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Jahrgang 9 1. Oktober 2013
Die Zeitung der Technischen Universität Darmstadt www.tu-darmstadt.de
Handeln
Fokus
Verstehen
Ausschwärmen
Anreisen
Ankommen
Die TU Darmstadt will ihren Status einer stark international ausgerichteten Universität untermauern.
Friedensnobelpreisträger Mohan Munasinghe nimmt an der Uni eine Gastprofessur wahr.
Der Kompass für Erstsemester mit vielen Informationen hilft beim Studienstart.
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Nr. 5 /Oktober 2013 Pressesendung Nr. D 14253 F
Schon bezahlt!
Bild: Katrin Binner
Die Lichtfänger
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 2
Physiker der TU Darmstadt haben eine Minute lang Licht in einem Festkörperkristall anhalten und einfangen können. Das ist weltweit einmalig. Möglicherweise ist damit ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem Lichtspeicher und zur Entwicklung künftiger Quantencomputer erreicht. Seite 10
Bild: Katrin Binner
300.000 km/s 1 Minute lang anhalten 7 Tage lang speichern
Editorial
Seite 3 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht kommt es Ihnen so vor, als sei diese Ausgabe ein klein wenig anders gestaltet als gewohnt. Der Eindruck täuscht nicht: Die hoch3-Redaktion hat sich zu einem zarten Facelifting für die Zeitung entschieden. Da sich das Grund-Design der seit 2007 erscheinenden Zeitung bis heute als modern bewährt hat, genügte es, hier und da grafisch aufzufrischen und aufzuräumen. Ich hoffe, das Ergebnis gefällt Ihnen und regt zusätzlich Ihr Lese-Interesse an.
Bild: Katrin Binner
Besonders empfehlen möchte ich Ihnen in dieser Ausgabe den Themenschwerpunkt zur Internationalisierung der TU Darmstadt. Die Universität bekennt sich zu dem strategischen Ziel, ihre weltweite Ausrichtung gezielt zu stärken. Ich bin überzeugt, dass eine engere Vernetzung mit ausgewählten Partnern viele Chancen birgt: attraktive Studienbedingungen, starke Innovationen in Lehre und Forschung, neue Wege für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Ich wünsche anregende Lektüre. Hans Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt
Inhalt Fokus 4 Partner in Shanghai
Bild: Katrin Binner
Den Austausch fördern, Master-Studierenden und dem wissenschaftlichen Nachwuchs aus dem Ausland an der TU beste Entfaltungsmöglichkeiten bieten: Das und noch viel mehr möchte die Universität im Rahmen ihrer Internationalisierungsstrategie intensivieren. Fünf Seiten voller Berichte darüber, was bereits erreicht ist, was sich bewährt hat und was noch kommen wird.
Denken 9
Handeln 12 Ein FRiedensnobelpreisträger kommt
Materialwissenschaftler bringen beschichtete Fasern zum Leuchten.
Bild: Katrin Binner
Er steht für nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften im umfassendsten Sinn: Professor Mohan Munasinghe, 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, wird an der TU Darmstadt im Rahmen einer Gastprofessur ein Seminar anbieten. Vorab erläutert er im Interview seine Grundüberzeugungen.
Verbinden 24 Persönlichkeiten im Residenzschloss
Bild: Thomas Ott
Rückschau ist ihre Kernaufgabe: Das Institut für Geschichte bilanziert fünf wechselvolle Jahrzehnte im Schloss. Doch auch andere Institute, etwa im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik und im Maschinenbau, schreiben Erfolgsgeschichte und blicken zurück auf ihre Pionierrollen.
Wissen 27
ABSCHLUSS 28
Gute Kindheit
Im Milieu deR Copy-Shops
Das Kinderhaus Lichtwiese der TU Darmstadt bietet Kindern bestmögliche Entwicklungschancen. Das belegt eine Masterarbeit. Von besonderer Bedeutung ist das bilinguale Konzept.
Sie trösten und beruhigen, wenn Nerven blank liegen: Mitarbeiter von Kopierläden haben nahezu alles erlebt und können anrührende Geschichten von Studierenden und Examenskandidaten erzählen.
Impressum herausgeber: Stabsstelle Kommunikation und Medien der TU Darmstadt, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt telefon: 06151 162063 telefax: 06151 164128 e-mail: Presse@tu-darmstadt.de internet: www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/publikationen/hoch3 issn: 1861-7204 termine: Die nächste Ausgabe erscheint am 2. Dezember 2013 redaktion: Jörg Feuck (feu) (Chefredakteur, V.i.S.d.P.), Gerda Kneifel (gek) , Personalia: Marina Pabst, Bildredaktion: Patrick Bal auflage: 7.000 Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich das Bearbeiten und Kürzen eingereichter Texte vor. hoch3 erscheint jährlich mit 6 Ausgaben, der Abonnementpreis beträgt 14 Euro. gestaltung: AS’C Arkadij Schewtschenko Communications, Frankfurt am Main druck und anzeigen: typographics GmbH, Röntgenstraße 27a, 64291 Darmstadt, Telefon 06151 719609, Telefax 06151 719621
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 4
Bild: Katrin Binner
Fokus
Die TU Darmstadt ist bereits stark global vernetzt. Sie gehört zu den 20 Universitäten in Deutschland mit den höchsten Anteilen an internationalen Studierenden.
Fokus
Seite 5 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Selbstverständlich international TU Darmstadt formuliert ihre Ziele in der Internationalisierung Die TU Darmstadt hat eine Strategie beschlossen, wie sie ihre weltweite Ausrichtung und Profilierung weiterentwickeln will.
Global – Zahlen und Fakten Mit einer Reihe hervorragender Universitäten weltweit pflegt die TU Darmstadt besonders intensive Beziehungen. Neben der Tongji Universität in Shanghai gehören dazu insbesondere die Virginia Tech (USA), die École Centrale Lyon (Frankreich) und die Universidade de São Paulo (Brasilien).
Weil aber die Globalisierung der Wissenschaft weiter voranschreitet, hat der Senat der TU Darmstadt am 10. Juli 2013 eine neue Internationalisierungsstrategie verabschiedet. Sie war über ein Jahr hinweg in Arbeitsgruppen des Präsidiums und der Fachbereiche gemeinsam mit Vertretern aller Gruppen vorbereitet worden. In der Strategie resümiert die TU Darmstadt den aktuellen Stand ihrer Internationalisierung, formuliert wesentliche Ziele für die nächsten Jahre und beschreibt konkrete Maßnahmen. Die Strategie betrifft praktisch alle Bereiche der Universität vom Studium über Nachwuchsförderung und Forschung bis zur Verwaltung. Internationalität gehört der Strategie zufolge zum Kern des TUProfils. Die TU Darmstadt will ihre Studierenden optimal für anspruchsvolle Aufgaben in einer globalisierten Wissenschaft und Wirtschaft qualifizieren. Sie will mit der Forschung entscheidende Beiträge zur Lösung globaler Zukunftsfragen leisten. Sie will Toleranz und Akzeptanz unabhängig von Herkunft und Religion fördern. Mit dem Strategiepapier formuliert die TU daher das Ziel, sich international noch weiter zu öffnen. »Mit Wissenschaft verbindet sich ein universeller Anspruch, sie muss daher stets mit einer globalen Perspektive betrieben werden«, stellt Präsident Prömel fest. »Diese Perspektive wollen wir in der TU Darmstadt noch präsenter machen.« Zu den Zielen und Maßnahmen der Internationalisierungsstrategie zählen: • Die Ausbildung an der TU Darmstadt wird noch stärker international ausgerichtet. Mindestens 30 Prozent jedes Absolventenjahrgangs sollen in Zukunft ein Auslandsstudium absolvieren. Die TU will dafür strategische Partnerschaften ausbauen und die Organisation und Anerkennung von Auslandszeiten in den Studiengängen verbessern. Inländische Studierende haben in stark international ausgerichteten Masterstudiengängen engen Kontakt zu internationalen Studierenden und stärken so interkulturelle Kompetenzen und Sprachkenntnisse. • Internationale Studierende will die TU künftig schwerpunktmäßig für ein Masterstudium gewinnen. Sie sichert ihnen sehr gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium zu und verbessert dafür die Auswahlverfahren, den Studieneinstieg
Bild: Katrin Binner
Zum Studium ins Ausland oder aus dem Ausland für einen Master nach Darmstadt: An der TU ist dieser Transfer längst Praxis. Die Universität ist stark international ausgerichtet. Sie hat einen hohen Anteil internationaler Studierender, verfügt über ein Netzwerk von mehr als hundert Partneruniversitäten weltweit und empfängt eine große Zahl an internationalen Gastwissenschaftlern.
Ziel der Universität: Internationale Master-Studierende gewinnen.
und die Integration in die Universität. Internationale Studierende haben nach dem Masterabschluss beste Chancen, eine Promotion oder berufliche Tätigkeit in Deutschland anzuschließen. • Die TU Darmstadt stärkt ihre Attraktivität für internationale Doktorandinnen und Doktoranden wie auch für Postdocs und rekrutiert aktiver weltweit. Sie informiert stärker über Möglichkeiten und baut das Angebot für Empfang und Unterbringung aus. Ein besonderes Augenmerk legt die TU darauf, den Anteil der Wissenschaftlerinnen in den Ingenieurwissenschaften zu erhöhen. • Mit ihrer Forschung will die TU Darmstadt international noch sichtbarer werden. Dazu setzt sie verstärkt auf Publikationen in besonders hochrangigen internationalen Organen und auf eine aktivere Rolle in EU-Forschungsnetzwerken. In ausgewählten Feldern will die TU strategische Forschungskooperationen mit passenden internationalen Partnern aufbauen. • Um der zunehmenden Internationalität gerecht zu werden, bietet die TU verstärkt Weiterbildungen zu Sprachkenntnissen und interkulturellen Kompetenzen für die Verwaltung und für Dozentinnen und Dozenten an. Sie überprüft die Strukturen der internationalen Services und entwickelt diese zweckmäßig weiter. »Die TU Darmstadt ist international bereits gut aufgestellt und eng vernetzt«, fasst Präsident Prömel die Strategie zusammen. »Wir müssen jetzt aber den nächsten Schritt tun und Internationalität in allen Bereichen der Universität noch selbstverständlicher machen. Dies ist eine Chance, um uns in Lehre, Forschung und Administration noch einmal entscheidend zu verbessern.«
2011/12 entsandte die TU Darmstadt 440 Studierende in ein Austauschstudium an Partneruniversitäten ins Ausland, davon 180 außerhalb Europas. Im Gegenzug absolvierten 380 Studierende von Partneruniversitäten einen Studienaufenthalt an der TU Darmstadt. Davon kam die Hälfte von außerhalb Europas. Aktuell sind an der TU Darmstadt 31 DoubleDegree-Programme studierbar, die mit einem Master der TU Darmstadt und zusätzlich einem Degree der jeweiligen internationalen Partner universität abgeschlossen werden. Im Wintersemester 2012/13 waren rund 100 Studierende aus dem Ausland an der TU in diesen Double-DegreeProgrammen eingeschrieben. An der TU Darmstadt studieren über 4.000 ausländische Studierende, die ihr gesamtes Studium an der TU Darmstadt absolvieren. Die TU Darmstadt hat unter den hessischen Universitäten den höchsten Anteil an internationalen Studierenden.
Fokus
Bild: Jan-Christoph Hartung
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 6
Herzlich willkommen in Darmstadt! Studierende der Tongji Universität
Starke Brücke nach China Mit einem zweitägigen Programm hat die TU Darmstadt ihre besonders engen Beziehungen zur Tongji Universität in Shanghai unterstrichen. 30 Professorinnen und Professoren und 50 Studierende der chinesischen Universität waren zu Gast. Mit der Tongji Universität pflegt die TU Darmstadt seit mehr als 30 Jahren eine sehr intensive Zusammenarbeit. Im Rahmen der diesjährigen Tongji-Tage am 19. und 20. Juni in Darmstadt diskutierten Wissenschaftler beider Universitäten über gemeinsame Perspektiven etwa in der Energie- und Stadtforschung und über weitere Doppelstudienabschluss-Programme. Dass bei einer Festveranstaltung die Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Prof. Margret Wintermantel, eine Ansprache hielt, hat seinen Grund: Der DAAD unterstützt den Ausbau der bilateralen Beziehungen zur Tongji Universität über das Programm »Strategische Partnerschaften und thematische Netzwerke« des Bundesforschungsministeriums mit 900.000 Euro. Außerdem fördert der DAAD den Aufbau eines internationalen Netzwerks für Wassertechnologien in Megacities in wasserarmen
Bild: Jan-Christoph Hartung
TU Darmstadt baut strategische Partnerschaft mit der Tongji Universität aus
Regionen in China und Südostasien unter Leitung der TU Darmstadt und Beteiligung der Tongji Universität mit 800.000 Euro. Ausstellung und erste »Ehren-Athene«
Anlässlich der Tongji-Tage wurde in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt eine Fotoausstellung über Prof. Dr. Li Guohao (1913 – 2005) gezeigt. Li promovierte, habilitierte und forschte von 1938 bis 1946 an der damaligen TH Darmstadt und wurde 1977 Rektor der Tongji Universität. Professor Li war auch einer der bedeutendsten Ingenieure für Brückenbau der Volksrepublik China. Schließlich vergab die TU Darmstadt erstmals eine neue Auszeichnung: Professor Dai Xiaohu (50) von der Tongji Universität erhielt für seine langjährigen Verdienste um die vielfältige wissenschaftliche Kooperation die Bronzebüste »Ehren-Athene für internationale Freunde«. Mit ihr würdigt die TU in Zukunft Persönlichkeiten aus dem Ausland, die sich in besonderer Weise für strategisch wichtige Kooperationen oder die Internationalisierung der TU Darmstadt einsetzen. »Es gibt wohl kaum eine Persönlichkeit, die es mehr verdient hätte, die erste Ehren-Athene zu erhalten«, betonte Professor Peter Cornel vom Fachbereich Bauingenieurwesen der TU Darm-
Erhielt die erste »Ehren-Athene«: Professor Dai Xiaohu
stadt in seiner Laudatio. Er und Dai sind seit vielen Jahren über internationale Forschungsprojekte zu Wassertechnologien sowie als Kooperations-Botschafter ihrer jeweiligen Institution eng verbunden. (feu)
bildergalerien und mehr über die tongji-tage: bit.ly/1eWzxrU
Im Austausch Auslandserfahrung einer künftigen Maschinenbau-Ingenieurin Alexandra Fries studiert an der TU Darmstadt Maschinenbau mit Masterabschluss. Ihr 9. Semester verbrachte sie an der Tongji Universität. In Shanghai war Alexandra Fries an der School of Automotive Engineering eingeschrieben und hörte Veranstaltungen zu Fahrzeugtechnik und Produktentwicklung. Danach absolvierte sie – bis vor wenigen Wochen – noch ein Praktikum im Bereich Fahrzeugsicherheit bei Audi China in Peking. Was sie an die Tongji zog? »Vor meinem Masterabschluss wollte ich unbedingt gerne ins Ausland. Ich fand das Land China und
auch die Sprache schon immer faszinierend: die rasante wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre, die Menschen und die chinesische Kultur. Die Stadt Shanghai als eine der größten und rasantesten Städte der Welt und das Austauschprogramm vom Fachgebiet Fahrzeugtechnik an die School of Automotive Engineering an der Tongji Universität haben mich dann restlos überzeugt.« Und die Tücken der chinesischen Sprache? »Das Austauschprogramm beinhaltet auch, dass man Chinesischkurse vor dem eigentlichen Aufenthalt belegt. Ich habe deswegen vor zwei Jahren angefangen, Chinesisch zu lernen. In Deutschland hatte ich außer meinem Sprachkurs noch einen chinesischen Tandempartner, mit dem ich mich einmal die Woche getroffen habe. Trotzdem kam ich letztes Jahr in China an und habe nicht viel verstanden. Nach
neun Monaten China, einem Sprachkurs an der Tongji und viel Üben mit chinesischen Freunden komme ich mittlerweile aber gut mit meinen Chinesisch-Kenntnissen zurecht.«
mehr porträts von studierenden, die eine stippvisite nach shanghai wagten: bit.ly/1eWAgt1
Seite 7 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Fokus
Ansprechpartner der Tongji-Partnerschaft Zusätzliche Gelder für Austausch und Besuche
Professor Cornel ist seit 2002 Geschäftsführender Direktor des Instituts IWAR und leitet dort das Fachgebiet Abwassertechnik. Das Fachgebiet arbeitet seit 26 Jahren eng mit der Tongji Universität zusammen und hat die Zusammenarbeit in den letzten Jahren auf weitere Universitäten in China, Vietnam und Singapore ausgeweitet. Mehr Stipendien und Fördermittel
Studienaufenthalte von Studierenden der TU Darmstadt an der Tongji Universität kann die TU künftig noch besser mit Stipendien fördern. Genauso können gemeinsame Sommerschulen für Doktorandinnen und Doktoranden, Reisen von TU-Wissenschaftlerinnen
Möglich ist dies, weil der Deutsche Akademische Austauschdienst seit März 2013 mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die strategische Partnerschaft zwischen TU Darmstadt und Tongji Universität in seinem Programm »Strategische Partnerschaften und thematische Netzwerke« fördert. Für das Kalenderjahr 2013 stehen noch Reisemittel für Besuche an der Tongji Universität in Shanghai sowie für die Einladung von Gästen der Tongji Universität nach Darmstadt zur Verfügung. Ab 2014 zunächst bis 2016 stehen Mittel bereit für Stipendien für Studienaufenthalte von Studierenden der TU Darmstadt an der Tongji Universität, für Reisen von Wissenschaftler/-innen nach Shanghai, für gemeinsame Sommer- und Winterschulen in Shanghai oder in Darmstadt, für eine Gastprofessur an der TU Darmstadt (Tongji Visiting Chair) sowie für die Einladung von Gästen der Tongji Universität nach Darmstadt.
Bild: privat
Peter Cornel, seit 1999 Professor im Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie, ist Beauftragter der TU Darmstadt für die strategische Partnerschaft mit der Tongji-Universität. Er leitet den Beirat zur strategischen Partnerschaft, der das Präsidium bei der Vergabe der Fördermaßnahmen berät. Der Beirat wirbt bei Fachbereichen und Fachgebieten um die Nutzung der Maßnahmen und steht als Ratgeber und Multiplikator zu allen Angelegenheiten rund um die strategische Partnerschaft zur Verfügung.
und -Wissenschaftlern nach Shanghai oder die Einladung von Gästen von der Tongji unterstützt werden.
