Kein Schatz am Ende des Regenbogens Mit ihrem dritten Album „Loose“ sprengte die Kanadierin mit portugiesischen Wurzeln alle Grenzen. Über 7 Millionen Exemplare wurden verkauft, Top Platzierungen in den internationalen Charts und Platin-Auszeichnungen am Laufmeter. Auch mit Auszeichnungen wurde die Sängerin geradezu überhäuft, die wichtigste war dabei der Grammy im Jahr 2002. Sechs Jahre nach ihrem Platin-Seller „Loose“ kommt sie nun mit einem neuen englischsprachigen Album zurück.
Eigentlich wolltest Du Dein neues Album ja früher veröffentlichen, unter dem Titel "Lifestyle". Du hast Dich dann aber umentschieden. Dann hiess es, es würde am 15. Juni erscheinen, aber nun wurde es doch auf den September verschoben. Was sind die Gründe dafür? Ich habe vor 3 Jahren mit diesem Album angefangen. Eigentlich direkt nach "Mi plan", meinem spanischen Album. Ich habe ganz langsam angefangen und 50 Songs aufgenommen. Den Titel habe ich geändert, nachdem ich den Song "Spirit Indestructible" mit Rodney Jerkins geschrieben habe, weil ich unbedingt ein Album haben wollte mit diesem Titel. Dann wollten wir das Album im Juni releasen, doch wir merkten schon bald, dass wir uns mit den Promo-Terminen zuviel vorgenommen hatten. Wir brauchten einfach mehr Zeit. Ich habe das Glück, dass ich international bekannt bin und so an sehr viele Plätze der Welt gehen kann, um mein Album zu promoten. Jetzt sind wir in Europa, danach geht's nach Asien, dann Lateinamerika im Herbst. Im Januar beginnt dann die Tour. Wir hatten einfach zu wenig Zeit für all diese PromoTermine einberechnet. Das Album selbst hat sich deswegen aber nicht mehr verändert, es ist seit Juni fertig. Dein letztes Album war auf Spanisch, nun ist die neue Scheibe wieder in Englisch. Wieso wechselst Du mit den Sprachen ab? Da steckt kein Plan dahinter, das passiert einfach. Ich lasse mich treiben und sehe dann jeweils, in welche Richtung es mich schlägt. Nach dem
NELLY FURTADO Spirit Indestructible Universal
3. High Life feat. Ace Primo 4. Parking Lot 5. Something feat. Nas 6. Bucket List 7. The Most Beautiful Thing feat. Sara Tavares 8. Waiting For the Night 9. Miracles 1. Spirit Indestructible 10. Circles 2. Big Hoops (Bigger 11. Enemy 12. Believers the Better)
Album "Loose" hatte ich einfach nicht mehr so viel Lust, mich in Englisch auszudrücken. Ich habe angefangen davon zu träumen, wie ich auf der Loose-Tour Spanisch singe. Dann bin ich einem Freund aus Kuba begegnet, mit dem ich dann für ein spanisches Album zusammengearbeitet habe. Danach kam das Englisch wieder zu mir zurück. Ich plane das nicht, ich schaue einfach, wohin mich die Inspiration treibt. Der Song "High Life" soll teilweise von einem speziellen Moment handeln, den Du während der Europa-Tour von "Loose" 2007 erlebt haben sollst. Stimmt das? Was war das für ein Moment? Manchmal schreibe ich einen Song und merke erst Wochen später, dass der Song mit meinem eigenen Leben zu tun hat. Meine Songs sind wie merkwürdige Meditationen für mich, spezielle persönliche Geschichten, die sich da hervortun. Sie zeigen die Art, wie ich die Welt verstehe. Es ist wie ein sechster Sinn, die Melodien entstehen damit. Bei "High Life" dachte ich beim Schreiben erst, es ginge darum, dass irgendein Mensch eine Midlife Crisis hat. Ich habe dann gemerkt, dass der Song von meinen Gefühlen während der LooseTour handelt. Ich bin damals auf die Bühne gegangen und war schrecklich müde, ich war daher einfach nicht richtig vorbereitet für die Show. Ich war emotional extrem instabil an diesem Abend und musste beim ersten Song weinen. Die Leute haben es nicht gemerkt, aber es war so.
Am nächsten Tag habe ich angefangen darüber nachzudenken, was "Erfolg" eigentlich bedeutet. Erfolg sollte eine Reise sein, echter Erfolg ist, die richtige Balance in seinem Leben zu finden. Sei es mental, physisch oder psychisch. Wenn man als Kind an Erfolg denkt, dann hat man das Gefühl, man erreiche irgendwann ein Ziel, irgendein Goldschatz, den man finden muss, beispielsweise am Ende des Regenbogens. Über all die Jahre habe ich aber gelernt, dass das so im Leben nicht funktioniert. Man muss sein Gleichgewicht im Leben finden und seine Leidenschaft leben Können. Bei mir war es der Beginn meines eigenen Labels, bei dem ich spanische Songs produziert habe. Und die letzten paar Jahre bin ich regelmässig nach Afrika gereist, um mit einer Charity-Organisation, die "Free The Children" heisst, zu arbeiten. Dies hat mir viel Freude zurückgegeben. Beim Song "High Life" singe ich über diese Gefühle, ich erzähle die Geschichte eines Mädchens, das sein Zuhause verlässt und einen Traum realisiert, bis es merkt, dass dies noch gar nicht das Ende ist. Man muss sein Glück immer wieder von Neuem finden. Es heisst, dass Du nach diesem Album der Popmusik den Rücken kehren willst. Ist das wahr? Nein, nicht wirklich. Das Gute ist, dass immer, wenn ich negative Gedanken habe, gehe ich ins Studio und mache Musik. Dies motiviert mich dann immer sofort wieder. Dann will ich nicht mehr aufhören. Wenn ich ein Album veröffentliche, dann kommt es immer direkt aus meinem Herzen, voller Leidenschaft, die ich mit meinen Fans teilen möchte. Daher bin ich auch jetzt mit diesem Album wieder sehr glücklich. Ich spüre, dass die Musik ein Geschenk für mich ist. Dass es ein Geschenk ist, dass ich diese Leidenschaft und Inspiration ausleben darf. Daher treibt es mich immer weiter. Wenn ich zurückblicke, dann bereue ich fast, dass ich nicht noch mehr Alben gemacht habe. Ich habe zwischen den einzelnen Scheiben immer sehr viel Zeit verstreichen lassen. Du planst jetzt Deine Welt-Tournee. Auf welche Bühnen freust Du Dich am meisten? Und: Wirst Du auch Halt in der Schweiz machen? Ich habe das Glück, dass ich schon auf vielen Bühnen dieser Welt habe spielen dürfen. Europa macht immer sehr viel Spass. Ich werde im Januar 2013 in der Schweiz und auch im Rest von Europa spielen. (Das Interview wurde von hitparade.ch gemacht und ist in voller Länge unter www.hitparade.ch nachzulesen)
CD Mainstream/Indie/Alternative BILLY TALENT Dead Silence Warner
Orbison. Eine Ehrerbietung an Bands und Künstler, die ihn beeinflusst haben. Lynne hat den elf Songs eine ELO, bzw. Jeff-LynneFärbung verpasst. Wenn man die Originalsongs nicht kennen würde, könnte man sie teilweise glatt für neue ELO-Nummern halten. «Long Wave» ist kein Ersatz für ein neues Jeff-Lynne- oder ELOWerk, aber zumindest ein hörenswertes Lebenszeichen.
ROYAL REPUBLIC Save The Nation
LYNYRD SKYNYRD Last Of A Dyin' Breed Roadrunner / Warner hh. Mit den letzten Album „God & Guns“ (2009) meldete sich das Southernrock-Flaggschiff nach mehreren mittelmässigen Platten überraschend eindrücklich zurück. Die Frischzellenkur durch Hinzunahme von jungen Musikern trug Früchte und brachte neuen Schwung. Und so überzeugte „God & Guns“ als eins der besten SkynyrdAlben überhaupt. Lediglich die vor Patriotismus triefenden Texte sorgten zumindest bei europäischen Hörern für eine Schmälerung des Hörvergnügens und sorgte für viel Kritik. Offenbar hat sich Ronnie van Zant das zu Herzen genommen und verzichtet auf der neuen Scheibe grösstenteils darauf. Klar, die Lyrics handeln nach wie vor von Highways, Familie, Traditionen und Politikerschelte aus Sicht des Südstaatlers, aber wer will ihnen das verübeln. Nun denn, was wohl niemand für möglich gehalten hätte, nämlich das „God & Guns“ zu toppen wäre, ist jetzt eingetreten. Mit „Last Of The Dyin' Breed“ legen die Jacksonville-Rocker noch mal eine gehörige Schippe drauf. Der Dank für diese Leistung gebührt in hohem Masse Produzent Bob Marlette, der bereits das letzte Werk veredelte und die Jungs zu alter Klasse und vor allem RASSE zurückführte. Marlette lässt die Veteranen so klingen wie Lynyrd Skynyrd klingen muss: eine fette, hart rockende Gitarrenarmee, direkt im Sound ohne Gedöns drumrum mit tollen Melodien und geilsten Dual -Harmonie-Läufen. Dazu eine satt groovende Rhythmus-Fraktion und ein Johnny van Zant, der eine Gesangsleitung
6
allererster Sahne abliefert und Hooklines aus dem Ärmel schüttelt, die auch in grössten Stadien ihre Wirkung nicht verlieren. Die Songs kommen in bester Southernrock-Tradtion rüber, mit all dem Pathos des amerikanischen Südens und so hart und direkt rockend, wie seit den Anfangstagen der Band nicht mehr. Selbst die Balladen lassen jeglichen Zuckerguss vermissen und treffen auch den abgebrühten Rockfan ins Herz. Natürlich ist instrumentell alles dabei, was man von echtem Southernrock erwartet: schöne Slide-Gitarren, Dobros und wummernde Hammond-Sounds auf „Last Of The Dyin' Breed“ gibt es das alles in Vollbedienung, ausnahmslos in bestem Sound! Lynyrd Skynyrd haben hier vom ersten bis zum letzten Ton ein prachtvolles Werk hingelegt (unbedingt die Special Edition besorgen, denn die enthaltenen vier Bonus-Tracks MUSS man haben) und machen unmissverständlich klar, wer die Chefs im Ring sind. An diesem Album werden sich Skynyrds musikalisch gleichgelagerte Mitbewerber messen lassen müssen. Aber sie werden scheitern, denn „Last Of A Dyin' Breed“ ist ein einsames Meisterwerk des Southernrocks! Lynyrd Skynyrd verteidigen den Thron des Rebel-Rocks immer noch (oder besser gesagt: wieder) souverän und wie es sich hier anhört, mit Leichtigkeit.
hug. Erstens: Tolles Artwork! Zweitens: Sänger Benjamin Kowalewicz hat seine Schreibblockade aufgrund der eher enttäuschten Reaktionen auf ihr letztes Album überwunden. Drittens: Das vierte Album heisst nach «I», «II» und «III» nicht «IV», sondern trägt einen richtigen Namen. Die Gitarrenrocker aus Kanada knüpfen darauf souverän an die Kraft von «II» an, erreichen aber nicht die überdrehte Power von Songs wie «Fallen Leaves» aus ihrem Debüt. Wahrscheinlich werden sie das auch nie mehr. Aber auch so positionieren sich Billy Talent klar und nachhaltig auf den vorderen Rängen der Beliebtheitsskala in Sachen frische Gitarren und Gute-LauneRock (was nicht abschätzig gemeint ist). Das Schöne an diesem Album: Je mehr man es sich anhört, umso mehr Tiefenwirkung entfalten die Songs.
JEFF LYNNE Long Wave Frontier Records / MV
Warner
hug. Wäre dieses Album von irgendeiner Rockband, wir wären angenehm überrascht über die Frische und das Druckvolle in diesen englischen Songs zwischen Rock und Punk und würden sagen, das sei fast so gut wie Danko Jones. Aber «Save The Nation» ist das Nachfolgealbum des Debüts «We Are The Royal», und dieses war dermassen zwatzlig und überdreht und auf 110 Prozent Power und Tempo hochgeschraubt , dass es sämtliche Alben von Danko Jones locker in den Schatten stellte. Deswegen ist «Save The Nation» eine Enttäuschung. Wir können das leider nicht anders sagen. Was ist da nur geschehen? Wo ist der Schwung und das Irrwitzige geblieben? Wir sind ratlos.
DINOSAUR JR I Bet On Sky PIAS
rp Das letzte und gleichzeitig erste Solowerk «Armchair Theatre» von Jeff Lynne erschien vor 22 Jahren. 2009 war ein weiteres angekündigt, das aber nie veröffentlicht wurde. Gut drei Jahre danach erscheint jetzt mit «Long Wave» tatsächlich ein neues Solowerk des ehemaligen Kopfes von Electric Light Orchestra. Ob es sich um das 2009 angekündigte Album handelt, ist unklar. Einen kleinen Wermutstropfen hat die Sache aber schon: Die elf Songs (inklusive Bonustrack) sind allesamt Coverversionen, u.a. von den Everly Brothers, Charles Aznavour und Roy
pc. Die leicht lärmige Mischung aus Gitarren und cheesigen Synthesizern hat es Dinosaur Jr schon immer angetan. Die Band besteht eigentlich in erster Linie aus Joseph Donald Mascis Jr., der vor allem in früheren Jahren seine
Mainstream/Indie/Alternative CD Mitstreiter Lou Barlow (Bass) und Murph (Drums) eigentlich nur für die Tourneen benötigte und ansonsten praktisch alle Spuren im Studio jeweils selbst einspielte. Kein Wunder, trennte sich die Band und im Jahre 1997 war eigentlich nur noch Mascis übrig. Doch seit ihrer Reunion im Jahre 2005 gehen die drei wieder zusammen ins Aufnahmestudio und veröffentlichen sozusagen nun ihr drittes Album der neuen Epoche. Noch immer ist der Sound ein gelungener Mix aus Musik und Lärm. Das Schlagzeug kesselt gehörig, wirkt phasenweise fast schon wie Drum'n'Bass („Don't Pretend You Didn't Know“). Die Urformation der Indieszene hat das lärmige Element jedoch etwas reduziert zugunsten von mehr Melodie. Doch bleibt sie ihren Wurzeln treu. Da klirrt und scheppert es mächtig („Almost Fare“ oder „Rude“), im Hintergrund klimpert das Westernpiano und nur selten drängt sich Joseph Mascis' Stimme in den Vordergrund („Stick A Toe In“). Und manchmal werden diese verschiedenen Elemente sogar direkt in nur einem einzigen Song komprimiert, wie im rumpligen „I Know It Oh So Well“.
ALANIS MORISSETTE Havoc And Bright Lights SONY
hug. Irgendwie kann man gar nicht anders, als vernarrt zu sein in Alanis: Sie war in der herrlichen Kinokomödie «Dogma» der süsseste, sexyeste, schweigsamste Gott der Filmgeschichte. Seither wünscht sich die Männerwelt nichts sehnlicher, als ihr alle «21 Things I Want In A Lover» zu erbringen, was aber nicht geht, weil sie Alanis ja auf Frauen steht. Nun schenkt sie uns nach vier Jahren Schöpfungspause ihr siebtes Album. Es beginnt wie immer: absehbare Pop-Songs, die leise anfangen, im Refrain unvermittelt voll aufdrehen und mit Ähnlichwie-früher-Refrains zum Mitsingen anregen. Nach zwei solchen Tracks ist dann allerdings schon Ende Feuer: Der Rest sind Balladen, die zwar aus ihrem Tiefsten herrühren, wie sie selber sagt, aber die Hörerschaft kaum berühren. Es scheint, da ist der Guten
ein wenig die Luft ausgegangen. Vielleicht sollte sie zur Abwechslung wieder mal Gott spielen, um auf neue Gedanken zu kommen.
PINK! The Truth About Love Sony
hug. Das ist erwähnenswert: Wer sich in den Strassen umsieht, erkennt Pink!-Fans von weitem: dieselbe Schminke, denselben Haarschnitt, flott gekleidet, und meistens strahlen sie eine mutwillige Eigenwilligkeit aus. Das tut jetzt auch das Original wieder mit seinem neuen Album. Seit ihrem letzten Werk vor vier Jahren ist Pink! Mutter geworden, ihre Ehe mit Carey Hart ist die reinste Achterbahnfahrt, und entsprechend hat sie sich von «Funhouse» zu «The Truth About Love» entwickelt. Nun singt sie Sätze wie «Ich hasse dich aus ganzem Herzen, das muss wahre Liebe sein». Naja. Da hat die Gute wohl einiges noch nicht ganz kapiert. Aber immerhin: Pink! bleibt Pink!, widerborstig, widersprüchlich, widerspenstig. Auch ihre Musik bleibt im Grunde wie immer: Powerpop auf dem immergleichen Energielevel (das macht den Gesang etwas ermüdend). Hunderttausende von Pink!-Fans werden sich weiterhin verstanden fühlen.
BETH JEANS Houghton And The Hooves Of Destiny Musikvertrieb
rp Nach den beiden EPs, der selbstbetitelten 7“ (2008) und «Hot Toast Vol 1» (2009) ist «Yours Truly, Cellophane Nose» das Debütwerk der erst 22-jährigen Engländerin. Zusammen mit
Pally’s kurz und knapp ANAJO “Drei” Anajo (der Name ist abgeleitet vom BudSpencer-Film «Banana Joe») sind ein junges Trio aus Augsburg. Auf ihrem vierten Album holen sie die Sterne runter, tanzen auf dem Silbermond, vertrösten Virginia Jetzt! auf später und machen aus Nichts sehr viel Indiegitarren-Pop. Hier kommt der Sommer wieder (musikalisch gesehen). GARFIELDS BIRTHDAY «More Sense Than Money» Das vierte Werk der englischen Band um die Gebrüder Shane und Simon Felton. Die zwölf Songs bieten einmal mehr kurzweilige, augenzwinkernde und charmante Unterhaltung für alle Fans des Teenage Fanclubs, der TV Personalities und Konsorten. GLOWFRIENDS “Eyelash” Eine junge amerikanische Band um die Morris- und Hendrix-Geschwister, die mit der «Eyelash EP» bereits ihr fünftes Werk vorlegt. Darauf dominiert einmal mehr eine atmosphärische Mischung aus Shoegaze, Indiepop und Indiefolk. Wer The Church, Cure, Mazzy Star oder die Sundays mag, sollte der «Eyelash»-EP auch ein Mal ein Ohr leihen. JOHN DEE GRAHAM “Garage Sale” Furchen im Gesicht, die vom Leben zeugen. Vom Auf und Ab, vor allem von den Tiefschlägen. In ihren Gesichtern steht es geschrieben. Tom Waits, Steve Earle, Calvin und auch John Dee Graham haben viel erlebt. Letzterer veröffentlicht mit «Garage Sale» sein achtes Werk. Rootsrock und Americana aus dem wirklichen Leben geboren und gerade deswegen so bewegend, intim und authentisch. MONDO JET SET “Ha Ha Ha” Das englische Duo um James Laming und Mark Robins veröffentlicht mit «Ha ha ha» sein drittes Werk. War ihr letztes Album «Girl Action» eine etwas schläfrige Mischung aus Jean-Michel Jarre, M83 und Air, so verweilen sie auf «Ha ha ha» mit einem nachdenklich bissigen Unterton bei Bands wie Pulp oder The Auteurs. Diese hätten sicher ihre Freude an den zwölf Songs. RANDY MASSEY “The Truth” Bands wie Survivor, Journey, Loverboy oder Reo
Speedwagon bieten die Blaupause für das, was der Amerikaner Randy Massey auf seinem neuen Album «The Truth» offeriert: Gepflegten AOR. Klare Gitarrenläufe, auch mal rockend, eingängiger Takt und poppige Melodien. Pop-Rock fürs Herz und die Seele, also. WE'LL GO MACHETE “Six Plus Ten” Hardcore ist tot, es lebe Hardcore. Die aus Austin, Texas, stammenden We'll Go Machete hauchen auf ihrem Debüt diesem zuweilen etwas in Vergessenheit gera-tenen Genre neues Leben ein. Die Gitarren krachen, das Schlagzeug gibt energetisch und unerbittlich den Beat vor, darüber thront eine Stimme, immer knapp am Anschlag. Fugazi, Henry Rollins und At The Drive In hätten ihre Freude daran. YOUNG HINES „Give Me My Change“ Brendan Benson hat Young Hines entdeckt und auch gleich sein Debüt «Give Me My Change» produziert. Michael Penn, Brendan Benson, die Beatles, John Lennon und teilweise auch die White Stripes haben für die dreizehn Songs Pate gestanden. Benson hat eine gute Nase für Talente und Young Hines ein gutes Händchen für tolle Songs. EFTERKLANG „Piramida“ Für ihr viertes Werk «Piramida» haben sich die dänischen Efterklang nach Pyramiden, einer mittlerweile unbewohnten Bergarbeitersiedlung auf Spitzbergen begeben. Die Band nahm Geräusche aus der Umgebung auf und formte diese im Studio zu Songs. Entstanden sind atmosphärisch dichte, teilweise gespenstige Songs, welche die Stimmung dieser Geisterstadt adäquat wiedergeben. KEN STRINGFELLOW „Danzing In The Moonlight“ Ken Stringfellow (Posies, Big Star, REM) veröffentlicht mit «Danzing In The moonlight» sein viertes Soloalbum. Die vierzehn Songs klingen wie beim Vorgänger «Soft Commands» (2004) vielfältig und offen. Dramatisches wechselt ab mit Behutsamen, Nachdenklichem, Experimentellen, Geheimnisvollen, Beseeltem Rockigen und immer wieder Poppigem. Diese Stimmungsvielfalt, die von Stringfellow umsichtig zusammengehalten wird, zieht einem unweigerlich in seinen Bann.
7
CD Mainstream/Indie/Alternative ihrer vierköpfigen Begleitband hat sie ein vielschichtiges Werk inszeniert. Inszenierung ist ein Begriff, der gut zur Musik von Beth Jeans Houghton passt, weil sie neben anderem Elemente aus Theater und Musical enthält. Die aus Newcastle stammende Sängerin zeichnet sogar für das Artwork von «Yours Truly, Cellophane Nose» verantwortlich. Zum Auftakt gereicht die junge Dame mit «Sweet Tooth Bird» einen hymnischen Indiepopsong, der entfernt an Julian Cope erinnert. Einen gewissen Hang zur Exzentrik (wie das auch bei Cope der Fall ist) ist Beth Jeans Houghton sicher nicht abzusprechen. Sie versteht es gekonnt, diese Qualität in ansprechende, anregende, erhellende Songs zu verpacken. In der Folge zeigt sich Beth Jeans Houghton von ihrer leisen, verspielten, behutsamen, verträumten aber auch erhabenen und natürlich theatralischen Seite. Ja, und die Stimme von Beth Jeans Houghton thront darüber, mal sanft, poetisch, verträumt aber auch mal einnehmend und bestimmend. Musik mit Herz, Verstand und Leidenschaft.
BOB DYLAN Tempest Sony
hug. Robert Zimmermanns immerwährende Widerspenstigkeit in allen erdenklichen Ehren. Aber seit sogar Die-hard-Fans wegen altersbedingter Unzumutbarkeit Bob Dylans Rücktritt fordern, getrauen auch wir uns zu sagen: Genug ist genug. Live ist Dylan nur noch eine Katastrophe. Im Studio kann man mit Reglern und sanftem Spiel zwar einiges wettmachen, aber trotzdem ist Dylans Stimme öfters krächzig statt tragend. Und die Songs sind eigentlich wie immer: nett zwischen Singer/Songwriter und Country und vor allem als Gesangsstütze gedacht. Entsprechend machen auch die Dylanologen einheitlich einige Tiefpunkte auf diesem Album aus, finden aber auch einige tolle Songs (manche sprechen dann von Bestform), und werten das Album insgesamt als ganz okay.
8
Wir schliessen uns dieser Meinung an. Sorgen bereitet uns allerdings die Information, dass «Tempest» ursprünglich wieder mal ein religiöses Album hätte werden sollen, dass das dann in der Ausführung aber irgendwie nicht klappte und nun halt religiöse und nicht-religiöse Songs drauf sind. Was ist aus Dylans «Was ich will, das tu ich auch»-Haltung geworden?
Liegt irgendwo zwischen Xavier Naidoo unplugged und Herbert Grönemeyer stromfrei (Poisel ist ja auch auf Grönemeyers Label Grönland gesigned) und könnte
spürt, dass sich die Band für ihr neues Album auf die Suche nach neuen Sounds begeben hat. Und sie ist dabei durchaus fündig geworden. Wenn auch das Klangkleid manchmal den Song an sich etwas zu verdrängen droht.
SKYDIGGERS The Truth About Us Bluerose Records
TARJA TURUNEN Act 1 EAR/PHONAG
auf den komplett ironiefreien Nenner reduziert werden: «What's so wrong about love, peace and understanding?»
BALTHAZAR Rats pias hug. Let's talk about Kunst: Erst letzten September hat uns die ehemalige Nightwish-Sängerin auf dem Live-Album «In Concert Live At Sibelius Hall» mit finnischen Weihnachtsliedern und Orgelbegleitung beglückt und sich als Klassik-Sopranistin behauptet. Nun schiesst sie ein weiteres Live-Album nach, diesmal gleich im Doppel, und wahrscheinlich zur Freude aller Nightwish-Fans lehnt sie sich nun musikalisch an deren Musik an (was sie ja bisher tunlichst vermieden hat): Klassischer Gesang mit harten Gitarren. Es sind sogar einige Nightwish-Songs darunter. Das klingt gut, auch wenn sonderbarerweise das Schlagzeug konsequent zu dominant im Vordergrund steht. Und auch wenn Tarja im zweiten Teil den Spannungsbogen hin und wieder nicht aufrecht zu erhalten vermag, weil sie zu lange in actionslosen Mittelteilen verharrt. Nightwish-Freunde können trotzdem nicht jubilieren, denn nach wie vor fehlen diese unglaublich superschnellen, hochpräzisen und geschmeidigen Keyboard-Läufe, die Nightwish ausmachen. Eigentlich klingt «Act 1» wie eine Art UnpluggedVersion von Therion. Ist auch gut.
PHILIPP POISEL Projekt Seerosenteich Grönland/Musikvertrieb hug. Mit zwei Alben hat sich der deutsche Gschpürschmi-Sänger längst in die Herzen deutscher Ja-ich-gschpür-di-Freunde gespielt, jetzt können wir ihn auch Live erfühlen: Nur er und seine Gitarre, hin und wieder ein paar dramatisierende Geigen, ein leichter Sprachfehler und ein andächtig ergriffenes Publikum.
pc. Das Quintett präsentiert eine Art Mischung aus Britpop und psychedelischem Gangster-Rock. Da tummeln sich hallgetränkte Gitarren, minimalistischen Firlefanz-Instrumentierungen gleich neben Triphop Beats aus dem Drumcomputer und Streicherarrangements („Later“). Die Formation aus Belgien erinnert auch auf ihrem zweiten Album bisweilen etwas an Cage The Elephant. Man würde die Musik vielleicht nicht als „schön“ im Sinne von ästhetisch bezeichnen. Doch ist sie zweifellos unterhaltsam. Denn Balthazar's Ideenreichtum scheint nahezu unerschöpflich zu sein. Und fast immer setzen sie dabei auf Kreuzungen von verschiedenen Stilrichtungen in ein und demselben Song. „Joker's Son“ zum Beispiel ist eine Mi-schung aus orientalischen Rhythmen und Ska-Klängen. Grundgerüst bilden dabei oft akustische Gitarren (mit wunderschönem Stolper-Takt in „Listen Up“), die mit tiefen und zügig angeschlagenen Akkorden den meisten Songs einen düsteren Anstrich verleihen. In den Refrains gesellen sich oft langgezogene „aaaah“-Chöre dazu, zu der Martin Devoldere und Jinte Deprez ihre Texte in einer scheinbar beiläufigen Art und Weise beisteuern („Lion'sMouth“). Man
pc. A Twenty Year Retrospective der Untertitel zum kreativen Schaffensrückblick der Band aus dem kanadischen Toronto klingt ganz schön dick aufgetragen. Immerhin ist die Formation um Andy Maize und Josh Finlayson in unseren breiten Kreisen kaum bekannt. Doch in der Heimat Kanada sind die Skydiggers eine feste Grösse. Der Durchbruch gelang ihnen mit dem Album „Restless“ im Jahre 1992. Das akustisch ge-prägte Singer/Songwriter Format mit seinen vielschichtigen Gesängen war inspiriert von Bands wie den Beatles oder den Byrds (bestens zu hören in „You've Got A Lot of Nerve“ oder „Where's My Bany, Tonight?“). Besonders der Anfangsphase der Band wird in dieser Retrospektive viel Referenz erwiesen, die Skydiggers haben teilweise Songs aus ihren Anfängen noch einmal neu aufgenommen („A Penny More“), auch Liveversionen („Just Over This Mountain“) oder bisher unveröffentlichte Songs gehören dazu („I'm Wondering“). Eigentlich schade, dass die meisten dieser gutgemachten Songs nie den Weg bis zu uns gefunden haben. Jedenfalls nicht im grossen Stil. Doch in den 90er Jahren war MTV zu sehr infiziert von Grunge und Hiphop. Und dass mehrere der Labels, bei denen die Skydig-gers unter Vertrag waren, bank-rott gingen, war sicher auch nicht gerade hilfreich. Immerhin hat es der Musik nicht geschadet.
THE JIM JONES REVUE The Savage Heart Play It Again Sam Records hh. Rock'n'Roll der dreckigen Sorte bringt das Londoner Quintett auch auf seinem vierten Album. Und wie gewohnt dominiert das Piano in bester Little Richard-/Jerry Lee Lewis-
Wer früher gegen seine Eltern rebellieren wollte, zog sich Jeans und Lederjacke an und frisierte sich die Haare zu einer Tolle. Was damals blendend funktionierte, ist heute nicht mehr der Rede wert, da die Jugendlichen von damals die Eltern, oder sogar schon die Grosseltern, von heute sind. Eltern zu schocken ist mittlerweile ein schwieriges Unterfangen für die Jugend geworden, da es heutzutage für jeden Fehltritt eine passende Therapie gibt, die die Erziehungsberechtigten aus der Schusslinie nimmt. Es gibt sie allerdings noch, die kleinen Nischen, die nicht in die Praxis, dafür aber moderne Eltern an den Kollaps führen. Eine davon heisst: Weihnachtslieder.
Rockabilly Weihnacht
LIVE 18. Dezember 2012 Zürich, Kongresshaus
ip. The Baseballs sind seit mehreren Jahren Dauerbrenner in den Hitparaden. Wo ein Superhit aufhört, nämlich nach einigen Monaten als Heavy Rotation im Radio, steigen die Wahlberliner ein. Sie lassen fad gewordene Chartstürmer im 50er-Jahre-Stil auferstehen und haben ein Händchen dafür, den achtlos weggeworfenen Kompositionen neues Leben einzuhauchen. Ihr bislang letztes Album „Strings n' Stripes“ landete 2011 auf Platz eins der Schweizer Hitparade und zeigte damit, dass der Bedarf an Rockabilly mit Humor auch bei uns sehr hoch ist. Die Interpretationen des Trios von Dauerbrennern wie „Quit Playing Games“ von den Backstreet Boys, „Paparazzi“ von Lady Gaga oder auch „Bitch“ von Meredith Brooks überdauern die Halbwertszeit der Originale mit schmissigem Wurlitzerflair. Pünktlich zur Weihnachtszeit gehen The Baseballs wieder auf Tour. Dieses Mal haben sie aber keine Perlen der Popmusik im Gepäck, sondern sind dezent mit der Neuen Philharmonie Frankfurt unterwegs und bringen Saison-Klassiker wie „Silent Night“, „Winter Wonderland“ und „Little Drummer Boy“ mit.
Schockierend wäre dies, wenn die drei Berliner nach den erfolgreichen rock'n'rolligen Jahren nun lediglich flötend und schmalzend auf einem Barhocker trällern und schunkeln würden. Dem ist aber definitiv nicht so, denn die Baseballs sind zwischen dem weihnachtlichen Orchester der schelmisch grinsende Jack In The Box, der die feierliche Stimmung mit einer ordentlichen Portion Rock'n'Roll aufpeppt. Eine Liaison dieser Art hat es, wenn überhaupt, lange nicht gegeben und dürfte der ab und zu anstrengenden Vorweihnachtszeit einen Schuss Glamour von vor fünfzig Jahren schenken. Am 18. Dezember gibt es Musik zum Schwelgen im Zürcher Kongresshaus als exklusives CHKonzert. Wer sich also zwischen GeschenkeEinkauf, Baumschmücken, Keksebacken oder Gratifikationsverplanung gerne mit ein wenig Humor, Rock'n'Roll und passender orchestraler Atmosphäre in Weihnachtsstimmung bringen möchte, ist an diesem Event bestens aufgehoben. Und vielleicht mag der eine oder die andere sogar seinen Eltern ein Ticket als verfrühtes Weihnachtsgeschenk überreichen...
Mainstream/Indie/Alternative CD Tradition. Aber die Truppe ist keinesfalls eine traditionelle Rockabilly-Band, sondern integriert in ihren Sound jede Menge Punk und Sleaze. Im Gitarren-Solo zu „“In And Out Of Harm's Way“ geht es sogar psychedelisch zur Sache.
ALOAN No Fear, No Bravery IRASCIBLE
diesmal klarer ausgearbeitet, ja schon fast vordergründig, und das bekommt den Songs sehr gut. Wer Morcheeba, Lunik, Moloko beziehungsweise Rósin Murphy und Nick Waterhouse mag, muss sich dieses Album dringend anhören.
JESSIE WARE Devotion PMR Records
Generell jedoch bieten die Boys zügellosen, vorwärtstreibenden Rock'n'Roll mit mächtig Spass in den Backen. Sie bedienen sich dabei ebenfalls bei Genre-Grössen wie MC5, Johnny Thunders oder Gun Club. Alles klar? Weiss jetzt jeder, wo hier der Hammer hängt? „The Savage Heart“ wird Fans dieser vorgenannten Acts begeistern und alle anderen Liebhaber des rohen Rock'n'Roll, denen die Jim Jones Revue bislang unbekannt ist, müssen hier dringendst zugreifen.
hug. Eben erst Aloan live gesehen auf einer Openair-Bühne: Die für Konzerte erweiterte Band konnte mühelos sogar den offenen Raum ausfüllen mit überaus dichten, sich atmosphärisch schwer und gleichzeitig leichtfüssig dahinziehenden Track, die ebenso mühelos mit Morcheeba mithalten konnten, die ja quasi die Königsdisziplin des Trip Hop sind. Auf ihrem fünften Album gab es wieder mal Personalwechsel, aber die Grundlinie, die von Sängerin Lyn M und dem Produzenten/Komponisten/Schlag zeuger Alain Frey festgesetzt wird, bleibt bestehen. Einzig der Einfluss der 60er-Jahre-Pop-Unbeschwertheit ist auf «No Fear, No Bravery»
pc. Die Welt von Jessie Ware ist eine Art glitzernde R'n'B Welt aus Kristall. Es flimmert, glimmert und funkelt (akustisch zu verstehen) an allen Ecken und Enden. Wenig Melodie, viel Effekte. Vielleicht etwas zu viel, um den Songs wirklich folgen zu können, denn zu sehr lenken die soundgewaltigen Instrumente und Samples von der Hauptsache ab. Wo sich die Songs
besser erschliessen („Wildest Moments“) sind diese oft etwas zu einfach geraten. Drei oder vier Akkorde müssen da schon genügen. Ganz schmuck ist dafür die Art und Weise, wie der Leadgesang abgemischt ist. Es klingt wie aus den tiefen 80er Jahren (wobei Jessie Ware notabene Jahrgang 1985 hat). Einen etwas neuen Twist bekommt das Album mit dem Song „NoTo Love“, wo die Songs mehr in eine Art Collage von Samples übergehen. Hier werden die Songs viel eher zu traditionellen Musikstücken mit einer klaren Melodie („Night Light“), die einen an der Hand nimmt. Die Sounds bleiben dabei weiterhin eigenwillig. Eine Art Mischung aus Whithey Houston und Sade („Sweet Talk“ oder „Something Inside“) Unter dem Strich ein interessantes Album. Vor allem klanglich. Das relativ Monotone in den Songs muss einem allerdings schon liegen, um bis zum Ende durchzuhalten. Umso stärker sind dafür die beiden akustischen Versionen von „Wildest Moments“ und „Running“ geraten, bei dem die Songs im Vordergrund stehen und nicht von bling-bling in den Hintergrund gedrängt werden.
