Tracks 6 14 (November/Dezember 2014)

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No. 6/2014 November/Dezember 4. Jahrgang

Das einzige Schweizer Gratis-Magazin f端r musikalische Lebenskultur

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STORIES INTERVIEWS KONZERTE WETTBEWERBE CD+DVD REZENSIONEN

ROYAL BLOOD DELILAHS BITCH QUEENS PANZER THE TEMPERANCE MOVEMENT SONS OF MORPHEUS * BUSH KANDLBAUER * THE BASEBALLS OBITUARY * AUDREY HORNE GURD * CAVALERA CONSPIRACY

MEGAHERZ im Zombieland



Inhalt 4

ROYAL BLOOD

Der Welt musikalische Nichtigkeiten als das «nächste große Ding» zu verkaufen, darin sind die Briten Weltmeister. Und hier kommt mal wieder solch ein Riesen-Hype. Doch dieses Duo hat durchschlagende Qualitäten.

MEGAHERZ

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Sie gehören zu den Gründern der sogenannten Neuen Deutschen Härte und rocken bereits seit zwanzig Jahren die Szene. Zur Veröffentlichung des neuen Albums «Zombieland» nahm Sänger Lex Wohnhaas im ausführlichen Gespräch mit TRACKS Stellung zu ungeliebten Vergleichen, dem Zustand der heutigen Gesellschaft und noch so einigem mehr.

DELILAHS I got big balls, you got big balls - but she's got the biggest balls of them all (frei nach Bon Scott). Die Rede ist von Muriel Rhyner, ihres Zeichens Frontfrau, Bassistin und Motor des Zuger Powerpop-Kollektivs, das soeben das beste Album der Karriere herausgebracht hat. Powerfrau Muriel im Interview.

FEATURES / INTERVIEWS: - THE TEMPERANCE

MOVEMENT

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Knietief in den 70ern

- BUSH

14

Gavin Rossdale back on Track

- THE BASEBALLS

19

Dauergäste in Helvetien

- PANZER

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Die Accept/Destruction Fusion

44 - OBITUARY

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Todesblei aus Florida

- CAVALERA

32

Brasilianisches Speedrace

- AUDREY HORNE

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mit Thin Lizzy im Gepäck

Hier liegt

Schweizer Szene: für dich zur Mitnahme bereit Editorial Gratis - alle 2 Monate neu - alle MEDIA MÄRKTE - alle POLO Shops - Musikhäuser - CD-Shops - div. Ticket-VVK-Stellen - Szenetreffpunkte (Restaurants, Beizen, Live-Clubs) - einfach überall da, wo die Musik spielt

- BITCH QUEENS

38

RocknRoll vom Rheinknie

- KANDLBAUER

40

Musical Star goes Country

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- GURD

48

Das 10. Album zum 20-jährigen Jubiläum

Aus administrativen Gründen können wir Einzelexemplare nur im Abo (Seite 60) verschicken

www.tracks-magazin.ch

- 30

Hard/Heavy/Metal Slash, Accept, At The Gates, Exodus, Dragonforce, Monster Magnet, Brant Bjork, Obituary, Panzer, Riot, Siena Root, The Skull...

- 40

- 50

American/Roots/Country Lady Antebellum, Parsons Thibaud, Wild Ponies, John Hiatt, Ben Miller Band...

- 56

Re-Releases Abba, Blue Bells, Bon Jovi, Queen...

- 58

Swiss Aziz, Slam & Howie, Andy Trinkler, Suchas, Grand Cannon, Kino Kino, Vanadine...

Blues Popa Chubby, Duke Robillard,Markus Malone, Devon Allman, Hans Theessink, David Migden

Mainstream/Indie/Alternative Element Of Crime, Bonnie Prince Billy, Erasure, Eyeless In Gaza, Jimmy Barnes, Juli, Lenny Kravitz, Los Lonely Boys, Mr. Big, Robert Plant ...

50

Der böse Bruder vom Rozbub

- 52

Reviews

- 6

- SONS OF MORPHEUS

DVD/BluRay Status Quo, Elton John, Ian Anderson, Lunik...

- 60 - 62

Konzertkalender Wettbewerb / Impressum

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ROYAL BLOOD Ein kleines, aber verdammt lautes Monster Royal Blood schiessen gerade mit Vollgas durch die Decke. Mit riesigem Hype im R체cken, haben die Briten im August dieses Jahres ihr selbstbetiteltes Deb체talbum auf den Markt gebracht und damit ihren steilen Aufstieg weiter angefeuert. Wer bereits vor dem ersten Album Musikpresse und bekannte Acts zum Fankreis z채hlen kann, muss ein richtig gutes Rezept haben. Und eine engagierte Marketingabteilung.

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magi. Royal Blood ans Telefon zu bekommen, ist momentan fast schwieriger, als mal eben im Weissen Haus nach Mister Obama zu verlangen. Das Duo aus England umgab schon vor dem Erscheinen ihres Debütalbums im August dieses Jahres ein Hype, für den mancher Marketingexperte einen Pakt mit dem Teufel schliessen würde. Quasi aus dem Nichts heraus schlugen Singles wie „Out Of The Black“ vor allem in ihrer Heimat ein wie eine Bombe. Der Band selbst schlug der plötzliche Erfolg „richtiggehend ins Gesicht“, wie Schlagzeuger Ben Thatcher sagt, der in Folge des weltweiten Wirbel um Royal Blood mit seinem Kumpel und Bandmember Mike Kerr von einem Promo-Termin zum nächsten hetzt und dabei verständlicherweise schon mal vergisst, was er an diesem Tag alles absolviert hat. Selbst empfinden Royal Blood ihren Erfolg weniger als geschickten Marketing-Zug, sondern als das Resultat jahrelanger Arbeit. „Wir haben zwar die Band Royal Blood erst 2012 gegründet, was man aber nicht vergessen darf, ist, dass wir uns schon sehr lange kennen und gemeinsam Musik zu machen für uns das Natürlichste auf der Welt ist“, so Ben Thatcher. Demnach klingt auch das nach der Band benannte Debütalbum kaum wie das typische Werk einer Newcomerband. Perfekt produziert, mit einem derart eigenständigen Sound, dass eine Verwechslungsgefahr praktisch ausgeschlossen ist. Songs wie „Figure it out“ nisten sich hartnäckig in den Gehörgängen ein und selbst wenn man die CD schon lange weggelegt hat, reissen die Riffs und Vocals weiter im Ohr nach. Die obligaten Vergleiche mit anderen erfolgreichen Duos, wie den White Stripes, sind nicht zu verleugnen – Mike Kerr gehört zu den Wenigen, welche die eindringliche, zerrissene und sehr eigentümliche Art des Gesangs von Jack White mühelos für sich selbst übersetzen können. Je länger man das Debüt der Truppe aus Brighton hört, je öfter fühlt man sich an vor allem an The Dead Weather, Jack Whites Supergroup mit The Kills' Alison Mosshart, erinnert. Während deren schwer fassbare Ungestümtheit und prägnanter Sound aber einige etablierte Musiker auf der Bühne erfordert, überraschen Royal Blood live mit einer glasklaren Soundwand, für die manche Band ein Orchester hinter sich benötigen würde. Aber auch live brechen die Jungs ihre Musik auf das Minimum herunter – zumindest was die Besetzung angeht. Insgesamt ist ihr bluesinspirierter, verzerrter Rock zwar keine Innovation - das Duo überrascht aber mit einer Optik, die mit dem typischen Gitarrenhelden ebenso wenig zu tun hat, wie Mike Kerr Gitarre spielt. Sportswear-Blouson mit Lederärmeln und Caps waren bis anhin nicht unbedingt Teil der Rockstar-Garderobe. Der Leadgitarrist der Band spielt ja aber auch gar keine Gitarre, sondern holt aus seinem Bass einen Klangvielfalt heraus, die dem Sound der Band eben doch einen „einzigartig“-Stempel aufdrückt und die der Sänger als „als Resultat von drei Verstärkern und einem geheimen Code von Pedals, gespielt auf einer 220-PfundKollektion billiger Bassgitarren“ bezeichnet. Nicht umsonst waren Kritiker und Mitmusiker schon Fans, bevor das Album auch nur in Reichweite einer Veröffentlichung war. Bekanntestes Beispiel prominenter Supporter sind die Artic Monkeys, die einen nicht unwichtigen Teil zum Hype um Royal Blood beigetragen haben. „Wir hatten einfach früh Fans, die Journalisten und Musiker waren. Das hat uns sicher geholfen. Für uns sind sie aber genauso wichtig, wie jeder andere, der unsere Musik mag“, so Ben Thatcher. Hochgradig talentiert sind Royal Blood unbestritten. Songwriting, Sound, Look und Typen haben einen Nerv getroffen, der dem Zeitgeist entspricht. Mit ihrer Wall of Sound hat es die Band in einer Zeit, in der laut Kiss' Gene Simmons der Rock schon tot ist, geschafft, in Windeseile vom Geheimtipp zum angehenden Stadion-Act emporzusteigen. Und das vielleicht genau deshalb, weil sie in der endlosen Masse dahindümpelnder Garagen- und Coverbands den Rock zwar ebenso wenig neu erfunden haben, aber irgendwie auch einfach nicht ins Klischee passen und dadurch auffallen. In den 2010er-Jahren werden ehemalige Hardcore-Shouter zu erfolgreichen Rappern (siehe Casper) und Brighton Boys, denen man eher HipHopRemixes, als kreischende Riffs zutrauen würde, steigen zur neuen Rocksensation auf. Ein richtiges kleines Monster, diese Band – passenderweise hiess eben so, „Little Monster“, auch die zweite Single-Auskopplung, die noch vor dem Album-Release Erfolge feierte. Extrem präzise, einfallsreich, verspielt und verdammt laut – da würde auch den stocksteifen britischen Royals das Blut in den Adern gefrieren.


REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative LOS LONELY BOYS Revelation Blue Rose/MV

LENNY KRAVITZ Strut Roxie Records hh. Lenny präsentiert sich auf seinem neuen Album optisch in prächtiger Form: durchtrainiert, mit Waschbrettbauch bei den Chippendales wäre er der Vortänzer, ein echter Hingucker. Und weil er auch mit 50 noch so gut aussieht, gibt es gleich noch ein Poster dazu. Da darf man gespannt sein, ob die Musik auch mithalten kann. Nach seinen eher lauen und uninspirierten letzten Veröffentlichungen konnte man durchaus skeptisch sein. Aber Kravitz hat sich auch musikalisch einer Frischzellenkur unterzogen bzw. kehrt mit „Strut“ zu seinen rockigen Wurzeln zurück. Zwölf Songs hat der Beau auf das Album gepackt und es ist kein Ausfall dabei. Kravitz lässt es ordentlich krachen, rau, roh, mit grosser Energie und verzichtet auf jeglichen Zuckerguss. Mächtig homogen kommen die Songs aus den Boxen, die Produktion ist direkt, transparent und druckvoll. Kravitz hat abgespeckt, sich wieder aufs Wesentliche besonnen und seinen Sound entsprechend reduziert. Das steht ihm wesentlich besser als seine vorherigen Ausflüge in den gemässigten Popsektor, hier fühlt er sich wohl, was vor allem seinen Songs anzuhören ist. Weniger ist mehr, dieser Spruch trifft auf alle Tracks von „Strut“ ohne Einschränkungen zu. Selbst die Balladen erhalten wieder Tiefe und Schärfe und haben mit Schnulzigkeit noch nicht mal im Ansatz etwas zu tun. Kravitz hat in den alten SoulArchiven gewühlt, sich die besten Licks und Ideen herausgesucht und zu eigen gemacht. Auf „Strut“ gelingt ihm die Verbindung aus Soul, Funk und Rock vortrefflich – es ist ein heisses, dreckiges Gebräu, das die Tanzflächen zum Kochen bringen wird

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(und später die Bettlaken zum Glühen). Mit diesem Album wird Kravitz seine Fans aus früheren glanzvollen Zeiten wieder zurück ins Boot holen und für grosse Begeisterung sorgen. Der Chef hat wie gewohnt die meisten Instrumente selbst übernommen, sich aber mit Harold Todd einen Saxophonisten geangelt, der für mächtig Dampf sorgt und mit seinem Spiel und Sound an die Klasse von Springsteen's verstorbenen Sidekick Clarence Clemmons herankommt. Und das will was heissen! Gesanglich präsentiert sich Kravitz in allerbester Form, seine Melodieführung ist packend und macht aus praktisch jedem Song einen Hit. Dermassen energisch, voll Herzblut un d unter die Haut gehend hat man den Mann schon lange nicht mehr gehört – Soul im wahrsten Sinn des Wortes. Fazit: „Strut“ ist ein in sich geschlossenes und stimmiges Hammeralbum vom ersten bis zum letzten Ton – grosses Ohrenkino, gespickt mit grossartigen Songs, die für mächtig Nachhaltigkeit sorgen. Trotz (oder gerade wegen) der vordergründigen Einfachheit hat die Scheibe ungeheuren Tiefgang, jeder Song frisst sich unbarmherzig in die Gehörgänge und setzt sich dort fest. Lenny Kravitz läuft hier zu ganz grosser Form auf und legt das wohl beste Album seiner Karriere vor. P.S. Sein Song „Happy Birthday“ sollte ab sofort das Standardlied auf jedem Geburtstagsfest werden.

hh. Die texanische Chicano-Band ist eine echte Family Affair. Das Trio besteht aus den drei Brüdern Henry (gtr,lead voc), Jojo (bs,voc) und Ringo (dr,voc) Garza und mit „Revelation“ legen sie das fünfte reguläre Studioalbum vor. In den Staaten sind sie seit Jahren eine etablierte und erfolgreiche Nummer mit Platin Auszeichnungen im Gepäck. Die Lonely Boys pflegen einen musikalischen Mix aus Tex-Mex, Blues, Rock und Pop, wobei sie es schaffen, selbst stark poporientierten AOR-Songs eine Erdung zu verpassen, die sie davor bewahrt in seichte Gewässer abzudriften. Das Trio hat ein ausgeprägtes Gespür für tolle Melodien, in die sie ihre Latin/Tex-Mex-Roots einfliessen lassen. So findet sich auf „Revelation“ der eine oder andere Song, der auch Santana bestens zu Gesicht stehen würde. Dass Steve Ray Vaughan aber auch zu den grossen Vorbildern von Gitarrist Henry Garza zählt, lässt er immer wieder energisch durchscheinen. Das neue Album ist gespickt mit tollen Songs und ist definitiv das Beste in der Los Lonely BoysDiscografie soweit. Die Unbefangenheit, mit der sich das Trio allen möglichen Stilarten widmet und trotzdem daraus ihren eigenen, unverkennbaren Sound kreiert, ist bewundernswert. Dass das zudem hervorragend in jedem Song funktioniert, macht „Revelation“ zu einem schönen, äusserst empfehlenswerten Album mit prachtvollen Songs.

JIMMY BARNES Hindsight Provogue/MV

hh. Jimmy Barnes dürfte hierzulande nur noch „Eingeweihten“ ein Begriff sein. Der in Schottland geborene Australier kam zu Ruhm mit seiner ersten Band Cold Chisel, die zwar Down Under eine ganz grosse Nummer waren und bis heute einen legendären Ruf geniessen, ausserhalb von Australien und Neuseeland jedoch nur überschaubaren Erfolg einheimsen konnten. Barnes war Leadsänger der Chisels und startete nach Auflösung der Band 1984 eine in seiner Heimat beispiellose Karriere. Praktisch jedes bis heute veröffentlichte Album kletterte in den Charts auf Platz 1, Barnes hält damit den alleinigen Rekord unter den AussieKünstlern. Jimmy Barnes hat sich mit seiner giftig, schneidende Stimme den härteren Klängen verschrieben, wobei er musikalisch gern und oft im Hardrock, Blues und Soul wildert. „Hindsight“ ist sein 26. Album (inkl. Compilations und Live) und wie nicht anders zu erwarten, donnerte er damit wieder direkt auf Platz 1 der Aussie-Charts. Geboten werden 14 Songs, überwiegend Covers, die aber von Barnes auf seine Vorstellungen zurechtgeschneidert wurden. Das heisst, es gibt souligen, US-typischen Rock mit fetten Bläsersätzen, der an Southside Johnny und Delbert McClinton erinnert. Barnes hat eine Menge Gäste auf dieser Produktion versammelt, u.a. Baby Animals, Keith Urban, Steven Van Zandt, Joe Bonamassa, Neil Schon. Die Zusammenstellung der Songs ist sehr gelungen, Fans dieser Art von „Big Band Rock“ bekommen hier die volle Ladung in bester Qualität. Und gemessen daran, dass der überwiegende Teil der heutigen Generation weder die Originalsongs noch Jimmy Barnes kennen dürfte, ist «Hindsight» sehr zur Entdeckung empfohlen. Die Produktion ist satt, die Songs sind sowieso klasse – also, antesten und kaufen!

MARIANNE FAITHFULL Give My Love To London Naive

ub. „Der Titel der CD ist durchaus sarkastisch gemeint“,


Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS verriet Faithfull kürzlich der NZZ am Sonntag. Heroinsüchtig und obdachlos in Soho wurde sie damals von der heimischen Presse durch den Kakao gezogen. 1979 schaffte Faithfull ihr Comeback mit „Broken English“. Vor zehn Jahren kehrte sie London den Rücken zu und lebt seither in Paris. Faithfull versteht sich als Lyrikerin. Zuerst schreibt sie die Texte, erst danach kommt die Musik. Das war schon immer so: „Ich habe nie Texte zu bereits bestehenden Melodien geschrieben.“ Im Laufe ihrer 50-jährigen Karriere hat Faithfull viel erlebt. Mit Mick Jagger bildete sie einst das Traumpaar der wilden Sechziger. Obwohl sonst sehr (selbst-)kritisch, ist Faithfull überzeugt und begeistert von ihrem aufsehenerregenden Werk „Give My Love To London”, auf dem „kein einziges schwaches Stück“ ist. Die Musik stammt von Phil Everly, Leonard Cohen, Roger Waters und Nick Cave. Trotz ambivalenten Gefühlen wurde die neue LP in London „mit den besten Musikern“ eingespielt. Vergleichbar mit Eric Burdons Spätwerk „'Til Your River Runs Dry“ erzählt Faithfull mit rauchiger Stimme von einem gelebten Leben mit Höhen und Tiefen. Dabei bleibt die Ikone ganz bei sich und ist extrem authentisch. Nach gesundheitlichen Problemen bereitete sich Faithfull auf ihre Europa-Tournee vor, die im Oktober startete. In einer Zeit, in der mit CDs kein Geld mehr zu verdienen ist, „müssen Menschen wie ich auftreten, um zu überleben“.

AGNES OBEL Aventine (Deluxe Edition) Play It Again Sam

ub. Klavier-Akkorde erzeugen eine nachdenkliche HerbstMelancholie. Streichinstrumente, die “pizzicato“ (mit den Fingern gezupft) gespielt werden, geben den Takt vor und strahlen Ruhe und Geborgenheit aus. Moderne Musik wird mit akustischen klassischen Instrumenten zurückhaltend inszeniert.

Agnes Obel besitzt eine bezaubernde Anmut, singt hingebungsvoll und verletzlich und transportiert Emotionen. Die Dänin ist klassisch ausgebildet, später jedoch vom schwedischen Jazz-Pianisten Jan Johansson inspiriert worden. Obel schreibt und produziert ihre Stücke selbst. Das Debüt „Philharmonics“ von 2010 war in ihrer Heimat auf Anhieb sehr erfolgreich. Vergleiche mit Ane Brun, Eva Cassidy oder Joni Mitchell wurden gezogen. Mit „Aventine“ legt die WahlBerlinerin nach und lässt uns eintauchen in eine andere Welt. Die “Deluxe Edition” kommt als CD-Digipack daher und enthält neben dem Original-Album (Disc 1) unveröffentlichte und überarbeitete Songs sowie einige Live-Tracks (Disc 2) und ist für anspruchsvolle Musik-Liebhaber und Träumer gleichermassen geeignet.

JULI Insel Universal Music

hz. Vier Jahre nach ihrem letzten Album ‚In Love' bringt eine der erfolgreichsten deutschen Bands der letzten zehn Jahre Juli ein weiteres Album heraus: Insel. In diesen vier Jahren sind die Bandmitglieder lange getrennte Wege gegangen, doch für alle war klar, dass sie sich bald wiedersehen und eine neue Kollaboration starten würden. Wieder vereint erkannten sie ihre Band als ihre eigene kleine Insel, zu der es sie immer wieder zurück zieht, daher der Titel des Albums. Die Stimme der Sängerin Eva Briegel erklingt klar über dem leicht tänzelnden, fliessenden Sound von Gitarrenklängen, elektronischen Elementen und dem kraftvollen Spiel der Rhythmusgruppe. Die Songs schleichen sich wie ein Sommernachtstraum an den Hörer an. Produziert wurde das qualitativ hochwertige Album Insel von Olaf Opal und der Band selbst.

LIVINGSTON Animal Long Branch Records (SPV) kw. Allen Songs aus “Animal“ ist eins gemein, sie sind wie

dieser schwirrende, exotische Schmetterling vom Cover. Bizarr, nervös und doch interessant sind die Songs aus “Animal“. Sie entführen uns weit weg mit

Album. Nachdem die Engländer ein für sie persönlich nicht zufriedenstellendes Album mit einem Major-label produziert hatten, sollte nun alles anders werden. In einer kleinen Jagdhütte mitten in der Natur wurde das neue Album auf eigene Faust bewerkstelligt, kompromisslos.

ROBIN THICKE Paula Star Trak/ Interscope

ihren aussergewöhnlichen Klangfarben und bringen uns unbemerkt wieder zurück. “Animal“ hat ein Eigenleben, welches nicht immer einen einfachen Anschluss für den nüchternen Aussenstehenden bietet. Die Musik ist manchmal minimalistisch, und dann im nächsten Augenblick wieder ausfüllend und treibend. Kleine Details machen die Musik von Livingston aus, so sind es die flimmernden Streicher, die kuriosen elektronischen Elemente oder die hypnotisierenden Trommeln, um nur einige zu nennen. Die Band arbeitet gut und gerne mit sich wiederholenden Patterns. Alles in allem ist es ein bewegtes fünftes

kw. Die Umstände dieses Albums sind nicht gerade die glücklichsten. Robin Thicke steht eine Scheidung mit seiner Jugendliebe Paula bevor, aber nochmal zurück zum Anfang. Robin Thicke, der weisseste HerzschmerzR&B Sänger überhaupt, landet mit dem Ohrwurm “Blurred Lines“ einen Mega-Hit. Dann findet man viel Klatsch und Tratsch über seine Untreue, eine Scheidung, und zum Schluss nun das Album


REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Meilenstein der Rockgeschichte

WARHORSE Warhorse (1970) Vertigo ub. Wir schreiben das Jahr 1969: Deep Purple orientieren sich neu - musikalisch und personell - und werden später (mit Ian Gillan und Roger Glover) Musikgeschichte schreiben. Die Gründungsmitglieder Nick Simper (Bass) und Rod Evans (Gesang) bleiben auf der Strecke, weil sie nicht „heavy“ genug sind. Erst recht geben die beiden fortan auf eigenen Pfaden Gas. Evans gründet die amerikanisch/britische Supergroup Captain Beyond. Im Juli spielt Nick Simper seine letzte Show mit Purple. Bereits Ende August 1969 tritt er als Mitglied von Marsha Hunts White Trash am Isle Of WightFestival auf. Später holt er seinen Freund und Gitarristen Ged Peck in die Band. Nebenher hat Simper eigene Ideen und gründet mit Peck und Mac Poole (Schlagzeug) die Band Warhorse. Als Sänger wird Ashley Holt angeheuert, der sich einst bei Purple vorstellte. Im April 1970 löst Marsha Hunt ihre Begleitband auf, da sie ein Kind von Mick Jagger erwartet. Warhorse kommen nun in Fahrt und nehmen erste Demotapes mit Keyboarder Rick Wakeman (ab 1971 bei Yes) auf. Wakeman wird bald durch Frank Wilson ersetzt. Anfänglich läuft alles nach Plan. Das Debüt „Warhorse“ mit sieben Tracks erscheint im November 1970 bei Vertigo (zeitgleich kommt Hunts Tochter Karis zur Welt). Warhorse klingen wesentlich härter als „Deep Purple III“. Die Band beginnt zu touren und koppelt 1971 die Coverversion "St. Louis" als Single aus, ein geradliniger

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Rock'n'Roll-Song aus der Feder der Easybeats George Young und Harry Vanda. Album und Single schaffen es jedoch nicht in die Charts, da sich das neue Label Vertigo mehr um Eigenwerbung als um “Warhorse” kümmert. Rod Evans' Captain Beyond und Nick Simpers Warhorse veröffentlichen in den Jahren 1970 – 1972 prägende RockAlben, die heute Kult-Status geniessen, kommerziell hingegen scheiterten. Wie Lucifer's Friend zählen Warhorse zu den Heavy MetalPionieren der ersten Stunde. “Vulture Blood", "Ritual" oder “Woman Of The Devil" sind Vorläufer des schnellen und knallharten Sounds mit krachenden Gitarrenriffs und aggressiv rotzigen Vocals. Wer sich das Intro des HammerStücks "Burning" anhört, merkt sofort, woher Iron Maiden ihren Groove haben (und Steve Harris seine Bassläufe). Im Juni 1972 erscheint die zweite und letzte Warhorse-Platte „Red Sea”. Kurz nach dem Release lässt Vertigo die Band hängen und Poole quittiert seinen Dienst. Das Schlachtross beginnt zu lahmen. Völlig pleite wirft die Band 1974 das Handtuch. Beim allerletzten Gig fällt die PAAnlage aus und lässt sich nicht mehr reparieren.

“Paula“. Der erste Song “You're My Fantasy“ verspricht schon im Titel Absolution für die Angebetete. Die ersten Songs auf dem Album, sind wie Honig, wahnsinnig süss und wahnsinnig klebrig. Sie sind unverkennbar vom südamerikanischen Rhythmus und Temperament durchtränkt. Andere Lieder wie “Living In New York City“ strotzen nur so vor Arroganz im Stil der 20er Jahre mit aufbrausenden Bläsern und Backgroundgesang. Oder wer einen verzweifelten Robin Thicke sucht, findet ihn auf “Lock The Door“ mit vielen Gospelelementen. “Paula“ ist eine Bereicherung für Anhänger von Justin Timberlake oder auch Michael Bublé. Einen Chartstürmer wie “Blurred Lines“ wird das bereits siebte neue Album nicht bieten und ob es eine Scheidung retten kann, bleibt fraglich. Vieles ist überrissen, aber anderes kennt man vom Amerikaner gar nicht. Er klotzt lieber, anstatt zu kleckern. Was man Robin Thicke lassen muss, er bietet Unterhaltung. Es sind die eingängigen Lieder, denen man sich kaum entziehen kann. “Paula“ ist vielleicht kommerzieller als die früheren Alben, aber nach “Blurred Lines“ kann man nichts anderes erwarten.

CALLING ALL CARS Raise The People Cooking Vinyl

hh. Das australische Trio um die beiden Brüder Haydn Ing (voc, gtr) und James Ing (dr) plus Bassist Adam Montgomery legt den dritten Longplayer vor. In zehn Songs offenbaren die Drei, dass sie mit offenen Ohren durch die Welt des Indierocks, Hardrocks, Industrial bis hin zum Pop gehen und sich für ihren eigenen Sound daraus das Beste ziehen. Das ist der Grund, dass sich die Band nicht einordnen lässt. Auf einen echten Rockkracher folgt ein tanzbarer Track mit Schwergewicht auf Pop, dominiert von Loops und im nächsten Song geht es direkt in den Indiebereich und so weiter. Die Basis des Calling All Cars-Sounds ist jedoch stets Rock, den das Trio jedoch in allen Facetten glänzen lässt. Die Aussies machen das

überaus clever und schaffen es, den berühmten roten Faden dabei nicht zu verlieren. Die Songs haben Klasse und Hooklines, die den Hörer so schnell nicht mehr vom Haken lassen. Wer Spass daran hat, neue Bands und neue Musik zu entdecken, der sollte sich unbedingt „Raise The People“ anhören, der Albumtitel ist Programm.

FEELABOUT There's No Way Back From What You've Learned Rough Trade

mh. Man nehme etwas Paramore, mische es mit einer Nuance Avril Lavigne und wenn jemand noch die Girlgroup McQueen kennt, dann würde ich die auch noch reinkippen. Das Resultat könnte dann in etwa so tönen wie FeelAbout. Im Sound finden sich Elemente von Alternative Rock, Punk Rock bis zu Pop und Mainstream Rock. Alles in allem eine ziemlich runde Sache die gute Laune macht. Die Energie der Songs z.B. „The Change We Want“ oder auch „All The Signs“ dringt über die Ohren sofort in das Gewebe und die Muskeln und lässt einem unweigerlich den Takt mitstampfen und man verspürt plötzlich einen Bewegungsdrang. Dieses neue und zweite Album klingt sehr nach amerikanischer Skater-Szene aber die Band in diese Ecke der Welt zu packen wäre weit gefehlt. FeelAbout sind nämlich aus Israel, genauer gesagt aus Tel Aviv. Das hört man auch nicht alle Tage und ist doch schon mal ein Hineinhorchen wert. Produziert wurde das Album von Yotam Ben-Horin, den man allenfalls noch als Sänger der ebenfalls Israelischen Punk Band Useless ID kennt.

THEORY OF A DEADMAN Savages Roadrunner Records


Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS mh. In den USA sind Theory Of A Deadman richtige Superstars. Die letzten beiden Alben haben es beide in die Top10 der Billboard Charts geschafft! Und mit dem neuen Werk wird sicherlich ähnliches angepeilt. Die Truppe um den Sänger und Gitarristen Tyler Connolly stammt aus Delta, British Columbia in Kanada. Die ersten Töne vom Opener und gleichzeitig der ersten Single „Drown“ schlagen schon mal härtere Töne an als wir das von Theory Of A Deadman gewohnt sind. Nicht härter im Sinne von Heavy-Metal-mässig, sondern einfach deutlich dunkler, aggressiver und düsterer. Der zweite Song „Blow“ kommt dann bereits wieder etwas freundlicher daher, mit gewohnt spitzer Zunge von Connolly. So kriegen z.B. Chris Brown, die NRA und Kanye West ihren Speck weg. Grosses musikalisches Kino wartet dann im Titelsong „Savages“ auf den geneigten Hörer. Denn kein anderer als Alice Cooper ist hier mit von der Partie und verleiht dem Song erneut eine gewisse Düsterheit. Der Song „Heavy“ macht dann seinem Titel nochmals alle Ehre und kann als geile Rock-PartyNummer verbucht werden. Ruhige Lieder gehören aber immer auch zur Band und mit „Angel“ und vor allem dem Liebeslied „The One“ sind zwei wirklich schöne Stücke gelungen. Wer Bands wie Shinedown, Hinder, Black Stone Cherry oder Seether schätzt, der ist mit Theory Of A Deadman auf jeden Fall auch gut bedient.

CELEBRATION Albumin Bella Union

hz. Die Band Celebration aus Baltimore, Maryland, lässt mit ihrem neuen Album „Albumin“ die Indie Rock Herzen schneller schlagen, wenn auch es vereinfachend wäre das vielseitige Werk in nur diese Musikkategorie zu stecken. Die Band besteht seit 2004 aus der Sängerin Katrina Ford, deren sinnlicher Gesang sich durch alle Tracks zieht, aus ihrem Ehemann Sean Antanaitis an verschiedenen Instrumenten und dem Schlagzeuger David Bergander. Für ihr viertes Album haben sich noch Tony Drummond am Keybord und der Bassist Walker Teret zu ihnen gesellt. Nach dem Release ihres zweiten Albums The Modern Tribe,

verabschiedete sich Celebration von ihrem ursprünglichen Label und gründeten ihr eigenes: Friends Records. Es folgte eine Phase von grosser Produktivität, die 2010 in ihrem dritten Album The Electric Tarot: Hello Paradise resultierte. Nun kommt ihr viertes Album bei Bella Union heraus, in dessen Komposition es weiterhin nicht an Ideen und Fantasie gemangelt hat. Die ideale Hintergrundmusik um mit souligem Gang durch die herbstliche Stadt zu flanieren.

Kolumne Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie von Christian Hug

Alles Gute zur Pension

STEPHEN EMMER International Blue Electric Fairytale Recordings

rp Der gebürtige Holländer Stephen Emmer hat für sein neues Album eine illustere Schar an Gästen an Bord geholt. Als da wären Midge Ure (Solo, Ultravox), Glenn Gregory (Heaven17), Liam McKahey (Cousteau) und Neil Crossley (Half Man Half Biscuit). Und als Produzenten hat er keinen geringeren als Tony Visconti (David Bowie, T-Rex, Sparks, Kaiser Chiefs, u.a) beigezogen. Emmer hat schon früher immer gerne mit anderen Musikern zusammengearbeitet. In den frühen 1980er Jahren hat er, der als Jugendlicher bei der holländischen Waveund Post-Punk-Band Minny Pops spielte, beispielsweise mit Billy MacKenzie (Associates) oder Michael Dempsey (The Cure) gearbeitet. Daneben war Emmer Mitglied von Bands wie The Lotus Eaters, Act und The Associates. Auf «International Blue» schimmert diese Vergangenheit wieder durch. Gerade die Eleganz und das Stilvolle von Billy MacKenzie und seiner Band The Associates dringen immer wieder durch. Da und dort sind aber auch der frühe Scott Walker, Heaven 17, die Tindersticks und die coole Lässigkeit der James-Bond-Soundtracks heraus zu spüren. Ein Album mit Stil und Eleganz.

PAUL COLLINS Feel The Noise Alive Naturalsound Records rp Der Amerikaner Paul Collins hat eine lange Geschichte als Musiker. In der Mitte der 1970er Jahre war er Mitglied der legendären Power-PopBand The Nerves (mit Peter Case und Jack Lee). The Nerves hatten Blondies Klassiker «Hanging On weiter Seite 12

Nun ja: Musiker musizieren. Das ist ihr Job. Und das ist das Problem. Denn weil Musiker kreative Berufsleute sind oder viel eher berufliche Kreative, ist ihr Job nicht an ein Pensionsalter gebunden. Das ist zwar schön. Wenn zum Beispiel Musiker wie BB King mit bald 90 Jahren immer noch den besten Blues zelebrieren oder schräge Vögel wie Seasick Steve überhaupt erst im Pensionsalter ihr gesegnetes Talent für Musik entdecken. An dieser Stelle gedenken wir auch Jon Lord und seines grossartigen Alterswerks. Aber das sind leider die Ausnahmen. Denn viel zu oft kommt alternden Berufsmusikern die Kreativität abhanden, und dann werden sie mit eiserner Zuverlässigkeit zum Abglanz ihrer selbst. Nehmen wir zum Beispiel Bob Dylan. Warum sagt dem eigentlich niemand, dass er sich seit Jahren nur noch lächerlich macht? Leonard Cohen hat schon wieder ein Album veröffentlicht, das man bestenfalls als Hörbuch bezeichnen könnte. Der extrem fade Tony Bennett klammert sich mit seinen 88 Jahren auf seinem neuen Album an die extrem lustige Lady Gaga (der nebenbei gesagt schon mit 28 die Ideen ausgegangen sind). Und natürlich Carlos Santana. Hält sich seit Jahren nur noch mit Hilfe wohlgesinnter Friends über Wasser, die seine rasende Belanglosigkeit mit ein paar Schnörkeln aufpeppen. Das langweilt mittlerweile sogar seine härtesten Nostalgie-Fans. Nun aufersteht sogar Smokey Robinson von den klinisch Toten. Sein Album heisst bezeichnenderweise «Smokey & Friends». Sein silikonunterlegtes Gesicht ist bis zur chirurgischen Altersmarke von gefühlten 20 Jahren in den Scheitel gezerrt, sieht aber kaum besser aus als die Maske von Freddy Krueger. Noch Fragen? Ja! Bruce Springsteen kann sich zwar den besseren plastischen Chirurgen leisten als Smokey Robinson, aber warum sieht Springsteen nur unwesentlich unverzerrter aus als Robinson? Und überhaupt: Wie kann sich Springsteen mit dermassen verfälschten Gesichts-Tatsachen immer noch als erste Instanz aufrichtiger Ehrlichkeit aufführen? Und mit diesen beiden Fragen haben wir noch kein einziges Wort über seine letzten paar Platten verloren... Die Liste dringend nötiger Zwangspensionierungen liesse sich fast beliebig weiterführen. Die Ausnahmen bleiben rar. Und genau das führt uns geradewegs ins Dilemma. Denn als passionierte Musikfreunde möchten wir die richtig guten PostPensions-Produktionen nicht missen, auch wenn es nur ein paar wenige sind. Aber lohnt sich der Aufwand, diese rauszufiltern? Zu allem Übel kommt jetzt auch noch Bono Vox mit einem neuen Album. Der Herr der Brille ist zwar noch nicht pensioniert, klingt aber seit Jahren so, als wäre er das schon längst. Habe ich im übrigen schon erwähnt, dass ich der Ansicht bin, dass Bono Vox verboten werden sollte?

