No. 6/2013 November/Dezember 3. Jahrgang
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Neue Fröhlichkeit STORIES INTERVIEWS KONZERTE WETTBEWERBE CD+DVD REZENSIONEN
PLACEBO
BOSS HOSS * KATIE MELUA * MONSTER MAGNET ADRIAN STERN * BASTIAN BAKER * PINK PEDRAZZI DREAM THEATER * MARK LANEGAN * RED FANG * YOKKO * ELUVEITIE PRO PAIN * WOLFMAN * POLTERGEIST * FOX * SEETHER * WINERY DOGS
BOSS HOSS
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Die Berliner Boss Hoss sind Alec Völkel und Sascha Vollmer plus Band. In ihrer neunjährigen Karriere hat sich die Truppe zu einem der erfolgreichsten Acts Deutschlands entwickelt. Zur Veröffentlichung des neuen Albums «Flames Of Fame» standen die Cowboys Rede und Antwort.
Inhalt FEATURES / INTERVIEWS: - KATIE MELUA
- MARL LANEGAN
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Melancholie
- SEETHER
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PLACEBO
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Ketavan im Interview
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Platinrocker auf Club-Tournee
Mit inzwischen über 12 Millionen verkauften Alben gehört das Trio um den charismatischen Frontmann Brian Molko zu Britanniens besten Exportartikeln in Sachen Alternative Rock. Im November kommen sie nach Zürich und stellen ihr neues Album «Loud Like Love» im Hallenstadion vor.
- RED FANG
30
Zwischen Sex Pistols und Metallica
- PRO PAIN
31
Urgesteine des Thrash
- DREAM THEATER
40
Prog-Rock Flaggschiff
MONSTER MAGNET
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Dave Wyndorf hat mit Monster Magnet ein psychedelisches Stoner-Rock-Gesamtkunstwerk geschaffen, das seit über 20 Jahren Bestand hat. Mit dem neuen Album „Last Patrol“ zieht der Mastermind aus New Jersey alle Register. Der unterhaltsame und sympathische Musiker unterhielt sich für einmal nicht mit Planeten, sondern mit TRACKS über Wurzeln, Vinyl, leuchtende Augen und mutierte Schildkröten. Über was auch sonst!
Hier liegt
Schweizer Szene: - ELUVEITIE
42
Pagan Party mit Freunden
- WOLFMAN
44
Zürcher Elektronik Duo mit Debüt
- POLTERGEIST
48
Rückkehr einer Legende
- ADRIAN STERN
50
Love Songs gibt es nie genug
- BASTIAN BAKER
für dich zur Mitnahme bereit Editorial Gratis - alle 2 Monate neu - alle MEDIA MÄRKTE - alle SATURN MÄRKTE - alle POLO Shops - Musikhäuser - CD-Shops - div. Ticket-VVK-Stellen - Szenetreffpunkte (Restaurants, Beizen, Live-Clubs) - einfach überall da, wo die Musik spielt
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Zu alt um jung zu sterben
- PINK PEDRAZZI
52
Americana aus Basel
- YOKKO
54
Perfekter Einstieg
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LIVE REVIEWS: - FOX - STATUS QUO - WINERY DOGS
62 62 63
www.tracks-magazin.ch CD
- 8
Mainstream/Indie/Alternative Franz Ferdinand, Casper, Morcheeba, Moby, Kings Of Leon,Elvis Costello, Pearl Jam, Nik Turner, Fiddler›s Green, Chris Norman,Paul Mendonca .....
- 32
Hard/Heavy/Metal Metallica, Monster Magnet, Sepultura, Leaves Eyes, Annihilator, Avenged Sevenfold, Fates Warning, Dream Theater, Suicidal Tendencies, Running Wild ...
- 44
- 56
Joe Bonamassa, Smashing Pumpkins, Status Quo, Bryan Ferry, Die Ärzte
- 58
Re-Releases Bruce Springsteen,Jimi Hendrix, Nirvana, Johnny Cash, Sly & The Family Stone ...
- 60
Blues Samantha Fish, Blues Company, Buddy Guy, Geezer, Brad Wilson, Cyril Neville ...
Swiss Rozbub, Anna Murphy, Sideburn, Dawn Driven, The Weyers, The Jimmy Miller Incident, Box ......
DVD
- 64 - 66
Konzertkalender Wettbewerb / Impressum
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Mächtige Lieder, Zahnpasta und Schokoriegel
KATIE MELUA
cv. Katie Melua hat dieses Jahr viel zu feiern: Zum einen, die Veröffentlichung ihres sechsten Studioalbums „Ketevan“, zum anderen, ihr zehnjähriges Bestehen im Musikgeschäft. Die Bilanz ist mit 56 Platinauszeichnungen und weltweit mehr als 11 Millionen verkauften Alben beeindruckend. TRACKS hat die 29-jährige im Interview getroffen und mit ihr über das neue Werk und ihren Langzeitmitarbeiter Mike Batt gesprochen. Katie, Du feierst dieses Jahr Dein zehnjähriges Bestehen im Musikgeschäft und die Veröffentlichung Deines sechsten Studioalbums „Ketevan“. Durchschnittlich veröffentlichst Du alle eineinhalb Jahre ein neues Werk. Dies ist ziemlich viel. Woher nimmst Du die Energie dafür? Ich arbeite seit einem Jahrzehnt mit meinem grossartigen Kollegen Mike Batt zusammen. Er übernimmt jeweils den kreativen Part und ist, auch wenn nur mein Name auf dem Album steht, genauso involviert wie ich. Mike ist ein genialer Songwriter und Komponist. Diese gute Zusammenarbeit ermöglicht es uns, schnell zu arbeiten. Dazwischen habe ich natürlich auch mal Ferien. Ich musste mir in den letzten Jahren aber eine halbjährige Auszeit nehmen, weil ich überarbeitet war und es mir nicht gut ging. Seither versuchen wir das Programm etwas gesünder zu halten und zum Beispiel verrückte Jetlags zu vermeiden. Die letzten zehn Jahren waren für die Musikbranche sehr
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turbulent. Wie hat Dich dies als Künstlerin beeinträchtig? Mit den ganzen illegalen Downloads hat sich natürlich vieles verändert. Ich habe aber nichts gegen Veränderungen. „Turbulenz“ ist für mich ein negativ konnotiertes Wort. So würde ich es nicht bezeichnen. Ich mag Veränderungen und Herausforderungen. Man muss einfach innovativ sein und sich immer wieder neue Ideen ausdenken. Ich sehe es als eine Art Puzzle, das man lösen muss. Wie fühlst Du dich, wenn du Dir jetzt, ein Jahrzehnt und sechs Alben später, dein erstes Studioalbum „Call Of The Search“ anhörst? Aus arbeitstechnischen Gründen musste ich kürzlich nochmals kurz reinhören und da habe ich gedacht: Es ist ja besser, als ich gemeint habe! Normalerweise höre ich mir aber meine Alben, wenn sie einmal fertig sind und ich die ersten Hörsessions hinter mir habe, nicht mehr an. Wie hast Du Dich in den letzten zehn Jahren als Künstlerin weiterentwickelt?
Das ist eine schwierige Frage. Ich kann nur sagen, dass ich nichts bereue und, dass die Erfahrung mit der Band unterwegs zu sein und Promo zu machen grossartig ist. Das ist das, was mich als Menschen weiterentwickelt: Mit verschiedenen Menschen in verschiedenen Situationen etwas aufzubauen. Ich liebe es auch nach einem Konzert, in den Tourbus zu steigen, Musik zu hören und spannende Gespräche mit der Crew zu führen. Dies alles trägt dazu bei, dass ich mich weiterentwickle. Musikalisch beobachte ich, dass sich meine Stimme verändert hat: Sie ist nicht mehr ganz so hoch wie zu Anfangszeiten. Auf „Ketevan“ haben diesmal neben Mike Batt auch sein Sohn Luke und Toby Jepson mitgewirkt. Wie hat sich dies auf das Album ausgewirkt? Sehr stark. Angefangen hat die Idee dieser neuen Zusammenarbeit beim letzten Werk „Secret Symphony“. Da hat Luke einen Song, der als Bonustitel gedacht war,
genommen und auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise produziert. Mike und ich waren unglaublich beeindruckt. Der Track passte zwar nicht zu „Secret Symphony“, aber er war so gut, dass es der Anfang eines neuen Albums sein sollte. Luke hat aus der Zusammenarbeit zwischen Mike und mir etwas rausgeholt, das wir in dieser Form zuvor noch nie gehört hatten. Er war sozusagen der Auslöser von „Ketevan“. Toby, der Rocker, zum anderen, ist mir beim Songwriting bedeutend zur Seite gestanden. Wir haben einige Lieder zusammen geschrieben. Es war sehr interessant, mit ihm zu arbeiten: In den ersten zwei Tagen hatten wir bereits vier Songs geschrieben. Er ist sehr schnell und effizient und übertrug dies auch auf mich. Wie war es für dich, dich wieder dem Songwriting zu widmen? Es war grossartig und definitiv an der Zeit, wieder Songs zu schreiben. Ich gehe sehr wertvoll mit Lyrics um. Es gibt Lieder, die so mächtig sind, dass sie mich beinahe fertig machen. Es geht so viel in meinem Kopf vor, wenn ich mich hinsetze, um einen Song zu schreiben. Dies macht es ziemlich schwer. Mikes Unterstützung und Tobys Hilfe waren dabei grundlegend für mich. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Dir und Mike aus? Wie stellen uns unsere Lieder gegenseitig vor und sind dabei sehr ehrlich zueinander, deshalb funktioniert dies auch so gut. Wir konkurrieren auf einer freundlichen Basis und akzeptieren nur das Beste von uns beiden. Wir sind auch nach zehn Jahren noch nervös, wenn wir einander einen neuen Song vorstellen. Wenn wir beide ein Lied mögen, nehmen wir davon eine Demoversion auf - er am Klavier und ich am Gesang und/oder der Gitarre. Dann wir holen wir die Band und schauen, ob es funktioniert. Was macht die Zusammenarbeit mit Mike so speziell, dass Du nun schon seit einem Jahrzehnt mit ihm arbeitest? Ich liebe seine Songs. Er macht Musik auf eine sehr traditionelle Art und Weise. Zudem ist er ein unglaublich guter Komponist. Wir machen das schon so lange zusammen, dass es sich wie zu Hause anfühlt, mit ihm zu arbeiten. Was erwartet uns mit „Ketevan“? „Ketevan“ ist ein sehr vielseitiges Album. Man findet Lieder, die Geschichten erzählen, und jazzige oder rockige BluesNummern. Es ist zwar einfacher, ein homogenes Album aufzunehmen. Doch ist es meine Priorität, gute Songs mit vielen Geschichten zu machen. Wenn dadurch einige Grenzen überschritten werden, macht es mir nichts aus. „Ketavan“ ist Dein Georgischer Name. Wieso hast Du das Album so benannt? Es gibt mehrere Gründe dafür. Zum einen, weil ich mich wieder dem Songwriting gewidmet habe. Zum anderen, weil man bei Jubiläen dazu tendiert, zurückzublicken und über das Vergangene zu reflektieren. In „Shiver and Shake“ zum Beispiel singe ich über meine Kindheitserinnerungen in Georgien. Nach dem Fall des Kommunismus hielt 1990/91 zum ersten Mal die westliche Werbung Einzug in Georgien. Wir hatten zuvor keine abgepackten Produkte. Zum ersten Mal sahen wir Schokoriegel, Kaugummis und Zahnpasta. Es war grossartig, all diese neuen Produkte zu haben. Der Titel „Love Is A Silent Thief“ wiederum ist an den berühmten Filmemacher Sergei Parajanov gewidmet, der mich sehr geprägt hat.
KATIE MELUA
Ketevan
01 Never Felt Less Like Dancing 02 Sailing Ships from Heaven 03 Love Is a Silent Thief 04 Shiver and Shake 05 The Love I'm Frightened Of 06 Where Does the Ocean Go? 07 Idiot School 08 Mad, Mad Men 09 Chase Me 10 I Never Fall 11 I Will Be There
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Melancholie MARK LANEGAN
Der amerikanische Singer/Songwriter hat bereits eine beachtenswerte musikalische Vergangenheit hinter sich. The Screaming Trees, Queens Of The Stone Age, Soulsavers oder The Gutter Twins heissen einige seiner Stationen, die ihm in der alternativen amerikanischen Szene bereits einen legendären Ruf einbrachten. Mit seinen melancholisch eingefärbten und dunklen Soloalben berührt Lanegan die Seele seiner Fans. hh. Es gibt heutzutage nur wenig Künstler, deren Qualitäten derart signifikant sind wie die von Mark Lanegan. Ob Stil, Songwriting, Stimme, seine aufwühlenden Texte oder seine gesamte Aura: Lanegan verströmt etwas Mystisches und Dunkles, das seinesgleichen sucht. Neben seiner Stimme begeistert vor allem die besondere Fähigkeit, sein Wirken in die unterschiedlichsten stilistischen Kontexte zu stellen. Ob Psychedelic-, Grunge- und Stoner-Rock, ob Folk-Balladen, schwermütiger Blues oder pumpende Elektronik-Musik, immer findet Mark Lanegan den passenden, dunkel-mysteriösen Ton. Deshalb haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten zahlreiche internationale Musiker darum gerissen, mit ihm zusammen zu arbeiten. Im September erschien das neue Album „Imitations“, eine Sammlung von Songs, die Lanegan seit früher Kindheit begleiten und die er hier auf seine eigene, unverwechselbare Art interpretiert. Sparsam instrumentiert strahlen die Songs eine grosse Ruhe bei gleichzeitig hoher Intensität aus. Dazu sagt Mark Lanegan: „Als ich ein Kind war, in den späten 60ern/frühen 70ern, hörten meine Eltern und ihre Freunde Musik von Perry Como, Frank Sinatra, Dean Martin
und Andy Williams – Musik mit Streichern und Sängern, die jeden Song traurig klingen liessen, auch wenn er es nicht war. Zuhause wurde auch Country von Willie Nelson, Johnny Cash, George Jones and Vern Gosdin gehört, das waren unsere Favoriten. Seit langer Zeit wollte ich ein Album machen, das mir die gleichen Gefühle gibt wie diese alten Aufnahmen.“ Wenn Mark Lanegan im November nach Zürich kommt, hat er sein neues Album im Gepäck und wird eine intensive Dosis Mystik, Gefühl und Melancholie verbreiten. Ein Abend zum sich dieser faszinierenden Stimme hinzugeben und mit den schwebenden Melodien fortzufliegen.
LIVE 16. November 2013 Zürich, Kaufleuten
Mainstream/Indie/Alternative CD
Kolumne Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie von Christian Hug
Emailnachrichten: Der schwedische Zeichner Erik Rovamperä hat das Cover des Debüts von Avatarium gezeichnet. Gut zu wissen. Behemoth gehen bald auf Tournee durch Asien. Das beruhigt unheimlich. Und ja: Amorphis haben irgend einen Preis gewonnen. Doro auch. Kann ich deshalb ruhig schlafen? Nein. Weil mich bei all diesen Nachrichten das Gefühl beschleicht, dass beim Absender, dem Label Nuclear Blast, irgend etwas nicht mehr stimmt. Zum Beispiel Soulfly. Die Email-Benachrichtigungen zu ihrem neuen Album beginnen viele, viele Monate, bevor das Album erscheint. «Soulfly announce new Album» wird verkündet. Schön. Irgendwann folgt dann ein Mail mit dem Inhalt «Soulfly enter studio». Aha. Und einige Zeit darauf ein weiteres mit der
Nachricht, dass das neue Album «Savages» heissen wird. Aaaha. Und schliesslich die Nachricht, dass «Savages» am 4. Oktober erscheinen wird. Jetzt darf man sich freuen. Aber damit fängt die Email-Kaskade erst an: Je näher der 4. Oktober rückt, umso kleiner werden die Abstände zwischen den Mails: Soulfly kommen gut voran – Paul Stottler macht das Artwork – Tracklisting jetzt bekannt – bald folgt ein Teaser zum ersten Song vom neuen Album – der Teaser zum ersten Song vom neuen Album ist jetzt da – Soulfly kommen gut voran – Max Cavalera erzählt zu jedem Song ein paar Sätze, Teil 1 – Soulfly kommen gut voran – Max Cavalera erzählt zu jedem Song ein paar Sätze, Teil 2. Und so weiter. Irgendwann wünscht man sich nichts sehnlicher, als dass der 4. Oktober endlich vorbei ist. Und irgendwann beschleicht einem das laue Gefühl, hier gerade Zeuge einer Flut zu werden, die man auch als Shitstorm bezeichnen könnte. Denn Soulfly ist nicht die einzige Band, über die Nuclear Blast regelmässig
rp. Das aktuelle Psychedelic-Revival hat der Musikszene neue Impulse gegeben. Es hat ebenso die Offenheit der SechziAjar Records ger zurückgebracht. Heutige Psychedelic-Bands können sich aber aus einem viel grösseren Fundus bedienen, als ihre Kollegen aus den Sechzigern. Die englischen Big Dwarf machen davon auf ihrer 4-Track-EP «Towards Abstraction...» ausführlich Gebrauch. Ihr Verständnis von psychedelischer Musik ist nach vielen Seiten offen. Die vier teilweise bis zu zehnminütigen Songs integrieren und verarbeiten Genres wie Krautrock, Psychedelic, Shoegzae, Elektronik, Spacerock, Acidfolk, Trip Hop und gar DanceElemente. Es ist den Fertigkeiten der siebenköpfigen Band zuzuschreiben, dass daraus ein organisches Ganzes wird. «Towards Abstraction...» klingt mit den fliessenden Übergängen eh wie eine monströse Psychedelic-Welle. Ach ja, beim letzen Song «Inner Space» gibt sich am Gesang Alison O'Donnell von der englischen Sixties Acid-Folk-Legende Mellow Candle die Ehre. Wodurch «Towards Abstraction...» auch noch die höheren Weihen empfängt.
BIG DWARF
Towards Abstraction
BOMBEE Arelia Roughtrade/SnoWhite hug. Schöne Musik aus Deutschland: Bombee sind ein männlicher Vierer aus Chemnitz und spielen feinfühlige Lieder, in denen der zerbrechliche Gesang von im Hintergrund leicht brodelnden Samplings getragen und von spartanischem Klavier unterstützt wird. Das erinnert an Antony and the Johnsons, Woodkid und in der fragil-dichten Atmosphäre auch ein bisschen an Deine Lakaien und ein klein wenig an Beirut ohne Trompeten. Die vorliegende EP enthält sechs Lieder von insgesamt 23 Minuten Spieldauer: Da wünschen wir uns schnellstmöglich Nachschub.
informiert. Ich habe die Nuclear-BlastMails der letzten Wochen gezählt: Soulfly 13, Carcass 6, Kataklysm 9, Sepultura 11, Sabaton 5, Death Angel 5, Ashes of Ares 5. Und heiter weiter mit Hell, Death Angel, Hatebreed, Tankard, We Came As Romans, Avatarium und ein paar weiteren. Sie sehen, was ich mit Shitstorm meine? Weil eigentlich würden mir zwei Mails genügen: Wann das neue Album erscheinen wird und dass es jetzt da ist. Alles andere ist Fan-Verarsche. Vielleicht ist die Mailflut Nuclear Blasts verzweifelte Reaktion auf die sinkenden CD-Verkäufe. Apropos CD: Wenn man dann als Musikjournalist nachfragt, ob man denn auch eine richtig echte CD zum Besprechen haben dürfte statt zwanzig Mails, ist die Antwort bestürzenderweise immer dieselbe: Nein, aber wir schicken dir gerne einen Link. Worauf ich dann sage: Danke, aber leider nein. Wenn ihr CDs verkaufen wollt, dann macht das richtig! Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.
CD Mainstream/Indie/Alternative MORCHEEBA Head Up High PIAS / Musikvertrieb
Seemannsgarn STING The Last Ship A&M / Universal ip. Sting kann eigentlich machen, was er will; er wird immer innerhalb des PoliceKontextes gehandelt. Das ist auch eigentlich gut so, denn The Police waren eine grossartige Band und ab und an wärmt Sting seine Vergangenheit auch selber auf. Sting solo ist allerdings weit weg von der PoprockSchiene, auf der er in den 70ern und 80ern mit seiner damaligen Kultband gefahren ist. Und je älter er wird, umso grösser wird die Distanz. Mit „The Last Ship“ liefert der Engländer nun den musikalischen Hintergrund zu einem Musical über den Schiffbau in seiner Heimat. Das mag aus dem Rock'n'RollWinkel heraus betrachtet ein Schuss ins Knie sein. Man könnte auch böse bemerken, dass er nach rund zehn Jahren musikalischer Abstinenz keinen ordentlichen Einfall mehr hat und sich mit solchen Merkwürdigkeiten zurück ins Gespräch holen möchte. Die Tatsache aber, dass ihn dieses in der Tat seltsame Thema umtreibt, reicht, um dem Album und dem dazugehörigen Musical die Daseinsberechtigung auszustellen. Ausserdem ist man sich ja Merkwürdigkeiten aus dem Hause Sting gewohnt. Und vermutlich ist es schlicht so, dass der
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Engländer einfach macht, worauf er Lust hat, ohne sich um irgendwelche Nörgler zu kümmern. Recht hat er. „The Last Ship“ wird ab 2014 auf dem Broadway aufgeführt und befasst sich mit der Schiffbauerei in Wallsend, wo Sting aufwuchs. Es geht um Selbstfindung, Ankommen und Erinnerungen an die Kindheit. Verpackt hat er das in typisch englische Klänge, die manchmal irische Einflüsse aufweisen und immer auch den leicht theatralischen Gesang eines Musicals beinhalten. Das ist aber auch ein kleiner Knackpunkt des Albums, denn ein Musical funktioniert vor allem live. Ab Konserve, ohne optische Begleitung und die dramatische Leidenschaft der vortragenden Protagonisten, kann sich solch ein Projekt doch etwas in die Länge ziehen und an Leben verlieren. Anspieltip ist das schwebende „Language Of The Birds“, das sich tatsächlich nach Wind auf dem Schiffsdeck und Schaumkrönchen am Bug anhört. „The Night The Pugilist Learned How To Dance“ kommt stilecht mit Schifferklavier, „The Ballad Of The Great Eastern“ mit grosser Melodie und irisch angehauchten Streichern. Mit „What Have We Got“ ist sogar ein Kneipenschunkler und Anspieltip Nummer 2 dabei,
der vom Schauspieler und Sänger Jimmy Nail unterstützt wird. Alles in allem ist „The Last Ship“ eine Geschichtensammlung über Seemänner und verlorene Liebe, Wind und Wetter auf See und die Sehnsucht nach gleichzeitig Ferne und Heimat. Klanglich bewegt sich Sting auf eher tiefgründigmelancholischem Terrain und lässt das Gesamtkonzept auf den ersten Blick schwer zugänglich wirken. Die eine oder andere Blüte öffnet sich bei wiederholtem Hören und man darf doch auf die Liveumsetzung gespannt sein, die der Geschichte garantiert noch mehr Schmiss verleiht. Es fällt tatsächlich nicht leicht, „The Last Ship“ einzuordnen oder zu bewerten. Darf man ein Album bewerten, das dem Künstler so sehr am Herzen liegt? Vielleicht kann man davon ein wenig respektvollen Abstand nehmen. Musicals muss man nicht mögen. Auch keine Seemannslieder. Aber man KANN. Man kann sich mit Sting in das Segelschiff setzen und den musikalischen Horizont bereisen. Und wie auf einem echten Schiff weht einem manchmal dabei der Wind ziemlich stark ins Gesicht, der eine oder andere hängt vielleicht sogar über der Reling, aber der grösste Teil der Passagiere sitzt im Bauch des Schiffes und geniesst die Fahrt. Jo-ho-hoo, mit `ner Buddel voll Rum!
cv. Drei Jahre nach „Blood Like Lemonade“ meldet sich die englische Trip-Hop-Band Morcheeba mit ihrem achten Studioalbum „Head Up High“ zurück. Es scheint, als hätten sich die Godfrey-Brüder nun definitiv mit der charismatischen Sängerin Skye Edwards versöhnt, denn wie bereits beim Vorgänger ist sie wieder mit von der Partie. Gelungen ist den Dreien ein wunderbar fesselndes Album, das den Zuhörer auf eine aufregende und äusserst vielfältige musikalische Reise einlädt. Die Spannung hält während den zwölf Tracks an. So wird man schon beim ersten Titel „Gimme Your Love“ in eine gemütliche Tanzstimmung versetzt. Das Werk präsentiert sich mit einem beeindruckenden Mix diverser Musikgenres. Jedes Lied klingt anders und doch erkennt man Morcheeba in jedem einzelnen Song. Beim Durchhören stösst man sowohl auf gemächliche Chillout-Nummern („Under The Ice“) und melodiöse, rockige Gitarrenriffs („Face Of Anger“) als auch auf Hip-Hop-Beats einschliesslich Rap („To Be“, „Release Me Now“). Die PianoBallade „I Fall Apart“ schafft es, ausdrucksvoll zu sein und dabei nicht kitschig anzumuten. Die Stimmen von Edwards und James Petralli, der im Übrigen in mehreren Liedern mitwirkt, harmonisieren dabei tadellos. Die Trip-Hop-Beats ziehen sich praktisch ausnahmslos durch die zwölf Lieder und führen diese schliesslich zu einem Ganzen zusammen. Mit „Head Up High“ knüpfen Morcheeba an ihren bisherigen Erfolgen an – sehr zur Freude ihrer HörerInnen!
CASPER Hinterland Sony cv. „Hinterland“ heisst das neue Werk von Casper. Mit seinem Vorgänger „XOXO“ definierte er ein ganzes Genre neu und revolutionierte so die deutsche HipHop-Szene. Seine energischen, tiefgründigen und
Mainstream/Indie/Alternative CD autobiographischen Texte vermochten beinahe eine ganze Generation – darunter auch NichtHipHop-Fans –, in den Bann zu ziehen. Deshalb war die Vorfreude auf neue Casper-Musik gross. Die erste Single „Im Ascheregen“ liess bereits erahnen, dass sich der 31jährige musikalisch weiterentwickelt hat. Mit Chorgesang und opulenten Orchester-Arrangements ist „Hinterland“ auch ein kleines bisschen Neuland. Benjamin Griffey taucht in verschiedene Genres ein und verbindet diese beeindruckend zu einem soliden Ganzen. Die zweite gleich-
nerung an das Leben in der Provinz oder um Männerfreundschaften. Trotz dieser neuen Töne ist „Hinterland“ eine ganz klare Casper-Platte. Denn wie es so schön in seiner Albumbiographie heisst: Sobald Casper den Mund aufmacht, ist es Casper. Amen.
KINGS OF LEON Mechanical Bull RCA/Sony
Albumhälfte wiederum fällt mit gezupften Gitarrenmelodien etwas sanfter aus. „Wait For Me“ und „Comeback Story“ erinnern stark an ihr Erfolgswerk „Only By The Night“. Letzterer spielt ebenfalls auf das turbulente Innenleben der Band an: „Everyone says it's a lovely sound / I don't know where they're leaving me /...“. Zwar vermag „Mechanical Bull“ nicht ganz an die bisher grössten Erfolge der amerikanischen Rockband anzuknüpfen. Doch ist den Kings Of Leon mit einem überaus gut produzierten Album ein würdiges „Comeback“ gelungen, das sich in der CD-Sammlung eines jeden Southern RockFans sehen lassen kann.
FIDDLER'S GREEN Winners & Boozers Deaf Shepherd Rec.
namige Single „Hinterland“ verbreitet Lagerfeuerstimmung; bei „Alles endet (aber nie die Musik)“ kann man sich von den rockigen Gitarrenriffs mitreisen lassen; bei „Nach der Demo ging's bergab!“ kommt man in den Genuss von Bläsern und das Featuring mit dem Editors-Sänger Tom Smith „Lux Lisbon“ lässt die IndieHerzen höher schlagen. Mehrfach verweist er mit kurzen „XOXO“Zitaten subtil auf sein letztes Werk. So trifft man etwa in „Ariel“ das „Anti alles für immer“ vom Titel „Die letzte Gang der Stadt“. Casper ist vom Rap in den Sprechgesang übergegangen. Zwar trifft er die Töne dabei nicht immer, aber das stört kaum, macht ihn gar charmant. Die Texte sind im Kontrast zur Musik sehr melancholisch: Es geht um gescheiterte Liebesbeziehungen, Kindheitserin-
cv. Lange haben sie uns warten lassen. Daran geglaubt hat man nach den bandinternen Streitigkeiten, die 2011 gar in einer Tourabsage mündeten - schon fast nicht mehr. Doch es ist so weit: Drei Jahre nach dem etwas enttäuschenden Vorgänger „Come Around Sundown“ kehren die Kings Of Leon mit ihrem sechsten Studioalbum zurück. Die Erwartungen an „Mechanical Bull“ sind hoch. Die drei Brüder und ihr Cousin hatten im Vorfeld angekündigt, dass das Album sich musikalisch zwischen „Youth and Young Manhood“ und „Because Of The Times“ bewegen würde. In der Tat fällt auf, dass die erste Hälfte mit rockigen Gitarrenriffs und einem aufgedrehten Schlagzeug sehr rockig daherkommt: Southern Rock halt. Die Lyrics präsentieren sich sehr persönlich, und man erfährt so einiges über die schwere Zeit, die die Band durchlebt hat. So singt Caleb Followill in „Rock City“ über seine Drogenprobleme. Die zweite
hh. Nach 23 Jahren und elf Alben schaffen es die deutschen „irish speedfolker“ Fiddler's Green mit ihrer neuen, der zwölften, Langrille zum ersten Mal mit Karacho in die deutschen Charts. Direkt auf Platz 7 stieg „Winners & Boozers“ in die Media Control Charts ein. Glückwunsch dazu, sie haben es sich redlich verdient. Mit unzähligen Konzerten in ganz Europa haben sich die Erlanger eine breit gefächerte und eingeschworene Fangemeinde gesichert, die auch jedes Konzert des Sextetts zu einer ausgelassenen Party
werden lässt. Trinkfest sollte man sein, denn die Songs kommen in bester irischer FolkTradition und sind die natürliche Fortführung dessen, was die Pogues einmal starteten. Und so halten sich handfeste Trinkerhymnen, Schunkellieder und Songs für den Kater danach die Waage, alles im Zeichen des grünen Kleeblatts. Auf „Winners & Boozers“ gibt es wieder das volle Programm mit 16 Songs, da lassen sich die Boys nicht lumpen. Und wer sich die Edition mit der Bonus-CD besorgt, bekommt noch mal 6 Songs in Pianoversionen dazu. Die stilistische Bandbreite der CD ist trotz permanenter IrlandBasis beachtlich, da geht's von Folk über Ska und Punk bis Rock – was für absoluten spass sorgt. Wie überhaupt der Spass, den die Truppe bei den Aufnahmen zweifellos haben musste, in jedem Ton nachvollziehbar ist. Kommt neben der Klasse der Kompositionen noch dazu, dass die Fiddlers ausgezeichnete Musiker sind. All das zusammen ergibt nicht nur das bislang beste Album der Band, sondern generell eine der besten Platten des Jahres. Macht unglaublich gute Laune und verführt zum permanenten Drücken der Repeat-Taste am Player. Aber trotz dieser famosen Studioarbeit bleibt zu sagen, die Fiddlers sind in erster Linie eine Live-Band, da spielen sie ihre ganzen Stärken aus. Und so wird dringendst empfohlen, sich diesen wilden Haufen unbedingt bei nächster Gelegenheit reinzuziehen. Ein paar Bier gekippt, die Leber ignoriert und die Post geht richtig ab! Party pur!
CD Mainstream/Indie/Alternative UNZUCHT Rosenkreuzer SPV/Musikvertrieb
PLACEBO Loud Like Love Universal ip. Placebo veröffentlichen mit „Loud Like Love“ ihr siebtes Album. Im Vergleich zu Muse, die ihren Alternativrock mit ordentlich Bombast versehen, gelten Placebo eher als der kleine, depressive Bruder, der auf düstere Simplizität ausweicht. Mit „Loud Like Love“ dürfte sich diese Ausgangslage etwas ändern. Denn Placebo haben auf ihrem neuen Output so gut wie gar keine düsteren Momente mehr. Das hat ihnen bereits eine Menge Negativkritik eingebracht, und Fans wie auch Rezensenten mochten dem Neuling bisher nur maximal mittelmässige Bewertungen zugestehen. Bezieht man diese Kritik berechtigt auf die 20 Jahre dauernde Karriere der Band und vergleicht „Loud Like Love“ mit seinen Vorgängern, kann man eventuellen Missmut nachvollziehen. Placebo bewegen sich eindeutig von ihrem bekannten Schema weg und produzieren Songs mit, für ihre Verhältnisse, fluffigschönen Melodien. Das wirklich Spannende dabei ist, dass sie das simple Schnittmuster ihres Songwritings beibehalten: Die Grundakkorde beschränken sich auf plus/minus drei (wenn die Pferde mit ihnen durchgehen, dann sind es auch schon mal vier), die Gitarre legt zusammen mit dem Bass den Teppich aus
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und das Keyboard könnte man bis auf drei Tasten entrümpeln (egal welche). Aber genau DAS ist der Spirit of Rock'n'Roll! Tolle Songs mit vielen Tönen kann (fast...) jeder schreiben, aber versuch' das mal mit nur dreien. Verziert wird diese Grundauslage dann noch mit einzelnen Klaviertönen, die sofort im Ohr hängen bleiben. Mehr braucht man nicht. Der Opener „Loud Like Love“ ist autobahntauglich, „Scene Of The Crime“ ist hypnotisch, „Too Many Friends“ rockt dank dem ehemaligen Punkdrummer Steven Forrest geradeaus, „Hold on To Me“ ist ein bisschen fad als Ballade und hätte man sein lassen können, „Rob The Bank“ zielt wieder mitten auf die Zwölf und macht echt Spass, „A Million Little Pieces“ kriegt man nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf, „Exit Wounds“ ist harmlos, „Purify“ geht am ehesten als gewohnter Placebo-Song durch, „Begin The End“ ist lang und hat einen tollen Refrain, „Bosco“ ist auch lang und eine feinfühlige Ballade mit dramatischer Steigerung. Brian Molkos Stimme ist definitv keine mit Tiefgang, geschweige denn breitem Spektrum, dafür aber mit enorm hohem Wiedererkennungswert. Vocals und Musik sind bei Placebo schon immer sehr gut aufeinander abgestimmt worden, da macht auch „Loud Like Love“ keine
Ausnahme. Wer aber bisher fand, dass Molkos Stimme zu nervig klingt, der könnte jetzt angenehm überrascht werden. Ich muss hier persönlich werden: Placebo mochte ich noch nie. Aber ich mag „Loud Like Love“, weil diese Songs aus so einfachen Dingen zu so einem wirklich catchy Album zusammengestrickt wurden, dass ich meinen Hut davor ziehen möchte. Beeindruckend ist ausserdem, dass man aus dem Konzept des Albums nicht ganz schlau wird. Parodiert sich die Band am Ende selbst? Ist das Kernthema „Liebe“ nur ein sarkastischer Aufhänger, ein Gegengewicht zu Placebos vorherigem Werk? Sind die Texte Plattitüden oder plakativ? Es muss nicht immer tiefsinnig und destruktiv sein, damit es gut ist. Manchmal ist ein bisschen plakative Fluffigkeit aus drei Akkorden alles, was man braucht, um sich wohlzufühlen. Damit hat das Album definitiv schon gewonnen. Dass Brian Molko seine Fans schockieren wollte, hat offensichtlich breitflächig funktioniert. Dass er aber eventuell neue hinzugewinnt, war vielleicht auch Teil des Plans. „Loud Like Love“ ist in der Placebo-Historie ein verhältnismässiger Exot, und zwar ein echt guter.
em. Mit dem zweiten Longplayer «Rosenkreuzer» meldet sich die deutsche Formation Unzucht zurück. Insgesamt geht es schwermütiger zu und her, als das noch beim Erstling der Fall war. Die Jungs geizen auch nicht mit der Härte. Stampfende Rhythmen, schnelle Beats und natürlich auch die düstermelancholische Stimme von Sänger Der Schulz, liefern das Grundgerüst für dieses GothicRock-Album. Eingängige Refrains sorgen dafür, dass man den einen oder anderen Song kaum mehr aus dem Kopf kriegt und Industrial-Elemente verleihen dem ganzen Sound noch zusätzliche Würze. Die (dem Himmel sei Dank) einfallsreichen Texte handeln hauptsächlich von dunklen Themen wie Vergänglichkeit, Schmerz und Verlust. Neben den zwölf deutschen Eigenkompositionen hat auch eine leider nicht so gelungene Coverversion eines Rockklassikers den Weg auf «Rosenkreuzer» gefunden: «Entre Dos Tierras» von Héroes Del Silencio. Ansonsten sind aber absolut astreine Tracks zu hören von denen «Kind von Traurigkeit», «Nur die Ewigkeit», «Zwischen den Welten» und auch «Der Untergang» herausragen. Diese Veröffentlichung klingt authentisch, frisch und mitreissend. Unzucht fehlt es lediglich noch ein bisschen an Eigenständigkeit, aber das sollte niemanden davon abhalten sich «Rosenkreuzer» anzuhören. Es lohnt sich!