CD Mainstream/Indie/Alternative GREEN DAY ¡UNO! Warner
hug. Als «epic as fuck!» bezeichnen die Ami-Funpunk-Altväter ihr neues Album, dass vor lauter Kreativitätsschub die Songs nur so aus ihnen raussprudeln und dass diese die besten seien, die sie je geschrieben haben. Deshalb wird auf «Uno!» in zwei Monaten das Album «¡Dos!» folgen und nochmals zwei Monate später das Album «¡Tré!». Wahrscheinlich waren Green Day einfach gottenfroh, dass sie das ungewohnt anspruchsvolle Album «American Idiot» und das verhältnismässig bombastische «21st Century Breakdown» erfolgreich hinter sich gebracht haben, und freuten sich, wieder mal «fadegrad» draufloszurocken. Denn genau das ist «¡Uno!»: schnell, schnörkellos und frisch. Nichts Neues zwar, aber wieder «ganz die Alten» beziehungsweise ganz die Zeit ihrer besten Alben, denn genau genommen waren ihre allerersten EPs und Alben ziemlich dröge. Aber dafür, dass die Jungs wie eingangs erwähnt eine ziemlich dicke Lippe riskieren, hätten wir mit «¡Uno!» Eigentlich mehr erwartet.
NO DOUBT Push And Shove Universal
Ska- und Funpunk-Zeiten besonnen und diese schliesslich in die Musik von heute transferiert - Katy Perry und Lady Gaga lassen grüssen. Entstanden ist ein erfrischend quirliges Feuerwerk aus Ska und Pop, bunt und fröhlich, radio- und stadiontauglich. Natürlich ist das alles mit Hilfe der richtigen Produzenten präzise kalkuliert. Aber das klingt nie so berechnet wie bei Mika. Das neue No-Doubt-Spektrum reicht von der Zirkuskomödien-artigen Single «Settle Down» über das drivige Titelstück bis zur Teenagerballade «Easy». Wir finden, das ist ganz okay so, weil wirklich Underground/ Indie, wie die alten No Doubt gerne empfunden werden, waren sie nie.
das Album von null auf Platz1. Das Einzige, was es an diesem Album wirklich zu bemängeln gibt (abgesehen vom Cover): Es ist zu kurz. Bei einem derart genialen Konzept sind 28 Minuten Musik doch schon etwas knausrig.
RICK HARRIS This Is The Beginning Narrenschiff
MIKA The Origin Of Love Universal
hug. Kinderherzen hüpfen hoch: Mika ist wieder da! Der Engländer mit den heiter-herzigen Popliedern überzeugte zwei Alben lang mit seinem buchstäblich verspielten Charme und legt nun sein drittes Album nach: Da muss natürlich alles beim Alten bleiben. Und damit dies gewährleistet ist, holte er eine ganze Reihe von Produzenten, Songschreibern und Beratern an seine Seite, deren Einfluss nun deutlich zu hören ist: Pharrell Williams zum Beispiel, William Orbit und Nick Littlemore von Empire Of The Sun. Entsprechend klingt «The Orgin Of Love» abwechslungsreich und sehr professionell, wirkt aber auf Dauer sehr konstruiert: Jedes Spässchen, jede aktuelle Musikströmung, jeder Instrumenteneinsatz ist exakt abgewogen und präzise eingesetzt. Das nimmt dem Album die Frische und Herzenswärme, die wir am Debüt so mochten.
ELTON JOHN VS. PNAU Good Morning To The Night Mercury / Universal hug. Hand aufs Herz: Die Soloalben von Gwen Stefani waren ziemlich langweilig. Und «Rock Steady», das letzte No-DoubtAlbum, das vor elf Jahren erschien, war auch nicht mehr das Gelbe vom Ei, verglichen mit den vorhergehenden NoDoubt-Alben. Aber das ist Geschichte: Die vier Freunde haben sich wieder gefunden, sich erst auf ihre guten alten
nichts gutes Erahnen. Im besten Disco House - Modjo oder Daft Punk lassen grüssen - wird hier Elton Johns glattproduzierte Stimme durch die Elektromaschine gedreht. „Für Dance-Fans ganz nett, aber muss das wirklich sein?“ wird sich da so mancher Fragen. Doch die Antwort lautet: Ja es muss. Denn der erste Song ist ärgerlicherweise der schwächste (vielleicht ist es auch einfach jener, mit der sich die Plattenfirma am meisten Chancen bei den Radiostationen ausrechnete), aber er ist keineswegs stellvertretend für das, was in der nächsten halben Stun-
pc. Das Albumcover kommt eigentlich viel zu kitschig daher. Eine Berglandschaft im Paintbrush-Stil mit jeder Menge lila und rot. Über den Bergspitzen thront das (noch junge) Gesicht von Elton John, flankiert von den beiden süssen Jungs von Pnau. Pnau, das sind Nick Littlemore und Peter Mayes aus New South Wales, Australien. Die ersten Takte des Openers „Good Morning To The Night“ lassen
de nun folgt. Denn Pnau erhielten von Elton John Zugriff auf seinen gesamten Musikkatalog aus den goldenen Zeiten, den 70er und 80er Jahren. Und so haben sich die Australier nach Lust und Laune ausgetobt. Nahmen die Bassilinie aus dem einen Song und die Gesangslinien aus einem anderen Track. So ist der Refrain des Songs „Sad“ nichts anderes als die Backgroundspur aus dem Klassiker „Sorry SeemsToBe The Hardest Word“. Und wer erst weiss, dass sich in diesen Songs eine ganze Reihe von Puzzleteilen aus anderen Nummern verbergern, für den wird das Album erstens zum Hörerlebnis und zweitens zu einer Art Schnitzeljagd. Manche Spuren sind einfach zu verfolgen, zum Beispiel im Song „Phoenix“, wo sich unter anderem „Benny And The Jets“ oder „SomeoneSavedMy Life Tonight“ verstecken. Da ist es an anderen Stellen schon wesentlich schwieriger. Den wer erinnert sich schon noch an Songs wie „I've Seen That Move Too, Love“ oder „Indian Sunset“, die sich beide in „Telegraph To The Afterlife“ verbergern wohl nur die ganz hartgesottenen Elton John Fans. Der selbst ist über Pnau eher durch Zufall gestolpert, war aber von deren Sound sofort begeistert und holte die beiden nach England, um das Projekt in Angriff zu nehmen. „Ich wollte nicht selber auf meine Musik zurückblicken, ich wollte das andere tun lassen“, sagt Sir Elton nach Abschluss des Projektes. Für Nick und und Peter, die es in ihrer Heimat mit ihrer Musik schon mehrere Male in die australischen Charts geschafft hatten, ist das natürlich der ultimative Karrierekick. In Grossbritannien schoss
rp Der aus Birmingham, Alabama, stammende Amerikaner Rick Harris hat vor allem eine Vergangenheit als gefragter Studio- und Livemusiker. Seine virtuosen Künste auf der DobroGitarre wurden schon von unterschiedlichen Musikern wie Helt Oncale, Todd Thibaud, Sheridan Cosy oder Susan Piper in Anspruch genommen. «This Is The Beginning» ist sein erstes Soloalbum. Eingespielt hat er es mit einer multinationalen Crew, zu der auch hochkarätige Gäste wie Tim Harries (Steeleye Span, Katie Melua) gehören. Die elf Songs sind grösstenteils Coverversionen. Nur gerade der instrumentale Abschluss «Shoptalk» stammt aus seiner Feder. Harris erweist sich aber als kompetenter und feinfühliger Interpret. «I Feel Fine» von den Beatles erfährt eine stimmige & beschwingte Überarbeitung als Americana-Song. Die NewCountry-Ballade «Why Can't I Get To You» von Hot Apple Pie, die Harris gerne selber verfasst hätte, strahlt, die Tiefe und Emotionalität des Originals aus. Paul Overstreet und John Barrancos «Halfway Home Café» berührt mit beseeltem und mehrstimmigen Gesang. «Und der Titeltrack, das entspannte «This Is The Beginning» von seinem Freund Pat Donohue ist so etwas wie ein Versprechen für die Zukunft. Selbiges ist zu hoffen.
DARK HORSES Everywhere Last Gang Records pc. Langsam schleicht sich der Sound von Dark Horses an. Eine einzelne Note, gespielt von einer Art Orgel blendet aus dem Nichts ein, bis Frontfrau Lisa in sanfter Art und Weise den Lead übernimmt („Rose“). Die Band aus dem englischen Brighton
Mainstream/Indie/Alternative CD zelebriert eine Mischung aus Gothic-Kellersound und elektronischem Minimal, die mit ihrer Unaufgeregtheit geradezu kokettiert. Da darf es auch gerne mal anderthalb Minuten lang bloss gitarrenähnliches Elektrogebrabbel sein („Black Music“). Oder ein sprechähnlicher Gesang, der sich über eine Art monotones Radiohead-Loop ausbreitet, dass sie volle sechs Minuten kaum verändert („Boxing Day“). Das experimentelle Element fordert dem Zuhörer also einiges an Aufmerksamkeit ab. Auf der anderen Seite wird dieser Ernst auch immer wieder aufgelockert. Zum Beispiel durch den Klassiker „Road To Nowhere“, dem die Dark Horses unverblümt ihren eigenen Stempel aufdrücken.
THE HEAVY The Glorious Dead COUNTER/NAMSKEIO hug. The Heavy aus England positionierten sich 2007 mit dem kratzigen, gitarrenlastigen und voluminösen Soul ihres Debütalbums schnurstracks auf den Spitzenplätzen der Lieblingsbands-Ranglisten, schoben zwei Jahre später das ebenso tolle Album «The House That Dirt Built» mit dem grossartigen
Kracher «How You Like Me Now?» (perfekt als Soundtrack eingesetzt in «The Fighter») nach und zeigen nun mit ihrem dritten Album, wie sie sich weiterentwickelt haben: Die Jungs sind in ihrem Hang zu Soul und altem
Funk konziser geworden, sie haben die Grenzen etwas enger gezogen und verzichten des öftern auf genrefremde Einflüsse, bleiben aber im Kern so kratzig und voluminös, wie wir das bei The Heavy mögen. Gut gemacht. The Heavy sollte man in seiner Plattensammlung haben.
Geschichte von des schwedi-schen Musikkollektivs um Ebbot Lundberg kennt, der weiss, das dies auch zutrifft. Da gehen quäkige Elekro-Potpurris Hand in Hand mit astreinen Gitarrenlicks aus der Rock-Ecke und wandeln sich schliesslich zum Punk. Und das alles wohlverstanden in ein und demselben Song (z.B. „Throw It To The Universe“). In dieser Vielschichtigkeit sind T.S.O.O.L., wie sie auch abgekürzt werden, weder flapsig noch verkrampft. Es ist so, als ob die verschiedenen Stile z.B. vom Folk- zum 60iesSong in „You Are The Beginning“) völlig natürlich ineinander übergehen. Immer wieder schleicht sich aus dem Hintergrund ein
SAMAVAYO Soul Invictus
THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES Throw It To The Universe Phonag pc. Wer seine Band „Soundtrack des Lebens“ nennt, der muss eine ordentliche stilistische Bandbreite drauf haben. Und wer die
So ist „Where's The Rock?“ nicht etwas eben einen Rocknummer, sondern eine Mischung aus Spanischem Flamenco und einem Paul McCartney Song. Nun gut, am Ende darf der Rock schon noch mal ran. Und hier wird auch klar, von wem sich andere Schwedische Bands wie Mando Diao haben inspirieren lassen. The Soundtrack Of OurLives sind mal folkig („Waiting For The Lawnmowers“), mal opulent („Faster Than The Speed Of Light“) und dann wieder mal düster („Reality Show“), und eigentlich stört nur eines: Das wissen, dass sich die Schwedische Band zum Jahreswechsel 2012/2013 auflösen will. Immerhin gab's zum Abschied noch einmal ein gutes Album.
neues Instrument ein. Die Verspieltheit, mit der die Band ihre Songs zelebriert, ist mitunter auch ganz schön überraschend:
Berlin ist nicht die Hauptstadt der Rockmusik. Aber was kümmert das das dort ansässige Quartett Samavayo! Ihr viertes Album kommt mit der Wucht von Kyuss, der Coolness von Danko Jones, der Verspieltheit der Queens Of The Stone Age und der Poppigkeit der Foo Fighters daher. Energetisch, dynamisch, vielschichtig und gut.
STEVE VAI Unter den Gitarristen ist Steve Vai der unbestrittene Hansdampf in allen Gassen. Seine Aktivitäten reichen von Public Image Ltd bis zum Tokioter Symphonieorchester, von Genie Frank Zappa bis zum vollmundigen Entertainer David Lee Roth. Nur in einer Disziplin wird Vai überholt: In der Kategorie "Gitarrenirrsinn für Fortgeschrittene" schafft es Cheap Tricks Rick "Wieviele Hälse passen an eine Gitarre?" Nielsen, Steve "Mir reichen meistens drei" Vai um zwei Längen zu überholen. Ansonsten führt der Ausnahmegitarrist aber sämtliche künstlerischen Messlatten an.
ip. Steve Vai ist einer der Musiker, die langsam rar werden. In einer Zeit, in der man jeden aufgenommenen Ton geraderücken und korrigieren kann, sind echte Virtuosen selten geworden. Vai aber stammt aus der Prä-KorrekturÄra, wo der Ehrgeiz noch etwas zählte und vor allem auch Sinn machte. Das Ohr des Hörers wurde technisch noch nicht so überlistet, dass es noch unterscheiden konnte zwischen Kunst und Krempel. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass gerade im Gitarrensektor eine hohe Ambition vorhanden war, zu den Besten zu gehören. Vai startete seine Karriere damit, bei einem anderen Meister, nämlich Joe Satriani, Unterricht zu nehmen. Und obwohl Vai seinen persönlichen Stil zu einem Trademark herausgearbeitet hat, kann man immer noch Sprenkel seines Lehrmeisters heraushören. Mit Satriani verbinden ihn auch heute noch sechs, respektive die sieben Saiten, wenn sie im Rahmen ihrer G3 Tourneen unterwegs um die Welt sind. Nach seinem Engagement als Songbearbeiter und Gitarrist bei Frank Zappa, der ihn aufgrund seiner aussergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten gerne als "Stunt-Gitarristen" bezeichnete, veröffentlichte Vai sein erstes Soloalbum "FlexAble". Auf diesem Album, dass sich eigentlich keiner Stilistik unterordnen mag, weil es vor verschiedenen Einflüssen nur so wimmelt, lässt sich der Song "Viv Woman" hervorheben. Er lebt von einem ganz speziellen Swing und ist eigentlich untypisch sparsam, glänzt aber mit einem grossartigen Soloteil. Das darauffolgende Album "Passion And Warfare" aus dem Jahr 1990 knackte die Billboard Charts und hinterliess mit dem Solo von "For The Love Of God" eines der besten seiner Art. Sein 1993er Output "Sex & Religion" machte Devin Townsend als einen weiteren herausragenden Musiker bekannt. Diese beiden Alben waren die vermutlich zugänglichsten und kommerziell erfolgreichsten seiner Karriere. Vai selbst beendete aber diese Phase, indem er damals erklärte, er sei ein zu grosser Kontrollfreak, als dass er den anderen Musikern wie Terry Bozzio oder Townsend den Platz zugestehen könnte, die sie verdienten. Nach wie vor arbeitet Vai aber mit namhaften Ausnahmemusikern. Das geht auch gar nicht anders, denn seine Kompositionen bewegen sich in Höhen, die ein "normaler" Musiker selten erreicht. Vor allem live sind seine Arrangements von einer enormen Vertracktheit und fordern äusserste Konzentration der gesamten Band. (Als Beispiel sei "Now We Run" zu empfehlen, das er für "Live in Minneapolis - Where The Wild Things Are" mit der Band String Theories einspielte, auf youtube zu finden.) Nigel Tufnel von Spinal Tap bemerkte vor einiger Zeit: "Das einzige, was ich an Steve Vai nicht mag ist, dass er zuviel weiss. Und er macht nie Fehler!" Damit hat er recht, denn Steve Vai ist ein Perfektionist, der nichts dem Zufall überlässt und der, wenn er auf der Bühne steht, sein Publikum an seiner inneren Welt aus grossen Harmonien und verschachtelten Songstrukturen teilhaben lässt.
LIVE 18. November 2012 Zürich, Komplex 457
„This is Steven Tyler and I'm as hoarse (heiser) as a harbor whore!“ Mit gewohnt derbem Humor würzt der Ausnahmesänger die Promotion zum lange erwarteten neuen Studioalbum von Aerosmith. Es ist schwer auszumachen, ob der Frontmann einer der grossartigsten Rockbands überhaupt heiser werden kann, oder ob er es jemals war. Die Tatsache, dass Tyler aber nach den Aufnahmen zum neuen Album „Music From Another Dimension“ unter leichtem Stimmverlust litt, lässt auf harte Arbeit schliessen. Endlich gibt es wieder neue Musik von Aerosmith, dem Rock'n'Roll Flaggschiff aus Boston!
ip. Es war, zumindest bei uns in Europa, lange still um die Boston Bad Boys. Bis auf etwas Negativpresse zum zeitweiligen Rausschmiss von Steven Tyler und dessen nachfolgende Teilnahme als Jurymitglied vom Talentwettbewerb „American Idol“ gab es kaum etwas Spannendes zu vermelden; schon gar nicht musikalisch. Als bestenfalls humoristische Fussnoten konnte man die Berichte einordnen, gemäss derer sich Tyler und Perry nach Beilegen ihres öffentlichen Hickhacks um die Weiterführung ihrer Band auf der Bühne wahlweise Mikrofonständer an den Kopf schlugen oder von der Bühne schubsten. Im Nachhinein betrachtet kann man die Jahre 2009 und 2010 am besten als bandgeschichtlich nicht existent deklarieren. Denn die Streitigkeiten, die bis vor die Anwälte gingen und Millionen von Fans ratlos und bange zurückliessen, sind einer Band wie Aerosmith eigentlich nicht würdig. Deshalb wendet man sich lieber den positiven Aspekten dieser Band zu, die vor allem musikalisch überwiegen. Und für alle diejenigen, die erst ab der Balladenphase Ende der 90er Jahre von Aerosmith Notiz genommen haben, oder deren Erinnerung an die Grossartigkeit dieser Band schon etwas angestaubt ist, kommen hier zehn Gründe (in zeitlicher Reihenfolge und mit deutlichem Vermerk auf Unvollständigkeit), warum die Bostoner Rockband eine der besten überhaupt ist: 1. Steven Tyler und Joe Perry, die alleine für sich schon als einzigartige Songwriter und Performer gelten, sind mit Abstand eine der erfolgreichsten und funktionierendsten Musikerpaarungen, die es gibt. Über vier Dekaden hinweg machen die beiden Charaktere ihrem Namen „Toxic Twins“ alle Ehre, erheben das Leben auf der Überholspur zu einer Kunstform, überleben alles und retten den Old School Rock'n'Roll zusammen mit ihren Bandmates Joey Kramer, Brad Whitford und Tom Hamilton ins Jetzt. 2. „Dream On“ vom selbstbetitelten 1973er Debut ist der Startschuss zur Erfolgsgeschichte. Tyler begründet seinen Spitznamen „The Demon of Screaming“ mit unnachahmlichem Gesang und Perry beginnt, sich mit bemerkenswerter Fingerfertigkeit seine mittlerweile 600 Gitarren zu verdienen. 3. „Sweet Emotion“ vom Album „Toys In The Attic“ ist 1975 der erste Top 40 Hit, hat entfernt mit verschütteter Milch und drösigen Ehefrauen zu tun (siehe Biographie „Walk This Way“, die im November zum 40jährigen Bandbestehen wiederveröffentlicht wird) und ist einer der schlicht besten Songs der Band. 4. Das wohl wichtigste und am häufigsten zitierte Album ist „Rocks“, und das vollkommen zu Recht. Nicht vorher und nie wieder danach klingen Aerosmith so roh und ungeschliffen. Der Opener „Back In The Saddle“ steht Pate für die Marschrichtung des ganzen Albums. Ausserdem ist nach dem Genuss des Songs „Nobody's Fault“ klar, wo James Hetfield seine Ideen hernimmt. Nicht nur für ihn, sondern auch für Slash oder Kurt Cobain ist „Rocks“ der Grund, Gitarrist zu werden. 5. Das Cover vom 77er Album „Draw The Line“. 6. „Let The Music Do The Talking“, 1980 von Joe Perry komponiert und 1985 auf „Done With Mirrors“ veröffentlicht. Der Song repräsentiert den eigentlich unterbewerteten Gitarristen, der lieber zuhause Pferde züchtet, auch sonst angenehm zurückhaltend agiert und sich auf seine Musik konzentriert. „Let The Music Do The Talking“ ist allgemeingültig allen Menschen vorzuspielen, die den Mund nicht halten können. Und wenn das nichts nützt, schiebt man den zweiten Track auf „Done With Mirrors“, „My Fist Your Face“, hinterher. 7. „Permanent Vacation“ ist das erste Album, bei dem professionelle Songwriter wie Desmond Child mithelfen. Das schadet überhaupt nicht und liefert im Gegenteil vom ersten bis zum letzten Ton gute Laune und drei Smash Hits („Dude Looks Like A Lady“, „Rag Doll“ und „Angel“). Allerdings ist der wahre Grund für Platz Nummer sieben in dieser Auflistung der Song „Hangman Jury“, den Perry und Tyler um einen alten Blues-Traditional aufbauen. Am besten jetzt gleich anhören und vor allem den DeltaBlues inspirierten Anfang geniessen. Hey boy, dontcha line the track! 8. „Walk This Way“, der ursprünglich auf „Toys In The Attic“ bereits veröffentlichte und 1986 von Run DMC wiederbelebte Kultsong, der das Genre Rap Rock begründet und der erste Rapsong überhaupt in den Top 5 der Billboard 100 ist. Der Song macht Run DMC über Nacht bekannt. Randnotiz: Die Band im dazugehörigen Video besteht übrigens lediglich aus Perry und Tyler, die visuell von
18
anderen Musikern unterstützt werden. Run DMC, denen die Truppe Aerosmith gänzlich unbekannt ist und das Cover nur auf Anraten von Produzent Rick Rubin aufnehmen, fehlt schlicht das Geld, um die ganze Band für den Videodreh einzufliegen. 9. Das Video zu „Crazy“, dem Charmebolzen unter allen je gedrehten Musikkurzfilmen. Liv Tyler und Alicia Silverstone lassen Männerohren glühen. 10. Den letzten Platz, und damit Vorschusslorbeeren, bekommt das neue Album „Music From Another Dimension“, weil es endlich wieder neue Musik von den Boston Bad Boys gibt. Der Track „Legendary Child“ verspricht ein Werk, das typisch Aerosmith wird und damit die schon zu breit gewordene Lücke zwischen dem letzten (Cover-)Album „Honkin' On Bobo“ und dem Erscheinungsdatum im November von „Music From Another Dimension“ endlich schliesst. Man geht allerdings im Vorfeld auf Nummer Sicher, indem als erste Single die Ballade „What Could Have Been Love“ veröffentlicht wird. Man darf diesem Satz ein leises „schade“ entnehmen, denn die beiden anderen Songs „Legendary Child“ und „Lover Alot“ sind eigentlich als Nachzügler viel zu gut, um sie im Windschatten einer weiteren Ballade loszulassen und die vor allem die Band an sich (erneut) als Kuschelrock-Lieferanten dastehen lässt. Nichtsdestotrotz ist aber auch „What Could Have Been Love“ ein guter Song, der sich im Ohr festhält und der sich nahtlos in die Reihe der Songs mit Schmusegarantie einfügt, die einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg Aerosmiths haben. Das ganze Album, inklusive der Ballade, verspricht allerdings eine Rückkehr zu erdigeren und roheren Songs. Joey Kramer kommentiert in einem Videopreview die Arbeit an „Music From Another Dimension“ mit diesen Worten: „Ich würde behaupten, dass wir uns mit dem neuen Album als Band wieder einmal neu erfunden haben.“ Vor allem aber haben sie sich neu wiedergefunden, Querelen beseitigt und sich darauf besonnen, was die Magie ihrer Band ausmacht. Denn ganz erloschen war sie nie, die gemeinsame Flamme, wie Joe Perry deutlich macht: „Wir waren eigentlich immer inspiriert, ein neues Album aufzunehmen. Es hat einfach acht Jahre gedauert, bis wir in ein Studio gegangen sind. Und nach ein paar Fehlstarts ist das hier jetzt DAS Album. Es war das erste Mal, dass wir wieder als Band mit einem Produzenten ins Studio gegangen sind. Grundsätzlich haben wir auf die gleiche Weise gearbeitet, wie wir unsere Platten immer aufgenommen haben. Und es hat sich gut angefühlt.“ Noch etwas euphorischer drückt Brad Whitford die Tatsache aus, dass Aerosmith gar keine andere Wahl hatten, als ein neues Album aufzunehmen: „Da waren zehn Jahre voller kreativer, musikalischer Ideen, die nur darauf gewartet haben, endlich verwirklicht zu werden. Und sie platzten nur so aus uns raus!“ Steven Tyler rundet das Wohlbehagen ab, indem er die Ursache für das gute Gelingen analysiert und unterstreicht: „Dieses Mal fühlte es sich wirklich grossartig an. Wahrscheinlich aus dem Grund, weil seit dem letzten Album viel Zeit vergangen war. Es hat mir so viel Spass gemacht, die Songs einzusingen, dass es mir überhaupt nichts ausmacht, völlig heiser zu sein!“ Es wurde höchste Zeit, dass sich „America's Greatest Rockband“ zurückmeldet! Und die Antwort auf die Frage „Heiser oder nicht?“ ist letztlich sowieso egal. Denn das Motto heisst auch nach 40 Jahren immer noch: Let the music do the talking!
AEROSMITH “Music From Another Dimonsion -Sony Music01. What Could Have Been Love 02. Beautiful 03. Street Jesus 04. Legendary Child 05. Oh Yeah 06. We All Fall Down 07. Another Last Goodbye 08. Out Go the Lights 09. Love Three Times a Day 10. Closer 11. Shakey Ground 12. Love a Lot 13. Freedom Fighter 14. Up on the Mountain
Es hat mir so viel Spass gemacht, die Songs einzusingen, dass es mir überhaupt nichts ausmacht, völlig heiser zu sein!“ - STEVEN TYLER -
„Wir waren eigentlich immer inspiriert, ein neues Album aufzunehmen. Es hat einfach acht Jahre gedauert, bis wir in ein Studio gegangen sind.” -JOE PERRY-
CD Mainstream/Indie/Alternative
AEROSMITH Music From Another Dimension Sony Music ip. „You are about to enter a great adventure (...) From your ultimate fantasies to your deepest fears, from which you may never return...“ So und nicht minder stellt sich „Music From Another Dimension“ im Intro vor. Aerosmith sind zurück und bestätigen mit ihrem mittlerweile 15. Studioalbum, dass sie die Magie immer noch in sich haben. Joe Perry liess in Interviews zum Release bereits durchblicken, dass die Aufnahmen zu „MFAD“ mit einem Proberaumfeeling und Liveatmosphäre vonstattengingen, ähnlich ihren ersten Recordings. Er habe, anders als bei ihren 80er und 90er Alben, diese neuen Songs nach den Aufnahmen rauf und runter gehört und be-
schreibt das Hörerlebnis mit den Worten: „Der Sound hört sich an, als würden Dinosaurier Autos fressen!“ Dieser Satz lässt eine Menge Spielraum für Interpretationen und veranschaulicht nicht zwangsläufig ein Geräusch, das man gerne hören möchte. In Wahrheit verhält es sich mit „MFAD“ nämlich ganz anders: Diese Platte WILLST du hören! „Luv XXX“, der Opener mit Julian Lennon an den Backing Vocals, föhnt einem mit typischem Perry-Riffing die Haare glatt nach hinten und lässt keine Fragen offen, wohin der 'SmithZug fährt: Ganz nach vorne. Der nachfolgende Track „Oh Yeah“
THENEWNO2 FEAROFMISSINGOUT
20
HOT/PHONAG hug. Man kann wohl als Sohn eines berühmten Musikers gar nicht anders, als selber Musik zu machen. Das trifft auch auf Dhani Harrison zu, Spross des Beatle George Harrison selig. Zusammen mit Oliver Hecks spielt er seit elf Jahren in der Band mit dem durchaus selbstironischen Namen, der eigentlich The New Number Two wäre. «Fearofmissingout» ist ihr zweites Album. Und ähnlich, wie George auf Solopfaden unerschrocken mit
indischer Musik experimentierte, kennt auch Thenewno2 keine Hemmungen vor Horizontausdeh-
hat ein süffiges Stones-Feeling mit fantastisch öligem Gitarrensound, swingt charmant mit Chor und Brass Section und macht mächtig gute Laune. „Beautiful“ ist ein Hybrid aus ihrem Rapausflug „Walk This Way“ mit einem staubtrockenen Riff, einem stadionreifen Refrain und progressivem Arrangement. „Tell Me“ erinnert vage an „Crazy“; Steven Tyler brilliert mit seiner sehnsüchtigen Stimme und Joe Perry mit einem wunderbar schlichten Solo. Einen Volltreffer landen die Boston Bad Boys mit dem Song „Go Out The Lights“, der ohne weiteres in ihrem frühen Repertoire Platz gefunden hätte und dem Perry einen Klassiker von Riff und vortreffliche Soli verpasst hat. Die Harmonica, viele „Ah-Huhs“ und sparsam gesetzte Bläser schleifen diesen Titel zum Diamanten des Albums. „Legendary Child“ und „What
Could Have Been Love“ sind die beiden ersten Singles, wovon erstgenannter Song der Geradeaus-Rocker und der Zweite etwas zum Kuscheln ist, aber beide unverkennbar den dicken Aerosmith-Stempel tragen. „Street Jesus“ heizt ganz vorne in der Lokomotive die Kohlen an und besticht humoresk mit den „Uh-Ahs“, die schon 1979 dem Song „Dschinghis Khan“ von Ralph Siegel zu Weltruhm verhalfen. „Can't Stop Lovin' You“ ist als reiner Songtitel nie totzukriegen, in dieser Interpretation aber ein feines CountryWestern-Stück und Duett mit der Sängerin Carrie Underwood in balladeskem Tempo, aber mit Staub an den Stiefeln. „Lover Alot“ ist roh, straight und schlicht, was ihn genau deshalb zu einem weiteren Highlight des Albums macht. „Freedom Fighter“ ist von Joe Perry eingesungen (Johnny Depp steuerte Backing Vocals bei) und klingt insgesamt leicht nach einer Mischung aus Springsteen und Dylan, womit er einen Exotenbonus bekommt. Desgleichen der Song „Something“, der mehr als einen Anlauf braucht, um sein Bouquet zu entfalten. Die Balladendichte ist relativ hoch auf „MFAD“, wobei aber jede von ihnen ihren eigenen Reiz besitzt: „We All Fall Down“ ist eher klassisch, „Closer“ der Düsterling und „Another Last Goodbye“ brilliert mit Tylers unglaublichem Gesang und einer geisterhaften Atmosphäre. „Music From Another Dimension“ ist, vor allem jenseits der bereits veröffentlichten Singles, ein unglaubliches Album. Wenn zehn Jahre der Zeitraum sind, in dem erlesene Musik reifen muss, dann wartet man gerne bis 2020 auf die nächste Veröffentlichung der Boston Bad Boys. Rock'n'Roll ist nicht tot, er hat nur geschlafen. Danke, Aerosmith!
nung. Sie pendeln mal in den Trip Hop, lassen ihre Verwurzelung bei den Beatles aufklingen, hin und wieder rapt ein Gast, und über allem schwebt der Pop. Das ist manchmal ganz toll, manchmal ganz okay, als Ganzes kann man sich das Album durchaus mal gwundrig reinziehn. Am wichtigsten aber ist, und das macht einen schönen Teil dessen aus, warum das Album gut ist: Es klingt nie verkrampft. Im Gegensatz zu anderen Sprösslingen wie Dweezil Zappa oder Jakob Dylan muss Dhani Harrison niemandem was beweisen.
JOHN MARK NELSON Waiting And Waiting johnmarknelson.bandcamp.com
Mainstream/Indie/Alternative CD rp Im Text zum Song «Home» aus dem zweiten Werk «Waiting and waiting» des Amerikaners John Mark Nelson steht folgendes geschrieben: «Home, A Place That I Know. A Place That Taught Me To Let Go. A Place Where I Fail And Grow. I Pray That You Have It Too.» Tiefsinnige Gedanken eines jungen Musikers aus einem kleinen Dorf im mittleren Westen der USA. Als John Mark Nelson 2011 sein Debüt «Still Here» veröffentlichte, war er gerade mal 18 Jahre alt. Sein zweites Album «Waiting And Waiting» hat er mit Ausnahme der Streichinstrumente selber eingespielt, arrangiert, geschrieben und abgemischt. Die Tiefsinnigkeit findet sich auch in der Musik des Multiinstrumentalisten. Passagen voller sehnsüchtiger Gefühle, behutsame Klänge, nachdenklicher Momente, poetischer Augenblicke, besinnlicher Intermezzos, aber auch beschwingter Elemente machen die zehn Songs zu einem vielschichten Hörvergnügen. John Mark Nelson, der aus einer musikalischen Familie kommt, hat ein gutes Gespür für Atmosphäre, Eleganz, Stimmungen und Nuancen. Grandios!
DANKO JONES Rock And Roll Is Black And Blue Bad Taste/TBA
Roll Is Black And Blue» eine Anleitung sein, wie sie wieder zurück zum Rock finden könnten.
MUSE The 2nd Law Warner
verlieren: Detailarbeit bleibt den Superfans überlassen, Muse bleiben eine schier unwirkliche Übergrösse in der Soundlandschaft.
SHAGGY Rise
hug. Beim neuen Album von Royal Republic haben wir uns gewundert, wieso da plötzlich die Kraft weg ist, und vergleichend erwähnt, dass dieses Album hätte wie die Werke von Punk-Ikone Danko Jones klingen müssen. Nun kommt der Meister selber mit einem neuen Album, und es ist nicht lasch, sondern nur vergleichsweise langsam. Denn selbst wenn Danko die, wie soll man sagen: Melancholie des Rock ‚n' Roll erforscht, wie er das im Albumtitel schon klarmacht, strotzen die Tracks vor Kraft und eingesottener Power. Das ist zwar nicht sein Opus Magnum, aber immer noch ein tolles Rock-Album. Leute wie Bruce Springsteen könnten sich davon eine Scheibe abschneiden. Und den Rolling Stones, die ja selber mal ein grossartiges Album mit dem Titel «Black And Blue» veröffentlichten, könnte «Rock And
hug. Und wieder heisst es: Niederknien vor Muse! Die Jungs sind grosse, grosse Kunst. Das neue Album bietet ziemlich genau das, was nach «Survival», dem offiziellen Song der Olympischen Sommerspiele in London, zu erwarten war: Diesmal lassen sich die Engländer noch mehr Zeit, ihre Songs zu entwickeln, sie sind eine Spur elegischer geworden, bleiben aber immer organisch und unglaublich dicht. Sogar die punktuelle Unterstützung eines Orchesters fällt nicht als Klassik-Einschlag auf, sondern schlägt im Puls der Songs. Mehr Worte muss man nicht
Warner hug. Erst kürzlich am Flohmarkt Shaggys «Clothesdrop» gekauft und den Song «Repent» durchsichtig gehört: Mister Boombastic hatte immer schon einen Hang zur unbeschwerten Mithüpf-Mitklatschmusik, brachte aber immer auch gigantische Dancehall-Kracher zustande. Letztere fehlen auf seinem neuen Album leider. Dafür konzentriert er sich einerseits auf die aktuellen Merengue-/Reggaeton/Bachata-Strömungen aus Lateinamerika und vertut fast den ganzen Rest der Songs mit recht belanglosen Eurobeat-Mitstampfern, die ebenso gut von Ace of Base sein könnten. Das bringt uns aber nicht gross aus der Ruhe: Bei einem Sänger wie Shaggy kann das mit dem nächsten Album wieder ändern. Und immerhin, die korrekte Geisteshaltung bleibt: Wenn er «Girls Just Want ToHave Fun» covert, meint er mit Fun natürlich sich selber.
