!"#$$%&
FREE PRESS!
'()* !+,-+
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
RUSSLAND UND DAS SCHICKSAL DER UKRAINER *)9-00)832 7 ÿþ DER FUNKTIONALISIERTE MENSCH 74368 7 ÿĂ SCHARNIERRADSPORT DESIGN WEEK'MAP 7 ÿĄ DMY FESTIVAL – WHERE TO GO Ć 7)-8)2 7 ÿą THE GARDEN EDEN ()7-+2 7 Āą WARUM GUTES DESIGN SOZIAL IST ()7-+2 7 Āć (-) (3 -8 =3967)0* &);)+92+ ;-6( 430-8-7', PARFUM DESIGN 7 āĀ SISSEL TOLAAS – DIE MISSIONARIN DER NASE 13() 7 āĂ KATRIN LANGERS ODE AN DIE EWIGKEIT 7 āĆ ENGLISH APPENDIX >)-8+)7',),)2 7 Ć
HANGOUT.BRETZ.COM · SHOWROOM: ALEXANDER-BRETZ-STRASSE 2 · D-55457 GENSINGEN TELEFON 06727-895-0 · CULTSOFA@BRETZ.DE FLAGSHIPS: STILWERK BERLIN | HOHE STR.1 DORTMUND | STILWERK DÜSSELDORF SCHÄFERGASSE 33 FRANKFURT | STILWERK FISCHMARKT HAMBURG HOHENSTAUFENRING 62 KÖLN | REUDNITZERSTR.1 LEIPZIG | HOHENZOLLERN 100 MÜNCHEN HALLPLATZ 37 NÜRNBERG | KÖNIGSTR. 26 STUTTGART | STILWERK WIEN
Die neue Freiheit: Erlaubt ist, was gefällt.
esign lwerk d
sti
paper
p p a TIS
GR A
ST Y L E MEHR – S IS D TR E N , G R AT E IT E N MEHR S 0 5 BER E S IG N AU F Ăœ UND D N E D A L N E N! G E W IN
%XKLUSIVES %INRICHTEN 7OHNEN 3CHLAFEN +Ă”CHE "AD /FĂš CE 3OUND UND MEHR ! stilwerk Berlin • KantstraĂ&#x;e 17 / Ecke UhlandstraĂ&#x;e • 10623 Berlin • Telefon 030 / 31 51 50 • www.stilwerk.de Ă–ffnungszeiten SHOPS: Mo– Sa: 10:00–19:00 Uhr • HAUS: Mo– Sa: 08:00 – 22:00 Uhr, So: 11:00–22:00 Uhr
6
Contributors
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Š Van Bo Le-Mentzel
!"#$%&'($"%)
VAN BO LE-MENTZEL
BARBARA RUSS
TOBIAS WIRTH
Van Bo Le-Mentzel ist ein Berliner Architekt. Innerhalb der letzten Jahre hat er mit seinem Hartz-IV-MĂśbel-Projekt von sich Reden gemacht, das im vergangenen Jahr als Bach bei Hatje Cantz erschien. AuĂ&#x;erdem initiiert er soziale Designprojekte (One-Sqm-House, Unreal Estate House) die zum Umdenken von Konsumverhalten und Besitzverhätlnissen anregen sollen. 2013 zählte Gentlemen’s Quarterly den laotischen FlĂźchtlingssohn zu den 100 wichtigsten deutschen Männern unter 40. Momentan sucht Le-Mentzel UnterstĂźtzung fĂźr sein neuestes Projekt: ein demokratisches Stipendium fĂźr alle: www.startnext.de/dscholarship.
Barbara studierte Modedesign in Mßnchen sowie Nordamerikastudien und Publizistik in Berlin, New York und Paris. Neben einem Volontariat in der Mode-PR sammelte sie auch Erfahrungen im Bereich Event- und Social Media Management. Ihre Liebe zum geschriebenen Wort entdeckte sie bereits in der Grundschule, wo sie Detektiv-Stories schrieb, die es jedoch nie zur VerÜffentlichung brachten. Seitdem hält sie sich an Non-Fiction und schreibt, bisher unter anderem fßr modabot und ihren Blog Nahtschatten, Texte ßber Mode, Kultur und Kunst.
Tobias Wirth ist ein international tätiger Mode- und Portraitfotograf mit Sitz in Berlin. Seine kraftvollen und zugleich sinnlichen Aufnahmen gepaart mit seiner auĂ&#x;ergewĂśhnlichen Fähigkeit der Komposition sind bei Kunden und Magazinen weltweit sehr gefragt. Zu seinen zahlreichen Magazinpublikationen zählten Magazine wie das Flaunt Magazine, Highsnobiety, Streetwear Today Magazine, Kinki Magazine, Manifesto Magazine uvm.
31 %%("ÂŤ-$62ÂŤ3.Ě—&. “Constituting a new readâ€? &#*+,$-!"#$.#$
-9$(&$- #5$13(2(-&
+'" - )(')!%&/$&"#)
redaktion@trafficnewstogo.de
ad@trafficnewstogo.de
abo@trafficnewstogo.de
TRAFFIC News to-go Gormannstr. 20A D-10119 Berlin www.trafficnewstogo.de info@trafficnewstogo.de
5$1+$&$1ÂŤJacques C. Stephens V.i.S.d.P. jacques@trafficnewstogo.deÂŤÂŤ1$# *3$41ÂŤQuynh Tran 2"'+4221$# *3(.-ÂŤQuynh TranÂŤÂŤ#$2(&-ÂŤSuperboÂŤÂŤ6$!#$2(&-ÂŤDesisn ,(3 1!$(3$1ÂŤ#($2$1ÂŤ 42& !$ÂŤ Claire Beerman, Olivia Capadose, Verena Dauerer, Thorsten Denkler, Frauke Fentloh, Daniell Hayes @ Izaio Models, Van-Bo Le-Mentzel, Frances Marabito, Georg Maurer, Josia. N, Helena Narra @ Nina Klein, Milicent Nobis, Winny Rielly, Gunnar RĂśnsch, Barbara Russ, Wolfgang Scherreiks, Dr. Inge Schwenger, Jacques C. Stephens, Superbo, Sissel Tolaas, Cornelia Tomerius, Quynh Tran, Huy-Thong Tran-Mai, Tobias Wirth, JĂśrg SĂźrmann ".5$1 Photographer Tobias Wirth, Styling Josia N., Styling Assistance Winny Rielly, Hair/Make Up Helene Narra @ Nina Klein using Tom Ford & Tigi, Model Danielle Hayes @ IZAIO, Scarf: Pierre Louis Mascia, Shirt: Dice Kayek, Leather Skirt: VĂŠronique Leroy, Bag: Pierre Hardy, Shoes: Christian Louboutin #14"*ÂŤH. Heenemann GmbH & Co. KG ISSN 1869-943 X
T R A F F I C N EWS TO - G O AU SGAB E N. 39
THE FA S H I O N ISSUE J U LY 2 0 1 4
8
Zeitgeschehen
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
64123 «6 2«#($«2 &$Conchita scheint die Russen mehr zu bewegen als das Schicksal der Ukrainer. Das zeigt, wie wenig der Westen über Russland weiß. von Thorsten Denkler KÜRZLICH WAR Wladimir Jakunin in Deutschland. Das ist einer der mächtigsten Männer Russlands, Chef der staatlichen Eisenbahn mit fast einer Million Mitarbeitern. Und seit 20 Jahren ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Er ist aber auch einer derjenigen Menschen, die die USA im Zuge der Ukraine-Krise auf ihren Sanktionslisten führen, deren Konten in den USA gesperrt sind. Und die nicht in die USA einreisen dürfen. Jakunin war Gast des Deutsch-Russischen Forums, dem der frühere Brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) vorsteht. Das Forum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Beziehungen beider Staaten zu verbessern. Naturgemäß stehen die Mitglieder des Forums Russland eher wohlwollend gegenüber. Mitten im Gespräch mit Platzeck und zwei weiteren hebt Jakunin plötzlich die rechte Hand, streckt den Zeigefinger aus und tippt sich mit der Spitze des Fingers an die Schläfe. Es ist das international anerkannte Zeichen für „Vogel zeigen“. Der österreichische Europapolitiker Walter Schwimmer hat Jakunin gerade darauf aufmerksam gemacht, dass Conchita Wurst, Gewinnerin des Eurovision Song Contest, auch aus Russland fünf Punkte bekommen habe. Der Vogel ist Jakunins Kommentar dazu. In Russland, sagt er, gebe es offenbar Menschen „mit abnormaler Psychologie“. Er selbst war es, der das Thema angeschnitten hat. Es werde schon gerufen „Männer rasiert euch, seid keine Weiber“, empört sich Jakunin. Wer dieser Frau nicht applaudiere, werde im Westen als „Undemokrat“ bezeichnet. Er
kommt umgehend auf das umstrittene Gesetz zu sprechen, dass in Russland öffentliche Propaganda für Homosexualität verbietet. Kinder zwischen 14 und 16 Jahren seien sexuell noch nicht orientiert, sagt Jakunin, der Eisenbahnboss. Das sei medizinisch erwiesen. Diese Kinder würden von dem Gesetz geschützt. Einige im Saal schütteln den Kopf. Im Westen gibt es viel Kritik an dem Gesetz. Jakunin findet, da steckt mehr dahinter. „Ein vulgärer Ethnofaschismus ist wieder Bestandteil unseres Lebens geworden“, sagt er. Es gebe geradezu eine „antirussische Hysterie“. Die antike Definition der Demokratie habe „nichts mit bärtigen Frauen zu tun, sondern damit, dass Demokratie die Herrschaft des Volkes ist“. Die Ukraine befindet sich am Rande eines Bürgerkrieges. Es gibt viele Tote und Verletzte. Die Beziehungen Russlands mit der Welt sind auf einem Tiefpunkt. Und Jakunin spricht über die „bärtige Frau“ aus Österreich. Conchita Wurst scheint manche Russen mehr zu bewegen, als das Schicksal der Menschen in der Ukraine. Der Auftritt macht aber noch mehr deutlich: Jakunin gehört zu einer recht homogenen Elite in Russland. Mächtige und Putin-treue Männer. Sie bestimmen die öffentlichen Debatten, kontrollieren die Staatsmedien. Sie sagen dem Volk, was es zu denken und zu fühlen hat. Erstaunlich wenige Russen leben in einer kritischen Distanz zu ihrer Staatsführung. Geht es gegen Homosexuelle kann sich Putin einer breiten Mehrheit sicher sein. Die Annexion der Krim geschah unter dem Jubel des Volkes. Putin gibt diesen Menschen zurück, was sie lange sehnlich vermisst haben: das Gefühl von staatlicher Größe und Bedeutung. Nicht mehr
alles mitmachen zu müssen was im Westen als modern gilt. Das gilt auch für das, was im Westen zu den grundlegenden Werten gezählt wird: Menschenrechte, Meinungs- und Pressefreiheit, die Würde des Menschen als oberstes Gebot. Viele Russen – und Wladimir Jakunin ist einer von ihnen – sehen darin nur die Heuchelei des Westens. Wer etwa Jakunin an diesem Tag im Mai in Berlin auf die völkerrechtswidrige Annexion der Krim anspricht bekommt als Antwort die Aufzählung sämtlicher Völkerrechtsvergehen des Westens. Etwa der Einmarsch in den Irak. Oder die Bomben auf den Kosovo. Was ihr selber getan habt dürft ihr uns heute nicht vorhalten, mag er sich dabei denken. Im Westen dagegen gilt die Regel: nur weil zwei klauen, darf der Dritte das deswegen dennoch nicht. Russland und der Westen, sie reden aneinander vorbei. Auch deshalb, weil beide Seiten in der Vergangenheit nicht oft genug mit einander gesprochen haben. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fiel das Riesenreich in eine Art Wachkoma. Und dämmerte dann ganz langsam dem vollen Bewusstsein entgegen. Zumindest aus westlicher Sicht. Es fanden Wahlen statt, die Wirtschaft erholte sich langsam, aber doch stetig. Die militärische Macht Russlands – von den Atomwaffen abgesehen – galt als überschaubar. Um das Land schien sich kaum einer ernsthaft kümmern zu müssen und zu wollen. Die Ignoranz des Westens strafen die Russen jetzt mit Gegenignoranz. Ist Wurst was die im Westen sagen solange dort Personen wie Conchita als Vorbilder gelten. Heute merken westliche Politiker ja durchaus selbstkritisch an, dass sie sich im Osten Euro-
pas zu viel eingemischt haben ohne vorher mit Russland gesprochen zu haben. Und wenn, dann wurden die Warnungen aus Moskau in den Wind geschlagen. So wie im Fall der versuchten Westanbindung der Ukraine an die europäische Union. Diese Selbstkritik ist richtig. Nur in Russland hilft sie nicht weiter, wird eher noch als Schwäche interpretiert. Dort werden die viel lauteren Angriffe auf Russland und seinen Präsidenten wahrgenommen. Es wird nicht einmal versucht, den Argwohn darüber diplomatisch abzufangen. Jakunin spricht von einem neuen „vulgären Ethnofaschismus“, der sich gegenüber Russland breit mache. Den Europäern wirft er vor nur „nach der Pfeife der USA“ zu tanzen. Das Völkerrecht fuße heute auf der „betrügerischen Veränderung der Grundlagen des Rechts durch eine ganz besondere Großmacht, die so ihre Interessen durchzusetzen will“, sagt er. Für ihn grenzt es geradezu an Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands, wenn es um die Ukraine geht. „Ungebildete Menschen sind der Ansicht, Russland und die Ukraine seien wie verschiedene Nationen“. Das stimme nicht: beide Länder seien wie „ein Organismus, eine zivilisatorische Familie“. Dass kein Missverständnis aufkommt: Jakunin zählt noch zu den moderateren Figuren an der Spitze der russischen Staates. Es ist richtig dennoch im Gespräch zu blieben. „Reden ist besser als jeder weitere Tote“, sagt Matthias Platzeck. Es gibt dazu keine Alternative. Aber es wird noch lange dauern bis beide Seiten wieder annähernd die gleiche Sprache sprechen.
zeitgeschehen@trafficnewstogo.de
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Zeitgeschehen / Feuilleton
9
Sonntag darauf vermeldete die Regierung dann aber doch was geschehen war. Nicht nur das: man räumte sogar Fehlverhalten ein, drückte Bedauern aus. Kim Jong Un – wir erinnern uns: der Mann, der seinen Onkel den Hunden zum Fraß vorwarf – sei nach Überbringen der Nachricht „die ganze Nacht über voller Schmerz wachgeblieben“. Warum plötzlich diese Softi-Tour? Kim Jong Un, so ein Experte, wolle zeigen, dass er „als Führer die Gefühle der Menschen sehr ernst nimmt“. Wenn Diktatoren Emotionen zeigen – ist dann nicht schon alles zu spät?
