TRAFFIC News to-go #16

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Ausgabe N°16 • Juli / August 2011 • Jahrgang 2 • trafficnewstogo.de

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S. 6 Zeitgeschehen

Der Taube und die Blinde China will nicht hören, wenn es um Menschenrechte geht. Kanzlerin Merkel scheint das, ob der wirtschaftlichen Übermacht des Riesenreiches zu akzeptieren. Sie sieht nicht, dass es Druckmittel gibt. Es passt einfach zu gut: Just in dem Moment, als Bundeskanzlerin Angela Merkel ganz kurz auch das Thema Menschenrechte anspricht, verrutscht Wen Jiabao der Ohrhörer. Mehrere Minuten lang nestelt der chinesische Ministerpräsident daran herum, aber er will und will nicht halten… von Thorsten Denkler S. 10 Feuilleton

Deutsche Fashion an der Wall Street Für uns, die wir nicht zu den abgeschotteten Kreisen der Wall Street zählen und von den finanzschweren Transaktionen reicher Investoren unberührt bleiben, sind Marktanteile und Risikoanalysen der mit Milliarden Dollar hantierenden globalen Konzerne Bücher mit sieben Siegeln. Manche widmen sich Tag ein, Tag aus, und geradezu obsessiv, der Analyse der Trends einer sich permanent verändernden Welt, in der innerhalb von Augenblicken Vermögen gemacht und vernichtet wird… von Andrian Stanley Thomas S. 29 Kultur

Rhizome is a Dancer Natürlich kann, dem verstorbenen Wiener Kulturphilosophen Johann Hölzl alias Falco zugeschriebenen Bonmot zufolge, wer die Achtziger erlebt hat, sich nicht daran erinnern. Dennoch möchte man meinen, dass nicht alles schlecht in der Dekade von Tschernobyl und Schulterpolstern war: So gab es beispielsweise im visuell interessanten Grenzgebiet von höherer Mathematik und Computergrafik erste Experimente mit der Visualisierung selbstreferentieller, unter Fachkräften als Mandelbrot-Menge bekannter Strukturen… von Gunnar Lützow S. 30 English Appendix

Losing Luxury in Bits and Bytes One of my favorite movie scenes ever is that one in Pretty Woman. You know the one, when Julia Roberts gets a makeover montage courtesy of Richard Gere’s credit card, when she gets bedecked from head to toe by an army of shopping assistants courtesy of Beverly Hills couture. Now imagine Julia at home, in front of her computer, clicking through the websites of Gilt or Net-a-Porter, or even Myhabit, Amazon’s latest entry to the fray. It doesn’t have quite the same magic or panache, does it… von Dahlia Schweitzer

FREE

PRESS!

NEWS TO–GO

TRAFFIC n

S.7 Der Juni in Drei Akten S.8 Fashion – Eveline Hall spricht über ihren späten Start ins Business S.10 Sport – Reinhold Messner Oben bleiben durch Intuition S.12 Das Wetter: Berlin, Warschau, Bukarest S.13 8-Page Editorial – Vertigo by Straulino S.22 New Designer – Interview mit Hien Le S.24 To-Go Boutique / Fashion Week Special Men and Women S.26 Design – Elena Maurer über die Pyschologie des Schaufensters S.29 Oper – Zurück aus der Zukunft. Eine Oper aus dem Jahr 2081 S.30 Arrogant Bastard creates a Utopia / English Appendix




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Contributors

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Contributors

Dahlia Schweitzer

Alexander Straulino

Anne Hansen

Dahlia Schweitzer ist Autorin, Lehrerin und ehemaliger deutscher Kabarett Star. Ihre Zusammenstellung erotischer Belletristik „Seduce Me” wurde in Amerika von Avon Red herausgegeben, einer Abteilung von HarperCollins. Ihr zweiter Erzählband „I've been a naughty Girl” wurde von Ravenous Romance publiziert. Die deutsche Ausgabe „Lovergirl”, ein enthüllender Bericht eines Mädchens, das in der Sex-Industrie einen Sinn sucht, erscheint beim Heyne Verlag. Zur Zeit unterrichtet sie Schreiben und Kunst in Los Angeles.

Alexander Straulino, Jahrgang 1973, ist Fotograf, lebt und arbeitet in Berlin. Seine Bilder ähneln modernen Tableaux Vivants, die durch Verfremdung und Komposition Models zu Skulpturen werden lassen - farbenprächtig, schillernd und exotisch. Auf seine eigene Art beantwortet Straulino die Frage, was an Menschen schön ist, was sie auf eine bisher ungesehene Art und Weise einzigartig macht. Straulino arbeitete unter anderem für Another Magazine, Harpers Bazaar, Allure, L'Officiel, Russian Vogue, Spanish Vogue, Traffic News to-go und Le Monde.

Anne Hansen, 1980 in Husum geboren, absolvierte die Kölner Journalistenschule und studierte parallel dazu VWL und Politik. Seit vier Jahren arbeitet sie als freie Autorin für u.a. Zeit, stern, Tagesspiegel und German Times. Literarisch hat sie sich dem method journalism verschrieben: Der Autor recherchiert und erlebt die Geschichte in weiten Teilen selbst. Ihr erster Roman „Fräulein Jensen und die Liebe“ (2010 im Eichborn-Verlag erschienen) basiert auf diesem Prinzip.

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BERLIN


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Zeitgeschehen

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聾人和盲人 [Der Tau•be Ųnd die BlIn•de]

von Thorsten Denkler Es passt einfach zu gut: Just in dem Moment, als Bundeskanzlerin Angela Merkel ganz kurz auch das Thema Menschenrechte anspricht, verrutscht Wen Jiabao der Ohrhörer. Mehrere Minuten lang nestelt der chinesische Ministerpräsident daran herum, aber er will und will nicht halten. Merkel wartet, bis ihr Regierungssprecher endlich zur Hilfe eilt. Dann wiederholt sie, was sie zu den Menschrechten zu sagen hatte. Das wäre gar nicht nötig gewesen. Merkel spricht zwar kein chinesisch und Wen kein deutsch. Doch wenn es um Menschenrechte geht, verstehen sich beide blind und mit zugehaltenen Ohren. Es ist ein bisschen so wie in Jim Jarmuschs Film „Ghostdog“. Da spricht - in der Rolle des schwarzen Auftragskillers - Forest Whitaker durchgehend englisch mit seinem Freund dem Eisverkäufer. Der wiederum spricht nur französisch. Sie können sich gegenseitig nicht verstehen. Und doch wissen sie immer, was der andere sagen will. Wen und Merkel werden wohl keine Freunde wie in „Ghostdog“. Aber Wen weiß: Merkel spricht nicht über Menschenrechte, weil sie

China will nicht hören wenn es um Menschenrechte geht. Kanzlerin Merkel scheint das ob der wirtschaftlichen Übermacht des Riesenreiches zu akzeptieren. Sie sieht nicht, dass es Druckmittel gibt. ihn ärgern will. Sie macht das, weil die deutsche Öffentlichkeit danach verlangt. Und Merkel weiß, dass dem Chinesen ihre Haltung zu Menschenrechten herzlich egal sein kann. China kann es sich inzwischen leisten, die Menschenrechtsappelle zu ignorieren. Die westlichen Demokratien aber können es sich nicht mehr leisten, China zu ignorieren. Das Reich der Mitte ist zur globalen Wirtschaftsmacht aufgestiegen. Es ist der größte der Gläubiger Vereinigte Staaten. Es investiert Hunderte Milliarden Euro im Ausland, derzeit vor allem in afrikanischen Ländern. In Deutschland kommt davon kaum etwas an. Unter eine Milliarde Euro pro Jahr. Das ist das karge Investitionsvolumen der Chinesen in Deutschland. Das soll jetzt mehr werden, viel

mehr. Deshalb hat Deutschland mit China in diesem Jahr die deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen ins Leben gerufen - zum ersten Mal mit einem nicht-demokratischen Staat. Abkommen um Abkommen wurde dabei ausgehandelt. Es geht darum, Markthindernisse aus dem Weg zu räumen. Es geht um Industrienormen, um Patentschutz, um Qualitätsstandards. Es geht ums Geschäft. Das ist alles wichtiger als die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Künstler wie Ai Weiwei in China arbeiten dürfen. Wichtiger als Meinungs- und Pressefreiheit. Wichtiger als ein Justizsystem, vor dem alle Menschen gleich sind. China ist das Land, in dem die meisten

Todesstrafen weltweit vollstreckt werden. Darf ein Land wie Deutschland da einfach wegsehen? Angeblich soll Merkel mit ihrem chinesischen Gast beim Abendessen über Menschenrechtsfragen geplaudert haben. Reicht das? Müsste Deutschland nicht auf Geschäfte mit totalitären Staaten, mit Diktaturen verzichten? Ja, müsste es. Nein, kann es nicht. Vor 20 Jahren, da war China noch auf das Wohlwollen der westlichen Staaten angewiesen. Damals hätte wirtschaftlicher Druck noch etwas bewirken können. Heute würde die Wirkung eines Boykotts verpuffen. China ist dafür wirtschaftlich einfach zu groß. Und dennoch: Wem es ernst ist damit, die universalen Menschenrechte durchzusetzen, der darf es bei seinen Kampf nicht bei einem Dinner mit Despoten belassen. China will deutsches Know-how, um noch unabhängiger zu werden. Das kann ein – wenn auch nur ein kleiner – Hebel sein, um ernsthaft über Menschenrechte nicht nur zu reden, sondern darüber zu verhandeln. Geschäfte machen ist das Eine. Aber Wissen gibt es dann nur noch gegen Meinungsfreiheit. Das wäre doch mal ein Anfang, Frau Merkel. zeitgeschehen@trafficnewstogo.de


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Zeitgeschehen

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namens Pat Garrett setzte ein Kopfgeld auf ihn aus. „Billy the Kid“ avancierte schnell zum Lieblingsthema der Zeitungen und starb schließlich an einer Kugel, die Garrett aus dem Hinterhalt auf ihn abfeuerte. Unzählige Filme haben den Stoff seines Lebens zum Mythos stilisiert. Wie „Billy the Kid“ im Alter von ungefähr 20 Jahren kurz vor seinem Tod aussah, weiß man von einem vermutlich 1879 oder 1880 im FerrotypieVerfahren entstandenen Bild. Im Juni ersteigerte ein Fan und Sammler das einzige als authentisch geltende Porträt für über zwei Millionen US-Dollar bei einer Auktion in Denver.

1,2,3

tiefpeinlich

Der Juni in drei Akten

von Sabine Weier, Bremen hochsportlich Ob Odysseus oder Achilles, Helden wurden schon in der Antike in medialen Ereignissen gefeiert und ausgeschlachtet. So ist das auch heute, nur finden sich Helden eher in anderen Kontexten, zum Beispiel im Sport. Schließlich haben die medial in unser Gedächtnis eingespeisten Gräuel-Konnotationen dem Krieg alles Heldenhafte glücklicherweise längst

genommen. Drum zählte zu den Helden des Monats auch kein David Cameron oder Nicolas Sarkozy, sondern Basketball-Star Dirk Nowitzki. Der 2,13 Meter große Hüne wirft einen verdammt langen Schatten und geniale Bälle: Als erster Deutscher gewann er die nordamerikanische Profi-Liga NBA und erklomm damit die Spitze des Olymps unsterblicher deutscher Sporthelden, wo bereits Wettkämpfer wie Michael Schumacher oder Boris Becker Champagner schlürften. Auf dem Weg dorthin konnte ihn weder ein Seh-

Mehr Mesut, Miroslav und Fatmire ins Management!

nenriss am Mittelfinger noch hohes Fieber aufhalten. Ein Held kennt keinen Schmerz. feuergefährlich So lang ist es aber gar nicht her, dass Draufgänger fürs Rumballern in den Revolverheldenstatus erhoben wurden. „Billy the Kid“ konnte schon als Teenager geschickt mit Schusswaffen umgehen, was ihm seinen legendären Spitznamen einbrachte. Seine Fähigkeit nutze er, um einige Zeitgenossen umzunieten. Ein Sheriff

Zum Held verklärt wurde im Juni auch noch ein Exhibitionist, nicht irgendeiner - nein, ein US-Politiker. Anthony Weiner bescherte den Medien weltweit ein schönes neues SexThema, das gerade recht kam, nachdem man über Dominique Strauss-Khans angebliche Vergewaltigung alles gesagt und geschrieben hatte. Der demokratische Kongressabgeordnete hatte ein Foto seines von einer grauen Unterhose verhüllten Gliedes an eine 21-Jährige senden wollen und es dann versehentlich bei Twitter veröffentlicht. Zu dumm, dass Social Media manchmal so unkontrollierbar sind. Bei einer Pressekonferenz musste er sich dann gleich noch mal „ausziehen“ und zugeben, dass er wohl öfter anzügliche Bilder von sich durchs Netz schickt. Seinen Job im Kongress und seine vielversprechende Karriere – er galt als Anwärter auf den Posten des New Yorker Bürgermeisters und perspektivisch sogar als Präsidentschaftskandidat der Demokraten – ist er erstmal los. „Hustler“-Verleger Larry Flynt bot ihm aber gleich einen besser bezahlten Job an. Für ihn ist Weiner nämlich ein Held in einer Welt voller Scheinheiliger.

