No. 6/2015 November/Dezember 5. Jahrgang
Das einzige Schweizer Gratis-Magazin f체r musikalische Lebenskultur
mit g Sch rosse w Sze eizer m ne T eil
>POP >ROCK >METAL >INDIE/ALTERNATIVE >COUNTRY/AMERICANA >SWISS >BLUES
STORIES INTERVIEWS KONZERTE WETTBEWERBE CD+DVD REZENSIONEN
Ph채nomenal
ADELE SILBERMOND * BILLY GIBBONS * CHRIS CORNELL * WALTER TROUT * MICHAEL MONROE * GRAVEYARD * HOLLYWOOD VAMPIRES * JAMES GRUNTZ BITCH QUEENS * QUEEN * JOHNNY CASH
>WORLD
Inhalt FEATURES / INTERVIEWS: - CHRIS CORNELL
24
Die Kraft in der Ruhe
- WALTER TROUT
26
Zurück im Leben
- MICHAEL MONROE
28
Der letzte Glam RocknRoller
ADELE
4
Demnächst erscheint das mit Spannung erwartete neue Album der britischen Ausnahmekünstlerin. Dass sie damit ihren unvergleichlichen Erfolg fortsetzen wird, ist so gut wie sicher, denn der Megastar liefert beständig höchste Qualität. TRACKS durchleuchtet das Phänomen Adele.
- GRAVEYARD
36
Retro Schweden
- HOLLYWOOD VAMPIRES 40 Wiedersehen der Party Animals
- SCORPIONS
42
50 Jahre und kein Ende in Sicht
Schweizer Szene: SILBERMOND
12
- BITCH QUEENS
Sie sind einer der erfolgreichsten deutschen Poprockbands und reisen künftig mit «Leichtem Gepäck». So der Titel des neuen Albums, das im November veröffentlicht wird. TRACKS sprach mit den Gebrüdern Stolle, die für die Saitenarbeit bei Silbermond zuständig sind.
44
Grüsse aus Japan
- JAMES GRUNTZ
46
Internationaler Start Up
- SUPER VERLOSUNG
50
Sennheiser kabelloses Mikrosystem
BILLY GIBBONS
22
Ein Mann - ein Bart. Der ZZ Top Chef bringt sein erstes Solo-Album und wir fragten ihn nach dem Warum und Wieso.
- QUEEN - JOHNNY CASH
52 54
Reviews
-10
Mainstream/Indie/Alternative Keith richards, Electric Light Orchestra, David Gilmore, Silbermond, Billy Gibbons, Def Leppard, Fettes Brot, Dan Baird, Go Go Berlin, Winery Dogs, Dave Gahan, Hawkwind...
-30
Swiss Die Aeronauten, Hank Shizzoe, Lukas Marsand, O.M.S., Patric Scott, Taco, Schoedo...
Re-Releases Queen, Johnny Cash, Status Quo, The Faces, Paul Young, Taste, Tina Turner, Spring...
- 57
DVD/BluRay Rammstein, Aerosmith, Slash, The Who, Stray Cats, Gregg Allman, Ben Granfeld Band
Hard/Heavy/Metal Annihilator, Dead Lord, Iron Maiden, Black Trip, Queensryche, Motörhead, Slayer, Huntress...
- 48
- 54
- 60 - 62
Konzertkalender Wettbewerb / Impressum
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Das Phänomen
ADELE
Das nette Mädchen von nebenan, die Londoner Kratzbürste, an guten Tagen zu Zoten aufgelegt oder auch mal bei ein oder zwei Bier anzutreffen, an schlechteren Tagen aber durchaus auch mal launisch und miesepetrig. So kennt und liebt man Adele vor allem in ihrer Heimat England, weil sie trotz ihres Ruhmes das typische englische Mädel geblieben ist, das echt und bodenständig auf aufgesetztes Image pfeift. Und nebenher noch Millionen Platten verkauft, Awards sammelt und zum Weinen schöne Songs aufnimmt.
ip. Denn was sie überhaupt erst ins Rampenlicht gerückt hat, war und ist ihre aussergewöhnliche Stimme, die Hits wie „Rolling In The Deep“ oder „Someone Like Me“ in den Charts platzieren konnte. Die ungeschliffene, rohe Sehnsucht, mit der Adele singt, ist einzigartig und die Synthese aus authentischem Vorstadtcharme und dieser grossen Stimme haben Adele zu einem Vorbild und einer Diva zum Anfassen gemacht. Ein grosser und solider Familienkreis erdet sie seit Beginn ihrer Karriere und hat vermutlich und glücklicherweise verhindert, dass ihr früher Erfolg zur Stolperfalle wurde. Wer nämlich im Alter von 19 den ersten grossen Hit landet, im Falle von Adele war dies „Hometown Glory“, läuft meist schnell Gefahr, dass der Kopf durch die Decke bricht. Beschützt durch eine Kindheit in bescheidenen Verhältnissen und einen starken familiären Hintergrund konnte dieses Unheil allerdings abgewendet werden und Adele leistet sich höchstens noch den einen oder anderen zickigen Schabernack, wenn sie einen struppigen Tag hat. Beschützen kann sich die Sängerin mittlerweile auch selbst, indem sie sich grösstenteils aus profilierenden Situationen heraushält. So gibt sie ungerne Shows an Festivals, weil ihr das Publikum dort zu gross ist, sie geht lieber mit ihren Freunden ins Pub um die Ecke als in angesagte Restaurants und stellt sich auch selten für Interviews zur Verfügung. Das kommt in England gut an und auch der Rest der Welt, der noch weniger von ihrem Privatleben mitbekommt als die Lokalpresse, zollt ihr für diese Natürlichkeit gerne Respekt. Auch was ihre Präsenz in den Medien angeht, hält sich Adele vornehm zurück. Die Sängerin, die unter Lampenfieber leidet, trägt ihre privaten Angelegenheiten nicht in
,Als sie zum ersten Mal die R'n'B- und Jazzlegende Etta James hörte, festigte das ihren Entschluss, Sängerin zu werden. die Öffentlichkeit und belässt Boulevard-Neuigkeiten auf einem nötigen Minimum. Das sorgt natürlich einerseits für ein Mysterium, das das Interesse an ihr hochhält, andererseits darf so ihre Musik für sich selbst sprechen und die Qualität dieser beweist ja auch, dass dieses Konzept aufgeht. Ihr Leben hat Adele nicht unter einem günstigen Stern begonnen. Ihre Mutter Penny war 18, als sie Adele zur Welt brachte und drei Jahre später verliess ihr Partner, der nicht Adeles leiblicher Vater war, sie aufgrund von Alkoholproblemen. Insofern gliedert sich Adeles Geschichte in diejenige vieler typischer englischer Familien ein. Geldmangel zwang sie zum Besuch von Schulen mit schlechtem Ruf. Trotz allem erzog ihre Mutter sie mit viel Liebe und versuchte mit diversen Jobs über die Runden zu kommen.
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Ausserdem, und das war mit Sicherheit einer der wesentlichen Punkte, gab sie ihrer Tochter das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, war stolz auf ihr Talent und vermittelte ihr Sicherheit. Dass Adele als Einzelkind aufwuchs und die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Mutter genoss, führte dazu, dass sie bereits als Kind recht eigensinnig und starrköpfig sein konnte. Genau das könnte allerdings der Grund dafür sein, dass Adele ein Urvertrauen in sich selbst und ihre Musik hat, die sie so einzigartig macht. Die Liebe zur Musik zeigte sich bei Adele schon früh in der Form, dass sie sich immer sehr auf den stimmlichen Ausdruck ihrer Lieblingsacts konzentriert und versucht hat, die Gefühle darin herauszuhören und zu adaptieren. Eine der ersten Künstlerinnen, die Adele als Einfluss nennt, ist Gabrielle. Die britische Sängerin, die aufgrund eines Fehlers am rechten Auge eine Augenklappe trug, wurde Anfang der neunziger Jahre mit „Dreams“ bekannt, feierte vor allem in England grossen Erfolg und konnte auch auf dem europäischen Festland mit „Rise“ (2000) noch einmal punkten. Adele trug sogar eine von ihrer Mutter gemachte Augenklappe in der Schule, um ihrem Idol ähnlich zu sein. Aber auch die Spice Girls hinterliessen bei ihr bleibenden Eindruck und die Girlietruppe war letztlich der ausschlaggebende Punkt, dass Adele auch auf der Bühne stehen wollte. Als sie elf Jahre alt wurde, zog sie mit ihrer Mutter nach West Norwood, einem Stadtteil Londons. Adele beschreibt diese Zeit so, dass sie praktisch das einzige weisse Mädchen in der Schule gewesen sei und in der Zeit Künstler wie Mary J. Blige oder Destiny's Child kennen und schätzen gelernt habe. Aber erst, als sie ein paar Jahre später zum ersten Mal die R'n'B- und Jazzlegende Etta James hörte, festigte das ihren Entschluss, Sängerin zu werden. Ursprünglich hatte sie in einem Plattenladen den Special-Price-Ständer nach Angeboten durchforstet und stiess dabei auf eine CD der amerikanischen Gesangsikone. Adele kaufte sich die CD allerdings nur aus dem Grund, weil ihr die Frisur der abgebildeten Sängerin gefiel und sie sie dem Friseur zeigen wollte, um auch so auszusehen. Als sie sich dann aber die CD zuhause anhörte, veränderte sich ihr Leben und sie wollte fortan nichts anderes, als auch so singen zu können. „Hometown Glory“, Adeles erste Single, war massgeblich geprägt von der Zeit, die sie in West Norwood verbrachte. Die lokale Zugehörigkeit, das Betonen, sie sei ein London Girl durch und durch, mag eine weitere Zutat ihres Erfolgsrezepts sein. Lokalpatriotismus ist auch in England traditionell verwurzelt und viele Menschen besitzen nicht viel mehr als den Stolz des Satzes „Ich komme aus ...“. Adele schrieb mit „Hometown Glory“ ihre Hommage an ihren Wohnort und konnte damit neben der Aufmerksamkeit des Publikums auch Plattenfirmen von sich überzeugen. Die renommierte BRIT School of Performing Arts, die Adele zusammen mit Leona Lewis 2006 abschloss und an der unter anderem bereits Amy Winehouse studiert hatte, feilte an ihrem
Talent und sie lernte dort neben der eigentlichen Bühnenarbeit auch die technischen Seiten wie Songwriting und Recording kennen. Dass sie sich sehr auf diese Dinge konzentrierte, hatte wohl damit zu tun, dass sie anderen angehenden Sängerinnen einen Schritt voraus sein wollte, denn optisch lag Adele im Vergleich zu ihren Mitstudentinnen eher auf den hinteren Rängen. Dass Aussehen vor allem dem Publikum meistens vollkommen egal ist, wie man an vielen Musikern sieht, die vor allem aus Casting Shows hervorragen, ändert leider nichts an der Tatsache, dass die Optik eben ein wesentlicher Sprungbrettfaktor für Plattenfirmen ist. Da Adele nach wie vor und sympathischerweise aber lieber an Fitnessstudios vorbeiläuft als hineinzugehen, verschaffte sie sich mit grösserem technischen Verständnis für Abläufe im Hintergrund einen Vorsprung für ihr eigenes Songwriting. Innerhalb ihres Studiums nahm Adele im Rahmen einer Klassenarbeit drei Songs auf, die ihre Klassenkameraden auf Myspace, der mittlerweile antiquierten Plattform für Entertainer ohne Plattenvertrag, hochluden. Auf diese Songs wurde XL Recordings aufmerksam und machte Adele im Nullkommanichts zur Labelkollegin der White Stripes. Bevor jedoch ihr erstes Album „19“ zwei Jahre später veröffentlicht wurde, musste Adele erst herausfinden, wie sie Songs schreiben konnte. Technisch war ihr zwar klar, wie das funktionierte. Aber erst die Trennung von ihrem Freund führte den in ihrem Fall notwendigen Schmerz herbei, der ihr zeigte, welche Art von Liedern ihr Weg sein sollte. „Chasing Pavements“, ihr erster grosser Smash Hit, kann dazu als Paradebeispiel herangezogen werden und die Geschichte zu dieser Nummer mag etwas kitschig klingen. Denn nachdem sie ihrem Freund, der sie betrogen hatte, in einer Bar den fälligen Tritt in den Allerwertesten gegeben hatte, rannte sie tränenüberströmt nach Hause und hatte auf dem Weg den praktisch fertigen Song im Kopf, den sie vor der Haustür in ihr Handy einsang. „Chasing Pavements“ war somit nach „Hometown Glory“ der zweite von vielen folgenden Songs, der Adele mit dem Publikum durch Nachvollziehbarkeit und Nähe an dem besungenen Thema verband. Aber das ist nicht der einzige Grund, weswegen „Chasing Pavement“ in solch einem Masse einschlug. Der Song ist immer noch einer derjenigen, der Adeles Stimme von einer sehr natürlichen, unbehandelten Seite zeigt und sie zusammen mit dem Herzschmerzthema in unmittelbare Nähe des Hörers platziert. Der Song ist nachvollziehbar, da sich jeder irgendwann einmal in einer ähnlich verzweifelten Lage befunden hat und die Magie liegt darin, dass Adele dieses Gefühl nicht in Glamour und Pathos ertrinken lässt, sondern mit viel Soul und Schnörkellosigkeit interpretiert. Was nicht nur für „Chasing Pavements“ sondern auch für praktisch das gesamte Repertoire der Sängerin gilt.
Mit ihrem Debutalbum „19“, das 2008 erschien, galt Adele als neuer Stern des Blue-Eyed Soul. Diese Bezeichnung für Soulmusik, die von weissen Künstlern interpretiert wird, existiert seit den 60er Jahren und hat neben Dusty Springfield auch Paul Young, Simply Red und aktuell auch Joss Stone eine Unterkategorie des ehemals von Motown geprägten Stils gegeben. Dass neben den genannten Künstlern auch David Bowie, Joe Cocker oder Steve Winwood gelistet werden, um nur einige wenige zu nennen, kann für Adele als Ehrung gelten. So klingt „19“ auch wie eine Reminiszenz an Etta James oder die „White Queen of Soul“ Dusty Springfield, denn musikalisch gesehen findet man dazu keine Zweideutigkeiten. Der erdige R'n'B-Sound fand ein begeistertes Publikum und so war Adele die erste Sängerin, die den Critics Award der British Phonographic Industry (kurz Brits) verliehen bekam. Diese Ehrung setzte die Sängerin allerdings auch unter Druck, denn eigentlich wollte sie nur, dass die Hörer ihre
Sie geht lieber mit ihren Freunden ins Pub um die Ecke als in angesagte Restaurants und stellt sich auch selten für Interviews zur Verfügung Musik geniessen und sie als Sängerin, nicht als dekorierte Preisempfängerin, achteten. Die Promotion, die dieser Preis mit sich brachte, war allerdings nicht zu verachten und Adele wurde innerhalb weniger Monate nach der Verleihung ein bekannter und anerkannter Star, der sich den Critics Award mit ihrer Musik redlich verdient hatte. Auch Mark Ronson wurde auf Adele aufmerksam. Der erfolgreiche britische Komponist und Produzent, der auch bereits mit Amy Winehouse gearbeitet hatte, schrieb zusammen mit Adele ihre Single „Cold Shoulder“. Diese Kollaboration war ein klarer Indikator dafür, dass die Sängerin bald auf den obersten Stufen des Business stehen würde. „Cold Shoulder“, respektive die Arbeit mit Mark Ronson fügte dem bisher sehr erdigen R'n'B den Schuss Modernität hinzu, den ihr Sound brauchte, um auch bei jüngerem Publikum zu landen. Mit dieser weiteren Single im Gepäck brachte „19“ der Sängerin schubkarrenweise Awards ein und ihr Heimatland, respektive ganz Grossbritannien, war fortan „adeleisiert“. 2008 unterzeichnete sie einen Vertrag mit Columbia, um in Übersee Fuss fassen zu können. Man plante eine Nordamerika-Tour, um ihr die Möglichkeit zu geben, sich auch dem amerikanischen Publikum vorzustellen. Eine Konzertreise dieser Art und Grössenordnung war für eine Künstlerin, vor allem nach einem Debut und knapp dem Teenageralter entwachsen, nicht nur eine
Besonderheit, sondern vor allem auch für das Label ein Wagnis. Offenbar war das Vertrauen in Adeles Fähigkeiten aber gross genug, dass diese Tour vorbereitet werden konnte. Zu just diesem Zeitpunkt befand sich Adele in einer nicht ganz gesunden Beziehung mit einem jungen Mann, ohne den sie nicht sein wollte. Also sagte Adele kurzerhand die Tour ab, um mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Mit dieser Entscheidung machte Adele klar, dass ihr Privatleben über dem Erfolg als Musikerin stand und stehen würde. Merkwürdigerweise war die impulsive Entscheidung, diese Tour abzusagen, für ihre Karriere eine sehr gute. Was marketingstrategisch jeden anderen Künstler vermutlich das rechte und das linke Bein gekostet hätte, verhalf Adele zu Zeit, die sie in ihre künstlerische Weiterentwicklung stecken konnte. Das Ende der Beziehung zu besagtem jungen Mann, ihr Umzug nach Notting Hill und der Verzicht auf Alkohol halfen bei ihrer zielgerichteten Neuauslegung und die nachgeholte Amerikatournee wurde vermutlich auch deshalb ein grosser Erfolg. Ihr Auftritt bei „Saturday Night Live“ im Oktober 08 markierte den Durchbruch beim amerikanischen Publikum. Ironischerweise gab ihr ausgerechnet Sarah Palin, die damalige republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin und bis heute unerreichte Nonsensebotschafterin, Starthilfe, da sie als Gast der Sendung eingeladen war und für eine Rekordquote von über 17 Millionen Zuschauern sorgte. Am darauffolgenden Tag stand „19“ an der Spitze der iTunes-Charts und Adele war zu weltweitem Ruhm gelangt. Mit „Make You Feel My Love“, einem Bob Dylan Cover, das dieser auch schon Billy Joel ausgeliehen hatte, gelang ihr ein weiterer Schachzug. Die Überlegung, einen Coversong aufzunehmen, spukte Adele schon seit einer geraumen Weile im Kopf herum. Ihr Respekt vor den jeweiligen Originalversionen hatte ihr aber bisher untersagt, dies in die Realität umzusetzen. „Make You Feel My Love“ allerdings war denn die Nummer, an die sie sich traute, nachdem sie ihn zum ersten Mal gehört hatte und sie die Lyrics als „die schönsten Worte, die ich jemals gehört hatte und die alles umschrieben, was ich jemals versucht hatte, in meinen Songs zu sagen“ bezeichnete. Dieses Lied aus den späten Neunzigern war auch schon von Garth Brooks neu aufgelegt worden und Adele erweiterte die Singer-Songwriter/Country/Folk-Versionen nun um ihre eigene R'n'B-Auflage. Und die schlug ein, denn ihre weibliche, gefühlvolle Interpretation war bisher noch nicht aus diesem Song herausgeholt worden. Sie machte den Song zu ihrem eigenen und wurde dafür auch und vor allem von Musikerkollegen respektiert. Ihre Art, sich einem Song hinzugeben, sich in den Worten zu verlieren und mit jedem gesungenen Buchstaben einen Einblick in ihr Herz zu gewähren trat in diesem Lied deutlich zu Tage. Mehr noch: Dieser Song steht textlich auch für ihre Beziehung zu ihrem Publikum, das sie bittet, ihre Zuneigung anzunehmen und ihre Musik zu lieben. Die vier Grammy-Nominierungen, die Adele 2009 erhielt und wovon sie auch diejenigen für „Best New Artist“ und „Best Female Vocal Performance“ gewann, überraschten die Sängerin aus dem Nichts heraus. Diese Nominierungen machten Adele zu einer Sensation bei der Königsverleihung der Popmusikszene. Sie allerdings
Adele präsentiert sich nicht als unerreichbare Glitzerfee, sondern als verletzliche junge Frau, die zwar Schmerz empfindet und zulässt, ihn aber auch überwindet kommentierte das eher lapidar mit: „Ich wollte doch gar keinen haben!“, was einigen Leuten wahrscheinlich etwas undankbar erschien. Was Adele eigentlich damit meinte, war, dass sie ihrer Meinung nach noch nicht die nötige Reife besass und zu wenig geleistet hatte, um so einen Preis zu verdienen. Ihre Karriere war noch nicht einmal richtig angelaufen und schon hatte sie zwei Musik-Oscars erhalten. Was sollte man danach noch erreichen wollen? Dazu gesellten sich kurz darauf noch drei Brit Awards und als wäre das nicht schon ironisches Ungemach genug, erhielt Adele auch noch Fanpost vom damaligen Premier Gordon Brown, der sie als „Licht am Ende des Tunnels in einer krisengeschüttelten Zeit“ bezeichnete und offenbar ihre Musik zum relaxen nach einem
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An den Brit Awards sorgte sie für ein Skandälchen, indem sie auf ihre vom Moderator unterbrochene Dankesrede mit einem erhobenen Mittelfinger reagierte schweren Arbeitstag genoss. 2010 erschien ihr zweites Album „21“, das ihr Debut noch übertrumpfte, was die musikalische und gesangliche Vielseitigkeit anging. Der Schritt von „Chasing Pavements“ zu „Rolling In The Deep“ war immens. Auf den ersten Blick war es natürlich immer noch Adele, aber bei näherem Hinhören konnte man erkennen, dass sie sich zwar noch an ihren Einflüssen orientierte, das Resultat allerdings viel moderner und ungewohnter klang, als das, was man vielleicht von ihr erwartet hatte. Kritiker beschrieben „21“ als „classic and contemporary roots and countrymusic“, was darauf schliessen liess, dass Adele die Ideen, die sie auf ihrer Tour durch den Süden der Staaten gesammelt hatte, umgesetzt hatte. Ihr südstaatenstämmiger Busfahrer hatte ihr seine Musik nähergebracht und war dabei über die Grenzen von Etta James und Dusty Springfield hinausgegangen. Adele war fasziniert von der rohen Ehrlichkeit, die die frühe Roots- und Countrymusik inne hatte und dieses Aufsaugen von ursprünglichen Sounds machten zusammen mit Adeles Erwachsenwerden den Unterschied zum Vorgängeralbum aus. Der Schritt zurück zu den Wurzeln des R'n'B und des Soul liessen Adele einen grossen Schritt nach vorne gehen, der letztlich zu Platz eins in 18 Ländern führte. Die Single „Rolling In The Deep“ brach im Jahr nach dem Release im November 2010 sämtliche Rekorde, was die Dauer in den Charts anging, das Video dazu wurde mit Preisen überschüttet und die Nummer wurde in Werbungen und Trailern rauf und runter gespielt. Ungewöhnlich daran war vor allem, dass der Track nicht dem gängigen Chartstürmer-Modell entsprach, sondern von Gospelgesang und Claps lebte und einen Südstaaten-typischen Charme und Rhythmus versprühte. Der Song hätte bis zurück in die dreissiger oder vierziger Jahre eigentlich in jeder Dekade veröffentlicht werden können, was dafür spricht, dass Adele mit „Rolling In The Deep“ ein wirklich zeitloser Klassiker gelungen ist. Und auch obwohl ihre Songs nicht unbedingt die fröhlichsten sind, transportieren sie, allen voran „Rolling In The Deep“, eine Tiefe und Stärke, die bei den Fans ankommt.
Das gilt nicht nur für den Sound und die Emotionen, die sie weiblichen Fans entspannend wirken dürfte. Disziplin zeigt rüberbringt, sondern auch für die Texte, die sie schreibt. Wo andere Adele in ihrer Musik und ihrer Gesangsleistung und wie viele Kolleginnen in jedem Song einen anderen Kerl besingen, andere Leute auch darf sie sich nach Büroschluss ein Glas Wein konzentriert sich Adele auf eine Begebenheit und verpackt diese und Zeit mit Freunden gönnen, statt auf einem Stepper auf ihren Alben. Auf „21“ verarbeitete sie die Trennung von ihrer rumzuhüpfen. Den braucht sie nämlich definitiv nicht, um ihren ersten grossen Liebe, schrieb sich den Kummer über den Verlust Erfolg noch weiter anzukurbeln. des Einen von der Seele. Das macht ihre zeitlose Musik kostbarer für die Fans und sie spricht damit viele vor allem weibliche Fans aller Alterstufen an. Auch „Someone Like You“, ihr wohl Adele machte klar, dass ihr Privatleben über dem persönlichster Song, wurde zu einem Überhit. Der magische Erfolg als Musikerin stand und stehen würde Moment dazu passierte bei den Brit Awards 2011, als Adele nur mit Pianobegleitung und ein bisschen von der Decke rieselndem Glitzer eine optisch wesentlich sparsamere Darbietung lieferte als die restlichen Gäste, dafür aber mit ihrer Stimme die Arena Ihre Gesundheit litt auf andere Weise vor vier Jahren, als sich förmlich auseinanderriss. Das hauptsächlich aus Musikerkollegen Knötchen auf ihren Stimmbändern gebildet hatten. Im Frühjahr und –kolleginnen bestehende Publikum verharrte während der vier 2012, nach einer erfolgreichen Operation und ein wenig Training, Minuten in ungläubiger Schockstarre und erholte sich erst bei kam sie jedoch auf die Bühne zurück und feierte an den einer Standing Ovation wieder, während Adele überwältigt von der Grammys weitere sechs gewonnene Awards mit den Worten: Atmosphäre und den Gedanken an ihren Ex die Tränen übers „Vielen Dank! Das ist lächerlich!“ (An dieser Stelle wird auch Gesicht liefen. Der Moderator schloss ihre Performance mit den aufgehört mit der Aufzählung ihrer Awards, denn die Anzahl ist Worten: „Du kannst ein Superkostüm haben, Tänzer, Pyros und mittlerweile wirklich lächerlich. Gut dokumentiert findet man eine Riesenshow. Aber wenn eine eine Stimme wie diese hat, ist alle Nominationen und Preise im www.) An den darauffolgenden alles was du brauchst ein Piano.“ Dieser Meilenstein an Brit Awards sorgte sie für ein Skandälchen, indem sie auf ihre Bühnenpräsenz liess alleine bei Amazon in den Stunden danach vom Moderator unterbrochene Dankesrede mit einem die Verkäufe beider Alben auf über 800% ansteigen. Adele hatte zur erhobenen Mittelfinger reagierte und danach klarstellte, dass gleichen Zeit zwei Alben und zwei Singles in den Top 5 der dieser an die Organisatoren des Events gerichtet war und nicht britischen Charts, was zuletzt den Beatles vor ungefähr 50 Jahren gelungen war. Die Nordamerikatournee, die „21“ promotete, war komplett ausverkauft. Was immer wieder von Journalisten auf der ganzen Welt bemerkt wird, ist die Leichtigkeit und das komplette Fehlen von Anstrengung, wenn Adele ihre Songs live singt. Es ist nicht nur fesselnd, dass sie eine grosse Stimme hat, sondern die Leute im Publikum sehen jemanden auf der Bühne, der ihre Gefühle in Worte fasst. Zudem hört man keinen Unterschied zur Studioaufnahme, wenn sie live spielt und ihre Echtheit rührt viele Hörer immer wieder zu Tränen. Was dabei hilft, nicht in Vokalakrobatik zu versinken um die fehlende Verbindung zum Text zu kaschieren, ist die Tatsache, dass Adele ihre Songs Adele hatte zur gleichen Zeit zwei Alben und zwei Singles in den Top 5 der britischen Charts, was zuletzt den praktisch alle selber schreibt. Beatles vor ungefähr 50 Jahren gelungen war Und die Art und Weise, wie sie ihr gebrochenes Herz in Worte fasst, bleibt dabei immer so an ihre Fans. Im Herbst des gleichen Jahres eröffnete Adele, verständlich, dass sich jeder damit identifizieren kann. Adele dass sie den Titeltrack zum dreiundzwanzigsten James Bondpräsentiert sich nicht als unerreichbare Glitzerfee, sondern als Film „Skyfall“ geschrieben und aufgenommen habe und vor verletzliche junge Frau, die zwar Schmerz empfindet und zulässt, Stolz darüber fast platze. Kein Wunder, denn einen Bond-Film ihn aber auch überwindet. musikalisch zu veredeln kommt vor allem für britische Künstler Dem Image einer singenden Barbiepuppe steht auch, das darf man einem Ritterschlag gleich. positiv anmerken, Adeles Figur im Weg. Ein berühmter, Die nächsten zwei Jahre sind hier kurz abgehandelt, denn da klapperdürrer Modezar bezeichnete die Sängerin irgendwann passierte: Nichts. Adele nahm sich eine verdiente Auszeit und einmal als „ein wenig zu fett“, was einerseits zu Empörung bei liess ihre Alben und Singles alleine die Charts rauf und runter ihren Fans, andererseits zu einem müden Schulterzucken bei Adele sausen. Mit ihrem Lebenspartner Simon Konecki hat sie seit drei selbst führte. Vom Beginn ihrer Karriere an hatte sich Adele Laurie Jahren einen gemeinsamen Sohn und ist aufs Land nach West Blue Adkins geweigert, sich dem magersüchtigen Rollenmodell der Sussex gezogen. Industrie anzugleichen. Und es hat ihr kein bisschen geschadet. Im Um Adele gibt es keinen Hype. Adele liefert Talent und Nähe, Gegenteil; was Medien, Plattenfirmen oder sonstige Branchen bisher zwei wunderbare Alben und demnächst ein drittes, das einem gerne als „hübsch“ vordiktieren möchten, hat sehr oft sie gemäss nicht verifizierter Gerüchte nicht nur selbst überhaupt nichts damit zu tun, was das Publikum als geschrieben, sondern auch produziert, gemischt und gemastert gutaussehend erachtet oder überhaupt vorgesetzt haben will. hat. Bei Redaktionsschluss stand noch nicht druckreif fest, Glücklicherweise können Fans nämlich selber entscheiden, was sie wann genau Adeles heiss ersehntes Album nun erscheint. Das gut finden möchten und im Falle von Adele ist das auf mehreren macht aber auch nichts, denn wenn es da ist kann man sich Ebenen auch berechtigt, inklusive ihrer Figur. Der lockere Umgang freuen und wenn es erst später erscheint, freut man sich halt mit ihrem Äusseren und dem damit verbundenem Genuss am noch ein bisschen länger darauf. Vorfreude ist die schönste Leben ist ein weiterer Bonuspunkt auf ihrer Liste und sendet die Freude und dass Adele dieser gerecht wird, dürfte wohl niemand Botschaft „Mögt euch, wie ihr seid“, was vor allem für ihre jungen bezweifeln.
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REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Pete Townshend's Classic Quadrophenia Universal
KEITH RICHARDS Crosseyed Heart Virgin hh. Über zwanzig Jahre hat es gedauert, bis das Rock'n'Roll-Herz der Rolling Stones ein neues Solo-Album, erst das dritte in seiner 50-jährigen Laufbahn, vorlegt. Dass Richards absolut niemandem mehr etwas beweisen muss, worüber er sich selbst genau bewusst ist, klingt hier aus jeder „Rille“. Total entspannt groovt sich „The world's biggest rhythmguitarrist“ Richards durch 15 Songs, die im Vergleich zu seinen älteren Solo-Outputs zwar keine grossen Überraschungen bieten aber qualitativ seine früheren Werke mühelos in den Schatten stellen. Das heisst, es gibt Richards-typische Riffrocker, Reggae- und Country-inspiriertes, Blues und soulige Tunes. All das, was wir vom Stones-Mann kennen. Auch seine Mitstreiter kennen wir von seinen anderen Solo-Outputs und seiner Session- und Tourband X-Pensive Winos, als da wären Drummer und CoProduzent/Songwriter Steve Jordan, Gitarrist Waddy Wachtel und Keyboarder Ivan Neville sowie Backing Stimme Sarah Dash. Ausser Saxophonist Bobby Keys und Backup-Stimmen Blondie Chaplin und Bernard Fowler ist niemand aus der Stones-Truppe dabei. Der Chef selbst steuert neben Gesang und Gitarren auch die Bassspuren sowie Piano bei und hat mit Steve Jordan einen Drummer im Team, der mit seiner Spielweise nah bei Charlie Watts, Richard's liebstem Trommler, agiert. Im Unterschied zu seinen vorherigen Soloscheiben kommt Richards hier mit einer ganzen Menge überdurchschnittlich guter Songs hinter dem Ofen hervor, die ein durchdachtes Songkonstrukt aufweisen ohne den Richards-typischen Jam-Charakter zu vernachlässigen. Gesanglich knödelt sich Keef in altbekannter Manier durch, ein grosser Sänger war und wird er nicht mehr werden. Aber das mindert das Gesamtwerk nicht im Geringsten – im Gegenteil, Richards singt wie er spielt – einzigartig schluderig, aber mit ungeheuer viel Seele, die auch in den ruhigen Momenten sein Rock'n'Roll Herz deutlich hörbar schlagen lässt. Ausserdem scheint der Mann stimmlich mit zunehmendem Alter immer besser zu werden, sieht man mal von den wackligen Einlagen im Song „Goodnight Irene“ ab. Aber auch die haben Charme und ohne diese „Suche nach dem Ton“ würde uns ja auch etwas wesentlich Richardstypisches fehlen. Anspieltipps zu finden ist nicht einfach, bewegen sich doch praktisch alle Songs auf ausgeglichenem Niveau. Hervorzuheben sind trotzdem die Soul-Ballade „Illusion“ mit Duett-Partnerin Norah Jones, der Rocker „Trouble“, der Reggae „Love Overdue“ und die CountryBallade „Robbed Blind“. „Crosseyed Heart“ ist in erster Linie eine Platte, die Richards für sich selbst gemacht hat. Neue Fans wird er nicht unbedingt dazugewinnen, aber seine treue Gefolgschaft nachhaltig erfreuen und höchst befriedigen, wie auch Stones-Fans ein freudiges Lächeln entlocken. Denn „Crosseyed Heart“ ist definitiv Richard's bestes Soloalbum soweit. Gemessen an seinem Arbeitstempo als Solokünstler dürfte es aber auch wohl sein letztes sein.
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em. Pete Townshend erfüllte sich zu seinem 70. Geburtstag selbst einen Wunsch und machte aus seiner Rockoper „Quadrophenia“ tatsächlich eine klassische Oper. Seine Band The Who wurde durch The Royal Philharmonic Orchestra ersetzt unter der Leitung von Robert Ziegler. Die künstlerische Leitung übernahm Townshends Partnerin Rachel Fuller. Namhafte musikalische Gäste sind ebenfalls in diesem Projekt miteingebunden. Der Tenor Alfie Boe, der mit seiner gewaltigen Stimme Grossartiges vollbringt, Rocker Billy Idol oder auch Phil Daniels. Selbstverständlich lässt es sich Pete Townshend nicht nehmen hier und da selbst mitzusingen. Die Story des „Mod“ Jimmy Cooper mit seinen vier Stimmen, vier Seelen, die sich in einem Hirn streiten, ist auch höchst eindrückliche Weise von den 60er Jahren in die Gegenwart geholt worden und zwar auf eine absolut neue Art und Weise. („Mod“, erklärt Pete Townshend, „ist der bündige Begriff für jung und schön und blöd“.) Auch wenn gerade eben Billy Idol erwähnt wurde, darf man sich dadurch nicht täuschen lassen. Diese Interpretation von „Classic Quadrophenia“ ist wie der Name des Albums besagt, ein rein klassisches Werk in dem vor allem opulente Orchesterarrangements dominieren und Tenor Alfie Boe mit seinem fantastischen Gesang überzeugt. Die Oper besteht aus 17 Songs. Dadurch wird eine Gesamtspielzeit von über 80 Minuten erreicht. Auf der beiliegenden DVD sind ein Making Of zu sehen, sowie Interviews mit Pete Townshend und Rachel Fuller oder auch der Musikclip „Love Reign O'er Me“ in dem Alfie Boe mitwirkt.
DAN BAIRD & HOMEMADE SIN Get Loud JCPL Records/H'Art hh. Regelmässig kommt der ex-Georgia Satellites Sänger/Gitarrist Dan Baird in unsere Breitengrade und hat meist ein neues Album im Gepäck. So auch dieses Mal stellte er an einer Handvoll Schweizer Shows im Oktober einige Songs aus seinem neuem Album „Get Loud“ vor. Seine aktuelle CD präsentiert den Südstaaten-Rocker in allerbester Form und Laune, wie er überhaupt, seit er zusammen mit seiner Truppe Homemade Sin arbeitet, zu der alten Klasse seiner frühen Jahre zurückgefunden hat. „Get Loud“ stellt da den vorläufigen Höhepunkt dar und ist eine der besten Platten, die Dan Baird in seiner gesamten Karriere aufgenommen hat. Jeder Song rockt mächtig und die Verpflichtung des ex-Jason & The Scorchers Gitarristen Warner E. Hodges stellt sich wieder einmal als absoluter Glücksgriff heraus. Hodges, einer der besten seines Fachs im Roots-Rock'n'Roll, glänzt auch auf „Get Loud“ einmal mehr mit fetten Kick-ass-Soli und steuert mit dem Instrumental „County Black“ einen der Albeum-Highlights bei. Ansonsten ist musikalisch alles wie von Baird gewohnt, deftiger Southern-Rock in der Tradition der Georgia Satellites, bei dem Chuck Berry grosse Einflüsse hinterlassen hat. Was die Platte jedoch in der Reihe von Dan Bairds Discografie herausragen lässt, ist die Klasse der Songs, die sich qualitativ nahtlos an sein bislang erfolgreichstes Solowerk „Love Songs For The Hearing Impaired“ (1992) anknüpft. Auf „Get Loud“ sind keine Schwachstellen auszumachen, das ganze Album kommt wie aus einem Guss daher und der Spass, den die Band bei den Aufnahmen offensichtlich hatte, überträgt sich sofort auf den Hörer. Allerbestes Ohrenfutter für Fans von Blackberry Smoke bis hin zu den Rolling Stones – handgemachter, grundsolider und ehrlicher Vintage Roots-Rock. Zeitlos gut!
