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Ausgabe N°12 • Februar / März 2011 • Jahrgang 2 • trafficnewstogo.de
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NEWS TO–GO
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Zeitgeschehen S.6
Die Revolution der Cyber-krieger Vielleicht war es dieser Handschlag, der den Film „Hassan und Morcos“ im Jahr 2008 zum Kassenschlager in der arabischen Welt macht. Der Film erzählt die Geschichte eines muslimischen und eines christlichen Geistlichen, die – verfeindet bis auf Blut – in größter Not ihre Identitäten tauschen. Irgendwann erkennen sie, dass ihre Feindschaft keinen Sinn mehr hat. Sie reichen sich die Hände… von Thorsten Denkler
Film S.22
Auf ein riff mit den rolling stones Wenn in Berlin der rote Teppich rollt, Premieren über die Leinwand flimmern und sich Produzenten, Nachwuchstalente und Filmliebhaber begegnen, hat Dieter Kosslick, Direktor der Berlinale und Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie der Sympathien des Publikums, hinter den Kulissen jede Menge Fäden gezogen – in diesem Jahr zum zehnten Mal. Berlinale-Direktor Dieter Kosslick im Gespräch… von Sabine Weier
Kunst S.28
Pollock is my homeboy Der Ost-Berliner Sprüher KERK alias Christian Awe ist ein beschäftigter Mann und ihn in seiner Ost-Berliner Heimat zu erwischen nicht einfach: Schließlich gibt dem erst 32jährigen Künstler bereits die Globalisierung des Kunstmarktes den Takt vor, und wenn er sich nicht gerade auf der Kunstmesse Istanbul präsentiert, reist er zur Eröffnung einer Gruppenausstellung in Seoul oder feiert in Miami… von Gunnar Lützow
CHAPTER V
7 Zeitgeschehen – Heldenmythen und wie der Sex auf die Leinwand kam 8 Interview – Produzentenlegende ‚Atze‘ Brauner blickt zurück auf seine Geschichte des deutschen Kinos 11 Das Wetter – Filme, die das Klima verbessern 12 Style – Modische Empfehlungen für die Roten Teppiche dieser Welt 13 Hollywood-Schauspielerin Leelee Sobieski in einer glamourösen Fotostrecke von Udo Spreitzenbarth und einem Interview über ihr Comeback 23 Film – Regisseur Wolfgang Becker spricht über das Kino in seinem Kopf 24 Film – Romuald Karmakar, der Filmemacher, der die Überraschung liebt, im Interview 26 Ein Nachruf auf Bernd Eichinger, einen Getreuen des Kinos 30 Kultur – Filmvorstellung 31 English Appendix
RIO Ipanema Beach, Topas, 2011 Germany Cologne, Munich, Brazil SĂŁo Paulo, Rio de Janeiro, BrasĂlia, USA Honolulu, Beverly Hills, Canada Toronto, China Beijing, Shanghai, Changsha, Hong Kong Hong Kong, Italy Milan, Japan Osaka, Tokyo, South Korea Seoul, Macao Macao, Philippines Manila, Malaysia Kuala Lumpur, Singapore Singapore, Taiwan Taipei, Taichung, Tainan, Kaohsiung. www.rimowa.com
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Contributors
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Contributors
Sabine Weier
Udo Spreitzenbarth
Marc Hairapetian
Sabine Weier ist freie Journalistin und bringt gerne urbane Mythen auf den Tisch. Dazu gehören Geschichten zu Grafikdesign und Mode genauso wie ihr Spezialgebiet Film. In ihrer Magisterarbeit erklärte sie, warum Baz Luhrmanns popkulturelle Inszenierung von „Romeo und Julia“ mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes erstklassige Kunst ist. Während ihres Studiums assistierte sie dem Mannheimer Regie- und Autorenduo Projekt Gold. Ansonsten unternimmt sie als Texterin und Konzeptionerin ab und zu Ausflüge über den Tellerrand.
Die Entscheidung des in Pforzheim geborenen Udo Spreitzenbarth, sein Architekturstudium in Deutschland abzubrechen, um nach New York zu ziehen, hätte richtiger nicht sein können. Er veröffentlicht seitdem in sämtlichen großen Modemagazinen von Vogue bis Harper’s BAZAAR, fotografiert große Werbekampagnen, wie die für Bretz, stellt seine Kunst rund um den Globus aus und porträtiert alles, was Rang und Namen hat – für TRAFFIC nach Mischa Barton nun die ungewöhnliche Hollywood-Schönheit Leelee Sobieski.
Marc Hairapetian ist der SPIRIT, geboren wie François Truffaut am 6. Februar – allerdings 1968 in Frankfurt am Main mit armenischer Herkunft. Seit 1984 gibt er das Kulturmagazin SPIRIT – EIN LÄCHELN IM STURM heraus. Er schreibt für NZZ, FAZ, SZ, Cinema oder Spiegel-Online und ist Co-Autor von „Oskar Werner – Das Filmbuch“. Seine Biografie über Oskar Werner, „Genie zwischen Tag und Traum“, soll 2012 erscheinen. Interviewt hat er Jack Nicholson, Henry Kissinger, Richard Gere, Gregory Peck, Peter Ustinov, Debbie Harry, aber auch Produzentenlegende Artur Brauner – zu finden in dieser Ausgabe.
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You exist only in what you do Federico Fellini
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Zeitgeschehen
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Es ist die Generation Facebook, die aufbegehrt gegen die Mächtigen in Ägypten und anderen arabischen Ländern. Sie ist jung und gebildet. Sie will im realen Leben, was sie in der virtuellen Welt des Internets längst lebt: Demokratie und Meinungsfreiheit
Die Revolution der Cyber-Krieger Das Internet ist mehr als ein Social Network. Die gesamte ägyptische Tourismusindustrie, sämtliche Wirtschaftszweige hängen am Datenkabel. Die Datenleitungen sind die Hauptschlagadern der globalisierten Welt. Kein Land der Erde kann sich davon lossagen, wenn es sich nicht auf vorindustrielles Niveau zurückkatapultieren möchte.
von Torsten Denkler Vielleicht war es dieser Handschlag, der den Film „Hassan und Morcos“ im Jahr 2008 zum Kassenschlager in der arabischen Welt macht. Der Film erzählt die Geschichte eines muslimischen und eines christlichen Geistlichen, die – verfeindet bis auf Blut – in größter Not ihre Identitäten tauschen. Irgendwann erkennen sie, dass ihre Feindschaft keinen Sinn mehr hat. Sie reichen sich die Hände.
©Ahmad Hammoud
Die Gesellschaften in den arabischen Ländern sind weiter, als die alten Männer der alten Garde wahrhaben wollen oder auch können. Das ist nicht erst seit „Hassan und Morcos“ so. Aber die Generation Facebook hat heute das Mittel, den diktatorischen arabischen Regimen etwas entgegenzusetzen, womit sie überfordert zu sein scheinen: maximale Vernetzung.
Die Mächtigen haben vielleicht gesehen, welche Vorteile das Internet für ihre Volkswirtschaften darstellt. Was sie nicht gesehen haben oder zumindest nicht zu verhindern wussten, ist, dass es sukzessive ihre Macht untergräbt. Die Diktatoren, Potentaten und Regimeführer sind überfordert. Ihre Politik des Schlagknüppels, der Repression funktioniert im Internet nicht.
©Alwan for the Arts.org
Mit Omar Sharif und Adel Imam sind die Rollen von den beiden bekanntesten arabischen Schauspielern besetzt. In Ägypten wird der Film zu dem, was in der westlichen Welt Blockbuster genannt wird. Er entspricht dem Zeitgeist. Eine ganze Generation ist der Ideologisierung, des Personenkults um Staatschef Hosni Mubarak, der trotz säkularem Staatsaufbau durchislamisierten Gesellschaft überdrüssig.
©Ahmad Hammoud
wollen. Gut 60 Prozent der arabischen Bevölkerung ist unter 30 Jahre alt. Die 20- bis 29-Jährigen stellen die zahlenmäßig stärkste Bevölkerungsgruppe. Sie sind gebildeter, weltoffener als die Generationen davor, weniger ideologisch. Sie wissen mehr über die Zusammenhänge in ihrem Land, über die Debatten auf der Welt. Sie sind die wohl am besten ausgebildeten 20- bis 29-Jährigen, die diese Region je hervorgebracht hat. Und dennoch haben sie keine Jobs, keine Perspektive. Das macht die Mischung so explosiv. Sie haben alles, um erfolgreich zu sein. Sie wollen ihr Land voranbringen. Anders übrigens als viele ihrer mit nichts als Gottvertrauen ausgestatteten Landsleute. Doch die Bevormundungsdiktaturen in der arabischen Welt hinderten sie bis jetzt daran, mündige Bürger zu sein. Nach dem Rückzug von Hosni Mubarak haben die jungen Menschen in Ägypten jetzt die Chance, freie Bürger in der realen Welt zu werden. Dabei waren sie es längst – in der virtuellen Welt. Sie werden sich das nicht wieder nehmen lassen.
©Euronews
Ein Film lässt sich kontrollieren. Er kann verboten werden. Das Internet lässt sich nicht verbieten. Selbst in China, dem zweifelhaften Pionier in Sachen Internetüberwachung, bietet das Netz Räume der Freiheit. Ägypten hat es einige Tage versucht, hat landesweit das Internet abgeschaltet. Lange ließ sich das nicht durchhalten. ©dimios Victory
©Bundesarchiv Berlin. Besuch Präsident Mubarak
Umso befremdlicher muss für die meist jungen Zuschauer sein, dass der Film zugleich von politischen und religiösen Führern als blasphemisch, antiarabisch, antiislamisch gebrandmarkt wird. Wer will, kann sie schon da ausmachen, diese tiefe Kluft zwischen den Mächtigen und den Menschen auf der Straße.
©gr33ndata
Tränengas und Gummigeschosse wirken archaisch, wie aus der Zeit gefallen. Wo sich die digitalen Pforten öffnen, öffnen sich Räume für Debatten, Meinungsaustausch, spontane Treffen in der virtuellen und der realen Welt. Das Internet ist zum Echtzeit-Flugblatt jedweder Protestbewegung in der Welt geworden. Es sind vor allem die jungen Menschen in den arabischen Ländern, die diese Freiheit, die sie im Netz leben, endlich in die reale Welt mitnehmen
zeitgeschehen@trafficnewstogo.de
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Zeitgeschehen
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sich Dervais später in einer CNN-Talkshow mit dem genialen Bonmot: „Niemand hat das Recht, nicht beleidigt zu werden.“ Keine Helden, auSSer Mutti
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Dass Facebook immer gewinnt, bestätigt auch ein Blick auf die Golden Globes im vergangenen Monat. Dort langweilte der viermalige Erfolg des Films „The Social Network“ über
den einmaligen Erfolg von Facebook. Dazu die immer gleichen Kronleuchter-Schwenks und Nahaufnahmen von erwartungsfrohen oder düpierten Nominierten, grauenhafte grüne Kleider von Angelina Jolie und Catherine ZetaJones, kitschige rosa Glitzerroben von Nathalie Portman und Scarlett Johansson. Wie gut, dass es als Moderator den bitterbösen englischen Komiker Ricky Gervais gab, der schon im vorhinein erklärt hatte, warum die Golden Globes Hollywoods liebster Award sind: „Weil dort während der gesamten Zeremonie getrunken werden darf, sonst wäre es unerträglich.“ Mit harten Schlägen drosch er auf Gäste, Laudatoren und Nominierte ein. Florian Henckel von Donnersmarck musste sich beispielsweise anhören, dass dieses Jahr alles im Kino so dreidimensional gewesen sei – außer die Charaktere in seinem Hollywood-Debüt „The Tourist“. Er habe es zwar nicht gesehen – „aber wer hat das schon...“. Für seine harten Jokes rechtfertigte
Darauf sollten sich auch Schwangere einstellen, deren dicke Bäuche offenbar besonders gern zum Ziel von Witzattacken der Gegner werden. So gesehen bei der SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, die zur Geburt ihrer Tochter eine gestreifte Tigerente von ihren politischen Kontrahenten aus CSU und FDP bekommen hat. „Um Ella Maria schon von Kindesbeinen an zu zeigen, welche Freude man mit SchwarzGelb haben kann“, schrieben drei Parlamentarier in die Glückwunschkarte. Auch die Familienministerin Kristina Köhler bekam nach der Verkündung ihrer Schwangerschaft unerwartete Glückwünsche von ihrer Widersacherin. CDU-Kollegin und sieben fache Mutter Ursula von der Leyen schickte ihr „tonnenweise Glück“. Die Familien- und die Arbeitsministerin waren sich in den vergangenen Wochen heftig in Sachen Frauenquote in die Quere geraten. Von der Leyen kündigte an, noch dieses Jahr ein Gesetz einführen zu wollen, das Aufsichtsräte und Vorstände verpflichtet, aus mindestens 30 Prozent Frauen zu bestehen. Köhler verteidigte ihr Hoheitsgebiet der Gleichstellungsfragen, indem sie den Vorschlag „Pflicht zur Selbstverpflichtung“ einbrachte, nach dem Konzerne sich freiwillig eine eigene Frauenquote ausdenken. Es drohte schon wieder ein wortgewaltiger Streit, als Kanzlerin Angela Merkel alias „Mutti“ sich ein- und die Diskussion abschaltete. Sie wollte die FDP nicht unnötig provozieren. Mutti weiß eben nicht nur, wie man Freude mit Schwarz-Gelb haben kann, sie hat – anders als ihre Mütter-Ministerinnen – auch einen Facebook-Account.