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Neue Socken in alten Stiefeln

Die kurze Erfolgsgeschichte der Briten liest sich wie ein Rock'n'Roll Märchen. Knapp drei Jahre gibt es die Truppe erst und schon haben sie in Britannien 2013 den Classic Rock Award als „Best New Band“ abgeräumt und sind sogar schon wieder für 2014 nominiert. Das Debut-Album sorgte dank herausragenden Songs ausnahmslos für massive Begeisterung bei Fans und Kritikern. Die Konzerte sind ein Paradebeispiel für Spielfreude, Energie und Herzblut, wovon sich erst vor kurzer Zeit zigtausende Rockfans überzeugen konnten, als die junge Truppe auf ausdrücklichen Wunsch von Mick Jagger als Support Act der Rolling Stones für diverse europäische Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz begeisternde Shows ablieferten.

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hh. Kein Wunder, denn The Temperance Movement (TTM) lassen in ihren Sound eine satte Portion Stones-Roots einfliessen. Wie aber auch jede Menge Einflüsse von massgebenden britischen bluesbased Rock-Acts der 60er/70er, als da u.a. wären Free, The Faces oder Peter Green's Fleetwood Mac – aber auch Folk und US-CountryAnleihen. Dieser genreübergreifende Mix erinnert an die Black Crowes, nur mit wesentlich mehr Ecken, Kanten und Rauheit. Was die Truppe so aussergewöhnlich und einzigartig macht, ist neben Ausnahmesänger Phil Campbell die absolute Hingabe, mit der jeder einzelne Musiker sein Innerstes nach aussen kehrt und in Musik umsetzt. Derartig intensiver, seelenvoller Rock aus dem Boden des Herzens ist in dieser Direktheit und Leidenschaft selten zu hören und wurde in Britannien in den letzten Jahren gerade Mal von den nordirischen The Answer erreicht. Das grossem Plus gegenüber ihren Mitbewerbern ist das herausragende Songwriting der Band. Alle Mitglieder sind da einbezogen und genau dieses Miteinander ist der Grund dafür, dass TTM nicht nur rocken sondern eben auch rollen. Phil Campbell bringt viel Persönliches in seine Texte ein, was sich besonders in den unter die Haut gehenden Balladen offenbart und in jeder Zeile vom Hörer nachempfunden werden kann. Das Debüt-Album „The Temperance Movement“ gehört definitv zu den besten Classicrock-Veröffentlichungen der letzten Dekade und es ist nur logisch, dass es in die britischen Charts direkt auf Platz 12 einstieg. Die Stärke der Band wird speziell bei Live Konzerten sichtund hörbar. Nicht nur, dass die Songs auch auf der Bühne perfekt funktionieren, sondern die sympathische, fannahe und ungeheuer energie- und druckvolle Performance machen aus jedem Konzert ein Erlebnis, das erbarmungslos in seinen Bann zieht. Die beiden Gitarristen

Luke Potashnick und Paul Sayer harmonieren vorzüglich miteinander und die Rhythmus-Abteilung bestehend aus dem ehemaligen Jamiroquai-Bassisten Nick Fyffe und dem australischen Drummer Damon Wilson sorgt für eine groovende, dampfende Basis, auf der Phil Campbells raue, kratzige Stimme brillieren kann. Dass «Newcomer» Campbell als Gastsänger zum diesjährigen Jon Lord-Gedenkkonzert in die Royal Albert Hall eingeladen wurde (und dort einen unter die Haut gehenden Auftritt hinlegte), sagt sehr viel aus über den Status, den er bereits jetzt schon in der britischen Rockszene hat. TTM Live ist sicher etwas vom Besten, das derzeit im Classic Rock Genre im wahrsten Sinn des Wortes zu geniessen ist. Das Erfolgsgeheimnis der Band ist definitiv, dass sie sich als geschlossene, bestens harmonierende Einheit stets dem Song unterordnet, dabei aber jedem Bandmitglied genug Platz lässt, um sich zu entfalten und seine eigene Persönlichkeit einzubringen. Wenn sich TTM auf diese Stärken auch weiterhin berufen, dann steht dieser Band eine glänzende Zukunft bevor. Nach dem grandiosen Konzert im Zürcher Bogen F im April dieses Jahres kommen die Briten nun zurück in den Komplex Club. Ein absoluter Pflichttermin für jeden Rockfan.

LIVE 26. November 2014 Zürich, Komplex Club


REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Pally’s kurz und knapp WALTER SALAS - Humara Walter Salas-Humara ist ein umtriebiger Mann. Neben der Musik (Vulgar Boatmen, The Silos, The Setters, Solo, u.a.) arbeitetet der Amerikaner mit kubanischen Wurzeln auch als Maler und Visual Artist. Mit «Curve And Shake» veröffentlicht er jetzt nach «Radar» (1995) sein drittes Soloalbum. Die zehn Songs reichen nicht an sein erstes Solowerk «Lagartija» (1988) und auch nicht an die grandiosen Frühwerke der Silos heran, trotzdem ist «Curve And Shake» ein solides Album mit ein paar feinen Alt-Country- und Rootsrock-Songs in der langen Liste seiner Veröffentlichungen. PHOX - Same Die sechsköpfige US-Band Phox hat seit ihrer Gründung 2011 schon einige Spuren hinterlassen. Auftritte mit Blitzen Trapper und den Lumineers und Teilnahme an wichtigen Festivals wie South By Southwest, Lollapalooza und am Apple's iTunes Festival in London brachten Phox einen guten Ruf ein. Nach der EP «Confetti» (2013) legen sie jetzt ihren ersten Longplayer vor. Die zwölf Songs bestätigen die Vorschusslorbeeren. Getragen von der klaren und hellen Stimme von Frontfrau Monica Martin offerieren Phox verspielten Indiefolk mit Ausflügen in den Trip Hop, Elektronik, Indiepop, Reggae, Soul u.a. Musik, die zuweilen wie ein zartes Streicheln über die Seele klingt. THE BOBBLEHEADS - Make Yourself Happy Lassen Sie sich nicht täuschen. Hinter dem diskussionswürdigen Bandnamen The Bobbleheads und dem komischen Comic-Hund auf dem CD-Cover von «Make Yourself Happy» stecken ernstzunehmende und talentierte Musiker. Das aus San Francisco stammende Trio um John Ashfield offeriert auf ihrem aktuellen Werk elf knackig frische, zuweilen rockende Power-Pop und Neo-Bubblegum-Nummern mit Langzeitwirkung. Wer gerade Schwierigkeiten bekundet sich selber glücklich zu machen, kann auch «Make Yourself Happy» in den CD-Player schieben. Zumindest ein Lächeln ist garantiert. JAZZATEERS - Don't Let Your Son Grow Up To Be A Cowboy Jazzateers waren, bzw. sind (Die Band tritt immer noch auf) eine schottische Indie- Pop-, und PostPunk-Band 1980 ins Leben gerufen. Neben einer Handvoll Singles und einem offiziellen Album lagerte im Archiv der Band einiges an unveröffentlichtem Material, das, weil ihr damaliges Label Postcard einging, bis jetzt einer Veröffentlichung harrte. « Don't Let Your Son Grow Up To Be A Cowboy» enthält achtzehn unveröffentlichte Songs aus den Jahren 1981-82. Neben anderen das als Single gedachte, von Edwyn Collins (Orange Juice) produzierte «Wasted». Der an Bands wie Orange Juice oder Aztec Camera angelehnte, mit einem Schuss Boss Nova getränkte Sound der Jazzateers versprüht auch heute noch einiges an Charme. THE LAST KING OF ENGLAND - Same The Last King Of England ist die Band von Sacha Alessandro Marcello Berardinelli Galvagna, der auch bei den Bands Carta und Crown Estate involviert ist. Die zehn kurzen Songs (27 Minuten) offerieren in sich gekehrten und trüben, elektronisch gefärbten experimentellen Indiepop. Bei Themen wie verlorene Liebe, gebrochene Herzen und dem Suchen nach einem Ort, den man Heimat nennen kann, verwundert das nicht. Und doch vermag Sacha Galvagna diese Themen in tiefgehende teils verstörende Songs zu verpacken.

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The Telephone» verfasst. Als Jack Lee die Band verliess tauften The Nervers sich in The Breakaways um. Ihre bekannteste Nummer «Walking Out On Love» wurde 2011 von Green Day für die American Idiot Broadway Musical Production verwendet. Ende der 1970er Jahre gründete Collins The Beat (nicht zu verwechseln mit den englischen The Beat). 1992 veröffentlichte der zeitweise in Spanien lebende Collins sein erstes Soloalbum «Paul Collins». Mit «Feel The Noise» ist er bereits bei Nummer Sieben (inklusive zweier Live-Alben) angelangt. Paul Collins ist immer noch der hungrige Rock-N-Roller, wie das frühe Foto auf dem Cover von «Feel The Noise» suggeriert. Dies stellte Collins mit The Beat vor knapp drei Jahren, leider ziemlich unbemerkt, im Luzerner Musikzentrum Sedel eindrücklich unter Beweis. Keine Anzeichen von Altersschwäche, Collins ist 58jährig, auch auf «Feel The Noise». Songs wie der Titelsong, «Only Girl», «Little Suzy», «Baby I'm In Love With You» oder das Cover «Reach Out I'll Be There» (Four Tops) gehen gut ab. Die ausgewogene Mischung aus Power-Pop, Rock und Rock'n'Roll überzeugt auf der ganzen Linie.

COVES Soft Friday Nettwerk Music Group

rp «Soft Friday» ist das musikalische Ergebnis eines turbulenten Jahres im Castle Greyskull, einem Wohn- und Bürokomplex in Leamington Spa, einem englischen Kurort im Zentrum der Grafschaft Warwickshire. Sängerin Beck Woods hatte sich gerade von ihrem Freund getrennt. Zusammen mit ihrem musikalischen Partner John Ridgard richtete sie zu dieser Zeit im Castle Greyskull ein Studio ein. Neben ihnen lebten noch ein paar Jungs in diesem Haus, das früher u.a. eine Billardhalle beherbergt hatte. Während Woods und Ridgard ihre Liebeswunden leckten, feierten die Jungs seltsame Partys. So entstanden psychedelisch vernebelte Elektro infizierte Shoegaze-Songs über den Verlust von Liebe, Wut, Rache, Erinnerungen an gute Momente und über komische Spielchen, welche

liebesverletzte Menschen so treiben. The Jesus And Mary Chain treffen auf Velvet Underground, Primal Scream (zu Zeiten von « Xtrmntr»), die White Stripes, Ennio Morricone und The Raveonettes. Zuweilen sorgen die Texte von Beck Woods für unfreiwilliges Schmunzeln. Beispielsweise heisst es in «Honeybee»: «You Are Not My Honey/No, I Am Not Your Bee.». Liebe oder enttäuschte Liebe treibt manchmal seltsame Blüten.

LANNIE FLOWERS Live In NYC SpyderPop Records

rp Nach drei Alben veröffentlicht der Texaner Lannie Flowers erstmals ein Livealbum. Sein Auftritt in der Trashbar in New York City stand aber unter einem schlechten Stern. Gerade hatte Hurrikan Sandy das Land durchgeschüttelt und den Menschen stand der Sinn nach Anderem. Lannie entschied sich aber trotzdem aufzutreten. Er wollte den Menschen mit seiner Musik etwas Aufheiterung und Ablenkung bieten. Potential besitzt Lannie Flowers dafür genügend. Auf seinen drei bisherigen Alben hat er sich als fast unfehlbarer Verfasser von unwiderstehlichen Power-Popund Indiepopsongs erwiesen. Diese Qualitäten bringt er auch Live zum Tragen. Mit untrüglicher Sicherheit spielt er sich vor allem durch seine zwei Alben «Circles» (2010) und «New Songs Old Stories» (2012). Alles Hits, keine Ausfälle. Als kleines Schmankerl gibt es noch eine Coverversion von Big Stars «Back Of The Car». Ein Ohrenschmaus.

THE NEW PORNOGRAPHERS Brill Bruisers Matador Records

rp Die kanadischen The New Pornographers sind eigentlich schon lange zu so etwas wie einer geschützten Umgebung, Spielwiese, sicherer


Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS Hafen (Zutreffendes bitte ankreuzen) für eine Vielzahl von anderweitig aktiven Künstlern geworden. Da wären Carl Newmann (solo, ehemals Zumpano), Neko Case (solo), Kurt Dahle (Limblifter/Age of Electric) und dem ehemaligen «Secret Member» Dan Bejar (Destroyer). «Brill Bruisers» ist das bereits siebte Werk der aus Vancouver stammenden Band. Wie meistens hat Carl Newman fast alle Songs verfasst. Seine Vorliebe für Brian Wilson, Burt Bacharach, Jim Webb und The Cars (auf «Brill Bruisers» einmal mehr gut hörbar) im Speziellen und gute Popsongs im Allgemeinen (Newman war schliesslich Mitglied der geschätzten Power-Pop-Band Zumpano) schimmert dominant durch. Gelitten hat sein Gespür für eingängige Pop-Songs über die Jahre nicht. Vielleicht hat das auch mit einer gewissen Narrenfreiheit zu tun, welche die Band geniesst. Die dreizehn Songs auf «Brill Bruisers», zuweilen erfrischend rockig, gehen auf jeden Fall gut ins Ohr. Man kann nur hoffen, dass sich Newman und Co. ihre Spielwiese, etc. noch lange erhalten.

ALI CAMPBELL Silhouette Cooking Vinyl

ub. Wer kennt sie nicht, die Hits der kultigen UK Reggae-Pioniere aus Birmingham: „Red Red Wine“, „Kingston Town“ oder das Duett mit Chrissie Hynde „I Got You Babe“, eine Neufassung des Sonny & Cher-Klassikers. Drei Gründungsmitglieder der UB40 Original-Band von 1978 haben wieder zusammengefunden und ein neues Album veröffentlicht: Sänger und Songschreiber Ali Campbell, Perkussionist Astro und Keyboarder Mickey. Das inspirierte Trio dreht ihr eigenes Ding unter Campbells Namen, da UB40 ("Unemployment Benefit, Form 40") noch immer (und seit 2008 mit neuen Musikern) unterwegs ist. Die drei liessen

denn auch verlauten, dass nur die legendäre Stimme von Campbell dem erfolgreichen OriginalSound nahe kommen würde. Das hat schon was, denn wenn Campbell singt, klingt das automatisch nach UB40. Wer die CD einlegt, erlebt einen Flashback in die 80er-Jahre! Campbell bleibt seinem Konzept treu und legt neben exzellent produzierten neuen Songs auch Coverversionen einiger Klassiker (Beatles, Bob Dylan) vor. Der Titeltrack „Silhouette” von 1957 wurde bereits Anfang der 70erJahre von Dennis Brown als Reggae gespielt. Im Dezember startet Campbell eine HeadlinerTour. Mit dem neuen Album macht er alte Fans und Anhänger des Gitarren-Offbeats glücklich.

CODY BEEBE & THE CROOKS Out Here Teenagehead Music hh. Dass das amerikanische Quintett aus Seattle stammt, ist unterschwellig nicht zu leugnen. Offenbar sind sie mit Grunge aufgewachsen, denn obwohl sie nicht diesem Sound zuzuordnen sind, scheint dieser typischen Seattle-Sound immer wieder unterschwellig durch den Southernrock der Band. Ein

Grund dafür ist auch, dass Cody Beebe und seine Jungs (CBC) im London Bridge Studio aufgenommen, wo bereits Pearl Jam, Alice In Chains oder Mother Love Bone ihre Frühwerke fertigten. Ihrem Southern-Style verpassen sie zusätzlich eine fette Dosis Blues, packen Countryelemente drauf, geben eine Prise Funk dazu und schrecken auch nicht vor Vaudeville Einflüssen zurück. Dass das ganze Gebilde trotzdem nicht auseinander fällt, ist dem tollen Songwriting zuzuschreiben und dass die Band grundsätzlich immer auf ihrem Rock-Teppich bleibt. Southernrock-, Roots- und Heartlandrock-Fans mit offenen Ohren für neue Strömungen sollten hier unbedingt reinhören. CBC haben eine Menge zu bieten.


Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS

Der

brennt immer noch... BUSH Man On The Run Sony

1.Just Like My Other Sins 2.Man On the Run 3.The Only Way Out 4.The Gift 5.This House Is On Fire 6.Loneliness is A Killer 7.Bodies In Motion 8.Broken In Paradise 9.Surrender 10.Dangerous Love 11.Eye Of The Storm 12.Let Yourself Go 13.Speeding Through The Bright Lights 14.The Golden Age

... wenn auch auf kleiner Flamme mr. In Seattle stand der Grunge bereits in seiner Blütezeit, als ein paar Engländer die kratzenden Riffs und leidenden Vocals entdeckten und in ihrer Heimat zum brennenden Dornbusch der 90er-Jahre wurden. Kurz und knapp nach der Location ihres ersten Auftritts benannt, stürmten Bush mit ihrem Erstling "Sixteen Stone", dem starke NirvanaInspirationen nicht abgesprochen werden können, die Bühnen. 2011 wurde nach längerer Auszeit mit "The Sea of Memories" und teilweise neuer Besetzung das Comeback eingeläutet und die Fanschar von Damals konnte es kaum erwarten, Hits wie "Glycerine", "Machinehead" oder "Everything Zen" noch einmal laut mitzusingen. Sogar unser Nationalheld Roger Federer liess es sich damals nicht nehmen, das Konzert im Zürcher Komplex zu besuchen – er und Sänger Gavin Rossdale sind schliesslich dicke Freunde. Ein weiteres Kind mit seiner No-Doubt-Gwen-Stefani und einen Job bei "The Voice" später, bringen Bush, perfekt auf das 20-jährige Jubiläum ihres Debütalbums terminiert, im Oktober 2014 ihr neustes Werk "Man on the Run" auf den Markt. Ob der gute Gavin sich für den Titel selbst inspirierte, weil seine schwangere Frau ihn ständig rumjagte, um ihr ihre Wünsche zu erfüllen? Ein bisschen mehr Geschwindigkeit hätte "Man on the Run" jedenfalls nicht geschadet. Zwar eröffnet "Just like my Other Sins" den Longplayer noch ziemlich treibend, im Chorus geht den Rockern dann aber schon die Puste aus. Der Titelsong "Man on the Run" haut da schon

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wieder mehr rein und Ex-Helmet-Mitglied Chris Traynor treibt Gavin Rossdale mit seinem Gitarrenspiel zu alter Stärke. Die erste Single-Auskopplung "The Only Way Out" plätschert dann wieder radiotauglich und schwer an das Solo-Projekt "Wanderlust" des Bandleaders erinnernd dahin. Wer den "The Sea of Memories"-Hit "The Sound of Winter" mochte, wird auch "This House is on Fire" mögen – hier säuselt Gavin Rossdale, der noch etwas unter der für frisch gebackene Väter typischen Emotionalität zu leiden scheint, dann auch ganz monumental "she loves me, she loves me not". Das Säuseln hält dann auch in "Loneliness Is A Killer" an: Dem vielversprechenden Elektro-Gitarren-Anfang folgt leider mit "I know what you feel, I know what you love, I see through your eyes" keine lyrische Meisterleistung. Insgesamt gehört der Song trotz seines abgelutschten Titels aber zu den Höhepunkten des Albums, da er verspielter und spannender daher kommt, als die Titel, die halt genau so klingen, wie man es von Bush gewohnt ist. Richtig schön treibend wird es bei "Bodies in Motion" – auch hier sollten die Lyrics aber nicht als Massstab für die Songbewertung herangezogen werden. Eine Bush-typische „Feuerzeug-raus“-Ballade steht mit "Broken In Paradise" dann auch noch auf dem Programm. Wer melancholische, leise Töne mag, wird mit "Surrender" ebenfalls bedient ("all lovers on the west side, all lovers on the east side?" – die Lyrics sind und bleiben schmachtend). Insgesamt aber eine solide Platte, die die Fans von früher, die es heute auch ruhiger angehen lassen, ins Schwelgen bringen wird.



REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative ERASURE The Violet Flame Mute Artists

ten als gesichtslose Clubkompilation. Insgesamt eine leichte Ohrmuschel-Berieselung, die unter sphärischem Beat mit dem allzu passenden Songtitel „Stayed a Little Late Tonight“ abschliesst.

JOHN SCHOOLEY The Man Who Rode The Mule Around The World Voodoo Rhythm Records

ns. Das britische Synthpop Duo um Andy Bell und Vince Clark schiesst nach 15 Studioalben, 30 Jahren Musikkarriere und zahllosen UK Top 40 Hits ihr neustes Projekt in den Äther. Zwischen Clarks Anfängen als Gründungsmitglied von Depeche Mode und dem neuerschienenen Album liegt eine Tanzfläche und viel Partyglitter. Die Lieder bestechen durch eingängige Melodien, die sich locker flockig als Streetparade Soundtrack verkaufen lassen könnten (wie „Elevation“). Abwechslungsreich hört sich anders an, dafür bietet „The Violet Flame“ polierte Popmusik für lange Nächte („Promises“) und für Sonnentänze an durchzechten Afterhour-Parties („Under the Wave“). Den Kompositionen mangelt es an Verve der bisherigen Hits und entpuppt sich in einigen Aspek-

ub. Schooley And His One Man Band bringt bereits das drittes Album bei Voodoo Rhythm heraus. Das unabhängige und extravagante Berner Label veröffentlicht seit 1992 schrägen Bluesund Punk-Trash der Marke Dead Brothers, Pussywarmers oder Becky Lee & Drunkfoot unter dem Motto „Records To Ruin Any Party“. Die Bands spielen Outsider Music und Primitive Rock'n'Roll, scheren sich einen Dreck um Mainstream und sind allesamt

Meilenstein der Rockgeschichte

GENTLE GIANT Octopus (1972) Vertigo/Columbia

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ub. Die Shulman-Brüder Derek (Lead Vocals), Ray (Bass, Violine) und Phil (Saxofon, Trompete) studierten gemeinsam an der Musikhochschule. Auch Kerry Minnear (Keyboards, Cello) kam von der Royal Academy und schrieb als junger Mann mühelos Partituren für ganze Orchester. Ende 1969 fanden die vier Multi-Instrumentalisten zusammen und gründeten Gentle Giant, das „kleinste Rock-Kammerorchester der

ein Erlebnis. John Schooley stammt aus Austin/Texas und spielt Doubleneck-Gitarre, Banjo und Fuss-Schlagzeug. Damit ersetzt der Haudegen mühelos eine fünfköpfige Band. Einzig die Harmonika spielt Gastmusiker Walter Daniels aus Chicago. Seinen Wurzeln im Bluegrass, Folk und Blues verpasst Schooley eine Faust voll Trash. Die neue Platte beginnt mit einem instrumentalen Banjo-Medley, bevor der Titeltrack als schräge Country-Nummer anrollt. Der präzise Minimalismus von “Boo Hoo” erinnert an die trashigen Anfänge der deutschen Gruppe Trio. Schooleys Vorbilder sind jedoch Jimmie Rodgers, Blind Lemon Jefferson und Don Van Vliet alias Captain Beefheart. Inspiriert haben dürfte ihn auch Hasil Adkins, der Urvater des Psychobilly-Genres. “Cluck Old Hen” und “Snowdrop” sind echte Bluegrass'n'Trash-Stücke. Wenn Lemmy von Motörhead eine One Man Band wäre, würde es wohl klingen wie „Make Some Time With You“, „Doubleneck Drag“ oder Anspieltipp „It's Git Down Time!“. Nichts für schwache Nerven und auch bei Kopfschmerzen nicht zu empfehlen. „If It's Too Loud - You're Too Old.“

BONNIE PRINCE BILLY Singer's Grave A Sea Of Tongue Domino rp. Will Oldman aka Bonnie «Prince» Billy ist ein umtriebiger Musiker. Seit geraumer Zeit vergeht kein Jahr, in dem der Amerikaner als Palace, Palace Music, Palace Brothers, Bonnie «Prince» Billy, unter seinem richtigen Namen oder mit irgendjemanden Musik veröffentlicht (Tortoise, das Everly-Brothers-Tribute «What the Brothers Sang» im letzten Jahr mit Dawn McCarthy). «Singer's Grave A Sea Of Tongue» ist jetzt nicht wirklich ein neues Album. Einige der Songs sind Neubearbeitungen von Songs aus «Wolfroy Goes to Town» (2011). Die teilweise spärlichen Arrangements wurden erweitert. Den Songs wurde mehr «Leben» eingeflösst. Die Neubearbeitungen intensivieren auch die Themen des Albums (Tod, Sorgen, Verloren sein, aber auch Glaube und Liebe). Dazu passend schleppt sich der erdige AltCountry immer wieder schwer voran. Es gibt aber auch grosse Gefühle auf «Singer's Grave A Sea Of Tongue». In «Whipped» und «Old Match» Alt-Country erhebt sich der Alt-Country gemeinsam mit Gospel zu bewegender Grösse. Eine willkommene Neubearbeitung.

Welt“. Mit ihrer aussergewöhnlichen Synthese aus Rock, Jazz, Folk und klassischen Elementen waren die Rock-Titanen ihrer Zeit voraus. Komplexe Akkordfolgen und gigantische Arrangements bewiesen eine unvergleichliche musikalische Kompetenz und galten als Zukunfts(Rock)-Musik. Für den Auftakt „Gentle Giant“ von 1970 stiess Gary Green (Gitarre) zur Band. Die zweite Scheibe „Acquiring The Taste“ wurde ein Jahr später veröffentlicht. Kurz darauf erschien das dritte Langspielwerk „Three Friends“ (1972), aufgezeichnet mit dem neuen Drummer Malcolm Mortimore, der Martin Smith ersetzte, wegen eines Motorradunfalls jedoch seinerseits durch John Weathers ausgewechselt werden musste. „Three Friends“ schilderte den Lebensweg dreier Schulfreunde, die sich in der Arbeitswelt voneinander entfremdeten. Textlich inspiriert vom Philosophen Albert Camus („A Cry For Everyone“) und der Novelle „Gargantua und Pantagruel“ von François Rabelais („The Advent Of Panurge), stellt das vierte Album „Octopus“ das bedeutendste Werk Gentle Giants dar. Acht eigensinnige und vielschichtige teils symphonische Kompositionen wurden mit verschiedensten Instrumenten und mehrstimmigen (Chor)Gesängen aufgenommen. Die sanften Rock-Riesen treiben ihre Spielfreude bis zur Perfektion, paaren freie musikalische Entfaltung mit präzisen Arrangements. „Octopus“ war das letzte gemeinsame Werk der Shulmans. Das Touren wurde Phil zu hektisch und er dozierte fortan an der Londoner Musikschule. Ohne den Ältesten der Brüder klang die Band etwas steriler und nicht mehr ganz so leicht und unbeschwert. 1972 noch im Schlepptau von Jethro Tull, füllten sie als Headliner auf der „Going On After Phil“-Tour im Frühjahr 1974 endlich auch hierzulande die Hallen und erhielten die verdiente Beachtung als Rock-Giganten.


BUCH REVIEW PAUL STANLEY Hinter der Maske – Die Autobiografie Hannibal Verlag

hh. Nun ist die in diesem Jahr unter dem Original-Titel „Face The Music – A Life Exposed“ veröffentlichte Biografie des KISSFrontmanns auch in deutscher Übersetzung erschienen. Mit knapp 500 Seiten ist es ein beachtlicher Wälzer geworden, der den Mensch hinter der Starchild-Maske sichtbar machen soll. Das gelingt Paul Stanley und seinem Mitautor Tim Mohr, der bereits an den Memoiren von u.a Gunner Duff McKagan beteiligt war) generell gut und unterhaltsam. Dass sich das Buch in erster Linie an KISS-Fans richtet, versteht sich von selbst. Und diese Fans werden eine Menge über ihr Idol erfahren, dass sie in dieser Form bislang nicht wussten. Beispielsweise, dass Stanley psychisch sehr darunter litt, mit einem verkrüppelten Ohr und halbseitig taub geboren zu sein und dieses Handicap zu einem grossen Teil seine Jugend belastete. Natürlich schildert Stanley sein Leben und den Werdegang von KISS aus seiner Sicht. Das ist sicher legitim, darf aber hinsichtlich der KISSGeschichte auch hinterfragt werden. Die anderen Bandmitglieder werden über viele Themen und von Stanley geschriebene Fakten eine andere Sicht der Dinge haben. Stanley ist jedenfalls nicht zimperlich, wenn es ans Austeilen geht. Hier kriegt jeder sein Fett weg, allen voran Originalmitglieder Peter Criss und Ace Frehley. Criss spricht er im Grunde jegliches musikalisches Talent ab und auch Spaceman Frehley wird nicht unbedingt Spass an Stanley's Geschichten haben. Dass Gene Simmons etwas besser weg- bzw. nicht grossartig im Buch vorkommt hat wohl seinen

Grund darin, dass die Beiden immer noch zusammenarbeiten und auch, dass sie sich im Laufe der 40-jährigen Karriere an die Macken des jeweils anderen gewöhnt haben oder, und das ist wohl am wahrscheinlichsten, dass Stanley es einfach nicht wagt, Simmons so ans Bein zu pissen, wer er das mit Criss und Frehley macht. Aber zwischen den Zeilen wird doch klar, dass Stanley auch mit Simmons seine Probleme hatte. Unterschwellig haben die Geschichten über seine Bandkollegen durchaus etwas von „Nachtreten“. Stanley lässt zudem keine Gelegenheit aus, sich bezüglich KISS in bestem Licht zu präsentieren. Glaubt man seinen Ausführungen, war und ist er der grosse Zampano, der Mittelpunkt und Motor – der Mann, ohne den nichts geht , der Mann der KISS ist! Zumindest Gene Simmons wird da sicher eine andere Sicht haben. Bis auf einige wenige intime Einblicke in das private Leben und Denken von Paul Stanley bleibt das Buch doch recht oberflächlich. Interessante Themen werden oft nur kurz angesprochen und der Leser hätte sich bestimmt mehr Informationen über Hintergründe des KISS-Imperiums gewünscht. Fazit: „Hinter der Maske“ ist unterhaltsam und bietet dem KISS-Fan eine Menge Informationen und Einblicke in das Leben des Starchilds. Die permanenten Versuche, sich selbst auf das höchste Podest zu stellen, sind auf Dauer jedoch nervend und lassen auch ein anderes Licht auf die Persönlichkeit des Paul Stanley zu. Offenbar hat der Mann bis heute immer noch mit Minderwertigkeitsproblemen zu kämpfen.


REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative CAPTAIN IVORY Captain Ivory Gangplank Records

ROBERT PLANT Lullaby And...The Ceaseless Roar Nonesuch/Warner

ub. „Es gibt nichts Schöneres als einen Männerchor aus Wales.“ Er lebe auf einer Farm mit Schafen und Hühnern und arbeite wie ein Bauer, offenbarte er Pop im Juli 1974. Plant war Leadsänger von Led Zeppelin, dennoch immer auf der Suche nach neuen Experimenten. Eine Reunion des populärsten Luftschiffs der RockGeschichte hätte Millionen gebracht, doch Plant wollte nicht mehr und so blieb es beim einmaligen Finale im Dezember 2007. 2010 wagte er mit „Band Of Joy“ einen Neuanfang, liess seine erste Band aufleben und meldete sich auf dem Boden der Wirklichkeit zurück. Zwei Jahre später gründete er The Sensational Space Shifters. Obwohl schon lange mit arabischer und afrikanischer Musik beschäftigt, ist der Blues, den er modernisiert und unaufgeregt souverän spielt, Plants grosse Stärke. Die elf Tracks des neuen Albums „Lullaby And...The Ceaseless Roar“ sind kraftvoll und mutig. Plant selbst meint: „Trance trifft auf LedZep." Der Auftakt „Little Maggie” ist ein Bluegrass-Track, die starke Single „Rainbow” ein gefühlvoller Rock'n'Roll-Song, unterlegt mit Afro-Rhythmen (Bendir, Djembe, Tabal). Elektronisch sphärische Klänge mit afrikanischer Riti: “Pocketful Of Golden”. Die Ballade “Embrace Another Fall” könnte von Zepp stammen. Experimenteller Blues („Turn It Up”) und radiotauglicher Country-Rock (“Somebody There”), gefolgt von "Poor Howard", beruhend auf einem Stück von Leadbelly, mit fröhlichem Banjo. Ob behutsam melancholisch (“House Of Love”), sampled Drum-Sounds oder Trance, Plant ist in der Lage, seine Gefühle mit Melodien und Energie auszudrücken. Der Perfektionist konnte seine künstlerische Relevanz bewahren. „Ich schulde mir selbst den Gefallen, kein Museumsstück zu sein.“ Die Space Shifters kommen aus verschiedenen musikalischen Bereichen und bestehen aus den Gitarristen Justin Adams und Skin Tyson, Dave Smith (Drums), Bassist Billy Fuller, John Baggott (Keys) und Juldeh Camara (Kologo, Vocals). Plant ist bis Ende November 2014 auf Welttournee und wohnt in der Nähe von Birmingham, wo ihm niemand „Zucker in den Hintern bläst“, wie er dem Spiegel verriet. Mit Hühnern spricht er übrigens noch immer.

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ub. Fünf junge Rock-Recken aus Detroit knallen uns ihr ernstzunehmendes Debüt vor die Füsse. Bluesorientierter Indie Rock oder schlicht Motor City Rock'n'Roll goes Nashville! Vor kurzem zog die Band in den Süden der USA. Frisch und unverbraucht geben die Youngster Outlaw Country im Punk Rock-Rhythmus der Strassen von Detroit zum besten. An Bord regiert wuchtiger Rock'n'Roll mit schweren Gitarren und Kapitän Jayson Traver, ein Frontmann allererster Sahne. Umfangreich beeinflusst, klingt die Band nach „einem Kind von Chris Cornell und Muddy Waters, das bei Jack White aufwuchs“. Die FollowillBrüder können sich schon mal warm anziehen. Mit roher Kraft gehen die neun kompakten Songs glatt als Kings Of Leon Best-Of durch. Vom ersten Track “Baroness” über die Homage an die neue Heimat “Tennessee Approximately“ bis hin zum finalen “Six Minutes To Midnight“ macht die Scheibe richtig Laune. Im Frühjahr 2015 ist eine sechswöchige Europa-Tour geplant. Captain Ivory hat eine Menge auf dem Kasten und sticht aus der Fülle der Indie-Bands heraus.

Das die Band um die absoluten Ausnahmemusiker Eric Martin (Gesang), Paul Gilbert (Gitarre), Billy Sheehan (Bass) und Pat Torpey (Drums) aber viel mehr kann als Radio-Hits schreiben haben Mr. Big immer wieder bewiesen und so steht man auch im Jahr 2014 mit dem neuen Album „The Stories We Could Tell“ wieder für hochklassigen Hard Rock mit viel Virtuosität, Abwechslung und Eingängigkeit. Natürlich kommen auch die Balladen beim neuen Album nicht zu kurz, aber neben der immer noch grandiosen Stimme von Eric Martin ist es vor allem das sehr variationsreiche herrliche Gitarrenspiel von Paul Gilbert, welches jeden Song auf ein höheres Level hievt, egal ob Ballade oder Rocker. Produziert wurde “The Stories We Could Tell” von Pat Regan (u.a. Deep Purple, Warrant), welcher der anspruchsvollen Musik einen zum Glück sehr passenden, erdigen wie dynamischen Klang verpasste. Als Anspieltipps können das gut abgehende „I Forget To Breathe“, das herrlich melodiöse „Fragile“ sowie das gefühlvolle „Just Let Your Heart Decide“ genannt werden. Mit „The Stories We Could Tell“ liefern Mr. Big genau das, was die Fans von ihnen erwarten und werden sicher niemanden mit dem Album enttäuschen.