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS KING OF THE NORTH
DEF LEPPARD
Sound The Underground
Def Leppard
Bad Reputation/Nonstop
earMUSIC
Kolumne Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie von Christian Hug
Hör Hilfe
ip. Whoo-Hoo, was für eine Band! Australien hat musikalisch im härteren Sektor ja sowieso schon eine Menge zu bieten und King Of The North bildet da keine Ausnahme. Wenn John Garcia von Kyuss und Monster Magnets Dave Wyndorf Lobeshymnen über einem Act aus-schütten, dann kann man als Kenner davon ausgehen, dass das auch begründet ist. King Of The North sind ein Duo, und damit eigentlich nicht zahlreich genug, um als Band zu gelten. Die sparsame Besetzung aus Schlagzeug und Gitarre hat aber überhaupt gar nichts zu sagen, denn was die zwei Australier musikalisch von sich geben, ist schlicht gewaltig. Hier sitzt jedes Riff aus Andrew Higgs' Gitarre und Danny Leos Drumming ist nicht nur punktgenau auf Higgs Spiel abgestimmt, sondern hat einen „Rumms“, den man schon lange bei keinem Drummer mehr gehört hat. Den fehlenden Bass macht Higgs mit der „mach drei aus einer“-Gitarrentechnik wett, die die Band nach einem vollausgerüsteten Quintett klingen lässt. Gemäss Recherche handelt es sich bei „Sound The Underground“ wohl um das Debut, was schwer zu glauben ist, denn so rund und saftig geht es selten auf einem Erstling zu. Verwandte Klänge sind bei Kyuss oder mittelalten Soundgarden zu finden, gemixt mit einer Kelle Retro und einer Menge Kick-Ass-Rock. King Of The North sind tonnenschwer und voller Drive und haben ein Album geschrieben, dass zu keiner Sekunde fade wird. Das Ohr wird, trotz Sound und Songwriting aus einem Guss, gefordert und belohnt. Einen Anspieltipp herauszukristallisieren wäre völliger Frevel und würde den nicht erwähnten Songs keinen Respekt zollen. Nach ihrer durch Crowdfunding ermöglichten kleinen Tour durch Europa diesen Sommer werden die beiden Jungs hoffentlich sehr bald wiederkommen und unsere Bühnen zerlegen. Hammerband, Hammeralbum!
mv. „Def Leppard“ ist die Überraschung des Jahres! Und es ist eine grosse Freude, das hier schreiben zu können, denn dass Def Leppard überhaupt und dann noch gleich mit so einer starken Scheibe zurückkehren würden, damit haben wohl nur noch wenige gerechnet. Schliesslich ist es bereits geschlagene sieben Jahre her, dass Def Leppard mit „Songs From The Sparkle Lounge“ ihr bis dato letztes Studioalbum auf den Markt brachten. Und diese Platte war zwar ganz gut, konnte aber wie schon die Alben zuvor nicht annähernd an die grossen Klassiker und Millionenseller der Bandhistory anschliessen und viele Fans hatten die Band nach so langer Wartezeit und den schlimmen Nachrichten über die Krebserkrankung von Gitarrist Vivian Campbell schon ziemlich abgeschrieben. Und nun erscheint wie aus dem Nichts ohne grosse Vorankündigung das selbstbetitelte 11. Studioalbum der Briten. Schon nach dem Genuss des knackigen Openers „Let’s Go“ ist klar, sie können’s doch noch ! Die erste Single bietet absolut klassischen Def Leppard Sound, sprich Stadionrock vom Feinsten mit Breitwand-Mitsingchorus und allen Trademarks der Band. Aber es kommt sogar noch besser, denn das folgende „Dangerous“ ist ebenfalls ein todsicherer Hit und hätte locker auf „Hysteria“ oder „Adrenalize“ stehen können. Und so geht’s dann tatsächlich auch weiter. Die nachfolgenden „Man Enough“, „Invincible“ und „Sea Of Love“ sind allesamt grossartige Hymnen und potentielle Singlekandidaten und werden alteingesessene Leppard-Fans total begeistern. Mit „We Belong“ und „Blind Faith“ gibt’s dazu noch die passenden, wunderschönen Balladen, welche auf einem klassischen Def Leppard Album ebenfalls nicht fehlen dürfen. Trotz satten 14 Songs kommt auf „Def Leppard“ nie Langweile auf. Dazu gibt es ein passendes, traditionelles Artwork und eine fantastische Produktion, welche von der Band selbst sowie Langzeit-Partner Ronan McHugh übernommen wurde. Und ich darf es noch einmal schreiben, die Mannen um Sänger Joe Elliott haben hier einfach ein grandioses Rockalbum aus dem Ärmel gezaubert, das es tatsächlich mit den frühen Meilensteinen der Band aufnehmen kann und alte wie neue Fans begeistern wird. Welcome back boys !
Hach, was habe ich frohlockt, als «Bad Magic» endlich da war! Tagelang habe ich meine Nachbarschaft mit Lemmy und seinen Freunden beschallt und im Auto meine Ohren bis an die Schmerzgrenze belastet. Man muss wissen: Lemmy ist Rock'n'Roll. Lemmy ist der Grösste. Für immer. Lemmy stirbt nie, auch wenn er zurzeit ein bisschen hüstelt. Lemmy ist Gott. Mehr noch: Grad weil er ein bisschen hüstelt, grenzt es an ein Wunder, dass man bei «Bad Magic» rein gar nichts davon merkt. Aber ich fragte mich, warum denn die Songs so breiig klingen. Das kann doch nicht sein, dachte ich, dass Lemmy ein «Ace Of Spades»-ebenbürtiges Album macht und dieses dann so scheisse abmischen lässt – auch wenn er auf einem Ohr taub ist. Nun ergab es sich, dass ich dieser Tage bei der Hörberaterin meines Vertrauens war und diese feststellte, dass es bloss eine Frage der Zeit sei, bis ich mir ein Hörgerät hinter die Ohren klemmen muss. Sie sagte, nach über 30 Jahren Heavy Metal könne ich den Gehörschaden bei der Suva melden. Berufsrisiko. Ha ha. Aber ein Testlauf mit diesem Phonak-Ding führte zu einem verblüffenden Ergebnis: «Bad Magic» klang plötzlich rein und klar und sauber, wie die Harfen der Engel. Jetzt war ich noch mehr begeistert vom neuen MotorheadRelease. Das stimmte mich natürlich euphorisch. Zuversichtlich schob ich deshalb auch «Repentless» von Slayer in die Lade in der Hoffnung, dass auch dieses Album besser werde. Siehe da: Was für ein wundervolles Werk. «Psychic Warfare» von Clutch: Halleluja! «Rolling In Town» von 42 Decibel: Hosianna! Und dann kam «Book of Souls» von Iron Maiden. Und es passierte: nichts. Ich versuchte es erneut, und es passierte: Wieder nichts. «Book Of Souls» blieb ein langweiliges Album. Kann mir mal jemand erklären, was an «Book Of Souls» so grandios sein soll? Ich höre darauf nur Songs, die halb so schnell sind wie «Running Free» und halb so interessant wie «Powerslave» und halb so viel Kraft haben wie «Purgatory». Kurz: da hilft auch das beste Hörgerät nichts. Trotzdem blieb ich natürlich hartnäckig und nahm als nächstes das Lindemann-Soloalbum wieder aus dem Regal. Aber auch das wurde nicht besser: Es bleibt ein Album, das die Regel bestätigt, dass ein Soloalbum mit der bestehenden Band besser herausgekommen wäre. Die neue Powerwolf? «Preachers Of The Night» war ohne Hörgerät kompakter. Schliesslich kam ich zur Einsicht, dass ein Hörgerät den Hörgenuss verstärkt – aber dass es kein einziges Album besser macht, als es ist. Schade eigentlich. Wäre es nicht wunderbar, wenn es ein Gerät gäbe, das all die langweiligen und mittelmässigen und schlechten und grottenschlechten Alben einfach besser machen würde? Das wäre, wie Louis Armstrong vor vielen Jahren sang, eine «Wonderful World». Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.
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Mut tut gut!
ip. Die Erfolgsgeschichte der Bautzener, an deren Ende bisher rund fünf Millionen verkaufte Tonträger und eine ganze Palette Auszeichnungen stehen, kann man mit einem Schnellzug vergleichen. Zehn Jahre lang hat sich das Quartett mit Frontfrau Stefanie Kloß auf einem stetig aufsteigenden Ast nach oben bewegt und zahlreiche Fans mit ihren lebensnahen Texten berührt. „Leichtes Gepäck“, ihr fünftes Studioalbum, steht für ein Abbremsen dieser wilden Fahrt. Nach der Veröffentlichung wird sich zeigen, ob auch nach aussen gebremst wird, aber man darf spekulieren, dass auch dieses Album wieder hoch einsteigt. Zu Recht übrigens. Wie das die Brüder Stolle sehen, die bei Silbermond für sämtliche Saiten und mehr verantwortlich sind, hat TRACKS in einem sehr unterhaltsamen Gespräch mit den beiden sympathischen und offenen Musikern erfahren.
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Ihr lasst euch jeweils genug Zeit, um ein neues Album einzuspielen und gehört nicht zu den Bands, die jedes Jahr eine neue Platte raushauen. Was ist die Entscheidung hinter dieser Arbeitsweise? Thomas: Wir haben in unserer ganzen Bandkarriere noch nie ein Album nach dem Motto „Hopp, hopp!“ gemacht. Es ist uns wichtig, dass wir eine Platte erst dann rausgeben, wenn wir finden, dass sie gut ist. Ein Album ist immer ein musikalischer Lebensabschnitt, der mal schneller ablaufen kann, aber manchmal eben auch zwei Jahre braucht, bis er aufgeschrieben ist. Das ist eigentlich der einzige Grund dafür, dass wir uns die Zeit nehmen. Das hat nichts mit einem kreativen Loch zu tun, sondern wir entscheiden ganz bewusst, zu welchem Zeitpunkt das Album wirklich fertig ist, oder eben noch nicht. Hat Stefanies Engagement bei „The Voice of Germany“ eine Rolle gespielt? Oder wolltet ihr sowieso eine Kreativpause einlegen? Thomas: Wir sind ja mittlerweile seit zehn Jahren unterwegs. Diese Zeit ist im positivsten Sinne sehr turbulent gewesen. 2004 haben wir als junge, naive Band das erste Album rausgebracht und wurden damit ziemlich erfolgreich. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet und hätten uns in den kühnsten Träumen nicht ausgemalt, dass das so durch die Decke geht. Bis zum vierten Album „Himmel auf“ hat sich das weiter gesteigert und vor ungefähr zwei Jahren haben wir als Band gemerkt, dass wir eine Pause brauchen. Vorher hatten wir eigentlich immer konstant und quasi pausenlos an neuem Material für ein neues Album geschrieben und geschaut, wohin die Band gehen soll. 2013 entschieden wir aber unabhängig voneinander, dass wir eine Pause brauchen. Das ist letztlich auch durch Stefanies Engagement bei „The Voice“ ermöglicht worden. Diese Aufgabe hat sie als Mensch, als Person und als Musikerin sehr gefordert und
bereichert. „The Voice“ ist eine tolle Erfahrung, auch für uns, denn wir unterstützen Stefanie und die Kandidaten ja bei diversen Workshops. Es hat deshalb keinen direkten Einfluss auf unsere Entscheidung zur Pause ausgeübt, sondern es war eher eine ganz andere Erfahrung, uns anderen Projekten widmen zu können und Silbermond für ein Jahr zur Seite stellen. Andreas, unser Schlagzeuger, hat beispielsweise ein Fotobuch herausgebracht und Videos für befreundete Bands und Künstler gedreht. Wir sind in den letzten zehn Jahren gerast, da mussten wir einfach mal anhalten und zurückschauen, um für „Leichtes Gepäck“ wieder frisch, mutig und motiviert nach vorne schauen zu können. Ihr wart in Nashville, um einen Teil des Albums einzuspielen. Wie seid ihr auf die Country-Metropole gekommen? Johannes: Das hatte mehrere Gründe. Die ersten vier Alben hatten wir bis dato immer mit den gleichen Produzenten Politz und Wendlandt aufgenommen. Wir hatten nun aber Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren. Mit Alexander Freund und Moritz Enders haben wir dann ein bisschen rumgesponnen und wollten für die neue Platte einen Bandsound, der nicht nach Proberaummitschnitt klingt, sondern uns als vier Individuen hörbar macht. Andererseits wollten wir auch ein Abenteuer erleben und raus aus dem, was wir kannten. Wir waren knapp 14 Tage in Nashville, das war eine sehr intensive und inspirierende Zeit. Von der Stadt selbst haben wir leider gar nichts mitbekommen, weil wir von morgens bis abends die Studiozeit nutzen wollten. Thomas: Nashville lebt ja von Countrymusik, da kann man geschmacklich davon halten, was man will, aber sie ist handgemacht und erdig im Sound. Deshalb ist Nashville noch einer der wenigen Orte, wo es eine echte Studiokultur gibt; grosse Studios mit grossen Räumen und Kabinen für jeden einzelnen Musiker, die einem gleichzeitiges Einspielen erlauben. Das war ein weiterer Grund für Nashville, dass wir diesen besonderen Bandsound einfangen können, indem wir die Songs auch live als Band einspielen. Gab es Dinge, die dir, Thomas, als Mitproduzent an „Leichtes Gepäck“ wichtig waren? Thomas: Wir waren nach den zehn schnellen Jahren kreativ an einem Punkt, wo wir uns gesagt haben, dass wir die letzten Songs zu verkopft geschrieben hatten. Wir waren auf gewisse Weise unzufrieden. Oder anders gesagt: Wir wussten, dass wir eine neue Richtung einschlagen wollten. Wir mussten etwas verändern. In dieser Pause haben wir viel nachgedacht und zurückgeschaut und haben dabei gemerkt, dass wir uns verrannt hatten. Es hatte sich viel unterschiedlicher Ballast auf unseren Schultern angesammelt. Der eine war unzufrieden mit den Sound von „Himmel auf“, der andere meinte, uns wäre der Mut abhanden gekommen. Dazu kam ein gewisser Erfolgsdruck. Irgendwie ist es uns vieren aber gelungen, diesen abzuschütteln. Wir haben uns wieder mehr auf uns als Band besonnen. Im Prinzip ist das neue Album ein Schritt zurück zu uns. Für „Himmel auf“ haben wir eine Menge am Computer geschrieben und viele technische Aspekte von Musik, die heutzutage ja möglich sind, mitgenommen. Für „Leichtes Gepäck“ haben wir uns aber zurückbesonnen und für mich war wichtig, dass wir wieder zusammen Musik machen. Dieser Schritt zurück zu dieser Euphorie war der grösste Unterschied zu „Himmel auf“. Wir haben uns wieder getraut, Dinge auszuprobieren und dabei entstand ein luftleerer Raum, in dem man kreativ sein konnte. Das ist bei den letzten zwei, drei Alben ein bisschen zu kurz gekommen, weil wir vielleicht Angst hatten, etwas falsch zu machen. Das war uns bei diesem Album jetzt auf eine angenehme Art egal. Ich glaube, dass wir jetzt wirklich wie eine Band klingen.
Da gibt es den schönen Vergleich zu sehr vielen Schlagzeusich schon in der Probephase sehr gut angefühlt und es wurde gern: Sie fangen mit einem kleinen Drumset an, das wird schon sehr konkret, wie man das für die Bühne umsetzen kann. über die Zeit immer grösser und grösser und dann kommt In „Intro (Die Mutigen)“ singt Stefanie „Die mit den guten der Punkt, an dem der Drummer sagt : „Ach, weg mit dem Geschichten sind immer die Mutigen“. Welche Geschichte Zeug!“ und spielt dann nur noch mit Snare, Kick, einem Tom führte zu dieser Zeile? Thomas: (lacht) Wenn man sich Bilund zwei Becken. der oder Videos aus unserer Anfang(Gelächter) Thomas: Das ist eine ganz zeit ansieht, dann sind da vier Mentolle Allegorie! Genau darum ging es SILBERMOND Leichtes Gepäck schen, die völlig naiv, nicht nachdenbei uns. Man häuft über die Jahre ganz Sony kend und wild drauf los Musik viel Gepäck und Ballast an. Deshalb ip. Silbermond sind machen. Man kann sich darüber heisst das Album auch „Leichtes eigentlich keine streiten, ob das gut ist, wenn man Gepäck“ und darum geht es in dem Geschmackssache mit einer völlig positiven Naivität Song. Man schleppt viele Altlasten mit mehr, denn die Band losfährt und Konzerte spielt. Auf sich rum, die, wenn man sie offen und aus Bautzen/Sachdem Weg nach 2015 ist ein Stück ehrlich überprüft, vollkommen sen ist qualitativ dieser Naivität allerdings verloren überflüssig sind. Und man merkt, dass über jede Kritik erhagegangen. Der Kopf hat angefangen, es sich besser mit leichtem Gepäck ben. Das mag mit mitzuspielen und wir haben zuviel an reist. Das gilt für uns in zweierlei der grossen Kelle der Musik rumgegrübelt. Das kann Hinsicht: Einmal emotional und kreativ, gut sein, aber eine Balance zu finden angerührt sein, aber wer genau hinhört, der aber vor allem eben musikalisch. Die zwischen der Naivität und dem weiss, wie das gemeint ist. „Leichtes Gepäck“ Instrumentierung auf „Leichtes damit einhergehenden Mut oder ist Studioalbum Nummer fünf und vollgepackt Gepäck“ ist wesentlich transparenter, dem Ignorieren von Konsequenzen mit eben dieser Qualität, die man seit zehn weil wir statt fünf Gitarren wie bei und der Professionalität, ist nicht Jahren von dem Quartett geliefert bekommt. „Himmel auf“ jetzt nur noch zwei einfach. Wir wollten uns das wieder Es hört sich vielleicht etwas merkwürdig an, aufgenommen haben. Dieser erkämpfen. Dazu gehört eben, dass aber selbst wenn Stefanie Kloß nicht singen Entwicklungsschritt war uns sehr es uns auch auf positive Weise egal würde, steckt diese Platte so voller Emotiowichtig. ist, was andere Leute dazu sagen. nen, dass einem abwechslungsweise GänseIch persönlich finde das Album Das steckt in dieser Zeile. Wenn du haut, Tränen oder Lacher irgendwo herunterrichtig gut und habe noch keinen durchs Leben gehst und nur auf oder drüberrieseln. Stefanies facettenreicher Hänger ausgemacht. Da könnte jeder Nummer Sicher spielst, dann wirst Gesang allerdings setzt den sorgfältigen Song eine potentielle Single sein. du nie Überraschungen erleben. Arrangements allerdings noch das Krönchen Thomas: Oh, danke sehr, das freut uns! Wenn du dich aber etwas traust und auf und sie zeigt einmal mehr, dass sie eine Wir sind auch echt stolz auf das Album über den grösseren Graben springst, der wandelbarsten Sängerinnen Deutschlands und es gibt uns einen neuen Kick. Die dann kann dahinter eine Welt auf ist. Die Songs, allen voran „Intro (Die Mutizehn Jahre davor waren eine tolle Zeit dich warten, die andere nicht zu gen)“ oder der Titelsong, sind allesamt luftig und wir bereuen gar nichts. Aber nach sehen bekommen. produziert, klingen ganz nah am Ohr und man der ganzen Rennerei sind wir an einem Ja, der Kopf steht dem Rock'n'Roll hört ihnen das Innehalten an. Der saubere Stop-Schild angekommen und haben manchmal etwas im Weg. Sound lässt jedes Instrument für sich stehen, gemerkt, dass wir viele Dinge auch gar Beide: Auf jeden Fall! was von der sparsamen Instrumentierung nicht so intensiv wahrgenommen Thomas: Wenn man, salopp gesagt, unterstützt wird. Es gibt hie und da kleine haben, wie sie vielleicht waren oder öfter auf die Fresse fällt, dann wird Spielereien wie Orchesterparts, modifizierte hätten sein sollen. Wenn wir ausverman natürlich vorsichtig. Das ist Drums („Fische im Teich“) oder Piano („Das kaufte Tourneen gespielt haben, dann eine ganz normale Entwicklung. Leichteste der Welt“, „Allzu menschlich“) und war das schön, aber wir konnten das Aber wir wollten einfach wieder Vollwinzige technische Jingles, die den jeweiligen nicht so aufsaugen, wie wir das mit gas geben und unseren Mut wiederSong in seiner Form noch grösser werden unserem Wissen von heute jetzt vielfinden. lassen und lediglich ihre Aufgabe als Unterleicht können. Wir mussten uns neu Ihr seid ja Brüder und aufgrund der stützer erledigen. Es ist daher beim besten ausrichten und gucken, wo wir als Bandgeschichte kann man davon Willen nicht möglich, irgendeinen Song Band, aber auch als Personen hin ausgehen, dass ihr beruflich ganz hervorzuheben oder als Anspieltipp zu wollen. Ich hoffe sehr, das ein bisschen gut miteinander klarkommt. nennen, denn das würde ungerechtfertigtervon unserer Euphorie auch so rüberBeide: (lachen) Ja, das kann man so weise bedeuten, dass die nicht erwähnten kommt und das man merkt, dass mehr sagen! schlechter sind. Und das wäre gelogen. Man Frische und Mut in unserer Musik ist. Gibt es trotzdem Vor- und Nachkann sagen, dass der Grossteil des Albums Wenn man das hört, haben wir unser teile oder Unterschiede in der gemässigt im Tempo ist und die AufmerksamZiel erreicht, weil wir beim EntsteArbeitsweise mit den anderen hungsprozess genau das gefühlt haben. keit für die anspruchsvollen Geschichten beiden Bandmitgliedern? damit hoch hält. „Indigo“ ist die Ausnahme, Auf eurer Facebook-Seite gab es Johannes: Das ist eine gute Frage ein flotter Strassenfeger mit Mitsing-Oh, bei bereits, wie nicht anders zu erwarten, (überlegt). Wenn ich da jetzt drüber dem man das Livepublikum jetzt schon den einen oder anderen Nörgelnachdenke, kann ich überhaupt akkordhüpfen sieht. Wenn eine Band ein Kommentar. keine Nachteile ausmachen. Wir sind Album mit einem so starken Song wie „Zeit zu Thomas: Bisher haben wir ja erst einen ein Jahr auseinander und kennen es tanzen“ schliessen kann, dann ist das ein Song als Teaser veröffentlicht, „Intro ja gar nicht anders. Wir machen seit Zeichen dafür, dass diese Band alles richtig (Die Mutigen)“. Diese Nummer zeigt in 32 Jahren alles zusammen, von macht, weil sie es einfach kann. Insgesamt ist etwa auf, wo das Album hingeht. Es ist Freiwilliger Feuerwehr bis zum Silbermond ein unglaublich intimes und allerdings nur ein kleiner Ausschnitt Fussballverein und der ersten Band wunderbares Album gelungen, mit dem sie aus der ganzen Platte. Da kann ich mit dem Nachbarsjungen. Der wohl auch ihre eigenen Horizonte geöffnet schon verstehen, wenn der eine oder einzige Nachteil, der sich vielleicht haben. „Leichtes Gepäck“ ist musikalisch, andere das nicht gut findet. Aber die für Stefanie und Andreas damals textlich und emotional ein Gewinner. Und wird meisten Reaktionen, die uns bisher ergeben hat, war der Familienbonus, dein Freund. erreicht haben, sind sehr positiv. Wir der sich bei der einen oder anderen freuen uns schon darauf, was die Leute Band-internen Abstimmung ergeben zum ganzen Album sagen, haben hat (grinst). In den letzten Jahren mittlerweile aber auch das Selbstbewusstsein, dass wir wissen, dass man nicht allen gefallen kann. spielt das allerdings kaum noch eine Rolle. Das ist auch überhaupt nicht unser Anliegen. Wir freuen uns vor Deutsch zu singen und zu schreiben ist musikalisch, allem auch darauf, die Platte auf die Bühne zu bringen, weil wir verglichen mit Englisch, eine Herausforderung. Trotzdem sie ja zum ersten Mal zusammen live eingespielt haben. Das hat schafft ihr es immer wieder, Texte zu schreiben, die den
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Hörern nahe gehen und die genau das erzählen, was man in bestimmten Situationen empfindet. „Das Beste“ gehört wohl zur schönsten Ballade, die je auf Deutsch gesungen wurde. Ähnlich berührend ist auch „Das Leichteste der Welt“ auf eurem aktuellen Album. Was ist eure Geheimzutat? Thomas: (lacht) Das ist ganz schwer. Du hast richtig gesagt, dass die deutsche Sprache aus verschiedenen Gründen ihre Eigenheiten hat, vor allem im Vergleich zu Englisch. Zum einen liegt das am Klang, zum anderen auch daran, dass man einen ganz anderen Zugang zu den Worten hat, wenn man nicht gerade Englischprofessor ist oder in Amerika gelebt hat. Ich verstehe zwar alles, was in Englisch gesungen wird, aber die Emotionalität und die Direktheit ist in der deutschen Sprache, wenn der Song gut gemacht ist, ganz anders. Du hörst das Lied und musst nicht darüber nachdenken, wie es gemeint ist. Das ist die Stärke daran. Wenn du einen guten Text schreibst und es dir gelingt, das Gefühl zu beschreiben, dann erreichst du die Menschen auch ganz anders. Und du erreichst dich selbst auch ganz anders, das merkt man beim Schreiben. Wenn zwei Zeilen gut auf die Melodie passen, dann holt dich das ganz anders ab als auf Englisch. Wir sind aus diesem Grund ja dazu übergegangen, nur noch auf Deutsch zu singen, weil wir genau dieses Gefühl hatten und rüberbringen wollten. Wir haben das nicht nur beim Komponieren gemerkt, sondern auch an der Reaktion der Leute, wenn wir live gespielt haben. Es gibt natürlich auch ein paar Falltüren, in die man reintreten kann. Wenn man zu platt und direkt wird, kommt es zu simpel rüber, das versuchen wir zu vermeiden. Wenn du gute Reime findest und gute Bilder für Gefühle und Situationen, dann hat die deutsche Sprache einen sehr lyrischen Aspekt. Auf „Leichtes Gepäck“ haben wir uns in der Hinsicht auch noch mal intensiver mit den Texten beschäftigt und versucht, einen Schritt weiter zu gehen. Es wurde viel weggeschmissen und neu geschrieben und wir haben einen ganz neuen Zugang zur Sprache entdeckt. „Das Leichteste der Welt“ ist ein sehr gutes Beispiel, weil der Text sehr direkt ist und sehr schnell geschrieben war. Das ist immer ein gutes Zeichen dafür, dass ein Gefühl raus will und du sofort die Worte dafür findest. Wir haben uns sehr, sehr viele Gedanken zu den Texten gemacht und sind äusserst zufrieden mit dem Album, was das angeht. Wir sind dahin gegangen, wo es emotional weh tut, auch für uns, und haben es geschafft, das auf Papier zu bringen. Vor zwei, drei Jahren hätte das wohl noch anders ausgesehen. Aber
Wir sind dahin gegangen, wo es emotional weh tut, auch für uns wir sind sehr zufrieden mit den Geschichten, die wir in uns gefunden haben. Deshalb finde ich es auch toll, dass du gerade „Das Leichteste der Welt“ angesprochen hast, denn das ist wirklich eine sehr persönliche Geschichte. Und wenn das auch bei anderen Leuten etwas auslöst, ist das schön zu hören. „Heut hab ich Zeit“ klingt ein bisschen wie eine Verbeugung vor Thomas Ds „Tag am Meer“. Thomas: Oh, interessant! Baut ihr den in euer Liveprogramm mit ein? Der dürfte vermutlich etwas schwierig in der Umsetzung sein. Beide: (lachen) Ja, doch... Das hat was. Thomas: Klasse, dass du diesen Song ansprichst, weil er eine Facette abbildet, die wir ausprobieren wollten. Als der Refrain stand, wollte ich hören, wie das klingt, wenn Stefanie den Text nur spricht. Das ist kein Rap und wir bilden uns gar nicht ein, dass wir das könnten! Es geht mehr um das Gefühl der Entschleunigung, das Beschränken auf wesentliche Dinge, aufs Atmen und Überleben. Uns hat der Song von Anfang an extrem gefallen und ich bin mir sicher, dass er bei einigen Leuten für Verwirrung sorgen wird. Ich bin aber auch sehr gespannt darauf, ob er live funktionieren wird. Wenn der so hinhaut wie „Tag am Meer“ bei den Fantastischen Vier, dann wäre ich sehr glücklich! (lacht)
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Pally’s kurz und knapp GARFIELDS BIRTHDAY - You Are Here Mit dem Alter wird man weiser, gelassener und besser. Sagt man, wer immer dieser «man» ist. Nicht bei allen stimmt das. Bei der englischen Indiepopband Garfields Birthday schon. «You Are Here», ihr erstes Album seit mehr als vier Jahren, ist angefüllt mit charmanten, teils etwas schrulligen Songs mit unwiderstehlichen Melodien. Der Auftakt, « Magic Bike», auch für nicht Fahrradfahrer geeignet, erinnert an die besten Momente von Jilted John. Bei «Fancy Dress» sorgt ein einfaches «Babababa» für wohlig heimische Gefühle. In diesem Sinn und Geist geht es weiter, manchmal auch etwas nachdenklich, aber immer wunderbar harmonisch. «You Are Here» ist das bis jetzt beste Album von Garfield Birthday, der Band um die Gebrüder Simon und Shane Felton. SIMON FELTON - Emotional Feedback Simon Felton, der ansonsten als Sänger von Garfields Birthday fungiert und das Label Pink Hedgehog Records führt, legt mit «Emotional Feedback» sein nunmehr drittes Soloalbum vor. Was als Wiegenlied (zumindest musikalisch) beginnt, endet tatsächlich mit einem Song übers Schlafen: «I Think Therefore I Sleep». Etwas mehr Tempo hat besagter Song aber schon als der Auftakt. Gegen Schluss wird er gar etwas tanzbar. Zwischendurch gibt es viel musikalische und textliche Nachdenklichkeit – und reichlich wehmütige Popmelodien. Wunderbare Indie-Popmusik für die besinnlich leisen Momente des Lebens. THE STANFIELDS - Modem Operandi Der erste Eindruck, beziehungsweise der erste Song täuscht mitunter. Die Ostküstenkanadier von The Stanfields eröffnen ihr drittes Album mit einer rasanten Punknummer inklusive Schreihals-Vocals. Der zweite Song ist dann zu Beginn eine fast lauschige Folknummer nahe an den ruhigeren Sachen von New Model Army. Gegen Ende klingt «Marystown Expedition» dann immer mehr wie Mars Volta!! So viel zu musikalischer Vielfalt. Die auf «Modem Operandi» hier nicht endet. Gereicht werden auch noch FolkPunk, treibender Rock und Stonerrock. Diese Vielfalt schmeckt gut. THE SHIFTING SANDS - Cosmic Radio Station Indie-Gitarrenrock, Shoegaze und Neo-Psychedelik reichen sich auf «Cosmic Radio Station», dem zweiten Album der neuseelän-dischen Band The Shifting Sands die Hand. Zwei Instrumentalnummern («Whareakeake» und «Radio Silence») teilen und beenden das Album, das auf den ersten Höreindruck eher unspektakulär, teils gar monoton rüber kommt. Erst bei mehrmaligem Hören entfalten sich einzelne Songs. Beispielsweise das bezaubernde «All The Stars» oder das schleppend mitreissende «Dreaming To Keep Awake». P.S. Auf zwei Songs ist die neuseeländische Indierock-Legende David Kilgour (The Clean) an der Gitarre zu hören. THE EVERLASTING YEAH - Anima Rising «Anima Rising», das Debüt von The Everlasting Yeah verfügt über alle Zutaten eines exzellenten Rockalbums: coole Riffs, coole Grooves, eingängige Gesangsmelodien, tolles Songwriting, sexy Momente, ein Schuss Experiment, variabler Sänger abgerundet mit einer satten, kompakten Produktion. Gelernt ist halt gelernt. Raymond Gorman. Damien O'Neill (ehemals The Undertones) Brendan Kelly (bass) und Ciaran McLaughlin (drums) hatten schon als That Petrol Emotion mit Alben wie «Manic Pop Thrill» (1986), «Babble» (1987) oder « Chemicrazy» (1990) für bis heute unvergessliche Momente gesorgt. Songs wie «A Little Bit Of Uh-Huh & A Whole Lotta Oh Yeah», «All Around The World», «The Grind» (über 12-minütiges Prog-Rock-Indie-Krautrock-Elektronik-Monster) oder der eher leise Popsong «Everything's Beautiful» hauen in die gleiche Kerbe. Songs für die Ewigkeit.
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ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA Alone In The Universe Sony hh. Für ELOMastermind Jeff Lynne ist das Electric Light Orchestra offenbar eine Herzensangelegenheit, denn in mittlerweile relativ langen Abständen kommt Lynne doch immer wieder auf dieses Projekt zurück, mit dem er in den 70ern Mega-Erfolge feiern konnte. Dass Lynne sich mit neuen ELO-Veröffentlichungen soviel Zeit lässt, hat sicher damit zu tun, dass er ein gefragter und viel beschäftigter Produzent ist. So arbeitete er beispielsweise gerade noch mit Bryan Adams an dessem neuen Album. „Alone In The Universe“ erscheint am 13. November und ist das erste ELOAlbum seit über 14 Jahren. Wie bei allen ELO-Alben übernahm Lynne auch bei „Alone In The Universe“ die Rollen des Produzenten, Songwriters, Arrangeurs, Leadsängers und Gitarristen, was darin resultiert, dass auch das neue Album auf Anhieb als ein ELO-Werk zu identifizieren ist. Und das heisst: griffiger, intelligenter Pop mit schwerer BeatlesSchlagseite, Ohrwurm-Refrains in praktisch jedem Song, Jeff Lynne's mit hohem Wiedererkennungswert ausgestattete Stimme und eine ausgefeilte, warme Produktion. Im Vergleich zum letzten ELO-Output „Zoom“ (2001) hat Lynne nun wieder qualitativ hörbar zugelegt und präsentiert eine Handvoll Songs, die jeden ELO-(und auch Traveling Wilbury-) Fan nachhaltig erfreuen dürften. „Alone In The Universe“ ist glänzend gemachte Vintage-Popmusik, der man das investierte Herzblut ihres Machers deutlich anhört und die gerade in der heutigen Popszene ganz, ganz grosse Berechtigung hat.
DAVE GAHAN & SOULSAVERS Angels & Ghosts Sony Music ub. Wie Soulsavers ex-Gastsänger Mark Lanegan besitzt auch Depeche Mode-Sänger Dave Gahan eine gequälte Seele, die durch die Hölle ging: Heroin- und Kokainsucht sowie ein Selbstmordversuch Mitte der 90er-Jahre, der ihn zu Boden warf. Doch er rappelte sich auf und fing
an, eigene Songs zu schreiben. Man hört es der neuen Platte an: Gahan passt zu den Soulsavers wie die Faust aufs Auge! Vor 15 Jahren riefen die beiden britischen Produzenten Ian Glover und Rich Machin ihr Musikprojekt ins Leben. Ende 2009 begleiteten die Soulsavers die „Tour of the Universe“ von Depeche Mode und so kam es schliesslich zur Arbeitsgemeinschaft mit Gahan. Der erste Long Player des Gespanns „The Light The Dead See” von 2012 bewies, dass Gahan als Leadsänger die perfekte Wahl ist. Die Platte erreichte Platz 12 der AlbumCharts in Deutschland sowie Platz 30 der CH-Charts. Die neue Scheibe „Angels & Ghosts“ erklimmt die nächste Stufe der Zusammenarbeit: Gahan war massgeblich am Songwriting beteiligt und ist dem Bandnamen nun vorangestellt. Sphärisch und schleppend beginnt “Shine”, bevor die besänftigende Stimme Gahans einsetzt. Ein mehrstimmiger Background-Chor unterstützt den Refrain, der bereits beim zweiten Hören hängenbleibt. Reduziert, aber dennoch stimmungsvoll kommt “You Owe Me” daher. In der Folge ist “Tempted” ein eher schmachtender Bryan Ferry-mässiger PopSong. Gahans klangvoller und unverkennbarer Gesang begleitet durch das nach Depeche Mode klingende Stück “All Of This And Nothing”. Auch der beruhigende Titel „One Thing” verbreitet eine melancholische Grundstimmung und liegt wie eine kühlende Schneedecke auf der Wunde. Die schleppenden Gitarren und der bettelnde Gesang von „Don't Cry” erinnern schliesslich an den BritPop von Oasis. Keine leichte Kost, die uns Gahan und die Seelenretter servieren. Die Band mischt langsamen Down Beat mit Rock- und Gospel-Einflüssen, dabei entsteht ein hoch entwickelter und moderner Pop-Sound. Gahan klingt nachdenklich, aber dennoch erneuert und stark. Alles in allem ein fesselndes Treffen aufgewühlter Seelen.
