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ZEITGESCHEHEN S. 8 Zahlreiche
MODE S. 25 Die Mode feiert 2020 die
Unruhen in Südamerika: ein Überblick FEUILLETON S.10 Rückblick 2019: die größten Kulturskandale LITERATUR S. 12 Magischer Realismus bei Salman Rushdie: Literatur-Empfehlungen für die Winterzeit WETTER S. 13 Sydney, New York, London und Paris MODE S. 14 Modesaison Frühjahr/Sommer 2020: verändertes Bewusstsein in der Modebranche
Rückkehr zur Opulenz LEBENSSTIL S. 26 Zwischen Essen, Alkohol und Peinlichkeiten: die Weihnachtsfeier ACCESSOIRES S. 28 Brillen mit Stil für Sie DESIGN S. 30 Produkte für 2020 STIL S. 32 Interieur- und Produktdesign-Fotos von Enok Holsegård FILM S. 36 Scorsese, Tarantino, Miller, Kentaro: Überblick über potenzielle Oscar-Kandidaten ARROGANT BASTARD S.30 Future to the Back (English)
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IMPRESSUM
WIR BEDANKEN UNS BEI ALLEN MITWIRKENDEN DES JAHRES 2019
Mihis Alex, Christian Andresen, Eva Biringer, Benjamin Kwaku Boateng, Alessandro Bonvini, Verena Dauerer, Ralf Diesel, Arnaud Ele, Dr. Stefan Elfenbein, Kelley Frank, Harald Geil, Mario Großmann, Marc Hairapetian, Robin Hartmann, Stefan Hefele, Enok Holsegård, Lisa Hölzke, Irma @ Iconic Management, Patrick Jendrusch, Cornelia Jeske, Julia Keesen, Annemarie Keizers, Laura Knoops, Christine Korte, Julia Krohse, Andres Kudacki, Karolina Landowski, Trang Le Hong, Nora Linnemann, Jan Ludwig, Gunnar Lützow, Tricia @ M4Models, Mari Maeda, Jean-Cedric Sow @ SpinModel Management, Tobias Wirth @ Tobias Bosch Management, Samira Mahboub @ Model Management, Chrissie Moissl, Bernd Neff, Yuji Oboshi, Vanessa Percherski, Martin Thomas Pesl, Barbara Russ, Haniball Saliba, Manuel Schamberger, Julian Schnabel, Willie Schumann, Dr. Inge Schwenger-Holst, Jan Skudlarek, Lorina Speder, Raimar Stange, Jacques Stephens, D. Strauss, Spencer Sweeney, Christina Van Zon, Rob Waters, Michael Wolf, Laura Helena Wurth
Contributors
Foto: Tino Rieß
Foto: Enna Zagorac
Enok Holsegård
Laura Helena Wurth
Enoks kühle, ruhige ästhetische Fotografie ist tief im minimalistischen skandinavischen Stil verwurzelt. Seine Arbeit reicht von redaktionellen Interieurs bis hin zu internationaler Markenwerbung für renommierte Lifestyle-DesignMarken. Die minimale Einfachheit seiner Bilder wird immer mit einem kritischen Blick auf Komposition, Textur, Materialien und Konzept ausgeführt. Enok wurde in Dänemark in einer Lehre bei einem sehr technisch orientierten Studio ausgebildet und lernte als freiberuflicher Fotograf in New York die Einfachheit und Freiheit des Tageslichts zu schätzen.
Laura Helena Wurth ist 1989 in Berlin geboren. Nach einem Bachelor in Arts & Culture an der Maastricht University (NL) hat sie einen Master in Religion & Kultur an der Humboldt Universität zu Berlin mit einer Arbeit über zeitgenössische Kunst im sakralen Raum abgeschlossen. In ihrem Schreiben beschäftigt sie sich mit Kultur und Kunst sowie mit Phänomenen, die uns, wenn man genau hinschaut, etwas über uns als Gesellschaft erzählen können. Das kann eine schwarze Daunenjacke oder eine ausgedehnte Fahrt im Speisewagen sein.
Martin Thomas Pesl Martin Thomas Pesl wurde 1983 in Wien geboren und arbeitet von ebenda aus als Autor, Kulturjournalist, Sprecher und Übersetzer aus dem Englischen und Ungarischen. Seine humorvollen Literaturlexika Das Buch der Schurken – Die 100 genialsten Bösewichter der Weltliteratur und Das Buch der Tiere – 100 animalische Streifzüge durch die Weltliteratur sind im Verlag Edition Atelier erschienen. Außerdem schreibt Martin Thomas Pesl unter anderem für die Wochenzeitung Falter und die Plattform Nachtkritik.de. www.martinthomaspesl.com
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TRAFFIC News to-go / No 71 - 2019
Hartmann, Enok Holsegård, Lisa Hölzke, Irma @ Iconic Management, Laura Knoops, Christine Korte, Carine Kuntz, Meilynn Lindlar, Vanessa Percherski, Martin Thomas Pesl, Lorina Speder, Jacques Stephens, D. Strauss, Michael Wolf, Laura Helena Wurth
ISSN
1869-943 X
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TRAFFIC News to-go / No 71 - 2019
ZEITGESCHEHEN
KOLUMBIEN NO 13 Wohl kein Land in Südamerika boomt im Tourismus aktuell so stark wie Kolumbien – das ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass es nach der Befriedung großer Teile der Rebellengruppe FARC sehr viel sicherer geworden ist, hier zu reisen. Auch gibt es zwar immer noch massiven Drogenhandel, jedoch nicht mehr eine Übermacht krimineller Kartelle wie in den 80er- und 90er-Jahren – der Tourismus ist mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle für zahlreiche Regionen des Landes. Auch in Kolumbien kam es jedoch im Oktober 2019 zu (meist friedlichen) Massenprotesten, als die Bevölkerung gegen nicht eingehaltene Regierungsversprechen protestierte, wie Noticias berichtet. Die Proteste legten tagelang Kolumbiens größte Städte lahm. Das Auswärtige Amt gibt trotz aufkeimendem Tourismus immer noch dringende Reisewarnungen für zahlreiche Regionen in Kolumbien, aktuell verstärkt für die Grenzregionen zu Venezuela. Besonders in ländlichen Gegenden sei »die staatliche Kontrolle nicht gewährleistet.« Journalist Robin Hartmann hat bei zwei Besuchen in dem Land 2013 und 2016 ausschließlich positive Eindrücke gesammelt und sagt: »Solange man das selbe umsichtige Verhalten an den Tag legt wie überall sonst auch, wird man sehr wahrscheinlich eine wunderbare und ungetrübte Urlaubserfahrung machen.«
Kontinent in der Krise ECUADOR NO1
Von Robin Hartmann
Tote bei Protesten im Oktober auch im sonst als sehr stabil geltenden Ecuador: Die gewaltsamen Ausschreitungen brachen los, weil Präsident Moreno Subventionen für Treibstoff streichen wollte. Die Benzinpreise stiegen daraufhin laut der spanischsprachigen Website der BBC kurzzeitig teilweise um bis zu 120 Prozent, auch die Kosten für den Nahverkehr sollten sich erhöhen. Wie bei allen Protesten in Südamerika geht es aber auch um wachsenden Unmut über soziale Ungleichheit, um die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Das Land selbst ist mit etwa der Hälfte seines Bruttoinlandproduktes verschuldet, die Sparmaßnahmen von Präsident Moreno sollten den Weg ebnen für einen Milliardenkredit durch den Internationalen Währungsfond (IWF). Ecuador hat bereits sechs Staatsinsolvenzen hinter sich, die letzte datiert aus dem Jahr 1999. An einem runden Tisch wurden die Preiserhöhungen schließlich gekippt, woraufhin wieder Ruhe im Land einkehrte. Das Auswärtige Amt berichtet über den Abbau von Straßensperren, zudem wurde der am 3. Oktober verhängte, 30 Tage geltende Ausnahmezustand nicht verlängert. In den Reise- und Sicherheitshinweisen finden sich daher sonst auch »nur« die üblichen Warnungen vor Kriminalität.
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PERU NO 2 In der Hauptstadt Lima kam es zu Protesten, weil Präsident Vizcarra das Parlament auflösen ließ, welches wiederum den Präsidenten absetzte – am Ende wurde alles rückgängig gemacht. Das Auswärtige Amt warnt wegen der aktuellen Lage: »Im gesamten Land führen soziale Unruhen, Streiks und Demonstrationen immer wieder auch zu teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen und Straßenblockaden, die auch Behinderungen im Reiseverkehr verursachen können.«
Gewaltsame Proteste in Chile und Bolivien, ein rechtsextremer Präsident in Brasilien, ein Unrechtsregime in Venezuela – Südamerika kommt momentan vielerorts einfach nicht zur Ruhe. Selbst in vermeintlich stabilen Ländern wie Uruguay und Ecuador ist die Lage aktuell konfuser denn je. TRAVELBOOK erklärt, wie sicher Reisen nach Südamerika noch sind.
BOLIVIEN NO 3 Auch hier kam es in jüngster Vergangenheit zu gewaltsamen Protesten mit Todesopfern, angesichts derer Langzeitpräsident Evo Morales schließlich zurücktrat – genau das hatten die Demonstranten gefordert, denn Morales wurde Wahlbetrug vorgeworfen. Angesichts des momentanen Machtvakuums im Land wird eine andere Krise wieder offenbar, nämlich die offene Feindschaft und das Misstrauen zwischen den Bewohnern des Hochlandes, viele wie Morales oft arme Koka-Bauern, und den Bürgern aus dem Tiefland, viele davon reiche Farmer. Dass Morales auf Druck des Militärs zurückgetreten ist, schürt bei nicht wenigen die Angst vor einem neuen, vielleicht blutigen Machtkampf – in der Vergangenheit war es immer wieder zu gewaltsamen Umstürzen und Putschen gekommen, Ex-Präsident Morales ist mittlerweile nach Mexiko ins Exil geflohen. Das Auswärtige Amt schreibt dazu: »Nach dem Rücktritt des Präsidenten Morales am 10. November 2019 kommt es zu Vandalismus und Plünderungen. Die Entwicklung der Lage ist derzeit nicht absehbar. Weitere Unruhen insbesondere in größeren Städten sind nicht auszuschließen.«
Seit gewaltsame Proteste das vermeintlich sichere Reiseland Chile erschüttern, blicken Urlauber aus aller Welt nicht mehr nur mit Neugier, sondern auch mit Besorgnis auf Südamerika. In vielen Ländern des riesigen Kontinents schwelen aktuell Konflikte, gehen Menschen auf die Straße, reagieren Führungskräfte mit autokratischen Anwandlungen.
CHILE NO 4
Die Länder des Kontinents Südamerika und wie sicher es dort aktuell für Urlauber ist:
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Es fing an mit einer Erhöhung der Busfahrpreise und wuchs zu Massenprotesten aus, die bereits zahlreichen Menschen das Leben gekostet haben. Mehr noch als gegen die Fahrpreise gehen die Chilenen heute gegen die soziale Ungleichheit auf die Straße, gegen das Gefühl, dass sich kleine Eliten auf Kosten der armen Bevölkerung bereicherten. Nochpräsident Sebastián Piñera setzte gegen sein Volk bewaffnetes Militär ein, bezeichnete die Demonstranten laut BBC als »mächtigen Feind«, der Gewalt anwende und dabei auch den Verlust von Menschenleben akzeptiere, um größtmöglichen Schaden anzurichten. Obwohl die Fahrpreiserhöhung nach Aufflammen der Proteste quasi sofort zurückgenommen wurde, warnt das Auswärtige Amt: »Weitere Protestaktionen und auch Ausschreitungen in Santiago und anderen größeren Städten des Landes können dennoch nicht ausgeschlossen werden. (…) Meiden Sie öffentliche Plätze und Menschenansammlungen wie Protestveranstaltungen weiträumig.«
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ZEITGESCHEHEN
VENEZUELA NO 12 Aus keinem Land kamen in den vergangenen Jahren so viel Schreckensnachrichten wie aus Venezuela: Immer wieder Massenproteste mit vielen Toten, Millionen von geflohenen Bürgern, Unterdrückung jedweder politischer Opposition und Andersdenkender, dazu die schlimmste Inflation auf der ganzen Welt. Seit Jahren spitzt sich die Situation immer weiter zu, selbst eine versuchte Intervention seitens des Vatikans brachte 2016 nichts, mit Juan Guaidó hat sich 2018 sogar bereits ein Gegenpräsident berufen lassen – allein das Chaos nahm nur immer weiter zu. Das Auswärtige Amt mahnt: »Entführungen zur Erpressung von Geldzahlungen und Überfälle mit Waffengewalt haben zugenommen. Auch Deutsche sind davon betroffen gewesen. Die Straßenkriminalität in venezolanischen Großstädten, besonders in Caracas und Maracaibo, ist unvermindert hoch. Auch außerhalb der Städte ist, z. B. auf Landstraßen, mit Gewaltkriminalität und Überfällen zu rechnen.«
SURINAME NO 10 GUAYANA NO 11 Auch im früher britisch regierten Guayana haben sich Schulden von mehr als 50 Prozent des Bruttoinlandproduktes angehäuft, wie die Seite Datos Macro berichtet. Die Mordrate ist mit 18,37 Opfern auf 100.000 Menschen hoch, allerdings hat das Land auch gerade einmal knapp 800.000 Einwohner. Das Auswärtige Amt warnt hier vor Gewaltkriminalität, insbesondere bewaffneten Raubüberfällen und Schießereien.