Ästhetik des Kinos angeht, sondern hier fanden auch dramatische Entwicklungen im Film statt, die Weg weisend dafür waren, wie wir Sexualität und Geschlecht in unserer zeitgenössischen Kultur darstellen. Dass Berlin sexuell liberal ist und die Kunst, die hier gemacht wird, dies reflektiert, sind keine neuen Feststellungen. Dennoch ist es kein Fehler, es zu wiederholen, besonders, wenn man einige der überraschend offenen Darstellungen von Sexualität in den Filmen, die nach dem Ersten Weltkrieg in der Stadt produziert wurden, in Betracht zieht. Es begann mit Richard Oswalds unabhängiger Produktion „Anders als die Andern“, einer Polemik gegen Intoleranz, die den Paragraphen 175 – das Gesetz, das Homosexualität in Deutschland verbot – direkt in Frage stellte. Die Auswirkungen dieses Films konnte man noch 1961 spüren, als der Stoff in England unter dem Titel „Victim“ neu verfilmt wurde. Zum ersten Mal wurde das Wort ‚homosexuell’ in einem Film ausgesprochen. In Berlin nahmen die UFA-Studios Babelsberg das Thema insofern ebenfalls auf, als Carl Theo-
dor Dreyer 1924 bei „Michael“ Regie führte. Es ist keine große Enthüllung, dass sowohl „Michael“ als auch „Anders als die Anderen“ mit dem Tod des schwulen Protagonisten enden. Katharsis erreichen wir nun mal durch Mitleid und Furcht und was ist beklagenswerter als der Tod eines Menschen, der wegen seiner natürlichen Veranlagung von der Gesellschaft verfolgt wird. Von großer Bedeutung ist das Ende von „Michael“, an dem Zoret, der Geliebte des Titelhelden, auf seinem Sterbebett erklärt: „Jetzt kann ich ruhig sterben, denn ich habe wahre Liebe gesehen.“ Egal, wie die Gesellschaft mit Sexualität umgeht, wie immer sie das Individuum in seine Schranken weist – das Mutigste, das man sagen kann, ist: ‚Je ne regrette rien’. Es ist schade, überrascht aber – auch das bedauerlich – kaum, dass Dreyer, anders als viele seiner Zeitgenossen bei der UFA, nie nach Hollywood gerufen wurde. In Hollywood konnte man die wachsende sexuelle Offenheit des deutschen Kinos jedoch nicht lange ignorieren, besonders nicht, als sie in Gestalt von Marlene Dietrich daherkam. In Josef von Sternbergs „Der Blaue Engel“ ist
Dietrichs Lola die archetypische Femme Fatale: sinnlich, emanzipiert und der unausweichliche Untergang des von Emil Janning dargestellten Professor Immanuel Rath. Raths Untergang ist jedoch verursacht durch seine Unsicherheit, Impulsivität und Hysterie, also genau durch die Eigenschaften, die in durchschnittlichen Hollywoodfilmen Frauen auszeichnen. Lola ist sicherlich eine Verführerin, dennoch ist sie vollkommen rational. Während Rath daran zerbricht, dass er zum Clown degradiert wurde, tanzt Lola weiter. Die Kollaboration Dietrichs und von Sternbergs zog schnell von Babelsberg nach Hollywood weiter, wo beide von riesigem Erfolg begrüßt wurden. „Der Blaue Engel“ wurde, zusammen mit den oben erwähnten Filmen, in Deutschland bald von der faschistischen Regierung als sogenannte entartete Kunst verboten. Das Aufbrechen der sexuellen Normen wurde wieder tabu. Wie viele Hollywoodfilme waren vor dem Krieg verboten? Genau einer – eine Laurel und Hardy Komödie. Wenn man über Sexualität und Film nachdenkt, sollte man in Babelsberg beginnen.
Der Januar in drei Akten von Greta Taubert Falsche Helden Revolutionen brauchen Helden. Im Klischee haben sie verwegene Haare und entschlossene Mienen, die sich auf T-Shirts drucken lassen. Auch für die Unruhen in Ägypten haben sich westliche Medien auf die Suche nach geeigneten Helden gemacht – und offensichtlich keine gefunden. Stattdessen heroisieren sie: „Wie Facebook Ägypten verändert hat“ (Die Zeit), „Arabiens Facebook-Jugend verjagt die Greise“ (Handelsblatt) oder „ Jeder Twitt ein Tritt“ (FAZ). In ausführlichen Analysen wird berichtet, wie die ersten Proteste am Nil von der Facebook-Gruppe „Jugendbewegung 6. April“ angeregt wurden, wie sich Protestanten via Twitter über Aktionen austauschen und wie sich die ganze digitale Welt dank Statusmeldungen mit den freiheitsfordernden Ägyptern solidarisiert.
Sex IN BABELSBERG von Krysztof Honowski aus dem Englischen übersetzt Ich habe über Joan Crawford nachgedacht und darüber, was Joan Crawford mit Frauen und Machtverhältnissen zu tun hat; darüber, wie Joan Crawford im frühen Hollywood die emanzipierte Frau in Nicholas Rays „Johnny Guitar“ verkörperte; darüber, dass Rays sensible Außenseiterin ein Durchbruch für die Sexualpolitik des Kinos war. Das alles erschien mir so revolutionär. Ich hätte lieber an Babelsberg denken sollen, das eine Bastion des revolutionären Films war, der in der Zeit zwischen den Weltkriegen aus Deutschland kam. Wenn ich an Babelsberg gedacht hätte, wäre mir schnell aufgefallen, wie falsch mein Kommentar über Nicholas Ray war. Babelsberg war wie ein intellektueller Satellit Berlins und diese Orte waren nicht nur revolutionär, was die
Das gefällt den sozialen Netzwerkern, dass sie bei einer warmen Tasse Kaffee nur ihr weißes Äpfelchen am Schreibtisch zum Glühen bringen müssen und schon sind sie Teil einer echten, blutigen Revolution. Und auch die sozialen Netzwerk-Konzerne finden Gefallen daran, dass sie mit merkwürdigen Ideen schon politisch engagierter erscheinen können als jede westliche Regierung. Beispielsweise richtete Twitter während einer kompletten Internetsperre in Ägypten ein, dass die Aktivisten ihre Tweets via Telefon absetzen können. Die konnte dann zwar gar keiner in Ägypten lesen, aber so viel ist klar: Es war eine Tat von heroischer Größe. Böse Helden
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Interview
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Interview
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Er hat alle, aber auch wirklich alle Berlinalen miterlebt – und ist vermutlich mit seinen 92 Jahren der älteste Festivalgast anno 2011. Außerdem hat Artur ‚Atze‘ Abraham Brauner als Produzent Filmgeschichte geschrieben, ob mit „Ruf der Wildnis“ (1972), „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ (1981) oder auch „Vampyros Lesbos – Erbin des Dracula“ (1970). Die Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ehrt Brauner seit 2009, indem sie 21 seiner Filme ständig zeigt, beispielsweise „Die weiße Rose“ (1982) oder „Der letzte Zug“ (2006). Ein Interview mit Artur Brauner, hervorgegangen aus der Zusammenarbeit mit dem Kulturmagazin Spirit - Ein Lächeln im Sturm …
65 Jahre im Geschäft von Marc Hairapetian
Reineke, Engelbert © Deutsches Bundesarchiv
Herr Brauner, 1936 drehten Sie bei einer Reise durch den Nahen Osten mit Freunden zwei Dokumentationen. Am 16. September 1946 gründeten Sie Ihre bis heute aktive Central Cinema Company, kurz CCC Film, genannt. Woher rührt Ihre Begeisterung für das Kino? Ich bin schon als sechsjähriges Kind sieben oder acht Mal in der Woche nach der Schule direkt ins Kino gegangen. Sonntags sah ich mir sogar zwei Vorstellungen an. Fritz Lang hat sich bei mir ganz stark eingeprägt, „Metropolis“ und „Dr. Mabuse, der Spieler“. Ich bin aber auch mit weniger wichtigen Filmen, wie den amerikanischen Cowboy-Streifen, aufgewachsen. Auf dem Pausenhof habe ich dann mit meinen Schulkameraden Szenen nachgestellt. Die guten Cliquen kämpften gegen die bösen Cliquen, zum Glück meist ohne Blut. Kino hat mich von ganz früh an fasziniert, und ich bin dabei geblieben. Aber warum sind Sie dann Produzent und nicht Regisseur geworden? Ein Regisseur inszeniert einen Film nach dem Drehbuch, das er bekommt. Er ist nicht ganz frei. Als Produzent kann ich hingegen jeden Film auswählen. Das ist der Unterschied. Ich war mein ganzes Leben unabhängig und habe nur das realisiert, was mir gefiel. Was macht einen guten Produzenten aus?
Dass er länger existiert als alle anderen. Was das bedeutet, eine Filmproduktionsfirma wie CCC Film über 65 Jahre und die Nachwehen eines Krieges hinweg zu leiten, wie vielen Gefahren man in solch einer Position ausgesetzt ist, macht sich bestimmt nicht jeder bewusst. So zum Beispiel durch Filme, die plötzlich nicht mehr den Erfolg beim Publikum haben, durch Verleiher, die pleitegegangen sind, oder durch Außenvertriebe, wie beim „Hitlerjungen Salomon“, die uns das ganze Geld wegnahmen. Wenn du nicht aufpasst, bist du in diesem Geschäft ganz schnell unten. Ich habe, Gott sei Dank, nie die Rechte total verkauft, sondern immer nur Lizenzen vergeben für einen gewissen Zeitraum. Nach welchen Kriterien gehen Sie bei der Auswahl von Regisseuren vor? Ich verlasse mich auf meinen eigenen Geschmack und sehe, welcher Regisseur für welches Genre am besten geeignet ist. Ein Robert Siodmak hat mit mir neun Filme gemacht, was er bei keinem anderen Produzenten geschafft hat. Mit Paul Martin sind es gar 22 geworden. Es gab aber auch Regisseure, mit denen wir nur einen Film drehten. Lassen Sie dem Regisseur freie Hand oder nehmen Sie großen Einfluss auf das Endprodukt? Während des Drehs gebe ich dem Regisseur vollkommene Freiheit. Beim Drehbuch und dem finalen Schnitt habe ich allerdings großen Einfluss. „Der letzte Zug“ war mir acht Minuten zu lang, doch um jeden weiteren Konflikt zu vermeiden, habe ich sie schließlich drin gelassen. Ähnlich wie Stanley Kramer, der später auch als Regisseur mit „Urteil von Nürnberg“ und „Das Narrenschiff“ großen Erfolg hatte, haben Sie als Produzent häufig sogenannte ‚heiße Eisen‘ angefasst. Er hatte eine besondere Begabung. Wie viel Stanley Kramers gab es? Vielleicht noch Stanley Kubrick oder Roman Polanski. Ich
habe heute geträumt, dass Polanski in meiner nächsten Komödie spielt und sie auch inszeniert. Doch das würde viel zu teuer. Sehen Sie sich mehr als Geschäftsmann oder mehr als Künstler? Wenn ich Geschäftsmann wäre, würde ich nicht 21 Filme über die Opfer des Nationalsozialismus gedreht und bisher dabei 15,7 Millionen Euro verloren haben. Ihr erster, 1948 entstandener Spielfilm „Morituri“ beschäftigte sich bereits mit dem Dritten Reich. Bis zum im Wortsinn „letzten Zug“ haben sie sich immer wieder mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte auseinandergesetzt. Sehen Sie sich als Mahner? Vom ersten Zug „Morituri“ bis zum „letzten Zug“ sehe ich mich absolut als Mahner. Und ich glaube, ich schaffe noch einen Film über diese Thematik. Sie haben 49 Verwandte durch die Nazis verloren. Wie geht man mit solch einem Schmerz um? Entweder machen Sie aus Depression Selbstmord, oder Sie müssen weiterleben. Es gibt kein Zwischending. Glauben Sie, dass Deutschland aus den Ereignissen von 1933 bis 1945 gelernt hat? Nach dem Krieg habe ich gehofft, dass eine neue Generation heranwachsen würde. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Es ist bei einer gewissen Klientel alles geblieben, wie es war. Zwar nur im kleineren Ausmaß, doch viel gelernt hat die junge Generation nicht. 15 bis 20 Prozent bleiben bei ihren antitoleranten Gefühlen. Da hilft vielleicht nur ein gewaltiger Schock bei der ganzen Nation. Doch woher soll der kommen? Und warum soll der unbedingt positiv ausfallen? Sie leben in Deutschland. Wie wichtig ist Ihnen Israel?
Israel ist das Land der Träume und das Land der bitteren Erkenntnis, dass es einen Kampf um Leben und Tod gibt. Ich stehe hundertprozentig zu Israel, weil es gar keine Alternative dazu gibt. Als was sehen Sie sich? Als polnischer Jude, als Deutscher oder als Weltbürger? Ich bin Kosmopolit. Da, wo es Anstand gibt, wo die Politik mit Toleranz und Menschlichkeit geführt wird, bin ich zu Hause – und dieses Land muss man suchen. Wie gehen Sie mit Anfeindungen von ewig Gestrigen um? Ich erlebe keine Anfeindungen. Ich habe seit vielen Jahren nicht mal einen Beschwerdebrief erhalten. Die einzigen zwei waren von meinen Angestellten, die entlassen wurden. Dafür bekomme ich immer noch viele Autogrammwünsche mit sehr warmen, herzlichen Briefen. Das ist für mich ein Ansporn, weiterzumachen. Alte und neue Nazis scheinen mich irgendwo zu respektieren. Sie suchen wohl keine Konfrontation, weil ich in diesem Alter noch arbeite, anstatt mit meinem Hintern in Gran Canaria zu sitzen. Dabei hätte ich schon vor 30 Jahren in Rente gehen können. Sie wollten auch einen großen Film über den Völkermord an den Armeniern machen. Handelt es sich dabei um Franz Werfels „Die 40 Tage des Musa Dagh“ und woran scheiterte die Produktion? Ich habe schon vor 40 Jahren mit MGM über die Rechte von „Musa Dagh“ verhandelt. Sie wollten zwar den Weltvertrieb übernehmen, aber sich nicht finanziell an der Produktion beteiligen. Für mich ist dieser Film über den Völkermord an den christlichen Armeniern nicht vergessen. Die Rechte an „Musa Dagh“ sind mit um die 30 Millionen Dollar zu teuer, das kann man nicht aufbringen, weil der Film leider nicht das Interesse der breiten Masse erreichen wird.