ELEMENT OF CRIME Lieblingsfarben und Tiere Universal

MR. BIG The Stories We Could Tell Frontiers/MV

mv. Vor 5 Jahren fand die Reunion von Mr. Big statt, welche mit dem Release des Albums „What If…“ im 2011 zementiert wurde. Für viele Leute ist die Band einfach mit ihrem riesigen Radio-Hit „To Be With You“ aus dem Jahr 1992 gleichgesetzt.

rp. Was gibt es noch zu sagen nach so vielen Alben («Lieblingsfarben und Tiere» ist das dreizehnte Werk der deutschen Band)? Vielleicht haben sich Element Of Crime diese Frage auch schon gestellt? Die Band um Sänger Sven Regener umschifft Abnützungserscheinungen, Blockaden und Ähnliches elegant. Das Quartett lässt sich einfach davon treiben, mitreissen. Nach dem genüsslichen (!) Ausloten der eigenen Untiefen widmet sich Sven Regener heute auch Banalitäten, Unzulänglichkeiten unfreiwillig komischen Begebenheiten des Lebens. Da darf etwas Humor mitschwingen (höre «Schade, dass ich das nicht war») und vor Plagiaten (oder besser gesagt «freundlichen Annäherungen) ist


Mann und Frau auch nicht sicher. «Liebe ist kälter als der Tod» ist mitunter nahe bei Gene Pitneys „Town Without Pity“. Womit wir bereits bei der Musik wären. Diese präsentiert sich als immer wieder schleppender, rumpelender Rootsrock, Alt-Country und spröder Folk, ergänzt hier, da und dort mit Bläsern. «Rette mich (vor mir selber)»: soweit wie eines der Lieder auf «Lieblingsfarben und Tiere» heisst, sind Element Of Crime noch nicht.

KISHI BASHI Lighght Joyful Noise rp. Kishi Bashi ist das Pseudonym des amerikanischen Sängers und Multiinstrumentalisten Kaoru Ishibash. Einen gewissen Bekanntheitsgrad hatte der in Seattle geborene Ishibash als Tourmusiker für of Montreal und Regina Spektor und mit seiner Band Jupiter One erlangt. «Lighght» (kein Druckfehler) ist sein zweites Soloalbum nach «151a» (2012). Dominant ist in den elf IndiepopSongs die Geige, Ishibash hat Geige studiert. Damit und mit dem Einsatz von Elektronik und seiner hellen und klaren Stimme kreiert er luftig leichte Popsongs, die zuweilen wie eine IndiepopVersion des Electric Light Orchestra (zu Zeiten von «Time») klingen. Das macht vor allem in Songs wie «The Ballad Of Mr. Steak», «Carry On Phenomenon» (Höre ich hier eine Hitsingle?), «Q&A» und «In Fantasia» gute Laune.

Immer wieder gerne Das deutsche Rock'n'RollTrio ist bei uns Dauergast. Nach den ausverkauften Konzerten im Frühjahr 2014 kommen sie nun noch einmal für zwei Shows nach Basel und Zürich zurück.

23.11. Basel, Volkshaus / 24.11. Zürich, MAAG Halle

hh. Seit sich Sam, Digger und Basti alias The Baseballs vor gut sieben Jahren in Berlin zuammenschlossen, um „gute Songs ihrer wahren Bestimmung“ (Bandzitat) zuzuführen, ist viel passiert. Die Idee, aktuelle Hits in ein 50er Jahre Gewand zu kleiden, war für das Trio wie ein Sechser im Lotto. Das Rihanna Cover „Umbrella“ sorgte dafür, dass The Baseballs fortan zu den erfolgreichsten europäischen Gruppen gehören sollten. Mittlerweile müssen die drei Berliner wohl eine Lagerhalle mieten, um all ihre Edelmetallauszeichnungen und Awards unterzubringen. Und dabei geben sie sich mit Goldenen Schallplatten schon gar nicht mehr ab, hier geht es um Platin – und das praktisch in allen europäischen Ländern. Ihre Konzerte sind permanent ausverkauft, ein Ende dieser Erfolgsstory offenbar noch lange nicht in Sicht. Das in diesem Jahr veröffentlichte Album „Game Day“ beinhaltet neben den gewohnten Coverversionen im Baseballs-Stil auch Eigenkompostionen. Für die Baseballs ein Schritt in die kreative Eigenständigkeit, ohne dabei ihr Markenzeichen, den Rock'n'Roll, aufzugeben. Die vielen Schweizer Fans, die bislang keine Chance hatten, ein Baseballs-LiveSpektakel zu erleben, da jeweils kurz nach Konzertankündigung bereits „Ausverkauft“ gemeldet wurde, haben nun die Möglichkeit Versäumtes nachzuholen. Die Truppe kommt im November noch einmal für zwei Shows nach Zürich und Basel.


Musique Noire mit silbernem Horizont ip. Megaherz, 1993 in München gegründet, haben eine bewegte Geschichte im Gepäck. In ihrem 20jährigen Bestehen hat sich das Quintett aber weder durch Besetzungswechsel, noch durch Plagiatsvorwürfe aus der Bahn werfen lassen und verfolgt unbeirrt seinen Weg durch das Genre der Neuen Deutschen Härte. Zur Veröffentlichung des neuen Albums „Zombieland“ hat TRACKS das Gespräch mit Sänger Alexander „Lex“ Wohnhaas gesucht, einem sympathischen und freundlichen Künstler, der offen über die Geschichte der Band, den Zustand der heutigen Gesellschaft und natürlich das neue Album Auskunft gab. Aus diesem Interview entwickelte sich ein angeregtes Gespräch, das mit einem humorvollen Augenzwinkern in Richtung ungeliebter Vergleiche endete und das auch bei Nicht-Fans der Band den einen oder anderen Gedanken anregen dürfte.

Du hast im Frühjahr eine Stimmbandentzündung gehabt. Ist das wieder gut verheilt? Das ist alles wieder wunderbar. Ich musste nur drei bis vier Wochen die Schnauze halten, was ziemlich schwer für mich ist (lacht)! Das war aber eine prophylaktische Massnahme, weil es mich schon ziemlich heftig erwischt hatte. Wir mussten deshalb auch eine Show absagen. Das war aber besser so, weil wir im Sommer noch einige Festivals spielen mussten und ich Gefahr lief, das chronisch zu behalten. Die neue Platte „Zombieland“ war davon glücklicherweise nicht betroffen. Wo habt ihr das Album aufgenommen? Wir haben ein eigenes Studio, Herzwerk, das unser Gitarrist, Komponist und Hauptsongwriter Christian „X-ti“ Bystron in seinem Haus aufgebaut hat. Das erklärt in einem Satz, warum der Gitarrensound auf „Zombieland“ so unglaublich gut ist! (lacht) Ja, da ist er sehr akribisch! Aber das freut uns, dass man das hört. Nun, der Gitarrensound ist gerade auf dem Opener und Titeltrack des Albums sehr präsent und haut einen quasi direkt vom Sessel. Ja, X-Ti ist auch einer von diesen Tüftlern, der in seinem Studio mehrere Verstärker rumstehen hat, an denen er immer wieder nach dem besten Sound sucht. Daran erkennt man einen guten Produzenten! Stimmt, da können wir uns auch überhaupt nicht über ihn beschweren (lacht)! Er hat tatsächlich praktisch alles an der Platte gemacht. Er schreibt die Musik, ich die Texte, er nimmt auf und macht den Mix. Für das Mastering haben wir dann Alex Klier, einen Top-Mann und eine MasteringKoryphäe, verpflichtet. Unglaublich, was er aus den Songs noch herausholen konnte. Das kann ich nach dem Hören des Albums nur bestätigen. Sogar der Stream klang schon überdurchschnittlich gut. Ha, so muss es sein! Du bist für die Texte verantwortlich. Worauf bezieht sich der Titeltrack? Als erstes hat mich die Musik, die X-Ti geschrieben hatte, zu dem Text inspiriert. Als ich den Song bekommen habe, fiel mir, so wie dir, direkt der Gitarrensound und vor allem

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dieses kaputte, kranke Riff auf, das dem Song eine sehr düstere Atmosphäre verleiht. Da kamen ganz schnell Bilder und die Zeile aus dem Refrain „Willkommen im Zombieland“ zum Vorschein. Im Text geht es, hoch gesellschaftskritisch, um den Werteverfall und eine verlorene Generation. Ich finde, wir züchten gerade eine Generation heran, die entweder aus völlig durchorganisierten Arbeitsbienen besteht, oder aber Arbeitslose und Asoziale werden. Dazwischen gibt es irgendwie nichts mehr. Wenn ich die Studenten von heute so sehe und mit denen rede, dann frage ich mich, warum sie keine Partys mehr feiern, warum sie nicht mehr über Dinge diskutieren, so wie wir das früher gemacht haben. Es finden keine Inhalte mehr statt. Es wird nur noch darauf hingearbeitet, zu funktionieren. Meiner Meinung nach ist das generell ein Trend in unserer Gesellschaft, der überall zu Tage tritt. Ich speziell habe das als Student auch an unseren Unis miterlebt, dass nur noch Naturwissenschaften, Jura oder BWL gefeatured wurden. Im Gegensatz dazu wird alles, was zum eigenständigen Denken anregt, wie Geisteswissenschaften mit Inhalten, völlig an den Rand gedrängt und auch finanziell nicht unterstützt. Dazu kommt, dass die grosse Masse an Menschen von Medien und Computergames eingelullt wird. Am Ende stehen dann für mich die menschenleeren Hüllen da. Das Zombieland ist die Gesellschaft, in der wir leben. Beängstigend ist auch die Tatsache, dass Jugendliche sich in der Freizeit zwar treffen, aber statt miteinander zu reden nur die Handys vor der Nase haben. Das ist genau das, was ich mit ferngelenkt, abgestumpft und menschenleer meine. Die Menschlichkeit geht flöten und entweder werden wir nur noch von einem Termin zum nächsten gehetzt und müssen funktionieren, dann gehören wir zu den „Gewinnern“, oder wir sind völlig stumm geschaltet, indem wir uns in irgendwelchen Videogames und dummen Nachmittagsfernsehsendungen verlieren und damit kaltgestellt werden. Dates heutzutage? Die sitzen sich nur gegenüber und schicken sich SMS mit dem Handy zu! Die lachen darüber, aber Gespräche finden keine statt. Die Leute schauen sich gar nicht mehr in die Augen. Früher war das schon anders.



Definitiv, denn damals waren ja auch die technischen Mittel gar nicht da. Ich glaube auch, dass die ganzen gesundheitlichen Probleme, die auf die Menschen zukommen, daran hängen. Wie viele junge Leute kenne ich, die jetzt schon Rückenprobleme oder einen Herzinfarkt kriegen. Wenn die Kinder nicht mehr raus in den Wald gehen um zu toben, auf Bäume klettern oder verstecken spielen, dann geht die körperliche Gesundheit dabei flöten, aber auch die Kreativität und die Fantasie. Und was bleibt, ist nur noch das totale Fokussieren auf Displays. Es ist schlimm, wie sehr wir alle schon fixiert auf Displays sind. Vor ein paar Tagen haben sie diese Apple-Watch vorgestellt und ich dachte nur: Noch ein Display! Noch etwas, wo ich meine Konzentration draufgebe! Wenn ich nicht eh schon aufs Handy schaue, dann eben auch noch auf meine Uhr. Das ist wirklich wie ein Horrorfilm. 1984 von Orson Wells ist schon längst da.

den Naturwissenschaften hörig. Jura, BWL, das ist Religion. Lass uns nochmal zu „Zombieland“ schwenken. Der Titeltrack verbreitet, wie du ja schon gesagt hast, eine ziemlich düstere Message. Wenn man sich das Album aber weiter anhört, dann kommt ein paar Tracks weiter „Wir könnten Götter sein“. Das markiert einen Gegenpol zur Düsternis, hier klingt viel nach Neuanfang und positiv, textlich wie auch musikalisch. Das hörst du genau richtig raus. „Götter“ ist für mich textlich das genaue Gegenstück zu Zombieland. Hier geht es darum, einzigartig und verrückt zu sein und etwas aus seinem Leben zu machen. Bau dir dein Denkmal, dann kannst du dein eigener Gott sein. Du kannst dein eigener Held sein, dazu brauchst du kein Computergame, sondern musst nur rausgehen und das tun, was du machen willst. Das beschränkt sich ja nicht nur auf diesen Song, sondern zieht sich eigentlich wie ein roter Faden durch das ganze Album. In der Presseinfo steht allerdings „Zombieland klingt wie eine Musik gewordene Totenwache“. Hast du das gelesen? Ja, ich habe das gelesen und sehr darüber gelacht. Es ist also keine Missinterpretation, wenn ich das Album beim Hören als eher positiv ausgerichtet empfinde. Nein, das interpretierst du überhaupt nicht falsch. Die Plattenfirma versucht halt, mit bestimmten Formulierungen das Gothic-Genre zu bedienen. Für mich sind auf der Platte drei oder vier düstere Songs drauf, angeführt von „Schwarzer Engel“. Da geht es um die Auswirkungen von der Droge Crystal Meth. Ich finde Drogenkonsum scheisse, das ist gar nichts für mich. Aber was mich schon lange speziell bei dieser Droge bewegt, ist die totale Zerstörung der Persönlichkeit und der körperliche Verfall. Für diesen Song habe ich dann lange nach einem alles übergreifenden Bild gesucht, wie ich diese Versuchung, die zum Tod hinführt, zeigen kann. Und natürlich muss er dann düster sein. Aber im Grossen und Ganzen, und obwohl der Titel gar nicht dazu anmuten lässt, sind die Songs und Texte eher euphorisch und nach vorne gerichtet. Ich beschreibe zwar in den düsteren Songs die Probleme in und um uns, die Ängste und Zweifel, die uns alle plagen. Ich zeige aber auch mit anderen Liedern: Du kannst dich daraus befreien, du bist der Schlüssel dazu.

Wieviel Spielraum Wenn die Kinder nicht mehr raus in den Wald gehen um zu toben, auf Bäume klettern oder geben deine Texte her? verstecken spielen, dann geht die körperliche Gesundheit dabei flöten, aber auch die Kreativität und Wie würdest die Fantasie. Und was bleibt, ist nur noch das totale Fokussieren auf Displays. du deine Schreibweise bezeichnen: Als eher „auf den Punkt“ oder doch offen für jegliche Das ist wohl leider eine Tatsache. Was hast du denn Deutung? studiert? Das ist eine gute Frage! Eigentlich mache ich beides. Ich Ich habe Politikwissenschaften und Geschichte studiert. schreibe Texte, die sind „auf den Punkt“, wie zum Beispiel Also richtig klassische Laberfächer (lacht). „Gegen den Wind“. Da ist in jeder Zeile eindeutig, worum es Alleine damit könnten wir das Interview jetzt auf fünf geht, obwohl ich nicht konkret sage, wie man etwas machen Stunden ausdehnen, denn momentan passieren ja viele soll. Ich beschreibe aber in klaren Worten den Kampf gegen Dinge in der Welt, die man analysieren kann. Und muss. den inneren Schweinehund. An diesem Text habe ich ein Stimmt, aber da ich ja kein praktizierender Politologe bin, halbes Jahr lang geschrieben. Die einfachen Texte sind kann man mich nicht unbedingt als Fachperson bezeichnen. immer die schwierigsten. Ich sage es mal so: Durch mein Studium habe ich ein Dann sind da aber auch die anderen, lyrisch angehauchten gesundes Allgemeinwissen. Eigentlich sollte jeder einmal so Texte, die sehr viel Platz für Deutungen lassen. Aber viel ein Seminar besuchen, denn das stellt dich wichtiger ist mir, dass die Emotion und die Absicht, die wissenstechnisch auf breite Füsse. dahinter steht, klar wird. Und das gilt ebenso für das Das wäre bestimmt nicht schlecht, denn gerade diese Musikalische. Fächer lassen einen das Weltgeschehen besser verstehen Du hast bereits erwähnt, das X-Ti für das Komponieren und wären somit schon in der Schule viel wichtiger. eurer Songs zuständig ist. Habt ihr, als Rest der Band, Das ist wahr. Ich finde auch, dass vor allem hier in noch Mitspracherecht, oder liefert er die Musik Deutschland die Geisteswissenschaften viel zu sehr unter pfannenfertig ab? den Teppich gekehrt werden. Lustigerweise ist das in Er schreibt grundsätzlich die Songs und liefert sie fixfertig Amerika ganz anders. Da zeigt man zwar immer mit dem ab. Ich schreibe dann die Texte dazu. Natürlich diskutieren Finger hin und bemängelt den Kapitalismus; teilweise ja zu wir auch als Band noch darüber, gerade bei den Texten. Wir Recht, weil es dort schon wesentlich krasser als bei uns ist. haben auch Brainstorming-Abende, wo wir Themen Aber die Sozial- und Geisteswissenschaften sind da drüben aufarbeiten und darüber reden, wie man dies oder jenes viel höher angesehen als in Europa. Ich weiss zwar nicht, aufarbeiten kann. Aber letztlich sind X-Ti und ich die beiden was für einen Hintergrund das hat, aber vielleicht hat es Schreiber. etwas damit zu tun, dass sie verstehen wollen, wie man Dafür klingt euer Reper-toire aber sehr homogen. Dinge noch besser verkaufen kann (lacht). In Europa ist man

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Das ist ja auch eine langjährige Zusammenarbeit und wir ergänzen uns schon sehr gut. Dazu müsste man anmerken, dass euer Line-Up doch etwas verwirrend ist. (lacht) Inwiefern? Insofern, dass Gründungsmitglieder zum Beispiel gar keine mehr dabei sind. Ach, das meinst du. Die Historie der Band ist für uns allerdings gar nicht mehr wichtig. Megaherz existiert seit über zwanzig Jahren und da ist es normal, dass es Besetzungswechsel gibt. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass die Band durch die ständigen neuen Einflüsse lebendig geblieben ist. Ursprünglich waren Megaherz eine Schülerband: Fünf Kumpels, die sich getroffen haben, um Musik zu machen. Da war dann ganz schnell nur noch einer übrig, nämlich der erste Sänger Alexx, der mit X-Ti und Werner „Wenz“ Weninger (Bass) auch die erste Platte gemacht hat. Für mich ist das die Urbesetzung von Megaherz, weil davor nicht viel passiert ist. Eigentlich ist Megaherz eine Band, die sich vom Schulhof her langsam nach oben gearbeitet hat. Was respektabel ist, denn das gelingt ja nicht jeder Band. (lacht) Es hat ja auch „nur“ zwanzig Jahre gedauert. Alexx Wesselsky, der erste Sänger, hatte damals als roten Faden auf jedem Album einen Song platziert, der sich an Märchen orientiert hat. Das hast du nicht weitergeführt. Ich glaube, das war von ihm noch nicht mal konkret beabsichtigt. Allerdings kann ich das auch nicht mit Bestimmtheit sagen. Zum Thema Alexx und Vergangenheit möchte ich auch gar nicht so viel reden, weil das lange her ist und auch gar nichts mehr damit zu tun hat, was wir in den letzten paar Jahren gemacht haben. Ich habe mich mit der

MEGAHERZ Zombieland Napalm Records/Universal

ip. Vorneweg: Im Bewusstsein dessen, dass Megaherz immer wieder sehr gespaltene Meinungen auslöst, ist diese Kritik vollkommen unvoreingenommen. Dies deshalb, weil ich mich bisher so gut wie gar nicht mit dieser Band befasst hatte und sie deshalb so gut wie gar nicht kannte. Geht man mit dieser Einstellung an „Zombieland“ heran, erschliesst sich einem ein wirklich gutes Album! Angefangen mit dem Titeltrack, der mit einem hammermässigen Gitarrensound und einem fordernden Riff die Wucht anzeigt, die den Rest des Albums ausmacht. Danach lädt „Himmelsstürmer“ vor allem in der Strophe

Geschichte der Band nur dahingehend auseinandergesetzt, dass ich mir die Songs angehört habe, die wir live spielen und mir diejenigen rausgesucht, die mir etwas bedeuten. Als ich eingestiegen bin, habe ich natürlich auch meine Einflüsse mit eingebracht. Es gibt auf „Götterdämmerung“ mit „Mann im Mond“ auch einen Song, der im Märchenstil ist, das dann aber auf ganz andere Art. Dann kamen also von Fans keine Rückmeldungen, dass ihnen dieser rote Faden gefehlt hätte? Nein. Das wäre mir aber auch relativ wurscht gewesen. Ich bin da ganz ehrlich. Man nimmt das oft viel zu ernst, was bestimmte Fans von einem erwarten. Natürlich wollen wir, dass unseren Fans das gefällt, was wir machen. Aber letzten Endes müssen wir damit zufrieden sein. Wenn du dich an eine neue Platte machst und dich vorher fragst, was der Fan hören will, dann wird das eine Scheissplatte. Ich wüsste nicht, wo das je funktioniert hätte. Der Entstehungsweg eines neuen Megaherz-Albums ist immer ein Leidensweg. Ein kreativer Leidensweg. Wenn wir eine Platte fertig aufgenommen haben, ist da immer dieses Riesenloch, in das wir fallen. Wir haben alles rausgepusht und was an Kreativität und Leistungskraft in uns war, haben wir in diese eine Platte reingepresst. Dann brauchen wir immer eine Zeit, um uns aus diesem Loch herauszugraben. X-Ti verschwindet dann wochen- und monatelang in seinem Studio und macht sich Gedanken darüber, wohin es musikalisch weitergehen soll. Wir gelten ja mit als Urväter der Neuen Deutschen Härte. Wir haben zusammen mit Rammstein, Oomph! und einigen anderen Bands dieses Genre aus der Wiege gehoben, aber wir waren schon immer die unkonventionellste Truppe darunter. Wir haben uns an keine Gesetzmässigkeiten gehalten, immer mit

und im Refrain Munition nach und zitiert Hans Albers' „Flieger“. Die einzelnen Übergänge allerdings sind schon sehr poplastig. Das muss man mögen, man kann es auch lassen, aber Tatsache ist, dass Megaherz damit durchaus ihre Eigenständigkeit unterstreichen. Und zusätzlich vielleicht auch denjenigen den Einstieg ins Genre erleichtern, denen die Neue Deutsche Härte bisher zu kantig war. Ausserdem gebührt der Tatsache, dass hier immer wieder poppige Momente aufblitzen, eine gehörige Portion Respekt. Das traut sich nicht jeder, wenn man bedenkt, wie traditionell denkend ein grosser Teil der Hartmusikhörer oft ist. „Für immer“ beginnt mit einer schwebenden Melodie, steigert sich dann zu einem wahren Stadionsong. Ein Höhepunkt ist „Wir könnten Götter sein“, der klanglich und textlich ein Gegengewicht zum Titeltrack markiert und mit grossen Hooks ein echter Ohrwurm ist. „Lieblingsfeind“ hat ein echtes Metalriff im Herzen und „Fanatisch“ steuert dem mit einer Kelle mehr Elektronik entgegen. „Schwarzer Engel“ marschiert in die gleiche Richtung (aber mit mehr Tristesse) und mit dem Wissen darüber, dass es hier um Drogenkonsum geht, stellt sich der Text in ein ganz anderes Licht. „Unter Strom“ präsentiert das wohl beste Riff auf „Zombieland“ und ist eine der flottesten Nummern. „Gegen den Wind“ nimmt das Tempo wieder etwas zurück, lebt aber von einem sehnsüchtigen Refrain und mit „Frei“ kommt ein atmosphärischer Schlusssong zum Zug, der dem Album einen perfekten Ausgang gibt. Vielleicht hätte man davon absehen können, die Intros alle etwas gleichförmig mit Keyboardparts zu gestalten. Der eine oder andere direkte Einsteiger hätte der Dynamik bestimmt gut getan. Von dieser Hürde abgesehen ist „Zombieland“ aber trotzdem äusserst abwechslungsreich und hält die Aufmerksamkeit des Hörers durchgehend hoch. Damen und Herren, es ist vollkommen irrelevant, ob Megaherz klingen wie andere Bands. In erster Linie klingen sie wie Megaherz und das ist gut so, denn Megaherz ist eine gute Band, die ihr Handwerk versteht. Und vor allem ist Megaherz eine gute Band, die es aufgrund ihres Könnens verdient hat, dass man ohne Vorurteile ein bis zwei Ohren riskiert. Punkt.

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verschiedenen Stilmitteln gespielt und uns immer, auch vor Was liest du denn gerne? meiner Zeit, gefragt, was man beim nächsten Album anders Alles! Wirklich kunterbunt alles. Einer meiner Lieblingsautoren machen kann. Das ist die ganzen Jahre über so geblieben. ist Raymond Chandler, aber ich habe auch kürzlich wieder Victor Auch „Zombieland“ ist eine andere Platte als Hugos „Die Elenden“ oder John Steinbecks „Früchte des Zorns“ „Götterdämmerung“. gelesen. Generell mag ich lieber grosse Romane. Da sollte man auch keine Angst vor haben, denn das sind immer spannende Zu den letzten beiden Alben „Götterdämmerung“ und und gute Geschichten. Das glaubt man oft nicht, weil viele Leute „Heuchler“ habt ihr nicht nur gute Rezensionen bekommen. vor Nobelpreisträgern zurückschrecken und sich fragen, ob sie Ausserdem müsst ihr euch oft der Kritik stellen, dass ihr so sich das antun sollen. Gerade „Früchte des Zorns“ kann ich aber klingen würdet, wie Rammstein oder andere Kollegen, nur empfehlen, Superbuch. obwohl ihr gleichzeitig mit dieser Musik angefangen habt. Ist das dann auch deine Hauptbeschäftigung auf Tour, die Das ist das alte Spiel. Der erste, der damit grossen Erfolg hat, langen Fahrten und die Warterei mit Lesen oder Schreiben zu gilt als der Macher und Erfinder. Deshalb mögen wir auch keine überbrücken? Vergleiche. In irgendeinem Interview kam jetzt auch wieder der Zum Schreiben fehlt mir auf Tour leider die Ruhe. Du musst dir Vergleich mit einer anderen Band und da habe ich sofort das vorstellen: Du sitzt in einem Nightliner voller Chaoten (lacht) gegengesteuert. Solche Vergleiche sind für mich obszön. Wir mit wenig Rückzugsbereich. Als Sänger muss ich mich ja auch haben da mittlerweile auch eine allergische Reaktion auf zurückhalten, um meine Stimme zu schonen und kann nicht solche Sachen, weil uns das eine Menge gekostet hat. Oft durchsaufen und feiern bis Ultimo. Ich muss mich zurückziehen kommt der Vorwurf, wir würden im Fahrwasser von Rammstein und das Lesen hilft mir dabei. Ich verziehe mich dann in meine spielen, dabei gibt es uns schon länger. Wir haben alle Koje und lese ein gutes Buch. Ich bin auch mal gefragt worden, ungefähr zur gleichen Zeit angefangen, aber Rammstein sind das grosse Ding was ich auf eine einsame geworden. Deshalb heisst Insel mitnehmen würde. Ich es bei uns, wir würden sie weiss, dass die meisten nur nachmachen. Das war dann ihre Traumfrau oder und ist für uns nicht ihre Freundin mitnehmen lustig. Und diese wollen, aber dann wäre die schlechten Kritiken sind Insel ja nicht mehr einsam! ein Stück weit auch Da nehme ich doch lieber Meinungsmache. Wenn eine Kiste Wein und ein sich das in den Köpfen gutes Buch mit und von ein paar Journalisten vielleicht auch noch ein festgesetzt hat, dass Insektenspray (lacht). Megaherz nur eine Stimmt, an Insektenspray Rammstein-Coverband denkt selten einer. Du hast ist, dann hören die auch auf „Zombieland“ Hans ein Album von uns gar Albers, oder wahlweise nicht mehr richtig. Extrabreit, zitiert. Trotzdem will ich da auch Jawoll! nicht rumjammern. Es hat Welchen von beiden? uns nicht so sehr Natürlich Hans Albers. geschadet, dass wir nicht Extrabreit haben ihn ja auch auch unsere Alben „nur“ zitiert, das haben sie verkaufen und auf Tour unbestritten sehr gut gehen können. gemacht. Ich habe mit Beispielsweise wurde einem Freund schon „Davon „Kopfschuss“, das Album geht die Welt nicht unter“ von 1998 und Kultalbum von Marlene Dietrich Wenn du dich an eine neue Platte machst und dich vorher fragst, der Fans, damals völlig gecovert. Das waren verrissen. Die gleichen was der Fan hören will, dann wird das eine Scheissplatte. wirklich noch ganz grosse Kritiker haben unsere Songs in den 30ern und letzten beiden Alben 40ern. Für mich ist das „Heuchler“ und „Götterdämmerung“ verrissen, finden Schlagermusik, die man sich noch gerne anhören kann. komischerweise aber jetzt „Kopfschuss“ saucool. Das siehst du Ist das eine versteckte Leidenschaft von dir? mal, wie blöd dieses Business manchmal ist (lacht). Was Filme angeht, auf jeden Fall. Ich schaue mir unheimlich Apropos Tour: Ihr seid bald wieder unterwegs und habt mit gerne alte Filme an. Ich bin auf Raymond Chandler über Stoneman eine Band aus der Schweiz als Support Act Humphrey Bogart gekommen, über die Film Noir-Reihe. Es ist dabei. Ihr spielt aber nicht in der Schweiz! traurig, dass die Filme der vielleicht letzten zehn Jahre nur noch Das ist ein Skandal, ich weiss (lacht)! Es war eigentlich in über Tricktechnik Erfolge feiern, aber keine Geschichten mehr Planung, dass wir wieder im Z7 in Pratteln spielen, was aber erzählen. terminlich nicht geklappt hat. Das holen wir aber schnell nach Zufälligerweise habe ich mir in den letzten paar Wochen die und ich bin mir sicher, dass wir nächstes Jahr in der Schweiz ganzen alten Sherlock Holmes Filme auf You Tube angeschaut. spielen werden. Wir haben ja viele Fans bei euch, die schon Herrlich! ungeduldig mit den Hufen scharren. Das wundert auch nicht, (lacht) Ja, die kenne ich auch! Die habe ich mit ungefähr neun denn wir haben zuletzt vor gut zwei Jahren in der Schweiz Jahren alle im Fernsehen gekuckt. gespielt. Aber wir kommen bald wieder! Ja, und Edgar Wallace. Du bist ja auch als Autor tätig. Was fasziniert dich am Genau, Edgar Wallace lief neulich auf Kabel. Das fand ich auch Schreiben? schön. Das Schreiben ist eine Leidenschaft von mir, die genau so alt Da wurde noch richtig gespielt. ist, wie das Musizieren oder das Theater. Ich habe als Teenager Ja, es gibt in den alten Filmen noch Dialoge und Handlung. schon Laienschauspiel gemacht und erste Geschichten Heutzutage wird nur noch auf coole Sprüche und viele geschrieben. Immer, wenn ich ein Buch gelesen habe, kam Explosionen gesetzt. Deshalb fühle ich mich auch den alten auch sofort die Lust zum Schreiben. Das ist für mich auch ein deutschen UFA-Filmen verbunden. Die habe ich als Kind sehr guter Ausgleich zur Bühne. Beim Schreiben ist man sehr aufgesogen, Heinz Rühmann und so. in sich gekehrt, man lebt nur von seiner Fantasie, von seinen „Norr noch ainen wänzigen Schlock!“ Gedanken. Da ist nichts Physisches dabei, sondern nur reine (lacht) Ja, das rollende „r“ haben wir natürlich weggelassen. geistige Arbeit. Das beruhigt und erdet mich sehr.

