MEGATREND
URBANISATION „Nachhaltigkeit“ war eines der präsentesten globalen Diskursthemen der letzten Jahre. Doch gefühlt folgten den vielen Worten nur wenige Taten. Seitdem man aber mit CO2 einen konkreten Gegner ausgemacht hat, ist eine neue Dynamik zu beobachten. Aus Eco Issues werden vermehrt Ecolutions – konkrete Lösungen für bekannte Probleme wie Ressourcenknappheit, wachsende Müllberge und dreckige Städte. Investitionen in saubere Technologien haben sich innerhalb von sieben Jahren verfünffacht, Städte werden vermehrt als Rohstoff- und Nahrungsquelle wiederentdeckt und ein grüner Lebensstil muss nicht mehr mit Entbehrungen verbunden sein. Das geschärfte Bewusstsein der Konsumenten für ihren ökologischen „Fußabdruck“ hat sich auf soziale Fragen, wie zum Beispiel ethische Produktionsbedingungen, übertragen. Nachhaltig heißt für sie grün und sozial zugleich. Der Verhaltensdruck auf Unternehmen ist dadurch enorm. Vor allem in prosperierenden Konsumgesellschaften zeichnet sich daher ein Paradigmenwechsel ab, durch den der Wert von Unternehmen nicht mehr nur am Profit, sondern auch am sozialen und ökologischen Beitrag gemessen wird. Die Roadmap zu mehr Wachstum wird neu definiert. Ecolution beschreibt den Weg dorthin.
POLITISCH
P E
ECOLOGISCH T
TECHNISCH
URBANISATION
+
RESILIENT CITIES S. 28
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SMART CITIES
S. 28
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ECO CITIES
S. 28
S. 28
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COLLABORATIVE CITIES
S. 28
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URBAN COUNTRIFICATION S. 28
ECO CITIES Heute beherbergen Städte auf zwei Prozent der Erdoberfläche die Hälfte der Weltbevölkerung. Zukünftig wird die Zahl ihrer Einwohner noch steigen. Gleichzeitig sind Städte für zwei Drittel des Weltenergieverbrauchs sowie 80 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich.Eco Cities wollen das das fortschreitende urbane Wachstum umweltverträglich gestalten und die Lebensqualität ihrer Bewohner erhöhen. Maßnahmen wie eine energieschonende Bauweise, eine Verringerung des innerörtlichen Verkehrs, Recycling von Wasser, Baumaterialien und Abfall halten den ökologischen Fußabdruck von Städten klein. Auch die lokale Produktion von Lebensmitteln reduziert Transportwege damit auch von CO₂-Emissionen.
HOW TO BECOME AN “ECO CITY“ AM BEISPIEL VANCOUVER
Verdopplung der „grünen Jobs” und Anzahl der Firmen, die “grün” werden wollen
Reduktion der CO ² Emissionen
Alle Gebäude sollen CO -neutral gebaut ² werden CONNECTED TRENDS
> LIFE MANAGEMENT > PERSONAL BODYGUARD > SELF-
TRACKING > PERSONAL BODYGUARD > SELF-TRACKING
MICRO-TREND JOURNEY
2018 1 LONDON BEKOMMT LÄNGSTEN FAHRRADWEG EUROPAS
Die Stadtverwaltung Londons hat den Bau von zwei Fahrradspuren durch die Innenstadt beschlossen, von denen eine 30 Kilometer lang sein wird. Ab April 2016 sollen Pendler auf den teilweise bereits fertiggestellten zweispurigen Routen komfortabler und sicherer zum Ziel kommen. Die lange Ost-West-Route passiert bekannte Orte wie den Hyde Park.
INITIATOR / HERKUNFTSLAND
Alle Einwohner Vancouvers sollen 2020 nicht weiter als fünf Minuten von einer Grünanlage entfernt wohnen. Zudem sollen 150.000 neue Bäume gepflanzt werden
Übertreffen der strengsten Luftqualitätsrichtlinien
Steigerung der lokalen Nahrungsmittelproduktion um 50%
Reduktion des Abfalls für Müllhalden oder Müllverbrennungsanlagen um 50%
Ökologisches Übertreffen der gängigen Trinkwasserqualitäts standards. Reduktion des Wasser verbrauchs um 33%
2023
2030
2 KÜNSTLICHE BÄUME ERZEUGEN STROM FÜR DIE STADT
3 LANDWIRTSCHAFTLICHE ASPEKTE IM GEBÄUDEBAU
Die Windkraftanlagen des französischen Gründers Jérôme Michaud-Larivière fügen sich durch ihre Baumform harmonisch in das Stadtbild ein. Das Start-up NewWind entwickelte für die ungewöhnliche Windkraftanlage blattförmige Rotoren. 72 künstliche Blätter, die wie Mikroturbinen arbeiten, sind an den Zweigen eines jeden Baumes befestigt.