CD Mainstream/Indie/Alternative HUG’s Shorties JESSIE WARE Devotion Die Engländerin präsentiert uns mit «Devotion» ein grossartiges Debüt, das die Vorzüge von Kyla La Grange, Lana Del Rey und Annie Lennox in sich vereint. Mit anderen Worten: Ein Muss! PHILLIPP BOA AND THE VOODOOCLUB Loyalty Herrje! Ein Englisch wie ein Sekschüler und nette, aber belanglose und ideenlose Songs, die nicht entfernt an die besten Zeiten dieser einst originellen Band heranreichen. DEADMAU5 Album Title Goes Here Wie immer ist Joel Zimmerman viel zu vielseitig, als dass er sich auf eine bestimmte Stilrichtung elektronischer Musik festlegen könnte. Deshalb pendelt er auch diesmal wieder zwischen Trance, Dancefloor, Hip Hop und Dubstep und bleibt natürlich souverän und sexy und unterlegt seine Tracks meistens mit einem knackigen Stampfbeat und seinen typischen KlangSplittern. BLUMENTOPF Nieder mit der GBR Blumentopf rocken und funken frisch und fröhlich drauflos, reissen gereimte Witze, sticheln da und tanzen dort und bedienen sich für die Samplings ausführlich bei alten Funk- und Soulplatten. kurz: Ein grossartiges Rap-Album ohne Yo-Man-Attitüde, sauber und warm abgemischt. Der Hammertrack: «Affentanz». BADEN BADEN Coline Wer jetzt grad Freude hat am neuen Album von Of Monsters And Man, dem sei das Debüt-Album der drei Pariser, die sich nach einer deutschen Wellness-Stadt benennen, ans Herz gelegt: luzid schwebender Pop, der mit seinen Klängen von zaghaft gezupften Gitarrensaiten zerbrechlich wirkt, aber stabil getragen ist von schönen Wohlfühlmelodien. Für Liebhaber von Neofolk der französischen Schule. LILABUNGALOW Lilabungalow Hier kommt eine neunköpfige Band aus Deutschland mit einem verblüffenden Debüt: Lilabungalow vereinen Pop und Kunst, Electro und Sprechgesang, Trompeten und Country zu etwas Neuem, das sich kaum greifen lässt, das aber immer harmonisch und so selbstverständlich zueinander findet, dass es wie aus einem Guss daherkommt. Man muss sich für dieses Album ein bisschen Zeit nehmen, aber das zu tun lohnt sich. FREI.WILD Feinde deiner Feinde Mit dem letzten Album hat uns der Unheilig-Klon dermassen die Laune verdorben, dass wir gerne auf ein weiteres Album verzichten. BARBRA STREISAND Release Me Eine Sammlung bisher unveröffentlichter Lieder der epischen Sängerin. Quasi «Yentl» reloaded. Für Fans eh ein Muss, Kulturbanausen können da was lernen. THE WALLFLOWERS Glad All Over Der Sohn von Bob Dylan versucht nach sieben Jahren Pause einmal mehr, nicht so zu klingen wie sein Vater. BOYS NOIZE Out Of The Black Der Hamburger Elektro-Tüftler verweigert sich wieder mit einem wirren Berg von Ideen der gefälligen Tanzbarkeit. Klingt wie die verquere Ausgabe von Deadmau5. Interessant. LABRASSBANDA Live Olympiahalle München Die Volldampf-Blasmusikpunks sorgen in der vollbesetzten Grosshalle für Bombenstimmung. Hach, wäre Biertrinken in Krachlederhosen doch immer so lustig.
22
SEEED Seeed Warner hug. Es hatte durchaus Vorteile, als Seeed Künstlerpause für Soloprojekte machten, auch wenn wir im Grunde lieber mehr Seeed-Songs gehabt hätten: Peter Fox beschenkte uns mit «Haus am See» und Dellé war ganz okay, nur Boundzound fand kaum Beachtung. Gross war die Freude, als die coolsten Dancehall-Caballeros der Welt auf Ende 2011 ein neues Album ankündigten. Wieso wir dann ein ganzes Jahr darauf warten mussten, bleibt ein Rätsel. Die Plattenfirma sagt, dass es die Band gewesen sei, die den Veröffentlichungstermin immer wieder verschoben habe. Aber nun ist es endlich da und wir sind geschockt: Die neuen Seeed wirken saft- und kraftlos. Vier Songs lang dümpeln sie herzschmerzend mit Orchester vor sich hin, bis sie zum ersten Mal ein bisschen aufdrehen, aber «Seeed» bleibt über die ganze Länge Meilen entfernt von Klassikern wie «PsychedelicKingdom», «Next», «Music Monks» oder «Aufstehn!». Niemand brachte so fette, so wuchtige, so prächtige Dancehall-Power zustande wie Seeed. Und jetzt klingen sie wie ihre eigenen Grossmütter auf Valium.
SEEKER LOVER KEEPER Seeker Lover Keeper Microdata Ltd mey. „Seeker Lover Keeper“ ist das Debüt Album der drei Australierinnen. Dabei handelt es sich um Sarah Blasko, Sally Seltmann und Holly Throsby, drei talentierte und preisgekrönte Singer/Songwriterinnen. Das Album besteht aus zwölf Songs mit Liedern, bei denen die Stimmen und die Texte ganz klar im Vordergrund stehen. Mit sehr spärlicher instrumentaler Unterstützung, setzten sie stets die Melodie und die Harmonie an die erste Stelle. Fast schon experimentell wirken die Lieder, doch immer wieder findet sich ein roter Faden, der durch die Songs führt. „Bring Me Back“ von Sarah Blasko eröffnet das Album mit einem ruhig gehaltenen Lied über familiäre Gefühle. Auf „Light All My Lights“ von Holly Throsby steht der Gesang über der Orgel und dem rhythmischen Handclapping. Sehr speziell und experimentell der Harmoniegesang im Zwischenteil mit einsetzendem Drumpart. „Even Through I'm A Woman“ von Sally Seltmann ist eine griffige poppige Songwriter Nummer. Schon nach drei Liedern zeigt sich der Unterschied der drei Musikerinnen. Das macht das Album abwechslungreich und interessant für den Zuhörer. Und zuhören muss man dem Trio. Immer neue Nuancen zeigen sich in ihren Liedern. „Every Time“ ebenfalls aus der Feder von Sally Seltmann wirkt schon fast
rockig, ihr Flair für straighte Songführung lässt sich nicht verleugnen. Ein Debüt mit viel persönlichem Charme und grosser stimmlicher Präsenz.
RUBY FREE Introducing Ruby Free Sodastar Music rp Das Landleben kann ganz schön entspannend sein. Rick Hromadka (Maple Mars, ehemals Double Naught Spies) lebt mit seiner Frau Lisa Cavaliere, einer ehemaligen Chorsängerin auf einem Bauernhof in einem Tal nordwestlich von Los Angeles. Dort pflanzen die beiden Gemüse an, kümmern sich um ihre Hühner und Pferde und machen auch Musik. «Introducing Ruby Free» ist das erste Ergebnis dieses musikalischen Landlebens. Nach eigenem Bekunden orientiert sich das Paar damit an Linda und Paul McCartney und ihr Album «Ram» (1971). Offenkundig wird das vor allem bei der Covergestaltung, die gewisse Anleihen an «Ram» zulässt. Musikalisch sind die zehn Songs aber breiter gefächert. Neben Paul und Linda McCartney dürfen sicher auch die Beatles als Bezugspunkt herangezogen werden, aber auch die Beach Boys oder Emitt Rhodes. Ruby Free kreieren aus diesen Einflüssen ein entspanntes (das liebe Landleben) und überaus eingängiges Popalbum. Songs, die zeitlos klingen und die Frage aufwerfen, wieso man nicht schon längst aufs Land gezogen ist.
THE XX Coexist Young Turks / MUSIKVERTRIEB hug. Das Debüt der Londoner MinimalFolk-Pop-Band mit dem sonderbaren Namen wurde allgemein begeistert aufgenommen und in seiner Wertigkeit mit den neuen, elektronisch untermalten Folk-Ideen von Bon Iver gleichgesetzt. Zu Recht natürlich. The-xx-Songs atmen eine digital minimalistische Ruhe, in der die Kraft der melancholischen Folksongs erst voll zum Tragen kommt. Der Nachfolger steht nun dem Debüt in nichts nach, vermittelt aber auch keine wirklich neuen Ideen: lakonisch vorgetragene, schöner, aufs Notwendigste reduzierte Songs, in denen jeder Ton überlegt und richtig gesetzt ist. Übrigens ist so ziemlich alles, was auf dem Label Young Turks erscheint, empfehlenswert.
THE THRASHED ROMEOS Where Dreamers Never Go Trashy Creatures Records rp Die Entstehung von «Where Dreamers Never Go» wurde von einem tragischen Ereignis überschattet. Jim Dickinson, der fast die Hälfte der Songs für besagtes Album geschrieben
Mainstream/Indie/Alternative CD hat, verstarb während der Aufnahmen. Dickinson, der zusammen mit Bandgründer Greg Roberson (Tiger High, Reigning Sound, Arthur Lee's Love) im Februar 2009 mit den Aufnahmen zu «Where Dreamers Never Go» began hat als Produzent (Big Star, Willy DeVille, Green on Red, The Replacements) und Musiker (Bob Dylan, Ry Cooder, The Rolling Stones, Aretha Franklin) einen fast legendären Ruf. Greg scharte nach dem Ableben von Dickinson eine Handvoll namhafter Musiker um sich. Unter anderem Adam Hill (Big Star, White Strips, The Raconteurs) und Rick Steff (Cat Power). Die vierzehn Songs auf «Where Dreamers Never Go» decken eine breite Palette von Stilen ab. Das sicher auch mit Songs selber zu tun. Neben dem Material von Dickinson findet sich auch eine Handvoll Coversongs auf dem Album. Beispielsweise haben sie sich «Nightime»von Alex Chilton, den Garage-Rock-Klassiker «(You Can't Blow) Smoke Rings» (The Gants), den Country-Folksong «Leanin' On You» (Joe South) oder das mit Kinks-Riffs durchsetzte «My Way Of Thinking» (Randy & the Radiants) zur Brust genommen. The Trashed Romeos haben diese adäquat und mit viel Authentizität in
Szene gesetzt. Jim Dickinson hätte seine Freude daran.
RUE ROYAL Guide To An Escape Rough Trade /Sinnbus rp Ein elektronisches Vibrieren, Schwingen, eine akustische Gitarre, ein paar wohlplatzierte Piano-Tupfer. So eröffnet Rue Royal ihr zweites Album «Guide To An Escape». Irgendwann setzt ein dezentes Pochen ein - boom, boom, boom - hört nicht mehr auf bis zum Schluss. Stoisch, durchdringend und unbeirrbar. Darüber singt eine Stimme, eindringlich, fast flehend: «You Would Be My Guide To An Escape.» Perfekter Auftakt für ein Album, das von atmosphärischer Kraft durchdrungen ist. Auf der einen Seite zerbrechlicher Folk, behutsam und berührend ins Szene gesetzt. Auf der anderen Seite Dreampop und elektronische Elemente. Letztere dienen wohl als dezentes Kontrastmittel. Das amerikanische Musiker-Ehepaar Ruth und Brookln Dekker weiss, wie man diese Elemente angemessen in Szene setzt. Immer wieder wird der geneigte Hörer
berührt vom tiefgehenden, oftmals zweistimmigen Gesang der beiden, den mit Bedacht inszenierten Songs und dem, was man unzulänglich mit Magie beschreiben könnte.
THE CASUALTIES Resistance Season Of Mist / Irascible lg. The Casualties stammen aus New York City, spielen alten Punk der härteren Sorte und sind seit 1990 aktiv. Der Sound kommt ganz passabel daher und erinnert an Konsorten wie G.B.H oder The Exploited. Allerdings lässt "Resistance" die metallische Durchschlagskraft vermissen, welche Bands wie The Exploited oder auch Discharge auszeichnet. Dennoch ist "Resistance" ein ganz solides Stück roher Punk geworden. Die Songs wie zum Beispiel "Behind The Barbed Wire", "Resistance" (mit einem coolen Oi!Oi!Oi!-Part) oder "Modern Day Slaves" bieten Abwechslung zwischen MidtempoTracks und schnellen Punkkrachern. Auch aufmachungstechnisch und textlich kommen die Jungs von The Casualties um
Sänger Jorge Herrera ganz oldschoolig daher. In diesem Sinne: Punk's not dead!
THE WELL WISHERS Dreaming Of The West Coast Thatwasmyskull Music rp Mit jedem neuen Album verändern sich die amerikanischen Well Wishers ein wenig. War ihr letztes, fünftes Werk «Post Modern Romantic» eine Hinwendung (und Rückbesinnung) zum Power Pop der Anfänge, so zeigt sich «Dreaming Of The West Coast» offener. Der Auftakt ist zwar noch angerauter Power Pop mit Bezügen zum Teenage Fanclub, Song Nummer drei nähert sich dann aber schon dem New Wave der späten Siebziger/frühen Achtziger Jahren. «Tonight» geht zeitlich noch etwas weiter zurück, zum Glamrock der frühen Siebziger. Höre ich ihr hier etwas T-Rex heraus? In «Here Comes Love», wie auch im zweitletzen Song «Honoree» darf es etwas REM sein. «Have Some More Tea» vereint schliesslich Bubblegum und rockigen Power Pop zu einer. Jeff Shelton, Kopf der Well Wishers, gutes Gespür für eingängige, erfrischende und zudem spannende Songs hält diese Vielfalt zusammen.
Rocking Christmas Gibt es eine bessere Einstimmung auf die besinnlichste Zeit des Jahres? Für Metal-Heads und Hardrock-Liebhaber sicher nicht, denn die Christkinder heissen dieses Jahr Lemmy, Ian Gillan, Mick Box und als Engel ist Simone Simons dabei. An zwei Tagen werden sie in Bern landen und haben jede Menge Geschenke in Form von klassischen Metal- und HardrockSongs im Gepäck. Und so werden anstatt „Oh Tannenbaum“ und „Oh du Fröhliche“ am 7. Und 8. Dezember nicht minder fröhliche Mitsing-Chöre wie „Ace Of Spades“, „Smoke On The Water“ oder „Easy Living“ erschallen. hh. Am Freitag, 7.12. geht es deutlich härter zur Sache, wenn Lemmy, Phil und Mikkey alias Motörhead ihren metallischen Rock'n'Roll durch die Boxen blasen. Rock-Ikone ist zwar schon in den Mitsechzigern, von Müdigkeit jedoch keine Spur. Zeit zum Ausruhen hat die schwarzgekleidete Rockwarze ohnehin nicht, denn mit dem wohl besten Rock/Metaldrummer Mikkey Dee im Rücken gibt es keine Pausen im Hochgeschwindigkeits„Orgasmatron“. Auch wenn man Motörhead schon einige Male live gesehen hat, ist jedes Konzert doch immer wieder eine einzigartige Offenbarung in Sachen Energie und Power, die zusammen mit der charismatischen Persönlichkeit von Lemmy Kilmister dafür gesorgt hat, dass das Trio seit bald einmal 40 Jahren auf eine eingeschworene Fangemeinde zählen kann, die der Truppe bedingungslos die Treue halten. Im Gepäck haben MOTÖRHEAD den neuen Output „The Wörld Is Ours - Vol 2 - Anyplace Crazy As Anywhere Else”, - das Folgealbum der 2011 erschienenen Live CD/DVD‚ „The Wörld Is Ours - Vol 1 - Everywhere Further Than Everyplace Else”. Als Gäste hat die Kult-Band einen der erfolgreichsten deutschen Metal-Acts dabei: EDGUY. Die Band um den umtriebigen Frontmann Tobias Sammet feiert in diesem Jahr ihr 20jähriges Jubiläum und begeistert mit ihrem an die 80er Jahre angelehnten Power-Metal. Musikalisch ähnlich gelagert sind POWERWOLF, die ihren Powermetal mit düsteren Vampir-Geschichten unterlegen. Kein Wunder, stammt Frontmann Attila Dorn doch aus der Heimat von Dracula. Die holländische Truppe EPICA, einer der erfolgreichsten Acts im symphonischen Gothic/Metal-Bereich, vervollständigt das Line-Up. Den internationalen Grosserfolg verdankt die Band in erster Linie ihrer überaus attraktiven Frontfrau Simone Simons, die zusammen mit Tarja Turunen und Anette Olzon (Nightwish) zu den besten Sängerinnen in diesem Genre zählt.
Am Samstag, 8.12. machen dann zwei der grössten Hardrock-Legenden ihren Geschenke-Sack auf. Sowohl DEEP PURPLE wie auch URIAH HEEP gehören zu den wegweisendsten und erfolgreichsten Bands der 70er Jahre. Dass sie immer noch aktiv sind und nach wie vor unzählige Fans begeistern, ist nichts weiter als ein Beweis ihrer grossen Klasse, die sie auch nach 40 Jahren in be-eindruckender Art und Weise auf die Bühnen dieser Welt transportieren. Was wäre die Rockwelt ohne Klassiker wie „Speed King“, „Highway Star“, „Burn“ oder einen der allzeit grössten Hits der Rockgeschichte „Smoke On The Water“, mit denen Deep Purple nach wie vor ihre Fans begeistern. Eine dermassen, fast unendlich anmutende Liste von Mega -Hits, haben die Briten von Uriah Heep in dieser Menge zwar nicht vorzuweisen, aber Songs wie „Easy Living“ , „Stealin'“, „Free Me“, „Look At Yourself“ und „Lady In Black“, die Rockballade schlechthin, gehören zu den grössten Rockklassikern aller Zeiten. Mit Manfred Mann’s Earthband steht ein weiterer Hochkaräter auf dem Programm, der sich gerade in der Schweiz einer grossen und treuen Fangemeinde erfreut.
24
Als Special Guest starten um 18h THE FORCE, die mit ihrem 70er inspirierten Hardrock und dem neuen Album “Stone Cold” im Gepäck eine perfekte Ergänzung zu den Headlinern bilden. Nähere Infos und Updates zu diesen beiden Events sind unter www.taifunmusic.ch zu erfahren.
Cartoon by Hemaniscool
Diese Weihnacht wird laut in Bern
Mainstream/Indie/Alternative CD OWL CITY The Midsummer Station Universal
pc. Eines muss man Adam Young lassen, er verfügt über einen unglaublichen Output. Es ist nur etwas mehr als ein Jahr her seit seinem letzten „All Things Bright And Beautiful“, und schon legt er wieder eine Platte vor. Aber im Grunde erklärt es eine einzige Zeile im Booklet. Owl City IS Adam Young. Und wenn ein Projekt nur aus einer einzelnen Person besteht, dann hat man zwar alle Hände voll zu tun, dafür aber auch alle Zügel selbst in der Hand. Und so hat Adam Young jedes der Instrumente selbst eingespielt oder meistens wohl eher programmiert und 11 neue Titel aus dem Hut gezaubert. Schon die ersten Songs „Dreams And Disaster“ und auch „Shooting Star“ machen klar, Young bleibt
seinen glitzernden und kitschigen Pop-ongs treu und flechtet auch immer wieder gerne Anflüge von Dance und Technosounds ein, die stark an die 90er Jahre ge-mahnen. Wie schon beim letzten Album sind die Songs durchproduziert bis zum Abwinken. Da ist keine einzige Unreinheit mehr in der Stimme, alles wurde von der Autokorrektur ins richtige Licht, pardon, die richtige Tonhöhe gepresst. Und die Songs selbst sind zwar solide, aber das ganz grosse Highlight fehlt eben. Vielleicht ist schnelle Pace (es erinnert schon fast an Industrieproduktion), mit der Owl City, Songs und Alben auf den Markt bringt. Die Melodien sind allesamt etwas gar einfach gestrickt. Der grosse Wurf, wie es damals noch der Song „Fire-lies“ war, mag sich nicht so recht einstellen. Gut, das Duett „Good Time“ mit Carly Rae Jepsen reisst es ein bisschen raus, obwohl einen der Verdacht beschleicht, dass hier auf die Schnelle ein aktuelles Popsternchen für Owl City eingespannt wurde. Wenigstens dürfen da und dort tatsächlich ein paar leicht verzerrte Rhythmus-Gitarren ran („Dementia“), die zwar in den Strophen von einer Art künstlichen CembaloSounds überlagert werden. Im
Refrain wummert's dann aber endlich mal ordentlich. Das bleibt aber die Ausnahme. „I'm Coming After You“ ist geprägt von sagen wir mal zeitgenössischem Elektropop à la Rihanna, Katy Perry, Ke$ha und Konsorten. Wohltuend hebt sich die Ballade „Silhouette“ ab, schon nur weil sich Adam Young hier endlich einmal vom sonst üblichen Up-Tempo trennen kann. Es bleibt leider ein Ausnahmefall.
BAD POETRY BAND The One Way Romance Hrrecords pc. Comic Schlangen, GraffitiSchrift, Totenköpfe und zwei Kanonenrohre übers Kreuz. Das sieht verdächtig nach Metal oder Punk aus. Und das ist es auch, was das Quartett aus Schweden abliefert. Eins, zwei, drei, vier und ab geht die Mucke. Mit Gitarrensoli und mehrstimmigen Refraingesängen. Eine Art Mischung aus Die Ärzte und Guns `n' Roses. Ein Ohrenschmaus für alle Headbanger und jene, die es noch werden wollen. Der Sound von Dead Poetry Band ist rau und
ungeschliffen, die Produktion klingt fast etwas nackt. Macht aber allen, die sich in diesem Genre zu Hause fühlen, mächtig Spass. Vor allem das Hin- und Herwechseln zwischen MetalPathos und fadengraden RockRiffen findet man wohl selten („Not In Love“). Die Texte sind da und dort etwas holprig oder simpel (Ein Müsterchen: „Show him no regret / cause what you see ist not what you get“)... nunja. Das Gespür für gute Riffs macht das wieder Wett („Dig Me When I'm Down“). Was dem Album hingegen fehlt, sind ein paar ordentliche Rockballaden. Zwar gibt es einige Songs, die ruhig und mit akustischer Gitarre beginnen („Regret It“), aber früher oder später verspürt der Drummer den unwiderstehlichen Drang, mal ordentlich auf die Pauke zu hauen. Das führt dazu, dass die Songs besonders in der Mitte des Albums immer schwieriger zum Auseinanderhalten werden, weil man einfach so gar keine Abwechslung hat. Zum Schluss wird es dann wieder etwas differenzierter, zum Beispiel dank des melodiösen „All In Vain“ mit seinem abwechslungsreichen Arrangement und den markanten Westerngitarren in den Strophen.
Rock’n’Roll Integration ip. Bülent Ceylan ist der erste Comedian, der Musik zu einem Hauptbestandteil seines Programms gemacht hat. Nicht nur sein Schriftzug, der an Metallica angelehnt ist, sondern auch die zahlreichen Musikeinspieler in seinen Live- und Fernsehshows lassen keinen Zweifel daran, dass sein Herz für Metal schlägt. Im August 2012 hat sich der sympathische „Monnemer Türk“ in Zofingen seinen Swiss Comedy Award abgeholt und steht im Februar 2013 auf der Bühne des Basler St. Jakob-Stadions. TRACKS traf sich mit dem überaus freundlichen Comedian, der auch abseits der Bühne viel lacht, zu einem Gespräch über schweizerische Grammatik, Wacken und Melancholie.
26
27
“Ich geniesse die grossen Bühnen sehr, weil das pures Rock’n’Roll Feeling ist 28
Du hast ja schon öfter in der Schweiz gespielt. Stellst du Unterschiede zum deutschen Publikum fest? Wenn man ins Ausland geht, hat man eine andere Erwartungshaltung. Man hört dann immer, die Schweizer seien vorsichtiger oder zurückhaltender. Aber das ist überhaupt nicht der Fall, eher im Gegenteil! Das Schweizer Publikum geht gut aus sich raus, lacht viel. Vor allem, wenn man dann noch ein paar Wörter wie „Föteli“, „Chuchichäschtli“ oder so bringt (lacht). In meinem Programm kommt irgendwo „Ich kotze“ oder „Ich habe gekotzt“ vor, auf schweizerisch dann „Ich ha chotzt“... Im Schweizerdeutsch gibt es auch die Vergangenheit, wie im Deutschen, „Ich habe gekotzt“. Hier heisst das dann: „Ich ha gchotzt“, mit einem scharfen „g“ davor. (Bülent spricht perfekt nach) Ich ha gchotzt! Boah, wie geil! Wenn du aus dem Ausland kommst, dann denkst du, das ist hier alles mit „-li“. Das macht Spaß, und das ist auch eine Art Integration. Das ist ja auch in Deutschland so: Wenn du irgendwo bist, wo man einen Dialekt spricht, dann ist das ein unheimlicher Eisbrecher, wenn man einige Wörter lernt und live bringt. Die sagen dann: „Ach das ist ja geil, der interessiert sich für uns!“ Ich spule dann nicht einfach ein Programm runter und gehe dann wieder, sondern will wirklich für die Leute spielen. Das ist mir wichtig. Spielst du eigentlich lieber auf kleinen Bühnen, wie Theater, oder sind dir die grossen Stadionbühnen lieber? Ich muss ganz ehrlich sagen, ich genieße die großen Bühnen sehr, weil das pures Rock'n'Roll-Feeling ist. Ich arbeite ja auch mit Feuer und Pyrotechnik, und ab 2000 oder 3000 Leuten kommt dann auch diese besondere Stimmung auf, die einfach geil ist. Wenn man jahrelang vor 20 oder 30, oder vielleicht auch 100 Leuten auf Kleinkunstbühnen gespielt hat -die ja um Gottes Willen wirklich notwendig sind!dann geniesst man es, wenn man den Sprung einmal geschafft hat und vor grossem Publikum auftreten kann. Dann möchte man nicht unbedingt wieder zum Kleinen zurück. Das ist klar, denn man hat jahrelang dafür gekämpft, dass man ein grösseres Publikum erreicht. Es ist ein Unterschied, ob 10.000 oder 1.000 Leute lachen, oder nur 100 oder zehn. Das ist eine ganz andere Stimmung. Deshalb denke ich, dass jeder Künstler, der sagt, er wolle nur klein spielen, ein bisschen schwindelt. Einer, der die Stimmung auf grossen Bühnen erlebt hat, muss zugeben, dass das ein geileres Gefühl ist. Trotzdem sind die Kleinkunstbühnen immer noch wichtig, auch für mich. Wenn ich von einem neuen Programm eine Vorpremiere mache, dann spiele ich auch 200er oder 300er Säle, um dicht beim Publikum zu sein und auszuprobieren. Ich erkläre dann den Leuten: „Es kann sein, dass der eine oder andere Gag heute nicht funktioniert.“ Alleine das ist dann wahrscheinlich schon ein Brüller.
Ja, genau! (lacht) Die Leute entwickeln dann das Programm aber auch mit, und das ist super. Auf einer kleinen Bühne hört man ja jeden Zuruf aus dem Publikum. Das ist gut, denn in einer großen Halle muss das ja auch funktionieren, das muss rocken. Die Leute sitzen sowieso schon so weit weg, und wenn du dann nicht auf dem Punkt kommst, dann ist das nicht gut. Es heißt zwar, bei so einem großen Publikum kann man nicht mit den Leuten spielen, aber das ist nicht ganz richtig. Ich habe in Frankfurt im Stadion vor 42.000 Leuten gespielt, für die Aufzeichnung des neuen Programms „Wilde Kreatürken“, und das war Wahnsinn! Die Leute kamen von überall her, auch aus der Schweiz. Das war eine einmalige Geschichte, und das muss ich jetzt nicht noch einmal machen, weil man das nicht toppen kann. Aber selbst da hat es funktioniert, mit dem Publikum zu spielen. Das wurde früher immer kritisiert, es hiess: „Kann man noch mit einzelnen Leuten Spass machen, wenn das Publikum so gross ist?“ Man ist ja dafür bekannt, dass man die Leute mit einbezieht in die Show. Aber ich habe das Glück, dass das bei mir gut funktioniert. Und ich hoffe, dass es noch einige Jahre so weiter geht, dass ich auch hier im Zürcher Hallenstadion oder in Basel im „Joggeli“ spielen kann. Das ist toll. Vor einigen Jahren hätte man nicht gedacht, dass man als Komiker vor so einem großen Publikum spielen kann. Vor allem in Deutschland haben wir aber mittlerweile einige Comedians, die in solchen Größenordnungen auftreten. Das muss allerdings auch zum Programm passen. Wenn ich jetzt eher ein ruhiger Typ wäre und nur einen Monolog halte oder eine Lesestunde veranstalte, dann ist so eine grosse Halle nicht passend. Man muss den Leuten etwas bieten. Wenn grosse Bühne, dann müssen Pyros her, das muss rocken, das muss abgehen! Ich habe ja auch noch Musik im Programm und am Ende der Show sind die Leute ganz vorne und am headbangen, oder versuchen es zumindest (lacht). Das ist wirklich geil, denn am Ende denkst du: „War das jetzt ein Rockkonzert oder ein Comedy-Programm?“ Es ist mir, glaube ich, gelungen, eine neue Art Rock'n'RollComedy zu entwickeln, die es bisher noch nicht gab, und da bin ich ganz stolz drauf. Vielleicht ist das auch für jüngere Comedians eine Motivation, zu sagen: „Hey, Rock'n'Roll-Comedy macht richtig Spass!“ Musik, und Metal im Besonderen, spielt mittlerweile eine sehr große Rolle in deinem Programm und ist zu deinem Trademark geworden. Metal ist allerdings immer noch Randgruppenmusik, wenn man nicht gerade von Metallica oder AC/DC spricht. Du bist aber mit deinem Programm eher Mainstream, das heisst, du möchtest möglichst viele Leute erreichen. Hast du Bedenken, dass das Publikum den Krawall irgendwann nicht mehr hören kann? ComedyKonsumenten sind ja oft eher in anderen Musikrichtungen zu Hause.
Man muss halt immer gucken, dass man das richtig verpackt. Ich könnte ja zwei Stunden lang nur über Metal reden. Aber ich kann auch zwei Stunden lang über etwas anderes reden und den Metal in das Programm einbetten. So wie bei meiner Figur „Mompfred, der Hausmeister“, der mit einem Metal-Jingle auf die Bühne kommt. Ich singe ja auch eine Ballade, und das gefällt auch den Leuten, die mit Metal nichts zu tun haben. Aber danach kann man ihnen auch noch mal einen Song geben, der richtig abgeht. Und da machen auch die Leute mit, die keinen Metal hören. Die merken dann für die fünf Minuten, dass das richtig geile Energie ist, die da rüber kommt. Man muss das eben so verpacken, dass die Metal-fremden Leute, sagen: „Oh, da schnuppere ich mal rein, das ist ja geil!“ Es gibt natürlich auch die Leute, die sich zum Beispiel über Wacken aufregen, weil das zu kommerziell geworden ist. Aber jeder muss ja auch überleben. Auf der einen Seite möchte man in Wacken grosse Bands haben und die müssen auch bezahlt werden, das kostet eben. Und so ist man auf der anderen Seite auch gezwungen, viele Leute kriegen, die da hingehen. Man muss den Leuten etwas bieten und auch neue dazu gewinnen. Du kannst nicht immer nur sagen: „Wir sind hier die HardcoreMetaller, das muss alles Underground bleiben!“ Man muss gucken, dass das Programm möglichst breit gefächert bleibt. Und Metal ist ja nicht nur Rumgeschreie, sondern das kann auch sehr melodisch sein. Das wissen einige gar nicht, denn der normale Zuschauer denkt ja immer, Metal wäre Geröchel und Gekreische. Und auf einmal hört er etwas, das er gar nicht als Metal identifizieren würde. Viele wissen gar nicht, dass zum Beispiel Ozzy Osbourne auch Metal ist. Dabei ist das ja der Godfather of Metal! (lacht) Das sind so Sachen, die der Zuschauer durch mich, oder diejenigen, die noch nachkommen, erfährt. Man kann natürlich immer etwas Negatives finden. Aber so ist der Mensch. Man kann immer sagen: „Ach, das ist zu kommerziell!“ oder „Ach, zu viele Leute!“ Letzten Endes musst du dir treu bleiben und das tun, was dir Spaß macht. Wenn einem Metalhead eine Ballade nicht gefällt und er hält die für eine Schnulze, kann ich dahinter stehen, wenn mir das Lied gefällt. Ich bin offen für alles. Es ist sehr wichtig, dass man dahinter steht, was man auf der Bühne bringt. Und ich stehe zu meinem Programm. Wenn es einem nicht gefällt, dann muss er ja nicht kommen. Damit habe ich kein Problem (lacht). Wie bereitest du dich auf einen Auftritt in Wacken vor, wo du letztes Jahr gespielt hast? Die Leute kommen ja hauptsächlich wegen der Musik und zusätzlich ist ein großer Teil international und spricht gar kein Deutsch. In „Wilde Kreatürken“ erzähle ich von diesem Auftritt, unter anderem, wie ich mit dem Schlauchboot über die Leute gesurft bin. Das habe ich ja von
Rammstein übernommen, das war Wahnsinn! Das ist eine ganz witzige Nummer, in der ich auch davon erzähle, dass viele Leute gar kein Deutsch verstehen. Die gucken komisch und denken: „Wann singt der denn endlich?“, und du laberst nur eine halbe Stunde lang (lacht). Aber es sind über 70 % deutschsprachige Menschen dort. Die ziehen dann diejenigen mit, die gar nichts verstehen und die dann trotzdem lachen. Dem Veranstalter war das ja auch klar, dass mein Programm deutschsprachig ist und das hat alles perfekt funktioniert. Viele sind dann auch schon so besoffen, dass die einfach mitjohlen (lacht). Mein Programm ist ja nicht nur von der Sprache abhängig, sondern auch von Mimik und Gestik. Und wenn ich dann die Anneliese spiele oder eine Hitlergeste mache, springen die fremdsprachigen auch darauf an. Gerade bei Hitler versteht das ja jeder und da lachen dann alle, wenn man den auf die Schippe nimmt. Zum Glück kann man dieses Thema mittlerweile humoristisch behandeln, denn anders kann man damit ja kaum umgehen. Ja, Gott sei Dank! Deine Lieblingsband ist Tool? Ja, stimmt! Und Korn, die ich ja auch persönlich kennengelernt habe, als sie bei mir in der Fernsehshow aufgetreten sind. Richtig, du spielst ja jetzt Bass bei Korn. (lacht) Genau! Dabei kann ich gar nicht Bass spielen! Vor dem Auftritt haben mir Korn einige Griffe gezeigt, nur Grundbegriffe. Das ist eine ganz witzige Geschichte: Wir mussten Playback spielen, was ja eigentlich für Metaller unmöglich ist. Aber in dem Fall war es notwendig, weil der Bassist Vater geworden ist, alles abgesagt hat und nach Amerika zurückfliegen wollte. So, jetzt stand die Band da, ohne Bassisten. Aber sie meinten: „Spiel du doch Bass!“ Für die Show war das perfekt, weil ich dadurch eingebunden wurde. Korn waren meine großen Teenager-Idole! Und auf einmal konnte ich mit ihnen mitspielen, aber eigentlich auch nicht, weil es ja Playback war (lacht). Aber das war ein Riesengefühl, mit ihnen auf der Bühne zu stehen. Mit dem Schlagzeuger bin ich immer noch in Kontakt und treffe die Band auch ab und zu. Das sind sehr nette Jungs und deshalb habe ich zu denen auch einen anderen Bezug als zu Tool, die ich nicht persönlich kenne. Musikalisch sind Tool allerdings der Wahnsinn. Stimmt, obwohl sie ja sehr sperrig sind und man genau hinhören muss. Und sie sind sehr melancholisch. Man muss bei ihnen schon genau reinhören. Das ist nicht einfach nur HeadbangerMusik, sondern sehr anspruchsvoll. Der Schlagzeuger ist Wahnsinn, wie vertrackt der manchmal spielt. Ähnlich wie bei Dream Theater, die ja auch unglaublich anspruchsvoll sind. Aber die kann ich nicht so geniessen wie Tool, denn die gehen mir wirklich richtig ins Blut. Du hörst ja eine Menge verschiedener Bands, die man weitläufig als Metal bezeichnet. Du tendierst aber eher in
Richtung Melancholie? Ja, neben Tool und Korn mag ich aber auch Sepultura oder „Old Style“ wie AC/DC, was ja viele Leute hören. Wenn es dann in die Richtung geht, wo nur noch die hohen Töne dominieren, dann ist das nicht mehr so mein Fall. Da ziehe ich die melancholischen Sachen vor. Welche Band hättest du gerne noch auf der Bühne deiner Fernsehshow? Rage Against The Machine! Aber das wird wohl schwierig, weil die ja auch einen entsprechenden Terminplan haben. Mal gucken, vielleicht klappt's ja doch. Und die Foo Fighters, die wären auch grossartig!