Das kleine Land steht vor einem großen politischen Umbruch, denn laut der Zeit war bereits 2018 jeder zehnte Einwohner Surinames Chinese – der asiatische Staat investiert Milliarden in den Abbau von Rohstoffen wie Getreide, Holz, Diamanten und Öl. Laut der Seite Datos Macro beträgt das Bruttoinlandprodukt pro Kopf gerade einmal etwas mehr als 5.000 Euro – zum Vergleich: In Deutschland sind es etwas mehr als 40.000 Euro. Die Staatsschulden in Suriname liegen aktuell über 78 Prozent des BIP. Das Auswärtige Amt warnt vor Demonstrationen und Diebstahldelikten, Leidel sagt: »Kriminalität und Drogenhandel sind in Suriname ein Problem. Es gibt nur eine minimale staatliche Kontrolle über die östlichen Regionen des Landes. Überreste einer ehemaligen Guerilla-Gruppe könnten zu politischer Instabilität in diesem Gebiet führen.«
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FRANZÖSISCH-GUAYANA NO 9 11
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Ein Überseedepartment von Frankreich und damit quasi Teil der EU – hier bezahlt man auch mit dem Euro. Hier kam es laut France24 2017 zu Protesten, weil sich die Einwohner des Staates vom »Mutterland« vergessen fühlten. Die Arbeitslosenquote betrug damals 22 Prozent, die Hälfte der Bevölkerung lebte von einem Einkommen von weniger als 500 Euro im Monat. Damals wurde das sogenannte Abkommen von Guayana unterzeichnet, Frankreich entschuldigte sich gar bei den Bewohnern – passiert ist seitdem wenig. Zwar habe man Millionen in ein Krankenhaus investiert, dennoch sei die Gewaltrate eine der höchsten in der Region, und auch der Drogenschmuggel blüht. Das Auswärtige Amt warnt hier vor allem vor Malaria, dem Zika-Virus, DengueFieber und Chikungunya-Fieber, eine Gelbfieberimpfung ist zudem vor der Einreise Vorschrift.
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BRASILIEN NO 8 Seit der rechtsgerichtete ehemalige Militär Jair Bolsonaro das Land regiert, kommt es nicht mehr zur Ruhe – Journalisten beschimpft er als Lumpen, aktuell gibt es laut Tagesspiegel den Verdacht, er könne in einen Mordfall verwickelt sein. Brasilien selbst rutscht seit der Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen in Rio 2016 immer tiefer in die wirtschaftliche Krise, machte 2019 vor allem durch die massiven Regenwaldbrände Schlagzeilen, die seit Januar schwelen. Bolsonaro schreckt auch nicht davor zurück, die Natur seines Landes für wirtschaftliche Interessen zu opfern. In der Vergangenheit gab es bei Massenprotesten auch immer wieder Tote, zudem erschüttert eine seit Jahren anhaltende, immer noch zunehmende Kriminalität das Land. Das Auswärtige Amt warnt daher unter anderem: »Die Kriminalitätsrate und die Gefahr, Opfer eines Raubüberfalls oder eines anderen Gewaltverbrechens zu werden, sind in Brasilien hoch, besonders in den Großstädten wie Belém, Fortaleza, Maceio, Porto Alegre, Recife, Rio de Janeiro, Salvador, São Luiz und São Paulo.«
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PARAGUAY NO 7
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Ende März 2017 setzte die Polizei gegen politische Demonstranten Wasserwerfer und Gummigeschosse ein – 2019 flammten die Proteste in Paraguay immer wieder ortsweise auf. Präsident Benítez ist zwar erst seit August 2018 im Amt, dennoch gab es schon öffentliche Rücktrittsforderungen. Die Seite Pro Paraguay beschreibt die Schulbildung, Gesundheitsversorgung und Ernährungssituation als katastrophal, zwei Drittel der Bevölkerung lebten in teils schlimmster Armut. Paraguay steht mittlerweile mit an der Spitze der Soja exportierenden Länder, um den Preis, dass seine Wälder sukzessive zerstört werden. Das Auswärtige Amt warnt vor der Guerilla-Organisation EPP (Ejército del Pueblo Paraguayo) sowohl im Norden als auch dem Süden des Landes: »Bei ihren Anschlägen zielt die EPP hauptsächlich auf Polizei und Militär, mitunter sind aber auch Zivilisten betroffen, immer wieder auch mit Todesfolge.«
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URUGUAY NO 5
ARGENTINIEN NO 6
Politische Stabilität, vergleichsweise hohe Lebensqualität und eine funktionierende Demokratie – nach außen hin erscheint Uruguay wohl nicht wenigen als Modellstaat. Jedoch hat das Land sowohl die zweithöchste Überalterungsrate als auch die zweithöchste Selbstmordrate in ganz Südamerika, wie die BBC berichtet. Außerdem habe sich das Bildungssystem seit Jahrzehnten nicht verändert, zudem leide das Land unter der höchsten Arbeitslosigkeitsrate seit 2007, demnach ist fast jeder Zehnte ohne Job (9,8 Prozent). 2018 stieg die Mordrate im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent, gewaltsame Überfälle nahmen gar um 53 Prozent zu. Uruguay wird demnach auch immer mehr zum Umschlagplatz für Drogen aus Kolumbien, Peru und Bolivien. Das Auswärtige Amt warnt: „In Montevideo (Uruguays Hauptstadt, Anm. d. Red.) gab es in den letzten Jahren einen spürbaren Anstieg der Kriminalität. Der Schwerpunkt liegt auf Raub- und Diebstahlsdelikten, zunehmend mit Waffengewalt.“
Seit Jahren befindet sich das Land im wirtschaftlichen Niedergang, es leidet unter einer Inflation von 50 Prozent. In der Vergangenheit war es immer wieder zu weitgehend friedlichen Protesten für und gegen Nochpräsident Macri gekommen, der am 10. Dezember sein Amt abgeben soll – ob das so bleibt, sollte sich die wirtschaftliche Krise weiter zuspitzen, ist jedoch nicht absehbar. Was die generelle Sicherheitslage im Land betrifft, schreibt das Auswärtige Amt: »Die Kriminalitätsrate ist in Argentinien recht hoch. Landesweit ist Vorsicht und Wachsamkeit angebracht. Selbst tagsüber und auch in besseren Wohngegenden kommt es zu Überfällen. Die Täter können bewaffnet sein und schrecken vor Gewaltanwendung nicht zurück.« Von der Kriminalität sind also hauptsächlich Einheimische betroffen, aber natürlich kann das auch Urlauber treffen. Die wirtschaftliche Lage ist jedoch dramatisch.
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FEUILLETON
DIE FÜNF GRÖSSTEN KULTURSKANDALE DES JAHRES
Unter Feuilletonisten kursiert ein sarkastischer Spruch: Wenn du willst, dass deinen Text keiner liest, schreib »Kultur« drüber. Die Künste führen aufmerksamkeitsökonomisch ein Schattendasein zwischen Politik, Wirtschaft und Sport. Es sei denn, sie schaffen aus sich heraus selbst für Aufregung. So geschah es auch 2019, ein Jahr, in dem das Feuilleton sich über einen Mangel an Reizthemen nicht beklagen durfte. Das Skandal-Potenzial des Regisseurs Frank Castorf ist zuletzt rapide gesunken. Seine Aussagen über Frauenfußball und Regisseurinnen aus dem letzten Jahr (»Wenn eine Frau besser ist, habe ich nichts dagegen. Nur habe ich so viele nicht erlebt.«) taugten kaum zu mehr als ein bisschen Theaterkantinentratsch. Auch ästhetisch hat man sich an seine ausufernden Inszenierungen gewöhnt. Nach über sechs Stunden hat ohnehin kaum jemand noch die Kraft, richtig sauer zu sein. Denkt man zumindest. Im September debütierte Castorf mit einer Inszenierung der Verdi-Oper La forza del destino an der Deutschen Oper Berlin – und das Publikum tobte. Ein genervter Zwischenruf aus dem Rang (»Musik, bitte!«) während der Vorstellung ließ das Fass überlaufen. Für Minuten zeterte das Publikum, konservative Abonnenten und Anhänger des Regisseurs drohten sich gegenseitig Prügel an, die Stimmung schien einer Saalschlacht nahe. Am Ende freute sich der Regisseur sichtlich über das Pfeifkonzert. Was für ein unverhofftes Comeback der Skandalnudel!
Siegfried Mauser, Pianist und ehemals Rektor der Münchner Hochschule für Musik und Theater, hat sich der sexuellen Nötigung schuldig gemacht. Im Oktober wurde das Urteil letztinstanzlich bestätig. Mauser gehört zu den renommiertesten Musikern Deutschlands. Seine Prominenz könnte bei den Vorwürfen eigentlich schon für einen mittleren Skandal reichen. Aber sein prominentes Umfeld tat sein Übriges, die Aufregung noch zu steigern. Denn zahlreiche Intellektuelle verteidigten ihren Freund wiederholt. Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger witterte in der Strafanzeige einen Akt der Vergeltung: »Damen, deren Avancen zurückgewiesen werden, gleichen tückischen Tellerminen. Ihre Rachsucht sollte man nie unterschätzen.« Und der Philosoph Peter Sloterdijk verstand Mausers Verurteilung als alarmierendes Zeichen eines »neopuritanischen« Zeitgeistes. Kurz nach der entscheidenden Gerichtsverhandlung kam eine Festschrift zu Ehren des Verurteilten heraus. Er wird sie nun wohl in der Haft lesen.
Von Michael Wolf 10
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FEUILLETON Im Mai veröffentliche der Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich in der Zeit einen Essay über Künstler mit rechter Gesinnung. Auch der Name Neo Rauch fiel. Der Dresdner Maler bediene »ein in Ostdeutschland beliebtes Narrativ, wonach Deutschland zu einer DDR 2.0 geworden sei« und schaffe im Spiel mit leicht surrealen Bildräumen »eine autonome Gegenwelt, mit viel Platz für unerfüllte Sehnsüchte«. Rauch wollte die vergleichsweise harmlosen Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen und konterte mit künstlerischen Mitteln. Er malte als Antwort ein Gemälde, auf dem ein männlicher Künstler seine eigenen Exkremente aus dem Nacht- bzw. Farbtopf auf die Leinwand schmiert. Die Aufregung war groß, der Kaufpreis üppig: Bei einer Benefizversteigerung erwarb der Immobilienunternehmer Christoph Gröner das Werk für stolze 750.00 Euro. Es soll nun die Geschäftsräume des noch zu gründenden Vereins für den gesunden Menschenverstand zieren.
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Das Zentrum für politische Schönheit ist ein Zusammenschluss aktivistisch arbeitender Künstler, auch Artivisten genannt. Große Bekanntheit erreichten die Gruppe u. a. mit dem Bau eines Replikats des Berliner Holocaustmahnmals vor dem Haus von AfD-Politiker Björn Höcke. Im April kam heraus, dass die Staatsanwaltschaft Gera gegen die Gruppe wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Der Grund: Sie hatten im Rahmen der MahnmalAktion damit gedroht, Höcke abzuhören. Die Ermittlungen sorgten für Empörung. Man witterte einen Angriff auf die Kunstfreiheit, zumal bei dem zuständigen Staatsanwalt eine Nähe zur AfD vermutet wurde. Nach wenigen Tagen wurde das Verfahren offiziell eingestellt. Das ZPS freute sich über die Aufmerksamkeit.
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S DER K U N S T Njideka Akunyili Crosby, Garden Thriving, 2016 © Njideka Akunyili Crosby, Courtesy the artist, Victoria Miro, and David Zwirner Photo: Robert Glowacki
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Man könnte meinen, die schwedische Akademie vergäbe nicht vornehmlich den Nobelpreis, sondern sei in den letzten Jahren in den Handel mit Skandalen eingestiegen. Nachdem die Auszeichnung im letzten Jahr ausgesetzt werden musste, wurde weithin ein politisch leicht zu vermittelnder Preis-träger erwartet. Stattdessen wurde Peter Handke geehrt, dessen Einlassungen zum Jugoslawienkonflikt in den 90er-Jahren – vornehm ausgedrückt – streitbar sind. In Deutschland befeuerte der Schriftstellerkollege Saša Stanišić die Debatte. Er kritisierte die Entscheidung und Handke heftig, bot sich in dieser Geschichte als Held an, der dem Sprachaggressor Handke mit offenem Visier entgegentritt. Durchaus mutig war das, insofern die unrühmliche Geschichte nun auch mit Stanišić’ Karriere verbunden bleiben wird, er den fremden Skandal auch zu seinem eigenen machte. Handke derweil sagt, er habe eine große Ruhe verspürt, als der Anruf aus Stockholm kam. Offenbar war es die Ruhe vor dem Sturm der Entrüstung, die ihm bald darauf entgegenschlug..
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LITERATUR
Bücher, die man im Auge behalten sollte.