01213
EINSAM IM EIS
Die monatliche Apokalypse in drei Akten von Cornelia Tomerius WEITAB VOM REST DER WELT
UNSICHTBAR NEBEN DEN ANDEREN So gut isoliert wie das Volk der Sentinelesen ist sonst eigentlich nur das der Nordkoreaner. Wenn in Pjöngjang ein Hochhaus umfällt, schert das die Welt in etwa so wenig wie der Sack Reis, der in China das gleiche tut. Nicht aus Desinteresse, sondern weil aus diesem abgeschotteten Land so gut wie nichts nach Außen dringt, erst recht keine schlechten Nachrichten. Kein Wunder also, dass an jenem Dienstag im Mai, als in der Hauptstadt tatsächlich ein 23-stöckiges Hochhaus einstürzte und zahlreiche Bewohner unter sich begrub, die Weltöffentlichkeit nichts davon erfuhr. Am
Le Corbusier – Living Room © halvorbodin
Man nimmt an, dass sie nur bis zwei zählen können und in eher kleinen Gruppen leben. Man rätselt, ob sie Feuer machen können oder an einen Gott glauben. Man weiß indes, und das mit Sicherheit: dass sich die Sentinelesen – das isolierteste Volk der Welt – zur Wehr setzen gegen jeden, der ihrer kleinen Insel im Indischen Ozean zu nahe kommt. Erst 2006 wurden zwei Fischer vor North Sentinel Island von ihnen kalt gemacht. Die Inder, die sich über Jahrzehnte um Kontakt mit den Insulanern bemühten,
irgendwann aber mitansehen mussten, wie diese ein geschenktes Schwein und eine Plastikpuppe erst mit Pfeilen attackierten und dann verbuddelten, gaben schließlich auf und erklärten North Sentinel Island zum Sperrgebiet. Jahre lang war es ruhig um die vermutlich letzten „Steinzeitmenschen“ auf dem Planeten – bis, ja, bis kürzlich ein Satellit der ESA die Insel ins Visier nahm und Bilder von ihr um die Welt gingen. Damit war North Sentinel Island wieder zurück auf der Landkarte der Begehrlichkeiten. Sogar über Drohnen denkt man schon nach. Wie lange, fragt man sich besorgt, wird es die Sentinelesen noch geben? Schließlich verdanken sie ihrer hart erkämpften Isolation: ihr Leben.
Spitzbergen, eine Art überdimensionierte Eisscholle kurz vor dem Nordpol, ausstaffiert, wie es sich für eine solche gehört: mit allerlei Eisbären und sehr viel Einsamkeit, hat auch ein Problem. In den letzten Wochen sorgte hier ein Chinese für Aufregung, der ein ziemlich großes Stück Land erwerben möchte. Was er dort plant? Ein Luxushotel für seine reichen Landsleute. Allerdings glauben nicht wenige, dass der Chinese (Partei- und über lange Jahre auch Regierungsmitglied) nicht vielleicht ganz andere Interessen verfolgt. Schließlich denkt man in China schon daran, was die Erderwärmung neben tropischen Temperaturen für gemäßigte Breiten noch so Gutes bringen kann: das Eis der Arktis schmilzt und macht den Weg frei für Handelsschiffe und zu Bodenschätzen. Da sollte man schnell einen Fuß in die Region setzen und Grundstücke sichern. Und sei es auch nur um darauf fürs Erste ein Hotel zu setzen – könnten es sich die Chinesen doch dort schon mal gemütlich machen, während sie entspannt darauf warten, dass das Eis endlich schmilzt.
#$1«%4-*3(.- +(2($13$«,$-2"' von Frauke Fentloh Ob Ikea oder Apple – kaum ein modernes Design lässt sich ohne den Funktionalismus des frühen 20. Jahrhunderts denken. Die schlichten Entwürfe aus dem Bauhaus und der Neuen Sachlichkeit gelten dank ihrer zeitlosen Einfachheit als Maß der Dinge, Produkte wie die Wagenfeld-Lampe oder Marcel Breuers
Freischwinger als Inbegriff von gutem Design. Hinter der Idee des funktionalen Gestaltens und Bauens stand freilich einmal ein viel größerer Gedanke. Die Wohnavantgarden des frühen 20. Jahrhunderts wollten die Moderne in die Wohnzimmer und in den Menschen holen. Das Biedermeier sollte nicht nur aus der Einrichtung, sondern auch aus den Köpfen vertrieben, der verkrustete Historismus durch
eine klare Formensprache überwunden werden. Das neue Gestalten wollte die Voraussetzungen schaffen für einen neuen Menschen. Als Schlüssel des verbesserten Wohnens und Lebens galt der Funktionalismus, von Louis Sullivan in der Formel „form follows function“ auf den Punkt gebracht. An den neuen Konstruktionen sollte nichts Überflüssiges sein, das Ästhetische stattdessen aus der
Zweckerfüllung entstehen. Man wollte: Klarheit, Ehrlichkeit, Aufklärung. Erstmals sprach das Design auf diese Weise soziale Fragen an. Die Kunst der Gestaltung verließ die Hochkultur, um sich an den Bedürfnissen des arbeitenden Menschen zu orientieren. Um den Arbeiter aus dunklen Mietskasernen und das Bürgertum von S.10
10
Medizin / Feuilleton
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
von Dr. Inge Schwenger-Holst, Medizinerin.
Leben und sterben lassen Hoch schlagen sie – die Wogen um den Hamburger Justizsenator a. D. Roger Kusch und seinen Sterbehilfe-Verein. Was für die einen das Recht auf ein selbstbestimmtes und würdevolles Lebensende ist hat für die anderen den Geschmack von Geldmacherei mit der Todessehnsucht. Einer Todessehnsucht, die mehr eine Angst vor nicht mehr kontrollierbaren Lebensumständen zu sein scheint, als der wirkliche Wille Abschied von der vertrauten Welt zu nehmen. Und so ist auch die Abneigung gegen Altersund Pflegeheime, ihren Gerüchen, dem kaum genießbaren Essen und der dort vorherrschenden Entmündigung und Entwürdigung eines der Hauptargumente, die den alternden Menschen die bis zu 7.000 Euro Jahresbeitrag kostende Mitgliedschaft zahlen lässt. In vielen Kulturen gab es den Weg des Abschiebens der Alten und Kranken aus der von ihnen belasteten Gesellschaft. So erzählt die Ballade von Narayama von den Alten eines japanischen Dorfes, die zum Sterben auf einen unwirtlichen Berg gehen bzw. zum Gehen angehalten werden. Eine im Vergleich zum „begleiteten Suizid“ deutlich preiswertere Methode. Zu fragen wäre, wie viele Suizidwillige übrig blieben, wenn ein liebevolles Kümmern um den sterbenden Menschen, die unkomplizierte Begleitung des Sterbenden durch von der Arbeit freigestellte Familienangehörige möglich wären und Ärzte nicht dazu gezwungen würden, „austherapierte“ Patienten in schlecht ausgestattete Heime abzuschieben, wenn Pflegebedürftige nicht mehr mit ansehen müssten, wie die Kosten ihrer Versorgung die nachkommenden Generationen ins finanzielle Aus manövrieren. Sicher gäbe es trotzdem Menschen, die ihre Situation nicht mehr als lebenswürdig begreifen und sich für einen vorzeitigen und endgültigen Abschied entscheiden. Eine „Marktlücke“ für sich darauf spezialisierte, gewerbliche Dienstleister mit karitativem Anstrich wären diese wohl eher nicht. Wir Ärzte sind der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit verpflichtet, dann aber auch der Linderung des Leidens. Bevor wir an die Begleitung des Suizids verzweifelter Patienten denken, liegt es auch an uns, den Raum für ein würdevolles Sterben im Einklang mit den Lebenden zu schaffen.
S. 9 Plüsch und Häkeldeckchen zu befreien, propagierten Architekten wie Bruno Taut, Walter Gropius oder Le Corbusier Häuser nach Baukastensystem und Konstruktionen ohne Schnörkel und Ornament. Glas, Licht und einfache Formen sollten den Wohnraum entrümpeln – und den Geist gleich mit. Denn, so glaubte Taut, „in der Freiheit vom Wust entwickelt sich die Persönlichkeit erst völlig“. Der von der „Sklaverei des Ornaments“ (Adolf Loos) befreite Mensch sollte als sein vollkommeneres, harmonischeres Selbst leben, zu einer optimierten Version des Ich befreit werden. Das klare Design, so der Gedanke, würde ihn produktiver und gesünder machen, ihn präziser denken lassen. Deswegen galt die Architektur dem Bauhaus-Chef Hannes Meyer als „Gestaltung der Lebensprozesse“, das Wohnhaus als „biologischer Apparat für seelische und körperliche Bedürfnisse“ – es ging um nichts weniger als das „Dasein des Zukunftsmenschen“.
Ironischerweise aber ist das Prinzip des Funktionalismus durch die Digitalisierung in vielen Bereichen hinfällig geworden. Ein Apple-Produkt sieht nicht so aus, wie es aussieht, weil seine Technik es erfordern würde. Der Grundsatz des „form follows function“, demzufolge die Konstruktion eines Produkts in der äußeren Gestaltung zum Ausdruck kommen soll, greift nicht mehr. Die funktional aussehende Form ist sich selbst Funktion geworden, das minimale Design Ausdruck eines Lebensstils.
Gestaltung wurde so als Gestaltung des Sozialen verstanden, als pragmatische Utopie eines besseren Lebens. Gleichzeitig aber übertrug sie das Diktum industrieller Effizienz ins Private. Das funktionale Design sollte den besser funktionierenden Menschen hervorbringen. Der Journalist Thomas Steinfeld hat die Bauhäusler deswegen ironisch als „Ingenieure der Lebensführung“ bezeichnet.
Der Funktionalismus im eigentlichen Sinne ist stattdessen doch eine Art gesellschaftliches Konzept geworden. Denn die Idee des durch die Funktionalisierung gewonnenen, verbesserten Menschen ist aktuell wie nie: man findet es in der Tendenz zur Selbstoptimierung. An die Stelle einer Umformung des Menschen durch die Form ist das individuelle Projekt der Selbstformung getreten. Man könnte sagen: des funktionalen Selbstdesigns.
Als soziales Reformprojekt war dem „Neuen Bauen“ freilich kein großer Erfolg vergönnt. Auch im Massengeschmack kam es zunächst nicht an: der Wunsch nach Kitsch und Dekor widersetzte sich der Erziehung zur guten Form. Erst Jahrzehnte später wurde sein innovatives Design zum Publikumserfolg. Die Ulmer Schule, einflussreiche Industriegestalter wie Dieter Rams und große Unternehmen wie Braun, machten die Klarheit der Form zum Design-Grundsatz. Inzwischen scheint in Wohn- und Produktgestaltung kein Trend größer als der zum schlichten Minimalismus.
Die Welt der Fabriken ist der Welt des selbstverantwortlichen Leistungssubjekts gewichen, das mit unternehmerischem Geist das Beste aus sich herausholt. Besonders eifrige Selbstoptimierer überwachen ihre Arbeitsleistung, ihren Schlaf, ihre körperlichen Aktivitäten per Handy-App. Das Ziel: gesünder, glücklicher, effizienter sein. Auch hier gilt also: kein Schnickschnack, keine Zeitvergeudung, kein Dekor. Als Teile der Leistungsgesellschaft haben wir uns selbst vom „Wust“ befreit. Der Grundsatz der Funktionalität muss uns nicht mehr auferlegt werden, wir haben ihn längst verinnerlicht.
Feuilleton
11
Marcel Breuer for Thonet © C.Enache
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Das Wetter
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
© DANA RIZA ELTRASTUDIO
12
0
# 2«6$33$1
© ANDRE
von Verena Dauerer wetter@trafficnewstogo.de
! -&*.* 4
'.%,&# 4
13° 47’ N, 100° 53’ O
52° 48’ N, 13° 40’ O
SCHWÜL
GLEISSEND
Nach dem Putsch scheint alles ruhig: das Militär hat die Macht übernommen und die Regierungschefin wurde abgesetzt. Weitere Politiker dürfen das Land nicht verlassen und sollen bis dahin an einem geheimen Ort wieder zueinander finden. Fernsehsender werden geschlossen. Alles andere geht mehr – oder weniger – seinen Gang, bei den Touristen sowieso. Zeit für eine Mittagspause bei erlesenem Design: will man zum zweistöckigen „Eat Me“ Restaurant in Silom, durchstreift man zuerst einen Mini-Bambusgarten und sitzt dann im geschmackvoll begrünten Innenhof. Wir warten auf bessere Stimmung bei Haselnuss-Eis mit Rosmarin und Chilli-Bitterschokoladen-Eis.
Heiß und sengend knallt die Sonne auf das Tempelhofer Flugfeld. Der Beton der ehemaligen Startbahn schimmert. Eigentlich sollten hier Büro- und Wohnflächen entstehen, aber diese einzigartige innerstädtische Freifläche wird zum Glück weiter als Park erhalten bleiben. Der Volksentscheid gegen die Bebauungspläne des Berliner Senats war schließlich erfolgreich und im Hangar 2 findet wieder das International Berlin Design Festival (DMY) statt. Bis zum 2. Juni gibt es zeitgenössisches Produktdesign, unter anderem aus Glas, Karbon oder auch 3D-gedruckt. Neu ist der Bereich „Social Design“, bei dem es um die Verantwortung des Designers in der Gesellschaft geht. Der Mensch soll dabei im Mittelpunkt stehen – gerade auch auf dem Flugfeld.