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Die Metallandschaft ist um eine Attraktion reicher geworden: Panzer rollen ab sofort das Feld von hinten auf. Drei Haudegen alter Schule, nämlich Herman Frank und Stefan Schwarzmann von Accept und Destructions Marcel „Schmier“ Schirmer, haben sich im Sommer diesen Jahres in den eisernen Tank verkrümelt und die Luke über sich zugeschraubt, um die Bordkanone mit weitaus mehr als vielversprechenden Songs zu laden. Ende November wird auf den roten Knopf gedrückt und die Munition abgefeuert. Kommandant Schirmer meldete sich zum Appell.

ip. Der Ursprung dieser neuen Band findet sich quasi um die Ecke, denn die Idee zum Zusammenschluss Frank/Schwarzmann/Schirmer entstand im Pratteler Z7. Dessen Besitzer setzte zuerst Schwarzmann und Frank den Floh ins Ohr, sich die studio- und bühnenfreie Zeit doch mit einer weiteren Band zu überbrücken. Nachdem sich Herman Frank und Stefan Schwarzmann untereinander über die Idee unterhalten hatten und sich einig waren, dass sie dieses Projekt in Angriff nehmen wollten, kontaktierten sie Marcel „Schmier“ Schirmer, der den Doppelposten des Sängers und Bassisten übernehmen sollte. Der Frontmann von Destruction, einer weiteren deutschen Metallegende, musste sich dieses Angebot nicht lange durch den Kopf gehen lassen und sagte zu. „Ich kenne Stefan schon lange und mit der Koryphäe Herman Frank zusammenzuarbeiten, war natürlich sehr reizvoll. Ihre Anfrage war eine Ehre für mich“, kommentiert Schmier seine Entscheidung, der Supergroup beizutreten. Ein weiteres Amuse Bouche war für ihn, dass er Herman Frank bereits Anfang der 80er Jahre mit Accept, einer seiner favorisierten Bands, live gesehen hatte und nun die Gelegenheit bekam, mit einem seiner

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Jugendhelden in einer Band zu spielen. „Herman ist jetzt so was wie der grosse Bruder. Und Stefan ist zwar in meinem Alter, aber hat ja auch seine eigene Karriere hinter sich, er ist ein grossartiger Schlagzeuger. Ich kann von den beiden viel lernen, weil das für mich auch eine etwas andere Richtung Metal ist, als die, in der ich mich sonst bewege. So zusammen spielen zu können, ist klasse, weil wir uns musikalisch sehr gut verstehen.“ Diese Aussage versteht man umso besser, wenn man das Debut von Panzer gehört hat. Man merkt der Platte an, dass die drei Recken eine Menge Spass zusammen haben und, wie man in der Schweiz sagt, „das Heu auf der gleichen Bühne haben“. Denn trotzdem die drei aus verschiedenen Ecken des Metal kommen, Schmier aus dem Thrashbereich und Schwarzmann und Frank eher aus der erweiterten Hardrock-Schublade, treffen sie sich beim Songwriting bei dem, was sie alle gerne hören. Allerdings sollte Panzer kein Hardrock-Projekt werden, denn „das wäre mit mir auch gar nicht gegangen“, lacht Schmier. Der gemeinsame Nenner lag irgendwo zwischen den härteren Judas Priest-Nummern und Motörhead. Das kam bereits beim Komponieren der ersten Songs unabsichtlich zum Tragen, denn


Franks erster Beitrag „Death Knell“ war tatsächlich eher in Richtung Judas Priest anzusiedeln und Schmiers „Freakshow“ roch nach Motörhead. Dass diese Mischung stimmte, zeigte sich dann im weiteren Verlauf des Songwritings, das sich als recht unkompliziert gestaltete und damit das Album sehr abwechslungsreich machte. „Es klingt definitiv nicht langweilig und abgenudelt“, unterstreicht Schmier, „und es gibt einige Überraschungsmomente, die man von uns älteren Herrschaften gar nicht erwartet“, fügt er lachend hinzu. Das grösste Kompliment, das er bisher zum Debut gehört hat, ist, dass es „frisch und unverbraucht“ klingt. Einen nicht unerheblichen Beitrag hat dazu V.O. Pulver geleistet, der das Album produziert hat und dessen Arbeit das Trio hoch lobt. Den Titel des Albums „Send Them All To Hell“ widmen Panzer all jenen, die irgendwann irgendwen schon einmal in die Hölle gewünscht haben. „Wir haben uns ja bereits mit unserem Namen und dem Cover so richtig bei den Klischees bedient“, lacht Schmier, „da sollte der Albumtitel auch in die selbe Kerbe hauen.“ Ganz und gar kein Klischee ist allerdings die Coverversion, die sich Panzer ausgesucht haben, nämlich „Murder In The Sky“ von Gary Moore. Ursprünglich sollte dieser Song auf der Japan-Version des Albums erscheinen, letztendlich entschied man sich aber, ihn doch auch in Europa zu veröffentlichen. Was gut ist, denn Panzer haben der Nummer einen eigenen Anstrich gegeben und ihn damit nahtlos ins Konzept gebügelt. „ Wir nehmen damit Bezug auf das MH17Unglück in der Ukraine vom letzten Juli. Auf dem Flug war ein sehr guter Freund von einem meiner Freunde. Einen Tag vorher habe ich auf Facebook noch die Fotos gesehen, wie sie vor seiner Abreise nach Australien gefeiert haben und einen Tag später war er tot. Mein Kumpel ist immer noch am Boden zerstört. Wenn jemand so abrupt aus dem Leben gerissen wird, ist das schon schrecklich für die Hinterbliebenen. Das Schlimme ist, dass die Untersuchungen zu diesem Fall wohl keine Konsequenzen haben wird, für niemanden.“ Abgesehen von diesem tragischen Hintergrund ist der Song in der Panzer-Version mehr als geglückt und das Double-BassdrumGewitter verleiht der Aussage des Textes definitiven Nachdruck. Geografisch gesehen ist das Songwriting keine so einfache Sache, denn Herman Frank ist in Hannover wohnhaft und Schmier und Schwarzmann in Lörrach, beziehungsweise Basel. Da Reisen aber zum Geschäft gehört und alle drei Musiker dies zur Genüge gewohnt sind, wurde darum mal in Hannover, mal in Lörrach komponiert. „Das lief ganz unproblematisch. Herman ist sowieso eine Riffmaschine! Da schmeisst du fünf Euro rein und dann schreibt er ohne aufzuhören“, lacht Schmier und ergänzt mit Hochachtung: „Herman kann dir aus dem Stand drei neue Songs schreiben. Das hat er mittlerweile durch seine Erfahrung so verinnerlicht, dass unser Songwriting ziemlich einfach und schnell funktioniert hat.“ Anfängliche Bedenken, dass das Songmatierial unter Frank zu Hardrock-lastig ausfallen würde, haben sich dann auch schnell zerstreut und bereits bei den ersten Tönen war klar, dass auch Franks Kompositionen auf der härteren Metalschiene fahren. Der ursprüngliche Gedanke für die Gründung von Panzer war der, die Zeit zwischen den Tourneen und Aufnahmen von Accept und Destruction zu überbrücken. Deshalb sieht Schmier auch erstmal keine Bedenken, dass sich die drei Bands in die Quere kommen. Zum Anwärmen stehen Liveshows im nächsten Jahr an und einige Festivals sind im Gespräch. Der Bekanntheitsgrad von Destruction und Accept bietet den Vorteil, dass ganze Tourneen jeweils rechtzeitig gebucht sind und man sich dann auf die Zwischenzeit konzentrieren kann, um mit Panzer zu spielen. „Panzer ist im Aufbau“, sagt Schmier, „da kann man sich nicht gleich am Anfang zu Tode spielen, sondern muss das langsam angehen. Wir sind keine Band, die jetzt gleich selbständig touren kann. Unsere Namen sind nicht alles; die Fans müssen uns als Panzer erstmal kennenlernen und akzeptieren. Denn sie entscheiden letztlich auch darüber, ob es mit uns weitergeht. Wenn uns keiner hören will, dann wird es schwierig, Konzerte zu spielen. Aber wir haben jetzt einen Plattenvertrag unterschrieben und hoffen, dass die Leute uns mögen.“ Der Unterschied zwischen Panzer und Destruction sieht Schmier primär darin, keine Erwartungshaltung einnehmen und bedienen zu müssen, was ihn sehr entspannt sein lässt. Und was man dem Album auch anhört. „Bei Panzer ist kein Druck da. Wir spielen, was wir mögen und deshalb können wir das alles auch ganz locker angehen.“ Deshalb: Ohren offen halten, wenn Ende November die Kanonen abgefeuert werden!

PANZER Send Them All To Hell Nuclear Blast /Warner

Metalfan? Dann geht an Panzer kein Weg für Dich vorbei. Herman Frank (git), Stefan Schwarzmann (drum) von der deutschen Legende Accept und Marcel „Schmier“ Schirmer (bass, voc) der Kult-Thrasher Destruction haben mit „Send Them All To Hell“ ein Kompendium für Metalliebhaber geschrieben, dass sich jeder zu Gemüte führen sollte, der auch nur im Ansatz auf harte Musik steht. Hier findet sich zusammengefasst alles, was eine Metalplatte haben muss: Geile Riffs, mächtige Songs und eine Atmosphäre, die mit Sicherheit jedes zukünftige Konzert der Band zu einem Happening unter Brüder und Schwestern im Geiste werden lässt. Hier muss nicht mitgedacht werden, hier wird mitgefeiert! Herman Frank legt die Messlatte in der Kategorie „Auf den Punkt gebrachtes Songwriting“ in luftigen Höhen an. Und wo wir gerade bei der Preisverleihung sind, nimmt er auch den Pokal für „Unglaubliche Gitarrenarbeit und Soli“ in Empfang. Los geht das Album mit „Death Knell“, einem Reisser im Judas Priest-Umhang, der die Marschrichtung der nächsten Dreiviertelstunde angibt und blitzsauber unter Beweis stellt, dass der Pokal bei Herman Frank bestens aufgehoben ist. „Hail And Kill“, der etwas schnellere „Temple Of Doom“ und „Panzer“ sind drei Favoritenanwärter, wobei erstgenannter mit einem offenen Gesangspart in der Bridge punktet, der Nachfolger mit perfektem Timing und flottem Tempo und „Panzer“ sprichwörtlich auf Ketten durch die Ohren fährt. Obacht: Das kann zu bleibendem Headbanging führen (soll niemand sagen, wir hätten nicht vorgewarnt). „Mr. NoBrain“ stellt die Gangschaltung wieder höher und setzt damit die Achterbahnfahrt durch die Metallandschaft fort. Schmiers Songwriting hört man den Punk und Rock'n'Roll an, der besonders in „Freakshow“ an Motörhead erinnert. Mit „Why“ ist ein Highlight vertreten, das dem Grundthema durch das heruntergeschraubte Tempo noch mehr Nachdruck verleiht und diesem Song eine Extraportion Wucht verpasst. Auf „Virtual Collision“ klingen Destruction durch, womit Panzer dem Album eine Thrashnote geben, die Frank mit seinem wunderbaren Solo durchbricht und den Song zwischenzeitlich zurück zum (Hard)Rock führt und damit, übrigens nicht nur einmal, für überraschende Abwechslung sorgt. „Send Them All To Hell“ ist von A bis Z ein lückenlos geiles Metalalbum geworden. Die geballte Erfahrung des Trios hat sich, auch durch die Produktion von V.O. Pulver, in eine akustische Offenbarung verwandelt. „Send Them All To Hell“ ist ein MUSS für jeden Metalfan.

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REVIEWS Hard/Heavy/Metal Metal Thrashing Mad mit Laurent APOSTLE OF SOLITUDE - Of Woe And Wounds Das dritte Album der amerikanischen Doomer baut – wie bei den meisten Bands dieses Genres – auf Black Sabbath Riffs und kommt mit klarem Gesang daher. Trotz Überlänge sind die Songs nie langweilig, so dass man hier von einer kleinen Perle des Doom Metal sprechen kann. Sehr empfehlenswertes Album. CANNIBAL CORPSE - A Skeletal Domain Eine der erfolgreichsten Death Metal Bands aller Zeiten, Cannibal Corpse, kommen bereits mit ihrem dreizehnten Studioalbum aus den Startlöchern. Die altbewährte Mischung aus Groove, Hyperblasts sowie dem kranken Gebrüll von George "Corpsegrinder" Fisher wird beibehalten. "A Skeletal Domain" ist ein gutes und technisch sehr hochstehendes Todesblei-Album geworden, das allerdings keine grossen Überraschungen enthält. DROWNED - Idola Specus Die ursprünglich 1992 gegründete Death Metal Band aus Berlin zelebriert nach jahrelangen Irrungen und Unterbrüchen auf ihrem ersten Album "Idola Specus" Death Metal in seiner reinsten Form – Abwechslung zwischen schnellen und langsamen Parts sowie tiefe Düsterheit. Grandioser Release, der jedem extrem Metal-Fan ans Herz zu legen ist. MAUSOLEUM GATE - Mausoleum Gate Mausoleum Gate aus Finnland konnten bereits mit einem Demo (2010) sowie der 7" Obsessed By Metal aus dem Jahre 2013 im metallischen Underground Staub aufwirbeln. Tief im Sound der NWOBHM sowie im Kauz-Metal à la Cirith Ungol verankert, geben uns Mausoleum Gate auf ihrem Debut eine Lehrstunde in Sachen traditioneller und voller Hingebung gespielter traditioneller Heavy Metal. Nur die Orgel irritiert stellenweise. NECROS CHRISTOS - Nine Graves Die okkulte Death-Metal Band aus Berlin vermischt auf ihrer brandneuen EP (mit einer Spieldauer von 40 Minuten) pechschwarzen, düstere Sounds, verzichtet allerdings auf das Durchdrücken des Gaspedals. Die vier persisch angehauchten Interluden lockern die Intensität der beiden neuen Songs sowie der beiden neue aufgenommenen Klassiker auf. Grosses Ohrenkino. ORDER OF ISRAFEL - Wisdom Der in Schweden ansässige Vierer um das ehemalige Church Of Misery-Mitglied Tom Sutton (git.) legt ein grandioses Debutwerk in der Schnittmenge zwischen Black Sabbath zu Ozzy's Zeiten, den vor kurzem aufgelösten Cathedral sowie Saint Vitus. "Wisdom" ist ein sehr gutes Doom-Metal Album geworden. Vor allem die Longtracks "Wisdom", "The Noctuus" und "Promises Made To The Earth" können überzeugen. SATURN - Ascending (Live In Space) Wieder eine schwedische Band, die sich dem derzeit nach wie vor recht angesagten Retro-Hard-Rock verschreibt. Die Ingredienzen von Black Sabbath, UFO, Deep Purple sowie insbesondere alten Judas Priest ("Sad Wings Of Destiny" oder auch "Sin After Sin") werden miteinander vermischt und so zu einer tollen Mischung aufbereitet. Interessantes Album, welches nur so vor Spielfreude strotzt und immer wieder auch bluesige Elemente enthält. THRESHOLD - For The Journey Die englischen Prog-Metaller kommen mit dem zweiten Album nach der Rückkehr von Originalsänger Damian Wilson ums Eck. Wiederum erwartet den Hörer ein sehr starkes Stück Musik mit ziemlich hohem Wiedererkennungswert, das allerdings im Vergleich zum Vorgänger "March Of Progress" aufgrund der etwas weniger zwingenden Melodien leicht den Kürzeren zieht. Anspieltipp: "The Box". VANDERBUYST - At The Crack Of Dawn Das holländische Power-Trio kommt bereits mit seinem vierten Album ums Eck. Die Produktion ist viel sauberer als bis anhin ausgefallen und die Band agiert hardrockiger (MSG, Gary Moore) als je zuvor. Man kann der Band Reife nachsagen, allerdings fehlt die ungestüme Power des unerreichten Erstlings "Vanderbuyst" (2010). Dennoch ist "At The Crack of Dawn" eine Veröffentlichung, die 90% der Konkurrenz locker in den Sack steckt. Anspieltipp: "Walking On Tightrope".

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lg. Das dritte Album der brasilianischen Brüder Max (v., git) und Igor Cavalera (dr. ) unter dem Banner Cavalera ConPandemonium spiracy wütet wie nie zuvor und kehrt Napalm / Universal insbesondere vom Stil des Groove-lastigen Vorgängers "Blunt Force Trauma" ab. Mit dem Soulfly Gitarristen Mark Rizzo sowie Bassist Nate Newton ist mit "Blunt Force Trauma" ein gelungenes Album aufgenommen worden, dass mehrheitlich aus Thrash-Metal besteht, sich aber modernerer Einflüssen nicht verschliesst. Hier dominiert die Wut – wir könnten es mit einem guten ThrashAlbum aus den 90er Jahren zu tun haben, obwohl dann heraus-ragende Alben in diesem Genre vor allem in der zweiten Hälfte der Dekade etwas rar gesät waren. "Pandemonium" kann als gute Scheibe zweier Thrash-Ikonen eingestuft werden, welches an das Debut "Inflikted" anknüpft. Anspielstipps: die beiden ersten Songs "Babylonian Pandemonium" sowie "Bonzai Kamakazi" (Thrash!).

CAVALERA CONSPIRACY

THE SKULL

ip. Die Besetzungslisten bei Trouble

For Those Which Are und The Skull sind erst auf den zweiten Blick verständlich, denn wer mal Asleep

bei einer von beiden Truppen ausgestiegen ist, tut das oft auch ein zweites Mal, um dann bei The Skull einzusteigen, wieder auszusteigen und dann doch zurückzukommen. Der Musik tut das allerdings keinen Abbruch, denn wer Trouble mag und Heimweh nach Eric Wagners Stimme hat, der ist bei The Skull gut aufgehoben. Und das ist noch untertrieben, denn „For Those Which Are Asleep“ ist dermassen schwer und tief, dass man das Album eigentlich nur im Keller hören darf. Wenn man sich ein zusätzliches zwei Meter tiefes Loch zum Reinsetzen gebuddelt hat. The Skull setzen mit ihrem Debut neue Masstäbe an Doom Metal, das kann man ruhig so sagen. Unbedingter Anspieltip ist der dritte Track „Sick Of It All“, in dem Wagners alter Wegkumpane von Trouble und Drummer Jeff „Oly“ Olson sein Instrument bedient, als gäbe es keinen Morgen mehr. „The Door“ holt sich den Geist vom alten Trouble-Klassiker „Memory's Garden“ und versieht den mit einem Wildwest-Gitarrensound, der einem Gänsehaut an Stellen fabriziert, wo man normalerweise nicht mal mehr Stellen hat. Und dann kommt „Send Judas Down“: ein Riff, ein Song, eine Wand. In die reisst Ex-Pentagram-Gitarrist Matt Goldsborough zusammen mit Wagner genau in der Mitte ein Loch ein, um es gleich darauf wieder mit seinem Sidekick Lothar Keller zuzumauern. Und der, der den Mörtel für alles anrührt, ist Ron Holzner am Bass, der ebenfalls lange Zeit mit Trouble unterwegs war. Und: Donnerwetter, hat die Scheibe einen Basssound! Ein Grund mehr, „For Those Which Are Asleep“ im Keller zu hören, denn dieses Album lässt den Verputz von den Wänden bröckeln. Weitere Songs hier aufzuzählen und zu belobhudeln macht gar keinen Sinn: „For Those Which Are Asleep“ ist die definitive Doom-Platte des Jahres, oder vielleicht sogar Jahrzehnts. Denn was die Jungs um Eric Wagner hier geleistet haben, ist eben Doom mit Köpfchen, bzw Songwriting Deluxe mit Melodie. Dick verpackt in eine Soundwand, die man ansonsten lange suchen muss. Gross! Metal Blade

SIENA ROOT

hh. Die Schweden haben sich mit Haut und Haaren dem End60er/Früh70er Classicrock verschrieben. Allerdings mit einer gehöriCleopatra Records gen Portion Psychedelic- und Progrock. Sie nehmen sich Zeit für Improvisationen und lassen die Hammond anständig wummern. Die Band ist bereits seit Ende der 90er Jahre aktiv, könnte aber mit diesem, dem fünften Album, zeitlich genau richtig liegen. Denn derzeit erfolgreiche Truppen wie Blues Pills oder Vintage Caravan haben die Ohren der Musikfans für diesen RetroSound weit geöffnet. Siena Root haben zudem die Qualität, sich hier gegenüber den Konkurrenten, die momentan wie Pilze aus dem Boden schiessen, durchzusetzen – musikalisch wie auch kompositorisch! „Pioneers“ ist Retrorock von überdurchschnittlicher Qualität, Fans von Deep Purple oder auch Wishbone Ash bis hin zu Blue Cheer werden begeistert sein.

Pioneers


OBITUARY

Zurück auf dem Thron "Inked In Blood", das sehr starke und neunte Studioalbum der Florida Death-Metal Legende Obituary, ist vor wenigen Tagen veröffentlicht worden. Drummer und Gründungsmitglied Donald Tardy stand bereits im Sommer während des Bang Your Head Festivals in Süddeutschland TRACKS Rede und Antwort. lg. Lange viereinhalb Jahre haben Obituary gebraucht, um den Nachfolger zum eher durchzogenen "Darkest Day" einzutrümmern und zu veröffentlichen. "Hey, wir haben alles selber gemacht, die Aufnahmen und der Mix. Das hat recht viel Zeit beansprucht" so Donald. "Zudem haben wir die Crowdfunding-Geschichte etwas unterschätzt. Gut 900 Personen haben uns 40'000 Dollar gegeben, was bedeutet, dass wir dementsprechend viele Pakete werden schnüren müssen. Es ist viel Do It Yourself dabei." Für den Release des mit einem sehr geilen Cover des anerkannten Künstlers Andreas Marschall versehenen "Inked In Blood" konnten Obituary

Relapse Records gewinnen. "Wir sind begeistert darüber, dass es viele coole Formate geben wird" (Anm: verschiedene CD-Versionen und ein paar verschiedene Vinylfarben, darunter die sehr limitierte Camouflage-Edition). Und zur Musik meint Donald: "Auf "Inked In Blood" ist Obituary in einer rohen old-school Version zu hören. Wir hatten so viel Spass bei den Aufnahmen – ich denke, das hört man auf dem Album." Stilistisch machen Obituary nach wie vor ihren typischen und recht groovigen Florida Death-Metal. "Neben Deicide und Morbid Angel, die etwa zur gleichen Zeit wie wir auftauchten, war Chuch Schuldiner (†2001) mit Mantas/Death allen immer ein Schritt voraus" erklärt Donald. "Er war ein Visionär und hat uns alle sehr stark beeinflusst". An dieser Stelle kann für alle Death-Alben eine bedingungslose Empfehlung ausgesprochen werden – vom rohen Sound der Anfänge bis zum ausgefeilten Prog-Death der 90er Jahre. Im Sound von Obituary sind allerdings die Schweizer Celtic Frost in ihrer Frühphäse omnipräsent. Es ist natürlich immer speziell, wenn Geschwister in einer Band zusammen zocken. Bei Obituary ist ja Frontmann John Tardy auch dabei. "John und ich sind die beiden jüngeren von insgesamt vier Geschwistern. Es ist cool, dass wir so Leben und Lifestyle teilen. Wir reisen viel und machen natürlich Death Metal. Auch Gitarrist Trevor Peres, ebenfalls Gründungsmitglied des Obituary Vorläufers Xecutioner, ist wie ein Bruder für uns." Zum Line-Up gehören zudem seit ein paar Jahren Kenny Andrews an der Gitarre sowie Terry Butler (Massacre, ex-Death). "Als altes Highlight möchte ich unseren Fans "World Demise" nahelegen". Das vierte Album von Obituary wurde bei Release 1994 etwas verkannt, kann jedoch mit sehr tollen (und groovigen) Songs punkten. Allerdings bleiben die ersten drei Alben – allesamt Klassiker – unerreicht. Man hört von Musikern ja immer gerne ihre Einflüsse. Donald Tardy nennt hier natürlich Schlagzeuger: "Sowohl John Bonham (Led Zeppelin) wie auch Vinnie Appice (Black Sabbath, Dio) haben es mir sehr angetan. Doch Slayer mit Dave Lombardo an den Kesseln haben dann definitiv die Welt verändert." Mit "Inked In Blood" zementieren Obituary ihren Platz als Könige des groovigen Death Metals. Live ist diese Killer-Band am 25. Januar

in der Schüür in Luzern zu sehen.


Speed statt Groove

"Klar, fast alle alten europäischen extrem-Metal-Bands sehe ich als Einfluss" so Max Cavalera, der mit Sepultura aus Belo Horizonte/Brasilien und den Alben "Beneath The Remains" (1989), "Arise" (1991), "Chaos A.D." (1994) und "Roots" (1996) Musikgeschichte schreiben konnte. "Ich nenne da nur Celtic Frost/Hellhammer, Destruction, Entombed, Bolt Thrower und Carcass". So liest sich eine geschmackssichere Auswahl von Max zu seinen musikalischen Wurzeln. "Mit Pandemonium" wollte ich wieder eine schnelle Platte machen. Den Groove habe ich mit Soulfly, die Geschwindigkeit mit Cavalera Conspiracy" erklärt Max die stilistische Ausrichtung des neuen Drehers von Cavalera Conspiracy. "In textlicher Hinsicht dreht sich bei Pandemonium alles im babylonische Endzeitthemen. Dies passt natürlich auch zum aktuellen Zustandes der Erde, wenn man an die radikale Miliz Islamischer Staat, die Konflikte in Nahen Osten sowie zwischen Russland und der Ukraine und schliesslich an Ebola in Afrika denken. Pandemonium ist der perfekte Name für dieses Album" bringt Max den Hintergrund des neuen Albums näher. Eine Europa-Tour ist übrigens für 2015 geplant. Dabei werden immer auch die grössten Sepultura-Klassiker zum Besten gegeben (inklusive dem Uralt-Hit Necromancer). Zur Fussball-WM, die im letzten Sommer in Brasilien stattgefunden hat, meint Max: "Es wurde unglaublich viel Geld für teure Stadien in die Hand genommen wie zum Beispiel in der Amazonasstadt Manaus, wo nicht mal ein richtiges Profi-Team beheimatet ist. Diese Verschwendung ist in der Tat unglaublich. Man hätte da viel mehr bedürftigen Personen helfen können. Doch ansonsten war die WM nicht schlecht. Unser nationales Pandemonium war das Debakel gegen Deutschland (1:7 im Halbfinal). Ich freue mich nun auf die WM in Russland im 2018 – die Russen sind total Metalbegeistert. Eine Metal-Fussball-WM mit einem Soulfly-Gig irgendwo wäre mein Traum."

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TRACKS konnte mit Frontmann Max Cavalera während der Südamerikatour von Cavalera Conspiracy im September sprechen. Der charismatische Musiker zeigte sich überaus gesprächsfreudig und voller Tatendrang.

Zu einer Sepultura Reunion mit Andreas Kisser und Paolo Jr. informiert Max: "Mittlerweise sind wir alle soweit voneinander entfernt und haben uns auseinandergelebt. Und man braucht nicht von jeder Band eine Reunion. Unsere gemeinsame Geschichte war unglaublich, doch ich sehe keinen Raum für eine Fortsetzung. Ich bin mit meinen aktuellen Bands zufrieden." Es ist ja auch zu bemerken, dass Max mit den Nachfolgebands sehr aktiv war und ist: Von Soulfly sind bereits 10 Studioalben erschienen und Cavalera Conspiracy stehen auch schon bei drei Scheiben zu Buche. Es ist immer interessant, von einem Künstler mit einer so langen Historie wie Max in der Retrospektive zu hören, welche die aus seiner Sicht drei wichtigsten Werke seiner Karriere sind. "Erstmals nenne ich hier "Arise", das Sepultura-Album mit der perfekten Mischung zwischen Death- und ThrashMetal sowie den perfekten Songs (Arise, Dead Embryonic Cells, Desperate Cry). Zudem wurde das Cover seinerzeit von Chuck Schuldiner (Anm: der verstorbene Gitarrist, Sänger und Mastermind der Legende Death) treffend als "Seafood Nightmare" bezeichnet". Weiter nennt Max „Point Blank“ (1994), das einzige Album des Projekts Nailbomb, welches er zusammen mit Alex Newport (Fudge Tunnel) durchgezogen hat. „Nailbomb ist so anders im Vergleich allem, was ich je gemacht habe. Alex und ich haben uns an Acts wie Ministry, Godflesh, Young Gods oder auch Treponem Pal orientiert. Zudem ist der Bandname dieses Industrial-lastigen Projekts nur noch brutal – passt perfekt zum Sound.“ Als dritte Bombe hat Max noch das Soulfly-Debut aus dem Jahre 1998 im Sack. „Es war für mich ein sehr schwieriges Album einer damals brandneuen Band. Die Songs „Eye For An Eye“, „No Hope = No Fear“ sowie „The Song Remains Insane“ zünden noch heute und zählen bei jeder Soulfly-Show zu den Höhepunkten. Das erste Soulfly-Album war auch mein erstes Album, das in den USA Gold-Status erreichte.“ Es lohnt sich im Werk von Max herumzustöbern, denn da finden sich echte Perlen.



REVIEWS Hard/Heavy/Metal BRANT BJORK Black Power Flower Napalm Records/Universal

SLASH World On Fire Roadrunner Records/Warner mh. Der Mann mit der pechschwarzen Lockenmähne und dem Zylinderhut bedarf eigentlich keiner weiteren Worte mehr. Wenn Coolness einen Ursprung hätte, dann wäre er das. Wenn Rock'n'Roll eine Person wäre, dann wäre er oder sie bestimmt sein Sohn oder seine Tochter. Slash ist auch an ein einem verregneten Sonntagmorgen in Trainerhose, mit Mundgeruch und Augenringen noch mindestens 5x cooler als alles andere, das auf dieser schönen Erde wandelt. Nach einer solchen Einleitung scheint es ein ziemlich schwieriges Unterfangen zu sein, eine neutrale und kritische Beurteilung zu schreiben. Dann wollen wir mal… „World On Fire“ ist das dritte Solo-Album von Slash. Grundsätzlich. Den Beginn machte das selbstbetitelte Album aus dem Jahr 2010, worauf Slash alles was Rang und Namen im Rock-Zirkus hat, mit auf die Scheibe packte. Die Kollaboration mit Myles Kennedy, dem Sänger von Alter Bridge, hat damals so gut gefruchtet, dass Slash ihn gleich als Sänger für seine Solo-Auftritte verpflichten konnte. Mit von der Partie waren bei diesen Shows auch der Bassist Todd Kerns und der Drummer Brent Fitz (zusammen nennen sich die zwei The Conspirators). Nun haben wir alle vier Namen zusammen, die dann im Jahr 2012 auch alle involviert waren im zweiten Album „Apocalyptic Love“. Weitere zwei Jahre später halten wir nun die Scheibe „World On Fire“ in den Händen, die ebenfalls wieder mit denselben vier Musikern aufgezeichnet wurde. Never change a winning team. Slash haut gleich zu Beginn auf dem Titelsong schon mal richtig in die Saiten und macht dann die Bühne frei für das Ausnahmeorgan von Myles Kennedy. Was dieser Typ aus seinen Stimmbändern rauszupressen vermag, ist einfach aussergewöhnlich und sucht seines Gleichen. Und das ist erst der Anfang, denn auf der neuen Scheibe warten 17 (!) neue Songs auf den Hörer. Bei dieser Anzahl von Songs ist es auch nicht verwunderlich,

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dass diverse Themen angeschnitten werden. Ein stampfendes und böses GitarrenRiff kommt uns zum Beispiel im Song „Beneath The Savage Sun“ entgegen. Kennedy untermalt das kraftvolle Stück mit einem ernsten Hintergrund, nämlich der Elfenbeinjagd und den vielen sinnlos verblutenden Tieren. Ein ähnlich ernstes Thema wird in „The Dissident“ aufgegriffen, das als Anti-Kriegs-Hymne verstanden werden kann. Richtig bedrohlich und verärgert dröhnt dann „The Unholy“ nach einer progressiven Steigerung aus den Boxen und will aufrütteln. Im Text wird die Thematik der KindesmissbrauchsFälle in der Katholischen Kirche angesprochen und angeprangert. Man scheint es nicht so richtig deuten zu können, aber irgendwie erinnern die Stücke „Shadow Life“ und „Iris Of The Storm“ an die guten alten Zeiten von Guns N'Roses, nur schon wenn man das Intro hört. „Dirty Girl“ ist ein weiterer Song bei dem Slash und Kennedy genial harmonieren. Wie es der Titel bereits erahnen lässt, kommt der Song etwas dreckiger und anrüchiger rüber und kann als ein Highlight der Scheibe betrachtet werden. Man könnte jetzt noch sämtliche weiteren Songs unter die Lupe nehmen und hinterfragen, aber das würde den Rahmen hier sprengen. Und genau das könnte als kritischer Punkt von „World On Fire“ ausgelegt werden. Kein Thema, die Songs sind einwandfrei und erfüllen die höchsten Ansprüche, aber für den Hörer sind 17 Songs fast etwas zu viel. Die Orientierung auf dem Album fällt schwer und man verliert sich etwas in den vielen verschiedenen Themen und Songs. Schlussendlich überwiegt aber das Positive verdammt deutlich. Slash live: am 15. November 2014 in der St. Jakobshalle in Basel.

ip. Brant Bjork ist eine Ikone in der Palm Desert Szene, in deren Zusammenschluss sich Desert- und Stonerbands wie Kyuss, Masters Of Reality, Unida oder die Eagles Of Death Metal finden. Bjork selbst hat sich Anfang der 90er Jahre einen Namen als Drummer der StonerGötter Kyuss gemacht und war ebenfalls mit Fu Manchu aktiv. Das hört man seinem Solo-Ableger schon seit Ende der 90er an, denn der Multiinstrumentalist hat sich bereits vor 15 Jahren auf eigene Füsse gestellt und seitdem einige Alben herausgebracht. „Black Power Flower“ ist in diesem Sinne auch keine Neuerfindung des geschnittenen Brotes, aber astreiner Stoner-Desertrock mit den typischen Merkmalen des Genres. Hypnotische Riffs mit sandigem Gitarrensound, groovige Gemächlichkeit, eine korrekte Portion Swing und die nötige, aber nicht übertrieben vorhandene Melodie zeichnen sein neues Album aus. Besonders swingt auf „Black Power Flower“ der Song „Buddha Time (Everything Fine)“ und „Soldier Of Love“ hat einen ganz besonders sexy Hüftschwung. Quentin Tarantino sollte sich dringend überlegen, ob er seinen nächsten Film mit Musik von Bjork untermalt. Die ganze Platte strahlt einen hippiesk-heissen Dunst aus und Bjork ist wahrlich ein Meister im Fusionieren von verschiedensten Elementen, um die er den Stoner Rock erweitert. Im Verlauf des Albums addieren sich einzelne Rock'n'Roll-, Blues- und sogar Funkmomente dazu und bei einigen Gitarrenparts hört man deutlich den Doom heraus. „Black Flower Power“ ist, zusammen mit dem Debut von The Skull, eine unbedingte Kaufempfehlung für alle, die es schwül, heiss und sandig mögen!

EXODUS Blood In Blood Out Nuclear Blast mv. Es hat sich einiges getan bei der Thrash Metal-Legende Exodus. Sänger und Frontproll Rob Dukes musste kurz vor den Aufnahmen zum neuen Album den Hut nehmen und den Weg freimachen für die Rückkehr von Steve “Zetro” Souza an den Vocals. Diese News sorgte


Hard/Heavy/Metal bei vielen Thrash Metal-Maniacs für ein breites Grinsen und riesige Vorfreude auf das neue Album. Dann stellte sich noch die Frage, ob der Einstieg von Exodus-Gitarrist- und Hauptsongwriter Gary Holt bei Slayer einen Einfluss haben würde auf sein Songwriting für „Blood In Blood Out“. Und tatsächlich klingt die neue Platte einiges direkter, griffiger und aggressiver als die beiden fast schon progressiven, teils recht vertrackten Vorgängerscheiben „The Atrocity Exhibition - Exhibit A“ und „Exhibit B“. Es ist klar, ein „Bonded By Blood“ oder „Fabulous Disaster“ werden Exodus genauso wenig nochmal schreiben können wie Slayer ein „Reign In Blood“ oder „Hell Awaits“. Aber mit den absolut hasserfüllten, gnadenlosen Thrash-Metal-Attacken wie dem Titelsong, „Black 13“, "Body

Harvest" oder „Collateral Damage“ zeigen die Bay Area-Helden, dass sie es auch im 2014 noch voll drauf haben. Zetro kreischt und schreit wie in alten Tagen dass es eine wahre Freude ist, Jack Gibson und Tom Hunting sorgen für einen unglaublichen Groove und Gary Holt schüttelt zusammen mit seinem kongenialen Sidekick Lee Altus (Heathen) ein Killerriff nach dem anderen aus dem Ärmel. Gastbeiträge von Metallica-Gitarrist und Original Exodus-Mitglied Kirk Hammett sowie Testament-Sänger Chuck Billy runden das mit einem mörderischen Sound versehenen und genialen Artwork geschmückten Album perfekt ab. Fans der Band können bedenkenlos zugreifen und werden todsicher begeistert sein. Und für all die Thrash-Nachwuchsbands da draussen haben die Altmeister die Latte einmal mehr sehr hoch aufgehängt.

AT THE GATES At War With Reality Century Media/Universal

lg. Wenn eine Band nach langer Zeit eine Reunion macht und anschliessend ein neues Album veröffentlicht, wird sie an ihren Klassikern gemessen. So auch At The Gates aus Göteborg, bei welchen einem zwangsläufig das letzte Album "Slaugther Of The Soul" (1995) in den Sinn kommt. Die Reunion im klassischen Line-Up (mit Sänger Tomas Lind berg, den Gitarristen Anders Björler und Martin Larsson, Bassist Jonas Björler sowie Drummer Adrian Erlandsson) erfolgte bereits 2007, so dass die Band genügend Zeit hatte, Konzerte zu geben und sich so einzuspielen. Die Idee für ein Album reifte offenbar erst im letzten Jahr. "At War With Reality" knüpft im Grundsatz bei "Slaughter Of The Soul" an und fusst auf melodiösem und schnellem Death Metal der Göteborger Schule. Doch finden sich auch andere, teilweise langsamere oder auch recht disharmonische Parts, welche manchmal an Voivod zu Zeiten des Albums "Phobos" (1997) erinnern. Das tolle Artwork vom aufstrebenden rumänischen Künstler Chostin Chioreanu rundet dieses abwechslungsreiche, durchwegs gelungene und ehrliche Comeback würdig ab. Am 16. Dezember kann At The Gates zusammen mit Triptykon und Morbus Chron im Kiff in Aarau bestaunt werden. Pflichttermin!

MONSTER MAGNET Milking The Stars: A ReImagining Of Last Patrol

wäre-wenn-Version von „Last Patrol“. Wie würde es das Feeling verändern, wenn wir unheimliche Orgel- und Mellotronklänge hinzufügten?“ Die Antwort darauf veröffentlicht er jetzt mit „Milking The Stars“ und das Resultat aus seinen Tüfteleien klingt so, als hätten Herman und Lily Munster das Originialalbum mit ihrer Hausband neu eingespielt. Ein dickes 60erVibe begleitet die Um-Arrangements und damit hat Wyndorf seiner Liebe zu 50er- und 60erJahre-Filmen und Comics Ausdruck verliehen. „Milking The Stars“ hat weitaus mehr als ein Überraschungsmoment und man sollte sich das Album ohne Ablenkung und in bequemer Liegeposition auf dem Sofa anhören, damit man auch keinen dieser Augenblicke verpasst. Es ist definitiv ein „neues“ Album, denn die einzelnen Songs haben einen komplett neuen Anstrich verpasst bekommen und sind damit auf jeden Fall ihr Geld wert. Die Tracklist wurde leicht geändert und auf der vorliegenden Version ist beispielsweise „Three Kingfishers“ nicht vorhanden und „Hallelujah“ vom letztjährigen Original heisst neu „Hellelujah“. „Stay Tuned“ fliesst immer noch mit dem wunderbaren „Look To Your Orb“-Geist durch die Ohren, ist in der Neuauflage aber noch wehmütiger und sphärischer. Und, am Rande bemerkt, ist der Gesamtsound auch noch einen Tuck besser als auf dem Original. „Milking The Stars“? Muss man haben.