Die Stipendien für Studierende können im Rahmen des üblichen Bewerbungsverfahrens für einen Auslandsaufenthalt beantragt werden. Für die weiteren Maßnahmen können bis 15. November 2013 Anträge zur ersten Auswahlrunde für das Jahr 2014 eingereicht werden. Bild: Katrin Binner
Corinna Caspar-Terizakis koordiniert die strategische Partnerschaft zwischen TU und Tongji als Geschäftsführerin. Sie steht für Fragen und Ideen zu Kooperationen mit der Tongji-Universität zur Verfügung und ist im Dezernat I telefonisch unter 16-64229 oder per Mail unter caspar-terizakis.co@pvw.tu-darmstadt.de zu erreichen.
www.tu-darmstadt.de/tongji
Knüpfen Beziehungen zu China: Corinna Caspar-Terizakis, Peter Cornel
Willkommene Gäste im neuen Haus Er konnte bereits Anfang August einziehen: Ruijien Wang aus China ist der erste Mieter im neuen, insgesamt 38 Appartements großen Gästehaus der TU Darmstadt für internationale Wissenschaftler. Das dreistöckige Gebäude mit innenliegendem Atrium und der Adresse Nieder-Ramstädter Straße 130 liegt zentral zur City und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hochschulstadion.
Bild: Katrin Binner
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt, die für begrenzte Zeit an der Uni forschen und lehren, kann die TU somit eine zusätzliche angenehme Bleibe anbieten. Für einen Zeitraum von einem Monat bis zu anderthalb Jahren können sich Gastwissenschaftler in einer der komplett eingerichteten und mit Küche ausgestatteten Ein- bis Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen einmieten. Ein Gemeinschaftsraum und eine Gemeinschaftsküche schaffen Gelegenheit, untereinander Kontakte zu knüpfen. Ein Nahversorgungsladen um die Ecke bietet ein Grundsortiment für den täglichen Bedarf.
Fokus
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 8
Sie sind Hoffnungsträger Drei Kurzporträts von internationalen Studenten
Bilder: Daniel Enders
Was führt internationale Studierende nach Deutschland und an die TU Darmstadt? Und was ist ihnen wichtig?
Drei von mehreren tausend Studierenden aus aller Welt, die sich gezielt für die TU Darmstadt entscheiden.
Fares Gamal Abdullah Ali (23) aus dem Jemen lebt seit 2009 in Deutschland und studiert seit 2010 Maschinenbau an der TU Darmstadt. Haben Sie Traditionen, die Sie auch in Deutschland weiterführen? Das Essen und die Feste. Hier in Deutschland feiere ich die Feste mit Freunden. Wir essen dann gemeinsam, beten und beglückwünschen uns. Was gibt es im Jemen Besonderes? Die Stadt Sanaa, die schon 2000 Jahre alt ist, und die Stadt Shibam. Dort gibt es die älteste Skyline der Welt. Der Stadthafen von Aden ist auch sehenswert, das Besondere ist, dass man in der Stadt nie mehr als einen Kilometer vom Wasser entfernt ist. Außerdem beherbergt die Insel Sokotra viele seltene Pflanzen und Vogelarten.
Brice Pouansi (20) aus Kamerun studiert seit 2009 Elektrotechnik und Informationstechnik.
Sheikh M. Habib (32) aus Bangladesch ist seit 2009 Doktorand im Fachbereich Informatik.
Wieso sind Sie zum Studieren an die TU Darmstadt gekommen?
Wieso sind Sie nach Deutschland gekommen?
Da die TU einen guten Ruf hat und ich Verwandte in Darmstadt habe, fiel es meinen Eltern nicht schwer, sich für Darmstadt zu entscheiden. Für was ist Ihr Herkunftsland bekannt? Kamerun ist für Fußballer wie Samuel Eto’o bekannt, aber auch für seine einzigartige Klimaund Kulturvielfalt, deswegen wird Kamerun das kleine Afrika genannt. Was gefällt Ihnen an Deutschland? Die Ordnung, die Hobbyvielfalt, die Qualität des Studiums und die der Autos.
Was gefällt Ihnen an Deutschland? Dass alles organisiert ist und nach Plan läuft. Und ich mag den Herbst, die Natur und die Wälder. Als Kind habe ich immer Zeichentrickfilme mit alten europäischen Städten geschaut, deshalb gefallen mir diese besonders gut.
Deutschland ist für Spitzenleistungen in der Forschung und Innovation seit langer Zeit bekannt und die TU Darmstadt ist einer der besten Orte der Welt, um im Bereich der Informationssicherheit zu forschen. Haben Sie Traditionen, die Sie auch in Deutschland weiterführen? Wir haben einen inoffiziellen Verein für Bangladesch-Alumni und Studierende der Universitäten in Darmstadt und Frankfurt. Dort organisieren wir traditionelle Feste, zum Beispiel Eid-al-Fitr. Für was ist Bangladesch bekannt? Unser Land ist für die größten salzliebenden Mangrovenwälder, die Sundarbans, bekannt. Diese zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hauptattraktionen der Sundarbans sind der Königstiger, Salzwasserkrokodile und Hirsche. Was gefällt Ihnen an Deutschland? Das Beste ist die Balance zwischen Arbeit und Leben.
ausgerechnet …
800
Incomer und Outgoer zählt die TU Darmstadt jedes Jahr – Studierende, die ein Austauschstudium an einer internationalen Partneruniversität absolvieren oder dafür an die TU Darmstadt kommen. Die TU ist Gastgeberin für die bundesweit größte Anzahl an Stipendiatinnen und Stipendiaten der Alexander von Humboldt-Stiftung in den Ingenieurwissenschaften. Mehr als ein Drittel der wissenschaftlichen Zeitschriftenbeiträge von TU-Mitgliedern erscheinen mit internationalen Ko-Autoren.
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Die Begegnungsstätte der Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt – ideal für Seminare, Exkursionen und Sportfreizeiten. Nimm die: http://tu-darmstadt.de/chalet-giersch
Bild: Katrin Binner
La Clusaz: L‘ Eridan – Chalet Giersch
Denken
Seite 9 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Leuchtende Fäden werden reproduzierbar Wissenschaftler der TU Darmstadt beschichten Fasern mit organischen Halbleitern
Materialwissenschaftler haben eine neue Maschine entwickelt, mit der sie elektronische Bauteile, sogenannte organische Halbleiterbauelemente, auf dreidimensionale Strukturen wie Fasern aufbringen können. Das bringt die Forschung zu intelligenten Textilien ein gutes Stück voran.
Intelligente Textilien rücken näher
Der Materialwissenschaftler Tobias Könyves-Toth, der die Idee für die Maschine im Rahmen des Verbundprojektes LUMOLED des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF konzipiert hat, konnte organische Halbleiterbauelemente auf Glasfasern aufdampfen: »Wir haben uns dabei organischen Leuchtdioden gewidmet, sogenannten OLEDs, weil sie die höchsten Anforderungen an die Substrate haben. Es ist uns nun erstmals gelungen, funktionstüchtige OLEDs auf einen Faden aufzubringen und ihn zum Leuchten zu bringen. Das Aufbringen anderer Bauelemente, wie zum Beispiel Transistoren oder Solarzellen, hat andere Probleme, ist bei der Beschichtung aber im Vergleich weniger aufwändig.« Ein Problem bei der Faserbeschichtung ist, dass sie unter Vakuumbedingungen stattfinden muss, denn OLEDs sind gegen Sauerstoff und Wasser hochempfindlich. »Wir haben mit der Rotationsbeschichtung eine Möglichkeit gefunden, die Faser im Vakuum so zu drehen, dass sie völlig gleichmäßig beschichtet wird und wir sie anschließend ohne Luftkontakt aus dem Vakuum heraus
bekommen«, erläutert Könyves-Toth. Die Bauteile werden auf den Faden aufgebracht, indem die Materialien im Vakuum erhitzt werden, bis sie verdampfen. Wie bei auf dem Herd erhitztem Wasser, aus dem Wasserdampf aufsteigt und auf der Fensterscheibe kondensiert, kondensieren die Materialien auf der Faser. »Insgesamt sind die auf die Faser aufgetragenen Schichten etwa 200 Nanometer dick – das heißt Feinstaubpartikel sind 50mal größer als die Schichtdicke der OLEDs.« Und hier tut sich ein weiteres Hindernis auf: Textilfäden haben eine Unter Vakuumbedingungen werden organische Halbleiter auf Glasfasern aufgedampft. raue Oberfläche. Die elektronischen Bauteile funktionieren jedoch nur auf glatten Oberflächen – schon eine Faser von 500 Mikrometern auf 5 Millimetern zum Leuchten winzige Kratzer von mehr als ein paar Nanometern Tiefe können gebracht«, freut sich Könyves-Toth, »und sogar wenn die Faser zu Defekten wie Kurzschlüssen führen. gebogen wurde, funktionierten die OLEDs noch.« Bild: Katrin Binner
Die Apparatur ermöglicht es, elektronisch aktive Materialien auf Fäden aufzudampfen. »Die reproduzierbare Rotationsbeschichtung mit Halbleiterbauelementen eröffnet im Bereich der intelligenten Textilien theoretisch unzählige Anwendungen«, berichtet Prof. Heinz von Seggern, Leiter des Fachgebiets Elektronische Materialeigenschaften der TU Darmstadt. Mit anderen Worten: Das Einweben von elektronischen Bauteilen in die Kleidung ist damit aus ingenieurstechnischer Sicht einen wichtigen Schritt vorangekommen.
Noch mangelt es an Langlebigkeit
»Für unsere ersten Versuche haben wir deswegen Glasfasern verwendet«, erzählt Könyves-Toth, »denn sie haben eine sehr glatte Oberfläche.« Aber Glasfasern sind spröde und eignen sich nicht zum Weben von Textilien. Daher unternehmen die Darmstädter nun auch Versuche mit von Polymeren ummantelten Glasfasern. Polymerfasern werden in Textilien verwendet. Angefangen hat Könyves-Toth mit einer Faser von 1 Milimeter Dicke. Jetzt ist man ein gutes Stück weiter: »Wir haben schon
Wenn die Versuche auch schon einen großen Erfolg darstellen – der Weg hin zu intelligenten Textilien ist noch weit. Denn die elektrische Funktionstüchtigkeit ist nicht von langer Dauer. Noch gibt es nämlich keine Lösung für eine Schutzschicht, die die organischen Halbleitermoleküle vor Sauerstoff und Feuchtigkeit schützen könnte, und auch die bislang verwendeten Fasern sind noch zu spröde und zu dick. Es gibt noch viel zu tun, aber ein erster Schritt hin zur reproduzierbaren und kontrollierbaren Produktion intelligenter Textilien ist getan. (gek)
Soziale Netzwerke im Blick Facebook-Likes sind bares Geld wert
Forscher der TU Darmstadt haben sich mit sozialen Netzwerken aus unterschiedlichen Perspektiven befasst: aus nachrichtentechnischer und aus ökonomischer Sicht. Geben Online-Händler bei ihren Produktbeschreibungen auch Kundenempfehlungen an, kann dies zu einer nennenswerten Umsatzsteigerung führen. Zu diesem Ergebnis kommt zum Beispiel eine Studie von Wissenschaftlern der TU Darmstadt und der Universität Mainz. Sie zeigt, dass Likes im Online-Handel eine Doppelrolle spielen: Likes messen die Qualität von Produkten, sodass gute Produkte mehr Likes erhalten als andere. Likes verursachen aber auch zusätzliche Käufe. Das haben Wirtschaftsinformatiker der TU Darmstadt und der Johannes-GutenbergUniversität Mainz in einem Experiment in Kooperation mit einem Online-Versandhandel herausgefunden. Kundenempfehlungen für bare Münze nehmen
Die Forscher hatten hierfür Anfang dieses Jahres erstmalige Besucher des Online-Shops www.spiele-offensive.de nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe wurde auf Produktseiten geleitet, die mit sozialen Empfehlungen wie dem Gefällt-mir-Daumen von Facebook oder der +1-Schaltfläche von Google+ ausgestattet waren. Die Kontrollgruppe konnte diese Kundenempfehlungen auf den Produktseiten nicht sehen. Der Shop verbuchte nach Ablauf der vierwöchigen Testphase in der Gruppe mit Empfehlungen ein Umsatzplus von knapp 13 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass Besucher des Online-Shops etwas kaufen, ist auf den Seiten mit Empfehlungen um 22 Prozent höher als auf den Vergleichsseiten ohne Empfehlungen. Professor Oliver Hinz von der TU Darmstadt hat gemeinsam mit Professor Franz Rothlauf und dem Wirtschaftsinformatiker Dr. Jörn Grahl, beide von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, herausgefunden, dass die Umsatzsteigerung hauptsächlich durch einen längeren Suchprozess auf den Seiten mit Empfehlungen zustande kommt.
Die beiden Effekte – mehr Likes und zusätzliche Käufe – sind jedoch nicht allein durch die Analyse ausreichend großer Datensammlungen voneinander zu trennen. »Man benötigt ein experimentelles Vorgehen«, erläutert Hinz. »Durch unser Experiment konnten wir den tatsächlichen Wert eines Likes bestimmen. Und es zeigt sich, dass soziale Empfehlungen und Likes wertvolle immaterielle Vermögenswerte für Unternehmen darstellen.« Es wird mehr geteilt denn je
Nachrichtenverbreitung in sozialen Netzwerken 2013, 1. Halbjahr: Anzahl der Artikel-Empfehlungen via Twitter, Facebook und Google Plus 1 (1)
Spiegel Online
2 (2)
Bild.de
3.800.864
3 (3)
Welt.de
1.659.836
4 (8)
Zeit.de
1.568.648
5 (4)
Focus Online
1.477.274
6 (6)
Sueddeutsche.de 1.159.583
7 (5) Faz.net 8 (9)
5.376.697
1.030.643
Stern.de
819.850
9 (7) n-tv.de
757.137
10 (10) Handelsblatt.com
496.938
Mit dem Teilen von Nachrichten be0 1.000.000 2.000.000 3.000.000 4.000.000 5.000.000 6.000.000 7.000.000 8.000.000 (in Klammern das fassten sich die Professoren Oliver Ergebnis im Gesamtjahr 2012) Grafik: TU Darmstadt Hinz (Wirtschaftswissenschaft) und So unterschiedlich beliebt die drei Netzwerke zur Weiterverbreitung von Nachrichten auch Thorsten Strufe (Informatik) von sind – bei den geteilten Inhalten lassen sich Übereinstimmungen finden. Die Sprachreform an der TU Darmstadt in einer zweiten der Uni Leipzig, ein Bericht über Microsoft-Schnüffelei beim Skypen und natürlich der Transfer Studie zu sozialen Netzwerken, für von Mario Götze zum FC Bayern München sorgten gleich in mehreren Netzen für Furore. die sie die 15 beliebtesten deutschen Nachrichten-Webseiten unter die Lupe nahmen. Es zeigte sich: Mehr als 70 Prozent ihrer Beiträge werden weite verdoppeln konnte. Beinahe unverändert ist dagegen die über Facebook oder Twitter weitergegeben, Tendenz steigend – Hitliste der beliebtesten Nachrichtenseiten (siehe Grafik). eine Entwicklung, die auch mit dem generellen Wachstum der sozialen Netze einhergeht. Die Nutzer von Bild.de empfehlen Artikel überwiegend über Facebook, während sich etwa bei Spiegel Online und Handelsblatt. Den TU-Forschern geht es vor allem darum, verlässliche Zahcom eine breitere Streuung über die drei untersuchten sozialen len für die Nutzung der sozialen Netzwerke zu gewinnen. Die Netzwerke abzeichnet. Heise.de verzeichnet einen relativ hohen reinen Nutzerstatistiken seien wenig aussagekräftig, da viele Anteil von Empfehlungen über Google+ – ohnehin ein beliebter User beispielsweise mehrere Accounts anlegten. Die wirkliche Verbreitungsweg für Nachrichten zum Thema Technik. Nutzungsaktivität, die sich zum Beispiel am Teilen von Nachrichbettina leinauer & (csi) tenartikeln festmachen lasse, sei dagegen verlässlicher, so Hinz. Interessiert sind die Forscher auch an Veränderungen seit 2012. Hier zeigte sich, dass der Dienst Twitter gegenüber dem Jahr 2012 nicht mehr so rege für das Teilen von Nachrichten genutzt wird, während Google+ mit 2,5 Prozent zwar immer noch den kleinsten Anteil an den geteilten Artikeln hat, aber seine Reich-
Denken
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 10
Rote Ampel für Licht Bild: Katrin Binner
Physiker der TU Darmstadt frieren Lichtbewegung für eine Minute ein
Etwas anzuhalten, das größtmögliches Tempo besitzt und eigentlich nie stoppt – dies ist Physikern der TU Darmstadt gelungen. Die Rede ist von Licht. Praktische Bedeutung könnte das für künftige Datenverarbeitungssysteme erlangen. Das Licht können Physiker zwar schon seit einigen Jahren für kurze Zeiten zum Stehen bringen: In extrem kalten Gasen und speziellen Kristallen gelang dies bislang für einige Sekunden. Doch nun gelang es Forschern um Thomas Halfmann vom Institut für Angewandte Physik der TU Darmstadt, Licht für über eine Minute anzuhalten. Bilder, die durch den Lichtpuls in den Kristall transferiert wurden, konnten sie ebenfalls eine Minute lang speichern – eine Million Mal länger als bislang möglich. Kristalliner Bremsklotz
Als Bremsklotz diente den Physikern ein glasähnlicher Kristall, der in geringer Konzentration Ionen – elektrisch geladene Atome – des Elementes Praseodym enthält. Zum Versuchsaufbau gehören zudem zwei Laserstrahlen. Der eine ist Teil der Bremsvorrichtung, der andere soll gebremst werden. Der erste, Kontrollstrahl genannte Lichtstrahl verändert die optischen Eigenschaften des Kristalls: Die Ionen verändern die Lichtgeschwindigkeit nun sehr stark. Der zweite, der zu bremsende Strahl trifft nun auf dieses neue Medium aus Kristall und Laserlicht und wird darin stark verlangsamt. Wenn die Physiker den Kontrollstrahl im gleichen Moment abschalten, in dem sich der andere Strahl im Kristall befindet, kommt der gebremste Strahl darin zum Stillstand. Genauer gesagt, verwandelt sich das Licht in eine Art im Kristallgitter gefangene Welle. Das
lässt sich, stark vereinfacht, wie folgt verstehen: Die Praseodym-Ionen werden von Elektronen umkreist. Diese verhalten sich ähnlich wie aneinandergereihte Magnete: Stößt man einen von ihnen an, pflanzt sich die Bewegung vermittelt durch magnetische Kräfte in der Reihe wie eine Welle fort. Da Physiker den Magnetismus von Elektronen Spin nennen, ergibt sich beim Einfrieren des Laserstrahls analog eine Spinwelle. Diese ist ein Abbild der Lichtwelle des Lasers. Auf diese Weise ist es den Darmstädtern gelungen, auch Bilder, zum Beispiel ein Streifenmuster, aus Laserlicht in dem Kristall zu speichern. Die Information lässt sich wieder auslesen, indem man den Laserstrahl erneut einschaltet. Den Wellenschlag verhindern
Dass so bislang nur sehr kurze Speicherzeiten gelangen, liegt daran, dass Umwelteinflüsse die Spinwelle störten, ähnlich wie fahrende Schiffe Wellen in einem See durcheinanderbringen. Die Information über die gespeicherte Lichtwelle geht dabei nach und nach verloren. Lindern lassen sich die Umwelteinflüsse durch Anlegen eines Magnetfeldes sowie durch Hochfrequenzpulse. Diese Felder reduzieren sozusagen die Zahl der Schiffe auf dem See. Wie gut das gelingt, hängt von Stärke und Richtung des Magnetfeldes und der Hochfrequenzpulse ab. Dabei gibt es äußerst viele Variationsmöglichkeiten, weshalb sich die optimale Einstellung kaum berechnen lässt. Daher haben
Professor Thomas Halfmann im Labor
die Darmstädter Forscher Computer-Algorithmen verwendet, die während des Experiments vollautomatisch und schnell die besten Lösungen finden. Einer der Algorithmen orientiert sich an der Evolution in der Natur, die möglichst gut an die Umwelt angepasste Organismen hervorbringt. Aufbauend auf diesem Erfolg will Halfmanns Team nun Techniken erforschen, um Licht noch deutlich länger – möglicherwei-
se eine Woche lang – zu speichern sowie eine höhere Breitbandigkeit und Datentransferrate der Informationsspeicherung durch gestopptes Licht zu erreichen. christian meier
der ebenfalls zum Forscherteam der TU Darmstadt gehört. Kameras in Kopf und Handflächen und ein 3D-Laserscanner ersetzen die Augen, mit denen sich die Operatoren zunächst im DARPA Robotics-Wettbewerb und später in realen Katastrophenszenarien ein Bild von der Lage
Diese können zum Beispiel sein, Trümmer wegzuräumen, sich einen Weg durch eine Wand zu brechen, Ventile zuzudrehen, ein Auto zu fahren, gefundenes Werkzeug zu benutzen, blockierte Türen zu öffnen oder Leitern hochzuklettern. Auch Unerwartetes, wie ein Sturz des Roboters, muss bewältigt werden.