Deutsch Plus Initiative für eine plurale Republik

MBA-Vollstipendium an der ESMT

Tagesspiegel Diversity Scholarship Jetzt bewerben

Nicht nur im Fussball auch in der Wirtschaft ist mehr Diversity die Zukunft. Führungskräfte und Talente mit Migrationsgeschichte sind aber in der Wirtschaft noch unterrepräsentiert. ESMT und der Tagesspiegel möchten daher unterstützt durch die Initiative DeutschPlus mit einem MBA–Vollstipedium einen Beitrag zur qualifizierten Ausbildung leisten. Für das einjährige MBAStudium können sich alle mit Migrationsgeschichte und Wohnsitz in Deutschland bewerben.

ESMT European School of Management and Technology in Berlin wurde auf Initiative 25 führender globaler Unternehmen und Verbände gegründet. Die international akkreditierte Business School bietet Vollzeit- und berufsbegleitende Executive MBA-Programme sowie Management-Weiterbildung.

Informationen für Bewerber und Studienvoraussetzungen:

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www.esmt.org/info/scholarship Tel.: +49 (0)30 212 31-1405 mba@esmt.org

ESMT. The business school founded by business.


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Feuilleton

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„Ich denke nicht über mein Alter nach“ Die 65-jährige Eveline Hall über ihre späte Berufung als Model

© Mega Models

von Anne Hansen Frau Hall, wir müssen leider mit einem Satz beginnen, den Sie wahrscheinlich schon oft gehört haben. Gut sehen Sie aus! Können Sie diesen Satz überhaupt noch hören? Was für eine Frage! Das ist doch sehr charmant und ich genieße es immer sehr, wenn ihn jemand sagt. Mit sechzig haben Sie angefangen zu modeln. Nicht gerade das übliche Einstiegsalter in dieser Branche. Wie kam es dazu? Nun, ich hatte einfach Lust, etwas Neues auszuprobieren. Und ich dachte: Vielleicht gibt es eine Agentur in Deutschland, die ein unorthodoxes Model gebrauchen kann. Dass ich wirklich fotogen bin, habe ich übrigens erst bei den Probeaufnahmen in der Agentur entdeckt. Welche Eigenschaften braucht ein gutes Modell? Es muss riesig groß und schlank sein. Ach ja, und eine Ausstrahlung muss es haben. Den Rest übernehmen dann andere. Es ist wie mit einem Kuchen, den man backt. Natürlich braucht man bestimmte Grundzutaten, aber damit dann auch wirklich ein leckerer Kuchen daraus wird, benötigt man gute Fotografen und Stylisten, die alles vollenden. Sie laufen dieses Jahr bei der Fashion Week

wieder für Michalsky, genau wie im vergangenen Jahr. Schon aufgeregt? Vorfreude würde ich eher dazu sagen. Aber natürlich habe ich, wie jedes andere Model auch, wahnsinnige Angst davor zu stolpern. So etwas darf einfach nicht passieren. Wie muss man sich den Konkurrenzkampf unter den Models hinter den Kulissen vorstellen? Gar nicht, denn es gibt keinen. Zumindest habe ich bei keiner der Shows, die ich mitgemacht habe, einen Konkurrenzkampf empfunden. Ich hatte eher das Gefühl, alle freuen sich, sich wieder zu sehen. Models sind wie eine große Familie, alles ist sehr entspannt. Als ich noch Tänzerin war, war das etwas völlig anderes. Tänzerinnen haben nur wenige Jahre, in denen sie erfolgreich arbeiten können. Da ist der Wettbewerbsgedanke wahnsinnig stark ausgeprägt und man wird von anderen getre-

ten, in der Hoffnung zu stolpern. Das ist ein gnadenloses Geschäft. Die britische Schauspielerin Helen Mirren verriet der Gala kürzlich ihr Beauty-Geheimnis: so oft wie möglich den Bauch einziehen. Das hat uns gelinde gesagt nicht so richtig überzeugt. Haben Sie eine bessere Alternative? Training ist das A und O. Damit kann man sich ganz einfach fit halten. Sie trainieren jeden Tag mit zehn Kilo schweren Gewichten. Ist es so anstrengend wie es klingt? Ach was, man gewöhnt sich dran. Meine Übungen sind für mich so normal wie das tägliche Zähneputzen. Und wie sagte einmal ein BallettChoreograph zu mir? „Tut eure Pflicht solange bis es euch Freude macht.” An diesen Spruch halte ich mich mein Leben lang. Sie sind ja diszipliniert. Jetzt sagen Sie bitte nicht, dass Sie auch noch regelmäßig Diät machen?

Um Himmels Willen, nein. Ich esse, worauf ich Lust habe. Es ist nicht gesund, sich runter zu hungern. Außerdem macht es einen schlechten Teint. Models, die sich von einer Diät zur nächsten quälen, sehen ausgemergelt aus. Und das ist überhaupt nicht gefragt. Man muss alles essen, so ist das Leben. Kommen Schönheitsoperationen für Sie in Frage? Ebenfalls: Gott bewahre, nein! Das Top-Model Toni Garrn, das ebenfalls von Ihrer Agentur Mega Models vertreten wird, sieht in Ihnen ein Vorbild. Freut Sie das? Und ob! Wenn ich den jungen Mädchen zeigen kann, dass man noch sehr lange in diesem Job arbeiten kann, bin ich sehr glücklich. Sie sind tagtäglich fast nur mit jungen Leuten zusammen. Junge Fotografen, junge Models, junge Stylisten. Kommen Sie sich manchmal alt vor? Nein, denn ich denke nicht über mein Alter nach. Wenn ich in meinen Pass schauen und mein Geburtsdatum sehen würde, könnte ich gleich sagen: Feierabend. So aber lebe ich im Hier und Jetzt. Man kann die Dinge, die auf einen zukommen, sowieso nicht aufhalten. Wenn man alles mit Humor sieht, hat man – wie man im Tennis sagen würde – den ersten Satz schon gewonnen.


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Feuilleton

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Einige High-End Designer wie Burberry streamen ihre Modenschauen, so dass die Kunden die gewünschten Modelle nicht nur per Mausklick noch vor Ende der Präsentation bestellen können – sondern sich auch in die Entscheidung über Produktion und Design einmischen. Das fördert wiederum nicht nur den stärker interaktiv agierenden Käufer, sondern auch die Demokratisierung der Mode.

von Dahlia Schweitzer, Los Angeles Übersetzung aus dem Englischen: Lilian-Astrid Geese In einer meiner Lieblingsfilmszenen darf Pretty Woman Julia Roberts mit Richard Geres Kreditkarte losziehen, um ein komplett neues Outfit zu erstehen, und eine Armee von Verkäuferinnen in einem exquisiten Store in Beverly Hills schwirrt um sie herum. (Falls Sie den Film nicht kennen: Unbedingt sehen! Das ist der ultimative Traum jeder Frau: Extravaganz pur, mit allem Drum und Dran, inklusive Prince Charming und jeder Menge Shopping Bags.) So. Und nun stellen Sie sich Julia zuhause am PC vor, wie sie sich durch die Websites von Gilt oder Net-a-Porter klickt oder den Amazon Newcomer Myhabit besucht. Das ist deutlich weniger charmant, oder? Dennoch deutet alles darauf hin, dass genau so die Zukunft aussehen wird. In einem Gespräch über Park & Bond, das neue Regulärpreis-Einzelhandelsäquivalent zu Gilt, betonte Gilt Groupe GM John Auebach kürzlich, dass die neue Website Männern erlaube, „Kleidung zu kaufen, ohne einkaufen zu gehen“. Ironischerweise liegt hier aber das Problem: Der Online-Handel, gleichgültig ob hochpreisig oder preiswert, ermöglicht einzukaufen ohne zu shoppen. Und es gibt ein weiteres Paradoxon. Der Trend hin zur Technik ist zwar vor allem ertragsgetrieben – die Unternehmensberatung Bain & Company kalkuliert, dass der Verkauf von Luxusgütern, nach einem Rekordumsatz von $244 Milliarden im vergangenen Jahr, 2011 um acht Prozent steigen wird – doch gefördert wird er auch von einer stärkeren Orientierung auf die Community; zumindest, wenn man den Presseerklärungen der verschiedenen Internet-Händler glaubt. Kunden kommunizieren miteinander, sehen sich in Echtzeit beim Einkaufen zu und tauschen sich dann via Facebook und Twitter über die erworbenen Waren und Erfahrungen aus. Ralph Lauren bietet für

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Verlorener Luxus in Bits und Bytes Rugby sogar eine iPhone App, über die Nutzer eigene Styles kreieren und online mit anderen teilen können. Allerdings, und hier liegt der Widerspruch: Gibt es etwas Einsameres als vor dem Computer zu sitzen, während einem die vergängliche Essenz impliziter Gemeinschaft immer wieder durch die Finger rinnt? Der einzig persönliche Kontakt, auf den man hoffen darf, ist der mit dem Paketboten. Nun braucht es Sie nicht zu beunruhigen, falls Sie nicht wissen, wovon ich eigentlich rede, wenn Sie Gilt nicht kennen, oder nie von Amazons Special Access Site für den Vertrieb von Vera Wang Produkten gehört haben. Denn nicht wenige High-End Modedesigner befürchteten, durch den Umzug in virtuelle Welten an Exklusivität zu verlieren. Ohne Exklusivität jedoch weniger Rechtfertigung für die teuren Etiketten an ihren Produkten. Was tun? Manche, so beispielsweise Gucci und LVMH, laden ihre Top-Kunden, und nur diese, in die „VIP-Lounges“ ihrer Websites ein. Die am weitesten verbreitete und zugleich preiswerteste, einfachste und ausreichend niedrigschwellige Lösung ist dagegen der „Membership Status“.

Was kostet es, Myhabit Mitglied zu werden? Nichts. Mit einem Amazon-Account geht automatisch die Myhabit-Mitgliedschaft einher. Sie möchten Zugang zu Gilt? Easy! Geben Sie Ihre eMail-Adresse ein, wählen Sie ein Passwort und schon sind Sie dabei! Das ist einfacher, als sich einem gymnasialen Debattierclub anzuschließen. Das Prinzip der Mitgliedschaft basiert nämlich auf der Idee des absoluten gemeinsamen Nenners: Wer weiß, wie man die samtene Absperrungskordel überwindet, wird aufgenommen. Dennoch bleibt ein Rest der Illusion, nicht jeder könne Mitglied werden. Das alles soll nicht heißen, dass alles am Online-Shopping schlecht sei. Der Zeitfaktor ist natürlich extrem wichtig: Online kann ich genau dann kaufen, wann es mir passt. Ein Drittel der Kunden, der im Spitzensegment spielenden Yoox-Site kauft nach 19 Uhr, insbesondere auf dem japanischen Markt. Dazu Modedesigner Peter Ross: „E-Commerce-Kunden wollen kaufen, was und wann sie wollen.“ Der Einfluss der Käufer geht sogar noch weiter: Via Internet umgehen sie das Geschäft und treten direkt mit dem Gestalter in Verbindung. Damit können sie nicht nur via

Fashion News und direkten Zugriff auf die aktuellsten Fashion Lines „hinter die Kulissen blicken“ – einige High-End Designer wie Burberry streamen ihre Modenschauen, so dass die Kunden die gewünschten Modelle nicht nur per Mausklick noch vor Ende der Präsentation bestellen können – sondern sich auch in die Entscheidung über Produktion und Design einmischen. Das fördert wiederum nicht nur den stärker interaktiv agierenden Käufer, sondern auch die Demokratisierung der Mode. Anna Wintour hat nicht länger das letzte Wort, wenn ich die Shows gemütlich vom Sofa aus sehen kann. Klar ist: Wir reden hier eher von einem Trend als vom Way of Life der Modedesigner, und zwar unabhängig von der gesellschaftlichen Skala. Fashion’s Night Out wird im kommenden September mit einigen virtuellen Events von Online-Händlern im Web zu finden sein. Und auch Tumblr, der jüngste Pionier des Social Marketing, hat den Modemarkt entdeckt: 180 der Tumblr Top 1000 sind bereits Modeblogs, und es steht zu erwarten, dass das erst der Anfang ist. Die bildbasierte Plattform ist bestens geeignet, um Mode zu präsentieren und gleichzeitig eine unkomplizierte Möglichkeit für Designer, mit ihren heutigen und künftigen Käufern ins Gespräch zu kommen. Oh ja, auch ich kaufe online. Bücher zum Beispiel. Oder Turnschuhe. Oft kosten sie einen Bruchteil des Preises, den ich im Laden für sie hinlegen müsste. Außerdem liebe ich die wortreichen Kommentare anderer Käufer. Ich habe Bratpfannen gekauft, Kerzen, Bilderrahmen, sogar eine Küchenmaschine. Dies und das; weil es billiger und bequemer war. Ich musste nicht anstehen, brauchte nicht irgendwohin zu fahren, musste nicht nach einer bestimmten Adresse suchen. Das hat der Paketbote für mich erledigt. Zum Shoppen allerdings verlasse ich das Haus. Dann möchte ich die Kleidung anfassen, ihren Stoff spüren. Ich will verführt werden und am Ende etwas kaufen, das ich nicht brauche, aber unbedingt haben will.