GLORIA Geister Grönland Records rp. «Geister», das zweite Werk des deutschen Duos Gloria ist kein Album der grossen Gesten, eher eines der ruhigen Zwischentöne. Ruhm und Geld seien nicht das erklärte Ziel der Indie-Rock-Formation Gloria, betonten Grönland Records (Herbert Grönemeyers
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS Label), das Label der Band, 2013. Erfolg hatte die Band von Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol ja schon vorher. Ersterer ist die eine Hälfte des ModeratorenDuos Joko & Klaas, Tavassol gehörte Mal zu Wir Sind Helden. «Ein Lied sollte einem das Gefühl geben, für seine Dauer ganz darin eintauchen zu können.», heisst es in der Bio auf der Homepage der Band. Das passiert auf «Geister» einige Mal. Beispielsweise in «Schwaches Gift»: «Die Reise wie im Rausch. Über weiche Steine und irgendwann nach Haus. Alles andere liegt zu weit, zu weit um etwas zu erkennen. Wir werden taub, es wird immer mehr mit der Zeit.» Oder im leise atmenden «Der Pilot»: «Was soll passieren, wenn du aufgeben hast? Du bist der Pilot.» Und dem Song über das Leben «Das, was passiert»: «Leben ist das, was passiert, wenn du woanders so beschäftigt bist. Wenn du den Wagen lenkst und dabei dein Ziel vergisst. Es ist auch das, was passiert, wenn du schon lange aufgegeben hast. Wenn du die Tage sprengst, bevor du Zeit verschenkst.» Worte, die berühren und einem innehalten lassen.
ORWELL Exposition Universelle Hot Puma Records rp. Nach ihrem letzten Album «Continental » (2011), das die Band um Jérôme Didelot in Englisch eingesungen hatte, ist «Exposition Universelle», das sechste Werk (ohne EPs) der aus Metz in Nordosten von Frankreich stammenden Band, wieder komplett in ihrer Muttersprache eingesungen worden. Die französische Sprache verleiht, gerade dem Sound von Orwell, einen speziellen Charme. Dieser hat auf ihrem aktuellen Album gar cinematische Qualitäten. Die Songs klingen wie der vielschichtige Soundtrack zu einem poetisch verschlungenen Film, der sich dem geneigten Hörer erst von Mal zu Mal erschliesst. Hier eine unerwartete Wendung, da ein kurzes verblüffendes Zwischenspiel. Orwell wissen, wie man den Hörer von Bands und Künstlern wie Tahiti 80, die Pearlfishers, Mark Wirtz (seine Easy Listening Alben), Korgis, die Beach Boys, Louis Philippe oder die High Llamas an der Stange hält und immer wieder angenehm überrascht. Und Zeit, lässig mit den Fingern zu schnippen, bleibt auch noch.
REVOLUTIONARY ARMY OF INFANT JESUS Beauty Will Save The World Occultation Records0 rp. The Revolutionary Army Of The Infant Jesus ist eine geheimnisumwobene Liverpooler Band, die es bevorzugt, ihre Musik für sich selber sprechen zu lassen. Das Trio um Paul Boyce, Jon Egan und Les Hampson gibt kaum Interview und tritt auch sehr selten Live auf. Im Internet ist das Trio, abgesehen von einer Facebook-Seite, ebenfalls nicht sehr präsent. Seit ihrer Gründung Mitte der Achtziger Jahre haben sie gerade mal zwei Alben («The Gift of Tears» 1987 und «Mirror» 1991) veröffentlicht. The Revolutionary Army Of The Infant Jesus, deren Name von einem Luis Bunuel Film entlehnt ist, geben sich auch auf ihrem dritten offiziellen Werk gewohnt geheimnisvoll. Die vielschichtigen Songs, die verschiedene Stile und Formen (Spokenword, World, Soundtrack, Folk, Industrial, Experiemental, afrikanische Rhythmen) vermischen, leben von der Atmosphäre und integrieren diverse Bezüge. In «Bright Field» ist die Aufnahme einer Gedichts-Rezension von R.S. Thomas eingewoben. «Repentance – Sama» enthält einen Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm «The Holy Ghost People» von 1967. Und der Albumtitel «Beauty Will Save The World» ist vom russischen Schriftsteller Fyodor Dostoevsky entlehnt. Songtitel wie «Song Of The Soul» oder «All Is Grace» werden gefüllt mit Atmosphäre, Mysterien und einer eigenen Schönheit. RAIJ lassen den Hörer selber entscheiden, was er damit macht.
SHANTEL Viva Diaspora Essay Records
em. Dem deutschen Musiker, Musikproduzent und DJ Shantel machte vor mittlerweile elf Jahren mit dem Titel „Bucovina“ im Film
von Dani Levy „Alles auf Zucker“ von sich reden. Auch im Streifen „Borat“ von 2007 mit Sacha Baron Cohen, steuerte Shantel mit „Mahalageasca (Bucovina Dub)“ einen Soundtrack bei. Mit „Viva Diaspora“ entführt der vielseitige Künstler den Konsumenten auf seiner neusten Veröffentlichung auf eine traditionelle, mediterrane oder auch akustische Reise. Hörbare Stationen sind Athen, Frankfurt, Paris, Brooklyn und Istanbul. Sein Interesse an der osteuropäischen Kultur und Musik ist aber ganz klar Zentrum seines Schaffens. Shantels Musik zu definieren ist unglaublich schwierig, was den Reiz dieses Albums ausmacht. Moderne, meist osteuropäische Tanzmusik in einem Partygewand, die sehr global und vielschichtig ist. Entstanden ist diese Mixtur aus zwei Fragen, die sich der Künstler stellte bei der Arbeit zu diesem Album stellte: Wie fange ich den Sound so genau und so akustisch wie möglich ein? Wie schaffe ich für die Musik, für die ich mich schon als Kind begeistert habe, eine neue, internationale Form, einen paneuropäischen zeitgenössischen Sound? Shantel hat es
geschafft Instrumente, Rhythmen, Klänge, Stimmen und Stimmungen aus verschiedenen Welten respektive Traditionen auf imposante Weise zu interpretieren und inszenieren. Experimentell, gewagt und unterhaltsam sind 17 Kompositionen entstanden, die allesamt sehr schwungvoll, tanzbar und mitreissend gestaltet sind. Für die breite Masse ist „Viva Diaspora“ allerdings gewiss nicht gedacht, dafür sind diese Songs einfach zu eigenwillig und speziell.
STEAKKNIFE One Eyed Bomb Rookie Records rp. Lange, viel zu lange acht Jahre ist es her, dass die deutschamerikanischen Steakknife mit ihrem Old-School-Punk die Punkwelt erschütterte. «Parallel Universe Of The Dead» hiess das Album aus dem Jahre 2007. Verstorben ist die Band um den amerikanischen Sänger Lee Hollis glücklicherweise nicht. Personalrochaden,
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Meilenstein der Rockgeschichte
HAWKWIND Hall Of The Mountain Grill (1974) United Artists Records ub. Hawkwind gelten als Erfinder des Space Rock. Der progressive Hard Rock der Londoner Freaks wurde durch futuristische Space Jams ergänzt und war faszinierend anders. In der frühen Schaffensphase veröffentliche die Band innovative Konzeptwerke, wobei die Texte vom identitätsstiftenden Poeten Bob Calvert und später aus der Feder des Science Fiction-Autors Michael Moorcock stammten. Bandgründer Dave Brock wurde 1969 von dessen Buchreihe „Hawkmoon“ inspiriert, weshalb es zum Bandnamen Hawkwind kam. Das prominenteste Mitglied des “Geheimtipps in Sachen Underground-Musik” war Bassist Lemmy Kilmister, der den einzigen Hit der Gruppe sang. Die Single “Silver Machine” ging weg wie warme Semmeln und platzierte sich im November 1972 für drei Wochen auf Platz 1 der CH-Charts. Der Erfolg der ambitionierten Live-DLP “Space Ritual” ermöglichte 1973 eine erstmalige Tour durch Nordamerika. Hawkwind lieferten Wahnsinnskonzerte ab, die ein „schwarzer Albtraum“ waren, da die einzelnen Musiker im Dunkeln spielten und nur indirekt durch sonderbare Szenen und farbige Animationen beleuchtet wurden. Als weiterer Teil der Show windeten sich bemalte nackte Körper auf der Bühne. Am bekanntesten war die über 1.80 m grosse irische Tänzerin Stacia Blake, die eine eindrucksvolle Oberweite hatte. Zwischen den Stücken wurden gesprochene Gedichte vorgetragen und ein „Klangmodulator“ liess das Publikum durchschütteln. Unschlagbar als Live-Band, litten Hawkwinds nicht minder enthusiastische Studiowerke an
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chronischem Absatzmangel. Die unangepassten und zugedröhnten Spacerocker waren die Helden der Arbeiterklasse, wurden von Musikkritikern indes nie geliebt. Im September 74 folgte mit „Hall Of The Mountain Grill“ der musikalische Höhepunkt der frühen Jahre. Brock spricht von der besten Studioarbeit Hawkwinds. Durch den Weggang von Calvert fiel die Intermezzo-Poesie diesmal komplett weg. Der klassisch ausgebildete Extrem-Geiger Simon House wurde zum entscheidenden Element des neuen Sounds, der die meisterhafte Verschmelzung von gitarrenorientiertem Rock'n' Roll, Psychedelic-, Space- und Krautrock darstellte. Dies belegen Stücke wie „The Psychedelic Warlords (Disappear In Smoke)”, “DRider” oder “Paradox”. Der Live-Klassiker „You'd Better Believe It“ und Lemmys aufrichtiger Rocker “Lost Johnny” zeigen die härtere Seite der Band. Die hervorragende Produktion vollendet diese bedeutende Space Rock-LP, dessen kunstvolles Albumcover vom radikalen Grafikdesigner Barney Bubbles gezeichnet wurde. Nach „Warrior On The Edge Of Time“ (1975) wurde Kilmister entlassen. „Mit mir gingen die Eier von Bord“, wie er in seiner Autobiographie festhält. Hawkwind beeinflussten Bands wie Monster Magnet oder Kyuss und prägten Lemmy, der seine eigene Band Motörhead taufte, wie den letzten Song, den er für Hawkwind schrieb.
Familienerweiterungen, reduziertes Arbeitstempo und anderes legten sie aber temporär auf Eis. «One Eyed Bomb» belegt eindrücklich, dass Steakknife nichts von ihrer musikalischen Schärfe eingebüsst haben. Der Auftakt, gleichzeitig Albumtitel, ver-bindet Tempo mit Teufel. «Finger In My Butt» ist punkrockiger Schnellzug ohne Haltestellen, wie auch «Shark In My Backyard» oder «Urine.Asshole». Dazwischen erlaubt sich die Saarbrückner Band auch mal kurze Verschnaufpausen, aber ohne Intensitätsverluste.Musika-lisch sind da zweifellos immer noch Referenzen an die seli-gen Angry Samoans auszu-machen, Steakknife hiessen zu Beginn ja Ankry Simons. Einige der sechzehn Tracks erlauben aber auch Bezüge zu Jello Biafra und seine Dead Kennedy's. Steakknife haben von den besten gelernt und gehören seit längerem ebenfalls dazu.
DAVID GILMOUR Rattle That Lock Columbia / Sony Music lg. Neun Jahre nach "On An Island" und dem letztjährigen Pink Floyd-Album "Endless River" wartet Sänger und Gitarrist David Gilmour endlich mit brandneuem Material auf. "Rattle That Lock" heisst das neue Album, welches erwartungsgemäss eher ruhige Töne anschlägt und die Gitarre des grossen Meisters wiederholt in den Mittelpunkt stellt, ohne dies auf eine penetrante Art und Weise zu tun. Nach dem sphärischen Intro "5 A.M", das von Gilmours Gitarre dominiert wird, folgt der überaus gelungene (und leicht funkige) Titelsong "Rattle That Lock", für dessen Melodie David Gilmour einen Jingle der französischen Zuggesellschaft SNCF gesampelt hat. Die Idee kam dem Musiker im Bahnhof von Aix-En-Provence. Solche Details machen Gilmour zu dem was er ist: Ein Musiker, der als einer der Grössten überhaupt gilt – dessen Rolle in der zweiten Inkarnation von Pink Floyd (ab 1968 nach dem Ausscheiden von Syd Barret) war eine sehr wichtige und er hat den Progressive und Psychedelic Rock in massgebender Weise geprägt. Das neue Album geht stilistisch recht vielfältig weiter. Zu Gefallen wissen insbesondere "A Boat Lies Waiting" mit David Crosby und Graham Nash als Gastsänger (man wähnt sich fast in den Seventies), "In Any Tongue" und das abschliessende "And Then…". Das jazzige "The
Girl In The Yellow Dress" fällt etwas aus dem Rahmen, passt sich dennoch gut in das Gesamtkonzept ein. Live erwachen die Songs zudem zu neuem Leben, weshalb zu hoffen ist, dass David Gilmour mit seiner hervorragenden Band sich zu ein paar zusätzliche Europa-Auftritten hinreissen lassen wird (nach der sehr erfolgreichen Mini-Tour im September). Wer ein Album à la Pink Floyd erwartet hat, lebt sowieso auf einem anderen Planeten. Wenn schon, dann sind höchstens Parallelen zu den letzten beiden regulären Werken der Überband zu ziehen ("A Momentary Lapse Of Reason" und "Division Bell"), welche ja ohne Teilnahme des neben Gilmour zweiten stark den Sound prägenden Pink FloydMitgliedes, Roger Waters, entstanden. Die Texte wurden allesamt von Gilmours Frau, Polly Samson geschrieben. Samson verglich das dem Album unterliegende Thema mit der lateinischen Phrase Carpe Diem. Allerdings ist sie offenbar beim Verfassen der Texte auch von Miltons Paradise Lost beeinflusst worden. Das empfehlenswerte "Rattle That Lock" ist als CD im Digibook, Gatefold-LP sowie als Box mit CD und DVD/BlueRay erhältlich.
THE STANFIELDS Modem Operandi Rookie Records mh. Die Band stammt aus Halifax, Canada und ist in ihrer siebenjährigen Karriere mit dem Album Nummer vier in den Startlöchern. Alleine schon aufgrund der folgenden Aussage in der Biographie hab ich ganz doll Liebe zu dieser Band verspürt, der Sänger Jon Landry sagt darin: „Ich erspare euch die farbvollen Wortspiele mit denen neue Alben typischerweise angepriesen werden. Ich selber hab die Nase voll davon fehlgeleitet zu werden von klassischen Anpreisungen. Ich schätze euch geht es genauso und lade euch ein, euch eine eigene Meinung zu bilden.“ Diese eigene Meinung sollten sich die Leute bilden, die zum Beispiel den Dropkick Murphys, Social Distortion und auch den Folk- und CountryEinflüssen nicht abgeneigt sind. Denn mit The Stanfields können wir hier die optimale Mischung präsentieren. Die Stimme von Sänger Jon Landry ist so glaubwürdig, ehrlich und bodenständig… man möchte gleich mit ihm im Pub das eine oder andere Bier zischen. Der Opener „White Juan“ klatscht einem schon mal ordentlich ins Gesicht, ist aber nicht wegleitend für den Rest des
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS Albums, denn die folgenden Stücke sind um einiges besser und auch gemässigter. „Fight Song“ und „Sunday Warships“ sind geile Anspieltipps. Aber der heimliche Favorit ist das etwas ruhigere und nachdenkliche „Streets Of Gold“.
THE SCHOOL Wasting Away And Wondering Elefant Records rp. Auf dem Cover von «Wasting Away And Wondering» stöbert eine junge Frau, wahrscheinlich an einer Börse, gedankenversunken in Schallplatten-Boxen. Diese junge Frau ist Liz Hunt, Songschreiberin und Sängerin des englischen Sextettes (manchmal auch Oktett) The School. Möglicherweise wird sie in den Boxen nach Platten von Sixties-Girl-Groups Ausschau halten. Vielleicht nach den The Ronnettes, The Shirelles, The Shangri-Las oder gar den The Breakaways! Und sie wird die Schallplatten nach Hause nehmen und sie verinnerlichen. Das dritte Werk, «Wasting Away And Wondering», der Band aus Cardiff, Wales, zeigt einmal mehr, mit viel Liebe und Umsicht Liz und ihre Mannschaft zu Werke geht. Die zwölf Songs sind auf den Punkt gebrachte Reminiszenzen an die gute alte Zeit der Girl-Groups. Lieder, die einem zum Mitklatschen animieren, aber auch eine Spur Wehmut und Herzschmerz vermitteln. Ganz im Sinn und Geist von beispielsweise The Shangri-Las und ihrem «Leader Of The Pack».
HEMESATH Für Euch Echozone/Bob Media mh. Ich behaupte mal, Mucke wie die von Stahlmann, Rammstein, Oomph! oder Eisbrecher kann man nicht Tag-ein-Tagaus hören. Irgendwann ist genug. Aber dann gibt es auch wieder diese Tage an denen man genau solche Musik braucht. Laut. Ganz laut. Über die Texte bei den genannten Bands und auch bei Hemesath kann man sicherlich streiten. Sie singen zwar alle in Deutsch, aber am Ende der Lieder hat man oft eigentlich nix kapiert und am Schluss nennt sich das dann „textliche Tiefe“. Von der Band selber ist noch nicht viel bekannt, „Für Euch“ ist deren Debut-Album, die Webseite ist im Umbau und gemäss Facebook haben sie z.Z. 1209 Likes. Wenn man im Booklet
blättert merkt man, dass die für Männer ordentlich Lebenserfahrung an den Tisch bringen. Graue Haare, weisse Bärte oder „ausgedehnte Stirnpartien“ lassen darauf schliessen. Musikalisch kann man bei Hemesath überhaupt nicht motzen, sehr druckvoll, dunkel und satt dröhnt der Sound und die düsteren Melodien sind ausgefeilt und bleiben rasch im Kopf. Anspieltipp: „Wenn Liebe nicht mehr Liebe ist“.
NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS Same Stax hh. Eigentlich ist der aus Missouri stammende Rateliff im Singer/Song writer Genre zuhause. Aber offenbar hat der Mann eine große Liebe zu traditionellem Rhythm›n Blues und Soul. Deshalb hat er als «Nebenprojekt» die Night Sweats an den Start gebracht. Diese 7-köpfige Truppe frönt vorgenannter schwarzer Musik auf eindrückliche Weise, voll im Geist von alten Stax-Records Grössen wie Sam & Dave oder Otis Redding. Rateliff besitzt zudem eine sehr schwarze Stimme, was die ganze Sache zusammen mit der Vintage-Produktion dermassen authentisch macht, dass sich der Hörer direkt in die Hochzeiten des legendären Stax-Labels und seiner Protagonisten zurück versetzt fühlt. Dass das Album auf dem Stax-Label erscheint, ist so eigentlich nur eine logische Konsequenz. Dass Rateliff aber nicht nur einfach eine Kopie der alten Soul-Klassiker neu auflegt, sondern dem ganzen Gebräu seine eigene Note zufügt, wird beispielsweise durch den Einsatz von Pedal-Steel Gitarren (»Wasting Time») unterstrichen. Das ist allerdings so harmonisch und gekonnt gemacht, dass der soulige Charakter des Songs nicht verloren geht. Alle Songs des Albums haben Klasse, wären wahrscheinlich in den 60ern durchweg Hitsingles geworden und der weisse Rateliff wäre wahrscheinlich als eine der besten schwarzen Stimmen bewertet worden. Für Fans des traditionellen Rhythm›n Blues bis hin zu Liebhabern von Amy Wynehouse angelehnten Sounds bekommen mit diesem Album allerfeinstes Ohrenfutter in bester Qualität. Und wer denkt, dass der heute als R&B bezeichnete Sound etwas mit diesem Rhythm›n Blues zu tun hat, liegt falsch - denn this is the real stuff!
UNDER THE TONGUE
FETTES BROT
Potions
Teenager Vom Mars
Eigenvertrieb
Groove Attack kw. Das klingt jetzt nach extraterrestrischer Discomusik mit Sprechgesang. Wahrscheinlich nichts für alteingefleischte Fettes Brot Fans. Der eine oder andere mag sich sicher noch an “Jein“ oder “eManuela“ erinnern, aber von dem ist nicht mehr viel übrig. Es geht in Richtung “Bettina Zieh Dir Etwas An“. Es ist nicht so, dass Fettes Brot altersmilde geworden sind, die guten Herren sind ja mittlerweile in ihren 40ern. Höchstens mag ein Song, der sich dem Häuserbauen widmet, suspekt sein. Vielleicht müssen sie sich aber gerade deswegen beweisen. Es klingt alles betont nach futuristischer Elektronik. Das ist manchmal chaotisch und nicht sehr hörerfreundlich. Der Song “Teenager Vom Mars“ ist ein einziges Durcheinander. “Von Der Liebe“ klingt ein wenig wie eine moderne Version von “eManuela“. Der gewohnt spöttische Unterton lässt sich zum Glück immer finden. Neues Terrain ist immer eine schwierige
kw. “Potions“ hat einen gewissen Reiz, auch wenn es vorkommt, dass es bruchstückhaft klingt. Das passt jedoch gut zu dieser manchmal merkwürdig geisterhaften Stimmung. Es geht Richtung Rock, zwischendurch klimpernde Klaviere oder klirrende Geräusche. Aber es geht auch anders. Der Song “Dreams Are Like“ klingt aufgrund seiner akustischen Gitarreneinlagen wie schöne Folklore. Das Ungewöhnliche verschwindet aber nie. Die beiden Sänger ergänzen sich perfekt. Wenn ihre zarte Stimme seine kratzige Schwere umspielt, ist das sehr willkommen. Ohne seine weibliche Partnerin wäre es auch wirklich nur halb so gut. Manche Lieder überzeugen, andere weniger. Das stimmige und simple Gitarrenriff von “See How They Run“ macht es aus. Dieser dunkle Song ist zwar etwas zu lang geraten. “Potions“ hat seine eigene Welt und das ist sicher ein Pluspunkt. Das aktuelle Werk ist das zweite Album in der Geschichte der Berliner Band.
REVIEWS Mainstream/Indie/Alternative Sache und wird die Hörer hier sicher in zwei Lager spalten. Fettes Brot kann das egal sein, denn “Teenager vom Mars“ ist ihr mittlerweile siebtes Album und sie müssen sich nichts mehr beweisen.
GO GO BERLIN Electric Lives Mermaid Records ip. Dänemark hat spätestens seit Volbeat seinen Platz auf der Musiklandkarte gefestigt. Go Go Berlin sind zwar in einer anderen Schublade zuhause, sie spielen Indie/Alternative-lastigen Rock, was aber die Bekanntheit anbelangt, könnte das Quintett doch in die Fussstapfen der Elvisrocker treten. Einer der grössten Auftritte war bisher das Finale der „Germany's Next Topmodel“-Show, bei dem sich Go Go Berlin einem grösseren Publikum jenseits der skandinavischen Grenzen vorstellen durfte. Mit ihrem Debut „New Gold“ konnten die Dänen bereits Aufsehen erregen und der Nachfolger „Electric Lives“ liefert ebenfalls swingenden 70ies-Rock mit Indieeinflüssen, der direkt in die Füsse geht. Was den Charme der fünf Jungs aus Silkeborg ausmacht, ist die erstaunliche Konsequenz aus „alt“ und „neu“. Da fliessen Riffs aus den frühen 70er Jahren mit Orgelsound, schwebendem Schlagzeug, knackigen Gitarrenriffs und leidenschaftlichem Gesang zusammen und formen zeitgemässes Songwriting zu einer Einheit in nostalgischmodernem Sound. Wo andere Bands oft gewollt retro klingen, machen sich Go Go Berlin gar nicht erst die Mühe, sondern fluffen ihre Musik mit subtilen Mitteln zu einem ganz eigenen Ding auf. Ein ganz speziell schöner Ohrwurm ist die Ballade „Rest For The Restless“ und die Schlussnummer „You Are The Sun“, die als zweite Ballade einen grossen Punkt hinter das Album setzt. Und obwohl die Balladen ohne Zweifel als Stärke von Go Go Berlin durchgehen, stehen sie nicht für das Albumkonzept. Denn da geht es ansonsten richtig zur Sache und vor allem ins Tanzbein. Anspieltipps sind hierzu vor allem „Kids“, „Kill Me First“ oder das 10minütige „Starlight/WDYW“. Aber eigentlich auch der ganze Rest von „Electric Lives“, denn das ist im Gesamtpaket radiotaugliche, swingende Feel-good-Musik mit Wiederholungscharakter.
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CHRIS CORNELL Higher Truth Universal bs. Eine Handschrift wie diese ist unverkennbar. Und diese Stimme eh. Chris Cornell wird oft und gern mit Lobpreis überschüttet, mit blumigen Vergleichen und weiteren Meriten. Was soll man zu einem Künstler auch sonst sagen, der sich mit Soundgarden an die Spitze der Grunge-Bewegung gesetzt hat, der den SeattleSound salonfähig gemacht hat, der sogar einen „James Bond“Titelsong geschrieben hat – und, mit Verlaub, einen deutlich besseren als Sam Smith? Anstatt die Nummer-sicher-Karte auszuspielen, will sich Cornell jedes Mal aufs Neue selbst finden, selbst herausfordern, will an sich selbst wachsen. So ist auch das aktuelle Projekt Akustik-Album zu erklären: Seit seiner „Songbook“-Tournee 2011/2012 hat ihn der Gedanke nicht mehr losgelassen, ein ganzes Album mit reduzierter Instrumentierung zu fertigen. Das hört auf den Namen „Higher Truth“ und ist als ähnlich großer Erfolg zu verbuchen wie Eddie Vedders ahnungsvoller „Into The Wild“-Soundtrack: Mal unverkennbar Seattle verschrieben („Nearly Forgot My Broken Heart), mal klar in der Americana-Tradition („Dead Wishes“) und mal mit einem kunstfertigen Stück wie „Bend In The Road“, das an spätere Beatles erinnert. Reduziert, persönlich, intim und ein wenig roh klingt das alles, lässt vor allem seine unverkennbare Stimme scheinen. Und erbringt ganz nebenbei den Beweis, dass Rocker manchmal eben doch die besseren Liedermacher sind.
EL VY Return To The Moon Beggars Group/MV bs. Die NASA veröffentlicht tonnenweise neues Bildmaterial von der Mondlandung, kurz davor zeigte sich der Trabant in ungewöhnlich blutroter Färbung, jetzt ein Album namens „Return To The Moon“... es scheint, dieser durchs All sausende Gesteinsbrocken ist so en vogue wie zuletzt in „Dark Side Of The Moon“-Tagen. Damit hat das Debüt von El Vy nicht allzu viel zu tun. Matt Berninger, der Mann, dessen dunkel-zerbrechliches Timbre
sonst über The Nationals melancholischen Rock-Klageliedern schwebt, hat sich mit seinem Freund Brent Knopf zusammengetan, um der zwischenmenschlichen Ebene nun auch eine künstlerische hinzuzufügen. Das Kuriose ist: Was klingt wie eine halbgare Floskel, ist tatsächlich wahr, irgendwie klingt sich El Vy genau so, wie man sich das vorstellt: Berningers dunkle Stimme schmiegt sich an synthetische Drums, WaveMelodien und flirrende Gitarren. Damit fängt es aber erst an. Die Großtaten der Achtziger werden elegant zitiert, aus Vintage-Elektronik, funkigem Blues, Kaschemmen-Jazz, Schmierentheater, melancholisch angehauchten Balladen, und spröden Riffs erschaffen die beiden US-Amerikaner ein nicht sofort greifbares, aber angenehm dicht verwobenes Werk, dessen narratives Element spätestens beim dritten Stück, dem Retro-Pop-SoulJahrmarktsboogie „Paul Is Alive“ gefangen nimmt. Von Berninger als autobiografischstes, aber dennoch komplett ausgedachtes Album angekündigt, erzählt das sonderbare Duo die wohl noch sonderbarere Geschichte des Protagonisten Didi und seinen Abenteuern erzählt. Im Grunde ist es aber wahrscheinlich auch egal, was da genau geboten wird. Solange einer wie Berninger singt, kann nicht viel anbrennen.
LUNA RISE Dark Days & Bright Nights NRT-Records ip. Luna Rise kommen aus Österreich und befinden sich stilistisch am ehesten in der Dark-RockSchublade, in der man auch etwa HIM finden würde. Was den Unterschied zu den berühmten Finnen ausmacht, ist das teilweise progressivere Songwriting, das sich hin und wieder durch die zwölf Nummern des Albums zieht. Thematisch haben die Österreicher ihr Werk in zwei Hälften aufgeteilt, wobei die „Dark Days“ die ersten sechs Songs repräsentieren und die „Bright Nights“ die zweite Hälfte darstellen. Tatsächlich ist die zweite Hälfte im Vergleich eher rockig und geht etwa in die gleiche Richtung, in die Dark-haus steuern. Das Duett „Until The Stars Have Come“, bei dem Sänger Chris Divine von der talentierten Melanie
Hirner unterstützt wird, ist eine richtig flotte Radionummer mit Ohrwurmgarantie und dürfte gerne die zukünftige stilistische Ausrichtung anzeigen. Insgesamt ist „Dark Days & Bright Nights“ als Konzept zwar gut aufgegangen, allerdings bleibt die Frage, ob man sich nicht besser darauf konzentriert hätte, nur einen Faden zu verfolgen. Denn ob die Hörer beim Kauf der CD die Idee hinter dem Album aufnehmen können, ohne Interviews gelesen zu haben, ist fraglich. Ein wenig mehr Druck und Wucht in der Produktion hätte auch nicht geschadet, aber das ist Nörgeln auf hohem Niveau, denn „Dark Days & Bright Nights“ ist, vor allem als Debut betrachtet, ein beachtliches Album geworden und macht neugierig auf die weitere Entwicklung von Luna Rise.
THE JURY AND THE SAINTS Same SPV/Musikvertrieb mh. The Jury And The Saints aus Auckland, Neuseeland sind am Start mit ihrem ersten Werk in Albumlänge. Die Band macht in erster Linie Punk-Mucke. Nachdem die Scheibe nun zwei Wochen in meinem Auto rauf und runter lief, weiss ich noch immer nicht wie die Band nun wirklich einzuordnen ist. Die Musik löst einerseits Erinnerung an Bands wie Millencolin oder Rise Against aus, andererseits sind auch Foo Fighters, Kings Of Leon oder 30 Seconds To Mars nicht allzu weit weg vom Geschehen. „Start Moving“ und „Bust The Radio“ sind zwei jener Songs bei denen man sich einfach nicht schlecht fühlen kann, der positive Vibe ist richtig ansteckend. Als eines der Highlights kann man „Monday Morning“ nennen, worin in bester Kings-OfLeon-Manier orchestriert wird. „Freedom Fighter“ wirkt dann leider etwas zu kitschig und der Song „Brand New“ hätte nicht ganz so Synthesizer-lastig daher kommen müssen. „City Lights“ ist wiederum ein Song mit richtig punkiger Attitüde in den Strophen, macht dann aber im Refrain einen Rückwärtssalto in den Pop. Fazit: Im Herzen der Band scheint Punk-Blut zu fliessen, aber der Puls schlägt des Öfteren ziemlich poppig.