der autor ist wissenschaftsjournalist und promovierter physiker
Atlas soll helfen Hochleistungs-Roboter zur Weiterentwicklung an TU-Informatiker übergeben
Mit ihrer Simulation für die Bedienung eines Rettungsroboters schafften Forscher der TU gemeinsam mit Partnern aus den USA im weltweiten Wettbewerb DARPA Robotics Challenge den Sprung in die zweite Runde – als einzige europäische Universität.
Bild: Paul Glogowski
In Boston wurde ihnen jetzt Atlas übergeben – einer der leistungsfähigsten humanoiden Roboter der Welt. Und Atlas muss jetzt zeigen, was die im Modell getestete Software kann, und sich im Dezember realen Rettungsaufgaben stellen. Der erste Eindruck des Roboters macht seinem Namen alle Ehre. »Wir hatten natürlich nach unseren Simulationen eine gute Vorstellung von Atlas, aber es ist schon ein gewaltiger Unterschied, jetzt mit diesem enorm leistungsfähigen Humanoidsystem zu arbeiten, das in der Realität herumläuft und sich bewegt – das ist fast wie Science-Fiction«, sagt Stefan Kohlbrecher, Mitarbeiter am Fachgebiet Simulation, Systemoptimierung und Robotik des Fachbereichs Informatik der TU Darmstadt. Er hat Atlas in Boston in Empfang genommen – quasi die Zwischenauszeichnung des Robotics Challenge, zu dem sich über einhundert Teams gemeldet hatten. Seit dem Start haben die TU-Informatiker gemeinsam mit dem Spin-off TORC Robotics der Partneruniversität Virginia Tech die On-BoardSoftware für den Rettungsroboter entwickelt, ihre US-amerikanischen Teamkollegen die Benutzerschnittstelle, mit der Atlas aus der Ferne überwacht und bedient werden kann. Rund 150 Kilo schwer ist er, so groß wie ein Mensch, aber deutlich kraftvoller, auf zwei Beinen unterwegs,
Im Dezember werden die von den einzelnen Teams weiterentwickelten Atlas-Roboter in einem zweiten Auswahlprozess erste Testläufe absolvieren, bevor dann Ende 2014 in der Finalrunde das beste Rettungsrobotersystem gefunden und mit zwei Millionen Dollar prämiert werden wird. Schwergewichtiger Humanoid
»Mit der Leistung unseres kleinen, hoch qualifizierten Teams haben wir in diesem härtesten Roboterwettbewerb der Welt für die TU Darmstadt hohe internationale Anerkennung und Sichtbarkeit gewonnen. Gleichzeitig hoffen wir, mit unseren als Open Source geplanten Entwicklungen das bisher wenig geförderte Gebiet der Rettungsrobotik wesentlich voranzubringen«, erläutert Professor Oskar von Stryk.
Stefan Kohlbrecher (vorne) und Alberto Romai simulieren Roboter Atlas am Computer.
mit leistungsfähigen Armen und Händen ausgestattet und ungefähr eine Million Dollar wert. Atlas ähnelt also einem Menschen, hat aber doch viele technisch hoch komplexe Elemente. »Er ist wie drei Roboter in einem«, sagt Alberto Romay,
verschaffen müssen, bevor sie Atlas Aufgaben möglichst selbsttätig erfüllen lassen, die bisher noch kaum ein humanoider Roboter bewältigt hat.
pressemeldung »rettungsmissionen« erfolgreich abgeschlossen: bit.ly/165a1Ml
Denken
Seite 11 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Mit Folien Strom ernten Erster Demonstrator zeigt, wie Strom aus Meereswellen gewonnen werden kann
Der erste Prototyp für die Gewinnung von umweltfreundlichem Strom aus Wellenkraft entstand in einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsverbund aus zwei Universitäten und vier Unternehmen.
Die Beteiligten
Die Wacker Chemie AG liefert einen Werkstoff auf Silikonbasis. Dieser ist wesentlicher Bestandteil des sogenannten elektroaktiven Polymers, das mechanische in elektrische Energie umsetzt. Die Koordination übernimmt Bosch, zusammen mit dem Unterauftragnehmer Compliant Transducer Systems. Die TU Darmstadt entwickelt eine Methode, um die elektroaktiven Polymere zu testen. Ein geplantes schwimmendes Maßstabmodell soll im Wellenkanal der TU HamburgHarburg erprobt werden. Die Anlagen zum Test der Generatoreinheiten werden vom Ingenieurbüro Brinkmeyer & Partner in Winnenden entwickelt. Bosch-Rexroth schließlich unterstützt das Konsortium beim Bau der Modelle. Wandlung der Wellenkraft
Der Energiewandler besteht im Kern aus einer dreilagigen Folie. Oben und unten befindet sich
Neue Gasturbine im Modell
je eine elektrisch leitende Schicht (Elektrode). In der Mitte liegt ein extrem elastisches, sehr gut isolierendes Silikon, das sich auch unter industriellen Bedingungen in immer gleich bleibender Stärke fertigen lässt. Durch die Bewegung der Wellen wird eine mechanische Kraft auf den Wandler übertragen. Die Welle presst das Silikon zunächst zusammen. Damit rücken auch die beiden Elektroden näher aneinander. Jetzt wird von außen eine elektrische Spannung angelegt: Eine der Elektroden wird positiv, die zweite negativ geladen. Bewegt sich die Welle weiter, nimmt die Kraft auf den Wandler ab. Das Silikon entspannt sich, wird wieder dicker. Daher entfernen sich die Elektroden und mit ihnen die Ladungen voneinander. Dieser Effekt bewirkt, dass sich die elektrische Energie im Wandler erhöht. Gewünschte Folge: Die mechanische Energie aus der Welle ist in elektrische Energie umgesetzt. Diese wird entnommen, und dann beginnt der Zyklus von vorne. Die Wandlung der Wellenkraft im Detail.
Folienstapel
Es gibt mehrere technische Möglichkeiten, wie Meereswellen die mehrlagigen Folien stauchen und dehnen können. Vereinfacht lässt sich eine Boje aus zwei Teilen vorstellen: Die obere Hälfte schwimmt auf der Oberfläche, die untere ist am Meeresboden fest verankert. Beide sind durch einen Stapel aus tausenden Folien miteinander verbunden. Die Wellenbewegung deformiert die Folien im Abstand von 3 bis 10 Sekunden. »Die elektrischen Ströme der Einzelschichten addieren sich«, erklärt Projektleiter Dr. Istvan Denes von der zentralen Forschung und Vor-
ausentwicklung von Bosch in Waiblingen bei Stuttgart. Später liefern mehrere Wandler im Verbund Strom. Dass dies im Labor während sogenannter Trockentests bereits funktioniert, zeigt Denes an einem ersten Demonstrator, der von der TU Darmstadt hergestellt wurde.
dass kommerzielle Wellengeneratoren mehrere zehn Millionen Dehnungs- und Stauchungsvorgänge absolvieren. Der angestrebte Wirkungsgrad bei der Wandlung der mechanischen in elektrische Energie liegt bei 50 Prozent.
Test im Wellenkanal
Das erste maßstabgetreu verkleinerte Modell eines Wellengenerators soll 2014 im Wellenkanal der Technischen Universität Hamburg-Harburg zu Wasser gelassen werden. Die Pläne sehen vor,
Bild: Felipe Fernandes
Nach einer Berechnung der Vereinten Nationen ist in den Wellen ein riesiges Energiepotenzial von 29.500 Terawattstunden im Jahr gespeichert. Zum Vergleich: 2010 wurden weltweit rund 21.500 Terawattstunden elektrische Energie erzeugt, berichtet die Internationale EnergieAgentur. Der Forschungsverbund will mit dem Projekt EPoSil (Elektroaktive Polymere auf Silikonbasis zur Energiegewinnung) den Zugang zu dieser regenerativen Energieform ermöglichen. Das Bundesforschungsministerium unterstützt die Arbeit bis Januar 2015 denn auch finanziell mit fast 2 Millionen Euro.
Siemens hat dem Fachbereich Maschinenbau ein Modell der Gasturbine vom Typ SGT5-8000H gespendet. Im Original hält die Turbine im Betrieb in einem Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk den Weltrekord im Wirkungsgrad mit 60,75 Prozent. Im Maßstab 1:10 dient das Modell dieser leistungsstärksten Gasturbine fortan Studierenden und Lehrkräften als praktisches Anschauungsobjekt. »An dem Modell können die Studierenden Aufbau und Funktionsweise einer modernen Gasturbine sehr gut nachvollziehen. Damit ist es eine ideale Ergänzung in Vorlesungen und Übungen, die sich vor allem mit den theoretischen Grundlagen von Gasturbinen und ihrer Komponenten befassen«, so Professor Heinz Peter Schiffer, Leiter des Fachgebiets Gasturbinen, Luft- und Raumfahrtantriebe. Die Sachspende ist Teil einer umfassenden Zusammenarbeit zwischen dem Fachgebiet und dem Siemens-Geschäftsbereich Fossil Power Generation.
So wird die Lehre im Maschinenbau anschaulicher.
Handeln
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 12
Nachhaltigkeit vom Besten Professor Mohan Munasinghe nimmt Gastprofessur wahr Ein FriedensnobelpreisTräger
Nachhaltige Entwicklung, Konsum, Produktion und Klimawandel stehen im Zentrum eines Blockseminars mit zwölf Vorlesungen, das der sri-lankische Wissenschaftler und Friedensnobelpreisträger Professor Mohan Munasinghe halten wird. Munasinghe lehrt vom 5. bis 19. November 2013 im Rahmen einer KIVA-Gastprofessur in Darmstadt. Munasinghe hat mit dem Prinzip der »Sustainomics« ein umfassendes System geschaffen, das verschiedene Disziplinen bei der Entwicklung von Nachhaltigkeit zusammenbringt. Er gilt als führender Experte auf diesem Gebiet – und ergänzt damit das Angebot der TU. »Nachhaltige Entwicklung ist ein Querschnittsthema, das in unterschiedlichen Fachrichtungen behandelt wird«, erklärt Professor Liselotte Schebek, Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie, deren Fachgebiet den Antrag auf eine KIVA-Gastprofessur stellte und Munasinghe nach Darmstadt holte. »Das ist auch der Grund, warum die Veranstaltung offen für Studierende aller Fachbereiche ist, wobei wir Grundkenntnisse zu Sachverhalten der Nachhaltigkeit voraussetzen.« Das Blockseminar findet im Rahmen der interdisziplinären Studienschwerpunkte statt, die ein spezifisches Lehrangebot der TU zu gesellschaftlich relevanten Themen der nachhaltigen Entwicklung sind. Im Blockseminar wird es darum gehen, das Thema nachhaltige Entwicklung von seinen Grundlagen her zu erschließen, aber auch alternative Ansätze aus Sicht von Entscheidern zu diskutieren. Wichtig ist dabei der interdisziplinäre Zugang – wirtschaftliche,
Der sri-lankische Physiker, Ingenieur und Ökonom Mohan Munasinghe hält zahlreiche Professuren, unter anderem in Großbritannien, Brasilien und Peking. Im Laufe seiner Karriere beriet er zum Beispiel den Präsidenten von Sri Lanka, den Umweltstab des amerikanischen Präsidenten und die Weltbank. Beim Klimagipfel in Rio de Janeiro stellte er 1992 seine »Sustainomics«-Theorie vor. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPPC), dessen Vizevorsitzender Munasinghe war, wurde 2007 für sein Engagement zur Erforschung des Klimawandels gemeinsam mit Al Gore mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der Wissenschaftler ist heute Vorsitzender des Munasinghe Institute for Development und ist international renommiert für sein interdisziplinäres Arbeiten und Denken.
ökologische und soziale Notwendigkeiten werden einbezogen. Eine wichtige Rolle wird auch Munasinghes »Sustainomics«Theorie spielen, die auf Schlüsselprinzipien basiert und verschiedene innovative und praxisnahe Instrumente bereitstellt, um Forschung und Entscheidungsfindung auf dem Weg zu Nachhaltigkeit zu betreiben. Ein Gewinn für die Universität
Munasinghe ist bereits zum zweiten Mal an der TU. Im Jahr 2012 war er als Keynote-Speaker bei der MFA-ConAccount Conference des Fachgebiets Industrielle Stoffkreisläufe geladen. Seinerzeit sei die Idee entstanden, Munasinghes Vorlesung »Sustainable Development« als Blockveranstaltung anzubieten, so Schebek. Möglich gemacht wird sein Aufenthalt durch das Förderprogramm KIVA II, das unter anderem die Entwicklung einer international vielseitigen und interkulturell sensiblen Lehre zum Ziel hat. »Die internationale Erfahrung von Professor Munasinghe ist ein Gewinn für die TU Darmstadt«, sagt Schebek.
www.mohanmunasinghe.com
Vertrauen in eine bessere Welt Das Projekt KIVA (Kompetenzentwicklung durch interdisziplinäre Vernetzung von Anfang an) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des »Qualitätspakts Lehre« zur Verbesserung von Studienbedingungen und Lehrqualität bis 2016 mit 13 Millionen Euro gefördert. Der Fokus von KIVA liegt auf der für den Studienerfolg und die Studienmotivation entscheidenden Studieneingangsphase. Ziele • Interdisziplinäre Vernetzung in der Lehre intensivieren • Studentisches Engagement fördern • Langfristig mehr junge Menschen für ein Studium der MINT-Fächer begeistern
KIVA-Teilprojekte • KIVA I: Stärkung der mathematischen Ausbildung • KIVA II: Fonds für Gastprofessuren (Gender/ MINT, Lehramt/MINT, Internationalität/Interkulturalität) • KIVA III: (Ver-)Stärkung der Studienbüros • KIVA IV: Ausbau der Tutorinnen- und Tutorenqualifizierung • KIVA V: Interdisziplinäre Projekte in der Studieneingangsphase • KIVA VI: Entwicklung Interdisziplinarität
Leitung • Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Christoph Motzko, Vizepräsident für Studium und Lehre • Gesamtprojektkoordination: Dipl.-Ing. Beate Kriegler, M.A., Referat Studium und Lehre, Wissenschaftliche Weiterbildung
mehr erfahren: www.kiva.tu-darmstadt.de
Der Friedensnobelpreisträger Mohan Munasinghe im Interview
Er wird an der TU Darmstadt die Theorie und Praxis der Transdisziplinarität lehren: Der renommierte Natur- und Wirtschaftswissenschaftler Mohan Munasinghe erläutert seine Weltperspektiven. Seit über 20 Jahren arbeiten Sie auf höchster Ebene für eine nachhaltige Welt – bewegt sich etwas oder macht sich Ernüchterung breit? Nachdem ich an allen drei Weltklimagipfeln und vielen anderen globalen Meetings zur nachhaltigen Entwicklung teilgenommen habe, merke ich, dass der Fortschritt alles andere als zufriedenstellend war. Die ursprünglichen Ziele des Klimagipfels 1992 in Rio wurden durch viel bescheidenere »Millennium Development Goals« ersetzt. Die Politik setzt derzeit vor allem darauf, den Reichen zu helfen. Während der Finanzkrise trieben die Regierungen sehr schnell mehr als fünf Billionen US-Dollar auf, um angeschlagene Volkswirtschaften zu stützen. 1,7 Billionen US-Dollar werden jedes Jahr fürs Militär ausgegeben, aber nur etwa 100 Milliarden US-Dollar für die Bekämpfung der Armut und nur wenige Milliarden gegen die Klimaveränderung. Um es zusammenzufassen: Ein Wechsel vollzieht sich, aber viel zu langsam – wir könnten also innerhalb des nächsten Jahrzehnts in einen Abgrund fallen, wenn mehrere globale Krisen gleichzeitig eintreten … Dennoch habe ich Hoffnung, denn die Alternative ist undenkbar – die vier apokalyptischen Reiter: Hunger, Krankheit, Krieg, Tod. Ich habe auch großes Vertrauen in junge Menschen und glaube daran, die Fackel des Wissens und der Hoffnung auf eine bessere Welt weiterzugeben. Trotz aller Probleme, vor denen wir stehen, bin ich milde optimistisch. Obwohl unsere Aufgaben sehr komplex und ernst sind, können wir gemeinsam unsere Probleme lösen – vorausgesetzt, wir beginnen unverzüglich. Unsere Generation muss jetzt die ersten Schritte tun, und ich glaube daran, dass die jüngere Generation den Übergang in eine nachhaltige Welt vollenden kann. Kann Interdisziplinarität wirklich funktionieren? Der Komplexität der Aufgaben bei einer nachhaltigen Entwicklung kann eine einzelne Disziplin nicht gerecht werden. Bisher haben sich multidisziplinäre Teams mit diesen Problemen auseinandergesetzt, aber alle arbeiteten in ihren Disziplinen. Interdisziplinäre Arbeit versucht, die Grenzen zwischen den Disziplinen abzubauen. Was wir aber brauchen, ist ein transdisziplinärer Ansatz, ein Rahmen, der das wissenschaftliche Potenzial diverser Fachrichtungen zu neuen Konzepten, Modellen und Methoden verwebt. Die Vorlesungsreihe in Darmstadt basiert auf dem Konzept der
Bild: privat
Das ist KIVA
Professor Mohan Munasinghe gastiert an der TU Darmstadt.