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Interview
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Brauner arbeitet noch immer unermüdlich, doch er liebt auch die Nacht und ihre Feste. Heute sagt er: „Die Berlinale ist viel größer und glamouröser als zu Beginn, doch damals hat sie mehr Spaß gemacht!“
Karl May war ja auch sehr juden- und armenierfeindlich. So schreibt er in seinem Reiseband „Auf fremden Pfaden“ in der Geschichte „Der Händler von Serdescht“: „Wenn du zehn Schurken in einem Raum hast, kannst du sicher sein, dass sechs bis sieben davon Armenier sind. Das Schlimmste an ihnen ist, dass sie Christen sind.“ Das habe ich nicht gewusst. Ich wusste nur, dass er ein glühender Nationalist war, der, als er seine ‚autobiografischen’ Geschichten schrieb, den Orient und Wilden Westen noch gar nicht besucht hatte. Was ich gedreht habe, habe ich aber gelesen. Ich habe versucht, in meinem Film alles, was in der Nähe zu den Nazis oder extrem Nationalismus stand, zu vermeiden. Es gelang vielleicht zu 95 Prozent, aber manchmal bin ich versehentlich doch hineingeschlittert, indem ich in vielen Filmen, beispielsweise „Old Shatterhand“ und „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“, Lex Barker als ‚deutschen Helden’ glorifiziert habe, ohne auch nur eine winzige Kritik an ihm zu üben. So ging er in die Geschichte von Karl May als Volksheld ohne jeglichen menschlichen Fehler ein. Sie wurden 1962 heftig kritisiert für Ihre Unterhaltungsfilme. Eine Reihe von Jung-Regisseuren warf Ihnen seinerzeit in ihrem Oberhausener Manifest vor, an ‚Opas Kino’ festzuhalten und damit zur Geschichtsverdrängung im Wirtschaftswunder-Deutschland beizutragen. Hat Sie, der Sie sich als Mahner verstehen, dieser Vorwurf besonders schwer getroffen? Ich habe mir immer gesagt: Hoffentlich erlebe ich noch, dass ich denen das Gegenteil beweisen kann. Und das ist ja geschehen. Wo sind die Unterzeichner des Oberhausener Manifestes heute? Wir produzieren weiter auf dem Weltmarkt. Von denen ist kein einziger da, von dem man sagen kann, er hätte es geschafft. Außerdem waren die Vorwürfe lächerlich, sachlich unfundiert und nachweisbar war ich
der mir eine goldene Cartier-Uhr geschenkt hat. Ich habe sie kürzlich meinem Sohn geschenkt. Harvey ist ein großartiger Mann gewesen und ich habe mit ihm noch vieles vorgehabt. Er sollte in einer Geschichte von Aldous Huxley spielen, außerdem in noch drei weiteren Projekten, doch der Krebs raffte ihn mit 45 Jahren hinweg.
sowohl im künstlerischen, als auch kommerziellen Bereich erfolgreich. Um diese Zeit haben wir zum Beispiel nachstehende Filme produziert: „Die letzten werden die ersten sein“, nach dem berühmten englischen Schriftsteller John Galsworthy mit Maximilian Schell, Ulla Jacobsson und O. E. Hasse, „Mädchen in Uniform“ mit Lilli Palmer, Romy Schneider und Therese Giehse, „Das Riesenrad“ mit Maria Schell und O. W. Fischer, „Es geschah am hellichten Tag“ mit Heinz Rühmann, Gert Fröbe und Michèle Mercier, „Der achte Wochentag“ mit Sonja Ziemann, der ein enormer Erfolg bei den Filmfestspielen in Venedig war, und natürlich den Golden-Globe-Gewinner „Der brave Soldat Schwejk“, wieder mit Heinz Rühmann. Weitere 20 Filme könnte ich aufzählen, die zwischen 1957 und 1963 entstanden sind und große Erfolge erzielten. Was halten Sie für Ihre beste und was für Ihre schlechteste Produktion? Die Schlechteste habe ich längst vergessen. Die Beste? Es gibt einige. Es ist wie bei Kin-
dern. Man kann nicht sagen, welches besser und welches weniger gelungen ist. Wenn ich so nachdenke, ist mir vom künstlerischen und geschäftlichen Aspekt heraus betrachtet „Der brave Soldat Schwejk“ mit Heinz Rühmann vielleicht der liebste Film. Er hat immerhin den Golden Globe gewonnen. Ein rein kommerzieller Triumph war „Old Shatterhand“. Es gibt auch Filme, die man liebt, die aber beim Publikum weniger gut ankamen, wie „Hitlerjunge Salomon“. Im Ausland avancierte er zum Kultfilm, gewann ebenfalls den Golden Globe, war aber hier nur ein relativer Erfolg und das tut mir natürlich weh. Sie haben mit vielen internationalen Stars zusammengearbeitet. An wen erinnern Sie sich besonders gerne? „Kampf um Rom“ war mit Orson Welles und dem viel zu früh verstorbenen Laurence Harvey hochkarätig besetzt. Der in Litauen geborene spätere Wahlbrite Harvey ist der einzige Schauspieler in meiner Karriere,
Gab es noch Schauspieler, die Sie unbedingt gewinnen wollten und mit denen es nicht zustande kam? Ich verhandelte mit Oskar Werner in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre über „Peer Gynt“. Auch dieses Projekt ist noch nicht aufgegeben. Der Film mit der Musik von Grieg basiert auf Ibsen, spielt aber heute. Für „Peer Gynt“ wäre Oskar Werner richtig gewesen. Es gab zwei Drehbuchfassungen, doch letztlich waren sie nicht reizvoll genug, um viel Geld auszugeben. Und Oskar Werner hatte auch seinen Preis. Wir trafen uns in einem Wiener Hotel. Für mich hatte er die Klasse des US-Schauspielers Montgomery Clift. Als sehr guter Schauspieler muss man etwas von der normalen Welt entrückt sein. Dazu kommt ein Tick Genialität. Dann wird man Oskar Werner! Für einen Schauspieler dieser Qualität braucht man, wenn man Erfolg haben will, einen besonderen Produzenten, der Zeit hat und von früh bis spät mit ihm zusammen ist. Ein solcher Schauspieler ist wie ein Kind. Auch Otto Wilhelm Fischer war in gewisser Hinsicht so, wobei hingegen Curd Jürgens ein ganz normaler Mann war. Sie sind jetzt 92 Jahre alt, stecken aber noch immer voll Tatendrang. Sind Sie zufrieden mit mir? Werden Sie mich weiterempfehlen? Ja, sehr! Vielen Dank!
Das Wetter
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©Donata Wenders, Neue Road Movies GmbH
das wetter All pictures courtesy Berlinale (Filmstills)
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Wuppertal
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Wilder Westen
Anhaltender Regen Pina
Flirrende Hitze True Grit
Mitten in den Vorbereitungen, im Sommer 2009, starb Pina Bausch. Wim Wenders drehte das seit langem geplante Tanzfilm-Projekt alleine ab und widmete es der legendären Choreografin. In Wuppertal, wo sie 35 Jahre lang mit ihrem Ausnahme-Ensemble Tanzgeschichte schrieb, tanzen die Künstler aus dem Theater hinaus auf die Straßen und beseelen die Stadt mit von Pina Bausch noch selbst ausgewählten Stücken, darunter auch Szenen aus „Café Müller“, das schon Pedro Almodóvars Film „Sprich mit ihr“ eröffnete. Bei der Berlinale feiert die 3D-Produktion „Pina“ Weltpremiere und klinkt sich in den Diskurs zur Zukunft des Kinos ein. Wenders und andere Filmemacher diskutieren auf dem Berlinale Talent Campus die Möglichkeiten und Perspektiven einer kinematischen Revolution, die längst ausgebrochen ist. „Pina“ läuft ab dem 24. Februar im Kino. SW
Mit einem ausgewachsenen Genrefilm eröffnen Joel und Ethan Coen die Berlinale. „True Grit“ wurde für zehn Oskars nominiert und könnte zum erfolgreichsten Western aller Zeiten avancieren. Die Story kam 1969 schon einmal mit John Wayne auf die Leinwand, allerdings haben die zwei Supra-Cineasten den Vorgänger nicht gesehen – beeinflussen lassen wollten sie sich ausschließlich von der Romanvorlage aus der Feder von Charles Portis. Ein dickes Lob von der Kritik heimste die erst 14jährige Darstellerin Hailee Steinfeld ein. Als Mattie Ross will sie nach dem Tod ihres Vaters seinen flüchtigen Mörder stellen und kauft sich mit einem Batzen Gold die Hilfe von Marshall Rooster Cogburn. Zusammen mit Texas Ranger LaBoeuf machen sie sich auf die Jagd. Schon 1998 hatten die Coen-Brüder mit „The Big Lebowski“, einem ihrer größten Erfolge, das Berliner Publikum verzückt. Ab dem 24. Februar läuft der Film im Kino. SW
Deutschland 2011. Regie: Wim Wenders Darsteller: Tanztheater Wuppertal Musik: Thom Hanreich
USA 2010. Regie: Joel und Ethan Coen Darsteller: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin. Musik: Carter Burwell
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Cochabamba
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GroSSes Donnerwetter Gandu
Filme politisieren wie kaum ein anderes Medium, deswegen laufen bei der Berlinale Themen wie Menschenrechte und Repression heiß – in Podiumsdiskussionen, in Spiel- und Dokumentarfilmen quer durch alle Sektionen und vor allem in Gesprächen danach. Nach „También la lluvia“ will man sicherlich reden. Während ein Filmteam im bolivianischen Cochabamba einen hypokritischen Film über Christoph Kolumbus dreht, brechen Unruhen aus. Der Grund: Die Trinkwasserversorgung wird privatisiert und an einen britisch-amerikanischen Großkonzern verkauft. In einem ungleichen Krieg lehnt sich die Bevölkerung auf und ruft damit 500 Jahre alte Geister aus der Zeit der Kolonisierung in die Gegenwart, nur geht es jetzt nicht um Gold, sondern um Wasser. Der bolivianische Wasserkrieg wurde im Jahr 2000 tatsächlich geführt. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit Toten und Verletzten machte die bolivianische Regierung die Privatisierung rückgängig, zu Konflikten kam es seitdem aber immer wieder. SW
Schlicht Q nennt sich der Regisseur von „Gandu“, der dann doch einen Namen hat, nämlich Kaushik Mukherjee. Auch wenn „Gandu“ im Bengali-Slang eigentlich „Verlierer“ heißt, lautet der englische Titel des Films „Asshole“ und der deutsche „Wichser“. Vielleicht passen sie besser zum kraftvollen Plot: Der 20jährige Gandu streunt auf Drogen durch die Straßen Kalkuttas, schreibt bengalische Rap-Lyrik und stiehlt dem Freund seiner Mutter Geld, während der mit ihr im gleichen Raum schwitzend bei der Sache ist. Mit seinem einzigen Freund, einem von Bruce Lee besessenen Rikscha-Fahrer, flüchtet Gandu schließlich aus seinem grauen Leben in ein psychedelisches Technicolor-Erlebnis, in dem Pornografie und Erscheinungen der Hindu-Göttin Kali, Realität und Illusion, der Verlierer und der Gewinner eins werden. „Gandu“ ist eine Entdeckung der Berlinale-Sektion Panorama. Sie gibt Ausblick auf die internationalen Tendenzen des Arthouse-Kinos. SW
Spanien/Frankreich/Mexiko 2010. Regie: Icíar Bollaín. Darsteller: Luis Tosar, Gael García Bernal, Juan Carlos Aduviri, Karra Elejalde, Raúl Arévalo. Musik: Alberto Iglesias
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Kalkutta
Trockenheit También la lluvia
Indien 2011. Regie: Q (Kaushik Mukherjee). Darsteller: Anubrata, Joyraj, Rii, Shilajit, Kamalika. Musik: Dipankar/Anirban wetter@trafficnewstogo.de
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Berlinale 10. bis 20. Februar 2011 2