Latin Sounds aus Texas
BILLY GIBBONS Die ganze Welt kennt Billy Gibbons als sonnenbebrillten Bartzausel bei der bluesigen Rock-Legende ZZ Top. Dass der passionierte Musikliebhaber auch ganz anders kann, offenbart sein erstes Solo-Album „Perfectamundo“. Das schwört dem Blues zwar nicht ab, überlässt aber heißblütigen Latin Rock- und Salsa-Rhythmen die Hauptrolle. bs. Er trägt einen der berühmtesten Bärte der Welt. Billy Gibbons, mit seinen 65 Jahren längst einer der alten Hasen im Rock'n'Roll-Geschäft, hat mit seiner Band ZZ Top für reihenweise Klassiker und ein unsterbliches Stück Popkultur gesorgt. Diesmal soll es jedoch nicht um jene legendäre Band gehen, deren einziges bartloses Mitglied ausgerechnet Frank Beard heißt. Nein, diesmal hat es Gibbons tatsächlich ohne die Hilfe seiner verschworenen Mannschaft getan. Natürlich verzichtet der Oldtimer-Freak auch hier nicht auf flotte Autos und schöne Damen (oder war es andersherum?), statt durchgehend auf kernigen, sonnenverbrannten Blues Rock zu setzen, gibt es auf „Perfectamundo“ jedoch jede Menge Latin-, Salsa- und Jazz-Einflüsse. Die haben es Gibbons nicht über Nacht angetan, schon in den Sechzigern studierte er lateinamerikanische Percussion in New York. „Als wir mit ZZ Top eines Tages zum Havana Jazz Festival eingeladen wurden, erwachten all diese Techniken und Rhythmen in mir wieder zum Leben. Man kann also mit Fug und Recht behaupten“, so der Sänger und Gitarrist mit seinem schelmischen Grinsen, „dass dieses Album 50 Jahre in der Mache war.“ Stillstand war Gibbons' Sache nie. Nicht bei ZZ Top, die sich immer wieder als zeitgemäße Rockstars erwiesen und sich bei aller texanischen Southern-Rock-Attitüde nie vor angejazzten
«Man kann mit Fug und Recht behaupten,dass dieses Album 50 Jahre in der Mache war.» Rhythmen oder elektronischen Frickeleien verschlossen. Und auch nicht bei seinen sonstigen Kollaborationen mit Künstlern wie B.B. King, Queens Of The Stone Age oder Lou Reed. Selbst als Schauspieler macht er eine gute Figur. Jetzt also, nach 45 Jahren ganz oben im Rock-Geschäft, ein packendes, heißblütiges Album wie „Perfectamundo“. Das ist insofern erstaunlich, als dass Gibbons noch vor wenigen Jahren verkündet hatte, er sei sich aufgrund der miesen Zustände in der Musikindustrie nicht mal sicher, ob es jemals ein weiteres ZZ Top-Album geben würde. Das kam 2012, dann kam „Futura“. Und der Motor der „sharp dressed men“ lief wieder rund. „Ein Musiker ist nun mal auf dieser Erde, um Alben aufzunehmen“, sagt er heute salopp dazu und ergänzt: „Dass das letzte ZZ TopAlbum so gut getan hat, trug allerdings deutlich zu meiner Motivation bei.“ Das Schöne ist: Man hört es dem Album an. Spielend reichen sich Blues und der Rhythmus Kubas die Hand, wie von selbst entsteht ein Sound, der so klingt, als würden ZZ Top und der Buena Vista Social Club bei einem Gläschen Hochprozentigem vor sich hinjammen. „Es ist wirklich erstaunlich, wie gut ein
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klassische 'Cha-Cha-Cha'-Beat mit Blues und Rock harmoniert. All das einfach mit einer streng traditionellen Nummer zu kombinieren, fördert etwas aufregend Neues, aber zugleich geisterhaft Bekanntes zutage. Es lässt sich eben nicht verbergen, dass die afrokubanischen Rhythmen und der Blues eine gemeinsame Mutter haben.“ Wichtig ist Gibbons eine positive Grundausstrahlung, die sich letztlich bereits im Albumtitel „Perfectamundo“ niederschlägt. „Die Welt ist wohl kaum perfekt, genauer gesagt sogar sehr weit davon entfernt“, stellt er fest. „Und doch funktioniert die, die wir auf diesem Album erschaffen, erstaunlich gut als Gegenpol dazu. Die Musik macht und glücklich, und wir hoffen, dass sie auch alle anderen glücklich macht.“ Wenn man Billy Gibbons reden hört, fällt es schwer, das eine oder andere Klischee seiner Band nicht zu hinterfragen. Höflich, eloquent, schlagfertig und mit beruhigendem Timbre. Immerhin stimmt das Klischee vom gutgelaunten Texaner, der gern ein breites Lächeln auf den Lippen trägt. Entsprechend ist sein Glas stets auch weder halbvoll, noch halbleer. „Es ist stets bis zum Überlaufen voll mit meinem Lieblingstequila, Pura Vida.“ Etwas anderes hätten wir auch nicht erwartet! Gibbons ist ein Lebemann, das war er schon immer, einer, der mit 65 Jahren längst gelernt hat, worum es im Leben geht. Pessimistische Texte und bedrückende Musik überlässt er den anderen und setzt lieber das fort, was ihm schon vor vielen Jahrzehnten von niemand geringerem als Jimi Hendrix beigebracht wurde. Bis heute schwärmt Gibbons von den Konzerten, die er im Vorprogramm von ihm spielen durfte, für ihn gibt es bis heute keinen kreativeren und innovativeren Gitarristen. „Jimi hat mir gezeigt, dass man bodenständig sein und dennoch die Sterne erreichen kann“, so der 1949 geborene Gitarrenheld. „Außerdem zeigte er mir das eine oder andere Lick, das ich zahllose Male angewendet habe. Er hinterlässt und so viel und war dennoch viel zu kurz bei uns.“ Anekdoten wie diese hat Gibbons stapelweise zur Hand, es fällt leicht, sich in ihnen zu verlieren. Sein Solo-Debüt sollte dabei jedoch nicht ins Hintertreffen geraten. „Ach ja, stimmt“, lacht er sein ansteckendes Lachen. Angesprochen auf die Unterschiede zwischen ZZ Top und seiner Solo-Band, den BFG's, muss er kurz nachdenken. „Nun, diese Rock-versusLatin-Geschichte ist natürlich das Offensichtliche, ansonsten geht es bei beiden Bands nur um das Spiel. Darum, das zu tun, was wir eben so tun.“ Zusammengesetzt hat er seine herrlich harmonierende Zweitband aus illustren Musikern, die auf Tour gleich von zwei Schlagzeugerinnen angetrieben werden. „Melanie DiLorenzo und SoZo D haben es dermaßen drauf, dass ich schon darüber nachdenke, sie beide in Polly Rhythm umzubenennen.“ Kurz lacht er über seinen Wortwitz, kann es schon jetzt kaum erwarten, sein Solo-Album live vorzustellen. Im Winter geht es durch ausgewählte Theater, dann soll ein weiteres Gastspiel beim Havana Jazz Festival folgen. Was das nächste Jahr angeht, hält sich Gibbons bedeckt, die Hoffnungen auf das eine oder andere Stelldichein auf Schweizer Boden sind dennoch nicht unbegründet. Der Rauschebart ist einer, der auf der Straße zuhause ist, einer, der unbedingt live spielen muss. Und wenn er mal nichts im Studio oder auf einer Bühne zu tun hat, widmet er sich seiner ganz eigenen Linie würziger BBQSaucen. „Ein paar Spritzer davon auf unsere RenegadeGuacamole, und deine Geschmacksnerven feiern eine Party!“, meint er so begeistert, dass man es ihm sofort glauben will. Er macht eben, was er will, sammelt Gitarren und Autos wie andere Briefmarken. Selbst als Schauspieler, er hat eine permanente Gastrolle in „Bones“ macht er eine gute Figur. „Die Schauspielerei“, sagt er, „ist pures Vergnügen. „Ich spiele dort einen bärtigen Gitarristen. Keine Ahnung, wie die überhaupt auf mich gekommen sind!“
Leise ist das neue Laut
CHRIS CORNELL Chris Cornell überrascht. Nicht als hervorragender Songwriter, natürlich schon gar nicht als Ausnahmesänger, der er ist. Nein, auf seinem Solo-Album „Higher Truth“ überrascht der SoundgardenFrontmann vor allem mit den leisen Tönen. bs. Bahnbrechend, wegweisend, legendär. Was wurden sie nicht schon alles genannt, die SeattleIkonen Soundgarden. Angeführt seit 1994 von Sänger und Charismapächter Chris Cornell, bereitete man Grunge im Vorübergehen das Feld, weigerte sich aber drei Jahrzehnte standhaft, sich Schablonen anzupassen. Punk, Rock, Grunge oder Alternative Metal wurde die Musik genannt, Cornell selbst verwirklichte sich auch neben Soundgarden auf denkbar abwechslungsreiche Weise. Bei Audioslave, als Soundtrack-Komponist, der „James Bond“ mal so eben einen umwerfenden Titelsong bescherte, oder als Solomusiker verwirklicht er sich, erfindet sich neu, forscht nach anderen Ausdrucksweisen. Der Grunge-Architekt besitzt eine der charakteristischsten Stimmen der Rock-Welt, seine Art, Songs zu schmieden, vereint Eingängigkeit mit künstlerischer Tiefe, die Genres mühelos transzendiert und nicht zuletzt durch seinen VierOktaven-Gesang sofort wiederzuerkennen ist. Während Soundgarden bereits mit einem neuen Album in den Startlöchern stehen, hat es Cornell mal wieder solo getan. Viel ist passiert, seit er 1999 mit dem Grunge-basierten „Euphoria Morning“ debütierte, vier Jahre nach dem akustischen LiveAlbum „Songbook“ legt er mit „Higher Truth“ nach. Von den sehnsüchtigen Akkorden und kammermusikalischen Arrangements des großen Openers „Nearly Forgot My Broken Heart“ bis zum melancholischen Stehblues „Misery Chain“ gibt der 51-Jährige den gedankenverlorenen Barsänger, der sich hin und wieder an der Spätphase der Beatles orientiert und der Tradition großer amerikanischer Liedermacher folgt. Das ist insofern neu, als dass Cornell auf Platte niemals flächendeckend unterwegs war. „Wenn du ein Stück hast, das nur mit akustischer Gitarre und Stimme funktioniert, hast du alles, was du dir wünschen kannst“, betont er. „Besser wird es nicht. Dann macht man die Nummer eher kaputt, wenn man irgendwas hinzufügt.“ Cornell ist überzeugt von diesen neuen Stücken. Das merkt man sofort. Und man kann auch verstehen, weshalb. Sie kommen sparsam daher, beinahe spärlich. Auf ebenjene Weise entfalten sie eine spröde, zerbrechliche Schönheit, die sich damit zufrieden gibt, schöne, stille, kleine Lieder zu erzählen. Wer Cornell nur als Rock-Röhre vor tonnenweise verzerrten Gitarren kennt, wird durchaus überrascht sein. „Ich habe allerdings schon zuvor immer wieder Stücke mit sehr spärlicher Instrumentierung veröffentlicht“, gibt er zu bedenken, „im Grunde fing
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ich schon 1992 damit an.“ Was der als Christopher John Boyle damit meint, ist das wunderbare „Seasons“, das er für den Soundtrack zu Cameron Crowes Seattle-Liebeserklärung „Singles“ beisteuerte. „Dennoch war es diesmal natürlich eine völlig andere Herausforderung, weil ich noch nie ein komplettes Akustik-Album komponiert hatte.“ Als großer Fan von AchtzigerRockballaden war es für ihn sein persönlicher Anspruch, aus dieser einen ruhigen Nummer, die jede anständige Rock-Band dieser Dekade auf ihrem Album hatte, eine komplette Scheibe zu machen. Das kann er jetzt als gelungen abhaken. Mit einer Produktion, die gut, aber nicht zu glatt oder leblos ist, schickt er seine emotionalen Stücke ins Rennen, die mitunter nackt und intim daherkommen. Und was zuvor klar war, wird erneut verdeutlicht: Dieser Mann hat eine Wahnsinnsstimme. Schon auf der „Songbook“-Tour überschlugen sich die Kritiker, die New York Daily News stellte beeindruckt fest, dass man die volle Wucht dieser Stimme erst dann vollständig erfassen kann, wenn man sie von allem isoliert. Das zeichnet auch „Higher Truth“ aus. Ein Zufall ist es da natürlich nicht, dass dieses erste akustische Soloalbum ausgerechnet diesen Titel trägt. „Die ultimative Erfahrung, die man machen kann, ist, völlig im Moment aufzugehen“, erläutert er die Bedeutung des Titels. „Wenn du dir allem um dich herum bewusst bist und das Leben als das Wunder begreifst, was es ist.“ Unnötig zu erwähnen, dass er diese Momente besonders auf der Bühne erlebt, wenn es nichts gibt außer ihm, seiner Stimme und seiner Gitarre. Das macht die Songs so stark – nicht zuletzt, weil sie ihm ein kleines Fleckchen Nimmerland bewahren. „Erwachsensein in dieser korrumpiert dieses Wunder leider allzu oft“, klagt er. „Und gerade deswegen sollte man nicht vergessen, dass es doch eigentlich um mehr geht. Das ist die 'higher truth', um die es geht.“ Auch nach über 30 Jahren im Musikbusiness hat Cornell nicht verlernt, Kind zu sein. Er hat immer noch Gefallen daran, kleine Geschichten zu erzählen, die vielleicht nicht besonders Rockstar-mäßig oder ironisch daherkommen, dafür aber ehrlich sind. „Ehrlichkeit ist der neue Punk“, hat er vor einiger Zeit mal dazu gesagt. Und liefert jetzt mit kleinen Märchenballaden wie „Only These Words“ musikalischen und textlichen Eskapismus. Cornell beschreibt dieses Stück als seinen „Led Zeppelin-Moment“ und erzählt darin die Geschichte eines Prinzen, der eines Tages aufwacht und feststellt, dass sein ganzes Leben nur ein Traum gewesen war. Was wohl wäre, wenn das ihm passieren würde – nach über 30 Millionen verkauften Platten, unzähligen PlatinAuszeichnungen und weiteren Preisen? Wahrscheinlich würde er sich eine Gitarre schnappen und einen Song darüber schreiben.
Das zweite Leben
WALTER TROUT ub. Während über 40 Jahren im Business hat sich Walter Trout vom Lehrling zum Meister gemausert und ist inzwischen zur Blues-Ikone geworden. Die BBC zählt ihn zu den zehn besten Gitarristen der Welt. Seinem Idol Luther Allison nacheifernd, verhalf er zunächst anderen Musikern zum Legenden-Status: Trout spielte bei John Lee Hooker, bevor er sich Canned Heat anschloss und in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre zum erlauchten Kreis der John Mayall's Bluesbreakers gehörte. Trout, 1951 in New Jersey geboren, ist ein einfacher Mann, der nicht viel Aufhebens um seine Person macht. Bekannt als besessenes Raubein unter Strom, spielt Trout seit 1989 auf eigene Rechnung und hat mittlerweile zwei Dutzend Solo-Platten veröffentlicht. Letztes Jahr ist er durch eine Leber-Transplantation knapp dem Tod entronnen und meldet sich nun gestärkt mit dem neuen Album “Battle Scars” und einer Welttournee zurück.
Guten Morgen Walter, wie geht's? Es geht mir ausgezeichnet, besten Dank! Ich singe und spiele wieder mit voller Energie und Leidenschaft. Das Feuer ist zurück! Wie ist die „I'm Back“-Tournee angelaufen? Die Tour hat im August in den USA begonnen. Seither haben wir grossartige, zum Teil ausverkaufte Konzerte gespielt und waren obendrein Headliner bei einigen Festivals in Nevada und Kalifornien. Wir drehen mächtig auf in diesen Tagen. Ich kann Dir versichern, dass wir uns jeden Abend den Arsch abspielen. Mit Johnny Griparic haben wir zudem einen neuen Bassisten an Bord. Das ist echt die heisseste Band, mit der ich jemals auftrat! Es macht Spass, Dich so kraftvoll zu hören. Dieser Johnny Griparic kommt doch aus der Hard Rock-Ecke. Das könnte man meinen, weil er 12 Jahre mit Slash spielte. Doch Johnny war auch mit Steve Winwood und anderen Jazz-Grössen auf Tour. Dieser Typ kann echt alles spielen. Hör Dir bloss seinen grossartigen Part bei der einen Ballade des neuen Albums an! Du bist ein beeindruckender Kämpfer: 10 Tage nach einer Leber-Transplantation hast Du im Juni 2014 angekündigt, innert Jahresfrist wieder auf der Bühne zu stehen und hast es dann tatsächlich auch getan. Ich wollte das um jeden Preis schaffen und fokussierte mich total darauf, wieder ins Leben zurückzukehren. Ich arbeitete wirklich sehr hart an meinem Comeback. Bei einer Organ-Transplantation schneiden sie dich von der einen zur anderen Seite auf und reissen dir ein Körperteil heraus. Wenn du wieder aufwachst, geht es dir noch beschissener als vor dem Eingriff. Alle sind nett um dich herum, doch keiner glaubt wirklich daran, dass du es schaffen wirst. Ich war derart schwach, dass ich nicht einmal mehr meine Gitarre halten konnte. Zudem hatte ich einen HirnDefekt und erkannte meine eigenen Kinder nicht wieder. Das Gitarrespielen musste ich erst wieder erlernen. Zwar hatte ich die Noten im Kopf, doch meine Finger konnten sie nicht umsetzen. Ich musste viel trainieren. Erst im September wurde klar, dass ich wieder spielen werde. Ab Januar übte ich dann 5 – 6 Stunden pro Tag. Der erste Auftritt nach der Operation fand schliesslich am 15. Juni 2015 in der Royal Albert Hall in London statt. Im Juni 2014 erschien die stark bewegende LP „The Blues Came Callin'”. Wie konntest Du trotz Krankheit ein Album aufnehmen? Ich war echt am Ende. Meine Lunge war mit Wasser gefüllt und meine Finger schmerzten höllisch. Ich dachte, dies wird dein letztes Album werden, bevor du stirbst. Mit „The Blues Came Callin'“ wollte ich aber unbedingt noch ein Statement abgeben. Da die Operation am 26. Mai 2014 stattfand, lag ich im Bett und war total am Arsch als das Album veröffentlicht wurde. Bis heute fällt es mir schwer, das Songmaterial anzuhören, denn man hört heraus, wie krank ich damals war. Ist die neue Platte „Battle Scars” das Comeback eines Geläuterten? „Battle Scars“ ist ein Konzept-Album, welches das Erlebte während des Spitalaufenthalts chronologisch aufarbeitet. Jeder Song erzählt eine Geschichte dazu. Der Auftakt „Almost Gone“ beschreibt die Ausgangssituation, als mein Leben an einem seidenen Faden hing und ich in den traurigen Augen meiner Frau lesen musste, dass es nun zu Ende gehen wird. Im letzten Track
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„Gonna Live Again“ führe ich schliesslich eine Unterhaltung mit Gott und frage ihn: Wieso hast du mich am Leben gelassen? Was erwartest du jetzt von mir? Welche Verantwortung muss ich übernehmen? Eine Spendenaktion hatte die Operation finanziert, da sie durch die Versicherung nicht abgedeckt war. Das Gesundheitssystem in den USA ist sehr rückschrittlich. Die Transplantation hat eine Menge Geld gekostet, welches ich nicht hatte. Sehr viele Menschen haben mir mitgeteilt, wieviel ihnen meine Musik bedeutet und trugen die gesamte Summe innerhalb von fünf Tagen zusammen. Ich habe von meinen Fans viel Zuspruch erhalten. Dafür bin ich sehr dankbar und fühle mich in ihrer Schuld. Mit ganzer Kraft werde ich deshalb spielen, singen und neue Songs schreiben und so den Leuten etwas zurückgeben. Seit über 40 Jahren begleitet Dich Deine Fender Stratocaster durch Höhen und Tiefen. Hat sich Deine Haltung nach der Krankheit verändert? Ja, alles ist wichtiger geworden. Glaube mir, es verändert deine gesamte Weltanschauung radikal, wenn Du dem Tod Tag für Tag ins Auge blickst und dann zurückkehrst. Viele kleine Dinge, die früher selbstverständlich waren, habe ich neu schätzen gelernt: Jeden Atemzug, jeden Schritt nach draussen, das Gitarrespielen oder meine Frau zu umarmen. Wir leben auf geborgte Zeit. Ich habe heute eine bessere Grundeinstellung und möchte das Beste aus meinem Leben machen. Über Details rege ich mich nicht mehr auf. Ab November führt die Tournee durch Europa und macht Halt in Zürich. Sicherlich wirst Du Deine Familie in Übersee vermissen. Man muss die Balance zwischen den beiden Welten finden und konsequent sein. Entweder bin ich Blues-Musiker oder Familienvater. Grundsätzlich trenne ich das. Es ist eben enorm wichtig, daheim auch mental zuhause und mit dem Kopf nicht ständig woanders zu sein, verstehst Du, was ich meine? Wenn wir durch die USA oder Kanada touren sind meine Frau und unsere beiden Jungs hingegen oft dabei. Mein ältester Sohn ist inzwischen 22-jährig und unser Road Manager. Ich erinnere mich an ein Konzert in Pratteln vor einigen Jahren, da hast Du das Konzert nach Hause übertragen. Stimmt. Da hatte ich meinen Computer so installiert, dass meine Frau Marie den gesamten Gig via Skype mitverfolgen konnte. Wie kamst Du eigentlich von der Ostküste nach Kalifornien? Aufgewachsen bin ich in New Jersey. Bis ich 23 Jahre alt war, spielte ich in verschiedenen Club-Bands, die Songs von Blood, Sweat & Tears und Otis Redding nachspielten. Danach gründete ich ein eigenes Quartett in ähnlicher Besetzung wie heute. Niemand interessierte sich jedoch für unsere Eigenkompositionen, die Leute wollten bloss unsere Rolling Stones-Covers hören. Also packte ich meine Gibson ES-335 mit Verstärker, eine Mandoline sowie eine Trompete in meinen Volkswagen und fuhr in Richtung Westen. Ich besass ganze 150 Dollars, 30 LSD-Hits und ein halbes Kilogramm Marihuana. Schreib das ruhig auf mit den Drogen, denn ich bin seit 1987 absolut nüchtern und drogenfrei. Ich war kaum eine Woche im Südwesten, da wurde ich auch schon für einen Gig gebucht. Und seither habe ich nicht mehr damit aufgehört, Konzerte zu geben.
LIVE 5. Dezember 2015 Z端rich, Kaufleuten
Der Letzte seiner Art
Er ist der Mann, der den Punk in den Glam Rock brachte: Michael Monroe wurde mit der finnischen Band Hanoi Rocks weltberühmt. Sein neues Soloalbum „Blackout States“ klingt dennoch so frisch, wild und laut, als wäre es ein Debüt. bs. Es gibt wenige Menschen, die so sehr für den Rock'n'Roll stehen wie Michael Monroe. Der 53-jährige Finne, der eigentlich Matti Antero Kristian Fagerholm heißt, kümmert sich seit bald 40 Jahren um die Belange der Rock-Musik, hat viel getan für diese Musik und ist rechtmäßig zu Ruhm und Ansehen gekommen. Frührente und der nostalgische Blick auf sein Werk kommen für Monroe deswegen noch lange nicht in Frage. Im Gegenteil: In den letzten Jahren nahm seine Solokarriere derart Fahrt auf, dass er unter seinem eigenen Namen längst aus dem glamourösen Schatten seiner alten Band herausgetreten ist. „Blackout States“, seine mittlerweile neunte SoloUnternehmung, ist Rock'n'Roll in Reinkultur, schnell, druckvoll, punkig und zügellos. „Jemand hat mal gesagt, dass ich den Punk in den Glam bringen würde. Mir war das immer schon egal. Für mich war das immer schon Rock'n'Roll, fertig.“ Das ist ihm im Jahr 2015 wichtiger denn je. Für ihn sind die echten Rocker zu einer gefährdeten Art geworden, die es zu erhalten gilt. Scheint ihm gut zu gelingen. Seine letzte Platte „Horns And Halos“ kletterte bis an die Spitze der finnischen Charts, sein Name steht unverändert für die pure Kraft dieser Musik. Geprägt von der scheuklappenlosen Herangehensweise, die Hanoi Rocks an ihre Musik hatten, und inhaltlich eher ein Outlaw wie der frühe Bob Dylan als ein zahmer Donovan, steht Authentizität und Persönlichkeit bei ihm über allem anderen. „Damals hatten die Bands deutlich mehr Persönlichkeit“, holt er aus. „Die Stones, die Doors oder Iggy And The Stooges... so was gibt es heute gar nicht mehr. Alle waren ihre eigene Schublade, sozusagen, ständig passierte irgendwas Neues. Nicht so wie heute, wo einfach alles gleich klingt.“ Natürlich ist auch „Blackout States“ nicht unbedingt das, was man ein bahnbrechend originelles Album nennt. Allerdings hat
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Michael Monroe dieses Kapitel der Musikgeschichte zu einem gewichtigen Teil mitgeschrieben. Zudem steckt auch seine neue Platte voller Anekdoten, mit denen andere gleich eine ganze Biografie füllen würde. Da ist zum Beispiel dieser Song namens „Under The Northern Lights“, der nicht aus Monroes Feder stammt. „Dee Dee Ramone überließ mir diesen Song bereits 1991“, lässt er beiläufig fallen, als habe ihm sein Gärtner eine Melodie überlassen. „Er meinte, bei mir wäre er besser aufgehoben, weil ich ja aus Finnland komme und Erfahrung mit Nordlichtern hat.“ 25 Jahre später erblickt also ein Song aus der Feder des 2002 verstorbenen Ramones-Basser das Licht der Rock-Welt. „Schon irre, oder?“, meint Monroe. „Ein unveröffentlichter Song von einem der wichtigsten Charaktere der Rock-Musik!“ Wenn da mal nicht eine höhere Macht ihre Finger im Spiel hat. „Ach“, winkt er ab, „so was passiert mir ständig.“ Nicht ganz falsch: Auch als Gastmusiker sehr gefragt, war er unter anderem auf „Use Your Illusion I“ von Guns N'Roses zu hören – eine von vielen Bands, die dezidiert von Hanoi Rocks beeinflusst wurden. Viel herumgekommen ist er in den letzten knapp 40 Jahren, hat viele enge Bande mit Bands und Künstlern geknüpft, hat mal hier gelebt, mal dort. „Bis heute ist New York City die großartigste Stadt der Welt“, hat er dazu zu sagen. „Seit 2000 lebe ich aber in Turku und genieße die Privatsphäre und die Ruhe. Ich könnte es mir gar nicht nicht vorstellen, Nachbarn zu haben.“ Eine Rückkehr nach Amerika schließt er aber nicht nur deswegen aus. „An diesem Land hat mich irgendwann angekotzt, dass die Musik im sogenannten Musikbusiness gar keine Rolle mehr spielt. Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich einen ganz normalen Job angenommen, Mensch!“ Dann doch lieber die Rolle als unbeugsame Triebkraft des Rock'n'Roll. Steht
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS ihm eh viel besser. Plattitüden oder abgegriffene Klischees sucht man allerdings sowohl in seiner Musik, als auch in seinen Texten vergeblich. „Die Musik ist voll von schwülstigen Kitschliedern, die wirklich jeder schreiben kann. Mir reicht das nicht. Ich brauche in den Texten mehr Tiefe“, unterstreicht Monroe. „Ein Song muss mehr sein als das ewige Wiederholen der gleichen Klischees. Und realistischer sowieso. Und wenn man eben gerade mal kein Liebeslied schreiben kann, schreibt man besser keins.“ Oder eben eine Nummer wie „This Ain't No Love Song“' mit der „Blackout States“ furios seinen Anfang nimmt. „Die Botschaft des Songs ist vielleicht nicht repräsentativ für das gesamte Album, aber nichtsdestotrotz wichtig: Besser allein als in
MICHAEL MONROE Blackout State Spinefarm Records ip. Micheal Monroe ist aufgrund seiner Kultband Hanoi Rocks kein Unbekannter in der Rock'n'Roll-Glam/ Sleazeszene. Die finnischen Rocker hatten sich zwischen 1980 und 85 einen Namen gemacht und massgeblichen Einfluss auf Bands wie Guns'n'Roses, Mötley Crüe oder Faster Pussycat ausgeübt. Dies nicht ohne Grund, denn Hanoi Rocks waren damals musikalisch die Speerspitze des Hollywood Glam und eigentlich sträflich unterbewertet, was ihr Können anbelangte, wenn man von den grossen Erfolgen in Skandinavien oder Japan absieht. Michael Monroe, Frontmann, MultiInstrumentalist und Motor der Finnen, ist seit Mitte der 80er Jahre solo und mit diversen Sideprojects unterwegs und konzentriert sich seit der zweiten Auflösung seiner Hauptband vor sechs Jahren auf die Band, die unter seinem Namen unterwegs ist. „Blackout State“ ist das mittlerweile zehnte Album unter der „Michael Monroe“-Flagge und mit Ausnahme des durch Rich Jones ersetzten Gitarristen Dregen (Hellacopters) in der gleichen Formation aufgenommen worden, wie der Vorgänger „Horns & Halos“. Rückhalt hat Monroe seit fünf Jahren wieder von seinem Sidekick Sami Yaffa, der bereits bei Hanoi Rocks Bass spielte. Das passt immer noch wie die Faust aufs Auge und mit „Blackout State“ ist der Band ein richtiger Knaller geglückt! Hier ist jeder Song ein Treffer, weil das komplette Album aus ehrlichen, bodenständigen und schlicht grossartigen Rock'n'Roll-Songs besteht. Kernstück sind Abgeher wie „This Ain't No Love Song“, „Old King's Road“ oder „Dead Hearts On Denmark Street“, aber daneben gibt es auch eine Handvoll richtig schöner Midtempo-Nummern wie „Keep Your Eye On You“, „Permanent Youth“ oder „Six Feet In The Ground“. „Good Old Bad Days“ ist eine Hymne an die Jugend und „R“ pustet als astreiner böser Punksong den Auspuff durch. Der Titelsong, ein melodiöser Rocker, lässt die Sonne aufgehen und zum Schluss setzt „Walk Away“ noch einen Schlussstrich in Sex Pistols-Manier. „Blackout State“ lässt keinen einzigen Wunsch offen, was straighten Rock'n'Roll und gute Laune angeht. Unbedingte Empfehlung!
KORITNI Night Goes On For Days Verycords/ear music mh. Musikaffine Freunde zu haben ist super und natürlich hat auch meist jeder eine andere Meinung zu einzelnen Veröffentlichungen. Jeder verbindet ganz individuell persönliche Erlebnisse oder Gefühle mit Wörtern oder Tönen. Koritni kann, nein, muss ich aber euch allen ans Herz legen. (Auch dir Kevin, kauf dir die Scheibe, danken kannst du mir später.) Zugegeben, der Name Koritni ist etwas ungewöhnlich, fast ein Zungenbrecher aber eigentlich auch nur der Nachname von Sänger und Bandkopf Lex. Zusammen mit dem Franzosen Eddy Santacreu (Gitarre), Matt Hunter (Bass), Luke Cuerten (Gitarre) und Chris Brown (Drums) operiert die Band seit 2006 aus Sydney, Australien. Würde man Kid Rock, Shinedown, Airbourne und Black Stone Cherry in einen Mixer schmeissen und anwerfen, dann hätte man eine ziemliche Sauerei. Aber musikalisch käme dabei in etwa der Sound von „Night Goes On For Days“ raus. Es ist das vierte Stück der Band und wurde gemixt von Kevin Shirley, der das Selbe schon für viele andere namhafte Bands machte und einiges auf dem Kasten hat. Der Opener „Horns Up“ holt den Hörer gleich von Beginn an mit ordentlich Drive ab und glüht regelrecht vor Spielfreude und Feel-good-Attitude. „Rock'n'Roll Ain't No Crime“ kickt dann in richtiger Airbourne-Manier los und auch der Titelsong steckt voller Zunder. Es geht und klappt aber auch ruhiger z. B. der Song „Woman In Love“ oder auch „Little Man“, das nach dem neuen Kid Rock riecht. Fazit: die Scheibe ist jeden einzelnen Franken wert!
BILLY GIBBONS & THE BFG's Perfectamundo Concord Records/Universal bs.Verwirrung in der heimischen Stereoanlage: Spielt der Plattenspieler etwa versehentlich zwei Scheiben gleichzeitig ab? Was da im Opener „Got Love If You Want It“ ertönt, klingt nämlich zunächst mal nach einer Mischung aus Carlos Santana und ZZ Top. Heißblütig, mit kubanischen Rhythmen und Salsa-Feuer, dabei befeuert von einer hyperaktiv blubbernden Orgel und einer rauchigen Stimme. Ein technischer Defekt ist das nicht, natürlich nicht! Stattdessen dreht „Perfectamundo“ seine munter-heißblütigen Runden, das allererste SoloAlbum von ZZ-Top-Zausel Billy Gibbons! Der hat eben nicht nur eine Vorliebe für trinkfesten Blues Rock, schnelle Autos und schöne Frauen, sondern auch für die rhythmische Lebensfreude Lateinamerikas. Salsa, Cha-Cha-Cha, Latin und der Ausdruck kubanischer Ekstase, vermengt mit dem Trademark-Sound der berühmtesten Bartträger der Welt. Ob das gutgeht? Zum Teufel, und ob! Letztlich basiert eh alles auf dem guten alten Blues, macht uns Gibbons im furiosen Crossover „You're What's Happenin' Baby“ klar, lässt die Gitarren sliden, den Takt in bester Joe-CockerManier loszuckeln und die Percussions stimmungsvoll erschallen. Mal gibt er sich ganz der Latin-Attitüde hin („Sal y Pimiento“, benannt nach seinem Lieblingsrestaurant), mal ist seine Herkunft unverkennbar und lässt in „Baby Please Don't Go“ den Blues-Crooner mimen. Mitreißend, erfrischend und belebend wie eine Ladung scharfer Chillies!
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REVIEWS Hard/Heavy/Metal FOR TODAY
Metal Thrashing Mad mit Laurent AVATARIUM - The Girl With The Raven Mask Das zweite Album der Kapelle um Candlemass-Mastermind Leif Edling (bs.) und Sängerin Jennie Ann-Smith besteht nicht aus Doom, sondern vielmehr aus progressiv-epischen Kompositionen, welche Tief in der Mystik des 70er Jahre Hard-Rock verwurzelt sind. Man hört unter anderem Bands wie Rainbow oder die üblichen Verdächtigen wie Black Sabbath und Led Zeppelin heraus. Interessante Scheibe. CATHEDRAL - In Memoriam 2015 (Re-Release) Eines der gewaltigsten Doom-Metal Demos aller Zeiten, "In Memoriam" von Cathedral aus dem Jahre 1990, wird neu aufgelegt. Der sehr zähe und lava-artige Sound tönt wie aus der Gruft und der abartige Grunz-Gesang von Lee Dorrian tut sein Übriges dazu. Diese Band war danach nie mehr so gut und so roh. Abgerundet wird diese tolle Veröffentlichung durch ein Live-Konzert von 1991 sowie der DVD einer anderen Show (in mässiger Qualität). Für Doomer essentiell. CHILDREN OF BODOM - I Worship Chaos Die finnischen Top-Shots um Zaubergitarrist und Sänger Alexi Laiho verfolgen auf ihrem neuesten Album "I Worship Chaos" den mit dem Vorgänger eingeschlagenen Weg – wuchtiger Metal mit neuen und alten Elementen wird auf die grosse Fanschar losgelassen. Veredelt werden die Melodien durch das brillante Keyboardspiel von Janne Wirman. I Worship Chaos ist nicht das beste Album in der Geschichte der Band, knallt aber ordentlich und wird den Status der Band weiter zementieren. GRAVE - Out Of Respect For The Dead Grave aus Schweden waren immer schon eine Death-Metal Band aus der zweiten Reihe, aber nicht weniger kultig als die bekannteren oldschool Bands aus diesem Genre. Mainman Ola Lindgren und seine Truppe zocken auch hier verrotteten und recht variablen Death Metal alter Schule und machen auf "Out Of Respect For The Dead" keine Gefangenen. Tolles Album einer seit über 25 Jahren aktiven Band, das mit einem wunderbaren Cover des sehr begabten rumänischen Künstlers Costin Chioreanu versehen ist. GRAVE DIGGER - Exhumination – The Early Years Der teutonische Metal-Express um Mastermind Chris Boltendahl Songs der ersten drei Alben ("Heavy Metal Breakdown", "Witch Hunt" und "War Games" neu aufgenommen. Die Songs sind nach wie vor spitze nur erhellt sich der Sinn einer solchen Zusammenstellung nicht ganz – der Charme und Zeitgeist der Originalaufnahmen geht verloren, dafür präsentiert sich die Band, druckvoll, knackig und frisch. JUNGLE ROT - Order Shall Prevail Seit 20 Jahren zelebriert der Vierer aus Wisconsin/USA seinen Neandertaler Death Metal, was nichts anderes als stumpfer Death Metal alter Machart ist. Die zehn meist sehr schnellen Geschosse werden in solider Manier rausgeballert, wirken aber nach zunehmender Spieldauer etwas monoton. Auf "Fight Where You Stand" sorgt Max Cavalera (Soulfly) für die Gastvocals. MINDLESS SINNER - The New Messiah So Reunions sind immer eine zweischneidige Sache – vor allem von schon damals recht unbekannten Bands wie Mindless Sinner. Die Schweden wagen 26 Jahre nach dem letzten Output ("Missin' Pieces" unter dem Banner Mindless) wieder einen Versuch und können leider im Vergleich zu den diesjährigen Live-Shows auf Tonträger nicht so recht überzeugen. Geboten wird recht melodischer Euro-Metal im Stile Achtziger-Jahre in einer leider etwas zu wenig originellen Machart. SATAN'S SATYRS - Don't Deliver Us Die amerikanische Band Satan's Satyrs ist eine Mischung aus Drone Doom und Punk und versucht auch aus der Retro-Welle etwas Kapital zu schlagen. Leider sind sowohl die Songs zu schlecht und der Gesang von Sänger und Bassist Claythanas (auch Bass bei Electric Wizard) ist schwer anzuhören und das kindisch anmutende KeyboardGeklimper macht die Sache auch nicht besser. Somit haben wir es mit einer zwiespältigen Scheibe zu tun. TYRANNY - Aeons In Tectonic Interment Die finnischen Funeral-Doomer sorgten 2004 mit ihrem Zweitling "Tides Of Awakening" für ein Genre-Highlight. Gut zehn Jahre danach kehren sie mit einem aus fünf überlangen Songs bestehenden gewaltigen Album zurück, das einem auf düster-esoterische Weise in jegliche erdenkliche Abgründe tauchen lässt. Tyranny sorgen für intensive Hörerlebnisse und bleiben definitiv hängen. Grossartiger Trip.
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Wake Nuclear Blast/Warner bs. Status quo im Metalcore. Noch immer gibt es ungezählte Kapellen da draußen, die ihre ausgelutschten Breakdown-Riffs mit markigem Gebrüll kombinieren und im Refrain unerträglich schlechten Klargesang ertönen lassen. Da tut eine Band wie For Today gut. Innovation sucht man zwar auch bei diesen Amis vergebens, dafür beherrschen sie ihr Metier besser als die meisten anderen Formationen dieser Tage. Wenn sie es so richtig krachen lassen, wackelt die Bude. Dann flirren die Riffs apokalyptisch durch die Nacht, ballern die Drums ohne Gnade drauflos und röhrt Mattie Montgomery, als stünde er am tiefsten Abgrund. In den ruhigeren Abschnitten offenbart das siebte Album allerdings ähnliche Qualitäten und punktet mit gekonntem Gesang und großen Melodien. Manchmal schießt die christliche Band mit ihrem Missionierungsgedanken dann zwar doch über das Ziel hinaus („Flooded Earth“), wer im Jahre 2025 nach einem repräsentativen, druckvollen und dunklen Metalcore-Album sucht und sich an der religiösen Überzeugung der Akteure nicht stört, der wird an „Wake“ lange und große Freude haben. Den gepatzten Balladenversuch „Bitter Roots“ verbuchen wir jetzt mal großzügig unter „Versehen“.
MOTÖRHEAD Bad Magic UDR/Warner lg. Wenn der knapp siebzigjährige Ian "Lemmy" Kilmister (v./bs.) und seine beiden Mitstreiter Mikkey Dee (dr.) und Phil Campbell (git.) rufen, werden sie mit offenen Armen empfangen. Als seit 40 Jahren aktive Kapelle, die Punk, Heavy Metal, Rock'n'Roll und Blues Rock vermischt, haben Motörhead eine grosse Fanbase und gelten als einer der wichtigsten Einflüsse für tausende von Bands. Allerdings kamen in den letzten Jahren auch immer Gerüchte in Umlauf über den angeblich schlechten Gesundheitszustand von Lemmy. Auch lahme oder sogar abgesagte Konzerte gehörten leider zur Tagesordnung. Umso grösser ist die Freude, dass mit "Bad Magic" nun ein Album vorliegt, das ordentlich auf die Tube drückt und zahlreiche speedige Rocker enthält ("Victory Or Die", "Thunder & Lightning", "Evil Eye", "Electricity"). Doch auch die Midtempo-Rocker wissen sehr zu gefallen ("Fire Storm Hotel", Shoot Out All Of Your Lights", "The Devil"), sogar die balladesken Töne ("Till The End") kommen gut rüber. Einzig das Rolling Stones-Cover "Sympathy For The Devil" wirkt etwas wie ein Fremdkörper, doch wer will dies Lemmy verübeln. Kurzum, der Energielevel wird auf dem kompakten Bad Magic konstant hoch gehalten, so dass die Scheibe als bestes Album seit "Bastards" (1993) und somit seit über 20 Jahren gilt. So treten Motörhead den Beweis an, dass der dauerhafte Rock'n'Roll Lifestyle als Jungbrunnen gilt. Live gibt es die Truppe zusammen mit den zwei anderen Knallerbands Saxon und Girlschool am 9. Februar 2016 in der St. Jakobshalle in Basel zu erleben.