LIVE 20. April 2013 Basel, St. Jakob Arena 21. April 2013 Zürich, Hallenstadion
CD Hard/Heavy/Metal PRIDE OF LIONS Immortal
Album des Jahres
Frontiers Records
BLACK COUNTRY COMMUNION Afterglow Mascot/Musikvertrieb
ip. Wenn eine Band wie Black Country Communion ein neues Album herausbringt, dann sind die Erwartungen gross. Vor allem, wenn es sich wie bei "Afterglow" um das berühmte dritte "Make it or break it" Album handelt, das sich gegen zwei erstklassige Vorgänger behaupten muss. Kommt dann erschwerend hinzu, dass es sich um eine Supergroup handelt, in der sämtliche Mitglieder anderweitige erfolgreiche Projekte zu bearbeiten haben, dann sorgt das im Vorfeld der Veröffentlichung manchmal für skeptisches Stirnrunzeln bei den Fans. Dass Produzent Kevin Shirley ein geschicktes Händchen bei der Rekrutierung der vier Stars Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Jason Bonham und Derek Sherinian hatte, war nicht nur nach dem gefeierten Debut "Black Country" klar, sondern wurde mit dem Nachfolger "2" noch untermauert. Die vier stilitstisch heterogenen Ausnahmemusiker, die zusätzlich aus verschiedenen Alterklassen kommen, hatten auf ihren ersten beiden Alben Feuerwerke aus Blues, Hard- und Classicrock gezündet und damit neue Qualitätstandards gesetzt. Vier Musiker hatten sich getroffen, die sich jeweils zu dem ergänzten, was man bei ihren Soloprojekten hätte vermissen können. Mittlerweile ist einige Zeit vergangen und die Musiker haben über die All-Star-Grenze hinaus zu einer Band zusammengefunden. Wie wirkt sich das nun auf das Songwriting aus? Das ist einfach erklärt: Wo "Black Country" mit spontanem Rock'n'Roll-Charme glänzt und "2" ausgefeiltere und durchdachte Classic Rock Roots besitzt, ist "Afterglow" das Album
30
mit Schwere und Varietät. Songs wie der Titeltrack, "Common Man" oder "Crawl" besitzen die gewich-tigsten Riffs seit Led Zeppelin. Nach zwei straighten Rockalben ist nun eine Verschnaufpause auf höchstem Niveau angesagt, die den Hörer allerdings fordert. Hier die Gebrauchsanweisung: Als Opener ist der Song "Big Train" eigentlich eine totale Fehlbesetzung. Er repräsentiert in keiner Weise den Rest von "Afterglow", ist mit souligen Chören und äusserst sperrigem Drum eher etwas für das letzte Drittel eines Albums, wo das Rocken ins Geniessen übergeht. Überhaupt hätte man in der Tracklist einige Änderungen vornehmen sollen, denn auch das folgende "This Is Your Time" wäre ein exzelenter Schlusspunkt für "Afterglow" gewesen. "Midnight Sun" ist der erste wirkliche Reisser, den man bei offenem Fenster auf der Autobahn hören muss, und hätte als Opener einen besseren Überblick geliefert. Auch "Confessor", der auf dem kürzesten Weg von A nach B rockt, gehört in diese Kategorie. "Cry Freedom" ist ein erstklassiger Stampfer mit Joe Bonamassa als Co-Sänger, hervorragenden Gitarren-Sprenkeln und einem Solo, nach dem sich die grossartigen ZZ Top die Finger ablecken würden. Der Titeltrack ist gewaltig, wunderbar arrangiert, von einem Monster-Riff getragen und mit einem Schmetterling von Solo veredelt. Das ist der Song, den Led Zeppelin mit Sicherheit noch geschrieben hätten. "Dandelion" ist ein weiteres Highlight, lebt von einem äusserst dynamischen Aufbau aus Härte und Ruhe. "The Circle" ist ein Dinosaurier, der schwermütig an ganzen Wäldern kaut und aus dem im Refrain ein aufgeschreckter Vogel
hochfliegt. Mit Wechselbeat, psychedlischem Einschlag, überraschend funkigen Keys und einem meisterhaften Solo überzeugt "Common Man" als weiterer Höhepunkt. "The Giver" markiert den Ruhepol vor dem krönenden Abschluss. Denn als unverständlich letzter Song beschert "Crawl" eine Gänsehaut an Stellen, wo man eigentlich gar keine bekommten dürfte. Bonamassa duelliert sich mit Sherinian und der ganze Track lebt und atmet die bereits öfter zitierten Led Zeppelin. Zusammenfassend sieht "Afterglow" so aus: Joe Bonamassa geht weit über seine Bluesgrenzen hinaus und brilliert mit so gewaltigen Soli (siehe "Crawl"), dass man sich die Knie bis zu den Kreuzbändern aufscheuern möchte. Als Sänger ist Glenn Hughes schlicht einer der besten, die es überhaupt gibt; das ist nicht erst seit BCC klar. Was er aber auf diesem Album aus seiner Stimme holt, ist wohl eine seiner besten Leistungen der letzten Jahre: Auf den Punkt gebracht, nie theatralisch überstrapaziert und hervorragend in den Song arrangiert. Derek Sherinian bekommt auf diesem Album wesentlich mehr Platz als auf den beiden Vorgängern, dies aber in einem so sympatischen Ausmass, dass es im BCC-Rahmen zur Progressivität reicht und "Afterglow" zu einem sehr abwechslungsreichen Abenteuer wird. Jason "Bonzo Jr." Bonham ist Jason "Bonzo Jr." Bonham. Aber zu jedem Yin gehört ein Yang und deshalb wird der einzige popelige Minuspunkt an Kevin Shirley vergeben, der (vermutlich aufgrund der ausgedehnteren Keyboards) vergessen hat, Bonhams Becken etwas leiser zu mischen. Ansonsten gehört "Afterglow" als Album des Jahres deklariert.
mv. Melodic Rock Fans dürfen Jubeln. Gitarrist und Produzent Jim Peterik (ex-Survivor) und Klassesänger Toby Hitchcock sind nach fünf langen Jahren endlich zurück mit einem neuen Pride Of Lions Album. "Immortal" nennt sich das neue Wunderwerk. Der Bandname steht seit dem Debutalbum von 2003 für edelsten AOR und so bietet dann auch "Immortal", das mittlerweile vierte Studio-Album der Band, wieder die erhofften melodischen Perlen und wunderschöne Balladen. Jim Peterik hat dabei ähnlich wie Jim Steinmann (Meat Loaf) eine völlig eigene Art von Songwriting, welche grandiose Melodien immer wieder mit dramatischen Spannungsbögen und tollen Harmonien verbindet, ohne dabei die sehr eingängigen Refrains zu vernachlässigen. Mit Toby Hitchcock hat er dabei das entsprechende As im Ärmel, denn Toby bietet mit seiner warmen, traumhaft schönen Stimme die perfekte Ergänzung zum Songwriting von Peterik und zeigt hier erneut, was für ein unglaubliches Talent er ist. Survivor Fans können bedenkenlos schon mal freudig zum Einkaufszettel greifen. Fans von nahezu perfektem AOR oder Bands wie Magnum und Meat Loaf tun dies am besten ebenfalls, ohne zu zögern. Anspieltips: "Vital Signs", "Immortal", "Ask Me Yesterday" und "Are You The Same Girl". Well done!
DOKKEN Broken Bones Frontiers / MV
Hard/Heavy/Metal CD mv. Dokken ist eine der ganz grossen Bands der 80er Jahre. Mit Platinalben wie "Under Lock And Key", "Tooth And Nail" und "Back For The Attack" zelebrierte die Band perfekten melodischen Metal mit atemberaubender Gitarrenarbeit und grossen Refrains und verkaufte Millionen von Alben. Nach dem Split Ende der 80er gab es dann 1994 die Reunion, doch Alben wie "Dysfunctional" (1995), "Shadowlife" (1997) oder "Erase the Slate" (1999) überzeugten nur wenige Dokken Fans und floppten zurecht. Mit dem neuen Album "Broken Bones", das elfte Studioalbum von Dokken, will die Band nach Aussage der Plattenfirma nun zum klassischen Sound ihrer Hochphase zurückkehren, was ja das letzte Album "Lightning Strikes Again" bereits angedeutet hatte, da fehlten aber noch die ganz grossen Songs resp. Hits. Diese Ankündigung lässt aufhorchen und das neue Album wurde mit viel Spannung erwartet. Der furiose Opener "Empire" lässt dann auch tatsächlich bei alten Fans die Freudentränen fliessen. Catchy Chorus, grandiose Gitarrensoli, sehr heavy aber trotzdem nicht modern, genauso wie wir Dokken schon damals geliebt haben. Eine grosse Überraschung ! Weitere Highlights und
todsichere Hits wie "Fade Away", "Tonight", "Burning Tears", "For The Last Time" oder der Titelsong überzeugen ebenfalls auf der ganzen Linie und könnten problemlos auch auf den 80er Jahre Alben stehen. Und das will was heissen. Auch die Produktion ist absolut top und lässt die Band gebührend erstrahlen. Hätten sich mit "Blind" und "Waterfall" nicht zwei etwas modernere und an die 90er Jahre der Bandphase erinnernde Songs eingeschlichen, welche nicht so recht zum Rest des Albums passen wollen, müsste man hier ohne zu zögern die Höchstnote vergeben. Aber auch so ist es Dokken nach all den Jahren tatsächlich gelungen, an die alten Klassiker anzuknüpfen und mit "Broken Bones" das beste Album seit "Back For The Attack" abzuliefern. Hoffentlich ist die Band mit diesem Hammer im Gepäck nun auch in Sachen Konzerte bald "Back For The Attack"!
DOWN Down IV Part 1 Roadrunner / Warner lg. Die Allstar-Band um Phil Anselmo (v., ex-Pantera), Pepper Keenan (g., Corrosion Of Conformity), Kirk Windstein (g.), Pat Bruders (bs, beide Crowbar) und Jimmy Bowery (dr., Eye Hate God) schlägt nach fünf langen
Jahren des Schweigens wieder zu. Vorliegende 6-Track EP stellt den ersten Teil von insgesamt vier geplanten EPs dar, welche in Kiss-Manier auf die Menschheit losgelassen werden sollen. Der Sound ist immer
noch Southern Comfort getränkter rockiger und sludgy Heavy-Metal mit starken Black Sabbath-Anleihen. Allerdings ist der Effekt nicht mehr der gleiche, als 1995 mit "Nola" ein halber Urknall durch die MetalSzene ging. Doch ist Down IV Part 1 dennoch sehr gelungen magische Riffs und coole Soli, eine unermüdliche, sich fast in einen Rausch spielende Rhythmussektion sowie der charismatische "Gesang" von Phil drücken dem massiven Sound von Down den Stempel auf. "Levitation" beginnt wirklich mit einem Hammerriff und
geleitet den Hörer direkt in die Sümpfe des Mississippi-Deltas. Die Single "Witchtripper" rockt auch ganz schön und nicht minder brachial. "Open Coffins" schlägt in die ähnliche Kerbe wie die beiden ersten Songs, ist allerdings etwas weniger zugänglich. "The Curse" ist dann sehr schleppend und heavy, wie auch der fünfte Track, "This Work Is Timeless". Highlight der EP ist der letzte Song, das lange "Misfortune Teller", welches die gesamte Essenz von Down in 9 Minuten verpackt wiedergibt spektakuläre Riffs und soli, gelungene Tempowechsel und vor allem HEAVINESS. Down IV Part 1 ist nichts neues, aber dennoch eine empfehlenswerte EP.
THRESHOLD March Of Progess Nuclear Blast / Warner lg. Mit "March Of Progress" und ihrem ersten Sänger Damian Wilson hinter dem Mikrophon kehren die britischen Progressive Metaller von Threshold 5 Jahre nach dem letzten Album "Dead Reckoning" zurück. Das neue Album ist härter und weniger verspielt als die paar Vorgängerscheiben und knüpft in Sachen Bombast am seligen Erstling "Wounded Land" aus
Live am 8. Dezember Bern, BEA Halle mit DEEP PURPLE + URIAH HEEP 18.00h
CD Hard/Heavy/Metal
KLASSIKER
dem Jahre 1993 an. Der Opener "Ashes" (der Quasi-Titelsong mit der Textzeile "March Of Progress") packt den Hörer sofort trotz eingängigen Melodien, wunderbaren Keyboardteppichen und -solis und einem spektakulären Refrain braten die Gitarren ordentlich. Der spannende Songaufbau macht Freude. So geht es auf “March Of Progess” durchs Band weiter. Sowohl die härteren "Return Of The Thought Police", "Liberty Complacency Dependency" oder "Don't Look Down" sowie die teils ruhigeren "Staring At The Sun",
POLTERGEIST Depression Century Media lg. 1989 auf dem damals noch winzigen Dortmunder Label Century Media erschien ein bei Veröffentlichung nicht sehr grosse Stricke zerreissendes Debütalbum einer Band aus Basel namens Poltergeist. Die Truppe um Gitarrist V.O. Pulver hatte sich im metallischen Underground bereits einen sehr guten Ruf erarbeitet und konnte auf alte Carrion-Tage sowie dem tollen Demo "Writing On The Wall" und der Unterstützung durch die Freunde von Destruction aufbauen. Mit "Depression" schaffte man den Sprung von einem lokalen Act zu einer etwas bekannteren Band, auch wenn es leider nicht zum Durchbruch auf grösserer Ebene gereicht hat (mit den beiden Nachfolgealben "Behind My Mask" (1991) und "Nothing Lasts Forever" (1993) sah das auch nicht anders aus). Musikalisch bietet "Depression" ziemlich eigenständigen Thrash-Metal (vornehmlich Bay-Area beeinflusst) und ist als Highlight der europäischen Thrash-Metal-Geschichte und als eine der besten Schweizer Metal-Veröffentlichungen aller Zeiten einzustufen. Geniales Riffing und tolle Soli von V.O, melodischer und gleichzeitig aggressiver Gesang von André Grieder sowie eine sehr solide Rhythmus-Sektion werden durch eine gute und differenzierte Produktion zusammengehalten. Mit einem Keyboard-Intro geht es los, welches in das schnelle "Three Hills" übergeht. "Depression", der Titelsong ist ziemlich
32
melodiös, aber dennoch Thrash-Metal. Anschliessend folgen die beiden besten Songs des Albums, nämlich "Inner Space" und "Writing On The Wall". Die Songs sind mit einigen Breaks versehen und immer abwechslungsreich gestaltet, brettern dennoch sehr anständig. Einfach nur super! Nach dem kurzen Instrumental "Wheels Of Sansara" geht es in ähnlicher Qualität weiter mit Knallern wie "You've Learned Your Lesson", "Ziita" oder "Shooting Star". Einzig "Prophet" fällt etwas ab. Auf der CD-Version findet sich noch mit dem KissCover "Strutter" ein Bonustrack. Lustig ist das comicartige Cover, dessen Hauptfigur seinerzeit auch den Weg auf den einen oder anderen Oberarm gefunden hat… Das heute schwer erhältliche "Depression" hätte bei Gelegenheit eine Wiederveröffentlichung verdient. Bis dahin bleibt einem nur die Suche in Wühlkisten oder auf Ebay. Bekanntlich ging es für V.O. Pulver und dem damaligen Bassisten Marek Felis nach dem Ende von Poltergeist 1994 mit den immer noch aktiven Gurd weiter. Eine Reunion von Poltergeist hat bis dato nie stattgefunden…
"Colophon" oder "The Hours" sowie die Ballade "That's Why We Came" überzeugen vollends. Eindeutiger Höhepunkt ist der letzte Song, das alles niederwalzende und schleppende "Rubicon" ein Hammerabschluss und ein Monster von einem Track. Das Album braucht einige Durchläufe, um sich dem Hörer zu entfalten, bietet in einem ersten Fazit allerdings musikalische Kost ohne Verfallsdatum (der "Test of Time" wird zeigen, ob das stimmt) mit einem Damian Wilson, der wie ein junger Gott singt. Einziger Kritikpunkt ist, dass in Sachen Nuancierung oder Lautstärke das Album praktisch immer auf dem gleichen Level ist, was auf Dauer etwas monoton wirkt. Aber das ist nur Jammern auf hohem Niveau, denn "March Of Progress" ist bis jetzt mit sehr grossem Abstand die beste (Progressive-)Metal Scheibe des Jahres 2012 und sticht auch "Konkurrenten" aus dem letzten Jahr wie Dream Theater und Symphony X locker aus. Empfohlen sei hier die Digipack-Version mit dem sehr guten Bonustrack "Divinity".
DOWNFALL OF GAIA Suffocating In The Swarm Of Cranes Metal Blade/MV em. Der deutsche Vierer von Downfall Of Gaia existiert seit 2008 und dürfte lediglich Insidern bekannt sein. Mit „Suffocating In The Swarm Of Cranes“ veröffentlichen die Herren ein ziemlich dunkles und beklemmendes Album, welches Stile wie Doom, Black Metal und Hardcore enthält, aber auch opulente, epische und
majestätische Komponente aufweist. Der instrumentale Opener „Vulnus“ wirkt schon sehr bedrohlich und düster. Die schleppenden Gitarren gehen dann in einen rasendschnelles Schlagzeugspiel über und zwischendurch gibt es Midtempopassagen zum Durchatmen. Nahtlos gehen die Klänge in „Drowning By Wing Beats“ über. Auch hier fallen die eingängigen Hintergrundmelodien auf, die das Blastgewitter etwas abschwächen. Gitarrist und Sänger Dominik Goncalves dos Reis growlt und kreischt dazu ganz passabel. Es folgt das rhythmische „In The Rivers Bleak“, welches von der Stimmung her den beiden vorherigen Kompositionen gleicht. Mit dem über zehn Minuten dauernden „I Fade Away“ erklingen sanfte Töne. Ganz spartanisch und melancholisch. Nach drei Minuten ist es mit der Ruhe dann definitv vorbei. Es brettert schnell und zerstörerisch, was von diabolischen Growls und Gekeife untermalt wird. Etwas zähflüssigere Parts verleihen diesem Track Abwechslung und auch die zu Anfang erwähnten sanften Klänge werden nochmals wiederholt, bevor es wieder sehr temporeich weitergeht. „Beneath The Crown Of Cranes“ hat dann wieder diesen angenehmen MidtempoRhythmus mit Gitarrenmelodien, die schon fast hypnotisch wirken.
Es ist vorhersehbar, dass es auch hier plötzlich wieder sehr brachial weitergeht und die etwas langsameren Passagen, gespickt mit extrem schaurigen stimmlichen Darbietungen, erneut für Vielfalt sorgen sollten. „Giving Their Heir To The Masses“ fängt wieder eher zurückhaltend an, geht in doomige Elemente über und wer hätte es gedacht, steigert sich vom Tempo her enorm und flacht dann zum Durchatmen wieder ab. Das Schlusslicht „Asphyxia“ reiht sich ebenfalls genau in dieses Schema ein, mit dem Unterschied, dass es instrumental ist. Das Album ist wirklich spannend und abwechslungsreich, aber halt leider etwas zu vorhersehbar.
Hard/Heavy/Metal CD MYRAH My Deliverance Inverse Records
em. Myrah aus Schweden beehren ihre Anhänger mit ihrem zweiten Longplayer „My Deliverance“. Im Stil von Paradise Lost, Amorphis oder auch Sentenced bieten die Herren, die am Keyboard und am Schlagzeug von Musikerinnen unterstützt werden, kräftigen und eingängigen Gothic Metal. Sänger Patrik Essmans tiefe Stimme passt hervorragend zum abwechslungsreichen Sound der Band. „My Deliverance“ ist kurzweilig und weiss von Anfang an zu gefallen. Interessante Tempound Rhythmuswechsel verleihen dieser Veröffentlichung zusätzlichen Groove und die schönen Melodien tragen ebenfalls dazu bei, dass diese Scheibe ein
Vergnügen ist. Von Midtemponummern bis sehr rassigen Songs ist alles vertreten. Der Mittelteil dieser CD, („The Light Of A New Day“, das gleichnamige Stück „My Deliverance“ und „A New Dawn“) bildet ein idealer Anspieltipp für alle, die gerne nordischen Gothic Metal hören. Erwähnenswert ist noch der Track „An Angels Requiem“. Eine sehr gelungene Ballade, die nicht kitschig, sondern einfach wunderschön klingt. Das Einzige, was man Myrah vorwerfen kann ist die (noch) fehlende Eigenständigkeit. Ansätze sind zwar genügend vorhanden, aber scheinen noch nicht so ausgereift zu sein. Ansonsten gibt es nichts zu meckern!
Sidekick Adrian Smith mit seinem jüngsten Projektalbum ? Würde es Heavy Metal im Maiden Stil sein ? Oder für viele am Wahrscheinlichsten, würde das Album seine Roots des 70er Jahre Progressive Rock widerspiegeln ? Das Resultat ist ganz anders ausgefallen als erwartet und bietet nichts von all dem. "British Lion" beinhaltet eine Mischung aus Hard Rock, AOR und Grunge mit einem trockenen, etwas dumpfen und vor allem kraftlosen Sound (mixed
STEVE HARRIS British Lion
EMI mv. Ich bin sicher nicht der einzige Iron Maiden-Fan der sehr überrascht wurde von der Ankündigung, dass der MaidenBoss nun nach all den Jahren und entgegen aller Aussagen in vielen Interviews jetzt plötzlich doch ein Soloalbum veröffentlichen wird. Vor allem war die Spannung gross, welche Art von Musik das Album denn beinhalten wird. Würde Steve moderne Sounds ausprobieren wie sein
by Kevin Shirely, der Mann hat ja leider schon all die letzten Iron Maiden Releases völlig kraft- und saftlos produziert). Ich habe das Album jetzt schon un-zählige Male gehört und bin immer noch etwas ratlos, welches Ziel-publikum Steve mit dem Album genau ins Visier nehmen möchte. Dabei hat es
mit dem etwas an Gun erinnernden coolen Rocker "The Chosen Ones", dem mit einem tollen Refrain ausgestatteten "This Is My God", dem AOR-Hit "Eyes Of The Young" sowie den beiden Album-Highlights und noch am ehesten an rockige Iron Maiden (The X Factor / Virtual XI-Phase) erinnernden "Us Against The World" und "A World Without Heaven" wirklich sehr gute Songs auf "British Lion". Wäre da nicht Sänger Richard Taylor, welcher mit seiner zerbrechlichen, melancholischen und gewöhnungsbedürftigen Stimme den Songs oft etwas den Wind aus den Segeln nimmt. Von den Riffs her erinnern auch viele Momente auf dem Album an die "Grunge/Alternative"-Phase von Dokken und anderen Hard Rock Ikonen Mitte der 90er Jahre. Somit ist das „British Lion“ für Heavy Metal Fans leider eine etwas zwiespältige Angelegenheit geworden, schlecht ist es aber natürlich ganz sicher auch nicht. Das Album gefällt mir tatsächlich mit jedem Durchlauf besser und gerade oben erwähnte Songs entfalten nach und nach ihre Wirkung. Es kommt bei diesem Album klar auf die Erwartungshaltung an. Würde da nicht Steve Harris sondern ein Bandname auf dem Cover prangen sowie eine kräftige Rockröhre singen wäre die Begeisterung noch einiges grösser. Am besten also einfach mal reinhören und sich selber eine Meinung bilden.
Schock Rock im Doppelpack Theatralik und Schminke sind für sie kein Fremdwort, ebenso wenig wie das Spiel mit Provokation und Extremen: Die beiden Skandalfiguren und Multitalente Marilyn Manson und Rob Zombie machen auf ihrer Tournee quer durch Amerika und Europa gemeinsame Sache.
nl. Eigentlich ein Wunder, dass es nicht schon früher zu dieser Union gekommen ist, verbindet doch die beiden Ausnahmekünstler und alten Hasen im Rockbusiness nebst ihrer langjährigen Freundschaft auch sonst so einiges. Ende der Achtziger noch unter dem Namen Marilyn Manson & The Spooky Kids gegründet, veröffentlichten diese 1994 ihr Debütalbum damals stark von trashigen Zeichentrickfilmen und der Punk-Kultur beeinflusst, entwickelten sie sich rasch zu einer ernstzunehmenden Grösse im Rockmusik-Business. Bereits das 1996 erschienene, unter anderem von NIN-Frontmann Trent Reznor produzierte «Antichrist Superstar» brachte der Band die bis anhin höchsten Verkaufszahlen und unzählige neue Fans. Der Erfolg hielt auch mit den darauf folgenden Platten «Mechanical Animals», «Holy Wood» oder «The Golden Age Of Grotes-que» an, welche bereits als junge Klassiker des Düsterrocks bezeichnet werden können. Marilyn Mansons Mix aus harter Rockmusik, Industrial und Gothic mit durchdachten, teilweise sehr intelligenten Texten ist bei weitem nicht nur im Underground erfolgreich, sondern auch im Mainstream: Sechs seiner Studioalben erreichten in den USA die Top 10, in der Schweiz waren es immerhin deren fünf. In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger geworden um den Extremkünstler mit dem Namen, der die Untrennbarkeit von Gut und Böse beschreibt. Dies mag einerseits daran liegen, dass der Schock-Effekt sogar bei strengen Verfechtern von christlichen, konservativen Grundsätzen nicht ewig anhält, andererseits sicherlich auch daran, dass Herr Manson, der auf den bürgerlichen Namen Brian Warner hört, sich mehr und mehr anderen künstlerischen Interessen zu widmen begonnen hat: Das Studium in Journalismus und Theater erklärt seine Affinität zur Schauspielerei; mittlerweile führt er auch selber Regie. Dazu kommt seine international höchst anerkannte Malerei, die nach eigenen Aussagen sein Leben veränderte, und mit welcher er ebenso wie mit seiner Musik auf den ersten Blick Unvereinbares, Gegensätzliches zu einem schaurig-schönen, schmerzvollen Ganzen verbindet. Auf der aktuellen Tour stellt Marilyn Manson sein achtes Studioalbum «Born Villain» vor, welches ihn angenehm unprätentiös und fast schon ungeschminkt zeigt. Er gibt sich wieder stärker als auch schon den zuvor genannten Gegensätzen hin, sowohl stimmlich als auch musikalisch: Einerseits sanft und gefühlsbetont, andererseits brachial,
schmerzvoll und verzweifelt. Nach langen Jahren der Trennung arbeitete Manson zum ersten Mal wieder mit Twiggy Ramirez zusammen, was man dem aktuellen Output durchaus anhört. Auch Co-Headliner Rob Zombie, ehemals Frontmann der 1985 gegründeten White Zombie, ist ein sehr vielseitiger Künstler - die Legende in der Schock-Rock- und Horror-Szene hat nebst millionenfachen Albumverkäufen einige Erfolge in der Filmbranche vorzuweisen. Besonders bekannt ist sein Remake des Horrorklassikers «Halloween» sowie der Horrorstreifen «House Of The 1000 Corpses». Wie für Marilyn Manson ist Musik für ihn nur eine von vielen künstlerischen Ausdrucksformen (er zeichnet auch und komponiert Soundtracks), doch im Gegensatz zu seinem Tourpartner kommt seine Inspiration nicht unbedingt aus der Seele oder einer inneren Zerrissenheit, sondern aus der Welt der Comics und Horrorfilme. «La Sexorcisto: Devil Music Vol. 1» von White Zombie (1992) ist eines der wichtigsten SchockrockAlben überhaupt, und sein Solo-Debüt «Hellbilly Deluxe» stellt ebenfalls einen Meilenstein in der Szene dar. Rob Zombies neues Studiowerk wird zwar erst 2013 erscheinen, doch er wartet immerhin mit «Mondo Sex Head» auf, einem Remix-Album seiner grössten Hits. Man darf also auf die Liveshow gespannt sein, und die beiden Herren in den Mittvierzigern nahmen laut loudwire.com schon vor Tourbeginn kein Blatt vor den Mund: «Wenn guter Geschmack der grösste Feind grosser Kunst ist, sollten wir in der Lage sein, den Louvre mit dieser verdammten Tour zu füllen. Bereitet euch auf etwas Verruchtes vor», sagte Rob Zombie, und auch Manson hielt sich mit der obligaten Provokation nicht zurück: «Ich habe Mitleid mit der Hure von Babylon, die diese Zwillinge des Bösen geboren hat. Es gibt keinen Babysitter und ihr Schoss wird nicht repariert. Wenn Rob Zombie euch nicht aufmischt, werde ich es sicherlich tun. Versteckt alle Drogen und Feuerwaffen, ich komme in die Stadt!» Eines ist sicher: Wenn die zwei Unikate der Rockszene gegen Ende ihrer Tournee in Basel auftreten, wird die Winterkälte dem Fegefeuer nichts anhaben können, welches die beiden in der St. Jakobshalle entfachen werden. Man darf eine effektvolle, unkonventionelle Show erwarten, die die Herzen der Fans von brachialer, aber eingängiger und gelegentlich auch Gänsehaut erzeugender Musik erwärmen wird.
LIVE 11. Dezember 2012 Basel, St. Jakobshalle
&
CD Hard/Heavy/Metal nicht Steve Harris sondern ein Bandname auf dem Cover prangen sowie eine kräftige Rockröhre singen wäre die Begeisterung noch einiges grösser. Am besten also einfach mal reinhören und sich selber eine Meinung bilden.
TIAMAT The Scarred People Napalm Records / Musikvertrieb
lg. Die Schweden von Tiamat um Mastermind Johan Edlund, welche in den 90ern ein paar grossartige Alben veröffentlicht haben (u.a. "Wildhoney") sind wieder da. Obschon sie sich für "The Scarred
People" vier Jahre Zeit lassen konnten, ist es für mich eines der schwächsten Tiamat-Alben, was so nicht unbedingt zu erwarten war. Der Vorgänger "Amanethes" konnte ja mit viel Abwechslung zwischen Death/Black Metal und tiefgreifender Melancholie überzeugen. Auf "The Scarred People" fehlt eben gerade diese Abwechslung: die Songs sind allesamt im Midtempo angesiedelt, der Gesang von Johann wirkt gepresst und die Songs zu eintönig, ja fast zu kitschig. Auch die Pink-Floyd Einflüsse sind praktisch ganz verschwunden (Ausnahme: "The Sun Also Rises"). Der Opener und Titeltrack ist ein solider Gothic Metal Stampfer, mehr auch nicht. "Winter Dawn" beginnt mit einem guten Riff, driftet dann aber eher ins Belangslose ab. "384-Kteis" ist dann relativ gut gelungen, da düster genug für mich der beste Song des Albums. Auch "Radiant Star" ist besser und verbreitet etwas die Atmosphäre des 97-er Albums "A Deeper Kind Of Slumber". Gegen Ende schwächelt
Als im Jahre 2004 Wintersun ihr Debüt veröffentlicht haben, dachte noch niemand daran, wie erfolgreich das symphonische Melodic Death-Metal Projekt des Finnen Jari
dann "The Scarred People": "Love Terrorists", "Messinian Letter" und die folgenden Tracks sind einfach einer an und für sich sehr guten und früher wegweisenden Band wie Tiamat leider nicht würdig. Ich lege zur Beruhigung "Wildhoney" auf.
SERPENTINE PATH Serpentine Path Relapse / Non Stop Music
lg. Serpentine Path legen ein Debütalbum vor, die Bandmitglieder sind aber alles andere als unbeschriebene Blätter. Die drei Mitglieder der NY-
Band Unearthly Trance sowie Tim Baghsaw (Ramesses/exElectric Wizard) bilden Serpentine Path. Das Album ist für Sludge- und (Funeral) DoomFreaks sicher ein interessanter, wenn auch sehr schwer zu verdauender Brocken. Der Gesang growlt unablässlich und die sehr schweren, sich wiederholenden Riffs dominieren den Sound von Serpentine Path und kommen teilweise Death-Metal-mässig daher (Autopsy lassen grüssen). Auch die US-Legende Winter scheint Einfluss auf Serpentine Path ausgeübt zu haben. Besonders empfehlenswert sind die Songs "Crotalus Horridus Horridus", "Only A Monolith Remains" und “Compendium Of Suffering". Serpentine Path bieten keine leichte, aber für Kenner dennoch sehr empfehlenswerte Kost und erleichtern das Eintauchen in den totalen Abgrund.
Mäenpää (git., v./ex-Ensiferum) werden sollte. Trotz komplexer Songs mauserten sich Wintersun zu einem grossen Act und dienten - trotz wenigen Folk- oder PaganElementen - auch als Wegbereiter für einige aktuelle Grössen aus dem Genre. Nun steht Jari mit Wintersun nach 8 Jahren wieder in den Startlöchern. Das Album heisst zynischerweise "Time I" und ist der erste Teil eines Doppelalbums. "Time II" ist dann für Ende 2013 geplant. Jari hat sich die Zeit für TRACKS genommen, und Fragen zu "Time I" (Review in der kommenden Ausgabe) und Wintersun beantwortet. lg. 8 Jahre sind eine lange Zeit zwischen zwei Alben. Laut Jari hat das so lange gedauert, weil die massive Orchestrierung auf "Time I" in computer-technischer Hinsicht sehr aufwändig war. Hollywood Soundtrack-Komponisten hätten da ganz andere Ressourcen. Jari gibt allerdings auch zu, ein Perfektionist, "hi-fi-guy" und "production freak" zu sein, der seine Visionen zu 100% verfolgt. "Inhaltlich geht es auf dem Album um die Fragen der Existenz, woher wir kommen und wohin wir gehen. Auch habe ich die starken Gefühle des Lebens eingebaut, wie Sorgen und Schmerz aber auch Kraft und Energie" sagt Jari. "Musikalisch bietet "Time I" eine massive orchestrale Breitwandseite, ist sehr vielschichtig und beinhaltet viel Abwechslung", so Jari. "Zudem spielt die Dynamik laut/leise eine grosse Rolle". Der grösste Einfluss von Jari sei der kanadische Multiinstrumentalist Devin Townsend gewesen. Der Grund für die Aufteilung des Time-Albums ist, dass Wintersun wieder live spielen wollten. "Der Mix des zweiten Teils hätte mindestens 6 Monate in Anspruch genommen". Im Oktober/November gehen Wintersun mit einer vollen Band zusammen mit Korpiklaani im Rahmen des Heidenfests auf grosse Rundreise. All diese Musiker sind auf "Time I" zu hören und Wintersun haben nunmehr weniger den Status eines Projekts. Der Grund, weshalb der finnische Metal seit den Erfolgen von Children Of Bodom, Statovarius, Nightwish oder auch Amorphis nicht mehr wie in den 80er Jahren ein Schattendasein fristet, ist für Jari ganz eindeutig. "Das Label Spinefarm Records hat dem finnischen Metal einen grossen Boost gegeben". Und dazu haben Wintersun mit dem legendären Debüt auch ihren Teil beigetragen. "Time I" wird diese Stellung mit Sicherheit zementieren.
36
Hard/Heavy/Metal CD CRADLE OF FILTH The Manticore And Other Horrors Peaceville
em. Es ist der mittlerweile zehnte Longplayer der britischen Modern-Black-Metal-Formation Cradle Of Filth. „The Manticore And Other Horrors“ erzählt wie der Titel schon sagt, von allen möglichen Gruselmonstern und das Ganze sehr tiefgründig und sprachlich gekonnt. Das Intro „The Unveiling Of O“ klingt schaurig düster und lässt den Hörer bereits erahnen, welche musikalischen Exzesse ihn erwarten. Frontmann und Rumpelstilzchen Dani Filth überzeugt einmal mehr durch seine enorme Stimmenvielfalt. Soundtechnisch bewegen sich Cradle Of Filth auf gewohnt extrem hohem Niveau.
