TRAFFIC News to-go #33

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Ausgabe N°33 • September / Oktober 2013 • Jahrgang 5 • trafficnewstogo.de

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FREE PRESS!

NEWS TO–GO

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ZEITGESCHEHEN S.6

DER NIEDERGANG DES PRINTJOURNALISMUS REVISITED S.8

RLF: FRIEDRICH VON BORRIES' PROTEST ALS LIFESTYLE-ACCESSOIRE MOBILITÄT S.9

PETER BIRTWHISTLE ZUM NEUEN MAZDA WETTER S.10

KOPENHAGEN, TULUM, DUBROVNIK, BERLIN SPORT S.11

HOMELESS WORLD CUP: OBDACHLOS ABER SPORTLICH BERLIN MAP SPECIAL S.12 & S.21

FASHION NIGHT OUT, BERLIN MUSIC WEEK, BERLIN ART WEEK KUNST S.22

DER FACHJARGON DES PRESSETEXTS INTERVIEW S.23

AKIM MONET ÜBER SEINE „AMEN ART FOUNDATION“ ILLUSTRATIVE 2013 S.24

DAS BILDERFEST BERLINS BERLIN MUSIC WEEK S.26

5 MUSIKER, 5 OUTFITS: BJÖRK, PET SHOP BOYS, JUSTICE, PANTHA DU PRINCE, DILLON MUSIK S.28

AUSTIN VS. BERLIN REISEN S.29

KRAKAU: POLENS TOURISMUS-HOCHBURG AUS ANDERER PERSPEKTIVE ENGLISH APPENDIX S.30

ARROGANT BASTARD

REBEL WITHOUT A CAUSE CHAPTER XXVI

s.13


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Contributors

Ausgabe N°33 • September / Oktober 2013 • Jahrgang 5 • trafficnewstogo.de

Contributors

JULIET KOTHE

Mafalda Millies

Verena Dauerer

…versucht in dieser Ausgabe zu verstehen, warum Künstler über Pressetexte in der Kunst schimpfen und wie sie das ­Problem selber in die Hand nehmen. Normalerweise müsste sie sich dringend ihrer Promotion ­widmen, in der sie über den Künstler und dessen Einbettung in ein komplexes Institutionensystem zu schreiben gedenkt. Nächsten Monat wird sie wieder nicht dazu kommen, da sie ­zusammen mit der Stiftung One Fine Day nach Kenia fliegt. www.onefineday.org

Seit August lebt Mafalda Millies nun ausgerechnet in Austin, Texas, wo sie sich auf ein Austauschsemester für ihren Master in Public Policy an der Berliner Hertie School eingelassen hat. Nach ihrem Abschluss zog die gebürtige Hamburgerin nach New York, um sich in der Welt des Krisenmanagements auszuprobieren. Seit ihrer Rückkehr schreibt Mafalda als freie Journalistin unter anderem für Cicero Online, Traffic und H&E und assistiert bei der Produktion von politischen Dokumentationen - zuletzt in L.A. an der ägyptischen Revolutionsgeschichte The Square.

Verena Dauerer macht redaktionelle Konzeption bzw. Umsetzung von Markenportalen (Mercedes-Benz, Audi, Deutsche Telekom) und arbeitet als Trendreporterin an der Schnittstelle von Technik und Kreation – am liebsten von Berlin aus und am zweitliebsten von Tokio. In dieser Ausgabe schreibt sie über den Roman „RLF“ von Friedrich von Borries. Den lernte sie 2005 kennen, als er ihr seinen Essay „Wer hat Angst vor Niketown?“ persönlich zum Besprechen in der DE:BUG vorbeibrachte. www.designjournalisten.de

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Autumn Winter Collection 2013 Esra Rotthoff meets


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Zeitgeschehen

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Das Internet ist schuld. von Sabine Teller Im Medienmarkt macht sich Angst breit. Unaufhaltsam schrumpfen Zeitungsredaktionen und Medienetats. Das Weltsymbol für investigativen Journalismus, die „Washington Post“, ist in diesem Sommer an einen Internetunternehmer verkauft worden. Der deutsche Axel-Springer-Konzern hat sich fast zeitgleich von seinen regionalen Tageszeitungen getrennt. Die spanische „El Pais“ hat ein Drittel ihrer Belegschaft entlassen, das US-Wochenmagazin „Newsweek“ stellte seine Druckausgabe ein und die „Financial Times Deutschland“ ist schon zu Grabe getragen. Meinungsvielfalt und Informationsqualität scheinen bedroht. Alle wissen es, nur Verstehen fällt schwer. Das Internet ist schuld. Die Werbeeinahmen für Print sind geschrumpft, die Leser wandern weg.­Im Internet lassen sich Informationen schneller, zielgerichteter und billiger bekommen. Nein, eine gut gemachte Website lässt mich nicht das Printprodukt abonnieren und ja, guten Journalismus wird es immer weniger geben. Zumindest wenn die Kreativität im Bereich der Geschäftsmodelle und publizistischen Denkungsart so armselig bleibt wie bislang. Denn es ist nicht zu leugnen, jahrelang­haben sich deutsche Verleger

auf hohen Renditen ausgeruht und keine Unternehmensreformen vorangetrieben. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat es schön warm in seinem monopolisierten Gebührenraum. Und Kritik an anderen Wirtschaftstreibenden ist immer viel einfacher, als sich an die eigene Nase zu fassen, insbesondere dann, wenn man, wie im deutschen Journalismus, Verbraucherberichterstattung forciert und die Frage nach der finanziellen Wertschöpfung gemieden hat. Diese Antipathie zu den Wirtschaftsfragen muss jetzt überwunden werden. Auch von Edelfedern. Denn die Zeit heißt jetzt Liberalisierung. Andere Player, anderer Nutzwert, höhere Einnahmen, geringere Kosten. Auf einmal liegt die Hoffnung auf den Internetunternehmern, die Nerds sollen die Zunft retten, in Persona Jeff Bezos, der Gründer von „Amazon“, der die „Washington Post“ gekauft hat. Kann ihm der Wurf gelingen, Umsatz und Inhalt zu sichern? Kann die Marketingmacht des Internetkaufhauses bei der Verbreitung digitaler Inhalte behilflich sein? Die Lage lässt sich ausmalen: Das Abo der „­ Washington Post“ gibt es als Zugabe zum E-Reader Kindle, oder in Deutschland: der zum Axel-Springer Verlag gehörende Stellenmarkt ­„Stepstone“ kombiniert die Jobsuche mit dem Abo der „BILD“-Zeitung. Scha-

de, dass „mobile.de“ schon „ebay“ gehört, eine Kooperation mit „Auto BILD“ wäre zu schön gewesen. Der Mix dieser Welten erzeugt bei der schreibenden Zunft wenig Freude. Die journalistische Unabhängigkeit wird dann als bedroht gesehen. Freie Meinung und Marketing verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser, die einen wollen vereinnahmen, die anderen polarisieren. Außerdem haben Journalisten bislang nicht für den Kunden geschrieben, sondern für die Wahrheit. Und nun sollen ausgerechnet die Technologen aus dem Silicon Valley auch noch ins intellektuelle, ja politische Ressort einrücken? Die schreibende Zunft wird noch einige Diskussionen durchlaufen und neu lernen müssen. Tatsächlich gibt der massive Schwund dauerhafter Arbeitsplätze für kompetente Fachredakteure zu denken. Sogar PR-Schaffende sorgen sich um diesen Trend, weil ihnen der Resonanzboden fehlt. Die Verdienstmöglichkeiten für Aufklärung sind seit geraumer Weile unterirdisch. Und wie und ob diese neuen Internetfirmen mit angeschlossener Printredaktion noch einen gesellschaftlichen Auftrag erfüllen, ist ebenso unklar. Eigentlich sollen Publizisten Transparenz herstellen und

zur Meinungsbildung im öffentlichen Raum beitragen. Umfassende Produktvergleiche von „ idealo.de“ sind damit nicht gemeint, sondern Kritik und Kontrolle am politischen System als vierte Gewalt im Staate. Natürlich gibt es erste Mahner, die nun auch diese Rolle in Gefahr sehen. Wenn immer weniger große Konzerne den gesellschaftlichen Kommunikationsprozess organisieren, leide die Vielfalt. Das Gespenst der Uniformität wird bemüht, und es löst sich sogleich wieder auf. Denn wissen wir nicht alle, dass die richtigen Informationen wie Wasser fließen und Wasser sucht sich bekanntlich immer seinen Weg. Es stehen also Veränderungen an. Unternehmerische Veränderungen, die auf den Dialog in der Gesellschaft und damit auf die Demokratie wirken. Es ist eine gute Gelegenheit, in diesem ökonomischen Raum Kompetenz zu bilden und von dort aus den immensen Bedarf an sachgerechter Information aus Leben und Wirtschaft zu stillen, der uns hilft, die Welt zu verstehen.

zeitgeschehen@trafficnewstogo.de


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Zeitgeschehen

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Die monatliche Apokalypse in drei Akten von Cornelia Tomerius Sexting I Natürlich war es Anthony Weiner, der dafür gesorgt hat, dass man der Freiheitsstatue seit 2009 in den Kopf steigen und aus der Krone über New York schauen kann. Denn Weiner, das weiß die ganze Welt, schaut gern von oben herunter auf große Dinge. Als nämlich 2011 mal keine Freiheitsstatue zur Hand war, sah er einfach an seinem Körper herab, entdeckte dabei ebenfalls etwas Großes (oder etwas, was er für sehr groß hielt) und machte ein Bild davon, das er voll in Ekstase gleich an all seine 50 000 Twitter-Follower schickte – statt nur an die eine, für die es gemacht war. Der Sexting-Skandal (Sexting ist ein Kofferwort aus Sex und Texting) kostete Weiner seinen Ruf sowie seinen Sitz im Kongress, nicht jedoch seine politische Willenskraft: 2013 bewarb er sich um den Posten als Bürgermeister von New York – und die Chancen standen gar nicht mal so schlecht. Bis, ja, bis Weiner im Sommer erneut einräumen musste, weiterhin Online-Affären zu pflegen. Die letzte ausgerechnet zu der Zeit, als er mit Frau und Kind in aller Öffentlichkeit posierte und damit sein Image polierte. Nun sind Amerikaner offenbar gern bereit,

jemandem eine zweite Chance zu geben, eine dritte gibt es aber nicht gratis dazu. Weiners Werte in den Umfragen fielen nach dem Geständnis so schnell in den Keller wie der Dopaminspiegel im Blut nach dem Sex. Doch der Mann, der sein Stehvermögen bekanntlich gern zur Schau stellt, gab nicht einfach auf. Jetzt steht Weiner so eisern im Wahlkampf wie die Freiheitsstatue auf Liberty Island, deren Kopf, das weiß man ja jetzt, hohl ist – und die Frage darf erlaubt sein, was eigentlich bei Weiner im Oberstübchen so los ist.