Der Fußballweltmeistertitel 1954 verhalf mit seinem Slogan „Wir sind wieder wer!“ der BRD zu neuem Selbstbewusstsein und trug entscheidend zum Wirtschaftswunder bei. Eine kulturpolitische Initiative, die drei Jahre zuvor auf Anstoß der amerikanischen Alliierten ins Leben gerufen worden war, sollte ähnlich große Wirkung entfalten: Am 6. Juni 1951 luden die ersten Internationalen Filmfestspiele Berlins in den Titania-Palast in Steglitz. Noch gab man sich harmlos und verlieh den goldenen Bären unter anderem dem Disney-Film „Cinderella“. Doch schon zwei Jahre später verlief sich Hollywood-Star und Berlinale-Gast Gary Cooper bei den Unruhen des 17. Juni im Osten der geteilten Stadt und wetterte in Interviews gegen die Kommunistenhatz des US-Senators McCarthy. Mutig kontrovers und selbstbewusst avancierte die Berlinale zu einem der bedeutendsten Filmfestivals weltweit. www.berlinale.de
1. Teflonbeschichteter Samt-Smoking Chelsea Farmers Club, ab 449 Euro 2. Manschettenknöpfe „Fuchs und Hase“ Chelsea Farmers Club, 49 Euro 3. Bunte Socken, diverse Farbkombinationen Chelsea Farmers Club, 20 Euro 4. Lackschuhe, Chelsea FarmersClub, 269 Euro 5. Häkelblume fürs Revers Chelsea Farmers Club, 8 Euro 6. Neongrüne Toywatch 165 Euro 7. „Eye-Energy Serum“ Molton Brown, 29 Euro
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Auf dem Teppich bleiben von Verena Schulemann
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Tribeca Film Festival 20. April bis 1. Mai 2011
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1. „Maxi Definition Eye Liner“ Babor, 26,50 Euro 2. „Curve“ High-Heels von Jimmy Choo über Quartier 206 Berlin, 495 Euro 3. Satinkleid DKNY, 269 Euro 4. „Ultra Performance“ Lippenstift Babor, 21,50 Euro 5. „Easy Rider“ Clutch Kaviar Gauche aus weißem Nappaleder, 399 Euro 6. Schmuck von Diana Broussard über Apropos, Köln, ab 379 Euro 7. „HSR de luxe Serum“ Babor, 135 Euro
Nach der Schockstarre des 11. September packte jeder, der halbwegs amerikanisch fühlte, mit an, um den American Lifestyle wieder zu seiner vollen Entfaltung zu bringen. Das war die Geburtsstunde des Tribeca Film Festivals, das 2002 von Robert De Niro und einigen anderen gegründet wurde. Nirgends sonst tümmeln sich so viele Leinwand-Stars (Leonardo DiCaprio, Gwyneth Paltrow, Scarlett Johansson, Harvey Keitel...) auf engstem Raum; die Gegend in unmittelbarer Nachbarschaft der zerstörten Wolkenkratzer sollte zur gewohnten Vitalität zurückfinden. Als kleine Schwester Hollywoods präsentiert sich das Festival inzwischen, anerkannte Plattform für internationale Independent- und Dokumentarfilme. www.tribecafilm.com
Chapter v
LeeLee Sobieski Bronzefarbenes, schulterfreies R端schenkleid mit niedrig angesetzter H端fte: Lanvin f端r H&M Schuhe: Luisa Beccaria Diamantarmband und Ring: Damiani
Faltenträgerkleid aus weißem Chiffon mit Blumengürtel: Douglas Hannant Schwarze Allison-Schleife: Arturo Rios
Leelee Sobieski kann mit ihren 27 Jahren einen umfangreichen Lebenslauf vorweisen. Eine Frau, die doppelt so alt ist wie sie, würde ihr die lange Liste an Film- und Fernsehengagements neiden. Leelees in Literatur und Kunst bewanderte Eltern boten ihr günstige Voraussetzungen für den Einstieg in die Welt des Films. Es kann verunsichernd sein, Schauspieler zu werden, egal, wie alt man ist, aber Leelee nahm ihren plötzlichen Erfolg mit „Deep Impact“ gerne an und begann eine Karriere, die ihr die Möglichkeit gab, mit großen Talenten zu arbeiten und die jüngste Darstellerin der Johanna von Orleans zu werden. Nachdem sie mit Leuten wie Stanley Kubrick, Michael Mann und Catherine Deneuve in „Les Liasons Dangereuses“ – Leelee spricht fließend Französisch – gearbeitet hatte, bekam sie vor kurzem ihr erstes Kind mit dem Modedesigner Adam Kimmel. Dennoch ist sie kein Star, der ganz neu vorgestellt werden muss und falls jemand sich fragt – die Heilige Johanna ist angetreten, um in Runde zwei ein K.O. zu liefern ●
Leelee, wie hat sich das Filmbusiness verändert, während du pausiert hast? Als alte Frau von 27 Jahren habe ich lange im echten Leben gelebt und es gibt inzwischen so viele andere Leute, die arbeiten und sehr gut sind. Wenn ich das auch möchte, muss ich wieder einen Platz für mich schaffen. Das bedeutet, wieder denselben Aufstieg durchzumachen. Glaubst du wirklich? Spürst du das, wenn du mit Leuten aus der Branche redest? Es ist ganz unterschiedlich – manchmal bekomme ich eine Rolle angeboten und muss am nächsten Tag zum Vorsprechen. War dein Aussehen jemals ein Thema beim Film? Es gab früher vielleicht schon eine Zeit, als… Willst du die ganze Wahrheit wissen? Hier ist sie: Ich bin nach der Geburt meines Kindes tatsächlich dünner als vorher. Ist das etwas, woran du gearbeitet hast? Nein, es ist einfach so passiert, weil ich mich nicht mehr darum gekümmert habe und ich kann kaum glauben, was für einen Unterschied das macht. Obwohl ich es irgendwie wusste, habe ich mir nie bewusst gemacht, dass ein Teil von mir das die ganze Zeit für egal hielt: Solange ich meine Arbeit gut mache, werden sie mich nehmen, egal, ob ich dick oder dünn bin.
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Also dachtest du, dass es nicht von Bedeutung ist, wie du aussiehst?
Ja, aber dann dachte ich manchmal, dass ich dünn sein muss, weil ich all diese Mädchen sah, die halb soviel wogen wie ich. Dazu bin ich noch groß. Wenn ich klein wäre, könnte ein Mann immer noch zu mir als Hauptdarstellerin herunterschauen. Das scheint für männliche Schauspieler noch immer ein Problem zu sein. Ist das oft ein Thema? Meinst du die Körpergröße? Ja. Wenn du einen Hauptdarsteller hast, der sehr klein ist, ist es schwierig. Andererseits gibt es Männer, die das überhaupt nicht kümmert, Leute wie Tom Cruise. Ihm ist das egal, er arbeitet immer mit großen Frauen, genauso wie Al Pacino. Wenn Typen sehr selbstbewusst sind und nicht viel darauf geben, sind sie der Mann, der sagt, mir ist es egal, wer du bist. Ich bin der Mann hier, alles andere ist egal. Sind manche Leute deshalb sehr unsicher? Manchmal hat der Regisseur ein Problem damit und man wird in Schubladen gesteckt. Es läuft darauf hinaus, dass man, wenn man dünner ist, nicht so dominant ist, aber wenn man etwas größer ist… Viele Schauspielerinnen sind sehr schmal – die meisten von ihnen – und man kann sie leicht überwältigen und das hilflose Mädchen retten. Wenn man größer ist, ist das nicht so gut, denn so viele Rollen entsprechen der des hilflosen Mädchens. Leider läuft das wirklich so. Ich bemerke das in den Reaktionen auf so viele Dinge – dass die Reaktion eine ganz andere ist, weil ich jetzt nach der Geburt meines Kindes weniger wiege.
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Nein, ist das dein Ernst? Ja. Es ist ganz anders. Es ist unglaublich. Das geht nicht von meinem Agenten aus, er hat mich immer sehr, sehr unterstützt. Aber wenn man einen Raum betritt, weißt du… Manchmal denke ich, dass es naiv ist zu glauben, dass ich etwas vorzuweisen habe. Ich bin schlau. Ich bin ein gutes Mädchen. Ich werde pünktlich sein und sehe echt aus. Es steht nirgends im Skript, dass die Figur eine Läuferin ist oder
jeden Tag ins Fitnessstudio geht oder dass sie einen Trainer hat oder eine Ballerina ist oder so etwas. Ok, wenn sie eine Ballerina ist, kann ich sie nicht spielen, aber wenn sie ein Mädchen ist, das im Supermarkt arbeitet, warum kann ich sie nicht spielen? Das macht keinen Sinn. Ich mag keine Filme, in denen das Mädchen, das im Supermarkt arbeitet, nicht aussieht wie ein Mädchen, das im Supermarkt arbeitet. Ich kann das der Schauspielerin nur abnehmen und mich hineinversetzen, wenn sie echt aussieht. Ansonsten bleibt es nur Film. Ich hätte immer den Gedanken im Hinterkopf, dass die Figur nicht eines dieser Mädchen ist, die einfach alles tragen können. Es muss ein Mädchen mit echten Problemen sein. Niemand beachtet sie oder gibt ihr Anerkennung. Warum kann ich nicht einfach normal aussehen? Das geht aber nicht, oder, Leelee? Nein. Außer man arbeitet mit einem tollen Regisseur, der bekannt ist, und er hat Leute gecastet, die normal aussehen. Wenn der Regisseur etwas bekannter ist, ist es einfacher. Will einen das Establishment weiter auf derselben Linie halten, wenn man mit einer bestimmten Rolle bekannt wird? Nein, nein. Ich glaube, dass sie froh sind, wenn man andere Richtungen einschlägt. Zum Beispiel habe ich oft das Gefühl, dass ich sehr viel älter bin. Ich bin erst 27, aber manchmal glaube ich, dass die Leute denken, ich sei älter, weil ich schon so lange dabei bin. Es gibt alle möglichen Situationen, denke ich. Wie befriedigend ist es, wenn man einen Film macht und alle Leute, mit denen man gearbeitet hat, sehr gerne mag? Man liebt die Rolle und dann ist der Film aber nicht erfolgreich. Manchmal hat man eine unglaublich tolle Zeit bei einem Film, eigentlich ist das immer so. Wenn man alles hineinsteckt, was man zu geben hat, dann hat man eine großartige Zeit. Ich glaube daran, dass es sich lohnt, wenn man sehr viel Mühe in ein Projekt investiert. Wenn das Projekt toll ist, wenn ich das Drehbuch lese und denke, das ist das Beste, ist mir der Erfolg völlig egal. Ich will einfach daran glauben. Ich möchte, dass es der Mühe wert ist.
Ich habe mit großartigen Schauspielern – mit Leuten, die ich für großartige Schauspieler hielt – die Schauspielschule besucht. Ich frage mich manchmal, wo sie jetzt sind, was sie machen und warum sie keine Engagements bekommen. Was meinst du, woran das liegt? Manchmal ist man nicht so gut darin, sich zu verkaufen oder man ist nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Vielleicht ist es auch einfach Glückssache. Vielleicht bin ich auch so jemand. Es gab eine Zeit in meiner Vergangenheit, wo ich meine Agentur verließ und bei einer anderen Agentur war. Der Chef dieser Agentur, ein mega-einflussreicher Typ flog mit dem Flugzeug ein, nur um mich zu sehen. Es war verrückt. „Ich betreue nur X, Y und Z und ich will dich!“ Sie nahmen mich nur in ihre Kartei auf, um mich zu blockieren, weil ich einem anderen Mädchen die Jobs streitig machte, das zu der Zeit besser bezahlt wurde. Wie ist das abgelaufen? Ich fand später heraus, dass sie sagten, ich wolle nicht mehr arbeiten, dass ich eine Pause machen wollte. Das war aber nicht der Fall. Ich sagte ihnen, dass ich, wo auch immer sie mich haben wollten, hinfliegen würde und für die Rollen kämpfen und mein Bestes versuchen würde. Solche Sachen… Das hört sich sehr nach Hollywood an, aber es passiert tatsächlich. Weil ich weniger verdiente, bekamen sie eine bessere Kommission. Aber das passiert in allen möglichen Jobs, nicht nur in Hollywood. Es nervt mich wirklich, dass immer entgegnet wird, dass es der Traumjob schlechthin sei, wann immer sich jemand über die Schauspielerei beklagt – das macht einen krank. Und es ist ja der Traumjob vieler Menschen. Selbst, wenn etwas schwierig ist, wird einem irgendwie gesagt, dass man einen Traum lebt und es nicht in Ordnung ist, wenn man sagt, dass das nicht so ist. Oder es wird einem gesagt, dass man es nicht zu schätzen weiß, denn dann ist man undankbar. Und wenn man das alles nicht will, dann kann man es jemand anderem überlassen.
