt dazu noch einige englischsprachige Evergreens wie «Michelle» von
den Beatles und «Only The Lonely» von Roy Orbison an. Genau genommen ist «Après» kein Meisterwerk, eher ein Schmankerl. Aber Iggy ist der König.
Vorlieben und der Essenz seines eigenen musikalischen Schaffens, das inzwischen auch schon fast vier Jahrzehnte umfasst und entsprechend weit gefasst ist. Geigen spielen da ebenso ungeniert mit wie E-Gitarren (Gastmusiker Steve Vai spielt wie Santana), und als abschliessendes Zückerchen singt oder besser spricht Iggy Pop das lüpfig-quirlige «It Don't Mean A Thing (If It Ain't Got That Swing». Kurz: Jackson hat aus EllingtonSongs ein waschechtes JacksonAlbum gemacht, ohne je den Respekt vor den Originalen zu verlieren. Auch wenn Nörgler sagen, das Album klinge streckenweise etwas gar heiter durcheinandergewürfelt. Am Ende ist das dann zwar über weite Strecken immer noch typisch Jackson-kopflastig, aber allermeistens trotzdem grosse Kunst.
JOE JACKSON
FRANK OCEAN
The Duke
Channel Orange
Earmusic / Phonag
KYLA LA GRANGE Ashes Sony
IGGY POP Après Prolog hug. Iggy ist der König. Und wenn der König Laune hätte, auf dem Seerosenteich Wasserski zu fahren, wir würden uns gerne ins Ruderboot setzen. Denn er ist der Mann, der sich in Glasscherben wälzte, noch bevor der Punk erfunden war. Er verlangte 1979 «New Values» und übersetzte 1990 den «Pussy Power» in
begeisterte das leider nicht überaus zahlreich erschienene Publikum restlos: Das waren sehr kluge, tolle, gescheite und ausdrucksstarke Songs. Und das sind sie auch auf CD. Die 23Jährige singt melancholischschöne, entrückte Lieder. Sie erzählt Geschichten, die Emotionen und Bilder entstehen lassen, auch wenn man gar nicht auf die Texte hört. Sie hat eine eigenwillig-schöne Stimme. Und die Musik entwickelt scheinbar nebenbei und immer leicht verzögert eine schleifend sich aufblähende Dramatik herrlich. Kyla schafft Räume irgendwo zwischen Kate Bush und Lana Del Rey (beziehungsweise den beiden richtig guten Songs von Lana), die sich nach allen Seiten ausdehnen. Der Song «Vampire Smile» hat sich inzwischen sogar zu einem kleinen Hit gemausert.
hug. Just zum Erscheinungstag ihres Debüts eröffnete die magere Newcomerin das diesjährige Blue Balls Festival in Luzern (sie war auch das Mädel auf dem Festivalplakat) und
Inserat UNIVERSAL
hug. Wenn ein Grosser wie Joe Jackson einem noch grösseren wie seinem Vorbild Duke Ellington huldigt, übernimmt er natürlich nicht einfach dessen Kompositionen. Vielmehr spürt Jackson den Texturen der Originale nach und öffnet Räume, in denen die Grundgerüste und Basismelodien der ursprünglichen Songs gerade noch als Orientierungspunkte dienen. Diese Räume durchtränkt Jackson mit seinem eigenen Musikverständnis, seinen eigenen Melodie-
Universal hug. Noch ein Sänger, der mit seinem Debüt die Tiefen seiner Psyche auslotet: Frank Ocean kommt aus New Orleans, ist 24 Jahre alt und fühlt sich «more like some type of visual artist than a musician when i'm working», wie er selber sagt. Er ist schwarz, praktizierender Jude, bekennt sich zu homosexuellen Erfahrungen und seinem Marihuanakonsum kein Wunder, war er bisher Rapper in einer Band, die Odd Future heisst: Er hat wenig zu lachen. Aber viel zu erzählen. Und das macht er gänzlich Rap-frei sehr intensiv mit bewegter Stimme und reduzierter musikalischer (Pop-)Begleitung. Die amerikanischen Kritiker überschlagen sich zu Recht mit Lobeshymnen zum Seelenstriptease.
1. N LIVE Zür ovemb ich, e Kau r 2012 fleu ten
ULTRAVOX Der Elektrik-Trick
Die Briten um und mit Aushängeschild Midge Ure sind die Pioniere der New-Wave- und NewRomantic-Szene. Ultravox brachten Bands wie Duran Duran oder Depeche Mode das Laufen bei und gelten als Einfluss von unzähligen weiteren Musikern, die sich der elektronischen Musik widmen. Trotzdem ist die Schublade des SynthPops viel zu klein, um Ultravox darin unterzubringen. Denn im Grunde ist das Quartett eine Rockband mit Experimentierfreude und weiteren kleinen Überraschungen.
ip. „Schuld“ daran ist hauptsächlich Frontmann Midge Ure. Der Schotte löste 1979 den ursprünglichen Sänger John Foxx ab und brachte damit die internationale Erfolgswelle ins Rollen. Davor galten Ultravox, die in den ersten zwei Jahren mit dem Namen Tiger Lily unterwegs waren, als Punkband und veröffentlichten mit der Single „Young Savage“ (1977) gemäss Musikjournalisten einen der besten Punksongs überhaupt. Foxx ebnete zwar den Weg in die elektronischen Klänge und legte damit den Grundstein zum Erfolgs-ezept, aber erst Ure verfeinerte das Menu Anfang der 80er Jahre mit der Eingängigkeit, die der Band zu weltweiter Anerkennung verhalf. Die erste Phase nach dem Ausstieg von Foxx gestaltete sich allerdings als äusserst zäh. Die vier Mitglieder hielten sich finanziell mit Jobs bei namhaften Bands wie den Pretenders, Eddie & The Hot Rods oder Gary Numan über Wasser. Midge Ure verdingte sich sogar bei Thin Lizzy als Ersatz von Gary Moore; eine Tatsache, die musikalisch im ersten Moment überrascht. Befasst man sich
Midge Ure verdingte sich sogar bei Thin Lizzy als Ersatz von Gary Moore allerdings dann etwas genauer mit Ultravox, kann man heraushören, dass Ure durchaus auch ein Händchen für Rock'n'Roll hat. „Dancing With Tears In My Eyes“, eine der bestverkauften Singles ist nach klassischem Rockmuster gestrickt und funktioniert auch ohne Elektronik einwandfrei, wie Coverversionen von diversen Hardrock- und Metalbands beweisen. „Vienna“, ihr zweiter und meistgenannter Charterfolg aus dem Jahr 1980, ist im Arrangement vergleichsweise eher sparsam und wesentlich künstlicher. Dass dies aber beim Publikum besonders gut ankam, zeigt sich an Platin- und Goldauszeichnungen für das Album und die Single. Die Briten wurden als die „führenden Vertreter der elektronisch aufbereiteten Rockmusik“ gefeiert und zogen mit einer gigantischen Tour um die Welt. Zwischenzeitlich schrieb Ure zusammen mit Bob Geldof den Weihnachtsdauerbrenner „Do They Know It's Christmas?“ für das Band Aid Projekt und veröffentlichte ein Soloalbum. Es kam dann, wie es kommen musste, und der Erfolg forderte seinen Tribut. 1988 lösten sich Ultravox auf und verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen, um eigenen Tätigkeiten nachzugehen. 2009 fand dann endlich die erhoffte Reunion statt. Ausverkaufte Konzerte in Grossbritannien und Irland zeigten an, dass die alten und neuen Fans lange auf eine Wiedervereinigung gewartet
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hatten. Und nicht nur das: Im Mai dieses Jahres erschien das für nicht möglich gehaltene, aber händeringend erwartete Album „Brilliant“, das die vier Musiker in abgeschotteter Einsamkeit und neugewonnener friedlicher Eintracht in Ures kanadischem Domizil aufgenommen hatten. „Brilliant“ besticht dadurch, dass der Geist des 80er Jahre Synth-Poprocks in die Gegenwart gerettet wurde, aber trotzdem so modern und authentisch klingt, wie kaum eine andere vergleichbare Band, die in jüngster Zeit ein Comeback versucht hat. Überhaupt haben sich Ultravox noch nie gross um Modalitäten gekümmert. Midge Ure bezeichnet „Brilliant“ als das stärkste Album der Bandkarriere, denn es sei nicht unter Druck, sondern mit der Kreativität aller Beteiligten entstanden. Dabei hätte geholfen, dass sie sich fernab von allem Business in seinem Haus einquartiert hätten und neben Gemüseschnippeln an ihren Ideen arbeiten konnten. Nachdem ihre alte Plattenfirma ganz genaue Vorstellungen davon hatte, wie die Platte letztlich zu klingen hat, lösten sie kurzerhand den Vertrag auf und fanden mit EMI eine Firma, die „Brilliant“ so veröffentlichte, wie es gedacht war: als Wiederfinden von vier aussergewöhnlichen Musikern, die ihre Vorstellung von Tradition und Moderne in undiktierter Musik äussern. Ultravox haben Geschichte geschrieben. Sie gehören zu den wenigen Bands, die ein eigenes Genre begründeten und sich damit eine Kultanhänger-Fanbasis schaffen konnten. Sie haben den Weg für unzählige Bands geebnet, die nach ihnen und mit ihren Einflüssen erfolgreich waren. Diesen Respekt zollte sogar die Queen, als sie Midge Ure zum Ritter des „Order of the British Empire“ schlug und Ure zu dem überraschend herzerwärmenden Satz hinriss: „Meine Mutter kann mit meinen Charterfolgen nichts anfangen, aber der Ritterschlag war für sie die ultimative Ehrerbietung.“ Tracks schliesst sich dieser Ehrung an und präsentiert Ultravox am 1. November zusammen mit weiteren Medienpartnern im Kaufleuten in Zürich. Wir freuen uns, Ultravox als zeitlose Wegbereiter mit Euch geniessen zu können!
ULTRAVOX 1984: v.l. Billy Currie, Midge Ure, Warren Cann, Chris Cross
ULTRAVOX Brilliant EMI 01. Live Again 02. Flow 03. Brilliant 04. The Change
05. Rise 06. Remembering 07. Hello 08. This One 09. Fall 10. Let It Lie 11. Satellite 12. Contact
CD Mainstream/Indie/Alternative THE GASLIGHT ANTHEM Handwritten EMI
JOSS STONE The Soul Sessions Vol. 2 Stone'd / Warner ip. Mit „The Soul Sessions Vol. 2“ erscheint einerseits der Nachfolger von „LP1“, dem fünften Studioalbum der britischen Soulstimme, und andererseits die Weiterführung ihres Debuts „The Soul Sessions“ aus dem Jahr 2003. Damals mischte Joss Stone 16jährig als neues Wunderkind die gesamte Musikszene auf und verkaufte weltweit fünf Millionen Exemplare. Das Album bestand aus einer Reihe von Coverversionen der 60er und 70er Jahre und wurde von namhaften R&B-Künstlern aufgenommen und produziert. Auch für „Vol. 2“ holte man wiederum Betty Wright, die 70er Jahre Soul-Ikone aus Miami, ins Boot und als weitere namhafte Unterstützung hängte sich Ernie Isley die Gitarre um den Hals. Das Songmaterial besteht aus zwei Aufnahmesessions, die in Nashville und New York live eingespielt wurden. Aus einem Stock von 20+ Songs wählte Stone vor Ort diejenigen aus, die sich für sie und die Band richtig anfühlten. Und so hört sich auch das gesamte Album an: Nach einer Menge Gefühl. Der Grossn hochkarätiger Form und Stücke wie „The Love We Had (Stays On My Mind)“, im Original von The Dells, oder „I Don't Want To Be With Nobody But You“ (von Eddie Floyd, dem Komponisten des legendären Hits „Knock On Wood“) kriechen mächtig unter die Haut. Es ist aber nicht nur der Soul, den Joss Stone meisterhaft in Szene setzt und den sie stimmlich beherrscht, wie kaum eine Sängerin ihres Alters.„Pillow Talk“ (Sylvia Robinson), der sich sound-
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technisch mit einem 70erSchleier vom Rest des Albums abhebt, interpretiert Stone sehr zurückhaltend feminin, mit einer schon beinahe anzüglichen Note. Auf der Tracklist sticht jedoch vermutlich „Teardrops“ von Womack & Womack als bekanntester Titel ins Auge und man mag sich fragen, ob dieser Song denn wirklich nötig gewesen wäre. Die Antwort ist einfach: Ja. In Stones Version darf dieser streckenweise überstrapazierte Song definitiv bleiben, denn vom Original ist nicht mehr viel übrig geblieben. Als erste Single wurde „While You're Out Looking For Sugar“ ausgekoppelt, die im Original vom 60ies soul Trio The Honey Cone stammt und über eine ordentliche Portion Motown verfügt. Den meisten Rock'n' Roll und Gospel liefert allerdings der Track „(For God's Sake) Give More Power To The People“ der 70er ChicagoFormation Chi-Lites, in dem Joss Stone zu gesanglicher Höchstform aufläuft. Mit „Then You Can Tell Me Goodbye“ und einer leicht folkigen Gitarre schleicht sich Stone dann am Ende von „Vol. 2“ auf Zehenspitzen aus der Hintertür und beschliesst ein wunderbar abwechslungsreiches Soul-Album von einer Sängerin, die in ihrer Alterskategorie bereits jetzt schon ein respektvoll titulierter Klassiker ist.
pc. One, two, three, four… und ab geht die Post. Die Indierocker aus News Brunswick (Bundesstaat New Jersey) frönen dem guten alten Rock in Reinkultur. Ein kurzes Gitarren-Intro und schon legt Frontmann Brian Fallon los. Damit sind sie bisher gut gefahren und haben es mit ihren Alben in Grossbritannien immerhin in die Top 3 und in Deutschland in die Top 10 geschafft. Der Titeltrack „Handwritten“, wie überhaupt die ersten Songs, sind eine Mischung aus Green Day und Nickelback. Markante Gitarren, einfach zu verstehende Akkordwechsel und dazu raue Gesangsstimmen. Besonders gelungen sind aber jene Songs, die aus diesem Korsett ausbrechen, wie das bombastische „Here Comes My Man“, das sich etwas an den aktuellen Bruce Springsteen anlehnt. Und „Keepsake“ wiederum ist eine wunderbar bluesige Nummer, Tom Petty lässt grüssen. Und diese Blues-Anflüge blitzen immer wieder auf. Manchmal zusätzlich garniert mit einer Prise Stadionrock aus den 70ern („Desire“). Gegen Ende des Albums kehren The Gaslight zum Sound früherer Alben zurück, der deutlich mehr im Punkbereich liegt („Sliver“, „Blue Dahlia“). Das poppige und klavierlastige „You Got Lucky“ markiert den Schlusspunkt und ist, gerade weil er in Sachen Arrangement deutlich heraussticht, einer der besten Songs.
pc. Es klingt vom ersten Takt an nach Blues, was uns Tanita Tikaram serviert. Es riecht nach Süd-staaten, nach staubigem Asphalt und brennender Sonne. „All Things To You“ setzt eine Art Ausrufezeichen gleich zu Beginn des Albums. Der Song ist kraftvoll und gleichzeitig unaufgeregt. Nicht zu-viel Melodie, nicht zu viele Schnörkel, die bluesig-rockigen Sounds stehen im Vordergrund. Dazwischen platzt ein kleines Rockabilly-Gitarrensolo à la 50er Jahre. Schnell wird klar: Das folkig angehauchte Album der WahlLondonerin wird wohl keine Spitzenplatzierungen in den Charts erreichen, aber es wird ein ganz besonderes Erlebnis sein für alle, die ihr über die Jahre die Treue gehalten haben. Die von den ersten Alben gewohnte Melancholie ist einer positiven und optimistischen Ruhe gewichen, ganz dem Motown und auch dem Country verschrieben. Die langsamen und auch verträumten Songs machen den Hauptteil des Albums aus („Make The Day“, „Dust On My Shoes“, „Keep It Real“, „One Kiss“). Da und dort gibt es Anfälle von düsterer Psychedelic, so darf sich in „Rock & Roll“ eine Orgel ans Solo wagen, die stark an The Doors erinnert. Nur ab und zu drückt Tanita Tikaram aufs Gas, doch selbst das tut sie in einer sanften Art und Weise („Science“). Der Titelsong „Can't Go Back“ frönt dem Jazz mit Anlehnungen an Nina Simone oder Dusty Springfield und ist mit seinem eingängigen Instrumentalteil im Refrain ein absolutes Highligt. Der einzige Song, der etwas quer in der Landschaft steht, ist das Electro-angehauchte „Heavy Pressure“.
BRENDAN BENSON What Kind Of World Lojinx / Irascible
TANITA TIKARAM Can't Go Back Phonag
rp. Neben seiner Arbeit mit den Raconteurs (die er zusammen mit Jack White ins Leben rief) und diversen Produktionsjobs (u.a. für The Nice Device, The Mood Elevator und The Waxwings) hat Brendan Benson endlich wieder Zeit gefunden, ein neues Album einzuspielen. Sein letztes, grandioses Album «My Old, Familiar Friend» ist schon drei Jahre her. Das aktuelle, fünfte Werk «What Kind Of World», das Benson
Mainstream/Indie/Alternative CD selber produziert hat, zeigt den 42jährigen erneut in Bestform. Die zwölf Songs überzeugen mit süchtig machenden Melodien, spannend dynamischen Strukturen, cool rockenden Passagen, emotionalen Momenten und überraschenden Wendungen. Als Paradebeispiel dafür darf der Titeltrack herangezogen werden. Nach einem verhalten Beginn steuert besagter Song auf einen unwiderstehlichen Chorus hin und mündet schlussendlich in einem Grande Finale. Unbeschreiblich!! Brendan Benson offenbart einmal mehr ein untrügliches Händchen für erfrischende Indierock- und PowerPop-Songs, die nicht so schnell aus Gehörgängen verschwinden wollen. Speziell die Refrains von Songs wie dem bereits erwähnten «What Kind Of World», «Bad For Me», «The Light Of Day», «Happy Most Of The Time» oder «Here In The Deadlights» verfügen über diese Qualitäten. Im Meer von indierockiger Mittelmässigkeit ist «What Kind Of World» ein einsam schimmerndes Kleinod.
THE WALLS Stop The Lights Dirtbird Records rp. The Walls entsprangen 1998 aus der in Irland äusserst populä-
ren Band The Stunning. Deren Debüt «Paradise In The Picturehouse» erreichte 1990 Platz 1 in den irischen Charts. «Stop The Lights» ist das dritte Album (ohne EPs) der Band um die Gebrüder Steve und Joe Wall, die auch in The Stunning federführend waren The Walls haben gute sechs Jahre daran gearbeitet. Trotz dieser langen Entstehungsgeschichte klingt das neue Album in keinem Mo-
Walls, dass vieles zu selbstverständlich ist. Und im leisen, Piano basierenden Abschied «May The Road Rise» singen sie darüber, dass man trotz der Tiefen des Lebens immer auf das Beste hoffen soll: «May You Always Feel Beloved, Under Darkest Winter Blues.» Das wünscht sich doch jeder. «Stop The Lights» schafft den Spagat zwischen Leichtigkeit und Tiefe mit Bravour. Mit solchen Qualitäten sollte The Walls eigentlich auch ausserhalb Irlands eine glänzende Zukunft beschieden sein.
DEAD CAN DANCE Anastasis PIAS/MV
ment verkrampft, im Gegenteil. Entspannt, poppig, harmonisch aber auch beseelt, ehrlich, tiefgehend und emotional sind Adjektive, die gut zu den elf Songs passen. Der Auftakt «Bird In A Cage», von berührendem Indiepop umrahmt, erzählt eine authentische Geschichte von Abschied, Neubeginn und Heimweh. Im an U2 mahnenden «It Goes Without Saying» bemängeln The
hug. Wir haben nie aufgehört, Dead Can Dance zu lieben: Niemand konnte so unglaublich kräftige und gleichzeitig schwebende Lieder zwischen Gothic,
Klassik und Weltmusik. Lisa Gerrard müsste eigentlich auch in Klassik-Kreisen zu den besten ihres Fachs gehören. Und sie sind noch immer eine der Lieb-lingsbands vieler Death-Metal-ler, wie sich in Interviews immer wieder herausstellt. 16 Jahre ist der letzte reguläre Release von Lisa Gerrard und Brendan Perry her. Brendan veröffentlichte in dieser Zeit zwei schöne SoloAlben. Lisa brachte es auf eine ganze Reihe herausragender Alben (unter anderem Kollaboration mit Pieter Burky oder Patrick Cassidy) und Filmsound-tracks («Whale Rider», «Gladia-tor» und «Samsara» dieser Tage im Kino, sehr empfehlenswert). Jetzt also endlich die Erlösung für all die vielen Die-Hard-Fans: Ein neues Album. Und es klingt, als wäre nie eine Pause gewe-sen. Lisa betörend, Brendan verzaubernd. Und der Track «Return Of The SheKing» ist wieder eines dieser Lieder, die grösser sind als jeder Kino-Epos.
Der Kuss der Göttin hh. Mit 19 gewann die Musikerin das amerikanische Pendant zu DSDS mit einem Janis Joplin Song, der die Juroren vom Hocker warf. Für den ganz grossen Durchbruch langte das seinerzeit nicht, ein Grund dafür war sicher auch Beth Hart's rebellisches und aufsässiges Wesen. Sie machte lieber das, was ihr gefiel und das führte auch zu massiven Abstürzen und einer langen schweren Drogenabhängigkeit. Seit sie ihr Leben in den Griff bekommen hat, begeistert sie mit ihrer unglaublichen Live-Power, einer ausdrucksstarken, seelenvollen Stimme und intensiver, unter die Haut gehender Musik zwischen Soul, Blues und hartem Rock in einer Gesamtqualität, die ihresgleichen sucht und sie zu einer der grössten zeitgenössischen Sängerinnen macht. Seit ihrer letztjährigen Zusammenarbeit mit Gitarrengenie Joe Bonamassa und dem gemeinsamen wunderschönen Album „Don't Explain“ erfuhr ihre Karriere einen gewaltigen Schub. Im Oktober erscheint ihre neue CD, aufgenommen mit Starproduzent Kevin Shirley. Im August traf TRACKS nach einem herausragenden Konzert in Basel eine überaus sympathische, herzliche und offene Musikerin, die im Gespräch keinerlei Berührungsängste zeigte und ohne Blatt vor dem Mund frisch, humorvoll und spontan Rede und Antwort stand.
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Fotos: Rockpearl+Bluesdrop
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Was sind deine musikalischen Einflüsse? Ich habe so viele. Da ist erst Mal die klassische Musik: Bach, Beethoven, Chopin, Haydn das waren meine Favoriten, als ich gelernt hatte Musik zu machen. Und dann Billy Holiday, Ella Fitzgerald, Dinah Washington und natürlich Miles Davis. Und dann kamen Black Sabbath und Led Zeppelin und später Ozzy Osbourne, Alice In Chains, Soundgarden. Und der Soul: Otis Redding und Aretha Franklin und natürlich Janis Joplin. Bist du durch deine Eltern damit in Berührung gekommen? Meine Mutter liebte Jazz und Dinah Washington. Mein Bruder stand eher auf Kinks und The Smith und war auch ein grosser Reggae-Fan. Darauf bin ich auch abgefahren, hatte zeitweise nur noch Bob Marley, Steel Pulse und besonders Peter Tosh gehört, ich liebe Peter Tosh's Musik. Die klassische Musik habe ich selbst für mich entdeckt. Aber als ich zum ersten Mal Joe Turner gehört hatte, war ich fasziniert. Dieser alte Swing- und Big Band-Sound hat mich sehr berührt. Und dann hat mir ein Freund Etta James vorgespielt und dann kam Donna Hathaway, dann Aretha Franklin. Und da wusste ich plötzlich: so wollte ich auch singen. Und als ich mit dem Songwriting anfing, war es zuerst etwas jazzig, aber wechselte sehr schnell in den Hardrock. Dann entdeckte ich die Singer/Songwriter wie Carol King, Ricky Lee Jones usw... Und heute schliesst sich der Kreis, denn ich komme in meinen neuen Songs wieder zurück zum Blues, Jazz und auch zum Soul. Besonders live rockst du ja mächtig ab. Wie wichtig ist der härtere, bluesige Rock in deiner Musik verglichen mit Jazz und Soul? Zu diesem Zeitpunkt ist mir Soul und Blues sehr wichtig. Joe Bonamassa gab mir die Gelegenheit, mit ihm Soulmusik zu machen und die sehr guten Reaktionen, die wir auf unsere gemeinsame Platte „Don't Explain“ bekamen, bestärkten mich darin, diesen Weg weiterzugehen. Dieses Album inspiriert mich sehr für meine eigene Musik, denn wir hatten eine unglaubliche tolle Zeit, als wir es aufnahmen und ich liebte es, diese Songs zu singen. Das wird man auch auf meiner neuen Platte hören, das ist ein sehr wichtiger Teil. Harten Rock liebe ich besonders in meinen Live Konzerten. Aber auf meiner neuen Platte ist die Richtung eher Soul mit etwas Jazz und Swing. Ich will ausprobieren, wie weit ich damit gehen kann und was passiert. Das Album mit Joe hat für mich eine neue Tür aufgestossen und auch meine Art Songs zu schreiben verändert. Ich fühle mich wohl damit und für den Moment ist das sehr cool. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Joe Bonamassa? Joe mochte meine Musik, und als wir in England unterwegs waren, ist er auch zu einem meiner Konzerte gekommen und ich hab ihn dort getroffen. Er hatte in England eine Radioshow und spielte in jeder Sendung einen Song von mir. Ein paar Monate später haben wir uns dann in Holland wieder getroffen und er sagte mir, dass er gern eine Platte mit mir zusammen machen würde. Ich dachte: Ja, ja toller Spruch, mal
schauen, ob du mich wirklich anrufst! Und das hat er dann ein paar Monate später tatsächlich gemacht. Die Aufnahmen waren eine grosse Erfahrung für mich. Joe ist so ein toller, netter Typ und Kevin Shirley (Produzent) auch. Alle Leute und auch die ganze Band waren unglaublich nett, das war wirklich eine super Zeit. Wird es ein neues Beth Hart/Joe Bonamassa Album geben? Ja, wir fangen im Januar mit den Aufnahmen an. Momentan suchen wir schon Songs dafür raus, denn wir werden wieder ein CoverAlbum machen. Vielleicht kommen auch Original-Songs mit drauf, das weiss ich jetzt noch nicht. Aber es macht unglaublich Spass, sich mit diesen alten Songs zu befassen und sie dann selbst zu singen und zu versuchen, sie zu eigenen Songs werden zu lassen. Wieviel Zeit pro Jahr verbringst du auf Tourneen? Mindestens sechs Monate. Wenn wir ein neues Album draussen haben, werden das auch schon mal acht oder neuen Monate. Aber mehr als das ist nicht gesund für mich. Wenn ich überarbeitet bin oder oft in verschiedenen Zeitzonen unterwegs bin, bekomme ich mentale Probleme und das ist nicht gut für mein Umfeld und auch nicht für mich. Entweder arbeitet mein Hirn dann auf full
Hör auf mir Songs zu schicken, von denen du denkst, dass sie die Plattenfirma gut findet
- Kevin Shirley speed oder ich bin total depressiv. Also, das ist nicht ein normales up and down, sondern ein gefährliches up and down. Früher war das ziemlich schlimm, aber ich bekomme seit vier Jahren von meinem Arzt eine Medizin verschrieben, mit der ich die Krankheit gut im Griff habe. Mein Umfeld ist sehr gut, mein Mann ist als Tourmanager immer dabei, und die Band und mein Manager sind wie eine Familie. Da fühle ich mich geborgen und sicher. Aber ich muss trotzdem aufpassen, dass ich nicht überborde. Wie lädst du deine Batterien wieder auf? Wenn ich nach Hause komme, dann liebe ich es zu kochen und mein Haus zu putzen. Ich weiss zwar nicht warum, aber ich liebe es wirklich zu putzen (lacht). Dann freue ich mich sehr darauf, mit meinen Tieren zusammen zu sein. Ich habe zwei Hunde, einen Kanarienvogel und eine Katze, die ich mit der ganzen Nachbarschaft teile. Ich arbeite in meinem Garten, gehe mit meiner Mama shoppen und verbringe viel Zeit mit meinem Bruder. Das ganz normale Leben gibt mir wieder die Kraft zurück, die ich auf Tour verbrauche. Wenn ich neue Songs schreibe, dann muss ich mit diesem normalen Leben aufhören. Dann fange ich morgens an zu schreiben bis spät in den Abend hinein. Aber nach ungefähr zwei Wochen muss ich eine Pause einlegen und es easy angehen lassen. Sonst laufe ich Gefahr, dass meine Krankheit wieder durchbricht. Fällt es dir leicht Songs zu schreiben? Es kommt darauf an. Es gibt Phasen, da strömen die Ideen für die Musik nur so aus
mir heraus. Aber mit texten ist es viel schwieriger. Das braucht sehr viel Zeit, denn es ist für mich sehr wichtig, dass ich in meinen Lyrics die Wahrheit, die Essenz herausarbeite. Ich merke, wenn ich beim Texten lüge und dann muss ich mein Ego, meine Ängste und den Schutzwall, den ich um mich herum gebaut habe, überwinden, um zur Wahrheit durchzudringen. Das fällt mir sehr schwer, aber wenn ich das geschafft habe, dann öffnen sich die Türen und es fängt an Spass zu machen. Aber manchmal öffnen sich die Türen auch nicht. Das ist dann frustrierend. Früher bin ich dann immer in eine selbstzerstörerische Phase gekommen, habe zuviel Drogen und Alkohol konsumiert und mich mit Leuten geprügelt - ein einziges Chaos und ich habe es oft nicht mehr bemerkt, selbst wenn die Türen wieder sperrangelweit offen standen. Ich musste einen Weg finden, wie ich die Türen öffnen konnte ohne dieses ganze Chaos. Und das war, für jemanden etwas zu tun, der es meiner Meinung nach wert ist, der meine Liebe und mein Vertrauen verdient. Positiv zu denken und einfach etwas tun und helfen ohne Hintergedanken. Damit überwindet man innere Mauern und Ängste. Seit ein paar Jahren versuche ich das und es hilft mir, es geht mir gut damit. Lass uns noch über dein neues Album reden, das ich leider noch nicht hören konnte, da es erst Anfang Oktober herauskommt. Als Produzenten hast du Joe Bonamassa's Spezi Kevin Shirley? (Beth schreit vor Begeisterung) Yeeaahh! Fucking Great! Ich liebe Kevin und arbeite extrem gern mit ihm zusammen. Er ist ein toller Typ. Wir haben in einem kleinen Studio in L.A. aufgenommen und er hatte super Musiker für die Sessions organisiert. Wir haben eine Reihe Songs aufgenommen, und es kommen, soweit ich weiss, elf Titel auf die Platte. Bevor wir die Aufnahmen starteten, schickte ich Kevin immer wieder neue Songs, die ich geschrieben hatte. Ich hatte darin möglichst viele Stilarten kombiniert, also Jazz, Soul und Rock und versucht, auch einen kommerziellen Aspekt zu integrieren. Bis Kevin mich anrief und sagte: Hör auf mir Songs zu schicken, von denen du denkst, dass sie die Plattenfirma gut findet, und schicke mir endlich Lieder, die du wirklich selbst liebst. Ist Joe Bonamassa auch dabei? Nur bei einem Song, einer Ballade. Da spielt er das grosse Outro-Solo. Welche drei Alben würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen? Etta James „Blues In The Night - Early Show“, alle Klavier-Sonaten von Beethoven und ein Box Set von Robert Johnson mit allen Aufnahmen, die er je gemacht hat. Ich glaube, damit kann ich glücklich sein. Zum Abschluss fragt Beth mich nach meinem Lieblingssänger. Ich sage: Otis Redding und Beth springt „You're my man“ schreiend auf, fällt mir um den Hals und drückt mir einen dicken Kuss auf die Backe. Welch aussergewöhnlicher Abend: erst ein Konzert der Sonderklasse, dann ein wahrlich gutes und ungeschminktes Interview mit einer faszinierenden Frau, das eigentlich verdient hätte in der ganzen Länge abgedruckt zu werden und zum Schluss der Kuss einer Göttin! Yes, sometimes life is beautiful!