ANNHILATOR Suicide Society UDR / Warner mv. Bei Annihilator gibt es mal wieder einen Wechsel am Gesang, was ja eigentlich schon eine Tradition darstellt, schaut man sich die Diskografie der Band an. Nun ja, der Abgang von Dave Padden dürfte keinen echten Annihilator Fan wirklich traurig gestimmt haben, denn auch wenn er seine Sache sicher nicht schlecht machte, so waren doch all seine Vorgänger viel passender
für die absolut verrückte und anspruchsvolle Musik von Jeff Waters. Für das neue Album „Suicide Society“ fand sich anscheinend kein passender Kandidat, so übernahm der Meister einfach wieder selber den Gesang (nebenbei spielte er auch noch fast alles auf der Platte selber ein und übernahm auch die sehr gelungene, glasklare Produktion). Eine gute Entscheidung, welche ja schon vor vielen Jahren einmal perfekt funktionierte (bei den Klassikern „King Of The Kill" und "Refresh The Demon“). Und tatsächlich ist „Suicide Society“ das mit Abstand beste Annihilator Album seit mindestens einer Dekade geworden. Jeff Waters hat einmal mehr alle Register seines unglaublichen Könnens gezogen und präsentiert hier sozusagen eine Reise durch die verschiedenen Phasen der Band-History. Während der moderne und harte Titeltrack noch das Feeling der letzten Alben versprüht, ballert einem der schnelle Old-School-Thrasher „My Revenge“ so herrlich brachial und irrwitzig durch die Gehörgänge, dass man sich sofort an die ersten Glanztaten der Band erinnert fühlt. Mit dem super eingängigen „Snap“ gibt es auch einen knackigen Hit zu bestaunen, der locker auf „Set The World On Fire“ hätte stehen können. Der düstere Nackenbrecher „Creeping Again“ versprüht viel Megadeth-Feeling und ein ganz grosses Highlight kommt dann nochmal ganz zum Schluss. Die grandiose Halbballade „Every Minute“ zeigt, dass die Band auch bei sehr viel Melodie zu den ganz Grossen gehört. Waters meistert den Gesang dabei absolut souverän und gibt sich weder bei den harten noch bei den melodiösen Sachen die Blösse. Der Mann ist ein Multitalent sondergleichen und verdient höchsten Respekt. Mit „Suicide Society” bekommt der Fan jedenfalls ein technisch höchst anspruchsvolles Stück Thrash Metal, welches mit jedem Song begeistert und auch in Sachen Sound, Artwork und Aufmachung komplett überzeugt. Alice still reigns…
IRON MAIDEN The Book Of Souls Warner Music mv. Ein neues Iron Maiden Album, das ist für die MetalSzene immer ein bedeutendes, grosses Ereignis. Egal ob traditioneller Metal Fan, Thrasher oder Death Metaller, die eisernen Jungfrauen begeistern die Fans wie Musiker durch die Bank weg und haben es geschafft, mit ihrer hartnäckigen Beständigkeit und Bodenständigkeit erstaunlich populär zu bleiben. Gerade in der heutigen Retro-orientierten Szene sind die Giganten wie Black Sabbath, Motörhead oder eben Iron Maiden gefragter und erfolgreicher denn je. So darf man mehr als gespannt sein auf das neue Werk, vor allem auch, da die zum Glück überstandene Krebserkrankung von Sänger Bruce Dickinson der AlbumAnkündigung eine dramatische Note verlieh. Nun, das bereits 16. Studioalbum von Iron Maiden braucht diese ungewollte Publicity natürlich nicht. Denn auf die Mannen um Steve Harris ist seit mittlerweilen geschlagenen 40 Jahren Verlass. Es wird keine Trendanbiederungen geben und keine Stilexperimente. So klingt das über 90 Minuten lange Doppelalbum dann auch genauso, wie man es von den letzten Alben gewohnt war. Sehr lange, teils epische, teils progressive Tracks, ein paar rockige Midtempo-Nummern und dazu einige balladeske Sachen; wer also „A Matter Of Life And Death" und „The Final Frontier" mochte, wird auch das neue Album lieben. Als Unterschied zu den letzten Alben weist „The Book Of Souls“ aber eine erstaunliche Anzahl Songs aus der Feder der Herren Adrian Smith, Bruce Dickinson, Dave Murray und Janick Gers aus. Und gerade die zwei nur von Bruce Dickinson geschriebenen Tracks, nämlich der fantastische Opener „If Eternity Should Fail“ (bester Opener auf einem Maiden Album seit dem „Fear Of The Dark“ Album) sowie der über 18 Minuten lange Abschlusstrack „Empire Of The Clouds“ (dramatische, toll arrangierte Halbballade, welche allerdings auch etwas kürzer hätte ausfallen können) zählen ganz klar zu den Highlights des Albums. Weitere Höhepunkte sind das treibende, harte „Death Or Glory“, welches kurz und bündig auf den Punkt kommt und noch am ehesten an die 80er Taten der Band erinnert, das sich
klar am Klassiker „Rime Of The Ancient Mariner“ orientierende Harris-Epos „The Red And The Black“ sowie der mächtige Titelsong, welcher es schafft, viele verschiedene Stimmungen geschickt zu integrieren und trotz Überlänge nie langweilig zu werden. Iron Maiden beweisen mit „The Book Of Souls“ auf jeden Fall klar, dass sie nach wie vor im Stande sind, relevante und begeisternde neue Musik für ihre zahlreichen Anhänger zu veröffentlichen. So fällt kein Track wirklich ab, zu bemängeln ist nur die wirklich dünne und zahme Produktion von Kevin Shirley, welche leider den Genuss des Albums (wie schon bei den Vorgängeralben) immer wieder schmälert. Die Gitarren haben viel zu wenig Druck, der Gesamtsound viel zu wenig Power, was bei einer grossen Band wie Iron Maiden einfach unverständlich ist. Und eine weitere kleine Sache wird wohl auch bei diesem Album vielen Fans wieder Kopfzerbrechen bereiten: warum verzichtet die Band erneut auf ihr ehemaliges Trademark, die wunderbaren Twin-Leadgitarren, und das obwohl man ja sogar drei Gitarristen in der Band hat ? Trotzdem sollen hier die
negativen Punkte nicht zu sehr belasten, alles in allem ist „The Book Of Souls“ ein prächtiges neues Iron Maiden Album, welches viel Musik, viel Abwechslung und viel Herzblut für die Fans zu bieten hat und mit jedem Durchgang wächst und mehr begeistert. Up The Irons!
QUEENSRYCHE Condition Hüman Century Media lg. Queensrÿche aus der Region Seattle ist nach wie vor eine Band mit einem grossen Namen, obschon seit vielen Jahren kleinere Brötchen gebacken werden müssen. In den frühen 80er Jahren begründete man zunächst den Stil des US-Metals (erste EP, "The Warning") bevor man mit "Operation: Mindcrime" im Jahre 1988 DAS Konzeptalbum im Heavy Metal geschaffen hat. Auch bleiben das Album "Empire" (1990) und die damalige Hitsingle "Silent Lucidity" in bester Erinnerung. Danach ging es
REVIEWS Hard/Heavy/Metal recht schnell bergab – auch aufgrund stilistischer Verirrungen und man dümpelte seit Ende der 90er Jahre vor sich hin. Weiter hat der von Nebengeräuschen begleitete Rauswurf von Originalsänger Geoff Tate im Jahre 2012 (der nun unter dem Banner Operation: Mindcrime fungiert) zu Unruhe und Verwirrung geführt. Die drei verbliebenen Gründungsmitglieder Michael Wilton (git.), Eddie Jackson (bs.) und Scott Rockenfield (dr.) haben sich zusammengerauft und mit dem neuen und grossartigen Sänger Todd LaTorre (ex-Crimson Glory) und dem bisherigen Gitarristen Parker Lundgren 2013 mit "Queensrÿche" ein vom Publikum wohlwollend aufgenommenes Album veröffentlicht. Nun liegt mit "Condition Hüman" der Nachfolger vor, der noch eine Schippe drauflegen kann. Die Scheibe überzeugt mit vielschichtigem Songwriting, das zu düsteren, melodischen, dramatischen und intensiven Songs geführt hat. Hervorzuheben sind das wuchtige "Guardian", welches mit einem phänomenalen Refrain ausgestattet ist, das treibende "Hellfire" sowie der knapp acht Minuten lange Titeltrack (grossartiges Epos). Musikalisch kann man "Condition Hüman" am ehesten mit "Empire" oder "Promised Land" vergleichen, doch schimmern immer wieder Elemente aus ganz alten Zeiten durch (wie die leidenschaftlichen Soli), ohne sich neueren Einflüssen ganz zu verschliessen. Somit ist "Condition Hüman" ein zeitgemässes Album progressiven Metals und ein tolles Album einer legendären Band geworden, die es mit Anlaufschwierigkeiten doch geschafft hat, sich neu zu erfinden. Man darf sich auf kommende Konzerte freuen, an welchen auch die ganz alten Hits ("Roads To Madness"!) zum besten gegeben werden.
LUNA SOL Blood Moon Cargo Records mh. Luna Sol beschreiben ihre Musik selber als High Mountain Stoner Rock. Zum einen, weil sie, was ja auf der Hand liegt, Stoner Rock zimmern und zum anderen, weil sie aus Denver, Colorado stammen. Denver alleine liegt schon auf ca. 1600m über Meer und dann sind da natürlich noch die Rockies die quer durch das Gebiet ziehen. Der Kopf der Band Dave Angstrom (auch
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bekannt als Gitarrist von Hermano und Supafuzz) hat sich vor ein paar Jahren in Denver niedergelassen, liess sich von den Bergen inspirieren und hat dann drei weitere Köpfe um sich versammelt und mit „Blood Moon“ das erste Werk von Luna Sol zusammengestampft. Die Lyrics sind ordentlich düster angehaucht wie in „Death Mountain“ oder „December“ und auch die Region um Denver hat einen grossen Einfluss, Titel wie „Leadville“ oder „Standley Lake“ zeugen davon. Eine richtig hypnotische Melodie haben Luna Sol auf „In The Shadows“ kreiert; und zusammen mit der tiefen und kühlen Stimme von Angstrom kommt der Song sackstark. Wer Queens Of The Stone Age oder Kyuss mag, sollte hier mal reinhören.
BLACK TRIP Shadowline SPV / Steamhammer mv. Black Trip sind neben The Dagger und Dead Lord sicher eine DER Entdeckungen in Bezug auf die sogenannten „Retro-Bands“. Die Band, bestehend aus Mitgliedern der Gruppen Enforcer, Necrophobic, Entombed, Nifelheim und Unanimated, legt mit „Shadowline“ innerhalb kurzer Zeit schon den Nachfolger zum bärenstarken Debut “Goin’ Under” vor. Das Debutalbum legte die Messlatte sehr hoch und nach ein paar Durchläufen kann erleichtert festgestellt werden, dass Black Trip das Niveau locker halten können und mit ihrem Zweitling erneut einen Volltreffer abliefern. Dabei wurde der Sound noch etwas rockiger gestaltet und die Einflüsse von Thin Lizzy sind stärker denn je. Was wirklich erstaunt ist, wie authentisch und selbstverständlich die Band und ihr Sound nach der Zeit Ende der 70er bis Anfang der 80er klingt. Musik, Aufmachung, Sound, einfach jede Note auf „Shadowline“ versprüht den Spirit von Thin Lizzy und Iron Maiden zu Anfangszeiten. Und dazu hat die Band ein super Gespür für Ohrwurmrefrains und zündende Melodien. So gibt es unzählige todsichere Hits auf „Shadowline“, allen voran der coole Titeltrack und das kräftig rockende „Berlin Model 32“, aber auch das
packende „Clockworks“, das mit herrlichen Twingitarren ausgestattete „Over The Wordly Walls“ oder das sich grandios aufbauende „The Storm“ sind atemberaubende Highlights. Die Produktion von Nicke Andersson passt dazu wie die Faust aufs Auge und macht das Album sozusagen perfekt. Viel besser kann man so einen Retro-Sound im Jahr 2015 nicht zelebrieren und es bleibt zu hoffen, dass Black Trip diese Energie und Frische auch auf die Bühnen dieser Welt bringen können.
DEAD LORD Heads Held High Century Media Records mv. Dead Lord lieferten mit ihrem Debutalbum „Goodbye Repentance“ eines der grossen Highlights des Jahres 2013 ab. Unbekümmert und mit viel Frische und Herzblut rockten sich die Jungs mit nur einem Album in die Herzen aller Thin Lizzy-Fans. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an das nun vorliegende Nachfolgealbum „Heads Held High“. Die Schweden schienen aber den Druck einfach ignoriert zu haben, so lässig, unverkrampft und flüssig klingt das neue Werk. Treibende Rocker wie „Ruins“ oder „Mindless“, der wuchtige Titeltrack oder die Megahymne „No Regrets“ werden die Fans aufjubeln lassen. Das Album ist geprägt von gefühlvollen Gitarrensoli und unzähligen zweistimmigen Harmonien wie sie Iron Maiden und natürlich Thin Lizzy in frühen Tagen zelebrierten. Dazu gibt’s eine herrlich erdige Produktion und eine schicke Retro-Aufmachung, welche den Trip in die Vergangenheit perfekt machen. Auch wenn der Überraschungseffekt vom Debut natürlich nicht wiederholt werden kann und dieses Album somit nach den ersten Durchläufen nicht ganz mit dem Erstling mithalten kann, so macht „Heads Held High“ trotzdem immens Spass und wird alle Fans traditioneller Rockmusik garantiert begeistern. Neben dem bärenstarken neuen Black Trip Album ein weiterer Pflichtkauf dieses Monats.
DENNER/SHERMAN Satan's Tomb Metal Blade/Sony Die beiden Gitarristen von Mercyful Fate, Hank Sherman und Michael Den-
ner, haben sich zusammengetan und unter gütiger Mithilfe von Snowy Shaw (King Diamond, Mercyful Fate) an den Drums, Marc Grabowski am Bass und Supersänger Sean Peck (Cage) eine 4-Song EP eingezimmert. Die Gitarrenarbeit des sagenhaften Duos ist natürlich hervorragend, doch kommen die Songs – auch wenn sie unbestrittenermassen sehr gelungen sind – nicht ganz an das Material der ersten Phase von Mercyful Fate an (die erste EP, "Melissa" und "Don't Break The Oath"). Dennoch ist zu sagen, dass die EP sehr gut klingt und die Songs im düsteren und etwas verspielten Heavy Metal der 80er Jahre anzusiedeln ist. Einzelne Passagen mit modernen Flair hätte man sich allerdings sparen können (wie zum Beispiel die "Rise,Rise"Shouts und das dazugehörige nicht sehr old-schoolige Riff im Song "Satan's Tomb"). Dennoch ist Satan's Tomb eine gute Scheibe geworden, die hoffentlich nicht zu schnell in Vergessenheit geraten wird. Wir warten auf das ganze Album (und auf Reunion-Gigs von Mercyful Fate…)!
HORISONT Odyssey Rise Above/Irascibe lg. Horisont aus Schweden vereinen Hard Rock und Psychedelic Rock und liefern – auch mit den nicht auszublendenden und derzeit im Rock-Bereich omnipräsenten 70er Jahre-Einflüssen – grossartige Songs. Schon der elfminütige Opener und Titeltrack "Odyssey" packt den Hörer und vereint Einflüsse von Bands wie alte Yes, Genesis oder Blue Oyster Cult mit einer guten Prise Led Zeppelin, Judas Priest und generell Space Rock – und heraus kommt ein gewaltiger Ohrwurm. Auch die weiteren Songs wissen zu überzeugen und gehen trotz teilweise komplexerer Songstrukturen sofort ins Ohr (die Single "Break The Limit", "Blind Leder Blind", der Mini-Hit "Back On The Streets" oder der lange Rausschmeisser "Timmarna"). Wenn auch die Musik nicht neuartig ist, packt den Hörer die Leidenschaft, mit welcher Sänger und Captain des Raum-
Hard/Heavy/Metal REVIEWS schiffs Alex Söderberg und seine Mannschaft die Songs präsentieren. Herausragend sind auch die Gitarrenduelle von Charlie Van Loo und Tom Sutton. Bis dato ist "Odyssey" mit Sicherheit das ambitionierteste Projekt von Horisont! Live gibt es den schwedischen Fünfer am 25. November 2015 im Dynamo in Zürich zu erleben (zusammen mit den tollen Bands Kadavar, Satan's Satyrs und The Shrine).
SLAYER Repentless Nuclear Blast / Warner lg. Nun ist sie da, die erste SlayerScheibe ohne den vor gut zwei Jahren verstorbenen UrGitarristen Jeff Hanneman. Und gleich vorweg: "Repentless" ist typisch Slayer, kann vieles und kommt dennoch nicht an die Glanztaten aus der Zeit vom Debut "Show No Mercy" (1983) bis zum letzten Klassiker "Seasons In The Abyss" (1990). Nach dem coolen Intro "Delusions Of Saviour" geht es gleich Vollgas mit dem pfeilschnellen Titelsong los, der den L.A.Vierer von seiner aggressiven Seite zeigt (Tom Araya schreit sich die Seele aus dem Leib). "Repentless" wird sich mit Sicherheit zum LiveKlassiker entwickeln. Schnell geht es gleich mit dem sehr guten "Take Control" weiter, der trotz ein paar Grooves, wie bereits von Slayer zur Jahrtausendwende verwendet, zu gefallen weiss. Die beiden folgenden, im Midtempo angesiedelten "Vices" und "Cast The First Stone" sind in Ordnung doch beileibe keine Überfliegersongs. Das bereits bekannte "When The Stillness Comes" mit seinem bedrohlichen Intro kommt im Albumkon-
text sogar besser rüber, dessen schnellerer Part am Ende hätte allerdings ruhig etwas länger ausfallen kön-nen, um dem Song etwas mehr Tiefe zu verleihen. Das nachfolgende "Chasing Death" mit seinen nicht sehr mitreissenden Grooves ist eher als Füller zu betrachten. "Implode" (bereits 2014 in einer anderen Version veröf-fentlicht) passt ganz gut und ist zum Glück eher auf der schnellen Seite anzusiedeln. Der neunte Song, das sehr abwechslungsreiche "Piano Wire", kann neben dem Titelsong als Highlight des Albums bezeichnet werden und
und "You Agains You" wieder schön schnell, bevor das lang-samere und nicht sonderlich gelungene "Pride in Prejudice" das Album beschliesst. Als Fazit kann festgehalten werden, dass "Repentless" aufgrund seiner Abwechslung ziemlich gut geworden ist, die neuen (Gary Holt an der Gitarre und Rückkehrer Paul Bostaph an der Schiessbude) sich gut integrieren, aber das Album erwartungsgemäss nicht ganz an die Slayer-Meisterwerke herankommt. Dennoch Daumen hoch!
kommen am 3. November 2015 in die SCHÜÜR, Luzern
Das passende Outfit könnt ihr hier gewinnen. TRACKS verlost 3 COF-T-Shirts. Teilnahmebedingungen auf Seite 62 ist aus von Jeff Hanneman komponierten Fragmenten erstellt worden. Es passt am ehesten in die "South Of Heaven" (1988) Phase. Gegen Schluss wird "Repentless" mit den coolen "Atrocity Vendor"
LUCIFER'S CHILD The Wiccan Dark Essence Records em. Hinter dem Bandnamen Lucifer's Child stecken ein paar griechische Musiker, deren Kopf
kein geringerer ist, als der junge George Emmanuel von Rotting Christ. Mitstreiter sind unter anderem auch von Nightfall oder auch Karma Violens zu melden. Das Erstlingswerk hat es in sich. Der Black Metal bildet das musikalische Grundgerüst. Darauf aufbauend kommen einige Heavy-MetalElemente, Doom-Parts und natürlich Death-Einflüsse zum Tragen. Das Ganze ist auf einem sehr hohen Niveau und groovt von Anfang an. „Hors de Combat“ ist der Opener, der die Marschrichtung dieser Scheibe angibt. Dass da jemand von Rotting Christ am werkeln ist hört man hie und da heraus was aber der Qualität von „The Wiccan“ überhaupt nicht schadet. Sänger Marios Dupont growlt und kreischt wunderbar (sehr eindrücklich im gleichnamigen Song „The Wiccan“) und auch die Spielfreude dieser Jungs kommt beim ersten Hördurchgang sofort rüber. Die Produktion ist wirklich gelungen und von den insgesamt acht Songs muss man keine Anspieltipps oder Favoriten herauspicken, da passt alles, wobei vielleicht „King ov Hell“ die musikalische Bandbreite der Band am eindrücklichsten zum Vorschein bringt. Diese Veröffentlichung ist wirklich spannend und enorm vielseitig. Gerade die Schlusslichter „Lucifer's Child“ und „Doom“ spalten sich auf positive Weise von den ersten sechs Kompositionen ab. Einziger Minuspunkt: Die Gesamtspielzeit von 39 Minuten ist etwas dürftig, aber ansonsten ein sehr sehr cooles Album!
LIVE 10.11. Zürich, Dynamo 12.11. Genf, L`Usine
lg. Die im Jahre 2006 gegründete Band, welche aus den Resten der Formation Albatross hervorgegangen ist, gilt neben Ghost und The Devil's Blood als eine der führenden Bands der Retro-Rock Welle und zusammen mit den Landsmännern von Witchcraft als beste Band aus Schweden. Graveyard haben in zahlreichen Kreisen Akzeptanz gefunden, insbesondere auch bei Heavy Metal-affinem Publikum, was darauf zurückzuführen ist, dass sie beim Branchenriesen Nuclear Blast unter Vertrag stehen. Auch Tourneen mit Bands wie Soundgarden konnten die Band weiter auf die Erfolgsstrasse bringen. Kurz vor Veröffentlichung des vierten Albums der Göteborger Graveyard – "Innocence And Decadence" konnte TRACKS mit Gitarrist Jonatan LaRocca-Ramm ein Interview führen. Was sind aus Deiner Sicht die wesentlichen musikalischen Unterschiede zwischen "Innocence & Decadence" und dem Vorgänger "Lights Out"? Grundsätzliches haben wir nicht verändert. Wir sind nach wie vor Graveyard, doch denke ich, dass die Musik variabler geworden ist. Neue Einflüsse konnten Eingang in unseren Sound finden, wie zum Beispiel soulige Momente. Alles in allem ist unsere Musik reduzierter aber weiter gefächert. Auf dem neuen Album hat es wirklich zahlreiche fantastische Songs. Welche möchtest Du da besonders hervorheben? Zunächst die Single "The Apple And The Tree". Der Song ist etwas fröhlicher als unser gewöhnliches Material geworden. Und mir gefallen die etwas langsameren Songs wie "Exit 97" und "Never Theirs To Sell" oder dann auch das rockige "From A Hole In The Wall". Allerdings werden die Live-Konzerte dann ganz klar zur Meinungsbildung helfen, haha.
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Auf "Innocence & Decadence" ist der ursprüngliche Sänger und Gitarrist von Graveyard, Truls Mörck, am Bass. Wie kam es zu dieser Wiedervereinigung mit der Person, die Du damals ersetzt hast? Truls, der ja auf dem ersten Album zu hören war, und den ich damals an der Gitarre ersetzt habe, ist wegen seines Kunststudiums im Jahre 2008 aus der Band ausgestiegen. Als Rikard Edlund, unser Bassist, ausgestiegen ist, haben wir Truls angefragt, ob er aushelfen will. Es lief so gut mit ihm, dass er nun festes Mitglied ist, was uns sehr freut. Auf der Ballade "Far Too Close" kommst Du zum ersten Mal zu Gesangsehren bei Graveyard. Wie kam es dazu? Meine Bandkollegen haben mich dazu gedrängt, haha. Das ist eine neue Erfahrung für mich. In der Vergangenheit habe ich mich nie wohl gefühlt. Mal schauen, wie der Song "Far Too Close" ankommen wird. Ich höre mich allerdings nicht gerne selber singen.
Mainstream/Indie/Alternative REVIEWS Wie kreieren Graveyard überhaupt Songs? Grundsätzlich beginnt jeder alleine und bringt ein Grundgerüst mit. Allerdings wird dann beim Jammen als Band viel damit gemacht. Wir arbeiten schliesslich als Band an unseren Ideen und legen fest, was wir dann weiter verwenden werden und somit in die Songs einfliesst. Was kannst Du uns zu den Texten auf dem neuen Album sagen? Axel (Sjöberg, dr.) schreibt die meisten Texte. Meistens sind es persönliche Geschichten. "Exit 97" handelt beispielsweise von einer Liebesgeschichte, während "The Apple And The Tree" von mehreren Personen handelt, der Text diese allerdings als einen Charakter darstellt. Am besten machen sich die Hörer ein eigenes Bild. Nenn uns doch Deine Lieblings Metal-Alben aller Zeiten. Ha, mit Metal habe ich gar nicht mehr so viel am Hut. Ich liebe natürlich alte Slayer und alte Metallica, doch mein Lieblingsalbum ist "To Ride, Shoot Straight And Speak The Truth" unserer Landsmänner Entombed. Ein absolutes Weltklasse-Album. Daneben höre ich viele Sachen wie Nina Simone, Fleetwood Mac zu Zeiten von Peter Green sowie die Jazz-Rock Band unseres Produzenten Johan Lindström, die Formation Tonbruket. Ich bin somit recht vielfältig unterwegs. Gravevard waren seit ihrem Debüt an der Spitze der Retro-Rock Bewegung. Wie beurteilst Du Ich sehe uns gar nicht als Retro-Band. Wir spielen bloss die Musik, welche uns gefällt. Wir sehen uns stark im Sound der 60er und 70er Jahre verankert. Wir sind allerdings auch offen für andere Einflüsse, wie dies meiner Meinung nach unser neues Album zeigt. Erachtest Du auch euer zweites Album "Hisingen Blues" als das Vorzeigealbum von Graveyard? Für diese Scheibe haben wir alles gegeben. Wir haben unsere Tagesjobs gekündigt und uns vollends auf Graveyard konzentriert. Unser Ziel war, von der Band zu leben, was wir nun so einigermassen hingekriegt haben. Zudem hat uns unser damals neues Label Nuclear Blast sehr stark unterstützt. Rein vom Musikmachen fühle sich das nicht anders als beim Debut an, doch gingen wir mit viel mehr Intensität an die Sache heran. Welche sind die besten und die schlechtesten Erlebnisse, welche Du mit Graveyard verbindest? Die besten Erlebnisse sind für mich die Gigs, welche wir als Support von Iron Maiden, Deep Purple und Motörhead spielen durften. Mit solchen Grössen auf die Bühne zu stehen, ist immer eine grosse Ehre für mich. Eine grosse Freude hat mir auch der Besuch von Jimmy Page eines unserer Konzerte gemacht. Das war grossartig, ihn zu treffen. Mies sind immer Pannen auf Tour. Wir mussten da ursprünglich mit der Band At The Gates fliegen, doch wir wurden umgebucht und mussten dann zuerst mit dem Bus nach Kopenhagen. Wir haben es dann schliesslich doch geschafft. Hast Du spezielle Erinnerungen in Bezug auf die Schweiz? Ich habe immer etwas Mühe, alle Länder voneinander zu unterscheiden. In der Schweiz hat mir das Greenfield Festival in Interlaken inmitten dieser gigantischen Berge sehr gut gefallen.
GRAVEYARD Innocence & Decadence Nuclear Blast / Warner lg. Die im Sog der Classic Rock RetroWelle vor ein paar Jahren aufgetauchten Schweden von Graveyard stellen mit "Innocence & Decadence" bereits ihr viertes Album in die Regale. Graveyard konnten sich bereits mit ihrem Zweitling "Hisingen Blues" an der Spitze dieses Genres etablieren. Auf "Innocence & Decadence" haben Graveyard ihr Spektrum nochmals erweitert und konnten insbesondere im Vergleich zum Vorgänger "Lights Out" einen Zacken zulegen – mehr Tiefgang und mehr Abwechslung. "Innocence & Decadence" vereinigt vielfache Elemente wie bluesige Töne, Soul, Blastbeats, Krautrock oder ganz einfach psychedelischen Hard Rock. Sänger und Gitarrist Joakim Nilsson und seine Mitstreiter setzen sich auch mit teilweise recht reduzierter Instrumentierung sehr gekonnt in Szene und lassen so dem Hörer auch durch bewusste Zurückhaltung Raum, was dem Hörvergnügen nur hilft. Zu jeder Zeit fühlt man sich vom warmen Sound gepackt.. Es fällt schwer, Anspieltipps zu nennen, kommt das Album wie aus einem Guss daher, doch hier trotzdem ein Versuch: das soulig/bluesige "Too Much Is Not Enough" sowie die Single "The Apple And The Tree" oder das ruhige "Exit 97". So, und nur so, muss authentisch in Szene gesetzte 60er- und 70er Jahre beeinflusste Rockmusik tönen. Ganz gross!!!
WINERY DOGS Hot Streak Loud & Proud Records ip. Hüdelidüdel Dihüdelidu! Billy Sheehan eröffnet den zweiten Streich der Supergroup, die neben ihm aus Richie Kotzen, dem Übergitarristen in zig Stilen, und Mike Portnoy, dem ausgestiegenen Dream Theater-Trommler, besteht. Ihr Debut aus dem Jahr 2013 glänzte durch kompaktes Songwriting, Bombennummern und einem erfrischend-wunderbaren Fehlen an Profilierungskünsten. Das Recht zu diversen Instrumentalpenetrationen hätte eigentlich jeder der drei Musiker, denn alle drei sind an ihren Instrumenten unbestritten in der obersten Liga anzutreffen. Aber „Hot Streak“ setzt die instrumentelle Unaufdringlichkeit fort, wenn man von einzelnen Ausflügen absieht, und liefert äusserst unterhaltsames Rock-Liedgut. Hervorzuheben wären beispielsweise das sehr sparsame „Captain Love“ oder auch das schmissige „Empire“, die beide nach Van Halen klingen. „Ghost Town“ macht mit Tempo Lust auf Autobahn und „The Brigde“ ist auch eine getragene Nummer mit coolem Refrain, die gut zu langen Autofahrten passt. „War Machine“ ist eine sehr coole Stop-and-Go-Nummer und „Spiral“ ist Minimalismus mit schlängelnder Bassline. „Fire“ und „Think It Over“ tanzen stilistisch etwas aus der Reihe, wobei der erste eine etwas schwüle Ballade mit Zuckerguss und Akustikgitarre darstellt und der zweitgenannte mit Orgel in Blues/ Gospel-Gefilde driftet. „Hot Streak“ ist extrem abwechslungsreich und, wie man erwarten darf, musikalisch hochstehend und manchmal auch fordernd. Rock, Jazz und ein bisschen Funk machen das zweite Album der Supertruppe zu einem stilistisch offenerem Hörerlebnis als das Debut. Es könnte sein, dass „Hot Streak“ bei einigen Hörern auch mehr als einen Durchgang braucht, um zu zünden, weil man jedes Mal etwas Neues darauf entdecken kann. Trotzdem kriegen es die drei Profis hin, die Gratwanderung zwischen „gutem Rocksong“ und „überladener Selbstdarstellung“ zu keinem Moment auf die eine oder andere Seite kippen zu lassen. Das macht eben einen Profi aus.
THEM VIBES TV Teenage Head hh. Der 7-fache Grammy Gewinner Richard Dodd hat sich das amerikanische Quintett zur Brust genommen und die hier 5 vorliegenden Songs produziert. Und sowohl Dodd als auch Them Vibes haben einen verdammt guten Job gemacht, der nach mehr als nur gerade mal 5 Songs verlangt. Musikalisch heisst die grobe Richtung: 60/70er Jahre angelehnter Poprock mit stark britischer Schlagseite, in dem die Einflüsse von Grössen wie Beatles, Stones oder auch T-Rex offen zur Schau getragen werden. Aus diesem Mix fertigen die Amerikaner dann ihr eigenes Gebräu mit grossem Gespür für catchy Gesangsmelodien und tollen Hooklines. Besonders Sänger Brother Love drückt dem ganzen seinen eigenen Stempel auf. Aber auch seine Mitstreiter inkl. Drummerin Sarah Tomek sorgen für grossen Hörspass auf ganzer Linie und harmonieren prächtig zusammen. «TV» ist eine rundum gelungene Sache in druckvollem direkten Sound. Für das Frühjahr 2016 ist eine Europa-Tour angesagt. Hoffen wir auf Schweizer Gigs, denn der Them Vibes Sound dürfte live für Hammerparties sorgen.
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REVIEWS Hard/Heavy/Metal MALEVOLENT CREATION Dead Man's Path Century Media/Universal lg. Das legendäre Abrisskommando um die manchmal streitlustigen Urgesteine Brett Hoffmann (v.), Phil Fasciana (git.) und Jason Blachowicz hat vor 24 Jahren ihr bahnbrechendes Debut "The Ten Commandments" veröffentlicht. Wie damals dominiert schneller und anspruchsvoller Death Metal, der mit Thrash Metal-Einflüssen durchsetzt wird. Der frühere Drummer Justin DiPinto ist wieder zur böswilligen Kreatur zurückgekehrt, welche auch mit "Dead Man's Path" keine Gefangenen macht. Bei der Band aus Florida (ursprünglich in Buffalo/NY gegründet) dominiert schneller, brutal und thrashiger Death-Metal, der alles niederwalzt (grob gesagt eine Mischung aus alten Morbid Angel und Slayer). Das von Dan Swanö produzierte Album kann durchaus als Genrehighlight bezeichnet werden und beinhaltet keinen einzigen schwachen Song. Anspieltipps: "Soul Razer" und "12th Prophecy". Das Digipack und die LP kommen mit zwei Bonustracks (Neuaufnahmen zweier Songs des dritten Albums "Stillborn").
NOVELISTS Souvenirs Arising Empire / Warner lg. Novelists ist ein junges Qunitett aus der Region Paris, welches mit "Souvenirs", als Debütalbum aufwartet. Musikalisch ist Novelists am ehesten als Schnittmenge zwischen Progressive Metal und Metalcore zu bezeichnen – ausgefeilte Melodien und zahlreiche Breaks treffen auf massive (Nu-Metal) Grooves und meist recht krassen Brüllgesang von Frontmann Matt Gelsomino. Auffallend sind die sehr guten Gitarrenleads und die sehr sphärischen Keyboard-Passagen, die dem Sound einiges an Tiefe verleihen. Anspieltipps: "Antares", "Mouchos Touchey", das verträumte "5:12 AM" (mit Frauengesang angereichert) und der Titelsong. Es bleibt zu hoffe, dass Novelists vom Netzwerk von
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Nuclear Blast profitieren können, denn Arising Empire ist das neue Label von Nuclear Blast-Chef Markus Staiger. Souvenirs ist eine interessante und abwechslungsreiche Scheibe einer neuen Band geworden, die es verdient hat, angehört zu werden.
ROYAL HUNT
HUNTRESS
André Andersen ihr bereits dreizehntes Studioalbum vor. Das ist beachtlich, vor allem auch im Wissen, dass die Band es einige Zeit lang nicht gerade einfach hatte und trotzdem niemals aufgegeben hat. Seit der Rückkehr des amerikanischen Ausnahmesängers DC Cooper vor einigen Jahren sind Royal Hunt aber wieder relevant und haben zu den alten Stärken zurückgefunden. So wird auch das neue Album die Fans mehr als zufrieden stellen. Verändert hat sich grundlegend nichts zum Vorgänger und das ist auch gut so. Denn „Devil’s Dozen“ bietet ganz einfach starken Melodic Metal, mal symphonisch, mal progressiv und mal pompös. Die Band hat den Spagat zwischen technischen Finessen und Eingängigkeit gut im Griff und bietet mit Perlen wie „So Right So Wrong“, „A Tear In The Rain“ oder der schönen Ballade „Until The Day“ etliche Highlights. Über allem immer die hochmelodische grandiose Stimme von DC Cooper, welche Royal Hunt von etlichen durchschnittlichen Bands dieses Stil abhebt und „Devil’s Dozen“ erneut zum Pflichtkauf macht, auch wenn nicht ganz alle Songs das hohe Niveau der erwähnten Höhepunkte halten können.
Static Napalm Records mv. Huntress aus Kalifornien schafften mit ihrem Debut „Spell Eater“ 2012 einen ersten grösseren Achtungserfolg. Vor allem die Single „Eight Of Swords“ und der coole Videoclip dazu legten den Grundstein für eine sehr erfolgreiche Karriere der damals noch völlig unbekannten Band um Sängerin und Fronthexe Jill Janus. Leider war der Nachfolger „Starbound Beast“ wohl etwas überhastet geschrieben und veröffentlicht worden (nur ein Jahr später) und konnte das Niveau des Debuts nicht annähernd halten. Nun erscheint mit „Static“ das dritte Album und es gilt zu beweisen, dass das starke Debut keine Eintagsfliege war. Und mit „Sorrow“ legt die Band auch gleich los wie die Feuerwehr. Ein starker Speed MetalKracher mit Thrash-Einschlag. Auch das nachfolgende „Flesh“ ist sehr heavy, allerdings auch eingängiger geraten. Prägendes Stilelement ist ganz ohne Zweifel immer noch Jills variantenreicher und aussergewöhnlicher Gesang. Mit Hymnen wie „Noble Savage“, „Brian“ und „Four Blood Moons“ zeigen Huntress, dass sie auch mit Melodien super umgehen können. Und die überraschend starke Halbballade „Mania“ ist gar eines der grossen Highlights des Albums. "Fire In My Heart", welches herrliches 80er Jahre Flair versprüht ist ein weiteres Highlight und zeigt, dass es mit Huntress nun wieder steil bergauf gehen sollte. Wer auf einen Mix aus Chastain, Warlock, King Diamond und Holy Moses neugierig ist, sollte hier dringend mal ein Ohr riskieren und der Band eine Chance geben. Lasst Euch einfach vom hässlichen Artwork nicht abschrecken…
XIII - Devil’s Dozen Frontiers Records mv. Mit „Devil’s Dozen“ legen die Dänen um Mastermind
MAD MAX Thunder, Storm And Passion SPV / Steamhammer mv. Achtung, hier ist nicht wirklich ein reguläres neues Studioalbum der Münsteraner Mad Max am Start. Wer sich in der Diskografie der Band oder mit Deutschlands 80er Metal-Szene ein wenig auskennt wird schnell bemerken, dass der Albumtitel auf die bekannten Frühwerke von Mad Max hinweist, namentlich auf die Alben „Rollin' Thunder“, „Stormchild“ und „Night Of Passion“. Es handelt sich hierbei aber auch nicht um eine lieblose Best-
Of Scheibe sondern um Neueinspielungen der grössten Hits dieser drei Alben. Die Band um den heutzutage doch sehr bekannten Sänger Michael Voss (u.a. auch Casanova, Silver und Demon Drive) hat dabei ein gutes Händchen bewiesen und Hard Rock Kracher wie „Lonely Is The Hunter“, „Burning The Stage“, „Never Say Never“, „Wait For The Night“ oder „Night Of Passion“ mit viel Wucht und Frische in die heutige Zeit transportiert. Es macht auf jeden Fall richtig Spass, die alten Gassenhauer mal wieder zu hören und dies erst noch mit einer sehr guten Produktion und viel Spielfreude. Da die alten Mad Max-Alben gerade bei jungen Rockfans, welche auf Bands wie H.E.A.T. oder Kissin‘ Dynamite abfahren, wohl kaum gross bekannt sein dürften, macht dieser tolle Release absolut Sinn. Diese Songs haben den Test of time mit Bravour bestanden und stellen auch im 2015 noch viele neue Sachen in diesem Bereich locker in den Schatten.