Ritter von der heiteren Gestalt IM WIENER VOLKSTHEATER STELLTE SALMAN RUSHDIE SEINEN ROMAN QUICHOTTE VOR UND WUSSTE ZU UNTERHALTEN
Die kraftvolle und inspirierende Autobiografie der ehemaligen First Lady der USA In diesem Buch erzählt sie nun erstmals ihre Geschichte – in ihren eigenen Worten und auf ihre ganz eigene Art. Sie nimmt uns mit in ihre Welt und berichtet von all den Erfahrungen, die sie zu der starken Frau gemacht haben, die sie heute ist. Warmherzig, weise und unverblümt erzählt sie von ihrer Kindheit in der Chicago South Side, von den Jahren als Anwältin und leitende Angestellte, von der nicht immer einfachen Zeit als berufstätige Mutter sowie von ihrem Leben an Baracks Seite und dem Leben ihrer Familie im Weißen Haus. Gnadenlos ehrlich und voller Esprit schreibt sie sowohl über große Erfolge als auch über bittere Enttäuschungen, den privaten wie den öffentlichen. Dieses Buch ist mehr als eine Autobiografie. Es enthält die ungewöhnlich intimen Erinnerungen einer Frau mit Herz und Substanz, deren Geschichte uns zeigt, wie wichtig es ist, seiner eigenen Stimme zu folgen.
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sondern ist derart fernsehbesessen, dass er sich eine Talkshow-Moderatorin als Dulcinea auserkoren hat, deren Liebe zu erobern er entschlossen ist. Als Reisegefährten auf dem Weg zu ihr erfindet er sich einen Sohn – magischer Realismus war schon immer ein Stichwort für Rushdies Werk –, der zwar Sancho heißt, aber, wie der Verfasser erklärte, eher einem modernen Pinocchio gleicht.
ISBN: 3442314879 Meine Geschichte / Originaltitel: BECOMING, mit 16-seitigem Bildteil in Farbe Übersetzt von Harriet Fricke, Tanja Handels, Elke Link Goldmann Verlag November 2018 – 542 Seiten 26,00 Eur
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Edward Snowden riskierte alles, um das System der Massenüberwachung durch die US-Regierung aufzudecken. Jetzt erzählt er seine Geschichte. »Mein Name ist Edward Snowden. Sie halten dieses Buch in Händen, weil ich etwas getan habe, das für einen Mann in meiner Position sehr gefährlich ist: Ich habe beschlossen, die Wahrheit zu sagen.«
»DARF MAN ORT UND ZEIT dieser Veranstaltung überhaupt wissen?«, fragt eine interessierte Zuschauerin. »Kommt gar keine Bewachung?«, wundert sich etwas ängstlich der Inspizient im Wiener Volkstheater. Wenn Salman Rushdie »in the house« ist, denken viele immer noch, es herrsche Mordalarm.
Ein junger Mann, der im Netz aufgewachsen ist. Der zum Spion wird, zum Whistleblower und schließlich zum Gewissen des Internets. Jetzt erzählt Edward Snowden seine Geschichte selbst. Dieses Buch bringt den wichtigsten Konflikt unserer Zeit auf den Punkt: Was akzeptieren wir – und wo müssen wir anfangen, Widerstand zu leisten?
ISBN: 3103974825 Meine Geschichte / Originaltitel: Permanent Record Übersetzt von Kay Greiners S. Fischer, September 2019 – 428 Seiten 22,00 Eur
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Mit dem Kauf dieses Buches spendest Du 1 Eur an nuruWomen e.V.! Die Suche nach ihren Wurzeln führt sie immer wieder nach Äthiopien, wo sie als Botschafterin für Menschen für Menschen tätig ist. Durch die Gespräche mit den vielen starken Frauen dort findet auch Sara den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen und sich von den Erwartungen anderer zu befreien. Schließlich gründet sie mit ihrer Schwester Sali ein Social Business, nuruCoffee, und einen Verein, nuruWomen. Mit Mikrokrediten ermöglichen sie äthiopischen Frauen ein selbstbestimmtes Leben, eröffnen im Land ihrer Familie neue Perspektiven und können so etwas von dem zurückgeben, das ihre Eltern ihnen in der neuen Heimat Deutschland ermöglicht haben. ISBN: 978-3-442-14245-3 In Zusammenarbeit mit Sarah Borufka Wie ich meine Wurzeln fand und der Kaffee mein Leben veränderte, Originalausgabe, mit farbigem Bildteil Goldmann TB Oktober 2019 – 272 Seiten 14,00 Eur
»Ich bin eine Revolution!« Frida Kahlo Mexiko, 1925: Frida will Ärztin werden, ein Unfall macht dies zunichte. Dann verliebt sie sich in das Malergenie Diego Rivera. Mit ihm taucht sie in die Welt der Kunst ein, er ermutigt sie in ihrem Schaffen – und er betrügt sie. Frida ist tief verletzt, im Wissen, dass Glück nur geborgt ist, stürzt sie sich ins Leben. Die Pariser Surrealisten liegen ihr genauso zu Füßen wie Picasso und Trotzki. Frida geht ihren eigenen Weg, ob sie mit ihren Bildern Erfolge feiert oder den Schicksalsschlag einer Fehlgeburt hinnehmen muss – doch dann wird sie vor eine Entscheidung gestellt, bei der sie alles infrage stellen muss, woran sie bisher geglaubt hat.
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ISBN: 3746635918 Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Aufbau Taschenbuch Verlag September 2019 – 388 Seiten 12,99 €Eur
Vor über 30 Jahren, am Valentinstag des Jahres 1989, verhängte der iranische Ajatollah Khomeini die Fatwa über den damals schon sehr bekannten und vielfach ausgezeichneten Autor: ein Todesurteil. Rushdies Roman Die satanischen Verse beleidige den Islam, daher sei jeder aufrechte Muslim aufgefordert, ihn und alle, die mit dem Buch zu tun haben, zu töten. Ein halbes Jahr später fiel die Berliner Mauer. Rushdie, versteckt in einem Haus in England und unter dauerhaftem Polizeischutz, freute sich: Wenigstens einige Menschen hatten Freiheit gewonnen. Dass Salman Rushdie auf der Lesereise zu seinem neuesten, 14. Roman Quichotte ausgerechnet am 9. November 2019 in Berlin weilte, ist ein schöner Zufall. Gefahrlos konnte der Autor, zusammen mit seinem Freund Daniel Kehlmann, an den Feierlichkeiten am Brandenburger Tor teilnehmen. 30 Jahre zurückzublicken und an dieses viel größere, wichtigere Ereignis zu denken, ist für Rushdie mittlerweile ganz normal. Die Fatwa ist zwar immer noch offiziell aufrecht, aber seit Anfang des Jahrtausends legt der iranische Staat keinen Wert mehr auf ihre Umsetzung. Die britische Polizei erklärte ihren »Prinzipal« Joseph Anton – der selbst gewählte Deckname setzt sich aus den Vornamen der Weltliteraten Joseph Conrad und Anton Tschechow zusammen – nach elf Jahren für risikofrei. Die letzte Station seiner Lesereise führte Salman Rushdie dann nach Wien ans Volkstheater, wo der Autor dieser Zeilen die Ehre hatte, ihn dem Publikum vorzustellen und ein 90-minütiges Gespräch mit ihm zu führen. Über die Fatwa-Jahre will er heute am liebsten gar nicht mehr sprechen. Musste er in Wien auch nicht, denn sein Quichotte liefert die Vorlage für ausreichend Themen. So berichtete er, ein sympathischer 72-jähriger Herr mit Alleinunterhalterqualitäten, wie er aus Don Quijote, Cervantes‘ 400 Jahre altem Ritter, von der traurigen Gestalt einen modernen amerikanischen Optimisten gemacht hatte. Der Arzneimittelvertreter indischen Ursprungs namens Ismail Smile hat keine Frau und keine Freunde,
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Dass er sich für seine Abenteuerreise den Namen Quichotte (französisch und nicht etwa spanisch auszusprechen) gibt, birgt eine geniale Doppeldeutigkeit. Denn seine Angebetete im Buch ist medikamentensüchtig. Ein »key shot«, was so klingt wie »Quichotte«, ist amerikanischer Slang für einen Schuss Kokain, eingezogen mit Hilfe eines gewöhnlichen Schlüssels (die Drogen sind dann letztlich auch der Schlüssel zur Begegnung der beiden Figuren). Ein sprachlicher Zufall? »Nein«, erklärte Rushdie auf der Bühne. »Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diesen Ausdruck auch vorher schon kannte.« Noch nie, gestand er später, habe ein Moderator ihn danach gefragt. Rushdies Buch bietet eine ohnedies meist recht heitere Lektüre – wenn er darüber spricht, wird es noch viel witziger. Der hauseigene Ensembleschauspieler Günter Franzmeier las drei Textstellen aus der deutschen Übersetzung von Quichotte. Die letzte enthielt eine Aufzählung verschiedener Schnarcharten, die ein schlafloser Teenager durch die dünnen Wände in Amerikas Motels hindurch aufschnappt: »Das Maschinengewehr, der Specht, der MGM-Löwe, das Trommelsolo, das Hundegebell, das Hundegekläff« und so weiter. Franzmeier legte sich richtig ins Zeug und gab die einzelnen Varianten auch akustisch zum Besten. »Sie waren der beste Schnarcher auf der ganzen Tour«, dankte ihm Rushdie hinterher begeistert.
Von Martin Thomas Pesl, Wien
Nicht nur seine Bücher, so scheint es, sind in den letzten Jahren verspielter, ironischer, leichtfüßiger geworden, auch der Autor selbst. Den politischen Kämpfer, zu dem er in der Fatwa-Zeit unfreiwillig geworden war, hat er nicht mehr nötig, zur Schau zu stellen. Nach Wien ging es zurück in seine aktuelle Heimat New York. Dort wollte sich Rushdie Specht, Hund und Löwe zunächst im Selbstversuch widmen. Sprich: schlafen.
5 ISBN: 3570103994 Roman – deutschsprachige Ausgabe. Originaltitel: Quichotte. Übersetzt von Sabine Herting Bertelsmann Verlag Oktober 2019 – 461 Seiten 25,00 Eur
DAS WETTER präsentiert neue Produkte und Erkenntnisse, die die Menschheit braucht
Yang: Handles. 2019. Commissioned for the Marron Atrium by The Museum of Modern Art, New York. Foto © Denis Doorly
Miles and Jojo, 2015 Oil on canvas 54 x 72 in (137.2 x 182.9 cm) Courtesy Casey Kaplan, New York
Von Lorina Speder
Nam June Paik ©Estate of Nam June Paik Video Commune (Beatles Beginning to End) 1970
SYDNEY
33° 50’ S, 151° 10’ O Sonnig, sommerliche Temperaturen
2
LONDON
3
51° 30’ N, 0° 05’ W Regnerisch und stürmisch
NEW YORK
40° 43’ N, 73° 59’ W Kalt, frostig und verschneit
4
PARIS
48° 51’ N, 2° 21’ O Windig mit leichten Regenschauern
DEM KULTURELLEN ERBE AUF DER SPUR
DER WEG ZUM ELECTRONIC SUPERHIGHWAY
VOR DER KÄLTE FLIEHEN IN MANHATTAN
CHINA ENTDECKEN IM CENTRE POMPIDOU
Wer die Sonne im Frühjahr 2020 in Australien sucht, der sollte sich die Kunst-Biennale of Sydney nicht entgehen lassen. Auf der ins UNESCO-Welterbe eingetragenen Cockatoo Island im Hafen Sydneys oder in dem Museum of Contemporary Art Australia werden von Mitte März bis zum 8. Juni zeitgenössische Kunst gezeigt. Kurator Brook Andrew legt dabei den Fokus auf die vielen Communitys in New South Wales und lud Performance-Künstlerinnen wie S. J. Norman ein, die wie er aus der Aborigine-Gruppe der Wiradjuri abstammen. Der Titel für die gesamte Biennale of Sydey ist jetzt schon vielversprechend: NIRIN, ein Wort der Wiradjuri, heißt übersetzt »Edge«. In der Liste der 98 eingeladenen Kreativen befinden sich KünstlerInnen aus Georgien, Afghanistan oder dem Sudan. US-Videokünstler Arthur Jafa sticht als prominenter Name heraus. Er gewann auf der letzten Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für das beste Kunstwerk. In seiner neuen Arbeit für die Sydney-Biennale möchte er auf das Konzept von Hautfarbe in Bezug auf Australien eingehen. Die unterschiedlichen Perspektiven auf das kulturelle Erbe vor Ort sind bestimmt eine tolle Möglichkeit, Australien bei sommerlichen Temperaturen neu zu entdecken.