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Feuilleton

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BUSINESS UND ELEGANZ By Adrian Stanley Thomas, New York City Übersetzung aus dem Englischen: Lilian-Astrid Geese Für uns, die wir nicht zu den abgeschotteten Kreisen der Wall Street zählen und von den finanzschweren Transaktionen reicher Investoren unberührt bleiben, sind Marktanteile und Risikoanalysen der mit Milliarden Dollar hantierenden globalen Konzerne Bücher mit sieben Siegeln. Manche widmen sich Tag ein, Tag aus, und geradezu obsessiv, der Analyse der Trends einer sich permanent verändernden Welt, in der innerhalb von Augenblicken Vermögen gemacht und vernichtet wird. Man muss schon einen scharfen Geist besitzen, um die Komplexität ökonomischer Muster und die Fluktuation der Märkte verstehen und verarbeiten zu können. Und es genügt nicht, die Dynamik des Optionshandels oder Investmentfonds zu begreifen. Man braucht Talent, um auf diesem Markt exzessiver Hochs und Tiefs zu bestehen: Geschäfte macht, wer das richtige Timing und Connections hat. Wie bewahrt man sich nun ein bestimmtes Niveau von Klasse und Eleganz in diesem angst- und geldgetriebenen Geschäft? Sandra Navidi weiß, wie es geht. Ihre Auftritte in Finanzsendungen und der Wall-Street-Doku „Wall Street Warriors“ sowie zahlreiche Interviews lassen keinen Zweifel daran, dass Navidi von ihren Kolleginnen und Kollegen respektiert wird. Sie steht für Schick – und für das Know-How der erfahrenen Veteranin. Wir treffen uns im Four Seasons in der Nähe der Park Avenue in Manhattan zum Gespräch über ihre Arbeit an der Wall Street und die Zukunft internationaler Investmentgeschäfte. Sandra Navidi trägt ein cremefarbenes Kleid und dezente Perlen. Sie wirkt selbstbewusst in diesem Raum, der in gedämpftes Licht und leises Geplauder gehüllt ist. In ihrem prallen Adressbuch finden sich die Investorenlegenden und großen Namen, die normalerweise oben auf der ersten Seite des Wall Street Journal und der Financial Times ihren Platz haben. Die Außenwelt: Verkehrslärm auf den Straßen Manhattans. Hier drinnen kümmern sich die Kellner aufmerksam um ihre Gäste. Vor dieser Kulisse wirkt die physische Präsenz Sandra Navidis anders als das, was man aus Bildern und Videos kennt. Es gibt eine Intensität, die zum Fokussieren zwingt, ein Rhythmus, der den Synkopen akkurater Viertelnoten zu folgen scheint. Von Haus aus Rechtsanwältin begann sie ihre Karriere als Managerin und koordinierte internationale Milliardentransaktionen bei Deloitte and Touche. Damit war eine solide Grundlage für hohe, verantwortungsvolle Positionen gelegt. „Ich lernte schnell, mit sehr unterschiedlichen Menschen zu arbeiten.“ Die Wall Street und der Erfolg faszinieren hier, weit entfernt von Deutschland und einem gemütlichen Zuhause. Zugleich können sie einen überwältigen. „Ich habe meine Karriere an der Wall Street nicht geplant. Es kam einfach so.“, erklärt Navidi. Von Deloitte and Touche wechselte sie zunächst als Beraterin zu Muzinich and Co., später dann zu Scarsdale Equities, wo sie insbesondere für Investment Banking und Sales zuständig war. Kontakte knüpfen und Beziehungen aufbauen waren von Anfang an wesentliche Aspekte ihrer Ar-

beit. „Man muss mit allen Charakteren und Temperamenten umgehen können“, erläutert sie. „Für erfolgreiche Geschäftsabschlüsse ist das unerlässlich.“ Sie lernt, ein Gespür für die wichtigsten Akteure der Wall Street zu entwickeln und die Konsequenzen von Marktschwankungen und –trends für die Wirtschaft einzuschätzen, und wird Director of Research Strategies bei Roubini Global Economics. Hier spielt sie eine wichtige Rolle als Vermittlerin zwischen den Führungsetagen der Finanzinstitute, wichtigen Vertretern der Regierungsbehörden und den Roubini-Forscherteams. Daneben konzentriert sie sich auf Wachstumsstrategien für den Aufbau eines Netzwerks globaler Bündnispartner. Je mehr Erfahrung sie sammelt, desto größer wird ihr Interesse am Geschäft. Sie wird sicherer, lernt dazu. „Ich wollte immer mit den führenden Denkern, den herausragenden Experten der Branche zusammenarbeiten“, sagt Navidi mit intelligenter Bescheidenheit. „Ich bin vielen faszinierenden Menschen begegnet.“ Wir trinken Tee, lauschen den Worten, die von den Nebentischen zu uns dringen. Unser Gespräch dreht sich um die allgemeine Öffentlichkeit, und darum, wie schwer es ist, die verschiedenen Aspekte der Bewertung und Optionen des Marktes zu verstehen. „Ich vermute, dass es für Laien, die nicht rund um die Uhr mit Finanzen zu tun haben, nicht leicht ist, die Komplexität der Wall Street zu entschlüsseln.“ Sandra Navidi beschreibt ihren lukrativen, wenngleich nicht ungefährlichen Job: „Es ist eine Herausforderung, die technischen Details meiner Arbeit zu vermitteln.“ Sie lehnt sich zurück, spricht ruhig über ihren Beruf: „In der Vergangenheit habe ich für zahlreiche Institutionen weltweit Collateralized Debt Obligations strukturiert.“ Die Zahl derjenigen, die genau wissen, was CDOs und HochrisikoPapiere bzw. -Kredite genau sind und wie der Markt für festverzinsliche Kapitalanlagen funktioniert ist vermutlich gering. Was macht also eine Frau, die Connections hat, von den Pionieren der Branche lernte und Deals in Millionenhöhe abwickelte? Sie macht sich selbstständig. Sandra Navidi verlässt Roubini und gründet BeyondGlobal. Mit ihrer auf strategische Beratung für Finanzinstitute und internationale Unternehme spezialisierte „Boutique“-Firma ist CEO Sandra Navidi ausgesprochen zufrieden. Dankbar denkt sie an frühere Kollegen und die Menschen, von denen sie gelernt hat, und optimistisch blickt sie in die Zukunft: „Der Gedankenaustausch mit Kritikern und Querdenkern hat meine intellektuellen Fähigkeiten geschärft. Die Zukunft der Wirtschaft und des Marktes ist heute mehr denn je eine globale Angelegenheit. Ich gehe davon aus, dass ich künftig viel Zeit in den aufstrebenden Nationen China und Asien verbringen werde.“ Navidi erinnert sich gut daran, wie anders die Welt aussah, in der sie ihre Karriere begann. „Als ich anfing gab es wesentlich mehr Liquidität. Heute sind alle sehr konservativ.“ Sie nimmt einen Schluck Tee und sucht nach den passenden Worten. „Früher suchte das Geld die Deals, heute suchen die Deals das Geld.“, fährt sie fort. Sandra Navidi hat sehr viel Wissen an der Wall Street gesammelt und sich in zahlreichen Projekten bewiesen. Die Deals suchen heute die CEO von BeyondGlobal.

Oben bleiben In Berlin ist Modewoche. Modemachen kann wie Bergsteigen sein. Wer mit seiner Kollektion Erfolg haben will, muss wie Extremabenteurer Reinhold Messner entscheiden: aus dem Bauch. Ein Plädoyer für die Kraft intuitiver Entscheidungen. Gleich laufen sie wieder, die schönen Frauen, in Kaschmir und Seide, vielleicht in Plastik und Metall. Möge keine von den Plateausohlen stürzen. Wir sind am Bebelplatz, wo im Januar die Mercedes-Benz Fashion Week ihr Zelt aufschlug, im Hotel de Rome. Ende Mai, stürzten wir hier mit Reinhold Messner aus den höchsten Wänden der Welt. Oder eben nicht. Weil keiner das Geschäft des ObenBleibens je so gut beherrschte wie Messner. Wo heute Pailletten glitzern, stand der berühmteste Bergsteiger der Welt und erzählte in aller Seelenruhe von seinen Abenteuern. Oben bleiben und Erfolg haben, das wollen wir alle. Dafür müssen Menschen immer wieder instinktiv entscheiden. Weil es schnell gehen muss oder weil die Reise ins Unbekannte geht. Manchmal wird das Unbekannte auch einfach gemacht: Wenn die angesagten Designer für uns entscheiden, was in Zukunft angesagt ist. Sie müssen auf dem Grat zwischen Aufregung und Absturz sicher wandeln, sonst droht der Flop. Keiner wandelte auf schmalen Graten sicherer als Reinhold Messner, der erste Bergsteiger, der alle 8000er ohne Sauerstoff bezwang. Seine Grate aber waren immer real. „Wenn Sie einen Fehler machen, dann setzen Sie Geld in den Sand“, sagte er hier im Mai, „wenn ich einen Fehler mache, bin ich tot.“ Eingeladen wurde Messner von Nicolas Bissantz. Er hat hier in der Traffic News-to-go schon Fußballtabellen und Aktienkurse mit Sparklines in Datenbilder verwandelt. Er ist Softwaremacher und Informationsguru und will Manager bekehren und missionieren. Zu diesem Zweck lud er Unternehmer, Aufsichtsräte und Manager nach Berlin ein. Eben hier ins Hotel de Rome. Und Reinhold Messner dazu. Er und Messner waren sich einig, dass man bei jeder Unternehmung im Vorfeld und solange Zeit dafür ist, in Ruhe, rational, in allen Details und mit allen verfügbaren Informationen plant, vorausberechnet und antizipiert. Dann aber – bei Messner, wenn er über dem Abgrund steht, bei Bissantz, wenn das Unentscheidbare entschieden werden muss,

dann muss aus dem Bauch entschieden und gehandelt werden. Das sagt auch der Berliner Max-Planck-Forscher Gerd Gigerenzer. Intuition, das sind eigentlich Faustregeln und unser geniales Gehirn sucht die zur aktuellen Situation passende aus und wendet sie an. Dabei bedienen wir uns noch der großartigen Fähigkeit, die uns die Evolution beigebracht hat. „Wenn ich in der Wand stehe und ein Stein stürzt auf mich zu“, sagt Messner, „dann bleibt keine Zeit, um komplizierte Überlegungen anzustellen“. Bissantz sucht diese Faustregeln, die Manager anwenden, und bringt sie seiner Software DeltaMaster bei. Dafür hat er schon Preise gewonnen. Messners Erfolg beruht ebenfalls auf solchen Regeln. Als er kühnste Routen in den Fels der Dolomiten legte, minimierte er sein Risiko durch Geschwindigkeit. Ein Prinzip, das er später auf die 8000er übertrug. Wer schnell ist, braucht Wetterumschwünge weniger zu fürchten, braucht weniger Proviant und Ausrüstung. Messner legte Sicherungen vorausschauend, immer dann, wenn er guten Stand hatte. Nachfolgende schwierige Passagen konnte er dann zügig meistern. Andere machten sich darüber erst Gedanken, wenn die Lage schon schwierig wurde, verbrauchten Zeit, Energie und Nerven. Messners Perspektiven sind pure Inspiration. Bissantz erinnerte daran, dass der Ballsaal des Hotel de Rome früher die Schalterhalle einer Bank war. Von einer umlaufenden Galerie hatten die Direktoren freien Blick aufs Geschehen. „Ist Aufsicht gleich Draufsicht?“, fragte der Gastgeber und meinte damit, ob Manager nicht näher ran müssen ans Detail ihres Geschäfts. „Beim Bergsteigen sieht man von oben nur düstere Finsternis“, griff Messner den Gedanken auf, „aber wenn ich den Berg aus einem Respektsabstand sehe, dann weiß ich aus Instinkt und Erfahrung, welchen Weg ich gehen muss.“ Bissantz dazu: „In der Unternehmensführung müssen wir uns ansehen, welcher Weg zurückgelegt wurde, wenn wir nicht oben angekommen sind. Die dafür nötigen Daten werden noch zu wenig erhoben und genutzt.“ Dieser Blick auf das Tun ist auch ganz Messners Credo in all seinen Unternehmungen. Er stellt das Tun in den Mittelpunkt des Lebens; im Gegensatz zum Haben wird das Tun nie langweilig.