»Sustainomics«, dessen Kernelement Transdisziplinarität ist. Der Kurs schließt Theorie, Anwendungswerkzeuge und Fallstudien ein. Sustainomics überschreitet Barrieren, um kreative und praktische Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung zu finden. Sustainomics ergänzt andere Ansätze, statt sie überflüssig zu machen. Technische Fachgebiete wie Ingenieurwesen, Biotechnologie und Informationstechnologie spielen eine Schlüsselrolle. Was möchten Sie jungen Studierenden mitgeben? Und was erwarten Sie von den Studierenden an der TU? Unter den vielen Universitäten in der Welt, die mich einladen, habe ich Darmstadt ausgesucht, um mein Seminar zu halten, da die TU Darmstadt wegen ihrer interdisziplinären Arbeit Weltruf genießt. Ich freue mich auf Synergien, gegenseitiges Lernen durch Ideenaustausch, auf Anschlussforschung und die Zusammenarbeit mit den Studierenden, Forschern und Lehrenden in Darmstadt. Meine Hoffnung und Erwartung ist, dass das Seminar eine neue Generation von »Sustainomisten« in Darmstadt hervorbringen wird, die wichtige Beiträge zur Entwicklung des Konzepts leisten können, das ich im Seminar vorstellen werde. Die Forscherinnen und Forscher in Darmstadt können dabei helfen, das neue Paradigma für nachhaltige Entwicklung aufzubauen, das die globale Öko-Zivilisation des 21. Jahrhunderts hervorbringen wird.
interview: gerda kneifel & silke paradowski
Handeln
Seite 13 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Optimaler Einstieg ins Studium
Wechsel an der TU9-Spitze TU-Präsident Prömel übernimmt Amt
Stifterverband und Hochschulrektorenkonferenz prämieren Lehrkonzepte
Professor Manfred Hampe vom Fachbereich Maschinenbau der TU Darmstadt erhält den vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und der Hochschulrektorenkonferenz vergebenen und mit insgesamt 50.000 Euro dotierten Ars legendi-Preis 2013 für »exzellente Lehre in der Studieneingangsphase«.
Professor Dr. Hans Jürgen Prömel, Präsident der Technischen Universität Darmstadt, ist auf der Mitgliederversammlung der Vereinigung TU9 in Berlin zum Präsidenten gewählt worden. Seine zweijährige Amtszeit beginnt am 1. Januar 2014.
Neben Professor Manfred Hampe wird auch Professor Stephan Lorenz von der Ludwig-Maximilians-Universität München ausgezeichnet. Die Begründung: »Beide haben hervorragende innovative und auf die Bedürfnisse der Studierenden zugeschnittene Lehrkonzepte für die Studieneingangsphase entwickelt und umgesetzt.«
An den TU9-Universitäten sind über 240.000 Studierende immatrikuliert, das sind rund 10 Prozent aller deutschen Studierenden. In Deutschland stammen rund 50 Prozent der Universitätsabsolventen in den Ingenieurwissenschaften von den TU9-Universitäten, rund 51 Prozent der Promotionen in den Ingenieurwissenschaften werden an den TU9Universitäten durchgeführt.
Ein besonderes Markenzeichen der TU Darmstadt sind anspruchsvolle interdisziplinäre Projektkurse in der Studieneingangsphase der Ingenieurwissenschaften. Dieses erfolgreiche Konzept wird im Rahmen des Projekts »Kompetenzentwicklung durch interdisziplinäre Vernetzung von Anfang an« (KIVA) in allen Fachbereichen eingeführt.
Bild: Katrin Binner
Der Preis rückt in diesem Jahr erstmals fachübergreifend eine bestimmte Lehr- und Lernsituation, eben die Studieneingangsphase, ins Zentrum. Der Jury gehörten Studierende sowie Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten und aus der Hochschuldidaktik an. Sie kürte die Sieger aus 60 Vorschlägen.
Professor Prömel ist seit Januar 2012 Vizepräsident der TU9 – der Allianz führender Technischer Universitäten in Deutschland. Mitgliedshochschulen sind die RWTH Aachen, TU Berlin, TU Braunschweig, TU Darmstadt, TU Dresden, die Leibniz Universität Hannover, das Karlsruher Institut für Technologie, die TU München und die Universität Stuttgart.
Engagiert in der Lehre: Maschinenbau-Professor Manfred Hampe
Der Vorsitzende der Jury, HRK-Vizepräsident Professor Dr. Holger Burckhardt, sagte: »Professor Hampe beeindruckte die Jury insbesondere durch einen interdisziplinären Projektkurs für Studienanfängerinnen und -anfänger. Hampe hat der Erkenntnis, dass junge Menschen in der speziellen Situation des Studienbeginns besonderer Unterstützung bedürfen, weit über das eigene Fachgebiet hinaus Geltung verschafft.«
Businessplan leicht gemacht TU bietet Seminar für Unternehmensgründer Der eine hat die Geschäftsidee, der andere den Plan, wie man sie am besten potenziellen Geldgebern verkauft und auf sichere Füße stellt: An der TU Darmstadt bringt ein Businessplan-Seminar beide Seiten zusammen. Ihre Ergebnisse stellten Studierende in ihrer Rolle als potenzielle Geschäftsgründer einer Jury von erfahrenen Praktikern vor – erster Prüfstein fürs reale Geschäftsleben. Die Projektvorstellung war so gehalten, als wäre es eine Präsentation für Investoren. Das Besondere an der Seminarkonstruktion: Teams unterschiedlicher Fachrichtungen müssen zusammenfinden und sich verständigen. Von den sechs bearbeiteten Geschäfts
ideen wurden der »Energiespeicher« von Hendrik Schaede, Daniel Fuhrmann, Dominik Unzicker und Peter Landgraf sowie die Idee »DressUp« von Monika Mölk, André Sannerholt, Andrea Tschrepp und Ji Wang mit Punktegleichstand gemeinsam auf Platz eins gesetzt. Die Idee »Consetto« mit der Präsentation von Michael Scharf, Ilina Dobreva und Philip Dräger kam auf Platz zwei. Für all die Hoffnungsträger fängt die Arbeit jetzt erst an. Mit ihren tragfähigen Businessplänen geht es zurück in die Gründungsberatung oder auf eigene Faust auf Investorensuche. bit.ly/1c99ii8
Zentrum für Patentwissen Umzug in neues Domizil Das Patentinformationszentrum (PIZ) hat neue Räume in der Holzhofallee 38 bezogen. Die für die TU Darmstadt wichtige öffentliche Anlaufstelle für Patente, Marken und Designschutz gilt als wichtiger Baustein, um Ideen in den Markt zu bringen und Gründern, Unternehmen sowie Forschern zum Erfolg zu verhelfen. Forscher, Gründer und kreative Unternehmen stützen sich auf das PIZ, um ihre Erfindungen abzusichern. Ein neues Angebot für Gründer und Wissenschaftler aus der Universität bietet das PIZ in Kürze zusammen mit dem Referat Transfer an der TU Darmstadt an. In einem eintägigen kompakten Praxisseminar am 14. November können sich die Teilnehmer über die effiziente und zielgerichtete Strategie bei einer Patentanmeldung schulen lassen. Die technische Vorbewertung der Idee anhand der Patentrecherche und die Grundgedanken bei der Erstellung einer Patentanmeldung werden vermittelt, um bei einer Erfindung auch in Sachen Schutzrechte gleich auf der richtigen Spur zu sein. www.main-piz.de
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Waldemar-Petersen-Haus in Hirschegg/Kleinwalsertal: Die gute Adresse der TU Darmstadt für Seminare, Exkursionen und Sportfreizeiten.
www.wphaus.tu-darmstadt.de
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Bild: Jan Ehlers
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 14
Straßenbahn steuert Lichtwiese an Fertigstellung im Jahr 2017 Als »wichtigen und mutigen Schritt der Wissenschaftsstadt Darmstadt« hat der Kanzler der TU Darmstadt, Dr. Manfred Efinger, den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung gelobt, eine neue Straßenbahnlinie zum Campus Lichtwiese zu bauen. Mit den Stimmen der Koalition von Grünen und CDU hatte das Parlament für das Bauprojekt gestimmt. Die neue, rund 1,3 Kilometer lange Straßenbahnstrecke soll von den bestehenden Gleisen der Linien 2 und 9 zum Böllenfalltor abzweigen und entlang des Lichtwiesenwegs zu den Fachbereichen der TU auf der Lichtwiese führen. Dort soll die Trasse nördlich des Architekturgebäudes und der Mensa und südlich des Gebäudes des Fachbereichs Bauingenieurwesen verlaufen und in einer Wendeschleife am neuen Hörsaalund Medienzentrum enden. Der Bau soll laut Verkehrsdezernentin Brigitte Lindscheid gut acht Millionen Euro kosten. Die Stadt könne vermutlich Zuschüsse von rund 70 Prozent der Ausgaben erhalten. Die Strecke soll voraussichtlich Ende 2017 in Betrieb gehen. Das neue Rechen-Genie der TU Darmstadt.
Beratung im Paket Bei kniffligen Situationen können sich Hochschullehrende künftig auch über eine Hotline der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle (HDA) Rat holen. Ob es sich um den Umgang mit Schweigen im Seminarraum, unbefriedigende Evaluationsergebnisse, geringe Motivation oder einen Tipp handelt, ob man Web-Surfen während der Vorlesung erlauben sollte – die HDA will zeitnah Antworten und Vorschläge zu didaktischen Fragen bieten. Die Anlaufstelle kennt sich aus mit Anforderungen wie: Soll man Studierende in der Masterarbeit zur Sprechstunde »verpflichten«? Wie viel Selbststudium ist Studierenden zuzumuten? Wie formuliert man gute Prüfungsfragen? Dies und mehr thematisiert das HDA-Team fortan in einem monatlichen DidaktikTipp, der abonniert werden kann. Darin werden Ideen für gute Lehre in Kurzform vorgestellt. Und für alle Lehrenden, die sich intensiv mit Fragen guter Lehre beschäftigen möchten, besteht außerdem die Möglichkeit, an Lehrberatung bzw. hochschuldidaktischen Seminaren teilzunehmen oder ein strukturiertes Qualifizierungsprogramm mit dem Zertifikat Hochschullehre zu absolvieren. www.hda.tu-darmstadt.de www.hda.tu-darmstadt.de/didaktik-tipp www.hda.tu-darmstadt.de/didaktik-hotline
Flexibel für die Forschung TU Darmstadt weiht zukunftsweisenden Hochleistungsrechner ein
Der neue Lichtenberg-Hochleistungsrechner der TU Darmstadt hat seine Arbeit aufgenommen. In einem ebenfalls neuen Gebäude an der Lichtwiese wird der Rechner künftig in wenigen Stunden oder Wochen Probleme lösen, für die ein normaler Bürocomputer Monate oder Jahrzehnte bräuchte, wenn er sie überhaupt bewältigen könnte. Wettervorhersagen verbessern, Kraftstoff sparende Autos entwickeln, Lernprozesse im Gehirn verstehen, ein neues Material schaffen: Die Aufgaben, für die Wissenschaftler leistungsfähige Computer brauchen, sind vielfältig. Ebenso vielfältig sind die Programme, die sie bei ihren anspruchsvollen Simulationen und Berechnungen einsetzen. Der Lichtenberg-Hochleistungsrechner der TU Darmstadt, benannt nach dem Universalgelehrten Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799), vereint daher unterschiedliche Rechnerarchitekturen, um die verschiedenen Programme mit ihren komplexen Algorithmen effizient zu nutzen.
Effizient kühlen und heizen
Das Gebäude, in dem der Rechner steht, ist ebenfalls neu. Die Gebäudetechnik erlaubt es, in großen Teilen des Jahres weitgehend mit freier Kühlung zu arbeiten. Dann bleibt die Kältemaschine aus, und das Wasser, das den Rechner kühlt, wird nur über den Rückkühler auf dem Dach wieder abgekühlt. Das spart Energie. In kalten Zeiten heizt die Abwärme des Rechners das Gebäude.
Bild: Jan Ehlers
Didaktik-Hotline und Lehr-Tipps
»Gebäude und Rechner sind Belege für die Forschungsstärke der TU Darmstadt.« Eva Kühne-Hörmann, hessische Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann, die Hessische Wissenschaftsministerin, nahm gemeinsam mit Finanzstaatssekretärin Prof. Dr. Luise Hölscher im Rahmen einer Feier den ersten Teil des Rechners mit rund 800 Rechenknoten in Betrieb. Im Dezember 2014 wird der Rechnerkomplex erweitert. Bis der Hochleistungsrechner komplett ausgestattet ist, wird er rund 15 Millionen Euro kosten. Der Bund und das Land Hessen tragen diese Kosten jeweils zur Hälfte. Ministerin Kühne-Hörmann wies darauf hin, dass über die Rechnerkosten hinaus weitere sieben Millionen Euro im Rahmen des hessischen Hochschulbauprogramms HEUREKA für das Gebäude investiert wurden. Vielseitige Rechenknoten
»Der neue Hochleistungsrechner ermöglicht wissenschaftliche Spitzenforschung, die effizient, zukunftsorientiert und wirtschaftlich relevant ist«, sagt Professor Dr. Hans Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt. Der von der Firma IBM hergestellte Lichtenberg-Hochleistungsrechner ersetzt den im Jahr 2002 installierten Rechner, dessen Leistung er bereits mit der ersten Ausbaustufe um das 30-fache übersteigt. Zudem verfügt der Rechner über eine energiesparende und vielseitig nutzbare Architektur: Einerseits enthält er Rechenknoten für Anwendungen, die eine hohe Rechenleistung benötigen. Andererseits stehen Rechenknoten für Aufgaben zur Verfügung, die viel Hauptspeicher benötigen und schnell auf diesen zugreifen müssen. Zudem gibt es Rechenknoten für Anwendungen, die von speziellen Rechenbeschleunigern profitieren.
In dem Gebäude auf der Lichtwiese steht der 15 Mio. Euro teure Rechner.
pressemeldung »flexibel für die forschung«: bit.ly/1aHTgvp
Handeln
Seite 15 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Mitteilung aus dem Hochschulrat
Bild: Katrin Binner
Der Bericht des Hochschulrats über seine Sitzung vom 25. Juni 2013, dokumentiert im Wortlaut:
Die Bedingungen für Wissenschaftlerinnen an der TU Darmstadt verbessern sich kontinuierlich.
Erfolge in der Gleichstellungspolitik DFG bescheinigt TU Darmstadt überzeugendes Gesamtkonzept
Die TU setzt ihr Programm zur forschungsorientierten Gleichstellung von Frauen und Männern »dynamisch« um. Ein »überzeugendes Gesamtkonzept ist überwiegend bereits implementiert«. Zu dieser Bewertung kommt die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Im Jahr 2008 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Standards zur forschungsorientierten Gleichstellung verabschiedet und die Universitäten aufgefordert, entsprechende Konzepte zu entwickeln und darüber regelmäßig zu berichten. Im Jahr 2009 hatte die TU Darmstadt ein »Initiativprogramm« verabschiedet, das die DFG »als treibendes Element der strategischen Ausrichtung« der Universität anerkennt. Nach fünfjähriger Laufzeit hat die DFG nunmehr die Abschlussberichte von knapp 70 Universitäten bewertet. Die TU Darmstadt rangiert auf der Stufe 3 – Stufe 4 bedeutet Bestnote. In ihrer Stellungnahme hebt die DFG Unterstützungsmaßnahmen der TU wie etwa Wiedereinstiegsstipendien und Rekrutierungsmittel für Berufungsverfahren hervor. Positiv sieht die DFG auch die Verankerung der Gleichstellungsthematik auf der Ebene des Präsidiums, die Arbeit des Beirats Forschungsorientierte Gleichstellung und die enge Einbindung der Frauenbeauftragten. Die TU Darmstadt fördere intensiv das Erarbeiten von Gleichstellungskonzepten in allen Fachbereichen. »Dass die DFG unsere deutlichen Fortschritte auf diesem für Wissenschaft und Gesellschaft sehr wichtigen Gebiet anerkennt, freut mich sehr«, sagte TU-Präsident Hans Jürgen Prömel. »Für eine Technische Univer-
sität ist die Gleichstellungsthematik eine besondere Herausforderung. Unser ehrgeiziges Ziel heißt, Studentinnen und Wissenschaftlerinnen insbesondere in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern in allen Lebens- und Karrierephasen zu stärken und zu fördern«, so Prömel. »So schöpfen wir am besten den Pool an Talenten aus.« Die DFG lobt auch die Anreizkultur sowie das Sichtbarmachen gelungener Gleichstellungsmaßnahmen. Der mit 25.000 Euro dotierte Franziska-
»Wir wollen Studentinnen und Wissenschaftlerinnen insbesondere in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern in allen Lebens- und Karrierephasen stärken und fördern.« Hans Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt Braun-Preis für innovative Ansätze wurde zum zweiten Mal vergeben – an den u.a. von Maschinenbauern und Mathematikern getragenen Sonderforschungsbereich »Beherrschung von Unsicherheit in lasttragenden Systemen des Maschinenbaus« für ein Projekt zur Entwicklung optimaler High Heels. Nach Ansicht der DFG könnte die TU ihre Gleichstellungsmaßnahmen finanziell noch besser unterfüttern und ihre selbst gesetzten Zielmarken hinsichtlich der Repräsentanz von Frauen weiter erhöhen. Doch die Erfolge bei der Besetzung von Professuren mit Frauen seien unverkennbar.