London ist immer einen Spaziergang wert, selbst wenn es klischeehaft regnet. Die stählerne Millennium Bridge darf dabei nicht fehlen. Wer die Themse mit dieser eleganten Fußgängerbrücke überquert, kommt auf der südlichen Seite des Flusses schnell zum Tate Modern. Bis Februar 2020 kann man in dem Museum eine Retrospektive über den großen Videokunstpionier Nam June Paik sehen. Der 1932 in Südkorea geborene Künstler war einer der ersten, der den Einfluss von Bewegbildern in der Gesellschaft durch das Fernsehen erkannte und in seiner Kunst thematisierte. In seinem künstlerischen Schaffen über fünf Dekaden lebte er in Japan, Deutschland und den USA. Das zeigt sich in Kollaborationen mit Musikern und Kollegen wie Joseph Beuys oder John Cage, die in der Ausstellung nicht zu kurz kommen. Paiks legendäre Installation mit dem Titel Electronic Superhighway aus über 50 Videokanälen hat schon 1995 das Zeitalter der schnellen Internetkommunikation prognostiziert. Bei so viel Voraussicht lohnt es, noch einmal genauer auf Paiks Werk zu schauen und über unsere Gegenwart zu lernen.
Der Februar in New York kann erbarmungslos sein. Schreckliche Kälte, Blizzards und Stromausfälle gehören zur Historie der Stadt in dem Wintermonat. In Manhattan kann man aber auch wunderbar vor der Kälte fliehen und ins Museum gehen. Das MoMA in der 53. Straße hat seine Sammlung neu sortiert und zeigt auf der zweiten Etage eine Rauminstallation von Haegue Yang. Die koreanische Künstlerin lebt in Berlin und setzt sich in ihrer Arbeit mit der Beziehung von Mensch und Objekt auseinander. Im Marron Atrium entsteht durch Objekte, Sound und Skulpturen eine ganz eigene Welt. Yang ist schon lange eine internationale Größe – wer neue Kunst in New York entdecken möchte, sollte mit der Metro runter in die Bowery-Straße fahren. Hier zeigt das New Museum aufstrebende KünstlerInnen, die international noch entdeckt werden müssen. Malerin Jordan Casteel eröffnet im New Museum im Februar 2020 ihre erste museale Einzelausstellung in New York. Ihre großen Leinwände ziehen den Betrachtenden in ihr Umfeld. Oft porträtiert die Künstlerin afroamerikanische Männer, die einen aus der Ferne anblicken. Der Blick bleibt verschlossen und rätselhaft – bei der psychologischen Bildsprache und Energie, die von den Leinwänden ausgeht, ist die Kälte auf der Straße draußen ganz schnell vergessen.
Wem der Flug nach China für Kunst zu weit ist, der kann im Frühjahr 2020 auch in die französische Hauptstadt reisen. In den Wintermonaten bietet das Centre Pompidou in Paris ein ganz besonderes Highlight aus dem fernen Osten. Hier wird die zeitgenössische chinesische Künstlerin Yuan Jai in einer Einzelausstellung gezeigt. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Paris und China vor Kurzem erst durch das Centre Pompidou x West Bund Museum Project in Schanghai kulturell zusammengerückt sind. Yuan Jai passt als Vermittlerin zwischen europäischer und chinesischer Malerei gut ins Pariser Programm. Sie lebte viele Jahre in Belgien, wo sie als Kunsthistorikerin einen Einblick in die Geschichte der europäischen Malerei bekam. Das zeigt sich auch in ihrem Werk. Hier treffen westliche Elemente wie geometrische Formen auf Naturmotive der traditionellen Tuschemalerei. Die Mischung aus herausstechenden Farben, Tieren und surrealistischen Traumlandschaften erzählen womöglich mehr über einen kulturellen Austausch zwischen Ost und West, als es das internationale Museumsprojekt in den Anfangsjahren könnte.
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MODE
»BUY LESS, CHOOSE WELL, MAKE IT LAST« … es könnte so einfach sein. Die Modebranche und ihre massiven Negativ-Einflüsse auf unseren Planeten regen Konsumenten und Designer an, eindringlich zu reflektieren. Das war in den Modevisionen für die Saison Frühjahr/ Sommer 2020 so spürbar wie noch nie.
Mode von heute für immer: Hermès spring/summer 2020
Eco-printing und urban gardening: Bei Dior s/s 2020 spielt die Natur die Hauptrolle
D Luxuriöse Haptik, exzellente Qualität und zeitloses Formdesign bei The Row Resort 2020
Von Vanessa Pecherski
IE FASHION-INDUSTRIE hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Kollektionen wechseln so häufig wie nie zuvor und fördern mitunter radikale Konsumkonzepte zu Tage: »See now, buy now«, permanentes, globales Überangebot und ein irrsinniges Tempo, das von immer schneller aufeinanderfolgenden Kollektionen befeuert wird, – manche Marken »entwerfen« bis zu 24 Kollektionen pro Jahr – dem mittlerweile weder Designer noch Konsumenten hinterherjagen können. Die Konsequenz: Der globale Textilverbrauch hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt und parallel dazu nimmt unsere Wertschätzung für ebenjenen exponentiell ab. Selbstredend, dass unsere Wahrnehmung, unser Umgang mit, das Kreieren von und vor allem Konsumieren von Mode eine zentrale Rolle in einem wachsenden Verständnis für die Notwendigkeit massiver Veränderungen einnehmen.
York bis Paris insbesondere unter Luxus-Modehäusern eine auffällige Trendwende ab, die so eigensinnige wie auch relevante Botschaften zutage gefördert hat. »Ein Garten ist etwas, was man für die Zukunft schafft, er bringt buchstäblich Sauerstoff in unser Leben. Kreativität sollte verantwortungsbewusst sein – die Umwelt betrifft alle.« Besser hätte es Maria Grazia Chiuri, Kreativchefin des Modehauses Dior, nicht auf den Punkt bringen können. Für die kommende Saison präsentierte sie in Paris eine imposante Show-Kulisse aus rund 164 Bäumen, die nach der Show – mit chemiefreien Eco-Printing gefertigt und von einem starken naturnahen und natürlich intuitiven Tenor gezeichnet – nicht einfach entsorgt wurden – das sei der Zeit nicht angemessen, in der wir leben –, sondern an das Kollektiv Coloco gingen, das die Natur mittels Landschaftsgärtnerei zurück in die Gemeinden bringt. Auch in London wurde die Dringlichkeit woman setztan, man in einer Branche, in welcher Doch Doch wo setzt in an, einer Branche, in welcher die die der Klimakrise textil thematisiert. Für Kraft des Neuen nicht nur inhärent, sondern treibend ist? Kraft des Neuen nicht nur inhärent, sondern treibend ist? die Kollektion von Preen By Thornton Können das System »Fashion« und Konsum Zeiten Können das System ‚Fashion‘ und Konsum in Zeitenindes Bregazzi verwendeten die Macher eine des »modischen« Werteverfalls ‚modischen’ Werteverfalls nachhaltignachhaltig verändert,verändert, gar neu gar Mischung von Stoffresten aus früheren neuwerden? definiert werden? definiert Saisons und feinem Georgette, das aus recycelten Plastikflaschen und Textilabfällen hergestellt wurde. Eine Machart, die Auf dem Catwalk: Visionen aus der Natur, für die Natur wenig später auch bei Francesco Rissos Gewiss ist es nicht die erste Saison, in der sich Marken Vision für das Modehaus Marni tonangebend war. Die und Designer offenkundig zu einem Umdenken verpflich- Kollektion betont einen ursprünglichen, rohen, hedoten und die Themen Nachhaltigkeit, Konsumreduktion, nistischen Look, wurde aus Bio- und Upcycling-Textilien Naturverbundenheit und neuerdings auch Öko-Aktivis- sowie aufgearbeitetem Leder gefertigt – »Eine Hommage mus in den Vordergrund stellen. Allerdings zeichnete sich an die Natur und unseren Sinn für Menschlichkeit«, wie während den jüngst vergangenen Modewochen von New Risso kommentiert.
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MODE
Mode für den zweiten Blick? Mensch, Natur und Umwelt in Balance – die ostentative Auseinandersetzung mit dem Bestehenden, der achtsamere Umgang mit Ressourcen und auch eine kollektiv hoffnungsvolle Haltung bündeln sich in der Mode aktuell zu einem nachdrücklichen Bedürfnis nach Reduktion, nach Qualität und nach wortwörtlichem Mehr-wert, den man sehen und vor allem spüren kann. »Für mich geht genauso um das ‚Innen‘ wie um das ‚Außen‘«, äußerte Designer Joseph Altuzarra einmal passend zum Thema. In der Tat ist die Wechselbeziehung von dem ‚Innen‘ und dem ‚Außen‘ eines Kleidungsstücks ein tatsächlich essenzieller Aspekt dieses Veränderungsprozesses, in dem ein neues Verständnis von Haptik, Machart und Sinnlichkeit eine immer größer werdende Rolle spielt. Dazu passen Basics in exzellenter Qualität, die vielfachen Einsatzmöglichkeiten standhalten. Auch perfekt ausgearbeitete Silhouetten, hautschmeichelnde Haptiken, individuelle Details mit vermeintlichem und tatsächlichem Handmade-Appeal sowie naturnahe Farbwelten. Sie gehören zu den Vorlieben einer neuen, versierten Konsumentenschaft, die schlichtweg weiß, was, wo, wie und von wem sie es kauft – deren reflektierte »better is more«-Attitüde ist dank der ästhetischen Paradebeispiele wie The Row, Hermès und Loewe unter Connaisseuren zum »State of the Art« avanciert.
»There is no Planet B« prangt es passend dazu auf einem Shirt der Newcomer-Brand Ecoalf, die mit Plastikabfällen aus unseren Ozeanen recyclete Mode auf ein ganz neues, zeitgeistiges Niveau hievt. Auch der Schweizer Kévin Germanier, der eklektische Partymode aus Dingen entwirft, die andere wegwerfen, reiht sich in eine Riege von jungen Designern, die das Thema Nachhaltigkeit sexy, relevant, humorvoll und anziehend machen. Da wären auch noch der Niederländer Duran Lantink, der in puzzleartiger Manier ausrangierte Sale-Stücke von Celine, Lanvin oder Gucci in einen neuen Kontext setzt, oder die Ukrainerin Ksenia Schnaider, die komplette Kollektionen aus Vintage-Denim-Stoffen entwirft, die durch eine Originalität und Exzentrik bestechen, die ihresgleichen sucht. Es sind diese Individuen, denen es gelingt, den Teufelskreis zu durchbrechen. Und man hat die Wahl: weniger zu kaufen. Besser zu kaufen. Strukturen zu hinterfragen. Im Kleinen zu optimieren. Mit Kreativität Alternativen aufzuweisen und (fortschrittliche) Begehrlichkeiten zu schaffen Denn das ist doch der eigentliche Kern vorn Mode!
Neben wachsendem Bewusstsein, größeren Informations- und Produktangeboten zeichnet sich darüber hinaus ein gesellschaftlich wachsendes Faible dafür ab, Dinge zu erhalten und Bestehendes zu reanimieren. So kommt die Anziehungskraft um die nostalgischen Comebacks von Vintage-Accessoires aus den Neunziger- und Nullerjahren nicht von ungefähr. Diese Hinwendung zu den Kostbarkeiten, den Zeitzeugen einer vermeintlich besseren Zeit, zu den individuelleren Einzelstücken, die leidenschaftliche Suche nach Trüffelschwein-Funden auf Verkaufsplattformen wie ebay, vestaire.com, rebelle.com und Co bestätigt den aktuellen Boom des Resale-Markts, der sinnbildlich ist für ein Konsumverhalten im Wandel.
There is no Planet B Slow Fashion, Upcycling und Recyling – diese Begriffe sind heute en vogue wie nie zuvor. Einflussreiche Luxuskonglomerate wie Kering und LVMH mitsamt den einflussreichsten Modemarken der Welt bekunden massive Veränderungen in ihren Produktionsweisen, markieren sich die Themen Produktion, Nachhaltigkeit und Klimapositivität medienwirksam auf ihrer Agenda. So wandelt die Marke Burberry, die in Verruf geraten war, jährlich übrig gebliebene Kleidung im skandalösen Wert von rund 30 Millionen Pfund verbrannt zu haben, seine Lederreste aktuell in Handtaschen und andere Accessoires um. H&M bietet ab November einen ModeVerleihservice für tolle Vintage-Stücke sowie ein Atelier zum Upgraden und Reparieren an, während Gucci letztes Jahr sein Gucci Equilibrium bekannt gab – einen Kodex, der »Menschen, Planeten und Umwelt« zukünftig zusammenbringen soll.
Upcycling deluxe: Ob Marni (Foto unten) oder Newcomer Duran Lantink (Foto oben) – in der Wiederverwertung von Kleidung steckt ungeahntes kreatives Potenzial – optimistisch, anziehend, cool.
DA KANN DER KU’DAMM EINPACKEN
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Zweifellos setzen diese Initiativen wichtige Signale in einem unabdingbaren Diskurs, den wir der Zukunft unseres Planeten schuldig sind, allerdings bleibt kritisch abzuwarten, wie bedeutungsvoll jene sind. Sie stehen ganz und gar am Anfang eines noch langen Weges. Denn um solche Anstrengungen zu skalieren, sind erhebliche Anpassungen an der traditionellen Arbeitsweise der Branche erforderlich, wobei die Wahlfreiheit von Neuware gegen die kreative Herausforderung ausgetauscht werden muss.