Napalm Records/Universal

OBITUARY Inked In Blood Relapse / Non Stop Music

ip. Letztes Jahr erschien mit „Last Patrol“ das neunte Studioalbum von Monster Magnet. Dies hat Mastermind Dave Wyndorf nun auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, sprich: die Songs mit noch psychedelischeren Elementen so aufpoliert, dass man sich während des Hörens ohne irgendwelche Umwege direkt in die 60er Jahre zurückversetzt fühlt. Genau das war auch seine Intention, denn „Milking The Stars“ ist nicht einfach nur ein Remix, sondern eigentlich eine Neuinterpretation. Wyndorf kommentiert das Album folgendermassen: „Es ist eine Was-

lg. Die ultimative Florida DeathMetal Band Obituary veröffentlicht diese Tage ihr neuntes reguläres Studioalbum mit dem Titel "Inked in Blood". Und die Songs, die unter diesem bedeutungsschwangeren Titel firmieren, haben es wahrlich in sich. Mal wird munter drauflosgeholt, mal wird doomig-fies vorgegangen, doch immer dominieren Härte, Eingängigkeit und Grooves. Über die fetten Gitarrenriffs wird das magistrale Gebrüll des besten und extremsten Death Metal Shouters, John Tardy,

REVIEWS

darüber gelegt. Als Beispiele können der Opener "Centuries Of Lies" (schnell) sowie "Visions In My Head" (Groove ohne Ende) genannt werden. Doch die anderen Songs halten dieses Niveau problemlos. "Inked In Blood" kann bereits jetzt als Death Metal Klassiker eingestuft werden und steht in der Diskographie von Obituary ziemlich weit oben – ganz nah bei den beiden Überalben "Slowly We Rot" (1989) und "Cause Of Death" (1990). Und die zahlreichen "Ughs" sind bei einer nicht ganz unbekannten Schweizer Metal-Legende abgeschaut. Well done, boys! Auf der limitierten Version sind noch zwei alte Klassiker zu finden, die neu aufgenommen worden sind – watch out.

DRAGONFORCE Maximum Overload Edel

mv. Die Hochgeschwindigkeits-Fanatiker Dragonforce sind wieder da. Mit dem extrem passend betitelten „Maximum Overload“ steht nach dem 2012er Album "The Power Within" das nun bereits zweite Album mit ZP Theart-Nachfolger Marc Hudson am Gesang an. Die Band wird wie eh und je wieder die Metal-Gemeinde spalten mit ihrem fröhlichen, blitzschnellen, ungestümen und mit abgefahrenen Spielereien vollgepackten EuroPower Metal. Dabei sind Dragonforce mit dem furiosen Opener „The Game“ (mit Matt Heafy von Trivium als Gastsänger), dem Doublebass-Speedmonster „Tomorrow's Kings“, der coolen Midtempo-Nummer (!) „Three Hammers“ sowie dem fast schon thrashigen „Defenders“ wieder einige sehr starke Tracks gelungen. Marc Hudson hat sich bestens in die Band integriert so dass am Gesang sicher niemand mehr etwas vermissen wird. Eine sehr gute Produktion sowie ein gewöhnungsbedürftiges aber nicht schlechtes Cover des Johnny CashHits „Ring Of Fire“ runden das Album gekonnt ab.

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REVIEWS Hard/Heavy/Metal ACCEPT Blind Rage Nuclear Blast / Warner

mv. Accept sind seit ihrem grandiosen Comeback vor 4 Jahren mit "Blood Of The Nations" wieder in aller Munde. Obwohl das nachfolgende „Stalingrad“ das Niveau der Comeback-Scheibe nicht ganz halten konnte, ging es weiter steil bergauf und die Band hat sich nach vielen exzellenten Shows wieder in der Spitze der Metal-Szene eingenistet. Die Erwartungen an die neue Scheibe sind entsprechend hoch,die Vorfreude war gross. Und „Blind Rage“ wird definitiv keinen Accept-Fan enttäuschen. Obwohl der Opener „Stampede“ erstmal etwas Ernüchterung bringt, da der Song viel zu austauschbar und ideenlos komponiert und als Eröffnung einer Scheibe mit einem provokativen Titel wie „Blind Rage“ völlig ungeeignet ist. Doch danach lässt die Band nichts mehr anbrennen und verwöhnt den Hörer mit zahllosen fein ausgearbeiteten Metal-Hymnen. „Dying Breed“ ist ein grosses Highlight der Scheibe und besticht mit Tempo, Gänsehaut-Chorus und Wolf Hoffmann's genialer Gitarrenarbeit. Und das nachfolgende „Dark Side Of My Heart“ könnte mit seinen Chören und dem mörderischen Refrain sehr gut auch auf den 80er Scheiben der Band bestehen. Der hochklassige Stampfer „Fall Of The Empire“ setzt ein weiteres Ausrufezeichen und das abschliessende „Final Journey“ macht soviel Freude, dass man sofort begeistert das Album wieder von vorne hören will. Alles in allem setzt „Blind Rage“ ganz entgegen dem Titel den Fokus etwas mehr auf die Melodien als die Vorgängerscheiben und erinnert so des öfteren an die Klassiker „Metal Heart“ und „Russian Roulette“. Sänger Mark Tornillo hat sich mit seiner Reibeisenstimme irgendwo zwischen Udo und Brian Johnson perfekt in die Band integriert und die Produktion von Andy Sneap ist ebenfalls wie immer überaus gelungen. Die Platte knallt jedenfalls ohne Ende und ist somit das bereits dritte sehr starke Album in Folge.

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BLACK ACES Hellbound Bad Reputation/Nonstop mh. Ein schwarzes Cover, die Band heisst Black Aces und das Album (bzw. die EP) „Hellbound“. Der Schriftzug und das ganze Layout der CD erinnern irgendwie an AC/DC und auch die Track-Liste liest sich mit Titeln wie „On The Rocks“, „Devil Woman“ oder „Hard Luck“ wie ein waschechtes Hardrock-Exemplar. Mit der Vermutung weit gefehlt? Nein, überhaupt nicht. Black Aces geben richtig Gas und das in bester AC/DC-, Airbourne- und Rose Tattoo-Manier. Auf ihrer Website ist zu lesen:„100% Aussie Rock And Roll! See you at the bar!” Und das hört man der Musik auf jeden Fall an. Nicht direkt, dass sie viel trinken aber, dass sie aus Australien sind. Aus Victoria genauer. Und dass sie dem einen oder anderen Bier nicht abgeneigt sind, das bringt das Bandleben schon fast automatisch mit sich. Wer also alle AC/DC und Rose Tattoo Alben bereits im Schlaf rezitieren kann, denen sei diese 7Track-EP wärmstens empfohlen. Als musikalische Weiterbildung, sozusagen. Black Aces kommen mit frischer Power, unermüdlicher Spielfreude und sicherlich mit bedeutend jüngerem Blut daher als die Herren der genannten Bands. Eine willkommene Abwechslung. Die Arbeit am Debut-Album hat bereits begonnen und man kann noch vor Ende dieses Jahres damit rechnen.

RIOT V Unleash The Fire

(Virgin Steele) und Gitarrist Nick Lee, um unter dem Banner Riot V mit „Unleash The Fire“ eine brandneue Scheibe im Stile der alten Riot-Klassiker aufzunehmen. Und nach ein paar Durchläufen kommt man aus dem Staunen kam mehr heraus. „Unleash The Fire“ klingt von Anfang bis Ende zu 100% nach traditionellen Riot. Das Album klingt wie die logische Fortsetzung der beiden alten Bandklassiker „Thundersteel“ (1988) und „The Privilege Of Power“ (1990) und ist eine mehr als würdige Nachfolge-Scheibe der zur letzten Platte mit Mark Reale („Immortal Soul“ von 2011). US-Metal in Reinkultur wird hier geboten, und gerade zu Beginn der Scheibe wird das Gaspedal öfters so total nach unten gedrückt, dass es eine wahre Freude ist. Granaten wie „Metal Warrior“, „Bring The Hammer Down“, „Land Of The Rising Sun“, „Fall From The Sky“ oder „Kill To Survive“ sind ein Fest für Fans der alten Scheiben und werden von Sänger Todd Michael Hall zu echten Hymnen veredelt. Mit so einer starken Comeback-Scheibe war trotz der fantastischen Konzerte an diversen Festivals nicht zu rechnen und so wird das Erbe von Riot mehr als würdig fortgesetzt. US Metal- und Speed Metal-Maniacs wissen was zu tun ist und Riot V werden in dieser Form garantiert am nächsten Keep It True-Festival alles von der Bühne blasen.

intensiven Songs direkt in die späten 70er und frühen 80er Jahre. Ganz besonders stark sind der Eröffnungstrack „Ahead Of You All“, welcher gespickt ist mit wundervollen Gitarrenharmonien (klingt wie

ein unveröffentlichter Song vom „Killers“ Album von Iron Maiden), das episch-monumentale „Ballad Of An Old Man“, das an Rainbow erinnernde „Skygazer“ und die auch textliche 70er Jahre Huldigung „1978“. Die absolut passende und herrliche OldSchool-Produktion hat Drummer Fred Estby gleich selbst übernommen und rundet das Album gekonnt ab. Alles in allem ein Fest für traditionelle Metal-Fans.

THRESHOLD For The Journey Nuclear Blast/Warner

THE DAGGER The Dagger

Steamhammer / SPV

Century Media Records

mv. Nach dem tragischen Tod von Gitarrist und Bandgründer Mark Reale im 2012 sah es so aus, als wäre das auch das Ende der legendären Metal-Legende Riot. Doch die verbliebenen Mitglieder und ehemaligen Songwriter-Sidekicks von Mark, Gitarrist Mike Flyntz und Bassist Don Van Stavern, wollten es tatsächlich noch einmal wissen und verstärkten sich mit Sänger Todd Michael Hall (Burning Starr, Reverence), Drummer Frank Gilchriest

mv. Nach Black Trip gibt es mit The Dagger in diesem Jahr gleich noch einmal einen ganz heissen Tipp für Fans der alten Iron Maiden, Judas Priest und Thin Lizzy. Und ähnlich wie bei Black Trip sind auch hier alte Death Metal-Veteranen plötzlich im Hard Rock/klassischen Heavy Metal Bereich unterwegs, denn mit Fred Estby, David Blomqvist und Tobias Christiansson sind gleich drei ehemalige Dismember-Mitglieder bei The Dagger aktiv. Dazu kommt noch der perfekt passende Sänger Jani Kataja (Mangrove, Sideburn) und fertig ist die nächste Schweden-Sensation. Und um es vorweg zu nehmen, „The Dagger“ ist ein echtes Hammeralbum geworden. Die Band versteht es perfekt, die Vibes der alten Helden in die heutige Zeit zu transportieren und entführt den begeisterten Hörer mit ihren fesselnden,

mv. Das Vorgängeralbum „March Of Progress“ der britischen Progressive Metal-Könige Threshold zementierte nicht nur die Rückkehr von Sänger Damian Wilson (nach dem tragischen Tod von Andrew McDermott) sondern war auch ein Statement, dass die Band nach wie vor im Stande war ganz grosse Klassiker zu schreiben. Es war ein perfektes Album mit traumhaften Melodien und unzähligen Gänsehautmomenten. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen der Fans an das neue Werk „For The Journey“. Eigentlich kann man als Band nach einem solchen Hammeralbum fast nur verlieren. Und so ist dann „For The Journey“ im direkten Vergleich tatsächlich leicht schwächer als sein Vorgänger ausgefallen. Aber, und das ist ein dickes „aber“, das neue Threshold Album ist natürlich trotzdem wieder ein wunderbares Werk geworden, welches gekonnt die


Fjordland rockt Volle Kraft voraus: Die erfolgreiche Hard Rock Band aus Norwegen lässt es auf ihrem fünften Album – “Pure Heavy” richtig krachen. lg. Die 2002 gegründete Band aus Bergen, der regenreichsten Stadt der Welt, begann damals als reines Fun-Projekt. Gestandene Black-Metal Musiker von Bands wie Sagh, Enlaved und Gorgoroth frönten ihrer Liebe zu Thin Lizzy und allgemein klassischen Hard Rock und reicherten diesen mit Einflüssen von Bands wie Alice In Chains, Faith No More oder Soundgarden an, was dem Bandsound eine gewisse Schwere gab. Die nach einem mysteriösen Charakter aus der Kultserie „Twin Peaks“ (unter der Regie von David Lynch) benannte Band konnte zunächst und mit den beiden ersten Alben „No Hay Banda“ und „Le Fol“ in Norwegen Erfolge einfahren und in den hiesigen Hitparaden charten. Anschliessend ging es rasant bergauf mit Audrey Horne. Das dritte Album „Audrey Horne“ ging schon etwas mehr in eine Classic Hard Rock Richtung, da die Grunge Einflüsse reduziert wurden. Dafür haben Audrey Horne um den charismatischen Sänger Torkjell „Toschie“ Rod (hauptberuflich als Tätowierer aktiv) live die Bühnen dieser Welt beackert, so dass sich der Fünfer zu einem sehr guten Live-Act gemausert hat. Mit dem Album „Youngblood“ aus dem letzten Jahr konnten dann auch in Deutschland erste Chartplatzierungen notiert werden. Die Scheibe zementierte den Stil von Audrey Horne und

meisten Veröffentlichungen dieses Jahres in den Schatten stellt. Mit nur acht Songs und nicht einmal 50 Minuten Spielzeit zwar für diese Band fast etwas kurz geraten, besticht das Album dafür mit der gewohnten Kombination aus Anspruch, Spannung, Härte und Melodie. Songs wie der perfekte Opener „Watchtower On The Moon“, „Lost In Your Memory“ oder „Turned To Dust“ sind echte Hits, welche mit zauberhaften Melodien und sehr eingängigen Refrains den Hörer mitreissen, während das knapp zwölfminütige „The Box“ mit seinen zahlreichen Stimmungswechseln klar macht,

dass man auch 2014 noch locker mit Dream Theater mithalten kann. Damian Wilson präsentiert sich einmal mehr in Höchstform, während seine Kollegen Richard West und Karl Groom sich glücklicherweise nicht dauernd beweisen müssen und bei den meisten Songs den Blick auf die Eingängigkeit legen anstelle von ausufernden Soli und zu komplexen Arrangements. Das tut der Platte gut und somit ist „For The Journey“ ein weiteres must-have Album von Threshold geworden.

enthielt erstmals unwiderstehliche Hits mit sehr geilen Refrains (man höre da nur den Titelsong). Auch das österreichische Label Napalm Records hat Audrey Horne als Schwerpunktthema positioniert, was mit Sicherheit der Band in ihrer Entwicklung auch geholfen hat. Die CoHeadliner Tour mit Grand Magus im Spätwinter 2014 (Zodiac und The Vintage Caravan bestritten das Vorprogramm), half auch der Band, sich einer grösseren Audienz zu zeigen. Mit „Pure heavy“ wird die Marschrichtung in Richtung Classic Rock fortgesetzt. Man hört Einflüsse von Led Zeppelin, Black Sabbath, AC/DC, Thin Lizzy, Kiss, MSG und Rainbow plus ein Schuss 80s, die zu sehr guten Songs verarbeitet werden und mit Herz dargeboten werden (sowohl live wie auch auf Konserve). Man sieht Toschie, Arve, Thomas, Espen und Kjetil den Spass förmlich ins Gesicht geschrieben. Das nächste Mal in der Schweiz gastieren Audrey Horne am 13. Dezember im

BörömPömpöm in Oberentfelden/AG.


Es ist geil Erzähl uns doch zuerst, wie du zur Musik gekommen bist und was deine Einflüsse waren. Angefangen hat das, als ich 13 war. Da hatte ich zum ersten Mal Black Sabbath's „Paranoid“ gehört. Das hat mich umgehauen und dann habe ich drei Jahre lang nur Sabbath gehört, alles von A-Z. Und dann bin ich auf die Sex Pistols gestossen und dadurch dann auch Bands wie Offspring, Hellacopters und Backyard Babies. Dann habe ich mich durchgearbeitet zu Bands wie The Stooges, MC5 oder Dead Boys und habe gemerkt: Das ist mein Sound! Mit 14 habe ich dann mit zusammen mit Ace, dem Bitch Queens Drummer, angefangen selbst Musik zu machen. Ich hatte dann mit Anthony von den Lombego Surfers einen sehr guten Mentor. Er hat mir eigentlich alles beigebracht, nicht nur Gitarrespielen, sondern auch was es heisst eine Band zu führen, auf Tour zu gehen – einfach alles was dazu gehört. Die Bitch Queens sind ja in erster Linie eine Live Band. Ihr spielt sehr viele Gigs, auch im Ausland. Geld kommt dadurch aber nicht oder nur sehr wenig rein. Könnt ihr kostendeckend arbeiten oder wie finanziert ihr das alles? Das ist alles sehr viel do-it-yourself. Ich mache das alles selbst und mittlerweile kenne ich auch recht viele Leute in anderen Ländern, die auch für uns das Booking machen. Aber das ist alles immer noch viel Underground. Meistens kommen wir mit den Tourneen raus, also wir legen nicht drauf. Und ich denke, das ist in der heutigen Zeit gar nicht mal so schlecht. Was ist dein Hauptziel mit der Band? Möglichst viel live spielen oder mit der Musik Geld zu verdienen? Das Hauptziel ist zuerst gute Musik zu machen. Gute Songs zu machen und das Songwriting möglichst dahin zu bringen, dass die Leute sagen: Das ist wirklich eine geile Band! Aber ob das dann klappt hängt an so vielen Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann. Ich will mich darin auch nicht zu sehr verbeissen, denn das wird sonst kontraproduktiv. Wir haben natürlich schon unsere Ziele, wir alle haben unser Leben ja zu einem grossen Teil nach der Band ausgerichtet. Aber das Hauptziel ist auf jeden Fall geile Musik zu machen! Was waren eure bislang grössten Erfolge? Einerseits konnten wir ein paar wirklich grosse Sachen spielen. Zum Beispiel auf der Hauptbühne beim JKF in Basel. Das war wirklich geil, vor tausenden Leuten zu spielen. Ich finde es toll, dass es sowas in Basel gibt. Aber unser grösster Erfolg ist doch, dass wir in Europa touren können. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass wir in Spanien, Frankreich, Holland, Italien oder Tschechien spielen können und so um die 60 – 70 Konzerte pro Jahr machen. Jetzt kommt euer zweites reguläres Album heraus. Wo wird „Kill Your Friends“ überall veröffentlicht? Unser Label Lux-Noise hat Connections in den meisten europäischen Ländern. In Deutschland wird das über Cargo vertrieben, und dann kommen natürlich noch die diversen Download-Plattformen dazu. Und die Vinyl-Ausgabe erscheint auch in den USA über ein kleineres auf Punk und Rock'n'Roll spezialisiertes Label. Wer schreibt die Songs bei euch? Ich komme meist mit der Grundidee, mit den Riffs. Ace schreibt dann die Texte und die Gesangsharmonien und ich singe die dann. Das ist ja eigentlich eine ziemlich untypische Struktur. Aber wir kennen uns ja schon 14 Jahre, das ist schon eine Einheit geworden und das funktioniert super. Und die anderen beiden bringen auch viel Einflüsse, was

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hh. In Basel gehören die Rock'n'Roller seit Jahren zu den beliebtesten Bands. Mit ihrem im Punk verwurzelten Sound lassen sie es aber auch im Ausland regelmässig krachen, so gehören die Bitch Queens zu den am härtesten arbeitenden Truppen helvetischer Bauart. Ihre schweisstreibenden, vor Energie strotzenden Live-Shows sind legendär und sorgen in den Clubs zwischen Spanien und

die Arrangements angeht – so das Salz und den Pfeffer dazu. Aber der Grundkern der Songs entsteht zwischen dem Drummer und mir. „Kill Your Friends“ kommt also neben der CD auch als Vinyl-Ausgabe raus. Ja, als 180gr. Vinyl. In Europa als rotes Vinyl, in den USA ist sie silbern und dann gibt es auch noch ein paar schwarze. Es gibt da auch jeweils einen Download-Code dazu. Warum macht ihr überhaupt noch Platten? Die verkaufen sich ja immer schlechter. Weshalb stellt ihr die Songs nicht einfach zum Download ins Netz? Ich bin da altmodisch. Ich sammle noch Platten. Ich finde das Format gut und für mich gehört eine Platte einfach dazu, besonders Vinyl. Ich möchte etwas in der Hand haben. Und dann kommt ja auch das ganze


aber hart Tschechien für stetig steigende Fan-Zahlen. In diesen Tagen erscheint das neue Studio-Album „Kill Your Friends“, vollgepackt mit packenden, dreckigen „mitten in die Fresse“-Songs, die eindrücklich den Anspruch untermauern, die beste Rock'n'Roll Band des Landes zu sein. TRACKS traf Ober-Bitch Mel Quitt, seines Zeichens Bandmotor, Lead-Gitarrist und Sänger.

durch die Clubs, wo wir schon gewesen sind und es kommen auch einige neue dazu. Kommen zu euren Konzerten immer die gleichen eingeschworenen Fans oder werden es von Tour zu Tour immer mehr? Das werden jedes Mal mehr Leute, das ist ganz klar festzustellen. Besonders in die Läden, wo wir schon öfter gespielt haben, kommen immer mehr Leute. Das macht Sinn. Aber es gehört auch dazu, dass wir dort regelmässig wieder vorbeikommen und die Szene pflegen. Da muss man schon stetig dranbleiben, denn die Szene ist sehr schnelllebig und sonst wird man schnell vergessen. Das steckt eine Menge Arbeit dahinter, aber die macht ja auch Spass. Wie lange wollt ihr das noch machen? Mann, da fragst du mich was! Wenn man rein logisch überlegen würde, dann hätten wir schon lange aufhören müssen. Wir spielen ja eine Art Musik, die heutzutage nicht mehr gross gefragt ist. Platten verkaufst du auch nicht mehr viele. Es ist geil – aber hart! Wir haben auf jeden Fall vor, noch lange weiter zu machen. Wir machen das für uns und auch, um eine Musik aufrecht zu erhalten, die am Sterben ist, aber eigentlich da bleiben sollte. Und ich glaube, diese Musik kommt auch wieder zurück. Ich glaube, irgendwann haben alle von diesen blöden, langweiligen DJs die Schnauze voll und gehen wieder in die Keller und ziehen sich richtigen Rock'n'Roll rein. Und ich hoffe, dass Bands wieder den Stellenwert bekommen, den sie früher hatten.

BITCH QUEENS Kill Your Friends Lux Noise

Artwork dazu, die Grafik, die Fotos und so. Ich finde das geil und wenn ich etwas geil finde, dann mache ich das auch. Es gibt auch viele Fans, die das schätzen und die Platten kaufen. Wird es eine Release-Party geben? Natürlich, in unserem Stammclub Hirscheneck in Basel am 8. November. Da ist dann auch noch eine befreundete Band aus Tschechien dabei. Und danach? Geht es wieder auf Tour? Ja, wir spielen erst ein paar Gigs in der Schweiz und dann fahren wir wieder nach Prag und auch nach Frankreich. Im nächsten Jahr ist noch einiges in der Schwebe. Wir werden sicher nach Deutschland und auch nach England gehen, da haben wir jetzt ganz gute Kontakte. Es wird wieder quer durch Europa gehen,

ip. Die Bitch Queens muss man einfach lieben. Erstens, weil sie eine affenstarke Livetruppe sind; zweitens, weil sie richtig nette Kerle sind und drittens, weil sie Gute-LauneMucke machen. Punkrock'n'Roll, eins-zwei-drei-vier, straight und schnörkellos. Da braucht man sich nur Strassenfeger wie „Again, Again and Again“ anhören, die im Refrain mit „I am leaving and never coming back, pack my memories into a single bag“ glänzen. Oder das ganz grosse „Gimme A Kiss“, den man nach dem ersten Hören nie, aber auch wirklich NIE wieder aus dem Ohr bekommt und dessen Videoversion vor einem Jahr für Empörung gesorgt hatte, betreff anstössiger Darstellung von PfuiInhalten. Als Randnotiz: Wenn man das Video kennt, weiss man, dass sich immerhin die Bratwurstindustrie für zusätzliche Werbung hätte bedanken können. Das restliche Drama, das um „Gimme A Kiss“ gemacht wurde, war mangels tatsächlicher Bilder im Grunde lächerlich. Es ist bewundernswert, wie die Basler ein eigentlich schon ausgeschöpftes Genre immer noch neu anpinseln und mit neuen Songs quasi „alte“ Klassiker generieren, die einfach nicht aus der Mode kommen. Zwischendurch klingen die Backyard Babies durch, ein bisschen Turbonegro, aber Bitch Queens ist und bleibt der Hauptfaktor der ansteckenden Band. „That Girl“, „Take Out The Trash“ oder „Lick It (Like You Like It)“ sind schlicht schmissige Rock'n'Punk-Nummern mit hohem Spass-Faktor, bei denen man unwillkürlich mitrockt. Ein Highlight zum Schluss ist „Bullseye Baby“, das den guten alten Punkgitarrenlauf à la Sex Pistols wieder zum Leben erweckt. Und wer mit „Tick, Tick – Boom“ eine Platte ausklingen lässt, der ist nicht nur schweinecool, sondern erklärt damit, dass die Zeit unerbittlich weiterläuft, bis man sich das Album erneut anhört. Anhören soll! Eins-zwo-drei-vier, LOS!

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hh. Der ehemalige Music Star Finalist Daniel KandlCloser bauer legt hier sein fünftes Muve Studioalbum vor und überrascht mit Americana/ Country-Klängen. Der Berner Oberländer gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Schweizer Musikern, praktisch alle seine Alben und Singles konnten sich den Charts platzieren. Auch als Musical Star setzte er sich gekonnt in Szene, über 400 Auftritte absolvierte er als „Daneli“ in „Ewige Liebe“. Kandlbauer ist zweifellos ein herausragender Sänger, erinnert im Timbre oft an Robbie Williams und kann auch als Songwriter überzeugen. Allerdings ist alles, was der gute Mann bislang gemacht hat, sehr beliebig. Auch das neue Album macht da keine Ausnahme. Man bekommt den Eindruck, Kandlbauer will es allen recht machen, nur nicht anecken oder mal über die Stränge schlagen. Dass seine Songs dadurch hohes Radio-Playlist-Potential haben, ist die eine Seite der Medaille, dass dabei seine künstlerische Eigenständigkeit verloren gegangen und kein wirklich persönlicher Stil auszumachen ist, ist die Kehrseite. Bei Kandlbauer weiss man nie, wohin er will und was als nächstes kommt. Singer/Songwriter, Musical-Star und jetzt der melancholische, weiche Cowboy? Was bleibt da noch für die Zukunft? Big Band Swing vielleicht? Das ist schade, denn der Mann hat tatsächlich hohe musikalische Qualitäten, schreibt gute Songs, gehört zu den besten Stimmen des Landes. „Closer“ passt sich der „ich will keinem wehtun“-Mentalität voll und ganz an. Songs ohne Ecken und Kanten, staubfrei versiegelt. Songs, schön und melodiös und zwei Mal durchs WeichspülBad gezogen. Entsprechend ist auch die Leistung der beteiligten Musiker. Da gibt es vom technischen Standpunkt her nicht viel zu meckern, aber man möchte ihnen stetig zurufen: Lasst doch mal wenigstens ab und zu die Sau raus! Wer aber an derart „störungsfreiem“ Sound Freude hat, wird mit „Closer“ bestens bedient.

KANDLBAUER

KANDLBAUER

Daniel Kandlbauer meldet sich nach zwei Jahren zurück und überrascht mit einem intimen und sehr gelungenen Album. Auf „Closer“ stellt der hörbar gereifte Singer/Songwriter seine Qualitäten unter Beweis und liefert soliden Country Rock. ub. „Der kreative Prozess der Schöpfung eines Songs erfüllt mich“, erzählt der begeisterte Sänger und Gitarrist. In seinen Texten verarbeitet der Geschichtenerzähler, was ihn täglich beschäftigt. Die Stücke sind tiefgründiger und kritischer geworden und handeln vom staubigen Asphalt des Lebens: „Ungerechtigkeiten sollten jeden interessieren“, meint Kandlbauer, der sich skeptisch gegenu? ber Religionen äussert und Krieg verurteilt. Durch seine Mutter einen starken Bezug zur USA, mag der Berner Oberländer den „Autobahn-Sound“ des Folk/Country-Genres. Die letzten fünf Monate verbrachte er mit dem Produzenten Cyrill Camenzind im Studio. Die Musik für sein fünftes Album wurde per Bandmaschine aufgenommen, sodass die Songs roh und erdig klingen. Von TRACKS auf die Teilnahme bei MusicStar vor knapp zehn Jahren angesprochen, zeigt sich Kandlbauer dankbar für die Erfahrungen, die er machen durfte. Er erhielt einen Plattenvertrag bei einem Major Label und sei „die Welle geritten“ damals. Das Debüt „Home“ stieg direkt auf Platz 1 der CH-Charts ein und bescherte Kandlbauer eine GoldAuszeichnung. Mit diesem Schwung veröffentlichte er sein härtestes Album „Inside Out“: „Meine persönliche Rebellenplatte - die musste einfach sein“, schmunzelt er. „The Shades Of Light“ (2008) enthielt die Uriah Heep-Ballade “Lady In Black”, die er mit Ken Hensley neu aufnahm. Der Kontakt kam via Universal zustande. Bis heute ist Kandlbauer stolz auf das „einzige Duett mit dem Original-Sänger“ und fügt hinzu, „durch die Heep-LP's meiner Eltern wurde ich inspiriert“. Von Grossstädten hält er sich mittlerweile fern: „Der Rummel um meine Person hat etwas nachgelassen, was mich aber nicht stört. Ich schaue mir lieber von Grindelwald aus die EigerNordwand an“. Kandlbauer ist ein Reisender im Geiste mit einem weiten Horizont und der Sehnsucht nach Freiheit. Auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Eindrücken liess er sich ab 2009 für das Erfolgsmusical „Ewigi Liebi“ verpflichten. Ob im Vorprogramm von Bryan Adams oder vor 100 Leuten, Kandlbauer ist getrieben von der Freude an der Musik. Bis Ende Jahr gibt er noch eine Handvoll Konzerte in der Schweiz, Gigs für 2015 sind zurzeit in Planung.

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SLAM & HOWIE AND THE RESERVE MEN Live All Over Europe Wanted Men Recordings mey. Slam und Howie mit ihren Reserve Männern kommen auch „Live“ verdammt geil daher. Hierzulande gelten sie schon seit mehreren Jahren zu den besten Live-Bands. „Live All Over Europe“ zeigt die ganze Stärke dieser Combo. „Slam And Howie And The Reserve Men“ rocken, rollen, und grooven sich durch Europa mit ehrlicher starker Musik. Mit ihrem rohen und streckenweise wilden Mix aus Country, Rockabilly, Rock'n'Roll und Americana Einflüssen bringen sie jedes Publikum zum Kochen. Slam (Vocals, Electric & Acoustic Guitar), Howie (Electric Guitar, Mandolin, Vocals), Ross (Electric & Acoustic Guitar, Banjo, Vocals), Mister Drake (Bass, Vocals), Bennet Young (Drums, Vocals) verströmen einen eigenen Charakter und liegen mit ihrem Sound doch im Trend, wie „Mumford & Sons“. Mit zwanzig starken Songs erfüllt das Album alle Ansprüche an ein solides tolles Live-Album. In den verschiedensten Ländern Europas fühlen sie sich auf der Bühne Zuhause und verbreiten immer eine ausgelassene Party-Stimmung. Sei das in der „Mühle Hunziken“ in Rubigen, im „Jack The Ripper in Roncà in Italien oder auf der Festivalbühne am „Gevarenwinkel“ im belgischen Herselt. Als ich nach „Renegade“ gesagt habe: „Also raus auf die Bohlen, die die Welt bedeuten“ habe ich genau das gemeint. Als nächste Steigerung wäre eine Tour durch USA wohl anzuträumen. Hey-hooo und weiter soooo.


ANDY TRINKLER Three Mile Road ATM Productions

mey. Die siebte CD des einheimischen Singer/Songwriter Andy Trinkler „Three Mile Road“ kommt wie aus einem Guss daher. Nach alter Singer/ Songwriter Schule zeigt uns Andy Trinkler, dass die Stimme und die Aussage das A und O eines guten Songs ausmachen. Hier lässt er sich auf keine Kompromisse ein. Treibende Beats (Christof Jaussi), groovender Bass (Mich Schärer) mit schönen Gitarren erzeugen den Background, darüber seine charaktervolle Stimme die einmal rockig, dann wieder folkig oder mit einem Country-Einschlag daher kommt. Mit „I Don't Need You Anymore“ wird das Album eröffnet. Andy Trinkler pur, nur akustische Gitarre und seine Stimme. Mit

„Wrong Time, Wrong Place“ beginnt die musikalische Reise auf der „Three Mile Road“. Mit „Of Sticks And Stones“ wird das Tempo erhöht und der Country Style bricht mit dem Einsatz der Fiddle-Begleitung von Barbara Wildberger durch. Ein gelungener Ausflug in den musikalischen Countrygroove. „Cajun Moon“ zeigt wiederum Andy Trinkler's Stärke. Sehr spärlich instrumentiert, dafür mehr Melodie. Ein schöner Song auf den Punkt gebracht, mit sehr prägnanter Gitarrenarbeit. Ein schöner rockiger Song ist „Plowing It Under“, doch verstört mich hier der Chorgesang ein wenig. Mit der schönen Piano Einleitung beginnt das tolle „Top Of The Fence“. Starke Hookline und eine eingängige Melodie würzen diesen Song, der so unschweizerisch tönt. „Three Mile Road“ ist eine überzeugende Weiterentwicklung von Andy Trinkler's Schaffen. Es macht Spass dieses Album zu hören.