Alles klingt wahnsinnig diabolisch, heroisch, opulent und majestätisch. Die klassischen Elemente fehlen ebenso wenig, wie die beklemmende und düstere Stimmung in den stets unverkennbaren und facettenreichen Kompositionen oder die Melodien, mit denen manche Tracks ausgestattet sind. Blastbeats und Doublebass walzen hier und da alles platt und die Atmosphäre, welche durch das Keyboard erzeugt wird, kommt einem dunkelschönen Klangteppich gleich. Die Songs „The Abhorrent“ „For Your Vulgar Delectation“, „Illicitus“, „Pallid Reflections“, „Succumb To This“ oder auch das rein klassische instrumentale „Sinfonia“ seien in diesem Zusammenhang und als ideale Beispiele genannt. Die Produktion von „The Manticore And Other Horrors“ ist wie immer vom Allerfeinsten. Anspieltipps sind in diesem Fall nicht nötig, denn alle elf Tracks klingen wie aus einem Guss, sind typisch Cradle Of Filth, aber dennoch frisch und bilden ein weiteres Album-Highlight in der Karriere dieser Ausnahmeband. Und übrigens, keiner kreischt so schön wie Dani Filth.
PAPA ROACH The Connection EMI
hug. Auch wenn die New-Metaller (darf man das überhaupt nach über zehn Jahren noch sagen?) mit dem technoiden Cover ihres neuen Albums eine neue Ära markieren: Was ihre Musik anbelangt, so gehen Papa Roach nur gaaaaaanz sachte an elektronische Töne heran und auch das nicht für sehr lange: Schon nach wenigen Songs sind sie wieder im alten Fahrwasser, brettern und rappen und streuen unaufhörlich die üblichen Breaks rein. Das ermüdet auf Dauer, so, wie alle Papa-Roach-Alben auf Dauer eintö-nig werden, auch wenn dazwischen durchaus tolle Kracher zu finden sind.
THE 69 EYES X Nuclear Blast/Warner
hug. Es ist lange her (1999 und 2000), als die Vampire aus Helsin-
ki mit den Alben «Wasting The Dawn» und «Blessed Be» glaubhaft Anspruch auf den Gothic-Thron erhoben, auf dem The Sisters of Mercy unanfechtbar die Könige waren (und sind). Doch dann verloren The 69 Eyes mit korrekten, aber nicht bahnbrechenden Alben dieses Ziel aus den Augen. Mit «Back In Blood », ihrem letzten Album (2009), versuchten sie deshalb einen Befreiungsschlag in Richtung massentauglichen Pop-Gothic, der zwar nett, aber letztlich ein Schlag ins Wasser war. Nun also «X», ihr elftes Album. Der Opener irritiert hochgradig: Klingt eins zu eins wie Billy Idol. Und das wird kaum besser. Wenn Sänger Jyrki 69 mit halbtiefer Stimme «I want you back in black» singt, klingt das wie Pop für das Gothic-Mitläufer-Publikum. Und im Song «Red» verliert sich die Band in vermeintlichen Stadion-MitsingRefrains. Alle zehn Songs sind so aalglatt produziert und so schnurgerade kantenlos gespielt, dass ihnen die Tiefe, die Wucht und vor allem die Dramatik abgeht, die richtig guten Gothic Rock ausmacht. Da kann auf der CD noch so lange ein Kleber haften mit den Worten «Killer Hooks»: The 69 Eyes klingen wie Schwarzkittel-Konfektware für Kunstleder-Träger. Sie tut nicht weh. Sie bleiben oberflächlich. Schade. Eigentlich mögen wir diese Band ja.
CD Hard/Heavy/Metal KISS Anfang November veröffentlicht die schwedische Band, neben Paradise Lost und My Dying Bride eine der Urbands des Gothic Metals, mit "The Scarred People" ihr nunmehr zehntes reguläres Studioalbum. Die Scheibe hinterlässt im Vergleich zu den Glanztaten aus den neunziger Jahren einen zwiespältigen Eindruck. TRACKS hat Bandkopf und -gründer Johan Edlund damit konfrontiert. lg. Darauf angesprochen, wer die vernarbten Leute (The Scarred People) sind, antwortet Johan: "Swiss people. Die haben das ganze Geld von allen anderen gestohlen". Diese Aussage zeigt nach wie vor den Zynismus, den Johan in sich trägt, und kommt vielleicht auch daher, dass er seit einigen Jahren in Griechenland lebt, welches ja bekanntermassen von der Euro-Krise massiv durchgeschüttelt worden ist. Wieder ernst meint Johan, dass er die Symbolik von "The Scarred People" und somit auch die Texte nicht weiter kommentieren möchte. "Die Hörer sollen sich ein eigenes Bild machen können. Ich bin gespannt auf jegliche Kommentare und Interpretationen, welche ich auf Tour oder via soziale Medien hören werde." Eine Tour ist laut Johan in der Mache: "Bald wird es Neuigkeiten geben". Die vier Jahre zwischen dem Vorgängeralbum und "The Scarred People" sind wie im Flug vorbeigegangen. "Je älter man wird, desto schneller geht die Zeit zwischen den Alben vorbei" sagt Johan schmunzelnd. In der Tat scheint das auf die meisten Bands zuzutreffen (mit Guns'n'Roses als Extrembeispiel). Allerdings liege das nicht an der geographischen Situation: "Mit dem Internet kann ich sehr gut mit meinen Bandkollegen Lars [Sköld, dr] und Anders [Iwers, bs] kommunizieren und an Songs arbeiten. Allerdings haben wir uns dieses Mal 6 Wochen Zeit in den Woodhouse Studios genommen, um so ein echtes Bandfeeling entstehen zu lassen. Wir kombinieren so die alten und neuen Zeiten". ""Amanethes" stimmte zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung mit seinen Blackund Death-Metal Einflüssen. Auch auf "The Scarred People" haben wir das gemacht, was wir wollten. Was andere denken ist uns egal" so Johan mit Bezug auf die Ausrichtung des neuen Albums. "Mein Ziel ist es, gute Musik zu schreiben, der Song muss mir und Tiamat als Band gefallen und das ist sozusagen mein Job". Mit Bezug auf die softere und auf den ersten Eindruck positivere Ausrichtung sagt Johan, dass er durchwegs ein glücklicher Mensch sei. Zudem macht er folgendes Statement: "Dunkelheit sieht man erst, wenn genügend Licht da ist. Wir möchten gegensätzliche Pole aufzeigen gut und böse / hell und dunkel usw." Allerdings führt das auch nicht zu einer besseren Beurteilung des eher durchschnittlichen "The Scarred People". Johan sagt auch nie im Verlaufe des Interviews, dass das neue Album das Beste der Bandgeschichte sei… Auf die Frage, welches Metal-Album sein Liebstes ist, antwortet Johan: "Don't Break The Oath von Mercyful Fate soll auf meiner Beerdigung gespielt werden. Das dürfte die Frage wohl beantworten". In der Tat ist das eine sehr geschmackssichere Wahl. Allerdings hört Johan wenig Musik. Er erinnert sich lieber, wie er Musik früher wahrgenommen hat: "Manchmal ist die Erinnerung besser, als wenn man die alten Scheiben nochmals auflegt". Wie wahr dieses Statement doch ist.
38
lg. "No filler, no ballads. just killer Rock'n'Roll" steht zumindest auf der neuen Universal Music CD von KISS. Und "Monster", so der Titel des Albums, hat es durchaus in sich das Versprechen wird (fast) gehalten. Neben allen Marketinggags und sonstigen Aktivitäten schaffen es Gene Simmons, Paul Stanley und Kollegen offenbar, genügend Zeit zu finden, um ein ganz passables, frisches, ja sogar gutes Album zusammenzuzimmern. "Monster" ist in der Tat ein geradliniges Hard-Rock Album geworden, das den Hörer direkt in die 80er Jahre zurückkatapultiert. Die bereits vorab veröffentlichte Single "Hell Or Hallelujah", welche das Album eröffnet, schlägt voll in die Retro-Bresche und ist zu 200% Kiss. Weiter groovt "Wall Of Sound" schön heavy. "Freak" fällt auch nicht ab und hält den Spassfaktor entsprechend hoch. Auch auf den folgenden Songs bleibt die Qualität durchs Band auf einem ähnlich ansprechenden Level. Aus meiner Sicht stechen "Back To The Stone Age", "Eat Your Heart Out" (mit einem coolen gospelartigen Intro) und "Outta This World" besonders hervor. Doch Hand aufs Herz: Im Vergleich zu den ganz grossen Klassikern der Band aus den 70ern und teilweise aus den 80er Jahren ist "Monster" nicht so relevant und würde wohl wenig beachtet werden, wäre es eben nicht ein KISS-Album. Hoffen wir auf eine baldige Tour, auf welcher KISS in der Rock'n'Roll Manege ihre vielen Hits präsentieren. Da ist pure Unterhaltung garantiert und stellt Kopisten wie Steel Panther gnadenlos in den Schatten. Das Original ist halt immer besser.
Monster
mv. Sänger/Songwriter Jimi Jamison (Survivor) hat sich für seine neue Soloscheibe Frontiers Records/MV mit dem schwedischen Songwriter und Multitalent Erik Martensson (W.E.T. ,Eclipse etc.) zusammen getan. Schon alleine beim Erwähnen der beiden Namen geraten Hard Rockund AOR-Fans in Verzückung. Und die hohen Erwartungen werden zum Glück mehr als erfüllt. "Never Too Late" ist ein absolutes Hammeralbum geworden, das mit Hits nur so um sich wirft. Survivor Fans können hier eigentlich schon aufhören mit Lesen und sich das Album sofort ins Haus holen. Eigentlich müsste bei "Never TooLate" jeder einzelne Song herausgehoben und erwähnt werden und man fragt sich dauernd, ob der Hitschmiede Erik Martensson nie die genialen Ideen und Melodien ausgehen werden. Und Jimi Jamison ist auch im Jahr 2012 noch einer der besten Rocksänger aller Zeiten. Der Mann schafft es einfach, Gefühle und Stimmungen perfekt zu intonieren und macht damit die genialen Vorlagen von Erik Martensson erst zum ganz grossen Rock-Kino. Egal ob Hookline-Monster wie "Not Tonight", "Bullet In The Gun" oder "Calling The Game", richtig hart rockende Mitsingsongs wie "Street Survivor", vor guter Laune sprühende Ohrwürmer wie "The Great Unknown" oder "Never TooLate" oder Gänsehaut erzeugende Breitwand-Balladen wie "Heaven Call Your Name". Jeder Song ist ein Volltreffer! Ich bin überzeugt dieses Album hätte, wäre es Mitte der 80er veröffentlicht worden, sofort Gold- und Platinauszeichnungen geholt und die Hitparaden dominiert. Ein absolutes Rock Highlight des Jahres 2012 und Pflichtkauf für alle Fans dieser Musikrichtung.
JIMI JAMISON
Never TooLate
Hard/Heavy/Metal CD P.O.D. Murdered Love Razor&Tie
hug. Es ist ja nicht mal mehr ein offenes Geheimnis: New Metal ist schon lange tot. Er war toll und lustig und druckvoll und bewegend. Aber er erschöpft sich aus sich selber heraus. Die eine Lösung, wie es weitergehen könnte, ist Wechsel in etwas Neues. Die andere heisst Verdichtung. Linkin Park sind ein Paradebeispiel für eine Band, die beides geschafft hat. P.O.D., einst auch dem CollegePunk nahestehend, versuchen ebenfalls beides, aber tun das nur halbherzig: Die Verdichtung bleibt im Ansatz stecken, weil ihnen die Ideen dazu fehlen, wie ein solches Vorhaben anzupacken ist. Und zwei lahme Balladen machen noch keinen Wechsel. So bleibt am Ende über weite Strecken das sattsam bekannte und vorhersehbare, auf Dauer langweilige New-MetalSchema mit Intro-Krachgitarren-ruhigem Intermezzo-Krachgitarren, Mitjohl-Refrain und Rap-Gesang. Und es klingt schon fast peinlich, wenn eine Band wie P.O.D. sich an einem Reggae versucht und ««Babylon the murderer» singt.
EVOCATION Illusions Of Grandeur Century Media / EMI
lg. Schwedischer Death Metal alter Schule in hoher Qualität das bieten Evocation auf ihrem vierten Album "Illusion of Grandeur". Zwar war die Band mittendrin zu Zeiten des Death-Metal Booms anfangs der 90er Jahre dabei, doch sie brachte es nur auf zwei Demoveröffentlichungen. Erst ab 2007 haben Evocation regelmässig Scheiben veröffentlicht der offizielle Erstling "Tales From The
Tomb" (tolles Dan Seagrave Artwork) schlug ein wie eine Bombe. Auf "Illusions Of Grandeur" perfektionieren Evocation ihre Mischung aus dem melodiöseren Göteborgund dem brachialeren StockholmSound alter Tage (man vergleiche At The Gates mit Entombed/ Nihilist) und führen so ihren "Stockburg -Sound" fort. Tolle Songs wie der Titeltrack, "Divide And Conquer" (mit coolem Amon AmarthGroove), "Perception Of Reality" und "The Seven Faces Of God" untermauern dies. Auch sehr empfehlenswert ist die früher in diesem Jahr erschienende Compilation alter Demos, Live Bootlegs und Bonustracks names "Evoked From The Demonic Depths The Early Years". Daumen hoch!
ties-Hard Rock mit teils bluesigen Elementen ("Run From Revelation"). Als Hautpeinfluss lassen Led Zeppelin grüssen. Schon der Opener und Single-Track "Keep On Swinging" zeigt die Marschrichtung deutlich auf. Allerdings ist "Head Down" für den Hörer anspruchsvoller. Rival Sons wühlen auch in der Kiste der 60s ("Until The Sun Comes “, "All The Way", "The Heist") und präsentieren mit "Manifest Destiny Pt I & II" zwei jamsession-artige, psychedelisch angehauchte Songs. Mit Freude nimmt man hier zur Kenntnis, dass bei Rival Sons die Musik im Vordergrund steht und kein okkulter Krimskrams zu finden ist. "Head Down" ist ein cooles und abwechslungsreiches Album geworden, das aber etwas Anlaufzeit benötigt.
RIVAL SONS
THE CHARIOT
Head Down
One Wing
Earache / Non Stop Music
Season Of Mist / Irascible
lg. Das letztjährige Album "Pressure And Time" der in Los Angeles ansässigen Band schlug ein wie eine Bombe auch die dazugehörigen Live-Shows waren sehr überzeugend. Nun steht mit "Head Down" bereits der Nachfolger in den Läden. Auch hier dominiert Seven-
lg. Der US-Fünfer aus Georgia von The Chariot würde 2003 vom früheren Norma Jean Sänger Josh Scogin gegründet. The Chariot verarbeiten in ihrer Musik verschiedenste Einflüsse. Sowohl Noiscore- wie auch "PostMetal-Bands" wie Dillinger Escape Plan, Converge oder ISIS wie auch
ältere Acts wie Nirvana, Sex Pistols blitzen zumindest Vibe-mässig auf. "One Wing", das fünfte Album von The Chariot, fordert dem Hörer sehr viel ab und nimmt ihn auf eine sehr abgefahrene, ja bisweilen anstrengende Reise mit. Die zehn kurzen Songs (auch mit kurzen Songtiteln) sind meist schön aggressiv und noisig gehalten, lassen aber teilweise eine klare Linie vermissen ("Your" passt zum Beispiel gar nicht, auch "First" kommt mit Bläserpassagen etwas gar schräg daher) und nerven auf Dauer etwas. Die Abwechslung scheint etwas gesucht zu sein. The Chariot sind solid, aber mehr auch nicht. Zur Champions League fehlen da noch in paar Längen.
CD Blues/Soul ZZ TOP La Futura Universal hug. Was Roger Federer für den Tennis, ist Produzent Rick Rubin für die Musik: Wenn eine Band nicht mehr weiter weiss, führt er sie zurück zu ihren Stärken. Ohne ihn hätte es System Of A Down so nie gegeben, er hat Slayer und Metallica ebenso stark gemacht wie Johnny Cash selig, Neil Diamond und sogar Shakira. Was wunder, haben sich nun auch ZZ Top ihm anvertraut. Denn von «Eliminator» 1983 bis «Antenna» 1994 haben sich die drei Bluesrocker aus Texas auf furchterregend peinliche Weise mit Disco-eingefärbter Langeweile blamiert. Zwar haben sie sich mit «Rhythmeen» 1996 und «XXX» 1999 wieder ein bisschen auf ihre alten Zeiten besinnt und mit «Mescalero» 2003 endlich wieder ein schon fast ordentliches ZZ-Top-Album hingekriegt, aber seither war Plattenpause. Seit neun Jahren schon. Nun also kommt Rick Rubin ins Spiel, und endlich sind ZZ Top wieder die Bluesrockband, die wir vom Debüt 1971 bis zu «El Loco» 1981 so liebten: knackige, funky-bluesige Tunes mit kratziger Stimme und diesen coolen, schier slidenden Gitarrensoli. Allerdings ist Billy Gibbons Stimme inzwischen hörbar alt geworden, und das Zickig-Eckige uralter Songs wie «Brown Sugar» und «La Grange» ist verschwunden. Auch der tiefe Blues von Songs wie «Jesus Just Left Chicago» ist nicht mehr da. Ersteres ist okay. Zweiteres vermissen wir auf «La Futura», weil der beste Blues von alten Männern gespielt wird. Trotzdem überzeugt «La Futura»: Die Spielfreude ist spürbar, hin und wieder wird's richtig bluesfunky, und am schönsten ists, wenn die gemütlich mäandernden Gitarrensoli erklingen.
JOANNE SHAW TAYLOR Almost Always Never Ruf hh. Dass die blonde Engländerin auf ihrem vierten Album dermassen dreckig und rau in die Saiten greift, wird wohl auf Grund des Cover-Fotos niemand vermuten. Aber die Überraschung ist gross, hat man „Almost Always Never“ erst mal in den Player geschoben. Gleich im Eröffnungs-Track „Soul Station“ rockt sie in fettem
40
Les Paul Sound los, dass selbst Billy Gibbons seine helle Freude haben dürfte. Auch gesanglich ist die Blondine aussergewöhnlich fit und klingt, als gehöre der Shot Whiskey zum täglichen Frühstück. Das Album besticht durch tolle Songs, eine warme und banddienliche Produktion von Mike McCarthy und eine perfekt groovende Band. Taylor gehört zweifellos zu den herausragenden GitarristInnen und begeistert auch auf der Akustik-Klampfe. Bislang konnte sie sich hauptsächlich durch endloses Touren in Blueskreisen einen Namen erarbeiten, das sollte sich mit diesem hervorragenden Album ändern, denn damit kann sie alle begeistern, die Herz und Ohren für guten, handgemachten Gitarrenrock haben. Und, nebenbei bemerkt, Joe Bonamassa ist ein Taylor-Fan.
MANU LANVIN & THE DEVIL BLUES Mauvais Casting Disques Office hh. Manu Lanvin ist eine bekannte Grösse in der französischen Rockszene und machte sich auch international einen Namen durch seine Zusammenarbeit mit dem letztjährig verstorbenen Calvin Russell, dessen letztes Album „Dawg Eat Dawg“ er produzierte. Wohl durch die Zusammenarbeit mit Russell entdeckte Lanvin seine Liebe zum Blues, die er auf „Mauvais Casting“ intensiv auslebt. Dabei beweist er, dass er nicht nur ein herausragender Gitarrist ist, egal ob auf der Dobro oder der E-Gitarre. Auch als Sänger gehört der Franzose zu den überdurchschnittlichen Musikern, auch wenn es ungewohnt klingt, den Blues auf (überwiegend) französisch zu hören . Die gleich hohen Qualitäten beweist Lanvin auch als Songwriter und lässt in seinem groovigen Blues sogar des öfteren Soul- und Gospeleinflüsse zu. „Mauvais Casting“ ist durchgehend ein tolles Album, dass alle Qualitäten hat, sich auch ausserhalb des französischen Sprachraums eine Menge Fans zu sichern.
JOSH SMITH Don't Give Up On Me Cross Cut Records hh. Der in L.A. lebende Gitarrist/Sänger Josh Smith bringt auf seinem neuen Album soul-
vollen Blues, der stellenweise an Stax-Bands wie Booker T. & The MGs erinnert. Mit typischen Memphis-Soul-Chören ausgestattet, besagter Booker T Hammond und grossen Bläsersätzen rührt Smith ein grooviges und in sich stimmiges Süppchen an, das trotz aller Gepflegtheit nie Gefahr läuft, in Belanglosigkeit abzudriften. Zwar sind die Streicher-Passagen mitunter hart an der Grenze zum Kitsch, Smith rettet sich aus dieser Falle aber jeweils geschickt durch seine bemerkenswerten Gitarrenlicks. Die Platte wird in erster Linie unter Freunden des gepflegten Blues für Freude sorgen und im Grossen und Ganzen die gleiche Käuferschicht ansprechen, die sich auch Robert Cray oder Eric Clapton ins Regal stellen. Liebhaber erdigerer und rockiger Klänge kommen hier nur begrenzt zu A-Ha-Erlebnissen. Aber für Fans des geschmeidigen Blues ist „Don't Give Up On Me“ ein definitiv überdurchschnittlich gutes Album.
ROB TOGNONI Art Blues Boulevard hh. Der Australier ist seit langen Jahren ein gern gesehener und gehörter Gast in der europäischen Clubszene. Der Bluesrocker hat es in dieser Zeit allerdings nie geschafft, aus diesen Grenzen auszubrechen und in die nächsthöhere Liga aufzusteigen. Damit teilt er das Schicksal von unzähligen seiner Mitbewerber, denen einfach das bisschen Glück, der richtige Song oder das vielzitierte „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ zu sein fehlt. An seinen musikalischen Fähigkeiten kann es nicht liegen, denn Tognoni hält als Gitarrist mühelos das Niveau seiner erfolgreicheren Kollegen. Auch als Sänger schlägt er sich ordentlich. Also müssen es wohl die Songs sein. Und die bieten auf seinem neuen Album keine grossen Überraschungen, obwohl sie dieses Mal überwiegend hart rockend durch die Boxen kommen. Tognoni spielt flüssig, routiniert und technisch auf hohem Niveau, aber eben, die Songs sind austauschbar und lassen das gewisse Etwas vermissen, um sie aus der grossen Masse herausragen zu lassen. „Art“ ist ein solides Blues ROCKalbum, nicht mehr und nicht weniger. Fans dieses Genres sollten es aber auf jeden Fall antesten.
TAJ MAHAL The Hidden Treasures 19691973 (2 CDs) Sony Hh. Der mittlerweile 70jährige Blueser liess sich in seiner langen Karriere nie auf einen bestimmten Stil festlegen, experimentierte mit verschiedensten Instrumenten und lotete zumeist sehr erfolgreich aus, wie weit er die Grenzen des Blues dehnen konnte. Dafür zollte ihm das Publikum Respekt und grosse Anerkennung, so gewann er zwei Mal den Grammy und wurde 2009 in die Blues Hall Of Fame aufgenommen. Seine musikalische Karriere begann zu Beginn der 60er Jahre, 1966 gründete er zusammen mit Ry Cooder die Band Rising Sons, die er jedoch auf Grund mangelnden Erfolgs wieder verliess, um sich ab 1968 auf seine Solokarriere zu konzentrieren. Die Aufnahmen dieser Doppel-CD stammen aus den Jahren 69-73, als er mit den Alben „Taj Mahal“, „Natch'l Blues“ und be-sonders „Giant Step“ erste bemerkenswerte Erfolge erreichte. CD1 beeinhaltet bislang unveröffentlichte Studioaufnahmen aus dieser Zeit, auf CD2 wurde ein Konzert aus dem Jahr 1970 in der Londoner Royal Albert Hall verewigt. Eingeschworene Mahal-Fans halten diese Phase für die beste, weil ursprünglichste. Einen grossen Anteil daran hatte seine damalige Live-Band um den herausragenden, indianerstämmigen Gitarristen Jesse Ed Davis, der in den 70ern zu den beliebtesten und meistbeschäftigsten Studio- und Live-Gitarristen gehörte (spielte bei John Lennon, George Harrison, Ringo Starr, Eric Clapton, Rod Stewart, Jackson Browne etc.), jedoch immer gegen seine schwere Drogensucht zu kämpfen hatte, an der er 1988 dann auch verstarb. Die alten Studioaufnahmen kommen in überarbeitetem Sound in bester Tonqualität und strahlen eine grosse Wärme aus und sind ausnahmslos Highlights des Blues überhaupt, die bis heute nichts von ihrer Klasse und Faszination verloren haben. Das Konzert auf CD 2 startet mit zwei Solo-Nummern von Mahal, bevor er seine Band auf die Bühne holt. Die Set-List umfasst einige der schönsten und besten Songs aus Mahals damaligem Repertoire wie „Sweet Mama Janissee“, „Big Fat“, „Diving Duck Blues, „Bacon Fat“ oder „Oh Susanna“, die soundtechnisch ebenfalls sehr gut aufbereitet wurden. „The Hidden Treasures“ ist ein unverzichtbares, historisch und musikalisch wertvolles Dokument des frühen elektrischen Blues, das in keiner gut sortierten Sammlung fehlen darf.
Blues/Soul CD
The British Blues Legend is back!
JOHN MAYALL Wenn der Vater des Britischen Blues anfangs Dezember mit seiner Band für drei Konzerte in der Schweiz gastiert, so werden diese Auftritte in Genf, Basel und Zürich beileibe nicht seine ersten auf helvetischem Boden sein. Seit seinem Gastspiel im Mai 1968 anlässlich des legendären Zürcher Monsterkonzerts, zusammen mit Jimi Hendrix, Traffic und den Animals, hat Mayall in den vergangenen 44 Jahren mit unterschiedlichsten Besetzungen und Musikern über 60mal seinen Blues live unserem Land präsentiert, oft bei grossen Festivals in Montreux oder auf dem Berner Gurten, aber auch mal im intimen Rahmen von kleineren Clubs. Durch sein legendäres Auswechseln von Spielern hat der Bandleader und Talentscout im Laufe seiner langen Karriere die Gründung etlicher Supergruppen ermöglicht und damit Rockgeschichte geschrieben. Ohne seine Bluesbreakers hätten sich weder die Musiker von Cream, noch von Fleetwood Mac oder Colosseum zusammengefunden. Tatsächlich lesen sich die Line-Ups von Mayall Bands in den 60er und 70er Jahren wie ein Who is Who des Rocks. Eric Clapton, Peter Green, Mick Taylor, Jack Bruce, John McVie, Mick Fleetwood, Jon Hiseman, Aynsely Dunbar, Keef Hartley, Andy Fraser, Harvey Mandel, Sugarcane Harris, Coco Montoya, Walter Trout oder Buddy Whittington, alle haben sie mal bei John Mayall ihre Sporen abverdient und gelernt, was es bedeutet, Abend für Abend auf der Bühne die Zuhörer mit gutem Blues zu begeistern. Viele sind darauf flügge geworden und haben ihre eigenen Bands gegründet, nachdem sie bei Mayall auch nebenbei noch mitbekommen haben, wie das Musikbusiness funktioniert. Der britische Altmeister selber, der längst in Los Angeles lebt, hat bis heute nichts von seiner Energie und seinem Elan eingebüsst und steckt wohl manchen seiner früheren Mitmusiker mit seiner jugendlichen Agilität in den Sack, obwohl er im kommenden Jahr nicht nur sein 50-jähriges Bühnenjubiläum sondern auch seinen 80. Geburtstag feiern wird. Auch wenn es in den späten 70ern um Mayall ein wenig ruhiger geworden war und in den 80ern neue Alben nicht mehr in der gewohnten Regelmässigkeit erschienen, war John Mayall zumindest live immer präsent und brauchte sich nie um ein Comeback zu sorgen, ganz nach dem Motto: Wer nie weg war, braucht ja auch nicht zurück zu kommen. 2009 besetzte er einmal mehr seine Band komplett neu und spielte mit "Tough" sein vorläufig letztes Album ein. Nach über drei Jahren ist nun ein neuer Tonträger überfällig. Gemäss Mayall soll es diesmal eine Live-Scheibe werden, eine Blues-Session mit vielen Gästen und lebenden Legenden, aufgenommen in Mississippi. Auf der Bühne zeigt sich der Sänger und Multiinstrumentalist nach wie vor in Bestform, wechselt behänd von Keyboard zu Bluesharmonika oder Gitarre und zelebriert seinen erdigen, mitreissender Blues und Blues-Rock. Seine aktuelle Band, die er bewusst nicht mehr The Bluesbreakers nennen will, um damit klar zu machen, dass er ein neues Kapitel aufgeschlagen hat, besteht seit vier Jahren aus den gleichen, bewährten und hochklassigen Musikern. An der Lead-Gitarre - und damit am Ende einer langen und eindrücklichen Ahnengallerie ist der Texaner Rocky Athas, ein Jugendfreund Stevie Ray Vaughans, der zuvor nicht nur mit seinen eigenen Bands erfolgreich war, sondern auch schon bei Black Oak Arkansas die Solo-Gitarre spielte. Die Rhythmus-Gruppe stammt aus der Bluesstadt Chicago. Um den Spitzen-Bassisten Greg Rzab wird Mayall von vielen Kollegen beneidet. Rzab hat schon bei zahllosen Berühmtheiten seine Basssaiten gezupft, von Buddy Guy über Otis Rush, John Lee Hooker, Eric Clapton, Carlos Santana bis zu Jimmy Page. Als Mayall im Frühling 2009 seine neue Gruppe zusammenstellte, hat Greg auf Mayall's Geheiss gleich seinen Lieblings-Schlagzeuger aus Chicago mitgebracht, den schwarzen Meister-Drummer Jay Davenport. In seinen Konzerten präsentiert John Mayall ein fesselndes LiveProgramm, eine ausgewogenen Mischung aus vielen seiner frühen Klassiker, aufgelockert durch einige neuere Songs seiner aktuellen Alben, und begeistert damit weiterhin auf allen Blues-Bühnen rund um die Welt. -Dinu LogozDinu Logoz, selber Schweizer Bluesmusiker der ersten Stunde, schreibt zurzeit an einer ausführlichen Biographie über John Mayall und seine vielen Mitmusiker.
LIVE 3. Dezember 2012, Genf, Théâtre du Léman 4. Dezember 2012, Basel, Volkshaus 5. Dezember 2012, Zürich, Volkshaus
CD Americana/Roots/Country HANK WILLIAMS.JR. Old School, New Rules Hump Head Rec. mey. Drei Jahre nach dem letzten Output „127 Rose Avenue“ erscheint nun das nächste Album des nicht immer so einfachen Country Musikers Hank Williams.Jr..Der vom Leben arg gebeutelte Sänger aus Shreveport, Louisiana zeigt mit diesem Werk, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Zwar bleibt Bocephus (wie er immer mal wieder genannt wird) seinen Wurzeln treu, dem rockigen Southern Country Style, doch drücken die musikalischen Einflüsse von Charlie Daniels, mit dem er lange Zeit zusammengearbeitet hat, immer wieder durch. Die markigen und kantigen Aussagen in seinen Songtexten zeigen seine Haltung gegen politische oder industrielle Missstände deutlich auf. Namhafte Stars der Country Szene unterstützten Hank Williams.Jr. auf „Old School, New Rules“. Fast schon als Texas Swing beginnt „I'm Gonna Get Drunk and Play Hank Williams“ und entwickelt sich zur kleinen Trinker-Nummer zum Mitsingen. Der Einsatz von Superstar Brad Paisley an der Gitarre und zur Gesangsunterstützung machen diesen Song zum Geheimfavoriten des Albums. „Three Day Trip“ sowie das groovige „Old School“ zeigen, dass Hank Jr. genau einer von der Alten Schule ist. In „We Don't Apologize for America“ zeigt er, unterstützt von Merle Haggard, seine kritische Einstellung zur Regierung von Präsident Obama. „The Cow Turd Blues“ startet als ruhiger Song mit kernigen Aussagen. Der Übergang in den Mittelteil mit der hervorragend gespielten Fiddle von Larry Franklin überdeckt fast den Gesang von Trace Adkins. Eine tolle Nummer auf diesem Album, das wohl zu den besseren seines Schaffens gezählt werden darf. Den Abschluss bildet „I Think I'll Just Stay Here And Drink“. Zusammen mit Merle Haggard singt sich Hank Jr. durch den bissigen Song der am Schluss von einem Instrumental Solo Furioso abgeschlossen wird. „Old School, New Rules ist ganz sicher ein empfehlenswertes Album für alle Liebhaber der Old School Country Music mit einem Schuss Rock und bissigen Texten.
WRINKLE NECK MULES Apprentice To Ghosts Blue Rose Records / MV hh. Wer bislang noch nichts von
42
dieser Band aus Virginia/USA gehört hat, dem sei empfohlen, das mit diesem, ihrem bislang besten Album, nachzuholen. Bester Americana/Roots Rock mit ausnahmslos tollen Songs und solidem musikalischen Handwerk. Die Band rockt überwiegend entspannt durch zwölf Songs, kann aber durchaus auch heftig Gas geben. Trotz eingängiger Hooklines im Gesang vermeidet die Truppe jegliche Anbiedereien an poppigen Mainstream und überzeugt mit kraftund gefühlvoller Darbietung. In diesem musikalischen Genre setzen die „Mulis“ mit „Apprentice To Ghosts“ ein starkes Zeichen, dass nicht so ohne weiteres überboten werden dürfte. Fans von Bottle Rockets, Dan Baird bis hin zu Steve Earle MÜSSEN(!) hier unbedingt reinhören und dann zugreifen. Hervorragendes Album.
THE BE GOOD TANYAS A Collection (2000 2012) PMP Promotion mey. Das Frauen Trio Frazey Ford, Trish Klein und Samantha (Sam) Parton trafen sich musikalisch erstmals 1999 in Vancouver Kanada. Mit einer Mischung aus Country, amerikanischer Folkmusik und einer Note Bluegrass spielten und sangen sich die drei in die Herzen der Fans und Kritiker gleichermaßen. Sie kombinieren ihre akustische Instrumentierung mit schönen Vocals um eine warme, ehrliche Musik zu schaffen, die an eine vergangene Ära erinnert. „A Collection“ (2000 - 2012) ist eine KarriereRetrospektive von The Be Good Tanyas mit Highlights und Lieblingsstücken der Fans aus ihren drei Alben „Blue Horse“ (2001), „Chinatown“ (2003) und „Hello Love“ (2006). Sechzehn ruhige akustische Songs, nur teilweise von spärlichem Schlagzeug oder Percussion unterlegt, zeigen uns die Stärken der drei Kanadierinnen. Harmonische Vocalparts getragen von Melodien, die ans Herz gehen. Die bisher unveröffentlichten Songs “Little Black Bear” und “Gospel Song” sowie die neuen Remixe von “Scattered Leaves” und “Song For R.” vervollständigen dieses melancholische Werk. Alle Songs sind den Stimmen ihrer Sängerinnen
auf den Leib geschnitten, doch verlassen diese auch nie den Rahmen der stillen bedächtigen Musik - was diesem Album vielleicht als einziges Manko anlastet. „Light Enough To Travel“ ist der einzige Song, der ein wenig vorwärts geht und wo der Spannungsbogen auch in den Gesangsteilen hochgehalten wird. Wer „The Be Good Tanyas“ musikalisch kennenlernen möchte, ist mit „A Collection“ gut beraten. Für ruhige Stunden sind die drei Frauen von The Be Good Tanyas die richtige Wahl.
JIM CUDDY Skyscraper Soul Blue Rose Records mey. Der in Kanada geborene Singer/Songwriter stellt uns mit „Skyscraper Soul“ sein drittes Soloalbum vor. Während Jim Cuddy als Solokünstler in unseren Breitengraden fast gänzlich unbekannt ist, gilt dies für seine Stammband Blue Rodeo nicht. Stilistisch zeigt er uns einen Mix aus Alternativ-Country und ruhigem Country-Rock. Auffallend der Einsatz von Flügelhorn und Trompete, gespielt von dem hervorragenden Bläser Bryden Baird. Dies verleiht vielen Songs eine ganz speziellen Note und trotzdem wirken die Kompositionen von Jim Cuddy nie überfüllt oder überproduziert. Mit dem Titelstück „Skyscraper Song“ wird das Album eröffnet. Ein schöner melodiöser Song, in dem die vorzügliche Gitarrenarbeit von Jim Cuddy und Colin Cripps im Vordergrund steht. Im Allgemeinen überzeugt das Spiel der Gitarristen auf diesem Album. Keine Effekthascherei, sondern schöne songdienliche Melodien dekorieren die eingängigen Lieder. Mit „Regular Days“ nimmt das Album ein wenig Fahrt auf und das tolle Orgelsolo macht den Song zu einem Highlight. Ein stetiger Wechsel zwischen Balladen, Midtempo und geradlinigen Slow Rock Songs machen dieses Album zu einem schönen Hörerlebnis. „Water's Running High“ groovt als bluesig angehauchte Reise durch verschiedene Solopassagen daher. Abgeschlossen wird das empfehlenswerte Album natürlich durch eine Ballade. „With You“ klingt nach, setzt sich fest und sorgt für eine angenehme Nachhaltigkeit. Mit diesem Album sollten auch in Europa die Spuren des Solokünstlers Jim Cuddy nun deutlicher zu sehen und vor allem zu hören sein.