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch
Zartrosa Faltenkleid aus Seidensatin, G端rtel aus Wildleder, Pelzgilet vom mongolischen Lamm, Schuhe: alles Luisa Beccaria
Tr채gerloses graues Kleid mit Schleppe und Strassverzierungen: Blumarine Mary Jane-Pumps aus Lackleder: Luisa Becceria
Florales Carrington-Kleid in metallic mit Schleife: Coco Johnsen
Fotograf Udo Spreitzenbarth
Management Germany - SVGN, Berlin
Fashion Editor / Stylist Ty-Ron Mayes Fotograf: Anita Bresser www.anitabresser.com Model: Ajoh Chol www.izaio.de Styling: Jennifer Hahn www.jennifer-hahn.de Hair & Make-Up: Manuela Kopp www.ninaklein.com/manuela www.manuelakopp.com Assistenz: RenĂŠ GruĂŠl www.dekotainment.de Styling Assistenz: Theresa Zerck
Make-up Paul Innis
wtmanagement.com
Haare Vassilis Ford
Model Leelee Sobieski
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68. Biennale di Venezia 31. August bis 11. September 2011 Ein Hauch angenehm melancholischer Vergänglichkeit streicht über das älteste Filmfestival der Welt, das einst unter der Riege eines Diktators ins Leben gerufen wurde. Nicht nur dem Film, sondern der Kunst überhaupt wird hier das gesamte Sommerhalbjahr über auf höchstem Niveau gehuldigt. Ein Heer von Kritikern, Stars, Kunstschaffenden und sonstig Interessierten zieht damit in die Stadt und sorgt für ansteigende Preise und zügigen Gondelverkehr. Am Abend zieht man sich dann seinen Palast zurück, in dem man sich „Tod in Venedig“ oder „Der Kaufmann von Venedig“ zu Gemüte führt – es sei denn, man wird auf dem Lido erwartet... www.labiennale.org/en/cinema
1. „Tornado Bustier“ Kaviar Gauche, 1400 Euro 2. „Black Henry Sandals“ aus schwarzem Chiffon, Giuseppe Zanotti, 629 Euro, Apropos 3. Mykita-Modell „Ornella“, 299 Euro 4. Armreif mit Kreuzen aus Gold und Brillanten Franz Marfurt, 10 400 Euro, Quartier 206 5. „Specifics“ Clínica Ivo Pitanguy, 220 Euro 6. „Luxurious Volume Haarspray“ John Frieda, um 11 Euro 7. „Evening Edged In Gold“ Eau de Parfum von Ineke, um 90 Euro
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Seit Nicole Kidman 1997 in Gallianos Kleid „Absinthe“ aus dessen erster Kollektion für Dior auf dem roten Teppich der Oscars für Furore sorgte, wurde nicht nur Vogue-Chefin Anna Wintour klar, dass statt Supermodels zukünftig Superstars die Modemaschine antreiben würden. Bei der Frage nach dem richtigen Kleid geht es vor allem darum, welche Wirkung es auf die Weltöffentlichkeit üben soll. Eine kleine Red-Carpet-Anthologie
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Festival de Cannes 11. bis 22. Mai 2011 Anstatt ihr Filmfest wie andere Länder in die hektische Großstadt zu verlegen, wählten die Franzosen den schönsten Kurort des Landes an einem der beliebtesten Strände der Hautevolee und nannten ihren Filmpreis nach einer SüdseePflanze. Auch deswegen ist die Gegend heute nicht mehr ganz so verschlafen wie in den Anfangsjahren und doch weht über dem Festival allein schon wegen der geografischen Lage stets der Wind von Laissez-faire. Zur anerkannten Tradition wurde die Nachwuchsförderung der mitunter weniger schauspielerisch, dafür immer optisch begabten Talente, die ihre Möglichkeiten jedes Jahr vor den Augen einer internationalen Fotografenriege in der Alternativ-Kategorie „Beach“ unter Beweis stellen dürfen. www.festival-cannes.com
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1. „Lipstick Lace Dress“ Dolce & Gabbana, 1498 Euro, Apropos 2. „Lady Peep Sling“ Christian Louboutin, aus schwarz-rotem Lackleder mit 15cm-Absatz, 595 Euro 3. Transparenter Seidenbolero mit Volants Valentino, 459 Euro 4. „Skin Tight“ und „Boob Tube“ für straffe Haut und ein strahlendes Dekolleté, Mama Mio, ab 38 Euro 5. „Portrait of a Lady“ Frédéric Malle, verführerischer Duft aus Rosen, Sandelholz, Moschus und roten Beeren, 215 Euro, Quartier 206
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Auf ein Riff mit den Rolling Stones
von Sabine Weier Wenn in Berlin der rote Teppich rollt, Premieren über die Leinwand flimmern und sich Produzenten, Nachwuchstalente und Filmliebhaber begegnen, hat Dieter Kosslick, Direktor der Berlinale und Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie der Sympathien des Publikums, hinter den Kulissen jede Menge Fäden gezogen – in diesem Jahr zum zehnten Mal. Herr Kosslick, die Berlinale gehört neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestspielen weltweit. Was macht sie besonders? Die Berlinale ist das größte Publikumsfestival und findet in einer attraktiven Großstadt statt, die ein großes kulturelles Umfeld bietet. Nicht nur die Berlinale, sondern auch Berlin findet seit Jahren immer stärkeren Zuspruch aus der ganzen Welt. Das zeichnet das eigenständige Profil des Festivals aus. Da lässt sich auch niemand mehr von dem „kalten Wetter“ beeindrucken; Berlin hat viel zu bieten. In den verschiedenen Sektionen der Berlinale laufen internationale Großproduktionen neben Independent-Entdeckungen, experimentelle Werke neben klassischen. Welchen Film legen Sie uns ans Herz und warum? „Sing your Song“! Dieser außergewöhnliche Dokumentarfilm über Harry Belafonte wird auf der Berlinale gezeigt – und Harry Belafonte tritt auf. Darauf freue ich mich ganz besonders. Belafonte ist schon in den 50er Jahren in Berlin gewesen und es freut mich sehr, dass wir ihn mit einer wundervollen Dokumentation
ehren können. Man darf nicht vergessen, dass Harry nicht nur ein großartiger Schauspieler und Künstler ist, sondern schon seit jungen Jahren ein engagierter politischer Aktivist, der sich stark für die amerikanische Bürgerrechtsbewegung eingesetzt hat und bis heute ein Kritiker der Politik von Armut und Diskriminierung ist. Sie halten ja auch den Jurysitz von Jafar Panahi frei, einem der wichtigsten Filmemacher des Iran. Panahi wird nicht erscheinen, denn er wurde wegen ‚Propaganda gegen das System‘ zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt. Wie sind die Reaktionen auf Ihre Protestaktion? Wir werden Jafar Panahi und seinem Kollegen Mohammad Rasoulof während des gesamten Festivals unsere Aufmerksamkeit schenken. Eine Reihe mit Panahis Filmen beginnt mit dem fantastischen „Offside“, der schon 2006 einen Silbernen Bären bei uns gewann. In unterschiedlichen Sektionen zeigen wir weitere seiner Werke, denen wir ‚Herzensplätze‘ im Spielplan gewidmet haben. Zudem ist ein Panel über Zensur geplant. Die Resonanz ist groß, wir haben viele Reaktionen von prominenten Filmschaffenden erhalten, die die Aktion begrüßen. Wir möchten ein Zeichen setzen, so gut es uns möglich ist.
Es gab in der Vergangenheit Überlegungen, die Berlinale vorzuverlegen und direkt im Anschluss an das Sundance Film Festival auszurichten, da es hinsichtlich des Kinostarts und der Vermarktung großer Hollywood-Produktionen Probleme gab. Jetzt wurden auch noch die Oscar-Nominierungen statt, wie sonst, während, schon vor der Berlinale verkündet. Wird der Termin sich bald ändern? Der Termin wird sich nicht ändern. Wir sind nun mal so terminiert. In der Zwischenzeit kooperieren wir erfolgreich mit dem Sundance Film Festival: Unsere Initiative „Straight from Sundance“ im Filmmarkt zeigt das. Ein weiteres Beispiel ist Miranda Julys Film „The Future“, der in diesem Jahr nach der Sundance-Vorstellung bei uns im Wettbewerb läuft – dieser Film ist ein American Independent, aber aus Deutschland finanziert. Die 61. Berlinale ist Ihr persönliches Jubiläum: Sie sind seit zehn Jahren dabei, haben viele Stars getroffen und Filmen zum Durchbruch verholfen. Was war Ihr Highlight? Als die Rolling Stones 2008 zur Eröffnung kamen, war das ein gigantisches Ereignis, was ich – und bestimmt auch alle anderen Anwesenden – nicht so schnell vergessen werde. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich mit Ronnie Wood ein Riff auf meiner Stratocaster Gitarre im VIP-Club spielen durfte. Das ist natürlich ein Traum für jeden Musikbegeisterten. Und das hätte ich mir früher, als ich noch mit meiner Band The Metas gespielt habe, nicht träumen lassen. Aber es gibt natürlich in jedem Jahr Highlights und unvergessliche Momente und ich bin gespannt, was die nächsten Jahre bringen werden. Berlinale 2008, © Andreas Teich
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Der Gastgeber nimmt den Seiteneingang Was ist für Sie das Schönste am Beruf des Regisseurs? Ehrlich gesagt, der schönste Moment ist, wenn man ganz viele Leute an einem großen, komplizierten Set hat. 600 Leute, denen man erklären kann, was man jetzt machen will und dann zu sehen, wie diese Maschinerie funktioniert. Wie man diese Mengen von Menschen als Einzelner – das hat so etwas von kindlicher Omnipotenzfantasie – irgendwie steuern kann. Da blühe ich richtig auf. Massenszenen sind ja oft Höhepunktszenen und die machen mir ganz besonderen Spaß. Das war jetzt die Kinderperspektive. Aus der Erwachsenen-Perspektive gesehen ist es befriedigend, wenn es mir gelingt, ein möglichst guter Gastgeber wie auf einer Party zu sein, der dafür sorgt, dass alle Leute, die an dem Dreh beteiligt sind, sich einfach wohl fühlen und das Beste aus ihren Mitteln und Möglichkeiten machen können. Während des Drehens laufe ich viel aufmerksamer herum, bin konzentrierter und bekomme viel mehr mit als sonst. Ich schaffe es nicht, in meinem Alltagsleben immer so konzentriert zu sein wie an meinen Drehtagen – leider.
Fragen: Krysztof Honowski Interview: Dave Lojek Überarbeitung: Nina Seckel Wolfgang Becker ist Co-Autor und Regisseur einer der maßgeblichen deutschen Filme neueren Datums. „Good Bye, Lenin!“ spielte über 50 Millionen Euro ein und brachte 2003 mit viel Humor und großer Einsicht das Konzept der Ostalgie ins öffentliche Bewusstsein. Wolfgang Becker meidet die Öffentlichkeit, doch der Eindruck, er habe sich seit diesem großen Erfolg auf seinen Lorbeeren ausgeruht, trügt. Als Mitbegründer der Produktionsfirma X-Filme ist er neben Tom Tykwer, Stefan Arndt und Dani Levy eine der treibenden Kräfte hinter der aktuellen Renaissance des deutschen Filmbusiness. Zu Beginn der diesjährigen Berlinale ist es TRAFFIC in einem seltenen Moment gelungen, den blitzlichtscheuen Cineasten dazu zu bewegen, seine geradlinigen Ansichten über Kino, Berühmtheit und den Schaffensprozess mit uns zu teilen. Hat die große Wertschätzung von „Good Bye, Lenin!“ es leichter oder schwerer für Sie gemacht, einen neuen Film zu drehen? Ich fühle mich nicht sicherer und routinierter dadurch, dass der Film ein großer Erfolg war. Ich werde meinen nächsten Film mit der gleichen Aufmerksamkeit und Konzentration wie immer machen. Auf der anderen Seite bin ich aber auch nicht ängstlicher, weil die Erwartungshaltung jetzt sehr hoch ist. Nach einem Erfolg ist die Gefahr groß, von der Filmkritik niedergeschrieben zu werden. Und die Filme, die ich mache, sind schon abhängig davon, was das Feuilleton schreibt. Es sind keine Filme, die gegen Kritik quasi immun sind, wie viele Mainstream-Filme, bei denen es völlig egal ist, was Kritiker darüber schreiben und die Leute trotzdem reinrennen. Aber darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf. Ich zerbreche mir lieber den Kopf über das Drehbuch, gute Drehorte und die ideale Besetzung. „Ich und Kaminski“ ist ein langgehegtes Projekt von Ihnen, dennoch sind Details kaum bekannt. Können Sie ein wenig die Richtung erläutern, in die der Film gehen wird? Es geht um einen talentlosen und auch sehr bornierten Journalisten, der sich von dem baldigen Tod eines bekannten Künstlers, über den er eine Biografie schreibt, schnellen Ruhm und Karriere erhofft. Es ist das Aufeinandertreffen zweier ungleicher Menschen – einer, der jung, gerissen und skrupellos ist und denkt, er könne den alten, fast schon senil wirkenden für seine Zwecke benutzen. Dabei bekommt er nicht mit, dass er derjenige ist, der benutzt wird. Vor allen Dingen ist es der Versuch, einen Film mit zwei Hauptfiguren zu machen, die beide erst mal unsympathisch wirken, die aber vieles in sich tragen, was die meisten von uns sehr wohl kennen, dies aber verdrängen
oder mit Political Correctness übertünchen, weil man nicht gerne zu seinen schlechten Charaktereigenschaften steht. Sie fingen in der Filmindustrie als Kameramann an. Wie hat diese Erfahrung Ihre spätere Arbeit als Regisseur beeinflusst? Starten Sie einen Film aus einem visuellen Konzept oder fängt es doch bei einem Skript an? Bei meinem ersten Film „Schmetterlinge“ waren mir einzelne Bilder und Einstellungen schon sehr früh klar, auch weil es die Adaption einer Kurzgeschichte war. Schon beim Lesen der Geschichte konnte ich Teile des Films auf meine geschlossenen Augenlider projizieren. Aber so oder so fängt alles mit einem guten Drehbuch an, das ist immer das A und O. Da es bei „Ich und Kaminski“ sehr stark um Malerei geht, spielt natürlich die visuelle Seite eine speziell große Rolle. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich mal Kameramann war. Regisseure, die nie Kameramänner waren, gehen von ähnlichen
Prämissen aus. Bei mir ist es eher so, dass mich das Wissen um Technik beruhigt, weil ich dadurch gut verstehe, was Kameraleute machen und wofür sie oft soviel Zeit brauchen. Ich kann nur schwer mit Menschen zusammenarbeiten, deren Arbeit ich von Grund her nicht verstehe. X-Filme hat eine Reihe von internationalen Hits produziert, aber Ihr Name ist auffällig abwesend in vielen Abspännen. Stehen Sie persönlich nicht so gerne im Rampenlicht? Ich stehe tatsächlich nicht so gerne im Rampenlicht. Für mich ist das Herausbringen eines Films einer der schwierigsten Momente im gesamten Prozess des Filmemachens, speziell so etwas wie Promotion und Premieren, auch manche Festivals. Der rote Teppich ist für mich einfach ein Gräuel. Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass Menschen es lieben, über den roten Teppich zu laufen. Aber ich kann auch nicht verstehen, dass Menschen gerne Schuhe kaufen gehen.
Die Oscar-Nominierung für „Das weiße Band“ war ein Meilenstein in der internationalen Anerkennung von Michael Haneke und X-Filme. Gibt es Pläne, die Zusammenarbeit fortzusetzen? Das neue Projekt von Michael Haneke wird in einer ähnlichen Produzentenkonstellation gemacht wie „Das weiße Band“. Während beim „Weißen Band“ X-Filme mehrheitlich Produzent war, weil das Ganze in Mecklenburg-Vorpommern gedreht wurde, ist das neue Projekt jedoch ein mehrheitlich französisches, da in Frankreich gedreht. „Das Weiße Band“ ist mein Lieblingsfilm von Haneke. Ich bin sehr froh, dass wir ihn gemacht haben und ich finde, der Film hätte es verdient, genau so viele Zuschauer zu haben wie „Good Bye, Lenin! “. Das war leider überhaupt nicht der Fall. Und ist es nicht absehbar, dass er so nachzieht wie „Good Bye, Lenin!“? „Good Bye, Lenin!“ ist sicher ein Film gewesen, der sich lange gehalten hat, auch weil er eine Zielgruppe hatte, die nicht so schnell ‚abgefrühstückt‘ ist. „Das Weiße Band“ wird sicher nicht nachziehen, er ist ja schon längst raus aus den Kinos. Er ist jedoch dafür, dass er ein so spezieller Film ist, als DVD sehr gut gelaufen. Er wurde wohl von denjenigen gut angenommen, die viel davon gehört hatten, die aber nicht mehr gerne ins Kino gehen, weil sie den Geruch von Popcorn und Nachos nicht mehr mögen und auch die ganze Atmosphäre, die in diesen Multiplexen eher an Flughäfen erinnert.