GRAND CANNON Boom Universal ub. Hinter Grand Cannon verbergen sich Blues HarpSpieler Pfuri Baldenweg und

Posaunist Kniri Knaus, die Mitte der 70er-Jahre als Trio Pfuri, Gorps & Kniri europaweite Bekanntheit durch das Musizieren mit Alltagsgegenständen erlangten. (Pfuri war später Frontman von Trash Bag.) Der Dritte im Bunde ist Sänger und Gitarrist Zach Prather, 1952 in Chicago geboren, der von Willie Dixon (Bassist von Muddy Waters und Chuck Berry) gefördert wurde. Der Liebe wegen zog Prather nach Luzern. Aus einer Jam-Session im Juni 2013

The Time Girl“ im Stile von Ray Charles' „Hit The Road Jack“ sowie entspannt lockere Stücke, die nach „Bakerman“ von Laid Back oder „Midnight Man“ von Vanda & Young's Flash And The Pan klingen, lassen die Finger schnippen und den Kopf wippen. „Old Bad Habits“ ist jazzig und erinnert dank Zach Prathers herrlicher sonorer Bassstimme und dem mehrstimmigen Aufnahmeverfahren an Zappas „Bobby Brown“. Pfuris Können auf der Harmonika kommt auf dem Album ebenso zum Tragen wie Kniris Posaune mit Sordine gespielt. Die Pfannen, Scheren und Plastiksäcke von früher werden nur selten und dezent eingesetzt („Corkscrew Blues“). Alles in allem eine sehr erfrischende und coole Blues-Platte und ein echt überraschendes Comeback.

entstand die Band Grand Cannon. Das vorliegende Debüt „Boom“ bietet eine Vielfalt an ideenreichen Kombinationen des Rhythm'n'Blues. Fröhlich und gut gelaunt, teils leicht selbstironisch, zeugen die zwölf Stücke der CD von Lebensfreude. Die ausgelassene erste Nummer „What's

KINO KINO Kino Kino Sony ub. Mundart im Grossformat nennen Kino Kino ihren Musikstil. Grossformat deshalb, weil der Erstling definitiv eingängige Stadion-Hymnen zum Mitsingen enthält. Die fünf Jungs um Sänger und


Frontmann Matt Stöckli, der vor rund zwei Jahren alles auf die Karte Musik setzte, legen einen professionellen Auftritt hin. Interessanterweise war der Band zu Beginn nicht klar, ob es ein englisches oder ein Mundartalbum werden soll. Parallel entstanden englische und von Bassist Stef Zobrist schweizerdeutsche Texte. Durchaus tiefgründig, erzählen die vielsagenden Lyrics von Liebe, Trennung und Gewissensbissen, reflektieren Erfolge und verpasste Chancen. Zwölf ihrer besten Songs

GURD Fake LC Records Drei Jahre ist es her, seit man von der Schweizer Metalinstitution zum letzten Mal etwas aus dem Studio gehört hat. Zum 20jährigen Bestehen veröffentlicht der Vierer aus dem Nordosten des Landes nun „Fake“, das die bisherige Bandgeschichte beleuchtet. Es handelt sich aber nicht um eine Compilation von schon veröffentlichten Songs, sondern um ein komplett neues Studioalbum, dessen Songs durch alle Phasen führen, die GurD bisher geschrieben haben. So hätte der Opener und Titeltrack mit seiner mächtigen Riffwand und dem straighten Drumming von Steve Karrer auch gut auf das 1998er Album „Down The Drain“ gepasst. „White Death“ und das gegen Ende platzierte „Neglected“ sind lupenreine Thrasher, wie man sie immer mal wieder auf verschiedenen Alben finden konnte, denn trotz des immer noch verbreiteten CrossoverHüpf-Images standen GurD eigentlich auch immer schon für eine volle Breitseite aus dem rabiateren Metalgenre. „Wiped From The Earth“ ist flott, fordernd und treibend und steht für eine GurDtypische Groovenummer und das nachfolgende „Go For It“ klingt wie ein in die Gegenwart geholter Song vom 1995er Debut. Dies vor allem auch, weil Gitarrist Pat Müller den Song singt und damit eine alte Tradition aus dem Hause GurD wiederbelebt wurde. „Last Hooray“ hingegen stampft nach „Addicted“Manier durch die Membran und könnte eventuell ein neuer Livekracher werden. Mit „Hunter Of Dreams“ ist ein Song vertreten, der sich nicht ohne weiteres in eines der neun vorgängigen Studioalben einordnen lässt, denn hier wird zum typischen GurD-

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Sound eine Richtung eingeschlagen, die in Arrangement und Songwriting neu ist und andeuten könnte, was die Band in Zukunft von sich hören lässt. Ähnlich geht es mit „Near Miss“ weiter, der fast wie ein Bastard aus alten Metallica und Exodus klingt (und mit „knapp daneben“ auch den Frust über den verpassten Sommer ausdrückt). „Bong, Bong“ wiederum ist nicht nur inhaltlich eine Nummer mit „Addicted“-Kaliber, pumpt und drückt an allen Ecken und hat einen bestechend einfachen Mitsing-Refrain mit Humor. Einen Rock'n'Roll-Touch versprüht „Liquid Vision“, das Pulver seinem Freund Gary Meskil von Pro-Pain gewidmet hat und spätestens hier ist dann auch klar, dass das Solo wieder zelebriert werden darf. Ähnlich ist es beim letzten Song „Strike 'em Down“, der nochmal eine letzte Thrashmarke setzt und mit seiner Geschwindigkeit eher unüblich für eine Ausgangsnummer ist. Mit „Fake“ ist GurD ein musikalischer Rundumschlag gelungen. Abwechslungsreiches Songwriting, spielerisches Können, Spass an der Sache und eine niet- und nagelfeste, wuchtige Produktion sind mehr als genug Gründe, sich dieses Album ins Wohnzimmer zu stellen. Die drei Jahre Wartezeit haben sich gelohnt und GurD haben mit „Fake“ ein absolut würdiges Jubiläumspaket für Metalfans verschiedener Sparten geschnürt.

wurden von Department Of Noise (Seven, Marc Sway, Caroline Chevin) für das Debüt der Aargauer produziert. Musikalisch eine Schnittmenge zwischen Plüsch, Mash und Adrian Stern, sind auch GotthardBalladen nicht weit entfernt. Kino Kino spielen kraftvoll produzierten Mundart-Pop ohne grosse Überraschungen. “Chum Doch Zrugg” und “Es Reins Gwüsse” orientieren sich an den schweren Gedanken der britischen Vorbilder Travis und Coldplay. Originell und witzig ist die rockige Single-Auskoppelung “Millionär” mit OhrwurmQualitäten und der Substanz, ein Radio-Hit zu werden. Die Band steht am Anfang ihrer Karriere und hat das Potenzial, im kleinen Musikmarkt Schweiz erfolgreich durchzustarten. Das Live-Charisma wird entscheidend sein.

AZIZ Sorroweater Subversive/Irascible

zehnjährigen Bandgeschichte haben sich die drei Jungs nie auf einen festen Stil festlegen lassen und sich stetig weiterentwickelt. Dabei wurden modische Strömungen nicht gross beachtet, Aziz machten das, worauf sie Bock hatten. Und das ist harter Rock mit Ausflügen in den Metal, ihre stellenweise verzwickten Songarrangements lehnen sich zudem am Prog an. Auf „Sorroweater“ gehen sie den Weg konsequent weiter, sie wildern nach wie vor in allen Schubladen des Rock und verbinden diese verschiedenen Stile auf ihre ureigene Art. Heraus kommt ein zwar sperriges, aber überaus faszinierendes Gebilde, das seinen Reiz erst mit mehrmaligem Hören offenbart. Grund dafür ist in erster Linie der überwiegende Verzicht auf Ohrwurm-Hooklines. Der Aziz-Wurm ist wesentlich perfiderer Art, er frisst sich unaufhaltsam ins Gehirn und infiziert seinen Wirt mit grosser Nachhaltigkeit. Die vertrackten Songs sind sicher nicht jedermanns Sache, aber wer sich darauf einlässt wird auf eine mitreissende musikalische Entdeckungsfahrt gehen. „Sorroweater“ verlangt dem Hörer einiges ab, vor allem Zeit und den Willen in diesen Sound einzutauchen. Denn für oberflächliches Hören ist das Album wahrlich nicht geeignet. Es gibt nur sehr wenige Bands, die in der Schweiz einen dermassen eigenwilligen und eigenständigen Sound pflegen. Aziz erledigen den Job mit Bravour.

SUCHAS Invisible Goldon

hh. Schwere Kost, was uns das Berner Trio mit dem vierten Longplayer da auftischt. Nun gut, einfach handzuhaben war die Band nie, im Laufe ihrer über

ip. Suchas sollte allen noch ein Begriff sein, die Anfang und Mitte der 90er Jahre Hardcore gehört haben, denn damals war das Trio aus Luzern zum ersten Mal aktiv. Nach drei Alben und unzähligen Gigs, unter anderem mit den Spudmonsters, zogen die Jungs allerdings leider den Stecker und lösten sich auf. Das war für die Schweizer


Hardcoreszene ein herber Verlust, denn Suchas galten damals als vielversprechender, weil ungewöhnlicher, Act. Allerdings konnten sie ihre Finger doch nicht von ihren Instrumenten lassen und wid-

Bühne, sondern holt sich auch die Scheibe für zuhause.

meten sich anderen Projekten. Dominik Meyer (Drummer und Besitzer der Meyer Musik-Bar in Luzern) war mit der Luzerner Band Meyer aktiv, Gitarrist Kilian Knuchel mit Never Say Die und Guido Röösli, Bassist und Sänger, hob das Goldon Records Label aus der Taufe, auf dem neben beispielsweise Alvin Zealot auch nun „Invisible“ erscheint. Für damalige Fans der Band ist die Wiedervereinigung ein ganz besonderer Leckerbissen, denn Suchas haben sich aus verschiedenen Stilrichtungen einen ganz eigenen Sound zusammengeschustert, den auch Neuankömmlinge interessant finden werden. Auf ihrem neuen Album „Invisible“ gibt es nämlich einen bunten Strauss an alternativem Independent-Hardcore, der auf jeden Fall und in positivem Sinne Randgruppenmusik darstellt, und dies auch zelebriert. Das Schöne an der Schweiz ist nämlich, dass man hier musikalisch wesentlich offener auf Neues zugeht und gerade deshalb sollte und muss man Suchas ein bis zwei Ohren leihen, denn die drei Jungs wissen, wie „neu“ geht. Wer also auf leicht verschrobenen, speziellen und knusprigen Sound steht, der heisst Suchas nicht nur „Willkommen zurück“ auf der

ip. Vanadine aus Weinfelden/TG machen im weitesten Sinne Hardrock, den sie mit einigen elektronischen Jingles versehen und ab und zu auch die Akustikgitarre auspacken. Ihr Debut „Liar“ haben sie auf Mallorca mit Christian „Yps“ Limburg aufgenommen, dem Gitarristen der deutschen Hardrockband Bonfire. Mit diesen waren Vanadine auch schon auf Tour und sind live bestimmt gut angekommen. Auf CD klingt einiges allerdings ziemlich gewollt und angestrengt nach Innovation. Der Grundgedanke ist dabei gut gemeint, aber in der Umsetzung hapert es noch hier und da. Der Stilmix aus Rock und Elektronik funktioniert noch nicht ganz reibungslos und wenn man andere im Moment veröffentlichte Alben parallel zu „Liar“ hört, fällt im Vergleich auch die ziemlich dünne Produktion ab. Vanadine sind aber eine Band, die definitiv was will und, wie schon angemerkt, live sicher um einiges besser klingt. Die eine oder andere Ballade kommt bestimmt auch bei den weiblichen Hörern gut an und wer auf Hardrock steht, kann ja trotzdem mal ein Ohr riskieren. Unterstützen sollte

VANADINE Liar Lictoc Music Production

man Schweizer Bands ja immer; vor allem, wenn sie im Aufbau begriffen sind.

SIR JOE Treasures In A Box The Song Brewery

mey. Hinter SirJoe verbirgt sich „Sörtschou“ Sergio oder eben Serge Christen. Der in der Schweiz bekannte Bieler Musiker (Modern Day Heroes) ist hierzulande kein unbeschriebenes Blatt mehr, gehört er doch schon seit Jahren zu den kreativen Sänger und Songschreibern. Nach dem 2012 erschienenen Debut „Half The Story“ bringt SirJoe mit „Treasures In A Box“ seinen Nachfolger auf den Markt. Zwölf poppige Songs zwischen Folk und Americana angesiedelt verführen zum zuhören. Sehr persönliche Texte verarbeitet er in seinen Songs, verarbeitet damit auch Lebensschritte, Abschnitte und Situationen die seine letzten Jahre geprägt haben. Das ganze Album kommt locker und flockig in einem poppigen Mantel daher, mehrheitlich dominieren die akustischen Instrumente, Akustik Gitarren, Mandoline, Dobro oder Banjo. Praktisch jeder Song erweist sich als Radiotauglich was vielleicht ein wenig negativ daherkommt. Seine persönlichen Aussagen wollen nicht immer im 3:40 min Zeitraffer verarbeitet

werden. Da wären bei manchen Songs mehr Raum und Zeit für die Entfaltung von musikalischen Farbtupfern schön gewesen. Aber das macht keinen Abbruch an die schöne Arbeit von SirJoe. Ohrwurmcharakter ist bei fast allen Songs vorhanden. Das schöne Duett „Make It Shine“ mit William White erweist sich auf diesem Album wohl als Smash Hit. Mit dem Outro „Moment In Between“ gelingt Serge Christen eine sensationelle Reprise in musikalischer Schönheit, die ich als solche Parts auf dem Album zwischenzeitlich vermisse. „Treasures In A Box“ in ein schönes Album eines talentierten Schweizer Musikers. Wir dürfen gespannt auf seine nächsten Songs und seine stilistische Weiterentwicklung sein. Alle, die SirJoe live erleben wollen, werden im Herbst/Winter die Möglichkeit dazu erhalten.


Auf zu neuen Ufern

hh. Seit Delilahs vor einigen Jahren als reine Frauenband starteten, ist viel passiert. Aus dem Trio wurde ein Quartett, ein Mädel ging, zwei Jungs kamen. Der Line-Up Wechsel hat der Band frischen Wind eingehaucht, für Dynamik gesorgt und klar gemacht, dass aus der von Kritikern milde belächelten Girl-Band eine ernst zu nehmende Formation gewachsen ist. Mit dem Album „Greetings From Gardentown“ (2012) liessen Bandchefin/ Bassistin/Sängerin Muriel Rhyner, Gitarristin Isabelle Eder und ihre beiden männlichen Mitstreiter Philipp Rhyner (gtr) und Daniel Fischer (dr) auch schon erahnen, dass mit dieser Truppe fortan ernsthaft zu rechnen ist. Zum Release des neuen Albums „Past True Lust“ sprachen wir mit Muriel Rhyner.

Was ist seit dem letzten Album „Greetings From Gardentown“ bei euch gelaufen? Vor der Produktion von „Gardentown“ hatten wir uns vorgenommen, ein Album mit einem fetten Sound zu machen. Etwas, das uns noch nie im Studio gelungen ist. Also hatten wir uns gesagt, wir nehmen keinen externen Produzenten, sondern wir nehmen so auf, wie wir das als Band empfinden. Das haben wir dann auch genauso umgesetzt. Und das war eine richtige Entscheidung. Wir hatten super Feedback, wir haben viele Gigs gespielt, das waren so um die 80 Konzerte in 14 Monaten im In- und Ausland – alles lief genauso, wie wir es wollten. Und dann habe ich angefangen die neuen Songs zu schreiben. Inzwischen war in meinem Leben einiges passiert, eine Beziehung ist auseinander gebrochen, ich hatte viele verschiedene neue Erfahrungen gemacht, es hatte sich viel verändert. Da hatte ich mich entschieden, dass ich frischen Wind brauche. Ich wusste, dass ich für das nächste Album einen

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Produzenten wollte und ich konnte mir gleichzeitig nicht vorstellen, wieder in ein Schweizer Studio zu gehen. Es musste etwas Neues passieren und ich hatte das Gefühl, dass ich das nicht in der Schweiz finden würde. Ich habe mich dann in Deutschland bei Leuten, die ich kenne, umgehört und Studios abgecheckt. Der Ingo von den Donots hat mir zwei Studios empfohlen, von denen ich mich dann für das Principal Studio in Münster entschieden hatte. Als ich mich mit dem Studio in Verbindung gesetzt hatte, meinte gleich einer der Produzenten dort: Mit euch will ich das Album machen, das klingt sehr vielversprechend. Ich habe nach neuen Erfahrungen gelechzt um weiter zu kommen und wollte unbedingt jemanden, der meine Songs perfekt umsetzen kann. Das ist uns bislang nicht immer gelungen. Ja, und dann hat das angefangen mit dem Toni Meloni und dem H Bloxx-Bassisten Gudze Hinzals - Produzenten, die dort in dem Studio arbeiten. Ich bin dann mit meinen Demos dahin gefahren und wir haben


begonnen an den Songs zu arbeiten. Einige sind so geblieben, wie ich sie komponiert hatte, einige haben wir umgekrempelt. Was wir in erster Linie verändert haben war nicht die Punkrock-Attitüde, sondern die Punkinstrumen-tierung, die sich bei uns mit der zweiten Gitarre eingeschli-chen hatte – also das Geschrumme, ich immer den Bass durchspielen und die Gitarren schrummen. Ich habe gemerkt auf Grund des Inputs vom Produzenten, das nimmt den Platz für die Stimme weg. Und so war eine wichtige Entscheidung, dass man jetzt die Powerchord-Gitarre rausgestrichen, mit dem Bass gearbeitet und die Gitarre melodiöser eingesetzt hat. Ich glaube, das ist uns gut gelungen. Ich bin zwar immer noch auf der Suche nach dem perfekten Song und das wird auch nie aufhören, aber ich habe das Gefühl, dass ich dem jetzt einen grossen Schritt näher gekommen bin (lacht). Also klingt das neue Album so wegen der Produzenten, weil sie dich auf einen neuen Weg gebracht haben? Ich finde die Formulierung etwas hart. Das hört sich so an als wenn ein Mädchen ins Studio geht und ihr wird alles zurecht gebogen und fertig serviert. Es ist das Resultat der Zusammenarbeit mit den Produzenten, ich bin ja auch Mitproduzent. Sie haben auch auf mich gehört und meine Vorschläge und Ideen super umgesetzt. Aber klar, durch die Produzenten haben wir unser Soundbild, wie es jetzt ist, gefunden. Und das ist genau in deinem Sinn, so wie du dir das vorgestellt hast? Ja, ja – ich bin ein schlimmer Soundnazi. Ich weiss genau was ich will mit dieser Band. Und wenn etwas nicht nach meinem Gusto läuft, auch im Studio, dann aber Hallo! Sind Delilahs eine diktatorisch geführte Band und der Knute von Muriel? Das könnte man fast so sagen. Wobei ich aber nie in der Band die Diktatorin bin – eigentlich eher das Gegenteil. Ich schaue schon, dass es für alle passt und sich alle entfalten können. Aber alle Stränge enden bei mir. Ich muss es auch so machen, denn wenn ich es nicht machen würde, würde es nicht funktio-nieren. Zum Beispiel die Single „Queen“. Da haben alle drei in der Band gemeint: Das wird nie was, das müssen wir umschreiben! Ich bin fast heulend aus dem Studio gerannt und habe gesagt: So und nicht anders wird der Song gemacht! Und dann haben wir den genauso gemacht und am Ende waren alle happy! Es ist bei mir so ein Bauchge-fühl, das mir sagt, ich bin auf dem richtigen Weg. Das „Garden“- Album ist in Deutschland bei Jazzhaus Records rausgekommen. Wird die Zusammenarbeit jetzt fortgesetzt? Das letzt Album ist in Deutschland bei Jazzhaus rausgekommern, in der Schweiz haben wir das selbst gemacht. „Past True Lust“ wird nun auch für die Schweiz von Jazzhaus Records übernommen. Wie finanziert ihr eure Produktionen? Für uns ist jedes Album ein finanzielles Debakel. Wir machen Schulden und alle Gagen von Konzerten werden in die Band gesteckt. Da wird nichts ausbezahlt. Ich arbeite nebenher noch so viel, damit ich leben kann. Aber ich arbeite sicher 30% pro Woche unbezahlt für die Band. Sonst funktioniert das Ganze nicht. Ich hoffe einfach, wir nehmen mit dem neuen Album wenigstens ansatzweise so viel Geld ein, dass wir die nächste Produktion wieder finanzieren können. Also es geht bei uns nie ums Geld verdienen, sondern nur darum, ob wir wieder in ein Studio gehen und eine neue Platte machen können. Habt ihr es denn bislang geschafft, zwischen zwei Veröffentlichungen so viel Geld einzunehmen, um damit die nächste Platte zu finanzieren?


hh. Schon der Einstieg in das neue Album der Zuger Band um Bassistin/Sängerin Muriel Rhyner sorgt für eine Überraschung. Ambiente Keyboardklänge dominieren das Intro, bevor der (auch als Single ausgekoppelte) Song „Wasteland“ dann Fahrt aufnimmt. Auffallend ist gleichfalls, dass sich Muriel gesanglich etwas weicher und melodiöser als in der Vergangenheit präsentiert. Das tut dem ganzen Sound hörbar gut, Delilahs sind gereift. Was sich bereits mit dem Vorgänger-Album andeutete, wird hier konsequent fortgesetzt: Weg vom reinen Schrummelpunkrock und hin zu Songs mit Tiefgang und Chuzpe. Dabei verleugnen Delilahs keinesfalls ihre Liebe zum Punk, sondern verpacken diese geschickt in moderne Arrangements. Muriel Rhyner hat zudem gewaltige Fortschritte im Songwriting und als Sängerin gemacht, auf „ Past True Lust“ befinden sich eine ganze Reihe hervorragende Songs, die der tollen bereits ausgekoppelten Single „Queen“ in nichts nachstehen. Einige Titel atmen den Geist der frühen 80er, so kann man durchaus Parallelen zu Frühwerken von The Cure ausmachen und auch die junge Kim Wilde blinzelt ab und zu um die Ecke. Dass Muriel Rhyner sich und ihre Songs einem neuem Produzenten anvertraut und bekannte Pfade verlassen hat, war ein mutiger und absolut richtiger Schritt. Toni Loitsch, der Mann am Studiomischpult, hat Rhyner neue Wege aufgezeigt und Muriel hat sich diesen neuen Einflüssen nicht verweigert, sondern sie hervorragend in ihre Songs integriert. Herausgekommen ist ein verdammt gutes Album zwischen Pop und Rock'n'Roll mit immer noch genügend Dreck unter den Fingernägeln. „Past True Lust“ ist nicht nur das Beste, das wir bislang von Delilahs zu hören bekamen, sondern hat von A-Z die Qualität, der Karriere des Zuger Quartetts einen gewaltigen Schub zu verpassen. Hoffen wir, dass das passiert. Klasse gemacht, ihr Mädels und Jungs – wir verneigen uns respektvoll vor dieser Leistung (und drücken gleich wieder die Repeat-Taste).

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Ich weiss genau was ich will mit dieser Band. Und wenn etwas nicht nach meinem Gusto läuft, auch im Studio, dann aber Hallo! Nein, wir mussten immer Schulden machen. Es ist ja nicht nur die Produktion der Platte, da kommen ja auch noch Kosten für Videos, die du einfach haben musst, dazu. Wir versuchen zwar immer, möglichst sparsam mit den Kosten umzugehen, aber bezahlt werden müssen sie ja doch. Das ist eigentlich eine sehr beängstigende Lage, aber wir schieben das im Moment von uns weg. Das heisst aber, dass du je länger je mehr mit offenen Augen in ein finanzielles Fiasko schlitterst. Macht dir das Angst? Ja, schon – aber nur in der Hinsicht, dass wir uns keine neuen Geräte oder Instrumente leisten können. Und wir brauchen schon dringend einige neue Sachen, auch um gute Gigs spielen zu können. Aber die Kohle ist nicht da. Das ist schon brutal mitunter und dann fragst du dich: Was mache ich denn falsch? Es gibt ja praktisch nichts, wo wir noch sparen könnten. Ja, der finanzielle Aspekt ist für Bands wie wir definitiv heftig. Und dann triffst du auch noch Leute, die sich darüber aufregen, dass sie Fr. 1,10 für den Download eines Songs bezahlen müssen. Bei dir laufen alle Fäden zusammen. Du bist nicht nur der Songlieferant, sondern auch der Mastermind der Band, du kümmerst dich um alle Belange des Bandmanage-ments. Das frisst ja wahnsinnig Energie, die du eigentlich für das Musikmachen selbst benötigst. Wie schaffst du das alles? Das frage ich mich manchmal auch! Ich habe auch nicht vor, das auf alle Zukunft so weiter zu machen. Ich stosse schon regelmässig ans Limit. Aber bislang hat es für uns keine Alternative gegeben. In der Schweiz sind wir ja selbst ganz gut aufgestellt, aber für das Ausland wäre ein gutes Management toll. Vielleicht wird sich da ja was durch das neue Album tun. Mal abwarten. Wie sehen eure Pläne für die nähere Zukunft aus? Im Oktober waren wir auf einer zehntägigen Promo-Tour in Deutschland, die die wichtigen Städte umfasst – also Hamburg, Berlin, Köln und so. Dann zurück in die Schweiz für einige Konzerte und dann geht's wieder zurück nach Deutschland. Wir werden vermehrt in Deutschland unterwegs sein und dort Aufbauarbeit machen. Wir sind alle sehr positiv eingestellt und freuen uns auf das was kommt. Es macht unglaublich Spass, die neuen Songs live zu spielen und den Weg, den wir bislang gegangen sind, weiter zu gehen. Für uns ist der Weg das Ziel! Wir glauben immer noch fest an die Band und das Feedback, das wir auf „Past True Lust“ bekommen ist wirklich sehr, sehr schön. Da werden dann Sachen wie zuviel Stress oder hohe Schulden nebensächlich.



LIVE 5. Dezember 2014 Pratteln, Z7 Special Guest:

PURE INC.

Alles echt! Vor drei Jahren erschien mit „Never Fail“ das neunte Studioalbum der ursprünglich aus Basel stammenden Schweizer Metallegende. Zum diesjährigen 20jährigen Jubiläum erscheint mit „Fake“ also auch das Jubiläumsalbum Nummer zehn, das sich unter anderem wieder vermehrt mit den alten Groovenummern der Vergangenheit beschäftigt. Zum Jahresende wird dies standesgemäss mit einer Sause gefeiert, bei der nicht nur die neue Platte präsentiert wird, sondern auch die alten Bandmitglieder mit von der Partie sind. Mit der exklusiven Reunionshow der Hardrocker Pure Inc. verspricht das einen heissen Event, den V.O. Pulver mit einigen Hintergrundinformationen zum neuen Album kommentiert.

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ip. Den wettertechnisch versaubeutelten Sommer hat das Quartett hauptsächlich mit der Arbeit am neuen Album über die Runden bekommen. „Den Frust über das grässliche Wetter haben wir in aggressive Musik umgewandelt“, lacht V.O. Pulver, Gitarrist und Sänger der Band. Da es sich um die Jubiläumsplatte zum 20jährigen Bestehen handelt, war die Prämisse, die Songs diesen beiden Dekaden anzupassen. Die Songs entstanden über einen Zeitraum von zwei Jahren, die eigentlichen Aufnahmen begannen im Juni diesen Jahres und somit konnte das unsägliche Wetter mit produktiver Arbeit überbrückt werden. „Ich habe beim Songwriting darauf geachtet, dass unsere musikalische Bandgeschichte in dieses Album verpackt wird. Gewisse Songs sollten einen Retro-Vibe enthalten“, erklärt Pulver die Vorarbeit. Die Einflüsse auf „Fake“ reichen desshalb auch von Thrashmetal über schwere Grooveattacken und auch die Crossover-Songs, für die GurD Mitte der Neunziger bekannt wurden, wurden dieses Mal vermehrt berücksichtigt. Den Albumtittel „Fake“ beschreibt Pulver damit, dass die heutige Prominenz, von Rolemodels wie Schauspielern bis hin zu Politikern, nicht mehr das sind, was sie öffentlich versprechen, sondern nur noch eine Vorspiegelung dessen darstellen, was sie gerne wären. Im gleichnamigen Song legt Pulver, der schon immer nach Thrash-Manier kein politisches Blatt vor den Mund genommen hat, seine Meinung zu den Hintermännern der herrschenden Klasse offen, die mittels ihrer Agenden ihre eigene Herrschaft durchsetzen wollen. Allerdings lässt sich der Begriff auch auf viele andere Aspekte des Lebens übertragen. „Was ist heutzutage schon noch echt?“, hinterfragt Pulver und setzt mit einem Zwinkern nach: „Viele Leute denken sogar, dass GurD ein Fake ist, weil von der ursprünglichen Besetzung keiner ausser mir noch übrig ist.“ Die Unterschiede zum Vorgänger „Never Fail“ liegen also hauptsächlich darin, dass auf „Fake“ zum einen die Bandgeschichte beleuchtet wird und es insofern grooviger zur Sache geht. Durch die gleiche Besetzung auf beiden Alben gibt es aber keine allzu grossen Unterschiede, denn „wir als Musiker klingen eben, wie wir klingen“, erklärt Pulver. Will heissen, dass GurD-Fans wieder vollkommen auf ihre Kosten kommen. Die Veröffentlichung wird über Pulvers eigenes LC Records abgewickelt und er spielt mit dem Gedanken, das Album umsonst aufs Netz zu stellen. „Da es am Erscheinungstag wahrscheinlich sowieso überall umsonst erscheint und es unmöglich ist, gegen die Windmühlen der Downladerei zu kämpfen, ist das vielleicht der beste Weg, es zu promoten. Einen anderen Weg gibt es für kleine bis mittelgrosse Bands ja kaum noch.“ Er hofft aber schwer darauf, dass die Fans ihre Unterstützung zeigen, indem sie das Album kaufen. Neben der digitalen Version wird es vermutlich ebenfalls ein VinylDoppelalbum geben, auf der auch die Songs verwendet werden, die es aus Platzgründen nicht auf CD geschafft haben. Zur Jubiläumsshow im Z7 im Dezember sagt Pulver: „Es wird Tonaufnahmen geben, eine visuelle Umsetzung wie für die DVD/CD zum 10jährigen ist dieses Mal allerdings nicht geplant. Der Fokus soll auf der Veranstaltung an sich liegen.“ Dass für GurD vor allem der Livemoment sehr wichtig ist, zeigt, dass man einige Extras für die Livehow ausgetüftelt hat. Neben der exklusiven Reunion der befreundeten Pure Inc, die es schon seit einigen Jahren nicht mehr gibt und die an diesem Abend einheizen werden, sind auch spezielle Minisets mit ehemaligen GurD-Mitgliedern eingeplant. „Ausserdem gönnen wir uns wieder einmal ein paar nette Pyroeffekte und die Show wird locker die zwei-Stunden-Grenze überschreiten“, freut sich Pulver. Da die Produktion des Vinyl-Doppelalbums noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist, spielen die vier Jungs mit dem Gedanken, eine Vorab-Vinyl-Single mit unveröffentlichten Songs herauszugeben, die an die ersten 200 Vorverkaufsbezüger gratis abgegeben wird. Insofern wird die Jubiläumsshow am 5. Dezember im Z7 nicht nur ein bleibendes Erlebnis für diesen Abend, sondern für die schnellen Ticketkäufer ein sogar exklusives Vergnügen, das man sich mit nach Hause nehmen kann.



Go Hard Or Go Home ip. Luzern hatte musikalisch immer schon eine Menge zu bieten und Sons Of Morpheus, der böse Bruder vom Rozbub, machen da keine Ausnahme. Das Trio hat mit seinem selbstbenannten Debut ein Sahnestück aus Stoner, Psychedelic und Blues gezaubert, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Grund genug, sich mit zwei Dritteln, nämlich Simon (drums) und Lukas (bass) in einem lauschigen kleinen Bistro an der Reuss zu treffen und genauere Informationen über Band und Album zu bekommen. Der Sound auf eurer neuen Platte ist so gewagt, dass er schon wieder fantastisch ist! Man hätte euer Album aber auch anders aufnehmen können, weil euer Stil sehr breitgefächert ist. Lukas: Das stimmt! Die Wahl des Studios beeinflusst die Richtung des Sounds sehr. Deshalb haben wir uns auch für das Waterworks Studio in Tucson entschieden, weil dort der sehr, sehr old schoolige alte Retrosound herkommt. Aber nicht nur für Studioaufnahmen ist die Klangkulisse immer eine spannende Sache. Auch live klingen wir immer anders, weil jeder Livemischer seine eigene Ästhetik hat. Retrobands achten ja immer sehr auf einen authentischen Sound. Wenn man euch in diese grosse Schublade stecken will, bewegt ihr euch sehr mutig am Rand dieser Szene mit eurer kantigen neuen Produktion. Wie seid ihr auf Jim Waters und sein Studio gestossen?

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Lukas: Wir waren 2013 mit Karma To Burn auf Tour. Mit deren altem Bassisten Rich Mullins haben wir uns im Tourbus oft darüber unterhalten, wie wir uns mit Rozbub weiterentwickeln können. Und dabei kam raus, dass wir in eine weniger konventionelle Richtung gehen und uns bewusst mehr „edgy“ ausrichten wollten. Wir wollten einen Sound, der vielleicht nicht auf jeder Anlage gut klingt, weil man den Proberaum und das spontane Momentum raushören sollte. Wir wollten jemanden, der sich mit altem Gitarrensound auskennt. Rich empfahl uns darauf Jim Waters. Als Trio könnt ihr euch diesen offenen Sound auch erlauben, denn mit mehr Instrumenten hätte das nicht geklappt. Lukas: Mit mehr Leuten in der Band wird der Raum auch kleiner, den man für die Produktion nutzen kann. Mehr Instrumente füllen diesen Raum aus, das stimmt. Als wir die Einladung für die Musexpo in Los Angeles bekamen, wo wir einen wichtigen Gig spielen konnten, lag es auf der Hand, zu Jim ins Studio zu gehen. Tucson ist ja quasi um die Ecke. Jon Spencer Blues Explosion, die Waters ja auch produziert hat, geht ungefähr in die gleiche Richtung. Lukas: Genau! Wir hatten uns mit Jim über Jon Spencer unterhalten und die haben zufälligerweise auch in der Zeit in Tucson gespielt, was wir uns zusammen angesehen haben. Jim hat Jon Spencer zu einem grossen Teil soundmässig definiert. Wie setzt ihr denn euren Sound live um? Habt ihr einen festen Mischer, der sich mit euch hineindenkt? Simon: Nein, leider nicht. Wir sind auf der Suche nach einem festen Mischer. Lukas: Das ist aber auch etwas schwierig, weil wir uns einen


fixen Mischer praktisch gar nicht leisten können. Deshalb klingen wir live auch jedes Mal anders. Das finde ich aber super, denn gerade in kleinen Clubs macht der Bühnensound ja schon sehr viel aus. Und dieses Rohe ist ja genau das, was wir auch wollen. Wie lange gibt es euch eigentlich schon? Simon: Rozbub gibt es seid rund zwei Jahren. Läuft das weiter parallel zu Sons Of Morpheus? Simon: Ja, das läuft parallel. Gleiche Besetzung, anderer Sound. Das wollten wir auch nicht aufgeben. Lukas: Wir sind in der Schweiz ja ganz gut angekommen mit Rozbub, aber nach aussen hin ist es durch die schweizerdeutschen Texte sehr limitiert. Wir haben uns auch, durch das viele Livespielen, in eine andere Richtung entwickelt. Wenn du mit Karma To Burn auf grossen Bühnen spielst, ist das nicht das Gleiche, wie in kleinen Schweizer Clubs. Mit Sons Of Morpheus haben wir einen Spin-Off gemacht, damit wir den Weg ins Ausland fahren und auch die vermehrten psychedelischen Einflüsse mehr gewichten können. Wo liegen, als Orientierungshilfe, eure Einflüsse? Simon: Ich kann keine einzelne Band benennen, die für Sons Of Morpheus konkret als Einfluss dienen könnte. Da fliesst alles hinein, was man früher so gehört hat. Trotzdem hat unsere Band nicht sehr viel mit Nirvana oder Rage Against The Machine gemeinsam. Wir machen unser eigenes Ding, in das wir eher unbewusst das eine oder andere mit einbauen. Lukas: Bei Rozbub haben wir viele Jimi Hendrix-Zitate. Die finden sich aber auch bei Sons Of Morpheus. Lukas: Das ist klar, aber da sind sie weniger prägnant. Bei Sons treffen die Zitate eher auf Stoner Rock, nicht auf Blues, wie bei Rozbub. Sons Of Morpheus verbindet den Blues mit düsterer Musik wie zum Beispiel Black Sabbath oder Queens Of The Stone Age. Ein Highlight auf eurem neuen Album ist „My Baby Likes To Boogaloo“. Bei dem Song kann keiner weghören. Lukas: Das ist eine Coverversion von Don Gardner, der den Song 1966 veröffentlicht hat. Rich Mullins hat uns den vorgespielt und wir haben den dann so umgebaut, dass er zu uns passt. Der Song passt nahtlos auf das Album, der könnte tatsächlich von euch sein. Beide: Das freut uns! Was allerdings auffällt, ist die Verbindung zu dem nachfolgenden Song „Tsunami“. „Boogaloo“ ist eine flockige, positive Nummer und das Instrumental „Tsunami“ der wohl düsterste und heftigste Song. Steckt hinter dieser Platzierung Absicht? Lukas: Du hast Recht! Das war mir gar nicht so bewusst. „Tsunami“ markiert einen Wendepunkt vom rockigen zum eher tiefgründigen und atmosphärischen Teil der Platte. Aber es ist in der Tat echt spannend, dass ausgerechnet die beiden Songs nacheinander kommen. Es war keine Absicht, mit diesen beiden Songs einen Gegensatz zu generieren. Aber „Tsunami“ ist grundsätzlich eine Nummer, die uns selber ziemlich einfährt. Es ist auch wohl derjenige, der einem am stärksten unter die Haut geht, wenn man sich die Platte anhört. Lukas: Das freut mich, dass du das so wahrnimmst. Das ist cool! Ich finde das auch, aber ich habe zu wenig Abstand zu unserer Musik. Deshalb freut uns das, wenn Aussenstehende solche Sachen bemerken und bestätigen. Wann seid ihr wieder auf Tour? Simon: Wir sind ab Mitte September wieder unterwegs. Lukas: Nach einer längeren Phase von drei Wochen ohne Show (lacht). Im Ernst: Wir können uns wirklich nicht darüber beschweren, dass wir zu wenig Shows hätten. Wir sind bis Ende des Jahres sehr viel auch in Deutschland unterwegs, auch wieder mit Karma To Burn. Ist das mit eurer Arbeit zu vereinbaren? Beide: Nur schlecht. Simon: Das ist eine Gratwanderung. Lukas: Ich habe glücklicherweise einen recht flexiblen Job, den ich auch von unterwegs aus erledigen kann. Das habe ich zwar bisher noch nicht versucht, aber ich werde auf dieser Tour sehen, ob das funktioniert. Bei unserem Sänger wird sich herausstellen, ob sie ihn so oft und lange freistellen können, oder eben nicht. Das ist die Herausforderung, der wir im Moment ausgesetzt sind. Wir werden sehen, ob wir den Arbeitsausfall mit der Musik kompensieren können. Das ist in eurem Genre, und vor allem auch in der Schweiz, ein beliebtes Problem.