Sexting II Sex ohne Körperkontakt mag safe sein – holt sich dabei doch höchstens der Computer einen Virus. Schaden, so lehrte uns Herr Weiner aus New York, kann er trotzdem. Auch ein paar Spieler von Hertha mussten diese Erfahrung jüngst machen. Eine 16-Jährige Schülerin hatte in der Berliner Morgenpost erzählt, Sex mit verschiedenen Herthanern gehabt zu haben. Sie hätten ihr Bilder von ihren Geschlechtsteilen geschickt, im Gegenzug Nacktbilder von dem Mädchen gefordert und es soll zu heißen Dates im Kinderzimmer gekommen sein. Was für ein Skandal! Hertha, gerade erst

b­ ravourös in die erste Liga gestartet, steckte knietief im Schlamassel. Unkonzentriert ging man in das zweite Saisonspiel und als man es dennoch gewann, konnte man sich nicht so richtig freuen. Trainer Luhukay über den Vorfall: „Das ist peinlich, sehr, sehr peinlich für alle Beteiligten.“ Dabei hatte die Schülerin zu diesem Zeitpunkt schon gestanden, gelogen zu haben. Zum Geschlechtsverkehr sei es wohl doch nicht gekommen. Sie sei Jungfrau. Auch könnte man den Spielern nicht ­vorwerfen, eine Minderjährige belästigt zu haben: Gelogen hatte sie nämlich auch, als diese nach ihrem Alter fragten hatte sie sich als 19 ausgegeben.

Sexting III Dabei hätte man nur Putin fragen müssen. Der weiß nämlich, dass ausschließlich Schwule Sex mit Minderjährigen wollen. (Und, dass.. Fußballer nicht schwul sind, ist ja wohl klar.) Zum Schutz der Kinder und Jugendlichen in seinem Reich hat Putin denn auch kürzlich erst ein Gesetz erlassen. Demnach ist es auf Strafe verboten, vor Kindern positiv über Homosexualität zu reden. Schwule und Lesben dürfen im Beisein M ­ inderjähriger

nicht Händchen halten, geschweige denn, sich küssen. Und kürzlich wurde auch empfohlen, keine Herzen Homosexueller zu transplantieren, damit man dem Empfänger damit nicht auch das Schwulsein einpflanzt. Mit Homophobie gegen Pädophilie? Oder einfach nur schnurstracks zurück ins Mittelalter? Eine Zeitreise, die man übrigens am besten zu Pferd antritt. Und das reitet Putin ja gern. Besonders gern übrigens oben ohne. Überhaupt tut er vieles am liebsten mit freiem Oberkörper, vorausgesetzt, eine Kamera ist auch dabei: Fischen zum Beispiel, mit der Knarre posieren, am See spazieren. An den Temperaturen dürfte das kaum liegen, denn in Russland ist es bekanntlich kalt, sehr kalt. Nein, Putin zeigt einfach gern seinen Körper, so wie Weiner sein Würstchen. Allerdings stellt er sich geschickter an, wenn es darum geht, die Bilder in die Welt zu schicken. Statt umständlich nach Adressaten zu suchen, verabschiedet er einfach ein Anti-Schwulen-Gesetz und wartet ab, bis irgendwem endlich auffällt, wie schwul Putin oft aussieht und eine Sammlung der schönsten Bilder ins Internet stellt, wie es in diesen Tagen denn auch oft geschah. So also funktioniert S­ exting für Präsidenten.


Revisited

von Dr. Inge Schwenger-Holst, Medizinerin, Unternehmerin und Vorsitzende des Vereins call a doc.

Weniger ist mehr Über 200 Jahre hat sie auf dem Buckel, für Millionen von Menschen wirkt sie wahrlich Wunder und trotzdem umweht die Homöopathie immer noch der Hauch des Obskuren. Die notwendig kunstvolle, weil individuelle, Verabreichung kleinster Kügelchen anstelle des schnellen, nach 5 Minuten Patientengesprächs definierten Griff ins Chemikalienregal, der oft gepaart ist mit dem längst aufgegebenen Anspruch, (auch chronische) Krankheiten heilen zu können, macht Homöopathen in naturwissenschaftlichen Kreisen zur belächelten Spezies. Witzig die immer präsente Aussage der Normalmediziner zum nicht bekannten Wirkmechanismus der ihnen fremden Heilweise. Wie soll auch mit weniger „Materie“, als der eines Salzkorns im Ozean ein unter Höchstdosen Cortisons immer noch röchelnder Asthmatiker plötzlich wieder frei atmen können?! Ein Hoch auf die antiken Kollegen, die bereits vor mehr als 2.000 Jahren Acetylsalicylsäure erfolgreich einsetzten, ohne von deren Hemmung der Prostaglandinsynthese auch nur die geringste Ahnung zu haben. Auch Kinder können sich ja schwer vorstellen, wie ein FAX funktioniert, ist doch die Leitung viel zu dünn für das später aus dem Drucker kommende Papier. Und selbst, wenn wir als ihre Produkte den Erdball mit virtuellen Informationen, die sich in Bruchteilen von Sekunden von Bits und Bytes in orchestrale Ohren- oder breitleinwandige Augenschmäuse verwandeln übersäen, so trauen wir Mutter Natur nicht mehr als gutturale Zweiwortsätze zu. Gerade wir Kinder des Computerzeitalters müssten eigentlich verstehen: Löse ich die Information von der Materie, so ist diese jederzeit und überall abruf-, reproduzier- und eigentlich auch unzerstörbar. Dass wirkliche Heilung nur aus dem – bislang kranken – Organismus selbst entstehen kann, erfährt ein jeder, dessen Migräne auch nach Jahren der Befeuerung mit modernsten Schmerzmitteln immer wieder kommt. Spätestens dann, wenn er nach wenigen Gaben dieser lächerlichen weißen Kügelchen vergisst, worunter er solange gelitten hat. Sollten Sie das Experiment wagen wollen, so hat die Hotline von calladoc – www.calladoc.com. – die passende Information. CALL A DOC die 24-7 Hotline für Ihr medizinisches Problem 01805 - 32 13 03 (0,14 EUR/min aus dem Festnetz)

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RLF – Das richtige Leben im falschen „RLF“ heißt das immersive Gesamtpaket des Berliner ­Architekten Friedrich von Borries. Im gleichnamigen Roman wird der Protest zum Accessoire. Passend dazu gibt es eine erlesene Produktlinie mit bekannten Designern und eine geplante Medialisierung des ­Unternehmens im Selbstversuch auf ARTE.

© RLF

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von Verena Dauerer Ich lese Friedrich von Borries’ neuen Roman „RLF – Das richtige Leben im falschen“ auf einem Liegestuhl in diesem exklusiven Ressort, einer exquisiten Marketing-Synthese aus Weingut und Spa: dem Loisium Spa & Wine Ressort in der österreichischen Steiermark. Sitze da also am Pool und hinter mir so ein graumelierter Herr im Liegestuhl, Typ: Werber. Zumindest sieht er so schneidig-smart aus, wie es das Klischee will. Und er ließt ein Buch von Pierre Bordieu, mitten in diesem très schicken High-EndRessort umgeben von Weinfeldern. Führt er mir jetzt das richtige Leben im falschen vor? Und was tue ich eigentlich an diesem Ort auf dem Liegestuhl vor ihm? Richtig und falsch kann ich nur individuell für mich definieren. Vielmehr ist die Fragestellung der Ansatz

und Ausgangspunkt für „RLF“. Und der Mann mit dem Bourdieu-Buch passt einfach zu treffend auf die Hauptfigur im Roman: Jan ist ein klischeehafter Mitarbeiter in einer großen Hamburger Werbeagentur. Er ist clever, zynisch und der Doppelgänger der Hipster, für die er Produkte entwirft. „Alle glauben, ich hätte mir Jan ausgedacht. Der Werber, der Bourdieu liest, sich seinen Teil dabei denkt und sich dabei in einem Luxus-Ressort aufhält, in dem er sich wahrscheinlich in Teilen auch nicht wohlfühlt mit dem, was er da macht – das ist ein schönes Beispiel für die Realität dieser Figur“, kommentiert Friedrich von Borries mein Simultanerlebnis. Jan gerät nach einer Produktpräsentation für einen Sneaker in die Londoner Riots 2011. Er macht mit und hat eine Idee: Warum nicht Protest als Lifestyle-Accessoire vermarkten? Die Praktiken von Bewegungen wie Occupy

imitieren und das Bedürfnis nach Widerstand in Form von hochpreisigen Kunstprodukten einer aufgeklärten Zielgruppe unterbreiten? Einfach das gute Gefühl für das richtige Leben im falschen teuer verkaufen, nach Adorno. Das ist eine super Idee für ein Unternehmen mit den richtigen Mitarbeitern, der Aktivistin Slavia und dem Künstler Mikael Mikael. Das Funding dafür kommt von einem Kunstmäzen und ist so gut wie in der Tasche. Nur, wer die Mechanismen erkennt und sich zunutze machen will, der endet bei von Borries meistens nicht so gut. Ob derjenige an sich selbst scheitert oder ob da ein geheimer Staatsapparat nachhilft, sei dahingestellt. „RLF“ ist von Borries’ konsequentestes, weil auch bislang umfassendstes Werk. In seinem Essay „Wer hat Angst vor Niketown?“ analysierte er 2005, wie sich die Sport- und ­Freizeitmarke Nike die Taktiken


Revisited

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Wie muss sich ein Auto anfühlen? Vom User Experience des Innenraums.