CD Mainstream/Indie/Alternative BETH HART Bang Bang Boom Boom Mascot/MV
hh. Da ist es also, das mit Spannung erwartete neue Album. Und die leise „Befürchtung“ aufgrund von Beth's eigener Aussage, dass das Album einen deutlichen Jazz-Einschlag hat, trifft nur teilweise zu. Nichts gegen Jazz, aber die Stärken der Sangesgöttin liegen eben auch in kräftigen, rockigen und souligen Variationen. Leider kamen ihre heftigen Seiten, die bei ihren Live-Konzerten das Publikum regelmässig aus den Socken hauen, auf ihren vergangenen Platten nur ansatzweise zur Geltung. Und da macht zwar ihr neues Album keine Ausnahme, aber mit dem Produzentengott Kevin Shirley (Bonamassa, Aerosmith, Iron Maiden, The Black Crowes) an ihrer Seite lodert das Feuer auch in ruhigen Momenten. Shirley versteht es, Beth Hart auch im Studio zu Höchstleistungen anzutreiben ohne ihre Persönlichkeit zu verbiegen. Im Gegenteil, erst durch Shirley
kommen Hart's einzigartigen Qualitäten zum Tragen, wie schon auf dem gemeinsamen Album mit Joe Bonamassa „Don't Explain“ nachzuhören. Und natürlich lässt sich der dritte Gott im Bunde, Joe Bonamassa nicht lumpen und steuert ein bewegendes Solo im Song „Caught Out In The Rain“ bei. „Bang Bang Boom Boom“ ist in der Gesamtheit ein wunderschönes Album geworden, dass alle Facetten der Ausnahmekünstlerin zum Strahlen bringt. Egal ob jazzige, bluesige oder rockige Tracks, jeder Song hat Klasse, grossen Tiefgang und Beth Hart gibt immer 100%. Sicher wird dieses Album ein entscheidender Schritt in Hart's Karriere sein und sie hoffentlich dahin bringen, wohin sie schon seit Längerem hingehört: Ganz nach oben!
APPALOOSA Never Gone EMI
rp. Zuerst wurde 2005, lange überfällig, das Debütwerk von Appaloosa aus dem Jahr 1969 wiederveröffentlicht und jetzt
THE CRANBERRIES
LIVE 7. November 2012 Zürich, Hallenstadion
überrascht die Band um Sänger und Songschreiber John Parker Compton gar mit einem neuen Album. Auf «Never Gone» wird er nicht von der Band von damals - dazu gehörten auch die legendären Gebrüder David und Robin Batteau - begleitet, seine Tochter Vanessa (Piano, Cello) und Bob McCarthy (Gitarre, Mandoline) stehen im dafür zur Seite. Fast könnte man sagen, dass «Never Gone» dort weitermacht, wo das Debüt von Appaloosa 1969 aufgehört hatte. Die Stimmung ist eine ähnliche: Behutsamer Folk mit viel Tiefe, Intimität, Ruhe, einer Spur Melancholie und Zerbrechlichkeit. Musik, die berührt und bewegt und zu der man gut in sich gehen kann,. Auch an der Instrumentierung hat sich nicht viel geändert. Appaloosa erzeugen mit Reduktion ein Maximum an Eindringlichkeit und Atmosphäre. Bloss klingt die Stimme von Compton heute reifer, tiefer, hat an Charakter gewonnen. 1969 war er schliesslich gerade mal 19-jährig. Zwei der zwölf Songs auf «Never Gone» sind übrigens Tim Hardin (u.a. «If I Were A Carpenter», «Reason To Believe») gewidmet, dem grossen Vorbild von John Parker Compton. Seinen Qualitäten als Songschreiber und Interpret nähert sich Compton immer mehr an.
THE CORNER LAUGHERS Poppy Seeds Mystery Lawn Music rp Was würden Sie von einem
Album mit dem Titel «Poppy Seeds» erwarten? Richtig. Pop, Pop und noch einmal Pop. Die amerikanischen The Corner Laughers servieren auf ihrem zweiten Album nach «Tomb Of Leopards» (2006) luftig leichte
und erfrischende IndiepopSongs, gerade recht für den Sommer. Der Auftakt «Grasshopper Clock» klingt wie das beschwingte Hüpfen über eine bunte Blumenwiese an einem Sommertag. Ahhh..... (Entspannungsseufzer). «Twice The Luck» sorgt für Ferienstimmung, nicht nur wegen der Ukulele-Einlage von Sängerin Karla Kane. In solch einem Setting dürfen Beach-Boys-Chöre natürlich nicht fehlen. «Transamerica Pyramid» bietet reichlich davon (Höre ich Wellen rauschen?). Ein Sommer ohne den Sound der Beach Boys ist kein richtiger Sommer. Und in «Laughing Stars» ist es einfach die helle, klare und wohlige Stimme von Karla Kane, die ein sonniges Lächeln auf das Gesicht zaubert. Wer Kirsty MacColl, Altered Images, die Bluebells (auch wenn die keine Sängerin hatten), Mary Wilson oder Tracey Ullmann mag, wird auch an den Corner Laughers Gefallen finden. Garantiert.
Dass die irischen Chartsstürmer nach ihrer Auflösung vor knapp zehn Jahren noch einmal von sich hören lassen würden, durfte bezweifelt werden. Umso grösser die Überraschung, als Anfang dieses Jahres ein neues Album das Licht der Welt erblickte und die Band gleichzeitig neue Live Aktivitäten in Aussicht stellte. Nun ist es soweit, im November kommen die Cranberries nach Zürich. Bereits mit ihrem Debütalbum „Everybody Else Is Doing It, So Why Can't We?“ setzten sich die Iren um Frontfrau Dolores O'Riordan prächtig in Szene. Platz 1 im Vereinigten Königreich und Top 20 Platzierungen in den USA und Deutschland, und die Singles „Linger“ und „Zombie“ führten die internationalen Charts und Radioplaylists an. Mit dem Folgealbum „No Need to Argue“ bauten sie ihren Erfolg aus und gehörten zu den erfolgreichsten Acts dies- und jenseits des Atlantiks. Obwohl musikalisch im Indie-Bereich zuhause, haben die Iren ihre Fans weitgestreut. So überzeugten sie sogar Hardrock-Fans als Gäste von AC/DC und traten auch zusammen mit den Rolling Stones auf. Nach über 38 Millionen verkaufter Platten kam 2003 dann das Aus, obwohl für 2004 bereits ein neues Album angekündigt wurde. O'Riordan's Schwiegermutter verstarb unerwartet und für die Sängerin war es daraufhin unmöglich, weiterhin musikalisch aktiv zu sein. Sechs Jahre später gab die Band ihr Comeback bekannt und im Februar 2012 erschien mit „Roses“ das erste Studioalbum nach über zehn Jahren. Im November beehren uns die irischen „Früchte“ nun auch live wieder. Ein Freudenfest für die vielen Cranberries-Fans, die viel zu lange auf ihre Lieblinge warten mussten.
Tanita Tikaram Erkenntnisse pc. Der Song „Twist in My Sobriety“ machte Tanita Tikaram Ende der 80er Jahre auf einen Schlag zum Weltstar. An der tiefen und warmen Stimme der gebürtigen deutschen Sängerin, deren Eltern aus Malaysia und den Fidschi-Inseln stammen, führte kein Weg vorbei. Doch so schnell der Erfolg kam, so schnell verschwand der Name Tikaram wieder aus der Öffentlichkeit. Nun wagt die 43-jährige ein Comeback. TRACKS traf Tanika Tikaram in London und sprach mit ihr über ihr neues Album „Can't Go Back“.
Tanita, für alle, die deine Karriere nicht so genau verfolgt haben, warst Du ganz schön lange weg. Wo warst Du? Schwierig zu sagen. Das Album an sich hat ganz schön lange Zeit in Anspruch genommen. Obwohl wir es am Ende innerhalb von nur sechs Tagen aufgenommen haben. Es hat lange gedauert, die richtigen Leute zu finden. Und vorher hatten wir sozusagen ein paar Fehlstarts. Was meinst Du mit Fehlstarts? Es war am Anfang nicht klar, in welche Richtung die Songs gehen sollten. Ich spielte mit dem Gedanken, in Richtung elektronische Einflüsse zu gehen. Aber das hat nicht funktioniert. Wie fertig waren denn Deine Songs, als Du ins Studio gingst. Waren das nur Ideen oder fertige Arrangements? So wie ich arbeite, habe ich eigentlich den Song im Kopf oder auf Papier, genau so wie das Arrangement. Wenn man diese Ideen einem guten Musiker gibt, begreift er den Song sehr schnell und gibt ihn dann doch auf seine eigene Art wider. Das zeichnet gute Musiker aus. Wo und wie hast Du Musiker und den Produzenten Paul Bryan gefunden? Ein Freund von mir hat Paul Bryan empfohlen. Er hatte eben erst eine Platte mit Aimee Man und eine mit Grant Lee Philipps gemacht. Als ich zum ersten Mal mit ihm gesprochen hatte, war er sehr offen. Er war nicht schon durch grosse Erfolge zu sehr beeinflusst und nur einer einzigen Art von Sound verhaftet. Er war sehr offen, er war - was eigentlich am Wichtigsten ist - sehr nett und er war mit dem Herzen bei der Sache. Seltsamerweise ist so etwas nicht selbstverständlich. Warum? Produzenten haben oft einen bestimmten Sound und Du schickst Dich da hinein. Für gewisse Leute mag das funktionieren. Aber ich wollte etwas Neues kreieren und nicht gewissermassen die Kleider eines anderen tragen. Du hast das Album in Los Angeles aufgenommen. Warum nicht in London, wo Du wohnst? Viele Platten, die in LA gemacht werden, sind sehr offen für allerhand Einflüsse. Das gefällt mir sehr. Und es gibt einen riesigen Pool von guten Musikern. Besser als hier. Seit den Aufnahmen ist es nun schon ein paar Monate her. Was fühlst Du, wenn Du jetzt das Album mit etwas Abstand hörst? Es ist eine sehr komplette Platte. Die Songs überraschen mich immer wieder. Ich denke dann: „Wow, das bin ja ich“. Bist Du nervös, jetzt, wo es in Richtung Release-Datum geht? Klar. Ich will, dass die Menschen die Musik mögen. Man versucht halt, die besten Leute um sich zu versammeln für die Albumproduktion und für den Release. Aber, wenn das Album dann sozusagen in den Kosmos rausgeht, hat man keinen Einfluss mehr. Der erste Song auf der Platte „All Things To You“ klingt sehr nach Blues. Sehr amerikanisch und völlig anders als das, was Du früher gemacht hattest. Wolltest Du am Anfang eine Art Ausrufezeichen setzen? Durchaus. Es war übrigens auch einer der ersten Songs, die wir
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TANITA TIKARAM Can’t Go Back Phonag
1. All Things To You 2. Dust On My Shoes 3. Make The Day 4. Rock And Roll 5. Science 6. Keep It Real 7. Can't Go Back 8. Heavy Pressure 9. One Kiss 10. If The World Should Want For Love
überhaupt aufgenommen hatten. Und als wir uns die Aufnahmen anhörten, waren wir sehr begeistert und fanden: „Hey, wir sind eine Band“. Und so etwas weiss man nie im Voraus, wir hatten vorher noch nie zusammengespielt und wussten nicht, ob die Chemie stimmen würde. Es war wie ein Blind Date. Und wenn man dann merkt, dass es passt, ist das durchaus ein magischer Moment. Was war der Hauptunterschied zur Produktion von früheren Alben? Das Album „Sentimental“ hatte ich auch so aufgenommen. Aber bei den Alben davor wurde jede Spur einzeln eingespielt. Da kommt der Musiker, zieht sein Ding durch, geht wieder und der Nächste kommt. Das ist eine völlig andere Art der Produktion, bei der man sich manchmal ein wenig entfremdet. Wie schreibst Du Deine Songs? Ich habe einen Kassettenrecorder, auf dem ich die Ideen festhalte. Oft kommt mir eine erste Zeile in den Sinn, gleich zusammen mit der Melodie. Das kommt immer zusammen. Das muss nicht immer der Refrain, es kann auch irgendeine Zeile in einer Strophe sein. Aber es ist immer eine wichtige Zeile. Eine Key Phrase. Denn das ist wichtig für einen Song. Hast Du dafür bestimmte „Büro“- oder Komponier-Zeiten? Im Grunde schon. Gegenüber früher hat sich das stark geändert. Früher habe ich viele Songs geschrieben. Heute bin ich sehr diszipliniert, ich spiele und singe jeden Tag mehrere Stunden. Und heute entstehen die Songs viel regelmässiger. Fast so, wie die Jahreszeiten wechseln. Wichtig ist nur, eine gute Idee zu erkennen und auch festzuhalten. Und was ist das Schwierigste? Die Songs fertigzumachen! Ich habe viele angefangene Songs und die müssen irgendwann zu einem Ende kommen. Nicht, dass ich faul wäre, aber mir kommen ständig neue Sachen in den Sinn. Aber ich lasse mir dafür auch mehr Zeit. Früher habe ich das anders gesehen, wollte die Songs schnell fertigmachen und mich in diesen Songs ausdrücken. Heute geht es mir mehr um die Musik an sich, deshalb bin ich heute auch viel offener für Kollaborationen mit anderen Musikern. Über Deine Tour schreibst Du auf Deiner Homepage, es sei eine Akustik-Tour. Inwiefern werden sich die Songs von den Versionen auf dem Album unterscheiden? Es wird nicht vollständig akustisch sein, aber wir werden Querflöte, Saxophon, Klarinette und einen Kontrabass dabei haben. Ich hoffe, dass die Songs robust genug für einen solchen Ansatz sind. Denn ich habe gewisse Songs im Repertoire, die einfach einen gewissen Druck brauchen, wie ihn nur eine Band erzeugen kann. Und wie ist es, bald wieder auf der Bühne zu stehen? Darauf freue ich mich sehr. Es wird sehr anders sein gegenüber früher. Ich weiss heute viel genauer, warum ich das eigentlich mache. Weil es mir darum geht, meine Ideen mit anderen Menschen zu teilen. Eigentlich eine Hippie-Perspektive, aber heute sehe ich das so. Und planst Du schon für die Zeit nach der Tour? Ich plane überhaupt nicht. Ich sehe eigentlich nur so weit wie meine Nasenspitze. Aber das ist bei allem was ich mache so.
Diggin' in the dirt
NIKKI SIXX
ip. Nikki Sixx ist Bassist und Leader der grössten Glamrockband der Neuzeit. Anfang dieses Jahres haben Mötley Crüe als erster Hardrock Act überhaupt erfolgreich ihre eigenen Las Vegas Shows bestritten, um im Anschluss daran auf Europatournee zu gehen. Neben seiner Hauptband hat der Bassist bereits mehrere Buchprojekte realisiert, fotografiert mittlerweile professionell und unterhält mit SixxSense seine eigene Radiosendung. Er schreibt und produziert Songs für andere Künstler, hat ein eigenes Modelabel, vier Kinder und verschiedene Bandprojekte, in denen er neben der Crüe spielt. TRACKS traf sich mit dem Hauptsongwriter und Vielarbeiter, der gleich zu Anfang des Gesprächs bestätigte, dass die Tour bis zu der Show in Basel bestens lief. Entsprechend gut gelaunt, aber doch mit der erforderlichen professionellen Souveränität und oft nachdenklichem Tiefgang sprach Nikki Sixx über Songwriting, seine Jugend, Fotografie und seine Lieblingsbeschäftigung: das Wühlen im Dreck.
Es gibt eine Menge anderer Projekte und Bands, die ihr neben der Crüe noch unterhaltet. Kannst du einen Blick in die Zukunft von Mötley Crüe werfen und sagen, wie es mit euch weitergeht? Wird es ein neues Album geben? Wir arbeiten an neuen Songs. Einen davon haben wir in Las Vegas geschrieben und er ist davon inspiriert, was diese Stadt repräsentiert. Das reduziert sich im Wesentlichen auf das Thema „Sex“ und so wird der Song vermutlich auch heissen. Er ist sehr roh und einfach. Was das restliche Songwriting angeht, haben wir uns vorgenommen, alles so unproduziert und simpel zu lassen, wie nur möglich. Wir wollen wieder zurück zum Kern und uns wieder darauf konzentrieren, was wir so sehr an Drums, Gitarren und Gesang lieben. Es erinnert mich sehr daran, wie wir damals angefangen haben. Plattenfirmen mögen es, wenn Bands Platten aufnehmen, weil die Firma dann ein Produkt in der Hand hat, um damit Geld zu verdienen. Als Band ist das aber unsere kleinste Sorge. Unsere wichtigste Frage ist: Was inspiriert uns weiterhin, eine Band zu sein? Also haben wir Songs geschrieben, bei denen wir sagen konnten: „Wow, das ist grossartig!“ Es ist wie früher bei „Too Fast For Love“. Wir haben einen Song geschrieben und ihn im Whiskey (Club in L.A. Red.) gespielt. Dann haben wir einen anderen Song geschrieben, ihn in einem anderen Club gespielt und gesagt: „Lass uns davon eine Single machen und sie an unseren Shows verteilen“. So läuft das in unserer Band. Du schreibst ein paar Songs und vielleicht wird es ein Album, vielleicht ein Doppelalbum, vielleicht eine EP und vielleicht veröffentlichen wir nur Singles in den nächsten paar Jahren. Wir wissen das noch nicht. Aber das ist wunderbar so. Also habt ihr keinen festen Plan? Ihr macht einfach, worauf ihr gerade Lust habt? Genau, wir tun, was wir tun wollen. Musik zu machen muss echt sein, es muss sich
gut anfühlen. Man sollte nicht zuviel darüber nachdenken, sich keine Sorgen über irgendeine Formel machen müssen, nach der das Geschäft läuft. Man sollte sich um den wahren Kern kümmern. Wir sind eine Band, die Inspiration braucht, um eine Band bleiben zu wollen. Weil wir es nicht um des Geldes Willen machen. Wir denken nicht: „Oh Gott, wir müssen eine Tour machen, um nicht zu verhungern!“ Wir haben unglaublich viel Glück gehabt, sind seit 30 Jahren zusammen und in der Lage, ein gutes Leben zu führen. Ich habe Kinder, ein Zuhause, Autos und damit die gleiche Verantwortung wie jeder andere auch. Ich habe offensichtlich sehr hart dafür gearbeitet, mein Leben geniessen zu können. Und nun, da ich genug Geld verdient habe, brauche ich mich nicht mehr darum zu kümmern und kann Entscheidungen anders fällen. Es gab Gerüchte über einen Mötley Crüe Film. Ja, wir haben da eine Menge Möglichkeiten durchgespielt. Ursprünglich waren wir mit Paramount und MTV Films im Geschäft. Das war nicht gut. MTV ist durch eine grosse Umstrukturierung gegangen, in der sie sich von einem Musiksender zu einem Reality TV Sender
Ich mochte Kiss sehr, als ich noch ein Kind war. Das Beste an Kiss sind ihre Songs. Ich hatte ein Poster von ihnen an der Wand. Kiss und die New York Dolls, die frühen Aerosmith, Slade und Sweet waren damals diese ganzen exotischen Bands, die ich als Kind sehr mochte. Ich konnte sie nicht live sehen, weil wir damals in einer Kleinstadt lebten, in der keine Shows veranstaltet wurden. Kiss sah ich zum ersten Mal, als ich mit meiner Mutter nach Seattle umzog. Ich dachte damals: „Wow, das ist geil!“ und war total beeindruckt. Dann hatte ich meine eigene Band und liess mich von all diesen grossartigen Künstlern beeinflussen. Später kamen Punkrock und Heavy Metal dazu. Das war eine tolle Zeit und heute, nach all diesen Jahren, kann ich mit meinen Vorbildern als Co-Headliner touren! Kiss und Mötley Crüe sind zwei Bands, bei denen es um eine grossartige Performance und gute Songs geht. Ich freue mich darauf, ein Teil davon zu sein. Du magst Elton John, der ja nicht unbedingt ein Musiker ist, den man mit dir verbinden oder als Mötley Crüe Fan hören würde. Ja, und ich verstehe überhaupt nicht, warum das so ist, denn Elton John ist
“Elton John ist einer der grössten Rockstars aller Zeiten” gewandelt haben. Sie fanden es auf einmal verächtlich, Videos zu spielen oder Musiker zu unterstützen. Wir wollten aber eine Firma, die unsere Story glaubhaft machen kann. Wir konnten uns glücklicherweise aus diesem Vertrag mit MTV Films und Paramount befreien und können nun selber kontrollieren, was mit dem Film passiert. Der bestimmt mit Spannung erwartet wird. Ihr geht im August mit Kiss in Amerika auf Tour. Welchen Stellenwert hat das für dich?
einer der grössten Rockstars aller Zeiten! Er ist auf der gleichen Liste wie Queen oder David Bowie. Elton John ist die Essenz des 70er Jahre Entertainments und Songwritings. Er ist einer der Besten. Wenn du kein Album von ihm hast, kauf dir „Goodbye Yellow Brick Road“ und dein Leben wird sich für immer verändern. Es ist das Album, was für die Beatles „Sgt. Pepper's“ war. Neulich lief im Fernsehen ein Originalauftritt von den Faces, „Maggie
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May“. Dieser Song ist mit einem von euren verbunden. Nun, im Grunde habe ich mir etwas davon für unseren Song „Don't Go Away Mad“ geliehen. Lustig daran ist, dass Cee-Lo Greens Hit „Fuck You“ haargenau gleich klingt. Wenn wir „Don't Go Away Mad“ spielen, bauen wir in der Mitte immer Cee-Los Version mit ein. Wir müssen noch nicht mal die Akkorde ändern. (lacht) Und das ist das gleiche mit „Maggie May“. Neben der Musik bist du auch Fotograf. Es gibt viele sehr gute Bilder von deinen Reisen um die Welt. Aber es gibt auch Bilder, die du planst und an einem Set aufgenommen werden. Diese Fotos besitzen eine bemerkenswerte Ausgewogenheit an Schönheit und Verfall. Ist das Absicht? Ich versuche immer, nach Antworten zu graben; im wahrsten Sinne des Wortes. Je länger dein Leben ist, umso mehr Fragen hast du. Das erfordert eine Menge wühlen und graben nach den Antworten. Ich habe versucht, die einzelnen Stationen zu verbinden, denen ich im Alter zwischen 5 und 25 begegnet bin. Ich wollte herausfinden, was damals passierte. Was habe ich damals gefühlt? Manchmal weißt man nicht, was man fühlt. Es gab einen Teil in mir, der herausfinden wollte, was der Unterschied zwischen der öffentlichen Meinung über Schönheit auf der einen Seite und dem Drangsalieren von Schwächeren auf der anderen Seite ist. Als Kind wurde ich Schwuchtel genannt, Spinner, Transvestit. Leute fragten mich, was mit mir nicht stimmte. Sie nannten mich einen Verlierer, der es nie zu etwas bringen würde. Als ich dann Tattoos hatte, fragten sie mich, ob ich im Zirkus wäre oder in einer Freakshow. Aber ich war die ganze Zeit nur ich selber. Ich interessierte mich für Kunst, Mode, kreative Dinge. Dann arbeitete ich an „This Is Gonna Hurt“ (2011 erschienener Fotoband von Sixx). Ich wollte darüber reden, was mir wehtat und sagen, dass ich nicht daran glaubte, was mir die anderen einredeten. Ich glaube nicht daran, was das People Magazine einem als Schönheit vorsetzt. Diese Models mögen zwar schön sein, aber ich hinterfrage das. Ich möchte zeigen, wie ich die Dinge sehe. Wenn ich ein Model nehme, das ich für genauso schön wie die Hochglanzmodels erachte, dann möchte ich, dass man darüber nachdenkt. Darum geht es in meiner Fotografie. In diesem Haufen habe ich herumgebuddelt. Mittlerweile bin ich einen Schritt weitergegangen, ähnlich wie in der Musik. Ich möchte mich von all dem Überproduzierten lösen, Schichten abstreifen. Ich fotografiere momentan hauptsächlich mit meiner 35mm Leica, sehr fokussiert, schiesse wenige Bilder, bearbeite nichts und füge nichts hinzu. Sehr einfach, wie in der Musik. An diesem Punkt befinde ich mich im Moment. Ich entdecke die Stärke der Einfachheit. In deinen Photoblog (nsixxfoto.tumblr.com) hast du folgenden Satz geschrieben: „Wenn ich sterbe, sterbe ich glücklich“. Das ist ein Satz, den sicher viele Leute gerne sagen möchten. Aus welchem Grund sagst du ihn? (überlegt lange) Weil ich Chancen wahrnehme. Und ich scheitere. Und manchmal nehme ich Chancen wahr und scheitere nicht. Ich verfüge über Lebenserfahrung. Ich möchte eine möglichst grosse Lebensqualität aus jedem Berg herausgraben. Seit meiner Kindheit war es noch nie eine gute Idee, mir zu sagen, was ich tun soll. Keine Plattenfirma kann mir vorschreiben, was ich für Musik machen soll. Kein Fan kann mir vorschreiben, was ich für
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“Sie nannten mich einen Verlierer, der es nie zu etwas bringen würde” Musik schreiben soll. Und die Medien können das auch nicht. So ist es mit allem, was ich tue. Ich folge meiner Intuition und mache möglichst reiche Erfahrungen. Wenn mein letzter Tag also kommt, hatte ich die beste Zeit, die man nur haben kann. Denn egal, ob etwas schief geht; ich habe es wenigstens versucht! Wir haben bei keinem Album unserer Karriere gesagt: „Das muss Erfolg haben!“ Wir haben nur gesagt: „Das wird grossartig!“. Manche Leute meinten dann, das wäre das übelste Album, das sie
Fotoband von Nikki Sixx: This Is Gonna Hurt: Music, Photography And Life Through The Distorted Lens Of Nikki Sixx
je gehört hätten und andere sagten, es hätte ihr Leben verändert. Als ich mit Sixx AM „The Heroin Diaries“ aufgenommen hatte, musste ich mir anhören, dass ich verrückt sei, so ein Album zu veröffentlichen. Aber auf diesem Album ist ein Song namens „Life Is Beautiful“ und der hat offenbar das Leben vieler Menschen verändert. Nur durch Scheitern findet man manchmal heraus, wie schön das Leben ist, und kann dankbar dafür sein. Das ist der Grund, warum ich diesen Satz so meine.