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Kurz vor der Berlinale sprachen wir mit dem diesjährigen Jurypräsidenten des Preises „Dialogue en perspective“ in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ der Berlinale über die Identität des Deutschen Kinos…
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Bei der diesjährigen Berlinale bist du Vorsitzender der jungen Jury, die den Preis „Dialogue en perspective“ verleiht. Der Jurypräsident soll für den filmischen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich stehen. Ich habe einen französischen Pass, wurde aber in Deutschland geboren. Einer der letzten Regisseure, die das auch gemacht haben, war zum Beispiel Dominik Moll, ein französischer Filmemacher mit deutschen Wurzeln.
Die Filme, die in Cannes laufen, finden immer auch den Weg ins Kino. So werden ganz unterschiedliche Formen der KinoNarrative aus der ganzen Welt Teil eines Film-Diskurses. Das ist wichtig. Die Mehrheit der Leute reduziert sich sonst einfach auf das, was eingängig ist und nach einem bestimmten Muster funktioniert.
Warum ist die Beziehung zwischen dem deutschen und dem französischen Film so wichtig? Frankreich ist ein sehr wichtiges Land für die Art von Filmen, die auch ich mache. Einige deutsche Filmemacher genießen dort eine größere Aufmerksamkeit als bei uns. Der letzte Film von Christoph Hochhäusler zum Beispiel, „Unter dir die Stadt“, wurde in Cannes gezeigt und lief in Frankreich schon im Kino.
Kann man überhaupt vom Deutschen Kino sprechen oder ist das ein viel zu heterogenes Feld? Ich denke, man kann das, obwohl es natürlich viele Kategorien gibt. Zum einen ist da das, was man international als „Berliner Schule“ wahrnimmt. Das funktioniert wie eine Marke, mit der man sich im Ausland durchsetzen kann, ähnlich wie das Dogma-Prinzip aus Dänemark. Dann gibt es eine Kategorie, in die zum Beispiel die Filme von Fatih Akin gehören, und Produktionen des gerade verstorbenen Bernd Eichinger. Das sind die drei Strömungen, durch die man im Ausland das Deutsche Kino wahrnimmt. Alles, was dazwischen ist, existiert kaum.
In deutschen Kinos werden wir ihn erst im April sehen. Schon Talente wie Rainer Werner Fassbinder oder Werner Herzog feierten in Frankreich größere Erfolge als in Deutschland. Wie kommt das? Bei den Franzosen gibt es richtige Hardcore-Cineasten, die jeden thailändischen Film kennen wollen. Film ist in der französischen Gesellschaft ganz anders verankert. Theater, Oper oder Literatur haben bei uns immer noch einen höheren Stellenwert. Film hat eher die Funktion, den Arbeitsalltag ein bisschen bunter zu gestalten. Aber als ernstzunehmende Kunstform wird Film bei uns in der Breite nicht gepflegt. Paris ist die Kinohauptstadt dieser Welt, was die Rezeption der Filme angeht.
Der Anteil der Besucher deutscher Kinofilme hat vergangenes Jahr im Vergleich zu 2009 um die Hälfte abgenommen. Auch international sieht es nicht mehr so rosig aus. Vor einiger Zeit war das dank der Filme von Fatih Akin oder Florian Henckel von Donnersmark noch anders. Es gibt eben Wellen des Erfolges. Auch das deutsche Kino funktioniert so. Filme wie „Good Bye, Lenin!“, „Lola rennt“, „Gegen die Wand“ oder „Das Leben der Anderen“ haben gezeigt, dass deutsches Arthouse-Kino auch im Ausland kommerziell erfolgreich sein kann. Gerade im Arthouse-Kino gibt es aber immer wieder diese Wellen. Mal sind es die Iraner, mal die Thailänder, mal die Argentinier, jetzt sind es vielleicht die Griechen, die
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Für sein Psychogramm „Der Totmacher“ erhielt Romuald Karmakar den Deutschen Filmpreis. Sein dokumentarisches Porträt der Techno-Ikone Ricardo Villalobos lief bei den Filmfestspielen in Venedig. Sein Film „Hamburger Lektionen“, für den Karmakar die sogenannten Hasspredigten des Hamburger Imams Mohammed Fazazi übersetzen ließ und szenisch zusammenführte, verwirrte das Publikum. Karmakars Werk ist so vielseitig wie ungemütlich.
letztes Jahr zwei erfolgreiche Filme in Venedig und Cannes hatten. Nach einem internationalen Erfolg steht es auch für die Folgeprojekte gut, vor allem, was den Verleih angeht. Leute wie Angela Schanelec oder Christoph Hochhäusler finden zum Beispiel in Frankreich kontinuierlich Verleiher. Die Anschlussfähigkeit dieser Erfolge mit einer ganz eigenen Filmsprache funktioniert in Deutschland aber leider meistens nicht, das ist eben das Merkwürdige.
International erfolgreiche deutsche Filme haben thematisch meistens etwas mit Vergangenheitsaufarbeitung zu tun, kreisen um Nazi-Deutschland oder die DDR. Muss sich das Deutsche Kino thematisch neu erfinden? Die Verarbeitung historischer Stoffe hat ganz klar etwas mit dem Fernsehen zu tun. Das Fernsehen greift gezielt historische Stichworte und Ereignisse heraus, um dazu Filme zu produzieren. Das schwappt dann auf das Kino über. Gerade in Bezug auf den Nationalsozialismus, ein Thema, an dem ich für „Das Himmler-Projekt“ ja auch gearbeitet habe, ist einfach die Hemmschwelle gesunken. Die Leute trauen sich plötzlich, Themen anzupacken, weil sie in der Breite der Gesellschaft schon einmal durchdiskutiert wurden. Die Kinoproduktion hinkt dem öffentlichen Diskurs immer ein paar Jahre hinterher. Auch Integration gehört mittlerweile zu den großen Themen des Deutschen Films.
Dieses Thema ist problematisch. Meine „Hamburger Lektionen“ von 2005 hatten zwar große Presseresonanz, aber überhaupt keine Zuschauerreaktion. Filmemacher, die letztendlich den öffentlichen gesellschaftlichen Diskurs abbilden, tragen meist das in ihre Filme, was sich die Bundesregierung wünscht. So kommt es mir manchmal vor. Das hat sicherlich auch mit den Filmförderungen zu tun. Man hat schon den Eindruck, dass man wesentlich besser dasteht, wenn man sich mit einem Stoff bewirbt, der eher mit dem öffentlichen Diskurs konform geht. Ganz genau. Was im gesellschaftlichen Kontext opportun ist, lässt sich auch einfacher durchsetzen. Wenn die übergeordnete politische Stoßrichtung in einen Mainstream geht, dann fährt die Mehrzahl in dem Wasser mit. Und viele interessante Ästhetiken bleiben auf der Strecke. Klar – und Innovatives, Mutiges, Aufregendes und Ungewöhnliches. Wenn jemand aber mal etwas Mutiges macht, scheitert er. Man will in Deutschland das Außergewöhnliche, aber bitte mit gewöhnlichen Mitteln. Oder man weist es dem Ausland zu. Das Verrückte, das sind die
Film
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Skandinavier. Das Esoterische, das sind die Asiaten.
Dein eigenes Werk kann man nicht in eine Schublade stecken. Du machst Spielfilme und Dokumentarfilme, Politisches und Experimentelles. Ich habe gerade auf deiner YouTube-Seite gestöbert. Da findet man zum Beispiel auch den „Esel mit Schnee – ein Stillleben von Romuald Karmakar“. Jede Geschichte braucht eine eigene Form. Wenn ich „Esel“ mit einem Stillleben in einer einzigen Einstellung erzählen kann, dann ist es eben genau das. Wenn ich einen Spielfilm mache, einen Dokumentarfilm wie „Warheads“ oder etwas wie die „Hamburger Lektionen“, ist die Aufgabenstellung jedes Mal anders. Ich denke, dass es für einen Künstler wichtig ist, jede narrative Form auszuprobieren und sich zwischen konventionellen und auch experimentellen Strukturen zu bewegen. Auf deiner YouTube-Seite sieht man, dass du Spaß daran hast, Menschen mit der Kamera zu überraschen, Statements von Filmemachern und anderen Stoff einzufangen. Du scheinst an einem neuen Projekt zu arbeiten… Na ja, ich habe vor über einem Jahr angefangen, das ganze Material, dass ich seit den 90ern so angesammelt habe, zu digitalisieren. Dazu gehören Aufnahmen von der Beerdigung Johannes Paul II. in Rom genauso wie Club-Aufnahmen oder Sachen, die bei anderen Filmproduktionen nebenbei rausgekommen sind. Vielleicht mache ich daraus ja irgendwann mal eine Art gefilmte Biografie.
Nachruf
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Bernd Eichinger 11. April 1949 – 24. Januar 2011
Filmmogul und Fan Meine Begegnungen mit Bernd Eichinger Ich war vor ihm gewarnt worden. Der Schauspieler Klaus Löwitsch, der dafür bekannt war, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, hatte Bernd Eichinger in einem meiner Interviews attackiert und als „das größte Übel des deutschen Films“ bezeichnet. Löwitsch, der immerhin gemeinsam auf der Theaterbühne mit meinem Idol Oskar Werner gestanden und in internationalen Kinoproduktionen wie Otto Premingers „Unternehmen Rosebud“ (1975) oder Sam Peckinpahs „Steiner – Das eiserne Kreuz“ (1977) mitgewirkt hatte, war sauer, dass der von der Kritik gefeierte PolizistenThriller „Kaminsky“ (1986) seinerzeit nicht in alle Kinos kam: „Den Superstar hat Bernd Eichinger verhindert. Er ist ein Riesenaufreißer, aber er verschiebt alles ins Ausland. Er hat dem deutschen Film die letzten Energien abgezogen, kassiert doch bloß in Amerika ab.“ Wenig später sollte ich Bernd Eichinger auf sehr sympathische Art und Weise persönlich kennenlernen, als er heftig in Deutschland „abkassierte“. Es war 1995 in Berlin zur Verleihung des damals noch als „Bundesfilmpreis“ bezeichneten „Deutschen Filmpreises“. Eichinger hatte gerade mit der Mutter aller deutschen Beziehungskomödien abgeräumt: „Der bewegte Mann“ erhielt gleich drei Filmbänder in Gold, darunter auch für den besten Film des Jahres, worüber man natürlich geteilter Meinung sein kann. Eichingers damalige Lebensabschnittsgefährtin Katja Flint, die wie meine Mutter aus Hannover stammt, nahm mich in Feierlaune mit in die Paris Bar in der Kantstraße, wo Eichinger das halbe Lokal reserviert hatte. Vollkommen unprätentiös forderte er mich auf, gegenüber von Starmodell Naomi Campbell Platz zu nehmen. Eines vorweg: Sie bewarf mich weder mit Gläsern noch Mobiltelefonen. Im Gegenteil: Wir unterhielten uns angeregt über Filme. Als Eichinger meine Leidenschaft dafür mitbekam, schaltete er sich ein. Ich lernte ihn, den Superproduzenten, nicht als kalten Rechenjongleur, sondern schwärmerischen Schöngeist kennen, der am liebsten mit Meisterregisseur Stanley Kubrick gearbeitet hätte: „Aber der produziert ja seine Filme selbst, beziehungsweise hat
seinen ausführenden Produzenten und Schwager Jan Harlan dafür!“ Am liebsten hätte er mit dem unbestechlichen Perfektionisten „Das Parfum“ gemeinsam realisiert. Sie sehen, Tom Tykwer war noch fern. Ganz gab er die Hoffnung einer möglichen Zusammenarbeit nicht auf: „Irgendwann kriege ich den Kubrick noch. Ich muss ihn mit einem Stoff reizen, für den er selbst noch nicht die Verfilmungsrechte erworben hat.“ In solchen Momenten wirkte Eichinger wie ein großer Junge, für den nicht schöne Frauen oder schnelle Autos, sondern das Filmemachen das beste Spielzeug war. Dabei liebte er alle drei – am besten gleichzeitig! Eichinger war sehr spendabel und wusste, wie man eine Party feiert. Der Champagner floss in Strömen, dennoch behielt er stets einen klaren Kopf. Als ich ihn fragte, ob ich ihm kurz seine Freundin Katja Flint für ein Interview entführen könnte, meinte er breit lachend: „Gehen Sie doch in einen Nebenraum, da sind sie ungestört! Aber bringen Sie sie mir wieder zurück!“ Und man konnte ihm auch kritisch begegnen: „Herr Eichinger, Sie haben sich fast immer erstklassiger Vorlagen angenommen, zusammen mit Maximilian Schell ,Geschichten aus dem Wiener Wald‘ gemacht und Umberto Ecos ,Der Name der Rose‘ oder Hubert Selbys ,Letzte Ausfahrt Brooklyn‘ auf die Leinwand gebracht. Warum jetzt so etwas seichtes wie ,Der bewegte Mann‘?“ „Wissen Sie,“ meinte er, „mein erster Film über Homosexualität, Wolfgang Petersens ,Die Konsequenz‘, wurde heftig diskutiert, war aber zu ernst. Damit könnte man heute niemand mehr ins Kino locken. ,Der bewegte Mann‘ spricht alle an, Schwule und Heteros. Und sie können dabei sogar noch über sich selbst lachen.“ Manchmal reagierte dieser Mensch der Tat und ungebremsten Lebensfreude, dieser ewige Filmfan, dessen Schlachtruf bei Dreharbeiten – in Anlehnung an den von Peter O‘Toole verkörperten „Lawrence von Arabien“ (1962) – „Keine Gefangenen!“ lautete, allerdings auch empfindlich: 1997 bei der Pressekonferenz seines Berlinale-Eröffnungsfilms „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ stellte ich die erste Frage: „Warum war bei einem Budget von 35 Millionen Dollar kein Geld für gute Dummypuppen da?“ Nervös mit den Beinen zuckend blaffte er mich an: „Mir ham koa Dum-