Architecture & Food ist ein Designberater, der sich der Landwirtschaftsentwicklung bei Gebäuden widmet. Er arbeitet mit Hausbesitzern und Konstrukteuren zusammen. Sobald die Bauten fertiggestellt sind, übernimmt ein Partnerunternehmen die Bepflanzung. Die Erzeugnisse werden anschließend zu günstigen Preisen auf lokalen Märkten angeboten.
INITIATOR / HERKUNFTSLAND
INITIATOR / HERKUNFTSLAND
URBANISIERUNG
Ein Großteil der Wege (>50%) soll zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Reduktion der mit dem Auto zurückgelegten Strecken um 20% pro Einwohner
SMART CITIES SMART CARS Das Zusammenspiel moderner Informations- und Kommunikationstechnologien sowie drahtloser Sensornetzwerke lässt Städte zu Smart Cities werden. Waren-, Menschen- und Verkehrsflüsse können dann dezentral und adaptiv gesteuert werden. Die aus permanentem Tracking resultierenden Erkenntnisse zu Energieverbrauch, Infrastrukturauslastung oder Nutzungsverhalten tragen zum umfassenden Verständnis städtischer Einzelfunktionen bei. Ein wichtiger Teilbereich in diesem urbanen System ist das intelligente Stromnetz (Smart Grid), das die Energiedistribution koordiniert. Darüber hinaus zeichnet sich eine Smart City dadurch aus, dass sie Administration und Bürger zum Beispiel durch Plattformen zum Wissens- und Informationsaustausch oder zur Bürgerbeteiligung zusammenführt. CONNECTED TRENDS
Vollständig vernetzte Pkws kommunizieren miteinander und mit der Umgebung. Mit dieser sogenannten Car2X-Kommunikation können Gefahrensituationen erkannt werden. Die Daten werden aggregiert und allen Verkehrsteilnehmern zugänglich gemacht. Informationen über Engpässe, freie Parkplätze oder Übergangsmöglichkeiten zum ÖPNV stehen so jederzeit zur Verfügung und beschleunigen den Verkehrsfluss.
SMART TRAFFIC Intelligente Assistenten und Sensoren an Kreuzungen erkennen Fußgänger, kommunizieren mit Ampeln und Fahrzeugen und berechnen das optimale Tempo des Verkehrsflusses. Staus und Unfälle werden so vermieden.
> LIFE MANAGEMENT > PERSONAL BODYGUARD > SELF-
TRACKING > PERSONAL BODYGUARD > SELF-TRACKING
MICRO-TREND JOURNEY
2015 1 DISPLAY AM BAHNSTEIG SAGT FREIEN PLATZ IM ZUG VORAUS
Am Bahnhof der niederländischen Stadt Den Bosch erprobt ProRail ein Displaysystem, das Reisenden am Bahnsteig schon vor Eintreffen des Zuges Aufschluss über die Verteilung vorhandener Platzkapazitäten gibt. Infrarotsensoren an den Türen der Waggons ermitteln die Fülle einzelner Abteile, die in Ampelfarben angezeigt wird.
INITIATOR / HERKUNFTSLAND
SMART HOMES Die technische Ausstattung von Häusern wird auf Grundlage eines intelligenten Energie- und Netzmanagements .
Intelligente Grids integrieren Stromnetze und dezentrale Speicher, um ein optimales Energiemanagement zu gewährleisten. Gerade im Zuge des Ausbaus erneuerbarer Energien und der damit verbundenen nicht-linearen Stromerzeugung wird das Zusammendenken von Kurz- und Langzeitenergiespeicherung wichtig.
SMART METER Durch intelligente Stromzähler wird ein Überblick über den aktuellen Strom-, Wasser-, Wärme- und Gasverbrauch in Echtzeit möglich.
OPEN DATA Die fortwährend generierten Daten der Stadt werden zusammengeführt und stehen gesammelt für neue Dienstleistungen zur Verfügung.
2020
2030
2 BÜRGERHILFE FÜR EINEN SMARTEN STADTVERKEHR
3 ENERGIE AN NACHBARN SPENDEN
Ein Team aus Designern und Entwicklern hat für Mexiko-Stadt ein „City Operating System“ kreiert, das den Verkehr durch Auswertung verschiedener Daten smarter gestalten soll. Mittels freiwillig beigesteuerter Daten von Bürgern und Organisationen über die App „Living Mobs“ können in Echtzeit optimale Verkehrsrouten und -mittel bestimmt werden.
Gridmates ist ein in Austin ansässiges Start-up, über das Nutzer dank eines Peer-to-peer-Netzwerks überschüssige Energie an andere Personen spenden können. Hierfür kooperiert Gridmates mit Energieversorgern. Jeder, der sich auf der Seite anmeldet, kann wählen, ob er Energie an eine gemeinnützige Organisation oder an sozial schwache Menschen spenden möchte.