KENNY ROGERS Faith Hump Head Records mey. Das neue Album der Countrylegen de ist ganz in die spirituelle Stilrichtung einzuordnen. Zwölf der schönsten und erfolgreichsten Gospel und traditionellen Spiritual-Songs befinden sich auf diesem Album. Kenny Rogers wurde von namhaften Musikern der Gospel und Christian Music Szene unterstützt. The Whites auf dem Song „I'll Fly Away“ und Point Of Grace auf „Circle Of Friends“ sowie das Country-Duo Winfield's Locket auf dem Song „In The Sweet By And By“ ergänzen mit ihren überzeugenden Stimmen diese schöne Produktion, die von der Nashville-Studiomusikerelite eingespielt wurde. Hervorragende Arrangements sowie schöne pointierte Solopassagen machen aus dem stillen Album eine musikalische Perle. „Will The Circle Be Unbroken“ eröffnet das Album. Fast schon im Bluegrass-Groove mit Gospelpassagen überrascht dieser bekannte Traditional. „The Rock Of Your Love“ von Al Anderson, Vince Gill und Leslie Satcher zeigt sich hier in einer bedächtigen Version, die aber nie an Kraft und musikalischer Intensität verliert. Dieser Song gehört sicher zu den Highlights dieses Albums. Mit den zwei Traditionals „Amazing Grace“ mit subtiler Hammond- und SaxophonUnterstützung sowie „Leaning On The Everlasting Arms“ als reiner Vocalsong wird ein Album beendet, das die charismatische Stimme von Altmeister Kenny Rogers zur vollen Entfaltung bringt und zeigt, dass er selbst mit 75 Jahren immer noch zu ausserordentlichen Leistungen fähig ist.
SHURMAN Inspiration Blue Rose Records mey. Wer Shurman noch nicht kennt, hier ein paar Eckdaten zur Band: Shurman wurde 1990 von den zwei College-Freunden Aaron Beavers und Damon Allen in Texas gegründet. Aaron Beavers ist als einziger aus der Urformation noch heute dabei. Die aktuelle Formation besteht aus Aaron Beavers: Vocals, Acc. Guitar,
Americana/Roots/Country CD Electric Guitar; Mike Therieau: Bass, Background Vocals, Lead Vocals, Baritone Guitar; Harley Husbands: Electric Lead Guitar, Lap Steel, Banjo; Craig Bagby: Drums, Organ, Background Vocals. Stilistisch verschreiben sich Shurman dem Country Rock und der härteren Americana Musik. Kantig und rau tönen die Gitarren in ihren Songs, unaufdringlich die Chorgesänge auf dem ganzen Album. Aber für jeden Fan der erdigen Americana Musik ist „Inspiration” ein tolles Werk. Besonders gefällt mir der wechselnde Gesang, Mike Therieau bildet einen überzeugenden Gegenpart zu Aaron Beavers Stimme. Im Song „Apartment #9 Blues“ zeigen sich Parallelen zu alten Paul Rodgers Songs. Herrlich wenn seine Stimme ganz leicht zu kippen droht. Auch bei der Gitarrenarbeit in diesem Song fühle ich mich 30 Jahre zurück versetzt. Balladen wie „Eye For An Eye“ können auch mit den akustischen Gitarren jederzeit den Ansprüchen eines guten Americana Albums genügen. Beim Einsatz des Banjos in diesem Song strömen Einflüsse aus Roots Country ein und setzen dem Song eine feine dichte Haube auf. Das Album überzeugt in seiner Einfachheit. Mit der
Retrospective Bonus CD als Anhang stimmt die musikalische Menge doppelt. Alte Shurman Songs, die zu den Pfeilern ihrer Karriere gehören und drei Live Tracks machen das Doppelalbum zu einem Schmankerl. „Is It True“ als Anspieltipp auf der Bonus CD möchte ich allen Americana Fans ans Herz legen.
DREW LANDRY Sharecropper’s Whine Blue Rose Records mey. Blue Rose Records bringt uns eins der grössten Talente der Americana/Singer/Son gwriter-Szene: Drew Landry. Der aus Louisiana stammende Musiker ist in Europa noch eine Insider Erscheinung. Das dürfte sich aber mit der Veröffentlichung des Albums „Sharecropper's Whine“ wohl ändern. Der sozial sehr stark engagierte Drew Landry meldet sich in seinen Liedern auch kritisch zu Wort. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit versteckt sich der Musiker nicht hinter Floskeln, sondern äussert sich kritisch für die Anliegen der Menschen im Umgang mit der Umwelt. Überraschend ist
die Länge des Albums, besteht es doch aus siebzehn Songs, die alle aus der Feder von Drew Landry selbst stammen. Auffallend, dass bei so vielen Songs kein wirklicher Durchhänger auszumachen ist. Das hängt wohl in erster Linie damit zusammen, dass diese Scheibe sehr abwechslungsreich daher kommt. Rockigere Themen wechseln sich mit Roots-Country und Americana-Liedern ab. Aber keinesfalls verliert Drew Landry den Faden der sich durch „Sharecropper's Whine“ zieht. Seine einzigartige Stimme ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber sie passt vorzüglich in das dargebotene Programm. „Jouvenile Deliquente“ „Lap of Luxury“ beeindrucken durch Sounddichte und Intensität. Doch mehrheitlich versteht es Drew Landry seine Texte mit feinfühligen Melodien und Harmonien zu untermalen. Selbst die Live Version von „Open Range“ besticht durch seine stimmliche Fülle und Aussagekraft, Gitarre, Stimme, Harp - einfach schön. Den Abschluss des Albums bildet „Gone Home“. Drew Landry singt diesen Song zusammen mit Lori Lemelle. Ein starker Abschluss eines schönen Albums, an dem ich immer wieder neue Facetten entdecke.
RED ORKESTRA Burning Little Empires Fading Ways Music pc. Zwischen Country und treibender Americana bewegen sich Red Orkestra auf ihrem vierten Studioalbum. Trotz der alternativen Schiene, die das kanadische Kollektiv fährt, beweist es ein Gespür für eingängige Melodien, wie in "Entertainment For The Nihilists". Dabei bleiben die Songs recht einfach gestrickt und die Instrumentierung beschränkt sich im Wesentlichen auf akustische Gitarren, Schlagzeug und Bass. Die Produktion wirkt natürlich und direkt und will bewusst auf Effekte verzichten. Leadinstrumente gibt es so gut wie nicht. Die Songs werden von Stephen Parkinsons klarem Gesang oder von Riffs und Akkorden gezeichnet. Freunde von akustischem Rock werden hier ein Zuhause finden. Die Musik passt genau so an verregneten Tagen, wie an jenen, wo man Hunderte von Kilometern mit dem Auto zurücklegen möchte. Da und dort gibt es einige stilistische Besonderheiten, wie in "Recommencement", wo die Gitarren und Schlagzeug eine düstere Prise SurferRock vermitteln. Und in "The 7th Seal" dürfen die Verstärker sogar noch eine Spur heisser laufen.
Schweizer Musikgeschichte
Das Jubiläum Mitte der 80er gegründet, lancierte das Schweizer Indie-Label Lux NOISE einige der kultigsten Hits des Landes. Zwar wurde es zwischenzeitlich etwas ruhiger im Hause, aber seit einiger Zeit hat Michael Hediger, Chef des Labels und eingefleischter Rock'n'Roller, wieder einige Sahnestückchen am Start. Im Dezember wird das Vierteljahrhundert-Jubiläum des Labels mit einer grossen Party in der Basler Kaserne gefeiert.
A Tribute To HÖSLI
UNDERGOD DOMINA & THE SLAVES
44
hh. Einen grossen Anteil am Erfolg der ersten Lux NOISE Veröffentlichungen hatte der 1983 gegründete Radiosender DRS 3. Zum ersten Mal erhielten auch etwas schrägere Musikrichtungen eine Plattform in der Schweizer Radiolandschaft und einheimisches Liedgut jenseits von Peter, Sue & Marc, sowie freche und junge Moderatoren erfreuten eindrücklichst und höchst erfolgreich das bis dahin eher radiofeindlich eingestimmte bzw. auf ausländische Sender ausweichende junge Publikum. Für Michael „Hede“ Hediger war DRS 3 ein Glücksfall, denn ansonsten hätten sich Songs wie Touch El Arabs „Muhammar“ oder Baby Jails Song „Zum Glück“ (der mit den Elefanten) wohl nicht zu solchen Radiohits entwickeln können. Mit weiteren CH-Acts wie Stevens Nude Club (die Band um den 2007 verstorbenen Hösli), Prodigal Sons, die Genfer The Needles oder Domina & The Slaves holte sich Hede weitere angesagte Bands an Bord und Lux Noise avancierte zu einem der erfolgreichsten Schweizer Indie-Labels. Zwar kamen im Laufe der fogenden Jahre noch einige bekannte Acts wie Undergod oder Lunazone dazu, Grosserfolge wie in den 80ern blieben jedoch aus. Hede fuhr die Lux Noise Aktivitäten runter, ohne das Label jedoch aufzulösen. In den letzten Jahren vermehrten sich jedoch gerade im alternativen Sektor HÖSLI (1965-2007) Schweizer Musiker, die mit der Politik der grossen Plattenfirmen zunehmend unzufriedener wurden, aber trotzdem ein Label für ihre Releases brauchten. Für Hede, der selbst als Drummer bei Bands wie u.a. Hellmute, Zamarro, Phased, Dog's Bollocks aktiv war/ist, neben seinem ungebrochenen LUNAZONE Idealismus ein Grund, Lux Noise zu reaktivieren. Allerdings in anderer, man kann vielleicht sagen, zeitgemässerer Form. Seit zwei Jahren funktioniert das Label als Kollektiv, d.h. die Lux Noise Künstler arbeiten alle beim Label mit, jeder arbeitet für jeden und alle haben ein Mitspracherecht bei neuen Signings. Macht es denn überhaupt noch Sinn, in einer Zeit der markant schwindenden Plattenverkäufe neue Tonträger auf den Markt zu bringen? Dazu Hede: „Einen Gewinn im Sinne des Wortes wirft das Ganze nicht wirklich ab, aber wir arbeiten kostendeckend und haben die ganze Kontrolle. Bei den Majors geht es rasant bergab, aber Spartenlabels werden überleben. CDs verkaufen sich immer weniger, ausser im Metal- und Klassik-Bereich. Dafür erfährt die gute, alte Vinyl-LP einen bemerkenswerten Aufschwung und läuft heute fast besser als die CD.“ Mit einer Aufwärm-Party startet das 25jährige Lux Noise Jubiläum am 16. November im Basler Hirscheneck mit den BITCH QUEENS und EAR, bevor es am nächsten Tag (17.11.) in der Kaserne Basel das volle Programm gibt. Hier stehen neben aktuellen Bands wie DOG'S BOLLOCKS und THE VIBES ein paar legendäre Lux Noise Acts auf der Bühne, die sich speziell für dieses Jubelfest zu einer einmaligen Reunion wiedergefunden haben: A Tribute to STEVENS NUDE CLUB (mit den Originalmitgliedern Davix und Ibrahim), DOMINA & THE SLAVES, LUNAZONE und UNDERGOD. Für die Älteren ein musikalisches Eintauchen in ihre vergangenen Sturm- und Drangzeiten, für die Jüngeren ein eindrücklicher Einblick in die alternative Schweizer Musikgeschichte. Nach den Konzerten ist dann noch Party-Time aus der Konserve angesagt, das Lux-Noise-DJ-Team wird auflegen.
ELUVEITIE Live On Tour CONCERTLIVE.CO.UK
hug. Das Express-Konzept von ConcertLive ist simpel und effizient: Ein Konzert wird mitgeschnitten quasi gleichzeitig abgemischt und ist nach dem Konzert praktisch pfannenfertig als CD zum Mitnehmen bereit. Die beiden Konzerte der helvetischen Paganmetaller am diesjährigen Paganfest und im holländischen Tilburg vom vergangenen März sind nun als ordentliche DoppelCD erhältlich. Schön zu hören: Während Eluveities NuclearBlast-Alben extrem dicht und manchmal fast überladen sind, lockert die Band auf der Bühne die Komplexität der Songs und legt die Strukturen klarer offen. Das macht ihre Musik zugänglicher, zumal der Growl-Gesang live auf Dauer leichter auszuhalten ist. Für Eluveitie-Fans sowieso ein Must. Wem die Band bisher zu heftig war, kann hiermit einen neuen Zugang finden. Übrigens ist 2012 ein grosses Eluveitie-Jahr: Erst das neue Album «Helvetios» mit USA- und Kanada-Tourne dann die HalbWiederveröffentlichung der ersten Alben unter dem Namen «The Early Years» mit ausgedehnter Europatour und jetzt das LiveDoppelalbum.
Musikerinnen aus der Nordwestschweiz blasen damit locker so manchen männlichen Kollegen weg. Es wirkt im Gegensatz zu vielen Alben des anderen Geschlechts aber nie kraftmeierisch. Ja, das ist er, der Hexendoom: Musik von einer unglaublichen Energie, geheimnisvoll, intensiv, souverän und hypnotisch, und dabei stets überaus weiblich: Der Mantra am Ende des Songs «Tha He Na Te» etwa ist ein reiner Hexentanz, sinnlich und fesselnd. Zugleich kokettiert das Quartett nie mit seinem Frauenbonus. «Rituals» ist derart konsequent und brutal gespielt, dass nix ist mit Mädchen-Metal. Und den verzweifelt leidenschaftlichen Growls von Sängerin Alex ist kaum anzuhören, dass sie überhaupt von einer Frau stammen. Die minimalistisch repetitiven Gitarrenriffs von Jessie grooven, die Rhythmusgruppe mit Nadine am Bass und Sarah am Schlagzeug klingt urtümlich und dunkel. Dieser Hybrid besticht in seinen sechs überlangen Songs durch stimmige Dynamik- und Rhythmuswechsel, er wirkt nie gleichförmig und lädt immer wieder zum Zaubertanz. Black Doom zum Tanzen? Warum nicht! Zu «Rituals» lässt sich schreien, verzweifeln, meditieren oder eben auch tanzen. So passt es, dass an der Plattentaufe vor einigen Wochen zu «Tha He Na Te» eine Bauchtänzerin aufgetreten ist… Mit «Rituals» feiern shEver einen hervorragenden Einstand beim israelischen Label Total Rust!
THE BLACKBERRY BRANDIES Black Magnolia (EP) Foundagirl
SHEVER Rituals Total Rust/Non Stop Music
leh. Sie nennen ihre Musik Witch Doom. Und wer sich das dritte Album von shEver anhört, weiss, wovon sie sprechen. «Rituals» ist ein atmosphärischer Brocken an der Schnittstelle von Doom und Black Metal. Es ist ein Werk, das brachial daherkommt, die vier
pc. Nicht nur in Basel sind diese Namen bekannte Grössen. Songwriterin Bettina Schelker und Gitarrenrocker Thomas Baumgartner (GurD, Undergod) spannen zusammen als Blackberry Brandies. Herausgekommen ist eine Art Singer-Songwriter-Folkpop, geprägt von einer atmosphärischen Stimmung wie Heather Nova oder den Cowboy Junkies, und immer wieder durchsetzt mit Gitarren-Einwürfen („Black Magnolia“). Beson-
ders prägnant sind dabei die sehr amerikanisch anmutenden Einflüsse durch Slide oder Lap Steel Gitarren („Home“ eine Art Country-Triphop). Im stampfenden „Scarecrow“ singen Schelker und Baumgartner gleichberechtigt den Leadgesang, um eine Oktave versetzt, was dem Song einen wunderbar düsteren Anstrich verleiht. Black Magnolia soll ein Vorgeschmack auf das Debütalbum sein, das Black Magnolia im Winter veröffentlichen wollen.
burg verfasst hat. Die Frage, wie eine Innerschweizer Truppe dazu kommt, für einen deutschen Club die Hymne zu schreiben, werden wir demnächst erkunden. “Slapshot” ist jedenfalls ein absoluter
HEIDI HAPPY On The Hills IRASCIBLE
hug. Man kann «das Heidi» sein, solange man will, sagt die Luzernerin Priska Zemp alias Heidi Happy: Sie hat recht! Und wir freuen uns, dass sie auf ihrem vierten Album endlich den Rank gefunden hat, alles, was sie bisher gewesen ist, auf einem Werk zu vereinen. Wir erinnern uns: Ihr Debüt «Come Together» war sowas von heiter-lustig verspielt, dass wir das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht brachten. Dann folgte mit «Flowers, Birds And Home» eine suizidale Kammerorchester-Traurigkeit und mit «Hiding With The Wolves» eine Mischung aus Pop und Klassik. Jetzt endlich hat «das Heidi» den Knopf der letzten beiden Alben aufgetan: Da sind einerseits die verspielten Kling-Klang-Melodien wieder zu hören, anderseits ist aus der Depression gepflegte Melancholie geworden. Das Album ist wieder ganz im Pop-Bereich angesiedelt, und ungeniert greift sie typische Singer/SongwriterStimmungen auf. Der Song «Sailors» nimmt schon fast hymnische Züge an. Und über allem schwebt Heidis wunderbar berührende Stimme.
MAXXWELL Slapshot Musikvertrieb Hh. Die Luzerner Rocker legen mit ihrer EP einen fetten Hardrockbrocken vor, der als Vorgeschmack auf das 2013 kommende neue Album dienen soll. Hauptgrund war allerdings wohl, dass Maxxwell mit dem Titelsong die offizielle Stadionhymne des deutschen Eishockey-Clubs EHC Frei-
Hammersong, hart, direkt und voll auf den Punkt mit KlasseRefrain. Würde auch Gotthard gut zu Gesicht stehen. Hoffentlich haben die in Freiburg eine gute Stadionanlage, denn der Song verdient mächtiges Volumen. Auch die anderen drei neuen Studioaufnahmen sind mächtige Kracher in sattem Sound, die durchweg mit herausragenden Hooklines von Sänger Nobi Suppiger ausgestattet wurden. Die Band rockt und groovt auf sehr hohem Niveau, speziell Gitarrero Hef Häfliger gehört zu den Top-Axemen des Landes. Quasi als Bonus haben die Jungs noch zusätzlich drei Live-Aufnahmen mit auf den Silberling gepackt. Allen Songs gemein ist die druckvolle Produktion (die Live-Tracks machen da keine Ausnahme). Klasse Album einer der besten Schweizer Rockbands.
KRIZZ Back Streets ESP /Turicaphon
rp «Back streets», das fünfte Album (ohne Livealbum) von Krizz, der der eigentlich Chris Meier heisst und aus dem Aargau stammt, knüpft dort an, wo der Vorgänger aufgehört hatte. Entspannte Laid-Back-Nummer, die sich durch Nichts aus der Ruhe bringen lassen. Wer Gefallen an J.J. Cale, Phil Carmen oder den Dire Straits hat, sollte sich die zehn Songs sicher einmal zu Gemüte führen. Gerade die Gitarrenarbeit, die immer wieder an Mark Knopfler erinnert, ist exzellent. Richard Koechli, Sigi
45
Nikitscher aber auch Krizz selber beweisen hier ihre Klasse. Kleine Abweichungen zum letzten Album «No Secrets» gibt es aber schon. «Seven» von Bruce Brookshire (Doc Holliday) gesungen, offeriert rauen Bluesrock mit Betonung auf Rock und «Stay With Me» ist schon fast ein Popsong. Einen Wehmutstropfen hat «Back Streets» aber trotzdem. Das Laid-Back-Feeling steht an wenigen Stellen («Searchin For Your Tracks» und «Talk To Me») knapp an der Schwelle zur Monotonie.
schwere schleppende Gitarren und sind eine Untergrund-Stonerrock-Band, die sich wie einst Kyuss keinen Deut um irgendwas schert. Die ersten paar Songs ihres Debüts sind ganz ordentlich im Stil von The White Stripes und
noch viel seltener Singles und Alben. Umso grösser ist die Freude, die Jollys in Hochform zu hören: lustig-schöne, bezauberndlüpfige Rumpel-Lieder, in denen Mazurka und Polka, Pop und Party und Mestizo und Ska und überhaupt irgendwie alles wie selbstverständlich und mehrsprachig zusammenfinden: Kein Wunder: Die Band spielt seit dreissig Jahren in unveränderter Formation und kann ihre in dieser Zeit ge-
PORTULAK More Eigenvertrieb The Black Keys, steigern sich langsam und kumulieren im absolut grossartigen Powersong «As He Said», der mühelos mit Queens Of The Stone Age und Kyuss mithalten mag. Der Rest ist dann sozusagen lockeres Ausklingen. Die wollen wir jetzt subito live sehen.
SPARK Folk Tunes rp Nach ihrer EP «Portulak» (ein Garten-Unkraut) legt die gleichnamige Band um Sängerin Sara Cantina mit «More» ihr Debüt-Album vor. Der soulige, warme und wandlungsfähige Gesang von Sara Cantina wird in den elf Songs von einer groovigen Mischung aus Pop, Folk, Soul, Artpop und jazzigen Momenten untermalt. Ein feines Pflänzchen spriesst hier aus Ostschweizer Boden.
UNIVERSAL
wachsenen Stärken mühelos ausspielen. «Linger On Mazurka» wird all jene in Entzücken ausbrechen lassen, die Manu Chao lieben (also eigentlich alle). Immer wieder grossartig übrigens auch der optische Auftritt der Jollys, den der Handörgeler und Grafiker Martin Infanger kreiert.
ALVIN ZEALOT Flux GOLDON
SILVER FIRS Same Oh, Sister Records / Namskeio
rp Silver Firs ist eine junge Band aus Bern, deren Mitglieder teilweise schon unter dem Namen Must Have Been Tokyo auf sich aufmerksam gemacht haben. Auf ihrem Debüt hat sich das Sextett mit Ideenreichtum einer Mischung aus Shoegaze, Wave, NeoPsychedelik, Indiefolk und einer Prise Worldmusic verschrieben.
DEAD BUNNY The Truth Is A Fucking Liar CHOP/IRASCIBLE hug. Ein gar köstlich Schmankerl aus Bern: Dead Bunny mögen
46
seine Songs alles rein, was diesen amerikanischen Hardrock-/Metal-Sound seinerzeit erfolgreich machte (Guns `n Roses, Kiss, Van Halen, Mötley Crüe etc.). Da es dafür offenbar eine Renaissance geben wird (siehe Steel Panther) bzw. dieser Sound ja nie wirklich weg vom Fenster war, liegt Dr. Crankstein damit gar nicht so falsch. Geboten wird solides Handwerk, Chambers zeigt als Gitarrist Klasse und auch seine gesanglichen Fähigkeiten sind nicht von schlechten Eltern. Zudem ist der Mann ein guter Drummer und Bassist, alle Songs des Albums hat Chambers im Alleingang aufgenommen. Das verdient Respekt. Auch als Songwriter (alles Songs des Albums stammen aus Chambers Feder) beweist er Qualität und mit „“Walk Thru (Down-
hug. Aufgehorcht: eine schweizerisch-deutsche Crossover-Kollaboration, gesignt vom renommierten Klassik-Label Deutsche Grammophon: Fünf junge Musiker, die mit Blockflöten, Viola und Piano die Klassik-Verbindung zu alter Volksmusik aus Europa suchen, akustisch bis ins Mittelalter vordringen und gleichzeitig auch neue Tunes schaffen. Dabei schrammen sie bei «Greensleeves» hart am Kitsch vorbei, klingen aber meistens sehr abwechslungsreich und spannend. Oft erinnern ihre Instrumentals sogar an uralte Schweizer Volksmusik. Wer Klassik mag, sollte da mal reinhören, und wer Klassik nicht mag erst recht.
hug. Das Quartett aus Luzern war bereits der Liebling der Region, als das Debüt «Tears Of St. Lawrence» vor zwei Jahren erschien: schöne, geschmeidige, gefühlvolle und trotzdem druckvolle Gitarrenpoplieder, die sowohl raudiotauglich waren als auch einen gewissen Indie-Status beibehielten, ein kleines Kunststück. Mit ihrem zweiten Album bleiben die Jungs auf Linie. Wer Radiohead, Muse, Coldplay und Deus mag, sollte Alvon Zealot nicht verpassen.
JOLLY AND THE FLYTRAP
DR. CRANKNSTEIN
Linger On Mazurka
Imperial Exile Music hh. Der im Aargau lebende amerikanische Gitarrist/Sänger Eliot Chambers ist ein eingefleischter Fan des 80er Jahre L.A. GlamMetal. Diese Vermutung verdichtet nach Hören seines Albums „L.A.“, denn Chambers packt in
NOMAN/TUDOR hug. Endlich, endlich, endlich hat die fröhliche Musikantentruppe aus Engelberg wieder ein neues Album eingespielt: Die acht Freunde geben ja nur sehr selten Konzerte und veröffentlichen
town L.A.)“ ist ihm sogar eine sehr schöne Ballade gelungen, ohne Kitsch und Zuckerguss. Insgesamt ist „L.A.“ ein stimmiges Album, das Fans besagter Musikrichtung in allen Belangen erfreuen wird. Für künftige Werke wünscht man sich allerdings, dass Chambers seine Live-Band mit ins Studio nimmt. Ein zusätzlicher Input dürfte, vorausgesetzt die Mitmusiker halten Chambers technisches Niveau, eine Bereicherung sein. Sehr zu empfehlen.
77 BOMBAY STREET Oko Town Gadget
L.A. hug. 77 Bombay Street haben wie die Beatles dieses unglaubliche Gespür für heiter-schön charmante Popsongs, die die Welt irgend-ie besser machen, die zuckersüss, aber nie zuckrig sind, die man immer
wieder hören kann, ohne dass sie langweilig werden. Wie die Jungs das hinkriegen, bleibt ein Rätsel, um nicht zu sagen: ein Mysterium. Aber das wollen wir gar nicht wissen. Lieber geniessen wir ihre Songs, und zwar immer wieder aufs Neue.
HALUNKE Houston We Are Ok Der letzte Schrei
Die drei Genfer Jungs klingen wie alte Hasen aus dem Mississippi-Delta, so spielen Cajun und Blues und Zydeco und was es sonst noch gibt an Musikstilen im tiefen amerikanischen Süden in einem, und sie haben so viel
SANDRA RIPPSTEIN Filmriss Eigenverlag/Nation
hug. Natürlich darf man ein SoloAlbum machen, wenn man Backgroundsängerin von Gölä war/ist. Dann aber bitte kein so plattes Rhythm-and-Blues-Selbstverwirklichungs-Gedudel wie dieses mit so doofen Sätzen wie «Es zerrt a mier, bis i Zerrige ha». Da hilft das Duett mit Polo nichts. Da war sogar ihr Album mit den Rippettes besser, und das war auch keine Bombe.
Nachschub von den Berner Mundartsängern mit einem Spektrum von der Ballade bis zum munteren Partykracher («100 Millionewatt»). Letzteres allen zum Abtanzen empfohlen, das ganze Album allen Mundartfreunden als solides Album zu empfehlen. Cooles Artwork.
MAMA ROSIN Bye Bye Bayou Moi J'Connais/Irascible hug. Mama Rosin Tournee gehen mit ihrem neuen Album auf ausgedehnte England-Frankreich -Schweiz: Sowohl die Konzerte als auch die CD werden alle Freunde des Rumpelkisten-Rock in pures Entzücken versetzen:
erwachsen sind: Famara, Phenomden, Dodo, Elijah.... Gross war deshalb die Freude, als sich 2010 Cookie The Herbalist dieser Reihe anschloss mit seinem Debüt, mit dem er sich zwar mit dem Ziel der Vielseitigkeit ein bisschen «überlüpft» hat, aber übers Ganze war «Like A Tree» ganz okay. Auf seinem Zweitling nun merkt man Cookie an, dass er viel gespielt und gelernt hat: Die Abwechslung zwischen Dancehall und Roots kriegt er
Spass dabei, dass man beim Zuhören selber grinsen muss. Wieso wird eigentlich nicht mehr solche Musik im Radio gespielt?
COOKIE THE HERBALIST Stand Tall Gideon/Nation hug. Die einheimische ReggaeSzene ist einerseits so klein, dass man zu ihr Sorge tragen sollte. Anderseits ist es sehr erfreulich, wie viele grossartige Acts aus so einer kleinen Szene
harmonischer hin, die Songs sind dichter und ausdrucksstärker geworden. Das hat wohl viel damit zu tun, dass er sich in Jamaica hat helfen lassen. Auf «Rescue We» singt denn auch der Insel-Held Sizzla mit. Gut gemacht.
A Tribute to...
LIVE WIRE Sie bilden seit Jahren die Spitze der unzähligen AC/DC-Coverund Tribute Bands. Mittlerweile gibt es wohl in jedem Dorf mit einer Kirche und zwei Beizen mindestens 3 Kapellen, die das Vermächtnis von Angus Young & Co zu verwalten versuchen. Allerdings werden den Fans der australischen Rocker von den
Über Sinn und Unsinn derartiger Bands mag man durchaus streiten, gleichwohl stellen sie für viele Rockfans eine beliebte Alternative zu den Originalen dar, sofern die Qualität stimmt. Die Nordwestschweiz scheint dabei das Zentrum herausragender Schweizer Tribute Bands zu sein. Gleich drei der zur Zeit landesweit angesagtesten Bands kommen aus dieser Region und lassen es im November anständig krachen. Wer also auf AC/DC, Deep Purple oder Status Quo abfährt, bekommt im Spätherbst die amtliche Vollbedienung. meisten dieser Imitatoren höchstens die Gehörgänge malträtiert, vom optischen Eindruck wollen wir hier noch nicht mal sprechen. Ganz anders bei LIVE WIRE. Da stimmt vom ersten bis zum letzten Ton alles bis ins Detail. Angefangen bei Gitarrist „Angus“ Cello „Young“ in Schuluniform und mit den Original-Zappelmoves über Sänger „Brian“ Däny „Johnson“, der gesanglich und von der Performance her hautnah am Original agiert über die druckvolle Rhythmus-Abteilung bestehend aus „Malcolm“ Adi „Young, „Cliff“ Beat „Williams“ und „Phil“ Ronnie „Rudd“. LIVE WIRE gehören mit ihrer sensationellen (keine Übertreibung!) Live Show zu den erfolgreichsten Schweizer Rockacts überhaupt, denn sie schaffen es als eine der wenigen heimischen Bands überhaupt, Jahr für Jahr das Z7 in Pratteln in eine Sardinenbüchse zu verwandeln. Im November feiern die Jungs ihr 10-jähriges Bandjubiläum mit gleich zwei Shows an aufeinanderfolgenden Tagen und werden dort gleich eine Live-DVD aufnehmen. Da gibt es dann das volle Programm mit riesiger “Hells Bells“Glocke, feuerspuckenden „For Those About To Rock“-Kanonen und und und... AC/DC-Fans sollten sich dieses Spektakel am 9. und 10. November im Z7, Pratteln nicht entgehen lassen, näher am Original ist fast nicht möglich. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, frühzeitig Tickets zu ordern. (Www.live-wire.ch)
PILEDRIVER und SHADES OF PURPLE Gleich zwei der beliebtesten Schweizer Tribute Bands stehen am 24. November im grenznahen deutschen Wehr-Öflingen (nahe Bad Säckingen) zusammen auf der Bühne, wenn der örtliche Devils Hunter MC wieder zur traditionellen, jährlichen Rocknacht in die Mehrzweckhalle Öflingen einlädt. Dieser Anlass gehört seit langen Jahren zu den angesagtesten Events im südlichen Schwarzwald und besonders Schweizer Bands erfreuen sich hier grosser Beliebtheit. Neben bekannten CH-Vertretern wie Krokus oder The Force gastierten hier auch internationale Topbands wie Joe Bonamassa, Gwyn Ashton oder Bob Tench (um nur einige wenige zu nennen). Durchweg prächtige Stimmung, ein (trotz Halle) familiäres Ambiente und sehr Fan-freundliche Preise zeichnen diesen Anlass aus. http://mc-devils-hunter.de PILEDRIVER (www.piledriver.ch) haben sich dem Rock der britischen Boogie-Kings Status Quo verschrieben. Authentisch und originalgetreu präsentiert die Band alle grossen Hits der erfolgreichsten englischen Band aller Zeiten aus den vergangenen 40 Jahren, wobei hauptsächlich die Klassiker aus den 70ern, wie „Caroline“, „Down Down“, „Roll Over Lay Down“, „Don't Waste My Time“ oder „Whatever You Want“ für mächtig Party-Stimmung sorgen, der Quo-Fan sich aber
48
Foto: Rockpearl+Bluesdrop
auch über etwas unbekanntere Songs wie „Creepin' Up On You“, „Rain“, „Softer Ride“ oder „Blue Eyed Lady“ freuen darf, denn viele dieser Titel gehören nicht mehr zum heutigen Live-Repertoire von Status Quo. Die hohe Professionalität in der musikalischen Performance verdankt Piledriver der Erfahrung und Routine der beteiligten Musiker, die zu den bekanntesten und etabliertesten der Schweizer Rockszene zählen. SHADES OF PURPLE (www.shadesofpurple.ch) widmen sich dem Erbe von Deep Purple und hier besonders der Zeit, als die Briten in den 70ern mit Songs wie „Speed King“, „Child In Time“, „Highway Star“ oder „Burn“ zu einer der grössten Rockbands aller Zeiten aufstiegen. Auch Shades Of Purple bewegen sich hautnah am Original mit wummernder Hammond und Blackmore-like-Stratocaster-Sound und zeichnen sich durch respektvollen und authentischen Umgang mit diesen Rockklassikern aus. Zudem haben sie mit Sänger Jack Kilian einen energiegeladenen und stimmgewaltigen Frontmann, der beeindruckend aufzeigt, wozu Ian Gillan vor langer Zeit in der Lage war. Wer die zu einer mehr oder weniger gemütlichen AltherrenTruppe mutierten Deep Purple erst in den letzten Jahren zum ersten Mal live erleben konnte, kann durch Shades Of Purple erleben, mit welcher brachialen Power die legendären Briten zu Anfang ihrer Karriere den Grundstein zu ihrem weltweiten Erfolg legten.