mypuppen benutzt. Und des tut auch hier nix zur Sache.“ Immerhin wurden Frage und Antwort am Abend vom russischen Fernsehen ausgestrahlt – und seine Regieassistentin versicherte mir einen Tag später, dass für die Szene, in der einem Eskimo-Funker die Ohrmuscheln platzen, selbstverständlich Dummypuppen benutzt worden wären. Doch solche Auseinandersetzungen nahm einem ‚Bernie‘, wie er sich von Freunden und guten Bekannten nennen ließ, nie lange krumm. Nachdem er sich für den Fernsehfilm „Das Mädchen Rosemarie“ (1996) auch als Regisseur und Drehbuchautor verantwortlich gezeichnet hatte, schlug ich ihm vor: „Wie wäre es mit der Regie für einen Kinofilm?“ Mit seinem bayrischen Akzent konterte er cool: „Als wenn I net selbst draufgekommen wär! I hab scho was in der Mache!“ 1999 war es dann mit der Psycho-Grusel-Komödie „Der große Bagarozy“ soweit. Durchaus respektabel. Roman Polanski ließ grüßen. Andere von ihm produzierte Filme, für die er ebenfalls das Drehbuch schrieb, gingen künstlerisch nach hinten los. Man denke an das Täter glorifizierende, Opfer vergessende Bilderbuch zum RAF-Mythos „Der Baader Meinhof Komplex“ (2008) und vor allem „Der Untergang“ (2004), bei dem Eichinger G. W. Pabsts geniales Endzeit-Drama „Der letzte Akt“ (1955) als Inspirationsquelle für seine Zurschaustellung von Leben und Sterben in Hitlers Führerbunker schlicht und weg leugnete. Kubrick ließ uns übrigens nicht los; wir wetteiferten bei Filmgalas immer wieder, wer von uns ihn als erstes kennenlernen würde: Er, um mit ihm einen Film zu machen, oder ich, für ein Interview. Dazu kam es nicht. Unser gemeinsames Regievorbild starb 1999, eine Woche nach Beendigung seiner Arthur-Schnitzler-Adaption „Eyes Wide Shut“. Anlässlich der deutschen Premiere lernte ich im September 1999 Kubricks deutsche Witwe Christiane kennen, die mich später auf ihren englischen Landsitz einlud. Gerne hätte ich ihr Bernd Eichinger, der mir 2006 bei der Berliner Premiere von „Das Parfum“ vielleicht etwas zu euphorisch zurief „Das hätte Kubrick auch nicht besser hingekriegt!“, einmal vorgestellt. Doch dazu ist es jetzt leider auch zu spät. Marc Hairapetian
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Kunst
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Pollock
von Gunnar Lützow Christian Awe ist ein beschäftigter Mann und ihn in seiner Ost-Berliner Heimat zu erwischen nicht einfach: Schließlich gibt dem erst 32jährigen Künstler bereits die Globalisierung des Kunstmarktes den Takt vor, und wenn er sich nicht gerade auf der Kunstmesse Istanbul präsentiert, reist er zur Eröffnung einer Gruppenausstellung in Seoul oder feiert in Miami – wo jüngst ein Szene-Restaurant nicht nur neun großformatige Leinwandarbeiten angekauft, sondern auch gleich einen Cocktail nach ihm benannt hat. Auch der Tagesablauf in seinem 250 Quadratmeter großen Lichtenberger Dachatelier ist gut ausgebucht: Als er am frühen Nachmittag standesgemäß in eine schon reichlich bunte Maler-Jeans und einen ebenfalls von Arbeitsspuren gezeichneten türkisblauen Hoodie gewandet zwischen tausend sauber geordneten Sprühdosen und gepflegtem Künstlerchaos, multi-taskendem Schreibtisch, improvisiertem Katalogregal und überbordender CD-Sammlung empfängt, waren die Kollegen von den
neuen Medien, die sich als jüngsten Gag eine Schnitzeljagd mit Google-Technologie ausgedacht haben, schon mit einer Videocrew da – und der Produktionsdruck seitens der Nachfrager lässt auch nicht locker. Neben der langen Liste bereits bestellter, aber noch gar nicht gemalter Bilder will für die am 20. Januar in der Berliner Circleculture Gallery eröffnete Ausstellung „New Art / Formerly known as New Art“, in der zeitgenössische Akteure der Urban Art wie XoooX, Anton Unai, Marco ‚Pho‘ Grassi oder Jaybo Monk die ganz großen Namen von James Ensor und Gustav Klimt über Andy Warhol bis zu Damien Hirst re-interpretieren, schnell noch Henri Matisse verarztet sein: Christian Awe arbeitet sich an den „Blue Nudes II“ ab. Was erst einmal überrascht: Schließlich verweisen die deutlichsten Spuren in seinem sich frei zwischen Graffiti-Technik, figurativer Malerei, abstraktem Expressionismus und Action Painting bewegenden Werk erst einmal auf Ur-Väter wie Jackson Pollock oder Sam Francis. Mit dem gemeinsam auszustellen Christian Awe gewiss nicht geschadet hat: Die Preise für Awes Werke haben
die Schallmauer der Fünfstelligkeit schon seit geraumer Zeit durchbrochen. Auffällig daran: Anders als vielen seiner Generationsgenossen, die mehr über den Kunstmarkt und seine Mechanismen als über Kunst zu wissen scheinen, ist ihm nach eigener Aussage erst während seiner eigentlich aufs Lehramt angelegten Studienzeit in der Baselitz-Klasse klar geworden, dass die Wirklichkeit für bildende Künstler auch ganz anders aussehen kann, als es das Klischee vom urbanen Berliner KreativPrekariat vorgibt. Allerdings hat er sich in einer meisterhaften Vermarktung seiner Arbeit, wenn auch unwissentlich, früh geübt: Inspiriert von Streetball und Rap und dem Film „Beat Street“ begann er zu Wendezeiten, im Alter von elf Jahren, zu sprühen, mit dreizehn führte er erste Auftragsarbeiten aus und zwischenzeitlich sicherte er seinen Eigenbedarf auch mal als Haustür-Großdealer für Sprühfarbe im Ostteil der Stadt. Tiefer gehenden Interpretationen seiner frühen Leidenschaft für den Sound der Underdogs aus den schwarzen Inner Cities ist er jedoch eher abgeneigt und verweist schlicht auf die mise-
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Kunst
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is my Homeboy rable Qualität des damaligen Angebots an U-Musik für junge Leute: lieber De la Soul als Ace of Base und DJ Bobo. Schon gar nicht will er sein Leben als authentische Ghetto-Karriere missverstanden wissen: Zu Ost-Zeiten hätte das Leben in der Platte sogar anlässlich freiwilliger Arbeitseinsätze funktioniert und die politisch motivierte Straßengewalt um den Bahnhof Lichtenberg sei aus dem Westen importiert worden. Und überhaupt: „Wie oft ist 50 Cent angeschossen worden? Deren Realität ist dann doch eine ganz andere.“ Dennoch ist ihm Stress im Kiez nicht fremd: „Anfang der Neunziger gab es eine richtige Welle: Als Langhaariger, Hiphopper oder einfach jemand, der weite Hosen trägt, wurde man damals gejagt – genauso wie Ausländer gejagt wurden. Und selbst heute wundern sich sogar in Berlin noch welche über die vielen Afrikaner in meinem Freundeskreis.“ Spätestens bei diesen Themen bezieht der in großen Teilen pragmatisch und unternehmerisch denkende Künstler, dessen Werke inzwischen nicht nur die Wände des gehobenen wirtschaftsliberalen Berliner Mittelstandes, sondern auch
die eine oder andere Residenz einer eher wertkonservativen Oberschicht zieren, auch in seinen figurativen Werken subtil, aber dezidiert politisch gegen populistischen Patriotismus und die Festung Europa Stellung. Seine anlässlich des FußballSommermärchens auf leicht entflammbarem Papier entstandene Arbeit „Brennen für Deutschland“ ist so doppelbödig gemeint, wie der Titel andeutet. Wer das großformatige Triptychon „Treibgut“ im Dunkeln leuchten lässt, wird mit Erschrecken feststellen, dass sich in einer phosphoreszierenden Farbschicht die Silhouetten afrikanischer Flüchtlinge verstecken, die bei der versuchten Überquerung des Mittelmeeres umgekommen sind – die Angehörigen einer Freundin des Künstlers. Persönliches Material versteckt sich ebenfalls in seiner Serie von „Springern“, die in unheimlichen ozeanischen Blauräumen schweben: „Während meines Sportstudiums mussten wir vom Zehnmeter-Brett springen, was mir beim ersten Mal nicht gelang. Doch dann merkte ich, dass ich es jetzt oder nie tun sollte – und so ist es auch im Leben. Man muss seine Chance ergreifen und es einfach tun.“
Dass auch seine abstrakten Arbeiten, die das Spiel zwischen Rhythmus, Linie und Farbigkeit aus dem Korsett der Kalligrafie befreien, nicht nur in ihrer im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtigen Herstellung, die das Auf- und partielle Wieder-Abtragen von bis zu fünfzehn Farbschichten beinhaltet, eine gewisse Tief- und Hintergründigkeit haben, ist lange übersehen worden. Erst jüngst würdigte ihn die seriöse Kritik mit einer ganzen Seite im „Kunstforum International“ und neben einem eher kommerziellen Segment des Kunstmarktes, das die eine oder andere schillernde Figur anzieht, ist inzwischen auch die Princeton University auf ihn aufmerksam geworden und hat ihm für das Frühjahr eine Residenz angeboten. So weit, so bunt, so gut für jemanden, der irgendwann einfach nur mal herausfinden wollte, wie cool man denn so werden kann und dabei trotz der ganzen Vielfliegerei weitestgehend auf dem Boden geblieben ist. Aber da ist ja auch noch der eine unerfüllte Wunsch: „Ich würde gerne eines Tages meine eigene Sprühfarbe kreieren: ein offenes, türkisfarbenes Himmelblau.“
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Kultur
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©Nan Goldin, Berlinische Galerie
©Louis Hutch, AB Svensk Filmindustri courtesy Berlinale (Filmstills)
Ingmar das Genie Bergman Seine Frauenfiguren sind so wie sein Kino: unkonventionell, leidenschaftlich, grandios. Mit einigen seiner Darstellerinnen verbanden ihn Romanzen und so verschmolzen Kunst und Leben bei Ingmar Bergman zu dem aufregenden Stoff, der seine Filme und seine Biografie so erlebenswert macht. Der 2007 verstorbene Schwede gilt als bester Regisseur aller Zeiten – diesen Titel trägt er seit 1998, als er in Cannes mit der nur selten verliehenen „Palme der Palmen“ ausgezeichnet wurde. Die große Berlinale-Retrospektive zeigt viele seiner Klassiker und bringt mit Harriet Andersson, Gunnel Lindblom und Liv Ullmann drei Bergman-Darstellerinnen auf das Podium, die viel über Leben und Arbeit mit dem Regisseur erzählen können. Ullmann stellt im Programm auch einen eigenen Film vor. Bis zum 29. Mai läuft in der Deutschen Kinemathek, dem Museum für Film und Fernsehen in Berlin, die Ausstellung „Ingmar Bergman – von Lüge und Wahrheit“ mit persönlichen Dokumenten und Arbeitsmaterialien aus seinem Nachlass. SW
Nan Goldins Zärtlicher Voyeurismus Ihr fotografisches Werk verstört, rührt auf und berührt. Nan Goldin hält ihre Kamera direkt ins Leben und zeigt ihre Freunde beim Kaffee, auf Heroin, beim Baden, beim Sex, beim Heiraten, beim Lesen, beim Sterben. Ihre Momentaufnahmen installiert sie in Collagen und Diashows und arrangiert sie so in einer fast filmischen Ästhetik. Sie liebt das Hollywood der 1930er und 1940er Jahre, die Garbo und die Dietrich, aber auch Fellini und Antonioni. In einem ihrer seltenen Interviews sagte sie zu Filmkritiker Jim Hoberman: „Ich bin nie so glücklich wie in dem Moment, in dem ich mich in einem Kinosessel niederlasse und auf den Hauptfilm warte.“ 1991 kam Goldin mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Berlin und lebte bis 1994 immer mal wieder in der Stadt. Präsent ist sie heute noch. Derzeit als Teil der Jury in der Sektion „Berlinale Shorts“ und in der Werkschau „Berlin Work“, die noch bis zum 28. März in der Berlinischen Galerie entstandene Fotoarbeiten zeigt. Auf der Berlinale läuft außerdem eine Komposition erstmals vor kurzem im Pariser Louvre veröffentlichter Fotografien unter dem Titel „Scopophilia“. SW
©The Future courtesy Berlinale (Filmstills)
©Shochiku Co. Ltd. courtesy Berlinale (Filmstills)
Shibuya Minoru Japanisch für Fortgeschrittene Eine Entdeckungsreise in die schwarz-weiß inszenierte japanische Nachkriegsgesellschaft des Shibuya Minoru dauert: Zwischen 1937 und 1965 drehte der Regisseur über 40 Filme. Er porträtiert dieses Japan mal melodramatisch, mal schonungslos humoristisch. Inhaltliche und formale Exzesse, Liebe, Tod, Korruption, Gier und Eifersucht katapultieren das Publikum in alle emotionalen Höhen und Tiefen. Japanische Traditionen verschmelzen mit Elementen westlicher Kultur, zum Beispiel der Mode, denn mit neuen Magazinen machten japanische Verleger nach dem Zweiten Weltkrieg europäische Kreationen salonfähig. Die geballte visuelle Vielfalt der Miseen-scène ist schlicht betörend. Shibuya Minorus Filmperlen könnten selbst ausgemachte Cineasten überraschen, denn in Europa ist sein Werk nahezu unbekannt. Das Berliner Kino Arsenal zeigt im Anschluss an die Berlinale noch bis zum 28. Februar acht seiner Filme. SW
Horrorvisionen mit Miranda July Sie ist Performance-Künstlerin, ist Autorin, ist Regisseurin, ist Sophie – in ihrem zweiten Spielfilm „The Future“, den man sechs Jahre nach ihrem in Cannes mit der Caméra d'Or ausgezeichneten Debüt „Me and You and Everyone We Know“ gespannt erwartet hat. Als die adoptierte Katze Paw Paw bei Sophie und ihrem Lebenspartner Jason eine Daseins- und Soseinskrise auslöst, unternehmen die beiden fantastische Kopfsprünge in ihre verschiedenen Lebensträume. „Es gibt nichts, was so kompliziert und voller Hoffnungen und Ängste ist wie die Zukunft. In Gedanken halten wir uns mehr in der Zukunft auf als irgendwo sonst, aber wir kommen nie wirklich dort an“, so July über ihren Horrorfilm – auf dieses Genre besteht sie. Hollywood-Angebote lehnt July fleißig ab, für „The Future“ arbeitete sie lieber mit der Berliner Filmproduktion Razor Film zusammen, die bereits Ausgezeichnetes wie „Paradise Now“ und „Waltz with Bashir“ hervorbrachte. „The Future“ tritt im Wettbewerb der Berlinale um den goldenen Bären an. SW kultur@trafficnewstogo.de
Arrogant bastard von Adrian Stanley Thomas SPACE FOR THOUGHT Who are you? Where are you? Does your connection with time, space, and “being in the moment” drive you absolutely crazy everyday? Perhaps a superlative doesn’t even provide an accurate picture of the mixture of feelings that I have about such a heavy philosophical topic. I know it’s early in the year and I should probably focus on what bar to spend time in or how to increase my income. But my relationship with consciousness stipulates that I adhere to my feelings and because I write a column, well… you folks are going to be the recipients. I am taking the gloves off in 2011. The holidays are over and I need to bring “heat” to the New Year in a very substantial way. I am speaking to each and every one of you right now: this is extremely personal. I want to resonate with your energy and together we can change the world!