und ­Praktiken aus der urbanen Subkultur aneignet und sie als Guerilla-Marketing an besagten Gruppen anwendet, um diese schließlich für sich einzunehmen. Sein zweites Buch „1WTC“ beschrieb 2011 fiktional die Methoden des Überwachungsstaats in der Zeit nach dem 9/11-Anschlag in New York. Sein neuer Roman scheint wie eine Synthese aus den vorangegangenen Recherchen zum Thema ­Marketing und Überwachung. Über zwei Jahre ist der Roman angewachsen, und doch ist es eine Fortsetzung der Fragestellungen in „Niketown“ mit anderen Mitteln. Von Borries erklärt: „Die Form ist eine andere, das geht viel immersiver über den Roman und die realen Produkte.“ Und fährt fort: „Über die positive oder negative Identifizierung kann man noch einmal ganz anders in die Gehirne der Leute eindringen. Im Prinzip ist das die gleiche Methode, wie es das Marketing auch macht, wenn es versucht, über Kritische Theorie Produkte in Concept-Stores zu bekommen. Eigentlich gehe ich da hin, um was Schönes zu schoppen. Und erst über den zweiten oder dritten Zugang ­merke ich, dass es da noch einen Inhalt gibt, der dann irgendwann in mich ‚eindringt’ und im Idealfall das kritische Bewusstsein schärft. Das ist die A ­ nwendung des ‚Sub-Threshhold ­Marketings’ aus „Niketown“, nur auf einer anderen ­inhaltlichen Perspektive.“ Genau, die Produkte. Umgesetzt werden Kooperationen mit Marken wie Adidas, Artek und die Königliche Porzellan Manufaktur Berlin bis zu Designern wie Nils Holger Moormann, ­Konstantin Grcic und Kostas Murkudis. Als weiteres „transmediales Ereignis“ soll eine Dokumentation auf ARTE folgen. Mit seiner Produktlinie geht von Borries ähnliche Wege wie Rafael Horzon mit dem Projekt Modocom Ende der 1990er Jahre in Berlin. Viele dachten damals, er mache Kunst. Dabei war Horzon immer Unternehmer und die Regale von Moebel ­Horzon oder seine Modemarke Gelée Royale auch kommerzielle Produkte. Von Borries sagt: „Für alle ­Kooperationspartner ist klar, dass es sich um Kunst handelt. Sonst könnten die nicht mitmachen. Was die für strategische Gründe haben, und ob sie „RLF“ instrumentalisieren oder „RLF“ sie, oder beide beide oder keiner keinen, und wie sie das einschätzen – das weiß ich nicht. Es ist Teil des Projekts, dass man das als offenes Experiment exploriert, als auch darstellt, in was für einem absurden System wir leben.“ Am Ende stehen immer die Kunden, um die Produkte zu kaufen.

von Verena Dauerer

„RLF – Das richtige Leben im falschen.“ ­Roman von Friedrich von Borries. Suhrkamp Verlag, 252 Seiten. www.rlf-propaganda.com

Alle Bilder © Dan Beleiu

Peter Birtwhistle, Chief of Design bei Mazda Europe, hat am neuen Mazda3 gearbeitet und erklärt das Gefühl, das der Fahrer beim Hineinsetzen haben sollte: „Der Innenraum ist ein sehr heißes Thema. Als ich bei Mazda vor 25 Jahren angefangen habe, hatte man von japanischen Autos dieses Image in einer milchig grauen Landschaft: Es funktioniert alles und die gehen nie kaputt – aber es fehlt das Gefühl. Wir können schöne Autos vom Außendesign her machen, aber was hat man für ein Gefühl, wenn man die Tür aufmacht? Der Punkt ist nicht nur, wie etwas aussieht. Es ist das Gefühl, welches das Material vermittelt: von seiner Fertigung und wie die Materialien zusammenpassen. Plastik, zum Beispiel, sollte sich nicht hart anfühlen und auch nicht glänzen. Die Metallteile sollten sich bei Berührung kalt anfühlen. Alles muss zueinander harmonieren. Da müssen Material und Design stimmen. Auch geht es dabei um die Konnektivität, welche Funktionen man etwa über den Touchscreen anbieten kann. Beim Armaturenbrett ist eine gute Ergonomik ein Muss. Die Kontrollknöpfe müssen an einer Stelle liegen, damit das Fahrzeug sicher bedient werden kann. Die Wahltastatur und der Infotainment-Screen müssen einfach zu lesen und leicht bedienbar sein. Die Funktionalitäten der Software müssen logisch und intuitiv in ihrer Durchführung sein. Im Jahr 2050 werden Autos durch Satellitenführung gesteuert und nicht mehr vom Halter. Das bedeutet, dass es keine klassischen Instrumente mehr benötigt. Der Fahrer wird sein Ziel per Stimme eingeben und das Auto fährt automatisch. Damit hat der Fahrer mehr Freiheiten um das zu tun, was er normalerweise im Zug oder im Flugzeug machen kann. Das Design des Innenraums nimmt dann den Charakter eines Lebensraums an und nicht mehr, wie heute, den Charakter einer Kontrollumgebung.“

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Das Wetter

Ausgabe N°33 • September / Oktober 2013 • Jahrgang 5 • trafficnewstogo.de

das wetter von Elcin Aiser wetter@trafficnewstogo.de

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Kopenhagen

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Tulum

55° 41' N 12° 35' O

20° 12' 44 N -87° 27' 43 W

SPÄTSOMMERLICH MILD Kopenhagen gehört zu den beliebtesten Metropolen Nordeuropas. Speziell m ­ odeinteressierte Reiselustige zieht es immer wieder gerne in die Hafenstadt - und das nicht nur im Februar und August, wenn die Fashion Week die Stadt zum Kochen bringt. Dänemark ist zwar nicht gerade für sein tropisches Klima und permanenten Sonnenschein bekannt, aber natürlich braucht man gerade hier eine super hippe Sonnenbrille, die aus der Reihe der gängigen Brillenmarken tanzt. Und da kommt natürlich kein anderer als Kai Bosh aus dem benachbarten Norwegen in Frage. Das Modell „Copilot“ beispielsweise vereint klassische Fliegerbrillengläser mit einem modernen Rahmen. Doch das Label aus Bergen setzt nicht nur auf ein umfassendes Sortiment an innovativen Designs, sondern auch auf Kundenservice non plus ultra. Man hat die Option jedes Modell, egal ob mit getönten Gläsern oder klassischer Korrekturfassung, online mit der benötigten Sehstärke und individuell angepasstem Rahmengestell zu ordern. Und das Ganze ohne ein Vermögen dafür ausgeben zu müssen (ca. 200 Euro). Also wer weder Lust auf Kontaktlinsen noch auf den Gang zum ortsansässigen Optiker hat, kann sich unter www.kaibosh.com sein neues Lieblingsaccessoire zusammenstellen.

ALLJÄHRLICH HEISS Die mexikanische Stadt liegt ca. 130 km südlich von Cancun und ist die einzige Maya-Fundstätte, die direkt am Meer liegt. Hier befindet sich unter anderem der „Tempel des herabsteigenden Gottes“. Falls man das ungewöhnliche Glück haben sollte, dieses überirdische Event live miterleben zu dürfen, sollte man gut gewappnet sein. Ganz abgesehen davon, dass hier durch und durch tropisches Klima herrscht und auch mal ganz gerne Wirbelstürme zwischen Juni und Oktober für ziemliches Chaos sorgen. Was muss ins Handgepäck? Eine Sonnenbrille die sich durch hohe Schlag- und Kratzfestigkeit sowie gute optische Eigenschaften auszeichnet. Das Modell „Aviator“ wurde 1937 von Ray-Ban auf den Markt gebracht. Die Kultbrille, die ursprünglich für Piloten entworfen wurde zeichnet sich auch heute noch durch den aus Golddoublé gefertigten Fassungsrand mit seinen Gläsern aus - natürlich ist sie mittlerweile in unzähligen Variationen erhältlich. Bis heute gehört sie zu der am häufigsten kopierten und am liebsten getragenen Brille der Welt und ist damit ein absoluter Klassiker der Mode. Die Liste der mit ihr gesichteten Stilikonen ist schier endlos.

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Dubrovnik

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Berlin

42° 38' 26“ N 18° 6' 32“ E

52° 33' N 13° 22' E

SOMMERLICHE TEMPERATUREN Die auch als „Perle der Adria“ bekannte kroatische Stadt ist nicht nur dank ihrer wunderschönen Altstadt von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden - Dubrovnik darf sich auch als kulturelles Mekka Kroatiens bezeichnen. Zahlreiche Dichter, Gelehrte und Künstler stammen von dort. Also ein Muss für jeden Trip an die anscheinend weiseste Ecke der Adria: Eine Sonnenbrille für den intellektuellen Look und Blick. Perfekt dafür ist die Berliner Brilllenmarke Lunettes. Ihre hauseigenen Designs, die meisten davon unisex, werden in einer italienischen Manufaktur von Hand angefertigt. Noch ganz in der Tradition der 50er und 60er Jahre – passend, da jedes Modell den Träger auf eine kleine Zeitreise schickt. Die aktuellen Modelle könnten ohne Weiteres aus dem Brillenetui der Stilikone Jackie O. stammen - ideal also für Dubrovnik. Und keine Geringere als ihre Schwester Lee Radziwill assoziiert man mit dem Modell „La Passante“ aufgrund seines charakteristischen, runden Gestells.

FRÜHHERBSTLICH WARM Wie 'wunderbar' Berlin ist, wissen wir glücklicherweise nicht erst seit dem aufdringlichen Ohrwurm aus der Bierwerbung. Dass sich dieses Wunderbare zudem nicht nur auf ausschweifende Partystreifzüge bezieht, beweist in diesem Jahr zum 40. Mal der Berlin Marathon. Der 42 Kilometer lange Lauf startet in der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und „Kleiner Stern“. Es werden bis zu 1.000.000 Menschen erwartet, die das Ganze anfeuern werden, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Da würde sich mit Sicherheit auch einer der Hauptsponsoren Adidas freuen. Ihr Motto lautet „Make Athletes Better“. Und das nicht nur durch den richtigen Laufschuh, sondern auch den Schutz der Augen vor Sonnenstrahlen, Schweiß und Großstadtstaub. Um das sicherzustellen, hat Adidas in jahrelanger Entwicklung seine Brillen in Zusammenarbeit mit Topathleten optimiert. Die aerodynamische „Adidas Duramo a406L“ ist genau auf den Laufsport abgestimmt und bietet den notwendigen Tragekomfort und Halt.