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THE CONCEPT SHOPPING MALL & FOOD MARKET KANTINI Zoologischer Garten
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MAX IMALIST photography by ARNAUD ELE
art direction LAURA KNOOPS editor and stylist JACQUES STEPHENS hair & makeup MEILYNN LINDLAR production Eleknoops model IRMA SPIES @ ICONIC MANAGEMENT BERLIN assistant stylist CARINE KUNTZ
hat ANNETTE GÖRTZ jacket PALLAS lingerie bra LE PETIT TROU jewelry SABRINA DEHOFF pants MAISONNOÉE socks HYSTERIA BY HAPPY SOCKS shoes KURT GEIGER
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sunglasses RAY-BAN coat MAISONNOÉE shirt ARKET earrings and brooch SABRINA DEHOFF
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earrings and brooch SABRINA DEHOFF scarf & OTHER STORIES coat MAISONNOÉE shirt ARKET vest ARYS pants FRANZIUS wrist bracelet MIES NOBIS socks HYSTERIA BY HAPPY SOCKS shoes KURT GEIGER
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dress MARCELL VON BERLIN patterned scarves HERMÈS shoes SIGNATURE jewelry SABRINA DEHOFF
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jacket ARYS head scarf HERMÈS patterned scarf FRANZIUS
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neck scarf FRANZIUS patterned scarf HERMÈS shirt ARKET dress ANNETTE GÖRTZ high boots MARCELL VON BERLIN
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jacket FRANZIUS dress IVY AND OAK earrings SABRINA DEHOFF skirt NEXT wrist bracelet MIES NOBIS socks HYSTERIA BY HAPPY SOCKS shoes KURT GEIGER
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shirt ESSENTIEL ANTWERP polo shirt FRED PERRY skirt ESSENTIEL ANTWERP tights HYSTERIA BY HAPPY SOCKS earrings FEMMINA JEWELLERY socks ESSENTIEL ANTWERP shoes TASSEL TALES
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MODE Salons« getragen wurde, wird die Opulenz in den 2020ern auf die Straße und in den Alltag geholt. Lamékleider aus Gold wie man sie etwa auf dem Laufstegen von Rochas gesehen hat, der Boudoir-Look mit 1920er-Flair, den man auf dem Laufsteg von Gucci bewundern konnte und der viktorianische Stil, der das Markenzeichen von Erdem geworden ist, sind längst nicht mehr nur dem Abend vorbehalten.
Dries van Noten
Balenciaga
Die internationalen Modedesigner antworten auf diese neue Sehnsucht mit einer Rückkehr zum Bekannten und bedienen sich für die kommende Saison am reichhaltigen und vielfältigen Schatz der Modegeschichte. Ob der Exzess der 1980er Jahre, der Glamour der wilden 1920er oder die Opulenz des viktorianischen Zeitalters – die Modedesigner lassen sich von den unterschiedlichsten Dekaden und Jahrhunderten inspirieren, um daraus eine ganz neue Art von Glamour für 2020 zu erschaffen. So wird etwa der Brite Richard Quinn mit seinem gleichnamigen Label zum Designer der Stunde und erhält für seinen unerschrockenen Umgang mit nostalgischen Elementen sogar eine Auszeichnung der Queen höchstpersönlich. Seine jüngste Kollektion erklärt er zu einem »Zufluchtsort, an dem wir alle zusammenkommen und feiern können.« MiniKleider mit XXL-Puffärmeln, psychedelischen Blumenprints, Rüschen und aufgebauschten Taft-Röcken gepaart mit engen Latex-Tops und Stiefeln sind sein Gegenentwurf zur ungewissen politischen und wirtschaftlichen Situation, die er als Brite in Zeiten des Brexit besonders zu spüren bekommt. So kündigte Premier-Minister Boris Johnson den Ausstieg Englands aus der Europäischen Union in seiner Neujahrsrede noch für Januar 2020 an.
Cecilie Bahnsen
Besonders dänische Nachwuchsdesigner haben dafür gesorgt, dass mädchenhafte Romantik einen Platz in unserer Alltagsgarderobe gefunden hat und sie heute ebenso wie das Power Dressing für Emanzipation steht. So wird etwa das dänische Label Cecilie Bahnsen laut der Modesuchplattform Lyst 2020 zu den wichtigsten Newcomern der Welt zählen. Alleine in den letzten sechs Monaten sind die Suchanfragen nach der Brand weltweit um 38 Prozent gestiegen. Mit wolkenartigen Kleidern aus fließenden Stoffen, in soften Farben, mit Rüschen und Puffärmeln in zeltartigen Oversize-Schnitten trifft die Designerin den Zeitgeist, der paradoxerweise von einer neu aufkommenden Sehnsucht nach Nostalgie geprägt ist. So würden etwa Schriftstellerinnen wie Jane Austen, Emily Dickinson und Louisa May Alcott, die heute wieder als Wegbereiter der Emanzipation gefeiert werden, 2020 garantiert in Cecilie Bahnsen durch den Alltag schreiten. Ihre Seiden-Slipper würden sie wie der Laufsteg der Dänin vorschlägt gegen Flip Flops eintauschen, die mit Rüschen-Applikationen romantisiert werden. Einhergehend mit dem neuen Modetrend holt die Medienwelt die Heldinnen vergangener Tage ins TV oder auf die Leinwand zurück. So stilisierte etwa die Apple-TV-Serie Dickinson die gleichnamige amerikanische Dichterin und Schriftstellerin zur modernen Pop-Ikone. Regisseurin Greta Gerwig hauchte mit ihrer Leinwand-Adaption von Louisa May Alcotts Little Women, den vier March-Schwestern, die sich im Amerika des Bürgerkrieges in Neuengland behaupten müssen, ebenfalls ein zeitgemäßes Flair ein. »Obwohl es im 19. Jahrhundert stattfindet, wollten wir auf keinen Fall, dass es sich anfühlt wie in der Vergangenheit. Wir wollten, dass es sich anfühlt wie die Gegenwart«, so Gerwig über ihren Film, der am 30. Januar in die deutschen Kinos kommt und in den USA bereits ein Kassenschlager ist.
Von Christine Korte
Der belgische Designer Dries van Noten beweist mit seinem ungewöhnlichen Ansatz für den Frühjahr/Sommer 2020, dass zwei komplett unterschiedliche Positionen zu einem harmonischen Meisterwerk zusammengebracht werden können. Ein Standpunkt, den sich eine Gesellschaft, die zu großen Teilen nur noch in Kategorien wie Schwarz und Weiß zu denken scheint, wieder mehr ins Gedächtnis rufen sollte. Für seine Show in der Opéra Bastille in Paris holte sich der Belgier die 80er-Ikone Christian Lacroix für die aufsehenerregendste Fashion-Kooperation des kommenden Jahres an die Seite. Lacroix zählte in den späten 80erund 90er-Jahren mit theatralischen CoutureKleidern in opulenten Blumenmustern zum exzentrischsten Modemacher seiner Ära. 2009 verließ Lacroix sein gleichnamiges Modelabel, das er 1987 gegründete hatte und widmete sich voll und ganz dem Theater und gestaltete unter anderem Kostüme für die ComédieFrançaise in Paris und die Metropolitan Opera in New York. Zum Beginn der neuen Dekade ist seine Theatralik wieder gefragter denn je. Dries van Noten begegnet der Opulenz eines Lacroixs mit seinem typischen Pragmatismus und erschafft so etwas völlig neues. Schwingende Brokatröcke mit barocken Prints werden hier mit grauen Sweatern kombiniert, Tops mit Rüschen und langen Schleppen in Shocking Pink mit weißen weiten Jeans. »Nur so zum Spaß, aus reiner Freude am Sichschickmachen«, erklärt Dries van Noten die Zusammenarbeit mit Christian Lacroix und beweist, dass der Demokratisierungs-Aspekt in der Mode, der im Streetwear-Hype seinen Ursprung hat, mit der neuen Opulenz nicht verloren geht. Während die Streetwear in den 2010ern in die »edlen
Richard Quinn
DIE MODE FEIERT 2020 DIE RÜCKKEHR ZUR OPULENZ DIE 2020ER HABEN BEGONNEN und die neue Dekade bringt einige Herausforderungen mit sich. Wir müssen uns dem Kampf gegen den Klima-Wandel stellen, globale, politische Krisen und gesellschaftliche und wirtschaftliche Umstrukturierungen im Zuge der Digitalisierung meistern. Statt mit Angst begegnet man der ungewissen Zukunft in der Mode mit einer großen Portion Optimismus. Die internationalen Designer kreieren für die kommende Frühjahr/Sommer Saison 2020 aus Stoff geschneiderte Utopien, die sich in einer neuen Opulenz über ihre Laufstege ergießen und den Streetwear-Hype der 2010er zu Grabe tragen. »Seine Zeit ist abgelaufen«, erklärte auch Virgil Abloh zum Ende des Jahres in einem Interview. Der Designer führte mit seinem Label Off-White den Trend an und hat erkannt, dass
bereits zum Ende der letzten Dekade eine neue Sehnsucht nach Luxus, Eleganz und Nostalgie aufkeimte. Der Konsument von morgen macht sich wieder auf die Suche nach dem ganz besonders ausgefallenen Stück und dazu blickt er nicht etwa in die Zukunft, sondern vielmehr in die Vergangenheit. Der futuristische Ugly Sneaker wird von eleganten Mid-Heels abgelöst, der Hoodie von Blusen mit opulenten Rüschen und Kragen und der Tracksuit von Kleidern im viktorianischen Stil. Man besinnt sich jetzt wieder auf klassische Schönheitsideale und holt diese laut Abloh aus den Archiven wieder hervor. »Wir werden an diesen genialen Punkt kommen, an dem wir unsere Kenntnisse und unseren ganz persönlichen Stil mit Vintage-Mode ausdrücken«, verrät der Designer weiter.
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Die Looks der Heldinnen sind heute auf jeden Fall wieder zeitgemäßer denn je – so trugen etwa die Hauptdarstellerinnen Saoirse Ronan, Emma Watson, Eliza Scanlen nicht nur im Film die sogenannten Prärie-Kleider dieser Zeit, sondern zur Premiere in New York auch die modernen Auflagen der opulenten PionierKleider von Balenciaga, Gucci und Khaite auf dem roten Teppich. Wird nun der neuerliche Aufstieg von Romantik, Glamour und klassischer Schönheit das Ende für den Designer Virgil Abloh bedeuten? Der hat schließlich mit seinem neuen Verständnis von Mode nicht nur die 2010er Jahre maßgeblich geprägt, sondern als wichtigster schwarzer Designer in der High Fashion auch den Weg für eine inklusivere und vielfältigere Zukunft bereitet. Abloh wird uns mit seinem visionären Gespür auch in der kommenden Dekade nicht verloren gehen. Der Designer übernahm bereits 2018 als erster Schwarzer den Posten des Chefdesigners für die Männerlinie von Louis Vuitton und setzt sich seitdem mit einem neuen männlichen Modeverständnis für mehr Gender fluidity ein: Opulenz, Glamour und Romantik werden in der neuen Dekade nämlich nicht nur den Frauen als »Zufluchtsort« vorbehalten sein.
TO-GO BOUTIQUE
LEBENSSTIL
CAPE TOWN
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wieder? DAS JAHR NEIGT SICH LANGSAM, aber sicher dem Ende zu. Das hört man immer wieder und doch ändert sich eigentlich nichts. Außer, dass man sich kollektiv darauf einlässt, Lichterketten anzumachen, Lebkuchen zu essen und unverhältnismäßig viel Tee zu trinken. Sobald man sich nicht mehr geeint Mühe gibt, verzieht sich die wohlige Gemütlichkeit wieder und zurück bleibt nichts als grauer Januar. Ein Phänomen, das sich in dieser Jahreszeit einschleicht und die Terminkalender bestimmt, ist die betriebliche Weihnachtsfeier.