Simon: Ja, das ist so. Ich bin auf temporäre Arbeit angewiesen. Aber da verbirgt sich auch das Risiko, dass ich eben nichts für den Zeitraum finde, in dem ich gerade wieder zuhause bin. Ich vermiete mein Zimmer, wenn ich unterwegs bin und kann auch bei meiner Freundin wohnen. Wir machen auch schon mal Strassenmusik, damit noch etwas Geld hereinkommt. Ich konzentriere mich aber lieber auf die Vorteile und freue mich auf die Shows. Ich wünsche mir, dass es für die Zukunft eine Möglichkeit gibt, finanziell abgesichert zu sein, aber das wird noch dauern. Lukas: Not macht aber auch erfinderisch. In solchen Situationen zeigt sich schnell, was Bestand hat, oder was dann eben nicht klappt. Wir müssen realistisch sein: Wir decken eine sehr kleine Nische ab. Und ich weiss nicht, für wie viele Künstler diese Nische etwas abwirft. Die Frage, ob sich etwas rentiert, stellt sich immer irgendwann. Und dann muss sich jeder fragen, was für sich selber stimmt. Rein „schweizerisch“ gedacht müssten wir jetzt sofort aufhören, denn unsere Musik fängt an, unsere Jobs zu beeinträchtigen. Simon: Die Sicherheit ist weg. Aber wir denken alle drei zum Glück eben nicht so. Wir erledigen das nach dem Motto „Go hard or go home“!

SONS OF MORPHEUS Sons Of Morpheus Deepdive Records ip. Was die drei Jungs mit Rozbub machen, ist ja schon Sahne. Aber was die gleiche Besetzung aus Luzern in Punkto Retro Rock aus ihren Instrumenten holen, grenzt schon fast an Sensation. Das Genre ist bei Weitem nicht ausgereizt, wenn man sich dieses Debut anhört und merkt, mit wie viel Herzblut und Selbstverständnis das Trio Songs aus dem Hut zaubert, die man eigentlich nur alten Hasen zutraut. Auch dieses Album ist wieder aus der gleichen Wolle gestrickt, die man nicht beschreiben kann, sondern fühlen muss. Die kantig-erdige und rohe Produktion von Jim Waters, der sich auch für beispielsweise Jon Spencer Blues Explosion verantwortlich zeichnet, passt perfekt zu den Songs, die mit diesem Sound klingen, wie mal eben aus dem Ärmel geschüttelt. Das Songwriting sitzt an allen Ecken und man fragt sich nicht ohne Grund, woher die drei jungen Kerle diese Leichtigkeit an old schooligem Psychedelic-Blues nehmen, ohne bei Szenegrössen abzukupfern. Denn bis auf verstreute Jimi Hendrix-Einflüsse ist da nicht viel von bekannten Bands zu hören. Da passt eine Phrase wie „in alter Frische“ wie die Faust aufs Auge. Hier gibt es straighte Gradeaus-Rocksongs, dann wieder gedrosselte Bluesriffs mit Soloparts, unterlegt mit klanglich an Bonzo Bonham angelehnten Drums, und eine Menge vernebelte Clubszenerie. Der erste Teil des Albums bewegt sich genau in diesem Bereich, mit hervorzuhebenden Nummern wie „Pay For Me“, „Wasted Blood“ oder dem genialen Cover „My Baby Likes To Boogaloo“. Dieser Track rundet die erste, etwas rockigere Hälfte ab und führt dann in einem auditiv sehr krassen Gegensatz zum vielleicht besten Song der Platte, nämlich „Tsunami“. Hier gehen einem tatsächlich die Worte aus, denn was sich da an Klängen zu einem Bild von einer reissenden Katastrophe zusammenbraut, lässt sich schlicht nicht erklären. Muss man hören. Und versprochen: Es ist fantastisch! Der zweite Teil des Albums geht dann eher in die psychedelischere Ecke und entführt einen mit „Dragonfly“ oder „Into The Sun“ in die Vergangenheit. Besonders bestechend ist dabei „Demons Rising“, das balladesk beginnt und sich langsam in eine dramatische Nummer steigert. Der letzte Song, das Instrumental „Psilocybin“, beendet das Debut mit groovigem Swing und ähnlich gesteigertem Arrangement, bei dem jeder der drei Musiker nochmal richtig Gase gibt und zu Recht zeigen darf, was er drauf hat. Einen Wahnsinns-Einstand haben die drei Jungs aus Luzern da komponiert. Wer sich das nicht anhört, der hat was verpasst. Kauft Euch die Platte, geht Euch Sons Of Morpheus live anschauen! Und feiert sie, denn in dieser Retro-Formation steckt Zukunft drin.

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REVIEWS Blues/Soul/World POPA CHUBBY I'm Feelin' Lucky Dixiefrog

ub. Popa Chubby feiert sein 25jähriges Bühnenjubiläum und stellt einmal mehr eindrücklich unter Beweis, dass er einer der phänomenalsten Blues-Musiker der Gegenwart ist. Dem Anspruch treu, „eine neue CD einzuspielen, die besser ist als die vorausgegangene“, präsentiert Chubby seine „beste Platte der letzten 25 Jahre". Ted Horowitz alias Popa Chubby wurde 1960 in New York City geboren. Ende der 70er in der Punk-Szene unterwegs, hatte Heroin anstatt Musik Priorität. Die endgültige Wende brachte der sagenhafte Tom Dowd, der 1994 das energiegeladene “Booty And The Beast” mit dem Radio-Hit “Sweet Goddess Of Love And Beer” produzierte. Ab Mitte der 90er dominierte der Sänger und Gitarrist dann die New Yorker-Szene durch Auftritte im Blues-Mecca Manny's Car Wash. Unterstützt von Dana Fuchs und Mike Zito (Royal Southern Brotherhood) handeln die zehn Songs der neuen Platte „vom Leben, der Liebe und dem Blues“. Sehr stark sind der melodiöse Opener „Three Little Words“, „Rock On Bluesman“,“Rollin' N Tumblin'” mit Slide Guitar-Intro und solidem Groove sowie das leidenschaftliche Duett mit Fuchs “Come To Me”. Popa Chubby beeindruckt durch sein enormes künstlerisches Spektrum und liefert erstklassigen abwechslungsreichen Blues Rock mit Seele. Für Erstkäufer liegt eine Bonus-CD mit seltenen Aufnahmen von Chubbys früheren Bands Noxcuse und Bloodclot bei.

SHANE DWIGHT This House Eclecto Groove Records

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ub. Käppi und HenriquatreBärtchen sind sein Markenzeichen. Dem Kalifornier Shane Dwight ist mit „This House“ eine abwechslungsreiche, melodiöse Blues-LP gelungen. Wie bei der letzten Scheibe nimmt Dwight dabei das Fachwissen des Produzenten Kevin McKendree in Anspruch. Dwights Debüt „Boogie King“ erschien 2002. Seit 2009 lebt er in Nashville und spielt über 200 Shows pro Jahr. Shane Dwight ist ein grossartiger Songschreiber und Gitarrist. Für sein neuntes Album hat er sich mit Nashville-Grössen wie Bekka Bramlett, Gitarrist Doug Lancio und Schlagzeuger Kenneth Blevins (beide bei John Hiatt) sowie mit Bassist Steve Mackey (Pulp) hochkarätige Unterstützung ins Studio geholt. Die BluesRocker „Stepping Stone“ und „Bad For You“ starten vielversprechend, flachen jedoch ab, sobald Dwights Gesang einsetzt. Am stärksten ist der fleissige Kalifornier bei Balladen („Fool“). Herausragende Highlights der Platte sind die Stücke von und mit Bekka Bramlett: Das leidenschaftlich melancholische „It's Gonna Be Beautiful“ und der CountrySong „Crazy Today“. Die seelenvolle verrauchte Stimme Bramletts trifft mitten ins Herz. Die Tochter des RockmusikerEhepaars Delaney & Bonnie ersetzte einst Stevie Nicks bei Fleetwood Mac. In den letzten Jahren hat sie sich einen Namen als Session- und Background-Sängerin gemacht (Faith Hill, Robert Plant, Buddy Guy, Vince Gill, etc.).

HANS THEESSINK 65 Birthday Bash Blue Groove

ub. Knapp dreissig Alben veröffentlichte der unermüdliche und einzigartige Gitarrist und Sänger in den letzten Jahrzehnten. Als niederländischer Blueser hatte er es nicht immer leicht, ernst genommen zu werden, sodass er Ende der 70er beschloss, ans Mississippi-Delta zu fahren. Das brillante 1987erWerk “Baby Wants To Boogie” war ein Glanzlicht der Karriere von Hans

Theessink. Anlässlich seines 65. Geburtstages im April 2013 lud der Jubilar zum „Birthday Bash“ im Metropol in Wien ein. Freunde und Musiker-Kollegen aus seiner Wahl-Heimat wie Meena Cryle & Chris Fillmore und Schiffkowitz (STS/„Fürstenfeld“) oder Champagne Charlie aus den Niederlanden liessen es sich nicht nehmen, mit der Legende auf der Bühne zu stehen. Gut gelaunt und in gepflegter Manier werden neben Theessinks Eigenkompositionen fantasiereiche Neufassungen und (eingedeutschte Songs) von Kris Kristofferson, den Rolling Stones und Woody Guthrie akustisch dargeboten. Das Konzert gipfelt in der Hymne „May The Road“ und Johnny Cashs „Ring Of Fire“ mit der gesamten Besetzung.

THE DUKE ROBILLARD BAND Calling All Blues! Dixiefrog

ub. „Who says I can't rock with 65!“ Ein Blues-Musiker ist wie guter Wein: Je älter, desto besser. Ende September hat Sänger und Gitarrist Duke Robillard eine wunderbare Platte veröffentlicht. Fans der Blues Brothers und Commitments kommen ebenso auf ihre Kosten („Down In Mexico“, „She's So Fine“) wie Blues RockAnhänger („Motor Trouble“). Für „Nasty Guitar“ zückt der Mann aus Rhode Island seine Fender Stratocaster und setzt zu einem Gänsehaut-Gitarrensolo an, wie man es sonst nur von Walter Trout zu hören bekommt. Ein erfrischender Mix aus Blues, Jazz und Rock'n' Roll. Robillard und seine Band (Bruce Bears/Piano, Brad Hallen/Bass und Mark Teixeira/Drums) haben die nötige Reife und Gelassenheit, dieses Vorhaben meisterhaft umzusetzen. 1967 gründete Robillard die Blues- und Swingband Roomful Of Blues, die er 1979 wieder verliess. Kurzzeitig war er Mitglied der Legendary Blues Band (einer herausragenden Truppe von ehemaligen Mitmusikern von Muddy Waters) und ersetzte 1990 Jimmie Vaughan bei den Fabulous Thunderbirds. Acht der zehn Stücke der neuen CD

„Calling All Blues!“ wurden von Robillard geschrieben, der den Longplayer auch produziert und aufgenommen hat. Die Spielfreude scheint dem versierten und vielseitigen Künstler nie abhanden gekommen zu sein. Fantastisch gemacht und daher allerbeste Medizin für verregnete Tage!

BOB CORRITORE Taboo Delta Groove Music

ub. Bob Corritore ist in der Blues-Szene bekannt wie ein bunter Hund. Sei es als Clubbesitzer, Produzent, Autor oder eben als Harpspieler. An über fünfzig Alben (Dave Riley, John Primer, The Mud oder The Mannish Boys) wirkte er als Begleitmusiker mit und hat sich so als Meister der „Schnurregige“ etabliert. Corritore hat nun eine CD mit Harmonica Instrumentals unter eigenem Namen veröffentlicht. Das schräge Cover mit exotischer Dame im Hintergrund soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass der vielseitige Corritore einer der aktivsten Blues-Harpspieler der USA ist, der hohes Ansehen geniesst. Geboren 1956 in Chicago hat Corritore das Spielen der Mundharmonika bei den Pionieren des Chicago Blues erlernt. 1991 eröffnete er den Blues- und Roots-Konzertclub The Rhythm Room in Phoenix, Arizona. Neben Bob Corritore (Harmonica) ist auf den meisten Tracks des Albums Junior Watson an der Gitarre zu hören (Jimmie Vaughan spielt zwei Titel). Fred Kaplan (Piano, Orgel), Doug James (Saxofon), Kedar Roy (Kontrabass) und Richard Innes (Drums) vervollständigen das imposante Line-up. Corritore gibt sich Mühe, seine traditionelle BluesPlatte vielfältig zu gestalten. Jazzige Stücke, ein Rumba und ein Twist sorgen für Abwechslung. Die Blues-Harp wird ergänzt durch Gitarren-, Piano- und Saxofon-Soli. Das rein instrumentale Album hat durchaus seinen Reiz. Harmonica-Anhänger kommen voll auf ihre Kosten. Allen anderen könnte mit der Zeit die Spannung fehlen. Live ist Corritore


Blues/Soul/World REVIEWS ein Erlebnis. Zu sehen am Lucerne Blues Festival 2014 im Grand Casino: Sugaray Rayford & Band feat. Bob Corritore.

gelungen. Selten zuvor wurde des begeisterten Kritikers Geschmack so haargenau getroffen.

Stand Or Fall

DAVID MIGDEN AND THE TWISTED ROOTS

Redline Music

Animal & Man

MARCUS MALONE

Blues Boulevard

tierten ihr Heimatland am European Blues Challenge in Riga. In Lettland wurde Alfie Falckenbach (Blues Boulevard), der „Animal And Man“ nun weltweit veröffentlicht, auf die Band aufmerksam. Das Album wurde teilweise von Fans via Online-Musikplattform PledgeMusic vorfinanziert.

DEVON ALLMAN Ragged & Dirty Ruf Records

ub. Der Gitarren-Riff erinnert an „Beatin' The Odds“ und Molly Hatchets beste Zeiten: In „Detroit City Blues“ besingt Marcus Malone die Gegend, in der er aufwuchs. „If you ever get out – you never wanna come back“. Heute lebt der Gitarrist und Sänger in London. In den letzten Jahren hat sich der Songwriter in der europäischen Blues-Szene einen Namen erkämpft und war 2013 Headliner an einigen Festivals. Ein dreckiges Dutzend an Eigenkompositionen (inklusive zwei erweiterten Fassungen) wartet darauf, entdeckt zu werden und startet fulminant mit Slide Guitar und rollendem Bass-Groove: „Living The Blues“. Eine raue und warme Stimme setzt ein. Unglaublich, wie dicht Malones Gesang bei Paul Rodgers ist, dazu dieser treibende, schnörkellose Blues Rock-Sound. “Jealous Kind” nimmt uns mit in das Chicago der 50er-Jahre, “Under Pressure” hingegen ist ein klassischer Hard Rocker. “Can't Stop Lovin' You” konnte glatt einem Dave Lee Roth-Album entstammen. Neben mitreissenden Blues-Nummern präsentiert Marcus Malone auf seiner siebten Langrille nach „Let The Sunshine In“ (2011) vor allem knackigen gitarrenorientierten Hard Rock. Die minimalistische und erdige Produktion wird Fans von Free, Bad Company oder (Joe Walsh &) James Gang begeistern. Produziert hat Malone die Scheibe selbst. Beim Songwriting wurde er von seinen Mitmusikern, den Gitarristen Sean Nolan und Stuart Dixon sowie von Christopher Nugent (Drums) unterstützt. Kein Geringerer als die britische Legende Winston Blissett (Massive Attack) zupft die Bass-Saiten. Das explosive Feuerwerk lässt aufhorchen. In jeder Hinsicht ist Malone ein starkes und zeitloses Album

ub. Der Sage nach ist “Rougarou” ein dem Werwolf ähnliches Wesen der (französischen) Louisiana-Folklore und ein beliebtes Kostüm beim Mardi Gras. Der zweite Titel des Albums ist denn auch ein waschechter New Orleans Brass Band Jazz. David Migden bläst die Trompete und singt, Pianist Graham Mann spielt Posaune, Mike Austin Klarinette. Newcomer Midgen ist ein moderner und vielseitiger weisser Blueser, der vielleicht etwas wenig Ecken und Kanten hat. Doch als hoch professioneller Songwriter und virtuoser und seelenvoller Sänger spielt er eine Mischung aus amerikanischer Roots-Musik, Rock und Blues mit überraschenden Wendungen. Um dem Schmelztiegel-Genre gerecht zu werden, nannte sich die Begleitband The Dirty Words für das dritte Album in The Twisted Roots um. Ruhiger Swing, sphärischer Soul („Hunters Moon“) und Up tempo Blues Rock-Songs („Petit Jean”) wechseln sich ab. Die Acapella-Intros bei „Desert King“ und „Wild World“ klingen grossartig. Die Vocals und der Drum'n' Bass-Groove von James Sedge und Phil Scragg auf „The Big Fight“ erinnern an INXS. Als Teenager von Little Rock, Arkansas nach England gezogen, war Migden mit Matt Schofield unterwegs und wurde zweimal als bester Sänger für den British Blues Awards nominiert (2013 und 2014). Das Debüt „Second Hand Tattoo“ sowie die Nachfolge-Platte “Killing It” (2012) erhielten bereits beste Kritiken. Midgen And The Twisted Roots gewannen 2013 den prestigeträchtigen Battle Of The Blues in New Brunswick UK und repräsen-

Devon Allman, Sohn von Allman Bros. Gregg Allman, kann seine Herkunft nicht verleugnen bzw. hält auch auf seinem neuen Output das Familienbanner hoch. Im Ver-gleich zu seinen letzten Solo-Gängen und auch zu seinem Royal Southern Brotherhood Projekt hat Allman hier eine Reise in den Norden der USA gemacht und ist in Chicago

gelandet. Soll heissen, die für ihn typischen Southern-Roots wurden zugunsten des Chicagoblues gekappt. Zwar nicht ganz, seine Herkunft blitzt immer wieder durch, was sich besonders in dem typischen Gitarrensound seines verstorbenen Onkels Duane niederschlägt, aber die Zusammenarbeit mit den Chicagoer Musikern Felton Crews (Bass, Charlie Musselwhite u.a.), Gitarrist Giles Corey (Billy Branch), Keyboarder Marty Sammon (Buddy Guy)und dem aus Nashville stammenden Drummer und Grammy Gewinner Tom Hambridge, der auch vier Songs beisteuerte, hinterlassen deutliche Spuren und stehen Allman sehr gut. Entspannt und laid back, aber trotzdem mit grossem Tiefgang groovt er sich durch 12 Songs, davon 5 eigene und 3 Covers, denen er aber seinen eigenen Stempel aufdrückt. Auch gesanglich gibt es an Allman›s Fähigkeiten nichts zu meckern, bestes Beispiel dafür das herausragende «Leave The City» mit wunderschöner Dobro und intimer, unter die Haut gehender Stimme. «Ragged & Dirty» ist ein in sich stimmiges, berührendes Album mit tollen Songs, gespielt von herausragenden Musikern, das nicht nur Bluesfans ohne Einschränkungen empfohlen werden kann.


Reviews Americana/Roots/Country/Southern LADY ANTEBELLUM 747 (Deluxe Edition) Capitol Records / Universal

mey. Lady Antebellum starten mit ihrem neuen Album „747“ wieder voll durch. Von vielen wurde dieses Album sehnlichst erwartet, da der Vorgänger „Golden“ doch ziemlich schmalbrüstig und blutarm daher kam. Wie toll ist es wieder einen Knaller-Album wie zB.: „Need You Now“ zu hören. Lady A. anno 2014 tönen rockiger mit ein paar poppigen Einflüssen. Dave Haywood, Charles Kelley und Hillary Scott melden sich in alter Frische zurück. Melodiöse rockige Songs, die aber alle auf höchstem Niveau produziert sind. Kein Geringerer als Nathan Chapman, der schon für Taylor Swift arbeitete, zeichnet sich für die Veränderung im Soundbild verantwortlich. Lady Antebellum klingen auf „747“ noch peppiger und frischer und passen so ins moderne Country-PopRock Segment. Mit „Long Stretch Of Love“ geht's schon mächtig zur Sache. Tolle Gesangspassagen mit hartem Beat unterlegt. Überraschende Breaks und tolle Instrumentierung. Mit „Bartender“ folgt ihre erste Single-Auskopplung. Hitpotential in Reinkultur, Ohrwurm und Song zum mitsingen. „Freestyle“ beginnt mit einem coolen Gitarren Riff bevor der Gesang einsetzt und einem tollen Rocksong Platz macht. Sehr originell und wahrlich eine heisse Nummer. „Down South“ beginnt sehr getragen und fast schon filigran, entfaltet sich aber zum Song mit eigenwilligem, fast schon störrischem Takt. Die beiden Balladen „One Great Mystery“ und „She Is“ bringen die tollen Stimmen von Dave und Hillary und die Harmony Vocals von Charles vorzüglich zum tragen. Der Titeltrack „747“ entpuppt sich als Killersong mit tollem prägnantem Gitarrensolo. Auf der Deluxe Edition befinden sich 14 starke Tracks mit viel Charisma und erfrischendem Sound. „Slow Rollin'“ und „All Nighter“ runden das starke Album ab und mit „Falling For You“ wird ein starker Popsong als Abschluss gewählt. Lady Antebellum sind mit „747“ definitiv wieder zurück im ganz grossen Geschäft. Der kleine sanfte Durchhänger auf „Golden“ ist mit diesem Album ein für alle Mal wettgemacht. Ein super Album das den modernen Musikansprüchen entspricht. Countrymusik Freaks werden sich an die neuen Lady Antebellum gewöhnen müssen.

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JOHN HIATT

mey. John Hiatt der Mann mit dem kleinen Hut bringt mit „Terms Of My Surrender“ das knapp 30. Album auf den Markt. „Terms Of My Surrender“ tönt New West Records raffiniert und die schönen Lyrics von John Hiatt machen jeden Song zu einem Hörgenuss. Immer im traditionellen Singer/Songwriter Stil mit akustisch bluesigem Einschlag serviert er uns elf schöne Lieder, die wieder Geschichten aus seinem Leben erzählen. Geschichten über das älter werden, über vergangene und bestehende Beziehungen und über das Aufgeben. Themen, die auf das Leben von John Hiatt zugeschnitten sind. Dabei bewegt er sich dieses Mal musikalisch nie mehr aus der Midtempo Komfortzone und das erscheint auf diesem Album auch nicht das primäre Ziel zu sein. Zusammen mit seinem langjährigen Gitarristen Doug Lancio produzierte John Hiatt ein Album ohne den Einsatz von elektrischer Gitarre. Die Songs sollen berühren und zum Hören animieren. Und das ist ihnen mit „Terms Of My Surrender“ gelungen. Das Album wird auch als Deluxe Edition mit DVD erhältlich sein. Auf dieser Deluxe Edition ist das Live Konzert aus seiner Heimatstadt Franklin aus dem Jahr 2013 sowie eine Auswahl seiner grössten und beliebtesten Songs enthalten.

Terms Of My Surrender

WILD PONIES

mey. Ein spannendes, abwechslungsreiches

Things That Used To Shine Album serviert uns das aus Martinsville in Virginia

stammende Ehepaar Doug und Telisha Williams. Zusammen mit dem Drummer und Percussionisten Jake Winebrenner bilden sie den Kern von Wild Ponies, deren Songs in der amerikanischen Roots-Music mit schönen Americana und Country Einflüssen beheimatet sind. Auf „Things That Used To Shine“ versammelt sich eine Anzahl Gastmusiker, um dem Album einen besonderen Stempel aufzudrücken. Besonders auffällig ist die exzellente Arbeit von Russ Pahl an der Pedal Steel- und Electric Guitar. Nur von einem normalen Country Album zu sprechen, wäre doch zu wenig für dieses gelungene Soundereignis. Doug und Telisha Williams bleiben selten beim „normalen“. Die Texte sind ehrlich und teilweise sogar schonungslos. Dies erzeugt manchmal melancholische Stimmungslagen, die Sekunden später wieder überborden und den krassen Gegensatz aufzeigen, Langeweile kommt bei diesem Album keine auf. Der Opener „Make You Mine“ schleppt sich mit seinem erdigen Gitarren-Groove in die Gehörgänge. Überlagert wird der Song von der leitenden Stimme von Telisha. Einen ausgewachsenen Seelenstriptease vollzieht sie in „The Truth Is“. Auf dem Titeltrack drückt zum ersten Mal eine gehörige Portion Country durch. Die raffinierte Pedal Steel kombiniert mit Fiddle erzeugt zusammen mit der männlichen und weiblichen Harmony-Vocal Stimme einen eigenen Klangteppich. Auf „Trouble Looks Good On You“ wird geswingt was das Zeug hält. “Iris” erzählt uns die Geschichte der Grossmutter, alles sehr sanft untermalt von Bass und Banjo und verziert mit einer sensiblen Fiddle Begleitung. Der schönste und schwülstigste Song ist sicher „Valentines Day“. Abwechselnder Leadgesang bildet hier das zentrale Muster. Sehr ausgewogen zeigt sich das Stimmenverhältnis in diesem Lied. „Massey's Run“ zählt zu meinen heimlichen Favoriten. Mit dem Leadgesang von Doug Williams legt dieser Country-Rocker wieder andere Töne an. Abgerundet wird das empfehlenswerte Album mit dem fast schon sakralen und gefühlvollen „Another Chance“. Das Fazit dieses Albums fällt auf der ganzen Länge positiv aus. Zwölf anspruchsvolle und emotionsstarke Songs gepaart mit vorzüglicher Handwerksarbeit verbinden sich auf „Things That Used To Shine“. Ein Geheimtyp für alle Americana und Roots-Music Fans.

Blue Rose / MV

mey. Neues gibt es von den jüngeren Braun Brüdern aus Idaho. Micky und Gary Braun, die Gründer der Texas-Country Combo „Micky & The Motorcars“, Hearts From Above sind für Nichtkenner der Szene die Brüder der Blue Rose / MV „Reckless Kelly“ Masterminds Willy und Cody Braun. Mit ihrem sechsten Studioalbum „Hearts From Above“ bewegen sie sich solide in den Spuren ihrer älteren Brüder. Straighter Texas-Country mit dem nötigen Schuss Idaho-Groove. Zwölf eingängige Songs servieren uns die Braun Brüder. Willy Braun amtete als Produzent und dies lässt sich keinesfalls verleugnen. Auf „From Where The Sun Now Stands“, wo er als Co-Autor in Erscheinung tritt, ist dies deutlich zu hören. Dies mindert aber in keinem Fall die Qualität dieses tollen Albums. Schon der Titelsong „Hearts From Above“, der das Album eröffnet, hat das Zeug zum Ohrwurm. Mit „Long Road To Nowhere“ groovt es im typischen Americana Style weiter. Die Akkordeon Begleitung überzuckert diesen schönen Road Song und gibt ihm ein

MICKY & THE MOTORCARS


Americana/Roots/Country/Southern Reviews speziellen Touch. Auf „Hurt Again“ wird mächtig abgerockt, aber der Melodiefaden wird nie aus den Augen verloren. In „Destined To Fall“ und „Fall Apart“ wird wieder die Texas-Country Furche beackert. Durch den vielseitigen und interessanten Einsatz von Hammond oder Piano und der Steel Guitar auf „My Girl Now“ kommen die Songs immer mit einem leicht „folkigen“ Hauch daher. Cody Braun darf auf „Once In A Lifetime Girl“ in seiner bekannten Manier an der Fiddle brillieren. Die Perle des Albums glänzt als letzter Song. „Tonight We Ride“ bildet den Abschluss eines gelungenen Silberlings. Gerader Beat, toller Groove und geile Licks haben das Zeug zum Hit. „Hearts From Above“ überflügelt das Vorgänger Album „Raise Your Glass“ (2011) um ein gutes Stück und sollte den beiden jüngeren Braun Brüdern endlich das verdiente Airplay auch auf europäischem Boden bringen.

BEN MILLER BAND AWSOF (Any Way, Shape Or Form) New West Records

mey. Das neuste Album der Ben Miller Band wurde in den Sputnick Studios in Nashville komplett live aufgenommen. AWSOF wiederspiegelt den rohen souligen Bluegrass mit

Blues und Rock'n'Roll Ansätzen. Ihre speziellen, zum Teil selbstgebastelten Instrumente geben dem Album einen speziellen Touch. Nach ihrem Debut Album „Heavy Load“ aus dem Jahre 2012 und der langen Tour im Vorprogramm von ZZ-Top kommt jetzt mit AWSOF ein tolles Album auf den Markt. Das Trio besticht durch eine dichte Musikalität trotz nur drei Musikern. Schöne Gesangsparts und die spezielle Verschmelzung der teilweise rustikalen Instrumente macht die Musik der Ben Miller Band interessant. Dreizehn tolle

Songs, produziert von Vance Powell, die keine unnötigen Schnörkel aufweisen machen dieses Album zu einer Perle und einem wahren Hörgenuss. Alles Songs sind für die Live Performance geschrieben und instrumentalisiert. Deshalb sind die Konzerte der Ben Miller Band ein Erlebnis für Augen und Ohren. Nach „Heavy Load“ ist „Any Way, Shape Or Form“ eine kontinuierliche Steigerung. Leider sind die Sommerkonzerte vom Juni und Juli zusammen mit ZZ-Top schon vorbei, aber ein Wiedersehen mit dem speziellen Trio aus USA ist garantiert.

PARSONS THIBAUD Eden Blue Rose / MV

rp. Auf «Eden» vereinen sich

bereits zum dritten Mal die Talente und Kräfte von Joseph Parsons und Todd Thibaud. Musikalisch sind beiden amerikanischen Künstler ja nicht so weit weg von einander. Beide teilen eine Vorliebe für Americana, Folk, Rootsrock und die Singer-Songwriter-Kunst. Und seit Jahren sind beide mit Blue Rose auch auf dem gleichen Label Zuhause. «Eden» enthält zehn wunderschön intim klingende Songs mit Folk, Americana und Country-Elementen. Oftmals sparsam instrumentiert, zuweilen mit Duett-Gesang sind Songs wie «Everything Changes», «Cost Of Eden», «Heart That Never Falters», «Near You», «Time Is Due» oder «Nothing To Me» ein wunderbarer Hörgenuss. Gerade richtig, um auf einer Veranda seinen Gedanken nachzuhängen.


ReReleases, Best Of, Tributes QUEEN Live At The Rainbow `74 Universal

hh. Queen hatten erst zwei Alben auf dem Markt („Queen“, „Queen 2“), als ihre ausverkaufte Show im Londoner Rainbow vom März 1974 mitgeschnitten wurde, um sie als LiveAlbum auf den Markt zu bringen. Es mussten allerdings 40 Jahre vergehen, bis das dann tatsächlich geschehen sollte. Der Grund war die überbordende Kreativität des Quartetts zu der Zeit, und so entschloss man sich, die Life-Aufnahmen erst einmal zur Seite zu legen und stattdessen lieber ein reguläres Studioalbum („Sheer Heart Attack“) rauszubringen. Also landeten diese Aufnahmen in irgendeinem Lager-Regal und gerieten in Vergessenheit. Welch ein riesiger Verlust es gewesen wäre, hätten diese Mitschnitte niemals das Licht der Öffentlichkeit gesehen, lässt sich nun nachvollziehen. Die Aufnahmen wurden aufs Feinste restauriert, remixed, remastert und durch das zweite Rainbow Konzert im November des gleichen Jahres erweitert. Dadurch gibt es einige Überschneidungen in der Trackliste, aber Show Nummer 2 beinhaltet bereits Queen's Durch-

THE BLUEBELLS Exile On Twee Street Cherry Red Records

rp Die schottischen Bluebells sind vor allem bekannt für ihren UK Nummer-Acht-Hit «Young At Heart» aus dem Jahre 1984. Eine Wiederveröffentlichung 1993 stiess gar auf Platz 1 der englischen Charts vor. Die Band um Sänger Ken McCluskey und Songwriter Robert «Bobby Bluebell» Hodgens als One-HitWonder abzutun, ist aber fehl am Platz. Songs wie beispielsweise «I'm Falling», «Cath» oder «Everybody's Somebody's Fool» waren zwar nicht so erfolgreich wie Young At Heart» zeugten aber von mehr Potential. Zudem hatten die Bluebells Pech mit ihrem Label

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bruch-Single „Killer Queen“ sowie einige Tracks vom zwischenzeitlich veröffentlichten dritten Studio-Album „Sheer Heart Attack“. Die Aufnahmen sind in verschiedenen Formaten als Box-Sets oder Doppel-CD erhältlich, uns liegt das Limited Edition BoxSet mit vier Vinyl-LPs inkl. MP3-DownloadCode vor. Gemessen daran, dass für die meisten Rockfans das „Sheer Heart Attack“ Album mit Killer-Songs wie „Brighton Rock“, „Flick Of The Wrist“, „Now I'm Here“ oder „In The Lap Of The Gods“ das beste Queen-Album überhaupt ist, erscheint das zweite RainbowKonzert im Rahmen der „Sheer Heart Attack“-Tour auf Grund der neuen Songs interessanter als die Frühjahr-Show. Wobei die März-Show nur unwesentlich (wenn überhaupt) abfällt. Queen sind jedenfalls zu diesem Zeitpunkt auf der Höhe ihrer ROCKKarriere. Bretterhart krachen die Songs, da werden keine Gefangenen gemacht. Allein die Versionen von „Seven Seas Of Rhye“

Postcard. Gerade als sie in den Kreis von Bands wie Orange Juice oder Aztec Camera aufgenommen werden sollten und mit «Everybody's Somebody's Fool» eine vielsprechende Single vorlag, ging Postcard 1981 Pleite. Die Bluebells wechselten das Label, veröffentlichten ein Album und eine EP, lösten sich Mitte der Achtziger aber leider auf. «Exile On Twee Street» enthält zu einem kleinen Teil Demos, die für Postcard vorgesehen waren. Der überwiegende Teil sind aber Songs, die in dieser Form als Demos zum ersten Mal veröffentlicht werden. Alle 20 Tracks stammen aus der Zeit von 1980 und 1982. Ihr leichtfüssiger Jangle-Pop klingt zeitlos gut.