SCHÖNGEIST Wehe! SPV/Musikvertrieb em. Hier ist der Name Programm! Mit «Wehe!» ist einem ziemlich schönen Menschen (Sänger Timur Karakus) ein ziemlich schönes Werk gelungen. Diese Kombination kommt leider nicht sehr häufig vor. Der gleichnamige Opener «Wehe!» eröffnet den Reigen dieses ästhetischen GothRock-Albums der deutschen Formation. Sehr stimmig und
mh. Die ursprünglich aus Südafrika, genauer gesagt aus Johannesburg, stammende Band Seether hat in der Schweizer Charts- und Club-Landschaft bereits einige Spuren hinterlassen. Stilistisch können wir die Band in die Ecke von Staind, Shinedown, Hinder oder Three Days Grase packen. Einen richtigen, richtigen Durchbruch haben sie aber Hierzulande noch nicht geschafft. Im Gegensatz zum amerikanischen Markt, denn dort haben Seether mit ihrem 2011er Album „Holding Onto Strings Better Left To Fray“ den Weg in glorreiche Höhen geschafft: Platz 2 der Billboard-Charts! In den USA wäre es daher vermutlich undenkbar, dass die Band in einem 500-Nasen Club spielt, zu gross wäre wohl der Rummel. Glück für uns! Dadurch, dass die Band in Helvetien noch nicht durch die Decke geknallt ist, kriegen wir die Chance ihre Show in einem kleineren Rahmen zu geniessen. Einen positiven Einfluss auf den Bekanntheitsgrad der Band im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hatte auf jeden Fall auch die zweijährige Beziehung vom Sänger Shaun Morgan und der Frontröhre von Evanescence Amy Lee. So kam es denn nämlich auch, dass Seether den Song „Broken“ im Jahr 2004 mit Amy Lee nochmals neu eingespielt haben. Diese Version hat es dann nicht nur auf den Re-Release vom ersten Album „Disclamer II“
rhythmisch kommt das Ganze rüber. Die satten Gitarren harmonieren hervorragend mit der variablen Stimme von Timur Karakus und die Elektro-Elemente sind passend eingesetzt ohne zu
dominieren. Der zweite Track «Tief» ist da ähnlich aufgebaut und auch der dritte Song «Wieder» haut in dieselbe Kerbe. «Zusammen allein» ist dann noch
geschafft, sondern auch auf den Soundtrack vom Film „The Punisher“. Wenn der eine dem andern einen Song schreibt und widmet, dann ist das ja meist eine romantische Geschichte. Nicht ganz so im Falle von Amy Lee. Nach ihrem Beziehungsende betitelte sie den Song für Morgan mit den selbsterklärenden Worten „Call Me When You're Sober“. Aber dies hat dem Image eines RockSängers bestimmt nur bedingt geschadet. Zur Einstimmung auf das Konzert im Plaza ZH am 12. November 2013, besorgt euch das Ende Oktober erscheinende Best-OfAlbum „2002-2013“ (ja, Seether sind jetzt auch eine solche Band.) Dort wird es alles draufhaben, was das Seether-Herz begehrt. Inklusive drei neue Songs sowie das Cover des Songs „Seether“, den Veruca Salt 1994 veröffentlicht haben. Ein sehr toller Song den ihr alle sofort auf youtube checken solltet, schliesslich hat die Band Seether die Inspiration zu ihrem Bandnamen von... ach, ihr habt es bestimmt schon gemerkt.
eine Spur härter und beweist noch mal deutlich, dass der Gesang vielschichtig ist. Für Abwechslung sorgt hier auch eine weibliche Stimme, die nur sehr punktuell eingesetzt wird, was als sehr angenehm wahrgenommen wird. So auch bei «Ich bin dafür». Die deutschen Texte sind ziemlich gut und somit gnädigerweise weit weg von Pseudodichtereien. Inhaltlich geht es meist um verschmähte Liebe, den Kampf mit sich selbst und der generellen emotionalen Berg- und Talfahrt, die das Leben so mit sich bringt. Erwähnenswert sind natürlich auch die eingängigen Melodien, die diesen Longplayer ebenfalls auszeichnen. «Es zählen die Sekunden», «Kenne mich», «Traumtanz», «Lebe» und das Schlusslicht, die Coverversion des Riesenhits «Where the wild Roses grow», stehen den erwähnten Lieder in Nichts nach und
LIVE 12. November 2013 Zürich, Plaza
reihen sich nahtlos wie Perlen in die Abfolge ein. Schöngeist machen zwar «nur» klassischen Goth-Rock, aber «Wehe!» überzeugt durch treibende Kraft in den Kompositionen, die richtige Dosis an Härte, Spielfreude, viel hörbares Herzblut, Facettenreichtum und last, but not least einem enormen Spassfaktor. Absolut gelungen!
JAZZKANTINE Ultrahocherhitzt Indigo hug. Nach «Unbegrenzt haltbar» 2003 hat man die Braunschweiger Jazz-Rapper mehr oder weniger aus den Augen verloren, weil sie angefangen haben, sich zu wiederholen und zu ihrem Spielund Wortwitz zu wenig Sorge trugen. Letztes Jahr lancierten sie mit «Volkslieder» eine witzige Idee, die der Grosskombo aber zuwenig
Aufmerksamkeit zurückbrachte. Und jetzt also ein neues Album. Beginnt mit grossem Understatement locker und cool, verhalten funky, man wippt gerne mit den Füssen mit und freut sich auf mehr. Leider kommt dann aber nicht mehr mehr. Die Tracks bleiben Midtempo und auf Coolness ausgelegt, aber wirklich cool klingt anders. Wirklich cool würde heissen, dass man nicht nach fünf Tracks genug gehört hat und am liebsten die CD wechseln würde. Mit Nummer fünf erklingt nämlich der Fünfeinhalbminüter «Lieber langsam», der zwar langsam ist, aber wegen zuwenig Spannung auseinanderfällt.
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Gott liebt Cowboys
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hh. Seit Alec Völkel (Boss) und Sascha Vollmer (Hoss) vor neuen Jahren The Boss Hoss gegründet haben, ist viel passiert. Aus der schrägen Truppe, die Songs aller Stilrichtungen coverte, auf Country bürstete und damit eine stetig wachsende Fangemeinde eroberte, ist ein eigenständiger Act geworden. Boss Hoss verkaufen ihre Alben inzwischen millionenfach, sammeln Auszeichnungen und Awards am Laufmeter und stehen für ausverkaufte Tourneen. Dazwischen finden Alec und Sascha noch Zeit, als Juroren bei der Casting Show The Voice Of Germany für Stimmung zu sorgen. TRACKS sprach mit den beiden Cowboys über ihr neues Album „Flames Of Fame“ und was ansonsten so abgeht auf dem Boss Hoss Trail.
Wie lange hat die Produktion des neuen Albums gedauert? Sascha: Das ist schwer zu sagen. Im Januar haben wir mit dem Songwriting angefangen und im März wurden die einzelnen Songs dann konkreter. Danach haben wir dann einzelne Songs und Ideen aufgenommen. Es gibt bei uns nicht die Woche X, wo dann das ganze Album am Stück eingespielt wird. Bei uns entsteht das so nach und nach. Wie nehmt ihr auf? Habt ihr ein eigenes Studio in Berlin? Alec: Ja, wir haben unser eigenes Studio mit Proberaum etc. Das ist die Base, wo die Band abhängt und unser Management-Büro ist. Da werden unsere Platten produziert. Sascha: Wir nehmen auch nicht alle zusammen als Band auf. Das machen wir jeweils nacheinander. Das hat mit der Art zu tun, wie wir die Songs schreiben und Ideen festhalten. Da wir ja viel unterwegs sind, nehmen wir zwischendurch immer wieder Sachen auf. Und wenn der Dummer oder der Bassist oder ein anderer Musiker dann mal im Studio vorbeischaut, dann spielt er seine Parts zu den Songs ein, bis dann irgendwann alles vollständig ist. Bei uns in der Base hat jeder von der Band sein
Sascha: Das kristallisiert sich im Laufe der Zeit heraus, in der die Songs wachsen. Da weiss man schnell, der oder der Songs ist ein Knaller. Andere Songs stellen wir erst mal hinten an und schauen, wie die sich entwickeln. Aber die letzte Auswahl treffen Alec und ich zusammen. Ihr seid stilistisch mit eurer Musik inzwischen ziemlich breit aufgestellt. Was sagen eure alten Fans, die euch als CountryBand geliebt haben, dazu, wenn sie jetzt auch mit Hip Hop Einflüssen konfrontiert werden? Alec: Es gibt solche, die unsere Entwicklung über die Jahre mitgemacht haben und auch solche, die abgesprungen sind. Ich glaube, das gibt es bei jeder Band, dass Fans die Band ein Stück weit mittragen und dann gehen. Aber dafür kommen dann wieder neue dazu. Sascha: So wie die Welt immer offener wird, kann man auch mit den unterschiedlichen Musikstilen immer mehr experimentieren. Das ist auch unsere Herausforderung, dass wir mit offenen Augen und Ohren die verschiedenste Musik konsumieren und daraus unsere eigene Sache machen.
Alec «Boss Burns», Redaktions-Doggie Muffin und Sascha «Hoss Power»
Wenn du als Musiker deinen Weg gehst lernst du, es gibt nur gute oder schlechte Musik, egal welches Genre - Alec
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Räumchen und die meisten sind sowieso fast jeden Tag da. Die werden dann je nach Bedarf eingespannt Bei Boss Hoss bist du, Sascha, der Hauptsongschreiber und Alec liegt auf der faulen Haut? Sascha: Ja, genau. Alec: Ja, ich liege rum und guck mir an, was Sascha da so macht. (Gelächter) Das hat sich so ergeben. Sascha ist einfach der bessere Songschreiber, ich kann das gar nicht so wirklich. Wir machen das schon so von Anfang an. Sascha ist im Studio und produziert, arbeitet die Songs aus. Abends sitzen wir beide dann zusammen, probieren Ideen aus und singen die Songs ein. Das ist eine bewährte Arbeitsweise. Wie lange seid ihr beiden schon zusammen? Sascha: Wir haben uns vor 15 Jahren kennengelernt. Alec: Ja, über die Arbeit in der Werbebranche. Wir haben dann aber schnell festgestellt, dass wir musikalisch auf einer Wellenlänge liegen. Wir hatten beide eigene Bands, sind dann öfters zusammen ein Bier trinken gegangen, dann hat sich das so entwickelt – wie das eben so ist. Wer trifft bei euch die Auswahl, welche Songs schlussendlich aufs Album kommen?
Zu Beginn hatten wir ja noch andere Instrumente, kein Schlagzeug, keine Keyboards, einen Kontrabass. Im Laufe der Zeit sind dann Schlagzeug, Keyboards und E-Bass dazugekommen. Wir haben nicht von heute auf morgen komplett unseren Stil gewechselt, sondern über fast zehn Jahre ist stetig etwas dazu gekommen. Wer unser erstes Album mit dem neuen vergleicht, der stellt schon einen grossen Unterschied fest. Aber für uns ist der Werdegang der Band über die Jahre logisch und macht Sinn. Wir glauben, wenn wir den Weg nicht so gegangen wären, würden wir heute hier nicht sitzen. Was sind eure musikalischen Einflüsse? Alec: Bei mir fing es an mit Heavy Metal, Punk und Hardcore, dann später Grunge. Das war für mich definitiv eine Riesenphase. Sascha: Elvis war meine erste Musik. Dadurch kam ich in die ganze 50er/60er Musik rein, das ist bis heute ein Rieseneinfluss geblieben. Rockabilly und die ganze Rock'n'Roll Szene. Aber auch die Grunge-Szene habe ich mitgenommen. Von Nirvana war ich ein Riesenfan. Aber ich würde mal sagen, meine Haupteinflüsse kommen aus der Vergangenheit: Rockabilly,
Blues, Country – aber unser heutiges Musikerdasein ist sicher untermauert durch verschiedenste Einflüsse, die im Laufe der Zeit dazugekommen sind. Nun ist beispielsweise Hip Hop ein für Boss Hoss doch sehr artfremder Stil. Der normale Rockfan findet Hip Hop ja generell Scheisse. Alec: Das stimmt! Sascha: Früher hatten wir ja Hip Hop Songs in Country umgestrickt, jetzt bringen wir halt ein bisschen Hip Hop in unsere Musik mit ein. Es macht Spass, so etwas auszuprobieren. Es wäre ja bescheuert, wenn wir das nicht machen würden. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Alec: Ich finde, es gibt in jedem Genre Musik, die man für sich selbst nicht so sehr favorisiert. Aber es gibt in jedem Genre sehr gut gemachte Musik. Aber das lernt man ja auch als Musiker im Laufe der Zeit. Früher, als du jünger warst, hast du einen einzigen Musikstil gemocht und alles andere war Mist. Aber wenn du als Musiker deinen Weg gehst lernst du, es gibt nur gute oder schlechte Musik, egal welches Genre. In eurem neuen Video reitet ihr die Stahlrösser. Seid ihr auch privat mit Motorrädern unterwegs? Alec: Ich habe gar keinen Führerschein. Ich habe das Motorradfahren erst fürs Video gelernt. Wir wollten halt so ein Easy Rider Video machen, also musste ich das lernen. Aber gut die Hälfte der Band fährt Motorrad, Sascha auch – der hat `ne Harley. Ihr seid über die Jahre endlos auf Tour gewesen. Stellen sich da keine Ermüdungserscheinungen ein? Alec: Das ist ja mittlerweile weniger geworden. Die ersten Jahre waren extrem heftig. Aber mit wachsendem Erfolg werden die Hallen grösser und du machst dann nur noch 15 Gigs anstatt 35 und erreichst genauso viele Leute. Aber müde? Nee! Wir haben ja jetzt auch seit eineinhalb Jahren gar keine eigene Tour mehr gemacht, wir freuen uns drauf. Es hiess, ihr würdet bei der Casting Show Voice Of Germany mit Rea Garvey und Xavier Naidoo aussteigen. Jetzt seid ihr aber doch wieder dabei? Sascha: Es stimmt, wir sind dabei. Was nicht stimmt ist, dass wir ausgestiegen sind. Alec: Wir hatten uns nie konkret geäussert und nur gesagt, wir wissen noch nicht ob wir weiter mitmachen. Aber da gab es dann in den Medien wilde Spekulationen. Wir haben uns da aber immer rausgehalten. Sascha: Als wir erfuhren, dass Rea und Xavier raus sind, da haben wir erst mal nicht zugesagt weiter zu machen. Wir wussten ja nicht, wer künftig dabei sein wird. Aber wir hatten auch nicht nein gesagt. Jetzt sind neben Nena Max Herre und Samu Haber von Sunrise Ave. neu dabei. Das ist eine coole Runde und nicht minder lustig wie die alte Besetzung. Alec: Es ist eher ein bisschen frischer jetzt, ein bisschen geiler. Jetzt gibt es auch Boss Hoss Bier? Sascha: Ja, genau! Wir hatten schon immer gedacht, es wäre geil ein eigenes Bier oder eigenen Whisky zu haben. Und dann kam auf einmal eine Brauerei auf uns zu und wollte mit uns ein eigenes Bier machen. Das finden wir toll. Wir haben dann eine Menge probiert, mit denen zusammen an der Rezeptur gefeilt und dann den richtigen Geschmack gefunden. Und jetzt ist das erhältlich. Wo kann man das kaufen? Alec: Unter www.bosshoss-bier.com. Und so langsam versuchen wir, das auch in den normalen Handel zu kriegen. Also wenn ich jetzt in einen Supermarkt gehe und Boss Hoss Bier verlange, bekomme ich das nicht, oder? Alec: Das kannst du gerne machen, vielleicht listen die das dann (lacht). Sascha: Aber soweit ist es noch nicht. Erst mal ist es einfach geil, ein eigenes Bier zu haben. Für uns ist das aber kein zweites Standbein, eher ein Gag. Der Hauptgrund für uns war, dass wir jetzt Bier umsonst kriegen, deshalb haben wir das gemacht (lacht).
Inserat SCHÜÜR
CD Mainstream/Indie/Alternative MOBY Innocents Mute/Musikvertrieb
SKUNK ANANSIE Live in London Edel/Phonag ip. „Es war ein sehr spezielles Konzert. Es hat uns von einer ganz anderen Seite gezeigt. Anstatt zu stagediven, wie das die Leute bei unseren Gigs sonst immer tun, haben sie wirklich konzentriert zugehört. Und obwohl sie uns vielleicht vorher schon einmal live gesehen hatten, war es so, als sähen sie uns zum ersten Mal.“ So kommentiert Skin, Frontfrau der Briten Skunk Anansie, ihren persönlichen Eindruck von dem Acoustic Set, der im April 2013 in der Cadogan Hall aufgenommen wurde. Nach einer längeren, aktivitätslosen Zeit hatten sich Skunk Anansie 2009 wieder zusammengerauft und ihr Comeback gefeiert. Dieses Comeback hat mit dem vorliegenden Zeugnis einen Höhepunkt erreicht. Das Konzert, das in der Halle des Royal Philharmonic Orchestra mitgeschnitten wurde, ist ein überraschendes Ausrufezeichen dessen, dass die Songs der britischen Indie-Überflieger der 90er Jahre auch in einer zierlichen, ruhigen Art wunderbar klingen. Das liegt mit an der Tatsache, dass Skin durch ihre Jazz-Gesangsausbildung mittlerweile eine überaus kontrollierte Stimme besitzt, die den Zauber dieser filigranen Akustik-Show ausmacht. Es ist überraschenderweise aber nicht „Hedonism“, ihr grösster Hit, der in diesem Kontext am besten funktioniert. Es sind „Secretly“ oder „Infidelity“, ebenfalls Hitsingles, die Skin mit unglaublich viel Feeling singt und das von der Streichersektion sanft unterlegt wird. Es sind überhaupt und vor allem die Songs, die auch in der Originalversion schon etwas
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ruhiger sind, die den Zuhörer in den Bann ziehen. Aber dank der innovativen Rhythmussektion und der ausserordentlich gelungenen Arrangements kommen auch die härteren Titel wie „I Believed In You“, „God Loves Only You“ oder „Charlie Big Potato“ voll zur Geltung. Besonders der letztgenannte Track, der auch die CD beschliesst, erinnert mit den Streichern und dem treibenden Groove sehr an Led Zeppelin. Dieser Mitschnitt müsste eigentlich dafür sorgen, dass Skunk Anansie wieder mehr ins Gespräch kommt. Acoustic Sets sind eigentlich immer ein Garant dafür, dass sie von vielen Leuten gemocht werden. Vor allem eben auch von denjenigen, die diese Band vorher gar nicht richtig kannten. Was also den Zugang zum Gesamtwerk von Skunk Anansie angeht, bekommt diese Akustikshow die volle Punktzahl. „Live In London“ ist insgesamt ein überraschendes, emotionsgeladenes, beeindruckendes und wunderbar umgesetztes Album (und DVD/Blu-ray), mit einer grossartigen, charismatischen Frontfrau. Sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen.
hug. Irgend etwas ist an diesen Moby-Songs: Sie scheinen so belanglos vor sich her zu plätschern wie die Wasserpumpe eines Aquariums in einem fleischlosen chinesischen Restaurant, aber irgendwie hat man beim Zuschauen immer das Gefühl, neben einem quirlenden Bergbach zu sitzen und frische, kühle Luft zu atmen. Ist das Chillout oder Dance? Oder Dream-Techno? VeganerSoundtrack? Ist da einer traurig oder lustig? Man weiss das nie so genau. Moby wahrscheinlich auch nicht, ausser beim letzten Album «Destroyed», auf dem er sich der Einsamkeit in Hotelzimmern nach grossen Auftritten hingegeben hat. Nun also Album Nummer elf, und diesmal sind die Tracks klarer auf der Bergbach-Seite positioniert: Wieder streicht er unentwegt die einfachen, etwas klimprig wirkenden Keyboard-Harmonien wie Honig aufs Brot, schafft aber mit den einfachen Beats und den Gesängen seiner Gäste einen schönen Fluss der Klänge und angenehme Harmonien, die durchaus oft in der Nähe des Kitsches zu Hause sind. Zumindest für Moby-Fans also ein sicherer Wert.
SUMMER CAMP Summer Camp Moshi Moshi/Musikvertrieb
cv. Selten war ein Bandname so passend wie der des britischen Indie-Pop-Duos Summer Camp. Denn wie in einem Sommerlager fühlt man sich beim Anhören des gleichnamigen neuen Werks aus dem Studio des Ehepaars
Jeremy Wansley und Elizabeth Sankley. Er der Kopf, sie das Herz der Band; so definieren sie sich selber. Die Chemie zwischen den beiden ist unverkennbar und dementsprechend lassen sich auf „Summer Camp“ 11 zuckersüsse, treibende Electropop-Liebeshymnen finden. Dieses Mal sei es, so die Band, im Unterschied zum Vorgänger „Welcome To Condale“ kein Konzeptalbum. Die Lyrics seien persönlicher und emotionaler als je zuvor. Fans des glücklich machenden 80erSynthie-Pop kommen beim ersten Titel „The End“ voll auf ihre Kosten. „Fresh“ wiederum versetzt die HörerInnen in die funkigen 60er-Jahre. Gespannt wartet man darauf, was der nächste Song bringt: „Summer Camp“ ist ein unbeschwertes, sommerliches und fröhliches Album. Leider mangelt es dem Werk etwas an Tiefe, weshalb es nach ein paar Mal Durchhören Gefahr läuft, im verlassenen CDStapel zu landen. Nichtsdestotrotz: Wer den Sommer vermisst, kann mit „Summer Camp“ den kälteren Jahreszeiten trotzen und so die Herbstdepression etwas hinauszögern.
CHRIS NORMAN There And Back Indigo
hh. Der Engländer hat definitiv die Stimme mit einem der höchsten Wiedererkennungswerte im gesamten Popbereich. Da genügen zwei, drei Zeilen und schon hat's gefunkt: Das ist doch der Sänger von, äh…!? Genau, er ist es, die Stimme von Smokie. Die Band, die in den 70ern Hits ohne Ende lieferte und mit Songs wie u.a. „Next Door To Alice“, „Lay Back In The Arms Of Someone“ oder „Mexican Girl“ unsterblich wurde. Nachdem Chris Norman sich von Smokie trennte, gelang ihm mit „Midnight Lady“ (SchimanskiTatort) der Höhepunkt seiner Karriere. Nun kommt er mit einem neuen Soloalbum, das durchaus als Essenz seiner bisherigen musikalischen Laufbahn bezeichnet werden kann. Neben rockigen Tönen, die
Mainstream/Indie/Alternative CD Norman auch früher schon exzellent beherrschte, bietet „There And Back“ auch Bluesiges mit Country-/Americanatouch sowie handfesten Rock'n'Roll. Zudem hat er sich mit seinem alten Smokie-Kumpel Pete Spencer zusammengetan und zwei Lieder in bester Smokie-Tradition verfasst („My Jenny“, „Lovers And Friends“), die zu den Highlights des Albums gehören (und die man sich auch auf einem QuireboysAlbum vorstellen kann). Was wieder einmal beweist, dass Smokie seinerzeit neben ihren Radiohits rockige Popmusik vom Allerfeinsten fabrizierten. Mit „Hard Road To Cross“ befindet sich eine wunderschöne, soulige Gospelballade auf dem Album, die leider durch einen zu dominanten KeyboardTeppich einen leicht schmalzigen Beigeschmack erhält. Bis auf das schlagerhafte (und überflüssige) „Gypsy Queen“, das ausgerechnet als erste Single ausgekoppelt wurde, bringt Norman hier ein Dutzend gute bis sehr gute Songs in bester britischer PoprockTradition, die sowohl alte Smokie-Fans wie auch solche, die mehr auf den jungen Rod Stewart stehen, erfreuen dürften. Ein wirklich gelungenes Werk von überdurchschnittlicher Qualität.
KADEBODESTANY Pop Collection Mental Groove
hug. Nach der «Gold Retrospective 2007–2012» und weiteren Clubsound-Spielereien mit Laolu schiebt der DJ und Produzent Kadebodestan ein neues Album nach, diesmal nicht mehr als National Fanfare of Kadebodestany, sondern nur noch als Kadebodestany. Das bedeutet, dass der «Präsident» der Band und des fiktiven Landes Kadebodestan nicht mehr so mutwillig und willkürlich Clubsounds und Balkanbeats durcheinandermischt, sondern sich eine Spur klarer und konziser auf den Tanzboden verlegt hat. Was wiederum nicht heisst, dass der Balkan-Einschlag ganz verschwunden ist. Immer noch
fallen Balkantrompeten in die Tracks ein wie Platzregen in offene Fenster, immer wieder bricht er die Songs nach Belieben mit kompletten Stil- und Stimmungswechseln und bringt hin und wieder einen militärmusikalischen Touch rein. Kadebodestan bleibt eigenwillig und unberechenbar – und also spannend. Oder wie er selber es definiert: «Ich mag es, wenn nicht alles so durchgeplant klingt.» Herrliche Frauenstimmen übrigens.
AQUA NEBULA OSCILLATOR Spiritus Mundi Tee Pee
lg. Diese französische psychedelische Rockband um David Sphaèr'os (Gitarre, Gesang, Sitar, Orgel) Organ, Master Of Ceremony) ist im Jahre 2000 gegründet worden. "Spiritus Mundi" ist bereits das fünfte Album dieses offenbar ziemlich unberechenbaren Trios. Live werden entweder kurze Songs oder dann ganze Soundscapes dargeboten. Das Intro und Titelstück ist kein Song in dem Sinne sondern beinhaltet bizarre Wortfetzen und Soundcollagen. Mit dem betörenden "Up To The Sky" geht es sehr gelungen los – Davids Stimme wirkt sehr beruhigend in den mäandrierenden Gitarrenläufen, welche sich in den Hirnwindung des Hörers festsetzen. Das folgende kurze "Turn On Your Mind" erinnert an eine Kreuzung zwischen sehr straighten Hawkwind sowie klassischem 70s Doom Rock. "Jungle Man" ist sehr ruhig und packt mit seinen Tribal angehauchten Rhythmen. "Roller Coaster" ist eigentlich ein Doom-Song, welches von der tiefen Stimme von David und seinen Gitarrensoli lebt. Manchmal tönt er fast wie Franz Treichler von den Schweizer Industrial-Pionieren Young Gods. Auch die anderen Songs sind interessant und abwechslungsreich und sind entweder fast der World-Music zuzuordnen ("Varanasi") oder könnten in Sachen Gitarrenriffs fast schon von alten Pentagram oder Blue Cheer sein ("Human Toad"). Sehr abgefahrene Scheibe, welche dem Hörer aber auch immer wieder Entspannung gewährt. Totale künstlerische Freiheit wird hier zelebriert.
Pally’s kurz und knapp THE FALL - Re-Mit In der Vergangenheit wurde die Musik der englischen Band The Fall schon als wirr, klaustrophobisch, gespenstig, experimentell, launisch, spannungsgeladen, eingängig (?), genial, dilettantisch, schön, rau, kakophonisch, etc. eingestuft. Ihr neues, dreissigstes Studioalbum seit 1976 darf (einmal mehr) in die Kategorie rau und experimentell eingereiht werden. «Re-mit» tönt wie ein modernes Garagenrock- und Psychedelik-Werk. Was ja gerade jetzt kein ungeschickter Schachzug ist. Chef-Fallist Mark E. Smiths Stimme klingt gewohnt miesepeterig, nölig und schräg. Erwartet jemand etwas Anderes? LEEROY STAGGER - Truth Be Sold Der Kanadier Leeroy Stagger hat sich in seiner Heimat mit seinen bisher sieben Alben einen guten Ruf erarbeitet. Einer seiner Songs wurde beispielsweise in der Serie «Grey's Anatomy» gespielt. Sein fünftes Album «Everything Is Real» erschien 2009 auch auf dem deutschen Label Blue Rose. Damit sollte er wohl auf dem europäischen Markt Fuss fassen. Das ist dem 31-Jährigen bis heute nicht gelungen, obwohl Leeroy Stagger viel Potenzial hat. Auch sein neues Werk «Truth Be Sold» wird daran kaum etwas ändern. Für alle, die Gefallen an Bands wie Steve Earle, The Tragically Hip, Wilco oder Green On Red finden, sind die elf Songs aber auf jeden Fall ein Leckerbissen. VARIOUS ARTISTS - Close To The Hedge Hinter «Close To The Hedge» stehen zwei Ideen: Auf der einen Seite soll der Sampler dem finanziell angeschlagenen Indielabel Pink Hedgehog Records wieder auf die Sprünge helfen, auf der anderen Seite sollen die 20 Songs einen Überblick über das englische Label bieten. Geboten wird unveröffentlichtes und neues Material. «Magazine Street» (Anton Barbeau), «Quiches And Flans And Bottles And Bbags» (Schnauser), «Wig Out» (Mondo Jet Set), «Those
Were The Days» (Hamfatter), «Oxford» (Garfields Birthday), «Today's The Day» (Electrasy) oder «Torn Photographs» (Steve Wilson) belegen, dass Pink Hedgehog Records über ausgezeichnetes Songmaterial verfügt. Was ja schon mal ein Anfang ist. Leider reicht das heute nur selten. Image ist (fast) alles. Dabei wäre es wichtig, dass gerade kleine Indielabels wie Pink Hedgehog Records gestärkt würden, weil sie die Basis sind. THE WHIPSAWS - Same Lange fünf Jahre nach ihrem letzten Album «60 Watt Avenue» veröffentlicht das Quartett um Sänger Evan Phillips sein drittes selbstbetiteltes Werk. Da darf man schon fast von einem Neuanfang oder einem Comeback sprechen, auch wenn sich am Sound der aus Alaska stammenden Band nicht viel geändert hat. Die elf Songs offerieren eine variable Mischung aus Son Volt, Wilco, Drive-By Truckers, Green on Red und Neil Young. Das Spektrum reicht von knackigen Rockern wie «Took My Tears», «Tried Not True» oder «Shutdown Checklist» bis hin zu beseelten Alt-CountryNummern wie «Coralee», «What Are The Chances» oder «Lay Down By Me». «C.f.g» ist gar ein Ausflug in experimentelle Elektronik. Ein willkommenes Comeback. SHORTWAVE BROADCASTER Everything You Do Is DéjàVu Shortwave Broadcaster ist das Einmann-Unternehmen des Dänen Keith Canisius, der in Gebieten wie Dreampop, Alternative, Shoegaze, Ambient oder Chillwave Zuhause ist. Mit Shortwave Broadcaster produziert er auf der 4-TrackEP «Everything You Do Is Déjà-Vu» Ambientklänge. Soundlandschaften gleiten, pulsieren, schwellen an oder ab, kommen aus dem Nichts und verschwinden im Nichts. Canisius integriert aber auch rückwärts gespielte Klänge, was den Instrumentals eine psychedelische Note verleiht.
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Laute Liebe Das Trio aus London ist eine Nummer für sich. Die einen können überhaupt nichts mit der Band anfangen und das liegt oft an der gewöhnungsbedürftigen Stimme von Sänger Brian Molko. Für eine gewisse Orientierungslosigkeit sorgt auch sein androgynes Auftreten, das man im Verlauf der Bandkarriere nicht immer richtig einordnen konnte und die für genügend Spekulation gesorgt hat. Für die anderen ist Placebo eine grossartige Band, die eine hypnotische und simple Neufassung von David Bowie, U2 und The Cure in einem alternativen Gewand darstellen.
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ip. Dass aber weder die Stimme von Molko, noch die sexuelle Orientierung der einzelnen Bandmitglieder im Jahr 2013 noch eine Rolle spielen, spricht für die Entwicklung von Placebo. Und es spricht auch für ihr neues Album „Loud Like Love“. Aber gehen wir der Reihe nach: Die Erfolgsgeschichte um Brian Molko und Stefan Olsdal, die den Kern der Band bilden, begann 1994 an einer U-Bahn Station in London. Dort trafen die beiden zum ersten Mal aufeinander, verabredeten sich zum gemeinsamen Musizieren und standen ein Jahr später bereits auf der Bühne. Am Schlagzeug sass damals Steve Hewitt, der die Band bis ins Jahr 2007 begleitete, dann aber aufgrund musikalischer und persönlicher Differenzen ausstieg. Mit dem ersten selbstbetitelten Album landeten Placebo 1996 einen Volltreffer, indem sie sich vom vorherrschenden Musikgeschehen in England abhoben und in der Folge mit U2 und David Bowie auf Tour gingen. Britpop war damals angesagt und bis heute muss sich die Band dagegen wehren, in diese Nische gesteckt zu werden. 1998 erschien der Nachfolger „Without You I'm Nothing“. Ab hier kristallisierte sich ihr Trademark-Sound, der düstermelancholische und balladeske Alternativrock, heraus und ebnete ihnen den Weg über die Landesgrenzen hinaus. „Black Market Music“, das dritte Album, erschien im Jahr 2000 und wird von vielen eingeschworenen Fans als eines der besten bezeichnet. Eines der erfolgreichsten Alben war drei Jahre später „Sleeping With Ghosts“, das ebenfalls von vielen Fans heiss geliebt wird. 2004 spielten Placebo in der Wembley Arena und begrüssten Robert Smith von The Cure auf der Bühne, der unter anderem eine Coverversion vom Cure-Hit „Boys Don't Cry“ mit der Band performte. „Meds“, Album Nummer fünf, wurde im März 2006 veröffentlicht. Michael Stipe von R.E.M. war einer der Special Guests auf dem Album. Unglücklicherweise landete das Album bereits zwei Monate vor dem Veröffentlichungstermin auf dem Internet, aber trotz der befürchteten Verkaufseinbrüche konnte „Meds“ hohe Chartplatzierungen aufweisen und wurde ein Chartbreaker. Molko und Olsdal trennten sich 2007 von Drummer Hewitt,
„Ich würde mir selbst raten, den Mund zu halten.“ - Brian Molko begrüssten ein Jahr später den jetzigen Drummer Steve Forrest als Neuzugang und spielten ihr bisher ungewöhnlichstes Konzert vor der Angkor Wat Tempelanlage in Kambodscha für eine MTV Kampagne. Mit „Battle For The Sun“ kam 2009 ein sehr umstrittenes Werk auf den Markt. Die Kritiker verteilten sich auf verschiedene Lager, denn den einen war das Album nicht rockig genug, den anderen war es zu rockig und wieder andere mokierten sich über zuviel Bombast und einen Mangel an Originalität. Der NME schrieb sogar, Placebo sei zwar immer noch eine ganz
ordentliche Liveband, dies aber nur so lange, wie die „richtigen Bands“ wie Muse, Suede oder David Bowie nicht verfügbar wären. Der MTV Music Award für „Best Alternative“ strafte allerdings alle Nörgler Lügen und auch die folgende Arena-Tour in Europa war ein Erfolg. Das Jahr 2012 verbrachte die Band mit einer weiteren EuropaTournee und kündigte eine EP mit dem namen „B3“ an. Diese wurde im Oktober letzten Jahres veröffentlicht. Zu dem Zeitpunkt hatten die Aufnahmen zu „Loud Like Love“ bereits begonnen. Vor allem zu Beginn der Karriere Placebos hatte sich Brian Molko keine Lorbeeren mit Bescheidenheit oder Sympathie verdient. Sein grosses Mundwerk, in Kombination mit exzessivem Drogenkonsum, liessen ihn überall anecken, und dass er zu allem Überfluss auch noch in Frauenklamotten auf die Bühne stieg, machte es auch nicht einfacher, ihn oder seine Band zu mögen. Eigentlich ist das schade, denn Freunde und Journalisten, die in jüngerer Zeit mit ihm zu tun hatten, beschreiben Molko als sehr freundlichen und umgänglichen Zeitgenossen. Das scheint er auch selbst gemerkt zu haben. Auf die Frage, was er sich selber raten würde, wenn er 20 Jahre zurück in die Vergangenheit reisen könnte, antwortete er: „Ich würde mir selbst raten, den Mund zu halten.“ Die Geburt seines Sohnes vor acht Jahren holte ihn von den Drogen weg und seitdem hat sein Rockstargeist ein wenig Ruhe gefunden. Diesen Reifeprozess spürt man auch auf ihrem neuen Album. Eigentlich drückte diese Entwicklung schon auf „Battle For The Sun“ durch, aber das war wohl für viele Kritiker, die etwas anderes von Placebo erwartet hatten, noch zu früh. Man scheint sich aber langsam daran zu gewöhnen, dass Placebo nicht mehr das Enfant Terrible sind, sondern durchaus auch anderen Tiefgang als pubertäre Angstzustände vertonen können. Einige der Songs auf „Loud Like Love“ waren eigentlich für Molkos Soloalbum vorgesehen, landeten aber letztlich doch auf dem Placebo Album. Als die Band nämlich zusammen mit dem Produzenten Adam Noble an ein paar Songs werkelte, stellte sich heraus, dass die Stimmung im Studio so gut war, dass sich das Trio dafür entschied, ein neues Album einzuspielen. Da dies eine spontane Entscheidung und aufgrund dessen nicht genügend Songmaterial vorhanden war, wurden einfach Molkos Songs verwendet. Allerdings wurde die Freude über das flotte Aufnehmen dadurch getrübt, dass Placebo dazwischen auf Tour gingen. Molko hatte wenig Spass an der Tour, denn er wollte unbedingt zurück ins Studio, um die Platte zu beenden. Jeden Abend die „alten“ Songs zu spielen, war ihm zu langweilig. Aber die Rückkehr ins Studio war nicht nur positiv, denn vor der Tour hatte die Band die Hälfte der Songs bereits eingespielt und abgemischt und es gab keinen Grund, diese noch einmal anzufassen. Die zweite Hälfte unter diesen Voraussetzungen einspielen zu müssen, war keine leichte Aufgabe. Denn die Band hatte sich selber eine Messlatte gesetzt, die sie für den Rest des Albums erreichen musste. Dass Placebo das geschafft haben, liegt mit „Loud Like Love“ vor. Die Platte klingt einheitlich und stimmig und im Nachhinein hat auch der strenge Kritiker Molko seinen Frieden damit gefunden. Normalerweise hört er sich aber seine eigenen Songs nicht allzu gerne an. Er befürchtet, er könne sie durch das viele Touren
UNIVERSAL METALLICA
LIVE 18. November 2013 Zürich, Hallenstadion
irgendwann nicht mehr mögen. Aber auch Schlagzeuger Steve Forrest, der seit 2009 an Bord ist und sich recht gut eingelebt hat, durfte sich mit Schwierigkeiten auseinandersetzen. Bevor er bei Placebo einstieg, trommelte er in einer kalifornischen Punkband und hatte dadurch zwangsläufig keinen Kontakt zu technischen Spielereien. Bei den Aufnahmen zu „Loud Like Love“ allerdings musste er lernen, sich damit zu arrangieren. Mit seinem Hintergrund war es ihm zu Anfang der Aufnahmen geradezu unmöglich, sich auf Samples und Loops einzulassen. Forrest bezeichnet es aber mittlerweile als gute Erfahrung und ist froh über die Einsicht, dass Musikmachen nichts mit Regeln zu tun hat. Für die Fans ist „Loud Like Love“ nicht nur ein weiteres Album ihrer Lieblingsband. Es ist ein Album, mit dem sich der gemeine Placebo-Liebhaber erst anfreunden muss, denn im Vergleich zu allen früheren Werken traut sich das Trio jetzt, auch fröhlichere Töne zu produzieren. Das steht ihnen sehr gut und dürfte für einen grossen Schub Neuzugänger in der Fankurve sorgen. Aber auch, wenn „Loud Like Love“ positiver daherkommt, ist es im Kern immer noch Placebo. Vielleicht als kleines Freundschaftsangebot, um die alten Fans nicht allzu sehr zu vergrätzen, haben sich Brian Molko und seine beiden Kollegen ein ganz besonderes Guetzli ausgedacht. Einige Tage nach der Veröffentlichung führten Placebo die „Loud Like Love TV Show“ live auf und übermittelten diese per Youtube Stream weltweit in die Wohnzimmer. Inhaltlich gab es neben der Liveperformance auch Interviews mit den Musikern und den am Album Beteiligten, eigens gefilmtes Dokumaterial und Making Ofs zu einzelnen Videos zu sehen. Ausserdem konnten Fans via Videochat Fragen an die Band stellen. Placebo waren somit die erste Band, die den Release ihres neuen Albums weltweit feiern konnte. Diese Übertragung ist in der Tat ein sehenswertes Schmankerl, nicht nur für Fans, und könnte sogar Schule machen. Unter „Loud Like Love TV Show“ oder auf dem Placebo-Kanal ist
diese Premiere auf youtube.com zu finden. Eine kleine Humoristik schleicht sich ein, wenn man den Text zum Song „Too Many Friends“ liest, in dem es um soziale Netzwerke und deren Überkonsum geht, den Molko mehr als nur in Frage stellt. Dass er in einem Interview mit Produzent Noble dann bemerkt, dass er hochgradig fasziniert von all den neuen Musik-Apps sei und viel Zeit damit verbringt, neue Sachen im App-Store zu finden, beisst sich letztlich doch ein wenig mit der Message, die er in „Too Many Friends“ versucht rüberzubringen. Die Sucherei hat sich, musikalisch gesehen, jedoch letztlich gelohnt, denn ohne die technischen Beigaben wäre „Loud Like Love“ vielleicht nur halb so interessant geworden. Dass Placebo aber auch ohne Schnickschnack wirklich gute Musiker sind, wird live ersichtlich. Da die Umsetzung ihrer Songs als Trio praktisch unmöglich ist, werden sie bei Auftritten von bis
Im Vergleich zu allen früheren Werken traut sich das Trio jetzt, auch fröhlichere Töne zu produzieren zu fünf zusätzlichen Musikern begleitet, die sie unterstützen und die dem Sound die nötige Breite geben. Das wird auch in Zürich und Genf der Fall sein, wo Placebo im November auftreten, um „Loud Like Love“ und Rosinen aus ihrer fast 20jährigen Karriere vorzuführen. „Placebo ist Musik für Aussenseiter und unsere Konzerte sind so was wie Sonderling-Conventions. Das ist cool!“, sagt Molko. Wer sich angesprochen fühlt, sollte sich schnellstmöglich ein Ticket besorgen und „Loud Like Love“ mitfeiern.