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Sport

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© Enok Holsegård

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Kann ein Ball die Welt verändern?

von Conor Creighton, Polen Übersetzt aus dem Englischen von Frances Marabito

Bei der FuSSballweltmeisterschaft der Obdachlosen kämpften in der polnischen Stadt Posen siebzig Länder um den Pokal. Besiegen wollte man dieses Jahr vor allem das Team aus Schottland. Dass die schottische Nationalmannschaft sich seit 1990 nie wieder für eine FIFA-WM qualifizieren konnte, interessierte bei der WM der Obdachlosen niemanden. Hier nämlich siegten die Schotten bereits zweimal, und man rechnete ihnen bei den diesjährigen Spielen im August wieder hohe Chancen zu. Die Fußballweltmeisterschaft der Obdachlosen hält sich an ein eigenes Regelwerk. Ein Spiel dauert lediglich fünfzehn Minuten mit einer Minute Pause nach der Häfte der Zeit. Pro Team sind nur vier Spieler auf dem Feld zugelassen, Männer sowie Frauen. Die Sieger erhalten drei Punkte, die Verlierer keinen. Bei einem Unentschieden wird das Spiel mit dem ersten Treffer in der Verlängerung beendet, dem so ­genannten 'sudden death'. Jedes Spiel entzückt das ­ Publikum aufgrund seines

­ ohen ­Spannungsgehaltes. Vor einem Raub der h ­Spielfreude durch torfreie Verlängerungen oder reines Defensivspiel nach einem Tor, muss sich niemand fürchten. Pro Spiel werden hier im Schnitt zehn Tore erreicht. Neben der Dramatik auf dem Spielfeld während der Turniere sind es vor allem die persönlichen Lebensgeschichten der Spieler, die von Dramen durchzogen sind. Jeder Spieler bringt solche Geschichten mit. Pamela Lopez konnte sich die letzten zwei Jahre nicht für das mexikanische Nationalteam qualifizieren, da sie mit ihrem aufbrausenden Temperament Probleme verursachte. Dieses Jahr wurde sie endlich ausgewählt und trug ihren Teil zum Sieg bei. Catrin Albrektsson hatte in ihrem Leben noch nie Fußball gespielt, bis sie einen Monat vor der WM der Obdachlosen für die Mannschaft des schwedischen Nationalteams ausgewählt wurde. Sie ist Torhüterin und hat in ihrem allerersten Spiel acht Bälle der gegnerischen englischen Mannschaft ins Tor gelassen. Bei dieser WM jedoch kommen Siege in vielerlei Formen zu den Spielern. Es werden insgesamt acht verschiedene Trophäen ­vergeben, sowie die Trillerpfeife des Schiedsrichters als ­individueller Preis für ein faires Spielverhalten.Die meisten Spieler werden von lokalen Teams der

Notunterkünfte, die es auf der ganzen Welt gibt, aufgespürt und für die Nationalmannschaften der Wohnungslosen-WM angeworben. Sogar mancher Nationaltrainer durchkämmt sein Land auf der Suche nach den besten Spielern. Zugelassen wird man als Spieler, wenn man im Jahr vor der WM der Obdachlosen längere Zeit wohnungslos gewesen ist, der Lebensunterhalt als Straßenzeitungsverkäufer bestritten oder an Drogenrehabilitationsprogrammen teilgenommen wurde. Die Idee hinter dem Gesamtkonzept ist, dass die Spieler bei der Reintegration in die Gesellschaft unterstützt werden sollen. Schottland legte wie erwartet einen famosen Start hin, doch beim Kampf gegen Indonesien ließ die Glückssträhne der vergangenen Jahre nach. Auf dem kleinen Spielfeld haben die Torhüter alle Hände voll zu tun, da der Ball erst dann zum Stillstand kommt, wenn er im Netz gelandet ist oder es ein Foul gegeben hat. Die Schotten lagen schnell 3:0 hinten, und als der Schiedsrichter nach fünfzehn Minuten den Schlusspfiff gab, hatten sie 6:4 verloren. Die Schotten waren draußen, aber für die anderen war der W ­ ettkampf noch lange nicht vorbei. Etwas ungewöhnlich, dass die in der ­Geschichte des Fußballs sonst so dominanten Brasilianer

b­islang keine einzige Fußballweltmeisterschaft der Obdachlosen gewonnen haben. In diesem Jahr lagen die Chancen für sie sogar noch schlechter, da das knappe Budget die Entsendung von lediglich vier Spielern nach Polen erlaubte. Am Ende jedoch entschied der großartige Stürmer Darlon Martins aus Rio de Janeiro das Spiel und den Rest des Wettkampfes. Im Finale lag Mexiko zunächst 3:1 hinter Brasilien, konnte jedoch vor dem Ablauf der Zeit ausgleichen. Während des 'shoot out' hatte Brasilien aber dann die besseren Nerven und erstand am Ende den begehrten Pokal. „Ein Ball kann die Welt verändern“ lautet das Motto der Fußballweltmeisterschaft der ­Obdachlosen. Dieses hochgesteckte Ziel muss sich noch beweisen. Was ein Ball in jedem Fall schafft: er kann das Leben jener wohnungslosen Menschen bereichern, die um den g­esamten Globus reisten, um ihn zu kicken. www.homelessworldcup.org

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Ausgabe N°33 • September / Oktober 2013 • Jahrgang 5 • trafficnewstogo.de

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Kunst

Ausgabe N°33 • September / Oktober 2013 • Jahrgang 5 • trafficnewstogo.de

Kauderwelsch im Kunstsystem: Einige Anmerkungen zu Pressetexten in der Kunst Künstler und Kunstexperten haben ein Stück Papier zum Gegenstand ihrer kritischen ­Reflexion auserkoren: den ausstellungsbegleitenden Pressetext. Bei genauerer Analyse erklärt sich, wieso Baudrillard Schuld an kursierenden Worthülsen im Kunstfeld hat, ­warum das Beherrschen räumlicher Metaphern zum Erfolg führt und aus welchem Grund der Pressetext bei Esther Schipper schon mal als Lied daherkommt. von Juliet Kothe Wer hätte 1917 gedacht, dass ein stinknormales Urinal die Kunst revolutionieren sollte? Genau das tat Marcel Duchamp, als er mit herrschenden Erwartungen an ein autonomes Kunstwerk brach und den Ausstellungsraum als statusstiftendes Label enttarnte. Eine Masturbations-Performance durch Vito Acconci im Jahr 1972 unter einem eingezogenen Boden der Sonnabend Gallery, oder die Blockade des Eingangs der Galleria Apollinaire in Mailand mittels 8,7 cm langen grünen und weißen Streifen durch Daniel Buren vier Jahre zuvor, waren würdige Folgeverfahren im Gewand der „Concept Art“, um bestimmte, das Kunstwerk konstituierende Praxen und Routinen zu sezieren. Das Kunst-Habitat wurde für Acconci und Buren zum Objekt künstlerischer Bearbeitung, an deren Ende sie ein Fragezeichen hinter die Routinen der Kunst-Definitionsmächte Galerie und Museum setzen. Im Kampf zwischen den Akteuren des Kunstfeldes um die Vorherrschaft über die „Regeln der Kunst“ steht der Konzeptkünstler der Gegenwart seinen älteren Kollegen in nichts nach. Bisweilen persifliert er die Attribute der Galerien, ein anderes Mal testet er sie bis an Belastungsgrenzen aus. Zum Beispiel als Jeppe Hein im Jahr 2002 mittels einer Abrissbirne die Galerieräume Johann Königs zerstörte. Ende letzten Jahres trugen Elmgreen & Dragset Wandfragmente der Serpentine Gallery, des MoMA oder des Hamburger Bahnhofs für ihr Projekt „The Named Series“ ab. Dabei wiederholten sie nur einmal mehr ihr reflexives Umgehen mit dem „White Cube“. Sie torpedierten, intervenierten und zerstörten. Sie machten manifeste Zustände des institutionellen Kunstbetriebs sichtbar und unterliefen die Kunstpraxis, indem sie deren Aneignung praktizierten. Endlich zum Thema und noch mal zu Duchamp. Dieser verteilte Informationsblätter zu seinen Arbeiten – selbst verfasst –, die

den Betrachter seiner Kunst zum berühmten Aha-Effekt anleiten ­sollten. Und bis heute ist die Konzeptkunst ohne Erläuterung oft nicht zu denken. Auch deshalb der Pressetext. Fragen wir uns aber kurz, was Duchamp wohl von einem von Worthülsen und sprachlichen Versatzstücken geprägten Begleittext gehalten hätte, der dem Zuschauer kürzlich etwa die Sprüth Magers-Ausstellung von Ulrich Pester, Ralph Schuster und Anna Virnich in Berlin „näher“ bringen sollte. Zu Ralph Schuster heißt es hier: „Die zumeist kleinformatigen Malereien bewegen sich zwischen surreal angedeutetem Raum, Gedankenspiel, abstrakter Verfremdung und konstruierter Wirklichkeit (…). Bekanntes wird als isolierter Moment dem ursprünglichen Kontext entrissen, in ein anderes Medium mit gelenktem Blick übersetzt und in einen neuen räumlichen und zeitlichen Bezugsrahmen gebracht.“ Die in derartigen Pressetexten dokumentierte Sprache der Worthülsen und kunststilistischen Ausdrucksfinessen bezeichnen die Soziologin Alix Rule und der Künstler David Levine in ihrem ebenso überschriebenen Essay von 2012 als International Art English. Rule & Levine zeichnen das Bild einer inhaltslosen, formell vereinheitlichten Sprache des Kunstfeldes mit signifikanten grammatikalischen und stilistischen Eigenheiten, die nicht ohne Grund nach schlecht übersetztem „highbrow written French“ klinge. Der Pressetext als Glaubwürdigkeitsaufladung. Ursprünglich waren es Kunstkritiker wie Rosalind Krauss, die poststrukturalistische Texte von Barthes, Baudrillard oder Deleuze für das legendäre Kunstmagazin October in den 1970er Jahren ins Englische übersetzten und jene Sprache in das Kunstfeld e­ inführten, von welcher selbiges nun global beherrscht wird. In seiner reinsten Form sei das IAE in den Pressetexten der Kunst zu finden, wie jene über den Mailingdienst e-flux weltweit versendeten Exemplare. Mit Hilfe dieser pseudoelaborierten Sprache werde Kunst nun hergestellt, vermarktet, verkauft und verstanden, als kritisch und

zeitgenössisch gelabelt. Das Wissen um ein sich wiederholendes Standardvokabular (space, interrogate, transversal oder autonomy), die Verwendung schwer zu visualisierender Metaphern (insbesondere für das „Räumliche“), der Entwurf von mit Präfixen versetzten Wortgebilden (para-, proto-, post-) sowie das Erfinden von Nomen, denen ein Adjektiv zugrunde liegt (aus global wird dann globality), oder auch die gekonnte Aneinanderreihung von Vokabeln gleicher Aussage, zeugen von der Beherrschung dieser Sprache und dienen dem Kunstfeld als Distinktionsmittel. Sprache als sozialer Code und Ausweisung von Autorität: „Language in the art world is more powerful than ever“. Das IAE ist multilingual einsetzbar: Man kann es ins Französische quasi rückübersetzen und natürlich existiert auch eine deutsche Variante des IAE, was das zuvor angeführte Textfragment von Sprüth Magers bezeugt. Rule & Levine seien bemüht, diese Sprache ins Lächerliche zu ziehen, und dies nicht ohne Anflüge von Anti-Intellektualismus und jener Arroganz, die Akteuren des Zentrums eigen ist, kommentiert der Kunstsoziologe Ulf Wuggenig. Sie stellten das IAE als eine Art Pseudoenglisch von Ausländern und Praktikanten hin, als eine Art Jargon von halbgebildeten Underdogs im Feld. In Wirklichkeit reflektiere diese Form von Kommunikation jedoch die Intellektualisierung des Kunstdiskurses. Und Wuggenig verweist hier auf unseren Begleiter Duchamp: Schon dieser bekämpfte nämlich in den frühen 1960er Jahren jenen Habitus von bildenden Künstlern, für den in Frankreich die Formel „bête comme un peintre“ kursierte – „dumm wie ein Maler“. Ulf W ­ uggenig selbst sind die Pressetexte erstmals in den 1980er Jahren aufgefallen. In den ihm bekannten Fällen wurden besagte Abfassungen allerdings von kunsthistorisch ausgebildeten Personen niedergeschrieben. Galeristen, die selbst Pressetexte verfassten, seien ihm nicht begegnet, jedenfalls konnte er sie damals nicht bei dieser Praxis beobachten.