WITH THE DEAD Same Rise Above/Irascibe lg. Er konnte es nicht lassen. Lee Dorrian (auch exNapalm Death) war wohl durch seine Arbeit mit seinem tollen und seit 1988 aktiven Label Rise Above Records nach der Auflösung der Doom-Meister von Cathedral zuwenig ausgelastet und es drängte ihn offenbar wieder an die Front, sprich auf die Bühnen dieser Welt. Voraussetzung hierfür sind eine Band und ein Album. Beides konnte Lee mit Tim Bagshaw (g./bs., exElectric Wizard, ex-Ramesses, Serpentine Path) und Schlagzeuger Mark Greening (ex-Ramesses) in Form der Band With The Dead realisieren. Musikalisch geht es doomig/sludgig zu und her. Und zwar sind With The Dead nicht wieder eine der zahlreichen Copy Cats in diesem Bereich, sondern sie zeigen Biss und sind superheavy. Auch halten With The Dead ihren Sound immer wieder im MidtempoBereich (insbesondere auf den beiden ersten Songs), was dem Sound gut tut und diesen nicht vollends in die Gruft befördert. Mit zunehmender Spielzeit wird das Album doomiger und kaputter und endet mit dem Rausschmeisser "Screams From My Own Grave" fast schon unter dem Sargdeckel. With The Dead ist nichts für schwache Nerven. Sie zeigen allerdings Chuzpe und werden die Herzen der Genre-Afficionados im Sturm erobern. Doom or be doomed!
Die Auferstehung der Vampire Foto: Kyler Clark
mh. Bereits in den 1920er Jahren war der Strip Treffpunkt für viele Leute aus dem Show-Business. Denn hier, ausserhalb von L.A., galten liberalere Gesetze als in der Grossstadt und so war auch das Glücksspiel hier erlaubt, was viele Nachtclubs, Casinos und Gangster mit sich zog. Während sich in den 30er und 40er Jahren die Reichen und Schönen am Strip herumtrieben, waren es dann in den 60er und 70er Jahren eher Touristen Micky Dolenz Johnny Depp Paul McCartney Alice Cooper Joe Perry oder die lokalen Anwohner, die sich hier ordentlich was hinter die Binde gossen. Über eine Distanz von ca. 35km führt der Sunset Boulevard von Downtown Los Bands wie Led Zeppelin, Frank Zappa, Angeles durch Echo Park, Silver Lake, Hollywood, Beverly Hills, Bel-Air bis The Doors und viele andere erspielten schliesslich zum Pazifischen Ozean. Der für uns interessante Teil von diesem sich viele Fans in den Clubs am Strip Boulevard befindet sich in West Hollywood und ist nur ca. 2.4km lang: der und liessen auch sonst nichts anbrennen. In den 80er Jahren sagenumwobene, musikgeschichtsträchtige und versoffene Sunset Strip. Hier dominierte dann vor Allem die Szene um reihen sich Bars, Boutiquen, Rock-Clubs und Restaurants Tür an Tür. den farbenfrohen Glam Metal und Heavy Metal. Hier wurde Musikgeschichte geschrieben und der Grundstein gelegt für viele Bands wie z.B. Alkohol. Sie wollten wieder einen Treffpunkt für grosse Künstler Poison, Alice Cooper, Van Halen, Ratt, Mötley Crüe, Guns N'Roses, schaffen, wo sie zusammen abhängen, lachen, spielen und sich Whitesnake. Vor, während, nach und eigentlich auch sonst immer selber sein können. Zusammen mit einem weiteren langjährigen hingen viele dieser Musiker in den dort ansässigen Clubs ab, dem Freund der beiden, Joe Perry (Aerosmith), wurden dann die Whisky à Go-Go, The Roxy, The Rainbow Bar & Grill oder das Hollywood Vampires in die Gegenwart zurückgebracht. Und so nahegelegen The Troubadour. Und somit kommen wir langsam zu begannen dann die Aufnahmen für ein Album, dass als Tribute an der Kernaussage von diesem Artikel. Im ersten Stock, über dem die früheren Vampire Hollywoods gedacht ist. Es entstand ein Restaurant im The Rainbow Bar & Grill befindet sich noch ein Club, Album mit 12 Cover-Version von Songs wie „My Generation“ (The der sich treffenderweise Over The Rainbow nennt. Und genau hier Who), „Jeepster“ (T.Rex), „Cold Turkey“ (John Lennon), „Whole haben sich bereits in den 70er Jahren die selbsternannten Vampire Lotta Love“ (Led Zeppelin) und vielen mehr. Mit zwei Hollywoods getroffen. Vampire deshalb, weil sie hauptsächlich bemerkenswerten eigenen Kompositionen („Raise The Dead“ und nachts unterwegs waren, sich überwiegend von Flüssigkeiten „My Dead Drunk Friends“) runden sie das grossartige Nostalgieernährt haben und durch ihre Berühmtheit auch eine Art Packet ab. Und wer besser als Dracula, der Herr der Vampire Schattenleben zu führen hatten. Der Präsident der besagten himself, könnte wohl das perfekte Intro für die CD der Vampire Hollywood Vampires war damals, und ist es auch heute noch, Alice sprechen? Niemand. Darum macht dies auch Sir Christopher Lee, Cooper. Zu ihm gesellten sich damals Musiker aller Art, die das dessen Paraderolle die Person des Dracula im gleichnamigen Film Rainbow zu ihrem zweiten Zuhause machten. Nach Aussagen von von 1958 war. Er hat das Intro zwei Wochen vor seinem Tod im Cooper trafen sich dort jeweils Grössen wie Bernie Taupin Juni 2015 eingesprochen. (Songschreiber von Elton John), Harry Nilsson (Singer-Songwriter), Alle diese Informationen machen es eigentlich schon beinahe Keith Moon (The Who), Micky Dolenz (Sänger und Drummer von unumgänglich für jeden Rockfan, Musikhistoriker und The Monkees), Ringo Starr und gelegentlich auch John Lennon. Gelegenheits-Rebell diese Scheibe zu erwerben. Aber es kommt Dies stellt allerdings nur den harten Kern der Vampire dar, denn es noch dicker. Nicht nur, dass Cooper singt, Depp und natürlich gingen noch weit mehr Leute von öffentlichem Interesse dort ein Perry an den Gitarre stehen, nein, es hat sich noch eine ganze und aus. Bernie Taupin hat es im Juli dieses Jahres so formuliert: Schar anderer Gastmusiker zusammengefunden um auf diesem „Die Beteiligten waren farbenfroh und äusserst erfolgreich, aber Silberling ihren früheren Helden und deren Hits ihr Tribut zu wenn man jetzt mal vom reichlich konsumierten Alkohol absieht, zollen. Auf die Gefahr hin, dass in diesem Artikel langsam aber warum die ganze Aufregung? Was war denn so grossartig? Tja, das sicher zu viele Namen enthalten sind; diese müssen noch sein, ist es genau. Keiner der Involvierten sah sich selber als grossartig denn folgende Musiker waren ebenfalls in die Entstehung der CD oder als Grund der Aufregung. Schmeichler oder Mitläufer waren involviert: Perry Farrell (Jane's Addiction), Dave Grohl (Foo nicht Teil der Aufnahmekriterien für die Mitgliedschaft. Es war eine Fighters), Brian Johnson (AC/DC), Robby Krieger (The Doors), Sir Gruppe von ganz normalen Leuten, ohne Schnickschnack, die dort Paul McCartney, Slash und noch einige mehr. um einen Treffpunkt gravitierten, wo nichts von ihnen erwartet Einige Live-Auftritte haben Hollywood Vampires bereits hinter sich wurde. Wenn die Vampire im Stall waren, dann waren die gebracht. Komplettiert wird die Live-Band mit einer weiteren Ihresgleichen unter sich.“ Und unter Ihresgleichen stand vor allem exquisiten Auswahl an Beteiligten: an den Drums Matt Sorum der Spass ganz oben auf der Liste und natürlich der Alkohol, denn (Velvet Revolver & ex-G N'R), am Bass Duff McKagen (ex-G N'R), „um dem Club beizutreten, musste man nur alle anderen Mitglieder an der Gitarre der in der Schweiz wohnhafte Tommy Henriksen unter den Tisch saufen“, sagt Alice Cooper. (Alice Cooper, ex-Warlock) und am Piano und der Gitarre Bruce Das war damals, heute sieht es etwas anders aus. Die meisten Witkin (Produzent und Songwriter) ehemaligen Vampire sind mittlerweile trocken oder haben bereits Weitere Live-Auftritte der Band dürften aber eher eine Seltenheit das Zeitliche gesegnet. Vor drei Jahren haben Alice Cooper und sein bleiben, denn auch wenn jeweils nur einige der Künstler involviert guter Freund Johnny Depp beschlossen die guten, alten Zeiten der sind, dürfte es eine Mammutaufgabe sein so viele verschiedene Vampire wieder auferstehen zu lassen. Diesmal einfach ohne den Terminpläne zu vereinen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, wie die trockenen Vampire Hollywoods.
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Die perfekte Welle
50 Jahre Scorpions. Wo man da anfangen soll? Am besten bei einem Gespräch mit Bandgründer, Gitarrist und Quasselstrippe Rudolf Schenker. Wenige Menschen haben die Rock-Musik so nachhaltig beeinflusst wie er.
bs. Das Schöne an einem Gespräch mit Rudolf Schenker ist die unglaubliche Fülle an Themen, aus der man schöpfen kann. Das Anstrengende ist, dass er nur widerwillig aufhört zu reden, wenn er sich gerade in einem bestimmten Thema warmgeredet hat. Jammern auf hohem Niveau, schon klar, dieser Mensch kann nun mal so viele Geschichten erzählen wie wenige andere. Wie geht man es also an, das Projekt 50 Jahre Scorpions, 50 Jahre eine der erfolgreichsten Rock-Bands der Welt? Chronologisch wäre gewiss eine Möglichkeit. Damals, als die Band noch Nameless hieß und überwiegend Songs der Beatles coverte. Rock und Beat hatten die Welt erfasst, und diese junge Band wollte einen Teil vom Kuchen abhaben. 1966 dann die Umbenennung in Scorpions, damals noch mit Schenker in der Doppelfunktion aus Sänger und Gitarrist. Eine schicke Anekdote hat Schenker natürlich auch parat: „Ich suchte eines Tages mal ein altes Tape, fand stattdessen aber ein von meiner Mutter geführtes Notizbuch“, plaudert er munter drauflos. „Darin hatte sie das Geld notiert, das mein Vater uns für den Instrumentenkauf geliehen hatte, und schrieb minutiös auf, wie viel wir verdienten und zurückzahlten.“ Der erste Eintrag stammte vom September 1965, erst daran merkte Rudolf Schenker, wie kurz seine Band vor ihrem 50. Geburtstag stand. „Außer uns haben das nur drei Bands geschafft“, verkündet er nicht ohne Stolz. „The Who, The Beach Boys und The Rolling Stones.“ Die meisten dieser 50 Jahre verbrachten die Scorpions auf einem einzigen gigantischen Höhenflug. Vom ersten Album „Lonesome Crow“, das 1972 erschien, zu Touren mit Uriah Heep oder UFO führte und der Band allein im Erscheinungsjahr weit über 100 Konzerte einbrachte, über die sogenannte „goldene Ära“ von den späten Siebzigern bis in die frühen Neunziger, die im Überhit „Wind Of Change“ und dem millionenschweren Album „Crazy World“ gipfelte, bis hin zur rasch verworfenen Idee des Abschieds begeisterten die Scorpions die Massen. Sie machen bis heute die ganz großen Stadien voll, waren im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Bands eben nicht nur in ihrer Heimat ein dicker Fisch, sondern ein weltweit gefragter Exportschlager von gargantuanischen Ausmaßen. Alles, was die Scorpions anfassten,
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wurde zu Gold, zu einem unerhörten Erfolg. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu einem halben Jahrhundert deutscher Hard-Rock-Geschichte erscheinen acht wegweisende Scorpions-Alben aus der Zeit von 1977 bis 1988 jetzt neu gemastert, versehen mit unveröffentlichtem Material, Konzertmitschnitten, Interviews und TV-Auftritten. Das hat andere Gründe als pure Nostalgie, weiß Schenker: „Die Rechte dieser Alben lagen lange Jahr nicht bei unseren Partnern. Einige Menschen bemühten sich in letzter zeit wirklich darum, das zu ändern und diese Ära 1977 bis 1988 neu aufzulegen.“ Neuauflagen und Re-Issues gibt es wie Sand am Meer, das wissen die Scorpions natürlich am besten. Doch das hier ist anders. „Als wir intensiv mit dieser Zeit und dem Material auseinandersetzten, um zu sehen, ob es sich überhaupt lohnt, es noch mal auf den Markt zu bringen, hatten wir Tränen in den Augen, weil wir da so unfassbar viel starkes und unveröffentlichtes Material entdeckt haben“, so der Gitarrist. „In dieser Zeit waren die Scorpions auf einem beispiellosen Höhenflug. Wie ein Surfer, der die perfekte Welle gefunden hat und von ihr in unendliche Höhen getragen wird.“ Die Scorpions waren binnen weniger Jahre zu einer der größten Rock-Bands der Welt geworden. Egal, ob in Europa, Amerika oder Asien, überall strömten zehntausende Menschen zu ihren Konzerten zusammen. Wenn eine Gruppe wie Motörhead freiwillig den Support macht, kann man in etwa erahnen, wie groß diese Band ist. Und der Grundstein für diese beispiellose, beinahe unglaubwürdig erfolgreiche Geschichte wurde von Platten wie „Lovedrive“, „Animal Magnetism“ oder „Blackout“ gelegt. Schenker zufolge konnte die Band damals gar nicht anders, als stapelweise Hits zu produzieren. „Es gab einfach kein Halten mehr“, verkündet er, und irgendwie klingt er dabei immer noch ein wenig baff. „Gleich unser erstes amerikanisches Festival mit AC/DC und Aerosmith ging durch die Decke. Wir spielten 40 statt 30 Minuten, machten damals die Arenentournee mit Ted Nugent und die Tournee im Vorprogramm von AC/DC klar. Ab diesem Zeitpunkt waren alle Dämme gebrochen, wir waren plötzlich nur
noch kreativ.“ Die Band feiert wild und zügellos mit Def Leppard oder Judas Priest, lässt all diese Erlebnisse direkt in Songs fließen. „Wir standen kreativ voll im Saft und hatten eine Wahnsinnsidee nach der anderen. Es flog uns nur so zu, wir spielten Festivals vor 350.000 Leuten, waren bei Rock im Rio, alles war gigantisch und riesig, wir waren ganz oben und nahmen alles mit.“ Schenkers Gitarrenspiel und Klaus Meines Gesang standen für eine neue Ära der Rock-Musik. Ihre Touren brachen regelmäßig alle Rekorde, einige Zeitlang zogen sie sogar mit den Stones gleich, was Konzerteinnahmen anging. Das Besondere an beiden ist aber: Sie haben bis heute nicht aufgehört, zu faszinieren. Da können die Scorpions ihre Abschiedstournee so oft ankündigen wie sie wollen: Im Herzen wissen sie, dass sie auf die Bühne gehören. Und dort am meisten Spaß haben. Dass die Absichten, die Band zu Grabe zu tragen, im Jahre 2010 dennoch nicht unlauter waren, nimmt man Schenker sogar ab. Doch dann kam „Sting In The Tail“, angekündigt als letzte Veröffentlichung. „Bei diesem Album sind wir das erste Mal seit vielen Jahren aus der Routine ausgebrochen, erzählt er. Teilweise aufgenommen in Stockholm, lud es die Batterien unerwartet stark auf. „Dazu noch die Ankündigung unserer Abschiedstournee, die uns und unsere Fans mal aus einem ganz anderen Blickwinkel auf die Musik schauen ließ“, ergänzt der 67-Jährige. „Plötzlich war das Feuer wieder da.“ Also wurde der geplante Abschied kurzerhand über den Haufen geworfen, die angebliche Farewell-Tournee zum „Wir machen weiter!“-Triumphzug durch ausverkaufte Hallen. Kalkül steckt bei einer Band wie den Scorpions nicht dahinter. „Du musst das Leben nehmen wie es kommt. Das ist doch wie beim Judo: Du nutzt die Kraft des Gegners, um ihn über die Schulter zu werfen. Aus Negativem etwas Positives machen, das ist der Punkt.“ In dieser Einstellung sieht der Yoga-Begeisterte auch die Langlebigkeit seiner Band begründet. „Man muss immer flexibel sein“, lautet sein Rat. Es gibt weder gut noch schlecht, nur zwei verschiedene Sichtweisen auf dasselbe Thema. Zwei Schritte vor, einen zurück. Du musst Fehler machen, um voranzukommen.“ Diese Fehler haben die Scorpions zur erfolgreichsten deutschen Rock-Band aller Zeiten gemacht. Zudem betont Schenker immer wieder die Wichtigkeit, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und nicht zu schnell zu viel zu wachsen. „Wer sehr schnell durchstartet und erfolgreich wird, verbrennt wie Zunder. Das ist der Unterschied von den Beatles zu den Rolling Stones.“ Wahrscheinlich werden die Scorpions auch dann noch auf der Bühne stehen, wenn Jagger und Richards längst abgedankt haben. Das Zeug dazu haben sie, den Durchhaltewillen auch. Die Mittel und Wege sowieso. „Heute reicht es nicht, einfach nur auf die Bühne zu gehen“, weiß der Ehrenbürger der Stadt Hannover. „Die Leute brauchen das volle Brett an Unterhaltung. Das haben wir uns früh zu Herzen genommen, unsere Konzerte sind eine LivePerformance plus Multimediashow. Man darf sich eben nie auf dem ausruhen, was man hat. Man muss immer noch einen draufsetzen.“ Wie, ist ihm natürlich auch klar. „Du brauchst Attitüde! Attitüde ist das Benzin der Liveshow. Die Leute müssen sehen, dass du mit jeder Bewegung an der Gitarre einen Karateschlag machst.“ Das werden die Scorpions zunächst mal bis Ende 2016 auf ihrer Jubiläumstournee tun. Und danach? Warten wir's ab. Diese Band ist schließlich seit 50 Jahren für Überraschungen gut...
SCORPIONS FEIERN 50 JAHRE BAND GESCHICHTE MIT EINER LUXURIÖSEN NEUAUFLAGE VON ACHT ALBUM-KLASSIKERN Die Scorpions feiern ihr 50. Bandjubiläum mit einer Serie von Neuauflagen, die in verschiedenen Formaten einiges vom Besten präsentiert, was die Gruppe hervorgebracht hat. Mit der Veröffentlichung der 50th Anniversary Deluxe Editions am 6. November feiern die Scorpions ihre beeindruckende Erfolgsgeschichte, indem sie ihre Archive öffnen und bisher unveröffentlichte Titel, Alternativversionen berühmter Hits, rough mixes und seltene Live-Mitschnitte präsentieren. Das Material wurde sechs Monate lang mit großer Sorgfalt von der Band zusammengestellt. Neben Dutzenden Studio-Tracks und Live-Aufnahmen, die noch nie zu hören waren, gibt es zu jeder CD ausführliche Booklets mit Fotoraritäten, Single-Covers, Backstage-Pässen und ergänzende
Begleittexte. Zu fünf der acht Alben gibt es jeweils eine DVD mit KonzertVideomitschnitten, Fernsehauftritten und Band-Interviews. In diesen Interviews verraten die Scorpions zu jedem der fünf Alben Lovedrive, Blackout, Love At First Sting, World Wide Live und Savage Amusement die jeweilige Entstehungsgeschichte und geben Einblicke in die Schaffensprozesse dieser Alben. Die neu gemasterten LPs erscheinen auf 180-Gramm-Vinyl in der replizierten Hülle der Erstpressung. Ergänzt werden die LPs jeweils durch eine Audio-CD mit der Original-Trackliste und die gleichen Bonus-Audioinhalte, die auch auf den CDFormaten enthalten sind. Alle 8 Vinyl-Schallplatten erscheinen in einem limitierten und nummerierten Super Deluxe Box Set. Die Scorpions erklären dazu: „In Worten lassen sich 50 Jahre schwer zusammenfassen, aber als wir all diese Songs wieder gehört haben, die in einer unserer kreativsten Phasen aufgenommen wurden und von denen viele bisher unveröffentlicht waren, war das für uns eine echte Zeitreise. Diese Aktion war für jeden von uns eine Herzensangelegenheit. Es hat tolle Erinnerungen wachgerufen, und gleichzeitig haben wir noch einmal neu entdeckt, was unsere Musik ausmacht, als wir das Archivmaterial durchgehört und Dutzende unveröffentlichter Titel und Frühfassungen bekannter Scorpions-Hymnen ausgesucht haben. Wir haben das Material intensiv bearbeitet, um die Klangqualität zu verbessern. Dabei haben wir allerdings immer sehr sorgfältig darauf geachtet, dass die ursprüngliche Atmosphäre erhalten bleibt.“
LIVE 28.11. Zürich, Hallenstadion Special Guest: WHITESNAKE
RocknRoll im Sushi-Land Eine Japan-Tour ist für eine Schweizer Band nicht gerade alltäglich und hat sicher einen grossen Abenteuer-Charakter. Die Basler RocknRoller Bitch Queens erfüllten sich damit einen Traum und erkundeten das Land der aufgehenden Sonne abseits der üblichen touristischen Routen. Anständig gerockt wurde natürlich auch, wie Bitch Queens Frontmann Mel Quitt in seinem Tourbericht erzählt.
Wir waren mit den Bitch Queens schon viel unterwegs. Jedes Jahr spielen wir an die 60 Konzerte quer durch Europa. Doch dieser Trip nach Japan spielte in einer anderen Liga und wir konnten es kaum erwarten ins Flugzeug zu steigen. Die Planung dauerte knapp ein Jahr und war mit stundenlanger Arbeit am Computer und diversen Meetings verbunden. Was uns dann wirklich in Japan erwarten würde, wussten wir bis zuletzt nicht genau. Dank befreundeten Bands und dem independent Label AMRecords wurde zwar ordentlich Promotion gemacht, dennoch sind Plattformen wie Facebook in Japan ziemlich irrelevant für Musiker. Und professionelle Promotion findet hier erst ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad statt. Es soll sich bei Nachforschungen im Netz auch erst einer mal auf einer Stück wach…Nach dem Konzert wurden wir von den „Dead Vikings“ in ein hervorragendes japanisches Restaurant eingeladen. Gastfreundschaft wird in Japan sehr gross geschrieben. Vier Stunden später konnte kaum jemand von uns noch zum Hotel gehen…ach ja das Hotel…unser Bassist Marcel hatte uns ein Stundenhotel für japanische Paare gebucht, was sich online in keiner Weise erahnen liess. Von der Kleenex-Box am Bettende, zum überdimensionalen Spiegel im Bad, bis zum non-stop Pornoporgamm am TV (es gab nur einen Kanal), liess das Zimmer keine Wünsche übrig. So etwas absurdes hatten wir tatsächlich noch nie erlebt und wir konnten uns anfangs vor Lachen kaum halten. Komaschlaf sei Dank, kümmerte uns das Ganze dann so oder so herzlich wenig. Nachdem wir am nächsten Morgen von netten Stöhngeräuschen aus dem Nebenzimmer geweckt wurden, holte uns Ken, der Sänger der „Dead Vikings“, beim Hotel ab und öffnete extra seinen neuen Burgerladen „Louie Louie“, um uns zum Essen einzuladen. Das kleine Restaurant befand sich in einer Galerie voller
japanischen Webpage zurecht finden. Da hilft auch GoogleTranslate reichlich wenig. So wurden Reiseinformationen ausgedruckt, unsere Bitch Queens Jacken gepackt und nach Gutdünken Merchandise in die Gitarrenkoffer und zwischen Unterhosen gestopft. Klamotten sind auf Tour bekanntlich überbewertet, da man nach 3 Tagen so oder so geruchsblind ist. Um etwas muss man sich bei einer Japan Tour überhaupt nicht kümmern: Equipment. Jeder Club ist mit einer anständigen Backline (Drums, Verstärker) ausgestattet. Sprich, mit Gitarren und etwas Zusatzkram traten wir also den Trip von 20 Stunden nach Japan an.Die Reise verlief reibungslos und wir waren alle voller Vorfreude auf den ersten Abend in Japan. Einen Dämpfer gab es dennoch. Die Gitarre von Danny ist auf der Reise kaputt gegangen. Aber auch hier tickt Japan ziemlich anders, als wir Schweizer das gewohnt sind. Noch während unserem Soundcheck ist der Bassist der Supportband „The Dead Vikings“ zum nächsten Gitarrenladen gesprintet und hat mal schnell die Gitarre innert einer halben Stunde repariert. So geht das! Die Show war super, das verrückte japanische Publikum sang trotz massiver Sprachbarriere unsere Texte mit und unsere mitgebrachten T-shirts waren schon am ersten Abend fast ausverkauft. Das Ganze war geistig kaum noch zu verarbeiten, immerhin waren wir doch alle mehr als 40h am
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Vintage Shops, Bücherläden und Tierhandlungen, die in der Schweiz in keiner Weise zulässig gewesen wären. Schräg gegenüber des “Louie Louie“ war zudem gleich noch der Proberaum der Dead Vikings. Sowas wäre bei uns wohl auch undenkbar.Danach ging's mit der U-Bahn nach Osaka. Unglaublich wie viele Menschen unterwegs sein können, ohne dass eine Hektik entsteht. Alles hat seine Ordnung und alle sind am Smartphone. Wir waren also mit Abstand die Lautesten im Zugwagen, ohne wirklich laut zu sein. An der richtigen Station angekommen, was ohne die Hilfe unseres Freundes Ken wohl unmöglich gewesen wäre, stellten wir fest, dass wir unser Hotel im „Ghetto“ von Osaka gebucht hatten. Dieses Prachtexemplar war für die Tagesarbeiter und Obdachlosen im Quartier. Wer sich so ein Zimmer hie und da mal leisten kann, hat Glück gehabt. Wir fanden das Ganze nicht so prickelnd. Der Tag
begann bedeutend besser als er enden sollte. Die Show war schlecht promotet und die zwei japanischen Lokalsupportbands schienen auch keine Freunde, geschweige denn Fans zu haben. Das macht die Sache dann doch eher schwierig für eine Band aus dem Ausland. Immerhin küsste unser Bassist eine der wenigen Frauen im Publikum direkt von der Bühne weg und wir gingen zusammen mit den Dead Vikings und ihren Freunden nach der Show verdammt gut Sushi essen. Zeitgleich tranken wir uns mit grossen Zügen das „Hotel“ schöner und kamen schliesslich irgendwann auch dort an
(Taxifahren ist als nicht japanisch sprechende Gruppe ebenfalls eine gute Herausforderung). Wir hatten auch schon besser geschlafen und wünschten uns in dem Moment auf eine alte Couch im Backstage eines abgerockten Punklokals. Zusätzlich zur Tour drehten wir noch einen Musikvideo in den Strassen von Osaka und später Tokyo, da die japanischen Städte unglaublich viele einzigartige Kulissen bieten. Wir wurden angestarrt, als wären wir von einem anderen Planeten und einige erwischten wir, wie sie heimlich Fotos von uns machten. Grundsätzlich sind die Japaner in ihrer Art aber so zurückhaltend und immer höflich, dass man kaum ein Wort hört in einer grossen Shopping Meile und wir mit Musik ab Handy und Kameraanweisungen einmal mehr die Lautesten von allen waren. Das wiederum schien niemanden zu stören. Die Japaner hatten sichtlich Freude an uns! Die dritte Show war das komplette Gegenteil zum Vorabend. Das Para-dice war zwar ein kleiner Club, strotze aber nur so von Punk-Rock Atmosphäre. Das Lokal war dann auch randvoll und wir spielten das
dahin beste Konzert der Tour. Wir konnten uns kaum retten vor FotoAnfragen, mussten einiges an Merch unterschreiben und ein Paar Frauen fingen vor Freude an zu kreischen, als wir ihnen Stickers schenkten. Die Mitglieder der einen Supportband waren alle um die 50 Jahre alt, sahen aber aus wie 30. Ein Phänomen, welches wir öfters in Japan antrafen. Die Menschen scheinen hier echt krasse Gene zu haben. Wir sahen schon nach drei Tagen älter aus als sie. Auch der Besitzer des Clubs war einzigartig. Mit seinem 60s Look schmiss er Bar und Lichtshow in einem und wackelte dabei fröhlich mit seinem Afro herum - grossartig! Im selben Tempo verliefen auch die nächsten Tage: Reise Hotel (waren dann einwandfrei) - Videoshoot - Soundcheck - Essen - Show - Afterparty Videoshoot - Essen. Die Japaner waren anfangs sehr zurückhaltend und man muss sie erst aus der Reserve locken. Dann wird es schnell sehr ausgelassen - ob an einer Show oder in einer Bar. Vier Konzerte hatten wir zu diesem Zeitpunkt hinter uns und sechs noch vor uns. Die Knochen waren schon etwas müde vom 24/7 Programm, das Hirn und der Körper im „Tourmodus“, aber die Bitch Queens Maschinerie war am laufen und bereit 100% aus jeder Show und der ganzen Tour rauszuholen!
Blues auf dem Spinett
JAMES GRUNTZ Es läuft rund für James Gruntz. Seit der 28-Jährige vor gut einem Jahr sein Album „Belvedere“ veröffentlichte, hagelt es Lob, Preise und Aufmerksamkeit. Jetzt startet der Basler PopÜberflieger auch international so richtig durch.
bs. Wenn man in vielen Jahren auf die Karriere von James Gruntz zurückblickt, wird vor allem ein Album besondere Erwähnung finden: „Belvedere“, sein insgesamt viertes Werk, ist es, das vorigen September die Weichen für die Zukunft gestellt und die Karten neu gemischt hat. Es stieg hierzulande auf Rang sieben der offiziellen Charts ein und mauserte sich dank Hits wie „Heart Keeps Dancing“ in der Folgezeit zum Dauerbrenner, zum veritablen Pop-Flächenbrand. Das blieb natürlich nicht unbemerkt: Im November 2014 gab es den Basler Poppreis für ihn, erst Anfang dieses Jahres gleich zwei Swiss Music Awards: Die Trophäen für „Best Breaking Act“ und „Artist Award“ stehen jetzt irgendwo in seinem Zuhause, aus dem Pop-Wunderkind ist ein richtiger Star geworden, dessen Album mittlerweile auch außerhalb der Schweiz für Aufsehen sorgt. Kein Wunder: Mit Leichtigkeit tänzelt Gruntz zwischen den vielen Schattierungen der Pop-Musik hin und her, singt einfühlsam, weiß, was ein guter Song braucht. Vor allem aber scheut er sich nicht davor, als Pop-Musiker bezeichnet zu werden. „Mit gefällt der Pop-Begriff, weil er so unklar ist und man sich nicht festlegen muss“, bekennt er im Gespräch. „Die Popmusik entwickelt sich in eine gute Richtung, wenn man sie damit vergleicht, was in meiner Jugend lief – Britney Spears oder die Bravo-HitsSampler.“ Davon ist seine Musik weit entfernt. Gruntz schreibt seine Stücke selbst, nimmt sie selbst auf, probt sie mit seiner im Proberaum. „Das Business spielt in erster Linie keine große Rolle“, fügt er an, „es kommt bei mir erst ins Spiel, wenn das Album fertig ist.“ Gruntz ist keiner, der des Ruhmes wegen Musik macht. Auch nicht des Geldes wegen. Er macht Musik, weil er Musik machen muss, weil er sich durch sie ausdrücken kann. Das Schöne ist, dass man das tatsächlich spürt. „Musik war schon immer ein sehr wichtiger Teil meines Lebens“, so der Absolvent der Jazzschule Zürich. „Meine Eltern hatten ein Spinett, auf dem ich schon sehr früh Blues-Sachen gespielt habe, danach kamen Trompetenstunden und Schlagzeugunterricht hinzu, irgendwann schenkte mir ein Nachbar ein Keyboard.“ Sehr früh fing er an, erste Stücke aufzunehmen, damals noch auf einem MinidiscPlayer. Da kam ihm natürlich zugute, dass er neben seinem instrumentarischen Können auch mit einer besonderen Stimme punkten konnte. „Irgendwann lief dann plötzlich mal einer meiner Songs im Radio – ohne, dass ich Promo dafür gemacht hatte. Und als die erste Urheberrechteabrechnung kam“, fügt er schmunzelnd an, „merkte ich, dass ich tatsächlich Geld mit der Musik verdienen kann!“ Wo andere Eltern höchstwahrscheinlich längst auf die Barrikaden gegangen wären und ihrem Sohn nahegelegt hätten, es doch mal mit einem „anständigen Beruf“ zu versuchen, gab es im Hause Gruntz Verständnis und Unterstützung für den musikalischen Filius. Das ist sicherlich dem Jazz-Pianisten George Gruntz zuzuschreiben, der 2013 verstorbene Großcousin von James. „Wir waren mit der ganzen Familie regelmäßig bei seinen Konzerten“, erinnert sich der 28-Jährige. „Weil er mit seiner Musik seinen Lebensunterhalt bestritt, waren meine Eltern auch entsprechend offen, als ich meine Karriere begann. Ich habe ihm also durchaus etwas zu verdanken.“ Neben der tiefempfundenen Passion für Musik teilen sich die beiden auch ihren englischen Vornamen. Bei James steckt indes eine launige Geschichte dahinter: „Entstanden ist dieser Spitzname schon zu meiner Schulzeit. Bei einem Projekt, in dem wir ferne Länder vorstellen sollten, entschied ich mich mit meinen Klassenkameraden für die Fidschi-Inseln. Wir wollten sie aber nicht einfach vorstellen, sondern so tun, als wären wir von dort. Keine Ahnung, weshalb, aber wir dachten, dass die Leute dort eben James heißen.“ Als er dann auch noch begann, englische Musik zu machen, stellte er fest, dass der Name eigentlich ganz gut passt. Etwas anderes als englische Texte kamen für ihn sowieso nicht in Frage. „Mein Vater hat eine tolle Blues-Plattensammlung, oft hörte ich Stücke von John Lee Hooker. Musik musste einfach englisch sein, das war mir früh klar. Selbst als ich noch kein englisch konnte, habe ich so getan als ob und viele Songs in meinem eigenen Kauderwelsch mitgesungen. Deutsch waren für mich die Kinderlieder, damit wollte ich irgendwann nichts mehr zu tun haben“, lacht er. Aufgewachsen im zweisprachigen Biel, genoss es Gruntz schon früh, Filme im lokalen Kino in ihrer Originalsprache zu sehen. Zusätzlich verfeinert wurde sein Dialekt vom intensiven Studium eines ganz besonderen Streifens, wie er verrät: „Von 'Ocean's Eleven' war ich so begeistert, dass ich mir die DVD davon kaufte und den Film in der Folge sicherlich 30 oder 40 Mal gesehen habe. Ich habe die Dialoge komplett auswendig gelernt und die Szenen immer wieder nachgesprochen, um so zu klingen wie Brad Pitt.“ Wieder dieses entwaffnende Lächeln, diese natürliche Art. James Gruntz spielt nicht nur den bodenständigen Popstar, er ist einer. Eine ehrliche Haut, die sich nicht hinter aufgeblasenen Statements versteckt und schon Alben veröffentlicht hat, als er gerade mal volljährig war. Dass dazu eine Menge Mut gehört, dürfte jedem klar sein. Außer ihm. „Ich kam mir zur Zeit meines ersten Albums sogar etwas feige vor“, gesteht er. „Meine Musik war für mich eher eine Flucht – und nicht dazu da, um allen sofort davon zu erzählen. Natürlich hat sich das mittlerweile verändert, damals war ich aber einfach deutlich zurückhaltender.“ Was sich laut ihm vor allem geändert hat, ist seine Einstellung. „Heute weiß ich, dass ich ein Publikum habe, dem ich mich mitteilen kann.“ Eines wollte er allerdings damals schon – Zurückhaltung hin oder her. „Klar, die Mädchen wollte ich damals trotzdem beeindrucken.“ Wir schätzen mal, das ist ihm gelungen.