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CD Mainstream/Indie/Alternative ELVIS COSTELLO & THE ROOTS Wise Up Ghost Blue Note
Leap Years“ (Dt.: über sechs Schaltjahre), indem sie teils bestehende, teils neue Lied-Ketten in den Londoner Abbey Road Studios aufgenommen und aufgefrischt haben. Einerseits türmt sich die zehn Lieder zählende CD
FRANZ FERDINAND Right Thoughts Right Words Right Action Domino/Musikvertrieb
«Right Thoughts Right Words Right Action» in «9 Songs»? Ja! Franz Ferdinand sind wieder unsere Lieblinge!
ARCTIC MONKEYS AM Domino/Musikvertrieb
mm. Wie klingt „Wise Up Ghost“, die Kollaboration des Jahres zwischen The Roots und Elvis Costello? Sie klingt nach einer Welt der Umwälzung, nach Schwarz und Weiss, nach harten Beats und vifen Melodiebögen. Das Album von Costello/The Roots, die sich übrigens in einer T.V Show die Klinke gaben, versteht sich nicht als Nu SoulNachtschattengewächs, sondern als Hiphop und leichtfüssigen, weisen Zungenschnalzern des hochgeschätzten britischen RockTroubadours Costello. So hat der Track „Wake Me Up“ durchaus etwas von britischem Hiphop à la Stereo MCs; andere Stellen wie der Haupttitel „Wise Up Ghost“ haben etwas von minimal orchestrierten Nouvelle VagueFilmen, und „If I Could Believe“ assoziiert der Hörer mit einladenden Pianomelodien irgendwo in einer rauchigen Vorstadthütte. Nie wirkt dieser neuzeitliche Blue NoteMeilenstein abgehoben oder aufdringlich-prahlend. So wirken die zwölf Tracks gleichzeitig spontan und ausgeklügelt, roh und gut geblendet. Nicht zu unterschätzen sind auch die Mitmusiker: Der Soul-Virtuose Pino Palladino etwa spielt Bass und die berauschenden Streicher-Arrangements stammen von Bernt Fischer. The Roots, insbesondere Costello, stellen mit diesem Album einen funky Katalysator aus kritischem Zeitgeist und Melodien, wie sie höchstens ein Bowie abliefert. Weitere Runden mit dieser Kollaboration folgen angeblich
TINDERSTICKS Across Six Leap Years City Slang mm. Die Britischen Tindersticks erfanden quasi ihr eigenes Genre, eine Art nostalgischen ChamberRock, den sie mit subtiler Lyrik paaren. Dieses Jahr zelebrieren die Musiker um Mastermind Stuart A. Staples ihr 20-jährige Bandaktivität mit „Across Six
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in für die „Sticks“ typisch cineastischen Story-Strängen auf, andererseits finden sich hierin Lied-Perlen wie „What Are You Fighting For?“ (aus dem Jahr 2010), die sich unaufhaltsam im Ohr des geneigten Hörers entrollen.
MANIC STREET PREACHERS Rewind The Film Sony/Columbia
mm. Man mag sie oder mag sie eben nicht: Die Manic Street Preachers - alias Nicky Wire, James Dean Bradfield und Sean Moore – wissen mit Schall und Rauch, aber auch mit gutem britischen Pop sich zu inszenieren. Auf „Rewind The Film“, auf Manics' elfter CD wird also nach der Kunst des modernen Rock ‚n' Rolls verführt – was hier verdächtig nach Robbie Williams oder nach Cate Le Bon klingt. Eine flirtende Cate Le Bon ist tatsächlich auf der CD mit von der Partie. Wie auch immer: „Rewind The Film“ hat irgendwie zu glatte Projektionsflächen. Der Titelsong „Manorbier“ mit dieser schreienden Gitarre zwischen Streicherarrangements geht einem am ehesten kalt den Rücken runter, steht man auf pompöse Effekte. Es ist das bisher durchschaubarste Werk der Maniacs. Kantigere oder punkigere Linien – die echten Manic Street Preachers gibt es auch nur alle politischen Schaltjahre.
hug. Fast hätten wir die Lieblinge des letzten Jahrzehnts aufgeben wollen nach ihrem blutleeren «Tonight: Franz Ferdinand» 2009. Der jugendliche Übermut, die existentialistische Überdrüssigkeit und die unverfrorene Spielfreude haben sich angesichts des Erwachsenwerdens und des Erfolgsdrucks verflüchtigt. Was also tun? So tun, als wäre man erwachsen? Das würde bemüht klingen. So tun, als wäre die Welt noch so wie zu Zeiten des selbstbetitelten Debüts 2004? Das würde noch bemühter klingen. Der Vierer aus Glasgow hat sich richtigerweise erstmal ganz viel Zeit gelassen, mit dem Rummel und ihren eigenen Erwartungen klarzukommen. Schliesslich waren sie die Anführer der britischen Popbewegung, die heute «Class of 05» genannt wird. Mit ihren neuen Album haben Franz Ferdinand (der Name wird übrigens deutsch ausgesprochen) einen grossartigen Weg gefunden, aus ihrem Dilemma herauszufinden: Sie sind erwachsen geworden, haben aber den Übermut der alten Tage in feine, existentialistische Ironie transformiert. Die späten Talking Heads lassen grüssen und vielleicht auch die ewig gültigen Gang of Four. Und immerzu scheint dieser englische Beat durch – die Beatles winken hier mit dem Zaunpfahl. So stellen wir uns Englishness vor. Zehn Songs in 35 Minuten. Es gibt noch ein anderes, subtiles, vielleicht auch persönliches Argument, wie man messen kann, ob die Class of 05 bald zehn Jahre später noch Kraft und Saft hat: Da war dieser Film, er hiess «9 Songs», und da ging es um ein Paar, das entweder Sex hatte oder an Konzerten war, unter anderem von Franz Ferdinand. Die Geschichte ist simpel, aber der Film ist getragen von einer eindringlichen Atmosphäre, die perfekt zur Aufbruchstimmung der Class of 05 passte. Das Argument heisst also: Passt
hug. Im gleichen Dilemma stecken auch die Arctic Monkeys. Nur dass sie den Rhythmus von Tour und Studio durchgezogen haben und nun bei ihrem sechsten Album angelangt sind (bei Franz Ferdinand sinds vier). «Do I wanna Know», der Auftakt, klingt ganz okay, schwermütig mit schönen Melodiebögen. Das Album geht mit dem dringlichen «R U Mine?» weiter, verliert dann aber schnell an Kraft und dümpelt irgendwann nur noch vor sich her. Ist das die straighte Erwachsenen-Version der Class of 05? Klingt, als hätten die Arctic Monkeys im Studio braune Lismerjacken und graue Pantoffeln getragen. Mehr Volumen, mehr Rock und mehr Zickigkeit hätten dem Album sehr gut getan. «AM» passt nicht mehr in «9 Songs». Vielleicht sollten die Arctic Monkeys auch mal Pause machen.
WILL VARLEY As The Crow Flies Smugglers Records
rp. Der aus London stammende Will Varley ist ein Folksänger im klassischen Sinn: Ein Mann und seine Gitarre. Auf seinem zweiten Werk nach «Advert Soundtracks» (2011) wird er nur von wenig zusätzlichen Instrumenten begleitet. Diese Einfachheit macht verletzlich und verlangt viel vom Künstler ab: Keine
Mainstream/Indie/Alternative CD Möglichkeit sich hinter grosszügigen Arrangements zu verstecken. Will Varley umschifft diese möglichen Fallstricke mit Bravour. Der Londoner versteht es gut, seine Songs auf die Essenz zu reduzieren. Hunderte von Soloauftritten in Pubs und Bars haben das Ihrige dazu beigetragen. Die elf Songs überzeugen mit fein herausgearbeiteten Arrangements, stimmigen Einsatz von Fiddle und Säge, lesenswerten Texten und der angerauten Stimme von Varley, die einen feinen Kontrast zum musikalischen Unterbau bildet.
PETER STRAKER Brel Smugglers Records
rp. Der in England lebende Peter Straker tritt mit seinem neuen Album in die Fussstapfen von
Scott Walker (und natürlich anderer), der schon Ende der Sechzigerjahre ausführlich dem französischen Chansonier Jaques Brel Tribut zollte. Straker, ein Freund von Freddy Mercury, Musicaldarsteller (Hair, Tommy, Phantom Of The Opera, u.a), der Wurzeln in Jamaika hat, führt aber auch seine eigene Arbeit weiter. Bereits 1977 hatte er die Brel-Nummer «Jackie» auf seinem Album «This One's On Me» zum besten gegeben. Mit «Brel» veröffentlicht Peter Straker jetzt ein ganzes Werk mit Brel-Liedern, darunter auch eine neue Interpretation von «Jackie». Gesanglich unterscheidet sich die aktuelle Version nur wenig von der von 1977, bloss ist «Jackie» moderner, tanzbarer arrangiert worden. Die anderen Interpretationen offenbaren Strakers immer noch brennende Liebe zu Jaques Brel Liedern, die in jungen Jahren entfacht wurde. Wie er im Booklet schreibt, übten Brels Musik und Texte früh einen profunden Einfluss auf ihn aus. Peter Straker versteht es meisterhaft, Brels Liedern neues Leben einzuhauchen.
JUSTIN CURRIE Lower Reaches Phonag
rp. «I Hate Myself For Loving You» heisst einer der zehn Songs auf dem neuen, dritten Soloalbum von Justin Currie. Die Liebe war schon immer ein schwieriges Thema für den aus Glasgow stammenden Currie, dem er sich auch gerne (und ausführlich) mit seiner alten Band, den wunderbaren Del Amitri widmete. Selbige waren bekannt für ihre vorzüglichen, wehmütigen aber auch ironischen Popjuwelen. Diese Qualitäten hat sich der Schotte bis heute bewahrt. Thematisch befasst er sich auf seinem dritten Werk aber auch mit Jesus und der Music. «Every Song's The Same» gibt Anleitung wie man Songs fachgerecht am Fliess-
ALL BLUES
band produziert und liefert mit besagter Nummer ironischerweise auch gleich den Ohrwurm verdächtigen Beweis, dass er weiss, wo von er redet. Ob «Lower Reaches», wie der Titel nicht ohne Selbstironie andeutet, wirklich nur die hinteren Positionen der Charts erreichen wird, wird sich weisen. Im schleppenden «Falsetto» beklagt er sich bei Jesus, dass es doch wichtiger sei, Liebe zu erhalten und weiter zu geben, als purer Gottglauben. «Lower Reaches» merkt man spürbar an, dass Currie seine Liebe für die Musik nicht verloren hat. Das hat auch SongwriterLegende Jimmy Webb gemerkt, der Currie neben Brian Wilson und Kris Kristofferson für sein kommendes Duett-Album auserwählte.
CD Mainstream/Indie/Alternative HUG’s Kurze LETZTE INSTANZ - 15 Jahre Brachialromantik Immerhin haben die Pioniere des deutschen TeenagerWeltschmerzes für ihre Werkschau einige Stücke neu eingespielt, eines geremixt und ein gänzlich neues Stück erfunden. Im Booklet sind dann statt einer Hommage sämtliche bisher gespielten Konzerte aufgelistet – auch eine Art zu feiern. Herausragend sind «Mein Todestag» mit dieser verqueren Perkussionseinlage und diesem seltsamen Raumschiff-Enterprise-Touch und «Kopfkino», die beide aus diesem Jahr stammen. Das lässt die Hoffnung keimen, dass die Letzte Instanz endlich persönlich wird. TYLER WARD - Honestly Endlich wieder mal ein Youtube-Phänomen, das mehr ist als bloss ein Hype: Der 24-jährige Amerikaner erreichte mit Coverversionen von Chart-Hits Abermillionen Klicks – jetzt legt er sein Debüt vor, und darauf sind ausschliesslich eigene Lieder zu hören: grundsolide, einfühlsame, starke Pop-Songs mit flockig-leichtem Tiefgang. ED KOWALZYK - The Flood And The Mercy Voluminöser Schönpop, der so voluminös schön ist, dass ihm fast die Individualität abgeht. Ed war als Sänger von Live definitiv griffiger als auf seinem zweiten Solowerk. LITTLE RIVER BAND - Cuts Like A Diamond Wie sagte doch Maximus Decimus Meridius in «Gladiator» so treffend? Ein Volk sollte wissen, wann es besiegt ist. Das gilt auch für ausgeleierte Kombos wie die Little River Band. Aber haben wir das nicht schon beim letzten Album gesagt? LUCIFER STAR MACHINE - Rock'n'Roll Martyrs Die schwertätowierten Londoner zum Dritten, und es muss natürlich alles beim Alten bleiben: Rock mit gaaaaaanz dicken Eiern. Und Songtiteln wie «Hammer Me Dead», «Death Or Jail» und «Dead And Gone». Herrlich. MGMT - MGMT Die New Yorker Schützlinge von Mastermind Rick Rubin waren mit «Electric Feel» in unseren Charts. Mit «MGMT», ihrem dritten Album, bleiben sie der verspielten Elektronik und den schrägen Videoclips treu.
ip. Die rebellische Punkattitüde, die Pearl Jam seit Mitte der 90er Jahre kultiviert haben, setzt sich auf „Lightning Bolt“ nahtlos Sony fort. Ihr neues Album klingt roh und ungeschliffen, eine Spezialität von Pearl Jams Hausproduzenten Brendan O'Brien. Allerdings gilt das hauptsächlich für den Klang des Albums und nicht zwangsläufig für den musikalischen oder textlichen Inhalt. Sänger und Surfer Eddie Vedder vergleicht das Songwiriting mit seinem Lieblingssport: „Der Song ist die Welle und der Text das Board, mit dem du dich in der Welle bewegst.“ Diesen Vergleich kann man ohne zu zögern als Beschreibung für „Lightning Bolt“ nutzen, denn die zwölf Songs lassen sich in jede Wetterlage einordnen: „Mind Your Manners“ ist einer der härtesten (und besten) Songs, ein praktisch lupenreiner Punker und steht für meterhohe Wellen mit Sturm. Ähnlich ist „My Father's Son“gestrickt, das einen sperrigen, aber charmanten Charakter mit mehreren Facetten hat und problemlos auch auf „Vs.“ gepasst hätte, ihrem zweiten Album aus dem Jahr 1993. „Sirens“, eine scheinbar aus dem Handgelenk geschüttelte Nummer mit Akustikgitarren, glättet die Wogen mit gesetzterem Tempo, tollem Solo und einem Refrain, der einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen will. In ein entsprechendes Horn tutet gegen Ende der Platte „Swallowed Whole“, das entfernt noch nach Neil Young klingt und mit „Sleeping By Myself“ seinen ruhigeren, folkigen Bruder mit zum Strand nimmt. Nummern wie der Titeltrack oder der Opener „Getaway“ hingegen toben sich in den Wellen aus, swingen, drängen vorwärts und haben einfach Spass. Aus der Reihe fällt das düstere „Pendulum“, das man dringend für den nächsten Tarantino-Film verwenden sollte, weil es sich wunderbar theatralisch durch die Wüste schleppt und mit Wellen allerhöchstens die sandigen Rippen einer Düne gemeinsam hat. Ein dringender Anspieltip ist das bluesige „Let The Records Play“ mit stampfendem Rhythmus und flockigem Refrain. Ein weiteres Schätzchen heisst „Yellow Moon“, dem man Erinnerungen an das Allstar-Projekt Temple Of The Dog anhört. Insgesamt ist „Lightning Bolt“ nicht ganz einfach zu beschreiben, denn das Album lebt von einer Vielfalt, die sich vor allem nach mehrmaligem Hören zeigt. Unter Garantie ist „Lightning Bolt“ aber ein hervorragendes Rockalbum mit dem Anspruch, den Pearl Jam schon immer zwischen ihre Zeilen verpackt haben. Ein definitves Muss im CD-Regal!
PEARL JAM
Lightning Bolt
Schwirrende Mellotrons, spacige Gitarren, hypnotisch monotones Schlagzeug, dazu pulsierende, blubbernde Moog-Synthesizer, Purple Pyramid stoischer Gesang und entrückte Querflöten: Wer das neue Album von Nik Turner auflegt, fühlt sich um vierzig Jahre zurückversetzt. So klangen Hawkwind zu ihrer besten Zeit - auf «Warrior On The Edge Of Time», so klingt deren Gründungsmitglied mit seinem Soloprojekt noch heute. Und das ist gut so. Denn im Gegensatz zu den vielen derzeit trendigen Retro-Bands aus den Bereichen Doom, Heavy Rock und Spacerock betreibt Turner keinen sinnentleerten Ästhetizismus, bei dem es vor allem um die möglichst perfekte Überführung vergangener Musikströmungen in die Gegenwart geht. Turner ist nicht um Authentizität bemüht, er ist authentisch. Und das hört man dem neuen Werk in seinem unprätentiösen Ansatz an. Nik Turner bewegt sich in einem Universum, in dem er sich seit den frühen 70er Jahren bestens auskennt. Entsprechend entspannt kommt seine Musik auf «Space Gypsy», dem ersten offiziellen Solo-Album seit zwölf Jahren, rüber. Der Engländer singt dabei über Aliens aus fernen Galaxien und die alten Maya, er hebt mit seinem eskapistischem Sound ab in andere Sphären und findet sich «floating in eternity» - wie es im gleichnamigen Song heisst. Auf den zehn Nummern sind auch einige Gastmusiker aus alten Tagen zu hören, zum Beispiel Gitarrist Steve Hillage auf «Anti-Matter». Und die Truppe gibt sich konsequent retro, ausserdem ist das Songwriting sehr gut. Einziges Ärgernis bleibt einmal mehr Turners nerviges Saxophongenöle. Aber die Fans kennen das schon aus seinen Zeiten bei Hawkwind. Irgendwie gehört das zu ihm und ist deshalb wohl vernachlässigbar. Ansonsten ist «Space Gypsy» ein 50-minütiger Trip ins All - ein Trip, auf den sich der Hörer noch so gerne einlässt. Klar, Nik Turner verwaltet mit diesem Werk sein eigenes Vermächtnis, erfindet die Musik wahrlich nicht neu. In dieser Qualität ist das aber absolut okay. Die neuen Impulse in der Rockmusik kann der mittlerweile 73-Jährige getrost der Jugend überlassen.
NIK TURNER
Space Gypsy
LIVE 3. Februar 2014 Z端rich, Komplex 457 Support: CURCH OF MISERY
Space Trippin' Dave Wyndorf hat mit Monster Magnet ein psychedelisches Stoner-RockGesamtkunstwerk geschaffen, das seit über 20 Jahren Bestand hat. Mit dem neuen Album „Last Patrol“ zieht der Mastermind aus New Jersey alle Register: Das ist nicht „Mork vom Ork“, das ist „Iron Man featuring Star Trek“. Der unterhaltsame und sympathische Musiker unterhielt sich für einmal nicht mit Planeten, sondern mit TRACKS über Wurzeln, Vinyl, leuchtende Augen und mutierte Schildkröten. Über was auch sonst!
ip. Ihr seid regelmässig auf Tour in Europa. Wie kommt es, dass ihr in Amerika so lange nicht unterwegs wart? Ich mag Europa lieber. Und anstatt die Welt zu erobern, wollte ich eigentlich nur an Orte gehen, die mich glücklich machen. Was ist denn der Unterschied zwischen Amerika und Europa? Ich mag die Europäer. Ich mag die Unterschiede zwischen den Ländern und ich finde es grossartig, dass man innerhalb eines Tages in verschiedene Welten reisen kann. Es sieht alles so anders aus als bei mir zu Hause. Es ist zwar auch schön bei mir, aber Europa ist exotisch für mich. Als Kind dachte ich immer, Europa ist total cool. Und weißt du was? Es stimmt! Am meisten gefällt mir aber, dass es sehr viele interessante und interessierte Musikliebhaber gibt. Europäer sind interessiert an Musikkultur. Sie haben einen grossen Respekt für die Geschichte der Musik. Und dadurch kennen sie auch Monster Magnet besser und genauer, weil wir einen Teil der Musikgeschichte transportieren. Sie lieben Musik und das mag ich. Was war der Gedanke dahinter, Tourneen zu euren Alben wie „Dopes To Infinity“ oder, wie letzten Sommer, „Spine Of God“ zu machen? Nun, ich wollte immer schon Alben in ihrer Gesamtheit aufführen. Ich liebe diese Idee. Und es war jeweils ein guter Zeitpunkt für uns. Wir hatten Zeit zwischen unserem letzten Album „Mastermind“ und dem nächsten. Ich hatte über die letzten Jahre immer wieder mit den Fans gesprochen, die mir sagten, sie fänden das cool und würden dafür bezahlen, das ganze Album live zu sehen. Und ich dachte mir, wenn die Leute das gerne wollen, dann mach' ich das doch! Also haben wir mit „Spine Of God“ getourt und es hat funktioniert. Es ist eine grosse Herausforderung für die Band, mit einem Album eine gute Show hinzukriegen, weil man eine beschränkte Anzahl von Songs hat. Das ist kein Kirschenpflücken, wie wenn du dir die besten Songs all deiner Platten raussuchen kannst, um das bestmögliche Set zusammenzustellen. Man muss diese eine Platte rüberbringen. Musikalisch ist das eine Herausforderung. Aber danach fühlt man sich gut. Kann man irgendwann mit einem längst fälligen Livealbum rechnen? Das ist eine gute Frage. Wir haben Pläne, ja. Aber wahrscheinlich werden wir auf der nächsten Tour auch noch einige Sachen aufnehmen. Ich würde sagen, die Möglichkeit eines Livealbums ist im Moment realer als jemals zuvor.
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Wie würdest du euer jetziges Lineup beschreiben? Man hat den Eindruck, dass deine Bandkollegen dir eine ziemlich massive Wand zur Verfügung stellt, an die du dich als Frontmann und Sänger anlehnen kannst und die dich in deiner Position als Frontmann sehr stützt. Ja, diese Jungs sind grossartig! Und sie sind auch noch unglaublich nett, das ist mir sehr wichtig. Ich kann jetzt mit Leuten arbeiten, die Sinn für Humor und sehr viel Spass an der Musik haben. Das war nicht immer so. Du hast recht, sie bauen live wirklich eine riesige Wand auf. Sie wissen, was das Beste für einen Song ist und das ist immer mein Hauptanliegen. Es geht nicht so sehr um mich, sondern um den Song. Da muss sich der Gesang allerdings auch mit einfügen. Was hat das für einen Einfluss auf dein Songwriting? Schreibt ihr zusammen, oder bringst hauptsächlich du die Ideen? Eigentlich beides. Wenn ich Songs schreibe, habe ich die ganzen Parts im Kopf. Aber ich kann sie nicht alle alleine spielen; ich weiss nur, wie der Song klingen soll. Ich erkläre das dann dem Rest der Band und beim Ausarbeiten fügt jeder seinen eigenen Stil hinzu. Damit sind sie Miteigentümer des Songs. Ich könnte das nie ohne sie. Im Speziellen ist Phil Caivano (guit) ein langjähriger Freund und Partner von dir. Was macht euch zu so einem guten Team?
Als Kind dachte ich immer, Europa ist cool. Und weißt du was? Es stimmt! Der Grund dafür ist, dass wir uns schon ewig kennen. Wir haben seit der Kindheit die gleichen Bezugspunkte. Dein Musikgeschmack bildet sich zu 80-90%, wenn du ein Teenager bist. Da hast du Zeit, dich zu fokussieren und richtig darin einzutauchen. Du fragst dich, warum dies so gut klingt oder jenes dich so glücklich macht. Du jagst deinen Lieblingsbands hinterher. Phil und ich haben diese Zeit miteinander verbracht. Wenn ich mit ihm spreche, dann muss ich nicht „Lass uns das in E Moll versuchen“ sagen, sondern einfach: „Mann, das muss wie Hawkwind 1972 klingen!“, und er sagt dann: „Richtig!“. So läuft das bei uns und deshalb klappt das gut. Ausserdem ist er ein Arbeitstier, er rackert rund um die Uhr. Und ich arbeite schnell. Phil kann sich meinem Tempo anpassen. Ich habe schon mit Leuten gearbeitet, die mich überhaupt nicht verstehen und wesentlich langsamer arbeiten. Das ist ein Albtraum! Phil und ich sind ein echt starkes Team.
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War „Last Patrol“ das erste Album, das ihr in Phils Studio aufgenommen habt? Es war das erste komplette Album. Wir haben zuvor einige 7inchSachen für unser eigenes Label Studio 13 aufgenommen, und währenddessen habe ich entschieden, dass wir „Last Patrol“ auch da aufnehmen. Ich liebe es, dort zu arbeiten und es gab keinen Grund, das Album woanders einzuspielen. Hatte die Arbeit im bandeigenen Studio Einfluss auf deine Arbeit? Ja, auf jeden Fall. Ich konnte den Zeitplan selbst bestimmen, weil das Studio so nah bei meinem Haus liegt. Ich konnte Aufnahmen mit nach Hause nehmen, nochmals durchhören und analysieren und aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ich habe bei Phil einige Ideen locker eingespielt, skizziert sozusagen, und sie mit nach Hause genommen, um sie mir dort anzuhören. Ich habe mich schlafen gelegt, bin aufgestanden, habe einen Kaffee getrunken und bin zurück zu Phil gefahren. Dort habe ich dann gesagt: „Pass auf, die Idee hier ist Mist. Das machen wir noch mal.“ Das ging sehr gut so. Als dieser Prozess des Skizzierens erledigt war, habe ich die anderen Jungs gefragt: „Kann einer von euch das hier besser spielen?“ Denn (lacht), so gut ich auch im Ausdenken von Songs bin, so furchtbar spiele ich sie auch! Aber dann nehmen Phil oder Garrett die Gitarre in die Hand. So funktioniert das, wenn man zu Hause arbeitet. Das ist viel besser und künstlerischer, als wenn man das woanders tut. Das ganze Album klingt sehr authentisch, echt und erdig. Man hört die Instrumente raus, es ist alles andere als überproduziert. War das Absicht, oder hat sich das einfach so ergeben? Das war vollste Absicht! „Mastermind“ haben wir vor drei Jahren mit Matt Hyde, einem guten Produzenten und Freund von mir, aufgenommen. Als ich das Album nach dem Mix gehört habe, dachte ich: „Das klingt alles viel zu modern!“ Ich konnte nicht verstehen, was zwischen den Aufnahmen und dem Mix passiert war. Es hat sich herausgestellt, dass ich jeden einzelnen Aspekt der Produktion viel besser hätte beaufsichtigen müssen. Manchmal muss man überkritisch sein, damit es am Ende lebendig und nicht bearbeitet klingt. Ich habe eine wichtige Lektion gelernt: Wenn du willst, dass es richtig ist, mach es selbst! Deshalb habe ich entschieden, dass wir „Last Patrol“ bei Phil machen und es ist mir auch vollkommen egal, ob jemand denkt, dass es unprofessionell oder alt klingt. Wir bleiben bei dem Sound, der uns gefällt und dem wir uns verschrieben haben. Wenn du etwas mit alten Teilen, die gut erhalten sind, zusammenbaust, dann wird das Resultat auch gut. Und das ist uns mit „Last Patrol“ gelungen, ich bin sehr total glücklich darüber. Joe Barresi, der auch schon mit Clutch, Tool oder Kyuss gearbeitet hat, ist für den Mix verantwortlich. Wie seid ihr auf ihn gekommen? Er ist ein Meister, er ist grossartig! Joe war der erste, der mir einfiel, als wir uns darüber Gedanken machten. Ich finde, es gibt niemanden, der das besser kann, als er. Er ist nicht nur ein guter Techniker, sondern versteht mich und meine Referenzen. Ähnlich wie bei Phil. Das spart eine Menge Zeit, wenn ich nicht grossartig erklären muss, wie etwas zu klingen hat. Nicht viele Leute haben so einen breiten musikalischen Horizont und das kann ein grosses Problem für einen Künstler sein. Man arbeitet wirklich lieber mit jemandem, der weiss, wovon man redet. Der dritte Song auf dem Album ist „Three Kingfishers“, ein Cover von Folkmusiker Donovan. Das Original ist sehr psychedelisch, was es zu einem guten Kandidaten für Monster Magnet macht. Eure Version addiert allerdings noch eine Menge Heavyness hinzu. Wie seid ihr auf den Song
gekommen? Dieser Donovan-Song ist einer meiner absoluten Psychedelic Favoriten. Ein sehr feinfühliger und schöner Song. Auf die Platte kam er so: Ich ging noch einmal alle Songs durch, die wir für „Last Patrol“ geschrieben hatten. Nicht alle waren wirklich gut, also habe ich auch viele wieder verworfen. Am Ende dachte ich: „Ich muss noch zwei neue Songs schreiben!“. Einer sollte ein richtig psychedelischer werden, und für Nummer zwei wollte ich einen echten Black Sabbath ähnlichen Brecher haben, etwas Simples mit fetten Drums. Ich dachte, das wäre es, was der Platte noch fehlt. Und ich weiss auch nicht, was passiert ist. Aber eines Morgens wachte ich auf und dachte aus irgendeinem Grund an „Three Kingfishers“. Und dann wurde mir klar, dass es überhaupt nicht nötig war, zwei weitere Nummern zu schreiben! Ich musste bloss „Three Kingfishers“ umarrangieren und damit hatte ich dann die beiden Dinge, die ich wollte, in einem Song. Hat funktioniert! (gleichzeitig) Hat funktioniert! Ich muss mich bei Donovan bedanken! Eine Zeile auf „Lost Patrol“ ist mir im Gedächtnis hängen geblieben: „I tell them stories about paradise“. Was für Geschichten wären das? (lacht) Ich glaube, ich erzähle in
Das ist schwer zu sagen. Als ich ein Kind war, liebte ich Spiderman, weil er den Nerd verkörperte. Er war der Trottel, der es zu etwas gebracht hatte. Heute sind meine Helden diejenigen, die die Comics zeichnen. Die Künstler, die diese Geschichten erfinden. Ich bin sehr inspiriert von Jack Kirby (Captain America, Fanstastic Four, Hulk, X-Men). Er ist schon lange tot, aber er war ein unglaublicher Erfinder von Figuren und Geschichten. Ein Mann alleine hat sich all diese Dinge ausgedacht, kaum zu glauben! Es sind vor allem die Zeichner der 50er und 60er Jahre, die es mir angetan haben. Das waren Träumer, die in unverfälschter Weise die Ideen aus ihren Köpfen, über ihre Hände, durch den Stift auf das Papier gebracht haben. Niemand hat ihnen dazwischengefunkt. Silver Surfer! Oh, ja! Was für eine wunderbare Geschichte! Man inhaliert diese Stories als Kind. Das habe ich auch! Nichts beeinflusst dich mehr, als solche Figuren und ihre Geschichte. Es ist ähnlich wie mit Musik, du kannst dich auch diesen Comics hingeben und denkst, das wäre
Ich habe eine wichtige Lektion gelernt: Wenn du willst, dass es richtig ist, mach es selbst!
dem Song davon, wie das Leben in einer Rockband ist. (Mit Rockstarstimme) Paradise can go a long way, baby, and I have a pretty good imagination. (Spricht normal weiter) Das Paradies kann irgendwo hinführen. Normalerweise beinhaltet es eine Menge Spass, Frieden und Zufriedenheit und ist aufregend! „Last Patrol“ ist eine perfekte Platte, um auf Vinyl veröffentlicht zu werden. Wird es eine Vinyl-Ausgabe geben? Ja, aber ganz sicher wird es das! Auf jeden Fall! Grosser Gott, das Artwork sieht so verdammt gut aus, wenn es grossformatig ist! Ich habe das mit John Sumrow, dem Künstler, besprochen und es war von Vornherein klar, dass „Last Patrol“ auch als Vinyl rauskommen sollte. Für nichts anderes ist dieses Artwork gemacht worden! Also keine Angst, das Vinyl kommt. Wir haben auch noch Poster anfertigen lassen, die wie alte Science Fiction Filmplakate aussehen. Johns Artwork ist darin enthalten, aber die Aufmachung ist Retro. Es sieht fantastisch aus! Denkst du, dass Vinyl immer noch, oder wieder, relevant für Plattenverkäufe ist? So sehr ich Vinyl auch liebe, glaube ich nicht, dass es seinen Platz verteidigt hat. Ich denke, es ist eine schöne Verbeugung vor der Vergangenheit. Aber heutzutage ist es hauptsächlich die Grösse, die das Artwork viel besser zur Geltung bringt. Vinyl klingt je nach dem oft besser als digital, aber nicht zwangsläufig. Die Musik hört sich einfach anders an auf diesem Medium, weil damals auch alles analog aufgenommen wurde. Das ist heute nicht mehr der Fall und du kannst mittlerweile nicht einfach alles auf Vinyl pressen und dann klingt es auch gut. Das funktioniert nicht immer. Jeder Musiker, der stolz auf seine Arbeit ist, sollte diese nach Möglichkeit auch in jeder Form präsentieren können. Meine Liebe zum Vinyl liegt in der Präsentation, im Cover. Darin, etwas in den Händen zu halten, was die Musik repräsentiert. Das ist mir sehr wichtig. Das gilt nicht für alle Leute, denn viele Menschen sind sich fertigen Komfort gewöhnt. Aber für die richtigen Liebhaber, die das Gesamtpaket von Sound und Präsentation lieben, ist Vinyl richtig. Da ist nämlich alles dabei. Hattest du je einen Plan B, falls es mit der Musik nicht funktioniert hätte? Nein! (lacht) Vermutlich wäre ich zur Armee gegangen und gestorben! (lacht) Oh Gott, nein. Ich kann gar nichts anderes, ich bin ein kompletter Idiot. Vor der Band habe ich dieselben lausigen Jobs gemacht, wie alle anderen auch. Der eine war bei 7-Eleven, der andere hat Autos gewaschen. Ich war Landschaftsgärtner. Es gab keinen Plan B. Es gab aber einen Punkt in meinem Leben, wo ich eventuell in der Comicbranche hätte weitermachen können. Ist es wahr, dass du einen Comicbuchladen hattest? Es war nicht meiner, ich war nur der Manager. Aber damit kenne ich mich aus. Comicbücher, Filme und so was. Aber das bringt dich nicht sehr weit im Leben. Was ist, oder war, deine Lieblingscomicfigur?