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Kunst

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Kunst aus der muslimischen WelT In seiner Berliner „Side by Side Gallery“ stellte Akim Monet in diesem Jahr ein Projekt von Abdulnasser Gharem vor, einem der bekanntesten Künstler S­ audi-Arabiens: die „Amen Art Foundation“, mit der Gharem dort eine neue Generation von Künstlern unterstützt. Im September eröffnet Monet die A ­ usstellung „Dance of the Seven Veils“ mit Arbeiten aus der muslimischen Kunstwelt. Sie setzen sich mit dem Kopftuch auseinander.

Interview Sabine Weier Herr Monet, erst vor einigen Jahren bildete sich in ­Saudi-Arabien eine Szene für zeitgenössische Kunst. Warum so spät? Saudi-Arabien ist eine extrem verschlossene Gesellschaft. Erst das Internet und Kanäle wie YouTube haben den Saudis Kontakt zum Rest der Welt und Zugang zu Information ermöglicht. Zuvor war es noch nicht einmal möglich, an Bücher oder DVDs zu kommen. Abdulnasser Gharem und andere Künstler saßen jeden Tag vor dem Computer. Sie wollten bald auch ihren eigenen Stimmen Gehör verschaffen und entdeckten die Kunst als potentes Medium.

Tino Sehgals Kunst ist bestimmt nicht dumm, und er verhält sich zur materiellen Dokumentation seiner „konstruierten Situationen“ eigentlich als Totalverweigerer. Seine ­Choreographien, die von angeleiteten Individuen in Museen und an anderen Kunstorten aufgeführt werden, sollen nur über das Gedächtnis rekapitulierbar sein. Jedoch: Zu Sehgals Ausstellung in der Fondazione Nicola Trussardi im Jahr 2008 existiert ein „press kit“ und auch die seine Werke ausstellende Marian Goodman Gallery veröffentlichte im Jahr 2007 einen Pressetext. Wäre es nicht schöner, wenn das Blatt Papier nach dem Herunterladen einfach leer bliebe? Passt ein Pressetext zu seinem Konzept des Flüchtigen? Oder zeigt die Existenz eines Pressetexts einmal mehr auf, wie die Institutionen die P­ rogrammatik ihrer Künstler v­ erkennen? À la Tourette zurück zu Duchamp. Schon jener vertraute mehr dem Künstler denn der Kunst, und er stellte seine Texte, wie wir nun wissen, lieber selber her. Einige Künstler wissen sich in der Gegenwart nicht nur bestens an die Bedingungen globalisierter Kommunikation und neuer Aufmerksamkeitsökonomien anzupassen, sondern sie erobern sich auch die Vormacht über einzelne Vermittlungselemente wie dem Pressetext einfach auf verschiedenste Weise zurück. Zur Gruppenausstellung „Day Before This Place“ in der Tanya Leighton Gallery existiert kein IAE-Pressetext. Rund um das Thema des urbanen Herumlungerns und Gefangenseins hat die New Yorker Künstlerin Dena Yago stattdessen eine Geschichte verfasst: „Chinese Woman Stuck Between Walls Mistaken for Ghost“ basiert auf einem Nachrichtenbeitrag, der von einer Frau berichtet, die zwischen den Wänden einer zu schmalen Gasse in China feststeckte. Ihre Schreie nach Hilfe wurden für die eines Geistes gehalten und deshalb ignoriert. Ari Benjamin Meyers, eigentlich Dirigent und Komponist, erstellte im April 2013 mit seinem „Songbook“ bei Esther Schipper „musikalische Portraits“ von Besuchern und Galerie-

mitarbeitern, die er als individuelle Performer betrachtet. Der Pressetext wurde als Libretto bei der Eröffnung aufgeführt: „Es-ther Schi-pper is pleased to pre-sent Song-book by__ A-ri Ben-ja-min___Mey-ers___.“ Die Pressetext-Aneignung bettet sich für Meyers in die Tendenz, die Ausstellung als eine Art Meta-Arbeit zu begreifen. Dies zeige sich auch in einer zu beobachtenden Abkehr von bloßer Kunst-Präsentation. Heute richte sich das Augenmerk der kuratorischen Tätigkeit auf das Aufzeigen der künstlerischen Praxis. Aber auch, dass der Pressetext von mehr Menschen gelesen würde, als dann tatsächlich die Ausstellung sehen, sollte ihn mehr zur einer ­Repräsentation denn zu einer Deskription machen. Herrlich die Beispiele des „BANK Fax-bak Service“ von 1999. Seine Mitglieder faxten kurzerhand die Pressetexte korrigiert und kommentiert an ihre Verfasser zurück. An Barbara Gladstone ging dann die Nachricht „Wooly and very weak theoretically – a visit to the library might pay dividends…TRY ­HARDER!“ Der Maler und Bildhauer Andreas Golder hat „den besten ­Pressetext aller Zeiten“ selber verfasst. Als Grundlage diente ihm ein Werbetext von Ferrero Rocher: „Qualitätsgarantie durch ­Sommerpause...feincremige Komposition“ und so weiter. Leider zeigte seine Galerie an dieser Stelle keinen Humor und hat den Text abgelehnt. Nächstes Mal will Golder ­hartnäckig bleiben. Gute Künstler meistern seismographisch die Bedingungen des Kunstbetriebs. Sie reflektieren die Entstehung institutionell­ gelenkter Relevanz und die dazugehörigen räumlichen und ­ ­hierarchischen Parameter. Und weil es in diesem Artikel nicht nur um Pressetexte ging, sondern quasi aus Versehen auch immer wieder um Duchamp, soll der Text mit ihm beendet werden. Eine der wichtigsten Verantwortungen des Künstlers sei die Ausbildung des Intellekts. Es ließe sich hinzufügen: nicht nur der seinige ­sollte ausgebildet werden, sondern auch der a­ ller anderen Akteure im Feld.

Wie politisch sind diese neuen Arbeiten? Sind sie vielleicht sogar revolutionär? In der westlichen Welt, und jetzt auch beim Arabischen Frühling, ist die Vorstellung von Revolution mit Zerstörung verknüpft. Die Kunst des 20. Jahrhunderts stand ganz im Zeichen der Dekonstruktion. Den Dadaisten ging es darum, zu zerstören, um etwas Neues zu schaffen. Die Kunst der jungen saudi-arabischen Generation ist auch politisch, doch die Tonalität ist eine andere. Was die Künstler propagieren, ist eine subtile Transformation. Abdulnasser Gharem würde sagen, dass diese Künstler die Beziehung von Geschichte und Gegenwart neu aushandeln wollen, ohne dabei die Tradition ganz ­abzuschneiden. Spielen Frauen in dieser Generation eine Rolle? Eine große. Nicht nur in Saudi-Arabien, auch in anderen muslimischen Ländern. In der Ausstellung „Dance of the Seven Veils“ werde ich unter anderem Arbeiten von drei Künstlerinnen aus dem Iran zeigen. Zum Beispiel von der 1988 in Teheran geborenen Tahmineh Monzavi. Mit kritisch-dokumentarischer Fotografie untersucht sie das Leben junger Menschen im Iran, dafür wurde sie vergangenes Jahr festgenommen. Shadi Ghadirian porträtiert iranische Frauen in häuslichen Umgebungen und hinterfragt so gesellschaftliche Entwicklungen. Auf ihre Arbeit hat mich ein Journalist gebracht. Ich habe sie dann über Facebook kontaktiert. Als ich die Ausstellung bei Facebook bekannt gegeben habe, hat mich eine weitere junge Künstlerin kontaktiert, die jetzt auch dabei ist. Das Internet macht vieles möglich.

„The Dance of the Seven Veils“, mit Amira Behbehani, Shadi Ghadirian, Majida Khattari, Tahmineh Monzavi, Shirin Neshat, Halim Al Karim, Dhafer Al Shehri, Abdulnasser Gharem und anderen, Ausstellungseröffnung am 20. September 2013, Side By Side Gallery Akim Monet, Potsdamer Straße 81b, 10785 Berlin www.sidebysidegallery.com


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Kunst

Ausgabe N°33 • September / Oktober 2013 • Jahrgang 5 • trafficnewstogo.de

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Hsiao Ron-Chen - In the Street Eiko Ojala - Rotary

von Saskia Trebing Illustratoren geben Geschichten ihre ­ ilder. Vieles, was sonst nur Gedanke bleibt, bekommt durch B ihre Arbeit Farbe und Form. Doch vom 31. August bis zum 8. September erzählen Zeichner, Maler und Grafiker während der siebten „Illustrative“ in Berlin ihre eigenen Geschichten. Auf dem Festival der grafischen Kunst zeigen über 200 Illustratoren ihre freien Entwürfe, die ohne Auftraggeber entstanden sind. Das Ergebnis sind oft entrückte Traumbilder weit jenseits von bloßer Abbildung. Beim US-Künstler Steven Tabbutt verirren sich düster maskierte Krieger unter blassrosa Dschungelblüten.

Hsiao Ron Cheng schickt Anzugfiguren mit Fuchs- und Vogelköpfen durch eine verwunschene Einkaufsstraße. Und bei Thomas Kuhlenbeck werden Ballerinas mit Quallenröcken vor gotischer ­Kulisse entführt. Diese und andere Illustrationen sind zehn Tage lang im Direktorenhaus direkt am Spreeufer in Mitte zu sehen. Neben Zeichnungen und Drucken sind auch Skulpturen, Installationen, Buchkunst und Animationsfilme Teil der Ausstellung. Illustration kann heute genauso aus Pixeln wie aus Papier bestehen. Neben der Hauptausstellung und der Nominiertenschau zum „Young Illustrator Award“ zeigt die Illustrative 2013 auch einen Schwerpunkt zur polnischen Grafikkunst. Unter dem Titel­

„Where I come from“ entwerfen Illustratoren aus unserem Nachbarland ganz buchstäblich ihre Weltbilder. Darin taucht der polnische Künstler Robert Kusmirowski neben dem globalen Pop-Phänomen Lady Gaga auf. Schon längst halten sich Bilder nicht mehr an nationale Grenzen. Die „Illustrative“ ist vom 31. August bis zum 8. September von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Location: Direktorenhaus Am Krögel 2 Eintritt: 6 Euro (erm. 4,50 Euro) www.illustrative.de


Kunst

Ausgabe N°33 • September / Oktober 2013 • Jahrgang 5 • trafficnewstogo.de

Pascal Johanssen ist der Herr hinter den Bildern. Zusammen mit Katja Kleiss hat er das Direktorenhaus in Mitte, ein ehemaliges ­V erwaltungsgebäude der Staatlichen Münzanstalt Berlin, in einen Ausstellungsraum für zeitgenössische Künstler und Designer verwandelt. Zusammen kuratieren die beiden Galeristen auch das „Illustrative Festival“ für grafische Kunst.