+.2« -&$+$2 4
5&,+# 4
34° 06’ N, 118° 23’ W
45° 46’ N, 09°17’ O
MILD
LUFTIG
In Bangkok ist das Fahrradfahren (noch) keine gute Idee – in Los Angeles dagegen schon etwas besser. Die Stadt arbeitet an ihrem Mobilitätsplan 2035, genannt LA2B, und versucht dabei alle Beteiligten – LKWs, Autos, Radfahrer und Fußgänger – an einen Tisch zu bringen. Als erstes sollen die Gehwege ausgebessert und verbreitert werden. Die KK Gallery betrifft das erst einmal nicht. Sie liegt bereits in einer Fußgängerzone in Chinatown. Der Galerie-und Agenturraum ist der amerikanische Ableger von KesselsKramer, unter anderem bekannt durch ihre tollen FotoPublikationen. Bei KK wird bis zum 13. Juni Michael Jangs Fotografie-Serie „The Jangs“ ausgestellt, in der er seine illustre Verwandtschaft seit 1973 dokumentiert. Einige Bilder sind heute Teil der ständigen Kollektion des Museum of Modern Art in San Francisco.
Der Salone Internazionale del Mobile in Mailand ist vorbei. Auch dieses Jahr gaben sich allerhand Politiker und Menschen aus der Wirtschaft ein Stelldichein, allen voran der italienische Premierminister Matteo Renzi. Ein großes Thema auf der Messe ist natürlich nachhaltiges Design, und eine große Marke, die Panasonic Corporation, hat ihre Konzept-Installation „Sliding Nature“ vorgestellt. Gebaut von den japanischen TORAFU ARCHITECTS besteht die Installation aus den in japanischen Häusern allgegenwärtigen papiernen, seitwärts öffnenden Türen. Die bewegen sich zu Musikklängen hin und her. Panasonic will damit auf ihr neues aktives und passives Energiemanagement in Gebäuden aufmerksam machen, einer Mischung aus Solar-Panelen und Akkus auf der einen, und effizientere Wärmedämmung und Energierückgewinnung auf der anderen Seite.
0
© PAUL VINCENT
2
3
2
6
© LORENZO BIANCHI
3
6
Gefördert durch:
Ermöglicht durch:
www.mmk-frankfurt.de
Aïda Muluneh, The 99 Series, 2013, Series of seven photographs (detail) © Aïda Muluneh Form: Surfacegrafik.de
DEUTSCHLAND
Medienpartner:
CONTEMPORARY R AND RY PLAT A FORM FOR AT INTERNATIONAL A ATIONAL ART FROM AFRICAN PERSPECTIVES
Die Göttliche Komödie
Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler 21.3. — 27.7.2014
Sport
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
© Ute Herzog
14
2"' 1-($11 #2/.13 von Wolfgang Scherreiks ES GEHT UM den Bart. Eine Woche nachdem Conchita Wurst bärtig den Eurovision Song Contest in Kopenhagen für sich entschied, und am selben Tag, an dem die exzentrischen Teilnehmer des London Tweed Run mit stolz gewichsten Bärten auf Hochräder stiegen, grinsten in Berlin die Oberlippenbartträger von ihren Klapprädern herunter: „Ohne Bart kein Start“ gehörte zu den ersten Teilnahmebedingungen für das World-Klapp-Rennen 2014. Mit Hipster-Olympiade hat diese Sportveranstaltung dennoch nichts am Hut. Vielmehr greift hier die Generation der Vierzigjährigen nach den Attributen ihrer Siebziger: Neben dem Klapprad sind das goldene Jacken, Glitzer- oder Trainingsanzug, Pornobrille (eigentlich Pilotenbrille) und schließlich der Oberlip-
penbart, der ein bisschen an die aufregende Zeit der Pubertät mahnt. Geht es um Ironie, besonders Selbstironie, muss man in Deutschland manchmal ein Hinweisschild drüber hängen damit die Wahrnehmungsordnung stimmt. Als auf der WorldKlapp-Pressekonferenz todernste Fragen nach dem Reglement gestellt wurden, antworteten die Veranstalter ebenso todernst. Gleichzeitig persiflierten sie auf erstklassige Weise sich selbst, das Show- und das Sportbiz, zogen augenzwinkernd sämtliche Register um mediale Aufmerksamkeit zu erheischen und machten damit erst recht Furore bei der Presse. Dazu passt, dass der Pfälzer Klapp-Verein schon beim World-Klapp 2013 von der letzten, 2014 von der allerletzten Rennveranstaltung sprach. Auf diese Strategie alternder Rockstars angesprochen, erklärt ihr „anständiger Hauptstadtbeauftragter“ Stephan Fahrig sogleich die
Zukunft des Klappradsports: „Dann haben wir ja noch mindestens fünfzig Jahre vor uns.“ Ein bekannter Fahrradversandhändler dagegen verspekulierte sich, als er kurz nach dem World-Klapp mit einer Pressemeldung herauskam. Während Zeitungen noch das glorreiche Rennen besprachen, verkündete der Händler die Ergebnisse einer Umfrage, wonach das Klapprad eine Flirtbremse sei. Dabei rauschten die Retrohelden wie einem farbstichigen Sexfilm der 1970er Jahre entstiegen, in Sichtweite des eher nüchternen Kanzleramtes vorbei und ließen sich von kurzberockten Cheerleadern feiern. Sie bringen den Sex-Appeal der Siebziger zurück, ohne dass sich Frauen vor einem neuen, schmierigen Typus des Oberlippenbart-Machos fürchten müssen. Nie war ein Auftritt so sehr Spiel. Die Pfälzer Provinzler brachten mit ihrer Berlin-Premiere im Mai auch etwas Karneval-Flair
in die Metropole. Erfolgreicher und turbulenter als die immer etwas belächelten lokalen Vereine. Das Sportevent als Lächerlichkeit? Nein. Erstens ist bekannt, dass Karneval eine ernste Angelegenheit ist. Zweitens geht es hier um unbestechliche Radsportrennen, wie sie in den 1970er Jahren tatsächlich in Mode waren. Denn wer gewinnen will, muss ohne Gangschaltung pedalieren. Nicht einmal die Duomatic-zwei-Gang-Nabe ist erlaubt. Dafür werden Ritzel und Laufrad getunt. Wer den Klappradsport jetzt noch belächelt, unterschätzt die Leistungen des Scharnierrades und seiner Meister. Am Tag nach dem Word-Klapp preschte Thomas Strobel auf seinem Klapprad nach 120 km und 3:23 h durch die Ziellinie des Berliner Velothon. Er wurde 4. in seiner Altersklasse. sport@trafficnewstogo.de
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Design
15
BERLIN DESIGN WEEK / DMY INTERNATIONAL DESIGN FESTIVAL von Quynh Tran
JÖRG SÜRMANN
GEORG MAURER
CEO BERLIN DESIGN WEEK / DMY INTERNATIONAL DESIGN FESTIVAL
SENIOR PR-CONSULTANT, NEUMANN COMMUNICATION
Auch wenn das Bikini Berlin bekannt klingt ist es Das DMY Festival sollte man nicht verpassen, der neue Fixpunkt für Design im Berliner Wesdenn hier bekommt man einen sehr guten ÜberWas sind deine Must-Sees zur Design Week? ten. Das DMY Festival ist natürlich der Kern des blick wohin sich Design entwickelt. Außerdem Geschehens. Und um über den eigenen Tellerbin ich auf das Art Center im Bikini gespannt, aber auch die Ausstellung in der DAD Gallery mit Pepe Heykoop & Tiny Miracles gehört rand zu schauen bin ich gespannt auf Michael Müllers Ausstellung „Was nennt sich Kunst, was zu meinen Must-Sees. Im Grunde genommen würde ich aber gern die Zeit finden, mir alles heißt uns wahrsein?“ in der Galerie Thomas Schulte. anzusehen, denn alle Partner und Teilnehmer bieten ein spannendes Programm, geben sich viel Mühe und machen die Berlin Design Week zu dem, was sie ist.
Hier fällt es mir schwer, ein Produkt besonders Was ist das interessanteste, was Du im letzten Jahr im Be- Konstantin Grcic im Vitra Design Museum in hervorzuheben, für mich ist eher „Social DeWeil am Rhein – eine faszinierende Ausstellung reich Design/Architektur gesehen hast? sign“ ein Bereich, der immer spannender wird. von einem der besten Designer unserer Zeit. Nachdem in den letzten Jahren Nachhaltigkeit Und gerade erst: die Ausstellung von Philipp und Ressourcenschonung im Vordergrund standen kann man nun erkennen, dass auch so- Johnson im David H. Koch Theater in New York, die die Schönheit der Architektur der 50er ziale Aspekte bei der Produktgestaltung immer wichtiger werden, was mich persönlich sehr Jahre ins Licht rück, die sonst viel zu wenig Beachtung bekommt. freut. Auf das Thema „Social Design“ hat mich vor ein paar Jahren der afghanische Designer Massoud Hassani mit seinem Räumungsgerät für Landminen gebracht.
Guten Wein und leckere Tapas bekommt man in Eine tolle Atmosphäre und tolles Essen beWo gehst Du zum Dinner/für Drinks hin? der Bar Raval, ich bin aber eigentlich viel zu selten kommt man am frühen Abend in David Chipunterwegs. Ansonsten mag ich Abwechslung und perfields Kantine. Sollte man nachts mal Hunger entscheide nach Lust und Laune. Am Donnerstagabend während der Berlin Design Week werde bekommen: Meraba Neuland Döner. Die besten Drinks in einmaligem Ambiente gibt es in der ich in der Monkey Bar im 25hours sein. Die Drinks dort sind großartig. Schwarzen Traube.
Wie hat sich Berlin in den letzten Jahren Berlin hat sich in den letzten Jahren zur KreativDie Entwicklung Berlins ist rasant, vor allem entwickelt und was braucht es, um Metropole entwickelt, in der Außenwahrnehdas viele internationale Kapital ist ein Katalysaeine internationale Metropole zu werden? mung ist Berlin diesbezüglich wahrscheinlich der tor mit allen positiven und auch deutlich negaweltweit begehrteste Ort. Aber um wirklich eine tiven Aspekten. Was es braucht? Ein wirkliches internationale und wirtschaftlich pulsierende Metropole zu werden, können wir noch ein paar Zentrum, bisher verteilen sich die Szenen und die Kieze und so kommt es nicht zu kreativem Dinge von Städten wie New York oder London lernen. Austausch, ein starke Idee der politischen Verwaltung (nur Tim Renner wird das nicht schaffen) und einen internationalen Flughafen (vielleicht nicht in Schönefeld).
16
Special: DMY
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
W E D N E S D AY, M AY 2 8 – S U N D AY, J U N E 0 1
#,8«2 3$++(3$«+." 3(.-2
.
(
2. designtransfer Universität der Künste Berlin Einsteinufer 43 10587 Berlin www.designtransfer.udk-berlin.de 3. KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH Wegelystrasse 1 10623 Berlin www.kpm-berlin.com
4. Ladenwerkstatt Mustermoebel Knobelsdorffstr. 41 14059 Berlin Schöneberger Ufer 61 www.mustermoebel.com www.musterwuerfel.com 5. Rosenthal Berlin Kurfürstendamm 200 10719 Berlin www.rosenthal.de 6. stilwerk Berlin Kantstraße 17 10623 Berlin www.stilwerk.de/berlin
8. BAERCK Mulackstraße 12 10119 Berlin www.baerck.net 9. Botschaft des Königreichs der Niederlande Klosterstrasse 50 10179 Berlin www.niederlandeweb.de
TR
EN
KLE
ST
IA
IST
R.
STR
. BÜ
LO
(
WS
TR
NOLLENDORFPLATZ
TR. HOHE NST A U F E
R N S T . PALLASSTR.
GÜNTZELSTRASSE
(
BAYRISCHER PLATZ
(
NE GRU
(
WA L D
EISENACHER
10. Botschaft des Königreichs der Niederlande Klosterstrasse 50 10179 Berlin www.niederlandeweb.de 11. DAD Gallery Berlin Oranienburger Str. 27 (im Kunsthof ) 10117 Berlin www.DAD-Berlin.de 12. Jan Kath Brunnenstraße 3 10119 Berlin www.jan-kath.com
.
( SCHÖNEBERG
(
ODS
TR.
VIKTORIALUISE-PL.
SPICHERN STR.
NA C H
ST
SH I LS
R ST
(
GER S BUR
SP IC H ER N
ST
TZE N
S-BAHN / OVERGROUND FEHRBELLINER PLATZ
7. SOX Gallery Oranienstrasse 175 10999 Berlin www.markbraun.org
ER
RN BE RG
NÜ
R.
LIE
ÜR
R.
NZ
(
RF
R- S T
R
H
E OH
KU
WITTENBERGPLATZ RAN U
AUGSBURGER STR.
27
.
2: 30
TAXI-KURZSTR E C K E : 2 K M / 4 , 0 0 E U R O / S HO RT DI S TAN C E B Y TA X I : 2 K M /4 ,0 0 EU R O
1. Audi City Berlin Kurfürstendamm 195 10707 Berlin www.audicityberlin.com
EG
. HS RC
( )
BU ND ESA LLE E
ND
M AM
W
LEE
HOHENZOLLERNPLATZ
R
EE
GERAL
U
WILMER SDORF OL
ST
)
R.
M A R T I N-L UTHE
TZENB
TR. RGERS
R LE
E
29
U-BAHN / UNDERGROUND
7
(
CH
KONSTANZER STR.
(
D
AM M
G IS
(
LIE
TEN
0
RST R.
BUR
R.
ST
ZOOLOGISCHER GARTEN
JOACHI MSTALE RSTR.
NDE
ST
ÜS URF
ANZ E
BRA
HE
SP
JUNI DES 17.
NTSTR. SAVIGNYPLATZ ( KURFÜRSTENDAMM UHLANDSTR. )
K KON ST
R.
SC
RG
8 KA
ADENAUERPLATZ
ST
HALENSEE
Ä LI
EN
AM
)
STF
BE
SH
WE
R.
D
WI
FÜ KUR
N S TE
M
ST
28
(
(
R
AR
LE
CHARLOTTENBURG
M DA
TR.
KA NT ST R.
AE
H
(
K
)
L E IB N IZ S
WILMERSDORFER STRASSE
E PA R
. N EU E KA N TS TR
26 (
DEUTSCHE OPER
N
)
E STRASS
ERNST-REUTER PLATZ
(
(
3
TO
(
HANSAPLATZ
MA
RICHARD-WAGNER PLATZ
H ST R . G O E T
M SERDAM
TR
TR
RS
(
AL
HOFJÄ
R -F R IE D R IC H
2 -A L C H A RL ELE O T T E N B U R G HR
BISMARKSTRASSE
( KAI
-SU
UE
ISE SOPHIE-CHARLOTTE PLATZ
6
TO
CA
KA
OT
.