This is serious! Utopia, peace, love for your fellow man, these are all things that people in power say we should be working toward. They are obviously thinking about them an awful lot, so we should follow their lead. This is where tapping into who you are and where you are comes into play. Your relationship to another person is not only chemical, but a kinetic experience that you are not realizing. I’ve been reading people. Can you tell? These people say that our world is being destroyed by us, the humans! Listen, I know this may be something that you have heard before, but we are now going to take this very seriously. I’m so excited about this that it is very hard for me to stay on track. Okay, where was I? Right, you and I can change this world. All we have to do is stop being angry with people no matter what. Next, we are going to start taking better care of ourselves. Stop eating food that contains all of the stuff that tastes good. After you accomplish all of that, I want us to build bet-
ter relationships with someone we don’t know. This can be anyone. Now I know some of you are absolutely opposed to this. However, you are not in control of things now; nature is in control. This is not raillery! I honestly didn’t realize how possible this all is! If we could just do these things, this world would be something. Listen, I have a whole list. Some of you have probably already finished with the first three things. We are all neophytes engaged in a doughty crusade to save us and the earth. You see, we just need to be creolized. That’s it. We’ll take things from our inner core and combine that with a mixture of urban and Amazon influences that will allow our inner Chi to flourish. I know that I’m speaking in parables or just all over the place, but a lot has been on my mind and I need to vent lyrically. If you are not able to keep up, I can send you the supplement to this commentary. I know that I have brought up too many topics to even attempt to decipher. But that is the
point. It’s why I started talking about feelings and Utopia sprinkled with changing the world all in the same breath. Every single one of us is engaged in a rudimentary and daily sludge that has shackled our spirit. Even if there was an opportunity to remotely think about all of these things… what can a human do with the information? How could I transmit my peaceful Shangri-la into a tangible model for my fellow man? And even if you find the peace that is so elusive, wouldn’t you just feel guilty that others were not able to enjoy this pleasure you have found. I’m not sure that I have discussed anything worthy of further discussion. Just another ramble that will be forgotten in a day or so, you have bills to pay and relatives to try and stay away from. I’m still on the path full-time. We are just getting started with the mental assault. So… who are you? arrogantbastard@trafficnewstogo.de
English Appendix
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Breaking Sex in Babelsberg
leelee sobieski round2
Has your appearance ever been an issue in film? Maybe there was a time in the past that… do you want to know the real truth? The real, real truth? The real truth is that I’m actually skinnier after my baby than I was before.
Name, Vorname Telefon
Are some people really self-conscious about it? Or the director doesn’t want it and you have to deal with boxes. The point is that if you are skinnier, then you are not overpowering, but if you are larger… a lot of the actors are very slight, most of them and you can overpower them and they can’t rescue the damsel, if so many parts are the damsel. Unfortunately, that’s really the way it works. And I’m realizing it in the reactions to so many things; that because I weigh what I weigh today, versus what I weighed before I had my baby, the reaction is completely different. Come on… really? Are you serious?
What happened? I found out later from someone that they said that I didn’t want to work anymore, that I wanted time off. And I said no, that’s not the case. I told them that I would fly where ever the hell they wanted me to, and fight for roles and try my best. Stuff like that… That sounds like Hollywood, but it totally happens. But because I was getting paid less, they were getting a better commission. But it happens in all sorts of jobs. It’s not the only place. But what gets me is whenever you hear somebody complain about acting, it makes you ill, because it’s the dream job. And it’s lots of people’s dream job. Even if something is difficult, you’re kind of told that you’re living this dream and it’s not fair for you to say that it isn’t. Or that you didn’t appreciate it, because then you’re not grateful. And if you don’t want it, then give it to somebody else.
Telefax
It seems that it’s still a problem for male actors, is that taken into consideration a lot? What, height? Yes. Because if you have a leading guy and he is really small, then it’s hard. Then there are certain men that don’t care. There are people like Tom Cruise, he always works with tall women same as Al Pacino. If dudes are really confident, they’re like I’m the man; I don’t care who you are. I’m the man, whatever.
Straße, Hausnummer
So you had that belief that it just didn’t matter what you looked like? Yeah, then I would think… I know that I have to be small, because I see all these other girls and they’re half my size. And I’m tall; if I was short then a man could still look down at me as the leading lady.
I was in acting school with some great actors, people who I thought were great actors, I ask myself now, where are they and why aren’t they working? Why do you think that is? Sometimes you’re not good at selling yourself, or it’s “the right place at the right time”. Or maybe it’s luck. Maybe that person is me… There was one time in my past, where I left one agency and went to another one. And the head of that agency, a super powerful dude came to see me, got on the plane. It was all this craziness. I only handle X, Y, and Z people, and I want you! They took me at that agency literally just to keep me in a closet, because I was taking jobs away from another girl at the agency that was getting a bigger paycheck from me at the time.
Is that something you worked on? No, it happened by itself, because I didn’t care anymore. And I can’t believe what a big difference that makes. Even though I knew, I never realized that there was a part of me that just kept thinking it doesn’t matter. As long as I am good at my job, they’ll just take me, you know, whether I’m big or small.
What is the satisfaction, when you make the film and you love all the people that you worked with? You love the role, but the film doesn’t do well. Sometimes you’ll have an incredible time on a film and really you always do. If you give it everything you’ve got, then you’re having a great time. I always believe in the effort that people give on a project. If the project is great… if I read it and say that this is the best thing, I don’t care. I just want to believe. I want it to be worth it.
Bitte senden Sie Ihre unterschriebene Bestellung per Post, Fax oder eingescannt per eMail an:
Do you think so? Do you feel that when you talk to people in the business? It depends. I’ll get offered something one day, and then I’ll have to audition for something the next day.
When you become known as a certain character, does the establishment want you to stay in that same tract? No, no. I think they’re happy for you to go in other directions. I just think for example, sometimes, I actually think I’m a lot older. I’m only 27, but sometimes I think people think I’m a lot older because I’ve been around for a lot longer. I mean, there are just all sorts of situations.
Ja, ich möchte von TRAFFIC News to-go gelegentlich per e-Mail über besondere Veranstaltungen oder Ereignisse informiert werden oder Einladungen erhalten.
Leelee, how has the business changed since you’ve been away? Now that I’m an old lady of 27 and I’ve been living real life for so long, there’re so many other people who’ve been working, and are really good at what they do. If I want to, I have to make a place for myself again. That means you have to go through that similar climbing thing again.
But you can’t, can you, Leelee? No. Unless you work with an amazing director who’s known, and he’s cast people who look normal. Because once you’re a little bit known as a director, it’s easier.
Postleitzahl, Ort
Leelee Sobieski is possessed of a long and extensive resume. Her film and television credits would be the envy of a woman twice her 27 years. Born to parents well versed in literature and art, Leelee’s background provided a welcoming gateway into the film world. Becoming an actor at any age can be unsettling for some, however, Leelee embraced her sudden fame with the film “Deep Impact” and began a career that has given her the opportunity to work with quality talent and also become the youngest woman to portray Joan of Arc. Having worked with the likes of Stanley Kubrick, Michael Mann, and even the venerable Catherine Deneuve in “Les Liaisons Dangereuses” – Leelee is fluent in French – Leelee recently gave birth to her first child with fashion designer Adam Kimmel. This, though, is a star that needs no re-introduction and in case you were wondering, well, Joan of Arc is poised to deliver a KO in round 2.
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I was thinking about Joan Crawford. I was thinking about women and power and Joan Crawford. I was thinking about how the epitome of the emancipated woman in early Hollywood was Joan Crawford in Nicholas Ray’s “Johnny Guitar”; how Ray’s sensitive outsider was a breakthrough in cinematic sexual politics. I was thinking how revolutionary it all was. I should have been thinking about Babelsberg, the citadel of the type of revolutionary filmmaking that was coming out of Germany in between the two World Wars. If I’d been thinking about Babelsberg then I would have quickly realised how wrong my last comment about Nicholas Ray was. Because Babelsberg and Berlin, for which it was an intellectual satellite, are not just places that were revolutionary in cinematic aesthetics; but the dramatic evolutions that have taken place in cinema here have pioneered the way in which we portray sexuality and gender in contemporary culture. It is nothing new to say that Berlin is sexually liberated or that the art produced here reflects that. Yet it bears repeating, especially when considering some of the startlingly frank cinematic portrayals of sexuality on film produced in the city after the First World War. It started with Richard Oswald’s independent production “Anders als die Andern”, a polemic for tolerance that directly challenged Paragraph 175, the law that made homosexuality in Germany a crime. The impact of this film was still being felt in 1961, when it was remade in England as “Victim”, the first film to ever use the word ‘homosexual’. In Berlin, the UFA studios at Babelsberg soon took up the polemic themselves, with Carl Theodor Dreyer directing “Michael”. Now, it is nothing to reveal that both “Michael” and “Anders als die Andern” end in the death of the gay protagonist. It is after all through pity and fear that we reach catharsis and what greater pity than the death of someone hounded by society due to their natural proclivities. What is significant, though, is that “Michael” ends with Zoret, the titular Michael’s lover, on his death-bed proclaiming: “Now I can die in peace, for I have seen true love.” Whatever society’s view on sexuality, however it circumscribes the individual, the boldest thing one can do is say: ‘Je ne regrette rien’. It is sad but, equally sadly, little wonder that Dreyer was never called to Hollywood, unlike many of his contemporaries at UFA. Yet Hollywood could not ignore the burgeoning sexual honesty of German cinema for long, especially when it came in the form of Marlene Dietrich. In Josef von Sternberg’s “Der Blaue Engel”, Dietrich’s Lola is the archetypal femme fatale: sensual, liberated and the inevitable downfall of Emil Janning’s Prof. Immanuel Rath. Yet Rath’s downfall is brought about by insecurity, impulsiveness and hysteria: the very qualities that dominated the characterization of women in the average Hollywood picture. Lola is certainly a seductress, but she is also entirely rational; while Rath crumbles when he perceives himself ‘reduced’ to a mere entertainer, Lola keeps on dancing. Dietrich and von Sternberg’s collaboration moved quickly from Babelsberg to Hollywood, where vast success greeted them both. “Der Blaue Engel” was soon banned in Germany by the Fascist government, along with all the other films mentioned above, as examples of ‘degenerate art’. Breaking sex became taboo once again. How many Hollywood films were banned before the war? One – a Laurel and Hardy comedy. When one thinks about sexuality and the movies, one should really begin in Babelsberg.
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by Adrian Stanley Thomas
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by Krysztof Honowski
Yes. It’s completely different. It’s unbelievable. Not from my agent, my agent has always been super, super supportive! But going into a room, you know. Sometimes I think… how naïve of me to think that I have something to bring. I’m smart. I’m a good girl. I’m going to be on time and I look real. There’s nowhere in the script that says she’s a runner or that she goes to the gym every day. Or that she has a trainer, or that she’s a ballerina or whatever the thing is. Okay, if she’s a ballerina, I can’t be a ballerina but if she’s the girl that works at the supermarket, why can’t I play her? That doesn’t make sense. I don’t like to see movies where the girl that works at the supermarket doesn’t look like the girl at the supermarket. I’m only going to believe her and trust her if she looks real. And it’s still the movies; in the back of my head I would think this character isn’t the girl who is supposed to be able to wear everything. This is a girl with real girl problems. No one’s paying attention to her or giving her the time of day. Why can’t I just look normal?
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We, at Diesel, have a stupid dream. What would it be like to start a nation from scratch? To take what is great from the countries we know and ditch what is bad. To re-write the laws. To right social wrongs. A country for only the brave.
Land of the Stupid, home of the Brave.
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