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DRUM FESTIVAL SWITZERLAND
Schlagzeugakrobatik auf höchstem Niveau
Am Samstag versammelte sich die nationale und internationale Drummergilde in Winterthur, beim Drum Festival Switzerland, das zum zweiten Mal im Salzhaus Winterthur stattfand. Ziel ist es, die Community zusammenzubringen und die Leute ins Rampenlicht zu stellen, die sonst immer im Hintergrund wirken. Acht Schlagzeuger und eine Schlagzeugerin spielten, erklärten und beantworteten Fragen während insgesamt neun Stunden lang. Stilistisch war eine grosse Bandbreite von Urban Jazz über Heavy Metal bis Hip-Hop vertreten, darunter Laurent „Bio“ Biollay, Schlagzeuger in der Band von Rapper Stress; eigens von New York kam Schlagzeuglehrer Pat Petrillo. Entsprechend verschieden war das Resultat: Dem geradlinigen Schlag von Dave Lombardo, Gründungsmitglied der Metalband Slayer, stand die subtile, rund rollende Performance des Kubaners Dafnis Prieto gegenüber oder dann die groovige Spielweise von Benny Greb. Anika Nilles verzauberte mit ihren eigenen Kompositionen,
HANK SHIZZOE This Place Belongs To The Birds
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gespielt in höchster Perfektion, der frisch gebackene Pearl Endorser Gabor Dornyei lehrte – neben seiner druckvollen Performance – das Publikum ungerade Rhythmen mitzuzählen, Tom Beck und Roland Sumi (Bass) bewiesen auf's
neblig entspannten und nachdenklichen Momente im Leben
Blue Rose Records/MV
O.M.S.
rp. An einem nebligen Tag wie diesem, es ist der 30. September, hängt man gerne seinen Gedanken nach. Und schiebt ebenso gerne eine CD in den Player, wie die neue von Hank Shizzoe. «This Place Belongs To The Birds», das vierzehnte Werk von Thomas Erb, wie Hank Shizzoe eigentlich heisst, hat keine Eile, Schritt für Schritt geht es voran. Manchmal wird auch inne gehalten: «The Ballad Of The Warm Bed». Nur noch einen Moment, aufstehen kann ich später. Draussen ist es immer noch neblig. Oder einfach den Gedanken nachgehangen. Und plötzlich merkt man, wie man doch dieses oder auch jenes vermisst: Das Flachland, oh wie schön ist der Sommer in den Bergen. Da kann man ruhig einmal den Mond anheulen. Sich darüber aufzuregen, lohnt sich bestimmt nicht. Schliesslich ist man ja gerade sooooo schön entspannt. «This Place Belongs To The Birds» ist schuld daran, an der Entspannung natürlich. Rootsrock, Americana und Folk für die
Shoot The Crow Eigenvertrieb rp. «I Want To Be The Real Me» singt die Band O.M.S. im Auftakt zu ihrem neuen Album «Shoot The Crow». Das Quartett um die Gebrüder Marc und Tom Rudin ist auf ihrem ersten Werk unter dem Kürzel O.M.S. (ausgeschrieben Overdrive Meets Space) auf der Suche nach sich selbst und will auch die Dunkelheit («Shoot The Crow») der Vergangenheit (?) vertreiben. Mit der Namensänderung einher geht auch eine musikalische Korrektur. In den Anfangszeiten spielte das 1994 gegründete Berner und Solothurner Quartett noch eine Art Spacerock. Auf «Shoot The Crow» sind frische, poppige Melodien zu hören. Beatles mässige «Yeah Yeah Yeahs» werden beispielsweise in «The Real Me» gereicht. In «Not Ready» meint Sänger Marc Rudin zwar, er sei nicht bereit. Der entspannt flockige Popsong ist es aber auf jeden Fall. Und das sanft folkige «All Those Friends» versprüht eine Spur
Eindrücklichste, wieso Schlagzeug und Bass zusammen das Fundament vieler Bands ist und als Höhepunkt trommelte Ray Luzier, seines Zeichens der Taktgeber von Korn, in der Manier eines klassischen Metal-Schlagzeugers.
angenehmer Melancholie. Zwischendurch gibt es natürlich auch angeraut rockige Songs. Und mit «Revolution» wird gar funkigrockiges Terrain betreten. Für Abwechslung und die eine und andere tolle Melodie ist gesorgt
LUKAS MARSAND My Way Back Home Sony Music ip. Lukas Marsand ist normalerweise die erste Gitarre bei den Luzernern Dada (Ante Portas). Vor zwei Jahren ist ihm beim Aufnehmen von neuen Songs aufgefallen, dass er sie gerne selbst interpretieren würde und das war die Initialzündung zu seinem Soloprojekt. Mit „My Way Back Home“ hat er so ein sehr persönliches Kompendium an eigenen Liedern geschaffen, das sich stilistisch doch von Dada abhebt und in der Mehrheit ruhige, balladeske Songs enthält. Die Akustikgitarre ist das tragende Instrument, allerdings hat sich Marsand mit gut überlegten Arrangements einen Orden ans Hemd geheftet, denn für Lagerfeuerromantik gibt es hier dann doch zuviel elektrische Unterstützung. Das Hand-
werk, gute Songs zu schreiben, hat Marsand bereits mit Dada zur Genüge unter Beweis gestellt und deshalb ist auch sein Soloprojekt „My Way Back Home“ von soliden Poprocksongs und ins Ohr gehenden Melodien geprägt. Anspieltipps sind der Opener „I Step Out“, „Falling In Love“ und das lüpfige „Let's Dance The Night Away“. Schöne Platte mit vielen Kuschelmomenten für den kommenden Winter.
PATRIC SCOTT Scarless Eigenvertrieb kw. Am Anfang fühlt man sich ein wenig überfahren von dieser überschwänglich positiven Energie. Es ist auch möglich, dass dieser unzerstörbare Optimismus einen auch nachher noch belästigt. Natürlich gibt es auch ruhigere Balladen. Der tieferliegende Störfaktor ist, dass dieses neue Album so einen Art Eurovision Charakter hat. Diese sauber zurechtgelegten Gefühlsausbrüche mit jeglichem Drum und Dran führen schlussendlich zu einem super glatten Gesamtergebnis. Auch die Balladen, eine mit Fabienne Louves, sind gemächlich und
fast schon kitschig. Dazu klingt Scott noch ein bisschen wie Justin Biber. Das macht es in diesem spezifischen Umfeld nicht besser. Genug der Kritik, es gibt auch ein paar gute Songs. So kühn und jazzig angehaucht macht es “Just A Little Bit“ niemandem schwer. Oder “Stay“ macht mit diesem melodischen Falsett im Refrain eine tolle Figur. Der junge Berliner mit Schweizer Wurzeln hat uns hier sein drittes Album präsentiert. Gänzlich andere Musik ist man von Patric Scott auch nicht gewohnt. Und so ein aufmunterndes Popalbum, auch wenn es manchmal übertrieben wirkt, ist eine Leistung für sich.
TACO Eleven Shells Endorphin hh. Mit Handsome Hank und Slam & Howie haben wir bereits zwei heimische Bands, die ihrer (mit einem Augenzwinkern) Liebe zum rockigen Country-Sound frönen. Jetzt macht die Truppe Taco das Trio komplett. Hinter dem Bandnamen verstecken sich bekannte Figuren der Schweizer Pop- und Rockszene, als da wären an der Gitarre Tea Bone alias Stuwi Aebersold (Phon Roll), an den Drums HiHat Earp alias Bruno Dietrich, Ray Wilko nennt sich Nash Ville und Bassistin Reg Fry (Ray Wilko Band) kommt als She Riff daher. Die SpassTruppe legt hier 11 Songs vor, die durchweg für echtes Hörvergnügen sorgen und auf musikalisch hohem Niveau daherkommen. Allen voran Stuwi Aebersold, der mit herausragender Gitarrenarbeit glänzt und ein beachtliches Picking beherrscht. Aber auch seine Mitstreiter(in) haben ihre Instrumente bestens im Griff, was bei der Vorgeschichte der Musiker aber auch keine grosse Überraschung ist. „Eleven Shells“ ist ein echt gelungenes Album, mit dem sich die Truppe problemlos auf CountryFestivals und in einschlägigen Clubs empfehlen kann und sicher dort für jede Menge Spass sorgen wird.
SCHOEDO Truurigi Lieder ECHO ub. Wohlwollend und gespannt ob der grandiosen Verpackung (by Zukkihund) lege ich die CD
ein. Doch dann: Ist die Lyrik des Mundartfolk-Duos derart geistreich, dass ich nicht verstehe oder erhebt sie erst gar nicht den Anspruch, gescheit daher zu kommen? Was hat „S'Grosi“ dem Sänger zuleide getan? Verfolgen die bösartigen Texte etwa rein rebellische Absichten? Jean-Martin Fierz (Schoe) und Dominik Sheta (Do) nennen sich selbstironisch „asoziale Zürcher Troubadouren“ und kümmern sich einen Dreck um Zeitgeist. Die erste Platte von SchoeDo erschien 2007 („Frauefuessball“), die letzte 2012 unter Mitwirkung des Berner Rappers Baze („I Gloub S'isch Besser“). Auch Fierz spricht Berndeutsch. Das liegt daran, dass er seine Jugend in der Bundeshauptstadt verbrachte. Schoe und Do bleiben eingefleischte FCZ-Fans, welches sich unschwer durch Huldigungen wie „Nur De FCZ“, „Zur¨i Ghor¨t De Zur¨cher“ und Statements wie „Scheiss-GC“ erkennen lässt. Offenbar hört der Spass auf, wenn es um Fussball geht, denn die Texte sind nun tatsächlich ernst gemeint. Diese entstehen grundsätzlich vor dem Sound, der ein entspanntes Potpourri verschiedener Stilrichtungen bildet. Da sind irische Einflüsse („Tod“) und The Gaslight Anthem hörbar, „Ruedy“ wiederum erinnert an die Austro-Liedermacher S.T.S. („Fürstenfeld“). Der musikalische Höhepunkt des fünften Albums ist der Folk Song „Zyt Heilt Aui Wunde“. Was die Vocals angeht, so wird der Hörer an Peter Reber erinnert, was das Lied knapp am Kitsch vorbeischrammen lässt. Zweifellos gefällt „Vil Z'schpat¨“ als schwarzhumorige Blue Grass-Nummer mit Fiddle und „Bleind Deit“ als solider Blues Rock. Dagegen wirken „Griechischer Wein“ im Postpunk-Stil der Ärzte sowie die hilflose Ballade „Hut¨te Vom Hektor“ pubertär. Der eigentümliche Zynismus der Mundartsänger polarisiert und macht zunächst neugierig, hat am Ende jedoch wenig Substanz. Vielleicht wird die Nachwelt milder urteilen. Der Vergleich mit Mani Matter geht dennoch am Stock.
ANDREA BIGNASCA Gone Radicalis / Sony Music ub. „Gone“ ist der Erstling des Tessiner Singer-Songwriters Andrea Bignasca. Der junge Mann aus der Sonnenstube der
Nation spielt Gitarre und singt. Grundsätzlich tritt er als OneMan Band auf, somit bedient er zusätzlich auch die Bass Drum. 2013 fiel Bignasca erstmals als Opening Act für Larry Carlton am Estival Jazz in Lugano auf. Ein Jahr später eröffnete er zusammen mit Joe Colombo und Vic Vergeat (ex-Toad) als 3Mann-starkes Gitarreninferno für Morcheeba. Stilistisch in der Ecke Roots Rock/Blues Rock zu verorten, erinnert das Gesamtpaket bezüglich Emotionalität, Auftreten und Aussehen an Ryan Adams, auch wenn Adams' Repertoire weitaus breiter und verträumter daherkommt. Bignascas Sound ist rau und erdig wie der harte Riff-Rocker „Trouble“, den auch Malcolm Young mögen würde. „The Waiting“ klingt hingegen eher nach John Mellencamp. Der leicht krächzende Gesang des Blues-Enthusiasten macht Caleb Followill (Kings of Leon) Konkurrenz und lässt sogleich die Nackenhaare aufrichten. Man höre und staune wie intensiv und authentisch Bignasca seine Stücke vorträgt. Mal behutsam, dann wieder leidenschaftlich. Cool lässt er seine akustische Gitarre rocken bei „Knockin' 'Em Down“, „Lump In Your Throat“ oder beim Anspieltipp „Roll Out Mama“ (ob solo oder mit Band grandios). Für die Tonaufnahme in London brachte Bignasca Produzent Claudio Cheulini und mit Organist Tom “Siddh” Mainardi sowie Gian-Andrea Costa (Bass) weitere Verstärkung aus der Schweiz mit. Die Slide-Gitarre von Joe Colombo lässt hie und da etwas Südstaaten-Flair durchschimmern. Am Schlagzeug ist der Amerikaner Omar Hakim zu hören. Diese Platte gefällt ausgezeichnet und ist letztlich ein löbliches Beispiel dafür, welch hervorragende Musiker mit internationalem Format unser Land vorzuweisen hat.
DIE AERONAUTEN Heinz Rookie Records rp. Was den englischen The Clash «London Calling» war, ist den Schaffhauser Aeronauten «Schaffhausen Calling», wobei das Sextett, also die Aeronauten, ausdrücklich betont, dass nur Verrückte in Schaffhausen wohnen. «London
Calling» ist übrigens einer der erfolgreichsten Songs von The Clash. Vielleicht ist dem Auftaktsong des neuen Longplayers (oder gleich dem ganzen Album) ein ähnlicher Erfolg beschieden? Auch «Heinz» hat in vielerlei Hinsicht Hitpotential. Zu den elf Songs ihres zehnten oder elften Albums (Die Band ist sich da nicht so einig) darf immer wieder einmal getanzt werden. Musikalisch, wie gewohnt vielfältig bis bewölkt, lassen die Aeronauten Stile wie Rock, Pop, Disco, Easy Listening, Country, Reggae, etc. auf den geneigten Hörer los. Dieser verkriecht sich bald mal im «Mittelland», erlebt Schrecken und mehr auf verfluchten Inseln («Nakajima Island Horror»), klaut bei Iggy «The Passenger» Pop («Ottos kleine Hardcore Band») oder lässt sich anpöbeln («Hey Fettsack»). Funky, yeah, oder so?
CHARING CROSS Pain & Gain Sonic Revolution/NonStop mh. Charing Cross bezeichnet nicht nur den offiziellen Mittelpunkt der Stadt London sondern ist seit über 20 Jahren auch der Name einer Hard Rock/Heavy Metal Formation aus Luzern. Mit „Pain & Gain“ steht mittlerweile das dritte Album in den Startlöchern. No Pain, No Gain… das hat bereits Jane Fonda in ihren Aerobic Workout Videos gepredigt und so relevant wie dieses Motto für die Fitness-Begeisterten in den 90er Jahren war, ist es auch heute noch für alle, die etwas erreichen möchten. So auch für Musiker. Charing Cross bringen mit dem neuen Album eine vielseitige Scheibe raus, die vor Energie und Spielfreude strotzt (so z.B. auf „Wake Up“ oder „No Pain, No Gain“) und auch ruhigere Stücke wie „Queen Of The Night“ oder „Still Alive“ preisgibt. Es werden auch heiklere Themen wie Kokain in „White Line Fever“ oder die perfide Jagd nach Likes in sozialen Medien auf „Welcome To The Show“ angesprochen. Immer mal wieder sind die Songs mit sehr knackigen Gitarren-Soli gespickt und machen ordentlich Druck. Musikalisch bewegen wir uns bei Charing Cross in der Kreuzung von Brainstorm, Magnum, Gotthard und Gamma Ray. Fazit: die Schweiz muss sich vor ausländischer Konkurrenz nicht verstecken!
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Des Sängers Freiheit
Sennheiser launcht evolution wireless D1
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Auf der diesjährigen NAMM-Show in Anaheim stellt Audiospezialist Sennheiser die Funkmikrofonserie evolution wireless D1 vor. Die digitalen Systeme für Vocals und Instrumente bieten Bands einen besonders einfachen Einstieg in die drahtlose Mikrofontechnik: Die Sender und Empfänger der Serie konfigurieren sich selbst und suchen automatisch nach einer geeigneten Übertragungsfrequenz. Werden mehrere D1Systeme gleichzeitig genutzt, so koordinieren sie sich selbständig untereinander. „Mit D1 kann man sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren – und muss sich nicht erst um ein komplexes Setup der Funkmikrofone kümmern”, erklärt Martin Fischer, Produktmanager bei Sennheiser. Frequenzen programmieren, den richtigen Gain einstellen, mehrere Mikrofone koordinieren – all diese zeitraubenden und oft fehleranfälligen Aufgaben können Bands jetzt einfach vergessen, denn evolution wireless D1 erledigt sie automatisch. „Alles, was der Nutzer tun muss, ist das System einzuschalten”, erläutert Martin Fischer. „Alles Weitere geschieht von selbst. Innerhalb kürzester Zeit kann performt werden – mit perfekt ausgesteuerten Pegeln und einer stabilen Funkverbindung.” D1 nutzt den weltweit lizenzfreien Frequenzbereich von 2.400 bis 2.483,5 MHz zur Übertragung. Es ist also weder notwendig, das System zu registrieren, noch muss für die Nutzung des Frequenzbandes bezahlt werden. Regionale Besonderheiten werden in den entsprechenden Ländervarianten berücksichtigt. Um den störungsfreien Betrieb der Mikrofonsysteme neben anderen 2,4-GHzTechnologien wie WLAN oder Bluetooth sicherzustellen, prüft der D1-Empfänger kontinuierlich die Belegung des Frequenzbandes und wechselt bei einer Störung unhörbar und nahtlos auf eine andere Frequenz. „ew D1 scannt kontinuierlich das gesamte 2,4-GHz-Band, um eine optimale Übertragung zu gewährleisten”, erläutert Fischer. Zwei Kanäle sind immer verfügbar: Neben dem eigentlichen Übertragungskanal ist das ein redundanter Back-up-Kanal (Frequenz- und Zeit-Diversity). Die Übertragungssicherheit wird darüber hinaus durch ein schnell schaltendes Antennen-Diversity weiter erhöht. „Durch dieses dreifache Diversity schützt ew D1 die drahtlose Signalübertragung zwischen Sender und Empfänger“, fasst Martin Fischer zusammen. D1 nutzt den weltweit lizenzfreien Frequenzbereich von 2.400 bis 2.483,5 MHz zur Übertragung. Es ist also weder notwendig, das System zu registrieren, noch muss für die Nutzung des Frequenzbandes bezahlt werden. Regionale Besonderheiten werden in den entsprechenden Ländervarianten berücksichtigt. Um den störungsfreien Betrieb der Mikrofonsysteme neben anderen 2,4-GHz-Technologien wie WLAN oder Bluetooth sicherzustellen, prüft der D1-Empfänger kontinuierlich die Belegung des Frequenzbandes und wechselt bei einer Störung unhörbar und nahtlos auf eine andere Frequenz. „ew D1 scannt kontinuierlich das gesamte 2,4-GHz-Band, um eine optimale Übertragung zu gewährleisten”, erläutert Fischer. Zwei Kanäle sind immer verfügbar: Neben dem eigentlichen Übertragungskanal ist das ein redundanter Back-up-Kanal (Frequenz- und Zeit-Diversity). Die Übertragungssicherheit wird darüber hinaus durch ein schnell schaltendes Antennen-Diversity weiter erhöht. „Durch dieses dreifache Diversity schützt ew D1 die drahtlose Signalübertragung zwischen Sender und Empfänger“, fasst Martin Fischer zusammen. Großartige Klangqualität Die evolution wireless D1-Systeme nutzen den Codec aptX Live®, der sich durch exzellente Audioqualität und eine
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große Dynamik für Gesang, Sprache und Instrumente über den gesamten Audiofrequenzbereich auszeichnet. Die Gesamtlatenz beträgt nur 3,9 Millisekunden – ideal, wenn gleichzeitig drahtlose Monitorsysteme genutzt werden sollen. Um optimale Lautstärkepegel sicherzustellen, passt ew D1 die Empfindlichkeit der Mikrofone automatisch an. Über das D1-Kontrollmenü haben Bands Zugriff auf diverse Audioeffekte, unter anderem einen 7-Band-Equalizer, einen LowCut-Filter, eine automatische Gain-Kontrolle und einen De-Esser. Die Vocal-Sets der ew-D1-Serie sind mit dynamischen Mikrofonköpfen der beliebten evolution-Serie ausgestattet – die Handsender können selbstverständlich auch mit den Kondensatorkapseln der Serie kombiniert werden, die als Zubehör erhältlich sind. Koordination der Kanäle und adaptive Sendeleistung ew-D1-Systeme koordinieren sich untereinander komplett selbständig: Sind mehrere Sets im Einsatz, synchronisieren sich die Empfänger, so dass in einer idealen Übertragungsumgebung bis zu 15 Kanäle gleichzeitig betrieben werden können. Wo die lokalen Frequenzregularien dies erlauben, beispielsweise in Kanada oder den USA, hat Sennheiser die evolution wireless D1Systeme mit adaptiver Sendeleistung ausgestattet. Dies bedeutet, dass der Hand- oder Taschensender seine Sendeleistung auf bis zu 100 Milliwatt erhöhen kann, um eine noch verlässlichere Verbindung und eine höhere Reichweite zu erzielen. Dafür informiert der Empfänger den Sender kontinuierlich über die für ein stabiles Funksignal benötigte Leistung. „Diese Funktion erhöht nicht nur die Reichweite des Systems, wenn sich beispielsweise der Sänger weiter vom Empfänger wegbewegt – sie spart auch Batterieleistung, wenn Sender und Empfänger näher beieinander sind“, erläutert Martin Fischer. Energieversorgung und App-Steuerung Die D1-Sender können entweder über Standardbatterien oder wiederaufladbare Akkupacks (als Zubehör erhältlich) mit Strom versorgt werden. Die Lithium-Ionen-Akkupacks lassen sich per USB-Anschluss oder Ladegerät aufladen und bieten zusätzlich den Vorteil, dass die verbleibende Akkukapazität sowohl am Sender als auch am Empfänger angezeigt wird. Optional können die ew-D1Systeme über entsprechende mobile Apps mit Apple®- oder Android®-Geräten gesteuert werden. Weitere Informationen unter www.sennheiser-d1.com
TRACKS verlost 1 Evolution Wireless D1 Set. Verlosungs-Teilnehmer schicken eine Postkarte an TRACKS, Postfach 108, 4323 Wallbach oder eine E-Mail an info@tracks-magazin.ch. Stichwort: EW D1 Der Gewinner wird ausgelost
ReReleases, Best Of, Tributes
QUEEN Studio Collection (LP Boxset) Virgin/Universal
lg. Die britischen Queen, eine der grössten Bands der Rockgeschichte und vor allem in den siebziger Jahren stilprägend, beackern nach den vor ein paar Jahren erfolgten und überaus gelungenen CDWiederveröffentlichungen (mit vielen Bonussongs) nun ihren Backkatalog für Vinyl-Releases. Alle 15 Studioalben sind in sehr schöner Aufmachung und jeweils in verschiedenen Vinylfarben im Boxset "Studio Collection" zu finden (die farbigen Vinyls gibt es nur in der Box). Es handelt sich hierbei alles um einzelne LPs, ausser den letzten beiden Alben, "Innuendo" (1991) und das nach Freddie Mercurys Tod (1991) veröffentlichte "Made In Heaven" (1995), welche als schöne Doppel-LPs dieser Box beiliegen. "Queen II" kommt auch mit zwei LPs daher, allerdings ist jeweils eine Seite geetched (und diese Version ist ganz exklusiv für die Box). Die Musik gross vorzustellen hiesse Eulen nach Athen zu tragen. Hier doch ganz kurz ein Versuch: Die Band hat als (Hard) Rock-Formation angefangen, doch immer dominierte die grandiose Stimme von Freddie Mercury, einer der ganz Grossen der Rockgeschichte. Mit den pompösen Chören und der reichlich befrachteten Instrumentierung (insbesondere mit weltbekannten Songs wie "Bohemian Rhapsody" und der genialen Arbeit von Gitarrero Brian May) gingen Queen andere Wege und konnten mit gewissen Songs fast als "Music Hall Band" durchgehen, ohne jedoch ihre Roots – sprich richtig rockige Songs – zu verleugnen. Zudem gehörten Balladen zu festen Bestandteilen des musikalischen Programms der Königlichen. Die ersten sechs Alben der Band – "Queen" (1973), "Queen II" (1974), "Sheer Heart Attack" (1974), "A Night At The Opera" (1975), "A Day At The Races" (1976) und "News Of The World" (1977) – sind allesamt unverzichtbar. In den 80er Jahren grassierte dann auch bei Queen das Pop-Fieber und brachte auch zahlreiche Hits sowie coole Alben hervor (wie "The Works" [1983] und "A Kind Of Magic" [1986]), die den Zeitgeist widerspiegelten. Doch auch damals war leider nicht ganz alles nur Licht, denn zu der Zeit wurde mit dem Kitsch leicht übertrieben. Soundmässig kommen alle LPs in sorgfältig remastered (durch Mastering-Papst Bob Ludwig) und 180 Gramm Editionen und erfüllen höchste Qualitätsstandards. Abgerundet wird die sehr
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empfehlenswerte "Studio Collection" mit einem nur im Boxset erhältlichen grossformatigen Buch, welches neben Texten zu jedem Album, den Lyrics, zahlreiche Fotos aus allen Schaffensphasen von Queen sowie weitere Informationen zu veröffentlichten Videos und Singles enthält. Übrigens erscheinen die LPs auch einzeln, aber in schwarzem Vinyl und ohne Downloadcode. Die Schatztruhe einer der grössten Bands der Rockgeschichte dürfte nur für kurze Zeit erhältlich sein. Neben den Vinyl-Releases geben Queen zusammen mit dem Plattenspielerhersteller Rega einen limitierten Plattenspieler. Der Wahnsinn kennt keine Grenzen… Dennoch ist diese Box sehr empfehlenswert!
ReReleases, Best Of, Tributes PAUL YOUNG Tomb Of Memories The CBS Years 1982-1994 (4 CDs) Sony hh. Mit seiner Band Q-Tips, der trotz grosser musikalischer Klasse nie der verdiente Durchbruch gelang, konnte der gelernte Automechaniker zu Beginn der 80er bereits ausgiebig seine Liebe zum Soul ausleben. Aber der Start seiner MegaKarriere gelang ihm erst als Solo-Artist ab 1983 und Mitte der 80er Jahre wurde er einer der weltweit erfolgreichsten Popsänger mit No.1 Hits in Europa und den USA. Der Durchbruch als Solo-Künstler gelang ihm mit einem Remake des Marvin Gaye Klassikers „Wherever I Lay My Hat On“ von seinem Debüt-Album „No Parlez“, das für 5 Wochen den Top Platz der UK-Charts blockierte, insgesamt 119 Wochen in den Charts verblieb und sich über 7 Millionen Mal verkaufte. Seinen Erfolg zementierte er mit dem Band Aid Projekt Song „Do They Know It's Christmas?“ (1984), bevor er mit der aus seinem zweiten Album „The Secret Of Association“ (1985) ausgekoppelten Single „Every Time You Go Away“ auch in den USA die Charts anführte. Danach stellten sich zwar derartige weltweite Mega-Erfolge nicht mehr ein, aber Paul Young blieb nach wie vor in der Riege der erfolgreichsten europäischen Popsänger, wozu das Duett mit Zucchero „Senza Una Donna“ (1991) massgeblich beitrug. Das vorliegende Box-Set beinhaltet Paul Young's erfolgreichste Zeit und eine Handvoll Songs, die zu den grössten PopKlassikern der Musikgeschichte zählen. Auf den vier CDs ist Young's musikalische Karriere, soweit es seine Zeit beim CBSLabel betrifft, chronologisch festgehalten. Aufgestückt wurden die auf seinen vier Alben und Singles erhältlichen Songs mit neun bislang nicht erhältlichen Alternativ-Versionen, acht Songs bislang nicht auf CD verfügbar und drei unveröffentlichten Tracks. Alle Titel wurden unter der Aufsicht von Paul Young von den Original-Bändern neu remastert. Das 24-seitige Booklet hat ein Vorwort von Paul Young und eine Karriere-Retrospektive geschrieben vom britischen Musikjournalisten Daryl Easlea, sowie eine Reihe rare und bislang nicht veröffentlichte Fotos. „Tomb Of Memories“ ist für jeden Liebhaber guter und gehaltvoller Popmusik ein prachtvolles Werk im Buchformat, gespickt mit Songs eines Ausnahmesängers, die auch nach all
Humble Pie, holten sich Rod Stewart als Marriott-Ersatz und veröffentlichten in diesem Band-Verbund eine Reihe Warner hochkarätiger Songs, die vor allem in Britannien Top-Hits wurden und den Grundstein zu Rod Stewarts späterer Solo-Karriere bildeten. Speziell die beiden von Glyn Johns produzierten Alben „A Nod Is As Good As A Wink…“ und „Oh La La“ beinhalten die grössten Erfolge der trinkfreudigen Truppe. Alle Alben wurden remastert und klingen hervorragend, wobei die VinylVersion dieses Box-Sets dem eingefleischten Sound-Freak einiges mehr an Wärme bietet. Die Gitarren und der Gesang hh. Britanniens legendärste und klingen auf der CD-Version erfolgreichste Pub-Rocktruppe kommt etwas harscher. Für den Facesin diesem Box-Set mit ihren 4 reguläFan ist besonders das Bonusren Studio-Alben plus einer CD mit Album mit den Singles und BSingles und B-Sides noch einmal zu Seiten, insgesamt 9 Songs, neuen Ehren. Obwohl in den vergange- interessant, das sicher in keinen 40 Jahren bereits diverse Sampler ner anständigen Faces-Sammund auch das Box-Set „ Five Guys Walk lung fehlen darf. Alle anderen Into A Bar“ (2004) eine umfassende hier enthaltenen regulären Werkschau der Band boten. The Faces, Alben wurden zusätzlich mit die Fortsetzung der Small Faces nach Bonus-Tracks, zum Teil bisdem Weggang von Steve Marriott zu lang unveröffentlichte, ausge-
den Jahren nichts von ihrer Klasse verloren haben. In der heutigen Zeit, in der es im Popbereich grösstenteils um Masse statt Klasse geht, in der die meisten Hits eine Haltbarkeit von der Brunftzeit einer Eintagsfliege und weniger Tiefgang als eine Pfütze haben, ist diese Zusammenstellung ein Paradebeispiel für anspruchsvollen, hochqualitativen und zeitlosen Pop.
FACES
1970-1975: You Can Make Dance, Sing Or Anything (5 CDs)
stattet, was ein weiteres Argument zum Erwerb diese BoxSets ist. Fazit: «You Can Make Dance, Sing Or Anything » ist für alle an Rockgeschichte interessierte Musik-Fans eine prächtige Sache und gehört definitiv in die Sammlung. Für Rod StewartFans ist die Box ohnehin unverzichtbar, denn so intensiv rockend und mit Saft und Kraft war das „Reibeisen“ nur in dieser Zeit (inkl. seine frühen Solowerke) unterwegs. Und
diejenigen, die als Fans bereits alle Platten im Regal haben, bekommen hier durch das Remastern und die BonusTracks neues Ohrenfutter. Der einzige Schwachpunkt in diesem Box-Set ist das kümmerliche Booklet, das nicht viel mehr als eine Auflistung der enthaltenen Songs bietet. Eine derartige Werkschau einer grossen und massgebenden Band wie The Faces hätte da sicher mehr verdient.
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ReReleases, Best Of, Tributes
Meisterwerke im Paket hh. Nachdem es in den 80ern sehr ruhig um die amerikanische Country-Legende geworden war und die musikalischen Outputs in dieser Zeit nicht unbedingt zu den Glanzpunkten seiner Karriere zählten, nahm sich Produzent Rick Rubin seiner an und produzierte zwischen 1994 und 2003 sechs Alben mit dem „Man In Black“ – wobei die letzten beiden Alben in dieser „American Recordings“ betitelten Reihe nach Cash's Tod 2003 veröffentlicht wurden. Alle diese Platten zeichnen sich durch einen Tiefgang und eine Intimität aus, die in der gesamten Popgeschichte einzigartig ist. Sie zeigen den CountryRebellen stolz, nackt, kraftvoll, verletzt, vom Leben gezeichnet und ab dem dritten Album „Solitary Man“ erstmals mit alters- und krankheitsbedingt brüchiger Stimme, die trotzdem noch jedem Sturm zu trotzen scheint und sich mit einer beispiellosen Intensität auf ewig in die Seele des Hörers brennt. Cash präsentiert sich auf all diesen Alben als Künstler, der den vielen Song-Remakes anderer Interpreten seinen ureigenen Stempel aufdrückt, jeden gecoverten Song auf unnachahmliche Weise zu seinem eigenen macht. Ein maximaler Verdienst für die herausragende musikalische und soundtechnische Qualität dieser „American Recording“-Reihe gebührt Produzent Rick Rubin, der bekannt und hochgeschätzt dafür ist, auch die intimsten Momente aus seinen Künstlern heraus zu holen, die Seele der Musiker zu offenbaren. Im Fall von diesen Johnny Cash Produktionen ist ihm das ohne Einschränkungen und ohne jedes Wenn und Aber auf höchst eindrückliche und nachhaltige Weise gelungen und hat dem einstigen Country-Rebellen damit zu den
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besten Aufnahmen seiner ganzen Karriere verholfen. In seiner Gesamtheit ein mehr als würdiges, abschliessendes Werk von einer der allzeit grössten und wichtigsten Figuren der amerikanischen Musikgeschichte. Die Songs und die Interpretationen all dieser sechs LPs sind essentiell für jeden Musikfan, egal welchem musikalischen Genre er sich zugehörig fühlt, ob Pop, Rock, Blues, Country oder Metal. Wer von diesen Aufnahmen nicht bis ins Mark getroffen wird, hat den Kern von leidenschaftlicher Musik nicht kapiert oder das Gemüt eines Regenwurms. Die sechs bzw. 7 enthaltenen LPs („American IV – The Man Comes Around“ ist ein Doppelalbum) kommen als 180gr. schweres Vinyl und dem Box Set ist ein Code zum Download aller LPs im MP3 Format beigelegt.
ReReleases, Best Of, Tributes herausragende Remastering der Original-Alben. Im Vergleich zu vielen remasterten Neuauflagen alter Klassiker, die unterm Strich die Bearbeitung nicht wert sind und eher schlechter und seelenloser als das Original klingen, wurde hier wirklich eine erhebliche Soundqualitätssteigerung erreicht. Klar, Puristen werden entgegenhalten, dass das Original immer das Original bleiben wird. Dem wollen wir nicht widersprechen, aber für
TASTE I'll Remember 4 CD Box-Set Universal
hh. Mit Taste legte Rory Gallagher, einer der ersten und wenigen irischen GitarrenHelden (der heute zusammen mit Thin Lizzy's Phil Lynott und Gary Moore zu den Nationalhelden der grünen Insel zählt) den Grundstein für seine später folgende Solo-Karriere. Gallagher starb 1995 an den Folgen einer Lebertransplantation, bedingt durch seine Alkoholabhängigkeit. Gallagher-Fans werden selbstverständlich die beiden Taste Alben („Taste“-1969, „On The Boards“-1970) in ihrer Sammlung haben. Was den Erwerb dieses Box-Sets jedoch auch für sie interessant bzw. unverzichtbar macht, ist das
eine CD-Neuauflage eines Vinyl-Originals sind die beiden hier enthaltenen Taste-Alben in jeder Beziehung ohne Einschränkungen das Mass der Dinge. Schlichtweg hervorragend! Als Bonus-Tracks wurden jedem Album eine Reihe Studio-Outtakes und alternative Songversionen zugefügt, die speziell Gallagher-Fans erfreuen werden. Auf CD 3 gibt es einen Mitschnitt eines Konzerts aus Stockholm aus dem Jahr 1970 in guter Klangqualität, was man von den ebenfalls auf dieser CD enthaltenen fünf Songs aus dem Paris Theatre, London nicht sagen kann. Diese im Rahmen der „BBC Live In Concert“ Reihe aufgenommen Titel erreichen gerade mal minderwertigen Bootleg-Charakter, denen höchstens Historiker oder beinharte Fans etwas abgewinnen können. Ziemlich überflüssig ist der Grossteil von CD 4. Bei den sogenannten „The Belfast Sessions“ handelt es sich um Studio-Demos
SPRING Same Cherry Red Records
rp. Die englische ProgressiveRock-Band Spring ist in zweierlei Hinsicht interessant. Das Ende der sechziger Jahre gegründete Quartett hatte Pick Withers in ihren Reihen, der später Drummer von Dire Straits wurde. Gut, man könnte noch hinzufügen, dass Sänger Pat Moran später als Engineer und Produzent für Queen, Rush, Iggy Pop und andere arbeitete und, dass Gitarrist Ray Martinez als Session- und Live-Musiker u.a. für Robert Plant tätig war. Das zweite Interessante ist die Musik von Spring. Ihr Progressive-Rock strahlt eine gewisse Sanftheit aus, die eher zum Folk und Barock-Pop
gehört. Und natürlich ist da der häufige Gebrauch eines Mellotrons, einer Urfom des Samplers, das beispielsweise im Beatles-Song «Strawberry Fields Forever» zu hören ist. Das führte auf ihrem selbstbetitelten Debüt zu Songs, die poppig und gleichzeitig vertrackt klingen. Spring hatten aber auch eine rockige Seite, wie Songs wie «Shipwrecked Soldier» oder «Golden Fleece» belegen. An erster Stelle ist ihr einziges Album aber ein zeitloser Klassiker des Genres, das nicht übrigens nicht zum ersten Mal wiederveröffentlicht wird. Noch nie wurde das Werk aber mit so vielen Bonustracks, insgesamt zwölf, versehen. Die zweite CD enthält Demos und Songs eines zweiten, nie veröffentlichen Albums. Songs wie «Hendre Mews», «World Full Of Whispers», «Painted Ship» oder «Fools Gold» beweisen, dass Spring noch mehr Potential gehabt hätte.
mit allen Fehlern und vor allem ärgerlichen Drop-Outs. Der Sinn dieser Veröffentlichungen darf durchaus angezweifelt werden, denn mit etwas Mühe hätten diese Fehler mit der heutigen Studiotechnik sicher behoben werden können. Die Liveaufnahmen zum Abschluss der 4. CD („Live At Woburn Abbey“-1968) entschädigen dafür wieder etwas, ist der Sound zwar nicht als gut, aber immerhin als akzeptabel zu bewerten. Das 40-seitige Booklet ist detailliert und informativ und mit vielen Raren Fotos und Memorabilien ausgestattet. Fazit: Trotz einiger Schwachstellen ist das gesamte Box-Set eine tolle Angelegenheit und wird der hohen musikalischen Qualität und Bedeutung des Trios unbedingt gerecht. Für Bluesrock-Fans jüngerer Generationen wie natürlich auch Gallagher-Fans unverzichtbar.