ABOUT TOWN DURING DESIGN WEEK
13. linea1 showroom Ackerstrasse 165 10115 Berlin www.linea1.de 14. NO WÓDKA Pappelallee 10 10437 Berlin www.nowodka.com 15. Polnisches Institut Burgstr. 27 (an der Museumsinsel) 10178 Berlin www.polnischekultur.de
STR.
23
2;
06
TR. ENS
E
LE
AL ER ZL
EN PR
. TR -S N
R.
RA
U
ST
-B TO
. ER ST R
E
ER G
MUN
HT EN B
.
.
(
KREUZBERG
KOTTBUSSER TOR
;
GÖLITZER BAHNHOF
2<
(
ZE
THE
ST R.
(
MORITZPLATZ TR
)
(
PR
IN
L IT Z E R STR. STR. SKA S C H IN E R KO
(
TT
UST
(
R.
ST
LS
(
WA
ENA
R.
UR
ER
EIS
BA
NGD
MERI
GN
19. minimum im Aufbau Haus Prinzenstraße 85C 10969 Berlin www.minimumstart.de
BA
(
R.
AM
M
0;
GNEISENAUSTR.
SCHÖNLEINSTRASSE
T R S
.
R.
SSE
TR
PRINZENSTR.
BU
Y
OR
S CK
R ÜCHE ST
NS
U-BAHN / UNDERGROUND H A S ) E
TR
.
S-BAHN / OVERGROUND
NHE
IDE
TA X I - K U R Z S T R E C K E : 2 K M / 4 ,00 EURO / SH ORT D I STA N C E B Y TA X I : 2KM/4,00 EURO
22. Studio Bettenbartmann
22
26. Ausstellungsraum Spanien-Kultur
4,383+6%4,= '32')48 83&-%7 ;-68, Hasenheide 12, 2. Hinterhof Botschaft von Spanien 10967 Berlin Lichtensteinallee 1 STYLING: JOSIA N. www.bettenbartmann.de 10787 Berlin www.spanien-kultur.de STYLING ASSISTANCE: WINNY RIELLY 20. Werkbundarchiv 23. ADUS . design Museum der Dinge Grunewaldstr. 81 27. Berlin Glas e.V. TOM FORD & TIGI HAIR/MAKE UP: HELENA NINA KLEIN USING Oranienstraße 25 10823NARRA@ Berlin Provinzstrasse 42a 10999 Berlin www.designhaus-www.de 13409 Berlin MODEL: DANIELLE HAYES@ IZAIO www.museumderdinge.de www.berlinglas.org 21. Fichtestudios Fichtestraße 3, HH, E.G. 10967 Berlin www.cargocollective.com/Rebornbcn
RK
OM
R.
OSTBAHNHOF ST RA LA UE RP LA TZ
PA RIS E
LIC
.
D.
KE NSTR . ÜC
TR
BR
H
AR KT S
HEINRICH-HEINE STR.
NS
MSTR.
L
18. HAUTE INNOVATION Circle Fidicinstr. 13 10965 Berlin www.haute-innovation.com
.
ST
ER N U R
G
M AM D N
TR
20
17. DMY Berlin GmbH & Co. KG Blücherstr. 23 10961 Berlin www.dmy-berlin.de
HO LZ M
(
GARDEN EDEN (
09
16. Point-Blank international Münzstrasse 18, 1. OG 10178 Berlin www.point-blank -international.com
T-
N K
A
K
. TR NS DE
NS
LIN
H EL
A
TR.
IE
0:
LESCH E S U FE IT PELH R ( FE R G O FER UFER -U O WATE RL O
YORCKSTRASSE
) (
AN
HALLESCHES TOR
MEHRINGDAMM B L
(
OR
( )
HE INR I CH -HE INE -ST
R
RS T
ME
DA TS PO
WIL
R ST
.
LE
TR.
E RT S
.
N
(
H
POTSDA ME RS T R
TR
STR
N ST
(
KOCHSTR.
MÜCKERNBRÜCKE
EM
GLEISDREIECK BÜLOWSTR.
N
E
G
R BE
A R.
ST
JANNOWITZBRÜCKE
(
SPITTEL MARKT
A
Ö
T
(
CKS
S ER AU D
ELM
EM
(
)
NH
T AL
R.
STRAUSBERGERPLATZ
MÄRKISCHES MUSEUM
(
.
L ST R .
R.
AN SP
ILH W
ES
KURFÜRSTEN STR.
YOR
Ü
OL
(
: ( 0<
R
MENDELSSOHNBARTHOLDY-
H SC
.
M
M
RX SCHILLINGSTR. -AL LE E
KLOSTERSTR.
ST
ANHALTER BAHNOF
PARK
G O EB EN S T R
ALEXANDER PLATZ
( ) K O C H ST R
KA RL -M A
.
(
POTSDAMER ERSTR. LEIPZIG PLATZ
T I E R G A RT E N
(
) (
R
TR.
STR.
N EN R. L T S TIERG ART E N .
. EB
08
EB
HACKESCHER MARKT
MITTE 07
( )
.
EC
) (
00
TR
LICHTENBERGERST
)
ORANIENBURGER TOR
(ORS
RG STR .
ST R.
FRIEDRICHSTRASSE N UNTER DEN LINDEN DE N I L R DEN ) U N T E FRANZÖSISCHE ( STRASSE JUNI S 17. E D E S S A STR HAUSVOGTEIPLATZ MOHRENSTR. ( ( STADTMITTE R EST
9
R
ROSENTHALER PLATZ
RICHS
L UISEN
R. DST HAR REIN
ROSA-LUXEMBURG PLATZ T
R LE
FRIED
(
HA NT SE
R.
#! )
(
.
RO
ST
HAUPTBAHNHOF ORANIENBURGER STRASSE
. TR NS
TO
ERSCHES R. T
R RST
SALUX EMBU
EE
E LID VA IN
02
03
RO
SS
HANNOV
(
H
STR. LIDEN
LI
AU
(
INVA
SENEFELDER PLATZ
L-
CH
ZINNOWITZER STRASSE
)
PRENZLAUER BERG AU
NN B RU
NORDBAHNHOF
SCHÖNHAUSERALLEE
3<
OT
&0%>)6 .)%2 4%90 0)74%+2%6( TOP: SESSUN PANTS: ROCHAS &6%')0)87 8,) 1-((0)
24. orangelab Ernst-Reuter-Platz 2 10587 Berlin www.idz.de
25. e27 im Hinterhof Genthiner Str. 8 10785 Berlin www.e27.com
C H A P TE R X X X I
28. GartenArbeiten Showroom U-Bahnhof Onkel Toms Hütte Ladenzeile stadteinwärts 14169 Berlin www.gartenarbeiten.net
29. Art Center Studio @ Bikini Berlin Budapester Str. 38 – 50 10787 Berlin www.artcenter.edu 30. Noodles Noodles & Noodles Corp. Authentic Furniture Stores Schönhauser Allee 156 10435 Berlin www.noodles.de 31. Art Center Open Studio Budapester Str. 38 – 50 10787 Berlin
HAT: HOUSE OF FLORA &0%>)6 1323+6%4,-)
SHIRT: PAUL SMITH PANTS: JEAN PAUL LESPAGNARD &%+ *%96) 0) 40%+)
HAT: HOUSE OF FLORA LEATHER JACKET: CEDRIC CHARLIER TOP: REPETTO SHORTS: DICE KAYEK &%+ 2%7,% 1)/6%/7%:%2-', SHOES: WALTER STEIGER
&0%>)6 -22%136%83 SHIRT: ALEXANDRE VAUTHIER PANTS: ROCHAS SUNGLASSES: PRADA &6%')0)87 :-:)/% &)6+78631 SHOES: PIERRE HARDY
&0%>)6 63',%7 DRESS: ROCHAS ;%8', *3& &6%')0)8 :-:)/% &)6+78631
W E D N E S D AY, M AY 2 8 – S U N D AY, J U N E 0 1
EG
. HS RC
ST R .
H
NZ
ST
TZE N
(
GER S BUR
TR
EN
KLE
ST
IA
IST
R.
STR
. BÜ
(
5. Rosenthal Berlin Kurfürstendamm 200 10719 Berlin www.rosenthal.de 6. stilwerk Berlin Kantstraße 17 10623 Berlin www.stilwerk.de/berlin
(6)77 *)0-4) 30-:)-6% &%48-78% )%66-2+7 :-:)/% &)6+78631
7. SOX Gallery Oranienstrasse 175 10999 Berlin www.markbraun.org 8. BAERCK Mulackstraße 12 10119 Berlin www.baerck.net 9. Botschaft des Königreichs der Niederlande Klosterstrasse 50 10179 Berlin www.niederlandeweb.de
WS
TR
NOLLENDORFPLATZ
TR. HOHE NST A U F E
GÜNTZELSTRASSE
(
BAYRISCHER PLATZ
10. Botschaft des Königreichs der Niederlande Klosterstrasse 50 10179 Berlin www.niederlandeweb.de 11. DAD Gallery Berlin Oranienburger Str. 27 (im Kunsthof ) 10117 Berlin www.DAD-Berlin.de 12. Jan Kath Brunnenstraße 3 10119 Berlin www.jan-kath.com
.
R N S T . PALLASSTR.
(
NE GRU
(
WA L D
EISENACHER
4. Ladenwerkstatt Mustermoebel Knobelsdorffstr. 41 14059 Berlin Schöneberger Ufer 61 www.mustermoebel.com www.musterwuerfel.com
LO
( SCHÖNEBERG
(
ODS
TR.
VIKTORIALUISE-PL.
SPICHERN STR.
NA C H
ST
SH I LS
R ST
ER
RN BE RG
NÜ
R.
LIE
ÜR
R.
E
WILMER SDORF OL E OH
(
RF
R- S T
ND
BU ND ESA LLE E
R LE
M AM
KU
WITTENBERGPLATZ RAN U
AUGSBURGER STR.
27
.
2: 30
SP IC H ER N
HOHENZOLLERNPLATZ
W
LEE
( )
FEHRBELLINER PLATZ
29
3. KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH Wegelystrasse 1 10623 Berlin www.kpm-berlin.com
U
TR. RGERS
R
EE
GERAL
TZENB
(
2. designtransfer Universität der Künste Berlin Einsteinufer 43 10587 Berlin www.designtransfer.udk-berlin.de
R.
M A R T I N-L UTHE
7
(
CH
KONSTANZER STR.
1. Audi City Berlin Kurfürstendamm 195 10707 Berlin www.audicityberlin.com
D
AM M
G IS
(
LIE
TEN
0
RST R.
BUR
R.
ST
ZOOLOGISCHER GARTEN
JOACHI MSTALE RSTR.
NDE
ST
ÜS URF
ANZ E
BRA
HALENSEE
HE
SP
JUNI DES 17.
NTSTR. SAVIGNYPLATZ ( KURFÜRSTENDAMM UHLANDSTR. )
K KON ST
R.
SC
RG
8 KA
ADENAUERPLATZ
ST
Ä LI
EN
AM
)
STF
BE
SH
WE
R.
D
WI
FÜ KUR
N S TE
M
ST
28
(
(
R
AR
LE
CHARLOTTENBURG
M DA
TR.
KA NT ST R.
AE
H
(
K
)
L E IB N IZ S
WILMERSDORFER STRASSE
E PA R
. N EU E KA N TS TR
26 (
DEUTSCHE OPER
N
)
E STRASS
ERNST-REUTER PLATZ
(
(
3
TO
(
HANSAPLATZ
MA
RICHARD-WAGNER PLATZ
H ST R . G O E T
M SERDAM
TR
TR
RS
(
AL
HOFJÄ
R -F R IE D R IC H
2 -A L C H A RL ELE O T T E N B U R G HR
BISMARKSTRASSE
( KAI
-SU
UE
ISE SOPHIE-CHARLOTTE PLATZ
6
TO
CA
KA
OT
.
#,8«2 3$++(3$«+." 3(.-2
13. linea1 showroom Ackerstrasse 165 10115 Berlin www.linea1.de 14. NO WÓDKA Pappelallee 10 10437 Berlin www.nowodka.com 15. Polnisches Institut Burgstr. 27 (an der Museumsinsel) 10178 Berlin www.polnischekultur.de
STR.
23
Special: DMY
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
2;
06
TR. ENS
E
LE
AL ER ZL
EN PR
TR
NS
;
R.
. . ER ST R
E
ER G
MUN OM RK
PA RIS E
(
IN
PR
R. ST LS
D.
ST R.
GÖLITZER BAHNHOF
2<
(
ZE
UST
WA
(
HT EN B
LIC
KOTTBUSSER TOR
(
UR
ER
ENA
TR U RA
-B TO OT
KE NSTR . ÜC BR R.
HE INR I CH -HE INE -ST
(
BA
NS
BA
EIS
-S N
R.
ST .
ST
ER N U R
G
M H
NS DE
KREUZBERG
MORITZPLATZ .
. TR
M
AM NGD
.
)
SCHÖNLEINSTRASSE
(
R.
MERI
T-
N K
A
K
AM D N LE
TR.
E RT S
R
RS T
ME
DA TS PO
TR
T R S
GN
OSTBAHNHOF ST RA LA UE RP LA TZ
L IT Z E R STR. STR. SKA S C H IN E R
R.
0;
.
(
PRINZENSTR.
GNEISENAUSTR.
TR
HEINRICH-HEINE STR.
SSE
R ÜCHE ST
AR KT S
BU
.
HO LZ M
(
TT
TR
( )
KO
OR
S CK
NS
LIN
MSTR.
.
H EL
) (
IE
0:
L
(
YORCKSTRASSE
Y
AN
HALLESCHES TOR
A
POTSDA ME RS T R
WIL
R ST
H
(
MEHRINGDAMM B L
TR.
OR
LESCH E S U FE IT PELH R ( FE R G O FER UFER -U O WATE RL O
(
CKS
TR
.
N ST
(
KOCHSTR.
MÜCKERNBRÜCKE
EM
GLEISDREIECK BÜLOWSTR.