Besondere Partner 45 Jahre Austausch mit der Uni Lyon
Die TU Darmstadt und die École Centrale de Lyon feiern in diesem Jahr das 45-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft. Im Rahmen der Jubiläumsfeiern erhielt TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel die Ehrendoktorwürde der École Centrale. Die ersten Austauschaufenthalte von Studierenden begannen in den 1970er Jahren, seit Anfang der 1990er Jahre existiert ein Doppeldiplomprogramm, das damals in Europa noch in den Anfängen steckte. 78 Studierende sind seitdem von der TU Darmstadt für einen zweijährigen Auslandsaufenthalt und einen Doppelabschluss nach Lyon gegangen, 106 kamen aus Lyon nach Darmstadt. Wer das Double-Degree-Studium erfolgreich absolviert hat, bekommt auch zwei Abschlüsse: den Master of Science der TU Darmstadt und das Diplôme d’Ingénieur Généraliste der EC Lyon. Der erste Doktorand promoviert seit Dezember 2011 im Rahmen des gemeinsamen Promotionsprogramms zwischen den beiden Bildungseinrichtungen. Zuvor hatte er bereits mit einem Doppelabschluss sein Studium absolviert.
Seit 1968 profitierten mehrere hundert Studierende von dieser Partnerschaft, die ihnen einen von der Industrie sehr geschätzten Einblick in zwei unterschiedliche Kulturen bietet. Mit dem Double-DegreeAustauschprogramm können Studierende der TU Darmstadt sich in das System der in Frankreich hoch angesehenen Grandes Écoles integrieren und sich dort etablieren. Im Rahmen des 45. Jubiläums wurde dem Präsidenten der TU die Ehrendoktorwürde verliehen. Ehemalige Double-Degree-Studierende berichteten über ihre Erfahrungen im Austausch zwischen der TU Darmstadt und der EC Lyon. Ein kulturelles und wissenschaftliches Rahmenprogramm mit Vorträgen über die Forschungsaktivitäten beider Hochschulen sowie Führungen durch Labors und universitäre Einrichtungen in Lyon rundete die Jubiläumsfeierlichkeiten ab.
»Die Vorsitzende berichtete dem Hochschulrat von ihren Gesprächen mit den Studierenden und den administrativ-technischen Mitarbeiter innen und Mitarbeitern der Universitätsversammlung. Die Gespräche sind in guter Atmosphäre verlaufen. Sie hat einige Themen wie Weiterbildungsmaster und die vermehrten befristeten Stellen im administrativtechnischen Bereich mitgenommen und wird diese mit dem Präsidium diskutieren.« Auf der Tagesordnung standen planmäßig Jahresabschluss und Lagebericht, Stand und Planungen zum Qualitätsmanagement sowie die Themen zu Compliance (wissenschaftliches Fehlverhalten, Ethikkommission, Korruptionsvermeidung etc.). Aus gegebenem Anlass ließ sich der Hochschulrat zu den Themen W-Besoldung und betriebliche Altersvorsorge berichten. Der Hochschulrat entschied, Frau Herrhausen weiterhin in das Kuratorium der Carlo und Karin GierschStiftung an der TU Darmstadt zu entsenden. Der Hochschulrat verabschiedete sich von Frau Herrhausen, Herrn Professor Wittig, Herrn Professor Scheuble und Herrn Professor Schetter, die nach einer zweimaligen Amtszeit ausscheiden müssen. Die Vorsitzende, Frau Professorin Wunderli-Allenspach, dankte den vier Mitgliedern für ihre hervorragende Arbeit. Herr Professor Prömel schloss sich mit einem Dank der Universität für ihr Engagement für die TU Darmstadt an.«
Professor Hanselka neuer KIT-Präsident Kooperation im TU9-Verbund Die TU Darmstadt gratuliert ihrem bisherigen Vizepräsidenten Professor Holger Hanselka (51), der das Amt des neuen Präsidenten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) angetreten hat. »Mit Professor Hanselka gewinnt das KIT eine Persönlichkeit von hoher wissenschaftlicher Kompetenz, Führungsstärke und Managementqualitäten«, sagte TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel. »Der Ruf nach Karlsruhe ehrt zwar die TU Darmstadt, andererseits betrübt mich der Wechsel des Kollegen aber auch. Ich bin sicher, dass wir im TU9-Verbund der führenden Technischen Universitäten Deutschlands weiter eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten werden«, so Prömel. Hanselka trat 2011 das Amt des Vizepräsidenten für Wissens- und Technologietransfer, Kooperation mit Wirtschaft und Wissenschaft, Unternehmensgründungen, Patentmanagement, Alumni und Fundraising an. Seit 2001 war er Direktor des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF und Leiter des Fachgebietes Systemzuverlässigkeit und Maschinenakustik im Fachbereich Maschinenbau der TU.
Ausgezeichnet
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 16
Positive Antwort Weitere 5,6 Millionen Euro aus dem LOEWE-Programm Bilanz der »Eigenlogik der Städte«
Die TU Darmstadt erforscht neue Ansätze zur ressourcenschonenden Nutzung Seltener Erden und zur Work-Life-Balance im Zeitalter grenzenloser Kommunikation: Dafür wird die TU Darmstadt im Rahmen des hessischen Exzellenz-Forschungsprogramms LOEWE von 2014 bis 2016 mit rund 5,6 Millionen Euro gefördert. Bild: Katrin Binner
»Ressourcenschonende Permanentmagnete durch optimierte Nutzung seltener Erden«, abgekürzt RESPONSE – so heißt der neue vom Land Hessen mit 4,4 Millionen Euro geförderte LOEWESchwerpunkt an der TU Darmstadt. Der von Oliver Gutfleisch, Professor für Materialwissenschaften, koordinierte Schwerpunkt soll die international anerkannte Expertise der TU Darmstadt im Bereich magnetischer Werkstoffe bündeln und auf die nachhaltige Ressourcennutzung ausrichten.
Berlin ist arm, aber sexy, Hamburg bürgerlich unterkühlt, Darmstadt phlegmatisch. Der LOEWE-Schwerpunkt »Eigenlogik der Städte« an der TU Darmstadt erforschte solche Spezifika systematisch. Martina Löw, Professorin für Stadt- und Raumsoziologie und Begründerin des Forschungsschwerpunktes, zog zum Ende der Projektlaufzeit Bilanz. So wurden über den LOEWE-Schwerpunkt 15 neue Forschungsprojekte allein bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die TU eingeworben. Es konnte gezeigt werden, dass sich in Städten parallele Handlungs- und Denkmuster in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern herausbilden, dass diese in Leitsätzen gebündelt werden und so von Generation zu Generation überleben, dass der gebaute Raum die sozialen Verhältnisse widerspiegelt und dass gerade in den Dimensionen Zeit und Selbstverständnis sich das Eigene reproduziert.
»Es geht um die Entwicklung neuartiger, ressourceneffizienter Hochleistungspermanentmagnete zum Einsatz in Windkraftanlagen und Elektromotoren. Sie stellen eine Schlüsselkomponente in der Elektromobilität dar«, so Gutfleisch. Künftig soll so der Anteil der kritischen Seltenen Erden in Hochleistungspermanentmagneten drastisch reduziert oder gar vollständig substituiert werden. Die TU-Wissenschaftler wollen durch einen neuen Materialmix seltenerdfreie Magnetwerkstoffe herstellen – etwa auf der Basis von Materialien wie Eisen-Kobalt-Legierungen und Eisen-Nitriden.
Der Darmstädter Forschungsschwerpunkt richtet sein Augenmerk auf die Stadtkultur: die Art, wie eine Stadt gebaut ist, das Wissen, das in einer Stadt weitergegeben wird, und die Konventionen, die gepflegt werden. »Eigenlogik« meint eine Perspektive, die Politik, Planung und Wissenschaft beeinflusst. So lässt sich begreifen, wie Städte das menschliche Leben auf spezifische Weise formen, Werte, Praktiken, Wissensbestände und Gefühle beeinflussen.
RESPONSE ergänzt die anwendungsorientierten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der seit 2011 vom Land Hessen geförderten Fraunhofer-Projektgruppe Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS in Hanau nunmehr um universitäre Grundlagenforschung zum Thema Magnetwerkstoffe. Beteiligung am Schwerpunkt »Always Online?«
Neu in die LOEWE-Förderung aufgenommen wird auch der von der Uni Kassel koordinierte Schwerpunkt »Always Online? Ein neues Kommunikationsparadigma für die Kommunikationsgesellschaft«. Die TU Darmstadt ist beteiligt und erhält eine Förderung in Höhe von 1,2 Millionen Euro (bei insgesamt rund 4,1 Millionen Euro). Ein TU-Team um Professor Ralf Steinmetz und Dr.-Ing. Doreen Böhnstedt (Elektrotechnik und Informationstechnik) sowie Professorin Ruth Stock-Homburg (Wirtschaftswissenschaften) beschäftigt sich mit den Risiken der räumlichen, zeitlichen, kognitiven und wirtschaftlichen Entgrenzung von Kommunikation und Information in einer Zeit, in der moderne Technologien jederzeit Kommunikations- und »Empfangs«-Bereitschaft unabhängig von Ort und Zeit ermöglichen. So entfallen Erholungszeiten, und es besteht die Gefahr einer stark unausgeglichenen Work-LifeBalance. Ziel des LOEWE-Schwerpunkts ist die interdisziplinä-
Impulse für den Bau Preis des Unternehmens Dreßler Die TU Darmstadt ist um einen neuen Stiftungspreis reicher: Das traditionsreiche Bauunternehmen Dreßler Bau GmbH aus Aschaffenburg stellt eine mit insgesamt 3.000 Euro dotierte jährliche Auszeichnung für herausragende Bachelorarbeiten am Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie in den Disziplinen Baubetrieb und Massivbau bereit. Gewürdigt werden Arbeiten von Studierenden, die Impulse für die Grundlagenforschung im Bauingenieurwesen sowie im Gebäude- und Energiemanagement setzen oder aktuellen Forschungsbedürfnissen der Bauindustrie gerecht werden. Die Preis-Jury aus Dozentinnen und Dozenten des Fachbereichs berät sich bei der Auswahl mit dem Stiftungsunternehmen. Die Ausschreibung des Wettbewerbs 2013 erfolgt unter anderem über die Webseite des Fachbereichs Bauingenieurwesen und Geodäsie. Die Dreßler Bau GmbH stiftet den Preis zunächst für fünf Jahre. Der Dreßler-Bau-Preis kann auf maximal drei Preisträger pro Jahr aufgeteilt werden und wird im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung an der Technischen Universität Darmstadt verliehen.
ausführliches interview mit martina löw: bit.ly/1f4IPSF
Professor Oliver Gutfleisch
re Erforschung und Gestaltung eines neuen gesellschaftlichen Kommunikationsparadigmas (Social Link), um die Arbeit von Wissensarbeitern zu verbessern und deren Work-Life-Balance zu unterstützen. Das Projekt fügt sich in den Forschungscluster Future Internet der TU Darmstadt ein. An der TU Darmstadt sind bislang drei LOEWE-Exzellenzzentren und sieben LOEWE-Schwerpunkte etabliert.
Sauerstoff statt Luft TU Darmstadt und der neue Sonderforschungsbereich Oxyflame
Der Sonderforschungsbereich/Transregio »Oxyflame – Entwicklung von Methoden und Modellen zur Beschreibung der Reaktion fester Brennstoffe in einer Oxyfuel-Atmosphäre« konzentriert sich auf eine neue Verbrennungs-Technologie. Trotz der mit der Energiewende verbundenen Umstellung auf regenerative Energien wird der Rückgriff auf fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdgas unverzichtbar bleiben. Das dabei freigesetzte CO2 gilt es im Interesse der Umwelt aber zu reduzieren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert vor diesem Hintergrund ein Vorhaben, an dem Wissenschaftler der RWTH Aachen (Sprecherhochschule), der Universität Bochum und der TU Darmstadt beteiligt sind – sie wollen die Oxyfuel-Technologie grundlegend erforschen. Beim Oxyfuel-Verfahren wird der Brennstoff anstelle von Luft mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Rauchgas verbrannt. Hier setzen auch »Carbon Capture and Storage«-Methoden an, die unter anderem durch die Oxyfuel-Technologie vereinfacht werden. Bei der Oxyfuel-Verbrennung fester Brennstoffe wie Kohle und Biomasse in einer Atmosphäre aus Kohlendioxid, Wasser und Sauerstoff fällt im Abgas nur noch Wasser und CO2 an. Damit entfällt eine aufwändige Abtrennung des Treibhausgases im Abgas. Der Ersatz des Luftstickstoffs im Brennraum führt jedoch unter anderem zu einem völlig neuen, instabileren Verbrennungsverhalten.
Die Darmstädter Wissenschaftler forschen in allen drei Projektbereichen von Oxyflame. Im Bereich »Physikalisch-Chemische Grundlagen« stehen die Vorgänge am porösen Brennstoffpartikel im Fokus des Interesses. Wissenschaftler vom Institut Energiesysteme und Energietechnik (Prof. Dr.-Ing. Bernd Epple) sollen in einem Teilprojekt etwa Modelle zur Beschreibung der Chlorund Schwefelchemie bei der Oxyfuel-Verbrennung entwickeln. Im Bereich »Nichthomogene Strömungs- und Verbrennungsvorgänge« spielen skalenübergreifende Phänomene, wie etwa die Partikeldynamik in turbulenter Strömung, eine entscheidende Rolle. Hier sind die Fachgebiete Reaktive Strömungen und Messtechnik (Prof. Dr. Andreas Dreizler) sowie Energie- und Kraftwerkstechnik (Prof. Dr.-Ing. Johannes Janicka) beteiligt. Der dritte Projektbereich »Gekoppelte Prozesse und Gesamtsystem« soll komplexe Prozesse mit Anwendungsbezug erforschen. Ein zentrales Validierungsprojekt von Oxyflame, in dem Aachener und Darmstädter Forscher kooperieren, soll etwa die experimentelle Datenbasis liefern für die Validierung der numerischen Simulationen von Oxyfuel-Flammen. (sk)
Ausgezeichnet Bild: Jan-Christoph Hartung
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Daten und Fakten ETA steht für Energieeffizienz-, Technologie- und Anwendungsforschung Bauherr: TU Darmstadt Gebäudegrundfläche: ca. 840 Quadratmeter Baubeginn: Anfang 2014 Fertigstellung: geplant Anfang 2015 Finanzierung des Forschungsvorhabens: 8 Mio. Euro vom Bund 1,2 Mio. Euro vom Land Hessen 2 Mio. Euro aus dem Budget der TU Darmstadt 4 Mio. Euro von Partnern aus der Industrie Partner: 36 Forschungspartner aus Industrie und Wissenschaft
Basiswissen für die Energiewende: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler an der TU
TU-Modellprojekt zeigt Wege zur hoch energieeffizienten Produktion
Sie zieht bereits in der Aufbauphase Unternehmer wie Politiker an: Unter Federführung des Instituts für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt entsteht eine Modellfabrik, in der fachübergreifend geforscht wird.
Während bereits gut bekannt ist, mit welchen wichtigen Maßnahmen sich die Ressourcen- und Energieeffizienz an einzelnen Produktionsmaschinen steigern lässt, liegt ein bisher noch kaum erschlossenes Potenzial in der Weiternutzung der beim Maschinenbetrieb entstehenden Abwärme. Mittels thermischer Speichertechnik und Technik zur Energietransformation kann diese Energie gespeichert und wieder abgegeben werden – wann und wo sie gebraucht wird. »Der Herausforderung Energiewende müssen wir interdisziplinär begegnen«, sagt Professor Dr. Eberhard Abele, geschäftsführender Leiter des PTW der TU Darmstadt. Zu diesem Zweck hat sich eine Gruppe aus Wissenschaftlern
verschiedener Fachgebiete des Maschinenbaus, Bauingenieurwesens und der Architektur zusammengeschlossen, um im Forschungsprojekt ETA-Fabrik eine hoch energieeffiziente Modellfabrik zu entwickeln. Dabei verspricht eine vernetzte Betrachtung des Gebäudes, der technischen Gebäudeinfrastruktur und der Produktionsmaschinen ein insgesamt höheres Energieeinsparpotenzial, als wenn jede Komponente für sich optimiert wird und die Einzelersparnisse dann summiert werden. In der ETA-Fabrik werden für die Metallbearbeitung repräsentative Produktionsanlagen analysiert und optimiert. Als Referenz dient eine Produktionsprozesskette des Industriepartners Bosch Rexroth, die die Schritte Zerspanung in Weich- und Hartbearbeitung, Wärmebehandlung und diverse Zwischen- und Endreinigungsprozesse umfasst. Dementsprechend wird sich der Maschinenpark der ETA-Fabrik aus Werkzeugmaschinen, Reinigungsmaschinen und einem Ofen zur Wärmebehandlung zusammensetzen. Die Abwärme der Wärmebehandlung wird dann zum Beispiel als Wärmequelle für Reinigungsanlagen fungieren oder über eine Absorptionskälteanlage den Kältebedarf der Werkzeugmaschinen decken. Außerdem sorgt die Abwärme für eine bedarfsgerechte Hallenklimatisierung.
Gerichtete Evolution Frances Arnold ist Preisträgerin der Emanuel-Merck-Vorlesung 2013
Frances Arnold, Professorin am California Institute of Technology in Pasadena (USA), ist die diesjährige Preisträgerin der Emanuel-Merck-Vorlesung. Die 57-jährige Wissenschaftlerin gilt weltweit als anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der gerichteten Evolution und wurde bereits mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet. Arnold erlangte 1979 an der Princeton University, New Jersey (USA), ihren Bachelor of Science und promovierte 1985 in Chemical Engineering an der University of California, Berkeley. Seit 1986 forscht und lehrt sie am California Institute of Technology (Caltech). Anlässlich der Auszeichnung hielt Arnold Vorträge an der TU Darmstadt sowie bei der Merck KGaA. Höhepunkt war der öffentliche Festvortrag im Kekulé-Hörsaal auf dem Campus Lichtwiese, bei dem Arnold der mit 10.000 Euro dotierte Preis verliehen wurde. Anschließend hielt die Preisträgerin einen Vortrag über »Design by Evolution: Rewriting the Code of Life«. »Der Code des Lebens ist vergleichbar mit einer Beethoven-Symphonie. Wir haben noch nicht verstanden, wie man solche Musik komponiert, aber die Evolution kann das sehr gut. Ich selbst bin immer noch dabei zu lernen, mit Hilfe der Evolution neue Musik zu komponieren«, sagte Frances Arnold 2011 anlässlich der Verleihung des renommierten Draper Preises für ihre Arbeiten mit Hilfe der gerichteten Evolution zur Erzeugung von Biobrennstoffen.