Interview Saskia Trebing Herr Johanssen, wenn wir Ihnen Stift und Papier in die Hand drücken, wie würden Sie denn Berlin im Sommer 2013 ­illustrieren? Pascal Johanssen: Lieber würde ich mit zerfließender Wasserfarbe arbeiten...irgendwas mit Äquator. Man hört immer wieder, dass wir in einer Welt der Bilder leben. Kann man sich eigentlich irgendwann satt sehen? P.J.: Kann man, so wie man irgendwann keine Cheeseburger mehr sehen kann. Spätestens dann genehmigt man sich Qualität und versucht, den Unfug auszublenden. Das probieren wir auf der Illustrative mit Bildern!

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Die „Illustrative“ soll das Geheimnis lüften, auf welchen ­P faden sich die gegenwärtige Illustrationskunst bewegt. Auf welchen Pfaden bewegt sie sich denn? P.J.: Auf dem Pfad der technischen Brillianz. Grafik war immer von technischen Entwicklungen geprägt (Radierung, Siebdruck, etc.), aber seit kurzem kommt alles zusammen: Zeichnung, Animation, Irritation, Installation, Interaktion, Objekt, Aussage. Wir sind auf einem neuen Level!

Starke Frauen bei der Berlin Art Week

Wie sehen Sie eigentlich die Rolle von Illustratoren zwischen kreativem Arbeiten und Zufriedenstellung von A ­ uftraggebern? P.J.: Auftragskünstler hat es eigentlich immer gegeben. Früher waren es die Könige, heute sind es Werbeagenturen. Die besten Auftragskünstler, die mehr wollen, landen früher oder später auch in Galerien und Museen.

Drei Berliner Künstlerinnen lassen den Geist von ­J eanne Mammen wieder aufleben

In diesem Jahr steht Polen als Gastland im Fokus des Festivals. Was macht Ihrer Meinung nach die polnische Illustration aus? P.J.: Eine erfrischend ungewohnte Stilistik und Farbpalette. Man spürt die Tradition der großen polnischen Plakatkunst aus den 60er Jahren noch. Alles ist etwas gedeckter, nicht so poppig wie zum Beispiel die amerikanischen Illustrationen. Aber das ist natürlich eine wunderbar pauschalierende Zuspitzung, die zu 50% nicht stimmt.

von Sabine Weier Zur zweiten Berlin Art Week tun sich vier große Häuser zusammen: Das KW Institute for Contemporary Art, die Berlinische Galerie, die Nationalgalerie und die Deutsche Bank Kunsthalle zeigen Ausstellungen zum etwas vage geratenen Titel „Painting Forever!“. Mit einem erfrischenden Konzept bringt sich die junge Deutsche Bank Kunsthalle ins Spiel. Sie lud drei Berliner Künstlerinnen zum Dialog mit der 1976 verstorbenen Jeanne Mammen ein. In den 20er Jahren porträtierte diese mit geschickten Strichen und effektvoll eingesetzten Aquarell-Farben die Berliner Bohème. Ihre Zeichnungen und kubistisch-expressionistischen Gemälde zeigen vor allem starke Frauenfiguren aus der sich schnell wandelnden Weimarer Gesellschaft. Im Zentrum der Berliner Ausstellung steht jetzt ihr noch wenig bekanntes Spätwerk. Zu sehen sind zwischen 1950 und 1970 entstandene Gemälde, Grafiken und Collagen, in denen Mammen abstrakte Kompositionen mit karnevalesken Figuren kombiniert. Antje Majewski, Katrin Plavcaks und Giovanna Sarti haben für die Ausstellung neue, von Mammens Oeuvre inspirierte Werke geschaffen. Neben ihrer Arbeitsstadt Berlin teilen sie vor allem eine ausgeprägte Experimentierfreude. Majewski verfolgt einen konzeptuellen Ansatz, malt etwa Gebrauchsgegenstände wie Fahrradschlüssel oder Bohrköpfe auf Leinwände, deren Proportionen an die Formen der Sujets angepasst sind, um Prozesse des Produzierens und damit verbundene Ästhetiken zu untersuchen. Plavcaks webt aktuelles Zeitgeschehen wie die WikileaksAffäre in surrealistisch-humoristische Bildwelten und erweitert diese um Objekte und Videoarbeiten. Sarti wiederum drückt sich mit abstrakter Malerei aus, experimentiert mit intuitiven Kompositionen und nutzt etwa chemische Reaktionen verwendeter Materialien, um dem Zufall auf der Leinwand Raum zu geben. Jeanne Mammen hatte es zeitlebens schwer, sich als Künstlerin mit einem von Männern dominierten Medium durchzusetzen. Dass diese Ausstellung weiblichen Malerinnen eine gesonderte Plattform bietet, lässt vermuten: Gleichberechtigung ist in der Kunstwelt noch im Werden.

Pascal Johanssen Kurator der Illustrative berlin 13

„Wir sind auf einem neuen Level“

„Painting Forever!
To Paint Is To Love Again“, mit
Jeanne Mammen, Antje Majewski, Katrin Plavcak und Giovanna Sarti,
18. September bis 10. November 2013



Martin Eder, Der Schein, 2007

© VG Bild-Kunst, Bonn 2013 / Essl Museum Klosterneuburg/ Wien, Foto: Uwe Walter, Berlin


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Musik und Mode

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THE ‘AUSSIE’ TINGLE Good things come from 'down under', ask any girl swooning over fine 'aussie' specimens Hugh & Russel. But the boys are nothing compared to the tingle from the spicy and enlivening suds of an AESOPS coriander seed body wash. The new store will open with what promises to be a stimulating & invigorating launch planned for the 10th Oct. Aesop Berlin Alte Schönhauser Str. 48, Mitte.

BERLIN MUSIC WEEK DA 04.-08. September 2013 Pet Shop Boys

Im Jahr 2013 treten die 80er-Jahre-Idole der Pet Shop Boys mit ihrem 12. Studioalbum beim Berlin Festival an. Es bleibt nur zu hoffen, dass die zwei Urgesteine mit den Jungen mithalten können. Wie gut sie dazu in der Lage sind, haben sie bei ihren 12 vorigen Alben zu Genüge unter Beweis gestellt. Termin: 06.09.2013 Uhrzeit: 20.30 – 22:00 Ort: Berlin Festival/Flughafen Tempelhof Aktuelles Album: „Electric“ 12,99 Euro

THE SCENT OF CHIC The new secret of any Berlin based Parisian woman worth her chic, the kind of woman who buy's herself perfume weekly and wafts about her daily business in a haze of 'Nuit De Tubereuse' a modern tuberose scent with top notes of sparkling pink pepper. German women take note. Niche Parfum Showroom, Rykestrasse. 16 Prenzlauer Berg.

Pantha Du Prince

Seit seinem Debüt „Diamond Daze“ von 2004, ist Pantha Du Prince für einen träumerisch-sphärischen Sound bekannt, der sowohl Tanz- als auch Entspannungstauglich ist. Damals kombinierte der Hamburger Elemente des Detroit Techno mit britischem Shoegaze. Bei seinem neuen Album lebt er seine Vorliebe für Glockenklänge aus und hat sich dazu mit The Bell Laboratory aus Norwegen zusammengetan. Termin: 06.09.2013 Uhrzeit: 23:00 - 00:00 Ort: Berlin Festival/Flughafen Tempelhof Aktuelles Album: „Elements of Light“ für 15,99 Euro

THE NoN CONCEPT STORE They bring together what belongs together. Like vodka & Friday's, faded denim & floral's and Berlin hipsters & late 80's, early 90's vintage gear. From sneakers to 'zines' and previously mentioned vintage gear, the store came to conciousness in July 2013. Weinbergsweg 22, Mitte.

Justice

Dass Frankreich musikalisch einiges zu bieten hat, haben in diesem Jahr nicht nur die Neuerscheinungen Daft Punks und Phoenix' bewiesen: auch Justice meldeten sich mit ihrem Livealbum „Access All Arenas“ erfolgreich zurück. Dort vereint sind die populärsten Songs der beiden Pariser, die sich wie eh und je durch ihren Stilmix aus Rock, Disco und House auszeichnen. Termin: 07.09.2013 Uhrzeit: 03:15 - 04:35 (DJ-Set) Ort: Club Xberg/Arena Berlin Aktuelles Album: „Access all Arenas“ für 15,99 Euro

Dillon A NEW STORIE Reminiscent of sister brand COS in Scandinavian minimalism but with more diverse collections. The new offering from the H&M group opened recently on Ku'damm, two stories high to get you high on high street shopping, the perfect metallic brogue's await. & Other Stories, Kurfürstendamm 234, Charlottenburg.

To-Go Boutique Berlin’s new shops. By M illicent Bystander

„This Silence Kills “- eine Situation, der zumindest im übertragenen Sinne jeder schon einmal ausgesetzt war. Vielleicht sollte man beim nächsten Mal einfach Dillons Album im Hintergrund laufen lassen, dann wäre wenigstens für einen schönen Soundtrack gesorgt. Dieser wird von melancholischen Popklängen und Dillons angenehm zerbrechlicher Stimme getragen. In Tempelhof gibt sie 2013 ihr einziges Berlin-Konzert. Termin: 07.09.2013 Uhrzeit: 20.30 – 21:30 Ort: Berlin Festival/Flughafen Tempelhof Aktuelles Album: „This Silence Kills“ für 16,99 Euro

Björk

Björk ist kein Fan von Schubladen, das vermittelt sie zumindest jedem ihrer Zuhörer und -schauer. 'Bunt' ist dabei sicherlich ein Attribut, mit dem sich sowohl ihre Musik als auch ihr Kleidungsstil beschreiben ließe. Diese optische wie klangliche Wundertüte präsentiert sie dieses Jahr auf ihrem einzigen Deutschland-Konzert beim Berlin Festival Termin: 07.09.2013 Uhrzeit: 21:00 - 22:20 Ort: Berlin Festival/Flughafen Tempelfhof Aktuelles Album: „Biophilia“ 17,99 Euro


Musik und Mode

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AS KLANGKOSTÜM DES FESTIVALS