N
T
(
Ö
N
E
G
R BE
A R.
ST
JANNOWITZBRÜCKE
(
SPITTEL MARKT
A
KURFÜRSTEN STR.
YOR
S ER AU D
STR
EM
(
)
NH
T AL
R.
STRAUSBERGERPLATZ
MÄRKISCHES MUSEUM
(
.
L ST R .
R.
AN SP
ELM
ES
K O C H ST R
OL
(
: ( 0<
R
MENDELSSOHNBARTHOLDY-
H SC
.
Ü
M
RX SCHILLINGSTR. -AL LE E
KLOSTERSTR.
ST
ANHALTER BAHNOF
PARK
G O EB EN S T R
ALEXANDER PLATZ
( )
T I E R G A RT E N
(
M
(
POTSDAMER ERSTR. LEIPZIG PLATZ
KA RL -M A
.
ILH W
N EN R. L T S TIERG ART E N .
. EB
) (
R
TR.
STR.
FRIEDRICHSTRASSE N UNTER DEN LINDEN DE N I L R DEN ) U N T E FRANZÖSISCHE ( STRASSE JUNI S 17. E D E S S A STR HAUSVOGTEIPLATZ MOHRENSTR. ( ( STADTMITTE R EST
08
EB
HACKESCHER MARKT
MITTE 07
( )
.
EC
) (
00
TR
LICHTENBERGERST
)
ORANIENBURGER TOR
(ORS
RG STR .
ST R.
RICHS
L UISEN
R. DST HAR REIN
9
R
ROSENTHALER PLATZ
R LE
(
FRIED
#! )
HA NT SE
R.
. TR NS
ROSA-LUXEMBURG PLATZ T
RO
ST
HAUPTBAHNHOF ORANIENBURGER STRASSE
SALUX EMBU
EE
E LID VA IN
TO
ERSCHES R. T
(
.
RO
SS
HANNOV
02
03 R RST
(
H
STR. LIDEN
LI
AU
(
INVA
SENEFELDER PLATZ
L-
CH
ZINNOWITZER STRASSE
)
PRENZLAUER BERG AU
NN B RU
NORDBAHNHOF
SCHÖNHAUSERALLEE
3<
HASE
TR
.
NHE
IDE
09 20
16. Point-Blank international Münzstrasse 18, 1. OG 10178 Berlin www.point-blank -international.com 17. DMY Berlin GmbH & Co. KG Blücherstr. 23 10961 Berlin www.dmy-berlin.de 18. HAUTE INNOVATION Circle Fidicinstr. 13 10965 Berlin www.haute-innovation.com
19. minimum im Aufbau Haus Prinzenstraße 85C 10969 Berlin www.minimumstart.de
22. Studio Bettenbartmann Hasenheide 12, 2. Hinterhof 10967 Berlin www.bettenbartmann.de
20. Werkbundarchiv Museum der Dinge Oranienstraße 25 10999 Berlin www.museumderdinge.de
23. ADUS . design Grunewaldstr. 81 10823 Berlin www.designhaus-www.de
21. Fichtestudios Fichtestraße 3, HH, E.G. 10967 Berlin www.cargocollective.com/Rebornbcn
24. orangelab Ernst-Reuter-Platz 2 10587 Berlin www.idz.de 25. e27 im Hinterhof Genthiner Str. 8 10785 Berlin www.e27.com
22
26. Ausstellungsraum Spanien-Kultur Botschaft von Spanien Lichtensteinallee 1 10787 Berlin www.spanien-kultur.de
29. Art Center Studio @ Bikini Berlin Budapester Str. 38 – 50 10787 Berlin www.artcenter.edu
27. Berlin Glas e.V. Provinzstrasse 42a 13409 Berlin www.berlinglas.org
30. Noodles Noodles & Noodles Corp. Authentic Furniture Stores Schönhauser Allee 156 10435 Berlin www.noodles.de
28. GartenArbeiten Showroom U-Bahnhof Onkel Toms Hütte Ladenzeile stadteinwärts 14169 Berlin www.gartenarbeiten.net
31. Art Center Open Studio Budapester Str. 38 – 50 10787 Berlin
25
26
Design
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
HUY-THONG TRAN-MAI
GUNNAR RÖNSCH
INTERIOR DESIGNER UND CEO, OUKAN CONCEPT STORE
THE FUNDAMENTAL GROUP
Ich muss gestehen, ich liebe es mir Baustellen anzusehen, unabhängig davon, ob gerade Design Week ist, oder nicht. Man spürt dadurch die Entwicklung der Stadt intensiver.
Besonders spannend fand ich die Guerilla Ausstellung „Geist“. Was Architektur angeht bin ich noch immer begeistert vom L40.
Unbedingt hingehen: Create Berlin Nachtschicht am 30.05.2014 um den Gestaltern bei der Arbeit zuzuschauen. Wir sind Teil davon und servieren dazu noch frische Smoothies für unsere Gäste. Also kommt ab 19:00 Uhr bei FUNDAMENTAL BERLIN, Ackerstrasse 1A, 10115 Berlin vorbei.
Was sind deine Must-Sees zur Design Week?
Was ist das interessanteste, was Du im letzten Jahr im Bereich Design/Architektur gesehen hast?
Neuerdings gehe ich gerne zu Van Anh, einem neuen vietnamesischen Restaurant in der Oderbergerstraße. Dafür fahre ich sogar nach Prenzlauer Berg! Meinen Kaffee trinke ich gerne im The Barns.
Ich muss sagen, dass die Neue Nationalgalerie immer noch alles um Längen schlägt - ein großartiger Bau, 45 Jahre alt und immer noch zeitgemäß. Daran kommt man nicht vorbei, wenn man in Berlin mit Architektur zu tun hat! Vielleicht haben wir uns auch einfach wenig weiterentwickelt in den letzten Jahrzehnten?
Wo gehst Du zum Dinner/für Drinks hin?
Ich gehe gern in die Bar Larry in Mitte. Drinks+Tanzen = good times.
Wie hat sich Berlin in den letzten Jahren Jede Entwicklung hat positive und negative AspekEs ist beruhigend zu sehen, dass Berlin profesentwickelt und was braucht es, um te. Berlin bleibt in meinen Augen aber unglaublich sioneller im Umgang mit dem kreativen Poteneine internationale Metropole zu werden? spannend und ist noch immer eine Spielwiese für zial geworden ist. Der Metropolgedanke ist mir Entrepreneurs, Start-Ups und Trends. Was Berlin aber gleich solange genügend Menschen in der meiner Ansicht nach für eine internationale Metropole noch fehlt ist die organisatorische Profes- Stadt sind die neue Ideen produzieren können. sionalität der Stadt an sich – wie man am Straßennetz und dem Flughafen ja sehen kann.
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Design
27
Lockwood — Ad Infinitum
6 14,«&43$2« #$2(&-«2.9( +«(23 von Olivia Capadose übersetzt von Frances Marabito Die zunehmende Ressourcenknappheit der Erde ist schon lange kein Geheimnis mehr. Und dass Designproduktionen der schmierigen Konsummaschinerie Antrieb verleihen auch nicht. Vor diesem Hintergrund fragt man sich wie das Möbeldesign – ein Industriezweig für Massenproduktion, die eine Nachfrage bedient, die sich auf das Konsumentengeschäft stützt – hier für Veränderung sorgen kann? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine neue Generation sozialorientierter Möbeldesigner. Viele von ihnen stellen auf dem diesjährigen DMY International Design Festival Berlin aus. Social Design ist kein neues Konzept. Vor 40 Jahren hatte Victor Papanek eine Vision, die der Wegwerfkultur einen Spiegel vorhalten und die massenkompatible Designindustrie herausfordern sollte. Er bevorzugte soziales und ökologisch verantwortungsvolles Design, das für Menschen und nicht für „Konsumenten“ gedacht war. Papaneks Vision war
damals revolutionär, doch in den Augen vieler nicht mehr als ein utopischer Tagtraum. Heute jedoch tritt „soziales“ Design plötzlich hervor – nicht nur weil wir anders gebildet und besser ausgestattet sind mit intelligenten Technologien, sondern auch, da bedeutende Institutionen wie das DMY Festival die Wichtigkeit eines Designbewusstseins hervorhebt. Dieses Jahr gibt es auf dem Event eine thematisch geschlossene Sonderausstellung zum Thema Social Design, die vom Designtheoretiker Max Borka kuratiert wird. In den Symposien geht es um mehr als nur um Holz oder Plastik, es geht darum, wie die Idee des Social Designs verbreitet und zugänglich gemacht werden kann. Die Designer spielen aber nicht nur die Rolle der barmherzigen Samariter des Möbeldesigns, sondern produzieren auch ästhetisch schöne und praktische Stücke. Das Berliner Designteam llot llov kreiert konzeptionelles, verspieltes Design, das unseren Alltag ästhetisch veredelt. Ihre Serie „Ivita, Dace and Agnes“ – Leitern aus gewebten Seilen und Schnüren
– wurde für den sich etwas höher befindenden Stauraum entwickelt und wird auf dem DMY Festival ausgestellt. Der Produktionsprozess spielt eine wichtige Rolle. llot llov haben die Unterstützung durch MAMMU angefragt – ein Modeunternehmen, das mit jungen, benachteiligten Müttern aus Lettland zusammenarbeitet, die von ihrem Land für sich und ihre Kinder kaum finanzielle Unterstützung in Form sozialer Grundsicherung erfahren. In Workshops erhalten die Frauen die nötigen Fertigkeiten, um die Leitern herzustellen. Erleichternd kommt hinzu, dass sie flexible Arbeitszeiten haben und von zuhause aus arbeiten können. Das Team hat damit eine sozialen Rahmen für seine Belegschaft geschaffen. Die Leitern sind zudem schön in ihrer Einfachheit, modern in ihrem Design und sind jeweils mit dem Namen der Frau bestückt, die sie gefertigt haben. Sie entstammen einem hochwertigen Konzept, einer schonenden Produktion und können sich ins kommerzielle Geschäft eingliedern. Social Design muss sich dem kommerziellen Markt
28
Design
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Lockwood — Crossboard
Lockwood — Eclipse Solar
nicht entziehen, um als „sozial“ zu gelten. Stattdessen wirkt es von innen heraus, indem es die Idee von gutem Design in den Markt integriert. Trotz der ernsthaften Intentionen dieser Designer sind ihre Objekte oft verspielt. Ein anderes Möbelstück wurde von Room in a Box kreiert, einem Team von selbsternannten Pappkartonrevolutionären, das in Berlin arbeitet und produziert. Ihr Bett ist 100% recyclebar und erreicht seine Käufer in einer kleinen Box, die sich wie ein Akkordeon aufziehen lässt. Das Bett wird in der Sektion „New Talents“ des DMY Festivals ausgestellt. Es erinnert an die traumartige Filmkulisse von „The Science of Sleep“, denn es ist eben ein bisschen verrückter, doch auch ebenso mit einer Ernsthaftigkeit ausgestattet, die es braucht, um den Planeten zu retten. Seine Portabilität und sein einfacher Gebrauch entstammen einer Idee, die die Designideologie aus Victor Papaneks Buch „Nomadic Future“ reflektiert – eine Art Bedienungsanleitung für die Herstellung preiswerter, leicht zu
Lockwood — Eclipse Europa
transportierender und recyclebarer Möbel für Menschen, die häufig unterwegs sind. Konsumenten ist Design oft fremd, sie sind leichte Beute für Fertigware, von anspruchsvoller Ästhetik nehmen sie Abstand. Für Papanek ist es wichtig, diese Fallen zu verstehen und zu adressieren. Nach seiner Philosophie transportiere die Einfachheit eines „Robinson Crusoe-Designs“ Wissen und Partizipation. Es sind nicht nur Designer, die sich von der Notwendigkeit des Social Designs bewusst werden. Konsumenten sind beim Kauf von Mobiliar ebenfalls reflektierter geworden. Da Umweltthemen immer mehr ins kritische Bewusstsein der Allgemeinheit rücken, haben sie ein Auge auf die „Good Guys“ des Möbeldesigns geworfen. Zum Beispiel Simon Lockwood – ein Berliner Designer, der regionale Materialien aufspürt und sie von eigener Hand bearbeitet. Er möchte, dass schöne Dinge sorgsam hergestellt werden und die Leute glücklich machen. Seine Lampen und Kronleuchter demonstrieren die-
se Idee und werden in der „Nacht Schicht“ des DMY Festivals ausgestellt – eine Nacht der DMY Design Woche, in der Studios und Arbeitsräume bis spät abends besichtigt werden können. Lockwoods Lampen sind nicht protzig oder besonders modebewusst. Sie halten eine Papaneksche Ästhetik ein und beeindrucken gleichzeitig mit ihren konzentrischen, filigranen Holzringen, aus deren Mitte das Licht einen schimmernden Moiré-Effekt produziert, und uns an die Macht des Einfachen zurückerinnern lässt. Möbeldesign wird sich stets darum bemühen, schön zu sein, denn Schönheit verkauft sich schließlich nach wie vor am besten. Doch für Designer zieht ideologisches Engagement und soziale Transformation immer mehr gleich mit einer reinen Ästhetik- und Komfortbefriedigung. Die Liste an Ausstellern auf dem diesjährigen DMY Festival ist beinahe vollendet, und die Aufregung steigt, denn es wird noch einiges im Rahmen des Social Designs zu entdecken geben.