EYELESS IN GAZA Original Album Collection Cherry Red Records rp Die englischen Eyeless In Gaza veröffentlichten in der Zeit ihres Bestehens seit 1980 (mit einer Pause 1987) über 20 Alben (EPs nicht mitgerechnet). Das Duo um Martyn Bates und Peter Becker hat trotz ihres bescheidenen Erfolgs (Mojo Award 2008) einen

und „Liar“ sind das Geld für die gesamte Edition wert. In der überarbeiteten Version dieses BoxSets klingen die Songs massiv und elektrisch geladen wie grandiose Hardrock-Gewitter und lassen selbst 40 Jahre später viele in diesem Genre heute erfolgreiche Truppen verdammt alt aussehen. Wer sich als Rockfan (mit Schwergewicht auf ROCK!) mit dem Backkatalog von Queen nicht gut auskennt und die Band nur durch ihre späteren Pop-Hits kennt und daher nicht besonders aufregend findet, bekommt hier den richtigen Anschauungsunterricht. Queen waren zu Beginn ihrer Karriere eine unglaublich gute, ausgefeilte und hammerharte Rockband mit einem Sack voller Geniestreiche in Form von Songs, die bis heute nichts von ihrer Klasse und Faszination verloren haben. Und die Band war stolz darauf, ihren Sound ohne Synthies zu erarbeiten, was jeweils auf den ersten Alben auch ausdrücklich vermerkt wurde. Da kann man getrost „Verbrechen“ aus der späteren PopÄra wie „Radio GaGa“ usw. in die Tonne kloppen. „Live At The Rainbow“ ist in jeder Plattensammlung unverzichtbar und demjenigen, der diese Aufnahmen in irgendeinem Archiv wiederentdeckt hat, gebührt ein grosser Verdienstorden. Wir empfehlen die Vinyl-Edition, denn diese Aufnahmen muss man einfach so hören, wie sie damals für die Veröffentlichung vorgesehen waren.

KEITH CROSS & PETER ROSS Bored Civilians Cherry Red Records

nicht zu unterschätzenden Einfluss auf nachfolgende Generationen von Bands. Die CDBox «Original Album Collection» enthält mit «Photographs As Memories» (1981, Debütalbum), «Caught In Flux» / «The Eyes Of Beautiful Losers» EP (1981), «Pale Hands I Loved So Well» (1982) und «Drumming The Beating Heart» (1982) vier ihrer frühen Alben. Die letzten beiden sind auf einer CD enthalten. Die vierte CD enthält von der Band ausgewählte Raritäten und Singles. Ihr trockener und spröder Wave und Postpunk, theatralisiert durch Bates dramatischen Gesang, versprüht auch heute noch eine subtile Anziehungskraft. Gerade weil Eyeless Of Gaza immer gerne experimentierten.

rp Keith Cross hatte sich, gerade mal 18-jährig, als virtuoser Gitarrist mit der englischen Rockband T2 (man beachte ihr 1970er Album «It'll All Work Out In Boomland») einen Namen gemacht. Davor hatte er bei der Psych-Popband Bulldog Breed (Hier ist ihr Album «Made in England» interessant) die Saiten gezupft. Peter Ross war Sänger der englischen Rock-Pop Band Hookfoot und arbeitete später mit Richard Thompson zusammen. Nach dem Ende von T2 tat sich Cross mit Ross zusammen und veröffentlichte 1972 «Bored Civilians», das heute in


ReReleases, Best Of, Tributes Sammlerkreisen horrende Preise erzielt. Die neun Songs (auf der CD-Wiederveröffentlichung ergänzt um 2 Bonustracks) hatte aber wenig gemein mit dem Sound der vorhergehenden Bands der beiden. «Bored Civilians» ist musikalisch im Folk, Progrock und Westcoast beheimatet. Zusammen mit Gastmusikern wie Nick Lowe, Jimmy Hastings (Caravan) und der Pedalsteel-Legende B.J. Cole (Sting, Cat Stevens, Joan Armatrading, The Verve, Roger Waters, Depeche Mode, Björk u.a.) spielten Cross und Ross ein Album ein, das man getrost als verlorenen Klassiker bezeichnen darf. Die beiden waren nicht nur kompetente Musiker sondern auch hervorragende Songschreiber. Wunderbare harmonische Passagen (mit Gesangsharmonien, die Crosby, Stills, Nash & Young zu Ehren gereicht hätten) wechseln sich organisch ab mit vertrackten und komplexen Instrumental-Zwischenspielen. Dezente Dynamiken sorgen für Spannung. Die Gitarrenarbeit von Cross, wie auch das Flötenspiel von Hastings ist virtuos und inspirierend. Und mit «Peace In The End» (Cover von der Band Fotheringay) und «The Dead Suite» wären sogar zwei potente Singles auf dem Album gewesen. Produzent Peter Sames wundert sich bis heute: «Es ist ein Mysterium, wieso das Album damals nicht mehr Erfolg hatte.»

ABBA Live At Wembley Arena 1979

Die Liste der auf alle Ewigkeit grössten Popsongs ist schier unendlich. Aber dass Abba ihre, für damalige Verhältnisse überragenden Studioproduktionen auch live in nicht abfallender Qualität wiedergeben konnten, dürfte höchstens denjenigen bekannt sein, die das Glück hatten, sie damals auf der Bühne zu erleben. Die gesanglichen Fähigkeiten des Quartetts sind geradezu unglaublich – und dass alles ohne Netzt und doppelten Boden. Hier war tatsächlich alles live, da kam nichts, wie von den meisten heutigen Popstars als normal betrachtet, vom Band bzw. der Festplatte. Kommt dazu, dass Abba stets von den besten Musikern, die Schweden vorzuweisen hatte, begleitet wurde. Das alles zusammen macht die grosse Klasse dieses Triple-Vinyl-Albums aus, das praktisch alle grossen Hits und einige weniger bekannte Popjuwelen enthält aus. Zudem ist hier der von Agnetha Fältskog geschriebene, bislang unveröffentlichte Song „I'm Still Alive“ enthalten. In Bezug auf unveröffentlichtes AbbaMaterial wars das aber auch, denn gemäss Benny Andersson ist damit alles Material aus der schwedischen Hitfabrik herausgekommen, die Archive sind leergefegt. „Live At Wembley“ ist nicht nur ein hochqualitatives LiveDokument, sondern vielmehr ein abschliessendes Vermächtnis der wohl grössten und allzeit unerreichbarsten Popband aller Zeiten. Somit macht es selbst für Fans, die bereits alles von den Schweden im Regal stehen haben, durchaus Sinn, sich dieses Album zu besorgen.

BON JOVI New Jersey (Super Deluxe Edition) Mercury/Universal

hh. Es wurde mal wieder in den Archiven der schwedischen Pop-Überflieger gekramt und man wurde fündig. Das hier auf drei Vinyl-LPs (auch in anderen Formaten erhältlich) vorliegende Konzert zeigt die Gruppe auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs und ist gleichzeitig ein weiterer Beweis für die hohe Qualität, die das Quartett auch live reproduzieren konnte. Über die herausragende Klasse ihrer Songs, die bis heute unerreicht bleiben, muss man inzwischen keine weiteren Worte verlieren.

mv. Über Bon Jovi generell noch etwas zu schreiben oder die Band vorzustellen dürfte so sinnvoll sein wie Sand in die Wüste zu karren, da diese Band wie fast keine andere auf der ganzen Welt bekannt ist. Vom Kleinkind bis zur Oma hat jeder schon „Bed Of Roses“, „Always“ oder einen anderen der unzähligen Megahits der Band am Radio oder TV vorgesetzt bekommen. Zum 30-jährigen Bestehen der Band werden nun die alten Alben neu aufgelegt und den Anfang macht man mit „New Jersey“ von 1988, einem der erfolgreichsten Alben im Band-Katalog. So wurde „New Jersey“ damals nicht nur mehrfach mit Platin ausgezeich-

net (weltweit wurden über zehn Millionen Alben abgesetzt) sondern es gab mit "Bad Medicine","I'll Be There For You", "Born To Be My Baby", "Living In Sin" und "Lay Your Hands On Me" ganze unglaubliche fünf Top-10Singles. Dabei wären auf dem Album sogar noch mehr Songs mehr als geeignet gewesen als

Single Hits. Dass zum Beispiel das unfassbar gute „Wild Is The Wind“ (einer der besten Bon Jovi Songs überhaupt) nicht als Single verbraten wurde ist schon fast eine Schande, zeigt aber auch wie viele extrem gute Songs die Band damals in petto hatte. Und „New Jersey“ war leider auch das letzte richtige Hard Rock Album der Band, denn ab den 90er Jahren fielen dann nicht nur die Haare der Boys dem Mainstream zum Opfer, aber das ist eine andere Geschichte… Zu diesem Hard Rock Album der Superlative gibt es nun auch einen mehr als vorbildlichen Re-Release. In der neu remasterten Super Deluxe Edition wird die erste CD durch drei rare Bonus-Tracks erweitert („The Boys Are Back In Town“, „Love Is War“ und „Born To Be my Baby Unplugged“, alles Single B-Seiten) und enthält eine weitere 13 Track CD, welche die „The Sons Of Beaches Demos“ präsentiert . „New Jersey“ war damals 1988 eigentlich also Doppel-LP geplant gewesen und dies ist die ursprünglich geplante zweite LP. Gerade diese 13 Demo Tracks sind für Fans der Band ein grosser Kaufanreiz, bieten sie doch etliche Perlen, welche endlich entdeckt werden dürfen (z.B. „Love Hurts“ oder „Full Moon High“). Zudem allem gibt es noch eine DVD mit der „Access All Areas - A Rock and Roll Odyssey“ Dokumention, sämtliche Videoclips zum Album und zu guter Letzt ein echt schmuckes 60seitiges Fanbuch mit unzähligen Fotos, Lyrics etc. Viel besser kann man ein ReRelease nicht machen und somit dürften nicht nur Bon Jovi Fans begeistert zuschlagen.

VIRGIN STEELE Invictus Steamhammer / SPV

Abschluss dieser unglaublich kreativen Phase der Band. Mastermind David DeFeis und sein kongenialer Partner Edward Pursino schraubten dabei den Härtegrad nochmals ein grosses Stück nach oben, so dass „Invictus“ schlussendlich das härteste Album in der langen und abwechslungsreichen BandDiscografie werden sollte. Das heisst aber nicht, dass die theatralische, bombastische und epische Seite der Band nicht vorhanden wäre auf „Invictus“. Im Gegenteil, Göttergaben wie „Dominion Day“, „Through Blood And Fire“, „Defiance“, “Mind, Body, Spirit”, „Veni Vidi Vici“ oder „A

Whisper Of Death“ boten alles was das Herz des Virgin Steele Fans begehrte und noch viel mehr. Dramatische Arrangements, packende Ohrwurm-Refrains ohne Ende, kraftvolle messerscharfe Riffs, mitreissende wie epische Melodien und über allem der extrem facettenreiche Gesang von David. Besser konnte man epischen Heavy Metal in den 90ern nicht spielen und man liess die damals eh kaum vorhandene Konkurrenz einmal mehr alt aussehen. Es ist eine Schande, dass die Band damit nicht den verdienten grossen Erfolg verbuchen konnte, aber gerecht war die Szene eh noch nie. Virgin Steele waren mit ihrem dritten Klassiker in Folge noch etwas zu früh am Start, das grosse Heavy MetalRevival fand leider erst in den Jahren darauf statt. Dieser wundervoll aufgemachte ReRelease im Doppel-Digipack enthält satte 15 Bonustracks, bei welchen sich die Band im Akustik-Gewand präsentiert (nur Gesang und Gitarre). Mit der schönen Pianoballade "Do You Walk With God" gibt es zum Schluss gar noch einen ganz neuen Song der Lust macht auf die längst fällige, nächste Scheibe der Band.

mv. Nachdem Virgin Steele Mitte der 90er mit den beiden “The Marriage Of Heaven And Hell” Alben absolute Meisterwerke des epischen Heavy Metals veröffentlichten folgte 1998 mit „Invictus“ der edle

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DVD/BluRay PETER GABRIEL Back To Front Live in London

STATUS QUO The Frantic Four's Final Fling Live At The Dublin O2 Arena hh. Das letzte Konzert der «Wiedervereinungstour» unter dem Namen The Frantic Four ging in Dublin am 12.4.2014 über die Bühne. Und wie alle britischen Konzerte dieser Tournee war auch diese Show innerhalb Stunden ausverkauft. Dabei handelte es sich bereits um die zweite Tournee der QuoOriginalbesetzung, denn das 2013 als einmalige Sache deklarierte Spektakel verlangte auf Grund der riesigen Nachfrage nach einer Fortsetzung. Und so ging es also in diesem Jahr nochmals in die Hallen des Vereinigten Königreichs. Die Konzertkritiken auf die Shows waren vom Feinsten und anhand dieser DVD kann man sich nun selbst ein Bild von dieser ursprünglich nie für möglich gehaltenen Reunion machen. Francis Rossi, Rick Parfitt, John Coghlan und Alan Lancaster standen seit 1981 nie mehr zusammen auf der Bühne. Erst vor ein paar Jahren versöhnten sich Rossi und Lancaster, die während drei Dekaden kein Wort mehr zusammen gesprochen hatten. Die Idee für diese Reunion-Tour entstand wohl daraus, dem an MS leidenden Bassisten noch einmal eine grosse Freude zu bereiten und ihm (wie auch John Coghlan) einen beachtlichen finanziellen Zustupf zu ermöglichen. Kommen wir zur hier dokumentierten Abschluss-Show im irischen Dublin. Das Publikum feiert wieder einmal eine riesige Party, wie sie nur bei Quo-Konzerten erlebt werden kann. Generationsübergreifend wird jeder Ton mitgesungen, es herrscht Freude ohne Ende. Und Britanniens grösste Rock'n'Roll Band aller Zeiten gibt den Fans, wonach sie hungern. Hammerhart rocken sich die älteren Herren durch ein Programm, das grösstenteils mit dem Doppelalbum „Live“ von 1977 identisch ist. Alle grossen Kracher der Band aus ihrer Blütezeit sind dabei ( „Caroline“, „Big Fat Mama“, „Down Down“, „Little Lady“, „Railroad“ etc.) und die Frantic Four rocken die Songs mit Energie und Hingabe wie in den 70ern, als wäre die Zeit stehen geblieben. Halt, nicht ganz! Denn besonders auffällig ist, dass Rossi praktisch fehlerfrei spielt. Jeder Ton sitzt und selbst seine Soli, die früher von vielen Gitarristen mitleidig lächelnd bewertet wurden, kommen wie aus einem Guss rüber. Die Routine des jahrelangen Spielens ist dem Bandchef deutlich anzuhören – Rossi wird mit dem Alter immer besser! Parfitt rockt wie ein Schwerstarbeiter, drischt die Riffs aus seiner „Axt“ als gäbe es kein Morgen mehr. In ihrer

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Eagle / MV

aktuellen Quo-Formation haben die beiden da ein wesentlich entspannteres Leben. John Coghlan ist nach wie vor ein begnadeter Boogie- und Shuffledrummer, der sein Arbeitsgerät bestens im Griff hat. Nur selten macht sich bei ihm Konditionsschwäche bemerkbar, was gemessen an dem hohen Energieverbrauch, den ihm diese alten Rockkracher abverlangen, mehr als verständlich ist. Alan Lancaster, inzwischen von seiner Krankheit sichtbar gezeichnet und in seinem Bewegungsradius stark eingeschränkt, steht oft im Spotlight, da er ja einige der hier vorgetragenen Klassiker auch gesungen hat. Er ist immer noch gut bei Stimme , sein Bassspiel ist zwar relativ statisch, aber bringt es immer noch auf den Punkt. Geradezu rührend ist es zu sehen, wie er immer wieder versucht, zusammen mit Rossi und Parfitt die berühmten Quo-Posen nachzustellen, obwohl es für jedermann sichtbar ist, welche Mühe und Kraftaufwand es dem kleinen Bassisten bereitet. Aber der Spass, noch einmal die erfolgreichen guten alten Zeiten aufleben zu lassen, ist ihm deutlich anzusehen und sorgt bei ihm für ein breites Dauergrinsen. Dieser Live-Mitschnitt ist eine absolut umwerfende Rockshow, natürlich in erster Linie für alle QuoFans. Sie bekommen hier die echte Vollbedienung, denn das Quartett spielt so gut, wie es selbst in früheren, besten Zeiten nicht alltäglich war. Dagegen mutet Rossis und Parfitts aktuelle Formation an, wie eine gesetzte Quo-Tribute-Band. The Frantic Four ist eben das Original. Hier dampft und kesselt es, hier wird gerockt auf Teufel komm raus. Hier gibt es unvergessene Rockklassiker am Laufmeter in allerbester Live-Version. MUSS MAN HABEN!!!

ub. Einst war Gabriel der exzentrische Frontmann des klassischen Genesis-Line-up. Der kommerzielle Durchbruch gelang ihm 1986 mit dem Solo-Glanzstück „So“, das wie eine Bombe einschlug. Auch der Video-Clip zu „Sledgehammer“ setzte neue Massstäbe. Auf seiner Back To Front-Tour führt Gabriel das Album in voller Länge auf. Er ist nicht der Erste, der ein gefeiertes Meisterwerk von Anfang bis Ende live darbietet. Speziell ist jedoch, dass er mit der damaligen grandiosen Original-Band unterwegs ist. Der vorliegende Film des bekannten Regisseurs Hamish Hamilton ist ein Mitschnitt der beiden gewaltigen Konzerte in der O2-Arena London vom Oktober letzten Jahres. In drei Sets aufgeteilt, beginnt die gut 2 ¼-stündige Show mit einem akustischen Teil mit Session-Charakter. Gabriel (am Flügel) nutzt dabei die Gelegenheit, neues Material auf dessen Wirkung hin zu prüfen („Daddy Long Legs“). Das zweite Set ist elektronischer und lauter und enthält „Solsbury Hills“ vom 77er-Solo-Debüt, bevor der ersehnte Nachtisch folgt: Das komplette und ununterbrochene Album „So“ in der Reihenfolge, die von Anfang an vorgesehen war. Gigantische visuelle Effekte bei „Red Rain“ sowie geschmeidige Robotik-Einlagen beim emotionalen „Don't Give Up“ unterstützen den Ausnahmekünstler Peter Gabriel, der eine grossartige und einmalige Bühnenpräsenz besitzt. Seine unverwechselbare Stimme scheint dabei nicht zu altern. Wer noch keine Tickets besitzt: Gabriel kommt am 18. November anlässlich der Back To Front-Tour nach Zürich!

JETHRO TULL'S IAN ANDERSON Thick As A Brick Live In Iceland Eagle / MV ub. Jethro Tull's innovatives Konzeptalbum „Thick As A Brick“ mit legendärem ZeitungsCover wurde 1972 veröffentlicht und erzählte die vordergründig witzige Geschichte des achtjährigen Jungen Gerald „Little Milton“ Bostock, der seinen Preis für Dichtkunst wieder abgeben muss, da er im Fernsehen für sein Alter anstössige Dinge gesagt haben soll. „TAAB“ war als Parodie auf die damaligen Konzeptalben geplant, enthielt jedoch einen ernsthaften Hintergrund. 40 Jahre danach erweckte Ian Anderson sein Alter Ego mit „Thick As A Brick 2“ zu neuem Leben und präsentierte die Fortsetzung der Saga um den mittlerweile 50-jährigen Bostock. (Der eigensinnige Schotte brachte „TAAB 2“ und sein neustes Werk „Homo Erraticus“ vom April 2014 unter eigenem Namen heraus.) Der unterhaltsame Film „Live In Iceland“ lässt ein Stück Musikgeschichte aufleben und widmet sich einer Show der 2012/2013er-Tour in Reykjavik, bei der Teil 1 und 2 der Story chronologisch aufgeführt werden. Den ursprünglichen Geist des Materials zu wahren, war eine echte Herausforderung für die jungen Musiker und nach so langer Zeit auch für Anderson


DVD/BluRay (Querflöte, Gesang, akustische Gitarre). Auffallend ist die schauspielerische Kompo-nente des Tänzers und Sängers Ryan O'Donnell. Im Bonus-Interview schildert Island-Fan Anderson seine Beziehung zur Flöte und wieso er kein Lead-Gitarrist wurde. Des Weiteren liefert die DVD ein Blues-Harp-Duell mit Claude Nobs sowie einen Einspieler vom Montreux Jazz Festival 2012.

ELTON JOHN The Million Dollar Piano Eagle / MV ub. Der eigens für Elton John von jungen YamahaDesignern entworfene und in Japan gefertigte Flügel ist der Nachfolger des roten Pianos und hat etwas mehr gekostet als sein Name aussagt. Der Flügel erzählt Geschichten anhand eingebauter LED Bildschirme und ist Namensgeber der spektakulären Show, die im September 2011 uraufgeführt wurde. Tausende von Fans aus aller Welt pilgerten nach Las Vegas, um die einmalige Produktion im Colosseum des Caesars Palace nicht zu verpassen. Elton John selbst wollte überrascht werden. Als er die Bühne zwei Tage vor der Premiere zum ersten Mal sah, fing er an zu weinen. Die Inszenierung ist das Mass aller Dinge und sucht ihresgleichen. Der inzwischen verstorbene britische Architekt Mark Fisher entwarf das märchenhafte Bühnenbild. Die phänomenalen Effekte bringen den Fokus zurück auf Johns Performance und unterstützen seine unsterblichen Evergreens: “The Bitch Is Back” ist der ideale Opener. Das Publikum taucht in einen Sternenhimmel ein bei “Rocket Man”. Mit “Your Song” bedankt sich Elton John für sein privilegiertes Leben, bevor das ergreifende “Don't Let The Sun Go Down On Me” folgt. “Saturday Night's Alright (For Fighting)” macht die epische und ultimative Live-Show perfekt. Seit Jahrzehnten zählt John auf seine eingespielte Band. Der schottische Gitarrist Davey Johnstone und Drummer Nigel Olsson sind seit 1971 mit einigen Unterbrechungen dabei. Bassist Bob Birch spielte während 20 Jahren knapp 1'500 Konzerte und nahm sich im August 2012 das Leben. Empfehlung: Den Bonus-Film „Making The Million Dollar Piano” vorab anschauen.

RANDY BACHMANN Every Song Tells A Story – Vinyl Tap Tour Far Point Films hh. Wer kennt Randy Bachman? Das große Schweigen! „Ach, der ist das“, heisst es, wenn man Bachman-TurnerOverdrive erwähnt, die kanadische Holzfäller-Truppe mit ihrem Stotter-

Mega-Hit „You Ain't Seen Nothing Yet“ oder die andere Band, in der Bachman aktiv war, namens Guess Who („American Woman“). Also hat der Mann Geschichte geschrieben. Aber das ist lange her und beide Bands waren bis auf die erwähnten Hits kein grosser Brüller in Europa. Von daher wird sich die Käuferschicht dieser DVD auch nur auf beinharte Fans beschränken, die allerdings inzwischen mit Altersbeschwerden wie Sehschwäche zu kämpfen haben dürften. Immerhin ist für diejenigen eine Live-CD beigelegt, hoffen wir, dass sie nicht auch noch an Hörschwäche leiden. Angst vor zu einem Herzkasper führende Aufregung muss aber auch niemand haben, denn, um das vorwegzunehmen, diese DVD ist zum Gähnen langweilig. Da sitzt ein alter Mann auf dem Barhocker, klimpert ein bisschen auf der Gitarre und quatscht alles in Grund und Boden. Aufgenommen wurde das Ganze in Bachman's Heimatstadt Winipeg, wo er mit einigen Musikerkollegen eine Reihe seiner alten Hits einem dankbaren Publikum vorführt. Es mutet an, wie ein Feierabendkonzert der lokalen Alt-Herren-Band (was es ja auch ist!) bzw. sorgt die Band für die musikalische Ummantelung der Geschichten und Anekdoten, die ausserhalb Kanadas wohl kein Schwein interessieren dürften. Die ganze Show ist nett, unverbindlich und auch gut gespielt – aber keine Spur von auch nur einem klitze-kleinen Fünkchen Feuer. Irgendwie hat das Parallelen zu einem heutigen Toni Vescoli-Konzert, der ja auch immer gern Geschichten aus seiner Vergangenheit vorträgt. Allerdings, handkehrum, dürften die in Kanada auch kein Schwein interessieren.

IAN HUNTER A Very Special Night with – Strings attached MIG Music hh. Ian Hunter ist eine Legende. Der ehemalige Mott The Hoople-Frontmann wird besonders in Britannien (auch oder gerade von Musikern) bis heute abgöttisch verehrt. „All The Yound Dudes“, der grösste Mott The Hoople-Hit, war die Hymne der GlamrockRock-Ära und auch eine ganze Reihe von Songs unter seinem Namen sind Klassiker, die auch von jungen Bands heutzutage gern und oft gecovert werden: „Once Bitten Twice Shy“, „Bastard“, „All The Way From Memphis“, „Cleveland Rocks“ usw. – die Liste liesse sich noch gehörig ausdehnen! Im Januar 2002 ging das hier aufgezeichnete Konzert in Trondheim/ Norwegen über die Bühne. Hunter lässt sich dabei von überwiegend norwegischen Musikern begleiten inkl. dem Streichorchester Trondheim Solistene. Die Show ist grösstenteils akustisch gehalten, wobei die Drehzahl gegen Schluss rockmässig deutlich erhöht wird. Auch wenn Hunter's Hits früher krachiger Classicrock war, funktionieren die Tracks auch in dieser Form hervorragend und entfalten einen neuen Glanz. Wie es heisst, ist ein guter Song erst dann ein guter, wenn er auch in akustischer Version zupackt. Und das ist hier ausnahms-

los der Fall, ein Beweis für die grosse Klasse der Hunter-Kompostionen. Alles in Allem ist „A Very Special Night…“ ein sehr schönes, intimes Konzert, in dem der Protagonist und vor allem seine Songs im Vordergrund stehen. Ian Hunter ist ein charakter- und seelenvoller Performer, der mit grosser Persönlichkeit und Ausstrahlung begeistert. Die Kameraführung ist der Show perfekt angeglichen, ruhige Schnitte, direkte Fokussierungen. Ein stimmiger Konzertmitschnitt mit schöner, ehrlicher Musik – das hat Stil und Klasse in jeder Note. Genau das richtige für einen entspannten Abend. Im Bonus-Teil gibt es die üblichen Behind-The Scenes Einblicke, plus Interviews mit Fans und Musikern.

LUNIK The Last Concert Feat. Zürcher Kammerorchester Mediacreators ub. Wieso überhaupt ging die Band auseinander? Der Film sucht und liefert Antworten. Musikalische und persönliche Gründe führten dazu, dass sich Lunik in einer Sackgasse befanden. Für das finale Konzert im Berner Kulturcasino hatte sich die Band etwas einfallen lassen: Ein Gig mit dem ZKO. Die Wucht des Orchesters geht durch Mark und Bein, ist berührend und beeindruckend. Der letzte Song „Through Your Eyes“ ist besonders stark. Beinahe interessanter noch ist der Blick hinter die Kulissen. Der Zuschauer ist zu Gast im Proberaum Bern-Länggasse. Immer wieder wird das Konzert durch ehrliche, voneinander unabhängige Interviews ehemaliger und aktueller Mitstreiter und Wegbegleiter wie die Bassisten Mich Gerber und Walo Müller oder Adi Amstutz (Gitarre, Keys) unterbrochen. Die UrCombo Gonzo machte einst Strassenmusik und wurde Mitte der 90er von der britischen Trip Hop-Bewegung inspiriert. Die russische Mondsonde stand Pate für den neuen Namen und die musikalische Ausrichtung mit sphärisch verträumten Sounds und der Stimme von Rahel (Jaël) Krebs. Mit der fünften Scheibe „Preparing To Leave” (2006) erklimmt die Band den Gipfel der Schweizer Musik-Szene. Für den internationalen Erfolg geben Lunik ihre Seele her, verlieren die Einzigartigkeit und gehen in der Pop-Masse unter. Parallel dazu wankt das „LunikSystem“ (Jaël & Gitarrist Luk Zimmermann). Der mässige Erfolg von „What Is Next“ (2012) bricht der Band schliesslich das Genick. Zimmermann kann und will nicht mehr. Beim Schlusspunkt im Dezember 2013 sind noch Jaël und Keyboarder Cédric Monnier zugegen. Der Film von Mike Wyniger ist abwechslungsreich und spannend aufgebaut. Die Geschichte der Band mit Höhen und Tiefen fügt sich zusammen wie ein Puzzle. Die melancholische Grundstimmung bewegt. KonzertArrangeur Monnier vermerkt: „Lunik hat den passenden Soundtrack zum Thema“. Nicht nur für Lunik-Fans sehens- und empfehlenswert!

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ANTI-MORTEM & KYNG

GOTTHARD

24.11. Zürich, Komplex Club

21.11. Chur

AT THE GATES, TRIPTYKON

22.11. Langenthal

16.12. Aarau, KIFF

26.11. Winterthur

AVATAR

28.11. Baar

14.11. Pratteln, Z7

GRAND CANNON

BEATSTEAKS

14.11. Biglen, Ref. Kirche

9.11.+ 16.,17.12 Zürich, Volkshaus

15.11. Aarburg, Musigburg

BLISS

GUANO APES

5.11. Solothurn, Kofmehl

2.11. Solothurn, Kofmehl

BRYAN FERRY

GUSTAV

4.12. Zürich, Kongresshaus

8.11. Solothurn, Kofmehl

CELTIC WOMEN

HARDCORE SUPERSTAR

13.11. Zürich, Hallenstadion

23.11. Winterthur, Salzhaus

CHINA

HERBIE HANCOCK

14.11. Luzern, Schüür

1.12. Luzern, KKL

15.11. Oekingen, Heuboden

IAN ANDERSON

CHRIS REA

18.11. Zürich, Kongresshaus

27.11. Zürich, Kongresshaus

INCOGNITO

CRAZY DIAMOND

13.11. Solothurn, Kofmehl

8.11. Zug, Chollerhalle

14.11. Zürich, Kaufleuten

DARK TRANQUILITY, AMORAL

JAMES GRUNTZ

12.11. Luzern, Schüür

22.11. Zug, Chollerhalle

DEATH BY CHOCOLATE

JOHN GARCIA

8.11. Burgdorf, Kulturclub

18.11. Luzern, Schüür

15.11. Brig, Perron 11

KASABIAN

21.11. Baden, Nordportal

4.11. Zürich, Maag Halle

4.12. Lausanne, Zelig

KYLA LA GRANGE

5.12. Stäfa, Rössli

8.11. Bern, Bierhübeli

12.12. Lyss, Kufa

9.11. Luzern, Schüür

13.12. Interlaken, Anker

KYLIE MINOGUE

19.12. Thun, Mokka

17.11. Zürich, Hallenstadion

20.12. Glarus, Hölastei

LA BRASS BANDA

DELILAHS

25.11. Zürich, Härterei

7.11. Olten, Coc d'Or

LACUNA COIL

8.11. Luzern, Schüür

18.11. Pratteln, Z7

31.12. St. Gallen, Grabenhalle

LADY GAGA

DIE FANTASTISCHEN VIER

6.11. Zürich, Hallenstadion

14.1. Zürich, Hallenstadion

LAMB

ED SHEERAN

20.11. Luzern, Schüür

19.11. Zürich, Maag Halle

LEA LU

EPICA

29.11. Basel, Parterre

22.11. Zürich, Xtra

12.12. Lenzburg, Baronessa

FAMARA

LEVEL 42

20.12. Burgdorf, Kultur Club

12.11. Pratteln, Z7

FOX

LUCA LITTLE

9.1. Rubigen, Mühle Hunziken

14.11. St. Gallen, Blumenmarkt

GEORGE EZRA

15.11. Winterthur, Salzhaus

26.11. Zürich, Härterei

20.11. Frauenfeld, Elsenbeiz 21.11. Kloten, Snuus Bar 28.11. Wetzikon, Scala

60

29.11. Bern, Musigbistrot 6.12. Herzogenbuchsee, Schlacht. 12.12. Davos, Songbird 20.12. Baden, Nordportal 9.1. Lenzburg, Baronessa MACHINE HEAD 21.11. Zürich, Komplex 457 MAGNUM 23.11. Zug, Chollerhalle MANFRED MANNs EARTHBAND 5.12. Solothurn, Kofmehl MANOWAR 18.1. Basel, St. Jakobshalle MARC SWAY 1.11. Wetzikon, Scala 15.11. Buchs, Fabriggli 5.12. Thun, KKT 6.12. Jona, Kreuz 13.12. Olten, Schützi 29.12. Pontresina, Rondo MASTODON 11.12. Pratteln, Z7 MIKE CANDIS 6.12. Solothurn, Kofmehl MORCHEEBA 6.12. Zürich, Kaufleuten MORELAND & ARBUCKLE 13.12. Zug, Chollerhalle MÜSLÜM 14.11. Solothurn, Kofmehl 28.11. Luzern, Schüür NAZARETH 27.11. Zug, Chollerhalle OROPAX 5.12. Luzern, Schüür PALOMA FAITH 9.12. Zürich, Kaufleuten PARKWAY DRIVE, HEAVEN SHALL 9.12. Zürich, Volkshaus PEGASUS 28.11. Solothurn, Kofmehl 12.12. Luzern, Schüür PETER GABRIEL 18.11. Zürich, Hallenstadion PHILIPP FANKHAUSER 8.11. Zofingen, Stadtsaal 14.11. Murten, Hotel Murten 2.12. Zürich, Kaufleuten 6.12. Hersisau, Casino 8.12. Luzern, KKL


10.12. Bern, Bierhübeli

SLASH

21.-23.12. Grosshöchstetten

15.11. Basel, St. Jakobshalle

PIGEONS ON THE GATE

SOLSTAFIR

29.11. Winterthur, Winti Mäss

5.11. Luzern, Schüür

20.12. Winistorf, Estrich

SUICIDE SILENCE

PILOMOTOR

8.12. Solothurn, Kofmehl

20.11. Chur, Q-Bar

THE DAMNED

PINK MARTINI

11.12. Zug, Galvanik

6.11. Zürich, Volkshaus

THE DATSUNS

RIVAL SONS

19.11. Luzern, Schüür

4.12. Solothurn, Kofmehl

THE PEARLBREAKERS

SAINT RAYMOND

15.11. Wimmis, Löwen

19.11. Zürich, Maag Halle

21.11. Mels, Altes Kino

SAMAEL

28.11. Echallenes, Z&R

29.11. Luzern, Schüür

THE KLAXONS

SAXON

21.11. Luzern, KKL

19.11. Pratteln, Z7

TINA DICO

SEETHER

8.11. Zürich, Kaufleuten

7.12. Luzern, Schüür

TOWER OF POWER

13.12. Solothurn, Kofmehl

5.11. Zürich, Volkshaus

SKINDRED

…TRAIL OF DEAD

11.11. Luzern, Schüür

6.11. Luzern, Schüür

SLAM & HOWIE

TRAUFFER

6.11. Alterswil, Reithalle

27.11. Solothurn, Kofmehl

8.11. Alterswil, Reithalle

TREEKILLAZ

18.12. Olten, Coq d'Or

7.11. Oberentfelden, Börömpöm

20.12. Einsiedel, TC Crow

TRIGGERFINGER

26.12. Hasliberg, Wetterhorn

24.11. Luzern, Schüür

präsentiert

THE BASEBALLS

27.12. Wetzikon, Eishalle

23.11. Basel, Volkshaus 24.11. Zürich, X-Tra

LACSON Alle Live Daten auf Seite 41

ROCK MEETS CLASSIC 15.3. Zürich, Hallenstadion 17.3. Sursee, Stadthalle


Abo-Bestellungen nehmen automatisch am Wettbewerb teil! Wunschpreis bei der Bestellung angeben

KONZERT-TICKETS: je 2 x 2 Tickets für

THE BASEBALLS

GURD

23.11. Basel, Volkshaus 24.11. Zürich, MAAG Halle

signierte CDs

«Fake»

(Bitte Wunschdatum/-ort angeben)

20 Jahre

GURD Special Guest:

PURE INC 5.12. Pratteln, Z7

LACSON 15.11. Wimmis, Löwen 21.11. Mels, Altes Kino 28.11. Echallens, Z&R Music Bar (Bitte Wunschdatum/-ort angeben)

DELILAHS

BITCH QUEENS

«Past True Lust» signierte CDs

«Kill Your Friends» signierte CDs

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62

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Natalia Schmidt (ns) MagiRoxx (magi) Erika Moser (em) Inga Pulver (ip) Kelly Widmer (kw) Martin Eyer (mey) Urs Breig (ub) Christian Hug (hug) Michael Vaucher (mv) Mario Hug (mh) Robert Pally (rp) Laurent Giovanoli (lg) Rebecca Hügi (rh) Ian Keates (Foto)

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