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Sport

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© sfeyes © alles schlumpf

Extrembergsteiger Reinhold Messner im Gespräch über seine nächsten Achttausender: Museale Pläne, bedrohte Welten und Perspektiven für das Überleben der Menschheit Nach einer langen Karriere als Ausnahme-Bergsteiger halten Sie inzwischen auch Vorträge über Entscheidungsfindung in Extremsituationen, wie sie auch im Geschäftsleben nötig sein können. Zu Ihren eigenen Unternehmungen zählen mittlerweile fünf Museen an fünf verschiedenen Standorten – warum? In diesem Fall geht es darum, dass ich mein Wissen, mein Know-How, meine Kontakte und meine Sammlung zur Verfügung stelle und in diesem Fall auch einmal die Stellvertreterrolle übernehme. Als junger Mensch habe ich nur für mich die Antarktis erobert und mir gedacht, dass alle anderen davon nichts verstehen werden, auch wenn ich es ihnen erzähle. Heute sehe ich das etwas anders, es ist sehr wohl möglich, einen Teil der Erfahrungen und Emotionen, die dabei entstehen, weiterzugeben. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten, ich kann einen Film machen, davon erzählen auf

der Bühne, ein Buch schreiben oder es museal gestalten. Die museale Arbeit ist in der praktischen Umsetzung die schwierigste. Daraus ein ganz normales Unternehmen mit Mitarbeitern, Marke und Logo zu machen hat mehr gekostet, als alle meine Expeditionen zusammen. Und ich will, dass das Ganze sich auf Dauer selbst trägt, es muss nichts abwerfen. Doch es sollte so nachhaltig sein, dass es in hundert Jahren noch steht. Museum übrigens im alten Sinne von: Begegnungsraum. Und aus den Zutaten Kunst, Reliquien und Aussagen entstehen die Geschichten, die ich in diesen Museen erzähle. Sie engagieren sich auch für den Erhalt bedrohter Völker. Welche Bedeutung hat das für Sie? Heute mit öffentlichen Geldern oder privaten Spenden noch Expeditionen zu unternehmen ist völliger Unfug. Es gibt nichts mehr zu erforschen, das ist nicht gerechtfertigt, so zu tun als ob. Wenn man heute auf den Nanga Parbat geht, ist es Abenteuer oder Selbstzweck. Ich habe dann selber eine Stiftung gegründet, damit die Bergvölker in den Anden oder im Himalaya oben bleiben können um nicht in den Slums der Ballungszentren

zu enden. So konnte ich beim Wiederaufbau helfen, nachdem bei den großen Überschwemmungen in Pakistan dort, wo zwei Flüsse aus dem Himalaya aufeinandertrafen, ein ganzes Dorf weggeschwemmt wurde. In drei Tranchen habe ich den Dorfbewohnern mehr als die Hälfte zum Wiederaufbau ihrer Häuser gegeben und auch erfahrene Handwerker geschickt – allerdings unter der Bedingung, dass nachhaltig mit Materialien von vor Ort gearbeitet wird und auch lokale Arbeitskräfte eingestellt werden. Inzwischen haben die alten Herren, die in Pakistan alles entscheiden, auch zugestimmt, dass auch die Mädchen zur Schule gehen dürfen – und das ist eine ganz wichtige Aufklärungsarbeit für die Zukunft der Menschen in diesem Gebirge. Sind die Bergvölker ein Wissensreservoir der Menschheit oder gar entscheidend für unser Überleben? Ja, ich behaupte, dass die Bergkultur eine eigene Kultur ist. Das ist nicht wie die Stadtkultur. Sie als Städter könnten zum Beispiel etwas über Selbstversorgung lernen. Die Bergkultur lebt in viel kleineren Einheiten, aber die Verantwortung innerhalb des Clans ist viel größer als in der

Stadt, auch emotional. In der Stadt wissen wir gar nicht, wer unter uns wohnt und wir wissen gar nicht, was wir heute Abend essen. Wir gehen heute in ein Restaurant und morgen in ein anderes. Wir haben das Gefühl, es sei alles da. Strom aus der Steckdose, Warm- und Kaltwasser aus dem Hahn. Da oben sind die Leute aufeinander angewiesen. Sie schützen sich nach außen und sind viel stärker auch nach innen untereinander in Verantwortung verknüpft und sie sind alle in der Lage sich selbst zu versorgen. Als ich irgendwann vierzig wurde und eines Tages wusste, dass ich mit meinen Abenteuern aufhören würde, haben meine Banker gesagt: Kaufen Sie Rentenpapiere! Aber ich habe gesagt: Nein, ich kaufe mir einen Selbstversorgerbauernhof. Inzwischen habe ich drei, weil ich sie auch den Kindern weitergeben will, und da wird alles produziert, was ich zum Leben brauche. Wenn beim letzten Mal die Weltwirtschaft zusammen gebrochen wäre, wären die Städter einfach verhungert. Das erzähle ich besonders gerne Bankern, zuletzt in Wien: „Ihren Papieren habe ich nie vertraut, sondern einen Bauernhof gekauft!“ Ein Dutzend kam dann hinterher zu mir und sagte: Das ist das Beste, was Sie machen konnten.


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Das Wetter

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das wetter wetter@trafficnewstogo

Berlin I

Warschau

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andauernder Sonnenschein 52° 31' 7" N, 13° 24' 29" E

frischer Ostwind 52° 13' 0" N, 21° 2' 0" E

Das Designerinnen-Duo Issever Bahri hatte im vergangenen Jahr kaum die Modebühne betreten, da war das Publikum schon verliebt und der Young Designer Award gewonnen. Die Mode von Derya Issever und Cimen Bachri ist nicht nur einfach schön, sondern auch durchdacht: Issever und Bachri setzen sich intensiv mit den Textilkulturen ihrer Wurzeln auseinander, die in Griechenland und der Türkei liegen. Sie lassen ästhetische Elemente und traditionelle Handwerkstechniken in ihre Kollektionen einfließen und schaffen damit ein neues Genre tragbarer Mode. Auch die Frühjahr-/Sommerkollektion 2012 setzt sich konzeptionell mit diesen Wurzeln auseinander. Der italienischen Vogue verriet Issever, dass die dominanten weißen Fassaden aus den Orten ihrer Kindheit in der Türkei eine Rolle spielen werden. SW

Mode ist eine künstlerische Ausdrucksform wie Performance oder Öl auf Leinwand. Ein Designer, bei dem das besonders deutlich wird, ist Mariusz Przybylski. Er hat an der Kunsthochschule im polnischen Lodz studiert und im Jahr 2005 seine erste Kollektion für Männer präsentiert, 2009 folgte eine Linie für Frauen. Seine aufwendig verarbeiteten Kollektionen sind purer Luxus. Was Przybylskis Stücke so kunstvoll macht, sind skulpturale Elemente, asymmetrische Formen und eigens kreierte Farbspiele. Den klassischen Herrenanzug erfindet Przybylski in verschiedenen Spielarten neu, zum Beispiel in strahlend grün. Da bleibt der Blick länger hängen. Vielleicht sehen wir bald mehr davon auf deutschen Straßen, denn Przybylski zeigt seine Kunst nun erstmals bei der Berlin Fashion Week. SW

Bukarest

Berlin II

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klarer Sternenhimmel 44° 26' 0" N, 26° 6' 0" E

wolkenlos 52° 31' 7" N, 13° 24' 29" E

Florale Formen und Muster, Pelze, verspielte Hüte, elegante Materialien wie Kaschmir, Organza und Seide, romantisches Flair à la Fjodor Dostojewski und eine deutliche Tendenz zur neuen osteuropäischen Dekadenz: Diesen Eindruck hinterlässt die Herbst-/Winterkollektion 2011/12 „Eisblumen“ von Designer Stephan Pegler, die er im Januar in Berlin vorstellte. Der gebürtige Rumäne studierte in Wien und lebt mittlerweile wieder in seiner Heimat, wo er als Jungdesigner bereits große Wellen geschlagen hat. Zur Fashion Week präsentiert er jetzt seine Frühjahr-/Sommerkollektion 2012 „En Garde“ - wie der Name ahnen lässt, ist sie vom Fechtsport inspiriert. Was das Ausnahmetalent daraus gemacht hat, wird sicher anregend und wegweisend für das aktuelle europäische Modedesign. SW

Grüne Mode ist bei der Berlin Fashion Week längst etabliert. Umasan verwendet ökologisch korrekte Stoffe wie Sojaseide, Bambus oder Hanf und setzt auf Produktion in Europa. Die gesamte Kollektion ist darüber hinaus frei von tierischen Materialien – damit haben die beiden Designerinnen das erste vegane High Fashion Label gegründet. Der utopistische Ansatz bestimmt neben der Produktion auch die Kreation. Anja Umann lernte ihr Handwerk beim japanischen Label Yohji Yamamoto; der Einfluss ist in den Kreationen deutlich spürbar. Hosen, Jacken und Shirts von Umasan umfließen den Körper mit futuristischen Formen, propagieren eine minimalistische Ästhetik analog zum verantwortungsbewussten Lebensstil und lösen in ihrer Klarheit Gender-Rollen auf. So könnte die Zukunft aussehen. SW

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Fashion

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Die unaufdringliche Leichtigkeit des Seins von Timo Feldhaus Der 31-jährige Hien Le ist eine große Hoffnung der Berliner Modewelt. In den geradlinigen Entwürfen seiner Männer- und Frauenkollektionen zeigt sich der Stil einer neuen Generation Berliner Designer, die durch Schlichtheit, Subtilität und Glätte besticht. Neben Perret Schaad und Michael Sontag gelingt Le eine Formensprache, die Einfachheit, Stil und Qualität vor Schlabberlook, Exzentrik und roughe Clubkultur setzt, also den handelsüblichen Referenzen Berliner Mode. Statt Nachtleben und Rock and Roll setzen sie auf Aufgeräumtheit, Bodenhaftung und Wachheit. Eine minimalistische Eleganz, stets konzentriert auf reduzierte Schnitte und subtile Detaillösungen und immer große Namen wie Bauhaus oder Jil Sander im Blick. Die Mode von Hien Le bezieht ihre Schönheit aus der unaufdringlichen Zartheit leuchtender Stoffe. Le hat bei Veronique Branquinho in Antwerpen gelernt und lässt seine Kollektion komplett in Berlin produzieren. Bei Redaktionsschluss ist er unter den drei Finalisten des vom Berliner Senat ausgeschriebenen, hochdotierten Wettbewerb Start Your Fashion Business. Du stehst mit anderen jungen Berliner Designern für einen reduzierten, zurückgenommenen Stil. Sehr brav, glatt und clean. Damit habt ihr Erfolg bei Presse und Konsumenten. Wenn man Mode als Ausdruck ihrer Zeit begreifen möchte, was bedeutet das dann für die unsere? Ich glaube, es ist auch ein wenig dem Zufall geschuldet, dass plötzlich eine Generation von Designern stilistisch in eine ähnliche Richtung geht. Wir haben uns nicht abgesprochen. Vor ein paar Jahren war etwa c.neeon das Berliner Vorzeige-Label und es haben ganz viele Labels unabhängig voneinander ähnlich ausgefallene Sachen mit sehr viel Print gemacht. Auch

wenn du es nicht möchtest, gehst du unterbewusst immer einem Trend nach, einfach weil du dich in der gleichen Zeit bewegst und die Augen offen hälst. Du meinst, man reagiert automatisch auf seine Zeit und das führt dann zwangsläufig zu einem ähnlichen Ergebnis? Ich kann das schwer erklären. Ich folge keinen Trends, aber man ist ihnen automatisch unterlegen, sei es indirekt. Wenn du als Designer eine Idee hast und sie dann zwei Tage später in einem Magazin fast genauso siehst, ist das stets ermüdend. Empfindest du es als schlimm, dass es alles bereits schon einmal gegeben hat? Nein. Genau deswegen habe ich nicht den Anspruch, etwas komplett Neues zu machen. Denn es gibt nichts Neues mehr. Das gibt mir eine große Freiheit und nimmt auch einen großen Druck, so etwas erfinden zu wollen. Ich mache einfach das, was ich am Schönsten finde, was ich selber tragen und worin ich andere am liebsten sehen würde, was ich vertreten und verkaufen kann. Es bringt mir auch nichts, etwas total raffiniertes mit viel Walle Walle zu machen, wenn das überhaupt nicht ich bin. Du entwickelst seit drei Saisons Frauen- und Männermode in einer Kollektion. Das ist ungewöhnlich. Kannst du dich nicht entscheiden? Mir ist es wichtig, dass die Kollektion in sich stimmig ist, Männer wie auch Frauen sollen ein Gesamtbild ergeben und ein roter Faden durchzieht die Kollektion. Ich habe dabei kein separates Thema für Männer und eins für Frauen. Die Inspiration ist dieselbe. Sie ergänzen sich, es ist aber keine Unisex-Kollektion. Klar kann einige Teile auch das andere Geschlecht tragen, aber eigentlich ist Mann Mann und Frau Frau.