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Design
29
&$-$1 3(.-«#(̗8«
courtesy of Van Bo Le-Mentzel
#($«#.̗(3̗8.412$+%«!$6$&4-&« 6(1#«/.+(3(2"'
von Van Bo Le-Mentzel Do-It-Yourself (DIY) ist wieder da! Eigentlich war DIY nie wirklich weg. Seit den Siebzigern ist die Begeisterung für das Selbermachen ungebrochen, spätestens seitdem Black + Decker den allerersten Akkubohrer auf den Markt brachte (ursprünglich für die Apollo–Besatzung auf dem Mond). Erinnern wir uns an die Flowerpower-Siebziger: in Mexiko wurden alte Autoreifen mit Erde gefüllt und so genannte Earthship-Häuser gebaut (Michael Reynolds). In den Siebzigern wurde Greenpeace gegründet (Irving Stowe) und in Kommunen freie Liebe zelebriert (John Lennon). Männer aus dieser Zeit trugen ihr Haar lang. Die so genannte 68erGeneration war so was von grün und voll von Handarbeitern. Dann kamen die Achtziger und die gelangweilte Generation Golf. Die Neunziger brachten die orientierungslose
Generation X hervor und danach folgte die ausgebrannte Generation Praktikum (wo Burnout zum Massenphänomen wurde). Heute spricht man von der Generation Y. Im englischen klingt der Buchstabe Y wie die Frage „why“ – also „warum“. Wir sind also heute die Generation, die wieso weshalb warum fragt. Denn wer nicht fragt bleibt dumm. Eine Generation, die durch junge, talentierte Menschen auffällt, die sich nicht mehr aufopfern für einen Bausparvertrag, sondern für ein gutes ausgewogenes Leben mit gutem Karma. Eine Generation, die sich traut zu fragen. Warum sollen wir eigentlich kaufen wie die Bekloppten und schuften wie unsere Workaholic-Eltern? Für eine Doppelhaushälfte in Spandau? Und warum sagt man dazu nicht einfach Haus? Warum zahlt man eigentlich Zinseszins? Warum darf Nestlé eigentlich Wasserquellen besitzen? Und warum sterben in Bangladesch und China ArbeiterInnen, nur weil ich ein
Shirt und ein Smartphone besitzen will? Unsere Helden von heute sind der Meinung, die Schule gehört eigentlich abgeschafft (André Stern). Sie schreiben Bücher, die uns anstiften zum Widerstand gegen einen Kapitalismus des unendlichen Wachstums (Harald Welzer) und manche von ihnen boykottieren gar Geld (Raphael Fellmer). Und noch eine Frage: warum tragen all diese Männer schon wieder ihr Haar lang? Viele Journalisten bezeichnen DIY als einen Trend. Das sehe ich anders. DIY ist nur eines von vielen Phänomenen, die sich in den letzten Jahren etabliert hat und einen Wendepunkt darstellt: von der Informationsgesellschaft in die Zugangsgesellschaft. Jeremy Rifkin hat es als Erster vorausgesehen. In seinem Buch, das vor zehn Jahren (fast zur gleichen Zeit wie Facebook) auf den Markt kam: Access. Es geht nicht mehr um Besitz, es geht um Zugang. DIY bietet Zugang zu Gütern durch Selbermachen. Vermutlich haben
30
Design
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
die Immobilienblase in den USA und die Finanzkrise dieses Phänomen begünstigt. Das Phänomen lauten: prosumieren. Das bedeutet, wenn Konsumenten anfangen zu produzieren. Zum Beispiel mit Strom durch Solarzellen auf dem eigenen Dach. Die Phänomene lauten: Creative Commons (anstelle von Copyright und Patent), neue Produktphilosophien wie Arduino, 3D Print oder Hackidemia. Ein neues Verständnis von Arbeiten wie Coworking (betahaus) oder jovoto. Bewegungen, die freies Wissen propagieren wie Wikipedia, Bookcrossing, Skillsharing und TED-Konferenzen. Die Shareconomy zählt auch dazu: ob Carsharing, Häusertausch oder kostenlose Mietplattformen wie Fairleihen.de – es wird geteilt, was das Zeug hält. Und ganze Areale in der Stadt werden zu Transition Towns erklärt, eine Stadt im Umbruch (Prinzessinnengärten, Möhrchenpark und das neu projektierte Eckwerk in Berlin). Neue Finanzsysteme wie die Bitcoins oder Lokalwährungen, die Demokratische Bank von Christian Felbert. Was haben all diese Phänomene gemeinsam? Sie machen Menschen, denen man nicht mehr als arbeiten und verbrauchen zugetraut hatte, wieder zu jemanden: Zum Souverän. Denn wir sind die 99%, nicht wahr? Wir sind das Volk, wir sind die Crowd! Und die Crowd ist heute stärker denn je. Man schaue sich den Ansturm auf Petitionen an, egal ob online (change.org und avaaz.org) oder offline (Volksentscheide über Wasserwerke, Elektrizitätswerke, den
Flughafen Tempelhof ). Man schaue sich Crowdfunding Plattformen an. Allein startnext.de (nur eine von einem Dutzend Crowdfunding-Seiten in Deutschland) setzte in den letzten vier Jahren über 10 Millionen Euro um. Ganz zu schweigen von Crowdinvesting-Seiten, wo man nach einem Kredit fragen kann. Wer will da noch zu einer Bank? Als die Schweizer Traditionsfirma Victorinox in 2012 ein neues Design auf dem Schaft ihres berühmten Schweizer Taschenmessers gesucht hat, hat Victorinox nicht etwa einen renommierten Designer gefragt. Nein, sie haben die Crowd gefragt. Und die Crowd hat auch abgestimmt. So landete ein Turnschuh-Motiv auf dem Messer. Ein Bestseller! 99designs.com ist womöglich die bekannteste Seite für derlei Geschäftsgebaren. Für unverschämt günstige 239 Euro kann man hier einen Designwettbewerb ausrufen, für ein Logo oder eine Website. Die Zeiten scheinen vorbei, als Designer noch 50.000 Dollar aufrufen konnten. Allein für ein Logo (siehe Typografie-Legende Paul Rand). Früher hätte man so was Dumping genannt. Heute nennt man das Crowdsourcing. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass alle anderen bei diesem Wettbewerb leer ausgehen. Es beteiligen sich nicht selten bis zu 60 Hobbydesigner. Nur einer bekommt das Geld. Und es ist vollkommen klar, dass deutsche Designer hier eher nicht mitmachen, sondern Designer aus der Ukraine oder aus Indien, wo 200 Euro mehr Wert ist. Dabei kann Crowdsourcing auch ganz anders
aussehen. Letztes Jahr habe ich ein Schuhprojekt namens Karma Chakhs ins Leben gerufen. Ein Fair Trade Projekt. Ich wollte wissen, ob man die Converse Schuhe auch ohne Ausbeutung produzieren kann. Via Crowdfunding habe ich Gleichgesinnte gesucht, um die nötigen 20.000 Euro für die Produktion aufzubringen. Gemeinsam mit 500 „Prosumenten“ haben wir eine neue Sohle entworfen und ein revolutionär neues Packaging Management (nur 1% der schwarzen Farbe benutzt im Vergleich zu Converse für das Design und gar 50% der Verpackung eingespart, weil wir anstelle eines zusätzlichen Versandkartons Zeitungspapier aus Pakistan genutzt haben). Erst im Mai 2014 haben bereits die ersten Nachfolger meine Anleitung genutzt um sich selbst Karma Chakhs herzustellen. Eine neue Form der Produktion. Ohne Ausbeutung von Mensch und Natur. Es geht nicht um Profit, es geht um gutes Karma. DIY hat eine neue Stufe erreicht. Ich sehe es kommen. Schon in wenigen Jahren werden wir nicht nur Schuhe, Möbel, Kleidung oder Smartphones prosumieren, sondern auch Autos, Krankenhäuser und ganze Städte. Ohne Ausbeutung. Unsere Generation ist die, die daran glaubt, dass es besser ist zu konstruieren statt zu konsumieren. Unsere Generation wird womöglich von unseren Kindern die Generation DI-Y genannt. Pioniere, die die Kraft des DIY beherrschen und sich trauen, unangenehme Fragen zu stellen.
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Design
31
32
Design
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Ende Mai, es ist einer der ersten richtig heißen Tage des Jahres. Die Berliner U-Bahn ist voll und, nun ja, sie riecht nicht gut. Doch Sissel Tolaas sieht das anders. „Ich liebe die U-Bahn an solchen Tagen! Endlich geben die Leute auf, Kontrolle über ihren Geruch zu haben.“ Tolaas ist Duftforscherin und Künstlerin, ihr Anliegen: den Menschen das Riechen wieder beizubringen. Dafür sammelt, konserviert und rekonstruiert sie die Gerüche der Welt. von Frauke Fentloh
#($«,(22(.- 1(-«#$1«- 2$« auf der Suche nach Extremen. Nick Knight ist in London aufgewachsen und war fasziniert von der Skinhead-Bewegung, er war selber ein Skinhead. Gewalt war von Anfang an ein Thema seiner Arbeit. Als er von meinem Angst-Projekt am MIT hörte, wurde er neugierig. Wir beschlossen, zusammen ein Projekt zum Thema Gewalt zu machen. Unsere Proben nahmen wir von Männern, die beim Cage-Boxing gegeneinander kämpften. Typen mit Goldzähnen, voller Aggression und Adrenalin. Sie trugen Kleidung, die ich zusammen mit einem Freund entworfen habe, der für die Nasa arbeitet. Die fängt alle Geruchsmoleküle ein, die der Körper zu einem Zeitpunkt produziert. Wir haben versucht, zu verstehen, was einen gewalttätig macht, was das für ein spezieller Zustand ist. Ich bekam alles, was während des Kampfes aus den Körpern kam. Das habe ich analysiert und reproduziert. Nick und ich arbeiten noch immer an dem Projekt, gerade ist es im MoMA.
Tolaas kommt aus Norwegen, sie hat Chemie, Mathematik, Linguistik und Kunst studiert, in Harvard geforscht und im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt. Die Welt der Museen und Biennalen nutzt sie als Plattform, um ihre Experimente in die Öffentlichkeit zu tragen. Und Tolaas’ Expertise ist gefragt: sie arbeitet für Unternehmen wie Adidas oder Louis Vuitton, hat die Macher des Films „Das Parfum“ beraten und für das Militärhistorische Museum in Dresden den Geruch von Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs synthetisiert. Seit über zwanzig Jahren lebt Tolaas in Berlin, in ihrer Charlottenburger Altbauwohnung hat sie sich ein Labor eingerichtet. Auf hohen Metallregalen lagern dort Tausende Fläschchen mit Duftstoffen. Natürlich fest verschlossen. Zu riechen ist erst einmal: nichts. Frau Tolaas, das Riechen scheint das Stiefkind unserer Sinne zu sein. Wie kommt das? Es geht immer darum, wie etwas aussieht. Geruch sehen wir stattdessen als etwas Privates und Emotionelles. Deswegen wird ihm nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Wir lernen nicht zu riechen, wie wir zu sehen oder zu lesen oder zu hören lernen. Was die Nase kann wird unterschätzt. Dabei registriert sie alles als erstes! Erst dann bestätigen die Augen. Aber wir wissen kaum noch, wie unsere Umgebung riecht. In unserer Gesellschaft kommunizieren wir Geruch über Parfümwerbung. Alles hat einen Zusatz. Wir werden praktisch mit einem Deodorant in der Hand geboren. Wir müssen alles verdecken! Woher kommt Ihre Faszination für Gerüche? Ich habe Chemie studiert. Bei meinen Experimenten fielen mir die vielen Gerüche auf, die dabei entstanden. Es gab also etwas in der Luft, was man nicht sieht, was aber trotzdem da ist, und wichtig dafür, wie man einen bestimmten Moment wahrnimmt. Wir atmen bis zu 24.000 Mal am Tag, wir bewegen 12,7 Kubikmeter Luft. Mit jedem Atemzug, den wir machen, atmen wir Geruchsmoleküle ein. Das hat mich fasziniert. Was, wenn wir anfangen würden, andere Sinne für das zu benutzen, was wir normalerweise vor allem mit unseren Augen machen? Unsere Umgebung zu riechen, über Geruch zu kommunizieren? Ich wollte die Missionarin der Nase werden. Anfang der neunziger Jahre fing ich an, ein Archiv aus Gerüchen aufzubauen. Andere schreiben Tagebuch, ich sammele Gerüche. Inzwischen brauche ich manchmal kaum noch zu sehen oder sprechen. Meine Nase gibt mir genügend Informationen. The nose knows. Wie sammelt man denn einen Geruch? Ich habe eine exzellente Nase, ich trainiere sie jeden Morgen, wie ich Joggen gehe oder Zeitung lese. Ich habe aber auch verschiedene Hilfsmittel. Ich arbeite mit einem Unternehmen aus den USA zusammen, das mir diese Werkzeuge zur Verfügung stellt. Eins davon ist ein Gerät, mit dem ich Moleküle sammeln kann. Das habe ich in meiner Tasche. Ich nehme Proben und schicke sie ins Labor. Dort wird der Geruch eines Kebabs, einer Straße oder eines Körpers in seine Moleküle aufgespalten. Mittlerweile habe ich ein Labor mit 3.000 solcher Moleküle. Mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und dem Institut für Mikroelektronik in Grenoble entwickele
Gerüche sind oft mit Erinnerungen verbunden. Kann das die Art ändern, wie wir Dinge wahrnehmen und lernen? Ja, daran arbeite ich gerade. Ich habe jahrelang experimentiert und probiert, auf welche Weise man mit Gerüchen arbeiten kann. Das kann ich jetzt in Produkte umsetzen. Ich entwickele sogenannte Memory Kits, die abstrakte Moleküle enthalten. Man öffnet sie in Momenten, in denen man sich aktiv erinnern will. Das kann beim Lernen sein, auf Reisen, bei Meetings. In England arbeite ich gerade an einem Projekt zu den historischen Königspalästen. Im Buckingham Palace, Kensington und Hampton Court habe ich Geruchsmoleküle gesammelt, um damit Geruchpläne der Paläste zu erstellen. Es ist ein Versuch, Architekturgeschichte aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wir können ein Gebäude auf eine andere Art verstehen, wenn wir uns die Gerüche der Vergangenheit anschauen, statt immer nur die Gegenstände. ich gerade ein neues Gerät zum Sammeln von Gerüchen. In fünf Jahren wird hoffentlich jeder Moleküle einsammeln, statt Fotos zu machen. Sie stellen auch Düfte her. Das hat offensichtlich nicht sehr viel mit Blumennoten und Parfüms zu tun... Ich versuche zu kopieren, was ich finde. Ich improvisiere nicht. In der Parfümerie geht es um abstrakte Flüssigkeiten, die gut riechen sollen. Ich gehe anders vor. Bei meiner Ausstellung im MIT habe ich die Wände mit einer Paste bestrichen, die nach Angstschweiß roch. Man sieht nichts, und man riecht es erst, wenn man die Wand anfasst. Man muss mit dem Geruch interagieren, um ihn zu riechen. Manchmal kommen auch andere Elemente hinzu, für Kansas City habe ich einen Stadtplan für Smartphones gemacht, ein Geruchsspiel für die Stadt. Für die Berlin Biennale habe ich den Berlin-Geruch entwickelt. Bei Ihrer Ausstellung im MIT ging es um Angst, mit dem Modefotografen Nick Knight untersuchen Sie den Geruch von Gewalt. Interessieren Sie sich vor allem für Phänomene die ein bisschen on the edge sind? Wenn Realität on the edge ist, dann ja! Vielleicht sind wir soweit von der Realität entfernt, dass sie edgy geworden ist. Ich nehme Momente der Realität und dekontextualisiere sie. Ich bin nicht
Sie mögen es, Menschen zu verwirren. Auf der Berlinale sind Sie einmal mit einem unglaublichen Duft aufgetaucht... Normalerweise sollen Düfte ja anziehend wirken. Es geht aber auch andersherum, man kann mit einem Duft auch sagen: Lass mich in Ruhe! Ich wollte die Leute aus dem Konzept bringen: Ich hatte ein wunderschönes Chanel-Kleid an, ich sah super aus. Und trug einen sehr abstoßenden Duft. Die Leute waren so verwirrt, sie dachten nicht einmal daran, dass ich die Ursache dieses Gestanks sein könnte. Alle liefen herum und versuchten herauszufinden, woher der Geruch kam. Aber sie machten einen Bogen um mich, ich musste den ganzen Abend mit niemandem reden. Gibt es überhaupt noch Gerüche, die Sie abstoßen? Ich rieche 24 Stunden am Tag, 356 Tage im Jahr, immer. Ich rieche sogar im Schlaf. Eigentlich überrascht mich nichts mehr. Ich habe es geschafft, Gerüche intellektuell zu betrachten statt emotionell. Wenn ich rieche, denke ich: welche Bestandteile kann ich benutzen, um diesen Geruch zu reproduzieren? Ich gehe an Orte, an denen andere sich übergeben würden, und denke: Ein neuer Geruch, super! Mit der Unterscheidung in gute und schlechte Gerüche kann ich nicht viel anfangen. Etwas, was hier als schlechter Geruch angesehen wird, ist vielleicht ein guter Geruch in Grönland oder Afrika.