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Die Weihnachtsfeier ist vermutlich so alt wie die Arbeit selbst. Während man sich als Arbeitnehmer das gesamte Jahr über redlich bemüht, seine Kompetenz unter Beweis zu stellen und die Seriosität zu verfestigen, reichen meist einige Stunden gegen Ende des Jahres, um alle sorgfältig gesteckten Grenzen wieder einzureißen. Die Weihnachtsfeier ist im Grunde eine Zerstörungstour des eigenen guten Rufs. Das ist durchaus aber nicht nur an ein Übermaß Alkohol und die damit verbundene Grenzüberschreitung gebunden. Denn jeder Einzelne wird bei einer Weihnachtsfeier das wohl gesteckte, perfekt kalibrierte Maß zwischen Privatem und Arbeit einreißen. Allein die Tatsache des eigenen Erscheinens ist das Überschreiten einer Grenze. Man ist gezwungen, sich zur Weihnachtsfeier zu verhalten. Nicht hingehen ist keine Option. Wir verbringen mehr Zeit auf der Arbeit und mit unseren Kollegen als mit unseren Freunden. Rund 12 Prozent lernen ihren Partner am Arbeitsplatz kennen. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem werden mit Gleitzeit, Homeoffice und Dienstreisen immer diffuser. Doch auch Unternehmen wie Google und Co haben gelernt, dass es ihren Firmen guttut, wenn sie der beste Freund ihres Angestellten sind. Derjenige, der ihnen Eiscreme zur Verfügung stellt und ein Fitnessstudio im Firmentower. Das Zuhause und Büro werden zwei kaum mehr voneinander zu unterscheidende Entitäten. Doch wenn man sich kein Fitnessstudio, keine Eiscreme und noch nicht mal einen verstaubten Obstkorb leisten kann, der wöchentlich geliefert wird, dann ist die Weihnachtsfeier das Mindestmaß an Arbeitnehmerbindung. Im Grunde verdeutlicht die Weihnachtsfeier das Dilemma, in das Arbeit den modernen Menschen geworfen hat. Leben lässt sich nur noch in Abhängigkeit zu Arbeit denken. Die meisten Arbeitgeber scheinen davon überzeugt zu sein, dass das mit ein paar trockenen Gänsekeulen und ziemlich viel
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LEBENSSTIL
TIP
KINK
jeden gelungenen Weihnachtsfeier. Denn eine Weihnachtsfeier kann nur als gelungen bezeichnet werden, wenn mindestens ein Mitarbeiter sich danebenbenommen hat, alle anderen sich aber auch nicht mehr ganz sicher sind, was eigentlich passiert ist. Doch was die Weihnachtsfeier auch ist, ist ein schüchterner Gruß aus einer Arbeitswelt, die immer mehr der Vergangenheit angehört. Denn mit dem Aufstieg der sogenannten »plattformvermittelten Arbeit«, wie Colin Crouch in seinem Buch Gig-Economy – Prekäre Arbeit im Zeitalter von Uber, Minijobs & Co schreibt, sinkt auch die Verantwortung des Arbeitgebers gegenüber dem Arbeitnehmer. Diese Verantwortung drückt sich nicht nur in dem Zahlen von Sozialabgaben und Krankengeld aus, sondern eben auch in einer Weihnachtsfeier. Arbeit verändert sich. Die meisten Leute, die plattformvermittelter Arbeit nachgehen, sind selbstständig, da gibt es keine Weihnachtsfeier. Das Modell der Festanstellung bis zum Renteneintritt wird zunichtegemacht durch Jahresverträge und chronische Unterbezahlung.
Daniel Scheppan (links) & Oliver Mansaray (rechts)
Ein verschlafener kultureller Standort in Prenzlauer Berg wird wiedererweckt: Im denkmalgeschützten Bau auf dem Pfefferberg entsteht mit dem KINK ein neuer Anlaufpunkt für Berlins bunte und internationale Kulturszene – mit progressiver Getränkekunst und undogmatischer Esskultur. Zunächst als Bar, Anfang 2020 folgt ein Restaurant. Das luftige Ambiente mit seinen acht Metern Deckenhöhe erinnert an ein industrielles Wohnloft, in dem ein Gefühl von Großartigkeit mitschwingt. Ausgewählte Designerstücke in Kombination mit Vintage-Elementen treffen auf auffällige zeitgenössische Kunst. Zentral im Raum steht die verwinkelte Bar mit Sitzplätzen auf verschiedenen Höhen. Im hauseigenen Labor werden Destillate mit Liebe, Leidenschaft und Innovationsanspruch maßgeschneidert. Das Konservieren von saisonalen Aromen für die punktuelle Verarbeitung in anderen Jahreszeiten steht im Zentrum. Das Angebot begeistert gleichermaßen Cocktailneulinge und gibt Barflys ein neues Zuhause.
Da kann eine Weihnachtsfeier ein günstiges Mittel sein, um die Belegschaft dennoch an sich zu binden. Trotzdem werden Büros und Arbeitsplätze immer mehr zu losen Bedarfsgemeinschaften. Denn in festen, geschlossenen sozialen Systemen, wie bei Stromberg, arbeiten nur noch die wenigsten. Viele, besonders in den
Diese Grenzüberschreitung wieder auszubügeln, schaffen einige Arbeitnehmer nie. So ist es die beschämt, verstohlene Peinlichkeit, die sich am nächsten Tag in die hochflorigen Flure der Büros schleicht und den Redestoff für das ganze kommende Jahr liefert. Denn nichts verbindet stärker als das Sprechen untereinander übereinander. Die Kulisse dieser Szenerie kann das wirklich Rudimentärste sein. Das zeigt die sogenannte Erlebnis-Weihnachtsfeier, bei der man wahlweise Bowlen oder auf die Eisbahn geht. Dabei rackert sich der Arbeitnehmer pflichtschuldig ab und wartet doch nur auf die erlösenden Worte »Jetzt gehen wir zum Essen«. Das beste Rezept, um Menschen dazu zu bekommen, sich miteinander zu beschäftigen, ist immer noch ein großer Tisch, gutes Essen und viel Alkohol. Die Quintessenzen einer
PROST
Bareröffnung: 19. Dezember 2019
Champagner-Cocktail
Fotos © cottonbro
Alkohol getan wäre. Die Überraschung ist: Das ist es auch. Denn mehr braucht es nicht, um eine sogenannte ungezwungene Atmosphäre zu kreieren. Das und ein paar überarbeitete Leute, die danach lechzen, Bestätigung für ihren steten Einsatz zu bekommen. Das Machtungleichgewicht zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber könnte in keinem Moment größer sein, als in dem Moment, in dem der Arbeitgeber über seine Leistungen, an die er vertraglich gebunden ist, hinausgeht. Denn dann beginnt die Zwickmühle, die sich im Verlauf der Weihnachtsfeier fortsetzt. Der Tanz auf dem Rand des Vulkans, zwischen dem Wunsch, seine öffentliche Figur aufrechtzuerhalten, und dem privaten Menschen, der sich immer mehr entblättert. Die präzise konstruierten Figuren des »Vorgesetzten«, »Teamleiters«, »Angestellten« – alles performative Akte, so wie Arbeit zeitweise nicht mehr als ein performativer Akt ist – lösen sich im Menschlichen auf.
&
Bar Restaurant
Rosehip & Cherry 5 ml Rosengeist und Hagebuttenbrand (Freimeisterkollektiv), 10 ml Basler Langstieler (Freimeisterkollektiv), 10 ml Gin, 15 ml geklärter Zitronensaft 10 ml Ahornsirup Grad C. Alles zusammen schütteln und doppelt abseihen in das Champagner-Glas. Mit Moët & Chandon Brut Impérial Champagne verfeinern.
HAUPTGERICHT
Restauranteröffnung: Anfang 2020
Entenbrust mit Lila Sauce, Radicchio, Haselnüsse und Shiso
2 Entenbrüste (Barbarie), 24 h mariniert mit 1 kg Zucker, 1 kg Salz, Wacholderbeeren, Sternanis, Zimt. Danach waschen und gründlich abtrocknen. Entenbrust 30 min bei 30 Grad räuchern. Die Haut knusprig braten und abkühlen lassen. Wenn die Entenbrust abgekühlt ist, kann sie in Scheiben geschnitten werden.
Lila Sauce
1 lt Rotkohlsaft, 1 lt Rote Beete Saft, 0,375 Sherry Essig, 150 g brauner Zucker. Zucker karamellisieren und alle anderen Zutaten hinzufügen und auf die Hälfte reduzieren. Sauce kann mit etwas Xantana eingedickt werden. Radicchio im Ofen rösten, bis er knusprig ist. Teller mit 4 Scheiben Ente, Lila Sauce, Radicchio und gerösteten Haselnüssen und Shisoblättern anrichten.
NACHTISCH
Crunchy amalfitan lemon Fett und Absatz für den Sponge Cake
Eier 2, Zucker 65 gr, Mehl 65 gr, Salz 1 Prise
Für die Limoncellocreme
Milch 500 ml, Eigelb 3, Zucker 5 Esslöffel, 4 Esslöffel Mehl, Doppelrahm 3 Esslöffel, Zitronenschale, 3 Zitronen, Limoncello-Schuss
Deutschen Ballungsräumen, arbeiten selbstständig von zu Hause und sind für sich selbst, ihre Sozialabgaben, ihre Steuern und eben auch die Weihnachtsfeier verantwortlich. Doch wenn sich dieses letzte aufbäumende Gefühl von Zugehörigkeit und Verantwortung dieses Jahr vielleicht mal wieder in einer trockenen Gänsekeule ausdrückt, dann sollte man voller Wonne hineinbeißen, sich den Wein schmecken lassen und den Kollegen was zum Quatschen für das kommende Jahr bieten. Denn man weiß ja nicht, wie lange das noch so bleiben wird mit der Arbeit und damit auch mit der Weihnachtsfeier.
Von Laura Helena Wurth
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Glasur
Kokabutter 300 g, Weiße Schokolade 300 g Den Sponge Cake mit Hilfe eines Mixers zubereiten, dann 20 Minuten bei 160 Grad backen. Limoncellocreme. Die Milch zum Kochen bringen, in einem anderen Gefäß alle anderen Zutaten vermengen, am Ende die heiße Milch hinzugeben. Die Creme in eine Zitronenform gießen (halb voll), dann den Sponge Cake hineingeben, den Rest mit der Creme auffüllen. Im Tiefkühler für 2 Stunden einfrieren. Wenn gefroren, die Zitrone in Kakaobutter und weißer Schokolade dippen und dann in den Kühlschrank stellen. Nach einer Stunde ist die Zitrone weich im Inneren und außen crunchy. Alle Rezepte werden mit einem besonderen Geschmack von KINK kreiert. Danke!
KINK
Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin Telefon: 030 41207344 Email: office@kink-berlin.de kink-berlin.de IG: kink.bar.restaurant Facebook: kink.bar.restaurant Öffnungszeiten Bar: Donnerstag bis Samstag ab 20 Uhr
ACCESSOIRES
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THINK
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ACCESSOIRES
IN THE BOX
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*Bekleidung gefunden über Net-A-Porter
Brillen: Marconi-3D-Druckverfahren-Brille von VOYOU Texturierter Pullover: Ein schwerer Lammwolle-Mischstrick, mit einer klobigen Textur und tiefen Rippen von FRED PERRY Hosen: Blanche gegürtete plissierte Köper-Weitbeinhose mit Gürtel von SIES MARJAN* Jacke: Übergroße, mit Kapuze gesteppte Neon-Shell-Daunenjacke mit Kapuze von ACNE STUDIOS * Schuhe: Runners. Baum Elefantengras von ALLBIRDS PINK Brillen: Gittel-Fleisch/Tortoise-Gold von MOSCOT Hut: Stiefmütterchen-Gesicht appliziert gerippte Wollmütze von ACNE STUDIOS* Beutel: Der große Lederbeutel von Rockstud von VALENTINO* Hoodie: + Net Sustain überdimensionaler bedruckter Bio-Baumwoll-Jersey-Kapuzenpulli mit Übergröße von STELLA MCCARTNEY* Jacke: Überdimensionale zweifarbige Leder- und Wollbomberjacke in Übergröße von MIU MIU* Uhren: True Thinline Les CouleursTM Le Corbusier Leuchtrosa 4320C von RADO BLUE Brillen: Round-Metal-Optics-Gläser von RAY BAN Blazer: Matteo-Dickey-Cady-Blazer von VERONICA BEARD* Hemd: Bedrucktes Baumwoll-Jersey-Top von CHLOÈ* Hosen:Tech-Jersey Breitbein-Hose von MIU MIU* Schal: Schal 140 Cheval à la couverture von HERMÈS RED Blazer: Übergroßer Wollblazer mit Kapuzeffekt von VETEMENTS* Kartenhalter: Uptown Textur-Leder-Kartenhalter von SAINT LAURENT* Brillen: fettgedruckte Brille Keaton tapioka schwarz klar von HAFFMANS & NEUMEISTER Schuhe: 65 Wildleder-Pumps von PRADA* VON OBEN NACH UNTEN GREEN
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DESIGN
Produkte für 2020 2010 brachte uns Instagram. Hat sich die Welt seitdem verbessert? 2020 sollte uns vielleicht handfestere wie hilfreichere Produkte bringen, die uns richtungsweisend in das neue Jahrzehnt geleiten.
Teufel Real Blue NC Mehr Achtsamkeit auf die Ohren Auch in 2020 geht es um mehr Achtsamkeit. Wie wäre es da mit einem kontemplativen Spaziergang in der Mittagspause, auf den Ohren einen abwechslungsreichen Podcast oder ein anregendes Hörbuch? Teufels Real Blue NC ist ein Über-Ohr-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung mittels ANC, der das Grundrauschen der Außenumgebung angenehm dimmt. Genau das Richtige für Gestresste, die wieder mehr zu sich finden wollen im Neuen Jahr. Die Noise-Cancelling-Kopfhörer verbinden natürlich drahtlos per BlueTooth oder per Kabel zum Smartphone. Nicht alltäglich ist die Extra-Funktion der rechten Ohrmuschel, die gleichzeitig als Touchpad dient. Mit ihr können sich Basisfunktionen touch-sensitiv steuern, etwa um per Fingerdruck den Sound lauter oder leiser zu stellen. Damit wird aber auch die Freisprecheinrichtung aktiviert sowie Sprachassistenten wie Google oder Siri springen darüber an, damit Sprachbefehle an das Smartphone übermittelt werden können. Für das Justieren des Fingers auf der Touch-Oberfläche braucht es allerdings etwas Übung. Bei mir sprang Google Voice sofort hilfsbereit an. Nicht mehr ganz brandneu auf dem Markt ist der Real Blue NC, dafür bietet er Exzellenz zum unschlagbaren Preis. Für ein Mehr an Sinnlichkeit mittels weniger Lärm.