Die Wirtschaftsinformatiker Jörg Gottschlich, Irina Heimbach und Oliver Hinz: Claudio-Ciborra-Preis für ihre Studie zur Erstellung von Produktempfehlungen auf Basis von Facebook-Profildaten. Prof. Dr.-Ing. Peter Cornel, Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie: Willy-Hager-Medaille 2013. Die Hager-Stiftung ehrt Cornels Ansätze für die Ressourcenschonung sowie -rückgewinnung aus kommunalen und industriellen Abwässern.
Die sparsamste Fabrik
Von den Maschinen bis zur Gebäudeausrüstung und Gebäudehülle: Alles an der ETA-Fabrik ist darauf ausgerichtet, Energie ganzheitlich optimal zu nutzen und den Energiebedarf zu senken. Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, zeigte sich bei ihrem Besuch im Sommer davon angetan. Die ETA-Fabrik treibe nicht nur eine prozesstechnische Innovation voran, sondern auch den doppelten Transfer in die Industriebetriebe und in die Hochschullehre. Auch Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler machte sich im August vor Ort ein Bild und informierte sich auf dem Campus Lichtwiese über die ETA-Fabrik. Sie sei ein konkreter Beitrag zur Umsetzung der Energiewende.
lob und preis
Gerichtete Evolution bezeichnet die Veränderung und Optimierung von Proteinen, Enzymen und Nukleinsäuren auf evolutionärem Wege im Labor. Man nutzt sogenannte zufallsbasierte Mutagenese und wählt danach die erzielten Verbesserungen aus. Die gerichtete Evolution wird vor allem in der Biokatalyse und der weißen Biotechnologie zunehmend angewandt, um die Eignung von Enzymen für industrielle Anwendungen zu verbessern. Gute Tradition
Die TU Darmstadt und die Merck KGaA zeichnen mit dieser Vorlesung seit 20 Jahren weltweit angesehene Naturwissenschaftler aus, die exzellente Beiträge zur chemischen und pharmazeutischen Forschung geleistet haben. Über Auswahl und Preisträger entscheidet der Fachbereich Chemie der TU Darmstadt. Der Preis wurde 1992 gestiftet und seit 1993 nun bereits zwölf Mal vergeben.
Prof. Dr. Hartmut Fueß, Fachbereich Material- und Geowissenschaften: Ehrendoktorwürde der Universität Vilnius. Sabine Böker, Maschinenbau-Studentin an der TU, ist Stipendiatin des Förderprogramms MINT Excellence der Manfred Lautenschläger-Stiftung für Studierende der MINT-Fächer (750 Euro pro Semester). Die Stiftung fördert wissenschaftliche Arbeit, Studienleistungen und soziales Engagement. Dr. Jörg Broschek, Institut für Politikwissenschaft: Canada Research Chair an der Wilfrid Laurier University in Waterloo. Broschek forscht zur institutionellen Architektur, historischen Entwicklung, Leistungsfähigkeit und demokratischen Qualität von Bundesstaaten in Nordamerika und Europa. Todor Nachev und Jakob Klingen höfer, Fachbereich Architektur: Georg- Moller-Preis 2013 (je 1.300 Euro). Katja Hein, Fachgebiet Flugsysteme und Regeltechnik, Fachbereich Maschinenbau: August-Euler-Preis (2.500 Euro) für ihre Masterarbeit »Study on Reduced Flap Landings in Business Aviation«. Prof. Ph.D. Achim Schwenk, Professor am Institut für Kernphysik: Zdzisław Szymaski Prize des Fachbereichs Physik der Universität Warschau (rund 2.500 Euro). Im Studentischen Wettbewerb »Umhausung Kohlelager Hafen Offenbach« haben Studenten des Fachbereichs Architektur zwei von drei Preisen gewonnen: Matthias Welp und Udo Pfaff (1.000 Euro) wurden mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Florian Raimund erhielt für seinen Entwurf den dritten Preis. Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach, Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie: Tiefbaurechtspreis des Centrums für Deutsches und Internationales Baugrund- und Tiefbaurecht. Johannes Bilz, Tobias Fritzsche, Ye Ji Park und Simone Rudolph, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik: Zweiter Preis beim Studentenwettbewerb iCan 2013 in Barcelona (1.000 Euro) für die Entwicklung eines elektronischen Bremsassistenten für Kinderwagen. Prof. Ph.D. Jan Peters, Leiter des Fachgebietes Intelligente Autonome Systeme: Young Investigator Award für seine Beiträge zu Lernverfahren für Neuronale Netze.
Verstehen
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Tipps von »alten Hasen« …
… weitere Ratschläge
Ihr solltet euch auf jeden Fall die Homepage der TU anschauen. Sie hilft sehr gut, weil dort alle Informationen enthalten sind, die man braucht, um sich zurechtzufinden. Oder einfach mal fragen …
Die Stadtfeste müssen besucht werden – wie das Schlossgrabenfest oder das Heinerfest. Sören Schneeweiß, Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie, 6. Semester
Ina Schultheiß, Fachbereich Mathematik, 1. Mastersemester
Zieht nach Darmstadt oder in die Nähe, das spart Zeit und Energie. So habt ihr mehr vom Tag und befindet euch mitten im Studentenleben. Scheut euch nicht, neue Kontakte zu knüpfen, auch ruhig mit Studierenden im höheren Fachsemester, und tauscht euch über das Studium aus. Benjamin Mikaeili Tabrizi, Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, 6. Semester
Zur Prüfungsvorbereitung sind alte Klausuren oder Probeklausuren sehr hilfreich. Diese solltet ihr euch anschauen. Jan Benzing, Fachbereich Mathematik, 4. Semester
Erstellt frühzeitig euren Studienplan, so verliert ihr nicht den Überblick. Überschätzt nicht die ersten Semester, aber stresst euch nicht zu sehr. Verbringt auch mal Zeit im Herrngarten oder fahrt mit dem Fahrrad durch Darmstadt. Chinomnso Anyanwu, Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, 6. Semester
Die Orientierungswochen nicht verpassen, vor allem die der Fachbereiche, denn da lernt man die ersten Kommilitonen kennen. Lukas Alt, Fachbereich Mathematik, 5. Semester
Verstehen
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Es kann losgehen Ein Kompass für Erstsemester zum Studienstart an der TU Darmstadt
AStA (S1|03 Stadtmitte und Mensa Lichtwiese)
Hochschulrechenzentrum (S1|03 und L4|02)
Studienbüros
… ist die politische Vertretung der Studierendenschaft. Er wird vom Studierendenparlament gewählt. Der AStA hält Informationen zum BAföG, Semesterticket, Carsharing oder Busverleih bereit und bietet darüber hinaus eine Sozial- und Rechtsberatung.
… ist die erste Anlaufstelle bei Fragen und Problemen rund um die TU-ID, Athene-Karte und den Zugang zum Campusnetz. Bietet einen PC-Pool mit günstigen Druckmöglichkeiten.
… sind Ansprechpartner für TUCaN. Hilfe etwa bei nicht eingetragenen Noten oder fehlender Freischaltung der Anmeldung zu einer Lehrveranstaltung. Die Büros beantworten auch Fragen zu Studiengang, Prüfungen und Prüfungsordnungen.
www.hrz.tu-darmstadt.de
www.asta.tu-darmstadt.de
www.info.tucan.tu-darmstadt.de/studium/ansprechpartner_s/
karo 5 / Audimax (S1|01)
Akademisches Auslandsamt (S1|01) … berät und betreut die internationalen Studierenden der TU Darmstadt in allen Fragen rund um das Studium. www.tu-darmstadt.de/aaa
BAföG (L4|01) … Informationen und Anträge zum Bundesausbildungsförderungsgesetz gibt es in der Abteilung Ausbildungsförderung des Studentenwerks in der Mensa Lichtwiese.
Bild: Katrin Binner
www.studentenwerkdarmstadt.de/geld/geld.html
… ist die erste Anlaufstelle für Studierende und bietet Information, Service und Orientierung sowie Raum zum gemeinsamen Arbeiten und Lernen. Das Audimax sowie acht weitere Hörsäle befinden sich direkt hinter dem karo 5.
studienbueros_s
Studierendenservice (S1|01) … beantwortet Fragen zum organisatorischen Ablauf des Studiums wie etwa Zulassung, Beurlaubung oder Rückmeldung.
www.tu-darmstadt.de/karo_5
www.tu-darmstadt.de/studieren
Lageplan (S1|01)
TUCaN
… gibt es am Info-Counter im karo 5 mit allen Infos zum Universitätsgelände. Ein Campus-Navi gibt es auch online.
… ist das Werkzeug, um online den Universitätsalltag zu organisieren: Anmelden zu Modulen, Veranstaltungen und Prüfungen oder Noten online abfragen.
www.sight-board.de/tu-darmstadt/
www.info.tucan.tu-darmstadt.de
Lernzentren
TU-Shop (S1|01)
… gibt es immer mehr auf dem Campus. Aktuelle Auflistung unter:
… hält schöne Geschenke und Material für den Schreibtisch und Tagungen bereit.
www.intern.tu-darmstadt.de/dez_ii/raumkoordination/
www.tu-shop.de
fuer_studierende/lernraeume/lernraeume_1.de.jsp
Mensa Stadtmitte (S1|11) – Mensa Lichtwiese (L4|01)
TU meet & move … ist das große jährliche Campusfest der TU Darmstadt mit den Schwerpunkten Sport, Kultur und Internationales. Am 4. Juni 2014 treffen sich alle TU-Mitglieder im Hochschulstadion, um gemeinsam zu feiern.
www.studentenwerkdarmstadt.de/essen/essen.html
www.tu-darmstadt.de/meetandmove
Bild: Jan Ehlers
… fast selbsterklärend: Mittagsmenüs, auch vegetarisch und Gerichte in Bio-Qualität. Bargeldlose Zahlung mit der Athene-Karte möglich.
Orientierung auf dem Campus
Deutschlandstipendium … verhilft talentierten Studierenden zu einem Stipendium. www.tu-darmstadt.de/bildungsfonds
e-learning center (S1|02)
… ist schnell erlernt: Die beiden großen Campi der TU Darmstadt liegen in der Stadtmitte und auf der Lichtwiese. Weitere Standorte heißen Hochschulstadion, der Botanische Garten sowie der Windkanal in Griesheim. Sinn der Gebäudebezeichnungen: »Sx|xx« (Stadtmitte), »Lx|xx« (Lichtwiese), »Hx|xx« (Hochschulstadion), »Bx|xx« (Botanischer Garten) und »Wx|xx« (Windkanal).
Schlosskeller … ist die von Studierenden betriebene Location für kulturelle und politische Veranstaltungen, Konzerte, Partys und Clubabende zu vernünftigen Preisen.
… ist eine Anlaufstelle für Fragen rund um den Einsatz digitaler Medien in der Lehre – beispielsweise durch Vorlesungsaufzeichnungen und Diskussionsforen über Online-Selbsttests und gemeinsame Dateibearbeitung bis hin zur synchronen, audio- und videobasierten Kommunikation.
www.schlosskeller-darmstadt.de
… bietet die Möglichkeit, während und auch außerhalb des Studiums fremde Sprachen zu erlernen.
www.usz.tu-darmstadt.de
www.e-learning.tu-darmstadt.de
www.spz.tu-darmstadt.de
Uni- und Landesbibliothek
ErstsemesterbegrüSSung 14. Oktober 2013 ab 18 Uhr im Audimax und karo 5, Karolinenplatz 5
Sprachenzentrum (S1|03)
Stellenwerk … bietet Jobs, Praktika und Adressen von Unternehmen. www.stellenwerk-darmstadt.de
Unisport-Zentrum (H1|08) … bietet CrossSkating, Breakdance, Kanupolo und überhaupt Sportarten von A bis Z.
… ist die erste Adresse zum Recherchieren und Lesen: Millionen Druckwerke sowie eine Mediathek mit E-Books, elektronischen Zeitschriften und digitalen Semesterapparaten. www.ulb.tu-darmstadt.de
www.willkommen.tu-darmstadt.de
Studentenwerk (S1|11 und L4|01) Fachschaften … setzen sich aus allen Studierenden eines Fachbereichs zusammen. Die Fachschaftsräte sind die gewählten Vertreter der Fachschaft und werden bei den Uni-Wahlen offiziell gewählt.
… hier bewirbt man sich für ein Zimmer in einem der Studentenwohnheime, beantragt BAföG, informiert sich über die Mensen, bei der Sozial-, Rechts- und psychotherapeutischen Beratung.
Zentrale Studienberatung (S1|01) … berät bei Studienwahl oder Studiengangwechsel, gibt viele weitere Tipps. www.zsb.tu-darmstadt.de
www.studentenwerkdarmstadt.de
Bild: Katrin Binner
www.tu-darmstadt.de/universitaet/fachbereiche/index.de.jsp
Kennen
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Die Neuen
Personalia Dienstjubiläen
Frisch berufene Verstärkungen in Fachbereichen der Universität
Prof. Dr. Dieter Bothe, Professor am Center of Smart Interfaces: 25-jähriges Dienstjubiläum am 1. August 2013.
Jahr für Jahr werden rund zwei Dutzend neue Professorinnen und Professoren an die TU Darmstadt berufen. Woher kommen sie und welche Impulse wollen sie setzen? Was sind ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung? Und was würden sie tun, wenn sie noch einmal in die Rolle der Studierenden schlüpfen könnten? In jeder Ausgabe stellen wir einige der Neuen in Kurzporträts näher vor. Nachgefragt bei …
Jutta Friedrich, Dekanatssekretärin im Fachbereich Physik: 25-jähriges Dienstjubiläum am 11. Juli 2013.
Bild: Katrin Binner
Armin Hecht, Prüfingenieur in der Staatlichen Materialprüfungsanstalt Darmstadt: 25-jähriges Dienstjubiläum am 2. Mai 2013. Georg Peter Hofmann, Facharbeiter am Institut für Angewandte Physik: 25-jähriges Dienstjubiläum am 25. Juni 2013. Renate Kurth, Sekretärin in der Staatlichen Materialprüfungsanstalt Darmstadt: 25-jähriges Dienstjubiläum am 17. Mai 2013. Cornelia Lücke, Angestellte in der Universitätsund Landesbibliothek Darmstadt: 25-jähriges Dienstjubiläum am 1. Juli 2013. Heinz Simon, Angestellter im Dezernat Nachhaltiger Betrieb: 40-jähriges Dienstjubiläum am 1. August 2013. Prof. Dr. Ralf Tenberg, Professor am Institut für Pädagogik: 25-jähriges Dienstjubiläum am 3. Mai 2013.
Na me: E A lter: 3
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Fachbere
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Industrie von heute auf morgen ihre gesamten Prozesse umstellen wird. Die Frage muss also vielmehr sein, wie man die aktuellen Prozesse graduell anpasst, um sie rigoroser zu gestalten, jedoch gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden. Security by Design bietet für Deutschland auch große Chancen. So ist es empirisch erwiesen, dass Hacker in der Regel den Weg des geringsten Widerstands wählen. Ein System muss also nicht zwangsläufig hundertprozentig sicher sein, oftmals genügt es schon, signifikant sicherer zu sein als Mitbewerber. An der TU wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Welche Schnittstellen gibt es zwischen Ihrem Arbeitsfeld und anderen Fachgebieten? Mit Professorin Melanie Volkamer kollaboriere ich im Bereich Usable Security. Hier versuchen wir zu verstehen, wie man Endnutzer und Entwickler dabei unterstützen kann, Sicherheitsprobleme effektiver erkennen und einschätzen zu können. Manche unserer Privacy-Enhancing-Technologies greifen in die Software von Drittherstellern ein. Das ist rechtlich problematisch. Wir arbeiten mit dem Juristen Professor Roßnagel von der Uni Kassel zusammen, um herauszufinden, wie man solche Technologien rechtskonform gestalten kann.
Neue Professoren
Prof. Dr. Hans-Werner Hammer wurde als Professor im Fachbereich Physik, Theoretische Kernphysik, eingestellt. Hammer, Jahrgang 1969, war bisher an der Rheinische Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn tätig. Prof. Dr. Alexander Kock wurde als Professor im Fachbereich Rechts-und Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, eingestellt. Kock, Jahrgang 1978, kommt von der Technischen Universität Berlin. Dr.-Ing. Boris Lehmann wurde als Professor im Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie, Wasserbau und Hydraulik, eingestellt. Lehmann war bisher am KIT Karlsruhe tätig. Dr. Ivo Radloff übernimmt die Vertretung einer Professur im Fachbereich Mathematik.
Ruhestand, Emeritierungen Peter Jost, Oberstudienrat am Studienkolleg: zum 1. September 2013. Rainer Nikolowski, Studiendirektor am Studienkolleg: zum 1. September 2013.
Gestorben Fabian Vogt, Student an der TU Darmstadt, verstarb am 8. Juni 2013.
Jedermann weiß heute, dass Softwaresysteme unsicher sind, aber selbst die Experten beginnen gerade erst, die wirklichen Gründe hierfür zu verstehen. Softwareentwicklung ist ein komplexer Prozess, der nicht nur Tools und Programmiersprachen, sondern auch den Faktor Mensch umfasst. Es ist eine hochspannende Aufgabe zu verstehen, wie man Softwareentwickler in ihrer tagtäglichen Arbeit darin unterstützen kann, Sicherheitslücken gezielt zu erkennen oder gar bereits von Beginn an proaktiv zu vermeiden. Ihr Ansatz ist es, Sicherheit in Software bereits beim Design zu integrieren. Wie kann man sich das vorstellen? Die Wirtschaft benötigt eine nachvollziehbare Supply Chain für sichere Softwarekomponenten und Systeme, letztendlich also eine Art Zertifizierung für Komponenten von Drittanbietern. Existierende Zertifizierungsschemata sind jedoch zu kostspielig und langwierig. Wenn das Produkt endlich zertifiziert ist, ist es in der Regel schon wieder veraltet und eventuell dennoch nicht wirklich sicher. Hier wollen wir ansetzen, indem wir durch regelmäßige Codeanalysen die Qualität des Programmcodes laufend optimieren. Dies ist günstiger, einfacher und effektiver.
s iel Ender
Prof. Dr.-Ing. Peter Andreas Gotsch ist bis 31. August 2014 als Gastprofessor am Fachbereich Architektur im Rahmen des internationalen Studiengangs Mundus Urbando an der TU Darmstadt tätig.