deine eigene Geschichte. Das Lesen ist eine sehr persönliche Sache, das teilst du nicht, das passiert in deinem Kopf. Da bist nur du und dein Comic. Meine Augen leuchteten damals, als diese Bilder durch mein kleines Gehirn rauschten. Ich hatte immer das Gefühl, dass diese Geschichten nur an mich adressiert waren, sie gehörten mir. Ich habe nie aufgehört, das zu lieben. Liest du Comics auf dem iPad? Ich habe ein paar auf meinem Pad, aber ich lese sie nicht so gerne darauf. Ich brauche das Papier in meinen Händen. Das geht mir genau so. Aber ich reise viel, da ist das praktischer zum Mitnehmen. Der Marvel Comicbuchverlag hat eine Figur dir zu Ehren nach einem deiner grossen Hits benannt, „Teenage Mutant...“ Ja, „Negasonic Teenage Warhead“. Habe ich jetzt gerade „Teenage Mutant Hero Turtle“ gesagt? Das ist schon in Ordnung (lacht). Das hätte mir auch passieren können. Es ist ja mein Fehler, dass ich einen Song geschrieben habe, der so viele Wörter im Titel hat. (lacht) Das ist mir ausserordentlich peinlich... Mach dir nichts draus! (Gelächter) Wie war es denn für dich, dass Marvel diese Figur veröffentlicht hat? Ich habe mich wahnsinnig geehrt, fast demütig, gefühlt. Das hat mich umgehauen. Grant Morrison hat diese Figur für die X-Men entwickelt und ich konnte es gar nicht glauben. Ich war wieder ein kleines Kind: „Kuck mal, ich bin bei den X-Men!“
MONSTER MAGNET Last Patrol Napalm Rec./Universal 01. I Live Behind The Clouds 02. Last Patrol 03. Three King Fishers 04. Paradise 05. Hallelujah 06. Mindless Ones 07. The Duke 08. End Of Time 09. Stay Tuned
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Mit "Whales And Leeches" will der rote Schneidezahn kleinere Tiere aufessen und für noch mehr Aufmerksamkeit als bis anhin sorgen. Sänger und Gitarrist Bryan Giles war im Gespräch mit TRACKS. lg. Nach zwei Alben, "Red Fang" (2009) und "Murder The Mountains" (2011) stehen Red Fang aus dem Nordwesten der USA mit "Whales and Leeches", dem Album Nummer drei und das zweite beim renommierten Relapse Records, in den Startlöchern. Der Bandname Red Fang ist doch eher ungewöhnlich (bedeutet roter Schneidezahn oder Reisszahn). "Wir haben uns nach Bandgründung alle zusammengesetzt und Red Fang war der Vorschlag, der uns am wenigsten missfiel" so Bryan. Red Fang wurden 2005 gegründet. "Ich habe früher bereits mit David Sullivan (git.) und John Sherman (dr.) in einer Band namens Partytime gezockt. Anschliessend ging ich aber Richtung Süden nach San Diego, um eine Band auf die Beine zu stellen. Das klappte nicht so wie erhofft, und John und David, die zusammen mit Aaron Beam (bs., voc.) eine andere Band am Start hatten, haben mich sozusagen nach Portland zurückgeholt" gibt Bryan zu Protokoll. "Wir sind ja alle jetzt um die 40 Jahre alt und haben nun genügend Erfahrung, um zu wissen, was wir genau wollen und was nicht". Portland, die Heimat von Red Fang, ist musikalisch kein weisser Fleck auf der Landkarte. "Es gibt viele coole Bands aus dieser Gegend, die viel unterwegs sind, auch wenn man die Namen nicht so kennt. Als Legende hat Portland nur Poison Idea hervorgebracht." Angesprochen auf seine musikalischen Vorlieben und Haupteinflüsse für Red Fang kommt von Bryan die folgende Antwort: "The Melvins, Led Zeppelin sowie die weiteren 70s-
Giganten und die 90s-Grunge Bands sind wichtige Einflüsse für mich. Mit Red Fang versuchen wir grob gesagt Metallica, Sex Pistols und Black Flag mit einer gewichtigen Prise Eigenständigkeit zu mischen. Auch unsere Freunde aus Portland, Lord Dying, spielen eine wichtige Rolle für unseren Sound". Zum Hauptunterschied zwischen "Whales and Leeches" und den alten Alben sinniert Bryan: "Das ist das erste Mal, dass wir unter Zeitdruck Songs schreiben mussten. Einiges vom Material auf "Whales and Leeches" haben wir in Australien während unserer Tour geschrieben und uns am Motto von Tom Petty gehalten – be tight, don't bore us, get to the core. Das Album musste zudem langsame und schnelle Songs beinhalten, sowie Metal und Punk gut mischen. Das waren unsere Vorgaben." Bryan lag auch am Herzen ein Album zu machen, welches nicht länger als 40 Minuten ist, so dass es gut auf eine LP passt. Angesprochen auf das lange, doomige und etwas aus der Reihe tanzende Stück "Dawn Rising" von der neuen Scheibe sagt Bryan: " Wir haben den Song zusammen mit Mike Scheidt der Doomer Yob (Anm: absolut empfehlenswerte und sehr intensive Band) aus Eugene/Oregon aufgenommen. Wir haben etwas Gras geraucht und Mike kam mit diesen extremen und hohen Gesangslinien daher, welche uns extrem gut gefallen haben." Weiter nennt Bryan "Voices Of The Dead" und "Every Little Twist", ein Midtempo-Song und somit etwas neues für Red Fang, als seine Favoriten. Nach einer 10-Tages US Westküstentour im Oktober werden Red Fang ab Mitte November die USA beackern. Für das Jahr 2014 sind zwei Europatouren geplant. "Mir gefällt es, dass in Europa die Distanzen nicht so astronomisch lang sind wie in Nordamerika. Wir werden im 2014 als Headliner mit unseren Freunden von Lord Dying sowie The Shrine (Anm: im letzten Jahr bereits als Support von Fu Manchu in Europa) unterwegs sein." Der einzige Halt in der Schweiz ist gleich der Tourauftakt der ersten der beiden Europatouren und zwar am 18. Januar 2014 in der Usine in Genf. Leider sind da offenbar keine weiteren Termine in der Schweiz geplant. Der 5. April 2014 in Stuttgart wäre ansonsten als Alternative nicht allzu weit von der Deutschschweiz. "Konzertmässig waren meine Highlights das Hellfest im 2011 – unser erster wirklich grosser Gig sowie im vorletzten Sommer das von Metallica durchgeführte Orion-Festival. Allerdings kann ich mich auch auf eine sehr intensive Show in einem kleinen Klub in Paris erinnern, wo alle regelrecht ausflippten und die Stimmung nicht von dieser Welt war" so Bryan. Red Fang sind live sehr intensiv und immer die Reise wert!
Die FeierBiester ip. Die New Yorker Hardcore Legende, die sich schon vor einiger Zeit im sonnigen Florida eingenistet hat, veröffentlicht Ende November mit „The Final Revolution“ ihr vierzehntes Studioalbum und gleichzeitig das erste, das bei SPV/Steamhammer erscheint. Der Erfolg ihres letzten Albums „Straight To The Dome“ hat diesen Schritt vorwärts ermöglicht. Die Band zeigt sich überwältigt von den positiven Reaktionen, die sie weltweit für „Straight To The Dome“ erhalten hat und Gary Meskil freut sich nun auf die Zusammenarbeit mit dem deutschen Label, das u.a. Bands wie Motörhead oder Prong betreut. „The Final Revolution“ unterscheidet sich musikalisch leicht vom Vorgänger. „Die Songs sind dunkler. Der Groove und das Tempo erinnern sehr an den klassischen Pro-Pain Stil“, beschreibt Sänger Gary Meskil das neue Album. „Ich habe das Ruder übernommen und die Platte alleine geschrieben, um „Straight To The Dome“ nicht zu wiederholen. Es ist das erste Album seit den 90ern, das ich komplett alleine komponiert habe“, fügt er hinzu. Erhältlich ist „The Final Revolution“ in verschiedenen Editionen, von denen einige Bonusmaterial wie Livesongs, eine UK Subs Coverversion oder Poster enthalten. Die Aufnahmen waren selbst für Pro-Pains Verhältnisse enorm schnell. Der gesamte Prozess von Aufnahme, Mix und Mastering war innerhalb von elf Tagen abgeschlossen. Hauptgrund dafür
sind Meskils Bandkollegen, die allesamt exzellente Musiker sind. Vor allem Jonas Sanders, der noch sehr junge, aber hochprofessionelle Drummer aus Belgien, der seit zwei Jahren bei ProPain spielt, hat massgeblich dafür gesorgt, dass diese kurze Zeitspanne möglich war. Wie auch die beiden vorherigen Alben wurde „The Final Revolution“ im Little Creek Studio in Gelterkinden von V.O. Pulver aufgenommen. „Wir lieben die Schweiz“, betont die Band unisono, und Meskil präzisiert: „Es ist sehr entspannend, hier aufzunehmen. Es gibt keine grossen Ablenkungen, man kann sich auf die Recordings konzentrieren und V.O. macht einen ausgezeichneten Job als Producer. Allerdings ist es auch ganz gut, wenn man mal einen oder zwei Abende rausgeht, die Ohren freibekommt und einen draufmacht.“ Das Grinsen hinter dieser Aussage darf man wörtlich nehmen, denn wo Pro-Pain feiern, da wächst normalerweise kein Gras mehr. Ab dem 29. November sind Pro-Pain wieder in Europa unterwegs, um ihr neues Album zu promoten. Für die Schweiz ist am 14. Dezember eine Show im Bad Bonn in Düdingen geplant. Als Support sind Zuul FX, SoulLine und Komah, bei denen ebenfalls Jonas Sanders am Schlagzeug sitzt, im Tourpackage (Anm.: Nicht alle Bands spielen alle Venues der Tour, bitte auf jeweiliger ClubHomepage Infos entnehmen).
SIDEBURN
LIVE 14. Dezember 2013 Düdingen, Bad Bonn
CD Hard/Heavy/Metal ip. Nächstes Jahr feiern die Kanadier um Feast den Flitzefinger Jeff UDR Waters ihr 30jähriges Bestehen. Kaum eine Band hat dermassen viele Lineup-Wechsel überstanden, denn alleine an Sängern gaben sich vor dem aktuellen Frontmann sage und schreibe sechs die Klinke in die Hand. Mit Dave Padden hat Waters jetzt aber endlich seinen passenden Sidekick gefunden. Seit mittlerweile zehn Jahren arbeitet das Duo mit wechselnden Livemusikern zusammen, und das recht erfolgreich. „Feast“ist das insgesamt vierzehnte Studioalbum der Band und das fünfte mit Padden als Sänger. Man kann nicht unbedingt sagen, dass es mit „Feast“ zurück zu den Wurzeln geht, aber im Vergleich zu den beiden Vorgängern „Metal“ (2007) und „Annihilator (2010) ist doch wieder ein deutlicher Anstieg des Thrash-Levels zu verzeichnen. Mit eingeschränkter Ausnahme des etwas kruden Funk-Experimental-Ausreissers „No Surrender“ und der Ballade „Perfect Angel Eyes“ rollen die restlichen Tracks wie ein Panzer das Feld von hinten auf. Hier wird Geschwindigkeit mit deutlichen Reminiszenzen an früher zelebriert, mit Groove und Waters-typischer Exzentrik versehen und mit Paddens Gesang modernisiert. „Feast“ ist tatsächlich ein Fest für Thrasher-Ohren, denn die Deluxe Edition kommt mit einer Bonus CD, auf der sich 15 Klassiker der Bandhistory befinden, u.a. „Alison Hell“, „King Of The Kill“ oder „Never, Neverland“. Die Songs wurden eigens hierzu neu aufgenommen und Dave Padden hat einen hervorragenden Job am Gesang übernommen. „Feast“ ist definitiv uneingeschränkt zu empfehlen, ein herausragendes Album mit einem mehr als gelungenen Bonus!
ANNIHILATOR
DREAM THEATER Dream Theater Roadrunner/Warner Music
lg. Mit ihrem selbstbetitelten und nunmehr zwölften Studioalbum legen Dream Theater ein grundsätzlich sehr gutes Album vor, dass alle Facetten des Bandsounds aus seligen "Images And Words" (1992), "Awake" (1994) und "Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory" (1999)-Tagen beinhaltet: ein harter Song, ein Instrumental, eine (Halb-)Ballade, sowie ein epischer Longtrack und dazu Songs, welche sich nahtlos in dieses Konzept einfügen. Doch gehen wir der Reihe nach: Das coole und sehr verspielte Intro "False Awakening Suite" geht direkt in den ersten Song des Albums, "The Enemy Inside", welches als der harte Track des Albums durchgeht. Viel Power, fette Gitarren und guter Gesang von James LaBrie (wie auch dem gesamten Album) geben der ersten Single die nötige Würze. Das nachfolgende "The Looking Glass" ist ein Song, welcher von der Atmosphäre aus den 90er Jahren stammen könnte: Tolle Melodien und Harmonien sowie das verspielte Keyboard lassen es dem Hörer warm ums Herz werden. Eines der Albumhighlights. "Enigma Machine" ist das Instrumental des Albums und punktet mit wahnwitzigen Gitarrenund Keyboardsoli. Das fette Riff zu Beginn und zu Ende des Tracks sowie die ruhigen Passagen in der Mitte sorgen für genügend Abwechslung und packen den Fan schon beim erstmaligen Hören. Die Herren Petrucci, Myung, Rudess und Mangini können sich da gnadenlos austoben. Weiter geht es mit der zuckersüssen Halbballade "The Bigger Picture", welche neben den tollen Melodien von einem wunderschönen Gitarrensolo von John Petrucci lebt. Der sechste Song, "Behind The Veil", beginnt mit einem langen Keyboardteil, bevor er in einen typischen Dream Theater-Song übergeht und eines der Highlights des Albums darstellt: sehr virtuos und mit genügend Härte instrumentiert sowie sehr spannende und progressive
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Songstruktur. Das eher langsame und getragene "Surrender To Reason" lebt von seinem sehr schönen Refrain, das fast etwas kitschig wirkt. Wahrscheinlich ist dies der schwächste Song des Albums, aber das ist Lamentieren auf sehr hohem Niveau. Das sehr balladesk beginnende, zweitletzte Stück "Along For The Ride", die zweite Single, geht in einen sphärischen Song über. Was da die beteiligten Musiker in einen gut vier Minuten langen Song packen, ist nicht von dieser Welt .Magistral ist dann der abschliessende über 22 Minuten lange Song "Illumination Theory", das langsam beginnt, dann sehr virtuose Keyboard- und Drumpassagen enthält (ohne die anderen beteiligten Musiker herabsetzen zu wollen) und geht mit genügend (Gitarren)-Härte dann in die von James LaBrie gesanglich veredelten Teile über, bevor wieder soliert wird (das Keyboard von Jordan Rudess dudelt leider zeitweise etwas vor sich hin). Ab Minute sieben wird "Illumination Theory" etwas New Age mässig und verliert sich für 4 Minuten fast schon in der Neo-Klassik. Dann geht es in gewohnter Dream TheaterArt weiter und der Song wird zum Schluss richtig schön und klingt ruhig und harmonisch aus. Bewusst wurde in diesem Review das Schlagzeugspiel bisher nicht genannt. "Dream Theater" ist das erste Album, auf welchem sich der seit 2011 beim Traumtheater aktive Schlagzeuger Mike Mangini voll einbringen konnte. Und er kann auf der ganzen Linie überzeugen: Er scheint mit diesem Album bei Dream Theater voll angekommen zu sein, setzt sich aber nicht so dominant in Szene wie Originalschlagwerker Mike Portnoy, doch kann er den Songs Akzente setzten und bringt sich mit variablem und spannendem Schlagzeugspiel ein. Das Album schreit förmlich danach, live in voller Länge dargeboten zu werden, da es praktisch alle Facetten des Dream Theater Signature-Sounds enthält. "Dream Theater" ist Progressive Metal auf höchster Stufe, welches ganz grob gesagt auf der Kreuzung "Rush meets Metallica" aufbaut und diese mit zahlreichen Ausflügen zu 70s Progressive Rock und ins Neo-Prog anreichert. Die vor ein paar Jahren latent vorhandenen Muse-Einflüsse sind auf jeden Fall verschwunden. Und trotz dieser positiven Kritik ist "Dream Theater" teilweise etwas langatmig (die Spieldauer beträgt 66 Minuten) und zu verspielt geraten. Und klar ist auch, dass für die Band ihre absoluten Glanztaten derzeit unerreichbar bleiben. Dennoch ist "Dream Theater" das beste Album der Band seit 14 Jahren.
AVENGED SEVENFOLD Hail To The King
lg. Eins vorweg: Mit ihrem sechsten Album "Hail To The King" und dem gleichzeitigen Einstand von Neu-Drummer Arin Ilejay werden Avenged Sevenfold einen weiteren Schritt zur musikalischen Weltherrschaft vollziehen. Die erste Position der US-Albumcharts haben sie auch geknackt. Was etwas grosskotzig tönt, ist gar nicht so abwegig, wenn man die zitierten Vorbilder nennt (alles Stadionrock-Giganten): Metallica zur Zeit des schwarzen Albums, Guns'N'Roses, Aerosmith oder auch Kiss. Schon das Riff des ersten Songs "Shepherd Of Fire" ist eine Reminiszenz an "Enter Sandman" von Metallica. Der Gesang überzeugt vollends, das Solo ist leidenschaftlich, das Schlag-zeugspiel packend, der Songaufbau interessant. Und so geht es auf "Hail To The King" durchs Band weiter. "Doing Time" erinnert vom Gesang her ganz klar an Axl. W. Rose, "This Means War" beginnt fast wie Metallicas "Sad But True" und "Crimson Day" könnte auch von Aerosmith kommen (das Solo ist dann wieder eher Slash-mässig). Trotz dieser andauernden Verneigungen an die grossen Vorbilder macht "Hail To The King" durchwegs Spass und besticht durch seine hohe Qualität und Variabilität. So muss moderner
Warner
und zeitloser Heavy Metal klingen. Anspieltipps neben den bereits genannten Songs: "Hail To The King" sowie "Heretic". This f***in' rocks! mv. Sechs lange Jahre mussten wir auf ASKA den Nachfolger des genialen "Absolute Fire Eater Power"-Albums warten, doch das Warten Pure Steel Records hat sich mehr als gelohnt. Aska sind endlich zurück und haben mit "Fire Eater" ihr nun bereits sechstes Album veröffentlicht, welches wie schon die genialen Vorgänger vor allem Fans von Omen, Iron Maiden, Manowar und Virgin Steele begeistern wird. Der Opener und Dampfhammer "Everyone Dies" bietet klassischen US Metal mit donnernden Drums und geilen Screams und macht sofort klar, dass die Texaner eindrücklich und mächtig wieder am Start sind. Weiter geht es mit dem treibenden, sehr eingängigen Knaller "Dead Again", welcher definitiv jeden US-Metal-Fan in Verzückung versetzen wird, was auch für das folgende hymnische und mächtige "Valhalla" gilt. Das Album hat aber noch ganz andere Seiten zu bieten. Mit "Son Of A God" gibt es auch eine NWoBHM-lastige Uptempo-Nummer zu hören, mit "Year Of Jubilee" eine fast schon fröhliche, melodische Hymne, mit "Angela" eine wunderschöne aber niemals kitschige Ballade, mit "Red Cell" ein Ausflug in progressive Gefilde (Fates Warning lassen grüssen) und mit "The Ripper" noch eine gelungene Judas-Priest-Coverversion. Für Abwechslung ist also gesorgt. Als Überraschung gibt's zum Schluss des Albums die Hymne "Eye Of The Serpent" der Schweizer HeavyMetal-Band Emerald (von deren aktuellen Album "Unleashed") zu hören. Im eidgenössischen Original bereits von George Call als Gastsänger eingesungen, liess man die freundschaftliche, internationale Zusammenarbeit hier noch einmal neu aufleben und hat den Song in leicht abgeänderter Version auch auf "Fire Eater" verewigt. Herausstechend auf dem ganzen Werk ist der unglaublich kräftige und variable Gesang des charismatischen Frontmanns George Call (ex-Omen, Banshee), welcher das Beste von J.D. Kimball (ex-Omen, R.I.P.) und Bruce Dickinson verbindet und echt stählerne Lungen zu besitzen scheint. Aber auch die sehr geilen Gitarrensoli von Chris Menta sollen noch erwähnt werden. Das fantastische Coverartwork passt perfekt zur Musik und wird hoffentlich auch bald eine Vinyl-Version des Albums schmücken. Echte Metalheads wissen was zu tun ist und es bleibt zu hoffen, dass Aska hiermit endlich den längst verdienten Sprung aus dem Underground schaffen werden. lg. Beelzefuzz sind ein seit ein paar Jahren aktives Trio aus der Doom-Hochburg Maryland/USA. Auf dem hier vorliegenThe Church Within/Alive den Debüt wirken sie sehr eingespielt und lassen tolle Songs auf Genre-Afficionados los, welche grob als Kreuzung zwischen Black Sabbath, Uriah Heep und Deep Purple angereichert mit den Ingredienzen von Bands wie Pentagram sowie den Vintage Rock Vorreitern von Witchcraft oder Graveyard bezeichnet werden können. Der tolle, relativ hohe und klare Gesang von Gitarrist Dana Ortt passt perfekt zu den Songs. Diese Band wirkt wirklich "retro" ohne zwanghaft einen auf Vintage-Hard-Rock zu machen, wie das derzeit doch viele tun. Die Produktion ist super und die Songs sind wirklich mehr als gelungen. Anspieltipps: die ersten beiden Songs "Reborn" und "Lotus Jam". Super!
BEELZEFUZZ Beelzefuzz
BLACK OATH Ov Qliphoth And Darkness I Hate
lg. Die italienische Band Black Oath gibt in ihrer Biographie vor, dem italienischen Doom/Horror-Metal wie Death SS, Paul Chain, Jacula oder Zess zu folgen. Während dies in Sachen Atmosphäre stimmen mag, befinden wir uns musikalisch eher im Bereich langsamer Candlemass oder von Procession (um mal eine aktuelle Band zu nennen). Während die ersten beiden Songs etwas austauschbar sind, geht es mit "Sinful Waters" richtig gut los.
NAPALM
CD Hard/Heavy/Metal So muss epischer Doom mit klarem Gesang tönen: Packende Riffs und interessante Songstrukturen und Melodien sorgen für die nötige Spannung. Super ist auch der vierte Titel, "Scent Of A Burning Witch", welcher mit Synthies angereichert wird. Auch die weiteren Nummern sind sehr gelungen und atmosphärisch (zum Beispiel der Knaller "Drakon, It's Shadows Upon Us", das nach einem ultra-finsteren Intro ins flotte Midtempo übergeht). Für die kürzer werdenden Tage ist dieses düstere und mystische Album genau das Richtige. Nach dem genialen Procession-Album haben Black Oath das zweitbeste Doom-Metal-Album des Jahres abgeliefert. Doom or be doomed!
DEVILDRIVER
lg. Die kalifornische Band um Frontmann Dez Fafara (ex-Coal Chamber) Napalm / Universal schlägt wieder zu. Der Stil des neuen Hassbrockens "Winter Kills" kann nach wie vor als Groove-Melodic-Death-Nu-Metal (um es mal zu versuchen) oder ganz einfach als brutaler Heavy Metal ohne Rücksicht auf Verluste bezeichnet werden . DevilDriver sind mittlerweile bei Napalm Records gelandet, das seine Expansionsstrategie mit der Verpflichtung namhafter Acts fortsetzt. Zudem spielt auf "Winter Kills" erstmals Tourbassist Chris Towning für DevilDriver Studioaufnahmen ein. Die Riffs und Melodien sind wieder von allererster Klasse und Dez schreit sich im wahrsten Sinne des Wortes den Schmerz und die Aggressionen aus dem Leib – auch in textlicher Hinsicht. Die Einsprengsel moderner Prägung wie Keyboard-Intros etc. befinden sich auf einem erträglichen Niveau. Als Anspieltipps sind "Ruthless" (Mördergroove), das recht thrashige "Desperate Times" sowie der Melodie und Härte perfekt verbindende Titelsong zu empfehlen. Allerdings fehlen dem Album die zwei, drei durchschlagenden Hits, welche die letzten Scheiben ausgezeichnet haben. Doch ist dies Jammern auf sehr hohem Niveau, denn "Winter Kills" brettert ziemlich variabel durch die Landschaft. Nach wie vor Daumen hoch für DevilDriver.
Winter Kills
RUNNING WILD Resilient Steamhammer / SPV mv. Das ging ja verdammt schnell. Nach dem in der Metal-Szene sehr umstrittenen Running WildComebackalbum "Shadowmaker" von 2012 ist Rock'n'Rolf nun bereits wieder mit einem neuen Album am Start. Rolf hat also tatsächlich wieder Bock auf Metal und das ist gut so. Da es zu "Shadowmaker" keine Konzerte gab, hat Rolf die Zeit intensiv für das Songwriting genutzt, sich auf seine Stärken besonnen und ist mit "Resilient" nun definitiv wieder im klassischen Running-Wild-Fahrwasser unterwegs. Das fängt bereits beim Artwork an, welches typischer für Running Wild nicht sein könnte (auch wenn es leider kein Marshall-Artwork mehr ist). "Bad To The Bone" meets "Ride The Lightning", sieht cool aus und passt perfekt. Das Album ist definitiv viel mehr Metal als sein Vorgänger und bietet vom Anfang bis Schluss alles was das Running-WildHerz begehrt. Der Opener "Soldiers Of Fortune" zum Beispiel könnte auf sozusagen jedem Running-WildAlbum zwischen "Blazon Stone" und "The Rivalry" stehen, erinnert an den alten Hit "The Privateer" und wäre früher die perfekte Single gewesen. Ein weiterer Volltreffer ist "The Drift", welcher mit schönen mehrstimmigen Gesängen und tollen Melodien punktet. Der Titelsong erinnert an ganz alte Judas Priest und geht sogar zurück zu "Branded And Exiled"Zeiten. "Desert Rose" ist ein weiteres Highlight, ebenfalls sehr melodisch und erinnert wie viele Kompositionen an die grandiose "Pile Of Skulls"Phase. "Fireheart" ist einer der Uptempo-Nummern und könnte auch auf der "The Rivalry" Scheibe bestehen. "Crystal Gold" ist eine geile Mitsing-Hymne, welche live super zünden würde, mit einem tollen Solo
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versehen wurde und auch an alte Zeiten der Band erinnert. Zum Abschluss gibt es dann das grosse Highlight der Scheibe namens "Bloody Island", ein fast zehn Minuten langes Epos, welches klar an "Treasure Island" von 1992 anknüpft und mit etlichen geilen Melodien und Ideen begeistert. Auch textlich hat Rolf wie immer wieder einige brandheisse, interessante Themen aufgegriffen und im Gegensatz zu vielen anderen Bands auch wirklich etwas zu sagen (z.B. in "Crystal Gold", wo es um die Privatisierung des Wassers geht). Es lohnt sich also, auch den Texten einige Aufmerksamkeit zu schenken. Klar wird es wieder Nörgler geben, die Rolf vorwerfen, sich zu sehr zu wiederholen. Aber wer will schon Running-Wild-Songs mit Alternative-, Industrial- oder sonstigen modernen Einflüssen hören? Bands wie Motörhead, AC/DC, W.A.S.P. oder eben Running Wild haben halt nun einmal einen absoluten TrademarkSound erschaffen, welchen sie zur Freude der Fans nun regelmässig zelebrieren. "Resilient" kann natürlich nicht ganz mit den grossen Klassikern der Band mithalten, ist aber viel stärker als die letzten Scheiben und wieder 100 % Running-Wild-Metal. Somit sollte kein Fan der Band enttäuscht werden. Bleibt nur zu hoffen, dass es diesmal endlich wieder eine Tour gibt. Raise Your Fist!
FATES WARNING
lg. Dass mit Fates Warning die neben Dream Theater und Queensrÿche dritte "grosse" US-Progressive Inside Out Metal Band aus den 80er Jahren im Jahre 2013 eine Scheibe veröffentlicht, ist eine sehr positive Überraschung. In diesem Fall ist es sogar die erste Scheibe seit 9 Jahren. Andere Projekte wie OSI, Arch/Matheos oder Redemption (mit welchen Sänger Ray Alder vier Alben veröffentlicht hat) sowie auch oftmaliges Touren mit Fates Warning genossen Priorität. Vorweg kann gesagt werden, dass Fates Warning das Rad des Prog-Metals nicht mehr neu erfinden und Akzente nur noch in Nuancen setzen können. Scheiben wie "Awaken The Guardian" (1986; nach Meinung des Rezensenten nicht weniger als das beste Metal-Album aller Zeiten), "No Exit" (1988), "Perfect Symmetry" (1989) oder auch "Parallels" (1991) und "A Pleasant Shade Of Grey" (1991) waren bahnbrechend und sind schwer zu toppen. "Darkness In A Different Light" setzt die Linie der letzten Alben "Disconnected" und "FWX", aber auf eine nicht so unterkühlte Art wie die beiden genannten Alben. Das famose Line-Up besteht neben Mastermind Jim
Darkness In A Different Light
Hard/Heavy/Metal CD Matheos und dem grossartigen Sänger Ray Alder aus dem langjährigen Gitarristen Frank Aresti (mit Unterbrüchen seit 1985 dabei), Joey Vera (auch Armored Saint) am Bass und Bobby Jarzombek (u.a ex-Halford, exRiot, auch Arch/Matheos) am Schlagzeug, der Drummer Mark Zonder (ex-Warlord) ersetzt hat. Im Vergleich zu den oben genannten Bands agieren Fates Warning eine Spur dunkler, melancholischer und auch härter (kaum Keyboards) und sind somit etwas sperriger für den Hörer. Nach ein paar Durchläufen entfaltet sich die volle Wirkung dieses Meisterwerks, so dass hier von einer sehr gelungenen Rückkehr von Fates Warning gesprochen werden kann. Als Anspieltipps sind der Opener "One Thousand Fires", das wunderbar-düstere "Lighthouse" und das monumentale Schlussepos "And Yet It Moves"). Mit so songorientierten Tracks macht Progressive-Metal Spass (kein Gedudel!).
MONSTER MAGNET Last Patrol Napalm Records/Universal ip. Monster Magnet aus New Jersey haben einen ziemlich straighten Veröffentlichungsplan von jeweils drei Jahren und da ihr letztes Album „Mastermind“ 2010 herauskam, ist „Last Patrol“ schön pünktlich fertig geworden. Der
Rock'n'Roll-Faktor ist über die letzten Veröffentlichungen stetig geschrumpft und hat einem verstärkten Psychedelic-Sound Platz gemacht. „Last Patrol“ ist insofern die logische Konsequenz von „Mastermind“ und geht sogar noch einen Schritt weiter. Mit einer extrem erdigen und –im positiv-
sten Sinne!- altbackenen Produktion klingt das Album noch mehr nach Hawkwind, als Monster Magnet das sowieso schon tun. Das Songwriting trägt dazu bei, denn die Hälfte der Tracks wiegt gut über fünf Minuten. Das müssen sie auch, denn kürzer kriegt man keine epischen Jam-Parts unter. Und davon sind so viele auf der Platte, dass es bereits nach dem Opener „I Live Behind The Clouds“ und dem folgenden Titeltrack aus der Anlage qualmt. Als dritte Nummer hat sich Wyndorf einen Song von Donovan ausgesucht, nämlich „Three Kingfishers“ (Anspieltip 1)
und präsentiert den so authentisch aus der Hüfte heraus, dass er als Cover gar nicht erkannt wird. Ausserdem bekommt der Psych-Song aus dem Jahr 1966 einen dicken Teppich aus Heaviness und Brachialität. Grossartige Umsetzung! „Hallelujah“ punktet mit einem Riff, das an Black Sabbaths „Supernaut“ erinnert, „Mindless Ones“ swingt hitverdächtig wie Monster Magnet das schon mit „Negasonic Teenage Warhead“ konnten und „The Duke (Of Supernature)“ (Anspieltip 2) klingt nach einer wabernden Nacht in einem Wüstenzelt. „End Of Time“ zieht mit einem coolen Motown-Beat kurz vor Schluss nochmal an und „Stay Tuned“ beendet das Album mit einem akustischen Gitarrenschweber, der „Look To Your Orb For The Warning“ –einem der grossartigsten Songs der Band überhaupt, vom 95er Album „Dopes To Infinity“- nicht unähnlich ist. Fazit: „Last Patrol“ ist Super Space Stoner Sludge mit Ausklink-Garantie. Und es handelt sich um ein Album, das man sich zwingend auf Vinyl zulegen sollte. Nicht nur, weil Mastermind Wyndorf selbst ein grosser Vinyl-Fan ist, sondern weil man sich dann auf der ganzen Linie um 40 Jahre in die Vergangenheit beamen und dazu noch das unglaubliche Cover im Grossformat bewundern kann. Es sei hier erlaubt, das etwas unflätige Prädikat „Obergeil!“ zu
vergeben. Alles andere wäre Untertreibung.
RED FANG Whales And Leeches Relapse/NonStopMusic lg. Das dritte Album dieser Band aus Portland/Oregon, welche in den letzten Jahren konstant getourt hat, könnte für etwas mehr Aufmerksamkeit sorgen. Aus dem Dunstkreis von Mastodon etablieren sich nach und nach genreverwandte Bands wie Baroness oder Kylesa etc., welche die 70er-Vibes der grossen Black Sabbath und Led Zeppelin gekonnt mit Sludge mischen und so coole Sounds kreieren. Red Fang stehen den Vorbildern in nichts nach, agieren allerdings etwas weniger progressiv und stellen zu jeder Zeit die Songs in den Vordergrund, welche ausser dem siebenminütigen Monster "Dawn Rising" (erinnert stark an Mastodon, ist aber doomiger) relativ kurz ausgefallen sind. Die Tracks grooven und strotzen nur so vor Spielfreude. Ein tolles Album dessen Kompositionen danach schreien, live gespielt zu werden. Sicher auch bald in einer Stadt in Deiner Nähe.
SOUNDTRAXX
CD Hard/Heavy/Metal LEAVES' EYES Symphonies Of The Night Napalm/Universal
passt. Anspieltipps: "Fading Earth", das Titelstück oder das bombastiche "Hymn To The Lone Sands".
SEPULTURA The Mediator Between The Head And Hands Must be The Heart Nuclear Blast / Warner
lg. Leaves' Eyes mit der ehemaligen Theatre Of Tragedy Sängerin Liv Kristine an den Vocals und Mitglieder der deutschen (Death-)Metal Band Atrocity an den anderen Positionen sind mit "Symphonies Of The Night" wieder da. Die elfenhafte Stimme von Liv Kristine thront über dem zeitweise doch relativ harten Sound (die Gitarren braten ordentlich) und gibt den Songs einiges an Tiefe und Mystik. Auch steht sie im Gegensatz zu den Growlpassagen von Alex Krull, dem Ehemann von Liv Kristine und Frontmann von Atrocity. Soundmässig dürften Leaves' Eyes Anhänger der alten Theatre Of Tragedy und Nightwish ansprechen – etwas Kitsch muss man ertragen können. Der Sound ist perfekt und sehr bombastisch, was zu dieser Art von Musik wie die Faust aufs Auge
lg. Die beiden langjährigen Sepultura-Mitglieder Andreas Kisser (git., seit 1987 dabei) und Paolo Jr. (bs./Gründungsmitglied) lassen mit Derek Green (v., seit 1998) und dem neuen Drummer Eloy Casagrande mit "The Mediator Between The Head And Hands Must Be The Heart" (was für ein sperriger Albumtitel) ihr nunmehr 13. Studioalbum auf die Metalgemeinde los. Der Titel zeigt die konzeptionelle Ausrichtung der Scheibe, welche sich mit der Entmenschung durch Technologie auseinandersetzt. Das Herz und nicht die Maschine sollte im Zentrum des Lebens stehen. Die
METALLICA Metallica Through The Never (Music From The Motion Picture) Blackened Recordings/Universal
lg. Dies ist der Soundtrack zum lange erwarteten 3D-Film von Metallica, eine der erfolgreichsten Heavy Metal Bands aller Zeiten. Die Aufnahmen stammen von August 2013 und wurden in Vancouver (CAN) und Edmonton (CAN) an insgesamt fünf Konzerten gemacht.
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Musik der Brasilianer ist im Vergleich zu den glorreichen Scheiben mit Max Cavalera um einiges sperriger geworden und kann ganz grob in der Schnittmenge zwischen Thrash- und Groove Metal gesetzt werden, welches mit einigen experimentellen Elementen versehen ist. Nur die Stimme von Derek geht manchmal in eine extremere Richtung und kommt wie ein Bastard aus Death Metal und Hardcore daher. Alle Songs hervorzuheben wäre hier übertrieben doch punkten Sepultura hier besonders mit folgenden Tracks: "Impending Doom" mit seinen fiesen, schleppenden und stark verzerrten Gitarren, das mit Tribal-Einflüssen versehene "Manipulation of Tragedy", der ziemlich experimentellen VorabSingle "The Age Of The Atheist, sowie dem eher geradlinigen zweitletzten Track "Obsessed" mit Dave Lombardo (ex-Slayer) an der Schiessbude. Die Produktion von Ross Robinson (der damals auch "Roots" produziert hat) ist über jeden Zweifel erhaben. Fazit: Wir haben hier ein sehr hartes, verdammt metallisches Album von Sepultura, welches gewöhnungsbedürftig ist und eine gewisse Anlaufzeit braucht, dafür aber gleichzeitig einen grandio-sen Einstand von Drummer Eloy Casagrande darstellt. Cool!