Das macht etwa Raf Simons für Jil Sander auch gerne. Bei ihm gibt es häufig die direkte Überschneidung von Männer- und Frauenkollektion, etwa durch eine übernommene ausgeprägte Farb- und Materialwahl. Ich mache eben beides gerne. Ich bin somit in der glücklichen Position mich nicht entscheiden zu müssen. Meine Kollektion ergänzt sich sowohl in Farbe, Schnittführung als auch in den Details. Die halbverdeckte Knopfleiste in den Frauenblusen findet sich dann im Männerhemd wieder. Woran erkennt man Hien Le außerdem? Die Gradlinigkeit. Blousons wird man bei mir immer finden, immer wieder abgewandelt. Im Grundriss das gleiche, aber in den Stoffen, der Farbigkeit und den Details mit einem Twist. Ich gehe immer von denselben Schnitten aus und gestalte die dann um. Das macht es für die Produktion einfacher und auch die Verkäuflichkeit besser. Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Dazu muss ich regelmäßig zu Wörtern greifen, die ich eigentlich nicht besonders mag. Etwa puristisch oder minimalistisch. Warum magst du die Wörter nicht? Aus demselben Grund, aus dem mir auch der Begriff Eleganz nicht gefällt: weil er so stark in Gebrauch ist, dass sich die Bedeutung dahinter schon aufgelöst hat. Spielt dein Geburtsort Laos in deine Mode hinein? Das finde ich schön gefragt. Oft sagen mir Leute, meine Sachen wären so asiatisch und ich habe eigentlich nie verstanden, was sie damit meinten. Bis zu dieser Saison habe ich meine Sachen nie mit Asien in Verbindung gebracht, wenn ich entworfen habe. Im Nachhinein ver-

stehe ich, was sie meinen, nämlich das Aufgeräumte und der asketische Minimalismus aus Japan. Ich sehe meine Sachen aber eher verbunden mit der Tradition des deutschen Bauhaus oder skandinavischen Designs. Das einzige, was ich mit Laos verbinde, ist mein Opa, der Schneidermeister war. Und weil ständig alle gefragt haben, begann es mich auch zu interessieren. Für die kommende Kollektion habe ich mir also das Fotoalbum meiner Großeltern vorgenommen und von dort aus durch die vietnamesische Alltagskleidung gestöbert. Und festgestellt, dass ihre Arbeitskleidung dem entspricht, was man auch heute noch trägt. Wenn ich deine Kollektion sehe, denke ich auch eher an Lego und Skandinavien. Nüchtern gestaltet, bekommt sie über den Farbeinsatz etwas Spielerisches. Die Arbeit beginnt bei mir immer mit dem Farbkonzept, dann suche ich die Stoffe aus, erst daraus entwickelt sich die weitere Inspiration. Ich verwende allerdings niemals Schwarz; damit kann ich nicht arbeiten. Ich trage die Farbe selbst gerne, aber für meine Mode fühlt sie sich zu schwer an. Deine Mode zeichnet sich durch Referenzlosigkeit aus. Ohne starke Bilder, ohne das große Zeigen von Inspiration oder das Zitieren aus der Musik- oder Kunstgeschichte. Nein, die direkte Übertragung gibt es nicht. Ich möchte tragbare, verkaufbare Sachen machen, mit einem großen Anspruch. Mein Ziel ist Zeitlosigkeit. Coco Chanel hat einmal etwas Tolles gesagt: „Mode ist vergänglich und Stil bleibt.“ Und genau so ist das. Meine Sachen kaufst du, und wenn dir die Farbe in einem Jahr nicht mehr gefällt, kannst du sie in den Schrank hängen, aber in fünf Jahren wieder herausholen und wieder tragen. Du sollst etwas von den Sachen haben.



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Fashion

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von Prof. Ginette Bone, New Orleans Übersetzung aus dem Englischen: Lilian-Astrid Geese 1996 zieht Bandgründerin Sean Yseult nach New Orleans, 1998 löst sich „White Zombie“ auf. Doch aus der Rückkehr in den eigentlichen Beruf als Designerin wird nichts: Eine neue Band, persönliche Bindungen, Zeit, die wie im Fluge vergeht. Schließlich dann Ende 2005 die Rückkehr nach New York. Vertrieben von Hurricane Katrina und seinen Folgen besinnt sich Sean, wie viele andere von der Katastrophe Betroffene, auf das, was ihr wirklich wichtig ist. Seit 2006 entwirft Yseult Design Accessoires für Barney’s, New York, Liberty, London, Goldie H.P. France, Tokio und zahlreiche andere internationale Shops. Wir begegneten uns zum ersten Mal bei einer Vernissage in New Orleans: Seans retro-psychedelisch inspirierte Kompositionen peppten die Show auf. Dann landete ich irgendwann spät nachts in einer angesagten Kellerbar und erfuhr, dass diese fantastische Location namens „The Saint“ Sean und ihrem Göttergatten Chris Lee gehörte. Ich hatte keine Ahnung, dass beide legendäre Musiker waren. Bald darauf wurden wir zu einem köstlichen Dinner in ihre Gothic Villa eingeladen. Home made, zubereitet von den Gastgebern persönlich! Sean - Heavy Metal, Rock n’ Roll, Punk und mehr - kochte Couscous auf einem alten Chambers-Ofen und servierte das Abendessen in einem Esszimmer, das an Kulissen für einen Horrorfilm erinnerte. Ich war begeistert. Zu diesem Zeitpunkt ‚kannte’ ich ihre Musik, und liebte sie: Sean mit Rock City Morgue und Chris mit Supagroup. Faszinierend! Wie auch der charmante Kontrast zwischen Sean, der Rock-Legende mit ihrem gruftigen Rock n’ Roll-Lifestyle, und den leuchtend bunten, verspielten, sehr femininen Schals und

Tüchern,­die sie entwirft. Dieser scheinbare Widerspruch begegnet einem übrigens auch in ihrem Zuhause: An düstere, samtverhangene Zimmer, mit seltsamen Kreaturen an den Wänden und herumliegenden Skeletten, schließt sich eine helle, moderne Küche an, neben der sich wiederum ein tropischer Swimmingpool befindet. Musikinstrumente wohin man schaut, die häufig gespielt werden, umgeben von einer eklektischen Kunstsammlung, in der sich das Sentimentale ebenso findet, wie das Mürrische: eine wunderbare Vielfalt. Kürzlich erschien „I’m In The Band“, Seans sympathisches ‚Album‘ über ihr Leben vor, mit und nach „White Zombie“. Die bemerkenswerte und unterhaltsame Geschichte beginnt mit einer Kindheit, die von Tanz und Musik erfüllt ist, es folgen Kunstakademie und die Parsons School of Design, dann die 1980er im rauen NYC. Noch während ihres Studiums gründen Sean Yseult und Rob Zombie die Band „White Zombie“. Ihr Weg zum Ruhm ist außergewöhnlich und maßgeblich beeinflusst von Seans Hartnäckigkeit und Talent in der männerdominierten Welt des Heavy Metal. Fotografien, Flyer und andere Memorabilia reflektieren ihr einzigartiges Gefühl für Stil und Komposition. Es gibt klare Parallelen zwischen den Werbezetteln für die Band und Sean Yseults Schals. Sean sitzt am Pool, in der schwülen Hitze von New Orleans, und zeigt mir Bilder von ausgefallenen, neuen Entwürfen für Barney’s. Wir reden über ihre neue Band „Star & Dagger“, ein Projekt mit Donna She Wolf von „Cycle Sluts from Hell“. Wir reden über die 1980er. Ich sehe die lebendigen, kraftvollen Designs und denke, wie großartig es wäre, inspiriert von den Grafiken und Outfits in Seans Portfolio eine komplette Modelinie zu promoten. Lesen Sie ihr Buch, besuchen Sie ihre Website, und Sie werden wissen, was ich meine.


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Design

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HUGO Boss Schaufensterkampagne von Liganova, 2011

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Schaufensterpsychologie Elena Maurer ist Account Director Visual Marketing bei der BrandRetail Firma Liganova und beschäftigt sich mit Visual Merchandising. Das bedeutet die visuelle Kommunikation der Identität eines Unternehmens am Point-of-Sale. Visual Merchandising versteht sich als Impulsgeber und Grenzfläche zwischen Architektur, Innenarchitektur, Produktdesign, Marketing und Kommunikation. Bestenfalls übersetzt es den Zeitgeist auf eine markengerechte Inszenierung. In diesem Sinne erklärt Elena Maurer, welche Bedeutung Farben im Schaufenster für die Markenbildung haben: von Verena Dauerer Warum ist die Farbe bei der Gestaltung eines Schaufensters so entscheidend? Da das Schaufenster für den Einzelhandel den Rahmen einer produkt- und markenspezifischen Kernbotschaft darstellt, ist das Einbinden farbpsychologischer Aspekte eines der wichtigsten Instrumente bei der Schaufenstergestaltung. Zudem spiegeln farbliche Highlights und Akzente auch Trends, den aktuellen Zeitgeist oder eine Stilrichtung wider und geben Aufschluss über ein Produkt, eine Marke und deren charakteristische Eigenschaften. In Kombination mit entsprechenden Oberflächen und Materialien oder Effekten können so hervorstechende farbliche Eindrücke geschaffen werden. Auch unterschiedliche Marketingphasen werden bereits durch immer wiederkehrende Farben klar erkannt, wie etwa die Farbe Rot für SALE.

Gibt es Farben, die besonders gut im Schaufenster funktionieren - oder irritieren? Zu viel knalliges Gelb löst zum Beispiel eine nervöse Unruhe aus, wohingegen helles, gebrochenes Gelb die Stimmungslage positiv beeinflusst. Es gibt Farben, die in einem Schaufenster eher auffallen wie etwa Rot, Gelb und knallige Neonfarben. Hier ist natürlich immer die Saison sowie das Fensterthema zu berücksichtigen. Ebenso spielen Kontraste eine wichtige Rolle. Im Visual Merchandising arbeitet man gezielt mit verschiedensten Farbkontrasten wie dem Hell-Dunkel-, Kalt-Warm- oder Komplementärkontrast. Physiologische Erkenntnisse werden hier genutzt um den Betrachter zu beeinflussen. Die Farben Rot und Grün bewirken etwa einen Flimmerkontrast. Dieser wird beabsichtigt eingesetzt um die Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken. Interaktive Fenster und das Spiel mit Licht und Farbe gewinnen im Visual Merchandising immer mehr an Bedeutung. Gezielt eingesetzte Farbe

und Kontraste können ein Schaufenster mit großem Eye Catcher-Effekt inszenieren. Bei ihren Schaufensterinstallationen für HUGO by HUGO BOSS strahlen die Schaufenster komplett in jeweils einer Farbe rot, blau, weiß, gelb, schwarz. Wie vermitteln diese Farben die Marke? Alle Farbthemen basieren auf den HighlightFarben der BOSS Spring/Summer Kollektion 2011. Hauptinspiration bot das Thema ‚Legend of Atlantis‘. Die für die Installation gewählten Farben basieren auf den Themen Natural Waterfalls [aqua], Urban Sunset [rot], und Desert City [grau]. Für das Thema Natural Waterfalls wurde etwa ein zartes Aqua gewählt, das die Ruhe und die unbegrenzten Dimensionen des Atlantik widerspiegelt. Unterstützt durch Licht und reflektierende Materialien steht Blau für die Tiefe des Meeres, das Wasser, die unendliche Weite. Für das Thema Urban Sunset steht die Farbe Rot als Symbol für Dynamik, Stärke und Hitze. Rote Elemente werden sehr

schnell und leicht wahrgenommen. Dabei übersetzen überwiegend vertikale Linien die Idee eines Urban Sunset, rote Leuchtrückwände abstrahieren einen Sonnenuntergang und rote Leuchtkästen mit wechselnden Lichteffekten unterstreichen diese Stimmung. Bei Desert City erzeugen horizontale Linien und graue Flächen in unterschiedlicher Höhe und Tiefe Räumlichkeit und symbolisieren sowohl Wüstendünen als auch städtische Strukturen. Die Farbgebung des HUGO Fensters mit dem Thema ‚ Jungle‘ lehnt an eine Urwaldstimmung mit weichen Farbübergängen vom Grünen ins leuchtend warme Gelb an: Grün ist eine statische Farbe und strahlt Ruhe, Festigkeit, Frieden, Schutz und Selbstachtung aus. Durch das gedämpfte Lichtkonzept und den reflektierenden Boden in Khaki-Optik entsteht der gewünschte, leicht mystische Mix von Nebel, feuchter Luft, Hell-Dunkel-Kontrasten und unerwarteten Lichtungen, der symbolisch für den Urwald in seiner natürlichen Form steht.


Reisen

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Nirgends gedeiht Lakritze so gut wie an der Ostküste Kalabriens. Seit Jahrhunderten werden die süßen Wurzeln hier zu allerlei Genüsslichem verarbeitet. Ein Streifzug durch Felder und Fabriken.