INITIATOR / HERKUNFTSLAND
INITIATOR / HERKUNFTSLAND
URBANISIERUNG
SMART GRID
URBAN COUNTRYFICATION Urban Countryfication beschreibt den zunehmenden Einzug von ländlichen Praktiken und Verhaltensweisen in das urbane Umfeld. Eine Urform ist die Anfang der 2000er-Jahre begonnene heimliche Aussaat von Pflanzensamen als subtiles Mittel des politischen Protests im öffentlichen Raum (Guerilla Gardening). Sie wurde bis heute durch die systematische landwirtschaftliche Nutzung urbaner Flächen (Urban Farming) zum regionalen Selbstversorgungsprinzip weiterentwickelt. Wem echte Garten- und Landarbeit doch zu dreckig ist, der kann sich ein Stück Landnostalgie in Form von Strickkursen, Magazinen wie „Landlust“ oder TV-Formaten wie „Bauer sucht Frau“ bequem auf die Wohnzimmercouch holen.
CONNECTED TRENDS
DIE RE-NATURIERUNG DES STÄDTISCHEN RAUMES SCHAFFT RUHEOASEN UND GEBORGENHEIT IN EINER ABS TRAKT ERLEBTEN WELT
DAS VERTRAUEN IN POLITIK UND INDUSTRIE SINKT – DIE NATUR BIETET EINE MÖGLICH KEIT, WIEDER SELBST KONT ROLLE ZU ÜBERNEHMEN
„Allgemeine Unsicherheit und Rückzug in die Natur, weil da alles noch seine Ordnung hat“ (Ani, 40)
„Wir haben einen Vertrauensverlust gegenüber Produzenten und Firmen, daher wollen wir alles wieder in die eigene Hand nehmen“ (Cecile, 26)
„In der Anonymität der Stadt das Gefühl von ‚Heimeligkeit‘“ (Rachel, 24)
„Rückgriff auf Tätigkeiten, die man selbst überschauen kann und am Ende steht ein Ergebnis, mit dem man sich identifizieren kann“ (Ani, 40)
> AGRICULTURE INNOVATION > ECO CITIES
> RESILIENTE STÄDTE
MICRO-TREND JOURNEY
2015 1 ALTE BAHNTRASSE WIRD ZUR GRÜNEN OASE
In New York ist zwischen 2006 und 2014 eine alte Bahntrasse inmitten der Metropole zu dem 2,5 Kilometer langen Park „High Line“ umgebaut worden. Der Park entstand auf Initiative von Menschen aus der Nachbarschaft. Die „High Line“ beginnt im Meatpacking District, führt durch West Chelsea und endet im Viertel Hell’s Kitchen.
City of New York / USA
DIE URBANE LEBENSWEISE WIRD DURCH LÄNDLICHE PRAKTIKEN AUFGEWERTET
„Das Landleben imitieren ohne den Komfort des Stadtlebens aufzugeben“ (Rachel, 24) „Die Kombination von urbanem Lifestyle mit einer Lebenswelt bestehend aus Natur und Selbstversorgung“ (Ani, 40)
„Steigendes Interesse an Schrebergärten“ „Zunahme von Anbauflächen in der Stadt“ „Selbstversorgung in der Stadt“ „Gärtnern im Untergrund, Dachgärten“ „Städte werden damit autarker, energieeffizienter und die Luft sauberer“
2020
2030
2 MODULARE GEMÜSEZUCHT FÜR DIE KÜCHE
3 SELBSTERZEUGTES AUS DEM GARTEN ANBIETEN
Absolventen des Massachusetts Institute of Technology haben ein modulares System entwickelt, mit dem Gemüse direkt in der Küche angebaut werden kann. Die Beleuchtung und das Aquaponik-System, dank derer die Saatkästen unterschiedlicher Größe ohne Erde auskommen, werden über das Online-System „Grove OS“ gesteuert.
Mit Hilfe der App des australischen Start-ups RipeNearMe können Nutzer ihr selbst angebautes Obst und Gemüse mit ihrer Nachbarschaft teilen. Die Erzeugnisse werden eingestellt und ihr Standort anschließend zu einer Weltkarte hinzugefügt. Die Anbieter können angeben, ob sie das Obst oder Gemüse tauschen, verkaufen oder verschenken möchten.
Grove Labs Inc. / USA
Ripenear.ME / Australien
URBANISIERUNG
AUSBLICK:
DIE SELBSTVERSORGUNG MIT NAHRUNGSMITTELN WIRD STEIGEN. IN STÄDTEN WERDEN MEHR ANBAUFLÄCHEN ERSCHLOSSEN, AUCH UNTERIRDISCH ODER IN DER HÖHE. STADTBEWOHNER UND STÄDTE WERDEN SO AUTARKER VON IHRER UMGEBUNG