Somit handelt es sich nicht um einen Mitschnitt eines einzelnen Gigs. Die Soundqualität ist OK, aber nicht spitzenmässig, da alles etwas stark komprimiert wirkt. Allerdings macht Lars Ulrich, bestimmt nicht ein Überdrummer, keine allzu schlechte Figur. Mehr Sorgen machen da die Gitarrensoli, die etwas schludrig wirken, was aber bei Metallica seit einigen Jahren irgendwie dazugehört. James Hetflied kommt dagegen überzeugend wie immer rüber und feuert die Fans immer wieder an. Die auf dieser Veröffentlichung zu findenden Songs decken vor allem die Phase von Metallica von 1983 bis 1991 ab, was angesichts des danach wesentlich schwächeren Songmaterials von selbst gegeben ist und von Metallica seit je her zelebriert wird. Die Fans wollen ja grundsätzlich nur die alten Hits hören. Am meisten Songs, nämlich jeweils drei, sind von den Alben "Ride The Lightning" (der Titelsong, "For Whom The Bell Tolls", "Creeping Death"), "Master Of Puppets" (der Titelsong, "Battery" und das sehr tolle Instrumental "Orion") und "Metallica" ("Enter Sandman", "Wherever I May Roam" und das obligate "Nothing Else Matters") vertreten. Ansonsten finden sich
IRON MAN South Of The Earth Rise Above/Irascible
lg. Die seit 1988 bestehende Band aus Maryland/DC um den Riffmeister und bekennenden Tony-Iommi-Fan Alfred Morris III kommt mit ihrem insgesamt fünften Album aus den Startlöchern. Iron Man stammen aus der gleichen Küche wie die legendären The Obsessed und Pentagram und zelebrieren sehr Riff-orientierten Doom-Metal alter Schule. Der unzerstörbare Albert Morris war schon seit den späten 70ern mit der Band Force aktiv, doch konnte er erst mit den beiden ersten Iron-ManReleases "Black Night" (1993) und "The Passage" (1994) auf sich aufmerksam machen. Diese kamen seinerzeit beim legendären Berliner Doom-Label Hellhound Records heraus. 1999 setze die Band mit "Generation Void" ein kurzes Ausrufezeichen, bevor es mit "I Have
die Klassiker "…And Justice For All" (das Highlight dieser Scheibe), "One" und "Hit The Lights" auf dieser DoppelCD. Von den "neueren" Tracks haben nur "Cyanide" (2008) sowie zwei Songs von "Reload" den Cut geschafft. Unverständlich ist, weshalb kein CoverSong auf "Through The Never" enthalten ist, denn dies gehört (wie auch das fehlende "Seek & Destroy") zu den absoluten Standards im MetallicaLive-Programm. Somit ist dieser Soundtrack eine etwas zwiespältige Angelegenheit, was aber dahingehend relativiert wird, als dass es sich dabei eben primär um einen Soundtrack und nicht um den Mitschnitt eines gesamten Konzertes handeln soll. Für Metallica-Komplettisten sicher unabdingbar, für andere Metal-Fans ein "nice-to-have". Essentiell ist allerdings der 3D-Film, dessen Herzstück wahnsinnig eindrückliche LiveAufnahmen der oben benannten, sehr eindrücklichen Shows bilden (die Story des Films ist wiederum eher verzichtbar).
Returned" erst im Jahre 2009 und zwei darauf folgenden EPs weiterging. Das nun vorliegende "South Of The Earth" zeigt stilistisch keine grossen Unterschiede zu den früheren Werken von Iron Man. Die Gitarrenarbeit weist neben der Nähe zu Black Sabbath auch Parallelen zu Saint Vitus auf. Der variable Gesang von "Screaming Mad" Dee Calhoun verleiht den tollen Songs mit den alles zermalmenden Riffs von Alfred die nötige Rauheit und passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Im rockigen Doom-Bereich gibt es derzeit kaum etwas Besseres und Ursprünglicheres. Anspieltipps: der brillante Opener und Titelsong "South Of The Earth" sowie das ganze Album! Iron Man sind nicht irgendwelches trendiges Retro-Gedöns sondern sie sind eines der Originale. Hell yeah!!
Of Chaos", "Enemy Of God", "Violent Revolution") kommen ältere Tracks wie "Extreme Aggression", "Betrayer", "People Of The Lie" zum Zuge sowie Uralt-Klassiker wie "Endless Pain", "Flag Of Hate/Tormentor" und natürlich der Kreator-Übersong schlechthin, "Pleasure To Kill". Dazu finden sich auf der CD 2 ein paar Live-Bonussongs wie die Knaller "When The Sun Burns Red" oder auch "The Pestilence", welche doch etwas anderes sind, als die immer wiedergegebenen Standards. Ganz coole Scheibe, welche sowohl für Einsteiger als auch für Die-Hard-Fans Pflicht ist. Kreator untermauern damit einmal mehr ihre Stellung als derzeit beste Thrash-Metal-Band Europas. Einzig ein paar Überraschungen in der Setlist wären noch ein zusätzliches Zückerchen gewesen.
KREATOR
HORISONT
Dying Alive
Time Warriors
Nuclear Blast/Warner
Rise Above/Irascible
lg. Am 22. Dezember 2012 haben die Essener Thrash-Metaller von Kreator um Frontmann Mille Petrozza (voc/g) ihre 45 Daten umfassende Europatournee zum Album "Phantom Antichrist" mit einem QuasiHeimspiel in der ausverkauften Turbinenhalle in Oberhausen beendet. Neben der DVD des Gigs, welche zur Rezension leider nicht vorliegt, wird der Sound dazu auch auf Doppel-CD veröffentlicht. Dieses Live-Konzert hat es in sich: Der Sound ist wirklich sehr gut und druckvoll und der Hörer kann ohne Weiteres alle Instrumente sauber auseinanderhalten. Zudem ist die mit diesem Tondokument eingefangene Stimmung fantastisch und die Ansagen von Mille sind auch immer sehr unterhaltsam. Er stachelt die Fans immer wieder an, richtig abzugehen ("Wir spielen und ihr nehmt den Laden auseinander" oder "It's Time To Raise The Flag Of Hate"). Die Setlist ist ausgezeichnet ausgefallen. Neben Songs der vier letzten Alben ("Phantom Antichrist", "Hordes
lg. Die schwedischen RetroRocker warten nur gut ein Jahr nach dem überaus erfolgreichen Zweitling "Second Assault" mit einem neuen Album auf. Horisont haben grad nach der Veröffentlichung von "Second Aussault" Demos aufgenommen – interessanterweise mit dem Gesang sowohl auf Englisch als auch auf Schwedisch, um herauszufinden was besser tönt. Deshalb hat es nun auf "Time Warriors" auch Songs auf Schwedisch. Musikalisch ist der Fünfer sehr stark in den 70s verankert, und das heisst hier nicht nur Black Sabbath, sondern Thin Lizzy, Blue Cheer, ganz alte Pentagram und natürlich Led Zeppelin. Doch auch Vibes aus den späteren 60s sind im Sound von Horisont spürbar ("Diamonds In Orbit"). Im weiteren Sinne kann man Horisont als Hard Rock bezeichnen, der allerdings nur spürbar wird, wenn man diesen auf die beiden genannten Dekaden einschränkt. Die Band schafft es hier, einen Hit an den anderen zu reihen, welche allerdings sehr stark vom Gesang des äusserst begabten Axel Söderberg leben. Horisont werden mit "Time Warriors" sicher noch einen Zacken an Popularität zulegen und können fast zu den Genre-Leadern wie Witchcraft und Graveyard aufschliessen. Cooles Album mit den Albumhighlights ganz am Anfang "Writing On The Wall" sowie ganz am Ende "All Must Come To An End, Part I & II"!
ANYVENT
CD Hard/Heavy/Metal
KLASSIKER
MYSTIC PROPHECY
RECKLESS LOVE
Killhammer
Spirit
Massacre Records
SUICIDAL TENDENCIES Lights… Camera… Revolution… Epic/Sony Music lg. 1990 war die Hardcore/Metal-Band aus Venice, Kalifornien voll im Saft. Die Vorgängeralben ("Join The Army", "How Will I Laugh Tomorrow, When I Can't Even Smile Today") liessen die Erwartungen in die Höhe schnellen, welche mit dem vorliegenden "Lights… Camera… Revolution…" erfüllt, ja sogar übertroffen werden konnten. Man entfernte sich schon vorher vom auf dem Debüt von 1983 zelebrierten Hardcore/Punk und war schon in metallischere Gefilde angelangt. Die Vocals von Mike Muir – weder Gebrülle noch Gesang – zeugen allerdings zeitweise nach wie vor von der HardcoreVergangenheit. Schon mit der Single "You Can't Bring Me Down", einem der ganz grossen Bandklassiker, legen Suicidal Tendencies hammermässig los. Nach dem Intro folgt ein wahnsinniger Ausbruch in einen besten Songs der Bandgeschichte mit einem super-Refrain. Das folgende "Lost Again" groovt wie die Hölle, bevor es in ein Thrash-Metal Gewitter übergeht. Der dritte Song, "Alone", auch als Single ausgekoppelt, beginnt sehr ruhig, bevor er richtig abgeht (aber nach wie vor mit genügend Melodie). Das relativ funkige und zeitweise schnelle "Lovely" fügt sich nahtlos an diese drei Kracher an (coole Gitarren). "Give It Revolution", der QuasiTiteltrack, ist ein mörderischer CD CD Hard/Heavy/Metal Hard/Heavy/Metal
KLASSIKER
HELSTAR Nosferatu
Roadracer Records
mv. Nach drei grandiosen Alben ("Burning Star" von 1984, "Remnants Of War" von 1986 und "A Distant Thunder" von 1988) waren die Texaner von Helstar leider immer noch ein Underground Tipp und wollten 1989 endlich den längst verdienten Durchbruch schaffen. Dazu schrieben sie mit dem Vampir-Konzeptalbum "Nosferatu" ihr absolutes Meisterwerk. Es ist kaum in Worte zu fassen, was hier James Rivera (Vocals), Larry Barragan und André Corbin (Gitarren), Jerry Abarca (Bass) und Frank Ferreira (Drums) an Ideen, Riffs und Melodien verbraten haben. Andere Bands hätten daraus mindestens drei Alben gemacht. Virtuose und filigrane Gitarrenarbeit, unterlegt mit fantastischen, sehr abwechslungsreichen Lead Vocals, dazu blitzschnelle pumpende Bassläufe, atmosphärische Akustikparts und Samples aus alten Bela-Lugosi-Filmen prägen diesen EndachtzigerKlassiker. Highlights und absolutes "Kennen muss" für jeden echten Metal Maniac sind der Opener "Baptized In Blood" (rasend schnelle Riffs gepaart mit Screams und genialen Hooks von James Rivera), "The Curse Has Passed Away" (düstere Akustikgitarren wechseln sich mit progressiven Gitarrenriffs und entfesselten Soli ab, dazu ein genialer mit Orgeln unterlegter Chorus), "Perserverance And Desperation" (verspieltes
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Instrumental, welches verschiedene Stimmung gekonnt vermittelt) sowie das Meisterwerk "To Sleep, Per Chance to Scream" (eingängige und doch sehr komplexe Riffs, geniale Breaks, hohes Tempo und bedrohliche, geniale Vocals, besser kann man US Metal nicht zelebrieren). Dass es mit so einem Killeralbum nicht zu mehr Ruhm und Aufmerksamkeit gereicht hat ist eine Schande, weshalb sich die Band danach auch bald mal frustriert auflöste für einige Jahre. Mit dem VampirKonzept waren die Jungs ihrer Zeit und dem Trend leider auch zwei Dekaden voraus. Vermutlich waren Helstar für den normalen Metalfan immer eine Spur zu heavy und schnell, für die damaligen gerade im Trend liegenden Thrash Metal Fans dafür eine Spur zu melodiös. Wie auch immer, echte Metal Fans werden sich dieses Album immer und immer wieder anhören, da es sich absolut nicht abnutzt. Zusammen mit den Klassikern von Jag Panzer und Agent Steel die Speerspitze des 80er US Metal.
Groover, der keine Gefangenen macht. Bekannt dürfte auch "Send Me Your Money" sein, welches seinerzeit auf MTV viel Airplay erhalten hat. Doch die anderen Songs auf "Lights… Camera… Revolution…" fallen da in keiner Weise ab. Auf dem hervorragend produzierten Album ist der Bass von Rob Trujillo (seit 2003 bei Metallica) sehr gut zu hören, was bei etwas "alternativeren" Bands aus dieser Zeit durchaus üblich war. An der Gitarre waren der wahnwitzige Rocky George und Mike Clarke (letzterer nach wie vor in der Band) sowie an den Drums R.J. Herrera zu hören. Der Rezensent durfte Suicidal Tendencies mit "Lights… Camera… Revolution…" im Gepäck im Vorprogramm von Slayer, Megadeth und Testament in der Festhalle Bern im September 1990 live erleben. Das waren noch Zeiten… Besorgt euch dieses Album – schlicht und einfach ein Genreklassiker in der Schnittmenge (Thrash) Metal, Hardcore, Funk und Rock, als der Begriff Crossover langsam aufkam und lange bevor Metalcore als eigene Stilschublade geschaffen worden ist. Schlicht und einfach genial.
mv. "Killhammer" ist auch schon der achte Vorschlaghammer der deutschen Power-Metal-Truppe Mystic Prophecy. Einmal mehr zelebriert die Band auf "Killhammer" den Power Metal im ursprünglichen Sinne seiner Erfindung, das heisst hier regiert kompromissloser Heavy Metal ohne Keyboards oder Schunkelmelodien. Die Vocals von Mainman R.D. Liapakis sind dazu sehr kraftvoll und niemals in hohen Gefilden. Auch auf Thrash-MetalRiffs wird oft zurückgegriffen, die Band schafft aber erneut die Kunst des Spagats zwischen aggressiver Härte und niemals kitschiger Melodie. Als guter Vergleich können die Landsmänner von Brainstorm herangezogen werden, an welche man sich beim Anhören von "Killhammer" doch öfters erinnert fühlt. An Tracks wie dem grandiosen Uptempo-Brecher "Armies Of Hell", dem melodiösen "To Hell And Back", dem knallharten "300 In Blood", dem packenden Groover "Hate Black" oder dem alles zerstörenden "The Beast" werden die Fans der Band jedenfalls ihre helle Freude haben. Dazu gibt es schon fast traditionsgemäss wieder ein Cover eines OzzySongs. Dieses Mal wurde der Klassiker "Crazy Train" erfolgreich verwurstet. Ausfälle gibt es keine, jede Nummer ist richtig stark geworden. Für die äusserst druckvolle Produktion zeichnet sich Lia selbst verantwortlich, welcher beim Mix aber die Hilfe von Szene-Profi Fredrik Nordström in Anspruch nahm, was sich mehr als gelohnt hat. Erwähnenswert ist auch noch das fantastische Coverartwork von Uwe Jarling, welches perfekt passt und wahrlich ein klassisches Heavy-Metal-Artwork ist. "Killhammer" trägt seinen Titel zu Recht. Hier haben wir ein Killer von einem Metal-Album, welches viele Schädel zum rotieren bringen wird.
Spinefarm Records mv. Wer hat Lust auf eine Zeitreise zurück in die späten 80er Jahre, als Hair Metal gerade so richtig gross war und Mötley Crüe, Warrant, Poison, Def Leppard, Europe oder Bon Jovi auf keiner Party fehlten? Reckless Love aus Finnland, die Band um Ex-Crashdiet-Sänger Olli Hermann, veröffentlichen dieser Tage mit ihrem dritten Album "Spirit" den Soundtrack für die Zeitmaschine. Der Opener und Megahit "Night On Fire" macht dann auch gleich zu Beginn alles klar. Bei Reckless Love geht es um gute Laune und Party, hier sitzen die Frisuren und Klischees werden keine ausgelassen, Plüsch herrscht über jede Härte. Wer das mag wird diese Scheibe lieben, denn die Finnen bieten neben den entsprechenden Songs voller eingängiger Melodien und grossen Chören auch soundtechnisch das Maximum und müssen sich hinter den Vorbildern keinesfalls verstecken. "Bad Lovin'", "So Happy I
Could Die" und "Favourite Flavor" zelebrieren die alten Mötley Crüe perfekt, "Sex, Drugs & Reckless Love" lässt Poison-Hasser gepeinigt davonrennen während die getragenen "Hot Rain", "Edge Of Our Dreams" und "Dying To Live" auch auf den grossen Def Leppard-Alben hätten bestehen können. Mit "Metal Ass" gibt es auch noch eine kurze recht heftige Heavy-MetalNummer, welche an Steel Panther erinnert. Das Album atmet den Stadionrock der 80er mit jeder Pore und wird sicher so manche Party zum Kochen bringen. Einzig das scheussliche Artwork könnte die Zielgruppe vom Kauf abhalten, ansonsten die perfekte Scheibe, um die gute Sommerlaune auch im Herbst und Winter noch aufrecht zu erhalten.
präsentiert
LIVE 27. Januar 2014 Zürich, Volkshaus lg. Als Mitte der Achtziger Jahre drei junge Musikstudenten namens John Myung (bs.), John Petrucci (git.) und Mick Portnoy (dr.) eine Band gründeten, konnte niemand erahnen, dass sie dereinst die grösste Progressive Metal Band der Welt sein würde. Schon das unter dem Bandnamen "Majesty" veröffentlichte Demo aus dem Jahre 1986 liess den Underground aufhorchen und die Erwartungen fast ins Unermessliche steigen. Schon das Debüt "When Dream And Day Unite" (1989) mit Sänger Charlie Dominici wurde mit Bestnoten versehen und liess die Fanschar stetig wachsen. Grössere Aufmerksamkeit konnte die New Yorker Band dann mit dem neuen Frontmann James LaBrie und dem zweiten Album "Images And Words" erwecken. Einige Tracks waren kommerzieller und radiotauglicher ("Another Day", "Surrounded") und die Single "Pull Me Under" konnte vor
GADGET
allem in den USA hohe Chartplatzierungen notieren. Vor allem mit den Alben "Awake" (1994), dem letzten mit Original-Keyboarder Kevin Moore, und "Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory" (1999) konnten Dream Theater im Progressive-Genre weitere neue Akzente setzten und ihre Musik als salonfähig etablieren. Mit den nachfolgenden Alben wie "Six Degrees Of Inner Turbulence", "Train Of Thought" oder "Octavarium") setzten sich weitere Erfolge ein und das Traumtheater konnte – auch aufgrund zahlreicher Konzerte – ihren Ruf als grösste Progressive Metal Band zementierten. Auch wurde das Genre entstaubt und die Musik von Dinosauriern wie Rush, Genesis, Yes oder King Crimson in totaler Frische ins neue Jahrtausend gebracht. Auf den letzten drei, vier Alben mit Drummer Mick Portnoy wie "Systematic Chaos" oder "Black Clouds and Silver Linings" haben mehr und mehr Genre-fremde Einflüsse Eingang in die Musik gefunden (U2, Coldplay, Muse), welche einigen Fans sauer aufstiess. 2010 stieg Originaldrummer Mick Portnoy, auch nach aussen als Kopf der Band wahrnehmbar, aufgrund des konstanten Tour- und Schreibstress aus der Band. Allerdings wollte der nach einer Auszeit zurückkehren, doch der Rest von Dream Theater machte direkt ohne ihn weiter und konnte nach via YouTube einsehbaren Auditions Mike Mangini (u.a. ex-Annihilator, ex-Steve Vai) als neuen Drummer präsentieren. Das erste Album mit Mike – "A Dramatic Turn Of Events" – besann sich eher wieder auf die alten Glanztaten der Band und die alten Fans konnten konstatieren, dass der Patient Dream Theater auf dem Weg der Besserung war. Mit dem aktuellen uns sehr guten Album "Dream Theater" erreicht die Band das nächste Level in dieser neuen Besetzung und liefert eine grandiose Scheibe ab, welche an die grössten Karrieremomente erinnert ohne allerdings Retro zu wirken. Live sind Dream Theater immer Garant für lange, intensive und sehr gut gespielte Shows, so dass man sich auch mit den neuen Songs auf "An Evening With Dream Theater" freuen kann. Live sind die neuen Songs in der Schweiz am 27. Januar im altehrwürdigen Zürcher Volkshaus zu erleben. Pflichttermin!
ELUVEITIE & FRIENDS Zum Ausklang des Jahres wird in Frauenfeld ein wahres Metal-Feuerwerk gezündet, das speziell alle Fans von Pagan-, Folk- und Death-Metal in massive Feststimmung versetzen wird. Eluveitie, die erfolgreichste Schweizer Band, die auch international eine Macht darstellt, bittet zur Party und hat dazu eine ganze Reihe der derzeit angesagtesten Acts eingeladen. Horns Up! Schlag auf Schlag und Riff auf Riff gibt es zwischen Weihnachten und Neujahr ein wahres Festival an Metalgrössen in Frauenfeld. Rund um die international erfolgreichste Schweizer Folk--Metal Band Eluveitie versammeln sich vier weitere Bands aus der Szene. Das Gipfeltreffen wird neben dem musikalischen Metalfeuerwerk aber auch showtechnisch einiges zu bieten haben. Sind doch alle Bands für ihre aussergewöhnlichen Bühnenoutfits und extravaganten
Live
28. Dezember 2013
Showelemente bekannt. Dem Metalspektakel steht also nichts mehr im Wege - Eluvietie und Friends darf man auf keinen Fall verpassen, zumal der Eintrittspreis in Höhe von CHF 60.- für solch ein Programm überaus moderat ist – was inzwischen ja leider nur noch von wenigen Konzerten gesagt werden kann.Es empfiehlt sich den Vorverkauf zu nutzen. Tickets sind über www.ticketcorner.ch erhältlich.
Frauenfeld - Festhalle Rüegerholz
Die Erfolgsgeschichte der Band begann just in dem Moment, als Bandkopf und Mastermind Chrigel Glanzmann beschloss, Eluveitie mit dem Ziel ins Leben zu rufen, Melodic Death Metal der Göteborger Schule mit altertümlichen Folk Melodien zu einer kraftvollen Einheit zu verbinden, die schon bald als “New Wave Of Folk Metal” bekannt werden sollte. Ihr Album „Slania“ brachte die ersten Charteinstiege und zog im Laufe des Jahres 2008 massive weltweite Touraktivitäten nach sich. 2009 erfüllte sich die Band ihren Traum eines durchweg akustischen Folk-Albums ohne Gitarren-Shredding oder gegrowlte Vocals. Ein Meisterwerk des Folk, das Fans und Presse gleichermaßen faszinierte. “Evocation I: The Arcane Dominion“ schlug selbstverständlich auch in die Charts ein. Anschliessend tourte die Band gar noch ausgiebiger
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und brachte gleichzeitig ihr bis dato härtestes Album im Februar 2010 heraus: “Everything Remains... As It Never Was” – ein widersprüchlicher Titel, der, trotz gesteigerter Härte, so hoch wie nie in die Charts einstieg. Anfang 2012 zeigen sich Eluveitie bereit, die Messlatte erneut ein ganzes Stück höher anzulegen. Mit „Helvetios“ hat die Band durch die Kombination und Weiterentwicklung all ihrer bisherigen Leistungen ein Album kreiert, das die Essenz ihres Schaffens beinhaltet. Von der rohen und düsteren Kraft ihrer frühen Werke über die hymnischen Tracks auf „Slania“ zur akustischen Mystik und Anmut von „Evocation“ bis zur Heftigkeit und Death Metal-Brutalität auf „Everything Remains…“. „Helvetios“ hat Eluveitie als grösste Folk-Metal Band der Welt in allen Kontinenten etabliert.
Sie zählen zu Deutschlands wichtigsten Rock-Acts der Gegenwart und der Zukunft.Die Apokalyptischen Reiter stehen für multikulturellen, globalkritischen, provokanten Rock! Die Musik der Apokalyptischen Reiter ist ein wahrer Molotov-Cocktail gemischt aus Metal, Folk, Classic-Rock mit Einflüssen spanischer, arabischer, skandinavischer und altdeutscher Musik. Im Mai 2014 ist ein neues Album angesagt, es soll ein Doppelalbum werden.
ODROERIR
Die Idee eines musikalischen Projektes, mit dem inhaltlichen Schwerpunkt der germanisch/keltischen Mythologie bzw. der heimatlichen Sagen- und Geschichtswelt, schwebte Fix und seinem langjährigen Freund Fenrir, schon lange in den Köpfen herum, wobei Fix die kompositorische und Fenrir die lyrische Seite übernehmen wollte! Odroerir ist ein Begriff aus der nordischen Mythologie, der den sagenumwobenen Skaldenmet aus der „Edda“ darstellt, den der Göttervater Odin einst für die Asen und Menschensöhne raubte um durch ihn Dichtkunst und Weisheit zu erlangen. Irgendwann im Herbst 1998 wurde das Projekt dann offiziell gegründet. Mit der Musik war von Anfang an eine ruhigere/epische Variante des Metals geplant, wobei die folkloristisch und mittelalterlichen Melodiebögen maßgeblich den Ton angeben sollten.
Die Viking Metal Band Varg kann seit der Veröffentlichung des Albums "Blutaar" stolz auf glorreiche Jahre zurückblicken. Im März 2011 erschien das Album „Wolfskult“, das direkt in der ersten Woche auf Platz 33 der offiziellen deutschen Albumcharts einstieg. Varg schreiten seit „Blutaar“ mit großen, mächtigen Schritten voran, was im Oktober 2012 mit der Veröffentlichung von „Guten Tag“ gipfelte. VARG sprengen mit ihrem neuen Album jedes Klischee. Pagan, Death, Black und Folk Metal aber auch Deutschrock und Neue Deutsche Härte machen dieses Album zu einer akustischen Waffe, die stärker und durchschlagskräftiger nicht sein könnte.
Dreamshade ist eine Melodic Death Metal Band aus dem Tessin. Sie wurde 2006 von Fella (Gitarre) und Rocco (Gitarre) gegründet. Zwei Jahre später haben sie ihre Mini-CD „To the Edge of Reality“ mit 5 Tracks veröffentlicht, welches in den renomierten Sterling Sound Studios in New York von George Marino gemastert wurde. Im Januar 2011 folgte ihr erstes Album „What Silence Hides“ durch Spinefarm Records veröffentlicht und im Januar 2013 ihr zweites Album "The Gift of Life".
PINK JELLY BEAN
hh. Das Quartett aus Rohrschach Didn't Come Here To Lose legt sein Debüt Album vor und bringt gleich satte 15 Songs an Muve / Musikvertrieb den Start. Die Jungs fühlen sich sowohl im Pop- wie auch im Rockbereich zuhause und beweisen ein goldenes Händchen für schöne und eingängige Melodien. Es gibt eine ganze Reihe von Liedern, die das Zeug für beste Platzierungen in den Airplay-Charts haben, speziell die Harmonie-Gesänge, mit grossem Ohrwurm-Charakter ausgestattet, sollten bei den RadioMachern auf offene Ohren stossen. Die Band hat die drei grossen Fs: frisch, frech und fröhlich und genau das macht den Charme des Erstlings aus, die Unbekümmertheit der Musiker schlägt sich wohltuend in den Songs nieder. Dass Dawn Driven ausserdem auch herzhaft rocken können, macht die ganze Angelegenheit umso spannender und sorgt für willkommene Abwechslung. Liebhaber von Sounds zwischen Nickelback und Sunrise Ave. Kommen hier voll auf ihre Kosten.Der Gesamtsound ist ordentlich, kommt erdig aus den Boxen. Hier muss man sich allerdings die Frage stellen, ob die Band für ihr nächstes Werk nicht mehr Wert auf eine ausgefeiltere Produktion legen sollte. Der Dawn Driven Song verlangt geradezu nach einer High-Class-Produktion, um sich auch internationalem Niveau anzupassen. Denn die Band hat definitiv die Qualitäten, auch über unsere Landesgrenzen hinaus erfolgreich zu sein. Aber, um das noch einmal zu unterstreichen, für ein Debüt haben die Vier einen hervorragenden Job gemacht.
DAWN DRIVEN
WOLFMAN starten durch
Foto: Pressebild
rk. Was macht Wolfman so speziell im Gegensatz zu anderen Musikern? Vielleicht, dass die Band erst ganz frisch gegründet wurde und nun ihr Debüt präsentiert? Das sie mit ihrem ersten Demo gleich am M4Music abräumten? Oder vielleicht doch eher, dass das allererste Konzert von Wolfman überhaupt direkt am Zürich Openair mit tausenden von Besuchern stattfand? Wahrscheinlich ist es ein Mix aus all dem. Das Album der beiden Zürcher nennt sich „Unified“ und wurde von Katerina Stoykova und Angelo Repetto komplett in Eigenregie geschrieben, aufgenommen und produziert in heimischem Gemäuer. Am selben Ort ist auch ihr erstes Video zu „Won't Be Tamed“ entstanden, welches den Charme der Zürcher Altbauwohnung passend aufnimmt. Besser kennengelernt hat sich das Elektro-Duo ebenfalls dort, als die beiden denselben Wohnblock teilten und an einem Osterwochenende von Videospielen zu einer Musiksession wechselten. Angelo, bisher Musiker bei Signori Misteriosi, und Katerina begannen somit schon bald vertieft Musik auszutauschen und gemeinsame Ideen zu realisieren. Rein aus Interesse wanderte dann das erste Demo zum M4Music, wo die beiden nicht nur ins Finale kamen, sondern sogar gewannen. Nach all diesen kreativen Zusammentreffen entstanden schlussendlich 12 Songs, welche mit einer rauen, melancholischen Stimme und elektronischen Melodien und Effekten eine Art von Sehnsucht vermittelt. Die Lieder entstehen gemeinsam, wobei Katerina eher die Texterin ist, da sie durch ihre englische Muttersprache einen grossen Vorteil mitbringt. Angelo sieht Wolfman aber nicht als Alternative zu Signori Misteriosi, sondern eher als musikalische Ergänzung. Er schätzt die Grenzenlosigkeit im Experimentieren und die Möglichkeit viele Facetten einzubringen. Die ganze Scheibe selber zu produzieren bringt auch Herausforderungen mit, man muss sich selber eine Deadline setzen und ausserdem den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren. Für die Zukunft sind sie jedoch auch offen für Zusammenarbeiten. Wolfman haben nun schlussendlich alles richtig gemacht und konnten passend zum Openair ihren Silberling veröffentlichen. Vom M4Music direkt ans Zürich Openair, wo die Feuertaufe solide überstanden wurde. Für die beiden Zürcher geht es nun erst richtig los mit dem Ziel so viel wie möglich live zu spielen und vielleicht sogar irgendeinmal Auslandluft zu schnuppern.
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THE WEYERS
mm. Dass Adrian Weyermann, Singer/Songwriter, begnadeter Gitarrist, seit den Erfolgen seiner Weyerworks emporsteigenden Jugendband Crank allseits – auch von neuzeitlichen Musikern - gelobt wird, verdankt er vielen energetischen Auftritten. Luke Weyermann stand bei Crank ebenfalls auf seiner Seite und bewies ein vielschichtiges Drummer-Handwerk. Allerdings nahmen die Brüder und Ausnahmetalente verschiedene Wege. Der eine schrieb grossartige Balladen, der andere brachte seit dem Millennium jeden harten Rockabilly zum rollen mit Hillibilly Moon Explosion und anderen Acts. Allerdings, ihr Wunsch nach unbändiger Spielfreiheit, wo sich wieder jeder unabhängig seines Bandhintergrunds einbringen könnte, wuchs. Deshalb nennen sie sich nun einfach The Weyers anstelle von Weyermann. Luke trommelt nicht hinter, sondern neben Adi melodiös, schweisstreibend und ohne Scheu vor den grossen Gesten und Gefühlen seines kleinen Bruders. Unverbraucht wirkt auch ihre unverfälschte Studioarbeit mit Roli Mosimann, wo Adis raffinierte Loop-Maschine und eine zweite Gitarrenstimme, stellenweise noch der Drummer Matete Kräutli zu hören sind. Jeder der elf Songs strahlt eine eigene Energie aus und steht für sich. Ein versöhnliches Tribut an Überväter oder Ursprünge ihrer Rockkarriere gibt bereits schon der berührende Opener „The Kid“ ab: einfache Verse, herzliche Gesten. Das dynamische Duo, das weiss, wie man die Spreu vom musikalischen Weizen trennt, klingt nicht einfach nach einer typischen Schweizer Band, The Weyers sind wirklich ‚gross'.
Within
ANNA MURPHY Cellar Darling Booya hug. Auf dieses Album haben wir gespannt gewartet: Anna Murphy (sie heisst tatsächlich so) aus Luzern, 24 Lenze jung, Tochter einer Opernsängerin und eines Opernsängers, Musikerin und Toningenieurin, hat mit Eluveitie
hundertfach Pagan-Metal-Fans auf der ganzen Welt beprügelt, und mit der Unter-UnterUntergrundband Fräckmündt eine Art Ländler neu erfunden (eigenartig, dass Fräckmündt in Ländler- und AlternativVolksmusikkreisen kaum zu reden geben, sie hättens verdient). Nun ist also das Solodebüt «Cellar Darling» da, und wie zu erwarten versucht sie wieder etwas Neues: Eine gewagte Mischung aus Pop, Elektronik und Mittelalter, in der Anna so über-expressiv agiert wie Björk zu ihren besten Zeiten. Gewagt deshalb, weil diese Mischung überaus anspruchsvoll ist und sehr schnell aus den Fugen gerät, wenn man ihrer nicht hundert Prozent mächtig ist. Und genau das ist Anna Murphy mit «Cellar Darling» passiert: Sie hat sich «überlüpft». Man könnte zwar umgekehrt sagen: Nicht schlecht für eine so junge Nachwuchskünstlerin. Aber dann müsste man antworten: Mit dem Hintergrund und der Erfahrung, die Anna mitbringt, hätten wir mehr erwartet. Unserem Goodwill für Anna tut das aber keinen Abbruch: Wir sind gespannt, mit was sie uns als nächstes überrascht.
YOKKO Seven Seas Muve/Musikvertrieb
geradeso gut auch radiotauglich, und Pop-Freunde finden sich in den 13 Liedern ebenso wie IndieFans (die jetzt den Rummel um Yokko natürlich übertrieben finden und der Band Kalkül unterstellen. Aber das Jammern lohnt sich nicht.) Also schon mal ein guter, endlich geglückter Anfang. Nun wünschen wir der Band viele viele Auftritte im In- und Ausland.
BOX Erosion Unit/Prolog
hug. Es sah so gut aus für die fünf Schweizer Jungs, als sie einen Plattendeal in Amerika erhielten und als «band to watch 2011» bezeichnet wurden, doch dann ging das Label Pleite, und Yokko mussten neue Lösungen finden. Sie verdichteten ihren Sound und blieben weiterhin unter freudiger Beobachtung: Da wuchs eine Band mit Potential heran. Ihre Singles fanden grossen Anklang, und nun stösst auch das Debütalbum «Seven Seas» auf grosse Gegenliebe. Kein Wunder: Die Songs sind tatsächlich dicht und kompakt, sie sind auf Grösse ausgelegt und verlangen nach grossen Bühnen, sie sind aber
set
hug. Diese Musik klingt wie ein Boot, das man ohne Ruder vom Ufer abstösst: Es treibt auf dem See und hat weder ein Ziel noch die Möglichkeit, eine gewollte Richtung einzuschlagen. Es kommt eben, wie's kommt, und am Ende landet man irgendwo. Niklaus Hürny, Fabian Müller, Kaspar von Grünigen und
Alexandre Maurer zelebrieren diese Art von Musik, in der Spoken Words wie sanfte Wellen dem Boot eine neue Richtung geben, bis sich diese in einer freien Improvisation wieder verliert und wiederum ein elektronischer Einschub das Boot wendet. Ist das Jazz? Ist das Nils Petter Molvaer für Langsame? Ist das Enrico Rava auf Yogi-Tee? Ist das Acid Jazz für Abstinenzler? Ist das Saul Williams für Sedierte? Irgendwie ist es das alles. Und ganz klar ist das eine spannende Jazz- oder FastJazz oder No-Jazz-Platte, wie man sie selten zu hören bekommt in unserem Lande. Und wir bleiben gerne an dieser Band dran, um herauszufinden, wie dope ihre Musik noch weitergehen kann.