Heimat der SüSSholzraspler von Dominik Fehrmann

„Das ist sie“, sagt Vincenzo, „und du findest sie hier überall. Das da vorn am Wegesrand und da hinten am Zaun – alles Lakritze!“ Das soll es sein? Kalabriens schwarzes Gold? Aber Vincenzo muss es wissen. Schließlich handelt die Familie Romano seit über 60 Jahren mit Glycyrrhiza glabra. Zu deutsch Lakritze oder auch Süßholz. Genauer gesagt handeln die Romanos mit der Wurzel der Pflanze. Sie enthält den süßen Saft, auf den es Vincenzos Kunden – Pharma-Unternehmen und Süßwaren-Hersteller aus aller Welt – abgesehen haben. Unauffällig wie die Lakritze ist auch der Landstrich, in dem sie wächst. Eingekeilt von zwei Gebirgen liegt die Ebene von Sibari abgeschieden im Nordosten Kalabriens. An ihrem Sandstrand sonnen sich sommers einige italienische Urlauber; ausländische Touristen verschlägt es selten hierher. Und auch die hiesigen Städte wie Rossano oder Corigliano verbergen sich. Trutzig hocken sie hinter bröckelnden Mauern auf hohen Hügeln. Drunten in der weiten Ebene aber wachsen einige der besten Zitrusfrüchte Italiens. Und eben Lakritze. „Die beste Lakritze der Welt“, sagt Vincenzo. „Nirgends wird sie so süß wie

© Dag Magnus

Welch herbe Enttäuschung. Da führt die Fahrt auf dem Feldweg entlang farbenfroher Zitronen- und Clementinen-Hainen, doch als Vincenzo Romano anhält und nach links zeigt, wächst da nur ein unscheinbares Kraut. Kleinblättriges grünes Gestrüpp auf weitem Feld, zitternd im warmen Ostwind, der vom Golf von Tarento herüberweht.

hier, nirgends gedeiht sie so gut.“ Anderswo in Italien habe man versucht, Lakritze anzubauen – mit großem Aufwand und geringem Erfolg. Hier, in der Ebene von Sibari, müssen die Lakritzbauern nichts tun. Nicht pflanzen, nicht düngen, nicht spritzen. Nur ernten. Doch das Ernten der Süßholzwurzel ist kein Zuckerschlecken. Sondern mühselige Handarbeit. Einzig ein Traktor leistet Beistand, durchfurcht den Acker und legt so Teile der bis zu drei Meter langen Wurzeln frei. Wie gekappte Stromkabel ragen die fingerdicken Adern dann aus der Erde und können per Hand herausgezerrt werden. Nur die Hauptwurzeln bleiben im Boden. Nach vier Jahren sind die Wurzeln nachgewachsen, kann dieser bekömmliche Bodenschatz erneut gehoben werden. Um die Wirkung der Lakritze ranken sich die tollsten Geschichten, und in Kalabrien bekommt man sie alle zu hören. Über Casanova,

der damit seinen Atem erfrischte. Über Napoleon, der sie gegen sein Magenleiden nahm. Nachweislich galt Lakritze schon in der Antike als wertvolle Arznei. Lange bevor sie im 18. Jahrhundert durch Zugabe von Zucker in Europa zur Süßigkeit wurde. Erwiesenermaßen wirkt reine Lakritze entzündungshemmend, antibakteriell, krampf- und schleimlösend, und beugt Karies vor. Allerdings findet die hochwertige kalabrische Lakritze heute kaum noch Abnehmer. Längst beherrscht billige Ware aus China und dem Iran den Weltmarkt. Einst gab es in Kalabrien rund 80 Lakritz-Unternehmen. Nur noch eine Handvoll ist übrig. Eines aber ist weltberühmt: Die Leckereien von Amarelli gelten Kennern als Nonplusultra der Lakritzsüßwaren. Während andere Süßwarenhersteller den Extrakt für ihre Lakritzprodukte einkaufen, wird er bei Amarelli noch eigens aus Süßholzwur-

zeln der Region gewonnen. Wie eh und je seit 1731. So lange ist die Familie Amarelli schon im Lakritzgeschäft. Ihr Stammsitz, ein wehrhafter Adelshof aus dem 15. Jahrhundert, liegt unterhalb von Rossano an der Küstenstraße. Mittlerweile beherbergt das Gebäude ein Lakritz-Museum. Produziert wird auf der anderen Straßenseite, in einer kleinen Fabrik mit hohem Schornstein. Schon über dem Parkplatz hängt ein süßlichherber Geruch, der nur entfernt an den Geschmack handelsüblicher Lakritzsüßwaren erinnert. Auf dem Werkshof harren Haufen von Wurzelbündeln ihrer Verarbeitung. Sie wandern hinüber in die Werkshalle, hinein in den Schredder. Aus den Raspeln wird dann mittels Wasserdampf der Wurzelsaft extrahiert. Dieser Extrakt fließt in Kessel, in denen er zwölf Stunden lang unter ständigem Rühren kocht und eindickt. Erst jetzt - durch die Verbindung mit Luft - färbt sich der Saft dunkel. Als zähe Masse kommt die Lakritze in Holzwannen, wo sie zu duftenden Laiben erstarrt und schließlich ausgewalzt, schmal gezogen und in handwarme Stücke geschnitten wird. Fertig sind Amarellis Klassiker: reine Lakritzpastillen, verpackt in nostalgischen Blechdöschen. Doch mit dem Lakritzextrakt wissen sie bei Amarelli noch weit mehr anzufangen. Drüben im Stammsitz bietet das Unternehmen in einem kleinen Laden seine gesamte Produktpalette feil: Dosen unterschiedlichster Lakritzpastillen. Dazu Lakritz-Nudeln und Lakritz-Grappa. Sogar Lakritz-Shampoo und Lakritz-Zahnpasta gibt es hier zu kaufen. So scheint es am Ende, als fördere Lakritze – neben allem andern – auch noch Phantasie und Geschäftssinn.


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Reviews

There once was a time when men were men and women were women, and it wasn’t an insult to feminists everywhere. With retro Mad-Men chic (only for real), the women wore skirts and pumps and the men drank martinis at lunch. We’ve come a long way since then. Now men change the occasional diaper and women run for president. We celebrate the disintegration of glass ceilings and the chicness of female power suits (no more shoulder pads). Only, along the way, something got lost. In a relentless pursuit for androgynous equality, we’ve forgotten how to celebrate the fact that men and women aren’t interchangeable. That there’s something sexy about a man with a starched shirt and a woman in heels ready to take it off.

Men have seals and insignias, nations have emblems, and women have lips. Lips covered in perfectly outlined, lusciously glossy color, radiant with femininity and glamour. And what better place to leave those lips than all over what belongs to you?

Such a delightful twist on the King Kong-esque Fay Wray. For all those who’ve worried that femininity equals weak, here’s some opposition. Why don’t you grab a stiff drink, a big stick, and a guy who cares enough to get his shirts lightly starched?

There’s barely room for the face in this shot, but we don’t need it. There’s barely room for the shirt in this shot, but we don’t need it. We’ve got the knowing smirk, and we know it’s Arrow. It’s that simple. Pure and simple.

The wink is, at its very essence, conspiratorial and flirtatious. It engages in implicit camaraderie. Come hither, it says. We’re in this together. Now let’s appreciate a well-made shirt before we take it off …

ARROW

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Zurück aus der Zukunft Eine Oper aus dem Jahr 2081

„Bisher wurde Geschichte immer als etwas gesehen, das vor allem so genannte „Große Männer“ machen. [...] Was wir vorschlagen, ist etwas radikal anderes: Eine Geschichte des Unbekannten, des Verborgenen, der Verschwörung, des Geheimen und des Gerüchts.“

Mit Eurer Forschungs- und Publikationsreihe 80*81 habt ihr den Versuch unternommen, aus scheinbar disparaten Geschichten ein größeres Narrativ zu finden. Auch Forscher der UNESCO beziehen beispielsweise mündliche Überlieferungen von Aborigines und afrikanischen Stämmen ein, um das große Puzzle unserer Menschheitsgeschichte zu erstellen. Ist das eine neue Art, Geschichte zu interpretieren? Bisher wurde Geschichte immer als etwas gesehen, das vor allem so genannte „Große Männer“ machen. Oder als etwas, das durch tiefgreifende technologische, wirtschaftliche oder soziale Veränderungen provoziert wird. Was wir vorschlagen, ist etwas radikal anderes: Eine Geschichte des Unbekannten, des Verborgenen, der Verschwörung, des Geheimen und des Gerüchts. Eine Geschichte der Lücke und des Abwegigen. Die Behauptung der Linearität und der Vernunft dessen, was wir für Geschichte halten, ist so offensichtlich falsch, dass wir uns ruhig auf die Muster konzentrieren können, die sich ergeben, wenn man etwas schief auf die Welt schaut: das kann die Frage sein, was das Papstattentat von 1981 und die Marienerscheinung von 1917 mit dem Ende des Kommunismus zu tun haben. Das kann die verrückte Geschichte von Hunter S. Thompson sein, der erzählt, wie Castro 1980 120000 zum größten Teil krimineller oder geisteskranker Cubaner nach Miami verschiffte und dafür nicht nur viele Dollar bekam, sondern auch noch Jimmy Carters Chancen auf eine Wiederwahl erheblich beschädigte. Das kann auch einfach der Haarschnitt von Phil Oakey von The Human League sein.

gann mit dem Wahlsieg der Sozialisten der Pasok 1981, das Jahr auch, in dem Griechenland der EU beitrat. Der Sturz von Mubarak und die Revolution in Ägypten? Mubarak kam 1981 an die Macht, nach dem Attentat auf Sadat. Die Facebook-Revolution? Alvin Toeffler veröffentlichte 1981 das Buch „The Third Wave“, in dem er die Internetkultur visionierte, das gleiche Jahr, in dem Bill Gates ein Software Patent anmeldete, das die Welt revolutionierte. Die Grünen? 1981 wurde die Partei in Karlsruhe gegründet, Joseph Beuys war da, einige Leute rutschten rückwärts auf Pappkartons durch die Halle, es wäre interessant zu sehen, ob die Aborigines etwas ähnliches taten. Vieles, was heute beginnt oder endet, lässt sich als 30-Jahre-Zyklus beschreiben. Vieles geht auf die Schwellenjahre 1980 und 1981 zurück.

The 80*81 findings, 2081 blickt aus der Zukunft zurück auf die Gegenwart. Was seht ihr da? Wir leben in einer Zeit, in der sich so viele Kreise schließen, dass uns schwindelig wird. Die Griechenlandkrise? Die be-

Sind wir 2081, wo wir unsere Vergangenheit vergessen haben, glücklicher? Was ist genau Glück? Uns bleibt nur: Einatmen, ausatmen. 2081 ist Neo-Yogaismus.

Warum habt ihr für diesen Blick eine Oper gewählt? Die Oper ist der klassische Ort, an dem eine Gesellschaft über Revolution verhandelt. Mozart ist das beste Beispiel. Und von nichts weniger handelt unsere Oper. Die Revolution ist die Veränderung des Bewusstseins, die wir heute erst erahnen: Wie unser Wissen neu gebildet wird, gespeichert wird, gelöscht wird, wie wir uns von unserem Wissen trennen, je mehr wir davon umgeben sind, wie das Unbewusste die Macht über das Offensichtliche gewinnt. Um das zu erkennen, müssen wir in die Zukunft gehen. Es ist 2081, die 100-Jahrfeier des „Großen Wandels". Erst im Rückblick nehmen die Schatten Gestalt an.


Reviews

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Rhizome is a DanceR von Gunnar Lützow Am Wiener Schwarzenbergplatz präsentiert die Kunststiftung TBA 21 mit The Morning Line vor imperialer Kulisse eine zeitgenössische Klangskulptur von Matthew Ritchie. Natürlich kann, dem verstorbenen Wiener Kulturphilosophen Johann Hölzl alias Falco zugeschriebenen Bonmot zufolge, wer die Achtziger erlebt hat, sich nicht daran erinnern. Dennoch möchte man meinen, dass nicht alles schlecht in der Dekade von Tschernobyl und Schulterpolstern war: So gab es beispielsweise im visuell interessanten Grenzgebiet von höherer Mathematik und Computergrafik erste Experimente mit der Visualisierung selbstreferentieller, unter Fachkräften als Mandelbrot-Menge bekannter Strukturen, die als eine Art Bildschirm-LSD einen nebenwirkunsgfreien Vorgeschmack auf die Neunziger lieferten. Dazu kam die subversive Aussaat, die die französischen Psychoanalytiker und Philosophen Gille Deleuze und Felix Guattari bereits 1977 mit dem Merve-Bändchen „Rhizom“ gestreut hatten, endlich zur Blüte: Statt politisch, sozial und subkulturell an unhaltbaren Einheitsfronten zu verenden, organisierte sich das Leben jenseits der herrschenden Verhältnisse polyzentrisch, netzwerkartig und spontan – eben ganz wie jene ahierarchischen Wurzeln, die man beispielsweise vom Ingwer kennt. Zwei bis drei Jahrzehnte später tauchen nun jene schrägen Erzählungen und Ästhetiken wieder in neuer Form auf, diesmal allerdings nicht in Form eines klandestinen Geek-Vergnügens oder einer konspirativ weitergeflüsterten Botschaft aus Inselberlin – statt dessen als multimediale Klangskulptur im Herzen Wiens: Auf dem Schwarzenbergplatz, wo sich ein imperiales Palais neben dem anderen findet, die Tram gemütlich ihrer Wege fährt und am Fuße des Belvedere ein sowjetisches Heldendenkmal thront. Auf Einladung der Kunstiftung TBA 21 präsentiert hier der New Yorker Künstler Matthew Ritchie ein halbes Jahr seine gemeinsam mit dem Architektenteam Aranda/Lasch entstandene Arbeit The Morning Line, die als ein dreidimesionaler Scherenschnitt gleichermaßen bezaubert und verwirrt. Schließlich will sie ein „Anti-Pavillon“ sein, und den definiert Ritchie so: „Wörtlich bedeutet Pavillon so etwas wie ein kleines Zelt. Etwas, in dem man sitzt und das als Miniaturmodell der Welt eingerichtet ist. Von dort aus schaut man aus dem Fenster und lässt das Geschehen der Außenwelt an sich vorüberziehen. Dieser „Anti-Pavillon“ ist das Gegenteil davon, er hat keinen Innenraum.