Flashback
In den 80ern wimmelte es in den L.A.-Clubs von aufgedonnerten Rockern, die sich Make-Upmässig und mit top-gestylten Frisuren und schrillen Outfits in direkte Schönheitskonkurrenz zu ihren weiblichen Fans begaben (und oft genug viel besser aussahen). Der Spandex- oder Hair Metal war geboren. Wer denkt, diese Zeit sei lange vorbei, kennt Steel Panther nicht. Wohl niemand hatte damit gerechnet, dass für das im März dieses Jahres angekündigte Konzert der US-Truppe ein dermassen riesiger Run auf die Tickets einsetzen würde. Vom ursprünglich gebuchten kleinen Plaza-Club musste schnell ins grössere Komplex 457 umgesiedelt werden und auch hier war die Show in kürzester Zeit ausverkauft. Und die Glücklichen, die sich einen Platz im proppenvollen Komplex ergattern konnten, erlebten ein begeisterndes Flashback in die erfolgreichsten Zeiten von Bands wie Ratt, Mötley Crüe, Cinderella oder Poison. Ein Hauptgrund für den überwältigenden Erfolg von Steel Panther ist
Fotos: Ian Keates
ihre ausgeprägte Ader zur Komik, denn sie nehmen sich in keinster Weise ernst und verbreiten eine Menge Spass, der sich auch direkt aufs Publikum überträgt. Dass sie aber keine reine Klamauk-Truppe sind, beweisen ihre beachtenswerten musikalischen Leistungen. Nun kommen sie in die nächst grössere Location nach Zürich zurück und es empfiehlt sich sehr, schnellstens Tickets zu besorgen, denn dass das Volkshaus „AUSVERKAUFT“ melden wird, dürfte nur ein Frage der Zeit sein. Und wer weiss, beim nächsten Mal ist es vielleicht das Hallenstadion.
LIVE 29. Oktober 2012 Zürich, Volkshaus
CD Hard/Heavy/Metal
GOJIRA L'Enfant Sauvage Warner
RUSH Clockwork Angels Roadrunner / Warner lg. Die kanadischen ProgRock-Giganten von Rush haben mit "Clockwork Angels" ihr nunmehr zwanzigstes Studioalbum in ihrer bereits über 40-jährigen Karriere veröffentlicht. Und wie man sich denken kann, bietet "Clockwork Angels" wiederum ganz grosses und zu weiten Teilen sogar eingängiges progressives Ohrenkino im typischen Rush-Stil. Schon der Opener "Caravan" zeigt, in welche Richtung es geht: "I can't stop thinking big…". "Caravan" fesselt den Hörer mit einem genialen Refrain, ist aber auch genügend heavy geraten. Weiter geht es auf dem ganzen Album auf durchwegs höchstem Niveau: geniale Instrumentierung und besonders ein Alex Lifeson, der durch herausragende Gitarrenläufe und -soli verzaubert. Klar, auch die Bassläufe von Geddy Lee und das Drumming von Neil Peart sind nicht von dieser Welt. Und Geddy Lee's Gesang mag zwar nicht der Allerbeste sein, doch fügt sich seine Stimme angenehm in die Instrumente ein. Der sehr abwechslungsreiche Titelsong packt den Fan mit genialen Melodien und einem fast schon epischen Aufbau. Das darauffolgende "Anarchist" kommt wieder typisch Rush daher mit wunderbaren Bassläufen und sogar mit Streichern. "Carnies" und "Halo Effect"
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sind eher unspektakulär, aber auch typisch Rush. Das folgende "Seven Cities Of Gold" basiert auf einem tollen Riff von Lifeson und lebt von den Melodiebögen. Der Hit der Scheibe ist dann der achte Song, "The Wreckers" ein wunderschön progressiver Knallersong, der sich mit Sicherheit in die Setlists von Rush einnisten wird. Gänsehaut pur! Der wesentlich sperrigere Long-Track "Headlong Flight" ist ebenfalls eine progressive Göttergabe mit allen RushIngredienzen, aber eben viel weniger eingängig. "Wish Them Well" ist dann fast etwas cheesy von der Melodie her aber nach wie vor gut. Sehr packend und abwechslungsreich kommt schliesslich der getragene Rausschmeisser "The Garden" daher. Abgerundet wird "Clockwork Angels" durch die perfekte und differenzierte Produktion (Rush mit Nick Raskulinecz) und dem schönen Artwork von Hugh Syme. Fazit: "Clockwork Angels" ist das beste Rush-Album seit "Test For Echo" aus dem Jahre 1996 und somit eine tolle Scheibe geworden. Hoffentlich kommen die drei Herren mal für eines ihrer seltenen Gigs in die Schweiz.
hug. Man muss fürwahr kein Heavy-Metal-Fan sein, um die Brillanz dieses Albums zu erkennen. Man muss Heavy Metal nicht mal mögen und sollte sich «L'Enfant Sauvage» von Gojira (ausgesprochen Goschira, altes japanisches Wort für Godzilla) trotzdem ausführlich zu Gemüte führen. Denn äusserst selten sind Progressive-Alben so dicht und vor allem so organisch wie dieses. Kein Rhythmus-, Stil- oder Stimmungswechsel wirkt konstruiert, jeder Ton hat eine zwingende innere Logik, quasi Mastodon im Quadrat, und obendrein ist das ganze Album in warmen Klängen abgemischt. Musik so kompakt wie Snakewood. Kurz: Mit ihrem fünften Album spielen sich die vier Franzosen definitiv in die Liste der Billboard-Top-Ten des Jahres.
“In Their Darkened Shrines” (aufgrund des hohen Tempos und der Aggressivität) zusammen mit bösen Vocals von Sanders sprechen. Einzelne Songs hervorzuheben ist sehr schwierig, kommt doch "At The Gate Of Sethu" sehr kompakt daher. Ich versuche es dennoch und nenne "The Fiends Who Came to Steal The Magick Of The Deceased", "Tribunal Of The Dead" (cooler Midtempo-Beginn und dann abgefahrene, rasende SoundCollagen) sowie der lange Rausschmeisser "The Chaining Of The Iniquitous" als Album-Highlights. Somit ist die Anschaffung von "At The Gate Of Sethu" für anspruchsvolle Death-Metal Fans unumgänglich. Im November/ Dezember sind Nile mit Kreator und Morbid Angel auf grosser Europa-Tour und gastieren am 18. Dezember im Komplex 457 in Zürich - dieses Date sollte sich jeder Fan härterer Sounds in den Kalender eintragen, denn zumindest Kreator befinden sich auch auf einem weiteren Höhepunkt.
MESHUGGAH Koloss Nuclear Blast / Warner
NILE At The Gate Of Sethu Nuclear Blast / Warner
lg. Schon zum siebten Mal schlagen die in South Carolina ansässigen technischen DeathMetaller um Mastermind Karl Sanders (git., v.) mit einem vollen Album zu. Das Werk heisst "At The Gate Of Sethu" und beschäftigt sich wie immer mit der ägyptischen Mythologie. Die Musik ist nach wie vor sehr technisch, mit vielen Breaks und Rhythmuswechseln (auch einige tolle Midtempoparts) durchsetzt und lebt von der Genialität der Instrumentalisten Sanders, Dallas Toler-Wade (git., bs.) und Georg Kollias (dr.). Man kann hier fast von einer Rückkehr zu den Meilensteinen “Amongst The Catacombs Of Nephren-Ka” und
lg. Wer es derb und Komplex mag, wird von Meshuggah aus Schweden bestens bedient. Die Band um Mastermind und Ausnahmegitarrist Fredrik Thordendal: Ultra-heavy, ultragroovig, ultra-abgefahren, ultraprogessiv und mit dem derben Gesang von Jens Kidman ausgestattet kommt "Koloss" daher. Die Gitarrenwände drohen über einen einzubrechen, die apokalyptischen Soli und sonstigen Klangkulissen bohren sich dem Hörer rasch durch die Grosshirnrinde und greifen das Zentrum an. Der von Drums und Bass gelegte Groove walzt alles nieder. Die beiden ersten Songs "I am Colossus" und "The Demon's Name Is Sirveillance" machen da keine Gefangenen. Meshuggah, die ganz zu Anfang ihrer Tage etwas nach Metallica geklungen haben, können nicht schlüssig einer Stilrichtung innerhalb des Metals zugeordnet werden und müssen als eigenes Phänomen betrachtet werden. Cool!
NACHTMYSTIUM Silencing Machine Century Media / EMI
lg. Was Gitarrist, Sänger und Mastermind Blake Judd mit seiner Bande von Nachtmystium ablässt, ist wie die langerwartete Rückkehr des puren und „bösen“ Black Metal nordischer Prägung. Nachdem sich die Amerikaner mit Ihren beiden letzten Alben „Assassins: Black Meddle Pt. I“ und „Addicts: Black Meddle Pt. II“ in progressiven Gefilden ausgetobt haben und damit im Underground grosse Erfolge einheimsen konnten, stellt Silencing Machine das rohe, aber immer düstere Gegenstück zu den Vorgängerscheiben dar. Der Opener „Dawn Over The Ruins Of Jersusalem“ ist durchwegs im schnellen Tempo gehalten, doch geht es mit zunehmender Albumdauer langsamer und getragener zu Werke. Nie fehlen allerdings Härte und Tiefgang. Sehr cool sind die Soli im zweitletzten Song „Give Me The Grave“. Ganz schleppend sind „And I Control You“ sowie der Schluss-Track „These Rooms In Which We Weep“. Getragen ist das ganze Album von einer dunklen Melancholie und den majestätischen Riffs von Judd, welche nicht selten an eine noch dunklere Version von Tiamat erinnern. Ganz gross und für mich bis jetzt eines der Alben des Jahres im extremen Bereich. Silencing Machine wird auch nach dem zehnten Durchgang nicht langweilig und wird manche düstere Seele bis tief in den kommenden Winter hinein begleiten.
MANTAS Death By Metal Relapse / Non Stop
Music
lg. Was 1984 die Teenagers Chuck Schuldinger (git., später Death, † 2001), Kam Lee (v., dr.) und Rick Rozz (git., beide später Death & Massacre) auf den metallischen Underground losgelassen haben, hat den extremmetallischen Underground durcheinandergewirbelt und gilt nach wie vor als einer der Grundsteine für die Entwicklung des Death Metals. Die damaligen beiden Demos Death By Metal Version 1 und 2 sowie Proberaumaufnahmen (alles aus dem Jahre 1984) sind nun erstmals auf CD offiziell erhältlich. Der Song "Evil Dead" ist sogar auf dem späteren Death-Debüt "Scream Bloody Gore" gelandet. Natürlich tönen die Aufnahmen rumpelig und sind nicht zeitgemäss, doch sind sie für Death-Metal Lunatics alter Schule dennoch ein Hörversuch wert. Musikhistorisch ist "Death By Metal" von grosser Relevanz, doch soll jeder entscheiden, ob er das auch wirklich braucht…
HOLY MOSES In The Power Of Now - 30th Anniversary
"The New Machine Of Liechenstein" (1989) und "World Chaos" (1990) gefunden. Der Hauptunterschied liegt natürlich im Sound, der im Vergleich zu den Originalen wesentlich druckvoller daherkommt, allerdings den Charme der alten Tag etwas vermissen lässt. Die beiden neuen Songs (Borderland", "Entering The Now") fügen sich nahtlos in den zeitgemässeren Sound der Band ein. So ein Album kann man machen, ist aber nicht zwingend. Hinter Bands wie den grossen drei Teutonen-Thrashern Destruction, Kreator und Sodom stehen Holy Moses ganz klar in der zweiten Reihe - die Band hat aber dennoch ihre Daseinsberechtigung als Wegbereiter harter Metal-Sounds in Deutschland und aktuell als gutklassige Thrash-Metal Band (mit leichtem Death-Metal Einschlag).
GRAVE Endless Procession Of Souls Century Media/EMI
Steamhammer/SPV
lg. Mit dieser gelungenen Zusammenstellung feiern die deutschen Thrasher von Holy Moses um Frontfrau und Aushängeschild Sabina Classen ihren dreissigsten Geburtstag - so genau nimmt man es dabei nicht mit den Jahren, denn das Gründungsjahr wird mit 1980 angegeben. Anfangs 1982 ist zumindest Sabina Classen eingestiegen, weil sie bei den Proben ihrem Freund Andy Classen nicht bloss an der Gitarre zusehen mochte. Sabina ist auch das einzige Mitglied, welches seit den Anfangstagen dabei ist und sie hat mit ihrem sehr rauen Organ den schnellen und teilweise punkig angehauchten Sound von Holy Moses geprägt. Auf "In The Power of Now" finden sich 20 Neueinspielungen von Bandklassikern aus allen Zeitperioden von Holy Moses (ausser das letzte Studioalbum "Agony Of Death" wird aussen vorgelassen) sowie zwei brandneue Stücke. Alle Bandklassiker sind berücksichtigt, am meisten Beachtung hat die Hochphase der Bands mit den Alben "Finished With The Dogs" (1987),
em. Mit Grave verhält es sich wie beim Wein: je älter, desto besser. Kompromisslos, brachial und doch voller Grooves. Das sind die Attribute der neuen Death-MetalScheibe der legendären Grave aus Schweden. „Endless Procession Of Souls“ beginnt mit einem beklemmenden Intro, das auf den Namen „Dystopia“ hört. „Amongst Marble And The Dead“ gibt dann die gnadenlose Marschrichtung an, wobei auch in den folgenden Stücken immer mal wieder Platz für ein fideles Gitarrensolo ist. Frontmann Ola Lindgren growlt sich relativ monoton durch, während Rhythmus- und Tempowechsel für die nötige Abwechslung sorgen, oder hammerharte Riffs wie bei „Flesh Epistle“ den Hörer fesseln. 45 Minuten lang wird dem DeathMetal-Anhänger klarer, roher und brutaler Sound geboten. Mit „Wind Of Chains“ ist den Nordländern das Highlight auf „Endless Porcession Of Souls“ gelungen. Es beginnt mit Kettenrasseln im Wind, geht über in ein eingängiges, schleppendes, schweres und rhythmisches Riff um dann ein rasendschneller Song zu werden, der wiederum nur durch stampfende und
Hard/Heavy/Metal CD treibende Passagen Atempausen gewährt, die sich im Gedächtnis festkrallen. Auch hier ist zur Auflockerung noch ein kurzes aber geniales Gitarrensolo platziert worden. Alles in allem klingt diese Veröffentlichung sehr präzis, aber absolut unbarmherzig. Das Quartett geht seinen Weg, unbeeindruckt von modernen Elementen oder gar überflüssigem Schnickschnack. Grave muss niemand etwas vormachen. Sie sind die alten Hasen dieses Genres und das hört man. Die zehn Tracks walzen alles platt und machen keine Gefangenen. Vom Anfang bis zum bitteren Ende, das mit dem Stück „Epos“ seinen fulminanten Schluss findet. Alle Facetten von Grave werden noch mal in über sieben Minuten komprimiert und neben dem erwähnten „Wind Of Chains“ gehört diese Nummer ganz klar zu den Perlen des Albums, getreu dem Motto „Save the best for last“. Unbestrittenermassen hat Ralph Hubert grosses Talent und ist in der Metalwelt oft verkannt worden. Meine Favoriten auf "Intersections" sind der Opener "The Cure", "Sphere Eclipse", "Memories Of Tomorrow" und der letzte Track "Prophecy". Eine verrückte Zusammenstellung, welche dem toleranten Musikfreak neue Welten erschliesst, auch wenn die Songs teilweise etwas anstrengend sind. "Intersections" muss man sich als Hörer sozusagen erarbeiten.
KREATOR Phantom Antichrist Nuclear Blast/Warner
lg. Mit ihrem nunmehr 13. regulären Studioalbum wissen die Jungs um Mastermind Mille Petrozza vollends zu überzeugen (dies eigentlich immer seit der musikalischen Rückkehr in die Thrash-Metal Vergangenheit im Jahre 2001 mit "Violent Revolution"). "Phantom Antichrist", so der Name des neuesten Geniestreiches der Essener wird wohl die gesamte Konkurrenz im Bereich des Thrash-Metals vollends erstarren lassen. Manche Riffs würden der amerikanischen Konkurrenz von Megadeth, Slayer oder Metallica bestens anstehen, kriegen doch die
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CD Hard/Heavy/Metal
KLASSIKER
SAVATAGE Hall Of The Mountain King Edel mv. Savatage, die Band um die beiden Brüder Chris (R.I.P.) und Jon Oliva, hatten in den frühen 80ern eigentlich bereits mit "Sirens", "The Dungeons Are Calling" und vor allem "Power Of The Night" absolute Meilensteine des puren Heavy Metal veröffentlicht. Danach folgte, vermutlich auf Drängen des Major-Labels Atlantic, die relativ kommerzielle und schwächere Scheibe "Fight For The Rock", welche viele Fans enttäuschte und auch in Sachen Verkäufe klar floppte. Savatage standen vor dem Aus. Doch dann tat sich die Band mit Produzent Paul O'Neill zusammen, was die Zukunft von Savatage noch enorm prägen sollte. Visionär Paul O'Neill war die perfekte Ergänzung zu den Oliva Brüdern und brachte die Band umgehend wieder in die richtige Spur. 1987 kehrten Savatage mit "Hall Of The Mountain King" zurück und veröffentlichten mit einem Donnerschlag eines der besten Heavy Metal Alben aller Zeiten. Für dieses perfekt produzierte Album gehen mir leider schnell die Superlativen aus, denn "Hall Of The Mountain King" bietet einfach alles was sich ein Heavy Metal Fan nur wünschen kann ! Schnelle, grandios inszenierte Brecher ("White Witch"), düstere Riffmonster gespickt mit unglaublichen Soli ("24 Hrs. Ago"), Hymnen aus purem Stahl ("Legions", "Devastation"), atmosphärische mit viel Melodie und messerscharfen Riffs veredelte Kracher ("Beyond The
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genannten Acts mittlerweile kein so hohes Qualitätslevel wie Kreator hin. Schon mit dem Titelsong geht es unglaublich los mit genügend Härte und dennoch viel Abwechslung. Die verschiedenen Instrumente können gut voneinander unterschieden werden und Sami-Yli-Sirniö glänzt mit hervorragenden Gitarrensoli. Weitere Highlights sind "From Flood Into Fire" oder auch der leicht progressive Song „The Few, The Proud, The Broken“. Die Riffs, Harmonien und Gitarrenläufe sind auf dem ganzen Album schlicht und einfach genial und man hört auch, dass Bands wie Iron Maiden und Judas Priest Pate standen. Und Milles Vocals bürgen nach wie vor für genügend Aggression, untermauert von der immer soliden Rhythmusabteilung mit Speesy (bs.) und Ventor (dr.). Phantom Antichrist" ist eines der besten Releases von 2012 und das beste Thrash-Metal-Album seit "Ironbound" von Overkill und der letzten Scheibe von Heathen. Ein Pflichtkauf!
Band spielt auf hohem Niveau (Bassist Andreas Lagios ist ausserdem noch bei Rotting Christ unterwegs), stellt sich die Frage, weshalb Nightstalker bislang noch nicht die breite Aufmerksamkeit erhielten, die sie verdienen. Mit „Dead Rock Commandos“ sollte das nun aber auf jeden Fall gelingen. Und alle „Unwissenden“, die auf fetten und heavy Rock stehen (um nicht den Begriff Stoner zu verwenden), sollen sich dringendst schlau machen und Nighstalker entdecken. Fans von Monster Magnet sowieso.
MAGNUM On The 13thDay SPV
NIGHTSTALKER Doors Of The Dark", "The Price You Pay") und sogar eine extrem eingängige Halbballade mit Hitpotential ("Strange Wings" mit Ray Gillian als Gastsänger). Über all dem thront der majestätische, wahnwitzige, unglaubliche Titeltrack, welcher die technische Brillanz mit meterdicker Gänsehaut, endloser Energie, purer Leidenschaft und unfassbarer Power verbindet. Das mit dem bedrohlich wie genialen "Prelude To Madness" eingeleitete "Hall Of The Mountain King" ist ein Lehrstück für perfekten Heavy Metal und für mich einer der 10 besten Metalsongs, die je geschrieben wurden. Allein der Gesang in dem Song ist nicht von dieser Welt und an Wahnsinn wie Perfektion nicht zu übertreffen. Die Gitarrenleads- und Soli von Chris Oliva lassen den Hörer ebenfalls sprachlos werden. Savatage hätten mit diesem Album eigentlich umgehend zu Bands wie Iron Maiden oder Judas Priest aufschliessen sollen, was natürlich nicht geschah (ähnlich gute Bands wie Metal Church, Virgin Steele oder Crimson Glory ereilte das gleiche Schicksal). Was bleibt ist dieser Klassiker für die Ewigkeit, der jeder echte Metalfan bis heute immer und immer wieder begeistert auflegt. Madness reigns !
Dead Rock Commando Smallstone Records
hh. Die Griechen legen ihr 6. Album vor und, um es vorwegzunehmen, überzeugen auf breiter Front. Nightstalker werden zwar unter Stoner Rock schubladisiert, und so falsch ist das auch nicht, aber die Gruppe selbst will nichts davon wissen: „Vor 10 Jahren hat die Presse uns unter Grunge eingeordnet, heute sagen sie, es ist Stoner und in ein paar Jahren, wenn wir dann noch da sind, haben sie wieder was anderes. Wen interessiert das? Wir machen einfach Rock.“ Nun gut, wenns Rock ist, ist er verdammt heavy und hat seine Wurzeln ganz tief in den 70ern. Dazu packen die Boys aus Athen jedoch durchaus moderne Attribute und vor allem gute Vocal-Lines, die sich qualitativ wohltuend vom meisten, was sich in diesem Genre tummelt, abheben. Auch die hypnotischen Riffs und die Unisono-Lead-Bass-Lines bleiben schon nach erstem Hören im Ohr hängen und nutzen sich auch nach mehrmaligem Hören nicht ab. Das Songwriting ist also überdurchschnittlich gut, die
mv. Freunde grossartiger, leidenschaftlicher Rockmusik können jubeln. Seit sich die britischen Urgesteine Magnum 2002 wieder zusammen gerauft haben, gibt es immer regelmässiger ein Hammeralbum nach dem anderen zu bestaunen. So bringen Magnum nach dem phantastischen "The Visitation" Album von 2011 jetzt bereits wieder ein neues Album raus. Und die Qualität nimmt dabei nicht ab, im Gegenteil die Band um Kreativkopf Tony Clarkin und Sänger Bob Catley scheint in kreativer Hinsicht geradezu vor Ideen und umwerfenden Melodien zu sprudeln. "On The 13th Day" heisst das neue Wunderwerk von Magnum (das 18. Studioalbum ihrer langen Karriere !) und präsentiert wie erhofft einen bunten Reigen an sehr melodischen Hits, atmosphärischen und verträumten Stimmungen sowie bombastischem kraftvollen Hard Rock. Magnum bleiben ihren Trademarks zu 100% treu und es ist fast schon schwierig, bei diesem Album Anspieltipps herauszusuchen. Schwachpunkte gibt es nicht, jeder Song ist ein Volltreffer. Erwähnt werden sollte aber sicher die Vorab-Single "So Let It Rain", welche eine unglaubliche Hookline hat. Ein echter Superhit. Besser geht's nicht und der Song alleine rechtfertigt schon den Kauf des Albums. "See How They Fall", "Shadow Town", "Blood Red Laughter" oder "On The 13Th Day" sind weitere Highlights und zukünftige Live-
Hard/Heavy/Metal CD Smasher. Abgerundet wird dieses super Album erneut von einem tollen Artwork von Fantasy-Altmeister Rodney Matthews (Asia, Nazareth). Absoluter Pflichtkauf für alle Hardrock- und Melodic Metal-Fans, für Magnum-Fans sowieso. Thumbs up !
MILLION $ RELOAD A Sinners Saint Frontiers/MV
hh. Es hat fünf lange Jahre gedauert, bis die Belfast-Rocker wieder ein Brikett in den Ofen schieben. Nach dem wirklich scharfen Debüt „Anthems Of A Degeneration“ war die Spannung gross, ob das Quintett an die Klasse des Erstlings würde anknüpfen können. Sie Können! „A Sinners Saint“ ist die logische Fortsetzung, M$R präsentieren auch auf dem Output dreckigen High-Energy-Hardrock, dominiert von Phil Conalane's grandioser Stimme, die geradezu prädestiniert für diesen Sound ist und an Bon Scott erinnert. Wie auch AC/DC ohnehin in praktisch allen Songs unüberhörbar ist. Zudem zeigt Conalane ein ausgesprochen goldenes Händchen, wenn es um griffige Melodien und Hooklines geht, die sich schon beim ersten Hören nachhaltig ins Hirn fräsen. Die Band spielt tight und auf den Punkt, mit hohem Energielevel und generell haben M$R ausnahmslos gute bis sehr gute Songs auf ihr neues Album gepackt. Wer auf die Landsmänner The Answer abfährt, und sich die mit einer fetten Portion AC/DC, Buckcherry und Sleaze vorstellen kann, liegt goldrichtig. Allerbestes Ohrenfutter für jeden Hardrock-Fan, macht Spass und fährt in die Knochen. Gerne mehr davon!
VOODOO HIGHWAY Broken Uncle's Inn Rock N Growl hh. Ein Hammer-Album für jeden, der auf Classic Rock Marke Deep Purple, Atomic Rooster steht. Die italienische Truppe legt mit ihrem Debüt (es gab schon eine EP) ein unglaubliches Brett vor, mit allem was dazugehört: Klasse Songs und hohe spielerische Qualität. In ihrer Heimat haben sie sich bereits allerbestens in Szene gesetzt, der Rest von
(zumindest) Europa dürfte nun folgen. Mit Federico di Marco hat die Band einen herausragenden Sänger, der sowohl giftig und aggressiv shoutet, in den richtigen Momenten und passenden Songs jedoch auch seine gefühlvolle Seiten hören lässt. Zudem beweist der Mann ein goldenes Händchen bei seinen Hooklines, die auch in grossen Stadien ihre Klasse nicht verlieren dürften und die Massen zum Mitsingen verleiten werden. Dominantes jedoch nicht aufdringliches Instrument auf dem Voodoo Highway ist die Hammond Orgel, die in bester Jon Lord Tradition für einen satten Teppich sorgt, auf dem sich die Band austoben kann. Aber auch Alessandro Duo's solistische Fähigkeiten auf den Tasten sind herausragend, selbst Rockfans, die nicht unbedingt zu
den grossen Keyboard-Liebhabern gehören, werden sich vor dieser Leistung ehrfürchtig verneigen. Lead-Gitarrist Matteo Bizzarri hat den Blackmore-Stil wahrscheinlich mit der Muttermilch aufgesaugt, sowohl seine Riffs wie auch seine Soli erinnern stark an den PurpleMagier. Dabei bewahrt er sich allerdings doch seinen eigenen Stil, von ideenloser Abkupferei kann man also glücklicherweise nicht sprechen. Die RhythmusSektion braucht sich hinter ihren Kollegen nicht zu verstecken und liefert ordentlich Druck und Groove. Auch die Produktion steht qualitätsmässig auf gleichem Niveau wie der spielerische Vortrag. Der Sound kommt krachend, fett und mit mächtig Druck aus den Lautsprechern. Ein Label haben Voodoo Highway offenbar noch nicht gefunden, was ihnen das Durchstarten erschweren wird. Aber das sollte sich bei dieser Leistung für das nächste Album sicher ändern.