Ich war nie eine Rockröhre Der Umzug nach Berlin im Juli 2011 war für Dich ein Neubeginn. Seither pendelst Du hin und her. Wann bist Du in Deutschland und wann in Deiner Heimat? Das hängt ganz von meinen beruflichen Aktivitäten hab. Wenn ich in der Schweiz arbeiten kann, bin ich hier. Ansonsten weile ich in Berlin und bin dort kreativ. Ich schreibe dort beispielsweise hochdeutsche Texte für andere Künstler. Wann hast Du Dich denn entschlossen, ein neues Album aufzunehmen? Diese Überlegungen begannen bereits direkt nach dem letzten Album. Weil ich mich während dieser Arbeit von meinem Freund, der zugleich mein Produzent und Gitarrist ist, getrennt habe, haben wir zwischenzeitlich auch eine musikalische Pause eingelegt. Später haben wir die Arbeit wieder aufgenommen. Diese Rahmenbedingungen waren sicher nicht immer einfach. Wenn man privat verbunden ist, ist es eine Herausforderung, sich nur aufs Professionelle zu konzentrieren. Unsere gemeinsame Leidenschaft für die Musik hat uns aber vorangetrieben. Wir sind auch nicht im totalen Streit auseinandergegangen und haben immer noch Respekt voreinander. Ich habe das Glück, mit keinem meiner Ex-Freunde in Streit zu leben. Man teilt sehr viel in Beziehungen, besonders wenn sie wie bei mir immer länger gedauert haben; eine freundschaftliche Verbindung über die Trennung hinaus ist mir wichtig. Inwiefern hat Berlin deine Musik inspiriert? Sehr! Berlin ist ein härteres Pflaster als die Schweiz. Die deutsche Sprache ist sehr direkt, was sich auch auf meine Texte ausgewirkt hat. In Berlin fühle ich mich sehr frei und komme auf viele Ideen. Für Deine erste Single "Du bisch mini Heimat" hast Du Polo Hofer als Duettpartner an Bord geholt. Wie kam es zu diesem Song und zu dieser Zusammenarbeit? Ich hatte den Song bereits als Duett geschrieben und habe mir überlegt, wer als Partner in Frage kommen könnte. Als ich Polo in dieser Zeit an einem Konzert in Wohlen sah, haben wir uns ein wenig unterhalten, etwas getrunken und diskutiert. Weil wir sofort den Draht zueinander hatten, habe ich ihn spontan gefragt, was er von der Idee hält. Er war ganz unkompliziert sofort dabei. Du scheinst nun ganz auf Mundart eingestellt zu sein. Was halten Deine Berliner Freunde von Deinen Songs - und verstehen sie die Texte? Ich muss die Texte übersetzen, aber sie finden sie grundsätzlich grossartig. Mit Schweizer Dialekt zauberst Du in Deutschland jedem ein Lächeln ins Gesicht. Für mich ist es wiederum natürlich dumm, weil ich so viel Zeit in die Texte aufwende und sie keiner versteht (lacht). Ich denke, für einzelne Songs werde ich bei Gelegenheit mal eine Übersetzung schreiben und diese im Internet veröffentlichen. Hast Du schon mal darüber nachgedacht, ein komplettes Album in Hochdeutsch zu machen? Das liegt sicher eigentlich auf der Hand und wäre nicht so weit weg, da ich auch viele Songs in dieser Sprache schreibe. Man hat in Hochdeutsch mehr Wörter zur Verfügung. Da schimmert durch, dass es das Land der Dichter und Denker ist. Ich kann mir das also durchaus vorstellen, aber im Moment liegt mein Fokus klar in der Schweiz. “Chocolat" ist eine Anspielung auf kulturelle Differenzen zwischen Deutschland und der Schweiz in Bezug auf die Liebe. Wo ortest Du in schweizerisch-deutschen Beziehungen die grössten Unterschiede? Das zentrale Klischee betrifft natürlich die Schnelligkeit. Wir Schweizer ticken einfach ein bisschen langsamer, wobei es ja bekanntlich innerhalb der Schweiz auch eine Nivellierung gibt: Die Berner sind in der Hinsicht am extremsten. Ich erlebe das jedoch nicht im negativen Sinne als Langsamkeit, sondern eher als Besinnlichkeit. Die Deutschen sind auch viel direkter, während man in der Schweiz eher vorsichtig abwägt, bevor man sich äussert. Solche Differenzen kommen natürlich auch in einer Beziehung zum Tragen. Man muss sich daran gewöhnen, dass etwas nicht schroff gemeint ist, wenn es direkt kommt. Wir Schweizer wiederum müssen lernen, besser auf den Punkt zu kommen. Weil es ja immer mehr Partnerschaften zwischen Deutschen und Schweizern gibt, sind solche Fragen natürlich immer aktueller. Gibt es auf dem neuen Album ein Kernthema, das Du in mehreren Songs aufgreifst? Definitiv! Wie der Titel schon sagt, ist es das Dasein als Grenzgänge-
Mia Aegerter Mia Aegerter ist mit ihrem vierten Studioalbum "Gränzgängerin" am Start. Wir haben uns mit ihr über ihr Dasein als Pendlerin zwischen Berlin und der Schweiz und ihre musikalischen Pläne unterhalten.
rin. Mich interessieren die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz oder auch jene des sogenannten Röschtigrabens zwischen der Deutschschweiz und der Romandie. Weil ich genau in dieser Region aufgewachsen bin, hat das Thema für mich natürlich einen besonderen Reiz. Der Albumtitel ist aber natürlich auch ein wenig Wortspielerei: Es geht auch darum, Grenzen auszuloten. Ich bin jemand, der vieles ausprobiert und sich immer wieder ins kalte Wasser schubsen lässt. Diese Idee zieht sich durchs ganze Album hindurch. Es ist eine sehr persönliche Platte. Am Schluss des Albums findet sich noch eine neue Version Deines Hits "Hie u jetzt". Weshalb hast Du ihn neu aufgenommen? "Hie u jetzt" ist eine sehr wichtige Nummer für mich, weil sie meinen Durchbruch in der Schweiz bedeutete und ich mit ihr viele positive und schöne Erlebnisse verbinde. Seit der Aufnahme sind neun Jahre vergangen und ich habe mich stimmlich und musikalisch weiterentwickelt. Dabei entstand die Lust, den Song nochmals neu aufzunehmen. Du wirst ja auch auf Tour gehen. Was ist da geplant? Momentan haben wir viele Radio-Gigs. Die Aufgleisung der Tour steht erst am Anfang. Die Band wird gerade zusammengestellt. Ich hoffe, dass es im November eine Tour geben wird im kleineren, akustischen Rahmen, was mir sehr entgegenkommt, weil durch eine intimere Instrumentierung die Texte besser zur Geltung kommen. Ich war nie eine Rockröhre und habe mich in kleineren Formationen immer wohl gefühlt. Auch glaube ich, dass dieses Setting besser zu meiner Stimme passt. Und welche Erwartungen hast Du an den kommerziellen Erfolg des Albums? Da bin ich ein bisschen vorsichtiger. Ich erwarte nicht, dass das Album voll durch die Decke geht. Für mich war es wichtig, dass ich hinter dem Album stehen kann und stolz darauf bin. Ich wünsche mir, dass die Lieder bei den Leuten ankommen. (Das Interview wurde von hitparade.ch gemacht und ist in voller Länge unter www.hitparade.ch nachzulesen)
Zirkus im Knast
MARC SWAY Er hat eine der besten Stimmen in der Schweizer Popszene und sich mit seinem auf Soul basierenden Sound bereits bestens etabliert. Mit dem neuen Album “Soul Circus” baut Marc Sway seinen erfolgreichen Weg weiter aus. Im Interview spricht der frischgebackene “Zirkusdirektor” über seine Pläne, das neue Album und seine Rolle als Coach bei “The Voice Of Switzerland”.
50
Was ist hat sich verändert mit diesem Album? Das am offensichtlich neuste an diesem Album ist die Arbeit mit einem visuellen Thema. Ein Zirkus ist ein Thema, das bei jedem sofort Bilder und Erinnerungen weckt. Dies war Herausforderung und Bereicherung zugleich. Wie und wann seid ihr auf das Thema „Soul Circus“ gekommen? Schon ganz früh, noch bevor die ersten Songs entstanden sind! Dementsprechend beeinflusste diese Idee auch das Songwriting, weil wir bereits feste Bilder im Kopf hatten und dazu schreiben konnten. Hat der Zirkus für dich denn eine spezielle Bedeutung? Der Zirkus ist für mich eine Welt, die unglaublich viel Fantasie zulässt und Nährboden für Kreativität bietet. Darum wirkt der Zirkus auch heute noch eine solche Faszination auf die Leute aus, seit Generationen entführt er uns in eine andere Welt. Wie sieht es aus mit Songs, die dann am Ende doch nicht zum Zirkus passten und wieder eine Schublade gelegt wurden? Solche gab es auch, von manchen Liedern mussten wir uns schweren Herzens wieder trennen. Sie waren zwar gut, passten aber nicht zum roten Faden, welches ein solches Thema eben mit sich bringt. Es ist normal, dass man sich bei der Entstehung einer CD wieder von Songs verabschieden muss, aber bei „Soul Circus“ kam es noch öfter vor als sonst. Dann ist ein solches Thema beim Songwriting eher behindernd, weil die Möglichkeiten beschränkter sind? Man schränkt sich damit ja hauptsächlich stilistisch ein und meiner Erfahrung nach, kann eine solche Einschränkung gerade die Kreativität fördern. Das lässt sich einfach erklären: Wenn dir jemand sagt: „schreib über ein Thema!“, und du kannst frei aus allen Themen wählen, ist es meistens schwieriger, als wenn du bereits eine konkrete Vorgabe hast. Zum ersten Mal enthält dein Album auch einen hochdeutschen Song. Schielst du damit eventuell ein wenig zu unserem grossen Nachbarskanton hinüber? Das ist momentan lustigerweise so ziemlich die erste Frage von jedem Journalisten. Wenn ich das wirklich vorgehabt hätte, hätte die ganze CD hochdeutsch sein müssen und ich
wäre auch nach Deutschland gegangen. Wir merkten einfach, dass der Song auf Deutsch besser funktioniert als in Mundart. Es ist aber auch sonst ein spannendes Lied, weil es sehr polarisiert die Leute lieben oder hassen es. Aber eine deiner Singles war sogar für kurze Zeit in den deutschen Charts. Ganz unbekannt bist du dort also schon nicht? Mit diesem allerersten Song „Natural High“ schrieben wir effektiv ein Stückchen Geschichte, vor allem auch airplay-mässig war er sehr erfolgreich. Die Leute kennen das Lied auch immer noch. Somit machte ich meine Erfahrungen eigentlich gerade zuerst in Deutschland und weiss darum auch, wie intensiv es auf dem deutschen Markt ist, sich zu halten und positioniere. Du hast bereits die Mundart Musik angesprochen. Auf „Soul Circus“ gibt es ein Duett mit Sina. Gab es für diese Zusammenarbeit schon länger Pläne? Wir liebäugelten schon länger damit, ja. Wir kennen uns von diversen vorherigen Zusammenarbeiten, die musikalische Freundschaft besteht also schon länger. Ich bin froh, dass Sina dieser konkreten Anfrage zusagte. Sie ist eine echte Bereicherung für den Song, bei dem sie übrigens auch selbst mitgeschrieben hat. Es gab bereits 2 Soul Circus @ Work Konzerte, die verlost wurden. Davon fand eines an einem ganz speziellen Ort statt. Genau, das eine Konzert fand in einer Primarschule statt. Die Kinder freuten sich natürlich ungemein, dass der reguläre Unterricht für unser Konzert unterbrochen wurde. Und den anderen Auftritt spielten wir im Gefängnis in Horgen, wo wir aber hauptsächlich für die Belegschaft auftraten. Es war interessant, dort zu spielen, weil man ja sonst eher hofft, diesen Ort nie von innen zu sehen. Die Gefängnis-Insassen konnten dich also nicht live erleben? Nein, wir verlosten effektiv ein Büro-Konzert und die Angestellten des Gefängnisses gewannen. Am 15. Oktober findet die Premiere im „Ohlala“ Zelt in Dübendorf statt, welche zugleich dein einziges Konzert für dieses Jahr ist. Ein spezieller Moment für dich, im Zirkus auftreten zu können? Das ist der grosse Bubentraum! Mit der
Entstehung von „Soul Circus“ war ziemlich bald klar, dass wir damit auch mindestens einmal in einem Zirkus auftreten wollen. Das ganze Unterfangen gestaltete sich aber nicht so einfach wie erhofft, vor allem wegen der Infrastruktur, bis wir „Ohlala“ fanden, die uns nun ihr Zelt zur Verfügung stellen. Es werden viele geladene Gäste anwesend sein, aber uns war es auch wichtig, dass die Hälfte der Tickets an unsere Fans gehen. Das ist ja dein einziges Konzert dieses Jahr. War das auch so geplant, vor deiner Nominierung als Coach bei „Voice of Switzerland“? Nein, das war nicht so geplant. Die Sendung ist der Grund, warum wir dieses Jahr nicht mehr Konzerte geben. Ich weiss, wie intensiv das Tour-Leben ist und möchte auch meinen Job als Coach ernstnehmen darum muss die Tour leider noch ein wenig warten. Mit Stefanie Heinzmann, Stress und Philipp Fankhauser bist du Coach bei der neuen Casting-Show beim Schweizer Fernsehen. Was war deine erste Reaktion, als du angefragt wurdest? Ich konnte mich natürlich ein wenig darauf vorbereiten, da ich das Format aus Deutschland bereit kannte. Die Sendung, als eine der einzigen ihrer Art, fesselte mich sofort und darum zögerte ich mit meiner Zusage nicht. Nach „Voice of Switzerland“ folgt dann die Clubtour? Genau, die letzte Sendung läuft im März. Danach möchte ich mich wahrscheinlich für ein oder zwei Wochen auf eine Insel abseilen, damit ich mit frischem Elan in die Clubtour starten kann. Weiter planst du noch nicht? Nach der Clubtour kommen wahrscheinlich schon bald einmal die Festivals und der Rest wird sich von alleine zeigen…
(Das Interview wurde von hitparade.ch gemacht und ist in voller Länge unter www.hitparade.ch nachzulesen)
DVD ETTA JAMES
THE WHO
Live At Montreux 1993
Live In Texas `75
Eagle Vision
Eagle Vision
VARIOUS ARTISTS Johnny Cash - We Walk The Line (DVD/CD) A Celebration Of The Music Of Johnny Cash Legacy / Sony hh. „Oh, nein, nicht noch eine“, war mein erster Gedanke, als ich von dieser Tribute-Veröffentlichung erfuhr. Nach den unzähligen und grösstenteils unsäglichen Versuchen, die Musik von Amerika's grösstem Countrymusiker als Coverversionen neu zu vermarkten, wobei auch nicht vor Punk- oder Hip Hop-Versionen zurückgeschreckt wurde, war das Mass des Erträglichen eigentlich mehr als voll. Selbst die Versionen von etablierten NashvilleGrössen wurden dem „Man In Black“ nie gerecht, zu oberflächlich und auf reine Geldmacherei beschränkt gerieten diese Produktionen bis auf sehr wenige Ausnahmen zu einem Ärgernis. Aber die Information, dass Don Was die künstlerische Leitung dieses Konzerts, das im April dieses Jahres zu Cash's 80. Geburtstag in Austin veranstaltet wurde, übernommen hatte, weckte die Neugier und liess die Hoffnung zu, dass hier endlich sorgfältig, respekt- und liebevoll mit der musikalischen Hinterlassenschaft umgegangen sein würde. Und diese Hoffnung wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern in höchstem Mass übertroffen. Angefangen bei der Band, die die zahlreichen Gastmusiker begleitete: mit den beiden Gitarristen Buddy Miller und Greg Leisz (Pedal Steel, Mandoline), Drummer Kenny Aaronoff, ex-Small Faces/-Faces Ian McLagan an den Tasten und Don Was himself am Bass stand in Austin eine perfekt harmonierende und für Country sehr hart spielende, dabei ungeheuer groovende Truppe auf der Bühne, an der Johnny Cash seine wahre Freude gehabt hätte. Allein die Performance dieser Band ist schon den Erwerb dieser DVD/CD
52
wert, eine einzige pure Freude den Musikern bei der Arbeit zuzusehen. Bei der Auswahl der musikalischen Gäste zeigte Don Was Gespür und ein goldenes Händchen, denn ausnahmslos alle Beteiligten ( u.a. Kris Kristofferson, Willie Nelson, Ronnie Dunn, Shooter Jennings, Sheryl Crow) bieten Extraklasse in ihren Darbietungen. Der Respekt, den sie Johnny Cash dabei zollen, dringt aus jeder Note. Auch wenn hier alles auf höchstem Niveau vorgetragen wird, ragen die Interpretationen von einigen Künstlern doch heraus. Das sind beispielsweise Brandi Carlile, die das Konzert mit einer fulminanten Version vom „Folsom Prison Blues“ eröffnet, das intensive „Hurt“ von einer vom Leben sichtbar gezeichneten Lucinda Williams und ganz besonders das mächtig Spass verbreitende „Jackson“ von der afro-amerikanischen Bluegrass-Truppe Carolina Chocolate Drops. Aber wie gesagt, die restlichen Darbietungen stehen dem nur unwesentlich nach und jeder Fan wird ohnehin seine eigenen Favoriten finden. Das gesamte Konzert ist ganz grosses Kino, gehört ohne Wenn und Aber in jede anständige Sammlung und wird auch Musikliebhaber begeistern, die mit Country an sich nicht so viel am Hut haben, denn hier wird amtlich und auf höchstem Niveau gerockt! Ich empfehle, zuerst die DVD zu geniessen, denn die tollen Bilder dieses sensationellen Konzerts stellen sich immer wieder ein, wenn man später die beiliegende CD hört. Johnny Cash wäre stolz auf dieses Vermächtnis.
hh. Die im Februar 2012 verstorbene schwergewichtige amerikanische Soul/ Blues/Jazz-Sängerin gehört zu den markantesten und aussergewöhnlichsten Stimmen in vorgenannten musikalischen Genres. Unzähligen Sängerinnen war sie Vorbild, u.a Janis Joplin, die gesanglich und vom Ausdruck her in unmittelbarer Nähe zu Etta James agierte. Sie kassierte in ihrer langen Karriere unzählige Auszeichnungen und Preise, wie mehrfach den Grammy, Aufnahme in die Rock'n'Roll Hall Of Fame und auch ein Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame zeugt von ihrem Status. Etta James war zwischen 1975 und 2008 diverse Male zu Gast beim Montreux Jazz Festival. Die besten Auftritte aus den verschiedenen Shows hat Eagle Vision auf der vorliegenden DVD gebündelt und so kommt der Betrachter in den Genuss von 23 Songs, aufgeteilt in die mit 11 Songs umfangreichste Show von 1993, 4 Songs ihres ersten Europa-Besuchs von 1975 (in ihrer Band spielten hier Klaus Doldinger und John Paul Jones), ein Medley aus dem Jahr 1977, das Eagles-Remake „Take It To The Limit“ (1978), 5 Titel aus 1989 und den Abschluss bildet „Your Good Thing Is About To End“ (1990). Die DVD ist eine gelungene und stellenweise unter die Haut gehende Hommage an eine der grössten Sängerinnen, die in ihre Live-Performances ungebändigte Rockpower und soulvolle Emotionen packte und damit ein grosses Publikum zu begeistern verstand. Für Fans unverzichtbar und für alle Nachwuchssängerinnen bestes Anschauungsmaterial.
hh. Wir schreiben das Jahr 1975, The Who haben vor ein paar Wochen ihr siebtes Album „The Who By Numbers“ herausgebracht und starten zur USA-Tournee. Dieser Konzertmitschnitt wurde am 20. November im The Summit, Houston aufgezeichnet und zeigt die Band, wie sie sich hart und dynamisch durch ein mit Hits bestücktes Programm rockt. Roger Daltrey ist bestens bei Stimme, wirbelt das Mikro durch die Luft und gibt den Rockband-Frontmann par excellence. Townsend steht dem showmässig nicht nach, lässt den Arm in typischer Windmühlen-Pose kreisen und knallt hammerharte Riffs aus seiner Axt. Auf der linken Bühnenseite steht stoisch, wie ein Fels in der Brandung, John Entwistle und legt mit seinem einzigartigen Spiel und in seinem typischen metallischen Sound furiose Bassläufe hin. Aber der Madman an sich sitzt hinter den Drums und hämmert, was die Felle hergeben. Keith Moon trommelt wie er lebt, schnell, gnadenlos und immer am Rande des Wahnsinns. Im Grunde ist sein Spiel ein einziges Solo über die komplette Länge des Konzerts und seine sarkastischen, schwarzhumorigen Kommentare zwischen den Songs sind echte Brüller. Die Set-Liste spannt mit 25 Songs einen Bogen von den grossen Single-Hits aus den frühen 60ern („Substitute“, „Magic Bus“, Can't Explain“, „My Generation“) bis hin zu neuem Material aus „Who By Numbers“. Dazwischen gibt es ausgedehnte Reise ins „Tommy“-Land. Die Bild- und Tonqualität lässt (mehr als 2 Kameras gab's nicht) allerdings Wünsche offen, ist jedoch den damaligen technischen Möglichkeiten ge-
DVD schuldet. Auch wenn John Astley bei der Restaurierung das Möglichste getan hat, so musste er doch mit dem arbeiten, was an Film- und Tonmaterial vorlag. Aber dennoch ist „Live In Texas“ ein amtliches Dokument von einer der grössten Rockbands auf der Höhe ihres Erfolges: pur, nackt und vor Energie strotzend. Eine durchaus lohnende Anschaffung!
STAIND Live From Mohegan Sun Eagle Vision
überträgt sich sichtlich auf das Publikum, dessen Reaktion ist für einen Mega-SellerKonzert-Besuch erstaunlich zurückhaltend. Das alles wirkt zu sehr berechnend und nicht bandhomogen. Richtige Rockstimmung geht anders. Und wenn Mike Mushok, der sich selbst offenbar für ein Geschenk Gottes hält, im BonusTeil seine Live-Gitarrensammlung präsentiert und dabei seine 7-saitige Spezialanfertigung vorführt, wird's echt Spinal Tap, so in der NigelTuffnel-Art: Alle Verstärker gehen Volumenmässig bis 10 meiner bis 11!!!
GARY MOORE Blues For Jimi Eagle Vision
grossem Respekt. Gary Moore versteht es zudem, nicht einfach nur nachzuspielen, sondern seine eigene Persönlichkeit einzubringen, ohne dass es den Originalvorlagen schadet. Ganz besonders erwähnt sei auch die perfekt spielende und groovende Rhythmus-Abteilung. Trotz aller Wehmut, die beim Betrachten dieser DVD aufkommt, denn Gary Moore wird wie auch Jimi Hendrix nach wie vor schmerzlichst vermisst, macht das Konzert unglaublich Spass. Hier sind wirklich wahre Meister am Werk, die sich energisch und frisch durch das Programm rocken und bluesen. Für die Songs „Red House“, „Stone Free“, „Hey Joe“ kommen dann die OriginalHendrix-Sidemen Mitch Mitchell und Billy Cox auf die Bühne, wobei der 2008 verstorbenen Mitchell einige (altersbedingte) Schwächen offenbart. „Blues For Jimi“ fällt zwar mit 74 Minuten und ohne jegliches Bonusmaterial relativ kurz aus, ist dennoch jeden Rappen des Anschaffungspreises wert. Ein tolles Konzert einer Klasse-Band.
SUPERTRAMP Live In Paris 79 hh. In ihrer Heimat USA gehören Staind zu den erfolgreichsten Rock-Acts, mit Millionen Plattenverkäufen und zwischen 2001-2005 mit 3 aufeinanderfolgenden Alben auf Platz 1 der US-Charts. Bei uns, wie auch im restlichen Europa (England ausgenommen) hält sich der Erfolg allerdings in überschaubaren Grenzen. Das zeugt, um es böse zu formulieren, vom guten Geschmack der Europäer! Nun denn, schlecht sind Staind nun zwar wirklich nicht, aber langweilig! Die Band ist die härtere amerikanische Antwort auf Nickelback, mit ähnlich wuchtigen Stadion-Refrains. Allerdings haben sie nie die Klasse im Songwriting, jeder Titel hat den gleichen Aufbau und das wirkt auf Dauer sehr ermüdend. Kommt dazu, dass Staind auch optisch nicht viel zu bieten haben, sieht man einmal vom permanenten, offensichtlich bemühten Posen, Bangen und Gitarrengewechsel des Gitarristen Mike Mushok ab. Ansonsten machen die Boys bei diesem im November 2011 mitgeschnittenen Konzert aus der Sun Arena, Connecticut showmässig nicht viel her, auch die Lightshow bleibt dezent. Sänger Aaron Lewis verbreitet dabei überwiegend gelangweilte Arroganz. Das
Eagle Vision
schen Pop und Rock mit verhaltenen Prog-Einflüssen. Die Band spielt einmal mehr perfekt, fast 1:1 zur Tonkonserven-Vorlage. Eine Tatsache, die die Mehrheit der Fans begeisterte, obwohl der Verzicht auf eine etwas freiere Art der Live-Umsetzungen ein seinerzeit oft angeführter Kritikpunkt war. So lässt das Konzert zwar etwas Spannung und Überraschungen vermissen, was jedoch gemessen an der hervorragenden Gesamtleistung der Band nur eine Randbemerkung darstellt. Lediglich gegen Ende turnen ein paar Figuren wie Charlie Chaplin, Superman, ein Clown etc. über die Bühne und Helliwell gibt im Frack den Stardirigenten. Die Set-List ist gespickt mit Hits aus der inzwischen 10-jährigen Karriere wie „School“, „Bloody Well Right“, „The Logical Song“, „Breakfast In America“, „Give A Little Bit“, „Dreamer“ um nur einige zu nennen. „Live In Paris 79“ ist ein schönes Konzert-Dokument über eine der allzeit erfolgreichsten britischen Bands und mit einer Gesamtlänge von 133 Minuten allerfeinstes Futter für Fans dieses Quintetts.
FREDDY MERCURY The Great Pretender Eagle Vision
hh. Es gibt seit dem Tod (1970) des einzigartigen und wegweisenden Gitarristen wohl mehr Hendrix-Tribute-Konzerte als Haare am Sack eines Bären. Darunter gelungene Darbietungen von grossen Gitarristen, die sich Technik und Gefühl ihres Vorbilds zu eigen machen konnten (hier sei ausdrücklich auch Marcel Aebi mit seiner More Experience eingeschlossen). Aber wo Licht ist, gibt es auch Schatten und gerade in dieser Beziehung jede Menge, sogar von bekannten Saitenakrobaten, die mit seelenloser Shredderei das Andenken an Jimi Hendrix zu Tode foltern. Der irische Ausnahmegitarrist Gary Moore gehört nicht dazu. Zusammen mit Primal Scream Drummer Darrin Mooney und ex-Clapton-Bassist Dave Bronze gab er 2007 im Londoner Hippodrome ein HendrixTribute-Konzert, das hier in bester Bild- und Tonqualität festgehalten wurde. Dabei zeigt sich eindrücklich, welch unglaublich guter Gitarrist Moore war, der auch hier wieder eine perfekte Mischung aus Gefühl und bedingungsloser Härte zelebriert, voll und ganz in Jimi's Sinn und mit
hh. 1979 war DAS Jahr der britischen Band um Sänger/Gitarrist /Keyboarder Roger Hodgson. Sie hatten mit „Breakfast In Ameri ca“ das erfolgreichste Album des Jahres auf dem Markt, das mit den Songs „Breakfast in America“, „The Logical Song“, „Goodbye Stranger“ und „Take the Long Way Home“ vier internationale Top-Hits enthielt und befanden sich auf einer 10-monatigen Welttournee. Im Rahmen dieser Tour machte der Supertramp-Tross für vier aufeinanderfolgende Tage in Paris Station. Sorgfältig restauriert zeigt dieser Konzertmitschnitt die Band auf der Höhe ihres Schaffens. Der Sound kommt wuchtig und transparent aus den Boxen und unterstreicht die herausragenden Songs zwi-
hh. Queen's Freddy Mercury war nicht nur einer der allzeit besten Rocksänger und Performer, sondern zugleich eine der schillerndsten und extravagantesten Persönlichkeiten im Music-Business. Mit seinem Charisma und seiner Persönlichkeit konnte er problemlos ganze Stadien ausfüllen und der DVD-Titel „The Great Pretender“ passt zu Freddy wie die Faust aufs Auge. Die vorliegende Dokumentation beschäftigt sich hauptsächlich mit Freddy's Solokarriere, die er abseits von Queen (mit vergleichweise mässigem Erfolg) lancierte. In ausführlichen Interviews mit dem Sänger gewährte er einen tiefen Einblick in seine Persönlichkeit, jedoch stets darauf bedacht, nie zuviel von sich selbst preiszugeben. Auch viele
53
CD ReReleases
DVD ehemalige Weggefährten kommen zu Wort wie beispielsweise u.a. sein Manager Jim Beach und natürlich seine Band-Mates Brian May und Roger Taylor. Ein grosser Teil der Doku umfasst seine Zusammenarbeit mit der spanischen Opernsängerin Montserrat Caballé („Barcelona“), ein langes Interview mit Caballé befindet sich zudem im Bonus-Teil. Die Doku glänzt mit vielen bislang unveröffentlichten Sequenzen, die sie selbst für eingefleischte Queen-Fans hochinteressant und unverzichtbar machen. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn Freddy einige Anekdoten zum Besten gibt. So zum Beispiel, wie es ihn sehr irritierte, dass im Rahmen ihrer Zusammenarbeit Michael Jackson stets sein Lama mit ins Studio brachte, was Freddy schlussendlich bewog, die Zusammenarbeit mit dem Popgott zu beenden. Interessant und für viele überraschend ist auch, dass Mercury Erfolg daran mass, wieviel Geld er machen konnte. So antwortete er auf die Frage eines Journalisten, welcher Song von seinem Soloalbum für ihn selbst der wichtigste sei: „Der, der am meisten verkauft.“ „The Great Pretender“ ist eine der besten Musik-Dokumentationen überhaupt und ein Muss für jeden Mercury-/Queen-Fan sowie absolut unverzichtbar für Musikhistoriker. Laufzeit 107 Minuten.
DEEP PURPLE In Concert With The London Symphony Orchestra 1999 Eagle Vision
hh. 30 Jahre nach Erscheinen der ersten Fusion aus Rock und Klassik, Deep Purple's „Concerto For Group And Orchestra“, wurde das Werk von Jon Lord 1999 wieder aufgeführt. Dieses Mal mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Paul Mann. Dass Jon Lord's Meisterstück überhaupt noch einmal auf die Bühnen gebracht
54
werden konnte, war dem holländischen Purple-Fan Marco de Goeij zu verdanken. Die OriginalPartituren gingen im Lauf der Jahre verloren und de Goeij, selbst Komponist, schrieb sie anhand der Plattenaufnahmen wieder neu und übergab sie Jon Lord. So erlebte also das wohl prägendste und herausragendste Rock meets Klassik-Werk der Musikgeschichte (erst im Nachhinein wurde die tatsächliche Qualität entsprechend gewürdigt) seine Wiedergeburt und zweifellos ist festzustellen: Dies ist das Original, jegliche gleichgelagerten Fusionen, von denen es ja mittlerweile jede Menge gibt (allen voran das unsägliche Metallica-Opus mit dem San Francisco Symphony Orchestra), können sich hinter Jon Lord's Werk nur verschämt verstecken - ausnahmslos! Das sahen auch die begeisterten Zuschauer in der Royal Albert Hall so, die das Konzert mit langanhaltenden stehenden Ovationen feierten. Sie kamen in den Genuss einer aussergewöhnlichen Aufführung, die neben dem kompletten „Concerto For Group And Orchestra“ einige weitere Songs (z.T. aus den Solokarrieren der Purple-Musiker), die nicht unbedingt zu Deep Purple's aktuellem LiveProgramm gehören, erleben durften. Die Gastauftritte von u.a. Sam Brown, Ronnie James Dio, Miller Anderson begeistern gleichermassen. Steve Morse unterstreicht seinen Ruf, einer der besten Gitarristen zu sein, ausdrücklich. Er ist zwar ein ganz anderer Typ wie Blackmore, glänzt jedoch mit technisch brillianter Fingerfertigkeit, absolut sauberem, hingebungsvollem Spiel und versucht nie, Blackmore zu kopieren. Ian Paice und Roger Glover sind ohnehin eine der besten Rhythmusabteilungen im gesamten Rockzirkus und Jon Lord zeigt, dass er als Pianist herausragend ist, an der Hammond aber ein Gott! Die DVD besticht durch messerscharfe Bildqualität und perfekten Sound, besser geht's nicht. Gleiches gilt für die Kameraführung, die die einzelnen Musiker immer wieder stimmungsvoll ins Bild rückt, was bei der Menge der beiteiligten Person ein echtes Kunstwerk darstellt. Fazit: diese DVD ist etwas vom Besten, was es im Bereich LiveMusik auf Konserve gibt und zugleich ein wunderschönes und beeindruckendes Andenken an einen der grössten Söhne Englands: Jon Lord! Die Collector’s Edition kommt noch mit zusätzlicher CD.
EMERSON, LAKE & PALMER - First Album 3 CD Deluxe
Edition - Tarkus 3 CD Deluxe Edition Sony
hh. Anfangs der 70er Jahre waren Musikkonsumenten, speziell Rockfans, offen für jegliche neue Sounds. Musikalische Grenzen im heutigen Sinn gab es noch nicht, so experimentierfreudig wie die Künstler waren auch die Konsumenten. Eine neue Deep Purple oder Black Sabbath Scheibe wurde von den gleichen Leuten genauso begeistert auf- und angenommen wie Outputs von Prog-Bands wie Yes, Gentle Giant oder eben Emerson, Lake & Palmer. Hauptsache es war neu und rockte. Mit ihrem Debut setzte sich das britische Trio 1970 auf Anhieb bestens in Szene und sorgte mit dem enthaltenen Song „Lucky Man“ für einen Mega-Hit, der bis heute Dauergast in den internationalen Radiostationen geblieben ist. Auch die ausufernden Songs mit endlosen Keyboard-Soli entsprachen dem Zeitgeist und etablierten die Truppe als hochrespektierten, auf technisch höchstem Niveau musizierenden Act. Mit dem zweiten Album „Tarkus“ (1971) bauten ELP ihren Erfolg weiter aus und speziell durch ihre bombastischen Live-Shows, in den Keith Emerson gerne mit einem riesigen Messer seine Hammond malträtierte, bekamen sie schnell den „Supergroup“-Status verpasst. Die hier vorliegenden Editionen beinhalten jeweils auf einer CD das Original-Album, das Album in neuem Mix + alternative Versionen und das ganze als DVD-Audio in neuem 5.1 Mix. Die Remixe hat Prog-Papst Steve
Wilson erarbeitet. Generell ist zu sagen, dass sich die Remixe im Vergleich zum Original klanglich transparenter präsentieren, das war's aber auch schon. Grosse Soundveränderungen sind nicht auszumachen, was wohl daran liegt, dass die ursprünglichen Aufnahmen nicht nur für damalige Verhältnisse sehr gut waren. Der 5.1 Mix dagegen wird die Gemüter teilen. Diejenigen, die ein offenes Ohr für moderne soundtechnische Errungenschaften haben, werden damit ihren Spass haben. Eingefleischten ELP-Fans dürfte es allerdings mehrheitlich kalt den Rücken herunterlaufen, wenn der Sound bis auf die Knochen seziert wird. Deutlich sind die Overdubs zu hören und der damaligen Technik geschuldet, kommen sie ohne Fading abrupt und wirken erschreckend. Was im Original-Mix nicht zu hören war, tritt hier offen zu Tage und zerstört den Mythos, der diesen beiden LPs anhaftete. Steven Wilson kann man da keinen Vorwurf machen, er musste halt mit dem Material arbeiten, das ihm vorlag. Aber wie gesagt, Analytiker werden daran ihre Freude haben und die anderen ELP-Fans werden sich wieder an ihren Original-LPs erfreuen. So bleibt unterm Strich: Für Historiker, Toningenieure und Sammler machen diese Deluxe-Editionen durchaus Sinn, alle anderen sind mit den „normalen“ RemixVersionen, die auch in anderen Formaten erhältlich sind, besser bedient.
THRESHOLD Psychedelicatessen (2 CD) Nuclear Blast / Warner
lg. Nuclear Blast re-releasen im Sog des neuen Meisterwerks "March Of Progress" der englischen Progressive-MetalInstitution Threshold nach und nach alle alten Alben der Band. Den Anfang machen nun der legendäre Erstling "Wounded Land" sowie der hier vorliegende Nachfolger "Psychedelicatessen". Kurz nach der Veröffentlichung des Klassikers "Wounded Land" verliess Sänger Damian Wilson die Band. Glynn Morgan hatte ja
ReReleases CD schon Tourerfahrung gesammelt und war nun der logische Nachfolger. Seine sehr kraftvolle Stimme drückt dem eingängigen, aber immer noch sehr anspruchsvollen und im Vergleich zum Erstling etwas härteren Material den Stempel auf. Auch kam mit "Innocent" der balladeske Teil von Threshold zu Tage. Ein wahrlich tolles Album. Spannend ist aber die CD 2 mit zwei guten Studionummern, welche nicht auf dem Album gelandet sind ("Fist Of Tongues"
und das pompöse "Halfway Home"). Dann folgen noch 5 coole Live-Songs, unter anderem die Debutklassiker "Sanity's End" und "Paradox". Tolles Package!
MC SQUARED Tantalizing Colours: The Reprise Recordings» Now Sounds/ Cherry Red rp Mc Squared existierte von 1967 bis 1969 und veröffentlichte in dieser Zeit vier Singles und ein Album, das aber nie herausgegeben wurde. Das
Quintett um Sängerin Linda Carey und die legendären Studiomusiker Jim Keltner und Randy Sterling fühlte sich im Softpop, Folk und Psychpop zu Hause und versah ihre Songs teils mit ungewöhnlichen Arrangements (z.B. Fred Neils «Everybody's Talkin»). Irgendwo zwischen den The Mamas and The Papas, Jefferson Airplane und Millenium machen MC Squared auch heute noch eine gute Figur.