Ein poröser Raum, der kein Innen hat und sich potenziell unendlich ausdehnt – sowohl immer kleiner als auch immer größer werdend. Er basiert auf einer Vorstellung davon, was das Universum zusammenhält – das sich ebenfalls in alle Richtungen ausdehnt.“ Bei den Hausaufgaben in Physik hat man sich offensichtlich fachkundige Unterstützung geholt: „Wir haben in Zusammenarbeit mit zwei Physikern die Strukur der Arbeit auf Basis eines Kristallgitters entworfen, das die stärkste Form in der Natur ist. Interessanterweise sind diese scheinbar rigiden Stukturen in der Lage, sich neuen Belastungen anzupassen und so gibt es sogar auf der Mikro-Ebene eine gewisse Flexibilität – faszinierend! Dazu ist das Kristallgitter die effizienteste Art und Weise, Raum zu organiseren.“ Auch in europäisch-arabischer Geschichte und in Mathematik kennt Ritchie sich inzwischen ganz gut aus: „Unsere Idee war, eine unendliche Linie, eine Zeichnung im Raum zu entwerfen, die immer wieder auf sich selbst verweist. Eine Idee übrigens, die man aus dem Spanien aus der Zeit des Kalifats kennt. Dort finden sich in den islamischen Mosaiken des 16. Jahrhunderts bereits Strukturen, die heute als „Penrose-Parkettierung“ bekannt sind. Aperiodische Parkettierungen sind deswegen besonders interessant, weil sie auch beschreiben, wie sich Informationsmengen organisieren. Oder das Universum – darüber gibt es ganze Bücher, darüber könnten wir stundenlang reden. Jedenfalls hatten wir ziemlich viel Spaß dabei, uns auszudenken, wie wir auf jede mögliche Weise Ideen über das Universum in dieses Projekt integrieren könnten. Das Ergebnis soll übrigens wie ein LEGO-Baukasten sein. Man kann es immer neu zusammenbauen. Es kann hundert verschiedene Formen annehmen – zweidimensional ausgebreitet oder als Pyramide aufgestellt. “ Toll an dieser apokalyptischen Wolke aus schwarz gestrichenem Aluminium: Sie macht auch noch Musik – und das nicht zu knapp. Inzwischen über dreißig zeitgenössische Musiker und Komponisten haben extra für The Morning Line Werke geschaffen, die nun dank ausgefeilter Technik auch in der Skulptur zu hören sind. Darunter befinden sich sowohl Akteure wie der strenge Minimalist Alva Noto alias Carsten Nicolai, der die Forschungsergebnisse von ESA und NASA vertont, als auch die jedweder Dekonstruktion nicht abgeneigte Figur Terre Thaemlitz, die es ordenlich opulent wabern, beepen, klicken und knistern lässt. Was uns alles sehr an die letzten zwanzig großen Jahre der avancierten elektronischen Musik erinnern würde – wenn wir uns nur an sie erinnern könnten. Schließlich haben wir sie ja erlebt.

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Classy

Graphic Design for Fashion

von Derek Blasberg, Mosaik bei Goldmann

von Jay Hess und Simone Pasztorek, Laurence King

Den New York Times-Bestseller Classy von Stil-Ikone Derek Blasberg gibt es nun auch auf Deutsch. Derek Blasberg, New Yorker ModeJournalist, Editor-at-large bei style.com und Co-Autor diverser Bücher, wird wegen seines klassischen Looks in der amerikanischen Modemetropole als Stilvorbild gefeiert. Einer seiner Freunde ist beispielsweise auch Purple Magazin-Verleger Olivier Zahm. In seinem Buch „Classy: Be a Lady not a Tramp“ gibt Blasberg zahlreiche Lifestyle-Tipps für alle Lebenssituationen der modernen Frau. Mit Augenzwinkern, Schalk und Ironie beschreibt er gelungene Mode-Stylings, die besten Flirt-Strategien, Do's and Don’ts im Kreise der Schönen und Reichen und liefert einen Knigge für die Welt der Upper East Side. Dabei hat er nicht nur für jede Situation einen passenden Spruch oder das richtige Verhalten bereit, sondern zitiert auch seine VIP-Freundinnen wie Chloe Sevigny oder Lauren Santo Domingo mit den besten Tipps und Tricks. Das Buch ist ein Eintritt in den modischen Jetset, kann aber auch auf ganz alltägliche Situationen angewandt werden. Nach der Lektüre wird die selbstbewusste Frau sicher nicht mehr doof in die Kamera lächeln oder peinlich betrunken in den falschen High Heels auf dem Tisch tanzen. DT

Die Fashion-Industrie ist in Bewegung und muss sich ständig neu erfinden. Nicht nur die Kleider müssen auffällig sein und erstaunen, sondern der ganze Auftritt muss stimmen: Grafik-Design ist dabei ein tragender Pfeiler für eine Modemarke. Sie muss die Werte des Labels repräsentieren und die Erwartungen immer wieder übertreffen. Renommierte Designstudios arbeiten gerne mit großen Modelabels zusammen, weil es ihnen Renomée und Beachtung bringt. Das Buch Graphic Design for Fashion bietet einen interessanten Einblick in diese Kooperationen und ist gleichzeitig Inspiration für jeden Grafik-Designer oder Fashionista. Mit über 800 Illustrationen bringt das Buch eine Auswahl der weltweit besten Graphic Design Studios, die mit der FashionIndustrie zusammenarbeiten. Graphic Design for Fashion zeigt dabei weniger die Kampagnen von großen Luxusmarken mit großem Budget auf, sondern legt den Fokus auf die kleinen, feinen Brands. Der kreative Prozess der führenden Designstudios ist in diesem Buch spannend dargestellt und trägt zum Verständnis des kreativen Prozesses bei. Das Resultat ist ein visuelle Kollektion von Grafik-Design und eine wunderbare Inspirationsquelle für Kreative. DT

Broschiert: 272 Seiten Verlag: Mosaik Sprache:

Verlag: Laurence King Sprache: Englisch

Deutsch ISBN-10: 3442392144 Preis: 18 Euro

ISBN 978 1 85669 693 7 Preis: 26 Pfund, rund 30 Euro

Gebundene Ausgabe: 800 Illustrationen, 240 Seiten

Zerlegt

Berlin Summer Special

von Jeroen van Rooijen, NZZ Libro

von Liganova und Traffic News to-go

Das Buch „Zerlegt – Kleidung auf dem Seziertisch“ unterscheidet sich auf erfrischende Art von anderen Fashionbüchern: Meistens bewerten dort vermeintliche Stilkenner die fertigen Kleidungsstücke, Jeroen van Rooijen hingegen „filetiert“ Jacken, Hosen und Taschen. Damit lernt man ein Kleidungsstück ausnahmsweise vom Faden bis zum fertigen Endprodukt detailliert kennen. Das ermöglicht eine Sichtweise, die den allfälligen Schein gnadenlos aufdeckt. Stilpapst Jeroen van Rooijen nimmt 44 Klassiker der Mode auseinander – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Messer und Schere trennt er die Kleider auf, erzählt ihre Geschichte und prüft deren Qualität. Dieser Prozess gibt einen spannenden Einblick in das modische Handwerk, die Produktion und die Herkunft der Materialien und Stoffe. Ein Attribut, das in Zeiten von Nachhaltigkeit wieder eine wesentliche Rolle spielt. Mit dabei ist etwa der FeinstrickPullover von Smedley, aber auch die Kelly Mini Bag von Hermés, die van Rooijen zerschnitten hat. Sogar ein Bestattungshemd nimmt der Stilexperte der renommierten Neuen Zürcher Zeitung unter die Lupe. In ihre Einzelteile zerlegt, erhalten die Textilien eine neue, rätselhafte Schönheit und bringen das Verständnis für Mode auf ein tiefergehendes Level. Das Buch lädt auch zum Selbstversuch ein – ein Auftrenner ist beigelegt. DT

Berlin hat eine gespaltene Persönlichkeit, die sich zwischen Sommer und Winter stark verändert. Die Angebote sind genau so unterschiedlich wie die Temperaturanzeige draußen auf dem Balkon. Wer im Winter noch den einen Club oder die andere Bar an der Straße vorfand, wird im Sommer vielleicht von einem temporären Strand, einem spontanen Barbecue oder einem kleinen Festival überrascht. Im neuen Berlin Summer Guide 2011 von Liganova in Zusammenarbeit mit Traffic News to-go zeigen Insider und Szenekenner das Beste, was Berlin in den heißen Monaten zu bieten hat. Sie geben Ratschläge, wie man die Stadt im Sommer am besten genießen kann und wo die Orte sind, an denen man sich vielleicht auch wie im Urlaub fühlt. Der Guide ist saisonal und topaktuell – dafür arbeiten wir mit Locals zusammen, die die best gehütetsten Geheimnisse von Berlin aufdecken und weitergeben. Natürlich gibt es auch einen Ausblick auf das Event des Sommers – die Berlin Fashion Week. Dazu gibt es eine ausgiebige Bike-Tour durch die Stadt sowie die schönsten Terrassen und Liegeplätze. DT

Gebundene Ausgabe: 203 Seiten Verlag: NZZ Libro

Hotels, Shops, Magazin und Buchläden

Sprache: Deutsch ISBN-10: 3038236934 Preis: 33 Euro

kultur@trafficnewstogo.de

Verlag: Liganova & Traffic News to-go, 140 Seiten Sprache: Englisch ISBN: 978-3-9814366-1-7 Preis: 6.95 Euro Erhältlich bei: do you read me?!, online über www.liganova.com und www.trafficnewstogo.de sowieso in ausgewählten


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English Appendix

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ARROGANT BASTARD

By Adrian Stanley Thomas, New York City FASHION FOR A NEW WORLD Because I have lambasted the world with my negativity and occasional thoughtful insights, it brings me a level of pleasure to have the opportunity to discuss and bring forth the premiere unveiling of, THE ARROGANT DOCTRINE. Before you call the United Nations, or try to disavow such an important event designed for public consumption, you should hear me out. Please rest easy; it’s for your own good. This is a momentous occasion being brought to you without a paid sponsor. As sure as the sun rises in the east, hold true to a spectacular dawn of a new world. Okay, I know that some of you may say, “This month’s issue is about fashion.” I know that, I can read. If you have been keeping up with my columns every month you would know how I feel about that. However, as I’ve been thinking about the world, economics, poverty, the Wom-

Losing Luxury in Bits and Bytes By Dahlia Schweitzer, Los Angeles One of my favorite movie scenes ever is that one in Pretty Woman. You know the one, when Julia Roberts gets a makeover montage courtesy of Richard Gere’s credit card, when she gets bedecked from head to toe by an army of shopping assistants courtesy of Beverly Hills couture. (If you haven’t seen it, look it up. It’s every girl’s fantasy in one gloriously extravagant moment, complete with the Prince Charming and the endless shopping bags.) Now imagine Julia at home, in front of her computer, clicking through the websites of Gilt or Net-a-Porter, or even Myhabit, Amazon’s latest entry to the fray. It doesn’t have quite the same magic or panache, does it? But if current indicators have anything to say about it, this will be the future, for better and for worse. Ironically, John Auebach, GM of Gilt Groupe, when talking about Park & Bond (Gilt’s new full-price men’s retail equivalent), proclaims that the new site will allow men to ‘outfit themselves without going shopping.’ This may be the crux of the issue. Online retail, highend or low, allows us to shop without going shopping. There is another paradox within that equation. The move towards technology may be funded primarily by a desire for revenue – sales of luxury goods are poised to rise by 8% this year after reaching record levels in 2010 of $244 billion, according to a report from corporate advisor Bain & Company – but it is also being justified by a drive towards community, or so the press releases for these various retail sites proclaim. New consumers can talk amongst themselves, watch each other shop in real-time, and then

en’s World Cup, it has occurred to me that if I put the word ‘Fashion’ in something, you folks will read it. It’s called decorative advertising. It’s completely different than lying. Lying is the intent to mislead; decorative advertising is the intent to manipulate. Do you get it? Don’t try to find out the meaning of all this, just trust me. Ultimate power in my hands! Where do I start? The world does just about everything wrong. Initially, it was very perplexing to hold such a responsibility. Could I be prudent enough and refrain from starting over with a different species all together? I have stated in numerous columns that for the most part, all of you seem to be followers; the trendy, yoga hopping squirrels that simply follow the crowd. In stating the obvious, there has been a lot of thought put into this project. I have taken it very seriously. Using the blueprints that warlords, kings and queens, dictators and presidents have already etched into history as the foundation, how could one not salivate at the prospects? An amalgamation of con-

quering, war, murder, superiority complexes and all the rest has been so kind in providing us with a glorious history to look upon with grandeur. Shall I take a similar route and make myself ‘Master of the Big House’ to save myself the trouble of human rights and the rule of law? When you think about it, it’s a really tough job. I felt compelled to perform due diligence in order to take into consideration all of the good that man has produced. I’m still thinking. Now clearly this means a ‘Do-Over’ for our world and everything we hold close to our hearts. But change can be a worthwhile venture. With this responsibility of re-making the world we currently live in, obviously I would do things very differently. I have actually given this a lot of thought because your lifestyle and level of enjoyment depends upon the choices that I make about culture, freedom of speech, the cost of being a vegetarian, the whole thing would hinge upon my design which would be set in stone, or parchment paper; which is probably cheaper. I think that’s very fashionable. What