MY BABY THE BOMB I'm A Tiger Goldon/Irascible hug. Man will zwar nicht grad mit Vergleichen mit grossen Namen um sich werfen, aber man kann in etwa definieren, welche Alben sich in den privaten Sammlungen dieser vier
Pally’s kurz und knapp DOOMENFELS - Epilog Der Zürcher Dominic Oppliger trommelt aktuell bei Legendary Lightness und hat in der Vergangenheit Erfahrungen mit Bands wie John Sars, Disco Doom und Yakari gesammelt. Unter dem Namen Doomenfels versucht er sich jetzt solo. Auf der 6-Track EP «Epilog» verdichtet er Düsterkeit, Dramatik, Lo-Fi-Attitude und Experiment zu Mundart-Geister-Folk. Gänsehaut garantiert. HOT RUNNING BLOOD - Love Is Blind Liebe macht gelegentlich blind. Rock führt da weniger in die Irre. Entweder rockt eine Band oder sie rockt eben nicht. Bei der Berner Band Hot Running Blood trifft ersteres zu. Ihr drittes Werk «Love Is Blind» rockt wild, cool, knackig frisch, brachial aber auch sinnlich und sexy, irgendwo zwischen Danko Jones, Joan Jett und ihren Labelmates Aziz. Womit wir wieder bei der Liebe wären. DAVE KULL - Fighter For Love Klingt ja ganz schön pathetisch: «Fighter For Love» (Kämpfer für die Liebe). Aus dem zweiten Album des Zürchers Dave Kull triefen glücklicherweise keine schwülstigen, bedeutungsschwangeren Herzschmerz-Popsongs. «Fighter For Love» erfreut mit modern inszenierten Happy-Go-Lucky Popsongs, mit einem Schuss Folk. Songs wie der Titeltrack, «Addicted To Your Love», «Into Your Arms», «What You Do To Me» oder «All Right» beleben die Gehörgänge und regen unwiderstehlich zum Mitsingen an. Hör ich da die Charts rufen? NIVES ONORI - Nebbio Nives Onori ist eine junge Sängerin aus dem baslerischen Burg. Die Liebe zur Musik von Tracy Chapman beflügelte sie, selber Musik zu machen. Ihr Debüt «Nebbio» geht aber weit über deren Spektrum hinaus. Onori's Hang zum Experimentieren gibt den zwölf Songs, stilistisch irgendwo zwischen Tracy Chapman, Norah Jones, Fiona Apple und Katie Melua platziert, eine eigene Note. Ecken und Kanten wie in «How Time Flies», «Way Back Home» oder «Mess Two Lovers Leave Behind» tun wohl. Nives Onori lässt aber nicht nur ihre Band experimentieren, ebenso mit ihrer wandelbaren Stimme begibt sie sich auf unwegsames Gelände. Auch deshalb ist «Nebbio» erfrischend mehr als der tausendste Versuch auf den Spuren von Nora Jones und Co. zu wandeln.
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Mädels und ihres Schlagzeugers befinden und also Vorbildcharakter haben: Zum Beispiel das Rumplige von Tom Waits (dem alten). Das Grossflächige von Patti
Smith (der jungen). Das Atemlose von Anne Clark (der jungen). Das Formlose der Smiths. Das Verlorene von Echo and the Bunnymen. Alles ausgelegt und zusammengekittet mit Selbstbewusstsein und Selbstverständlichkeit. Kurz: Ein tolles Debüt, und zu aller Freude noch aus heimischen Landen. Und ja: Auch ein schönes Artwork. Acht Songs in 31 Minuten.
veröffentlicht. Nach verschiedenen Demos, welche noch wesentlich thrashiger als die neuen Songs waren, und zahlreichen Aufritten lassen The Uprising ein Death Metal Monster auf die Metal-Gemeinde los. Der neue Sänger "Andreas Sager" hat eine ziemlich krasse Stimme und gibt den teilweise dem melodischen Death Metal neuerer Prägung zuordenbaren Songs den nötigen Aggressivitätsschub (zuzusagen der Corpsegrinder aus Mostindien!). Andreas, der Bandspross und 22 Jahre jünger als das älteste Bandmitglied, hat ein echt krasses Rohr. Hört mal in Hassbrocken wie "Born To Die", den Titelsong "Fear The Truth" oder "Fucked, Scattered, Burned, Drowned", welche brutal sind doch jederzeit die nötige Abwechslung haben. Tempi-
BOOKS ON SHELVES/MNEVIS Vault Red Brick Chapel/Irascible hug. Und wieder überrascht uns Luzern: Gleich zwei Bands aus der Leuchtenstadt lassen zum ersten Mal auf Konserve von sich hören, und zur grossen Freude der Vinyl-Freunde-Fraktion tun sie dies in Form einer SplitSingle im 10-Inch-Vinyl – ein seit der Punk-Zeit ziemlich aus der Mode gekommenes Format und deshalb noch schon der Form wegen eine Freude. Die jeweils zwei Songs sind ruhige, wehmütige Gitarrenpop-Lieder für anspruchsvolle Gemüter, die einen guten Anfang markieren und, wie man so schön sagt, durchaus noch etwas Entwicklungpotential offenbaren. Wie sich diese Bands entwickeln werden, werden wir demnächst zu hören bekommen, denn beide Bands arbeiten an ihrem «korrekten» Debütalbum. Die Split-Single gibt's übrigens auch als Download, aber nicht in CD-Form.
wechsel, die Vocals, die gut zwischen tiefem Gegrowle und kaputtem Gekreische schwanken, die Gitarrenmelodien (zum Teil tolle doppelte Gitarrenläufe) und die coolen Refrains drücken den Songs auf "Fear The Truth" den Stempel auf. Ganz grob kann man Vergleiche zu Amon Amarth und teilweise zu Cannibal Corpse zu Bloodthirst-Zeiten ("Fucked, Scattered, Burned, Drowned") ziehen. Auch vermögen Produktion und Aufmachung ebenfalls zu überzeugen. Checkt diese Band aus!
GONOREAS The Mask Of Shame Soulfood
SIDEBURN
THE UPRISING
Electrify
Fear The Truth www.theuprisingmetal.com lg. Die bereits seit 2003 bestehende Thurgauer Band The Uprising hat im Frühling 2013 ihr Debütalbum "Fear The Truth" in Eigenregie
sind nach zwei Jahren mit neuem Sänger und neuem Album zurück. Das letzte Album "Apocalypse" war ja bereits ein richtiger Kracher und setzte tolle Ausrufezeichen für den Schweizer Heavy Metal. Mit "The Mask Of Shame" setzt die Band um Gitarrenvirtuose Damir Eskic nochmal einen drauf und legt das Highlight der bisherigen Karriere vor. Das fängt schon beim sehr druckvollen, transparenten Sound von Schweizer Szene Urgestein V.O. Pulver (Gurd, Pulver) an, zeigt sich dann aber vor allem in den ausgereiften neuen Songs welche diesmal erst recht die ganze Bandbreite des Power Metal präsentieren. Auch das Sängerproblem konnte zum Glück gelöst werden, mit Leandro Pacheco haben Gonoreas einen echten Glücksgriff gemacht. Der Mann singt bei Power Granaten wie dem genialen "Veins" (Album-Highlight), dem leicht an Iced Earth erinnernden "Kursk" oder dem brachialen Titelsong mit einer Inbrunst und Kraft, das es eine wahre Freude ist. Bei der schönen Ballade "Still In My Heart" zeigt sich dann, dass Leandro aber auch enorm gefühlvoll singen kann. Meist dominieren auf "The Mask Of Shame" aber Heavyness, kräftige Gitarrenriffs und virtuose Leadgitarren und das Album erinnert mich des öfteren an Bands wie Mystic Prophecy oder Brainstorm, welche mit sehr ähnlicher Vorgehensweise den Power Metal ohne Schnörkel zelebrieren. So muss das sein ! Das melodische "Breathe Again" begeistert zusätzlich mit fantastischen Akustikgitarren und mit "Soulstealer" gibt's auch noch eine coole, sehr eingängige Hard Rock Nummer weiter hinten im Album versteckt. Somit haben Gonoreas mal wieder alles richtig gemacht und werden hoffentlich mit diesem Album einen gewaltigen Schritt nach vorne schaffen. Thumbs up!
mv. Die Schweizer Gonoreas
Irascible hh. Die Schweizer Antwort auf Rose Tattoo bringt ihr achtes Album an den Start. Im letzten Jahr haben die welschen Rocker ihr Line-Up runderneuert, sprich an den
Gitarren sind neu Lawrence Luina und Mike Riffart dabei, sowie am Bass der Australier Nick Thornton, der vorgängig mit Nick Maeders (Gotthard) Band Maeder in die Schweiz kam. Gehörten Sideburn schon vorher zum Besten, was es an riffbetontem
Hardrock im Sog von AC/DC und Rose Tatto gab, setzen sie jetzt noch einen gewaltigen Zacken drauf. „Electrify“ elektrisiert tatsächlich durchgehend, die neuen Mitglieder erledigen dabei einen amtlichen Job, haben der Band eine massive Portion Energie injiziert und glänzen durch herausragende Spielfreude und Können. Gründungsmitglied und Sänger Roland Pierrehumbert ist nun knapp seit 30 Jahren dabei (Sideburn wurde 1985 als Genocide gegründet und nannte sich später in Sideburn um), zeigt aber keinerlei Verschleiss-
erscheinungen. Nach wie vor giftig und dominant erinnert er stimmlich sehr an Glatzkopf Angry Anderson, agiert ähnlich dominant und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Zudem schüttelt Pierrehumbert geile Gesangsmelodien und ohrwurmartige Hooklines mit Leichtigkeit aus dem Ärmel. Die Band wirkt bestens aufeinander eingespielt, was in erster Linie dem perfekt harmonierenden und groovenden Rhythmus-Gespann von Drummer Lionel Blanc und Bassist Nick Thornton zuzuschreiben ist. Der Endmix von Beau Hill (Alice Cooper, Kix, Europe, Ratt) ist satt und transparent, kommt mit mächtig Druck aus den Boxen. „Electrify“ ist einmal mehr ein Klasse-Album und es ist absolut unverständlich, dass Sideburn in der Schweizer Rockhierarchie immer noch nicht den Platz einnehmen konnten, der ihnen schon lange zusteht – nämlich unter den Top 3, mindestens! Bleibt zu hoffen, dass ihnen das mit diesem Album nun gelingt, denn es besticht durch Rasse und Klasse von der ersten bis zur letzten Note. Im Ausland wurden die Qualitäten von Sideburn schon auf breiterer Ebene erkannt, so wurde beispielsweise ihr Song „Six Feet Under“ vom
„Cherry Red“-Album in den Soundtrack des Blockbusters „The Wolverine“ aufgenommen.
ROZBUB S'esch Ziit Deepdive
ip. Donnerwetter! Rozbub aus Luzern haben einen bemerkenswerten Einstieg in die heimische Szene hingelegt und veröffentlichen mit „S'esch Ziit“ das vermutlich beste Debut eines Schweizer Newcomers seit langem. Saftige Gitarren, Hendrix lastige Riffs und vor allem verdammt gute Songs; so kann man „S'esch Ziit“ kurz und knapp beschreiben. Es ist erfreulich, dass die CH-Bluesszene um so einen classy Act bereichert wird, der dem Genre soviel Rock hinzufügt, dass Meister Hendrix anerkennend mitwippt und gerührt über den respektvollen Umgang sei-
SONY ADRIAN STERN
nes Erbes sein dürfte. Blues goes modern, aber in Massen.13 Songs, keine Ausfälle. Unglaublich, aber wahr. „S'esch Ziit“ wandert stilsicher und mundartlich den Bluesrockpfad entlang, erlaubt sich aber kleine Abstecher in etwas souligere Nischen, in denen z.B. auch die Black Crowes zuhause sind („Osseriridisch“, „Socht“), oder leiht sich etwas Reggae für „Vegas“ aus. Eine ganz besondere Perle auf diesem Album ist „Ewigkeit“, dessen Grundgedanke schon fast bei Black Sabbath liegt, der sich aber im Refrain wieder „ent-böst“. Mit „Pelzli“ als letztem Song hat sich das Powertrio für ein Instrumental entschieden, das dem Album noch einen letzten Feinschliff in Richtung Psychedelic verleiht. Hervorheben muss man überdies auch, dass die drei Luzerner hervorragende Instrumentalisten sind und mit Manu Bissig einen charismatischen Frontmann und Ausnahmegitarristen in ihrer Mitte haben. Rozbub haben sich die Produktion mit Reto Burrell geteilt und für den Mix zeichnet sich Greg Dorman verantwortlich, der bereits u.a. mit Fleetwood Mac gearbeitet hat. Man könnte hier also noch weiter lobhudeln, aber das würde in der immer gleichen Wiederholung münden: „S'esch Ziit“ ist ein geiles Album!
Wenn die Geister wieder rufen Nun haben sich also auch die Baselbieter Kult-Thrasher Poltergeist wieder zusammengetan. Eigentlich hätte die Reunion noch etwas länger unter dem Deckel bleiben sollen – doch exklusiv für TRACKS lassen sich die Oberpoltergeister André Grieder und V.O. Pulver schon mal in die Karten schauen.
mg. Von Carcass zu Coroner oder von Sacred Reich bis Saint Vitus – seit Jahren grassiert in der Metalszene die Reformitis, das Resultat mal begeisternd, mal durchzogen. Nun hats also auch Poltergeist erwischt, seit wenigen Monaten probt die Band wieder regelmässig in den Gelterkinder Little Creek Studios. Die betreibt bekanntlich Gurd-Mastermind V.O. Pulver gemeinsam mit dem Gurd-Bassisten Franky Winkelmann. Bei Poltergeist mit an Bord sind drei Viertel der Besetzung, die in den 90er-Jahren die letzten beiden Alben eingespielt hatte und ein Neuling: Neben Gitarrist Pulver Sänger André Grieder und Bassist Marek Felis sitzt mit ex-Destruction-Mitglied Sven Vormann ein Thrash-erprobter Mann an den Drums. Interessanterweise war es ausgerechnet Vormann, der den entscheidenden Impuls zur Reunion gab. «Anfragen und Aufforderungen kamen immer wieder, sei es von Fans, sei es von anderen Musikern», sagt Gitarrist V.O. Pulver. Ausgelastet mit seinen andern Bands Gurd und Pulver sowie der Studioarbeit sei für ihn eine Poltergeist-Reunion aber lange kein Thema gewesen. Dann kam Silvester 2012. Grieder und Felis trafen sich in Pulvers Heim zum Festmahl, kramten zu vorgerückter Stunde auch die alten Poltergeist-Alben wieder hervor. Ein Foto der drei ehemaligen Bandkollegen, das Cover des Erstlings «Depression» haltend, landete auf Facebook, mit der Bildunterschrift «Poltergeist-Reunion?». Das entging auch Sven Vormann nicht, der unter dem Bild gleich mal sein potenzielles Interesse für den Drummer-Posten anmeldete. Damit polterten die Geister, die mit dieser kleinen Aktion gerufen wurden, nicht leiser und die Wiedervereinigung von Poltergeist wurde immer konkreter. Richtig Nägel mit Köpfen machte aber Neo-Drummer Vormann, der es mit hartnäckiger Terminkoordination schaffte, die vier vielbeschäftigten Mannen zum ersten Mal gemeinsam in den Proberaum zu locken. Nachdem die Musiker die Resultate der ersten, unter dem Siegel der Verschwiegenheit abgehaltenen Proben als durchaus hörbar taxierten, fiel der Entscheid, die Reunion ernsthafter anzugehen. Dumm nur: Wirklich öffentlich hätte die Sache erst Anfang 2014 werden sollen. Sänger André Grieder, der als Administrator der Poltergeist-Facebook-Seite waltet, drückte aber aus Versehen schon Ende September den Knopf „Veröffentlichen“, womit die Geister jetzt schon los sind. Die Ziele? «Im Frühjahr 2014 fit sein, ein paar Konzerte zu spielen, vielleicht neues Material», sagt Pulver. Wie das klingen könnte? «Da wird auf jeden Fall 100 Prozent Poltergeist drinstecken, sagt Sänger Grieder und betont: «Ich will einfach Spass haben und es macht richtig Spass!» Da der Aufwand aber in vertretbaren Grenzen bleiben soll, hat die Band eher Festivalgigs als Clubshows im Visier. Ausnahme wäre ein möglicher Auftritt vor heimischem Publikum in einem Lokal in der Region Basel. Die Reaktionen auf die Konzerte wären für Pulver auch ein Gradmesser für die Nachhaltigkeit der Reunion: «Ich musste mir 20 Jahre lang anhören, wir sollen uns wieder zusammentun. Wenn dann nur ein paar Nasen zu einem Konzert auftauchen, muss ich sagen: Vergesst es wieder!» Was aber ungemein schade wäre.
THE JIMMY MILLER INCIDENT From The Bedrooms To The Dancefloors Lux Noise
ip. Aus Basel kommen The Jimmy Miller Incident und stammen aus bekannten Formationen wie den Lovebugs, Phenomden oder The Scrucialists. Die Vorgängerbands kann man stilistisch den Richtungen Pop und Reggae zuordnen, womit allerdings The Jimmy Miller Incident so gut wie gar nichts zu tun haben. „From The Bedrooms To The Dancefloors“ klingt eher nach den frühen Rolling Stones, catchy Melodien und souligen Frauenchören inklusive. Die zwölf Songs versprühen einen lüpfigen 60ies-
Touch mit Mut zur Authentizität und dem organischen Klang, für den sonst der genannte grosse Pate bekannt ist. Das verleiht den Baslern den Charme, der seit Jahrzehnten verstaubt in einer Ecke vergessen wurde, aber mit „From The Bedrooms To The Dancefloors“ wieder blank gewienert über die Tanzfläche schwoofen darf. Die Bläser sorgen zusätzlich für ein Blues Brothers Flair. Anspiel-tipps sind „Save Me“, ein flotter Reisser mit Mitsingrefrain, aber auch der Titeltrack oder das gesetztere „Never Felt The Pleasure“ swingen sich locker durch die Boxen. The Jimmy Miller Incident machen richtig Spass, wenn man sich von dem Vorurteil löst, dass eine Schweizer Band nicht mit Groove und Soul rocken kann. The Jimmy Miller Incident können das.
HUG’s Kurze THE MONSTERS - The Hunch Reverend Beatman und seine Monsters aus Bern sind seit Dekaden Kult: Jetzt werden die vergriffenen ersten beiden Monsters-Alben neu aufgelegt: Wie es sich für eine minimalistische Trash-Garage-Punk-Band gehört ohne Remastering, ohne Bonustracks und ohne sonstige Extras. Wer noch nicht hat, der kann jetzt wollen. MARTINA LINN - She Is Gone Wenn auf dem Cover eine junge Frau im Jeansjäggli mit Gitarre durch den Wald läuft, wirds auf der CD gspürig. Das ist gut gemeint und in der Aussprache optimierbar, aber eine neue Joan Baez ist hier nicht geboren worden. RUDE TINS - State Of Flux Drittes Album der Schweizer SkaPunk-Party-Spassmacher: Man hört, dass diese achtköpfige Band live-erfahren und furchtlos ist: Ihre Tunes fahren kräftig in die Beine und machen Freude. Da stört es nicht mal gross, dass das Englisch etwas besser sein könnte und die Texte etwas, naja, weniger teeniehaft. FYGELUDI - Hesses! «Widr da, widr zrügg, widr einisch, mir si immer no gliich, nume geiler» rappt der Berner Dreier auf seinem dritten Album, und das stimmt. Noch geiler (berndeutsch ausgesprochen) wäre, wenn Fagant, Bo-Liger und Harry Hustler etwas weniger auf cool und stattdessen mehr Druck machen würden. Hin und wieder eine grosse Geste täte dem Album gut. SILHOUETTE TALES - Traces Irene Würsch aus Luzern tendiert stark Richtung Heather Nova, ist aber Meilen entfernt von deren Emotionalität und Liebreiz. Das Album ist das Resultat des Förderpreises Tankstelle Musik. PINK MARTINI - Get Happy Die fleissigen Stylisten liefern mehr von ihrem kunstvollen Mix aus Swing, Palastmusik, Pop und Sprachen. Für jede Hotellobby perfekt. Und für alle, die unter Chillout elektronische Musik verstehen: Sofasurfen mit Pink Martini hat wesentlich mehr Stil! NYNA - Gold Die Bündnerin Nyna greift mutig zur grossen Kelle und positioniert sich, sagen wir: Rihanna der Schweiz. Ihr Mut tut gut in unserer Musiklandschaft, und die in Mundart gesungenen Songs sind auch schon mal ein toller Anfang. Steff La Cheffe, Breitbild, Gimma und Tommy Vercetti besorgen coole Gast-Vocals. Dran bleiben, Nyna!
HOUSE OF SOUND
„1&1 gibt mehr als 2“ Manchmal gibt 1&1 nicht zwei, sondern vierzehn. Nicht mathematisch, sondern musikalisch und zwar bei Adrian Stern. Denn so nennt er sein neues Album, sein Fünftes, um genau zu sein. rk. Stern liefert leichte, eingängige, emotionale schweizerdeutsche Popsongs ohne viel drum rum. Eine schlanke Produktion und trotzdem treffend und mitreissend. Obwohl der erfahrene Musiker die Abläufe schon bestens kennt, ist es immer wieder eine neue Herausforderung Lieder zu schreiben, die seinen Erwartungen entsprechen und widerspiegeln, was in seinen Vorstellungen wächst. Seine Leidenschaft ist genau diese Suche nach Neuem. Schon früh war er fasziniert von Texten und LiederN, die in 3 Minuten viel erzählen und ausdrücken können. Um seine Leidenschaft zu erweitern, hat er auch schon einige Erfahrungen in Nebenprojekten als Produzent oder Songwriter für ein Kindermusical gesammelt. Der Musiker könnte sich auch noch mehr in dieser Richtung vorstellen. Bisher hat er es zwar nicht forciert und solche Angebote kommen nicht einfach so, aber wenn er sich für ein Projekt begeistern kann fängt er Feuer und Flamme. Adrian erklärt uns, dass er erst kürzlich wieder Kontakt hatte wegen einem Kindermusical oder er auch gerne für Filme im Stil von Pixar arbeiten würde, sprich für Erwachsene und trotzdem genauso verständlich für Kinder. „Meine Lieder mögen viele Kinder, weil sie die verstehen. Das find ich super.“ Einfach zu verstehen ist auch das Hauptthema in „1&1“. Es dreht sich viel, wie schon so oft um die Liebe, „darüber gibt es nun einmal viel zu schreiben.“ Mit viel Charme in die Vergangenheit reist „1985“, wo Stern sich dank einem Gitarrensolo in Back To The Future für die Musik entscheidet oder der ersten Liebe begegnet. Halt ganz nach der Textzeile „wo s Läbe i mis Läbe kracht“. Das „1&1“ der
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ADRIAN STERN Titelsong wurde hat einen Grund wie Adrian erklärt: „Er war lange ohne Text, war aber ein Lied mit einer Stimmung, die sich von den andern unterscheidet und auf das Album sollte. Zur Unterstützung schrieb Hitmill Mitarbeiter Georg Schlunegger einige Zeilen, die den Song dann wachsen liesen. Dies zu einer Zeit wo vieles schon fertig war. Der Songtext zieht sich wie ein Inhaltsverzeichnis durch alle Themen und Epochen von „1&1“ und bot sich somit einfach genau an.“ Single aber wurde „Das Wünschi Dir“ was einerseits mit einem Bauchentscheid zusammenhängt, aber auch mit der Meinung seiner Frau und anderseits das „1&1“ besser in den Spätherbst passen würde und vielleicht eine zweite Singleauskopplung wird. Produziert wurde das Werk also wie auch schon „Herz“ von Roman Camenzind. Nicht nur wegen dem unglaublichen Erfolg des Vorgängers, sondern weil er ihm die Idee brachte mehr akustische Gitarre zu spielen und ruhige Sachen zu schätzen. Das Cover ziert ein grosser einsamer Baum auf einem Hügel, wie es gemäss Stern auf dem Land öfters zu finden ist und irgendwie eine Kraft ausstrahlt. Obwohl es einerseits mystisch wirkt ist es irgendwie typisch Schweizerisch, ergänzt der Musiker. Was kann ein gestandenes Talent wie Adrian Stern denn bei so einem neuen
Album noch beunruhigen oder verunsichern? „Am schwersten war es gegen mein Umfeld zu bestehen. Denn nach dem letzten Erfolg meinten alle es sei ja nun locker, mach einfach noch einmal genau das Selbe. Für mich als Typ, der nie zurückschaut, war das aber sehr schwierig. Ich wollte bei Null anfangen und das beste Album machen. Das hat mich sehr verunsichert und es war schwer daran festzuhalten was ich will und mich interessiert. Zum anderen wurde ich im April 2012 Vater, was mein Leben sehr stark veränderte, nicht nur der wenige Schlaf sondern auch die gemeinsame Zeit“. In einigen Momenten bereut Stern, dass er in Schweizerdeutsch singt, da es ihm Wege im Ausland verbaut. Wenn er aber ehrlich zu sich ist, hat erst dies ihm den Erfolg gebracht, denn in Englisch könnte er sich nie so emotional und spontan ausdrücken. Nach diversen Auszeichnungen und unzähligen Konzerten hat Stern doch den Wunsch, in irgendeiner Form mit der Musik weitermachen können bis er alt ist. Das könnte auch in anderer Form wie als Songwriter oder Produzent sein, was ihm auch sehr gut gefallen würde. Im Moment singt er aber noch und sein neues Album 1&1 ist aktuell im Handel. Auf seiner Homepage kann man auch die Tourdaten verfolgen und sich auf eine live Show freuen.
DAWN DRIVEN
„Ich habe noch nicht genug“
BASTIAN BAKER Er ist jung, gut aussehend und hat bereits mit seinem Debüt mächtig abgeräumt. Die Rede ist von Bastian Baker. Er verkaufte seinen Erstling „Tomorrow May Not Be Better“ über 100'000 Mal und wurde mit dem Prix Walo und Swiss Music Award ausgezeichnet. Entdeckt wurde der 22-jährige Baker damals vom leider verstorbenen Claude Nobs und startete seinen Durchbruch 2011 am Montreux Jazz Festival. Wie lässt sich das alles noch steigern? Darauf hat der Musiker eine gute Antwort bereit, oder besser gesagt 15 Antworten. Denn so viele Songs umfasst sein neues Werk „Too Old To Die Young“. rk. Die letzten drei Jahre war er intensiv unterwegs, hat viele neue Leute getroffen und das Leben entdeckt. Er liebt es und fühlt sich nun definitiv zu alt um zu sterben, er will mehr. Der junge Musiker ist zwar immer ambitioniert, ob damals im Hockey oder in der Musik. Aber im Gegensatz zum Hockey, wo man ein klares Ziel wie den Meistertitel vor Augen hat, gibt es in der Musik kein wirkliches Ziel. Ebenso hat er nie eine Musikschule besucht oder auf ein Ziel hingearbeitet und deshalb nie mit diesem Megaerfolg gerechnet. Und so brachte ihm dieser Weg viele grosse Konzerte und Openairs wie das Montreux Jazz, Paleo, Live At Sunset und viele mehr. Obschon diese für die Karriere ein wichtiger Schritt und auf jeden Fall sehr toll waren, gehören sie nicht zu Bastians Lieblingskonzerten, wie der Romand uns erklärt: „Letztes Jahr durfte ich ein super Konzert am Live At Sunset spielen. Nach der Show im Backstagebereich nahm ich irgendwann meine Gitarre und setzte mich einfach dort auf die Bar und spielte. Die Stimmung war super und die Atmosphäre toll. Das gefällt mir, dieses spontane Musik machen.“ Mit gleicher spontaner Leichtigkeit ging er auch an das zweite Werk. Denn der Druck war beim Vorgänger sehr viel höher, da seine erste Single so starken Erfolg hatte, dass die Erwartungen an das Album riesig waren. Für „Too Old To Die Young“ nahm er sich wirklich Zeit und verzog sich nach England in das Studio von Toby Smith (Jamiroquai). Den ganzen Tag gab es Musik und Tischtennis und die ganze Crew lebte in dieser Zeit gemeinsam dort. Zur Produktion holte er sich namhafte Musiker hinzu mit denen er das Album im live Modus einspielte. Genau diesen live Effekt und die lockere, kreative Stimmung ist dem neuen Silberling auch anzuhören. Viele der Songs versuchte Bastian aus einem reinen Gefühl heraus zu
01 79 Clinton Street 02 You're The One 03 Follow The Wind 04 Bewitched 05 One Last Time 06 Dirty Thirty 07 Kids Of The Street 08 Never In Your Town 09 Prime 10 Earrings On A Table 11 Song For E.V. 12 Give Me Your Heart 13 One Last Time (Live Acoustic Version) 14 I Won't Cry 15 Come Home
kreieren, eine kurze Idee mit Gänsehauteffekt aus der das Lied wächst. Diesen Effekt sucht er immer wieder und versucht so Lieder einfach spontan fliessen zu lassen. Bei „Too Old To Die Young“ ist ihm das erstaunlich gut gelungen und somit war es zumindest in diesem Punkt eigentlich ein sehr einfaches Album ohne Herausforderungen. Am Ziel ist Baker aber noch lange nicht, und blickt auch mit seinem neuen Werk bereits in die Zukunft. Denn die erste Hälfte ist ein Link zum Vorgänger, die zweite jedoch zum Nachfolger. „You're The One“ und „Bewitched“ gehören zu den älteren Stücken, welche aber neu arrangiert wurden. Auch Lieder schreiben für andere Leute ist immer mehr ein Thema, ebenso wie das Ausland. Denn die Schweiz ist zwar wunderschön, doch auch sehr klein und dadurch langweilig. Umso mehr freut es das Jungtalent, dass er nun auch erfolgreich einen Fuss im Ausland hat. Besonders in Belgien und Frankreich ist er bereits sehr gefragt und auch immer mehr in Kanada. Für Bastian Baker selbst ist die CD eigentlich nur ein Mittel, um möglichst viele Konzerte spielen zu dürfen und seine Musik so unter die Leute zu bringen. Und er legt sehr viel Wert auf ein gutes Konzert und darauf, dass ein Konzert sich nie wie die CD anhört, sondern geschmückt ist mit Intros, spontanen Einlagen und Jams, die es lebendig werden lassen.
BASTIAN BAKER Too Old To Die Young Phonag
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Americana vom Rheinknie
PINK PEDRAZZI Der Sänger/Gitarrist gehört zu den Urgesteinen der Basler Szene. Seit über dreissig Jahren bürgt sein Name für hohe musikalische Qualität, die nach seinen Stationen bei den legendären Wondergirls, den Lokalmatadoren The Zodiacs und The Beatnik Fly erstmals mit seiner Gruppe The Moondog Show auch international wahrgenommen wurde beispielsweise durch eine hochgelobte Review im Rolling Stone Magazin. Trotz alledem blieb der Mann mit dem Zylinder immer ein Geheimtipp in der Schweiz, zwar in Musikerkreisen hoch respektiert, von der breiten Öffentlichkeit jedoch relativ ignoriert. Ob sich das mit seinem neuen Album „A Calico Collection“ ändern wird, bleibt abzuwarten. Denn Americana-Sounds, selbst wenn es sich wie hier um echte Songjuwelen handelt, haben es bei den Eidgenossen bekanntlich wesentlich schwerer als Pop und gitarrenschrammelnde Indie-Klänge.
hh. Wie es sich bis heute am Rheinknie gehört, war auch Pink Pedrazzi über lange Zeit dem britischen Beatsound der 60er zugetan. Als Gitarrist der landesweit bekannten und erfolgreichen The Wondergirls um den 1999 verstorbenen Sänger Dominique Alioth, wurden erste Erfahrungen gesammelt und mit den Basler Lokalmatadoren The Zodiacs gehörte er zu den erfolgreichsten und beliebtesten Musikern der Nordwestschweiz. Die Konzerte der Zodiacs in den frühen 80ern im legendären Basler Musikclub Atlantis gehören bei der älteren Generation bis heute zu den unvergessenen Highlights. Ende der 80er gründete Pedrazzi zusammen mit den lokalen Musikergrössen Peter Kalt, Lübsch Bucher und Roger Tellenbach die 60s-Psychedelic Band The Beatnik Fly, der trotz herausragendem Songmaterial und hoher Qualität der beteiligten Musiker leider nur eine relativ kurze Lebensdauer beschieden war. Langsam aber sicher entdeckte Pedrazzi vermehrt sein Herz für amerikanische Singer/Songwriter-Sounds im Americana-Stil und gründete zusammen mit Gitarrist Pascal Biedermann The Moondog Show. Mit ihrem eigenständigen Mix aus Country, Blues, Tex-Mex und Cajun begeisterte die Band in erster Linie Musikkritiker, was auch zu einer herausragenden Kritik im renommierten Musikmagazin Rolling Stone führte. Aber trotz intensivem Kritikerlob und vieler Konzerte blieb der Band der Durchbruch verwehrt. 2007 erschien das bislang letzte Album der Moondog Show, wobei aufgelöst wurde das Projekt nie, lediglich auf Eis gelegt. Ob es allerdings hier eine Fortsetzung
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geben kann, steht weiterhin in den Sternen. In der Folge stellte Pedrazzi, dem sein Zylinder inzwischen zum Markenzeichen wurde, ein Projekt mit der Sängerin Claudia Bettinaglio unter dem Namen Mudphish auf die Beine. 2007 erschien das Album „Songs Of Love & Other Perils Of Life“, an dem auch Hank Shizzoe beteiligt war. Zwei Jahre später erblickte das akustische Country-Blues-Trio The Voyageurs, bestehend aus Pink Pedrazzi –Voc, Gtr, Mandoline, Ukulele-, Magor Szilagyi –Voc, Gtr, Harp- und Rainer Schudel –Bs,Voc- das Licht der Schweizer Musikwelt. Mit diesem Trio werden jede Menge Gigs gespielt, wie Pink inzwischen als Musiker hauptberuflich unterwegs ist und solo oder im Bandverbund lang über 50 Konzerte pro Jahr absolviert und damit einer der meistbeschäftigsten Musiker des Landes sein dürfte. Unter der vielen Live-Arbeit litt allerdings das Schreiben seiner eigenen Songs. „Mir fiel einfach nichts mehr ein. Manchmal habe ich gedacht, mir geht's zu gut, deshalb fehlt mir die Inspiration für neue Songs und Themen,“ blickt Pink zurück. Schlussendlich wurde der innere Schweinehund überwunden. Pink kniete sich wieder intensiver ins Komponieren und Texten. War der Prozess anfangs noch harzig, kam peu à peu die Kreativität zurück und Pink begann, in seinen neuen Texten vermehrt persönliche Themen zu verarbeiten. „Das war eigentlich nicht beabsichtigt. Ich merke oft erst im Nachhinein, dass in die Texte doch sehr viel aus meinem Leben eingeflossen ist, Ups und Downs – fast wie ein Tagebuch.“ Dabei blieben auf seinem neuen Album reine Lovesongs auf der Strecke, bis auf eine
Liebeserklärung an seine Gattin, mit der er mittlerweile über dreissig Jahre zusammenlebt. Seine Songs schreibt Pedrazzi im Homestudio, wo er jeweils Ideen und Songfragmente aufnimmt und sie nach und nach zu ganzen Songs entstehen lässt. „Es kommt aber auch vor, dass mir ein kompletter Song auf einmal einfällt. Der ist dann in 15 Minuten fertig,“ lacht Pink, „aber generell nehme ich erst Mal jede substantielle Idee mit meinem MP3 Rekorder auf. Diese Ideen höre ich mir dann in grösseren Zeitabständen wieder an und dann merke ich, ob die eine oder andere Idee das gewisse Etwas hat. Wenn ja, arbeite ich dann daran weiter und schlussendlich entsteht der Song.“ Wobei in der Regel zuerst die Musik und erst später der Text erarbeitet wird. „Inzwischen gehe ich aber bei den Lyrics ähnlich vor wie bei der Musik. Wenn mir zwischendurch eine Textzeile einfällt, notiere ich die und habe dann später einen Anhaltspunkt für einen neuen Text.“ Die elf auf „A Calico Collection“ enthaltenen Songs stammen bis auf das gemeinsam mit Claudia Bettinaglio geschriebene „The Raft“ und das mit Keyboarder Peter Wagner verfasste „Hell Yeah“ aus Pedrazzis Feder. Aufgenommen wurde das Ganze im Oktober 2012 im Studio La Fonderie, Fribourg unter der Leitung von Oli Hartung und Darren Hayne, der auch für Mix und Mastering zuständig war. Die beteiligten Musiker, die auch Pinks Liveband verkörpern, sind Gitarrist Oli Hartung, Bassistin Sandra Merk und Drummer Andi Hug. Insgesamt wurde drei Wochen an der Platte gearbeitet, wobei das Grundgerüst live im Studio mit der kompletten Band eingespielt wurde. Diese Frische ist denn den Aufnahmen auch durchweg anzuhören, die Songs leben von der Spontaneität („Wir hatten vor den Aufnahmen nur drei gemeinsame Proben“) und strahlen ein harmonisches Bandfeeling aus. Zweifellos kann festgestellt werden, dass „A Calico Collection“ Pedrazzis bislang reifste und beste musikalische Leistung ist. Die Songs glänzen in ihrer Einfachkeit und Entspannheit (wobei auch
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anständig gerockt wird) mit Rasse und Klasse und müssen sich in keinster Weise hinter gleichgelagerten Acts wie beispielsweise John Hiatt und anderen Americana-Grössen verstecken. Im Gegenteil, für den einen oder anderen dieser Songs wären die Grossen sicher äusserst dankbar. Bleibt zu hoffen, dass Pink Pedrazzi mit diesem schönen Album nun endlich die Früchte seiner langen Arbeit ernten darf – verdient hätte es der sympathische Basler schon lange.