THE ORIGINAL ALBUM SERIES
Bislang erschienen: A-HA AMERICA AZTEC CAMERA BAKER,ANITA BENSON,GEORGE BOOKER T&THE MG'S BOOTSY'S RUBBER BAND BREAD BUCKLEY,TIM BUTTERFIELD BLUES BAND CARS CHAPIN,HARRY CHARLES,RAY CHIC CHICAGO COLE,NATALIE COLEMAN,ORNETTE COLLINS,JUDY COLTRANE,J OHN COOPER,ALICE CORRS,THE COSTELLO,ELVIS DARIN,BOBBY DARIN,BOBBY DAVIS,MILES DE LA SOUL DOKKEN DOOBIE BROTHERS,THE DR.JOHN DREAM THEATER DRIFTERS,THE DUKE,GEORGE ECHO&THE BUNNYMEN ELLINGTON,DUKE EVERLY BROTHERS EVERYTHING BUT THE GIRL FAITH NO MORE FLACK,ROBERTA FLEETWOOD MAC FOGHAT FOREIGNER FRANKLIN,ARETHA HARRIS,EMMYLOU HATHAWAY,DONNY INCREDIBLE STRING BAND,THE J.GEILS BAND JARREAU,AL JESUS&MARY CHAIN JOBIM,ANTONIO CARLOS JONES,RICKIE LEE JOSEPH,MARGIE
hh. Unter diesem Oberbegriff werden regelmässig neue Box-Sets mit jeweils fünf Original-CDs veröffentlicht. Es handelt sich dabei durchweg um Outputs von Künstern, die in den verschiedensten musikalischen Genres zu Hause sind/waren und jeder für sich zu den wichtigen, erfolgreichen (was ja nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit wichtig stehen muss) oder wegweisenden Acts gehört(e). Diese Reihe macht aber in jedem Fall durchaus Sinn, denn für relativ wenig Geld bekommt man eine Menge Musik von Warner Music-Künstlern, die...(siehe oben). Die Liste der erhältlichen Box-Sets in dieser Reihe umfasst mittlerweile knapp 100 Titel, dabei gibt es einige Raritäten zu entdecken. Und auch Sammler, die schon die eine oder andere Scheibe aus solch einer Box im Regal haben, können bei dem BoxSet-Preis nichts falsch machen, wenn sie sich auf Grund einer fehlenden Platte in der Sammlung hier gleich das 5er-Paket besorgen. Die doppelten Scheiben kann man ja gern verschenken. Die einzelnen CDs der Box-Sets kommen im dünnen Pappschuber daher, der jedoch das Original-Cover reproduziert. Es gibt also nichts zu meckern an dieser „Original Album Serie“, ausser dass viele der CDs von Original-Vinyl-LPs ohne Remastering überspielt wurden. Wer auf restaurierte und remasterte Neuauflagen wert legt, kann sich die meisten dieser CDs als Einzelexemplare sicher kaufen, allerdings dann zu einem wesentlich höheren Preis. Als Vervollständigung der heimischen Sammlung eignen sich die BoxSets dieser Serie allerdings hervorragend. TRACKS verloststellvertretend vier verschiedene Box-Sets aus dieser Reihe: ALICE COOPER für die Rocker, DWIGHT YOAKAM für die Cowboys/-girls, FLEETWOOD MAC (feat. Peter Green) für die Blueser und THE INCREDIBLE STRING BAND für die Fans britischer FolkMusic. Alles weitere zur Verlosung und den in diesen Boxen enthaltenen Veröffentlichungen auf Seite 62.
JOSEPH,MARGIE KHAN,CHAKA KING,BEN E. KNEF,HILDEGARD LES HUMPHRIES SINGERS LINDENBERG,UDO LINDENBERG,UDO&DAS PANIK ORCHE LITTLE FEAT LOS LOBOS MADONNA MANHATTAN TRANSFER MANN,HERBIE MIDLER,BETTE MINGUS,CHARLES MINISTRY MODERN JAZZ QUARTET,THE MONKEES,THE MONTGOMERY,JOHN MICHAEL MONTROSE MORISSETTE,ALANIS NEWMAN,RANDY ORBITAL PANTERA PASSPORT PAXTON,TOM PICKETT,WILSON POGUES PRETENDERS RAITT,BONNIE RASCALS,THE REA,CHRIS REDDING,OTIS REPLACEMENTS,THE RUNDGREN,TODD SANBORN,DAVID SIMON,CARLY SIMPLY RED SISTER SLEDGE SISTERS OF MERCY SPINNERS,THE STATIC-X STEWART,ROD STONE TEMPLE PILOTS VIOLENT FEMMES WARWICK,DIONNE WRIGHT,CHARLES&THE WATTS 103RD X YOAKAM,DWIGHT ZEVON,WARREN ZZ TOP
55
LIVE REVIEWS THE FORCE Pratteln, Galery, 5.10. 2012 mg. Es ist Freitag, der 5. Oktober 2012 und Hanns Haurein, Beat Schaub und Mark Elliot alias THE FORCE haben nach drei Jahren und ungeduldigem Hufescharren im Sand endlich ihr neues Baby " STONE COLD" in der Galery in Pratteln offiziell released. Im Gepäck mit dabei an den Keys ex-"Lies" Tastenmann Loovy und Sänger Peter Tanner (Ex-Bloody Six/ Witchcraft/ Krokus), welche an diesem Abend den ersten Gig hatten mit dem Trio. Sie werden in Zukunft fester Be standteil von THE FORCE sein und aus der Band ein Quintett machen. Das aktuelle Album jedoch, stammt noch ganz aus der Feder des Dreiergespanns. Der Titel des Silberlings ist eigentlich ein absolutes Paradox, denn von wegen "eiskalt": Höchstens eiskalt HEISS serviert! Glühende Hot Stone Massage für die Gehörgänge. Wilde und ungezähmte Bühnenpräsenz steigerte die Begeisterung des Publikums von Song zu Song. The Force wussten mit gekonntem Zusammenspiel und einer Unmenge an Spielfreude zu überzeugen. Fetter Hardrockstarkstrom gepaart mit Bluesrockeinflüssen jagte durch den vollen Saal. Das erste Set galt ganz und gar dem neuen Album und wurde mit dem flotten Opener " Ride" eingeleitet. "Run Run Run" und "Giving It Up" stellten sich als absolute Kracher mit einschlägigem Groove heraus. Ihnen verlieh Peter Tanner mit seinem Organ mächtig Druck. Auch wenn Mark Elliot sich dem eingefleischten Gitarrenspiel widmen konnte, kam auch er mit kräftigem, rauen Gesang zum Zuge. Eben so, wie man es von ihm gewohnt ist. Professionelle Musiker, mit Leib und Seele dabei. Mit "All I Need" kam ein jeder Bluesrocker voll auf seine Kosten, ebenso Liebhaber der ruhigeren Töne mit der Ballade "Black Rain". Im zweiten Set kam man unter anderem in den Genuss von "Feel Alright", „Louisianna Blues", „Road To Nowhere" oder "Crying In The Rain" aus den vorherigen Alben. Kräftig unterstützt wurde das Trio dann auch noch von der Prominenz der Schweizer Rockszene. Dabei kam es zu quasi zu einer chemischen Ketten-
SCHÖRE MÜLLER
INGA PULVER
MANY MAURER ANDY PORTMANN BÄUMLI BAUMGARTNER
SLÄDU
V.O. PULVER
Fotos: Rockpearl&Bluesdrop
GIANNI PONTILLO
56
FREDDY STEADY
reaktion auf der Bühne, die sich gewaschen hatte. Mit Andy Portmann (Ain't Death Yet), Gianni Pontillo (The Order/ Pure Inc) am Mikro, Thomas "Bäumli" Baumgartner (Undergod) mit Gesang und Gitarre und Freddy Steady (Krokus, Gianna Nannini) am Schlagzeug . Oder es gaben sich Haureins Tochter Inga Pulver und Schwiegersohn V.O. Pulver (Gurd), Many Maurer (Krokus, Ain't Death Yet), Slädu (Burn, Tangerine Dream, Göla), Shöre Müller (Span) die Saiten in die Hand, shredderten was nur ging. Damit boten The Force eine explosive Mischung an Abwechslung aus Rock N' Blues und präsentierten ihr neues Album mit Bravour und katapultierten die alten Hauer gleich hinterher. Was einmal mehr zeigte, was zeitlos gute Musik ist. Die Köpfe wippten, die Beine zappelten im Takt und es war schwer die Kamera ruhig zu halten. Man konnte gar nicht mehr genug bekommen, und das trotz zwei reich gefüllter Sets. Von Scheibe zu Scheibe steigerten sich die Jungs und das ist auch diesmal wieder der Fall. Der „Stone Cold“-Silberling glänzt und seine Schöpfer mit ihnen. Ein durchweg gelungener Release eines neuen Meisterwerkes!
LIVE REVIEWS VOICES ON TOP-FESTIVAL Pontresina, 11. - 14. Oktober 2012 Mit Roger Hodgson, Marlon Roudette, Züri West, Roachford, Heidi Happy, Kutti MC, William White, Aloan, Anna Rossinelli u.v.m. Was gibt es Schöneres als bei besten Wetterbedingungen, sauberer Luft, einer grossartigen Natur und vielen Freizeitangeboten den Abend musikalisch ausklingen zu lassen? Die vier Tage in Pontresina haben überzeugt und zwar in musikalischer und emotionaler Hinsicht. Mit Roger Hodgson, Marlon Roudette und Züri West waren im Kongresszentrum Rondo drei Grössen am Start, die das durchmischte Publikum von den ersten Klängen an in seinen Bann zogen, sicherlich auch wegen der sehr intimen Atmosphäre, die herrscht, da nicht mehr als 500 Besucher zugelassen werden. So konnte denn auch an zwei Abenden die „Sold out“Tafel an den Eingang gestellt werden. Die Bands Aloan, William White und Kutti MC waren zudem perfekt ausgewählte und passende Anheizer und bewiesen, dass auch die Schweizer Szene sehr viel zu bieten hat. Auch die mit einem köstlichen Dinner verbundenen Konzerte von Heidi Happy und Roachford im Hotel Fotos: Klarlicht.ch
MARLON ROUDETTE
ROACHFORD
ROGER HODGSON
ANNA ROSSINELLI
AYNSLEY LISTER
Kronenhof überzeugten durch grosse Klasse und äusserst berührende Momente. In der Pitschna Scene konnte man es nach den Hauptkonzerten richtig krachen lassen, Bands wie Channelsix, Aynsley Lister und Trauffer machten Lust auf Bier und spätes Zubettgehen. Doch auch für die ruhigen Klänge war gesorgt, im Sporthotel konnte man in charmanter Atmosphäre Akustik-Sets von Anna Rossinelli, Anna Kaenzig und Henrik Belden genossen werden. Fertig? Nein, noch lange nicht. Im Eventzelt vor Kongresszentrum spielten vor den Hauptevents Bands wie Paul Etterlin, Cha da Fö, Martina Linn und Ursina auf, hier handelte es sich vor allem um regionale Talente. Schön, dass auch das einheimische Schaffen gewürdigt wird, da gibt es auch gegenteilige Beispiele. Am Samstag sorgten die Gebirgspoeten an der Lesung im Hotel Müller für Schenkelklopfer und wer es tatsächlich schaffte so früh aufzustehen, konnte auf Alp Landguard mit dem Komödianten Grosi und seiner Truppe lachen und das Festival beschliessen. Fazit: „Voices on Top“ ist ein absolutes Juwel mitten in den Bündner Bergen, das mit abwechslungsreichem, herrlich gutem Programm überzeugt und dem/ der BesucherIn die Qual der Wahl lässt, welche Konzerte denn besucht werden können. Zeitlich jedoch so gut abgestimmt, dass man jeden Tag mehrere Konzerte besuchen kann. Und auch die Brieftasche wird nicht zu arg strapaziert. Ausser dem Hauptevent und dem Dinner sind nämlich alle Konzerte frei. Pontresina, I'm coming back!
HEIDI HAPPY
57
LIVE REVIEWS BILLY TALENT Eishalle Deutweg - Winterthur 5.10. 2012 Foto: Regina Kühni
rk. Nach dem Greenfield Festival, dem Album Release und einem erfolgreichen, exklusiven Showcase in Zürich pilgerten die Kanadier auf ihrer Tour nach Winterthur. In der Eishalle Deutweg wollten sie zusammen mit Anti-Flag das Eis zum schmelzen bringen. Wer sich an die letzte Show von Billy Talent in genannter Halle erinnerte, konnte negativ vorbelastet sein. Gab es doch damals einige Probleme beim Ausgang und an der Garderobe. Doch die Organisatoren lernten sofort dazu und lösten die unglücklichen Probleme routiniert. Trotzdem ist die Eishalle nicht als beliebte Konzertvenue bekannt, was aber die rund 2'800 Fans nicht davon abhielt dorthin zu reisen. Nachdem die beiden Vorbands eröffneten standen Billy Talent pünktlich auf der Bühne und starteten mit dem Intro zum neuen Album. Dies konnte vermuten lassen, dass die Death Silence Tour mehrheitlich auch aus den neuen Songs bestand ohne die wichtigen Klassiker zu vergessen. Dem war aber ganz und gar nicht so, zur Freude der Fans spielte sich die Truppe durch sämtliche Alben und überzeugte mit einem perfekten Mix aus alten, neuen und wichtigen Hits. Es wurde gejohlt, mitgesungen und gegrölt was auch die Temperatur in der Halle ansteigen liess. Obwohl die Lautstärke leider gar am unteren Limit war und somit die hintersten Reihen nicht mehr ganz so energievoll erreichte, wippten auch die letzten Reihen mit einem breiten Grinsen mit. Mit ihrer unerwartet genial gewählten Setliste bewies die Truppe um Ben warum sie so erfolgreich sind. Nach lautem Rufen und einer netten Welle fand die Show ihr Ende mit drei Zugaben und dem allseits Beliebten Red Flag als Schluss.
THE ORDER Galery, Pratteln 24.8.2012 ip. Die Band um die beiden Protagonisten Gianni Pontillo und Bruno Spring luden zur Taufe ihres Neulings „1986“ ins Pratteler Galery, in dem die Feier in angemessen gemütlicher Clubatmosphäre über die Bühne ging. Gemütlich setzte sich das Quartett allerdings überhaupt nicht in Szene, sondern rockte in zwei amtlichen Sets durch den Abend. Einen Supportact hatte man sich zugunsten der ersten Runde, die aus Songs ihres älteren Repertoires bestand, gespart und heizte den anwesenden Fans direkt vom ersten Song „Madmen With Loaded Guns“ an mächtig ein. Ausnahmesänger Pontillo mobilisierte mit einer grandiosen Performance das enthusiastische Publikum, das seinerseits die Strassenfeger „Mama I Love Rock'n'Roll“, „On The Radio“ oder auch den letzten Song vor der Pause „Son Of Armageddon“ mit der Band zelebrierte. The Order hatten dann im zweiten Set nicht nur eine Menge neuer Nummern auf Lager, sondern auch einen Koffer voll guter Laune eingepackt. Bassist Andrej gab Waldorf und Stattler aus der Muppet Show in Personalunion und unterhielt die anwesenden Gäste mit hoch amüsanten Zwischenbemerkunge n, während Gitarrist Spring sein Trademarkposing durchzog, als gäbe es kein Morgen. Groovemaschine Tschibu Casciero lieferte gewohnt Fotos: Inga Pulver wuchtige Leitplanken zum neuen Material und damit rundeten The Order ihre Plattentaufe mit Highlights wie „Long Live Rock'n'Roll“, „Love Ain't A Game To Play“ oder „Damn Hot Chick“ zu einem äusserst gelungenen Abend ab. Ihr viertes Album „1986“, das titelgemäss vom HardrockSpirit der 80er Jahre lebt und diesen bis zum letzten Tropfen auskostet, durfte somit ein standesgemässes, humoriges und energetisches Wiegenfest feiern. Wer The Order bisher noch nicht live erlebt hat, sollte das schleunigst nachholen, denn diese Jungs haben sich ihren festen Platz in der Szene eindeutig erspielt.
58
LIVE REVIEWS TESTAMENT / GURD Luzern, Schüür 3.8. 2012 mv. Nachdem das neue Testament Album "Dark Roots Of Earth" wie erhofft ein absoluter Oberhammer geworden ist und mit Sicherheit als heisser Anwärter zum Album des Jahres geltend gemacht werden kann, stieg die Vorfreude auf den Testament Gig in Luzern nochmals stark an. Mit Gurd wurde zudem eine der besten Schweizer Bands überhaupt als Support verpflichtet, einem Metal Abend par excellence stand somit nichts mehr im Weg.Dachten sich zumindest die Fans, welche nicht per Zufall noch im Internet vor der Show vom Slot Wechsel infolge eines Wacken Gigs von Testament am nächsten Tag erfuhren. So standen dann für einige Leute sehr überraschend Testament schon um 20.30 Uhr auf der Bühne und spielten nur eine Stunde, was doch recht vielen Fans etwas sauer aufgestossen war. Der Eintrittspreis war ja schliesslich nicht gerade billig und eine halbe Stunde länger spielen wäre locker drin gewesen ohne den Wacken Gig zu gefährden. Auf der positiven Seite spielten Testament dafür einen Auftritt voller Energie, unbändiger Power und purem Oldschool Thrash Metal vor brechend voller und schweissgetränkter Kulisse. Neue Brecher wie "Rise Up", "Native Blood" oder "Dark Roots Of Earth" wechselten sich mit Klassikern wie "The New Order", Into The Pit", "Over The Wall" oder "Practice What You Preach" gekonnt ab. Dazu war es einfach nur geil, Chuck Billy und seine fantastische Band endlich wieder auf einer Schweizer Bühne zu sehen. Vor allem Gitarrist Alex Skolnick
FU MANCHU Schaffhausen, Kammgarn 21.9.2012 Zürich, Plaza 24. 9.2012
Fotos: Sonja Vaucher
brillierte mal wieder mit unglaublichen Soli, während ex-Dark Angel-Legende Gene Hoglan einmal mehr bewies, dass er eine lebende Drum-Maschine ist. Was für eine brachiale Wucht! In dieser Form haben Testament zusammen mit Overkill und Exodus die meisten der "Big Four" längst hinter sich gelassen. Einziger Wehrmutstropfen war, wie gesagt, die sehr kurze Spielzeit, ein Testament Konzert ohne "Alone In The Dark" und "Disciples Of The Watch" geht eigentlich gar nicht. Dafür können dann die plötzlich zum Headliner beförderten Gurd nun stolz von sich behaupten, einmal von Testament supportet worden zu sein. Auch geil und man mag es den super sympathischen Jungs um das Schweizer Metal-Urgestein V.O. Pulver von Herzen gönnen, dass ihr Konzert danach ebenfalls noch von einer grossen Schar Headbangern abgefeiert wurde. Ihr saucooler Mix aus Hardcore und Thrash Metal groovte jedenfalls ohne Ende und so wurde vor der Bühne gebangt und gemosht ohne Ende. Ex-Messiah Drummer Steve Karrer scheint der Band dabei nicht nur im Studio einen ordentlich Tritt verpasst zu haben, denn gerade neuere Songs wie "Never Fail" oder "Terminate" donnerten absolut brachial aus den Boxen und zeigten dabei deutlich, dass mit Gurd weiterhin verstärkt zu rechnen ist. Die Schüür blieb jedenfalls bis zum Schluss gut gefüllt und Gurd waren schlussendlich ein verdienter und souveräner Headliner.
lg. Neben Kyuss sind Fu Manchu die wichtigste Band des Stoner-Rocks Markenzeichen sind da schwere Riffs, pumpende Bassläufe und treibende Drums. Fu Manchu sind dennoch einigermassen rockig und somit zugänglicher als manche ihrer Branchenkollegen. Gleich zweimal haben die Kalifornier um Frontmann Scott Hill (v., git.) und Ausnahmedrummer Brant Bjork (ex-Kyuss) ihren 1997er Klassiker „The Action Is Go“ in voller Länge aufgeführt. Support-Act waren die vielversprechenden The Shrine (wie Fu Manchu ebenfalls aus dem Grossraum Los Angeles stammend). Der erste Schweizer Gig fand im wunderschönen Schaffhauser Klub Kammgarn statt, und das an einem Freitagabend. Kein Wunder, dass das erwartungsfrohe Publikum schon The Shrine kräftig abfeiert, welche mit tollem Retro-Hard-Rock überzeugen. Die Jungs um Frontmann Josh sind erstmals in Europa unterwegs und stellen ihr Album "Primitive Blast" vor. Auch Outfitmässig macht der L.A.-Dreier mächtig Spass und hat kräftig in der Retro-Kiste gewühlt insbesondere das gekringelte Gitarrenkabel von Josh ist echt Kult. Nach einer guten halben Stunde auf einem hohen Energielevel ist leider Schluss. Fu Manchu lassen sich dann etwas Zeit. Schon ab dem ersten Ton werden sie vom zahlreich erschienenen Kammgarn-Publikum kräftig abgefeiert. Perlen wie "Evil Eye", "Action Is Go", "Anodizer", "Laserb'last" oder das SSD-Cover
"Nothing Done" haben gar nichts anderes verdient. Die Band strotzt vor Spielfreude, kommt kompakt daher und präsentiert sich sehr aktiv auf der Bühne. Brant Bjork sitzt sehr tief hinter seinem Drumkit und brilliert mit einem tollen Solo. Kult ist die neue "Frisur" von Scott als ob er in eine Steckdose gelangt hätte (macht sich beim Headbanging besonders gut). Auch das standesgemässe Polo-Shirt gefällt. Nach etwa 80 Minuten und den Zugaben "Mongoose", King Of The Road" und "Godzilla" (ein Blue Öyster CultCover) ist der Spass dann vorbei. Alle scheinen zufrieden zu sein. Ähnlich ist die Show in Zürich. Nach verhaltenem Anfang bei The Shrine geht das Publikum gut mit und feiert Fu Manchu auf der ganzen Linie ab. Das reguläre Set ist genau wie ein paar Tage zuvor: "The Action Is Go" in voller Länge. Der Zugabenblock unterscheidet sich dann etwas: vier Songs werden gezockt und zwar unter anderem "Hell On Wheels", "Mongoose" und "California Crossing". Als Fazit kann festgehalten werden, dass der Ausflug von Fu Manchu auf Schweizer Boden alle Besucher glücklich gemacht hat (auch die VinylSammler mit tollen neuen Versionen von "The Action Is Go" als Doppel-LP). Allerdings waren die Setlängen genug Stoner-Sounds sind auf Dauer etwas monoton und ein Set von 80 Minuten reicht da vollends.
59
KONZERTKALENDER
präsentiert
7. 11. Zürich, Komplex 457 12.11. Solothurn, Kofmehl
16. 11. Zürich, Komplex 457
18. 11. Zürich, Komplex 457
11.12. Basel, St. Jakobshalle
18. 12. Zürich, Komplex 457
29.12. Winterthur, Eulachhalle 60
ALIVE & SWINGING mit
DR. CRANKNSTEIN
JADED HEART
GARVEY , NAIDOO, SASCHA,
10.11. Wettingen, Tiger Bar
28.11. Pratteln, Galery
MITTERMEIER
DR. FEELGOOD
JAMES BROWN TRIBUTE SHOW
9.+10.11. Zürich, Kongress haus
14.11. Pratteln, Galery
5.1. Zug, Chollerhalle
AMY MACDONALD
DUSTY BOOTS
JOHN MAYALL
9.+10.12. Zürich, Komplex 457
10.11. Pratteln, Galery
4.12. Basel, Volkshaus
ARENA
ELUVEI TIE, 6 9 CHAMBERS,
5.12. Zürich, Volkshaus
23.11. Pratteln, Galery
FINNTROLL, RED SHAMROCK
KATATONIA
ASKING ALEXAND RIA
29.12. Winterthur, Eu lachhalle
30.11. Luzern, Schüür
4.2. Zürich, Volkshaus
END OF GREEN
KONSTANTIN WECKER
AUGUST BURNS RED, THE DEVIL
21.12. Pratteln, Galery
1.12. Zürich, Volkshaus
WEARS PRADA, WHI TEC HAPEL
EVERLAST
KRIS KRISTOFFERSON
16.11. Zürich, Komplex 457
14.12. Zürich, Abart
20.11. Zürich, Kongresshaus
BABY JAIL
EWIG
KY LA LA GRANGE
16.11. Zug, Chollerhalle
5.11. Zürich, Plaza
20.11. Zürich, Plaza
BASTIAN BAKER
FAMARA
22.11. St. Gallen, Kugel
4.12. Bern, Bierhübeli
1.12. Pratteln, Galery
23.11. Bern, Bierhübeli
5.12. Luzern, Schüür
15.12. Brugg, Art Bar
24.11. Bas el, Kaserne
6.12. Basel, Volkshaus
27.12. Frutigen, Rustico Pub
25.11. Luzern, Schüür
7.12. Zürich, Komplex 457
FINK
LI ANNE LAS HAVAS
BIG FOX
10.11. Zürich, Komplex 457
1.12. Zürich, Kaufleuten
02.11. Zug, Chollerhalle
FLORENCE & THE M ACHINE
LI ONEL RICHIE
03.11. St.Gallen, OYA
21.11. Winterthur, Eishalle
6.11. Zürich, Hallenstadion
BLUMEN TOPF / MESHUGG A
GET WELL SOON
LI VE WI RE
30.11. Zürich, Komplex 457
03.11. Zürich, Mascotte
9.+10.11. P ratteln, Z7
BONAPARTE
4.11. Luzern, Schüür
LOVEBUG S
3.11. Herisau, Casino
GÖLÄ
2.11. Solothurn, Kofmehl
7.11. Basel, Volkshaus
9.11. Zürich, Hallenstadion
3.11. Glarus, Holästei
CALEXICO
GOSSIP
9.11. Aarau, K IFF
15.11. Bas el, Volkshaus
25.11. Bas el, St. Jakobhalle
10.11. Rubigen, Mühle Hunziken
CHICK COREA TRIO
GRAVEY ARD
17.11. Winterthur, Salzhaus
23.11. Zürich, Tonhalle
11.12. Zürich, Mascotte
30.11. Mels, Altes Kino
CHRIS BROWN
GURU GURU
1.12. Lausanne, Les Docks
30.11. Bas el, St. Jakobshalle
9.11. Pratteln, Galery
21.12. Schaffhausen, K ammgarn
CHRIS FARLOWE
HARDCORE BLUESBAND
22.12. Lyss. Küfa
25.11. Pratteln, Galery
24.11. Pratteln, Galery
27.12. Zürich, Härterei
CRAZY DIAMOND
HAUDEGEN
LUNIK
24.11. Zug, Chollerhalle
1.11. Zürich, Papiersaal
28.11. Baden, Nordportal
DAN BAIRD & HOMEMADE SIN
HECHT
29.11. Fauenfeld, Altes Eisenwerk
22.11. Pratteln, Galery
28.11. Baden, Merkker
30.11. Zürich, Kaufleuten
DEEP PURPLE
13.12. Zürich, Exile
1.12. Basel, Volkshaus
8.12. Bern, Expo-Halle
HEIDI HAPPY
2.12. Solothurn, Kofmehl
DIANA KRALL
2.11. Zug, Chollerhalle
7.12. Luzern, Schüür
20.11. Zürich, Kongresshaus
HERBERT G RÖNEMEYER
8.12. Wetzikon, Scala
DIE TOTEN HOSEN
18.11. Zürich, Maag Halle
9.12. Bern, Bierhübeli
5.12. Zürich, Hallen stadion
HUBERT VON G OISERN
LUX NOISE JUBILÄUMS PARTY mit
18.12. Bas el, St. Jakobshalle
27.11. Zürich, Kaufleuten
DOG 'S BOLLOCKS, THE VIBES,
DISGROOVE
28.11. Bas el, Volkshaus
STEVEN'S NUDE CLUB, UNDERGOD,
22.12. Burgdorf, Kultur Club
IGNIS FATUU
DOM INA&THE SLAVES, LUNAZONE
DJERV, DUND ERBEIST
16.11. Pratteln, Galery
17.11. Bas el, Kaserne
18.12. Zürich, Dynamo
KONZERTKALENDER MADISON VI OLET
SEAL
29.12. Schaffhausen, K ammgarn
4.11. Zug, Chollerhalle
14.11. Zürich, Hallenstadion
30.12. Schwarzenburg BE
MANFRED MANN'S EARTHBAND
SEEED
4.1. Basel, Volkshaus
8.12. Bern, BEA Halle
19.11. Zürich, Hallenstadion
5.1. Baden, N ordportal
MARINA & THE DIAMONDS
SEETHER
11.1. Luzern, Schüür
26.11. Zürich, X-tra
21.11. Luzern, Schüür
12.1. Zürich, Kaufleuten
MIA
30.11. Solothurn, Kofmehl
TEN YEARS AFTER
30.11. Zürich, X-tra
SEVEN
21.11. Solothurn, Kofmehl
MIKA
2.11. Bern, Bierhübeli
THE BASEBALLS
8.11. Zürich, Volkshaus
9.11. Chur, Marsöl
18.12. Zürich, Kongresshaus
MONSTER MAGNET
16.11. Zürich, Volkshaus
THE BLACK PONY
30.11. Zürich, Plaza
30.11. Bas el, Volkshaus
17.11. Zürich, Plaza
MUSE
1.12. Schaffhausen , K ammgarn
THE CAT EMPIRE
14.11. Bas el, St. Jakobshalle
7.12. Baden, Nordportal
17.12. Zürich, Volkshaus
NICK WATERHOUSE
8.12. Thun, Lachens aal
THE CRANBERRI ES
28.11. Bas el, Kaserne
18.1. Lausanne, Les Docks
7.11. Zürich, Hallenstadion
30.11. Bern, ISC
19.1. Solothurn, Kofmehl
THE FORCE
NICOLE WILLI S
25.1. Herisau, Casino
8.12. Bern, BEA Halle
2.11. Basel, Kaserne
SILBERM OND
THE HIVES
OROPAX
19.12. Zürich, Hallenstadion
5.12. Zürich, Komplex 457
24.11. Solothurn, Kofmehl
SIVERT HOYEM
THERAPY?
PARKWAY DRIVE
1.11. Zürich, Plaza
11.11. Luzern, Schüür
26.11. Zürich, Komplex 457
SLÄDU & FRIENDS
THE RASMUS
PATENT OCHSNER
2.11. Horgen, Das Zelt
27.11. Solothurn, Kofmehl
2.11. Luzern, Schüür
17.11. Luzern, Das Zelt
THE SCRI PT
3.11. Brugg, Salzhaus
31.12. Bern, Das Zelt
30.1. Zürich, Volkshaus
8.+9.11. Solothurn, Kofmehl
SOIL, FOZZY
TICKET TO THE MOON
10.11. Murten, Hotel Murten
13.12. Zürich, Dynamo
3.11. Pratteln, Galery
15.11. Zofingen, Stadts aal
14.12. Düdingen , Bad Bonn
TILL BRÖNNER
16.11. Herisau, Casino
SOPHIE HUNGER
21.11. Zürich, Kaufleuten
17.11. Chur, Marsöl
29.11. Bern, Bierhübeli
TOMM Y EMMANUEL
22.11. Us ter, Stadtsaal
30.11. Thun, KK
22.11. Zürich, Kaufleuten
23.11. Brunnen, Seehotel
8.12. Lausanne, Les Docks
TOWER OF POWER
24.11. Worb, Bärens aal
14.-16.12. Zürich, Kaufleuten
6.11. Zürich, Volkshaus
29.11. Ballwil, Gemeindesaal
17.+18.12 . Basel, Kaserne
TREY SONGZ
30.11. + 1.12. Lyss, KUFA
20.+21.12 . St. Gallen, Palace
15.1. Zürich, Volkshaus
6.12. Buchs, Krempel
STEPHAN EICH ER
TRIVIUM, AS I LAY DYING,
7.12. Gelterkinden, Marabu
11.12. Zürich, Volkshaus
CALIBAN, UPON A BURNING BODY
8.12. Frauenfeld, Eisenwerk
STILLER HAS
13.11. Solothurn, Kofmehl
13.12. Schaffhausen, K ammgarn
15.12. Zug, Chollerhalle
TURBONEGRO
14. + 15.12. Thun, Bärens aal
STONE SOUR, PAPA ROACH
30.11. Zürich, Abart
20.12. Winterthur, Salzhaus
27.11. Zürich, Komplex 457
VELVET TWO STRI PES
22.12. Davos, Songbird
STRESS
16.11. Olten, Coq d'Or
23.12. Langnau i.E., Kupferschmie
8.12. Zug, Chollerhalle
22.11. St. Gallen, Kugl
PHILIPP POISEL
14.12. Solothurn, Kofmehl
23.11. Nyon, La Paranthese
14.11. Solothurn, Kofmehl
15.12. Savognin, Sala Grava
25.11. Luzern, Schüür
RHAPSODY, FREEDOM CALL
21.12. Wil SG, Stadts aal
28.11. Düdingen, Bad Bonn
18.11. Lyss, KU FA
27.12. Laax, Riders Palace
15.12. Davos, Songbird Festival
RODRIGO Y GABRIELA
28.12. Bern, Bierhübeli
Martin Turner's WI SHBONE ASH
10.11. Bas el, Kaserne
20.11. Pratteln, Galery
präsentiert
05.11. Zürich, El Lokal 10.11. Altnau, S-Ka 17.11. Gersau, Herbst 23.11. Rubigen, Mühle 24.11. Glarus, Hollestei 29.11. Luzern, Schüür 30.11. Solothurn, Kreuz 08.12. Feuerthalen, Dolder2 15.12. Münsingen, Klösterli -- wird fortgesetzt --
18. Januar 2013 Zürich, Volkshaus
61
THE FORCE “ Stone Cold” 3 signierte CDS
KONZERT-TICKETS: je 2 x 2 Tickets für
STEVE VAI 18. November 2012 Zürich, Komplex 457
MARILYN MANSON & ROB ZOMBIE 11. Dezember 2012 Basel, St. Jakobhalle
METAL CHRISTMAS MOTÖRHEAD, EDGUY,EPICA,POWERWOLF 7.Dezemberber 2012 Bern, Bernexpo Halle 4
ROCK’N CHRISTMAS DEEP PURPLE, URIAH HEEP, MANFRED MANN’S EARTHBAND, THE FORCE 8.Dezember 2012 Bern, Bernexpo Halle 4
AEROSMITH “ Music From Another Dimension” 3 CDS
THE DARKNESS 3 “Hot Cakes” T-Shirts Size L
The Original Album Series (5 CD Box-Sets)
CLANNAD 18. Januar 2013 Zürich,Volkshaus
- Pretties For You - Easy Action - Love It To Death - Killer -School’s Out
- Guitars, Cadillacs etc. - Hillbilly Deluxe - Buenas Noches From... - If There Was A Way - This Time
- 1st Album - The 500 Spirits... - The Hangman’s ... - Wee Tam - The Big Huge
- Then Play On - Kiln House - Future Games - Bare Trees - Mystery To Me
Je 1 Box (Wunsch-Box vermerken) Wunschartikel auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: TRACKS -Wettbewerb-, Postfach 108, 4323 Wallbach oder eine E-Mail an: Info@tracks-magazin.ch Die Gewinner werden ausgelost
Impressum Herausgeber:
Hanns Hanneken
Redaktionsanschrift: TRACKS Magazin Postfach 108 CH- 4323 Wallbach T +41 61 861 03 73 info@tracks-magazin.ch www.tracks-magazin.ch Erscheinungsweise: 2-monatlich (6 Ausgaben/Jahr) Auflage: 30'000 Verlag:
62
Friedrich Reinhardt Verlag Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 50 F +41 61 264 64 88
Chefredaktor: Hanns Hanneken (hh) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Philippe Chappuis (pc) Erika Moser (em) Inga Pulver (ip), Marion Gross (mg) Martin Eyer (mey) Regina Kühni (rk) Christian Hug (hug) Michael Vaucher (mv) Robert Pally (rp) Laurent Giovanoli (lg) Nadine Lehtinen (nl) Marko Lehtinen (leh) Ian Keates (Foto) Rockpearl&Bluesdrop (Foto)
Marketing:
Anzeigen:
Druck:
LOCO MOTIVE MARKETING SOLUTIONS Sascha Plecic Anwandstrasse 8 CH-8004 Zürich sascha.plecic@loco-motive.ch +41 (0)44 241 41 11 Hanns Hanneken hanneken@tracks-magazin.ch T +41 61 861 03 73 Reinhardt Druck Basel Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 64 druck@reinhardt.ch
Jede TRACKS-Ausgabe auch als E-Paper unter www.tracks-magazin.ch Check out TRACKS auf Facebook unter www.facebook.com/tracksmagazin