share their purchases and experiences via Facebook or Twitter. Ralph Lauren even has iPhone apps for its Rugby brand, where users create their own styles and then share them online. However, therein lies the contradiction – is there anything really more isolating than sitting in front of your computer, the ephemeral essence of implied community always slipping out of your fingers? The only personal connection that awaits you is with the delivery boy, when he brings you your package. Now if you don’t know what I’m talking about, if you’ve never heard of Gilt, or you didn’t know Amazon sold Vera Wang through a special access site, don’t fret. That’s actually on purpose. One of the concerns many high-end fashion designers had about moving online was a loss of exclusivity. And, without exclusivity, it’s hard to justify some of their price tags. So what to do? Well, some companies, like Gucci and LVMH, have VIP sections on their sites, only admissible to the most elite customers. The most common solution, however, the cheapest and easiest and not-too-inaccessible, is membership. How much does membership cost for Myhabit? Why, nothing. If you’ve got an Amazon account, you have a Myhabit membership. Want access to Gilt? No problem. Type in your email address, create a password, and presto – you’re a member! It’s a lot harder to join most high school debate clubs, so clearly the principle of membership is, well, I’m not exactly sure. To deter the absolute common denominator who can’t figure out how to step over the velvet rope? Regardless, an illusion of inaccessibility somehow remains. Now this isn’t to say online shopping is all bad. There is certainly the matter of timing – you can buy whenever the inclination arises. Onethird of high-end retail site Yoox’s customers buy after 7pm, especially in the Japanese market. In the words of fashion designer Peter Ross, ‘E-commerce consumers just want what they want when they want it.’ And this level of control extends even fur-

ther – the internet allows customers to bypass department stores and connect directly with fashion designers. Not only does this allow ‘behind-the-scenes’ access to fashion news and rapid access to the latest lines (some high-end designers, like Burberry, stream their fashion shows online, allowing customers to click on the dresses and order them before the show is even finished), but this also permits consumers to have a voice in what gets produced and designed. Not only does this produce a more interactive shopper, but it also creates a more democratic view of fashion. Anna Wintour is no longer the last word when you can watch the fashion shows yourself, from the comfort of your couch. It’s clear that this trend is more than a trend, it’s now a way of life for every fashion designer, wherever they are on the social scale. Even Fashion’s Night Out will be offered online this September, with a slew of virtual events offered by online retailers. Tumblr, the latest frontier in social marketing, has also caught on in the fashion market, with 180 of the top 1,000 Tumblr blogs now fashion related and are considered much more likely to go viral. The image-based platform is especially well-suited for displaying fashion, while also being a simple way for designers to connect with current and potential customers. Confession: I buy books online like a guilty habit. Even running shoes can often be found at a fraction of the price as in a bricks and mortar store – and I love reading the reviews from other verbose shoppers. I’ve bought frying pans, candles, picture frames, even a food processor. A mish mash of things selected for their (cheaper) price and convenience. I didn’t have to stand in line, drive in traffic, or search out a location. Leave that to the delivery boy. But when I want to go shopping? That’s when I leave the house. Because I want to look at the clothes, feel their fabric, and, at the end of the day, be seduced into buying something I didn’t need but definitely wanted.

would I change? How would I construct the planet if given the chance? Luckily for you, Traffic has given me the forum to lay out the details of your new life in our galaxy. Day after day we chatter and gossip with a combustible anger about war and hunger all over the world. There are those leaders that create a mirage of democracy and claim to be meeting at all hours of the night to hash out details of agreements and coalitions. Some handle these important decisions about conflict over breakfast, some on the golf course. Whatever they’re doing, does it seem like progress is being made? Clearly, I’m desperately needed. So because of the inability to resolve problems and promote peace, I’ve decided to create something radically different. This utopia would come with enormous rewards and advantages. I’m creating a drum roll right now for effect. If everyone could mentally picture drums rolling please. If you are not capable of doing that; just beat on something that will make a sound. You and the new world are now…

BUSINESS WITH ELEGANCE By Adrian Stanley Thomas, New York City For those of us on the outside of the tight knit circle of Wall Street and high stakes business transactions of wealthy investors, trying to understand market share and risk analysis of billion dollar international companies seems like a foreign language. For some, it is an all consuming, day in, day out obsession with analyzing trends in a constantly changing world where fortunes are made and lost in the blink of an eye. It takes a very astute mind to be able to process the complexity of economic patterns and the fluctuations of the market. Even if you can manage to understand the dynamics of option trading or mutual funds, it takes enormous skill to maneuver in a roller coaster market where timing and connections are essential to close the deal. How does one maintain a level of class and elegance in this high anxiety, money driven occupation? Sandra Navidi may have the perfect recipe for success. From her appearances on financial programs, the Wall Street documentary ‘Wall Street Warriors’, and numerous interviews, there is no doubt that Ms. Navidi has garnered the respect of her peers while presenting herself as an elegant swan with the knowledge of a seasoned veteran. As we sat down to chat about her work on Wall Street and the future of investments overseas at the Four Seasons off Park Avenue in Manhattan, Ms. Navidi’s cream colored dress and discreet pearls presented a stealth confidence nestled inside of the dimly lit room of chatter. As part of her maturation as an insider, Sandra Navidi has built a strong platinum Rolodex of contacts including investment legends and big names that are usually found on page one above the fold of the Wall Street


English Appendix

Ausgabe N°16 • Juli / August 2011 • Jahrgang 2 • trafficnewstogo.de Journal or the Financial Times. Under the exterior noise of Manhattan traffic and waiters attentively catering to patrons, the physical presence of Sandra Navidi seems different than the one permanently framed in pictures and on video. There is an intensity that isn’t distracting, but rather follows a syncopation of precise quarter notes with a distinct rhythm. An attorney by training, she started her career as a manager at Deloitte and Touche, where she structured international multibillion dollar transactions, which provided a solid foundation for greater responsibility. “I really learned quickly how to work with so many different kinds of people.” A long way from Germany and the comforts of home, the allure of Wall Street and success can prove overwhelming for the weak at heart. “I didn’t really think about working on Wall Street when I was a teenager, I sort of fell into it.” After leaving Deloitte and Touche, she became general counsel at Muzinich and Co.; from there it was on to Scarsdale Equities where the focus was investment banking and sales. At each position, building relationships became essential, “You really have to be able to understand and work with every character and temperament”, Ms. Navidi lamented, “If you want to bring transactions to a successful close.” While learning and developing a sense of who the major players are on Wall Street and how fluctuations and market trends affect the economy, it was on to a position as Director of Research Strategies at Roubini Global Economics. She played a key role as a liaison between the top management of financial institutions, the senior members of government agencies and the Roubini research teams, as well as focusing on growth strategies to create a network of global alliances. Along the way, the experiences that she acquired undoubtedly seasoned her appetite for making deals and the confidence to learn more. “I have always wanted to work with leading thinkers and beacons of the industry”, Ms. Navidi said with an astute reservation. “And I have met many fascinating people.” As we sipped tea, and overheard conversations at surrounding tables, the discussion progressed deeper about the population as a whole and the intricacies involved in understanding the different aspects of market valuations and options. “I think it is very difficult for lay-people who don’t spend all their time in finance to decipher Wall Street’s complexities.” Ms. Navidi said of her lucrative, yet perilous profession. “Sometimes it’s challenging to relay the technicalities of what I actually do.” Sitting gently back into her chair and speaking softly about her job. “At my previous jobs I structured CDO’s (Collateralized Debt Obligations) for a large number of institutional clients from around the world.” Having researched CDO’s and trying to understand bonds and loans associated with high-level risk, it can be said with absolute certainty that most people do not have a clue how the fixed income market really works. So what does a person do when they have made all of the connections, learned from the pioneers in the business, and facilitated multi-million dollar deals? You start your own firm. Sandra Navidi has left Roubini to start BeyondGlobal. A boutique firm specializing in providing strategic consultation to financial institutions and international corporations, as the CEO of her own firm, Ms. Navidi seems content and energized about the future while paying respect to the people she has worked with and learned from. “The exchange of thoughts with critical thinkers and contrarians has honed my intellectual skills. The future of the economy and the market has become a truly global affair now more than ever. I will be spending a lot of time in Asia, especially in China to move forward.” Ms. Navidi remembers a different environment when she began her career. “When I started, there was a lot more liquidity, now

everyone is very conservative.” Taking a sip of tea, and looking for the right words, Ms. Navidi opined, “There was a time when money chased deals, now deals are chasing money.” As Sandra Navidi has gained wisdom on Wall Street and had a multitude of multifarious experiences to prove it, the deals will now be chasing the CEO of BeyondGlobal.

SEAN YSEULT

LIGANOVA & TRAFFIC NEWS TO-GO PRESENT

By Prof. Ginette Bone, New Orleans Sean Yseult, a founding member of ‘White Zombie’ moved to New Orleans in 1996, shortly before the band disbanded in 1998. She had intended to pursue her design background but somehow time flew by with a new band, and personal affiliations. The evacuation back to New York City in late 2005, forced by the hurricane Katrina related disasters, found Yseult, like so many displaced New Orleanians, revisiting her core values. In 2006 Yseult Designs took shape and has been developing fashion accessories that have been carried by Barney’s, New York; Liberty, London and Goldie H.P. France, Tokyo plus dozens of other international locations. I first met Sean at a New Orleans art show opening, refreshed by her retro psychedelic inspired compositions. Then, late, late one night, I returned to a favorite local dive bar ‘The Saint’ to learn that this fabulous location was owned and run by Sean and husband, Chris Lee. I had no idea that they are both music legends. A while later, we were welcomed into their Gothic Mansion for a very domestic, delicious home cooked meal. So, here was Sean, heavy metal, rock n’roll, punk era and beyond bass player cooking couscous on a vintage Chambers stove, serving up supper in a horror movie set dining room. This was fascinating, I had, by then, ‘seen’ and loved, their music Sean with Rock City Morgue and Chris with Supagroup. Amazing. There is a charming dichotomy between Yseult the rock legend, living the rock n’roll lifestyle, surrounded by the macabre, and the brightly colored, playful, feminine scarves she designs. Even her home has this seeming disparity. You pass through dimly lit, velvet draped rooms with all kinds of creatures climbing the walls and skeletons lying around to a bright modern kitchen opening on to a tropical pool. There are musical instruments everywhere, played often, among an eclectic art collection ranging from sentimental to morose, a wonderful divergence. Yseult has just published a very enjoyable, readable book documenting, scrapbook style, her life before, with, and beyond, ‘White Zombie’, ‘I’m In The Band’. Her story is remarkable and entertaining. From a childhood filled with dance and music, to art school then Parsons School of Design and a rough New York City in the eighties. Yseult founded ‘White Zombie’ with Rob Zombie while they were at Parsons. Their hard earned rise to stardom is incredible and Yseult’s tenacity and talent in the male dominated world of heavy metal shines through. The photographs, flyers and memorabilia reveal Yseult’s unique sense of style and composition. There is a clear relationship between the promo handbills and Yseult’s scarf designs. Today Sean is sitting by the pool in the New Orleans steam heat, showing me images of some extraordinary new designs picked up by Barney’s and discussing her new band ‘Star & Dagger’, with Donna She Wolf of ‘Cycle Sluts from Hell’. We look through the vivid vibrant compositions, discussing the eighties and I think how awesome it would be to promote a complete fashion line inspired by, and derived, from the graphics and outfits in Sean’s portfolio. Check out her book and websites.

THE NEW CITY GUIDE ‘BERLIN INSPIRES’ SUMMER/FALL 2011

AS POCKET BOOK Available at selected book stores, shops, hotels and online at www.liganova.com and www.trafficnewstogo.de

&

AS iPHONE APP Available now in the iPhone App store

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orion datum

neu: orion mit unverschämt großem datum. Selbst der Gast am Nebentisch sieht jetzt, ob die Tantiemen fällig sind oder endlich die Ferien beginnen. Daher heißt das neue Datum Fernsehdatum. Der patentierte NOMOS-Mechanismus ließ die ganze Uhr leicht wachsen. So wirkt sie noch flacher, schöner – und unverschämt elegant. 1800 Euro. Berlin: Christ KaDeWe, Lorenz; Hamburg: Becker; Lübeck: Mahlberg; Braunschweig: Jauns; Düsseldorf: Blome; Dortmund: Rüschenbeck; Münster: Oeding-Erdel; Köln: Berghoff, Kaufhold; Bonn: Hild; Koblenz: Hofacker; Darmstadt: Techel; Wiesbaden: Stoess; Stuttgart: Pietsch; Ludwigsburg: Hunke; München: Bucherer, Fridrich, Kiefer, Hieber; Augsburg: Bauer & Bauer; Ulm: Scheuble; Bamberg: Triebel; Dresden: Leicht. Und überall bei Wempe. www.nomos-store.com und www.nomos-glashuette.com


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