GREAT WHITE Elation Frontiers Records/MV mv. Great White sind zurück. Diese Band lässt sich echt von keiner Krise aufhalten. In letzter Zeit waren das vor allem Besetzungsprobleme. Sänger und Frontmann Jack Russell ging im
Streit und es wurde viel schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen. Zurzeit läuft immer noch ein Rechtstreit um die Namensrechte. Doch Mark Kendall & Co. geben nicht auf und präsentieren mit Terry Ilous (XYZ) einen neuen Mann am Mikro und mit "Elation" ein tolles neues Album. So ist das auch am besten, lasst die Musik sprechen. Und die treu-
en Anhänger der Band können sofort beruhigt aufatmen, im Grun-de hat sich kaum etwas geändert bei Great White. Terry hat eine tolle, warme Stimme und passt wirklich sehr gut zum bluesgetränkten Hardrock der Kalifornier. Das neue Album bietet zudem wieder alle Facetten des Great White Universums, meist einfach puren Rock'n' Roll, dazu viel Blues, Hard Rock und natürlich schöne Balladen. Mit den Highlights "Promise Land", "Shotgun Willie's", "Heart Of A Man" und der unglaublich schönen, intensiven Ballade "Love Is Enough" gelingt auch das Kunststück, an die alten Klassiker anzuknüpfen. Klassealbum, das gute Laune garantiert.
DRIVER Countdown Metal Heaven/Nonstop
nicht wieder 18 Jahre auf neues Material warten. Die neue Platte der beiden Masterminds Rob Rock (u.a. Impellitteri, Warrior, Avantasia) und Roy Z (u.a. Bruce Dickinson, Rob Halford, Tribe of Gypsies) besteht aus einer Mischung aus altem ArchivMaterial und brandneuen Songs, wobei ihnen das Kunststück gelungen ist, dass man keinen Qualitätsunterschied zwischen altem und neuen Material erkennen kann. Die Highlights sind der drückende Opener "Return To The Sky", die geniale MitsingHymne "Thief In The Night", das atmosphärische "Rising Son" sowie die epische Gänsehaut-Nummer "Cry Of The Wounded". Mit "Feel The Fire" wird dann auch mal Gaspedal durchgedrückt und im Gegensatz dazu ist mit "Always On My Mind" auch noch eine wunderschöne Ballade enthalten. Der unglaublich kraftvolle Gesang von Rob Rock erstrahlt einmal mehr in vollem Glanz, egal wo der Laser aufsetzt. Dazu gibt es coole bis teils atemberaubende Gitarrensoli von Roy Z. Die Namen Rob Rock und Roy Z bürgen ja schon lange jeder für sich für grosse Qualität, zusammen liefern sie mit "Countdown" nun ein Musterbeispiel für perfekten Melodic Metal mit grosser 80er JahreSchlagseite. "Countdown" ist noch besser als das schon sehr gute Driver Debüt "Sons Of Thunder" und somit ein fetter Tipp für alle Freunde dieser Musikrichtung.
HERMAN FRANK Right In The Guts Metal Heaven/Nonstop
mv. Driver sind die Nachfolgeband des kultigen Projekt M.A.R.S. (McAlpine, Aldridge, Rock & Sarzo), welches in den 80ern das geniale "Project Driver" Album veröffentlichte. Eine zeitlose Platte, welche ich auch heute immer wieder gerne mal auflege. Der damals beteiligte Sänger Rob Rock führte später mit der Band Driver das Erbe von M.A.R.S. fort. Nach einem Demo 1990 erschien das Debüt-Album "Sons Of Thunder" allerdings erst im Jahr 2008, als schon niemand mehr damit rechnete. Zum Glück mussten wir diesmal
mv. Herman Frank ist mittlerweile sicher jedem Metalhead ein Begriff, schliesslich ist der deutsche Metal-Gitarrist nicht nur durch seine bisherigen Bands Victory und Moon'Doc berühmt geworden, sondern auch durch seinen Einstieg bei Accept, wo er bei den genialen letzten Alben kräftig mitwirkte. Zudem konnte er sich im Laufe der Zeit auch als Produzent etablieren (u.a. für grosse Namen wie Saxon
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CD Hard/Heavy/Metal oder Molly Hatchet). Mit "Right In Your Guts" folgt nun nach dem Debut "Loyal To None" (2009) auch noch ein zweites Soloalbum. Der Mann ist definitiv ein Workaholic. Im Gegensatz zum Debutalbum gibt's nun mit Rick Altzi (u.a. Thunderstone, At Vance) einen neuen Sänger zu hören, der allerdings nicht extrem anders klingt als sein Vorgänger. Nach den ersten paar Songs ist man erstmal sprachlos, da geht die Post ab als gäbe es kein Morgen. Treibender kraftvoller Metal in purster Form. Songs wie "Roaring Thunder", "Right In The Guts", "So They Run" oder "Lights Are Out" erinnern des öfteren an die genialen Thunderhead. Auf der anderen Seite gibt's aber auch ein paar melodischere Sachen wie "Falling To Pieces" oder "King's Call", welche auch auf einem Axel Rudi Pell Album eine starke Figur abgeben würden. Victory und Accept sind natürlich auch immer wieder rauszuhören und mit "Starlight" gibt's auch noch einen Schlenker in Richtung Running Wild. Die meisten Tracks sind aber die totale Power, voll in die Fresse. Bei 13 Songs haben sich leider auch ein paar Durchhänger eingeschlichen (z.B. der 08/15 Stampfer "RaiseYour Hand"), alles in allem aber ist "Right In The Guts" eine echt geile Metalplatte geworden die jedem Fan der genannten Bands nur empfohlen werden kann.
paar letzten Alben wieder einen Zacken an Melodie zugelegt und die beiden Gitarristen (Peterson, Skolnick) setzen mit sehr tollen Soli und genialem Riffing immer wieder Duftmarken. Sehr cool sind die Songs, in welchen Chuck auch melodisch singt, wie "Native Blood", "Man Kills Mankind" (könnte glatt auf "Practice What You Preach" stehen) oder "A Day In The Death". Spass macht auch der abwechslungsreiche Titelsong "Dark Roots of Earth", Sogar balladeske Töne werden im Killersong "The Cold Embrace" angeschlagen und erinnern so an alte Klassiker wie "The Ballad" oder "The Legacy". Und auch "Last Stand For Independence" ist zum Abschluss ein typischer Testament-Hit mit Stakkato-Riffing geworden. Die Produktion von Andy Sneap ist brutal und zeitgemäss aber zum Glück nicht allzu modern da passt also auch alles. Zusammen mit "Phantom Antichrist" von Kreator setzen Testament in Sachen Thrash-Metal für das Jahr 2012 die Messlatte verdammt hoch an und zeigen allen Jungspunden, dass die alten Meister nach wie vor kaum zu überholen sind. Die kleinen Kritikpunkte sind nichts als Jammer auf sehr hohem Niveau. Die drei Bonustracks der Erstedition (Coverversion von Iron Maiden, Scorpions und Queen) sollen es auch in sich haben, lagen aber für dieses Review leider nicht vor.
TESTAMENT
KILL DEVIL HILL
Dark Roots Of Earth Nuclear Blast / Warner
lg. Nach gut vier Jahren Wartezeit ist es nun da, das insgesamt zehnte Album der legendären Bay Area-Thrasher. "Dark Roots of Earth", so der Name dieses Meisterwerks, überzeugt fast auf der ganzen Linie und vereint die verschiedenen Trademarks, welche Testament im Laufe ihrer Albumveröffentlichungen seit 1987 verarbeitet haben. Einziger Wermutstropfen sind die teilweise Death-Metal-artigen Vocals von Chuck Billy und sehr schnelle Blastbeats bei gewissen Songs ("True American Hate", "Native Blood"). Im Allgemeinen haben Testament im Vergleich zu den
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Kill Devil Hill Steamhammer / SPV
lg. Wenn Vinnie Appice (exDrummer von Black Sabbath, Dio und Heaven & Hell) ruft, dann sind seine Fans nicht weit. Ein solcher ist der frühere Bassist von Pantera, Rex Brown (jetzt bei Down). Kill Devil Hill, so der Name dieser Kollaboration, bietet groovigen und kernigen Hard Rock/Heavy Metal, dem man ein paar moderne Einsprengsel nicht absprechen kann. Als Pate standen da wohl Black Sabbath, Led Zeppelin und Alice In Chains. Am ehesten kann da ein Vergleich mit den Soloscheiben des Black Sabbath Gitarristen Tony Iommi gezogen werden. Die Leistung
aller Musiker auf der Scheibe ist einwandfrei (druckvoller Gesang und ordentlich bratende Gitarren) und die Produktion sehr gut. Kill Devil Hill bieten somit ein gutes, wenn auch nicht aufsehenerregendes Album.
ECLIPSE Bleed & Scream Frontiers Records / MV
mv. Die schwedischen Hard Rocker Eclipse kehren mit ihrem vierten Album "Bleed & Scream" druckvoller und kräftiger denn je zurück. Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt und doch etwas überrascht, wie eingängig und zugleich heavy das Album geworden ist. Die Band um Songwriter und Multitalent Erik Martensson (Gesang, Gitarre und Bass, u.a. auch für W.E.T. oder Giant tätig) bietet auf "Bleed & Scream" sozusagen eine Hitsingle nach der anderen, wobei vor allem der Titeltrack, "Wake Me Up", "S.O.S." und "A Bitter Taste" herausstechen. Druckvolle Riffs fehlen aber trotz der vielen Mitsing-Refrains niemals, die Balance zwischen Härte und Melodie wurde perfekt gefunden. So erinnern Eclipse des öfteren an die genialen Pretty Maids ("Ain't Dead Yet" oder "Take Back The Fear" könnten als Beispiel problemlos auf dem letzten Album der Dänen stehen). Die Produktion des Albums ist glasklar, warm und sehr druckvoll, perfekt für diese Art von Musik. Hervorheben möchte ich auch noch den fantastischen Gesang von Erik Martensson, welcher sich vor Grössen wie Jeff Scott Soto längst nicht mehr verstecken muss. Wer auf frischen, spielfreudigen Melodic Metal steht, muss das neue Eclipse Album sofort auf dem Einkaufszettel notieren.
MILITIA Strength And Honour Eigenvertrieb lg. 1985 haben die Texaner von Militia mit der EP "The Sybling" eine der grössten Raritäten der Metal-Geschichte veröffentlicht genau hundert Stück sind davon gepresst worden. Vor drei Jahren haben sich die ProgressivePower-Metaller ein Herz
genommen und alle alten Songs inklusive Demo-Tracks auf einer Compliation namens "Released" veröffentlicht (auch als toll aufgemachte LP erhältlich). Nun liegt ein brandneues Album namens "Strength And Honour" vor und somit die ersten neuen Songs seit 25 Jahren. Wenn auch Sound und Produktion ziemlich mies sind (insbesondere der Schlagzeugsound), lassen die Songs jeden Kenner des TexasMetals sofort einen Freudentanz veranstalten. Mit wahnsinnigen Gitarrenriffs und soli, abrupten Rhythmuswechseln sowie sehr hellen und spitzen Vocals mit geilen Gesangslinien (Mike Soliz, ex-Watchtower) sind alle
Trademarks des legendären Texasmetals enthalten. Man höre da nur "A Call To Arms", "The Judas Dream" oder auch "Onslaught". Pate standen hier offensichtlich Helstar zu "Remnants Of War"-Zeiten. Zu beziehen ist diese super CD über die MySpace-Page von Militia: www.myspace.com/militiatexas
HOUR OF 13 333 Earache/Nonstop
nl. Ihrer offensichtlichen Vorliebe für Old-School-Riffing und Retrosound à la Black Sabbath, Ozzy Osbourne, Pentagram oder Witchfinder General bleiben die Herren Davis und Swanson auch auf ihrem mittlerweile dritten Album treu. Damit ist die Marschrichtung schon vorgegeben, und wer mit zuvor genannten Bands nichts anfangen kann, muss gar nicht erst weiterlesen. Die textliche Ausrichtung der im Moment geradezu florierenden okkulten Thematik auf «333»
Hard/Heavy/Metal CD übrigens ein nicht gerade origineller Albumtitel schliesst ebenso nahtlos an das Vorgängeralbum an. Ihre besten Momente haben HOUR OF 13 aber in Songs wie «Rite Of Samhain», wo ihre Heavy-Metal-Einflüsse sehr deutlich zu tragen kommen. Denn wo der Vorgänger «The Ritualist» auch bei den doomigeren Songs zu begeistern wusste, schleicht sich auf dem aktuellen Longplayer leider bereits nach dem zweiten Track eine gewisse Langeweile ein das Songwriting ähnelt sich sowohl von den Riffs als auch vom Aufbau her zu sehr. Teilweise zeigt sich zudem die Limitiertheit von Multiinstrumentalist Chad Davis, besonders an den Drums, und auch Phil Swansons an sich coole Stimme wirkt auf Dauer etwas zu einförmig. «333» kommt nie so richtig in die Gänge und bleibt relativ statisch und farblos. Fazit: Ein Durchschnittsalbum nicht mehr, aber auch nicht weniger.
HELSTAR 30 Years Of Hel AFM / Musikvertrieb lg. Die Texaner von Helstar gelten als wegweisende Band des sogenannten Texas-Metals: ver-
trackter, relativ harter PowerMetal teilweise an der Grenze zum Thrash. Helstar aus Houston hat in den 80er Jahren nach dem netten Debut "Burning Star" (mit einem sehr üblen aber legendären Cover) mit "Remnants Of War", "A Distant Thunder" und "Nosferatu" drei grosse und stilprägende Klassiker veröffentlicht. Danach ging es bergab und die Band lag auch einige Jahre auf Eis richtig los ging es dann wieder im Jahre 2007 und es folgten sogar zwei gute, wenn auch nicht überragende Studioalben (2008: "The King Of Hell", 2010: "Glory Of Chaos"). Hauptmerkmale des Sounds sind die geniale Stimme des selbsternannten "Mexican-Dio" James Rivera und die sägenden Gitarren. Nun werden auch Helstar 30 Jahre alt und feiern sich selbst
Inserat MV Napalm
und das mit einer tollen 2 CD (die DVD liegt zur Rezension leider nicht vor) ihres Jubi-läumsgigs vom 24. März 2012 in Houston/TX. Die Songauswahl kann sich sehen lassen (alle Alben inklusive "Good Day To Die" vom 95er-Tiefpunkt "Multip-les Of Black", der Sound ist grad so OK (für meinen Geschmack sind die Gitarren etwas mat-schig und das Schlagzeug zu laut). Für Fans sicher cool.
BARONESS Yellow & Green Relapse / Non Stop Music lg. Baroness legen nach dem" Red Album" und dem "Blue Record" mit
"Yellow & Green" ihr drittes fulllength Album nach und bleiben somit ganz Seventies-Like im Farbenspektrum aktiv. Die der-zeit
sehr angesagte amerikanische Band hat mit "Yellow & Green" ein Doppel-Album mit 18 Songs veröffentlicht. So umwerfend intellektuell und progressiv, wie von gewissen Medien abgefeiert, sind Baroness nun auch wieder nicht, doch bieten sie sehr coolen Rock, der nicht allzu weit von den Seelenverwandten Coheed And Cambria und Mastodon angesiedelt werden kann. Baroness reichern ihren Sound, der im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben wesentlich weniger metallisch klingt, mit Stoner-Rock, psychedelischen und Folk-Elementen an. Sehr erfreulich ist die warme Produktion (Retro, aber auf höchstem Niveau und dennoch sehr differenziert), die sicherlich auf Vinyl vollends zur Geltung kommt. "Yellow & Green" ist ein tolles Album geworden mit viel mehr Licht als Schatten und wird dem toleranten Rockfreund, der sich genügend Aufwärmzeit gibt, grosse Freude bereiten. "Yellow" ist etwas zugänglicher (Songs Nummer zwei und drei, "Take My Bones Away" und "March To The Sea" sind wirklich sehr stark) und tönt auf "Little Things" fast schon wie Weezer, während "Green" eine tolle und abgefahrene progressivpsychedelische wunderbare Reise darstellt.
Die finsteren Wurzeln dieser Erde Ende Juli haben die Bay-Area Thrasher von Testament ihren neuen Husarenstreich namens "Dark Roots Of Earth" veröffentlicht. Das Album überzeugt als reifes Stück Thrash-Metal mit genügend Melodie. TRACKS hatte die Gelegenheit, sich mit Gitarrist Eric Peterson, dem einzigen konstanten Mitglied von Testament und Bandgründer des Vorläufers Legacy, zu unterhalten.
lg. In den 80ern und frühen 90er Jahren gehörten Testament hinter den Big Four Metallica, Slayer, Megadeth und Anthrax und noch vor Bands wie Exodus, Overkill, Vio-Lence, Forbidden oder Heathen zur fünften Kraft des US-Thrash-Metals und konnten sich mit den Klassikern "The Legacy", "The New Order" und "Practice What You Preach" als feste Grösse etablieren. Trotz schwierigen Zeiten mit schwächeren Alben wie "Souls Of Black" oder "Ritual" und der Krebserkrankung des Sängers Chuck Billy sowie einigen Besetzungswechseln sind Testament nie von der Bildfläche verschwunden. "Ich bereue nichts, denn Testament sind immer ihren eigenen Weg gegangen und haben Rückschläge immer gut gemeistert. Auch ich brauchte einige Zeit, um 2004 nach einem komplizierten dreifachen Beinbruch in der Slowakei wieder mit von der Partie zu sein". Peterson erklärt aber den im Vergleich zu den Big Four des ThrashMetals damit, dass unser Debut „The Legacy“ um einiges verzögert erschienen ist, was uns die entscheidenden zwei Jahre gekostet haben dürfte. Es ist nicht auszudenken, wo Testament jetzt wären, wäre „The Legacy“ 1985 erschienen" so Peterson. Mit dem 2008er Album "The Formation Of Damnation" haben die alten Recken mit der Rückkehr von Alex Skolnick (g., feiert auch als Jazz-Gitarrist einige Erfolge) und Greg Christian (bs.) wieder zur alten Form zurückgefunden, ein sehr starkes Comeback abgeliefert und so richtig wieder an Fahrgeschwindigkeit zugelegt. "Wir sind froh, wieder seit ein paar Jahren mit unseren alten Kollegen Alex und Greg wieder am Start zu sein" so Peterson. "Die Formation, welche in den alten Tagen Testament ausgemacht und zusammen die grössten Erfolge gefeiert hat, ist bis auf den Schlagzeuger wieder zusammen. Das gibt ein gutes Gefühl". Bekanntlich sind nur Eric Peterson und der Sänger Chuck Billy auf allen Testament-Alben zu hören. Peterson sieht "Dark Roots Of Earth" im Vergleich zum Vorgänger als melodiöser und ausgereifter. "Die Songs sind länger und besser, es hat mehr Soli und Testament sind als Musiker auch in den letzten Jahren generell gereift". Zudem sei der Gesang von Chuck Billy viel variabler. Nach wie vor repräsentiert das neue Album zu 100% Testament, und zwar in allen Facetten. "Aggression verbunden mit einer guten Prise Melodie sind die Markenzeichen von Testament" so Peterson. "Dark Roots Of Earth", wie die beiden vorhergehenden Alben von Andy Sneap produziert, setzt sich thematisch unter anderem mit dem gemäss Maya-Kalender Ende 2012 aktuell werdenden Weltuntergangsthema auseinander. Auch wird der Hass auf Amerika im Song "True American Hate" thematisiert (Fahnenverbrennungen von US-Flaggen im Ländern mit USFriedensmissionen). "Dark Roots Of Earth" beinhaltet in der Extraversion zudem drei coole Coverversionen ("Powerslave" von Iron Maiden, "Dragon Attack" von Queen und "Animal Magnetism" von Scorpions), welche Songs der Helden von Testament im typischen Soundgewand des Bay-Area Fünfers kleiden. "Queen war in der Bay-Area zu unseren Jugendzeiten immer sehr angesagt" so Peterson. "Sogar Metallica haben sich ja an einer Cover-Version von Queen versucht, die sie nach wie vor live spielen" (Anm.: "Stone Cold Crazy"). Angesprochen auf die zahlreichen Besetzungswechsel auf der Position des Schlagzeugers meint Peterson, dass die jeweiligen Trennungen nie im Schlechten erfolgt sind. Der letzte Ausstieg (Paul Bostaph, Hail und ex-Slayer, ex-Exodus, ex-Forbidden) geschah ja auch aus gesundheitlichen Gründen. Mit Gene Hoglan (u.a. ex-Dark Angel, ex-Strapping Young Lad) besetzt
nun eine Koryphäe aus alten Tagen diesen Posten - er spielte ja schon das 97er Album "Demonic" mit Testament ein. Peterson konnte Gene Hoglan, der übrigens "massiv abgenommen hat und so fit wie noch nie ist", mit dem ersten Anruf überzeugen, "Dark Roots Of Earth" einzuholzen. Allerdings wird Hoglan laut Peterson nicht bei allen Gigs von Testament mit von der Partie sein: "Mark Hernandez (ex-Forbidden) wird die Drums während den europäischen Tourdates im Sommer 2012 bearbeiten". An die Clash Of The Titans Tour, als Testament im Herbst 1990 zusammen mit Megadeth, Slayer und Suicidal Tendencies Europa heimgesucht haben, erinnert sich Peterson mit grosser Freude zurück: "Es war damals eine der ersten Festivaltouren, die Fans gingen voll ab und die Bands waren alle auf dem Zenit ihres Schaffens." Die Erinnerungen an den denkwürdigen Gig damals in Bern sind bei Eric Peterson immer noch da, obwohl die ganze Tour wie eine gigantische Achterbahnfahrt war. Im Zusammenhang mit der Schweiz kommen Peterson einerseits die üblichen Klischees wie Sauberkeit, gutes Trinkwasser oder immer tolles Wetter (wie bitte???) in den Sinn, und andererseits eine kleine Anekdote: 1988 auf Tour erspäht Eric in der Nähe der Konzerthalle (wo genau, weiss er nicht mehr) "ein sehr hübsches Thrash-Metal-Chick mit schwarzen Haaren, schwarzer Lederjacke, Blue Jeans und mit einer Bierdose in der Hand angelehnt an einer Corvette". Dieses Bild hat Eric nach wie vor im Kopf - möge sich die Angesprochene doch bitte melden für ein Happy End!
Die Kraft des Suedens sp. DOWN kommen zurück nach Zürich - hell yeah! Rechtzeitig zum Release ihrer neuen EP „Down IV Part I“ (die Erste einer vierteiligen EP-Serie) beehren uns die Amis wieder in der Limmatstadt. Und gerade wer die New Orleanser noch nie live erleben konnte, der soll sich diesen 28. Oktober fett im Kalender markieren. Denn was der Fünfer um den ehemaligen PanteraFronter Phil Anselmo mit seinen C.O.C.-, Crowbar-, respektive Eye Hate God-Sidekicks Pepper Keenan, Kirk Windstein, Pat Bruders und Jimmy Bower abliefert, bewegt sich seit jeher fernab jedes SupergroupGehabes. Hier trifft unbändige Authentizität auf rohen, fetten und brachialen Südstaatenrock erster Güte. Heavy und berührend auf eine einzigartige Weise. Insbesondere dank der bewegenden, wenn auch abgefuckten Erscheinung Philip Anselmos, dessen von tragischen Erfolgen und stetigem Kampf gezeichneten Leben in jeder Note, jeder Geste und Ansage nachzufühlen ist. Sicherlich nicht unbedingt für Personen, die Southern Rock ausschliesslich mit traditionellen Bands wie Lynyrd Skynyrd oder Molly Hatchet verbinden, da möglicherweise zu heftig. Ein Muss aber für alle, die für eine Show den ungebändigten, düsteren, schmutzigen Dunst des Südens in sich aufsaugen möchten.
LIVE 28. Oktober 2012 Zürich, Komplex 457
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KORPIKLAANI
GLOWSUN
Manala
Eternal Season
Roadrunner / Warner
Napalm Records /MV
hug. Korpiklaani werden zwar in das Genre Pagan Metal eingeteilt, aber eigentlich geht es den wackeren Schnellspielern nur um eines: Party und saufen. Sind ja schliesslich Finnen. Okay: ein bisschen Mythenpflege macht auch mit, weil ja das urige Waldmanndli das Wahrzeichen der Band ist und jedes der bisher sieben Albumcover ziert. Entsprechend stellt es auch jetzt wieder irgendwelchen Unfug an. Und natürlich geht die Musik wieder voll ab: kräftiges Schlagzeug, harte Riffs, schnelle Geigen, ein Sän-ger wie Thor auf Speed, Refrains zum Mitjohlen. Die zwei, drei Tracks, die etwas langsamer und elegischer sind, nehmen wir mal so zur Kenntnis. Der Rest ist Party. Wer Dropkick Murphys und Alestorm mag, liebt Korpiklaani schon lange.
lg. Mit "Eternal Season" liegt nun nach "The Sundering" der Zweitling des nordfranzösischen Trios von Glowsun vor, welches nun bereits seit 15 Jahren aktiv ist, allerdings mit Albumveröffentlichungen ganz nach dem Motto "Gut Ding will Weile haben" vorgeht. Und das Ergebnis auf "Eternal Season" kann sich durchaus hören lassen. Die Musik von Glowsun kann als solider psychedelisch angehauchter Stoner Rock beschrieben werden, welche allerdings das Rad nicht gerade neu erfindet. Der lange Opener "Death's Face" mit seinen wabernden Gitarren wandelt sich von einem sehr melancholischen Stück zu einem waschechten Stoner. Sehr cool! Ähnlich aber doomiger ist dann "Dragon Witch". Zu sagen
ist, dass Glowsun vornehmlich instrumental agieren und dass Vocals somit eher selten auftauchen. Das tut dem Hörvergnügen keinen Abbruch, denn die Musik strotzt vor Spielfreude und kann als eine weniger metallische dafür psychedelischere Version von Karma To Burn bezeichnet werden. Tolle weitere Songs stehen auf dem Album, wie die überlangen "From The Sky" und "Sleepwalker". Abgerundet wird "Eternal Sun" von einem schönen Cover-Artwork, das aus den Tiefen der 70s stammen könnte.
AXXIS reDISCOver(ed) Phonotraxx
mv. Dies ist leider kein neues Studioalbum von Deutschland's finest Melodic Metallern Axxis. Die Band legt mit dem treffend betitelten "reDISCOver(ed)" eine
Coverscheibe vor, auf welcher diverse 70er und 80er Jahre Discohits neu interpretiert werden. Titel wie "Life Is Life" (Opus), "Owner Of A Lonely Heart“ (Yes), „Ma Baker“ (Boney M) oder "Message In A Bottle" (The Police) machen sofort klar: die Scheibe soll einfach Spass machen und jede Party in Schwung bringen. Die Interpretationen der 13 Hitsongs sind dabei meist sehr nahe am Original gehalten, klingen aber aufgrund der eigenständigen und charismatischen Stimme von Bernhard Weiss trotzdem immer klar nach Axxis. Klar ist aber ebenfalls, dass Axxis damit einmal mehr kräftig polarisieren werden. Dabei sollte eigentlich der Mut von Bernhard Weiss und seiner Band bewundert werden. Denn wer als Metalband Celine Dion's "My Heart Will Go On" covert, ist definitiv sehr mutig und kümmert sich nicht um Vorgaben oder Erwartungshaltungen der häufig engstirnigen Szene. Abgesehen davon ist die zur Power-Ballade umfunktionierte Nummer wirklich gelungen und stilistisch kaum noch von anderen Axxis PowerBalladen zu unterscheiden. Dasselbe gilt übrigens auch für Phil Collins' "Another Day In Paradise"; echt super gemacht. Hätte man jetzt noch "White
Hard/Heavy/Metal CD Wedding" von Billy Idol und "I Was Made For Loving You" von Kiss weggelassen (die wurden einfach schon zu oft gecovert) und mit anderen Songs ersetzt wäre die Scheibe perfekt. Aber auch so bleibt ein total cooles Album, das gute Laune garantiert.
DORO Under My Skin A Fine Selection Of Doro Classics AFM Records
mv. Hier handelt es sich wie man am Titel schon erkennen kann nicht um das neue Doro Album, welches im Herbst erscheinen wird, sondern um eine Compilation welche den Abschluss der Zusammenarbeit von Doro und
AFM Records darstellt. Stolze 32 Tracks enthält diese DoppelCD (plus 3 Videoclips), welche vor allem für Sammler interessant auch als limitierte Holzbox-Edition mit speziellem Inhalt erscheinen wird (ich kann leider keine Angaben dazu machen, da sie noch nicht vorliegt). Leider muss der Fan aber auf rares oder unveröffentlichtes Material verzichten, alle Songs wurden bereits schon mal irgendwo veröffentlicht. Ebenso ist es schade, dass die tolle Anfangsphase von Doro's Solokarriere aussen vor gelassen wurde (es fehlen Songs der geilen "Force Majeure", "Doro", "True At Heart" und "Angels Never Die" Alben). So gibt es auf dem Album zwar auch etliche Warlock-Klassiker zu hören, allerdings nur in der Version mit dem Classic Night Orchestra (von der "Classic Diamonds" Scheibe). Das ändert natürlich nichts an der Klasse des dargebotenen Materials. "UnderMy Skin" bietet einen schönen Überblick über die Highlights der letzten Releases von Doro und ist gespickt mit grandiosen Songs wie "Warrior Soul", "All We Are",
"Love Me In Black", "Above The Ashes" oder "Thunderspell". Die Hard-Fans der Metal Queen und Sammler werden das Teil haben wollen, Neueinsteiger können natürlich ebenfalls zugreifen und sich einen ersten Eindruck von Doro's umfangreichem Werk machen.