Mode
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
33
By Millicent Nobis von Barbara Russ Um die Berliner Mode ist es momentan schlecht bestellt. Als ein bekannter Blog dieses Jahr zum 1. April scherzte, die Berlin Fashion Week zöge in der kommenden Saison an den Berliner Flughafen BER um, war das irgendwie ein bisschen lustig und irgendwie ein Stich in die Brust. Denn dass ein temporärer Umzug anstünde war wegen der auf der Straße des 17. Juni geplanten WM-Fanmeile allen klar, die die Prioritäten der meisten Deutschen und der Stadt Berlin kennen. Mode ist zwar sexy, aber Fußball ist halt geiler. Deshalb findet die Fashion Week im kommenden Juli im Erika-Heß-Eisstadion (EHE) in Berlin (laut Veranstalter IMG „Mitte“ - tatsächlich aber Wedding) statt. Dort hatte in der Vergangenheit bereits Hugo Boss eine Show gezeigt bei der nicht so richtig Stimmung aufkommen wollte. Platz und Möglichkeiten der Inszenierung bietet die Halle zwar durchaus, nur geht es in der Mode eben vorrangig ums Image. Und das Image einer Eishockeyhalle ist, nun ja, eher mäßig. Dass die Berliner Modewoche derart auf Eis gelegt wird, ist ein weiterer Schritt in Richtung modischer Versenkung. Berlin als erfolgreiche Modestadt - dazu bedarf es Hilfe von oben. Dort scheint aber teilweise das Verständnis für die Bedeutung der Modebranche für Berlin und Deutschland zu fehlen. So bezeichnete Monika Grütters (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, CDU) die Fashion Week als „Werbeveranstaltung“, bei der die Location am Brandenburger Tor den „Sponsoren doch nur noch als Kulisse“ diene. Dies sei einem „Baudenkmal wie dem Brandenburger Tor unwürdig”. Merkwürdig nur, dass die Fanmeile zufällig „Hyundai Fan Park“ heißt. Somit ist dann aber wenigstens klar, warum die Abwanderung der großen Modenamen seit Jahren zunimmt: Labels wie Escada, Hugo Boss, Strenesse und zuletzt die neuen Hoffnungsträger von Achtland verlassen die deutsche Hauptstadt, weil sie sich hier weder verstanden noch gefördert fühlen. Dabei ist die Fashion Week Berlin für die Stadt ein äußerst lukratives Event: die zusätzliche Wirtschaftsleistung der Stadt liegt laut einer Studie der Investitionsbank Berlin bei ca. 120 Millionen Euro pro Saison. Aber finanziell, sondern auch für das Image Berlins als ein kulturelles Zentrum in Europa ist die Mode, neben der Kunst und der Start-Up-Szene, ein wichtiger Faktor. Dieses kreative Potenzial ist zum Aushänge-
schild der jungen Stadt geworden, die sich langsam vom viel zu lang zelebrierten „arm aber sexy“-Image zu einer erwachsen gewordenen Metropole mausert. Die bereits 15. Ausgabe der Berlin Fashion Week ist also wieder einmal ein Event das auf wackeligem Fundament steht. Dennoch gibt es natürlich einige Highlights, auf die man sich freuen darf: Neben dem „Designer for Tomorrow Award“, der in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Tommy Hilfiger stehen wird und dem „Start Your Fashion Business Award“ der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung (kurz „WTF“) fördert auch Christiane Arp mit ihrem „Vogue Salon“ wieder junge Talente. Labels wie Vladimir Karaleev, Michael Sontag, Kaviar Gauche, Esther Perbandt oder Lala Berlin bilden Stützpfeiler dieser wackeligen Konstruktion namens Berliner Modewoche. Sie formen eine Riege an Berliner Designern, die Saison für Saison mit überzeugenden Kollektionen aufwarten. Dann sind da natürlich jene Darlings der Modebranche wie Hien Le, Augustin Teboul oder Dawid Tomaszewski, die auch nach mehreren Saisons auf der Modewoche Schwierigkeiten haben, das Label des „ Jungdesigners“ abzuschütteln, welches in Berlin so gerne verliehen und dann zurückzunehmen vergessen wird. Marina Hörmanseder mit Bondage-inspirierten Lederharnischen, VonSchwanenflügelPupke mit detailverliebten Prints und Bobby Kolade mit wirklich innovativen Farbund Materialspielen sind dann die neue Hoffnungen, mit denen hoffentlich auch ein Wiedersehen zustande kommen wird. Doch ob und wie die Hoffnungsträger der Berliner Modebranche am Ende tatsächlich auf der Modewoche vertreten sein werden steht – eben wieder mangels der Förderung – in den Sternen. Zusätzlich zu all diesen Akteuren, die die Berliner Kreativszene zu dem machen, was sie ist, sorgen kommerzielle Messen Premium, Bread & Butter, Panorama, Capsule oder der auf Nachhaltigkeit fokussierte Greenshowroom pro Saison für zusätzliche 200.000 Übernachtungen in Berliner Hotels. Davon profitieren nicht nur die etwa 2.230 Unternehmen, die in Berlin in der Modebranche tätig sind, sondern auch Gastronomiebetriebe, Dienstleister und der Einzelhandel. Zudem sind die Umsätze der Modebranche zwischen 2009 bis 2011 über 2 Milliarden Euro gestiegen. Vielleicht sollte das mal jemand Frau Grütters erzählen. Sie könnte es aber auch einfach bei den Kollegen vom Senat für WTF, die rund eine Million Euro pro Jahr in die Nachwuchsförderung investieren, nachlesen. Alle Zahlen: www.berlin.de/sen/wirtschaft/abisz/mode.html
DESIGN DUETS.
FANCY FOLDING Folding is a chore unless you combine it with traditional kimono fabrics and design duo Hettler.tüllmann, then it is rather more covetable. Foldable laptop sleave, 250Euro Redmaloo – Saarbrücker Str. 25
DUET RING A duet is a composition of two performers, in the case of this ring, sterling silver and gold performing beautifully on your finger. 360Euro – Elena Ruebel – werkstattgalerie.de
KNIT COMBINING Let's not kid ourselves we Berliner's can bare our limbs with abandon just yet, 'tis the season for a summer weight knit in army patterned mohair to combine with your summer attire. Camou sweater 325 Euro – www.maiami.de
COLLABORATIONS “& Other Stories” knows the best design efforts are collaborative and in that keeping they are on a collaborative roll with these minimalist sandals, that were simply made to collaborate with my toes! Richard Braqo FlatSandal 45 Euro www.stories.com
% 2'(.-«6$$*«.-«("$
3.̗&.« '"($&=(.
34
Mode
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
2"' 39*(23$- von Claire Beermann
Die It-Bag aus der sächsischen Provinz – das ist die Sensationsmeldung, mit der viele Geschichten über Katrin Langer beginnen. In der Tat ein schöner Einstieg, denn sind es nicht die Kontrast-Erzählungen vom großen Erfolg aus dem (scheinbar) unscheinbaren Untergrund, die die anspruchsvollen Magazin- und Zeitungsleser am besten locken mögen? Vielleicht aber besteht zwischen der vielzitierten provinziellen Herkunft der Luxustaschenmarke Katrin Langer und ihrer stetig wachsenden Beachtung in der internationalen Modewelt gar keine so erstaunliche Diskrepanz wie man im ersten Moment annehmen möchte. Vielleicht klafft da gar kein so großer Graben zwischen Ursprungsort und Rampenlicht, zwischen Plauen und Paris, wo die hölzernen Clutches des ostdeutschen Manufakturlabels bereits in den Händen bekannter StreetstyleIkonen und Redakteurinnen gesichtet wurden. Der Weg aus der Provinz auf die internationale Modebühne erscheint plötzlich
kurz, wenn man erst einmal festgestellt hat, dass das Erfolgsgeheimnis dieser glamourös gestalteten Handtaschen tatsächlich ihre bewusste Abstinenz vom schnell rotierenden Karussell der Modewelt sein muss. Denn Katrin Langer, studierte Informatikerin, Mutter von vier Kindern und passionierte Perfektionistin, entwirft keine Accessoires für eine Trendsaison, sondern für die Ewigkeit. Fernab der in den großen Metropolen so deutlichen Tendenz zu immer mehr Minimalismus, Sportlichkeit und Androgynität lässt die Designerin in der Kleinstadt Plauen im Vogtland, 300 Kilometer südlich von Deutschlands sogenannter Modehauptstadt Berlin, opulent verzierte Schatzkisten im Miniaturformat fertigen. Die Herstellungstechnik stammt aus dem Musikinstrumentenbau, Wiedererkennungsmerkmal sind die lackierten Rahmen aus afrikanischem Makoré-, Nuss- oder Mammutbaumholz. Die glänzende Fassung erinnert an die geschmeidige Silhou-
ette einer Violine. Zum Unikat wird jede Clutch durch schillernde Swarovski-Kristalle, meerblau schimmerndes Perlmutt, filigran gemaserte Holzintarsien, Pythonleder, königliche Stickereien auf rotem Samt, geometrische Steppmuster auf Seide oder feinstes Lammnappa, mit denen der Holzrahmen nach vollendetem Feinschliff bezogen wird. Das prachtvolle Design erinnert an die Mode des Ancien Régime oder an die Goldenen Zwanziger; auf jeden Fall an eine Zeit, in der man sich in Berlin noch nicht so betont lässig und underdressed gab wie heutzutage. Auch dort werden die Kreationen von Katrin Langer allerdings immer häufiger gesichtet, vorzugsweise auf den roten Teppichen der Filmindustrie, wo sich stilsichere deutsche Schauspielerinnen wie Karoline Herfurth oder Anna Maria Mühe gerne mit einer detailverliebten Clutch zum schlichten Cocktailkleid blicken lassen. Nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Opulenz, die im puristischen 21. Jahrhun-
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Mode
35
Schatullen für die Ewigkeit: in Plauen im Vogtland entwirft Katrin Langer Handtaschenunikate von moderner Opulenz. Die Herstellung eines Stücks dauert manchmal bis zu 6 Wochen. Dafür überlebt es dann aber auch mehr als eine Trendsaison.
dert im ersten Moment unmodern erscheinen könnte, sind die Schatullen heute wohl so begehrenswert. Das Konzept erscheint simpel: „Ich wollte nicht irgend etwas basteln“, erzählt die Designerin in einem Bericht der Welt am Sonntag. „Ich wollte ein sehr gutes, marktfähiges Produkt entwickeln.“ Sie habe sich schon immer für Kunst und Antiquitäten interessiert, insbesondere aber für die Verarbeitung von Holz, die nach wie vor ein hohes Maß an künstlerischem Geschick und Handwerkskenntnissen erfordert. Könnte solch ein Produkt in einer pulsierenden Stadt wie Berlin oder London entstehen? Hat man in diesen dynamischen Metropolen überhaupt noch die Zeit und Muße für die Herstellung eines in liebevoller Detailgenauigkeit und Perfektion verarbeiteten Unikats dieser Art? Zumindest im Falle Katrin Langers ist der beeindruckende Erfolg in so kurzer Zeit – 2012 wurde die Marke gegründet, heute ist sie
bereits im noblen New Yorker Onlineshop Moda Operandi vertreten – möglicherweise wirklich die logische Konsequenz der stillen Geburt im Südwesten Sachsens, wo man in einer der letzten deutschen Bastionen für traditionelles Kunsthandwerk wie Instrumentenbau, Stickereigewerbe und Perlmuttverarbeitung nicht nur das nötige Know-How, sondern auch die Geduld und Leidenschaft für ein Unikat aufbringen kann bei dessen Fertigstellung manchmal bis zu sechs Wochen vergehen. Bei allem wohldosierten Prunk kommt zudem auch die Funktionalität nicht zu kurz: das mit butterweichem Veloursleder ausgeschlagene Innere der Taschen lässt überraschend viel Stauraum für Telefon, Puderdose und Portemonnaie. Die feinen Schatullen mögen dank der filigranen Dekoration empfindlich erscheinen, dabei sind sie aber besonders stabil und leicht gebaut. Und dank der integrierten, vergoldeten
Tragekette lässt sich die Clutch auch mal eben lässig über die Schulter werfen – für die moderne, praktisch denkende Käuferin ein nicht unerhebliches Kriterium. Oft und gern wird die Modewelt als Haifischbecken bezeichnet, in dem heute nur noch überlebt, wer immer schneller immer mehr produziert, und zwar am besten für ein möglichst breites Publikum. Katrin Langer widersetzt sich diesen Prinzipien auf charmanteste Weise – mit Kreationen von nachhaltigem Luxus, prächtigen und dabei doch zeitlos modernen Unikaten, die jetzt schon durchaus das Zeug dazu haben mögen, eines Tages einen ähnlichen Kultstatus wie das berühmte Seidencarré von Hermès oder ein Uhrwerk von Omega zu erlangen. Ersteres wird übrigens in Lyon gefertigt, letzteres im schweizerischen Biel. Also auch nicht dort, wo das Fashion-Karussell am schnellsten rotiert. Wie gut Mode und Provinz doch zusammen passen können.