Tesla Cybertruck Stahlgefährte mit Kultstatus
Er hat keine Rückspiegel, aber wer braucht die schon?! Das demonstrierte Elon Musk neulich in einem viralen Video, als er nach einem Restaurantbesuch in Malibu mit seinem Cybertruck einen Poller ummähte. Nichtsdestotrotz ist der neue E-Pick-up von Autobauer Tesla einer der Produkte für 2020: Er passt einfach zu gut in eine selbstironische Zukunft, in der man klimaneutral fahren will – aber bitte mit ordentlich Power. Schließlich ist der Cybertruck ein Sportprotz und beschleunigt in seiner stärksten Konfiguration mit Tri-Motor und Allrad-Antrieb von 0 auf 97 km/h in 2,9 Sekunden. Er verkörpert eine rollende Trutzburg für sechs Personen aus rostfreiem, 30-fach kaltgewalztem Edelstahl und ultrastarkem Verbundglas. Er ist der elektrische Stahlgefährte für digitale Nomaden, die mit ihrem mobilen smarten Eigenheim auf dem Anhänger weiterziehen wollen (Reichweite über 800 Kilometer und Zuglast bis zu 6.350 Kilogramm, beides in der leistungsstärksten Ausführung). Der Cybertruck ist das bullige Update des DMC DeLorean-Sportwagens aus den Endsiebzigern, der – ebenfalls aus Stahl – uns hauptsächlich in der Popkultur überliefert und in den »Zurück in die Zukunft« -Filmen verewigt wurde. Schon allein deshalb wird der Tesla-Truck kultigen Status erlangen, wenn er in Europa auf die Straße kommt. Wenn. Denn, so kommentierte ein TÜV-Sachverständiger unlängst, würde seine jetzige Bauweise in Deutschland in Bezug auf passive Sicherheit und Fußgängerschutz keine Zulassung bekommen. Also doch erst etwas für die nahe Zukunft.
teufel.de/kopfhoerer/real-blue-nc-p16586.html
Unocup
tesla.com/de_de/cybertruck
Von Verena Dauerer
Mit Origami zum To-go-Becher aus Papier
Snapmaker 2.0 Als die Dritte Industrielle Revolution und mit ihr die ersten bezahlbaren 3D-Drucker ausgerufen wurde, klang alles verheißungsvoll: ultimativ maßgeschneiderte Produkte aus verschiedensten Materialien gedruckt in kleiner Serie. Bis das 3D-Drucken dann auch wirklich bezahlbar wurde, hat es noch etwas gedauert. Dank Kickstarter und FabLabs in jeder größeren Stadt ist die Revolution heute endlich auch in jedem Hobbykeller angekommen. Und der Snapmaker 2.0 tut in 2020 sein Übriges dazu. Das Do-It-Yourself-Projekt aus dem Kickstarter-Universum war extrem erfolgreich, jetzt kann man das verbesserte Update 2.0 auch vorbestellen. Das tolle Ding verbindet drei Technologien in Einem: 3D-Drucken, CNC-Fräse und Lasergravur sowie- Cut – alles in einer Maschine. Das Parktische daran: Snapmaker 2.0 ist modular in verschiedenen Größen wie auch für beliebige Erweiterungen angelegt. Er ist in drei Formaten für die heimische Bastelecke erhältlich, von einer kleinen 3D-Druck- oder Cut-Arbeitsfläche von 16 cm auf 16 cm bis hoch zu 32 cm auf 35 cm. Profis mögen über diese relativ kleinen Ausgabegrößen vielleicht lächeln. Alle anderen freuen sich, dass sie sich endlich nach Belieben austoben können: 3D-Gedrucktes aus Holz, Plastik oder flexiblen Materialien, Laser-Cut oder -Gravur auf Sperrholz, Acryl, Stoff, Leder, Papier oder sogar auf Lebensmitteln und CNC-Fräsen von Platinen, Karbon oder Hartholz. Zugesendet wird die Maschine fein säuberlich zerlegt und soll einfach zusammenzustecken sein. Bedienbar ist der Snapmaker 2.0 dann per App via WiFi und soll mit weiteren Extras nachrüstbar sein, etwa eine Beleuchtung oder ein Not-Aus-Schalter. Selbstverwirklichung in 2020!
In 2019 ist es endlich durchgedrungen, das Coffeeto-go-Becher plastikfrei sein sollten und auch noch mehrmals benutzt werden. Für 2020 gibt es ein weiteres schönes Modell für unterwegs: Unocup. Ebenfalls aus einer Crowdfunding-Kampagne auf dem Kickstarter-Portal entstanden, geht dieser Papier-Becher nochmal einen weiteren Weg in Bezug auf Materialien und rückt dem Plastik-Deckel auf den Leib. Der Becher wird origamiartig komplett gefaltet, so dass es gar keinen Deckel mehr braucht. Designt, damit ihn eine Hand ergonomisch umschließen kann, soll er gleichzeitig durch die drei-seitige Faltung so robust sein, dass er bei Druck an keiner Stelle einknickt. Außerdem soll die Deckelfaltung sicher einrasten, damit auch nichts auslaufen kann. So zumindest verspricht das der Design-Prototyp, den ein Zweier-Team aus New York seit 2015 weiterentwickelt hat. Bonus-Punkt: Die Faltung des Deckels lässt sich für bequemeres Trinken herunterklappen. Auch ist genug Platz, damit der Barista seine Milchschaumkunst kreieren kann. Umweltfreundlichere Produkte sind in 2020 schon lange kein Hobby mehr.
snapmaker.com
unocup.com
Der Thermomix der DIY-Bewegung
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Meet the brands, the designers, the cold, the darkness and the warm hospitality. Experience new, innovative and sustainable furniture and lighting design.
Feb 4–8 2020 We form the world's leading event for Scandinavian design
Stockholm Furniture & Light Fair | stockholmfurniturefair.com Stockholm Design Week | stockholmdesignweek.com 31
TRAFFIC News to-go / No 71 - 2019
STIL
ENOK HOLSEGÅRD PHOTOGRAPHED
BY
DENMARK COPENHAGEN
“EARTH, WIND & DESIGN” STYLIST
For any related inquiries regarding – the products as shown in the images – we ask that all queries be address to Mr Holsegård. The images exhibited are extracts from Mr Holsegård portfolio.
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SOFIE BRUNNER & MICHAEL NYGAARD*
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STIL
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FILM
bald darauf „Häuser streichen“, also Morde begehen muss,
Once Upon a Time… in Hollywood: Quentin Tarantino (Bester Film, Beste Regie, Bestes Original-Drehbuch), Leonardo DiCaprio (Bester Hauptdarsteller), Brad Pitt (Bester Hauptdarsteller), Margot Robbie (Beste Hauptdarstellerin), Julia Butters (Beste Nebendarstellerin), Robert Richardson (Beste Kamera)
The Irishman
GO FOR THE GOLD! Die Verleihung der 92nd Academy Awards findet voraussichtlich am 9. Februar 2020 im Dolby Theatre in Los Angeles statt. Marc Hairapetian beleuchtet mögliche Oscar-Anwärter.
The Irishman: Robert De Niro (Bester Hauptdarsteller), Al Pacino (Bester Nebendarsteller), Steven Zaillian (Bestes adaptiertes Drehbuch) Nun ist Martin Scorseses neuer Film doch da gelandet, wo er hingehört! Die Netflix-Produktion hat neben dem limitierten US-Kinostart, um die Bedingungen für die Oscar-Nominierungen zu erfüllen, auch Aufführungen in den Lichtspielhäusern anderer Länder erhalten. Das neueste Mobster-Epos des Regie-Altmeisters ist allerdings anders ausgefallen als Goodfellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (1990), Casino (1995) oder Departed – Unter Feinden (2006). Diesmal verklärt oder gar glorifiziert Scorsese nicht das Gangster-Dasein, sondern demaskiert es, wobei er sich nicht scheut, auch die langweiligen und vor allem (selbst)zerstörerischen Seiten des verbrecherischen Handwerks zu zeigen: The Irishman präsentiert in der Titelrolle einen erneut überragenden Robert De Niro, der nun schon das neunte Mal für Scorsese vor die Kamera trat, während der ebenfalls gut aufgelegte, nur gelegentlich chargierende Al Pacino als korrupter Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa (übrigens ebenfalls überzeugend verkörpert 1992 von Jack Nicholson in Danny DeVitos allerdings etwas drögem Film Hoffa) hier bei ihm ein längst überfälliges Debüt gibt. Beide sind heiße Anwärter auf einen Goldjungen 2020: De Niro als »Bester Hauptdarsteller« und Pacino als »Bester Nebendarsteller.« Der irische Lastwagenfahrer Frank Sheeran (Robert De Niro) verdient sich in den 1950er- Jahren nebenbei ein wenig Geld, indem er einen Teil des von ihm transportierten Fleisches von seiner Ladefläche unter der Hand an Mafiosi verkauft. Als er damit auffliegt, haut ihn der windige Anwalt Bill Bufalino (Ray Romano) raus. Zudem macht er Frank mit seinem Cousin bekannt: Russell Bufalino (Joe Pesci) ist Oberhaupt einer Mafia-Familie in Pennsylvania, für den Sheeran schon
bald darauf »Häuser streichen«, also Morde begehen muss, bei denen im wörtlichen Sinn das Blut der Opfer wie Farbe an die Wände spritzt. Der Clan arbeitet eng mit der Gewerkschaft der Lastwagenfahrer und ihrem die gewaltigen Renten-Geldtöpfe der Arbeiter verwaltenden Boss Jimmy Hoffa (Al Pacino) zusammen. Russell befördert Frank zu Hoffas Bodyguard. Doch als John F. Kennedy 1961 US-Präsident wird, fängt die Beziehung zwischen Sheeran und der Mafia an zu bröckeln. Die Italiener hieven zwar mit ihrem Geld JFK ins Weiße Haus, dumm nur, dass dessen Bruder und Justizminister Robert (Jack Huston) dennoch weiter Jagd auf korrupte Gewerkschaftler macht. Die Spannungen zwischen der Mafia und dem sich für unantastbar haltenden Hoffa werden immer größer. Frank sitzt somit zwischen den Stühlen, da Bufalino, aber eben auch Hoffa für ihn längst nicht mehr nur Mentoren, sondern auch Freunde sind. Mehr als zehn Jahre versuchte Scorsese vergeblich, das Sachbuch I Heard You Paint Houses von Charles Brandt über den angeblichen Mafia-Killer Frank Sheeran und das spurlose, bis heute ungeklärte Verschwinden des mächtigen Gewerkschaftsbosses Jimmy Hoffa zu verfilmen, der vermutlich am 30. Juli 1975 eliminiert und am 30. Juli 1982 gesetzlich für tot erklärt wurde. Bei den traditionellen Filmstudios bekam er die erforderliche Finanzierung nicht zusammen, weshalb er sich an den Streaming-Dienst Netflix wandte, der für das Budget von 159 Millionen US-Dollar den legendären Filmemacher einfach werkeln ließ. Das dreieinhalbstündige Endresultat kann sich sehen lassen, obwohl die Geschichte über »Liebe, Verrat, Reue, Traurigkeit und Tragödie« (Scorsese über The Irishman) zu verschachtelt mit diversen Rahmenhandlungen und Rückblenden arbeitet und die digitale Verjüngung von Robert De Niro und Co durch Industrial Light & Magic nicht immer geglückt ist. Dafür sind die Dialoge des armenischstämmigen Drehbuchautoren Steven Zaillian (Schindlers Liste, 1993; Mission: Imposible, 1996; Gangs of New York, 2002), der schon selbst mehrfach Regie (Das Spiel der Macht, 2005; The Night Of – Die Wahrheit einer Nacht, 2016) geführt hat, von entlarvender Schärfe. Auch sie hätten einen Oscar verdient!
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Über Quentin Tarantinos neuestes Meisterwerk, seinem mit Abstand besten Film seit Kill Bill 1 & 2 (2003/2004), habe ich schon ausführlich in der letzten TRAFFIC News to-go-Ausgabe geschrieben. Die liebevolle Hommage des Kino-Enfant-terribles an die Endsechzigerjahre des letzten Jahrhunderts mit ihrem Abgesang auf das alte Studiosystem und der märchenhaften Aufarbeitung der bestialischen Manson-Morde an Roman Polanskis Gattin Sharon Tate und ihren Freunden hätte, wenn es bei den Academy Awards gerecht zugehen würde, eigentlich mindestens acht Oscars verdient – wie oben aufgeführt. Und noch einen neunten für Brad Pitts American Pitt Bull Terrier Brandy. Immerhin erhielt dieser bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes den Palm Dog Award 2019. So wie einst die beiden Schlittenhunde Taro und Jiro, die 1984 bei der Verleihung der Japanese Academy Awards als »Populärste Darsteller« für den ergreifenden, aber unsentimentalen Abenteuerfilm Nankyoku Monogatari (Taro und Jiro in der Antarktis, Regie: Koreyoshi Kurahara) ausgezeichnet wurden.