UPON A BURNING BODY Red.White.Green Sumerian Records Rk. Red.White.Green sind nicht nur die Farben, welche in der mexikanischen Flagge zu finden sind, es ist auch der Name des neuen Albums von Upon A Burning Body.Die Deathcore Truppe aus San Antonio, Texas bringt zwei Jahre nach ihrem Debüt den Zweitling auf den Markt. Wer sich die Trackliste der Scheibe genauer anschaut, wird sofort eine weitere Gemeinsamkeit zu San Antonio finden. Die Songs sind allesamt benannt nach Filmen des aus derselben Stadt stammenden Kultregisseurs Robert Rodriguez. Ein Aspekt, der neugierig macht. Auch ihr spezielles „Gangster“ Bühnenoutfit in Hemd und Gilet wirkt durch den
oft herrschenden Einheitsbrei in der Szene eher anders und somit frisch. Musikalisch mischen die Jungs im üblichen Topf, wie viele Bands aus diesem Genre. Trotzdem gibt es sehr wohl einige gute Ideen und Akzente sowie gelungene Gitarrenparts die sich von anderen Bands abheben. Besonders auffallend ist „El Mariachi“, welcher mit akustischer Gitarre mexikanische Klänge wiedergibt und somit einen Halt zum Aufatmen bietet. Zudem teilt er das Album in zwei Hälften, wobei die zweite Hälfte mit unter anderem „Desperado“, „Predators“ und „The Island Of Lost Dreams“ den besseren Teil darstellt. Der grösste Schwachpunkt liegt bei den Texten. Nebst sehr vielen „fucks“ sind diese eher oberflächlich manchmal beinahe lächerlich. Das Werk ist solide produziert und die Musiker wissen mit ihren Instrumenten umzugehen. Obwohl dies bestimmt noch nicht ihre beste Leistung ist, sind die Texaner auf dem richtigen Weg. Das Gesamtwerk macht sehr wohl Spass und ein Reinhören lohnt sich auf jeden Fall.
BLUE MONDAY
Das Blues-Mekka im Kofmehl
Vor genau einem Jahr ging im Kofmehl, Solothurn der erste Blue Monday über die Bühne. Eine neue Veranstaltungsreihe, die dem Blues und dem Bluesrock in all seinen Schattierungen gewidmet ist. Das Besondere daran, es findet jeweils an einem Montag statt und das Erstaunliche: Es funktioniert! hh. Neben der grossen Halle gibt es im Solothurner Kofmehl die „Raumbar“, ein intimer Club, der ca. 200 Besuchern Platz bietet. Ausgerüstet ist das „Mini-Kofmehl“ allerdings wie ein „Grosses“ mit Bühne, Licht, P.A. und einer gut bestückten Bar. Um das Geschehen hier auch unter der Woche mehr zu aktivieren, wandten sich die Kofmehl-Betreiber an Phipu, den Chef der Hardcore Bluesband. Und der hatte gleich die passende Idee auf Lager: Ein Bluesclub, der an jedem dritten Montag im Monat seine Pforten öffnet und neben einer festen Hausband, dem Monday Blues Express (bestehend aus Tom Marcozzi (Guit, Vox), Housi Kiener (Bass), Philip Lüdi (Keys), Lukas Zürcher (Drum)), jeweils ausgesuchte Gäste aus der Schweizer Blues-/Bluesrockszene präsentiert. „Wichtig war mir dabei, dass es sich nicht um diese normalen Jam-Sessions dreht, die für die Musiker zwar lustig sind, für das Publikum auf Dauer aber meist todlangweilig werden“, erklärt Phipu, „deshalb vereinbaren wir mit den Gästen einige Songs im Voraus, die dann zusammen mit unserer Hausband an den Blue Mondays gespielt werden.“ Diese strukturierte Programmation kommt beim Publikum bestens an, denn es muss nicht stundenlange Solo-Exkursionen der Gastmusiker über sich ergehen lassen. Und so sind mittlerweile regelmässig knapp 100 Bluesfreunde begeisterte „Blue Monday @ Kofmehl“ Besucher, und jedes Mal kommen einige mehr dazu. Bei den günstigen Eintrittspreisen ist an ein grosses Geschäft nicht zu denken, aber das sollte auch nie der Beweggrund sein. Phipu: „Der Plan war und ist, die Bluesszene enger zusammenzubringen und den Bluesfans ein gutes und attraktives Programm zu bieten. Die Organisation erfordert zwar einen relativ grossen Aufwand und Idealismus, wir machen das aber gern.“ Bislang waren als Gäste u.a. Schöre von Span, Mark Elliott
MONDAY BLUES EXPRESS:Tom Marcozzi, Housi Kiener, Philip Lüdi
von The Force, Jim Bows von Chickenhouse und Isabelle Loosli von Sweet November dabei, sowie die Status Quo Tribute Band Piledriver. In Zukunft soll das Konzept auch auf internationale Musiker ausgeweitet werden, mit dem New Yorker Gitarristen Stevie Cochran und den Holländern King Mo stehen bereits die ersten internationalen Gäste fest. Alle Infos und News zum Blue Monday sind auf www.bluemonday.ch zu erfahren. (Fotos: Rockpearl+Bluesdrop)
PHIPU GERBER, Blue Monday Initiant, greift auch gern in die Saiten
Die Gitarrenarmee: Tom Marcozzi, Piledriver’s Martin Eyer und André Wunderlin, Phipu
Basel bebt
In Basel gibt es einen neuen Live-Club. Angesiedelt in bester Lage, mitten in der Stadt (Querfeld, Gundeli-Quartier), veranstaltet dort Ron Sternlicht zweimal pro Monat Rock- und Blueskonzerte mit Schweizer- und internationalen Acts. hh. Ron Sternlicht ist eine bekannte Grösse in der Basler Musikszene. Seit Jahren veranstaltet der Musikliebhaber (und Drummer) aus Idealismus Konzerte in der Rheinstadt, früher in der Jägerhalle, seit kurzem ist er in den Schützen, Münchenstein umgezogen. Für bekanntere Bands ist der Schützen mit einem Platzangebot von ca. 100 Leuten allerdings zu
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klein. Und als sich die Gelegenheit bot, die Eventhalle auf dem Gundeldinger Querfeld-Areal für Konzerte zu nutzen, musste Ron nicht lange überlegen. Denn mit einem Platzangebot für 400-500 Leute und einer guten, professionellen Infrastruktur (bereits ausgerüstet mit Bühne, P.A., Licht) kann er nun auch bekanntere Acts nach Basel holen. Und
Die Frauen-Doom-Band shEver bewegt sich seit Jahren auf internationalem Parkett. Nicht nur das Publikum, auch namhafte Bands aus dem Ausland schwören unterdessen auf das Quartett mit Domizil in Lotzwil – nur logisch, dass shEver für ihr neues Album «Rituals» bei einem internationalen Label unterschrieben haben. leh. Es ist soweit. Nach Jahren der Alleingänge haben sich shEver endlich in die Hände eines Labels gegeben. Total Rust heisst die Plattenfirma, die das neue Album der vier Schweizerinnen veröffentlicht hat. Und sie stammt kurioserweise aus Israel. «Ja, aus Jerusalem», sagt Bassistin Nadine. «Total Rust wollte schon unser letztes Album herausbringen, doch wir beschlossen, es auf eigene Faust zu versuchen.» Für den Nachfolger erhielt das Label aber den Zuschlag – zu Recht, hat Total Rust doch ein überzeugendes Repertoire mit Bands wie Highgate aus den USA oder Pyramido aus Schweden vorzuweisen und in der Szene einen entsprechenden Ruf. In seiner Obhut dürften shEver nun die Beachtung finden, die ihnen eigentlich schon lange zusteht. Die ersten Reviews aus Ländern wie England oder den USA stimmen da zuversichtlich. Der Gang zu einem Label mit internationalem Namen war für shEver nicht nur logisch, sondern längst überfällig. 2004 gegründet, hatten sie sich mit ihrem hypnotisch-brachialen Black Doom oder Witch Doom, wie sie ihren Stil nennen, vor allem in Deutschland eine treue Fangemeinde erspielt. Das Quartett hatte an so bedeutenden Festivals wie dem Roadburn im holländischen Tilburg oder dem Doom Shall Rise in Göppingen gespielt und von artverwandten Bands höchste Anerkennung erhalten. Tom Fischer von Celtic Frost etwa ist ein Förderer und Freund von shEver – umgekehrt spielt Nadine auf dem Album seiner neuen Band Triptykon Violine. Und die Sängerin der amerikanischen Band Jex Thoth ist ein grosser Fan. Die beiden Bands haben schon fünf Konzerte zusammen bestritten. Ginge es nach Jex, wären shEver in diesem Jahr an der gesamten Europatournee ihrer Band als Support dabei gewesen. Zum Ärger aller konnten die vier Doom-Hexen aus terminlichen Gründen nicht mitfahren. Gleich erging es Esoteric aus England und Ahab aus Deutschland: Auch diese Bands verbindet eine Freundschaft zu shEver. Und auch
LIVE PLATTENTAUFE 22. September 2012 Olten, Coq d'Or Support: Nightslug (D) sie hätten Nadine, Alex, Jessie und Sarah in diesem Jahr gerne auf einer gemeinsamen Europatournee dabei gehabt. Der Sympathiebekundungen und Touranfragen von namhaften Bands gibt es also genug. Für das Album «Ocean Of Illusions» und die EP «A Dialogue With The Dimensions», beide im Eigenvertrieb erschienen, haben shEver 2007 respektive 2009 ausserdem sehr gute Reaktionen erhalten. Und nun hat das Quartett mit dem neuen Album «Rituals» also erstmals bei einer Plattenfirma unterschrieben – respektive bei deren zwei: Die LP-Version von «Rituals», eine wunderschöne Platte in Klappcover und rotem Vinyl, ist seit kurzem bei Svart Records aus Finnland erhältlich. Der Grundstein für einen grossen Schritt nach oben ist somit gelegt. Aber wie sehen die weiteren Pläne von shEver aus? Nadine siehts pragmatisch: «Wir müssen sehen, was jetzt wirklich passiert. Denn wir leben ja nicht von der Musik. Alle vier haben einen Beruf und ein Privatleben. Wir werden im Winter auf jeden Fall zwei neue Songs für eine Split-Vinyl mit der deutschen Band Spancer aufnehmen. Und eine kleine Tournee wäre sicher unser Ziel, ein paar europäische Länder zu besuchen, in denen wir noch nie gespielt haben – zum Beispiel Russland und Finnland…»
KING MO (NL)
JIMMY & THE RACKETS (CH)
die Besucher profitieren dabei nicht nur von einer bestens ausgerüsteten Halle mit Bar und Sitzecken im Lounge-Stil, sondern können sich gleich nebenan im Restaurant eoipso für das Konzert stärken. Ein weiteres Plus ist die verkehrsgünstige Lage. Knapp zehn Minuten dauert es zu Fuss vom Bahnhof, Trams halten direkt vor dem Areal und wer mit dem Auto kommt, findet Platz im nur 50 Meter entfernten Parkhaus. STEVIE COCHRAN (USA) Im September gehts los mit der britischen Pubrock-Legende EDDIE & THE HOTRODS und der Dr. Feelgood-Tribute Band THE DOCTORS, gefolgt von der mehrfach ausgezeichneten holländischen Blues-Formation KING MO, die zusammen mit einer der besten nationalen Bluesrock-Truppen HARDCORE BLUESBAND und den Basler THUNDERBIRD an den Start gehen. Im Oktober stehen bereits das New Yorker Bluesrock-Schwergewicht STEVIE COCHRAN und die israelischen Metaller ARALLU auf dem Programm. Und für die ältere Generation gibt es im November ein Wiedersehen mit den Rock'n'Rollern JIMMY & THE RACKETS und der Basler Kult-Truppe ERTLIF. Zwar gibt es in Basel bereits einige Live-Locations in ähnlicher Grösse wie Kaserne, Kuppel oder SUD, das dort angebotene Programm unterscheidet sich jedoch deutlich von Ron's Rockpalast, denn wer auf härteren Rock, Blues oder Metal steht, hatte bislang in der drittgrössten Stadt der Schweiz denkbar schlechte Karten. Diesem Notstand soll nun durch Ron Sternenlichts neuen Club abgeholfen werden. Weitere Informationen sind unter www.rons-rockpalast.ch zu finden.
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Von der Kette gelassen Anlässlich des sechsten regulären Albums von Emerald, liess es sich TRACKS nicht nehmen, mit Gitarrist Michael Vaucher zu plaudern und die wichtigsten aktuellen Informationen zu Emerald und dem neuen Knaller "Unleashed" einzuholen.
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lg. Schon 1995 gegründet, haben sich Emerald Zeit gelassen und erst mit den letzten drei Alben eine etwas breitere Öffentlichkeit erreicht. Hilfreich war da sicher auch der Plattenvertrag mit dem sehr guten Label Pure Steel Records (Deutschland), der half, die Band im Underground zu etablieren. Mit "Unleashed" wird die Erfolgswelle der sympathischen Band hoffentlich weitergehen. Bemerkenswert ist mit Bezug auf das neue Album, dass es Emerald erstmals gelungen ist, ein Album mit dem gleichen Line-Up wie beim Vorgänger einzuspielen. Auch sind nun Sänger Thomas Winkler und Gitarrist Manuel Werro voll im Songwriting integriert und bilden eine ideale Ergänzung zu Vaucher, Adriano Troiano (bs.) und Thomas Vaucher (key.). Sehr erfreulich sind auch die Forschritte des stimmlich sehr variablen "neuen" Sängers Thomas Winkler, der zum zweiten Mal mit dabei ist und für "Unleashed" die Gesangslinien geschrieben hat. Nachdem mit dem letzten Album und dem neuen Line-Up der Emerald-Stahl neu geschmiedet wurde ("Re-Forged") sind Emerald mit "Unleashed" wie ein Rudel Bluthunde so richtig von der Kette gelassen und wollen es wissen. Das Album tönt abwechslungsreich aber dennoch kompakt: Rifflastiger US-Metal trifft auf melodiösere EuroMetal Songs mit tollen Keyboard-Parts. Es scheint im Hause Emerald nun zu einer Tradition zu verkommen, dass ein Song ("Eye Of The Serpent") von einem Gastsänger eingesungen wird. Diesmal ist, so Vaucher, der Amerikaner George Call (Aska, ex-Omen) zu hören, nachdem auf "Re-Forged" Sean Peck (Cage) mit von der Partie gewesen ist. Für das nächste Album wünscht sich Vaucher einen Beitrag von James Rivera (Helstar, Malice, ex Vicious Rumors etc.), den er auf der kommenden Tour im September gleich anhauen wird. Es handelt sich hierbei um reine Spassaktionen mit persönlichen Freunden der Band. Mit der Tour erfüllen sich Emerald einen Traum, denn die legendären Texaner von Helstar geniessen im Underground einen sehr guten Ruf und haben mit den Alben "Nosferatu", "A Distant Thunder" und "Remnants of War" Meilensteine des komplexen US-Metals geschaffen. Auf die Texte angesprochen meint Vaucher, dass sich durch "Unleashed" kein roter Faden zieht, da jeder Songwriter innerhalb der Band auch textet. Von Vaucher stammen die Texte zu "Ancient Mystery" (da geht es um ungelöste Rätsel der Erde), "Eye Of The Serpent" (der Kampf des Guten gegen
das Böse) sowie "F.T.W.", was für "Follow The Money" steht und wohl keiner weiteren Erklärung bedarf. Emerald haben sich nach dem gleichnamigen Song von Thin Lizzy (zu finden auf dem Klassiker "Jailbreak" aus dem Jahre 1976) benannt. Auf die Frage angesprochen, ob Emerald (Schweiz) oftmals mit den holländischen Emerald verwechselt werden, meint Vaucher, dass das hin und wieder passiert, doch die Holländer sind nicht mehr so aktiv. Vaucher hat bei der Namenssuche nichts von den holländischen Emerald gewusst. Nach den bisherigen Highlights während der schon recht langen Karriere von Emerald gefragt, nennt Vaucher den Release der ersten CD ("Rebels Of Our Time" 1999), dann der erste Plattenvertrag mit Shark Records im 2002, die Auftritte an den Festivals Headbangers Open Air (Norddeutschland) und Up The Hammers in Athen sowie das Finden des aktuellen Line-Up's von Emerald. Als Krönung kommt nun die Europa Tour mit Helstar durch sieben Länder dazu. Am 9. September gastieren Emerald zusammen mit Helstar im Rock City in Uster. Also nichts wie hin! Sonst bietet die offizielle Plattentaufe / CD-Release-Party am 21. September im Fri-Son in Freiburg die Chance, eine volle Headliner-Show von Emerald zu bewunden. Dort könnt ihr dann hoffentlich auch mit Michael Vaucher & Emerald auf eine gelungene Tour mit Helstar anstossen.
EMERALD Unleashed Pure Steel Records / Hart
lg. Neun Titel mit einer Spieldauer von 45 Minuten umfasst das sechste Album der Schweizer Emerald. Das lässt natürlich schon auf 80er Jahre schliessen, als Alben noch nicht auf CDLänge aufgebläht, sondern durch das liebe Vinyl begrenzt waren. Musikalisch stehen natürlich auch amerikanische und europäische Bands aus dem magischen Jahrzehnt Pate, wobei sich
der Trend bei Emerald mehr und mehr Richtung USMetal verlagert. Die (teilweise doppelläufigen) Gitarren braten sehr anständig, der hohe Gesang ist qualitativ auf sehr gutem Niveau, die Soli sind originell und melodiös und Abwechslung (schnelle, langsamere Parts sowie Breaks) wird gross geschrieben. "Unleashed" ist ein richtiges, leicht speediges Heavy-Metal Album traditioneller Machart geworden. Schon der Opener "Face Of Evil" knallt ordentlich rein (fast schon Blastbeats). Bei "F.T.M" könnte man sogar beim Anfangssolo glatt meinen, ein älteres Megadeth-Album zu hören, bevor sich der Track zu einem melodiösen speedigen Song entwickelt. Ein erstes grosses Highlight ist "A Past Never Born" tolles Intro, geiler Song mit sehr charismatischen
Vocals, der sich langsam aufbaut. Die guten 80er Power Metal Bands hatten solche Songs. Weiter geht es dann mit dem gelungenen Speedknaller "Eye Of The Serpent" mit George Call (Aska, ex-Omen) am Gesang das zweite Highlight. Das abwechslungsreiche "Harleking" mit seinen majestätischen Passagen fesselt den Hörer auch sofort. Super ist auch der Rausschmeisser "Wrath Of God" mit sehr tollen Melodien für mich das dritte Hightlight auf dem Album. Somit ist "Unleashed" eine sehr empfehlenswerte Scheibe um Gitarrist und Bandkopf Michael Vaucher geworden, die Lust auf mehr macht. Auch die gute Produktion (V.O. Pulver, Little Creek Studio) tut ihr Übriges dazu. Das Artwork ist nicht jedermanns Sache, kommt aber auf der Vinylausgabe sicher bestens zur Geltung!
5. Oktober RELEASE-PARTY mit vielen Gästen im GALERY, Pratteln www.theforcerock.com - www.galery.ch
HECHT Wer Zerscht S'Meer Gsehd Gadget / Phonag
THE FORCE Stone Cold
Ab 7.10. im Handel
Ear Force/Nonstop em. Nach dem erfolgreichen dritten Output „Musica De Los Muertos“ präsentiert das helvetische Hardrock-Trio The Force sein neustes Werk „Stone Cold“. Gewohnheitsgemäss gibt es auch diesmal Blues, Rock und Heavy mit unglaublich viel Groove zu hören. Retrosound vom Feinsten, bei dem so manche junge Musiker vor Neid erblassen dürften, denn das Sprichwort, dass man auf alten Töpfen noch immer am besten Kochen lernt, hat noch selten so schwer gewogen, wie in diesem Fall. Die 2002 ins Leben gerufene Band The Force, bestehend aus dem britischen Frontmann und Gitarristen Mark Elliott, dem deutschen Schlagzeuger Hanns Haurein und dem Schweizer Bassist Beat Schaub, steht ohne Major Label leider im Schatten der grossen Schweizer HardrockExporte wie Gotthard und Konsorten. So ist es wohl auch zu erklären, dass trotz herausragender internationaler Kritiken auf die bisherigen Alben (z.B. „Hardrock-Platte des Jahres“, „Album des Monats“) ihr Bekanntheitsgrad bei uns immer noch relativ überschaubar ist. Was diese drei Herren nun auf ihrer neusten Veröffentlichung „Stone Cold“ zu bieten haben, sollte jeden Liebhaber niveauvoller Klänge mit der Zunge schnalzen lassen. Die Liebe zu den wegweisenden und bluesverwurzelten Bands der 70er Jahre wie Led Zeppelin, Free, Thin Lizzy, Lynyrd Skynyrd etc. zieht sich wie ein roter Faden durch die Diskografie von The Force. Die aktuelle und druckvoll produzierte Scheibe „Stone Cold“ wurde wieder im Little Creek Studio in Gelterkinden aufgenommen. V.O. Pulver von Gurd hat dabei erneut massgeblich zum Gelingen dieses Rundlings beigetragen. Bereits der Opener „Ride“ hat mächtig Drive und rockt von der ersten Sekunde an. Nach nur einem Hördurchgang lässt sich der Refrain voller Begeisterung mitsingen. Der etwas ruhigere Zwischenpart ist hörbar nur die Brücke zum fulminanten Höhepunkt dieser Darbietung. Da wird noch mal alles gegeben. Mit dem folgenden „Givin' It Up“ werden eher stampfende Rhythmen laut, die sofort in die Beine gehen. Typisch Rock n' Roll mässig wird mit „All I
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Need“ weitergemacht. Ein unglaublich packender Track, der die Spielfreude von The Force hervorragend widerspiegelt. Die messerscharfen Gitarrensoli und die präzise gespielten Rhythmus-Parts aus Bass und Drums machen „Stone Cold“ zu einem sensationellen Album. „Run Run Run“ ist ebenfalls eine Komposition, die den ersten Dreien in Nichts nachsteht, sei das vom Tempo oder vom Groove her. Mit „Black Rain“ hat auch eine Ballade den Weg auf diese CD gefunden. Sehr gefühlvoll und emotional vorgetragen warten schöne Melodien auf, die durch eine exzellente Gitarrenarbeit und eine Hammond veredelt werden. Nach dem Gitarrensolo wechselt das Tempo abrupt und aus dem langsamen „Black Rain“ wird noch eine mitreissende Rocknummer, die zeigt, dass Facettenreichtum bei The Force Priorität hat. „This Time Your Turn“ ist dann wieder richtig straight, während „Call Me A Doctor“ oder das gleichnamige „Stone Cold“ durch herrlich bluesige Grundgerüste auffallen. „Broken Machine“ rockt dann wieder richtig und wird vom treibenden Rhythmus der Nummer „Cry“ gefolgt. Das vorletzte Stück „Only The Good Die Young“ beinhaltet ebenfalls alle Attribute, die man von The Force kennt und schätzt. Das Schlusslicht bildet das instrumentale „New Day“, welches durch eine geniale Gitarrenmelodie sofort im Gedächtnis haftenbleibt und ein wunderbares Ende einer sensationellen Veröffentlichung darstellt. Grundsätzlich bestechen The Force vor allem durch Abwechslung, eingängige Melodien und Kurzweiligkeit in ihren Klängen. Es macht Spass sich ihre Musik anzuhören, weil sie genreübergreifend zu gefallen weiss und auf hohem Niveau dargeboten wird. Und sei man noch so ein Anhänger einer gesunden Lebensweise, mit The Force kriegt man unweigerlich Lust auf noch mehr Sound dieser Band und jede Menge Bier und Zigaretten!
hug. Die fünf Freunde von Hecht sind gemeinsam in Luzern aufgewachsen, sie wohnen heute allesamt in Zürich und präsentieren nun als Hecht ihr Debüt. Vielleicht kamen die Jungs auf diesen eigenartigen Namen, weil der Rotsee in Luzern als Hecht-Paradies gilt. Eine Wir-sind-der-Hecht-im-TeichAttitüde ist in der netten Musik jedenfalls nicht auszumachen. Die 13 Songs sind getragen von Aufbruchstimmung und der zwatzligen Art von Jungs, die glauben, gerade eben die Pop-Welt neu erfunden zu haben. Haben sie natürlich nicht. Müssen sie auch nicht. Aber die Direktheit und der Frohmut in den Songs sind erfrischend: So macht Mundart-Pop Spass. Open-air-Veranstalter, die noch einen Slot frei haben: Hecht buchen. Und an alle Radios: Spielt doch mal Hecht statt Adrian Sterns «Amerika», dann kämen wir morgens auch besser aus dem Bett.
TOBI GMÜR World Famous In My Hometown Rocket Racer / Irascible
hug. Mother's Pride haben einst als Luzerns Lieblinge munter drauflosgespielt, überstanden sie Adoleszenz souverän und veröffentlichen heute alle paar Jahre ein ordentlich schönes Gitarrenpop-Album, das jeweils wohltuend frei ist von Ambitions -Kompromissen. Tobi Gmür, Sänger und Kopf der Band, verdient sich seinen Lebensunterhalt derweil als Produzent mit eigenem Studio. Und wenn er dort Feierabend hat, nimmt er gerne seine Klampfe zur Hand und spielt eigene Lieder, inspiriert vom eben vollbrachten Tageswerk und seiner Plattensammlung zu Hause, in der Van Morrison mit Sicherheit genauso zu finden ist wie Steve Earle, ein paar Country- und noch mehr Britpop-Alben. Entstanden ist so sein erstes Solo-Album, das nur schon aufgrund von Tobis
Musiker- und Produzenten-Erfahrung dicht und kompakt ist und darüber hinaus mit tollem Songwriting und einer erfrischenden Stilbreite glänzt. Quasi Mother's Pride für Individualisten, ein schöner Wurf.
ALVIN ZEALOT Flux Goldon Records
MAROCHINE Same www.marochine.ch
rp Aussergewöhnlich ist ein Wort, das gut zum Luzerner Quartett Marochine passt. Wer macht sich heute noch die Mühe und veröffentlicht eine Vinyl-LP? Welche junge Schweizer Indierockband kennt die deutsche Krautrocklegende Faust, nimmt in deren Studio in Scheer, Deutschland auf und lässt sich auch gleich noch von besagter Band inspirieren? Daneben ist noch zu erwähnen, dass nicht gerade viele Bands ihre Songs «Braunvieh Express», «Herrenwald» oder «Zweikörperproblem» betiteln? Natürlich ist auch die Musik des instrumentalen Vierers fernab von gewöhnlich. Marochine offerieren auf ihrer ersten Veröffentlichung, einer 4-Track EP, experimentelle Soundlandschaften, die verschlungen, unberechenbar knarzen, knistern, blubbern, und/oder grooven. Da wird man auch schon mal, neben Faust, an die Battles («Herrenwald») erinnert. Was als Kompliment zu verstehen ist. Und nein, Marochine werben mit dem grossen M auf dem Cover ihrer EP nicht für die Migros.
ip. Alvin Zealot sind endlich mit ihrem zweiten Album da. Nach dem bombigen Erfolg des Debuts "Tears Of St. Lawrence" ist die Erwartung natürlich gross, ob "Flux" mithalten kann. Gleich vorneweg: Die Erfolgsfrage stellt sich nicht. Und zwar nicht nur, weil der Band das egal ist (siehe Interview an anderer Stelle im Heft), sondern weil "Flux" nur bedingt mit "St. Lawrence" verglichen werden kann. Das neue Album punktet mit Atmosphäre und einem Gespür für grosse Melodien. Ansätze von Muse in ihren ruhigen und tragenden Momenten sind da, und die von Sänger Benjamin vorgetragenen Geschichten verleihen den schwebenden Songs eine mystische Note. Schwermut bekommt vor allem in "Sick Bedroom" ein Gesicht, wohingegen "Circus" sehr an Amplifier erinnert und mit einer dicken Portion 70er-Jahre-Psychedelic aufwartet. Der Titeltrack geht in eine ähnliche Richtung, punktet aber mit noch mehr Hypnose und ist vor allem gesanglich von grossartigem Charakter. Als Kunstwerk könnte man auch "Wald" bezeichnen, den dieser Song hört sich ungefähr so an, wie man ein Bild betrachtet, das
Inserat UNIVERSAL
man erst nach sieben Mal umdrehen ansatzweise verstanden hat. Einfach zugänglich ist "Flux" nicht. Und das macht den Charme des Albums aus. Viele flotte Abgeh-Nummern gibt es hier nicht, dafür haben Alvin Zealot ein Album mit mächtig viel Emotion komponiert. Manches zündet erst nach dem zweiten, dritten oder vierten Mal, aber wenn es zündet, macht es sich in der Hypophyse breit. Man sollte sich "Flux" lang ausgestreckt auf einer einsamen Bergwiese zu Gemüte führen und dann gleich nochmal. Aber das Album funk-tioniert natürlich auch zuhause auf dem Sofa, mit Kopfhörern im Tram oder laut im Auto. Reden kann man über "Flux". Soll man aber nicht. Muss man hören!
ben. Weiter geht's mit dem aussergewöhnlich heiteren «Me Time», der ersten Single, zu deren Promotion die Plattenfirma Sirup verschickte, aus welchem Grund auch immer. War aber lecker. Und dann wird's schon wieder Lunikmässig fein-fühlig. Jaël und ihre Mannen bleiben weiterhin Lunik in Rein-form und gehören definitiv in die Charts.