ReReleases, Best Of, Tributes TINA TURNER Private Dancer (30th Anniversary Edition) Parlophone / Warner lg. Vor der Veröffentlichung dieses PopAlbums im Jahre 1985 war Tina Turner schon lange Jahre aktiv. Mit "River Deep - Mountain High", dem Creedence Clearwater Revival-Cover "Proud Mary" und natürlich "Notbush City Limits" hat die Frau mit der knackigen Blues/Soul-Stimme, damals noch mit Ehemann Ike Turner, einige Hits gelandet. Die Medienpräsenz von Ike Turner aufgrund von Drogen und Gewalt sowie immer wiederkehrende Prügel führten zur Trennung von Tina Turner von ihrem Tyrann. Lange wurde es ruhig um die Sängerin, doch 1985 schlug sie wieder voll ein mit dem Album "Private Dancer", welches nun als "30th Anniversary Edition" mit Bonus -CD neu aufgelegt wird. Die markante Stimme von Tina Turner veredelt die Songs, die zwischen fetzig-rockig und schnulzig sind. Natürlich kommen auch 80s-Synthies nicht zu kurz, doch haben die Songs mehr Tiefgang als die meisten Pop-Songs aus dieser Zeit (und verglichen mit heute sowieso). Songs wie der Opener "I Might Have Been Queen", "Private Dancer" oder "Steel Claw" haben fast schon eine AORSchlagseite. Doch auch die softeren Songs wie "What's Love Got To Do it" sind nicht
von schlechten Eltern. Die Bonus-Disc beinhaltet eine interessante Zusammenstellung von Raritäten, B-Seiten und Maxi-Versionen. Spannend sind zum Beispiel der einfache Rocker "I Wrote A Letter" oder das ZZ Top-artige "Don't Rush The Good Things". Abgerundet wird diese 12-Songs beinhaltende CD mit dem Song "We Don´t Need Another Hero" – der Soundtrack zum Film "Mad Max 3 (Beyond Thunderdome)", in dem auch Tina Turner mitwirkte –sowie "It's Only Love", ein Duett mit dem Kanadier Bryan Adams. Es lohnt sich, dieses starke Album mit dieser Jubiläumsedition neu zu entdecken.
TEA & SYMPHONY An Asylum For The Musically Insane Esoteric Recordings rp. Die englischen Tea & Symphony dürfen für sich in Anspruch nehmen, eine der ersten Bands auf dem legendären Harvest-label (Barclay James Harvest, Deep Purple, Pink Floyd, The Move, Syd Barrett und Electric Light Orchestra) gewesen zu sein. Ihr Debüt «An Asylum For The Musically Insane» erschien 1969, im gleichen Jahr wurde Harvest, ein Able-ger von EMI, ins Leben geru-fen. Ihr ziemlich schräger und nach vielen Seiten offener Prog-Folk verhinderte aber, dass dem Trio
STATUS QUO The Vinyl Collection 1972-1980
hh. Über diese Band noch gross Worte zu verlieren, erübrigt sich selbstverständlich. Wohl keine andere Truppe hat geschafft, dermassen generationsübergreifend über Jahrzehnte Megaerfolgreich zu sein und vor allem bis heute zu bleiben. Mit dem Kritiker-Vorwurf, „kennst du einen QuoSong, kennst du alle“ können die Boogie-Rocker und ihre unzähligen Fans sehr gut leben, abgesehen davon stimmt es auch nicht. Dass Quo wesentlich mehr Variationen drauf haben, als durch ihre Hits bekannt sind, ist in diesem Vinyl-
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um Sänger Jeff Daw ein Erfolg wie Deep Purple oder anderen Harvest-Bands zu Teil wurde. Der Albumtitel «An Asylum For The Musically Insane» trifft den Sound der neun Songs ziemlich gut. Immer wieder ziehen sich Eigentümlichkei-ten, Skurrilitäten und gar Gespenstiges durch das Album. Unerwartete Wendungen überraschen den Hörer, wie die Band auch gerne Stile miteinander vermischt. Hauptsache unberechenbar. Lust, Erwartungen zu erfüllen, hatte Tea & Symphony eh nicht. Dazu sind die einzelnen Songs zuweilen etwas wirr strukturiert. Für den Hörer hat das aber durchaus einen gewissen Charme. Das Interesse an Originalkopien der LP (wahrscheinlich auch wegen des tollen und farbenfrohen Covers) ist ungebrochen gross. Sammler geben gerne 300 Sfr oder mehr dafür her. Die Wiederveröffentlichung enthält einen Bonustrack. Die Coverversion von Procol Harum's «Boredom», von ihrer Debüt-Single, klingt geradezu gewöhnlich im Vergleich zum Rest von «An Asylum For The Musically Insane».
THIRD WORLD WAR Third World War Esoteric Recordings rp. Amüsant, wenn die CD einer Band wie Third World War auf einem
Label wie Esoteric Recordings erscheint. Mit Spiritualität hat der Sound auf dem Debüt der englischen Band wenig bis gar nichts gemein. Die Musik auf dem 1971 veröffentlichten Album gilt als Protopunk (Sound der Wegbereiter des Punks wie bzw. The Stooges) Das Duo um Jim Avery und Terry Stamp hatte Third World 1970 ins Leben gerufen, auch um musikalisch und textlich dem Friedensgesäusel der Hippie-Ära entgegenzutreten. Ihre politisch links angesiedelten Texte untermalten sie mit lauten, Fuzz getränkten und dröhnenden Gitarren, dumpfen Drums und einer zuweilen röhrenden Hammondorgel. Terry Stamp proklamierte dazu mit konstant heiserer Stimme Parolen wie «Get Out Of Bed You Dirt Red» oder Preaching Violence». Dazu passte auch der leise Abgesang ans Berühmt sein in «Stardom Road Part I». Unterstützt wurden das Trio von einer illusteren Schar von Musikern wie Jim Price und Bobby Keyes (Bläsersektion der Rolling Stones), Tony Ashton (Jerry Lee Lewis, George Harrison, Eric Clapton oder Paul McCartney) oder Fred Smith (John Cale, Brian Eno). Die aktuelle Wiederveröffentlichung, übrigens nicht die erste, wurde remastered und mit zwei Bonustracks ergänzt. Der Rock'n'Roll von «A Little Bit Of Urban Rock» (Single B-Seite) macht sich gut als Abschluss.
Box-Set allerbestens nachzuhören. Kommt dazu, dass die hier dokumentierten Schaffensjahre zu den kreativsten und hart rockendsten der Band gehören und den Grundstein für die bis heute anhaltende Karriere der Truppe legten. Quo-Fans werden die Original-LPs sicher schon lange im Regal haben, als Gründe für eine Neuanschaffung dürfen jedoch angeführt werden: alle LPs wurden von den Originalbändern remastert und bieten einen hervorragenden Sound, jede LP kommt in 180gr schwerem Vinyl in den Original-Covern mit Inlays, jeder LP ist ein Poster beigelegt und ein Download-Code für die MP3 Versionen. Das Box Set beinhaltet folgende 10 Alben: PILEDRIVER (1972), HELLO (1973), QUO (1974), ON THE LEVEL (1975), BLUE FOR YOU (1976), QUO LIVE –Doppelalbum- (1977), ROCKIN' ALL OVER THE WORLD (1977), IF YOU CAN'T STAND THE HEAT (1978), WHATEVER YOU WANT (1979), JUST SUPPOSIN' (1980). Fazit: Das Box Set ist zwar nicht gerade billig, aber auf Grund der unzähligen enthaltenen Rockklassiker und dem hervorragenden Sound jeden investierten Franken wert. Vor allem Fans, die mit den späteren poppigen Ausflügen der Briten nicht so ihren Spass hatten, bekommen hier die schweisstreibend arbeitenden, soliden und hart rockenden Boogie-Kings serviert – Quo zu ihren besten Zeiten – frisch auf den Tisch! Ein wahrhaft tolles und wertvolles Geschenk unter jedem Weihnachtsbaum.
DVD/BluRay
RAMMSTEIN In Amerika 2 DVD/2 BluRay) Universal hh. Mit dem in 20 Minuten ausverkauften Konzert im Madion Square Garden, New York feierten Rammstein im November 2010 nach 10 Jahren Tourabstinenz eine triumphale Rückkehr in die USA, wo sie bereits vorher höchst erfolgreich waren. Der amerikanische Erfolg der Truppe erstaunt allerdings nicht wirklich, denn Rammstein geben dem Publikum das, worauf es bei Live-Perfomances in erster Linie ankommt: Entertainment! Und da sind sie mit ihrer explosiven und präzisen Show weltweit führend und stellen sogar Kiss in den Schatten. Selbst die in dieser Hinsicht verwöhnten Amis waren von dem (im wahrsten Sinn des Wortes) pausenlosen Feuerwerk, der unvergleichlichen Energie und dem harten, düsteren Rock der Berliner dermassen angetan, dass Rammstein zu den erfolgreichsten deutschen Bands gehört, die die USA jemals überrollt haben. Die Sprache stellte dabei kein Hindernis dar, die Amis – obwohl die meisten wohl nichts von den deutschen Texten verstanden – sangen die Hooklines und Refrains mit. Wie sehr das New Yorker Publikum die Deutschen feierten, zeigt dieser Konzertmitschnitt, der das komplette Live-Programm dieses Abends zeigt. Rammstein präsentieren sich in Top-Form, spielen wie gewohnt unglaublich auf den Punkt und mit dem Druck einer Dampfwalze. Dazu die einzigartige, provokante Show, die weltweit konkurrenzlos ist und eine gelungene Song-Set-Liste machen diese Doku zu einem absoluten Pflichtkauf. Dass Bild und Ton von höchster Qualität sind, versteht sich von selbst – Rammstein überlassen nichts dem Zufall! Ein grandioses, knapp 2-stündiges Live-Dokument der gewaltigsten Rockband, die jemals von Deutschland aus die Welt eroberte. Das Sahnehäubchen in diesem Paket ist allerdings die vom
SLASH feat. Myles Kennedy & The Conspirators Live At The Roxy 25.9.14 Eagle Vision hh. Mit den letztjährigen ClubGigs in L.A. liess Slash seine Vergangenheit auferstehen, als er sich mit Guns'n Roses aufmachte, die Welt zu erobern und in Lokalen wie Troubadour, The
renommierten Musikfilm-Macher Hannes Rossacher produzierte zweistündige Dokumentation „Rammstein In Amerika“, die durchleuchtet, wie und warum die Deutschen jenseits des grossen Teichs solch gigantische Erfolge feiern konnte und wie es überhaupt dazu kam. Dabei kommen eine Reihe Promiente zu Wort, die dieses Phänomen aus ihrer Sicht erklären: u.a. Iggy Pop, Chad Smith (Red Hot Chili Peppers), Moby, Melissa Auf der Maur, Marilyn Manson, Kiefer Sutherland, Steven Tyler (Aerosmith), Jonathan Davis (Korn), CJ Ramone, Scott Ian (Anthrax), Slipknot, System of a Down, KISS, and Taylor Momsen. Allein diese wirklich herausragend gemachte, spannende und hochinformative Doku ist das Geld mehr als wert. Als zusätzlichen Bonus gibt es dann noch eine 20-minütige Doku über die Produktion des Albums “Liebe ist für alle da”. Fazit: “In Amerika” ist eine faszinierende Doku mit höchstem Unterhaltungswert und wird dem Phänomen Rammstein in allen Belangen gerecht. Im Vergleich zu den unzähligen LiveMitschnitten/Dokus liegt dieses aus 2DVDs oder 2 BluRays ganz weit vorn und sollte sich von allen Rockfans, auch wenn sie keine direkten Rammstein-Fans sind, angeschaut werden. Da gibt es zudem für viele (Nachwuchs-)Musiker besten Unterricht in Sachen “mit der Musik allein ist es nicht getan, um ganz nach oben zu kommen”. Ganz, ganz grosses Kino – gehört in jeden Haushalt!
Whisky und Roxy den Grundstein seiner Karriere legte. Von Slash und seinen Conspirators gibt es ja bereits einige LiveMitschnitte, die aber in grösseren Hallen oder auf Festivals aufgenommen wurden und wo sich die Song-Setlisten überwiegend identisch gestalteten. Da macht auch dieses Roxy-Konzert keine besonderen Ausnahmen – es ist wie gewohnt ein musikalischer Querschnitt durch die Stationen des Gitarristen mit dem Zylinder. Was diese Konzert-Doku jedoch heraushebt ist die Atmosphäre im Roxy, die sich hör- und sichtbar auf die ganze Band überträgt. Schwitziger, heisser Rock'n' Roll – man kann förmlich den Stallgeruch
dieses legendären Clubs schmecken. Die Band, ohnehin eine der derzeit heissesten Rocktruppen überhaupt, gibt alles und überzeugt als verschworene, bestens harmonisierende Einheit auf ganzer Linie mit einem herausragenden Myles Kennedy, der einmal mehr Slash's ehemalige Sänger inkl. der Mann namens Rose wie Amateure aussehen lässt. Hoffen wir an dieser Stelle, dass sich die Gerüchte um eine GunnersReunion in Original-Besetzung nicht bewahrheiten und wir so dem Niedergang einer Legende nicht beiwohnen müssen. Denn was Axel Rose heutzutage zu bieten hat, ist noch nicht mal mehr eine Karrika-
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DVD/BluRay tur seiner selbst sondern einfach nur nervend und überflüssig. Wer sich also die guten, alten Gunners zurücksehnt – mit all ihrer Klasse und Rasse, der ist bei Slash und seinen Kollegen allerbestens aufgehoben. „Live At The Roxy…“ ist Rock'n'Roll pur!
STRAY CATS Live At Rockpalast MIG Music
ub. Anfang der 80er-Jahre bescherten die Stray Cats dem Rock'n'Roll der 50er ein Revival. Entdecker Dave Edmunds produzierte die erste Single „Runaway Boys“ (1981) mit der das wilde Trio die Hitlisten in
ihrer Wahlheimat England stürmte. Plötzlich war Rockabilly wieder angesagt. Die Band um den Gitarristen und Sänger Brian Setzer wurde 1979 in New York zusammen mit dem Standschlagzeuger Slim Jim Phantom und dem Stehbass reitenden Lee Rocker gegründet. Die Cats waren echte Bad Boys mit Schmalztolle und Tätowierungen, die sich musikalisch an Eddie Cochran orientierten und grossen Einfluss auf die Szene hatten. Das fantastische Zeitdokument „Live At Rockpalast“ hält zwei grossartige Leckerbissen der unumstrittenen Ikonen des Neo-Rockabilly bereit: Ein Konzert vom Juli 1981 in Köln und einen weiteren Auftritt am Open Air Festival auf der Loreley vom August 1983 (mit U2, Joe Cocker, Steve Miller Band). Nach über 30 Jahren werden die Aufnahmen nun ein erstes Mal veröffentlicht. Die Ton- und Bildqualität ist hervorragend. HD darf man jedoch nicht erwarten. Die Cats liefern energetische Live-Shows ab, die nichts an Intensität eingebüsst haben und bis heute begeistern. Die Klassiker “Stray Cat Strut”, “Rumble In Brighton” und “Rock This Town” werden unsterblich. Zum einen manifestiert das Filmmaterial das grosse
Können der Musiker, zum anderen wird die rasante Entwicklung der Band veranschaulicht: Zwischen den beiden Konzerten liegen Welten. Waren die Stray Cats 1981 noch rohe Rebellen mit Ecken und Kanten, so traten sie bereits zwei Jahre später als angesehene Stars auf.
AEROSMITH Rocks Donington 2014 Eagle Vision
auch bei seinem Partner Joe Perry das jahrelange exzessive Leben keine sichtbaren Spuren hinterlassen hat – unter Rentnern stellt man sich wahrlich etwas anderes vor! Und so ist „Donington 2014“ unterm Strich eine zwar routinierte aber mehr als passable Show des Quintetts mit reichlich Rockklassikern bestückt. An Sound und Kameraführung gibt es nichts zu mäkeln, alles vom Feinsten, wie auch das sehr informative Booklet. So werden Aerosmith-Fans mit diesem Werk zweifellos ihre Freude haben.
GREGG ALLMAN Live: Back To Macon, GA Rounder Records
hh. Vor der beeindruckenden Kulisse des Download-Festivals im britischen Donington gaben sich Steven Tyler, Joe Perry, Brad Whitford, Tom Hamilton und Joey Kramer aka Aerosmith im letzten Jahr die Ehre und wurden von den Fans begeistert empfangen. Aerosmith, die wohl britischste Band unter den amerikanischen Mega-Rockacts, hatten diesbezüglich ja so etwas wie ein Heimspiel und boten den Fans eine umfassende musikalische Reise durch ihre mittlerweile 45 Jahre andauernde Karriere. Dabei kamen auch diverse Songs zum Einsatz, die Tyler & Co eher selten im Live Programm darbieten, wie beispielsweise „Freedom Fighter“ oder „Home Tonight“. Natürlich sind die grossen Hits aus den knapp fünf Jahrzehnten dabei, die bei den Fans für offensichtlich grossen Spass sorgen und lautstark mitgesungen werden. Im Vergleich zu einem der besten jüngeren Aerosmith-Live-Mitschnitte, dem 2011 veröffentlichten „Rock For The Rising Sun“, wirkt die Band in Donington aber nach furiosem Auftakt auf Dauer etwas ausgepowert, speziell Tyler's Stimme ist die Anstrengung anzuhören. Aber was soll's, der Mann ist Mitte 60 und dafür bringt er immer noch mehr Power als die meisten 40+Frontmänner. Kommt dazu, dass die Luftschmied-Songs extrem schwer zu singen sind und selbst Sängern, die Tyler's Enkel sein könnten, alles abverlangen. Optisch präsentiert sich Tyler in blendender Verfassung, wie
ub. Klingt zunächst verwirrend, dass „Back To Macon” Allmans allererste Solo-DVD sein soll, denn der blondbärtige Rock-Veteran veröffentlicht seit 1973 Solo-Platten und tourte zudem jahrzehntelang mit der Allman Brothers Band um die Welt. Ein gutes Jahr nach dem Release des Tribute-Spektakels „All My Friends“ vom Januar 2014, bei dem das Who-is-Who des Blues mitwirkte, erscheint mit dem neuen DoppelCD/DVD-Set aus dem historischen Grand Opera House von Macon ein weiterer LiveMitschnitt vom Januar 2014. Zwischen den beiden erwähnten Events liegen bloss vier Tage. Macon im USBundesstaat Georgia ist für Allman ein zwiespältiger Ort: In den Capricorn Studios nahm die ABB das Meisterwerk „Brothers And Sisters“ sowie Greggs ganzen Stolz „Midnight Rider“ auf. In Macon kam allerdings auch Bruder Duane bei einem Motorradunfall ums Leben. „All My Friends“ hatte Allman als „absoluten Höhepunkt seines Lebens“ bezeichnet, weshalb die erneute Publikation eines Konzertes überflüssig erscheint, zumal ganze 10 der insgesamt 16 Titel des Best-Of-Programms
DVD/BluRay bei beiden Platten identisch sind. „Back To Macon“ ist allemal ein Ohrenschmaus mit Arrangements zum Niederknien. Die zweite CD allein rechtfertigt die gesamte Veröffentlichung. Neben den Trumpfkarten „Statesboro Blues“ und „Whipping Post“, an denen man sich niemals satthören wird, bietet „Back To Macon“ im direkten Vergleich zusätzliche Leckerbissen wie den Rocker „Love Like Kerosene“ aus der Feder des SoloBand Gitarristen Scott Sharrard oder das feurige ABB-Instrumental „Hot 'Lanta“. Das elfminütige Finale „One Way Out“ besticht durch die grossartigen SoloEinlagen des brillanten Drummers Steve Potts sowie des Special Guests Devon Allman an der Gitarre. Auffallend auch die beiden Saxofonisten Jay Collins und Art Edmaiston. Gregg Allman hat eine feine und unverbrauchte Solo-Band ins Leben gerufen, die in die Vollen geht und dabei derart präzise spielt, dass es für jeden Musikfan eine wahre Freude ist!
THE BLUES COMPANY Ain't Nothing But… (DVD + CD) Inakustik hh. Die Blues Company ist eine der langgedienten deutschen Bluesbands und hat den Ruf, eine der besten (wenn nicht die beste) Bands des « grossen Kantons » zu sein. Auch bei uns ist die Truppe um Gitarrist/Sänger Toscho Todorovic dank unzähligen Konzerten fest etabliert und sehr beliebt. Und das zu Recht, muss man nach dem Genuss des neuen Albums einmal mehr sagen. Aufgenommen wurde der Live-Mitschnitt in Toschos Heimatstadt Osnabrück und die Art und Weise der Show war nicht nur für die Bluescompany sondern auch für das Publikum ein Novum, denn die Zuhörer konsumierten den Sound per Kopfhörer und kamen dadurch natürlich in den Genuss eines ausgefeilten Sounds. Dazu kam, dass das Publikum in entspannter Atmosphäre sitzend in Sofas und Sesseln platziert wurde und mittendrin die Band selbst. Das alles sorgte für eine sehr intime Stimmung, der vordergründige Anstrich eines gelangweilten Publikums täuscht. Denn Langeweile kommt bei der Blues Company nicht auf. Die Band ist perfekt aufeinander eingespielt und hat sich trotz aller Routine auch über die Jahre einen mitreissenden, swingenden Groove bewahrt. Das Geheimnis der Band ist wohl auch dabei, dass sie sich trotz der geschliffenen Darbietung
immer geerdet und mit etwas Dreck an den Stiefeln präsentieren. Das berührt und ist authentisch. Über die musikalischen Fähigkeiten der Musiker muss man im Einzelnen keine Worte verlieren, alle gehören zu den besten ihres Fachs und spielen absolut band- und songdienlich, was im speziellen von der Bläsersektion gesagt werden muss. Der Chef selbst überzeugt nicht nur als gefühlvoller Gitarrist sondern auch als herausragender Sänger. „Ain't Nothing But…“ ist ein tolles Livedokument der Bluescompany, perfekt in Sound und Bild und unterstreicht eindrucksvoll, dass Toscho und seine Mannen (plus Backgroundsängerinnen) nach wie vor an der Spitze des deutschen Blues stehen.
BEN GRANFELT BAND
THE WHO Live At Shea Stadium 1982 Eagle Vision
th
Live – 20 Anniversary Tour Music Avenue ub. Drei Platten hatte der finnische Gitarrist mit Gringos Locos aufgenommen, bevor er zu den Leningrad Cowboys wechselte. Bei der Kult-Truppe aus Helsinki blieb er für fünf Alben und ist im Dokumentarfilm „Total Balalaika Show“ (1993) zu sehen. Die Ben Granfelt Band ist indes eine andere Geschichte: Nach eigenen Angaben spielt die Gruppe „Classic Rock with a touch of Blues“. Das kommt in etwa hin. Das 20-jährige Jubiläum bezieht sich lediglich auf Granfelts Tätigkeit mit der eigenen Band, deren Debüt „The Truth“ 1994 veröffentlicht wurde. Zwischendurch legte der inzwischen 52-jährige Gitarrero sein Solo-Ding allerdings für drei Jahre beiseite um mit Wishbone Ash auf Tournee zu gehen. Leider garniert die BGB (mit Drummer Risto „Klingeling“ Rikala, der eigentlich noch ein Junge ist und Kai Jokiaho auf der D-Tournee 2014 ersetzte) das umfangreiche Set mit teils fragwürdigen Covers („Baker Street“ von Gerry Rafferty, J.J. Cales „Cocaine“ oder „Breathe“ von Pink Floyd), sodass das Publikum während des knapp zweistündigen Gigs brav an den Tischchen kleben bleibt. Erst nach 90 Minuten kommt langsam Stimmung in den Laden und Granfelt, obwohl gesanglich limitiert, überzeugt als kompetenter Songwriter und virtuoser Potenzbrocken an der Gitarre. Der fette Sound gefällt bei „Because We Can“ sowie beim mitreissenden 70er-Rocker „Get Up And Go“. Etwas kommerzieller kommt „Going Home“ vom letzten Studiowerk „Handmade“ daher. Unbestrittener Höhepunkt der Show bleibt zweifellos der dreckige „Almighty Blues“ von der Wishbone Ash-LP „Bona Fide“ (2002).
hh. Zwei Nächte gastierten The Who im Oktober 1982 im New Yorker Shea Stadium, wovon das zweite Konzert hier vorliegt. Im Bonus-Teil gibt es 5 Songs von der ersten Show. Mit insgesamt 30 Songs gibt es hier einen grossangelegten Überblick über das bisherige Schaffen der Briten, sowie einige Songs aus dem damals aktuellen Album „It's Hard“. Die Band zeigt sich in prächtiger Spiellaune und präsentiert natürlich die bekannten und von den Fans geliebten Who-Posen: Townshend's Windmühlen Riffing und Daltrey's MikroLasso-Attacken ohne Ende. Townshend selbst macht einen sportlich fitten Eindruck, erstaunlich, da er sich in dieser Phase ansonsten einem ziemlich ausschweifenden Lebensstil mit jeder Menge ungesunder Substanzen hingab. Erst zum Schluss der Show sieht man ihm die Anstrengung deutlich an. Bassist John Entwistle steht wie gewohnt als Fels in der Brandung und glänzt mit hoher musikalischer Virtuosität. Was allerdings aus der ehemals einzigartigen, unvergleichbaren Truppe inzwischen zu einer zwar grundsoliden, versierten und routinierten jedoch nicht mehr einzigartigen Band werden liess, sitzt hinter den Drums und heisst Kenny Jones. Der ehemalige Small Faces/Faces-Drummer, der wie es heisst, den Job gegen den Willen von Roger Daltrey nur bekam, weil Townshend damit das angeschlagene ModImage der Band retten wollte, fasste mit dem Einstieg bei The Who den wohl undankbarsten und schwersten Job seiner Karriere. Er musste den 1978 verstorbenen Keith Moon ersetzen und das, wie auch dieser LiveMitschnitt deutlich macht, war ein Ding der Unmöglichkeit. Jones ist/war sicher ein hervorragender Drummer, konnte aber in die Kategorie „BandDrummer“ eingeordnet werden, d.h. er spielte stets band- und songdienlich ohne grosse Eskapaden. Keith Moon hingegen war das blanke Chaos, der trommelnde Wahnsinn, der sich an keine Vorgaben hielt und dafür sorgte, dass The Who live eine gefährlich explosive, stets am Abgrund hangelnde hammerharte Rockband waren, absolut konkurrenzlos in ihrem Bereich. So gesehen war Keith Moon der Dreh- und Angelpunkt der Band und sorgte mit seinen zum Teil extremen Showeinlagen und seinem, einem endlosen Drum-Solo anmutendem Spiel für den ganz speziellen Kick. Und das gab es nun leider nicht mehr und so starb mit Keith Moon auch eine der wichtigsten Who-Komponenten. Dass die Truppe nach dem Tod ihres trommelnden Derwischs weitermachte, hatte aber durchaus grosse Berechtigung, denn sie waren nach wie vor eine der herausragendsten, authentischsten britischen Rockbands mit einem Sack voll Song-Klassikern, von denen ein grosser Teil hier verewigt wurde.
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KONZERTKALENDER ANDREAS GABALIER
DORO
19.11. Basel, St. Jakob Halle
6.12. Pratteln, Z7
20.11. Zürich, Hallenstadion
EAGLES OF DEATH METAL
ANE BRUN
18.11. Zürich, Komplex 457
20.11. Zürich, Kaufleuten
EISHEILIGE NACHT: SUBWAY TO
21.11. Bern, Bierhübeli
SALLY, FIDDLERS GREEN, LETZTE
ANTI FLAG
INSTANZ, VERSENGOLD
13.11. Lyss, KUFA
17.12. Pratteln, Z7
ART GARFUNKEL
ELUVEITIE & FRIENDS
30.11. Zürich, Kongresshaus
2.1. Wetzikon, Eishalle
BACKYARD BABIES
EUROPE
10.11. Winterthur, Gaswerk
27.11. Pratteln, Z7
BALTHAZAR
EVERLAST
18.11. Luzern, Schüür
5.11. Luzern, Schüür
BASCHI
EVERYTHING EVERYTHING
22.1. Aarau, Kiff
6.12. Luzern, Schüür
29.1. Zürich, Plaza
FABIAN ANDERHUB
25.2. St. Gallen, Kugl
7.11. Zug, Chollerhalle
26.2. Bern, Bierhübeli
FALK
4.3. Luzern, Schüür
9.12. Luzern, Schüür
10.3. Basel, Volkshaus
FAMARA
11.3. Solothurn, Kofmehl
6.11. Basel, Parterre
BENJAMIN CLEMENTINE
14.11. Aadorf, LIVEinAadorf
18.12. Zürich, Kaufleuten
FEAR FACTORY
BOB DYLAN
26.11. Aarau, Kiff
13.11. Basel, Musical Theater
FIVE FINGER DEATHPUNCH
BOY
12.11. Winterthur, Eulachhalle
12.11. Luzern, Schüür
GRAVEYARD
CARL CRAIG
10.11. Zürich, Dynamo
12.12. Zug, Galvanik
GREGOR MEYLE
CARO EMERALD
20.11. Zürich, Volkshaus
6.11. Zürich, Kaufleuten
HEATHER NOVA
CHLYKLASS
7.11. Lyss, KUFA
14.11. Zug, Galvanik
HECHT
CJ RAMONE
7.11. Winterthur, Albani
SUPPORT: MIDRAKE, APE MACHINE IN FLAMES 3.12. Zug, Galvanik
15.11. Pratteln, Z7
COUNT GABBA
ITCHY POOPZKID
6.11. Luzern, Schüür
19.11. Luzern, Schüür
CRADLE OF FILTH
JOHN GARCIA
3.11. Luzern, Schüür
8.12. Zürich, Plaza
DANKO JONES
9.12. Lausanne, Le Bourg
17.11. Zürich, Dynamo
JOHN GRANT
DEEP PURPLE
21.11. Zürich, Kaufleuten
8.11. Genf, Arena
JOVANOTTI
9.11. Zürich, Hallenstadion
10.12. Zürich, Hallenstadion
DELINQUENT HABITS
LAMB OF GOD,
31.12. Zug, Galvanik
CHILDREN OF BODOM
DOOMSDAY, BELPHEGOR
22.11. Zürich, Komplex 457
GRAVE, MALOVENT CREATION
LIVE WIRE
4.12. Lyss, KUFA
18.+19.12. Pratteln, Z7
KONZERTKALENDER LURA
SAXON
9.12. Solothurn, Kofmehl
21.1. Zürich, Kaufleuten
22.11. Pratteln, Z7
10.12. Zug, Chollerhalle
MADONNA
SAYBIA
11.12. Schaffhausen, Kammgarn
12.12. Zürich, Hallenstadion
19.12. Zürich, Plaza
STEVE EARLE & THE DUKES
MAIDEN UNITED
SCHANDMAUL
8.11. Zürich, Volkshaus
13.12. Luzern, Schüür
20.11. Luzern, Schüür
STILLER HAS
MANFRED MANN'S EARTHBAND
21.11. Solothurn, Kofmehl
11.12. Zug, Galvanik
16.11. Zürich, Kongresshaus
SCOOTER
TARJA TURUNEN
MARILYN MANSON
29.2. Zürich, Hallenstadion
16.12. Zürich, Spirgarten
11.11. Zürich, X-Tra
SCORPIONS, WHITESNAKE
TEXAS
MARIZA
28.11. Zürich, Hallenstadion
28.11. Zürich, X-Tra
17.11. Zürich, Kongresshaus
SEVEN
THE DARKNESS
MELODY GARDOT
6.11. Thun, KK
20.1. Solothurn, Kofmehl
1.11. Zürich, Kongresshaus
7.11. Luzern, KKL
THE KONINCKS
MIKE CANDYS
20.11. Baden, Nordportal
3.11. Zürich, Dynamo
19.12. Solothurn, Kofmehl
4.12. Basel, Volkshaus
6.11. Sursee, Honky Tonk Festival
MISTER & MISSISSIPPI
77 BOMBAY STREET
4.12. Zofingen, Ochsen
5.11. Lyss, KUFA
13.11. Chur, Stadthalle
5.12. Sursee, Hirschen
MOTÖRHEAD
14.11. Luzern, Schüür
4.1. Luzern, Stadtkeller
8.2. Genf, Arena
19.11. Basel, Rhypark
THE PRODIGY, PUBLIC ENEMY
9.2. Basel, St. Jakobshalle
20.11. Zug, Chollerhalle
14.11. Zürich, Hallenstadion
NATURALLY SEVEN
21.11. Lugano, Studio Voce
THE SUBWAYS
26.1. Zürich, Kaufleuten
27.11. Zürich, Volkshaus
6.12. Lyss, KUFA
NAVEL, PEDRO LEHMANN
28.+29.11. Bern, Bierhübeli
7.12. Luzern, Schüür
2.12. Luzern, Schüür
4.12. Genf, Thonex
THERAPY
NEK
5.12. Sion, Port Franc
24.1. Luzern, Schüür
29.11. Zürich, X-Tra
10.+11.12. Solothurn, Kofmehl
TOWER OF POWER
NIGHTWISH
12.12. St. Gallen, Messe
15.12. Zürich, Volkshaus
28.11. Basel, St. Jakobshalle
19.12. Zürich, Volkshaus
UB 40
OPERATION MINDCRIME
SIMPLY RED
4.11. Zürich, Volkshaus
16.12. Zürich, Komplex 457
11.11. Basel, St. Jakobshalle
VENGABOYS
PATENT OCHSNER
12.11. Genf, Arena
19.12. Zug, Galvanik
5.+ 6.11. Lyss, KUFA
SKINDRED
VERENA VON HORSTEN
13.11. Winterthur, Salzhaus
22.11. Lyss, KUFA
12.11. Zürich, Bogen F
14.11. Gelterkinden, Marabu
23.11. Zürich, Dynamo
VINTAGE TROUBLE
19.+20.11. Mels, Altes Kino
SOILWORK
1.12. Zürich, Kaufleuten
21.11. Brunnen, Waldstätterhof
29.11. Lyss, KUFA
WALTER TROUT
26.11. Olten, Schützi
ST. GERMAIN
5.12. Zürich, Kaufleuten
27.11. Stäfa, Rössli
13.11. Zürich, Kaufleuten
W.A.S.P.
28.11. Brugg, Salzhaus
STEFANIE HEINZMANN
1.11. Pratteln, Z7
4.12. Luzern, Schüür
8.12. Bern, Bierhübeli
XMAS PUNK FESTIVAL mit
5.12. Langnau, Kupferschmiede
9.12. Baden, Nordportal
DIE CADIZIER,FRONTAL,VORWÄRTS,
10.+ 11.12. Thun, Bärensaal
10.12. Luzern, Schüür
MÖPED LADS, NASTY RUMOURS,
19.12. Murten, Hotel Murten
12.12. Zürich, Kaufleuten
DELILAHS`77
RAGGABUND
17.12. Herisau, Casino
26.12. Zug, Galvanik
20.11. Zug, Galvanik
18.12. Brig, Perron 1
ZABRANJENO PUŠENJE
ROISIN MURPHY
19.12. Andermatt
6.11. Zug, Galvanik
10.11. Zürich, X-Tra
1.+2.1. Andermatt, Schneefest
ZOMBOY
SALTATIO MORTIS
STEPHAN EICHER & AUTOMATEN
14.11. Lyss, KUFA
28.11. Pratteln, Z7
6.12. Thun, Lachensaal
ZUGER BAND COVER NIGHT
8.12. Herisau, Casino
18.12. Zug, Galvanik
präsentiert
GRAVEYARD
10.11. Zürich, Dynamo 12.11. Genf, L`Usine
WALTER TROUT 5.12. Zürich, Kaufleuten
JOHN GARCIA 8.12. Zürich, Plaza 9.12. Lausanne, Le Bourg
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KONZERT-TICKETS:
6 x TRACKS Frei Haus SFr. 20.-
je 2 x 2 Tickets für
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