Die Schweizer Musiklandschaft kann sich einer neuen, vielversprechenden Band erfreuen. YOKKO heisst die fünfköpfige Formation, die mit ihrem Debüt „Seven Seas“ direkt auf Platz 10 der Schweizer Charts landete. Wer Editors, Stereophonics oder treibende Stadionmusik mag, wird bei „Seven Seas“ definitiv auf seine Kosten kommen. TRACKS hat den Leadsänger Adrian Erni getroffen und mit ihm unter anderem über den Werdegang von YOKKO gesprochen.
cv. In den letzten Wochen ist man fast nicht um sie herum gekommen: YOKKO, eine fünfköpfige Band, die mit ihrem Stadion-Pop-Rock die gegenwärtige Schweizer Musiklandschaft aufmischt und mit ihrem Debüt-Longplayer „Seven Seas“ in die Top10 der nationalen Albumcharts eingestiegen ist. Realisiert hätten sie diesen Erfolg noch nicht wirklich, so der Bandsänger Adrian Erni. Wie auch? Mit all den aktuellen Promo- und Konzertterminen bleibt ihnen kaum Zeit dazu. Sie fänden die Tatsache aber schon „crazy“, dass in jener Woche ihr Erstlingswerk landesweit zu den zehn am meisten verkauften Alben gehörte, dabei seien sie ja noch nicht einmal überall in der Schweiz gewesen. Wer ist YOKKO? Woher kommen sie? Was machen sie? Will man etwas Persönliches über die fünf Menschen rund um YOKKO herausfinden, so wird man im Internet nicht fündig. Ausser ihrer Musik ist kaum etwas über sie bekannt. Geographisch stammen sie aus Aarau, Baden, Zürich und Bern. Der Bandraum befindet sich in Bern. Das ist alles. Auch beim Interview ist nicht viel herauszufinden, denn schliesslich würden sie schon genug von sich preisgeben mit ihrer Musik, sagt Adrian.
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In der Tat erfährt man in „Seven Seas“ so einiges über YOKKO. Sie singen über die ewige Suche nach dem Glück, der Freiheit und der Selbstfindung. Damit treffen sie den Nerv einer Generation, die mit dem massiven Überangebot an Möglichkeiten überfordert ist, und nie irgendwo anzukommen scheint. Sie machen epische, melancholische Pop-Rock-Musik. Sie selber nennen ihre Musik „Atlantic Wave“. Denn, angetrieben vom Bedürfnis ihrer Musik einen eigenen Namen zu geben, schufen sie ihr eigenes Genre: Die
Reise durch die sieben Weltmeere
YOKKO atlantische Welle. Das grosse Mächtige, das mit voller Kraft alles zerwerfen kann. Gleichzeitig vermag die Welle aber, einen sanft an den Strand zu tragen. Auch der Albumtitel greift auf das Element Wasser zurück: „Zu Beginn war kein Konzeptalbum geplant“, erzählt Adrian, „doch ziemlich schnell hat sich herauskristallisiert, dass Wasser ein zentrales Element unserer Welt ist.“ „Seven Seas“ repräsentiert ihre Reise durch die sieben Weltmeere und ist, so Adrian, „ein Zeitdokument von fünf jungen Menschen, komprimiert auf 13 Songs.“ Die gemeinsame Reise der Band hat vor drei Jahren, in 2010, begonnen. Ihr gemeinsames Musizieren haben sie stets sehr ernst genommen. So nahmen sie ziemlich bald ihre erste EP auf und verschickten diese an verschiedene internationale Labels. Die Resonanz war gross, und sie entschieden sich für die Zusammenarbeit mit einem US-Label. Also packten sie ihre Koffer und machten sich auf die grosse Reise nach Florida. Allerdings ging kurz danach das Label unter und sie kehrten zurück in die Schweiz. Das Projekt YOKKO wurde für einige Monate auf Eis gelegt. Bis Adrian als neuer Sänger zur Band stiess und sie einen Neuanfang wagten. Auch in dieser neuen Konstellation war klar, dass YOKKO ein professionelles Projekt werden würde. Alle taten das für die Band, was sie nebst dem Musikmachen am besten konnten:
Einer war für das Artwork zuständig, ein anderer für die Kommunikationsarbeit, ein anderer für das Booking, usw. So entstand eine harmonierende Dynamik, die ihnen Nominierungen, Konzerte an den wichtigsten Schweizer Festivals, Radiound Medienpräsenz einbrachte. 2012 unterschrieben die Musiker einen Deal mit Muve Recordings und brachten ihre Professionalität somit auf ein nächstes Level. Was danach passierte, das wissen wir ja. Aktuell sind die fünf Kumpels auf Tour und präsentieren ihr Album live. Auf der Bühne bekommt „Seven Seas“ noch einmal eine ganz andere Dynamik, meint Adrian. Auf die Frage, ob sie schon an einem neuen Album arbeiten würden, entgegnet der Sänger: „Es ist schon ein gewisser Drang da, alles wieder loszuwerden, schliesslich ist in den letzten Wochen unglaublich viel passiert.“ Sie hätten aber noch immer grosse Freude an „Seven Seas“ und würden die Live-Tour geniessen. Denn auch live können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen: „Manchmal entstehen je nach Stimmung Neuinterpretationen von bestehenden Songs, die die momentane Gefühlslage besser einfangen als die ursprüngliche Version.“ Als nächstes werden sie am 4. Oktober im Rössli Stäfa und am 5. Oktober im La Paranthèse in Nyon zu sehen sein. Alle Konzerttermine findet man auf der Bandhomepage. Man kann also gespannt sein.
DVD
JOE BONAMASSA Tour De Force Live In London (4 BluRays/2 DVDs) Mascot / Musikvertrieb hh. An vier aufeinander folgenden Abenden zieht Bonamassa die musikalische Bilanz seines bisherigen Werdegangs. Vom kleinen Club in Trio-Besetzung bis in die ehrwürdige Royal Albert Hall. Alle vier Konzerte, die in unterschiedlichen Venues mit jeweils unterschiedlichen Line Ups und Set-Listen absolviert wurden, waren innerhalb einer Woche ausverkauft. Ein beeindruckender Beweis für den Stellenwert, den der Gitarrist heute innehat. Bonamassa und sein musikalischer Direktor/Produzent Kevin Shirley, auf dessen Mist die Idee für diese Tour de Force gewachsen ist, mussten sich im Vorfeld dieses Spektakels den Vorwurf gefallen lassen, eine Art Ausverkauf zu betreiben und die Zitrone auszupressen, solange noch ein Tropfen Saft vorhanden ist. Der Vorwurf ist nicht unberechtigt, denn was in den letzten Jahren an BonamassaVeröffentlichungen auf den Markt gebracht wurde, ist rekordverdächtig. Stets neue CDs, DVDs und Beteiligungen an verschiedensten anderen Projekten liessen den Gitarristen überhaupt nicht mehr aus den Medien herauskommen. Dazu unaufhörliche Tourneen – die Frage, wie lange die Batterien von Bonamassa das noch mitmachen, ist da durchaus berechtigt. Solange aber mit jeder neuen Veröffentlichung die gewohnt hohe Qualität nicht unterwandert wird, und das ist ja bei diesem Künstler ausnahmslos der Fall, darf man sich als Fan immer wieder aufs Neue freuen. Den Anfang dieser Londoner Tour De Force macht das Konzert im kleinen Club „The Borderline“, der mit 200 Besuchern die Grenzen des Fassungsvermögens erreicht hat. Wie zu Beginn seiner Karriere kommt Bonmassa hier in Trio-Besetzung, Anton Fig
BRYAN FERRY Nuits de Fourvière - Live In Lyon Eagle Vision / MV hh. Im Juni 2012 gastierte die britische Stilikone Bryan Ferry im Rahmen seiner Olympia-Tour (das Album « Olympia »
(dr) und Michael Rhoades (bs) unterstützen den Chef. Die Band groovt fantastisch und bietet perfekten Bluesrock auf höchstem Niveau, schnörkellos und direkt. Auffällig ist, wie sehr sich Bonamassa auch als Sänger entwickelt hat. Die Songauswahl ist spannend und gekrönt wird die Show von einer geilen Version von Jeff Beck's „Spanish Boots“ und dem Slide-Rocker „Down By The River“. Am zweiten Abend zieht der Tross ins Shepherd's Bush Venue, wo vornehmlich der Blues zelebriert wird. Als Musiker hat der Chef fast das gleiche Line Up wie bei seinem New Yorker Beacon Theatre Gig (auch als DVD erhältlich) dabei, als da wären Tal Bergman (dr) und Carmine Rojas (bs) sowie neu Keyboarder Arlan Schierbaum. Zusätzlich steht eine Bläser-Abteilung auf der Bühne, die dem ganzen Vortrag noch mächtige BluesRoots verleiht. Auch hier gibt es nichts zu meckern, alles wiederum auf hohem Level, speziell Bassist Carmine Rojas bietet eine herausragende Performance. Station 3 ist das Hammersmith Apollo. Hier beginnt die Show mit einem 20-minütigen Akustik-Set mit Tal Bergman an den Percussions und Arlan Schierbaum am Klavier und Akkordeon. Im Vergleich zum "An Acoustic Evening At The Vienna Opera House" kommt das hier ein Spur intimer, sprich mit etwas mehr Dreck rüber. Und genau das macht Spass, denn es zeigt auch, dass Bonamassa nicht zum Roboter mutiert ist, sondern jedem einzelnen Konzert Individualität verleiht. Erstaunlich ist hier zu sehen, wie Bonamassa, der vor ein paar Jahren gerade mal hundert Leute in seine Konzerte locken konnte, heute allein mit seiner Akustikgitarre das Publikum in einem ausverkauften Venue von der Grösse des Hammersmith Apollo tief beeindrucken und begeistern kann. Nach dem ruhigen Intro folgt dann eine geballte Rock-Ladung, in der Bonamassas Verehrung für Bands wie Free
wurde 2010 veröffentlicht) in Lyon anlässlich des Festivals Nuits de Fourvière. Neben Songs aus „Olympia“ hat Ferry Hits und Klassiker aus der Roxy Music Zeit und seiner Solo-Karriere im Programm, sowie einige ausgesuchte CoverVersionen (Bob Dylan ist mit den Songs "Just Like Tom Thumb's Blues", "Make You Feel My Love" und "All Along The Watchtower" gleich drei Mal vertreten), die sich Ferry im Laufe der Zeit zu eigenen
und Led Zeppelin offenbar wird und einige heavy Kracher aus JB's Backkatalog gespielt werden. Zum Abschluss der Tour geht's in die Royal Albert Hall. Auch hier startet der Meister mit einem ausgedehnten AkustikSet unter Begleitung des Line-Ups vom „Vienna“-Konzert. Dann kehren Rojas, Schierbaum und Bergman zurück und es wird eine Art von „Best Of“ zelebriert. Zwischendrin kommen auch nochmal die beiden vom „Borderline“-Gig zurück. Der Abschluss des Konzerts mit dem „Just Got Paid“-Medley, in dem jede Menge Zitate von Led Zeppelin „verwurstet“ werden, darf als ein Höhepunkt der gesamten Tour gewertet werden. Ein sichtlich erschöpfter aber glücklicher Bonamassa verabschiedet sich. Fazit: Wer schon „Live At Beacon Theatre“, Live At Apollo“ und "An Acoustic Evening At The Vienna Opera House" im regal hat, ist damit eigentlich bestens bedient und bekommt hier nichts Unverzichtbares geboten. Bleibt der Borderline-Gig, den man in dieser Art bislang noch nicht auf Konserve erhalten konnte. Allerdings gibt es ja diesen Rockpalast Gig von 2005, ebenfalls als DVD erhältlich. Und das ist wesentlich schweisstreibender, rauer und spontaner – eine Band am Anfang der Karriere, die es wissen will, die brennt! Dieses rudimentäre Feeling nochmals so rüber zu bringen, wenn man inzwischen zum Superstar aufgestiegen ist, ist allerdings unmöglich. Aber all das soll die Klasse und das Vergnügen nicht mindern, das man beim Genuss dieser Tour de Force hat. Die abendfüllende Retrospektive inkl. gut gemachter Bonus-Abteilung mit Interviews etc. ist Entertainment auf höchstem Niveau. Da kann bedenkenlos zugriffen werden.
Songs und Hits gemacht hat, wie beispielsweise „Jealous Guy“ (John Lennon), „Hold On I'm Coming“ (Sam & Dave), „Like A Hurrican“ (Neil Young) oder „Let's Stick Together“ (Canned Heat's „Let's Work Together“). Ferry kommt gewohnt elegant im feinen Anzug, perfekt gestylt vom Scheitel bis zur Sohle – der typische britische Gentleman. Auch wenn er stimmlich in einigen (wenigen) Passagen Tribut an das
Alter zu zollen hat, gibt es an seiner Leistung absolut nichts auszusetzen – Ferry croont, schmalzt und rockt dezent auf seine eigene, unnachahmliche Weise. Hier wird Pop vom Allerfeinsten zelebriert, in exzellentem Sound und mit toller, unaufgeregter Kameraführung, die Künstler und Bühnenbild mit Stil und Klasse ins Bild rückt. Neben Ferry sind die eigentlichen Stars der Show Saxophonistin Jorja Chalmers und Gitarrist Oliver
DVD Thompson. Jorja ist nicht nur eine optische Augenweide, sondern sie spielt auch herausragend. Ob smooth oder hart, sie findet immer das perfekte Mass beo hoher Dynamik. Bereits im Alter von 17 Jahren stiess der junge Oliver Thompson 2005 zu Ferry's Mannschaft und ist seitdem auch bei Roxy Music im Einsatz. Thompson ist die Frischzellenkur und die dominante Figur in der Band. Mit seinem rockigen, intensiven Spiel gibt er dem Sound wohltuende Ecken und Kanten. Ferry weiss, was er an diesem exzellenten Gitarristen hat und überlässt ihm grosszügig und oft das Spotlight. Erstaunlich, auf welch hohem Niveau dieser junge Mann bereits spielt, daneben wirkt selbst Gitarrenlegende Neil Hubbard blass. „Live In Lyon“ ist ein toller Konzertmitschnitt, packend, elegant und ungeheuer stilvoll.
DIE ÄRZTE Die Nacht der Dämonen Universal hh. Satte 6 ¼ Stunden Laufzeit bietet diese Live-Dokumentation. „Die beste Band der Welt“ liess die Auftritte in Berlin und Frankfurt im Rahmen der letztjährigen Tournee filmen und nun per DVD/Blu Ray in die Shops bringen. Geboten werden 47 Songs aus dem ÄrzteRezeptbuch, wobei der Hauptanteil (leider) auf Liedern der beiden letzten Alben „Jazz ist anders“ und „Auch“. Leider muss man sagen, denn gerade diese beiden Alben gehören im Vergleich zum gesamten Katalog der Berliner „Punks“ eher zu den durchschnittlichen Werken. Nichtsdestotrotz haben die Fans, denen in diesem Werk viel Platz eingeräumt wird, gewohnt Spass und feiern die AltPunks mächtig ab. Erstaunlich dabei ist die Publikumsmischung, hier ist alles vertreten, vom Schüler über die Hausfrau bis hin zum Bankangestellten. Ein Beweis, dass Farin, Bela und Rod schon lange die breite Masse erreicht haben, allerdings auch, dass sie mit der Ideologie des Punk schon seit Dekaden nichts mehr am Hut haben (wobei sich die Frage stellt, ob sie das jemals hatten). So gesehen waren, sind und bleiben die Ärzte mehr die lustigen Augsburger Puppenkisten Party-Punks als die Ruhrpott-Malocher Die Toten Hosen, die trotz ebensolcher Megaerfolge immer grossen Wert darauf legten, sich ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren (was sie bis heute ausnahmslos schaffen).
Auf jeden Fall haben die Berliner eine mächtige Portion Selbstironie und das ist der Grund, weshalb das Trio letztendlich doch sehr sympathisch rüberkommt und von den Fans geliebt wird. Natürlich haben sie auch eine ganze Reihe von erstklassigen Songs im Gepäck, von denen auf dieser Doppel-DVD aber leider zu wenig enthalten sind (siehe oben). Sympathisch ist ausserdem, dass die Band die verschiedenen Aussetzer und Fehler (Probleme mit Farin's Gitarrenanlage, massiv schräger Gesang von Rod etc.) gar nicht erst per Nachbehandlung ausmerzen, sondern alles so lassen wie es tatsächlich vor Ort passierte. Die launigen Kommentare der drei Musiker, mit denen sie humorvoll und routiniert die erwähnten Pannen umschiffen, zeugen von einem Selbstverständnis, das nur Künstlern zu Eigen ist, die ohnehin nichts mehr beweisen müssen. An Sound, Kameraführung und Schnitt gibt es nichts zu meckern, somit ist „Die Nacht der Dämonen“ allerbestes Futter für ÄrzteFans.
sich mit Corgan einige tolle Duelle. Auch er spielt im Vergleich zu seinem Vorgänger Iha einer ganz anderen, höheren Liga – wie auch Bassistin Fiorentino einen mehr als rudimentären Job erledigt und beste Groove-Qualitäten zeigt. Fazit: Corgans neue Band stellt die Originalbesetzung mit Leichtigkeit in den Schatten. Und der Chef selbst? Er ist in die Jahre gekommen und hat zugelegt. Er wirkt in seinen hautengen Klamotten wie eine Bratwurst kurz vorm Platzen und wirkt mitunter seltsam abwesend. Seine eigenartigen, fahrigen und aufgesetzt hölzern anmutenden Gesten unterstreichen das noch. So gesehen darf sich der Glatzkopf glücklich schätzen, solch eine Top-Musikermannschaft um sich zu haben. Mit der alten Besetzung hätte dieses Konzert auch schnell einmal disaströs enden können.
SMASHING PUMPKINS
Ear Music/Phonag
Oceania – Live in NYC (1 DVD + 2 CD)
hh. Die Tickets für die neun Konzerte umfassende britische ReunionTournee im März dieses Jahres waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft und viele Fans ärgerten sich, dass bis auf das Abschlusskonzert in der Londoner Wembley Arena die anderen Shows in für dieses Spektakel relativ kleinen Theatern mit jeweiligem Fassungsvermögen von nur einigen Tausend Zuschauern angesetzt wurden. Der Grund dürfte darin liegen, dass die vier Original-Quos Rossi, Parfitt, Lancaster und Coghlan für ihre einmalige Reunion-Tour eine intimere Stimmung haben wollten, so wie seinerzeit in den frühen 70ern. The Frantic Four hätten allerdings problemlos die grössten Venues des Landes ausverkauft. Nun denn, diejenigen, die Tickets ergattern konnten, waren selig, nach über 30 Jahren ihre Idole wieder zusammen auf der Bühne zu sehen. Und sie bekamen Nostalgie pur, Quo spielte sich durch ein Set, dass hauptsächlich aus Songs des 77er „Live“-Albums bestand, plus Tracks wie „Blue Eyed Lady“ oder „Oh Baby“, die man heute bei den „neuen“ Quo nicht unbedingt in der StandardSet-Liste findet. Den Proben zu dieser Tour konnte man ja bereits 45 Minuten lang auf der ausgezeichneten DVD „Hello Quo“ beiwohnen. So beeindruckend die Proben waren, so beeindruckend umso mehr dieses hier
Universal hh. Im Juni letzten Jahres veröffentlichte n die Pumpkins ihr 8. reguläres Studioalbum „Oceania“, das gleichzeitig das erste in der aktuellen Besetzung darstellte. Mit Gitarrist Jeff Schroeder, Bassistin Nicole Fiorentino und Drummer Mike Byrne hatte Chefkürbis Billy Corgan eine runderneuerte Truppe um sich geschart. Im Dezember 2012 geben die neuen Kürbisse das hier dokumentierte Konzert im New Yorker Barclay Center. Teil 1 der Show ist dem kompletten „Oceania“-Album virbehalten, im zweiten Teil kommen auch einige Pumpkin-Hits und Klassiker zum Zuge, sowie ein hervorragendes Remake von Bowie's „Space Oddity“. Produzent Barry Summers hat das Ereignis bestens in die Konserve gepackt, Soundund Bildtechnisch gibt es nichts zu meckern – alles auf Top-Niveau. Und so präsentiert sich auch das neue Line-Up, das die alten Mitstreiter von Corgan geradezu vergessen lässt. Allen voran Drummer Mike Byrne, der den Pumpkins eine massive Durchschlagskraft verpasst, extrem virtuos und dabei punktgenau und kräftig zuschlägt. Ein echter Genuss, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Auch Jeff Schroeder setzt sich prächtig in Szene, bringt seinen eigenen Stil ein und liefert
STATUS QUO The Frantic Four Reunion 2013 Live At Wembley Arena (DVD + CD)
dokumentierte Konzert. Quo rocken, als gäbe es kein Morgen mehr, leisten Schwerarbeit im wahrsten Sinne des Wortes. Parfitt erläutert das auch im Bonus-Teil, wo er erklärt, dass diese Konzerte viel mehr Anstrengung und Konzentration erfordern als Gigs mit den neuen Quo, da sie sich nicht auf KeyboardTeppichen ausruhen können. Hier ist der pure R'n'R angesagt, laut, dreckig und schweisstreibend bis zur Erschöpfung vor einem minimalistischen aber genau dadurch sehr effektvollen Bühnenbild, das dem der alten Tage entspricht. Parfitt rifft wie ein Teufel und Rossi stellt unter Beweis, dass er mehr denn je ein hammergeiler R'n'R-Gitarrist ist. John Coghlan hat es ebenfalls noch voll drauf und zeigt keine Probleme, mit dem Effort und Tempo der beiden Gitarristen mitzuhalten. Alan Lancaster ist die Anstrengung jedoch deutlich anzusehen. Durch seine Krankheit ist sein Bewegungsradius sehr eingeschränkt und auch stimmlich fehlt die Kraft früherer Tage. Trotzdem macht er unter diesen Voraussetzungen einen verdammt guten Job und die Freude, nochmal mit seinen alten Kollegen die grossen Zeiten aufleben zu lassen, ist ihm ins Gesicht geschrieben. Wie auch jedem einzelnen Fan, der bei dieser Party live dabei sein durfte. Die Frantic Four haben trotz der 30-jährigen Pause immer noch dieses spezielle Flair, das die Band so einzigartig und erfolgreich machte und bis heute macht. Wo bei den neuen Quo oft routinemässig die Hits abgespult werden, ist hier alles auf den Punkt gebracht und aufs Wesentliche reduziert. Da gibt es kein Pop-Gefrickel und kein „In The Army Now“, sondern hammergeiler Rock'n'Roll und Boogie wie ein Schlag in die Fresse, so wie es eben nur diese altenOriginal-Recken hinkriegen. Sound und Bild sind erwartungsgemäss tadellos und die TourDocumentary im Bonusteil sehr gut gemacht. Da diese Reunion wohl nicht wiederholt wird, ist die Anschaffung dieses Dokuments unbedingt jedem empfohlen. Nicht nur für Quo-Fans unverzichtbar
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ReReleases, Best Of, Tributes NIRVANA In Utero (20th Anniversary Super Deluxe Edition – 3 CD/1 DVD) Universal
lg. Das dritte und letzte Studio-Album der Grunge-Legende Nirvana wird anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums neu aufgelegt. "In Utero", das ursprünglich "I Hate Myself and I Want To Die" heissen sollte (der gleichnamige Non-Album Song ist super, auch in dieser Box enthalten und stammt vom Beavis & Butthead-Soundtrack), stand natürlich unter gewaltigem Erfolgsdruck des unglaublich erfolgreichen Vorgängers "Nevermind" (1991). CD 1 beinhaltet das komplette
BRUCE SPRINGSTEEN Tracks (4 CDs Box-Set) Sony hh. Im Vorwort zu diesem Box Set beschreibt der Boss die hier enthaltenen Songs als solche, die seinerzeit bei der Auswahl für die regulären Alben aussortiert wurden. Und so kommen hier 66 Songs in chronologischer Reihenfolge aus den Jahren 1973 – 1998. Bei der überwiegenden Mehrheit muss man sich allerdings fragen, weshalb sie „in die Tonne gekloppt“ wurden, befinden sich doch auf den jeweiligen regulären Alben Lieder, die schwächer sind als die ausgesonderten. Ok, bei manchen (allerdings wenigen) Songs kann man die Nichtberücksichtigung verstehen, aber aus dem Rest könnte man ohne Bedenken drei bis vier hervorragende Springsteen Alben machen, die problemlos mit seinen besten Werken mithalten würden. Das sollte schon genug sagen über die Qualität dieses Box Sets. Zudem handelt es sich hier durchweg um fertiggestellte Aufnahmen (inkl. Live-Versionen), also keine
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"In Utero"-Album in remastered Version sowie B-Seiten und gewisse unveröffentlichte originale Mixes (durch den seinerzeitigen Produzenten Steve Albini) und alternative Remixes (2013). Auf dem Album befinden sich bekanntlich Songs, welche stark in die Richtung von "Nevermind" gingen. Man denke da an die Singles "Heart-Shaped Box", "Rape Me" und "All Apologies" oder auch an den Song "Pennyroal Tea". Daneben hat es auf "In Utero" wiederum sehr kaputte, dissonante und noisige Tracks wie "Milk It", "Tourette's" oder "Scentless Apprentice", die wohl auch Kurt Cobains fortgeschrittene Heroinsucht wiederspiegeln. Alles in allem aber ein sehr starkes Album, das von der totalen künstlerischen Freiheit lebt und Cobain's Pfeifen auf Konventionen jeglicher reflektiert. Begleitet wird er von Krist Novoselic (bs.) and Dave Grohl (dr.). CD 2 kommt mit einem brandneuen Remix des gesamten Albums daher und kann mit interessanten Demo-Aufnahmen einiger Songs und etwas unveröffentlichtem Material aufwarten. Der Sound des Remixes (von Steve Albini) kommt ganz leicht geschliffener daher und ist somit etwas weniger noisig als auf CD 1, doch die Unterschiede sind nur in Nuancen festzustellen. Der genaue Sinn eines Mixes von 2013 neben einer remasterten Version erschliesst sich nicht ganz. Spannend wird es ab Song 13 mit Demoaufnahmen (teilweise von Jack Endino produziert), welche wirklich roh tönen und ganz einer Garage-Rock Band würdig sind (was ja Nirvana trotz des immensen Erfolges eigentlich
Demo-Versionen oder Studio-Outtakes, mit denen ansonsten derartig umfangreiche Box Sets aufgemöbelt werden. Es würde zu weit führen, auf jeden einzelnen Song einzugehen. Zudem wird jeder Fan seine eigenen Favoriten entdecken, denn gerade bei Springsteen sind die Meinungen zu seinen Songs auch unter Hardcore-Fans sehr unterschiedlich. Und das ist gut so, denn es zeugt von der breiten Palette an Songs, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit in Qualität und Machart jeweils begeisterte Liebhaber fanden und finden. Hier gibt es jedenfalls eine sehr grosse Anzahl an wahren SongJuwelen, die sich kein Fan entgehen lassen sollte, zumal alle Titel sorgfältig remastert wurden und in ausgezeichneter Tonqualität daherkommen. Dass die Box ausserdem an ihrem Inhalt und ihrer Wertigkeit gemessen für relativ kleines Geld erhältlich ist, ist ein weiterer Grund, sich dieses Werk sofort zu besorgen oder auf den Weihnachtswunschzettel zu schreiben, das Christkind ist garantiert ein Fan vom Boss! All diejenigen, die sich auf seine kommerziellen Grosserfolge beschränken und die zuhause nichts anderes vom Boss haben als eine „Greatest Hits“ oder höchstens noch „Born In The USA“ (das hier übrigens in einer faszinierenden Akustik-Version verewigt ist)dürften mit diesem Box Set nur mässig glücklich werden. Für echte Fans und solche, die es werden wollen ist „Tracks“ allerdings essentiell und unverzichtbar.
immer waren). Eine Rarität ist zudem das passenderweise "Forgotten Tune" genannte Instrumental, das erst letzthin aus dem Bandarchiv ausgegraben worden ist. Diese 11 Demo-Songs auf CD 2 rechtfertigen auf jeden Fall die Anschaffung dieser Box. CD 3 (Live & Loud) besteht aus einer kompletten Nirvana Show (17 Songs), aufgenommen am 13. Dezember 1993 im Pier 48 in Seattle, im finalen Live-Line Up von Nirvana (mit Pat Smear an der zweiten Gitarre). Der Sound ist fett und besteht aus einem Querschnitt aller Alben von Nirvana (wobei der Überhit "Smells Like Teen Spirit" fehlt). Diese Aufnahme wurde seinerzeit durch MTV erstellt. Die DVD zeigt dann erstmals die Show in Bildern und hält zwölf weitere und bisher unveröffentlichte Extra-Tracks bereit (Rehearsals vom SeattleGig, Live-Fernseh-Studio Aufnahmen von 1994 in Paris sowie des allerletzten Nirvana-Gigs in München). Diese DVD in meist guter Bildqualität ist ein cooles Dokument seiner Zeit und fängt die rohe Energie von Nirvana sehr gut ein. Mit diesem toll aufgemachten Boxset kommt noch schliesslich ein HardCover-Buch mit unter anderem Kurt Cobains handgeschriebene Songtexte, das Faksimile eines vierseitigen Briefs von Produzent Steve Albini an die Band, in dem er seine Ideen und Pläne darüber darlegt, wie das Album klingen sollte sowie tolle Photos und ausführliche Liner-Notes. Alles in allem ein interessantes Teil, das allerdings die meisten Songs mehrere Male beinhaltet. Dennoch essentiell!
MICHAEL FENNELLY Love Can Change Everything: Demos 1967–1972 Sundazed rp. Der in New York geborene Michael Fennelly wurde mit 18 Jahren (!) Mitglied des Studiomusiker-Kollektivs von Songwriter und Produzent Curt Boettcher (u.a. Produzent von The Association). Dies führte zu Kollaborationen und Verflechtungen mit legendären Sunshineund Softpop-Bands wie The Millennium und Sagittarius. 1969 trat Fennelly der Band Stonehenge bei, die bald darauf ihren Namen in Crabby Appleton änderten. Deren zwei Alben («Same» von 1970 und «Rotten To The Core» von 1971), mit einer Mischung aus Power Pop, Rock und Folkelementen, blieben trotz viel Potenzial unbeachtet. Fennelly entschied sich daraufhin, solo weiterzumachen. 1973 erschien «Lane Changer», zwei Jahre später «Stranger's Bed». Aber auch diese Versuche blieben erfolglos. Trotz allem ist Michael Fennelly dem Musikbusiness bis heute treu geblieben. Neben anderem in den Achtzigern mit der Band Big Shot. Die Zusammenstellung «Love Can Change Everything: Demos 1967–1972» enthält die ersten Demos von Fennelly, aber auch reduziert arrangierte Songs aus der Zeit mit Crabby Appleton. Gerade Letztere machen klar, dass Fennelly tief im Herzen
ReReleases, Best Of, Tributes ein Folky war. Die folkpoppigen Demos von Tracks wie «How Long Will It Take», «Can't Live My Life Without You», «Try» oder dem genialen «Go Back» klingen wunderschön und wurden mit viel Herzblut eingespielt. Die Liebe zum Folk wird auch in den frühen Demos offenbar. «I've Been Found», «I Don't Think That I'll See That Time Again», «Try To Understand» sind wunderbare FolkpopSongs im Stile der Byrds. Mit «Over My Dead Body», «Dark Night» oder «Flyer» sind auch ein paar hörenswerte Demos aus seiner Solophase enthalten. «Love Can Change Everything: Demos 1967–1972» lohnt sich sicherlich deswegen, seine beiden Soloalben gibt es nicht auf CD. Aber auch wegen den fantastischen Crabby-AppletonDemos, deren beide LPs es ja auf CD geschafft haben.
ROD STEWART Rarities Universal hh. Von Rod Stewart gibt es mittlerweile einen geradezu ausufernden BackKatalog seiner ersten Soloschritte aus den frühen 70ern. Jede Menge Compilations zusätzlich zu seinen ersten Soloplatten, die bis heute zum besten zählen, was der kleine Mann mit der grossen Stimme jemals herausgebracht hat. Begleitet wurde sein Pub-Folk-Rock überwiegend von seinen Faces-Kollegen. Die hier vorliegende Doppel-
JIMI HENDRIX The Authorized Hendrix Family Edition Box Set (4 CDs Box Set) Sony hh. Der Fundus an « bislang unveröffentlichten Songs » des Ausnahmegitarristen scheint unerschöpflich. Die hier vorliegende Box bringt 60 Songs auf vier CDs, von denen der Hauptanteil unter erwähnte Kategorie fällt. Jede Menge alternative Studioversionen von Hendrix' bekannten Songs, teilweise noch im Probestadium und mit bislang ungehörten Gitarrenvariationen, die seinerzeit schlussendlich dem Endmix bzw. neuen Versionen zum Opfer fielen. Dabei dürfen Studiogespräche zwischen Toningenieur und dem Künstler selbst nicht fehlen, was für willkommene Auflockerung sorgt und den Menschen Jimi Hendrix überaus sympathisch erscheinen lässt (was er ja auch in Tat und Wahrheit war). Eingefleischten Hendrix-Fans und -Sammlern werden diese alternativen Song-Versionen überwiegend Freude bereiten, denn für sie und alle Historiker ist es durchaus faszinierend zu hören, wie die bekannten Songs auch hätten klingen können. Wobei gesagt werden muss, dass die offiziell veröffentlichten Titel aus kommerzieller Sicht schon voll und ganz ihre Berechtigung hatten. Aber wie gesagt, dieses Box-Set richtet sich in erster Linie an die-hard-Fans und Sammler, die von ihrem Idol schon alles haben, was bislang verwertet bzw. in vielen Fällen leider auch ausge-
JOHNNY CASH
20 Original Albums (Box Set)
CD bringt denn von der Titelauswahl auch nicht wirklich neues. Allerding gibt es hier einige Alternativ-Versionen seiner ersten Hits, die dem Fan ein ums andere Mal ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Denn es handelt sich dabei um Studio-Outtakes, frühe bzw. Demo-Versionen und JamSessions, bei denen Stewart noch keine fertige Texte parat hatte und zum Teil wirklich lustige und amüsante Verse aus dem Stehgreif improvisierte. So gesehen ist „Rarities“ eine Ergänzung für jede StewartSammlung, die durchaus Sinn macht und für jede Menge Spass sorgt. Allerdings sollten hier nur wirkliche Fans und Musikhistoriker zugreifen, alle anderen sind mit den regulären Aufnahmen besser bedient.
schlachtet wurde. Von Leichenfledderei kann hier allerdings nicht die Rede sein, dafür machen diese unreleased Tracks doch zuviel Spass. Zudem kommen sie in bestem remasterten Sound rüber, wobei natürlich zu berücksichtigen ist, dass nur remastert werden konnte, was ursprünglich auch aufgenommen wurde. So gesehen sind die Studiomischungen mit heutigen Massstäben gemessen überwiegend nicht zu bewerten. Andererseits ist es erstaunlich zu hören, was aus der damaligen Studiotechnik im Nachhinein noch alles soundmässig herauszuholen ist, speziell in Sachen Transparenz. Neben den Studio-Outtakes/Alternativversionen sind diverse LiveMitschnitte erhalten, grösstenteils ebenfalls bislang unveröffentlicht. Das beiliegende grossformatige und schön aufgemachte Booklet bringt auf 80 Seiten jede Menge rare Fotos und ausführliche Liner-Notes zu jedem hier enthaltenen Song. Fazit: Unter den unzähligen Veröffentlichungen der Gitarrenlegende nimmt dieses Box Set eine Sonderstellung ein. Es überzeugt durch Qualität, was ja nicht von allen posthumen Hendrix-Releases gesagt werden kann und bietet selbst dem Kenner jede Menge Neues. Zudem wird gerade in diesen rohen Songfassungen einmal mehr deutlich, welch herausragender und bahnbrechender Musiker sich viel zu früh von unserem Planeten verabschiedet hatte. Allen Fans unbedingt zu empfehlen.
Sony
hh. Diese prallvolle Box beinhaltet die 20 Alben, die Cash in der Zeit zwischen 1958 und 1986 auf dem Columbia Label veröffentlichte. Obwohl die Aufnahmen offenbar nicht remastert wurden, ist der Sound erstaunlich transparent. Für vergleichsweise wenig Geld bekommt man hier eine geballte Ladung an feinstem Hörstoff zwischen Country und Rock'n'Roll, anhand der man den musikalischen Weg eines der grössten Countrystars aller Zeiten hervorragend nachvollziehen kann. Obwohl einige Songs mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel haben, haben sie nichts von ihrer ursprünglichen Klasse eingebüsst, sind heute noch genauso relevant wie damals. Klar, die Produktionen würden heute anders klingen, aber gemessen an den damaligen technischen Möglichkeiten ist die Tonqualität doch sehr erstaunlich. Natürlich ist eins der wichtigsten und erfolgreichsten Alben dabei, „Johnny Cash At San Quentin“ mit dem unsterblichen Klassiker „A Boy Named Sue“ aus dem Jahr 1969. Komplettiert werden die 20 CDs, die in Pappschubern mit den jeweiligen Vor- und Rückseiten der Original- Vinyl-LP-Covern stecken, mit einem 34-seitigen Booklet inkl. Liner Notes von Johnny Cash's Sohn John Carter Cash. Das Box Set ist eine lohnende Anschaffung für jeden Country-Fan, der die Johnny Cash Discografie noch nicht komplett im Regal stehen hat.