ELUVEITIE The Early Years Nuclear Blast / Warner
LUNIK What Is Next Sony
hug. Es ist immer wieder ergreifend, wenn Jaël Krebs ihre glasklare Stimmer erhebt und Luk Zimmermann und Cedric Monnier dazu schönen Pop spielen. Lunik schafft diese melancholisch schönen Atmosphären, wie sie zuletzt wohl nur Morcheeba in etwas druckvollerer Form fertig gebracht haben. «What Is Next» beginnt mit dem gleichnamigen Lied, schon ist da dieses Gefühl, jeden Moment abzuhe-
hug. Die Schweizer PaganHartmetaller sind seit ein paar Jahren weltweit erfolgreich. Da ist es irgendwie logisch, die Musik der ganz alten Tage, als die Band mehr Mittelalter als Metal spielte, wieder zu veröffentlichen, da die ersten Releases totally vergriffen sind. Beachtenswert: Die meisten Songs wurden komplett neu eingespielt.
Alles fliesst
ALVIN ZEALOT
ip. Die vier Luzerner haben mit ihrem Debut "Tears Of St. Lawrence" vor zwei Jahren einen Blitzstart hingelegt. Ihre ganz persönlicher Indie-Rock kam so gut an, dass die Band sogar für einen Swiss Music Award nominiert wurde. Das zweite Album "Flux" erscheint im September, was keine Selbstverständlichkeit darstellt. Denn der schnelle Erfolg schlug Alvin Zealot auch ziemlich auf den Magen. Die Hintergründe erklärt uns Gitarrist Jeremy Sigrist. Eure aktuelle Bio hat einen nachdenklichen Unterton. Was ist nach Eurem vielbeachteten Debut "Tears of St. Lawrence", das vor zwei Jahren erschien, passiert? Die Songs des Debuts stimmten für uns nicht mehr, schliesslich entstand dieses bereits im Sommer 2009. Damals waren wir gerade mal 18 Jahre alt. Hinzu kam, dass wir uns nicht einig waren, wohin der Weg führen sollte. Jeder hatte seine eigenen Probleme und Ängste. Erst als diese ausgesprochen waren, konnten wir uns wieder Neuem widmen. Wie habt Ihr den Spass an der Musik wiedergefunden? Ich kann nur für mich sprechen: Den Spass an der Musik habe ich nie verloren, es sind einfach andere Dinge in den Vordergrund gerückt, die das gemeinsame Musizieren erschwerten. Aus meiner Sicht war es die richtige Entscheidung, den ersten VÖ-Termin zu verschieben, um den Druck, den wir uns auferlegt hatten, zu vergessen. Wir brauchten mehr Zeit. Wir zogen uns wochenweise an abgelegene Orte zurück (Engelberg, Romoos oder Einsiedeln), um fokussiert an den Songs zu arbeiten. Inwiefern hat Euch die Durststrecke als Musiker/Künstler weitergebracht? Eine schwierige Frage, da ich nicht denke, dass wir die Durststrecke gänzlich überwunden haben. Für mich war entscheidend zu merken, dass Alvin Zealot aus vier starken Individuen besteht. Die Band bleibt nach wie vor sehr wichtig für mich. Vielleicht bin ich heute etwas gelassener. Ich denke, den anderen geht es ähnlich.
SIXTY NINE SIX
hh. Und diese Songs lassen die meisten Mitbewerber, die im Brit-Pop und 60s Beat zu Hause sind, ziemlich alt aussehen. 69/6 überzeugen mit einer prächtig funktionierenden Mixtur aus Melodie und Härte und bedienen sich ungehemmt im Fundus grosser britischer Popbands der Endsechziger, als kreative Inspirationen häufig durch bunte Farben erzeugende Substanzen „veredelt“ wurden und mit dem Begriff Psychedelic etikettiert wurden . Mit Geschick, Einfühlungsvermögen und musikalischem Know How transportiert das Trio diesen Sound ins Hier und Jetzt,
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Was bedeutet Euch Euer zweites Album "Flux"? Ist der Druck gross, dem Erfolg des ersten gerecht zu werden? Flux ist der Fluss oder auch der Wandel. Der Titel trifft den Nagel auf den Kopf: Wir haben uns persönlich entwickelt. Die Beziehung untereinander verändert sich stetig und gleichzeitig hat sich unser Band-Sound verändert. Das Album hält einige Momente davon fest. Druck verspüren wir keinen. Ich bin glücklich, dass wir uns fangen konnten und dass das Album endlich erscheint. Ich bin mit den Songs und dem Sound des Albums sehr zufrieden. Ob wir den „Erfolg“ des Debuts wiederholen, ist mir im Augenblick herzlich egal. In Eurem ersten Album zog Alvin Zealot los, um die Welt zu entdecken. Wohin nimmt er den Hörer auf "Flux"? Gibt es einen roten Faden oder eine Hauptaussage? Von der Idee und dem roten Faden des ersten Albums haben wir uns emanzipiert. „Flux“ steht für sich allein. Die neuen Songs sprechen ihre eigene Sprache, sie finden zu einer Einheit, was auf dem Debüt aus unserer Sicht noch nicht der Fall war. Letztlich hat „Flux“ für mich mehr Tiefe: Ich höre unsere Zweifel, Bedenken und Ängste, aber auch Hoffnung und Zuversicht. Eine Hauptaussage gibt es für mich jedoch nicht.
Relativ unbemerkt haben die Luzerner Dany Glinz, Nadine Schnyder und der Zürcher Trommler Baldi Baldinger alias Sixty Nine Six unlängst eine EP mit dem Titel „And How Are You Mr. Wilson“ herausgebracht. Dafür ist der musikalische Inhalt umso bemerkenswerter: fünf hochmelodiöse Songs, tief in den 60ern verwurzelt und mit einem gehörigen PsychedelicEinschlag versehen! verpasst dem Ganzen mit fett rockendem Les Paul Sound einen modernen Anstrich, Fuzz-Gitarren fehlen aber ebensowenig und im Song „By Your Side“ blitzt mittels Twin-Gitarren-Solo sogar der Geist von Thin Lizzy auf. Herausragender Titel jedoch ist der stark an „Ticket To Ride“ (Beatles) angelehnte Track „Up His Sleeve“. Schamlos klauen 69/6 hier den Groove und die prägenden Produktionsmerkmale des Originals, bewahren aber durch Arrangement und Gesang Eigenständigkeit und Originalität. Die einfach und trocken produzierte EP ist in erster Linie als klingende Empfehlung für Konzertveranstalter gedacht, gigmässig könnte es allerdings besser laufen. Das dürfte sich ändern, wenn das Trio ihr erstes reguläres Album an den Start bringt. Momentan ist die Truppe um den singenden Gitarristen Dany Glinz, der in Luzern zu den etablierten und hochrespektierten Musikern gehört (u.a. Vera Kaa Band, Rag Mama Rag, Reto Burrell, Coal, The Force) mit den Vorarbeiten des kommenden Albums beschäftigt. Songmaterial ist genügend vorhanden, jetzt geht es um den Feinschliff, bevor das Studio geentert wird. Und gemessen an der Qualität der vorliegenden EP darf hier zweifellos Grosses erwartet werden.
Happy Birthday Jamaica Im August feierte Jamaica den 50. Unabhängigkeitstag. Als Urlaubsparadies mit reichlich Sonne, Strand, Meer und Palmen gehört die Insel zu den bevorzugten Touristen-Destinationen. Davon gibt es allerdings in der Karibik noch einige mehr, die mit ähnlich attraktiven Landschaften punkten können.
hh. Einzigartig jedoch die Musikszene der Insel, von wo aus zuerst der Ska und dann der Reggae einen Siegeszug um die ganze Welt antraten. Den grössten Anteil an diesem weltweiten Erfolg hat das von Chris Blackwell anno 1959 auf Jamaica gegründete Plattenlabel Island Records. Wurde anfangs nur jamaikanischer Sound auf diesem Label veröffentlicht, avancierte die Firma mit dem markanten Palmenlogo in den 70ern und 80ern zu einem der wichtigsten, innovativsten und erfolgreichsten Label weltweit mit Künstlern wie u.a. Traffic, Free, Jethro Tull, Roxy Music oder Emerson, Lake & Palmer. Bis heute präsentiert die Firma grosse musikalische Kaliber wie U2, Bon Jovi, Tom Waits, The Killers, Amy Winehouse oder sogar Justin Bieber. Island Records war natürlich auch die Heimat praktisch aller grosser Reggae-Stars wie Bob Marley, Peter Tosh, Jimmy Cliff, Dillinger etc. . Ohne Chris Blackwell's Island Records und seiner intensiven Liebe zu Jamaica und seiner Musik wäre die Erfolgskurve des Reggae wohl wesentlich flacher ausgefallen. Mit zwei überaus attraktiven Box-Sets feiert der Inselsound nun das Unabhängigkeitsjubiläum auf breiter musikalischer Front.
Das Box-Set „SOUND SYSTEM“ bietet auf 8 CDs 128 Songs, die auf dem Island Record Label veröffentlicht wurden. Hier finden sich neben den bekannten Protagonisten wie Jimmy Cliff, Black Uhuru, Lee „Scratch“ Perry, Desmond Dekker, Aswad, Toots & The Maytals, Third World, Dillinger, Steel Pulse oder Burning Spear (um nur einige zu nennen) auch jede Menge unbekanntere Reggae- und Ska-Juwelen, die jeden Fan dieser Klänge das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Zusätzlich beinhaltet das Box-Set ein wunderschön aufgemachtes 100seitiges Buch des renommierten Schrifstellers Chris Salewicz (Autor von Biografien von Bob Marley, Joe Strummer und "Rude Boy - Once Upon A Time in Jamaica") im Hardcover, reichlich bebildert und vollgepackt mit Informationen. Für jeden eingefleischten Reggae-Fan und Musikhistoriker ein unverzichtbares Werk. Billig ist das Box-Set nicht gerade, bietet aber in jeder Beziehung und ohne Abstriche den vollen Gegenwert für das investierte Geld.
Etwas kleiner im Format und Umfang kommt die Box „FREEDOM SOUNDS - A CELEBRATION OF JAMAICAN MUSIC“ daher. Auf 5 CDs gibt es eine riesige Auswahl an Künstlern mit klassischen, seltenen und bisher unveröffentlichten Tracks. Hier ist ein breites Spektrum von Uptempo-Rhythmen, Ska, bis hin zu den Klängen des zeitgenössischen Dancehall zu hören. Zu den fünf Discs, die in die Sparten "Freedom Sounds", "Jamaican Hits", "Pioneers", "Innovators" und "Rare and Unreleased" aufgeteilt sind, kommt zusätzlich ein 48seitiges A5-Buch dazu. Mit ausführlichem Kommentar zur Geschichte Jamaikas.
Und wer noch bewegte Bilder zum JamaicaSound möchte, dem sei diese mit dem Zürcher Filmpreis geadelte und von Kritikern hochgelobte Dokumentation des Schweizer Regisseurs Stascha Bader sehr empfohlen.
ROCKSTEADY - The Roots Of Reggae Zudem veröffentlicht Universal eine Reihe von „Best Of“-CDs der wichtigsten und kultigsten Reggae-Künstler mit ihren grössten Erfolgen. Den Anfang machen die Alben von BLACK UHURU, BURNING SPEAR, SLY & ROBBIE, STEEL PULSE, TOOTS & THE MAYTALS und ASWAD. Die Serie wird fortgesetzt.
Ein “grossartiges”(Roger Schawinski), “herzerwärmendes”(Polo Hofer) und für “Gänsehautattacken”(Phenomden) sorgendes Werk, das sogar “Buena Vista Social Club übertrifft”(Solidarité Vivante). 94 Min. Laufzeit + 88 Min. Bonus inkl. Rocksteady Live am Montreal Jazz Festival 2009
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CD Blues/Soul OLI BROWN Here I Am RUF Records
hh. Der Engländer Oli Brown ist gerade 22 Jahre alt und bringt hier bereits sein drittes Album an den Start. In den letzten Jahren hat sich der Gitarrist/Sänger an die Spitze der britischen Bluesrock-Szene hochgearbeitet und kassiert allerfeinste Kritiken, sowohl für seine Tonkonserven wie auch für seine Live-Auftritte. Und das zu recht, muss man nach dem Hören von „Here I Am“ sagen. Waren seine VorgängerScheiben schon nicht von schlechten Eltern, setzt er hier einen vorläufigen Glanzpunkt. Direkt, schnörkellos und in krachigem Live-Sound kommt Brown zusammen mit seinen beiden Mitstreitern Scott Barnes (Bass) und Drummer Wayne Proctor, der zudem als Produzent fungiert, durch die Boxen und präsentiert intensiven Bluesrock in bester britischer Tradition, mit wummernder Hammond unterlegt. Da werden zwischendurch, besonders im Gitarrensound, Erinnerungen and frühere Groundhogs-Glanztaten lebendig und Free lassen ebenfalls grüssen, wobei sich Brown erfolgreich hütet, zu sehr in der Vergangenheit zu wildern. Klar kann man in diesem Genre das Rad nicht neu erfinden, doch Brown versteht es mit jugendlichem Schwung und einer ihm eigenen Unbeschwertheit, diesem Sound einen modernen Anstrich zu verpassen. Im Vergleich zu seinen zahlreichen Konkurrenten hat Oli Brown jede Menge Trümpfe im Ärmel: überdurchschnittliches Songwriting, eine hervorragende Band, grosses technisches Können und vor allem Authenzität. „Here I Am“ besticht durch tolle Songs, besten Groove und eine ehrliche, direkte Produktion. Allerbestes Bluesrock-Handwerk.
GIRLS WITH GUITARS Blues Caravan 2012 LIVE Ruf Records
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hh. Die „Blues Caravan Tour 2012“ sorgte rundum für Begeisterung und hinterliess bei praktisch jedem Konzert mehr als zufriedene Zuschauer. So lag es nahe, dieses Spektakel auch auf
CD bzw. DVD herauszubringen. 12 Songs auf CD und 15 auf beiliegender DVD zeigen die drei Frauen plus Drummer in bester Spiellaune. Die amerikanische Gitarristin Samantha Fish sowie die beiden Engländerinnen Dani Wilde an der Gitarre und Victoria Smith am Bass liefern ein ordentliches Bluesrock-Brett, hinter dem sich eine ganze Reihe ihrer männlichen Mitbewerber mühelos verstecken können. Zusammen mit Drummer Denis Palatin liefert Smith einen satt groovenden Rhythmusteppich, auf dem Wilde und Fish nach Herzenslust brillieren können. Zwar ist Dani Wilde die ausdrucksstärkere Sängerin mit jeder Menge Soul im Blut und auch mit einer Extra-Portion Dreck in ihrem Sound und Spiel (man beachte ihre einzigartige Fingertechnik), jedoch begegnen
sich beide Frauen durchweg und ausnahmslos auf Augenhöhe, denn auch Samantha Fish ist eine hervorragende Sängerin/ Saitenartistin. Neben einigen Coverversionen wie „Bitch“ (Rolling Stones), „I Put A Spell On You“ (S.J. Hawkins), „Who's Loving You“ (Smokie Robinson) und „Are You Gonna Go My Way“ (Lenny Kravitz) gibt es vor allem Original-Songs der beiden Gitarristinnen zu hören, die sich mühelos auf gleichem Qualitäts-Level wie die Coversongs bewegen. Die Band rockt, auch dank des tighten Drummers, mächtig ab und macht durchweg Spass. Der Spassfaktor wird durch die beiliegende DVD dann noch um eine ganze Portion erhöht, denn die drei Frauen hören sich nicht nur verdammt gut an, sondern sehen auch noch umwerfend aus. Allerdings ist die Kameraführung des in der Musichall im deutschen Worpswede aufgenommen Konzerts doch recht bescheiden bzw. amateurhaft. Speziell die permanenten Nahaufnahmen von Griffbrettern und flinken Fingern sind auf Dauer nervend und begeistern höchstens Nachwuchsgitarristen als Anschauungsunterricht. Es wäre wesentlich schöner, auch die Emotionen der Musikerinnen zu sehen, wenn sie mal wieder ein geiles Solo abliefern. Ab Mitte des Konzerts wird
es dann diesbezüglich besser. Aber generell ist dieses Paket aus CD und DVD eine tolle Sache, sorgt für gute Laune und animiert, bei der nächsten Tour mal selbst vorbeizuschauen. Aber ganz geil wäre ja ein reguläres Studioalbum von dieser Band, am besten produziert von Kevin Shirley.
THE KAY STRAUSS BAND This Time Timezone Records
gesetzten Kitsch und gesangliche Banalitäten verwässert. Als Debütalbum ist „This Time“ trotzdem nicht schlecht geraten und lässt über weite Strecken erahnen, zu welchen Grosstaten diese Truppe noch fähig sein dürfte. Vorausgesetzt sie filtern ihre in grossem Masse vorhandenen Stärken heraus und verzichten auf die naiven Pipifax-Einfälle und Popanbiedereien.
ROBERT CRAY Nothing But Love Mascot/MV
hh. Die deutschen Blues-/Rootsrocker um den Gitarristen/ Sänger Kai Strauss legen ihr Debüt vor. Und gleich mit dem ersten Song „Damned If I Do...“gehts mit einem wuchtigen Rocker, wummernder Hammond und markanter Gitarrenarbeit los. Dazu eine gute Vocal-Hookline. Mit dem zweiten Titel „A Good Day“, einem Pseudo-Reggae, offenbart sich allerdings auch gleich das Manko der Truppe. Zwar stimmen Groove und die technischen Fähigkeiten, wie bei fast allen Songs des Albums, aber die weit hergeholten auf zu schön und poppig getrimmten Backing-Chöre verwässern das Ganze und sind auf Dauer nervend. Gleiches gilt auch für den folgenden Song „7:30h“, wo der Gesang einmal mehr die nötige Tiefe und „Schmuddeligkeit“ vermissen lässt, die Kai Strauss eigentlich drauf hat. Zu brav, zu gewollt poppig und zu bieder. Dass es auch anders geht und gleich viel besser funktioniert, beweist der Titel-Track „This Time“, wo es wieder direkter und in treibendem Bluesrockgroove abgeht. Es ist deutlich hörbar, dass in solchen Songs die Stärken der Band liegen. Was der Kai Strauss Band allerdings selbst nicht klar sein dürfte, denn wie sonst ist es zu erklären, dass einem tollen soulvollen Song wie „The Harder You Love“ mit einem schlimmen Kindergeburtstagsglockenspiel im Chorus die Seele und der Tiefgang entzogen wird. Das geht gar nicht, es passt nicht, ist kitschig und macht den Charme des guten Titels kaputt. Und so geht es leider zu oft weiter, gute bis sehr gute Songs werden durch auf-
hh. Trotz aller unbestreitbarer Klasse war Robert Cray immer der gepflegte, Anzug tragende Blueser einfach eine Spur zu glatt und geleckt. So auch sein Gitarrenspiel, immer nett und adrett, brachiale Töne oder ein bisschen dirty Rock'n'Roll hatte der Mann nicht im Repertoire. Das war und ist halt sein Stil, man mag es oder eben nicht. Die, die Cray mögen, mögen auch den heutigen Clapton und so gesehen hat der gute Mann ja auch eine grosse Anzahl von Bewunderern, die sich auch sein neues Album ins Regal stellen werden. Denn Cray bleibt sich und seinem Stil auch auf „Nothing But Love“ treu. Allerdings gibt es hier eine wohltuende Neuerung, denn Genie Kevin Shirley (u.a. Joe Bonamassa, Black Country Communion, Aerosmith, The Black Crowes, Beth Hart) hat auf dem Produzentensessel Platz genommen. Shirley, harten und rockigen Klängen durchaus zugetan, verpasst auch Robert Cray die nötige Erdung, soweit das bei ihm überhaupt möglich ist. Und so erhält „Nothing But Love“ nebst druckvollem, livehaftigem und transparentem Sound eine erfrischende Direktheit, die bei den Aufnahmen sicher für den einen oder anderen Schweissfleck auf Crays ansonsten makelloser weisser Weste gesorgt hat. Mit diesem Album und den enthaltenen guten Songs ist dem Bluesmann eine Annäherung an diejenigen gelungen, die es eigentlich lieber ein wenig heftiger mögen. Antesten lohnt sich durchaus auch für nicht die-hard-Cray-Fans.
Blues/Soul CD INDIGENOUS feat. MATO NANJI All Electrified Guitar Provogue / MV
hh. Seit langer Zeit ist Gitarrist Mato Nanji mit seiner NativeAmerican-Band Indigenous unterwegs und hat sich in der amerikanischen BluesrockSezne bereits einen hohen Status erspielt. Sein neues Album wurde von Produzentenlegende Mike Varney unter die Fittiche genommen. Genau, der Varney, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, hochklassige Gitarristen zu produzieren. So schob er nachhaltig die Karrieren von beispielsweise Yngwie Malmsteen, Richie Kotzen, Paul Gilbert, Tony MacAlpine, Marty Friedman und Vinnie Moore an, sorgte aber auch bei den harten Jungs wie WASP, Vicious Rumors, Keel oder Racer X für satten Sound. Und den verpasste er auch diesem Album, sehr transparent und warm. Nanji bewegt sich musikalisch im Texas-BluesBereich, hat auch bei Hendrix genau hingehört, wie er somit natürlich auch nicht Stevie Ray Vaughan links liegen lassen kann. Er ist ein guter Sänger und sicher ein überdurchschnittlich guter Gitarrist, erinnert mit seinem Songwriting, Spiel und Stimme des öfteren an Big Head Todd. „All Electrifried Guitar“ ist ein solides Bluesrock-Album mit guten Songs und schöner Gitarrenarbeit geworden, das jeden Liebhaber dieser Klänge befriedigen wird. Aber damit hat es sich auch schon, Überraschungen sucht man vergebens, von dieser Sorte Gitarristen gibt es inzwischen verdammt viele, die auch nicht schlecht sind. Aber in diesem Genre das Rad neu zu erfinden, ist eh nicht möglich und somit empfehlen wir Nanji's neues Werk allen Fans von Blues- und Bluesrock.
KING BISCUIT BOY Hoodoo In My Soul Blues Boulevard hh. Der kanadische Harp-Spezialist und Sänger Richard
Alfred Newell bekam seinen Künstlernamen von Ronnie Hawkins, in dessen Band er Ende der 60er spielte. Newell's Spiel war stark von Sonny Boy Williamson beeinflusst und er stieg schnell in der amerikanischen Bluesszene zu einem der gefeiertesten Harpisten auf. Im Vergleich zu Charlie Musselwhite bevorzugte Newell den rohen, dreckigen und angezerrten Sound, der ihn besonders bei Rock-Musikern beliebt machte. So spielte er u.a. bei Joe Cocker und Janis Joplin. Duane Allman wollte ihn zu den Allman Brothers holen (was Newell jedoch ablehnte) und Keith Richards bezeichnete ihn als besten weissen Blues-Harp-Spieler der Welt. Newell bevorzugte ein Mix aus Rockabilly und Blues, Bluesabilly etikettiert, der auf diesem 1982 aufgenommenen Album hervorragend zur Geltung kommt. 13 Songs zeigen ihn von seiner besten Seite und unterstreichen seinen Ruf eindrücklich. Es ist wirklich erstaunlich und einzigartig, wie Newell die Harp einsetzt
und mitunter fragt sich der Hörer, ob er jetzt gerade ein Gitarrensolo oder tatsächlich Newell's Harp hört. Die Band rockt amtlich und energisch vorwärtstreibend, erinnert über weite Strecken an die legendären Blasters und hat jede Menge Dreck unter den Fingernägeln. Die Produktion ist transparent und druckvoll. „Hoodoo In My Soul“ ist durchweg ein KlasseAlbum mit ungeheurem Drive und zeigt zudem, dass Newell auch ein überdurchschnittlicher Sänger war. Im Januar 2003 starb der King Biscuit Boy kurz vor seinem 59. Geburtstag an den Folgen seiner Alkoholabhängigkeit. Es gibt viele Aufnahmen, an denen Newell beteiligt war, aber dieses Album ist ein echtes Vermächtnis. Es sollte in keiner Bluessammlung fehlen und dürfte auch Rockabilly-Fans nachhaltig beeindrucken.
Darryl Jones (Rolling Stones, Miles Davis, Herbie Hancock, Sting, Peter Gabriel) und Drummer Will Calhoun (Living Color, Dr. John, Jaco Pastorius, Wayne Shorter, B.B. King, Public Enemy, Ronnie Wood). Zusammen spielen sie auf ihrem ersten gemeinsamen Album eine Mischung aus Rock, Funk, Blues und Jazz mit einem erdigen Groove. Einige Songs erinnern an Hendrix' Band Of Gypsies, allen Songs gemein ist die grosse Liebe der Musiker zu ausgedehnten Jam-Sessions. Daher ist „Truth To Power“ keine
leichte Kost und eignet sich nicht als entspannte Hintergrundmusik. Hier ist Aufmerksamkeit gefragt, der Stone Raiders Sound verlangt den Hörern einiges ab. Damit dürfte sich die Fan-Gemeinde auch im überschaubaren Rahmen bewegen und wohl nur diejenigen begeistern, die auf hochklassige musikalische Fertigkeiten abfahren. Denn die gibt es hier zuhauf. Um ein breiteres Publikum anzusprechen, wären mehr Geradlinigkeit und einfacherer Strukturen im Songwriting, wie auch ein paar mehr eingängige Vocal-Parts vonnöten. Aber da haben die Drei wohl offenbar keinen Bock drauf, was ja auch durchaus verständlich ist, legt man die musikalische Herkunft und Klasse der Musiker zugrunde. So bleibt „Truth To Power“ ein hochklassiges Album von und für Spezialisten.
OTIS SPANN Ebony And Ivory Blues Blues Boulevard
STONE RAIDERS Truth To Power Enja/Yellowbird hh. Eine wahre Supergroup bringt hier ein Album an den Start. Die Mitglieder des Trios gehören zur Spitze der internationalen Musikerszene, als da sind Gitarrist Jean-Paul Bourelly (Miles Davis, Jack Bruce, Robin Trower, Rod Stewart, Pharao Sanders), Bassist
hh. Otis Spann (1930-1970) galt als berühmtester Boogie-Pianist Chicagos der Vorkriegszeit. Ab 1951 spielte er in Muddy Waters Band und war praktisch an allen Aufnahmen Waters beteiligt. Zudem war Spann Hauspianist der Chess Studios in Chicago und ist
in dieser Funktion auf unzähligen Platten der Bluesgrössen zu hören. In den späten 60ern arbeitete er ausserdem mit Buddy Guy und Peter Green & Fleetwood Mac zusammen. Dieses DoppelCD-Album beinhaltet insgesamt 40 Songs aus den Jahren zwischen 1954 und 1960. Die Aufnahmen entstanden in Studio-Sessions für die seinerzeit grossen Namen im Rock'n'Roll und Blues, und so kommt der Hörer in den Genuss früher Songs von B.B. King, Billy Boy Arnold, Bo Diddley, Chuck Berry, Buddy Guy, Howlin' Wolf, Muddy Waters, Little Walter, Sonny Boy Williamson un d einige mehr. Der Sound ist zwar zeitgenössisch, jedoch von überraschend guter Qualität und zeigt weinen Otis Spann durchweg in Top-Form als herausragender Boogie-Pianist mit der richtigen Portion Swing und Groove im Blut. „Ebony And Ivory Blues“ ist für Blueshistoriker unverzichtbar, darf in keiner Sammlung fehlen und eignet sich auch bestens als wichtige und authentische Informations- und Inspirationsquelle für den Nachwuchs unter den Bluesern. Weit entfernt von jeglicher Angestaubtheit, ein zeitloses Werk.