Was ist das Spannende an Ihren Themen?
Bild: Dan
Dr. Michael Böhm übernimmt die Vertretung einer Professur im Fachbereich Chemie.
Na me: Cons
ta nt in A. Roth kopf Fachbereic h: Humanwiss ensc ha ften Forschungsge biet: Psyc hologie de r In format ions vera rbeitung Vorher ige w issensc ha ftlic he/ berufliche St at ion: University of Rochester (P romot ion); Fran kf ur t Insti tute for Adva nced St udies (P rin cipal Investiga tor); Institut für Ko gnitionsw issen sc ha ft, Universität Os nabr üc k (Ver tretungsprofessur)
Haben Sie bereits eine Art Prototyp? Von der Webseite unseres Fachgebiets kann man derzeit mehrere Prototypen für Codeanalysen herunterladen. Neu verfügbar ist eine Analysesoftware, die vollautomatisch Privacy Leaks in Android Apps finden kann, also beispielsweise, wenn eine App versucht, Ihr Telefonbuch an das Internet zu senden. Anbieter wie Google können solche Technologien in ihren App Stores einsetzen, um verdächtige Apps bereits zu identifizieren, bevor ein Nutzer sie überhaupt herunterlädt. Aber auch Anbieter von Antivirensoftware für Android haben Interesse an solchen Analysen, um potenziellen Schadcode zu erkennen. Welche Vorteile bietet Security by Design? Für die Gesellschaft ist Security by Design die einzige Möglichkeit, den Gefahren durch professionelle Hacker zu begegnen. Im Moment wird von Monat zu Monat klarer, dass sich das Bedrohungsmodell für Softwaresysteme umfassend gewandelt hat. Während vor 25 Jahren die meisten Viren noch harmlose Programme waren, mit denen Hacker ihre Künste zur Schau stellen wollten, so haben wir es heute mit riesigen, arbeitsteiligen Märkten zu tun, in denen beispielsweise Spammer Hacker bezahlen, um auf Rechnern Dritter sogenannte Bot-Programme zu installieren, die in ihrem Auftrag Spam versenden. Hinzu kommen stark wachsende immense Schäden durch Betriebsspionage sowie Bedrohungen durch Regierungen und fremde (und zumindest in den USA auch eigene) Nachrichtendienste. Security by Design ist also die einzige Möglichkeit, das Wettrüsten zwischen Hackern und Verteidigern zu gewinnen. Hierbei wird Security by Design keine Revolution sein können, sondern muss vielmehr als Evolution passieren: Allein schon aus wirtschaftlichen Gründen ist es unmöglich, davon auszugehen, dass die gesamte Softwareentwicklungs-
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende an Ihren Themen? Die Kognitionswissenschaft ist eine noch junge Wissenschaft, die verspricht, menschliches Wahrnehmen und Handeln mit den formalen Mitteln der Informationsverarbeitung zu verstehen. Wir benutzen computationale Methoden im Zusammenhang mit psychophysischen Experimenten unter Benutzung von Virtual Reality, bei denen unsere Probanden naturalistische sequenzielle Aufgaben lösen. Handlungsvorgänge, die als irrational und erratisch angesehen wurden, können sich dabei als optimal adaptiv herausstellen. An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten? Die Kognitionswissenschaft ist ja gerade an der Schnittstelle zwischen experimenteller Psychologie, künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen sowie den biologischen Neurowissenschaften angesiedelt. Aber die Untersuchung und Modellierung kognitiver Vorgänge sollte überall dort nutzbar sein, wo Menschen beteiligt sind, und sei es bei der Benutzung technischer Systeme. Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag sind … … genussreiche und belohnende Dinge: Bergsteigen, Gartengestaltung, DJing und gutes Essen.
Kennen
Seite 21 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Eine für alle
Elektrotechniker in Ehren Professor Manfred Glesner Bild: Katrin Binner
Hiwis werden vielseitig eingesetzt – und genießen das Vertrauen ihrer Vorgesetzten
Als Hiwi am Fachgebiet Unternehmensführung arbeitet Nathalie Stolz den Mitarbeitern zu, die sie gerade brauchen. Als Rädchen im Getriebe fühlt sie sich aber nicht – weil die Meinung der Hiwis von den Chefs gefragt und geachtet ist. Wenn die wissenschaftlichen Mitarbeiter oder der Chef des Fachgebiets Unternehmensführung und Logistik die Unterstützung eines Hiwis brauchen, finden sie diese ziemlich sicher in Raum 138 in der Hochschulstraße 1. Dort nämlich wechseln sich bis zu zehn Hiwis ab: Zwei Stunden pro Woche muss jeder von ihnen vor Ort sein. Ansonsten dürfen sie den Laptop, den ihnen der Fachbereich stellt, auch zu Hause aufklappen. Außerdem sind die Hiwis nicht bestimmten Mitarbeitern zugeordnet, sondern können von jedem Aufgaben zugewiesen bekommen – je nachdem was gerade ansteht. Zuerst den Überblick bekommen
Klingt clever organisiert, effizient und flexibel. Zumal die Hiwis die Abwechslung schätzen: »Ich finde diese Lösung gut, weil wir so in verschiedene Aufgaben von Forschung und Lehre reinschnuppern können. Zugleich lernen wir viele Leute aus dem Fachgebiet kennen«, sagt Nathalie Stolz, die seit vier Semestern dabei ist. In dieser Zeit hat die 23-Jährige umfassende Literaturrecherche zu Transport- und Logistik-Management betrieben, Power-Point-Folien für Lehrveranstaltungen oder die Präsentation von Forschungsergebnissen gestaltet, war als Klausuraufsicht eingeteilt und hat bei der Korrektur geholfen. Zu den aufwändigeren Aufgaben gehört die Evaluation von Vorlesungen am Fachgebiet: Da vergleicht Stolz die Ergebnisse und schaut, wo das Angebot verbessert werden kann und sollte. Neulich hat die Master-Studentin mit Hiwi-Kollegen ein Planspiel angeleitet und das Kooperationsverhalten der Teilnehmer beim Erwirtschaften und Teilen von Gewinnen beobachtet – solche Planspiele sind Teil der Forschungsarbeit der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Und seit kurzem ist sie für den Web-Auftritt des Fachgebietes zuständig, muss also aktuelle Infos zu Personalien, Forschungsaktivitäten und Lehrangebot einpflegen. Und sich dann fokussieren
Natürlich: Einen tiefen inhaltlichen Einblick in die Themen Logistik und Transport gewinnt Nathalie Stolz über ihren Hiwi-Job nicht. Aber darum ging es ihr auch nicht, als sie sich im vierten Semester am Fachgebiet vorstellte. »Taschengeld aufbessern, Neugier auf das, was hinter den Kulissen abläuft«, nennt Stolz als Motivation. Eine Tutorin hatte sie damals auf ihr Interesse an einem Hiwi-Job angesprochen, nachdem die Studentin eine Klausur in Unternehmensführung als Beste bestanden hatte. Wie das Lehrangebot zustande kommt, wie Prüfungen abgewickelt werden und vieles mehr – das hat Nathalie Stolz mittlerweile he rausgefunden. Ganz nebenbei ist bei ihr, die eigentlich auf das Thema
Master-Studentin Nathalie Stolz recherchiert, korrigiert, evaluiert …
Unternehmensführung fokussiert war, das Interesse an der Logistik gewachsen: »Sichtbar sind für uns in erster Linie ja nur die Laster auf der Autobahn. Aber was sich dahinter an Planung, an Technik und Arbeit verbirgt, finde ich das Faszinierende.« Ihr Fachwissen wird sie deshalb nun auch jenseits ihres 20-Stunden-Jobs vertiefen: im Masterstudium, später mit der Masterarbeit. Die guten Kontakte zu potenziellen Betreuern hat sie ja schon. Und vor allem fühlt sie sich wohl im Team »Unternehmensführung und Logistik«: Nicht als eine Nummer, die nur Aufträge abarbeitet, sondern als vollwertige Person, die in den Alltag dort eingebunden wird. Das hat ganz wesentlich damit zu tun, dass der Chef – Professor Ralf Elbert – alle sechs Wochen seine studentischen Hilfskräfte einberuft: Dann bringt er die Runde auf den Stand, was es Neues aus der Forschung am Fachbereich gibt und welche Projekte anstehen. Und: Er fragt die Hiwis nach ihrer Meinung zu Lehrangebot und Lehrinhalten, im Bewusstsein, dass sie dichter dran sind an den Studierenden als er selbst. Auch vertrauliche Informationen werden den Hiwis nicht vorenthalten. »Das ist für mich ein echter Vertrauensbeweis«, sagt Nathalie Stolz: »Und der Beweis dafür, dass ich nicht irgendein x-beliebiger Hiwi bin.« eva keller
damit endet die vierteilige serie über studentische beschäftigungsverhältnisse, start in der ausgabe 2-2013: bit.ly/YGlcLg
Zeitmaschine 175. Geburtstag des Polarfoschers Carl Weyprecht Fast 130 Tage sonnenlose Finsternis, die dramatischen Eispressungen mit ihren knisternden, pfeifenden, knackenden, knirschenden und krachenden Geräuschvarianten: Eindrucksvoll beschreibt Carl Weyprecht die Wirkung des Eises während der Österreich-Ungarischen Nordpol-Expedition 1872 – 1874. Das Ziel der Expedition, die Suche nach der Nordostpassage mit Seeweg zum Pazifik, wurde durch das unerwartet frühe Einfrieren des Expeditionsschiffes »Tegetthoff« im Polareis nicht erreicht. Jedoch war dadurch die Voraussetzung für die Entdeckung der letzten größeren unbekannten Landmasse im Polargebiet geschaffen. Durch die NordostDriftung des Eises gelangte das manövrierunfähige Schiff nach einem äußerst widrigen Jahr im Polareis vor das von Carl Weyprecht und Julius Payer benannte Franz-Josef-Land. Carl Weyprecht wurde am 08. September 1838 in Darmstadt geboren und erkannte früh seine Neigung für das Seeleben und die Erforschung der Polarregionen. Nach dem Besuch der Höheren Gewerbeschule in Darmstadt, Vorläuferschule der TU Darmstadt, trat er in den Dienst der ÖsterreichischUngarischen Marine ein, der ihn in Länder im Mittelmeerraum sowie nach Südamerika brachte. Während eines Zusammentreffens mit dem Kartografen und Geografen August Petermann in Frankfurt – einem Pionier der deutschen Polarforschung – schmiedete man dann erste Pläne für eine deutsche Nordpolexpedition.
Zur Vorbereitung der großen österreichischen Polarexpedition unternahm Carl Weyprecht gemeinsam mit dem österreichischen Julius Payer endlich die erste Erkundungsfahrt ins nördliche Polarmeer, gefolgt von der großen Nordpolexpedition 1872 – 1874, bei der Weyprecht mit seiner Mannschaft nahezu zwei Jahre als verschollen galt. Weyprecht war nicht auf Entdeckungsabenteuer aus. Sein Name steht aufgrund seiner exakten und wissenschaftlichen Herangehensweise für eine neue Richtung in der Polarforschung und insbesondere für die internationale Arktisforschung durch sein Projekt der Errichtung von Beobachtungsstationen rund um das arktische Gebiet. Das 1. Internationale Polarjahr 1882/83 realisierte Weyprechts großartiges Konzept: 13 Nationen richteten feste Stationen in der Arktis ein. Wey precht erlebte diesen Erfolg nicht mehr. Er starb 1881 an den Spätfolgen der Polarexpedition. Mittlerweile existieren mehrere hundert Stationen im Polarraum. In Darmstadt wurde nur wenige Monate nach seinem frühen Tod eine Straße nach ihm benannt, und zahlreiche Veranstaltungen und Ehrungen erinnern seither an ihn. irmgard rebel die autorin ist mitarbeiterin im uni-archiv der tu darmstadt
Manfred Glesner, Professor im Ruhestand und Leiter der Forschungsgruppe Mikroelektronische Systeme, ist 70 Jahre alt geworden. Glesner genießt internationales Ansehen für seine Forschung und Lehre über Entwürfe hochintegrierter Schaltungen und Systeme, die Anwendungen u.a. in Kommunikations- und Medizintechnik sowie Konsumelektronik finden. Er erhielt zahlreiche hochdotierte und internationale Auszeichnungen, darunter den »Ordre des Palmes Académiques« der Republik Frankreich und einen Platz im International Advisory Board der technischen Universität Tallinn (Estland). Ihm zu Ehren wurde an der TU zu einem wissenschaftlichen Ehrenkolloquium eingeladen. Das Thema: die Mikroelektronik in Zeiten nach Moores Gesetz. Gordon Moore, Mitbegründer der Firma Intel, sagte schon 1965 voraus, dass sich aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung die Anzahl der Schaltkreiskomponenten auf einem Chip alle 18 Monate verdoppeln und sich in absehbarer Zeit ein Ende der technischen Entwicklung abzeichnen werde (Moore’s Law). Diese Voraussage ist heute immer noch gültig – das Ende ist nicht in Sicht. Zum Stand der Mikroelektronik heute und einem möglichen Paradigmenwechsel tauschten sich während des Kolloquiums Wegbegleiter, Doktoranden, Alumni, Kollegen und Freunde von Manfred Glesner aus.
TU-Kernphysiker erhält Ehrendoktorwürde Auszeichnung in Bukarest Professor Norbert Pietralla, Direktor des Instituts für Kernphysik der TU Darmstadt und Senatsmitglied, ist seit kurzem neuer Ehrendoktor der Polytechnischen Universität von Bukarest. Der 46-Jährige hat bei Professor Dr. Peter von Brentano über experimentelle Forschungen zur Struktur schwerer Atomkerne und deren Untersuchung mit Photonuklearen Reaktionen promoviert, die er unter anderem am supraleitenden Darmstädter Elektronen Linearbeschleuniger (S-DALINAC) der TU Darmstadt betrieb. Als Stipendiat im Rahmen des Emmy Noether-Programms der DFG verbrachte er zwei Jahre an der US-amerikanischen Yale University, bevor er ab dem Jahre 2001 in Köln eine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe aufbaute, wo er sich auch habilitierte. Nach einem dreijährigen Aufenthalt an der State University of New York trat er an der Universität zu Köln eine Professur an. 2006 wechselte er an den Fachbereich Physik der TU Darmstadt. In seinen Jahren in den USA entwickelte Pietralla eine Methode zum Studium photonuklearer Kernreaktionen mit quasi-monochromatischen, polarisierten Gammastrahlen. Diese Methode ist wesentliche Motivation für den Bau von Anlagenteilen an dem durch EU-Förderung in Höhe von insgesamt 293 Millionen Euro in Bukarest entstehenden internationalen Forschungszentrum Extreme Light Infrastructure – Nuclear Physics (ELI – NP).
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Wissenswerkzeug Diskurslinguistische Analyse Ohne sie keine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Forschung, ohne sie kein Begreifen von Wissen, keine Anschaulichkeit in der Lehre: In den Laboren und Hörsälen der Universität werden tagtäglich viele technische Geräte oder methodische Verfahren eingesetzt. Wie funktionieren sie und wozu nützen sie? Ein kleines Lexikon der Wissenswerkzeuge.
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 22
Verbauter Aufstieg Studie zu prekären Arbeitssituationen von wissenschaftlich Beschäftigten
Das Modell ist in drei Ebenen unterteilt, die gemeinsam den Diskurs bilden, aber nacheinander in der Analyse bearbeitet werden können: die intratextuelle Ebene, die Ebene der Akteure und die transtextuelle Ebene. In der intratextuellen Ebene können die in der Erstlektüre des Korpus gesammelten Daten einem System zugeordnet und strukturiert dargestellt werden. Es ist aber keine Checkliste, die es systematisch abzuarbeiten gilt, sondern ein umfassender Überblick über textlinguistische Analysemöglichkeiten, die einzeln ausgewählt werden können. Auf Akteurs-Ebene wird danach der einzelne Text durch Handlungen und Handelnde mit dem Diskurs verbunden. Dabei werden die sozialen und kommunikativen Positionen der vorher definierten Akteure untersucht. Die transtextuelle Ebene betrachtet in einem letzten Schritt den über Einzeltext und Akteur hinausgehenden Zusammenhang als Diskurs und bietet mögliche übergeordnete Fragestellungen, die die Analyse leiten können, wenn hier die Ergebnisse der Text- und Akteurs-Analyse auf den Diskurs bezogen und ergänzt werden. Trotz der kritischen Frage, ob ein Diskurs wirklich nur als erweiterter Textbegriff verstanden werden kann, erscheint der Versuch, ein diskurslinguistisches Analysemodell zu generieren, das Foucaultsche Diskursbegriffe mit linguistischen Methoden koppelt, bei der Analyse von Diskursen fruchtbringend und bietet gerade Studierenden eine klare Struktur, um sich der komplexen Diskurstheorie und linguistischen Diskursanalyse wissenschaftlich zu nähern und sie sich anzueignen. judith mathis
Schnelle Hilfe durch Mausklick Reparatur- und Störmeldungen Die Abteilung IV C Technisches Gebäudemanagement bearbeitet seit dem 1. Juli 2013 aus organisatorischen Gründen nur noch Reparatur- und Störmeldungen, die über das vorhandene Online-Formular erstellt werden. Hiermit können prinzipiell auch alle Hinweise im Zusammenhang mit Baumaßnahmen des Dezernats Bau gemeldet werden. Für die Erstellung einer Online-Störmeldung ist eine TU-ID erforderlich. abteilung iv c technisches gebäudemanagement bit.ly/13Wd92j
online-formular reparatur- und störmeldung bit.ly/12HGomz
Bild: Patrick Bal
Der Diskursbegriff ist, ebenso wie die Diskursanalyse, längst ein Gegenstand der Sprachwissenschaft sowie weiterer Teilgebiete der Sozial- und Geisteswissenschaften. Verstanden wird der Diskurs dabei als Kontext thematisch gebundener Aussagen. Ziel ist es, einzelne Texte mit linguistischen Methoden zu untersuchen und durch die Analyse von nichtsprachlichen Phänomenen einen textübergreifenden diskursiven Zusammenhang darzustellen. Das Stufenmodell DIMEAN (Diskurslinguistische Mehr-Ebenen-Analyse) von Jürgen Spitzmüller und Ingo Warnke antwortet dabei auf die Frage nach einer systematischen Methodik und versteht sich als das erste praktische Stufenmodell zur linguistischen Diskursanalyse. Die Autoren gehen bei ihrem Modell zwar von einem durch Michel Foucault geprägten Diskursbegriff aus, passen diesen aber an die spezifischen Bedürfnisse von Sprachwissenschaftlern an.