Jeans: Diesel Jogg

T-Shirt: Alexander McQueen

Weste: Rick Owens

Schuhe: Maison Martin Margiela

Brille: ic! berlin

Uhr: Omega

Hose: Wood Wood

Uhr: Slow Watches

Daunenjacke: Victorinox

Schuhe: Vans

Rucksack: Wood Wood

Kette: Herr von Eden

Jeans: Dries Van Noten

T-Shirt: Balenciaga

Jacke: Ben Sherman

Schuhe: Alexander McQueen

Uhr: Rado

Brille: Dita

Hose: Closed

Pullover: Givenchy

Jacke: Umasan

Schuhe: Jil Sander

Kette: Ann Demeulemeester

Hut: Ann Demeulemeester

Hose: Boboutic

Jacket: Damir Doma

Accessoires: Moga e Mago

Schuhe: Givenchy

Tasche/Clutch Bag: Prada

Make Up: Mac/Babor


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Musik

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BERLIN GERMANY VS. AUSTIN TEXAS © Aerojad

© nomataras Fête de la Musique Berlin

von Mafalda Milles, Austin Spätestens seitdem Bands wie The White Stripes, The Strokes, aber auch die Internetplattform Twitter auf dem Festival 'South by Southwest' ihren Durchbruch erlebten, ist die 700.000 Seelenstadt aus den Südstaaten Amerikas selbst in Berlin in aller Munde: „Austin, der kleine blaue, liberale Fleck in Texas, Geburtstort von Willie Nelson, Stevie Ray Vaughan, Wes Anderson und des Bio-Konglomerats Whole Foods Market, die neueste Hippie Hochburg, wo Gentrifizierungsopfer aus Brooklyn, Malibu und San Franciscos Haight Street Zuflucht suchen, wo Glamour verpönt ist und Recycling ein muss. Selbst bei K- und Wallmart nur Papiertüten, nix mit Plastik. Austin, ein Mekka für Blogger und ‚Slash-worker’, also Musiker, Künstler, Barmann, Graphik-Designer, Etsy-Unternehmer und Airbnb-Vermieter.“ Kommt einem als Berliner doch irgendwie bekannt vor! Ja, in gewissem Maße ähneln sich die Städte: Auch in Austins Silicon Hills sprießen die Start-ups an jeder Ecke, ein bisschen contre coeur der beschriebenen „fun/self-employed“ Mitdreißiger, deren Wohlfühlchakra mit dem Tempo der ambitionierten Computergenies und BWLer nicht immer ‚omed’. Bemüht um ein ausgewogenes Gleichgewicht, haben sich die ‚Austinites’ unausgesprochen geeinigt, dass den dürren, fahlhäutigen Entrepreneurs der unerträglich heiße Tag gehört, an dem sich außer einer Überbevölkerung an zerrupften Tauben und überdimensional großen Eichhörnchen kein einziges Lebewesen aus der Tür traut, aus Angst zu schmilzen. Im heißen, schrillen Licht wirkt die gehypte Stadt erschreckend ausgestorben, vertrocknet, ungepflegt. Alle paar Meter steht da ein schiefes bunt gestrichenes Holzhäuschen, in dem gewohnt wird, und vor dessen Haustür auf einer Zwei-Holzplanken-Veranda unterm Ventilator wippend und

schwitzend im Schaukelstuhl die Hitze abgesessen wird. In dem halben Dutzend klimatisierter, neuer, frischer Semi-Hochhäuser computern währenddessen die verhassten Start-up-Kiddies. Den mit Holzfällerhemden, Terry Richardson-Schnurrbart und Tattoos ausstaffierten Überlebenskünstlern gehört dafür aber die Nacht, in welcher die komplette, tagsüber so trostlos erscheinende Stadt sich einem Wandel unterzieht und plötzlich einen geradezu magischen Touch erlangt (einschließlich der Klettsandalen, welche in Austin anscheinend jedem Look den letzten Schliff verleihen müssen). Ja, plötzlich sind alle Amy Winehouse-artigen Kostüme und selbst all die Hipsteroutfits nicht mehr ganz so tragisch anzusehen. Auf einmal hat der ganze Zerfall einen enormen Charme. Die Stadt erleuchtet in einem weichen Lampionlicht, welches hier und da an allerlei verwucherten, plötzlich romantischen Eichen und Kiefern baumelt. Schulter an Schulter wird in der warmen Abendluft auf Bierbänken gegessen, um den diversen In- und Outdoor-Livebands zu lauschen, mexikanisches Bier zu trinken und von einem der tausend ‚Foodtrucks’ frische, mit Schweinebauch gefüllte Tacos, und natürlich allerlei veganen Kram zu essen. Eine riesige Bar 25, minus Elektro, minus Drogen. Stattdessen Dos Equis, Pacifico und Patrón rund um die Uhr. Was die Musikrichtung angeht unterscheiden sich die Städte komplett. Obschon hier und da mal der ein oder andere psychedelische Track von einem Lee Burridge, Damian Lazarus oder Desyn Masiello durch irgendeinen ‚Burner’ (wie sich Besucher des 'Burning Man'- Festivals in Nevada nennen) durchgedrungen ist, swingt Austin eher auf der analogen Welle und bleibt somit seinen musikalischen Wurzeln treu. Zur Jam-Hochburg Amerikas wurde Austin schon in den 40er und 50er Jahren unter Glenn Miller, Hank Williams und Elvis Presley, welche in diversen Kneipen im desolaten Stadtteil North

Lamar auftraten. Etwas weiter östlich, am anderen Ende Austins, verbreiteten sich zur selben Zeit in verschiedenen ‚chitlin' circuits’ (Musiktheater, in welchen Bühnenkünstlern afroamerikanischer Herkunft während der Rassentrennung Auftritte gewährt wurden) Big Bands, Jazz und Blues mit Duke Ellington, Ray Charles und B.B. King. Mitte der 60er Jahre gab es dann bereits etablierte Clubs und Schaubühnen wie ‚The Broken Spoke’, mit Country Ikonen wie Bob Wills, Ernest Tubb, dem jungen Willie Nelson und einer noch jüngeren (damals noch University of Texas-Studentin) Janis Joplin. Mit Modern Country und Blues kamen die liberalen Zuwanderer, welche die kleine Haupstadt zum beliebtesten ­Außenseiter ­ihres­ Staates machten. Heutzutage tönt also nach wie vor Country und Rock aus den unzähligen aneinandergereihten Bars in den sieben Blocks der traditionellen Entertainment-Meile East 6th Street, dem noch raueren Red River District, oder dem relativ aufgeräumten South Congress. Jede Nacht hat etwas von einer ‚Fête de la Musique’: ein Schritt und es wird getrommelt und gebluesed, zwei Schritte weiter und eine Schwingtür gestattet kurz Einblick in einen ­kollektiven texanischen‚ Two step’ – ja, ja (!!) mit Cowboyhut und den dazugehörigen, jahrelang eingetragenen Stiefeln (endlich Birkenstock-Diaspora). Im Lokal nebenan geht es dann wiederum zur derzeit populären Alt(ernative)-Country Musik etwas ruhiger zu und man schunkelt zu Bands wie Billy Eli. Aus dem Radio eines vorbeifahrenden Pickup Trucks plärren lokale Indie-Rock Bands wie Spoon, Joe Ely und Latino Rock von Bands wie Vallejo. Auf dem Heimweg begegnet man zu allerletzt auch der guten alten amerikanischen Volksmusik, die mit Fiedel, Banjo, Mundharmonika und Tamburin im Gärtchen vor dem kleinen Haus im Schein des ausglühenden BBQ-Grills Gemeinschaft erzeugt. Zum Morgengrauen kräht der Hahn als Auftakt zur Schlafenszeit – s­ozusagen hitzefrei.


Reisen

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© 007 UM K Sukiennice z lotu ptaka - Panoramic view of the Cloth Hall fot.

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von Conor Creighton, Krakau Übersetzt aus dem Englischen von Frances Marabito Die schönste Stadt Polens läuft Gefahr, Opfer ihrer eigenen Gier nach Tourismus zu werden. Dabei blieb diese Stadt als eine der wenigen polnischen Städte während des zweiten Weltkrieges von einem Bombenhagel verschont. Dieser Erhalt, zusammen mit der monumentalen Architektur des sozialistischen Realismus, von detailversessenen, kommunistischen Architekten nach dem Krieg erbaut, macht Krakau so attraktiv. Doch wie alle schönen Städte östlich von Berlin ist auch Krakau von touristischer Ödnis bedroht, dank Pauschalurlaub, Billigflügen und Reiseveranstaltern, die mit der Massenabfertigung ihr Geld verdienen. Prag und Budapest haben es vorgemacht. Die Krakauer sind jedoch erfinderisch. Sie sind den Touristen immer einen Schritt voraus. Hierfür haben sie sich eine clevere Strategie überlegt. Wenn der zentrale Platz von englischsprechenden Menschen belagert wird, sowie von Männern, die schamlos weiße Socken mit Sandalen kombinieren, ziehen die Einwohner weiter zum jüdischen Viertel. Haben Touristen auch diesen Ort eingenommen, geht es weiter, über den Fluss, zu den Plätzen nahe des Forum Hotels. So weit kommen keine Touristen, und falls doch, sind es solche, mit denen man sich gerne unterhalten möchte. Krakaus großer Maler und Theaterregisseur Tadeusz Kantor gehört zu den unterrepräsentiertesten zeitgenössischen Künstlern in ganz Europa. Kantor stammte aus Galizien und ließ sich für das Studium an der Akademie in Krakau nieder. Er m ­ alte, aber seinen künstlerischen Durchbruch schaffte er mit dem Theater. Man kann Kantors Museum in Krakau besichtigen, und, wenn man freundlich bittet, sogar sein Haus und das angrenzende Atelier. Beides ist bis heute originalgetreu erhalten, so wie Kantor es verlassen hat. Bücher von Genet und Kundera liegen immer noch neben seinem Bett. In dem Museum arbeitet Bogdan Retyclynsk. Er war lange Zeit Mitglied von Kantors Schauspieltruppe und spricht sichtbar gerührt über den Mann, der Polens Gegenwartskunst internationales­An-