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ReReleases, Best Of, Tributes
CD Blues/Soul/World SAMANTHA FISH Black Wind Howlin'
SLY & THE FAMILY STONE
Ruf Records
Higher (4 CD Box Set)
hh. Die 24-jährige Gitarristin/ Sängerin aus Kansas City dürfte allen Blues-Fans durch ihre Mitwirkung an den „Girls With Guitars“-Tourneen, die jeweils auch in diversen Schweizer Clubs Station machten, bestens bekannt sein. Für ihr Debut-Album „Runaway“ erhielt sie 2012 den Blues Music Award in Memphis und obwohl permanent auf Tour, gibt es jetzt das nächste Album. Produziert hat Royal Southern BrotherhoodGitarrist Mike Zito und er hat Samantha ein wahrlich heftiges Korsett geschnürt. Und das in absolut postivem Sinn. „Black Wind Howlin'“ ist ein Klasse-Album ohne jegliche Schwachstellen. Rau, roh, dreckig und erdig kommt die Blondine mit ihrem Bluesrock um die Ecke, und sie spielt wie ein Teufel. Egal ob Slide, Akustik- oder EGitarre – das Mädel hat es drauf. Bluespuristen werden aufs erste Hören wohl Gefahr laufen, sich einen Kabelbrand im Herzschrittmacher zuzuziehen – bis sie das Chester Burnett-Cover „Who's Been Talking“ entdecken. Feinster Blues – und schon gibt's nichts mehr zu meckern. Obwohl Samantha Fish überwiegend (blues)rockt, straight in the face und mit dickeren Eiern als mancher ihrer männlichen Mitbewerber (bestes Beispiel das umwerfende Titelstück), zeigt sie doch verschiedene musikalische Facetten, wie beispielsweise das countryeske „Last September“ oder die anrührende Ballade „Over You“, die ihre melancholische Seite offenbaren. Aber generell gehört ihr Herz den schweren und harten Bluesund Rockklängen, die sie auf „Black Wind Howlin'“ intensiv, um nicht zu sagen exzessiv, auslebt. Zito hat das Album direkt und mit hohem Live-Faktor produziert und sich Gott sei Dank nicht verleiten lassen, hier mir Politur und Glanz zu arbeiten. Zudem lässt er Frau Fish auch als Sängerin erstrahlen, sie gehört auch hier zum Besten, was es derzeit in diesem musikalischen Bereich von Frauen zu hören gibt. „Black Wind Howlin'“ ist sicher kein Album für abendliche, romantische Stunden – sondern der perfekte Soundtrack für schwitzige, bier- und whiskytriefende Rock- und Bluesclubs. Ein wahnsinnig gutes Album einer herausragenden Musikerin, „Hell Yeah, hit me one more time“!!!
Sony
hh. Die Familienangelegenheit Stone (ausser Sly spielten in der Band Schwester Rosie (Klavier) und Bruder Freddy (Gitarre) gehörte neben James Brown in den 60ern/70ern zu den wichtigsten und erfolgreichsten Funk-Truppen. Während James Brown mit seiner Musik in erster Linie Single-orientiert war, galten Sly und seine Band mehr als „album orientated group“. Musikalisch galten jedoch beide Bands gleichgewichtig in der Bedeutung. Ein weiterer Unterschied bestand in der Optik. Brown und seine Musiker bevorzugten klassische Anzüge im traditionellen Big-Band-Stil, Sly & Family Stone schrille Hippie-Outfits. Unvergessen bleibt der fulminante Auftritt beim WoodstockFestival, wo Sly & The Family Stone als beste Live-Band des Festivals bezeichnet wurden. Mit zunehmender Kokain-Abhängigkeit, die ihn auch ins Gefängnis brachte, sank die Erfolgskurve von Sylvester „Sly Stone“ Stewart in den 70ern langsam aber sicher. 1979 verlor er seinen Plattenvertrag bei Epic Records, sein darauffolgender Wechsel zu Warner Records konnte ihn aber auch nicht in alte Erfolgsspuren zurückbringen. In den folgenden Jahren arbeitete er u.a. mit George Clinton, Bobby Womack und Martha Davis zusammen, aber Sly's Leben war intensiv von seiner Sucht und diversen, meist fehlgeschlagenen Entzügen und Verhaftungen bestimmt. 2011 erschien sein Comeback-Album „I'mBack“, dem trotz guter Ansätze ein erfolgreicher Durchbruch verwehrt blieb. Das vorliegende Box-Set beinhaltet 77 remasterte Songs auf 4 CDs. Seine grossen Hits sind natürlich erhalten und kommen teilweise zusätzlich in Mono-Abmischungen, so wie sie ursprünglich veröffentlicht wurden, was bei eingefleischten Fans und Musikhistrikern für grosse Freude sorgen dürfte. Neben Songs aus der Pre-Family Stone-Periode gibt es StudioOuttakes, Instrumentals und 17 bislang unveröffentlichte Songs. Das beiliegende 104-seitige Buch ist allein schon den Anschaffungspreis des Box Sets wert. Foto-Raritäten, Posters und jede Menge weitere Memorabilia plus ausführliche LinerNotes lassen detaillierte Einblicke in das Leben und die Karriere dieses Ausnahmekünstlers zu, der massgebend Einflussgeber für unzählige Musiker aus den Bereichen Funk, Rock und auch Jazz war und immer noch ist. Selbst Hip Hop dürfte ohne Sly & The Family Stone ein anderes Gesicht haben. „Higher“ ist eine herausragende, wertvolle Musik-Dokumentation über eine der einflussreichsten bands der amerikanischen Musikgeschichte, die in keiner ernst zu nehmenden Discografie fehlen darf.
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BLUES COMPANY x-Ray Blues inakustik hh. Deutschlands langgediente, spielfreudigste und zugleich eine der erfolgreichsten Bluesbands Europas meldet
sich mit einem neuen Album zurück. Und wie man es von Bandchef Toscho Todorovic gewohnt ist, wird auch hier wieder allerfeinste Qualität geboten. Sowohl von der technisch musikalischen Seite her wie auch vom warmen, transparentem Sound. Kommt dazu, dass ebenfalls das Songwriting ohne Ausnahme hohes Niveau aufweist, abwechslungsreich und mit Tiefgang. Mit Mike Titre hat Todorovic einen Kollegen an der Seite, der nicht nur als Songschreiber sondern vor allem als Gitarrist, Slider und Harpist einen hervorragenden Eindruck hinterlässt. Seine gesanglichen Qualitäten (er singt Lead in „Smoking Gun“ und „Sugar Daddy“), das muss allerdings trotz des ansonsten ausnahmslosen Lobs gesagt werden, halten sich in sehr überschaubaren Grenzen. Die Bläsersektion passt sich dem allgemeinen hohen Niveau problemlos an, spielt song- und banddienlich. Auch die Background-Sängerinnen sind aufs Feinste im Bandsound integriert und überzeugen mit Gefühl und warmen Stimmen. Toscho selbst ist ohnehin einer der besten Sänger in diesem Genre. Die Band, dank der bestens harmonierenden Rhythm-Section, groovt und swingt und lässt keine Wünsche offen. Egal ob gerockt oder slow gebluest wird (selbst der von Titre verfasste Cajun-Rocker „Bon Ton Roulez“ ist voll und ganz authentisch und versetzt direkt in einen Louisiana Juke Joint) , die Blues Company ist allerbestens aufeinander eingespielt und hält problemlos jedem internationalen, sprich amerikanischen Vergleich stand. Das klingt jetzt alles sehr superlativ, aber so ist „X-Ray Blues“ nun mal – ein Klasse Album von einer Klasse Band, die selbst einem mittlerweile ausgelutschten Song wie „Kiss“ zu neuem Glanz verhilft. Darf in keiner Blues-Sammlung fehlen, Musik mit grossem WohlfühlCharakter.
BUDDY GUY Rhythm & Blues (2 CDs) RCA hh. Von den noch lebenden alten Bluesern ist Buddy Guy zusammen mit B.B. King der Gitarrist, der die Bluesgitarristen jüngerer Generationen am meisten und am nachhaltigsten beeinflusst hat. Egal ob Eric Clapton, Robert Cray oder sogar Joe Bonamassa – alle führen den mittlerweile 76-jährigen als einen ihrer Hauptinspirationen und Vorbilder auf. Mit „Rhythm & Blues“ bringt Buddy Guy nun gleich ein Doppelalbum heraus und beweist, dass er nach wie vor einer der besten seines Fachs ist. Keine Spur von Altersmüdigkeit, Guy spielt flüssig und intensiv und hat sich zudem seine
Blues/Soul/World CD typische „rotzige“ Spielweise bewahrt, mit der er schon vor bald einmal einem halben Jahrhundert den Chicago Blues regelrecht aufmischte. Auch als Sänger zeigt sich Guy nach wie vor fit und kraftvoll. 21 Songs wurden hier verewigt, hauptsächlich von Guys Drummer Tom Hambridge, der gleichzeitig als Produzent fungiert, verfasst. Der Sound ist warm, allerdings geht mitunter die Transparenz durch zu massive Überfrachtung mit Keyboards und Bläsern etwas verloren. Aber grossartig störend ist es nicht, denn sowohl Keyboards wie auch die ausgezeichneten Muscle Shoals Horns geben eine hervorragende Vorstellung. Prominente Gäste sind Kid Rock („Messin' With The Kid“), Country-Megastar Keith Urban („One Day Away“), die göttliche Beth Hart („What You Gonna Do About Me“) und die Jungs von Aerosmith Steven Tyler, Joe Perry und Brad Whitford („Evil Twin“) sowie Gary Clarke Jr. Auch wenn die Gäste hier für Abwechslung sorgen und durchweg einen guten Job erledigen, gebraucht hätte sie im Grunde nicht. Buddy Guy überzeugt auf diesem Album voll und ganz in eigener Regie, bietet mit „Rhythm & Blues“ eins der besten Alben seiner ganzen langen Karriere und zeigt dem Grossteil der aktuellen Bluesgitarristen immer noch wer der Chef ist.
CYRIL NEVILLE Magic Honey Ruf Records hh. Mit seinen Brüdern Art, Charles und Aaron gehörte der Percussionist/Sänger Cyril Neville zu den legendären Neville
Brothers, die Nachfolgeband der nicht minder legendären The Meters. Mit ihrem typischen New Orleans Funk/Jazz und Blues gehörten die Brothers zu den hochrespektierten Bands in den USA, der kommerzielle Erfolg entsprach trotz einiger Hits aber leider nicht ihrem Ruf. In den Südstaaten der USA werden die Neville Brothers jedoch bis heute geradzu kultisch verehrt. Um Cyril war es auf der internationalen Bühne lange verhältnismässig ruhig, grössere Aufmersamkeit erlang er erst wieder seit seinem Einstieg in die Royal Southern Brotherhood. Jetzt gibt es also wieder auch ein Solo-Album des mittlerweile 65-jährigen. Und Cyril bringt auf „Magic Honey“ genau all die Zutaten, die man von ihm erwartet. Groovender, dampfender Louisiana Funk und Soul, durchmischt mit Gospeleinflüssen und kreolischen Percussions. Dazu satter Blues – die perfekte musikalische Gumbo! Als Gäste hat sich Cyril seinen Royal Southern Brotherhood Mitstreiter Mike Zito als Gitarrist ins Studio geholt, wie auch Walter Trout und die beiden New Orleans Legenden Allen Toussaint und Dr. John. Cyril's Gesang merkt man das Alter nicht an, kraft- und seelenvoll setzt er mit seiner markanten Stimme jedem der durchweg schönen Songs das Sahnehäubchen auf und beweist dabei eine Menge Gespür für einprägsame Melodien. Die hervorragende Band spielt tight, groovt mächtig und harmoniert untereinander aufs Feinste. Liebhaber dieser speziellen Südstaaten-Musik, wie auch Blues-Fans kommen mit diesem Album voll auf ihre Kosten. Und Fans der Neville Brothers werden für die lange Abstinenz ebenfalls hervorragend entschädigt.
JONNY LANG Fight For My Soul Provogue/Musikvertrieb hug. Nein, nein, nein, so geht das nicht, sorry, aber leider nein, nicht so! Jonny Lang war das Wunderkind des Blues, ein Gitarrero mit Feingefühl und starker Stimme, er hat 1997 das Killer-Album «Lie To Me» veröffentlicht, da war er gerade mal 16 Jahre alt und die ganz grosse Hoffnung des Blues. Ab dem mässigen «Turn Around» 2006 folgte dann eine Pause, die nur mit einem Live-Album unterbrochen wurde. Und jetzt will sich Jonny Lang neu positionieren mit Allerwelts-Soul, wie ihn Joe Coker schon lange sehr viel besser beherrscht, und verliert sich selber dabei komplett aus den Augen. Das ist langweilig, belanglos und abgrundtief unter Jonny Langs Möglichkeiten.
GEEZER Electrically Recorded Handmade Heavy Blues Blues Boulevard hh. Meine Fresse, was für ein Pfund - der AlbumTitel ist Programm. Hier wird aufs heftigste gebluesrockt, dreckiger geht's kaum mehr. Das New Yorker Trio gibt denn auch gleich das passende Statement zu ihrem Sound ab: «We just wanted to bring the evil back into the Blues, the Devil's Music!» Dem ist tatsächlich nichts hinzuzufügen, Geezer schaffen ihr Vorhaben eindrücklichst. Die Songs sind überaus heavy, nichts für Bluespuristen. Dafür werden
blues basel
sie auch Stonerrockfans begeistern. Der volle Einsatz von ultra-distorted SlideGitarren, Harmonica und der heisere, whiskygetränkte Gesang machen aus dem klassischen Blues einen räudigen Bastard, der weiss, wie man in den Hinterhöfen verkommener und gefährlicher New Yorker Stadtteilen überlebt und mit grosser Freude an die glänzenden Fassaden der upper class buildings pisst. Und das hat einen sehr speziellen Reiz, dem man sich, vorausgesetzt man kann der dunklen, gemeinen Seite des Blues etwas abgewinnen, schwerlich entziehen kann. Und für genau diese Leute bietet Geezer das absolut echte Programm. Fans der ersten drei Five Horse Johnson Alben werden hier Freudentränen in Sturzbächen vergiessen.
BRAD WILSON Hands On The Wheel Blues Boulevard hh. Der Kalifornier drückt auf seinem neuen Album das Gaspedal voll durch und brettert sich durch einen fette Mischung aus Southern Rock, Bluesrock und integriert dezent eine Dosis Americana. Die vierzehn Songs des Gitarristen/Sängers, der speziell an der US-Westküste ein erfolgreicher LiveActs ist, in unseren Breitengraden jedoch noch zu den Insider-Tipps gehört, haben durchweg höchste Oktan-Zahl. Hier wird Energie gross geschrieben, die Band treibt vorwärts wie eine Horde Bisons. Wilson ist ein herausragender Gitarrist, der auch als Sänger überdurchschnittlich daher kommt. Seine Songwriter-Qualitäten stehen dem nicht nach – so dass „Hands On The Wheel“ ohne Einschränkungen Bluesrockfans, wie auch Southern- und ClassicrockLiebhabern ohne Einschränkungen empfohlen werden kann. Richtet sich besonders an Fans von Pat Travers, Molly Hatchet und überhaupt an alle, die eine fett rockende Gitarrenbreitseite mit Bluesbasis zu schätzen wissen. Tolle Sache!
LIVE REVIEWS FOX, ROZBUB Solothurn, Kofmehl 11.9.13 Text und Fotos: Daniel Strub
Ich hatte die Band ROZBUB bisher nicht auf meinem Musikradar für Schweizer Musik. Dies hat sich seit dem Mittwochabendgeändert. Das Luzerner Trio kombiniert seine Mundart-Texte mit Rockmusik der Siebziger und liess manchen Konzertbesucher staunen – Jimi Hendrix trifft auf Rumpelstilz! Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, dem sei das letzte Album „S'Esch Ziit“ (2013) empfohlen. Beim ex-Shakra Sänger Mark Fox hat sich seit dem letzten Album „2012“ einiges getan. Neben der kürzlichen Heirat kam Ende August das neue Album „Lucifer“ auf den Markt, das es nun zu promoten gilt. Dies ist jedoch nicht alles. Vergleicht man seinen letzt jährigen Auftritt im Kofmehl ist bei FOX, ausser Mark Fox selber, kein Stein auf dem anderen geblieben, eine komplett neue Mannschaft begleitet Mark. An den Gitarren stehen Tom Naumann und Frank Roessler. Roessler ist gleichzeitig auch für die Keyboardpassagen verantwortlich. Am Bass ist Alex Jansen zu finden und komplettiert wird die Band durch Schlagzeuger Markus Kullmann. Die neuen Weggefährten kommen aus Bands wie Mennen, Primal Fear, Sinner, Voodoo Circle und passen hervorragend zusammen, wie man anhand des Stage-Actings und der bereits sauberen musikalischen Abstimmung unschwer an diesem Mittwochabend in Solothurn erkennen konnte. Das neue Songmaterial kommt live sehr gut rüber. Ein wenig mehr Klassikrock hier, mehr Dirty Rock'n'Roll dort bringt mehr Abwechslung mit sich und lässt Mark Fox mit seiner Vergangenheit mehr und mehr abschliessen. Neben dem Auftritt am Open Air Rock am Bärg 2010 war es in meinen Ohren der bisher beste Auftritt von FOX. Vorwiegend wurden
Songs des „Lucifer“-Albums gespielt, jedoch um immer mal einen Älteren einzustreuen. War jedenfalls ein guter Mix aus beiden Alben. Neben dem Auftritt Marks als „Lucifer“ zu Beginn des Konzertes, gab es weitere Höhepunkte. So kam die vorneweg angekündigte Sängerin Börni bei „Gimme Your Love“, welches Sie und Mark auch auf dem neusten Werk zusammen singen, auf die Bühne. Coole Sache – Börni sollte öfters rocken, dass steht Ihr besser als ihre letzten Veröffentlichungen. Wie es sich gehört, wurde „Lucifer“ mit „Chlöpfmost“ (Aussage Mark) getauft. Es musste jedoch aus Plastikbechern konsumiert werden, da der Gläserverantwortliche kurz vor der Bühne strauchelte und ein paar Gläser zu Bruch gingen – aber Scherben bringen bekanntlich Glück. Nach rund 1,5 Stunden war Ende Feuer und der Abend wurde mit der Super LeagueHymne und, neben „Beds Are Burning“, DER Mitsingnummer „We Are All“ ausgeläutet. Zumindest musikalisch, denn als sehr nette Geste kamen Mark Fox und die Jungs kurz nach dem Auftritt zum Autogrammeschreiben oder ein Schwätzchen halten an den Merch-Stand.
STATUS QUO, TINKABELLE Zürich, Hallenstadion
14.9.13
Foto: Ian Keates
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hug. Zum Anfang erst mal das: Im Parkhaus neben dem Hallenstadion kann man schon vor dem Konzert das Ausfahr-Ticket einlösen, damit man nachher nicht so lange anstehen muss. Dummerweise ist für diese Dienstleistung nur eine einzige Kasse geöffnet. Das ist lächerlich bei 12'000 Besuchern. Da nimmt die Bertreiberfirma des Parkhauses ihre Kunden nicht ernst. Deshalb fragt man sich als Kunde, warum man dann dieser Betreiberfirma 14 Franken in den Rachen stopfen soll. Und dann das: Draussen vor dem Hallenstadion informiert ein Herr per Lautsprecher über die Regeln im Stadion-Innern: Fotoapparate, Schusswaffen, Feuerwerkskörper, Randale und Unflätigkeiten sind verboten, und wer raucht, wird vom Sicherheitspersonal nach draussen begleitet und verliert den Anspruch auf Wiedereintritt. Und dann sagt der Mann wörtlich: «Das Konzert von Status Quo beginnt um 21 Uhr null null und endet um 22 Uhr dreissig.» Das hat er tatsächlich gesagt: 21 Uhr null null. Uns schwant Grauenhaftes. Es geht weiter mit Unannehmlichkeiten: Tinkabelle spielen als Vorband. Die schenken wir uns komplett, weil die erstens schon beim letzten Quo-Konzert vor zwei Jahren als Vorband auftraten und zweitens deren Country-Geflimmer schon damals unpassend war. Darum gehen wir erst um Viertel vor neun ins Hallenstadion: brav wie Schafe, unbewaffnet, ohne Fotoapparate, ohne Feuerwerk, ohne anzügliche Bemerkungen und nichtrauchend. Immerhin: Die Security-Leute sind betont freundlich. Und schon geht der Ärger weiter: Im Foyer klingt Drum&Bass aus den Boxen. Drum&Bass! Hat irgendwer von der Betreiberfirma des Hallenstadions überhaupt eine Ahnung, wer heute abend spielt? Drum&Bass!!
Schon wieder fühlt man sich als Kunde nicht ernst genommen, und erneut fragt man sich: Warum soll man als Kunde einer Firma 60 Franken in den Rachen stopfen, wenn sich die Firma einen Scheiss um ihre Kunden kümmert? Und tatsächlich: Punkt 21 Uhr null null betreten Status Quo die Bühne. Im rappelvollen Hallenstadion lassen sie «Caroline» anklingen, und ab geht die Post, die Stimmung ist vom ersten Ton an frenetisch. Nahtlos folgen «Paper Plane», «Hold You Back», «Rain» und das etwas lasche «Rock'n'Roll And You». Aber ja: Die alten Herren (mit junger Verstärkung) rocken immer noch! Das hat vor allem mit ihrer Musik zu tun: Status Quo haben immer «gredi use»-Boogierock gespielt, den kann man auch mit alternden Händen problemlos aus den Saiten zaubern, die Lust dazu ist den alten Herren jedenfalls anzusehen. Und sie haben gesanglich nie Kapriolen gemacht, deshalb können Parfitt und Rossi die alten Tunes auch heute noch singen, beziehungsweise: Der «Altersabzug» hält sich in durchaus akzeptablen Grenzen. Nach 45 Minuten folgt das gefürchtete Status-Quo-Medley: Das ist der Moment, in dem die Band ihre eigenen Songs nicht ernst nimmt. Schade um die sechs oder sieben Songs, die da verquastet und verwurstelt werden. Es bleibt zum Glück das einzige Medley. Aber hey: Ist es nicht grossartig für eine Band, wenn sie eineinhalb Stunden lang nur Hits spielen kann? Wie immer verzichten sie auf die grauenhaften Abklatsch-Songs neueren Datums und konzentrieren sich auf die alten Klassiker. «Whatever You Want» wird zum Höhepunkt des Konzertes. Um 22 Uhr 20 ist das letzte Set-Stück gespielt, und man ahnt, dass die Stimme aus dem Lautsprecher vor dem Stadion recht haben wird: Es folgen zwei Zugaben, und exakt auf die Sekunde genau um 22 Uhr 30 verlassen Status Quo die Bühne. Mit der Handy-Uhr gemessen: 22:30:00 Uhr. Das trübt die Freude am Konzert beträchtlich. Ein derart präzis getimtes Konzert hat mit dem vielbeschworenen Rock'n'Roll schlicht und einfach: nichts zu tun! Und wenn Status Quo das tun: War dann ihr ganzer Auftritt nur lästige Arbeit, von der man so schnell als möglich, also hyperpünktlich wieder nach Hause will? Schade, schade. Wäre ein tolles Konzert gewesen. Auf der Heimfahrt haben wir dann «Slow Train» vom ewig gültigen Album «Quo» in voller Länge und voller Lautstärke reingezogen. War ein schöner Trost.
LIVE REVIEWS
THE WINERY DOGS, SIXXIS Pratteln, Z7 17.9.13 Text und Fotos: Inga Pulver
ip. Das Wehklagen nach dem Ende von Black Country Communion wird leiser: Mit The Winery Dogs gibt es eine neue Supergroup, die vielleicht nicht ganz in derselben Schublade steckt, aber doch grösstenteils die gleiche Zielgruppe bedient. Die Winery Dogs kommen mit weniger Blues, dafür mehr Hardrock aus und lassen vor allem live eine Menge Spielraum für die drei Ausnahmemusiker. Billy Sheehan, der vor allem als Bassist von Mr. Big und David Lee Roth bekannt wurde, Mike Portnoy, umtriebiger Drummer zahlreicher Formationen und ehemaliges Dream Theater-Mitglied und Richie Kotzen aus der Shrapnel Gitarrenschmiede konzentrieren sich allerdings in erster Linie auf die Songs und sehen davon ab, sich einzeln ins Rampenlicht zu drängeln. Davon konnten sich die fast 500 Besucher überzeugen, die an dem regnerischen Dienstag aus der ganzen Schweiz und dem grenznahen Ausland angereist waren. Als Glücksgriff erwiesen sich SIXXIS aus Atlanta, Georgia, die mit einem recht eigenwilligen aber technisch überzeugenden Mix aus Rock, Prog und grossen Melodien eine gelungene Marke setzten und gut unterhielten. Als nach dem Umbau dann aber die Hauptakteure ihren ersten Hit „Elevate“ durch die PA jagten, war im Z7 Partystimmung. Das Debutalbum der Winery Dogs ist gerade mal drei Monate alt und damit ist es umso erstaunlicher, dass gewisse Songs bereits vom Publikum mitgesungen wurden. Mike Portnoy polarisierte im Vorfeld der Show wie gewohnt und teilte das Publikum in die euphorischen Fans seines Könnens und in diejenigen, die sein manchmal ungestümes Drumming als nicht Rock'n'Roll-kompatibel einordnen. Portnoy bewies allerdings letzterer Gruppe, dass er sehr wohl auf einen grossen Teil seines Gewirbels verzichten und zugunsten eines straighten Rocksongs spielen kann. Ganz ohne Schnörkel ging es zwar dann doch nicht, aber dass er seinen Solopart auf 30 Sekunden beschränkte und durch immense Spielfreude und Spasseinlagen glänzte, dürfte eigentlich den letzten Zweifler überzeugt haben. Im Gegensatz dazu agierte Richie Kotzen, der locker als Double von Robert Downey Jr. durchgehen könnte, showtechnisch als leidender Denker. Der grossartige Gitarrist, der glücklicherweise statt John Sykes in die Band einstieg, verzichtete wie immer auf Plektrum und ebenfalls auf langatmiges Gerödel und präsentierte sich als
gefühlvoller Blueser, der auch am Piano/Keyboard überzeugen konnte. Vor allem der letzte Block vor den Zugaben mit der Schlussnummer „Regret“ hatte Taschentuchpotenzial und kam dank Kotzens leidender Miene auch authentisch rüber. Sheehan ist seit jeher der geborene Entertainer, nutzte die gesamte Bühne und legendärte sich mit Witz und Flitz durch das Set. Einzig, und das mögen mir seine Jünger verzeihen, seinen Solopart hätte man leicht verkürzen können. Wenn Sheehan soliert, dann hat er selbst so viel Spass daran, dass er sich vom Hundersten ins Tausendste tappt, und wenn er das nicht kann oder darf, dann platzt er. Deshalb, weil man das ja nicht möchte, geht auch sein Solo in Ordnung, denn dafür bezahlt man
ja eine Winery Dog Show: Um 1. seine Helden im Einzel bewundern zu können, aber sich 2. auch an den grossartigen Songs zu freuen. Und das hat das Trio bravourös gemeistert. Neben den Songs ihres Debuts war die Setliste durchsetzt mit Nummern, die entweder nur auf der Japan-Pressung erhältlich sind oder aus Richie Kotzens und Mr. Bigs Feder stammen. Als erste Zugabe wurde der 1976er Hit von Elvin Bishop „Fooled Around and Fell In Love“ entstaubt und der Rocker „Desire“ liess den Vorhang für ein grandioses Konzert fallen, das alle Zuschauer mit einem breiten Grinsen in den fortgeschrittenen Abend entliess. Die nächsten Winery Dogs gibt's dann vermutlich im Hallenstadion.
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ADRIAN STERN
BULLET FOR MY VALENTINE
FOX
7.12. Baden, Nordportal
12.2. Zürich, Komplex 457
14.11. Lyss, Kufa
20.12. Olten, Sxchützi
CAROLINE CHEVIN
23.11. Schaffhausen, Rock Arena
21.12. Hunziken, Mühle
13.11. Basel, Messe
FRISKA VILJOR
10.1. Luzern, Schüür
15.11. Kirchberg, Eintracht
5.11. Winterthur, Salzhaus
18.1. Pratteln, Z7
22.11. thun, Konzepthalle 6
GOGOL BORDELLO
24.1. Zürich, Härterei
30.11. Zürich, Kaufleuten
26.11. Zürich, Komplex 457
31.1. Solothurn, Kofmehl
6.12. Wetzikon, Scala
GOLDFRAPP
7.2. Herisau, Kasino
CHRISTINA STÜRMER
26.10. Zürich, Kaufleuten
8.2. Chur, Marsöl
15.12. Solothurn, Kofmehl
HAMFERD
28.2. Schaffhausen, Kammgarn
CLEM CLEMPSON BAND
25.11. Pratteln, Galery
1.3. Brugg, Salzhaus
21.11. Pratteln, Galery
HANSON
AGNES OBEL
CRYSTAL BALL
14.12. Solothurn, Kofmehl
9.11. Zürich, Kaufleuten
29.11. Luzern, Schüür
HENDRIX ACKLE
AIRBORNE
DADA ANTE PORTAS
7.11. Schaffhausen, Kammgarn
11.11. Zürich, Volkshaus
8.11. Luzern, KKL
9.11. Brig, Kellertheater
ALTAN
9.11. Murten, Hotel Murten
HURTS
20.11. Zug, Chollerhalle
16.11. Aarau, Kiff
18.11. Bern, Festhalle
ALTER BRIDGE
23.11. Pratteln, Z7
IN EXTREMO
9.11. Zürich, Hallenstadion
20.12. Solothurn, Kofmehl
10.11. Zürich, Komplex 457
AMON AMARTH
21.12. Wetzikon, Scala
IRRWISCH
22.11. Zürich, Komplex 457
DAN BAIRD & HOMEMADE SIN
30.11. Pratteln, Galery
ANNA MURPHY
7.11. Pratteln, Galery
J. COLE
23.11. Luzern, Schüür
8.11. Rubigen, Mühle
28.11. Zürich, Komplex 457
ANDREAS GABALIER
DARK TRANQUILITY
JAN GARBAREK ft. TRILOK GURTU
15.11. Zürich, Hallenstadion
1.12. Luzern, Schüür
28.11. St. Gallen, Tonhalle
BASCHI
2.12. Solothurn, Kofmehl
29.11. Basel, Stadtcasino
1.11. Bern, Bierhübeli
DIETER THOMAS KUHN & BAND
30.11. Zürich, Tonhalle
2.11. Winterthur, Salzhaus
7.11. Zürich, Volkshaus
2.12. Bern, Kulturcasino
6.11. Luzern, KKL
DISGROOVE
JOHNNY CLEGG
9.11. Zürich, Härterei
8.11. Luzern, Gleis 13
13.11. Zürich, Volkshaus
16.11. Schaffhausen, Kammgarn
DREAM THEATER
JOSH SMITH
29.11. Solothurn, Kofmehl
27.1. Zürich, Volkshaus
9.11. Pratteln, Galery
30.11. Pratteln, Z7
DRIZELLA
KEZIAH JONES
6.12. Thun, KK
8.11. Boswil, Chillout
22.11. Zürich, Kaufleuten
7.12. Herisau, Casino
13.11. Zürich, Ebrietas
KODALINE
13.12. Chur, Marsöl
23.11. Haag, Bluesrock Night
8.12. Zürich, Komplex 457
14.12. Baden, Nordportal
7.12. Burgdorf, Kulturschopf
LAMB OF GOD
BETH HART
21.12. Bern, X-Mas Rocktrain
8.1. Zürich, Komplex 457
17.12. Zürich, Volkshaus
31.12. Rubigen, Rubigen Center
LISA STANSFIELD
BIFFY CLYRO
ELUVEITIE & FRIENDS
12.11. Zürich, Volkshaus
18.11. Zürich, X-Tra
28.12. Frauenfeld, Rügerholz
LIV KRISTINE
BLISS
EPITAPH
21.12. Pratteln, Galery
30.11. Zug, Chollerhalle
22.11. Pratteln, Galery
live/wire
BRING ME THE HORIZON
ERIC CLAPTON
16.11. Pratteln, Z7
22.11. Solothurn, Kofmehl
13.+14.11.Basel, Messe
LUNIK
BRUNO MARS
FETTES BROT
10.12. Zürich, Tonhalle
23.10. Zürich, Hallenstadion
26.1. Zürich, Komplex 457
11.12. Bern, Kulturcasino
BUCKCHERRY, HARDCORE SUPERST. FISH
MACEO PARKER
13.11. Zürich, Plaza
11.11. Zürich, Kongresshaus
1.11. Zug, Chollerhalle
KONZERTKALENDER MAMA ROSIN
ROACHFORD
THE ANSWER
12.12. Winterthur, Salzhaus
8.11. Aarau, Moonwalker
8.11. Luzern, Schüür
MARIZA
10.11. Zug, Chollerhalle
9.11. Winterthur, Gaswerk
1.12. Zürich, Kongresshaus
ROYAL SOUTHERN BROTHERHOOD
THE BIANCA STORY
MARK LANEGAN
14.11. Rubigen, Mühle
29.11. Basel, Kaserne
16.11. Zürich, Kaufleuten
15.11. Baden, Nordportal
THE FRATELLIS
METALFEST: CORONER, GURD, SIN
RUDE TINS
7.12. Zürich, Komplex 457
STARLET, SHADOWS FAR…
16.11. Zug, Galvanik
THE HOLMES BROTHERS
30.11. Luzern, Schüür
23.11. Engelberg, Yucatan
9.11. Zug, Chollerhalle
MICKY GREEN
9.12. Zürich, Werk 21
THE MANHATTAN TRANSFER
15.12. Zürich Club Komplex
SATYRICON
26.11. Luzern, KKL
MONSTER MAGNET
10.12. Luzern, Schüür
THE NAKED & FAMOUS
3.2. Zürich, Komplex 457
SEASICK STEVE
11.11. Zürich, Komplex 457
MORCHEEBA
2.11. Zürich, Komplex 457
THE QUIREBOYS
14.11. Zürich, Komplex 457
SEETHER
3.11. Luzern, Schüür
MOTÖRHEAD
12.11. Zürich, Plaza
THE STRAITS
7.11. Zürich, Hallenstadion
SEVEN
27.11. Herisau, Casino
MUNGO JERRY
20.+21.12. Zürich, Kaufleuten
28.11. Zürich, Volkshaus
27.9. Solot5hurn, Kofmehl
SHAKRA
THERION
NICKELBACK
13.12. Lyss, KUFA
18.12. Pratteln, Z7
10.11. Zürich, Hallenstadion
SHAYNA STEELE
THIRTY SECONDS TO MARS
ORCHID, BLUES PILLS,
17.11. Zug, Chollerhalle
5.11. Zürich, Hallenstadion
SCORPION CHILD
SKID ROW, UGLY KID JOE
TINKABELLE
5.11. Zürich, Mascotte
24.11. Luzern, Schüür
8.11. Solothurn, Das Zelt
PABLOPOLAR
SKINDRED
15.11. Luzern, Stadtkeller
8.11. Thun, Mokka
9.11. Lyss, KUFA
TITANIC
9.11. Herzogenbuchsee
SPAN
16.11. Pratteln, Galery
PAPA ROACH
7.12. Mühlethurnen, Alti Moschti
TOM ODELL
21.11. Zürich, Komplex 457
17.1. Lenzburg, Baronessa
27.11. Zürich, Volkshaus
PARADISE LOST
24.1. Münchenbuchsee, Bäre
TRENTEMOLLER
13.11. Solothurn, Kofmehl
25.1. Hasliberg, Wetterhorn
15.11. Zürich, Volkshaus
PATRICIA KAAS
STEEL PANTHER
TRICKY
16.11. Zürich, Kongresshaus
4.3. Zürich, Komplex 457
9.12. Zürich, Komplex 457
PEE WEE ELLIS GROUP
STEFANIE HEINZMANN
TURBOSTAAT
14.12. Zürich, Kaufleuten
9.11. Thun
1.11. Lyss, KUFA
PHILIPP FANKHAUSER
STEPHAN EICHER
TV SMITH & THE BORED TEENAGERS
4.12. Zürich, Volkshaus
26.+27.11. Zürich, Kaufleuten
24.11. Luzern, Sedel
PILEDRIVER
STILLER HAS
UNDER COVER
29.11. Pratteln, Galery
8.11. Münsterlingen TG
29.11. Arlesheim, Fat Attack
PLACEBO
9.11. Spiez, Lötschbergsaal
US BOMBS
18.11. Zürich, Hallenstadion
11.11. Uster, Stadthofsaal
1.12. Luzern, Sedel
PRONG
15.11. Schaffhausen, Kammgarn
VISTA CHINO
9.4. Aarau, Kiff
16.11. Altstätten SG
15.11. Pratteln, Z7
QUEENS OF THE STONE AGE
23.11. Zürich, Schauspielhaus
VOLBEAT
6.11. Basel, St. Jakob Halle
27.-29.11. Luzern, Stadtkeller
14.11. Zürich, Hallenstadion
REDNEX
SUICIDAL TENDENCIES uvm
WHITE LIES
23.11. Lyss, KUFA
22.1. Zürich, Komplex 457
15.11. Zürich, Komplex 457
REETO VON GUNTEN
SWISS METAL ATTACK: EXCELSIS,
WITHIN TEMPTATION
13.11. Luzern, Schüür
GONOREAS, PERTNESS, ATLAS,AXIS
16.3. Zürich, Club Hallenstadion
23.11. Pratteln, Galery
präsentiert
9.11. Zürich, Hallenstadion
10.11. Zürich, Komplex 457
SILLY
3.12. Zürich, Härterei
27.1. Zürich, Volkshaus
3.2. Zürich, Komplex 457 65
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ROZBUB «S›esch Ziit» CD
KONZERT-TICKETS: je 2 x 2 Tickets für
METALLICA «Through The Never»
DIE ÄRZTE
Music From The Motion Picture
«Die Nacht der Dämonen Live»
2 CD-Set
Doppel-DVD
ELUVEITIE & FRIENDS 28. Dezember 2013 Frauenfeld, Festhalle Rüegerholz
MONSTER MAGNET 3. Februar 2014 Zürich, Komplex 457
BULLET FOR MY VALENTINE 12. Februar 2014 Zürich, Komplex 457
PLACEBO «Loud Like Love» Limited Super Deluxe Edition (Album CD + 3 x 10"Vinyl, 2 DVDs, Kunstdrucke, Lenticular, Download-Voucher)
STATUS QUO «The Frantic Four Reunion 2013» Live At Wembley DVD
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