EB DAVIS & THE GREYHOUND BLUES BAND You Can Still Take It Or Leave It Blues Boulevard hh. Der 1945 in Arkansas geborene Sänger EB Davis lebt und arbeitet seit langen Jahren in Deutschland. Davis ist der klassische Bluessänger, wurde 2008 in die Blues Hall Of Fame aufgenommen. Dieses Album wurde 1999 in Holland mit der dort sehr bekannten Greyhound Blues Band aufgenommen und beinhaltet 12 Songs im traditionellen Chicago Blues Gewand. Die Band spielt gut, aber sehr überschaubar und bieder, Überraschungen fehlen gänzlich. Das hier Dargebotene eignet sich bestens für ein gesetztes Publikum, das es gern etwas gemässigter hat und auf einen Vortrag wie beispielsweise von King Biscuit Boy eher verstört reagieren würde. Das soll die Leistung von EB Davis jedoch nicht schmälern, denn singen kann der Mann zweifellos. Aber wer es etwas deftiger mag, kommt hier nicht auf seine Kosten. Nicht schlecht, aber Dutzend53 ware!
CD ReReleases ROXY MUSIC The Complete Studio Recordings Virgin hh. Zum 40-jährigen Jubiläum der britischen Band veröffentlicht Virgin ein Box-Set mit allen acht StudioAlben sowie 2 CDs prall gefüllt mit Alternativ-Versionen ihrer Hits, B-Sides und Live-Tracks. Roxy Music sorgten seinerzeit für mächtig Aufsehen, als sie mit „Virginia Plane“ die Charts aufrollten. Speziell das schrille Outfit der Band um Bryan Ferry und Brian Eno brachte die Truppe auf Anhieb nicht nur in die Musikpresse, sondern auch die Glam-Magazine rissen sich um das Quartett. Musikalisch waren Roxy Music mit ihrem damals wie heute einzigartigen Soundmix aus Avantgard-Pop, Space-Rock und jazziger Disco alles auf einer ordentlichen Rock'n'Roll Basis - die Wegbereiter für die spätere New Wave. Nach Brian Enos Weggang avancierte die Band um den immer perfekt gekleideten Gentleman Bryan Ferry zu einer Art Lounge-Rockband mit ausgeprägtem Hang zu BlueEyed-Soul und jazzigem Pop und galt als grosse Inspirationsquelle für britische 80er New Romantic-
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Bands wie Duran Duran oder Spandau Ballet. Natürlich sind die grossen Roxy Music- Hits wie „Do The Strand“, „Virginia Plane“, „All I Want Is You“, „Love Is The Drug“, „Pyjamarama“ und/oder „Jealous Guy“ enthalten und werden für viele deja vu Erlebnisse beim Hörer sorgen. Aber auch die Bonus-Abteilung auf den 2 CDs hat es in sich, hier findet der Fan wahre Schätze. Das Box-Set ist aber nicht nur für „alte“ Roxy Music Fans ein Sahnestückchen, sondern auch für alle Musikinteressierten, die damit ein wichtiges Stück britischer Rock- und Popgeschichte erwerben und nachhören können. Bis heute ahebn Roxy Music nichts von ihrem Reiz verloren und man kann nachvollziehen, warum diese Truppe zu den wegweisenden Acts der britischen Popgeschichte zählt. Tolle Sache!
THE CURE
ELTON JOHN
Classic Album Selection Box-Set
5 Classic Albums Box Set
Universal
Universal
hh. Die ersten 5 LPs jetzt im CD-Format in einem Box-Set zeigen die britischen „Schwarzkittel“ um Bandchef Robert Smith eindrücklich als Wegbereiter und Trendsetter von alternativem Pop und Indie. The Cure, speziell in der Phase der hier vorliegenden Scheiben, gelten als Haupteinfluss von Bands wie Joy Division oder Sonic Youth und ohne sie gäbe es wohl Acts wie My Chemical Romance, Muse oder Smashing Pumpkins überhaupt nicht oder höchstens in anderer musikalischer Form. Deutlich ist anhand der Veröffentlichungen nachzuhören, wie sich The Cure mit ihrem ersten Album „Three Imaginary Boys“ von einer eingängigen Poprockband immer mehr zu einer düsteren Wave-Truppe entwickelten. Minimalistisch, experimentell und exotisch begeisterte der Cure-Sound Millionen Fans weltweit und die Faszination, die von dieser Band ausging sorgt bis heute dafür, dass Smith und seine Band immer noch zu grossen Acts der britischen Musikszene gezählt werden. Cure-Fans der neueren Zeit sollten sich dieses Box-Set dringend besorgen, denn es verdeutlicht nicht nur eindrücklich den Werdegang und die Wurzeln einer Band, die mit Pophymnen wie „Caterpillar“ für Millionenverkäufe sorgten, sondern beinhaltet grosses Ohrenkino mit wesentlich mehr Tiefgang als alles, was The Cure danach noch veröffentlichen sollten.
hh. Das Box Set beinhaltet die fünf Alben aus den Jahren 1970-1973: „Elton John“, „Tumbleweed Connection“, Madman Across The Water“, Honky Chateau“ und „Don't Shoot Me I?m Only The Piano Player“. Also die Zeit, als der britische Superstar noch mächtig den (poppigen) Rock'n'Roll zelebrierte und die von vielen Fans als die beste Zeit seiner andauernden Karriere betrachtet wird. Hier legte der Pianomann den Grundstein zu seiner MegaKarriere mit Evergreens wie „Take Me To The Pilot“, „Border Song“, „Madman Across The Water“ „Rocket Man“, „Daniel“ oder „Crocodile Rock“ und bereitete zusammen mit Kollege David Bowie die Glam-Rock-Ära vor, bevor ihm mit dem Album „Good Bye Yellow Brick Road“ der ganz breite Durchbruch gelang. Das BoxSet darf allen empfohlen werden, die Sir Elton bislang auf Balladen und Charts-Futter wie „Candle In The Wind“ reduzierten, denn hier zeigt sich ein grosser Meister des Poprocks in der Blüte seiner Karriere. Ausserdem macht diese Sammlung deutlich hörbar, weshalb Mötley Crüe's Nikki Sixx den Briten als einen der grössten Rockstars bezeichnet. Sollte in keiner gut sortierten Plattensammlung fehlen.
Line-Up mit Phil Lynnot (bs., v.; † 1986), Scott Gorham (g.), Brian Downey (dr.) und Brian Roberton (g.) eingespielt worden. „Nightlife“ und „Fighting“ sind in der letzten Ausgabe von Tracks bereits ausführlich vorgestellt worden (jeweils die Deluxe Editions). Die grössten Kracher sind natürlich „Johnny The Fox“ und vor allem „Jailbreak“, DAS klassische Thin Lizzy Album mit zahlreichen Hits wie dem
Titelsong oder auch „The Boys Are Back In Town“ und „Emerald“. „Bad Reputation“ hat dann auch Punk- und Pop-Einflüsse, während Black Rose wieder einen Schritt zurück zu irischen Einflüssen darstellt (und daneben mit einigen coolen Hits wie „Do Anything You Want To“, „Sarah“, „With Love“ und „Waiting For An Alibi“ aufwartet). Wer auf toll gemachten und auf zwei Gitarren aufgebauten, aber nach wie vor tief in den 70s verwurzelten Hardrock steht, kann mit dieser Box nichts falsch machen. Sehr schön!
SOUNDGARDEN Classic Albums Box Set Universal
THIN LIZZY Classic Albums Box Set Universal lg. Sechs Alben der irischen Legende von Thin Lizzy, und zwar „Nightlife“ (1974), „Fighting“ (1975), „Jailbreak“ (1976), „Johnny The Fox“ (1976), „Bad Reputation“ (1977) und „Black Rose“ (1979) sind in einer Box im Rahmen der Serie “Classic Album Selection” erschienen. Ausser „Black Rose“ mit Gary Moore († 2011) an der Gitarre sind alle Alben im klassischen
lg. Wenn man von Grunge spricht, denkt man oft an Bands wie Nirvana oder Pearl Jam. Die kürzlich reformierten Soundgarden waren ebenso wichtig und um einiges experimenteller, als die genannten Protagonisten veranlagt. Neben Alice In Chains waren sie wohl diejenige Band aus dieser Zeit, welche noch am ehesten den traditionellen Heavy Metal und
ReReleases CD Hard Rock Fan überzeugen konnte, erinnerten doch zahlreiche Riffs an die Urväter von Black Sabbath und die Vibes vielfach an Led Zeppelin. Im Rahmen der "Classic Album Selection" sind die Alben „Louder Than Love“ (1989), „Badmotorfinger“ (1991), „Superunknown“ (1994), „Down On The Upside“ (1996) sowie die letztjährige, während der ReunionTour aufgenommen Live-Scheibe „Live On I-5“ in einer schönen und preiswerten Box neu aufgelegt worden. Auch dieses Package kommt gut aufgemacht aber ohne Bonustracks daher. Einige werden mit Soundgarden vor allem den Song „Black Hole Sun“ assoziieren, doch bietet der Seattle-Fünfer mit Perlen wie „Hands All Over“, „Loud Love“, „Jesus Christ Pose“, „Rusty Cage“, „Fell On Black Days“ und „Spoonman“ coole weitere Hits. Zudem findet sich auf jedem Album sperriges und abgefahrenes Material, wobei Abwechslung immer gross geschrieben wird. Endveredelt werden die Scheiben von der charismatischen und sehr markanten hohen Stimme von Chris Cornell.
MOTÖRHEAD
lässt eine nette Wiederveröffentlichung von "Absolutely No Alternative" (1996) und "Absolutely No Alternative" (1997) auf ihre in den letzten Jahren v.a. aufgrund des rührenden Erfolgfilms "Anvil! The Story Of Anvil" wieder gewachsene Fanschar los. Diese beiden Alben aus den 90-er Jahren sind sicher nicht die grössten Highlights in der Discographie von Anvil (die Frühwerke "Hard'N'Heavy", "Metal On Metal" und "Forged In Fire" werden wohl für immer unerreicht bleiben), enthalten aber jeweils ein paar wirklich gute Songs, die immer wieder in den Live-Sets der Kanadier auftauchen ("Doctor Kevorkian", "Smokin' Green", "Old School" oder auch "Green Jesus".). Leider kommt diese DoppelCD ohne Bonustracks, so dass sich die Anschaffung nur für "Noch-Nicht-Besitzer" der Alben oder Die-Hard Fans lohnt.
Classic Albums Box Set
PANTERA
Universal
Vulgar Display Of Power Warner Music
lg. Zu einem sehr fairen Preis ist diese gut aufgemachte Box erhältlich. Darin findet der Hörer sechs Scheiben und unter anderem die allergrössten Klassiker und erfolgreichsten Alben von Motörhead, nämlich „Overkill“ (1979), „Bomber“ (1979) und „Ace Of Spades“ (1980) im Mintbook-Format als LP-Replicas. Die erwähnten drei Scheiben haben den Stil von Motörhead, und zwar die perfekte Brücke zwischen Hard Rock/Heavy Metal und Punk, verfeinert mit Blues und Boogie-Elementen, definiert. Auch enthalten diese Alben die grösste Hitdichte der England-Legende mit den drei Titelsongs sowie weiteren Klassikern wie "Damage Case", "Stay Clean", "Capricorn", "Stone Dead Forever", "The Chase Is Better Than The Catch" etc. Das Live-Album „No Sleep ´Till Hammersmith“ (nicht im Hammersmith Odeon aufgenommen, sondern an Konzerten der damaligen UK-Tour in Leeds und Newcastle) aus dem Jahre 1981 beweist eindrücklich, mit welcher Energie damals Lemmy (bs., v.) und seine Jungs “Fast” Eddie Clarke (git.) und Phil “Animal” Taylor (dr.) unterwegs waren. Auch in der Box sind der Klassiker „Iron Fist“ (1982) sowie das lange unterbewertete „Another Perfect Day“ (1983, mit Brian Robertson, ex-Thin Lizzy an der Gitarre). Von „Another Perfect Day“ spielen Motörhead wieder vermehrt Songs live und scheinen dessen Qualitäten wiederentdeckt zu haben. Für Neueinsteiger und Sammler ein Muss, allerdings hat es keine Bonustracks.
ANVIL Plugged In Permanent/Absolutely No Alternative Steamhammer/SPV lg. Die räudige Heavy Metal Band um Steve "Lips" Kudlow (v., git.) und Robb Reiner (dr.)
lg. Als 1992 "Vulgar Display Of Power" erschien, brach ein mittleres Erdbeben los. Der Groove-orientierte Heavy Metal war plötzlich salonfähig und Pantera schon vor den anderen grossen ähnlichen Bands wie Sepultura (mit "Chaos A.D.") und Biohazard (mit "Urban Discilpine") auf dem kreativen Höhepunkt ihres Schaffens. Neben Grunge und Death Metal war dies die härtere Spielart der Stunde! Und Pantera waren da zuvorderst dabei. Wer kennt sie nicht, die Hits wie "Mouth Of War", "A New Level", "Walk" (wahrscheintlich der bekannteste Song der Band) oder auch "This Love"? Auch die energetischen Live-Shows um die Abbott-Brüder (Dimebag Darrell, git, +2005; Vinnie Paul, dr.) und dem Energiebündel Phil Anselmo (v.), der in bester Hardcore-Manier schwer tatöwiert (war damals noch nicht jeder) auf der Bühne herumhüpfte, bleiben in bester Erinnerung. Zum 20-jährigen Jubiläum erscheint nun "Vulgar Display Of Power" mit dem gutklassigen Bonus-Track "Piss" sowie einer coolen DVD mit 5 Live-Songs aus Italien (1992), sowie den drei Videos zu den damaligen Singles des Albums.
VIRGIN STEELE Age Of Consent Steamhammer / SPV mv. Dieser verkannte Klassiker erschien ursprünglich 1988, ging allerdings aufgrund einer unfähigen Plattenfirma ziemlich unter. Zudem war die Szene damals der Meinung, dass der Vorgänger und absolute Epic Metal Klassiker "Noble Savage"
einfach unerreichbar sei. Dabei hatten es Virgin Steele mit "Age Of Consent" tatsächlich geschafft, das Niveau nicht nur zu halten sondern sogar zu toppen. Das vorliegende Album ist für mich schlichtweg eines der besten Heavy Metal Alben aller Zeiten und weist mit der unsterblichen Hymne "The Burning Of Rome" auch das Meisterwerk schlechthin von Virgin Steele auf. Besser kann man epischen Metal nicht zelebrieren. Daneben gibt's mit "Lion In Winter", "On The Wings Of The Night", "Tragedy", "Chains Of Fire", "Cry Forever" und "We Are Eternal" unzählige weitere bärenstarke Klassiker, welche ich mir in all den Jahren sicher schon hunderte Male mit Freuden durch die Boxen jagte. Als Barbaric Romantic Metal wurde die Musik von der Band selber mal bezeichnet. Und das passt einfach absolut perfekt zur Musik der Band und diesem Album, welches absolut einzigartig ist und den Test of Time mit Bravour bestanden hat. So hochwertig wie das Album-Material ist nun auch dieser edle Re-Release geworden. Das Album wurde von Mastermind David DeFeis remastert und mit insgesamt sieben Bonustracks versehen, dazu viele rare Fotos und ausführliche Liner-Notes zum Album und jedem einzelnen Song. Der schicke DoppelDigipack kommt somit auf 23 Tracks und fast 123 Minuten Spielzeit ! Es wird übrigens parallel dazu auch eine Doppel-LP im Gatefold und farbigem Vinyl veröffentlicht werden. Metallerherz was willst Du mehr ?
ELVIS PRESLEY I Am An Elvis Fan Sony
Hh. Über eine Viertelmillion Elvis-Fans aus 20 Ländern wählten in einer Aktion von Legacy Records und Elvis Presley Enterprises (EPE) ihre jeweils drei Favoriten aus sieben Musik-Genres: '50s", "'60s", "Country", "Movies", "Love Songs", "Gospel" und "In Concert".Das Ergebnis liegt nun in Form dieses Albums vor. Die 21 Sieger-Titel aus vorerwähnten Genres dürften zwar ausnahmslos bei den Fans schon im Plattenregal stehen, allerdings nicht in dieser Reihenfolge. Und das macht dieses Werk dann wieder interessant, vor allem für Leute, die die beliebtesten Hits des Kings in verschiedenen Aufnahmen beispielsweise im Auto hören möchten. Und so kommen neben Freude natürlich auch wehmütige Erinnerungen an einen der Grössten auf, wenn Unsterbliches wie z.B. “"Don´t Be Cruel", "Jailhouse Rock" oder”Viva Las Vegas” erklingen. Besonders auch für Neueinsteiger zu empfehlen. 55
CD ReReleases THE JETZ Anthology 1977-79 Queen Mum Records
rp In der kurzen Zeit ihrer Existenz von 1977 bis 1979 veröffentlichten die englischen The Jetz bloss die eine Single «Catch Me» (1977). Diese erschien in fünf verschiedenen Ländern (ohne England) jeweils mit einem anderen Cover. Verkehrte Welt mag man in der Rückschau sagen. Das Quintett um Gitarrist und Songschreiber Den Pugsley hätte nämlich Potential für mehr gehabt. Dies stellt die CD «Anthology 1977-79» eindrücklich unter Beweis. Neben «Catch Me» sind elf Songs auf der CD, die alle die Klasse von «Catch Me» haben. Darunter sind auch vier Live-Songs von 1979 zu hören. The Jetz waren musikalisch im Umfeld von Bands wie The Who, Nick Lowe, Elvis Costello, Beatles, The Motors und einmal Dr. Feelgood («Ricky The Perfect») Zuhause, Aus diesen Zutaten zauberten sie energetische PunkPop-Mode-Wave-Songs, die auch über dreissig Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Frische verloren haben. Ein glücklicherweise nicht ganz vergessenes Juwel.
THE CRITTERS Younger Girl Now Sounds / Cherry Red
rp The Critters, 1964 ins Leben gerufen, veröffentlichten drei Alben in ihrer fünfjährigen Existenz. Ihr erstes, «Younger Girl», 1966 erschienen, ist auch ihr bekanntestes und erfolgreichstes Werk. Besagtes Album enthält mit «Younger Girl» (Billboard Charts Platz 42) und «Mr. Dieingly Sad» (Billboard Charts Platz 17) zwei ihrer grössten Hits. Musikalisch orientierte sich die Band um Sänger
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Don Ciccone an den Beach Boys, Association, den Byrds und Lovin Spoonful («Younger Girl» wurde auch von deren Sänger John Sebastian verfasst). «Younger Girl: The Complete Kapp And Musicor Recordings» enthält, wie der Titel verrät, alle Songs, welche die Critters für ihre ersten beiden Labels einspielten. Neben dem kompletten «Younger Girl»-Album findet sich mit «Don't Let The Rain Fall Down On Me» auch ihr dritter und letzter Top-40-Hit darauf. Die insgesamt 25 Songs zeigen die Critters musikalisch noch von einer anderen Seite. Songs wie «Walk Like A Man Again» oder «Georgianna» erinnern an den Soul, Pop und R&B von Bands wie den Rascals oder den Box Tops. Und mit «So Hard To Find» und «Let Me In» finden sich sogar zwei unveröffentlichte Songs auf dem Album. Nach «Younger Girl» verliessen vier der Originalmitglieder die Band. Die verbliebenen Mitglieder scharten neue Musiker um sich und veröffentlichten mit «Touch 'N Go With The Critters» (1968) und «Critters» (1969) zwei weitere Alben, die ebenso ein paar feine Songs enthielt, aber hinter dem Erfolg von «Younger Girl» zurückblieben.
THE LATE SHOW Portable Pop Trashy Creatures Records rp Die Anfänge des amerikanischen Quartettes The Late Show reichen zurück bis ins Jahr 1972. Damals fand die Band um Sänger und Bassist Don Main an einer Highschool in Indianapolis zusammen. Zwei Jahre später entschied man sich nach New York umzuziehen. Dort erregte The Late Show die Aufmerksamkeit von diversen Majorlabels. Die Band lehnte alle Angebote ab, weil sie auf ein noch besseres hoffte. Diese Taktik erwies sich als falsch. Schlussendlich veröffentlichten sie ihr erstes und einziges Album «Portable Pop» 1980 auf dem kleinen Label Rave Records. Die Wiederveröffentlichung von «Portable Pop» auf Trashy Creatures Records belegt, dass die Majorlabels einen guten Riecher hatten. Die sechzehn Songs inklusive vier Bonustracks offerieren erfrischenden und zeitlosen Power Pop im Stile von Pezband, Rubinoos, Off Broadway oder den amerikanischen Beat. 1996 wurde «Portable Pop» übrigens vom amerikanischen Goldmine Magazine auf Platz 23 der 50 essentiellsten US Power-PopAlben gewählt. The Late Show spielte 1983 ein zweites Album ein, das bis dato unveröffentlicht ist, aber bald, ebenfalls auf Trashy Creatures Records, herausgegeben werden soll.
DVD VELVET REVOLVER Let It Roll - Live in Germany 2008 Rockpalast Eagle Vision
ip. "Let It Roll" zeigt einen der letzten Auftritte von Velvet Revolver, bevor Sänger Scott Weiland seinen Posten als Sänger räumen musste. Die internen Querelen sind der Band auf der Bühne anzumerken. Interaktion zwischen den Musikern gibt es so gut wie keine, jeder bleibt recht distanziert und kühl auf seinem Posten. Lediglich Allzweckwaffe Dave Kushner an der Gitarre scheint Spass am Spielen zu haben. Trotzdem dauert es bis ins letzte Drittel des Gigs, bis Weiland ihm mal den Arm über die Schultern legt und so etwas wie Zusammenspiel markiert. Im Verlaufe des Konzertes wird allerdings auch Drummer Matt Sorum, der an einem erfrischend minimalen Kit die Band immerhin soundtechnisch zusammenhält, zum Sympathieträger, denn er ist neben Kushner der einzige, der in die Kamera lacht. Abgesehen von der eisigen Atmosphäre sind die Songs allesamt aber professionell gut gespielt und der Guns n' RosesKlassiker "Patience" sorgt für einen Gänsehautmoment. Weiland zeigt Feeling und holt aus seiner ansonsten dürftigen Performance noch einen Funken Authentizität heraus. Man wird allerdings während der ganzen Show den Gedanken nicht los, dass er sich in der Rolle des gescheiterten Rockstars ganz gut gefällt. Das Repertoire besteht hauptsächlich aus Velvet Revolver Songs, von denen sicher die Zugabe "Slither" und der Hit "Fall To Pieces" herausstechen. Mit "It's So Easy" und "Mr. Brownstone" sind weitere Gn'R-Songs vertreten und auch Weilands ursprüngliche Band Stone Temple Pilots kommt mit "Vasoline",
"Interstate Love Song" und "Sex Type Thing" zum Zug". Alles tiptop vorgetragen, aber die optimalste Show der Karriere von Velvet Revolver ist dieser Auftritt nicht. Das Publikum ist allerdings voll bei der Sache und feiert die Band im Kölner Palladium. Eine Menge hübscher Mädels singt jeden Text mit und selbst einige Jungs, die vermutlich1988 noch gar nicht auf der Welt waren, schmettern die Gn'R-Hits mit. Sound- und bildtechnisch ist die DVD fabelhaft. Ohne Filter und Spezialeffekte wird hier das pure Konzert ins Wohnzimmer geliefert. Schnickschnack gibt es auch im Menu keinen. Man kann sich die Show, die direkt mit "Let It Roll" anfängt und auf lange Publikumseinspielungen verzichtet, am Stück angucken oder aber in einem zweiten Menüpunkt die einzelnen Titel anwählen. Ausserdem stehen drei verschiedene Audiovarianten zur Verfügung. Bedienerfreundlich auf das Wesentliche reduziert und ohne Lametta. Sehr gerne immer so!
STONE TEMPLE PILOTS Alive In The Windy City Eagle Vision
ip. Hochinteressant, sich diese beiden DVDs mit Scott Weiland am Gesang direkt und chronologisch zu Gemüt zu führen. Denn die beinahe schon desaströse Darbietung des Sängers beim Velvet Revolver-Gig in Köln (2008, kurz vor Weilands Rausschmiss) hat im Jahr 2010 mit den Stone Temple Pilots glücklicherweise nichts mehr gemeinsam. Dieser Auftritt zeigt einen gelösten Scott Weiland, der sich mit seinen Bandkollegen wohl fühlt, sogar Küsschen verteilt, und eine gesanglich gute Leistung abliefert. Die hohen Töne und das Lachen wird er
DVD zwar wohl in diesem Leben nicht mehr finden, aber dafür stimmt alles andere. Die Stone Temple Pilots, die in den 90er Jahren mit Hits wie "Plush", "Interstate Love Song" oder "Creep" Erfolge feierte, haben auch 20 Jahre später noch die Magie, die die Band von vergleichbaren Combos im (weitesten) Grunge-Sektor unterschied. Vor allem wird jetzt, nachdem ihr Repertoire einige Jahre auf dem Buckel hat, mehr als deutlich, dass die Brüder Robert (Bass) und Dean DeLeo (Gitarre) sträflichst unterbewertete Komponisten sind. Das gesamte Songmaterial hat nicht den geringsten Staub angesetzt und sind vor allem live grossartige Rocksongs mit Klassikerpotential. Die Show, die im ausverkauften Riviera Theater in Chicago gefilmt wurde, hat Familiencharakter. Weiland, der auf der Bühne voll in seinem Element ist, sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum, das sämtliche Songs mitsingt und lediglich durch eine kleine Absperrung von der Bühne getrennt ist. Der Schnitt ist recht angenehm und nicht zu schnell, obwohl man vielleicht die eine oder andere Einstellung etwas länger hätte lassen können. Bühnentotale gibt es wenige, dafür sind die Kameras alle so nah an den Musikern dran, dass man als Betrachter mit ihnen auf der Bühne steht und damit den vollen Konzertgenuss erlebt. Auch der Sound lässt nichts zu wünschen übrig. Angereichert ist die DVD mit den obligatorischen Audioeinstellungen und einem Interview der Band. "Alive In The Windy City" ist eine wirklich gelungene DVD, die nicht nur an Nostalgiker gerichtet ist, sondern eine grossartige Rockband zeigt, die zeitlos gute Songs interpretiert.
PINK FLOYD The Story Of Wish You Were Here Eagle Vision hh. Nach „The Wall“ und „The Dark Side Of The Moon“ war „Wish You Were Here“ mit über 13 Millionen verkaufter Platten das dritterfolgreichste Album der Briten. Diese DVD leuchtet die Hintergründe, die zur Entstehung des Albums führten, mit vielen (überwiegend zeitgenössischen) Interviews der
beteiligten Musiker aus. Auch die im Umfeld der Produktion Beteiligten kommen zu Wort und der Betrachter erfährt wirklich hochinteressante Tatsachen, die in diesem Ausmass bislang lediglich eingefleischten Floyd-Fans bekannt sein dürften. Über weite Strecken ist das Dokument eine liebeund respektvolle Hommage an den 2006 verstorbenen Mastermind der Floyd-Gründerjahre Syd Barrett (verliess Pink Floyd aufgrund schwerer psychischer Probleme bereits 1968), dem der auf diesem enthaltenen Song „Shine On You Crazy Diamond“ gewidmet ist. Kurze Filmsequenzen
ROBERT PLANT & THE BAND OF JOY Live From The Artists Den Universal
und Fotos von Barrett runden das Bild ab. Erschütternd zu erfahren ist in diesem Zusammenhang, dass Barrett während der Aufnahmen zu „Wish You Were Here“ unangemeldet im Studio auftauchte und niemand seiner ehemaligen Wegfährten ihn erkannte. Sehr interessant (und aus heutiger Sicht vorsintflutmässig anmutend) ist ebenfalls die Herstellung des Covers und der Fotos von Storm Thorgerson. Seinerzeit mussten alle Fotos von Hand geknipst werden: der brennende Anzugsträger beispielsweise brannte bei der Aufnahme tatsächlich, Computeranimationen gabs noch nicht. All das verschlang Unmengen an Geld, zumal Grafiker Thorgeson dafür bekannt war, seine Shots nur an den ausgwähltesten Plätzen der Welt auf Film zu bannen. Das zeigt deutlich, wie hoch der visuelle und künstlerische Anspruch der Band (und speziell von Roger Waters) war und sich Budgetvorgaben unterzuordnen hatte. Eine sehr gut gemachte und in jeder Beziehung zu empfehlende Dokumentation über die Hintergründe eines musikalischen Meisterwerks von einer der wichtigsten und wegweisendsten Bands aller Zeiten.
hh. Mit seiner Band Of Joy präsentiert der Zeppelin-Frontmann entspannten Semi-Akustik-Sound zwischen Folk, Rock und Country mit dezenten Gospeleinflüssen. Also uramerikanischen RootsSound, den Robert Plant seit seiner Zusammenarbeit mit der „Bluegrass-Godess“ Alison Krauss intensiv lieben gelernt hat. Mit Hilfe seiner ausgezeichneten Band (als Gitarrist ist Alternativ-Country-Grösse Buddy Miller dabei) verzaubert Plant den Zuschauer über eine Stunde lang mit faszinierender, unter die Haut gehender und die Seele berührender Musik. Alte Zep-Rocker wie beispielsweise „Black Dog“, „Houses Of The Holy“, „Ramble On“ oder „Rock'n'Roll“ erscheinen in einem gänzlich neuen Licht und das überraschende daran: Sie funktionieren wunderbar in diesen Versionen. Ein Beweis für die zeitlose und herausragende Klasse der ZeppelinSongs. Das Konzert hat einen intimen, familiären Charakter und verzichtet auf jegliche optische Gimmicks wie Lightshow. Hier steht die Musik und die Band im Fokus und es ist deutlich zu spüren, wie sehr Plant dieses entspannte Miteinander geniesst. Jeder der involvierten Musiker bekommt seinen Solo-Part, in dem sich Plant banddienlich und uneigennützig in den Hintergrund stellt und entweder als Harpist oder Background-Sänger agiert. Fast jeder Song ist ein Duett mit der etwas hölzern wirkenden Patty Griffin, die sich gesanglich jedoch wunderbar mit Plant ergänzt. Die Band spielt hervorragend und kommt durch
den Verzicht auf jegliche EgoSpielchen sehr sympathisch rüber und hat offensichtlich grossen Spass an der Sache, sie trägt den Namen „Band Of Joy“ zu recht. Bei Robert Plant selbst bekommt man den Eindruck, dass er nun nach seinen zurückliegenden diversen musikalischen Exkursionen und Experimenten angekommen ist. Souverän, in sich ruhend liefert der ehemalige Rock-Gott einen intensiven und berührenden Gesangsvortrag. Auch als Person zeigt sich der 64jährige heute als stilvoller Monsieur, der sich aber seinen jungenhaften Charme bewahrt hat und dadurch nur umso sympathischer erscheint. „Live From The Artists Den“ ist von A-Z ein herausragendes, stimmungsvolles Konzerterlebnis besonders für Liebhaber vorerwähnter Musikrichtungen in sehr gutem Sound und dem musikalischen Vortrag entsprechender ruhiger Kameraführung. Die mitunter zwischen den Songs eingeschnittenen Kommentare von Plant sind der Bonus-Abteilung entnommen, wo Plant ein längeres Interview gibt. Ansonsten fällt der Bonus-Teil mit einer Bilder-Galerie und Informationen zur „Artists Den“-Serie recht mager aus, worüber wir angesichts des grandiosen Konzerts aber gern hinwegsehen. Pflichtkauf!!!