Apollo 11
Apollo 11: Todd Douglas Miller (Beste Dokumentation) »That’s one small step for a man, one giant leap for mankind!« (»Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit!«): Dieser legendäre Satz des Astronauten Neil Armstrong, der als erster Mensch am 21. Juli 1969 um 02:56:20 UTC (Koordinierte Weltzeit, in den USA war es noch der 20. Juli) den einzigen natürlichen Satelliten der Erde betrat, wird merkwürdigerweise in der faszinierenden Kino-Doku Apollo 11 zum 50. Jahrestag der Mondlandung nicht groß herausgestellt. Vielleicht war er einfach schon zu bekannt. Dafür hat Regisseur, Produzent und Cutter Todd Douglas Miller eine Fülle von Rohmaterial aus den NASA-Gewölben zusammengetragen, welches der Öffentlichkeit bisher unbekannt war – und dies mitunter so-
FILM
gar in superber 65-mm-Filmqualität! Dagegen verblasst jede den nächtlichen Filmpartys als DJ mit ausgesucht gutem Gedigitale Animation von heute! schmack und einem Faible für die 1960er- und 1980er-Jahre Zu Recht schwärmt das US-Branchenblatt Variety über »eine kennengelernt hatte, ist ein Genuss für die Sinne! Gedreht in coole, akribische und manchmal packende Dokumentation, 8K, wobei er in den Kinos derzeit »nur« im immer noch exdie den Apollo-11-Flug in seiner Gesamtheit (…) festhält.« zellenten 4K gezeigt werden kann, bietet die Tragikkomödie Hergestellt aus einer neu entdeckten Fundgrube mit exzel- nicht nur optische Brillanz, sondern auch eine mitreißende lenten Breitfilm-Material und mehr als 11.000 Stunden nicht Geschichte mit einer Vielzahl von auf skurrile Weise witzigen katalogisierter Audioaufnahmen bringt die filmische Hom- inszenatorischen Einfällen und einer in einem Nomadenzelt mage an das wohl noch immer größte reale Abenteuer der stattfindende Geburtsszene, die in die Kinogeschichte eingeMenschheit, das seine drei Protagonisten Neil Armstrong, hen wird. Buzz Aldrin und Michael Collins mit einem Schlag weltbe- Der junge Takeshi (wundervoll: Yūya Yagira, der bereits 2004 rühmt machte, einen im Alter von 14 Jahren direkt zum Herzen der für Hirokazu Koreedas Weltraumreise. Todd Nobody Knows – Die Douglas Miller erzählt Kofferkinder bei den Interdie Geschichte ausnationalen Filmfestspielen schließlich anhand von von Cannes sensationell Archivmaterial aus der als »Bester Schauspieler« Perspektive der Astroausgezeichnet wurde) nauten, die das Team ist der Enkelsohn eines der Mission Control und schwerreichen Geschäfts600 Millionen Zuschaumannes in Nippon. Er er rund um den Globus kennt nur Luxus und live und quasi »hautnah« Überfluss, lebt zwischen Under the Turquoise Sky an dem Ereignis teilhaben ließen. Dem auch anno 2019 be- Champagnerglas und Hotelsuite. Wobei er den Weg dazwigeisterten Kino-Publikum ermöglicht es nun der Filmemacher, schen natürlich nur mit einem Chauffeur zurücklegt. Sein Opa dass man die bedeutsamen Tage und Stunden im Jahre 1969 ahnt, dass das nicht gut geht. Er möchte nichts Geringeres noch einmal miterleben kann. als einen Menschen aus ihm machen und dazu, ist er sich Fast wie in Stanley Kubricks Science-Fiction-Meisterwerk gewiss, bedarf es einer existenziellen Erfahrung. Er denkt 2001: Odyssee im Weltraum (1965-1968), das ein Jahr zuvor die an den letzten Krieg und an seine eigene Liebesgeschichte Landung auf dem Erdtrabanten detailgenau vorweggenom- in Gefangenschaft mit einer Einheimischen in der Äußeren men hatte, entwickeln die wahrlich sensationellen Doku- Mongolei, bei der eine Tochter zeugte, die er nie gesehen Aufnahmen in Kombination mit Matt Mortons pulsierendem hat. Deswegen verpflichtet er Amaraa (Amarsaikhan BaljinElektro-Soundtrack eine Sogwirkung, der man(n und auch nyam), einen gestandenen mongolischen Pferdedieb und Lefrau) sich nicht entziehen kann! Dabei ist die beste Sequenz benskünstler, als Begleiter für seinen dekadenten Enkel. Das gar nicht diejenige, als die vom Mutterschiff abgekoppelte Roadmovie der etwas anderen Art führt hinein in großartige Mondlandefähre auf dem der Erde nächsten Himmelskörper Szenarien und in das, was der junge Mann gar nicht kennt: aufsetzte, sondern der Start am 16. Juli 1969 um 13:32:00 das wirkliche Leben. UTC an der Spitze der 2.940 Tonnen schweren, eigent- Eine Freundschaft, die an Anthony Quinn und Alan Bates lichen Mondrakete Saturn V, die Cape Canaveral in in Alexis Sorbas (USA, Vereinigtes Königreich, Griechenland Florida verließ und zwölf Minuten später planmäßig 1964) erinnert, entsteht in den Weiten der Steppe. Famos, wie die Erdumlaufbahn erreichte. Ein audiovisuelles Aha- der mit allen Wassern gewaschene Kleingauner Amaraa ihr Erlebnis, wobei das nuancenreiche Tondesign von kaputtes Auto gegen ein Motorrad mit Beiwagen tauscht, Eric Milano unbedingt hervorzuheben ist. Natürlich damit die beiden aufbrechen können zu den Träumen von kann man auch sehen, wie die drei Weltraum-Helden Freiheit und ewiger Liebe. Der bauernschlaue Dieb und der wieder zur Mutter Erde zurückkehrten und am 24. verwöhnte Playboy halten wie Pech und Schwefel zusammen Juli 1969 um 16:50:00 UTC mit ihrer Kapsel im Pazi- und beim Happy End trifft sich Liebesgeschichte von einst fik südlich des Johnston-Atolls wasserten, um danach mit dem Leben von heute. verdientermaßen von der NASA, Politkern, Medien In unserer Begründung für den Internationalen Filmkritiker und dem Rest der Menschheit gefeiert zu werden. Preis hieß es: »Das ist der unter cineastischen Aspekten selbstEs gab übrigens schon 1996 einen gleichnamigen, et- bewussteste Film, den wir hier sahen. Der japanische Regisseur was kitschigen US-amerikanischen Fernsehfilm von Kentaro kreiert spielerisch einen Mix der unterschiedlichsten Norberto Barba, der aber mit dem jetzigen Apollo- Genres, der alle filmischen Aspekte 11-Kinogenuss sowohl vom Storytelling als auch von wie Bildgestaltung, das Erzählen der Optik nicht mithalten kann. der Geschichte, die Schauspielerei, die Musik und das spektakuläre Sounddesign umfasst. Der Film ist zwar äußerlich in die mongolische Landschaft eingebunden, beleuchtet aber universale Themen, so die menschliche Interaktion und die Rückkehr zu den Wurzeln.«
Von Marc Hairapetian
Under the Turquoise Sky: Regisseur Kentaro & Produzent Kazuyuki Kitaki (Bester Internationaler Film) Beim diesjährigen Internationalen Filmfestival MannheimHeidelberg durfte ich als Mitglied der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique (FIPRESCI), das mit meinem treuen Begleiter, dem Sibirischen-Wolfhund-Husky-Mix Felix angereist war, mit meinen Jury-Kollegen Robert Horton (USA) und Alexandra Porshneva (Kasachstan) den Internationalen Filmkritiker Preis am 24. November im Mannheimer Stadthaus vergeben: Von 19 Filmen, die im Wettbewerb zur Auswahl standen, bekamen wir den besten tatsächlich erst am Ende zu sehen: Under the Turquoise Sky vom in Paris lebenden japanischen Regisseur Kentaro, den ich zuvor bei
Die japanisch-mongolisch-französisch-US-amerikanische CoProduktion Under the Turquoise Sky ist in meinen Augen erster Anwärter auf den 2020 erstmals vergebenen Preis für den »Besten Internationalen Film« – bis 2019 hieß der Preis noch »Bester fremdsprachiger Film«.
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MUSIK DIESER TAGE MONTAG
Nick Cave & The Bad Seeds »Ghosteen« Volume 1: 8 Tracks, Volume 11: 3 Tracks Staff Track: »Hollywood«
DIENSTAG
Coldplay »Everyday Life« Volume 1: 8 Tracks, Volume 11: 8 Tracks Staff Track: »Orphans«
MITTWOCH
Michael Kiwanuka »KIWANUKA« 14 Tracks Staff Track: »Solid Ground«
ARROGANT BASTARD
FUTURE TO THE BACK
B
eing a famous pundit in at least three bars in my neighborhood has, of course, led to a lot of curiosity as to whether I had some predictions for the next decade now that the 20-Teens are pretending to be over while, in fact, your life has been fixed in a downward spiral that will be algorithmically chartable over the coming decade. Do you like to wear pants? Well, you better stock up on them because your social credit report says no pants for you! Fortunately, as all life is going to move online, pants won’t be needed much anymore, particularly as they’d just get in the way of all the fertility machines we’re all going to be hooked up to while we surf the Internet for evidence of #MeToo,
DONNERSTAG
Beck »Hyperspace«
11 Tracks Staff Track: »Stratosphere«
FREITAG
Anderson .Paak »Ventura« 11 Tracks Staff Track: »King James«
SONNTAG
Kanye West »Jesus Is King« 11 Tracks Staff Track: »Follow God«
As the ocean levels rise, everyone will be very clean, though as the ability to produce textiles erodes through scarcity, everyone will be very dirty. Or naked. Sort of like the 19th Century, many of whose aspects will return, particularly when it comes to morality, leading to the jailing of the above mentioned naked — climate change will also save the private prison industry, battered both by various attempts at prison reform and a scarcity of iron bars, as the no-longer inhabitable costal areas will lease their infrastructures out to the prison industry. With tropical areas increasing and fishing greatly reduced, there will be no shortage of what we consider food, though a highly popular 2027 Facebook ad for Soylent will render most of edible nutrition unfashionable with the exception of thick liquids. Sadly, with the disappearance of many insects, a key ingredient in Soylent — bee anuses— will be hard to find, leading to mass starvation amongst the video gamers who be running most of the world economy at that time. That banana that sold at Art Basel this year for $120K? Dude got it cheap, particularly as he was able to resell the skin, in 2020, for $345K.
Kylie Jenner will be fine.
SAMSTAG
Vagabon »Vagabon« 10 Tracks Staff Track: »Water Me Down«
ible Burger, to be split between the two of them. The Trump hologram won’t be able to eat but will still be fat, as obesity will once again be considered a sign of security, as well as evidence of the necessary skill of floatation.
transgressions that by 2025 will lead to a general rule of “No Touching”. Still, the human race must continue to procreate (hence the need for the above-mentioned ACME Milking-and-Implantation 4000), lest there not be enough people around to bury the billions dead from climate change. The irony being, that climate change will be the thing that saves the global economy which will experience a big bang in mass tomb production — the more high-end gravesites to resemble Greta Thunberg’s sailboat, now considered a holy relic, along with the Netflix logo (our modern crucifix) and, after being discovered in 2021, Kanye West’s secret Klan hood. Trump will still be president, of course. Or rather, his hologram, whose control will be awarded to the winner of a high school essay writing contest. The victor will end up being the teenagers running Mike Gravel’s Twitter account (Hologram Gravel will be outsourced to Jacobin interns. Or staff: they pay is the same). Those who manage to finish second and third place will be awarded a month’s supply of water each and an Incred-
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The largest problem is that we won’t have any unified manner in which to think about our misery. With the electrical grid patchy and most media conglomerates merged into a single unit, often knocked out for stretches at a time by errant flocks of malnourished birds, humans will find themselves taking to constructing makeshift weapons out of fidget spinners and long-useless Beats headphones while forming roving tribes dedicated to beating THE MEANING OF IT ALL into the skulls of those that might possess a modestly differing opinion. Warlords shouting “Lock ‘er up!” and “Bernie woulda won!” will roam the former cities looting and killing the unbelievers until vanquished by the most fearsome gang of all: The Centrists. In possession of society’s final seven penknives, they will slaughter their rivals, then through intervene squabbles, themselves, leaving about 940 people left on Earth to celebrate the start of the following decade. Kylie Jenner will be fine.
AUGUST
DIEHL
VA L E R I E
PAC H N E R
M AT T H I A S
S C HOE NAE RT S
BR U N O
GANZ
MARIA
S I MON
EIN
VERBORGENES LEBEN A FILM BY
TERRENCE MALICK »Cinema at its mightiest and holiest. A movie you enter like a cathedral of the senses.« VARIETY
WWW.EIN–VERBORGENES–LEBEN.DE
IN CINEMAS: JANUARY 30 TH 2020 39
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Showrooms in Berlin, Hamburg, Köln und München
Astha 3-Sitzer Sofa,
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DER SCHÖNSTE DREIER deines Lebens
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