sehen verliehen hat. Für seine leidenschaftliche und ­provozierende Kunst habe Kantor Gefahren trotzen und Hindernisse ü ­ berwinden müssen, erzählt Bogdan. Ihre gemeinsame Arbeit habe stets auf Glaube und Hoffnung basiert. Bemerkenswert an Kantors Kunst ist ihre Progressivität, und dass er seine Projekte unter einem zutiefst misstrauischen kommunistischen Regime durchführen konnte. Er entledigte sich in seinen Stücken oft allem, was an herkömmlicher B ­ ühnen-, Text- und Schauspielarbeit üblich war, um mit dieser neuen künstlerischen Freiheit zu experimentieren. Bogdan fügt hinzu, dass trotz der strengen Zensur des k­ommunistischen Staatsapparates, Systemvertreter Kantors Arbeiten nicht zu verbieten wussten, da sie sie schlichtweg nicht ­verstanden. Es gab eine Zeit, als Krakau das Zentrum jüdischen Lebens in Europa bildete. Teile dieser Kultur sind hier noch intakt, auch wenn ein Großteil der jüdischen Bevölkerung das Land schon längst verlassen hat. Als Besucher sollte man die p ­ olnischen Händler umgehen, die auf dem Markt antike Menora verkaufen – ein makaber anmutendes Spektakel – und sich stattdessen der jüdischen Küche widmen, die Krakau k­ ulinarisch bereichert. 'Czulent' sind gebackene Bohnen mit Gemüse und Fleisch, und 'Knish' mit Buchweizen, Zwiebeln und Sauerkraut gefüllte Teigtaschen. In Krakaus jüdischem Viertel findet man die besten jüdischen Restaurants außerhalb Israels und den USA – eine erquickende Alternative zu Polens üblichen Schweinefleisch-Mahlzeiten. Krakau bereitet sich zur Zeit auf das größtes Ereignis ihrer Geschichte vor. Im Jahr 2016 wird der Papst zum Weltjugendtag erscheinen. Jener Papst, der mehr als drei ­Millionen Menschen an den Strand der Copacabana lockte und Rio zum Erliegen brachte. Touristenmanager wissen noch gar nicht, wie sie angesichts dieser zu erwartenden Zahlen mit dem Papstbesuch umgehen sollen. Pilger haben den Ruf, in Schwärmen in die Städte einzufallen, in den Straßen zu schlafen und die Viertel regelrecht zu überfluten. Kruzifix-Verkäufer werden vermutlich ein gigantisches Geschäft ­machen, Bars und Nachtclubs eher nicht. Falls ihr eine Reise nach ­Krakau plant, möchte ich euch raten, sie vor dem Papstbesuch anzutreten.

© 004 UM K Lajkonik fot. A.Zyrkowski

Krakau - eine facettenreiche Stadt mit abgegrasten und verborgenen Schätzen


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English Appendix

Arrogant bastard ART WHAT? by Adrian Stanley Thomas, New York City I know that you folks are impatiently waiting for my Arrogant Bastard article, and why are you waiting? So you can somehow make sense of this crazy world of course. Lucky for you Prometheus, Aphrodite, and Zeus have bestowed upon me the wisdom and ­knowledge to transcend those feeble attempts by my detractors to muffle all of my wonderful proclamations. It is only I who holds the Claret Jug of insight to understand this messy place called earth and then relay that very specific information to you so as to improve your quality of life. Maybe there should be an award for me with gold leaf and sparkles, or some sort of event, like Oktoberfest where people can worship me like beer. Why do I deserve such adulation? Because I’m AWESOME! But don’t worry; I shall not rest on my laurels. There are people to critique and governments to laugh at. Now, let’s get on with the show. Since TRAFFIC News to-go is focused on art, music, and fashion for this issue, I guess I should oblige them and talk about that. I think I hear crickets already. There’s just not a bevy of stimulating art, fashion, and music out there, now there’s trash, but why would you want to listen to that? There’s definitely something very funny about seeing the “Artist” in some designer costume prancing around at the latest gallery opening giving an interview to talk about what their art means and how it was written or sketched on a piece of paper, and the important relationship moment in their life that was happening at the time. They generally leave out the part about wanting to sell it for as much bread as possible. That’s right, cash. Whether you’re squeezing into a concert hall, art gallery, or flagship stores, it doesn’t take a genius to recognize that the value of the art is diluted because a price tag is attached to it. Think about this for a moment. The music that you’re listening to right now, not this very minute, but music that you actually like, you had to pay for it. Someone wrote some songs, recorded them and put them on a CD or iTunes for that matter and waited for the bread to roll in. They’re waiting on you suckers who so desperately want to feel that emotional connection to the lyrics. The lyrics about true love, lost love, complicated love, and all the rest, never mind the fact that if it was so wonderful, you would still be together. Every time I think about anything artistic in nature, I want to dump every record, painting, and clothing that I own. All of the things that you value artistically are bought and sold for a price. Now before you shoot the messenger, just think about what I’m saying. Perhaps it’s not art at all. Maybe art, pure art is

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a free exchange of creativity unobstructed by the malice of money changing hands. Perhaps art is that sweater a friend knitted for you by hand that was wrapped in a box and given to you as a gift. Maybe art is the song that your brother wrote for you on your birthday? What about the doodle that your niece made for you at Christmas? See what I mean? So if you want to go around calling that noise you listen to art, go ahead. For me, it has lost the shine. When I walk into an art gallery and see the prices on some of this stuff, I’m speechless. First of all, you’ve reduced your value to a Euro amount so now this “Art” that you’ve created is really no longer art, but a commodity, like pork. Now there’s a price tag associated with you and your shameless representation of art. The only thing left is to have a yard sale to score a refund. I guess that’s the way it is now with art. Everything has a price and the consumer sets the bar. That’s probably the way it should be, it fits in with the universe. There was a time when making something by hand was considered a true craft. You didn’t have to worry about saving the receipt when you bought something. Where can a person go these days if they want to see, hear, or wear something original? The next time you run into a 4 year old, ask them to draw you a picture, and you’ll see some real creativity. Just keep in mind; they’re not going to give you a receipt, because it’s art.

Homeless but Sportive by Conor Creighton, Poland German version on page 11 Can a ball change the world? Seventy countries competed in Poznan for the coveted prize of Homeless World Cup. The team to beat at the Homeless World Cup is Scotland. Never mind that their national squad haven't qualified for a World Cup since 1990, the two time reigning champions are Scotland. Of the seventy countries who competed in Poznan this August, it's the Scottish who most people expected to win. The Homeless World Cup has its own special rules. Games are short. A quarter of an hour in total with one minute breaks at half time. Each team fields four players at a time. Teams can be male or female or mixed. Winners take three points, losers take nothing and if it comes down to a draw the game is decided by a sudden-death penalty shoot out. Everything at the Homeless World Cup is in place to extract maximum drama from each game. You can say goodbye to goalless draws and teams parking the bus after scoring early. In the Homeless World Cup the average game produces about ten goals.

And off the field there's drama too, at least in the form of the personal stories that each player brings. Mexico's Pamela Lopez didn't make it to the last two world cups because of a temper problem. Both years she tried to make the national team but missed out. But this year she was selected and went on to win. And Catrin Albrektsson had never kicked a football in her life before she accidentally ended up playing a game and was so good that she got called up for the Swedish national side. Just a month before the competition. She's a goalkeeper. Sure she let in eight goals in her first competitive game against England but everyone here knows winning can come in all shapes and sizes. There are eight trophies to play for as well as individual prizes for fair play that come in the shape of a referee's whistle. Most people arrive at the Homeless World Cup by being scouted from a local team. Homeless shelters across the world have their own teams and inside those countries there are fledgling leagues. In the build up to the competition, national trainers scou the country to find the best players in their land and then sign them up. To be considered eligible players must have been homeless for some period in the year running up to the competition, and be involved in street magazine sales or drug rehabilitation problems. And one more rule, if you play in one World Cup, that's your limit. The idea is to give as many people as possible a chance. Scotland kicked off brightly as everyone expected but soon ran into trouble against Indonesia. As you can imagine on a short pitch goalkeepers in this style of game are pretty busy, especially when the ball only stops once a foul has been committed or it's ended up in the back of the net. They were soon 3-0 down, and when the referee blew the whistle after fifteen minutes they had lost 6-4. And with that game Scotland were out and the competition opened up. Strangely considering their historical dominance of the game, Brazil have never managed to win a Homeless World Cup. And this year, their chances looked even slimmer as a small budget meant they could only fly four players over to Poland. But in the end, Darlon Martins, the big striker from Rio de Janeiro was the difference between Brazil's small squad and the rest of the tournament. In the final Mexico came from 3-1 to level b­ efore full time. During the penalty shoot out, Brazil were clinical and went on to win the ­trophy. A ball can change the world is the motto of the Homeless World Cup. That's a big claim and one that will take some time to prove. But what a ball definitely can do is change the lives of those who've travelled from across the globe to kick it. www.homelessworldcup.org

Krakow.

by Conor Creighton, Krakow German version on page 29 Poland's prettiest city is a mixture of the ­exploited and the concealed. Krakow is at great risk of being buried under by its own appetite for tourism. As one of the few great Polish cities to avoid severe bombing during the war, and the aggressive attention to detail by the Communist architects who came after the war, it's managed to remain a pretty city. But like all pretty cities east of Berlin, cheap tourism, budget airlines and tour operators who like to cater to gangs rather than groups might tip Krakow over the edge into tourism wasteland like Prague and Budapest have gone before it. Krakowiaks are resourceful. The citizens have long since established a clever way to stay one step ahead of the tourists. When the main square is overrun with English speakers and men who feel no shame in coupling socks and sandals, they decamp to the Jewish district, and if that area is breached they go one step further, across the river to sites around the Hotel Forum. No tourists make it that far and if they did you'd probably want to talk to them. Another thing Krakow has is one of the most under represented contemporary artists in all Europe. Tadeusz Kantor came originally from Galicia before settling in Krakow where he studied at the Krakow Academy. He painted but his artistic breakthroughs came through the medium of theatre. You can visit Kantor's museum in Krakow and if you ask nicely you can also visit his home and the adjacent studio which have been preserved just like Kantor left it, right down to the books he had at his bedside – Genet and Kundera, if you're interested. Bogdan Retyclynsk works at Kantor's museum. He was a long-standing member of Kantor's acting troupe. “His work was all big risks, tall walls to overcome and great passion,” he says visibly moved to be talking about the man who put Poland on the contemporary map. “Everything we did was based on a strong connection of belief and faith.” The most remarkable thing about Kantor's work is how progressive it was, and then the fact that it was produced during a deeply suspicious communist regime. Kantor often did away with stages, texts, acting and even the actors in a bid to achieve complete artistic freedom. Bogdan muses that amidst the strict censorship in communist Poland, the authorities never banned Kantor because they had no idea what he was doing. At one time Krakow was the centre of Jewish life in Europe and there are remnants of that culture intact, even if the population have long since left. Avoid the rather macabre spectacle of Polish traders selling antique Menorahs at the market and concentrate on the recipes that have survived. Czulent is a bean casserole with vegetables and beef. Knish is a dumpling filled with buckwheat, onions and sauerkraut. Krakow's Jewish Quarter is home to some of the best Jewish restaurants outside of the USA and Israel. Good news if you're looking for an alternative to Poland's seemingly ­pork-with-everything diet. Krakow is preparing for the largest event of its lifetime. In 2016 the pope is coming for the International Day of Youth. The same pope who drew over three million people onto the beach at the Copacabana and brought Rio to a standstill. Tourist authorities don't know what to do. Pilgrims have a reputation for swarming cities, sleeping on the streets and generally overrunning a city. Crucifix sellers will have a field day but the bars and the nightclubs probably won't. If you're planning a visit, my advice would be to get over before then.



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