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LIVE REVIEWS EARSHAKER DAY Basel, St. Jakobshalle 23.6.2012 Fotos: Rockpearl+Bluesdrop MACHINE HEAD
ip. Im Vorfeld des Earshaker Festivals gab es einige Verschiebungen und Änderungen, die seitens der Veranstalter erst drei Tage vorher bekannt gegeben wurden. So platzierte man zum Beispiel alle 24 Bands nur noch auf zwei statt drei Bühnen und krempelte die komplette Running Order nochmals um, was vielleicht finanziell sinnvoll aber Besucherunfreundlich war. Nichtsdestotrotz konnte man sich auf hochkarätige Bands freuen und im Hintergrund arbeitete eine ganze Armee an einem reibungslosen Ablauf. Ein schwer angefressener SEBASTIAN BACH betrat um kurz nach 14:00 die Bühne, vor der gut geschätzte 300 Leute standen und auf den Sänger der 1990er Abräumerband Skid Row warteten. Das ehemalige Stimmwunder war zu spät aufgestanden und hatte sich bereits Backstage lautstark bei jedem, der es hören wollte, mit den Worten „Fucking lunch time show!“ über seine Auftrittszeit beschwert. Was dann folgte, war die wohl miserabelste Darbietung, die je eine Bühne ertragen musste. Ein mittelmässiger Sänger, der nach jedem Song nach einem Kaffee (!) verlangt, zynische Bemerkungen über die Tagszeit macht und seine Band und die Crew anpöbelt, hat die Bezeichnung „professionell“ schlicht nicht verdient. Dass seine Mitmusiker sich zwar redlich bemühten, aber trotz allem noch etwas verschlafen wirkten, führte zusammen mit einem völlig überforderten Mischer an den Reglern zu einem totalen Desaster. Sebastian Bach ist ein Beispiel dafür, wie man eine einst vielversprechende Karriere mit arrogantem und überflüssigem Getue möglichst schnell totsäuft und beendet. Zum Fremdschämen peinlich. Allerdings erleichterte einem das die Entscheidung, möglichst schnell in Richtung Halle B zu flüchten und sich die extrem gut gelaunten CANCER BATS anzuschauen. Die Stimmung in der kleinen, aber wesentlich besser gefüllten Halle war bombig und die kanadische Punk/Southernrock-Truppe heizte das Publikum mächtig an. BLACK STONE CHERRY spielten laut neuer Running Order nun mit leichter Verspätung um kurz nach 15:00, dafür aber sensationell! Man darf diesen Gig mit Recht als einen der besten dieses Festivals bezeichnen. BSC waren eine der wenigen Bands, die einen guten Sound hatten und die so auftraten, als wären sie alleine auf Tour und kein Teil eines Riesenfestivals. Mit Ausnahme des Sängers und Ruhepols Chris Robertson lieferten die drei Instrumentalisten eine umwerfende Liveshow ab und hatten mit ihrem zweiten Song „Maybe Someday“ bereits alles gewonnen. Ben Wells und Jon Lawhon rannten pausenlos quer über die Bühne und komplettierten zusammen mit Drummer John F. Young eine musikalische Muppet Show der Extraklasse. Zeitgleich rollten VALE TUDO ihren sprichwörtlichen Panzer auf Bühne B. Die Zürcher Hardcore-Spezialisten legten nicht nur die Initialzündung für die erste Wall of Death des Tages, sondern trumpften mit ihrem Maskottchen und mächtig viel Dampf aus den Verstärkern so überzeugend auf, dass die Halle wackelte. Wer nach so einer Show direkt von der Bühne zum Sanitäter muss, um sich seine Verletzung behandeln zu lassen, der hat seine Arbeit ordentlich gemacht! EYES SET TO KILL und LACUNA COIL hoben die Frauenquote unter den Künstlern etwas an und konnten auch beide mit guten Shows punkten. Allerdings verschlechterte sich der Klang in der kleinen Halle, die leider ein sehr uncharmantes Turnhallenflair besitzt, zusehend. Beide Bands, wie auch die meisten nachfolgenden, kämpften mit sehr grellem Sound, der auch nicht mit erhöhter Lautstärke besser wurde... BLACK LABEL SOCIETY waren schon fast 40 Minuten
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SEBASTIAN BACH
ZAKK WYLDE
BLACK STONE CHERRY LAMB OF GOD
SOULFLY
LACUNA COIL
VALE TUDO KILLSWITCH ENGAGE
LIVE REVIEWS über dem Zeitplan, was vermutlich aber auf die sehr knapp bemessene Umbauzeit der ersten Bands zurückzuführen war. Dafür dekorierte die Band um Gitarrenmeister Zakk Wylde die Bühne mit der standesgemässen Marshallwand und sympathischer Spielfreude. „Häuptling Flitzefinger“ Wylde entledigte sich glücklicherweise nach dem zweiten Song seines etwas albernen Federschmuckes und machte damit Platz für uneingeschränktes Hörvergnügen, den BLS sind definitiv eine der tightesten Livebands dieses Planeten. Beeindruckendes Konzert. Nicht minder beeindruckend auch SICK OF IT ALL aus New York. Das Quartett, seit 30 Jahren in unveränderter Besetzung unterwegs, legt nach wie vor die oberste Messlatte im Hardcore fest. Pete Koller, der vor vier Monaten Vater wurde, steckte seine Euphorie darüber in seine Bühnenshow und lieferte zusammen mit seinem Bruder Lou (voc), dem Bassisten Craig und Drummer Armand Energie pur. Klassiker wie „Scratch The Surface“, „Injustice System“ oder „Take The Night Off“ taten ihr übriges und hinterliessen ein zwar von der Hitze und den vielen Bands etwas angeschlagenes, aber dennoch breit grinsendes Publikum. Mit UGLY KID JOE hatte eigentlich niemand so richtig gerechnet, oder sich zumindest über ihr Erscheinen im Festivalbilling gewundert. Seit den Smash Hits „Everything About you“ und „Neighbor“ sind lockere 20 Jahre vergangen, aber trotzdem ist Whitfield Crane ein grossartiger Sänger geblieben; ob man die Band mag oder nicht. Der Altersdurchschnitt bei den Besuchern in Halle B stieg auf jeden Fall um ein paar Jahre an, als die Kalifornier ihren Set und damit eine nostalgische Reise in die Vergangenheit starteten. Die Vergangenheit hat auch in der Geschichte von SOULFLY einen hohen Stellenwert. Die Südamerikaner um Max Cavalera boten allerdings eine dermassen brachiale Show, dass während der 45 Minuten Spielzeit alles egal war, worüber sich die Presse seit langem auslässt. Soulfly waren das Erdbeben des Abends und Cavalera, der sich in Begleitung von zweien seiner Söhne nachmittags selbst einige Shows angesehen hatte, war der heimliche Headliner von Bühne B. Er verabschiedete sich mit einer umgehängten Schweizerfahne und einem grossen Lächeln im Gesicht. KILLSWITCH ENGAGE waren in neuer alter Besetzung und in der grossen Halle vor Ort. Jesse Leach, der für die Band aus Massachusetts bereits von 1999-2002 am Mikrofon stand und vor kurzem den erkrankten Howard Jones ersetzte und zur Band zurückkehrte, meisterte seinen Part hervorragend. Gewöhnungsbedürftig war allerdings das Outfit der gesamten Band, die mit zu hoch geschnallten Gitarren und über dem Knie abgesägten Jeanshosen ein optisches Kuriosum darstellten. Ohrwürmer wie „A Bid Farewell“ oder „The End Of Heartache“ soll man aber hören und nicht kucken und deshalb war diese Show gross. LAMB OF GOD waren für viele Festivalbesucher der Hauptgrund, ins Joggeli zu kommen. Und sie blieben nichts schuldig. Während sich die Plastikbecher in den Ecken zu Türmen anhäuften, rollten Randy Blythe und seine Männer, vor allem Blickfang Bassist John „Gandalf“ Campbell, das Feld von hinten auf. Dass dieser furiose Gig einer der letzten ihrer Tour war, konnte keiner ahnen, denn Blythe wurde wenige Tage nach dieser Show in Prag verhaftet. Möge Gerechtigkeit walten. MACHINE HEAD waren das Ausrufezeichen des Abends. Mit einer unglaublichen Lightshow und Spass in den Backen beschlossen die Fantastischen Vier aus Oakland das Earshaker Festival in Basel und das honorierte das übrig gebliebene Publikum ab ein Uhr nachts. Rob Flynn würdigte seinerseits das Durchhaltevermögen der Fans, indem er ihnen vor „Halo“ ein herzliches Kompliment aussprach. Dieser Tag konnte kaum besser enden, als mit dem Klassiker „Davidian“, bei dem jede anwesende Kehle „Let Freedom ring with a shotgun blast“ als Abschiedsgruss brüllte.
MÖTLEY CRÜE, SLASH, GLORIA VOLT Basel, St. Jakobshalle 21.6.2012 (Fotos: Sonya Vaucher) mv. Mein letztes Mötley Crüe Konzert fand vor einigen Jahren in Winterthur statt und ich habe nicht gerade die besten Erinnerungen daran. Die Band wirkte damals sehr unmotiviert und lustlos. Ich war deshalb gespannt, wie sich der wilde Haufen nun in Basel präsentieren würde. Vorher spielten aber erst noch Gloria Volt und Slash, wobei ich erstere aufgrund der frühen Spielzeit und der endlos langen Schlange draussen vor der Abendkasse leider nicht sehen konnte. Rund 4000 Fans waren in die St. Jakobshalle gepilgert und schnell kam Stimmung auf. Der Grund war natürlich Slash feat. Myles Kennedy and the Conspirators. Die Band lieferte eine pure, bodenständige Rock'n'Roll Show mit viel Energie und Spielfreude. Neben Songs des neuen Albums “Apocalyptic Love” gab es natürlich auch ein paar Guns'n'Roses Hits wie "Nightrain" oder “Sweet Child O' Mine” zu hören und sogar "Slither" von Velvet Revolver wurde gespielt. Der ehemalige Gunner gab sich wie immer sehr cool und optisch beständig mit schwarzem Zylinder, Sonnenbrille, abgeschnittenem Shirt und Lederhosen. Das Publikum bejubelte aber nicht nur Slash, sondern auch den hervorragenden Sänger Myles Kennedy. Höhepunkt war dann natürlich der gefeierte Abschluss "Paradise City", welcher wirklich von jedem Rockfan in der Halle mitgegröhlt wurde. Punkt 21 Uhr ging es dann bereits mit dem Headliner los und Mötley Crüe legten mit "Wild Side", "Live Wire" und "Too Fast For Love" einen fulminanten Start hin. In der Bühnenmitte stand imposant Tommy Lee's riesiges Rollercoaster-Drumset, welches später während seines Drum-Solos noch für viel Aufsehen sorgen würde. Auf einer grossen Leinwand dahinter wurden bei den meisten Songs Filmprojektionen gezeigt, zudem erschienen bei diversen Songs zwei spärlich bekleidete Tänzerinnen und selbstverständlich gab's auch noch eine fette Lightshow zu bestaunen. Auch die Band selbst schien einen guten Tag erwischt zu haben. Vince war gut aufgelegt und lancierte eine kräftige MetalParty, welche nicht nur durch seine vielen "Fuck alles Mögliche" Sprüche sondern auch durch Hits ohne Ende dominiert wurde. "Shout At The Devil", "Don't Go Away Mad (Just Go Away)", "Same Ol' Situation", "Looks That Kill" oder
"Piece Of Your Action" zeigten, dass die Band weiss, was ihr Publikum glücklich macht. Von den Alben der letzten 20 Jahre kam tatsächlich nur der Titelsong des aktuellen Albums " Saints Of Los Angeles" zum Zug, ansonsten gab's nur Klassiker bis und mit "Dr. Feelgood" zu hören. Tommy Lee war agil wie eh und je und lud zu seiner „Tour de Drums“ einen Fan ein, der davon sicher noch seinen Enkeln erzählen wird. Mainman Nikki Sixx sah mit seinem toupierten, schwarzen Haar und breitem Stirnband immer noch total nach 80er Jahren aus und liess ebenfalls einige sehr rotzige Sprüche fallen. Blieb noch Mick Mars, dem man seine gesundheitlichen Probleme leider nur zu gut ansah, er schien sich kaum noch schmerzfrei bewegen zu können. Zum Glück spielt er aber immer noch sehr geil Gitarre. Nach dem furiosen Finale "Dr. Feelgood", "Girls, Girls, Girls", "Kickstart My Heart" sowie der kurz eingestreuten Ballade "Home Sweet Home" ist die Anfangsfrage klar beantwortet: in dieser Form darf die Band gerne noch oft auf Tour kommen und uns mit ihrer Show begeistern.
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KONZERTKALENDER ALIVE & SWINGING mit
28.10. Bern, ISC
GARVEY , NAIDOO, SASCHA,
CHAKA KHAN
MITTERMEIER
25.10. Zürich, Volkshaus
9.+10.11. Zürich, Kongress haus
CHICK COREA TRIO
AL JARREAU & NDR BI GBAND
23.11. Zürich, Tonhalle
26.10. Luzern, KKL
COLOURHAZE
AMY MACDONALD
3.10. Bern, ISC
9.+10.12. Zürich, Komplex 457
DANIELE NEGRONI
ANIMAL COLLECTIVE
27.11. Zürich, Volkshaus
20.11. Zürich, Xtra Limmathaus
DANKO JONES
ARCHITECTS
27.10. Zürich, Komplex 457
30.10. Solothurn, Kofmehl
DEEP PURPLE
ARCHIVE
8.12. Bern, Expo-Halle
19.10. Winterthur, Eishalle
DE PHAZZ
AUGUST BURNS RED, THE DEVIL
16.9. Zürich, Kaufleuten
WEARS PRADA, WHITEC HAPEL
DER KÖNIG TANZT
16.11. Zürich, Komplex 457
27.10. Winterthur, Salzhaus
BABY JAIL
DESTROYER
4.9. Solothurn, Kofmehl
25.07. Bas el, Im Fluss
6.9. Luzern, Schüür
DIANA KRALL
16.11. Zug, Chollerhalle
20.11. Zürich, Kongresshaus
BETWEEN THE BURIED & ME
DIE ATZEN
28.10. Zürich, Dynamo
22.9. Solothurn, Kofmehl
BIG FOX
DIE TOTEN HOSEN
02.11. Zug, Chollerhalle
5.12. Zürich, Hallenstadion
03.11. St.Gallen, OYA
18.12. Bas el, St. Jakobshalle
BIG HARP
DISCO ENSEMBLE
6.9. Fribourg, Fri-Son
15.11. Bern, ISC
7.9. Aarau, KIFF
DISGROOVE
12.9. Zürich, El Local
22.12. Burgdorf, Kultur Club
13.9. Basel, Parterre
DJANGO DJANGO
BILLY TALENT
27.11. Zürich, Rote Fabrik
5.10. Winterthur, Eishalle
DOG EAT DOG
BLISS
7.9. Luzern, Schüür
21.10. Solothurn, Kofmehl
DOWN
BLUMENTOPF / MESHUGG A
28.10. Zürich, Komplex 457
30.11. Zürich, Komplex 457
DRAGONFORCE
BON IVER
7.11. Zürich, Komplex 457
31.10. Zürich, Komplex 457
12.11. Solothurn, Kofmehl
BRANDY BUTLER
CARMINE & VINNIE APPI CE
26.10. Bern, ISC
27.10. Zug, Chollerhalle
CALEXICO
ELUVEI TIE
21.9. Zürich, Volkshaus
20.9. Solothurn, Kofmehl
15.11. Bas el, Volkshaus
ELUVEI TIE, 6 9 CHAMBERS,
CAROLI NE KEATING
FINNTROLL, RED SHAMROCK
28.9. Zug, Chollerhalle
29.12. Winterthur, Eu lachhalle
CASPIAN
EMANUEL & THE FEAR
25.10. Aarau, K iff
20.10. Bern, ISC
26.10. Wil, Gare de Lion
ES BRENNT - WAS TUN
27.10. Laufen, Biomill
8.9. Luzern, Gleis 13
60
EUROPE 20.10. Solothurn, Kofmehl
I LI KE TRAINS
EINAR STRAY
10.11. Laufen, Biomill
05.10.St.Gallen, Grabenhalle
11.11. Winterthur, Salzhaus
06.10. Baden, Royal
IMPERIAL STATE ELECTRIC
FAMARA
23.9. Bern, ISC
15.12. Brugg, Art Bar
JAMAICAN LEGENDS
FINK
SLY&ROBBIE,T.DOWNI E,E.RANG LIN
10.11. Zürich, Komplex 457
3.12. Zürich, Kaufleu ten
FLORENCE & THE M ACHINE
JENNIFER LOPEZ
21.11. Winterthur, Eishalle
10.10. Zürich, Hallenstadion
FLYING COLORS
JOE JACKSON
14.9. Zürich, Volkshaus
21.10. Zürich, Spirgarten
FU MANCHU
JOHN MAYALL
21.9. Schaffhausen , K ammgarn
4.+5.12. Zürich, Volkshaus
24.9. Zürich, Plaza
JOHN SCOFI ELD TRIO
FUNNY VAN DAN NEN
24.10. Schaffhausen , K ammgarn
5.10. Zürich, Härterei
JOLLY & THE FLYTRAP
GET WELL SOON
15.9. Luzern, Schüür
06.10.Vevey, Rocking Chair
KATATONIA
03.11. Zürich, Mascotte
30.11. Luzern, Schüür
4.11. Luzern, Schüür
KEANE
GLEN HANSARD
27.10. Zürich, Hallenstadion
18.10. Zürich, Kaufleuten
KI MBRA
GÖLÄ
11.9. Zürich, Kaufleu ten
9.11. Zürich, Hallen stadion
12.9. Lausanne, Les Docks
GOSSIP
KONSTANTIN WECKER
25.11. Bas el, St. Jakobhalle
1.12. Zürich, Volkshaus
GRAVEY ARD
KREATOR
11.12. Zürich, Mascotte
26.11. Fribourg, Fri-Son
HAK
18.12. Zürich, Komplex 457
21.9. Bern, ISC
KRISTOFER ASTRÖM
HALESTORM
19.9. Bern, ISC
6.10. Zürich, Dynamo
LACUNA COI L
HARDCORE BLUESBAND
23.11. Pratteln, Z7
24.11. Pratteln, Galery
LADY G AG A
HAUDEGEN
26.9. Zürich, Hallen stadion
1.11. Zürich, Papiersaal
LAFAYETTE
HECHT
13.09. Luzern, Schüür
21.9. Luzern, Schüür
LI ONEL RICHIE
11.10. Lyss, KU FA
6.11. Zürich, Hallen stadion
19.10. Aarau, K IFF
LI VE WI RE
20.10. Winterthur, Albani
9.+10.11. P ratteln, Z7
28.11. Baden, Merkker
LOVEBUG S
13.12. Zürich, Exile
20.9. Schupfart, Festival
HEIDI HAPPY
20.10. Wetzikon, Scala
2.11. Zug, Chollerhalle
25.10. Bas el, Volkshaus
HERBERT G RÖNEMEYER
26.10. Kirchberg, Eintracht
18.11. Zürich, Maag Halle
27.10. Luzern, Schüür
HUSKY
2.11. Solothurn, Kofmehl
29.09. Zürich, Exil
KONZERTKALENDER 3.11. Glarus, Holästei 9.11. Aarau, K IFF 10.11. Rubigen, Mühle Hunziken 17.11. Winterthur, Salzhaus 30.11. Mels, Altes Kino 1.12. Lausanne, Les Docks 21.12. Schaffhausen , K ammgarn 22.12. Lyss. Küfa 27.12. Zürich, Härterei LUCA HÄNNI 9.10. Uetendorf, Sportcenter
OF MICE AND MEN
14. + 15.12. Thun, Bärens aal
STEPHAN EICH ER
23.10. Bas el, Sommercasino
20.12. Winterthur, Salzhaus
11.12. Zürich, Volkshaus
OROPAX
22.12. Davos, Songbird
STEREOLOVE
24.11. Solothurn, Kofmehl
23.12. Langnau i.E., Kupferschmie
24.11. Zürich, Exile
OWL CITY
PETER PAN SPEEDROCK, KARMA
STRESS
19.10. Zürich, Abart
TO BURN, HONKY
14.12. Solothurn, Kofmehl
PARADISE LOST
4.10. Luzern, Schüür
SWEET SERENADES
13.10. Lausanne, Les Docks
5.10. Winterthur, Gaswerk
27.9. Bern, ISC
PARKWAY DRIVE
REETO VON GUNTEN
TEN YEARS AFTER
26.11. Zürich, Komplex 457
11.10. Solothurn, Kofmehl
21.11. Solothurn, Kofmehl
ROBIN McKELLE & TH E FLY TONES
THE CAT EMPIRE
5.10. Zug, Chollerhalle
17.12. Zürich, Volkshaus
ROYAL REPUBLIC
THE CRANBERRI ES
14.10. Zürich, Plaza
7.11. Zürich, Hallen stadion
SEAL
THE FORCE
14.11. Zürich, Hallenstadion
5.10. Pratteln, Galery
SEEED
THE HIVES
19.11. Zürich, Hallenstadion
5.12. Zürich, Komplex 457
SEETHER
THE MONOFONES
30.11. Solothurn, Kofmehl
28.9. Bern, ISC
SERJ TANKI AN
THE PARLOTONES
18.10. Zürich, Komplex 457
9.10. Zürich, Abart
SEVEN
THERAPY?
18.10. Lenzburg, Schloss
11.11. Luzern, Schüür
19.1. Solothurn, Kofmehl
THE RASMUS
77 BOMBAY STREET
27.11. Solothurn, Kofmehl
3.11. Solothurn, Kofmehl
THE TARANTI NOS
23.11. Luzern, Schüür
20.10. Luzern, Schüür
SILBERM OND
THE TEMPER TRAP
19.12. Zürich, Hallenstadion
20.9. Zürich, Komplex 457
SIMON ENZLER
THE TIGER LILLIES
1.11. Solothurn, Kofmehl
13.12. St. Gallen, Grabenhalle
SIVERT HOYEM
TILL BRÖNNER
31.10. Solothurn, Kofmehl
21.11. Zürich, Kaufleuten
1.11. Zürich, Plaza
TINA DICO
SLÄDU & FRIENDS
13.10. Zürich, Kaufleuten
13.9. Interlaken, Das Zelt
TOMM Y EMMANUEL
6.10. Winterthur, Das Zelt
22.11. Zürich, Kaufleuten
13.10. Aarau, Das Zelt
TORCHE
2.11. Horgen, Das Zelt
27.9. Zürich, Dynamo
17.11. Luzern, Das Zelt
TOWER OF POWER
31.12. Bern, Das Zelt
6.11. Zürich, Volkshaus
SLASH feat. MYLES KENNEDY
TRIVIUM, AS I LAY DYING,
22.10. Zürich, Volkshaus
CALIBAN, UPON A BURNING BODY
SÖHNE MANNHEIMS
13.11. Solothurn, Kofmehl
8.10. Zürich, Volkshaus
TURBONEGRO
SOULFLY
30.11. Zürich, Abart
25.9. Solothurn, Kofmehl
VELVET TWO STRI PES
STEEL PANTHER
2.10. Zürich, Mascotte
10.+19.10 . Zürich, Volks haus LUKA BLOOM/KIERAN GOSS 20.10. Zug, Chollerhalle
präsentiert
LUNIK 28.11. Baden, Nordportal 29.11. Fauenfeld, Altes Eisenwerk 30.11. Zürich, Kaufleuten 1.12. Basel, Volkshaus 2.12. Solothurn, Kofmehl 7.12. Luzern, Schüür 8.12. Wetzikon, Scala 9.12. Bern, Bierhübeli MAMBO KURT 18.9. Chur, Selig MANFRED MANN'S EARTHBAND 24.10. Zürich, Volkshaus MARILYN MANSON & ROB ZOMBIE 11.12. Bas el, St. Jakobshalle MAX HERRE 30.10. Zürich, Komplex 457 MGK
20.10. Nidau, Kreuz 26.10. Schöftland 27.10. Alpnach, Pfistern 05.11. Zürich, El Lokal 10.11. Altnau, S-Ka 17.11. Gersau, Herbst 23.11. Rubigen, Mühle 24.11. Glarus, Hollestei -- wird fortgesetzt--
ULTRAVOX 1. November 2012 Zürich Kaufleuten
22.9. Zürich, Plaza MIKA
PATENT OCHSNER
8.11. Zürich, Volkshaus
24.-28.10. Rubigen, Mühle
MOLOTOV
2.11. Luzern, Schüür
2.9. Solothurn, Kofmehl
3.11. Brugg, Salzhaus
MONSTER MAGNET
8.+9.11. Solothurn, Kofmehl
30.11. Zürich, Plaza
10.11. Murten, Hotel Murten
MORE EXPERIENCE
15.11. Zofingen, Stadts aal
13.10. Luzern, Schüür
16.11. Herisau, Casino
MÜSLÜM
17.11. Chur, Marsöl
26.10. Solothurn, Kofmehl
22.11. Us ter, Stadtsaal
NAVEL
23.11. Brunnen, Seehotel
9.11. Basel, Kaserne
24.11. Worb, Bärens aal
NICKELBACK
29.11. Ballwil, Gemeindesaal
28.9. Zürich, Hallen stadion
30.11. + 1.12. Lyss, KUFA
NICKI MINAJ
6.12. Buchs, Krempel
17.10. Zürich, Hallenstadion
7.12. Gelterkinden, Marabu
NICK WATERHOUSE
8.12. Frauenfeld, Eisenwerk
30.11. Bern, ISC
13.12. Schaffhausen, K ammgarn
20.10. Zürich, Volkshaus
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KONZERT-TICKETS: je 2 x 2 Tickets für
ELTON JOHN “5 Classic Albums 1970-1973” Box Set
SLASH feat. MYLES KENNEDY 22. Oktober 2012 Zürich, Volkshaus
DOWN 28. Oktober 2012 Zürich, Komplex 457
THIN LIZZY “ Classic Album Selection” 6 CD Box Set
STEEL PANTHER 29. Oktober 2012 Zürich, Volkshaus
ULTRAVOX 1. November 2012 Zürich, Kaufleuten
SOUND SYSTEM “ The Story Of Jamaican Music” Box Set
ROXY MUSIC “The Complete Studio Recordings” 10 CD Box Set
Wunschartikel auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: TRACKS -Wettbewerb-, Postfach 108, 4323 Wallbach oder eine E-Mail an: Info@tracks-magazin.ch Die Gewinner werden ausgelost
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