Kultur
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Courtesy of Victoria and Albert Museum
36
# 5(#«!.6($«
1$31.2/$*3(5$«(,«&1./(42̗! 4 « -.6«8.4«2$$«,$ «-.6«8.4«#.- 3 von Barbara Russ
„All art is unstable. Its meaning is not necessarily that implied by the author. There is no authoritative voice. There are only multiple readings.“ - David Bowie, 1995
So lautet das Zitat an der Eingangswand, das den Besucher auf das, was ihn im Folgenden erwartet vorbereiten soll: ein Sammelsurium an Musik, Kostümen, Gemälden, Zeichnungen, Schriftstücken, Fotografien, Videos, und anderen Einblicken in das, was zusammengesetzt eine Person sein soll, sich aber anfühlt wie mehrere Leben. David Bowie, dem diese Ausstellung des Londoner Victoria & Albert Museums im Martin-Gropius-Bau in Berlin gewidmet ist, lässt sich nicht so leicht dingbar machen.
„A Real Nowhere Man“ - genau wie eingangs angekündigt, gibt es unzählige Lesarten des Künstlers und der Kunstfigur, David Bowie. Bowie, der im Laufe seiner mittlerweile gut fünfzigjährigen Karriere immer wieder nicht nur Metiers, Stile und Musikrichtungen wechselte, hat viele Gesichter und Namen. Er scheint wie eine leere Projektionsfläche, die nicht nur von ihm, sondern auch von seinen Fans und seinen Kritikern beliebig ausgefüllt werden kann. Verortbarkeit ist daher ein zentrales Stichwort dieses Unterfangens, Herrn Bowie in einer Ausstellung gerecht zu werden. Ein Mann mit so vielen Facetten ist nicht leicht in einer Ausstellung festzunageln, selbst wenn die zahlreichen großzügig bestückten Räume gefüllt sind mit persönlichen Gegenständen und Ecksteinen seines Lebens. David Bowie, der 1947 als David Robert Jones geboren wurde, zeigte früh künstlerisches Talent und gründete mit 15 Jahren seine erste Band, The Kon-Rads. Der erste richtige Durchbruch gelang ihm mit dem Album „Space Oddity“, doch verlief seine Karriere nicht so linear wie bei manch anderem. Er kreierte mit
jedem Album neue Charaktere, erfand streng genommen gar nicht sich selbst neu, sondern gleich eine neue Persona, wenn ihm danach war. Bowie taucht auf, verschwindet, bleibt örtlich und zeitlich nicht einordbar: Lost in Space, wie Major Tom; verfolgt von der Zeit, wie in seinem Song „Changes“; ständig in Bewegung, physisch wie spirituell, wie in „Don’t Sit Down“, einem Interlude auf „Space Oddity“, das in hysterischem Lachen untergeht. Wenn man Bowies Werk betrachtet, könnte es genau so gut von heute oder morgen sein, jedenfalls scheint dies glaubhafter als die Tatsache, dass Ziggy Stardusts kurzes Gastspiel auf der Weltbühne schon vierzig Jahre her sein soll. Es muss auch für die Kuratoren ein schier endloser Filterprozess gewesen sein, diese Ausstellungsstücke aus dem Archiv Bowies zu wählen und so dieses gigantische Puzzle zu schaffen. Kleine Spione durch Türen im Ausstellungsraum simulieren Einblicke in die Psyche, in die imaginären Welten Bowies, so als könne man sich dem Faszinosum David Bowie nicht anders nähern als durch winzige Löcher auf seine strahlende Oberfläche, die kaum mehr als einen Spalt des Menschen freigeben. Ein bisschen Buddhismus, ein Comic, den er als Kind las, woher kommt soviel Inspiration, die ein halbes Jahrhundert lang zündet? Man kann diese Frage wohl nur mit einem Näherungswert beantworten. Einige seiner Lyrics, die wie aus einer anderen Realität zu kommen scheinen, produzierte er mithilfe sogenannter „Cut-
Ups“. In der dadaistischen Tradition stehend, und von Willam Burroughs geliehen, kreierte er mit dieser Technik vermeintliche Nonsens-Zeilen, die seine „Otherworldlyness“ unterstrichen und das Mysterium um ihn verstärkten. Eine Qualität, die ihm auch die Rolle des Außerirdischen in „The Man who Fell to Earth“ einbrachte. Einen besonderen Fokus legte man in der Berliner Etappe der Wanderausstellung auf die Berliner Jahre. David Bowie lebte zwischen gemeinsam mit Iggy Pop 1976 und 1978 in Schöneberg. Diese Zeit war für David Bowie Rehab und kreativer Boost zugleich. In der Schöneberger Hauptstraße 155 erholte er sich von seiner Kokainabhängigkeit und produzierte drei Alben, „Heroes“, „Low“ und „Lodger“. Berlin als Niemandsland, mit noch deutlich sichtbaren Nachkriegsspuren, geteilt in Ost und West; diese bedrückende Atmosphäre eines Nicht-Ortes ließ ihn vor Kreativität geradezu sprühen. Daraus kam sein neuster Coup: David Bowie spielt Versteck mit seinem Publikum. Der Mann, dessen Karriere zum großen Teil auf seiner extremen Sichtbarkeit beruht, scheint sich unsichtbar gemacht zu haben – weder zur Eröffnung in London noch in Berlin erschien er, seinen Brit Award ließ er von Kate Moss an seiner statt abholen. Irgendwie bildet dies aber auch nur die logische Fortsetzung dieser Ausnahmekarriere - letzten Endes steigert seine Abwesenheit nämlich seine Omnipräsenz. Eine Retrospektive, die sollte nicht vom Künstler, schon gar nicht aber vom Kunstwerk kommentiert werden, sondern einfach wirken. Und das tut sie, ganz ohne Zweifel.
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
Kultur
37
$(-$«(-29$-($14-&« 42«23.%%«4-#«% 1!$- « "'1(23( -«+ "1.(7« 4%«#$1« !x'-$«#$1«23 32./$1
Christian Lacroix © Clärchen und Matthias Baus
von Quynh Tran
Große Couturiers und große Bühnen haben mittlerweile Tradition – von Mariano Fortuny über Yves Saint Laurent, Jean Paul Gaultier, Karl Lagerfeld und Azzedine Alaia bis hin zu Joseph Altuzarra und Rodarte – Modeschöpfer lieben die Inszenierung abseits des Laufstegs. Für Christian Lacroix ist diese Liebe noch ein bisschen intensiver. Während sein Haute Couture Haus Lacroix, das von Kritikern gefeiert wurde, aber kommerziell nie so richtig erfolgreich werden wollte, 2009 insolvent ging, hat ihn die Bühne nie im Stich gelassen. Sie ist zur Plattform vom Ausdruck höchster Individualität geworden, zu seiner wahren Leidenschaft. Seine Engagements, die 1987 an der Opéra de
Paris mit der Aufführung von Karol Armitages „Tarnished Angels“ begannen, lesen sich wie eine Chronologie von Opern- und Ballettgrößen: er entwarf Kostüme für Mikhael Baryshnikov und George Balanchine, für Opern von Mozart, Händel, Wagner und Bizet, für die Opéra de Paris, die Metropolitan Opera, die Staatsoper in Wien und das Festival d’Avignon – um nur einige zu nennen. Für seine Kostüme der „Phèdre“ an der Comédie Française gewann er 1995 sogar den renommierten französischen Theaterpreis „Molière“. Eine tiefe Verbundenheit pflegt er zum Regisseur Vincent Boussard mit dem er zum ersten Mal 2003 am Théatre Royal de la Monnaie in Brüssel für die Inszenierung von Mozarts Oper
„Il Re Pastore“ kollaborierte. Seitdem folgten Bühnen- und Kostümbilder für Cavallis „Eliogabalbo“, Mozarts „Così fan tutte“, „La nozze de figaro“ Bellinis „I Capuleti e i Matecchi“, „Adrienne Lacouvreur“ und „Madame Butterfly“. Für „Candide“ und „Agrippina“, die mittlerweile zum Repertoire der Berliner Staatsoper gehören, arbeiteten Boussard und Lacroix mit Vincent Lemaire als Bühnenbilder zusammen. Auch für die Neuinszenierung der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ an der Staatsoper im Schiller Theater ist das französische Dreigestirn für die Produktion, Boussard für die Regie, Lacroix für das Kostümbild und Lemaire für das Bühnenbild, verantwortlich. Die Oper von Kurt Weill mit einem Libretto
von Bertolt Brecht handelt von der utopischen Paradiesstadt Mahagonny, in der das einzige Gebot „Du darfst!“ lautet und wurde bei ihrer Uraufführung am Neuen Theater Leipzig 1930 von reaktionären NSDAP-Anhängern gestört. Nach 50 Jahren Abstinenz wird sie in Berlin mit musikalischer Interpretation durch die Staatskapelle und dem Komponisten und JazzMusiker Wayne Marshall neu inszeniert. Nicht nur auf die Regie und Musik darf man gespannt sein. Bei einem Stück, in dem Hedonismus, Ausschweifung und Katastrophe Kern der Geschichte sind wird Christian Lacroixs „Orgie aus Farben und Stoffbahnen“ wohl nicht allzu bescheiden ausfallen.
38
English Appendix
Ausgabe N°38 • Mai / Juni 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de
%41-(341$« 3«#,8 «6'8«&..#«#$2(&-« (2«2."( +«#$2(&-
by Olivia Capadose ( German translation on page 27-28 ) It is no great secret that the world is growing scarce of finite resources and that design manufacturing helps drive the grimy cogs of consumerism. With this in mind, what can furniture design - an industry of mass production propelled by consumers - do to help? This is a question which a new generation of socially aware furniture designers have been asking – many of which will be exhibiting at this years’ DMY International Design Festival in Berlin. Social design is no new concept. 40 years ago, Victor Papanek’s theory brought a firm hand down on the mainstream design industry’s ‘dangerous’ preoccupation with showy design made for a throw-away culture. He favoured socially and ecologically responsible design made with people rather than consumers in mind. Papanek’s vision was revolutionary but at the time just a utopian daydream in the eyes of many. Today however, social design is beginning to materialise - not only as we become better educated and equipped with smart technology but also as major institutions like DMY recognise the importance of design consciousness. This year, the event will see a special exhibition curated by the design thinker Max Borka, dedicated entirely to social design - more than just wood or plastic, community will be the main material here. Beyond being the Good Samaritans of furniture design, these designers are also producing aesthetically beautiful and practical pieces. Llot Lov is a Berlin based design team working on conceptual, fun design to aesthetically improve our day-to-day world.
Their series of rope ladders, ‘IVITA, DACE and AGNES’ used as suspended storage systems will be exhibited at this year’s DMY. The production process is important because Llot Llov employed the help of MAMMU - a fashion company which works closely with Latvian mothers in need of help due to poor state benefits and child-care. Through workshops which provide the women with the necessary skills to make the ladders and by providing the women with the flexibility of working from home, the team have provided a socially productive workforce. The ladders are beautiful in their simplicity and modern in their design, each tagged with the name of the woman who built it. They are high concept, low impact and accommodating of the commercial market- in this respect, social furniture design does not need to reject the commercial market in order to be hailed ‘social.’ Instead it works from within by integrating good design in to the marketplace. Despite the serious intentions of these designers, their designs are often very playful. Another great piece of furniture comes from Room in a Box - a team of self-proclaimed cardboard revolutionaries both working and manufacturing within Berlin. Their 100% recyclable bed that arrives in a box and pulls out like an accordion, will be exhibited at the ‘New Talents’ section of DMY. Like something from the dreamlike set of ‘The Science of Sleep’, this bed is a little crazy but boasts all the seriousness of saving the planet. Its portability and easy usage is an idea that reflects the ideologies of designs found in Victor Papanek’s book Nomadic Furniture – a sort of instruction manual to low-cost portable and recyclable furniture for people who like to move. Consumers are so often alienated
from design, lured by the convenience of the ready-made and wowed by complicated aesthetics but Papanek saw an importance in understanding the trappings of design – akin to his philosophy, the simplicity of this Robinson Crusoe styledesign gives back a sense of knowledge and participation. It is not just designers who are wising up to the necessity of social design. Consumers are also becoming more discerning when it comes to what furniture they buy. As environmental issues become critical, consumers have a heightened interest in the good guys of furniture design. Cue Simon Lockwood – a Berlin designer who sources materials locally and hand crafts products himself. As he says, "I want to make things that look nice, are made well, and make people happy.” His lamps and chandelier which exemplify these intentions, will be exhibited at DMY’s Nacht Schicht – one night during DMY Design Week in which studios and workplaces open late to exhibit their work. The lamps are not flashy or fashion conscious, they abide by the criterion of a Papanek-esque aesthetic but despite this, they are stunning - their concentric wooden rings casting mesmerising moiré light forms, reminding us of the power of simplicity. Furniture design will always endeavour to be beautiful because after all, beauty sells. But beyond being aesthetically pleasing or comfortable, these designers show us that design harnesses power for ideological engagement and social transformation. With the list of exhibitors for this year’s DMY almost finalised, it will be exciting to see what else is on show within the realms of social furniture design.
Auguste Rodin in conversation with Larry Clark Tristram Hillier Maha Malluh Nelson Mandela Henri Matisse Akim Monet
Until July 12, 2014 Wed.-Sat. 12 to 6 pm T:+49-30-25 46 09 44
info@sidebysidegallery.com www.sidebysidegallery.com
Potsdamerstrasse 81b 10785 Berlin - Germany (Tagesspiegel - Hof)