Zwischen Hoffen und Bangen: Und wie sieht der nächste Arbeitsvertrag aus?
Sie arbeiten leidenschaftlich und sind leistungsorientiert. Und stecken doch in befristeten Arbeitsverhältnissen mit unklaren Perspektiven fest. Eine Studie von Andrea Lange-Vester, die eine Vertretungsprofessur am Institut für Soziologie der TU Darmstadt innehat, und ihrer Kollegin Christel Teiwes-Kügler von der Uni Duisburg-Essen gibt Aufschlüsse über Positionierungsmuster des wissenschaftlichen Nachwuchses. Der Weg ist steinig und führt nur für wenige von ihnen zur erträumten Karriere. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben selten eine Chance auf eine unbefristete Professur, stattdessen bewegen sie sich oft am Rand einer dauerhaft prekären Existenz. Wie schätzen sie ihre beruflichen Perspektiven ein? Welche Erwartungen und Motive treiben sie an, und welche Lebenspläne haben sie? Eine auf qualitativen Befragungsmethoden basierende Untersuchung im Auftrag der Gewerkschaft ver.di liefert Aufschlüsse zum Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft beziehungsweise Zugehörigkeit zu spezifischen Milieus einerseits und Sichtweisen im Beruf andererseits. Die Studie ist reich an authentischem Material mit Originalaussagen und Collagen der befragten Personen aus Geistes- und Naturwissenschaften. Die wissenschaftlichen Beschäftigten nehmen durchweg den Zwiespalt zwischen Prekarität und Privilegierung durch freie und selbstbestimmte Arbeitsweise wahr. Sie sind nicht selten unzufrieden aufgrund fehlender symbolischer Anerkennung und Wertschätzung und hegen Ausstiegsphantasien. Andererseits verfolgen wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt Strategien und setzen verinnerlichte Haltungen ein, um sich erfolgreich zu positionieren.
Das empirische Material belegt, dass Erfolg stark vom jeweiligen Milieu und Habitus abhängt. Demnach zahlt es sich für die Positionierung aus, wenn früh in soziale Beziehungen investiert wird und eine Einbindung in (internationale) wissenschaftliche Netzwerke vorangetrieben wird. Viele der Befragten gaben zudem an, durch Selbstpräsentation und überdurchschnittliches Engagement »auffallen« zu wollen. Die Studie unterstreicht den Befund, dass der wissenschaftliche Nachwuchs hauptsächlich den sozialen Milieus entstammt, in denen Leistung und Eigenverantwortung in der Lebens- und Arbeitsweise stark betont werden. Und doch sieht die Realität anders aus: Die wissenschaftlichen Aufstiegswege werden gerade nicht über Leistungskriterien reguliert. Noch immer wirken ständische Mechanismen, werden männliche Wissenschaftler und gehobene Herkunftsgruppen bevorzugt. (feu) andrea lange-vester, christel teiwes-kügler (2013): zwischen w 3 und hartz iv. arbeitssituation und perspektiven wissenschaftlicher mitarbeiterinnen und mitarbeiter. leverkusen: barbara-budrichverlag. 28 euro. (isbn 978-3-8474-0067-7)
Was für ein Theater Neue Publikation zur Soziologie der Regie Zwischen Tradition und Avantgarde, zwischen genialer Ausdrucksstärke und verstörendem Nicht-Verstehen: Theaterregie und künstlerische Möglichkeiten lassen fast alles zu. Kreatives Chaos allenthalben? Nicht wirklich, unterstreicht Denis Hänzi, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der TU Darmstadt. Er hat in einem neuen Buch das Panorama der deutschsprachigen Theaterlandschaft untersucht, das »Wechselspiel von individuellen Arbeitsweisen und institutionellen Arrangements, alten Idealen und neuen Realitäten«, so der Verlag. Hänzi, der sich geschlechter- und kultursoziologischen Fragen sowie der Analyse von Berufsfeldern und Habitusformationen widmet, nimmt eine charismatheoretische Erweiterung des Bourdieuschen Habitus/
Feld-Konzepts vor, um die gegenwärtigen Kunstwelten auf innovative Weise zu analysieren und zu deuten. »Dass die Ordnung des Theaters zusehends Züge einer Erfolgskultur trägt, welche die männliche Dominanz im Regieberuf zu verfestigen scheint, ist einer von vielen erhellenden Befunden«, wirbt der Verlag.
denis hänzi (2013): die ordnung des theaters. eine soziologie der regie. bielefeld: transcript. 32,80 euro. (isbn 978-3-8376-2342-0)
Seite 23 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
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Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 24
Bild: adpic.de/M. Schon
In diesem Jahr feiern einige Institutionen der TU Darmstadt Jahresjubiläen: Sie besinnen sich auf Gründung und Herkunft, ziehen eine Bilanz ihrer Leistungen und verorten sich im wissenschaftlichen Umfeld. Ein Blick auf Maschinenbau, Elektrotechnik, Geschichte und Pädagogik.
Entlastende Medizintechnik Bild: EMK
Forscher der TU Darmstadt entwickeln neuartige Orthesen und Operationsverfahren Chronik des Instituts EMK 1959: Die Fakultät Elektrotechnik beantragt ein neues Ordinariat: Konstruktion und Anlagen der Nachrichtentechnik. 1. 4. 1963: Professor Dr.-Ing. Curt Brader übernimmt den Lehrstuhl für elektromechanische Konstruktionen und konstruktive Entwicklung elektromechanischer Geräte, der ab 1964 Lehrstuhl für Elektromechanische Konstruktionen heißt. Diesem wird 1965 ein Institut angegliedert; Brader wird zu dessen Direktor bestellt. 1965: Einführung der Projektseminare als neue Lehrform. Seitdem haben Studierende in hunderten von Projektseminaren Aufgaben aus Lehre, Institutionen und Industrie kreativ gelöst und von der Idee bis zum Produkt begleitet. 1969 lieferte ein solches Seminar zum Beispiel Vorarbeiten für Tempomaten. 1967: Heinrich Buschmann ist der erste Promovierte am Institut EMK. Bis heute schlossen 77 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut ihre Promotion ab. 1971: Umzug ins Hans-Busch-Institut schafft Platz und bessere Arbeitsbedingungen. Seit den 1970er Jahren: Erweiterung der Forschungsgebiete um technologische Fragestellungen und um Medizintechnik, Mensch-MaschineKommunikation und nutzerfreundliches Design. 1990 bis 1992: Das in Projektseminaren entwickelte und gebaute Solarmobil Pinky gewinnt dreimal die Weltmeisterschaft Tour de Sol der Solarmobile in der Schweiz. Seit 1995: Neuausrichtung des Instituts auf die Arbeitsschwerpunkte Mikrotechnik und elektromechanische Systeme, Mess- und Sensortechnik. Der Förderverein EMKlub e.V. unterstützt das Institut EMK ideell und finanziell. 2003: Das Fachgebiet Lichttechnik wird dem Institut EMK zugeordnet. Seit 2009: Digitale Angebote und E-Learning ergänzen Vorlesungen und Übungen bei der »Einführung in die Elektrotechnik«. Das E-TeachingAngebot wurde mehrfach ausgezeichnet. 2011: Erste Firmen-Kontaktbörse EMKontakt. 2013: Festschrift zum Institutsjubiläum. Herausgeber sind die Professoren Schlaak, Werthschützky und Khanh (ISBN 978-3-00-042543-1).
Ein halbes Jahrhundert unter Spannung Fachgebiet Elektrische Energieversorgung Das Fachgebiet Elektrische Energieversorgung der Technischen Universität Darmstadt feierte in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Der 1963 begründete Lehrstuhl Elektrische Energieversorgung hat in den vergangenen 50 Jahren durchgehend Beiträge zu den jeweils relevanten Forschungsthemen geliefert und zahlreichen Absolventen mit einer fundierten Ausbildung den Grundstein zu einer hervorragenden Berufslaufbahn geboten. Aktuell beschäftigt sich das Fachgebiet, das sich zeitgemäß »Elektrische Energieversorgung unter Einsatz Erneuerbarer Energien« nennt, vor allem mit der Umgestaltung der Energieversorgungsnetze im Rahmen der Energiewende. infos: www.e5.tu-darmstadt.de
Forschungsergebnisse der TU erleichtern den Alltag.
Exoskelett – das klingt nach Science-Fiction, nach einer Rüstung mit Motoren an den Gelenken, die dem Träger übermenschliche Kräfte verleiht. Am Institut für Elektromechanische Konstruktionen (EMK) der TU Darmstadt wird Medizintechnik entwickelt, die aus der Vision ein Stück Wirklichkeit macht. Für ältere Menschen, die sich mit Treppensteigen oder mit dem Aufstehen aus dem Sessel schwertun, entwickeln EMK-Forscher ein Exoskelett mit einem Mini-Elektromotor, um die Muskeln der Senioren zu unterstützen. Diese sogenannte aktive Kniegelenksorthese soll es Senioren erlauben, Etagenwohnungen zu behalten oder schwungvoll aus einem Sessel aufzustehen. »Unsere Medizintechnikforschung orientiert sich am Bedarf in Gesellschaft und der Ärzteschaft«, sagt Daniel Pfeffer, Mikrotechnik-Ingenieur am EMK. Eine 50-jährige Tradition des EMK helfe, die komplexen Projekte – Know-how aus verschiedensten technischen Disziplinen fließt in sie ein – zum Erfolg zu führen: Die Forscher aus den drei Fachgebieten des Instituts arbeiten stets eng zusammen. Hilfreich für minimalinvasive Chirurgie
Dabei entsteht in den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Medizintechnikprojekten Erstaunliches. Etwa Assistenzsysteme für die minimalinvasive Chirurgie. »Sie geben Chirurgen den Tastsinn wieder, der bei dieser Form der Chirurgie verloren gegangen ist«, erklärt Doktorand Sebastian Matich vom EMK. Wenn Operateure ihre Instrumente durch sehr kleine Schnitte in der Bauchdecke einführen und sie von außen fernsteuern, fehlt ihnen der direkte Kontakt zum kranken Gewebe. »Einen Tumor kann der Arzt dann nicht mit Hilfe seines Tastsinns vom umgebenden Gewebe unterscheiden«, sagt Matich. Daher könne aus Versehen gesundes Gewebe beschädigt werden. Der Mikrotechnik-Ingenieur entwickelt mit einem Kollegen des Fachgebiets Mess- und Sensortechnik und Chirurgen der Uniklinik Tübingen ein System für minimalinvasive Eingriffe zur Darmkrebsentfernung. Dabei steuert der Chirurg Greifer über ein Gestänge fern. Sensoren messen die Kräfte, die bei der Operation auf die Greifer wirken. Die Messwerte werden von einem Aktuator in eine Bewegung umgesetzt, die der Arzt am Steuergerät spürt.
Matich. Besonders sensibles Gewebe könnte auf diese Weise sanft behandelt werden. Das EMK-Team entwickelt seine Systeme meist von Grund auf neu, angefangen bei den einzelnen Komponenten bis hin zum Design des Gesamtsystems. Das Institut baut dabei auf ein breites Know-how von mikromechanischen Gelenksystemen bis hin zur Aktorik und Sensorik. Dabei betritt das Team oft auch technisches Neuland. So hat der Messtechnik-Ingenieur Dr.-Ing. Thorsten Meiss den kleinsten Kraftsensor der Welt entwickelt, der kaum dicker ist als ein menschliches Haar und dennoch die Kräfte in allen drei Raumrichtungen misst. Er soll bei der Herzkatheterisierung eingesetzt werden. Beim Durchdringen von Ablagerungen und beim Setzen von Stents navigieren Ärzte mit feinsten Führungsdrähten durch die äußerst engen Herzkranzgefäße. Dabei orientieren sie sich an Röntgenbildern. Sie können beim Bedienen des Führungsdrahts aber nicht fühlen, wenn dessen Spitze auf eine Gefäßabzweigung oder auf Ablagerungen an den Gefäßwänden trifft. Der Kraftsensor wurde von Meiss und seinem Team in ein System integriert, bei dem die Messwerte über Aktoren an die Fingerspitzen des Chirurgen weitergeleitet werden und er gewissermaßen einen erweiterten Tastsinn erlangt. So wird ihm die Navigation durch das Adersystem und die Feststellung von Ablagerungen erleichtert. Die Forschungsergebnisse dieses Projekts werden derzeit in einem DFG-Projekt zum Erkenntnistransfer für einen umfassenden Test weiterentwickelt. Auch das Projekt Orthese ist weit gediehen. Ein Prototyp des motorisierten Exoskeletts wurde an der Uniklinik Heidelberg an Probanden erfolgreich getestet. Es bestehen also gute Chancen, dass Senioren, Patienten und Ärzte bald vom praxisorientierten Erfindergeist der EMK-Forscher profitieren werden. christian meier
Schonend für das Gewebe
Diese Technik liefert neben dem Tastsinn potenziell neue Möglichkeiten: »Das Verhältnis zwischen der Kraft, mit der der Arzt hantiert, und derjenigen am Greifer lässt sich regulieren«, sagt
der autor ist wissenschaftsjournalist und promovierter physiker
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Seite 25 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Eine wegweisende Berufung Bild: picture-alliance / dpa
50-Jahr-Feier des Instituts für Geschichte
Die Gründung und Entwicklung des Instituts für Geschichte sind eng verknüpft mit dem renommierten Wissenschaftler Karl Otmar Freiherr von Aretin. Am 2. Juli 2013 feierte Karl Otmar Freiherr von Aretin seinen 90. Geburtstag. Von Aretin war von 1964 bis 1988 Professor für Zeitgeschichte an der damaligen Fakultät für Kultur- und Staatswissenschaften, dem späteren Fachbereich Gesellschaftsund Geschichtswissenschaften, aus dem 1970 das Institut für Geschichte hervorging. Im Zuge der Berufung von Aretins wurde aus dem bisherigen Bildungs- das Studienfach Geschichte, da im selben Jahr die Gewerbelehrerausbildung mit dem zwingenden Bestandteil Zeitgeschichte an die TH Darmstadt verlegt wurde. Aus diesem doppelten Anlass richtete das Institut für Geschichte der TU Darmstadt im Juli einen Festakt aus, in dessen Rahmen erstmals der Von-Aretin-Preis für herausragende Abschlussarbeiten am Institut für Geschichte verliehen wurde. Erste Preisträger sind Annabell Engel, Nadja Springer und Christian Zumbrägel. Professorin Elke Hartmann, derzeitige Geschäftsführende Direktorin, gab einen kurzen Rückblick auf das Leben und Wirken von Aretins. Leider konnte der Jubilar aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen. Sein Sohn Cajetan, der seine Mutter Uta nach Darmstadt begleitete, versicherte den geladenen Gästen aber, dass sein Vater in bester geistiger Verfassung sei. Professor Dieter Schott skizzierte die Geschichte des Instituts und der sie prägenden Persönlichkeiten. Die Perspektive der Studierenden beleuchtete Martina Venter, Absolventin des Instituts im
Jahr 1998. Karl Ottmar von Aretins Wirken am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz, dessen Leiter er von 1968 bis 1994 war, fasste der amtierende Direktor des Leibniz-Instituts Prof. Dr. Johannes Paulmann zusammen.
1958: Der Hessische Landtag beschließt die Übertragung der technischen Richtungen der Berufsschul-, Berufsfachschul-, und Fachschullehrerausbildung (auch Gewerbelehrerausbildung genannt) an die TH Darmstadt. Die angehenden Lehrer sollen auch zeitgeschichtliche Veranstaltungen besuchen, damit sie sich der Fehlentwicklung der Technik im Nationalsozialismus bewusst würden. Hierfür ist an der Fakultät für Kultur- und Staatswissenschaften (KuS) ein Extraordinariat für Zeitgeschichte vorgesehen. Die Initiative für die Gewerbelehrerausbildung geht auf Professor Eugen Kogon zurück, der seit 1951 einen Lehrstuhl für Politische Wissenschaften in der Fakultät KuS innehat. Im Wintersemester 1963/64 beginnt die Gewerbelehrerausbildung. Geschichte ist nun nicht mehr nur Bildungs-, sondern auch Studienfach.
Professor von Aretin im Jahr 1986
Den Festvortrag hielt der diesjährige Leibniz-Preisträger Professor Dr. Lutz Raphael von der Universität Trier, der sich in Darmstadt habilitiert hat. Er blickte auf die vergangenen fünf Jahrzehnte des Instituts aus der Ereignis-, der Institutionen-, der Generationen- und der Ideen-Geschichte zurück und bot interessante Blicke auf das Institut, sein Personal und seine wissenschaftliche Bedeutung. sebastian keller
infos zu den von-aretin-preisträgern: www.geschichte.tu-darmstadt.de/index.php?id=3414
1963: Im November wird Professor Karl Otmar Freiherr von Aretin auf das Zeitgeschichtliche Ordinariat berufen. 1969: Der Senat beschließt, Geschichte auch für die Gymnasiallehrerausbildung zu öffnen. Professor Helmut Böhme wird als Nachfolger des 1968 verstorbenen Hellmuth Rößler an die TH Darmstadt berufen. Zusammen mit von Aretin setzt sich Böhme für die Schaffung der Professuren für Alte und Mittlere Geschichte ein. Er wird 1971 zum ersten Präsidenten der TH Darmstadt gewählt.
50 Jahre Berufspädagogik an der TU Darmstadt Rahmen Testinstrumente für das Lesen im beruflichen Kontext entwickelt werden, das bislang kaum erforscht ist. »Beim Lesen im Beruf kommt es auf das schnelle Erfassen und Umsetzen von Informationen an. Ebenso müssen oft andere Textarten gelesen werden als im Lernkontext. Die Diagnostik von Lesefähigkeiten benötigt deswegen neue Testinstrumente, die andere Leseanforderungen berücksichtigen als in der Schule.« Das soll sich im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts MaK-adapt ändern. Zielgruppe der Tests sind Menschen am Ende ihrer Berufsausbildung, bei denen berufsfachliche Kompetenzen abgefragt werden sollen.
1976: Professor Akos Pauliniy wird auf die Professur für Technikgeschichte berufen. Es ist bundesweit die einzige in einem Historischen Institut angesiedelte Professur für Technikgeschichte und auch der verpflichtende Anteil Technikgeschichte in den geschichtlichen Curricula ist bundesweit einmalig.
Im Gegensatz hierzu hat IbeA Kinder und Jugendliche zur Zielgruppe und könnte auch Berufsberatern als Unterstützung dienen. Die Forscher wollen ein Instrument entwickeln, mit dem berufliche Orientierungen von Schülern und deren Veränderung erfasst werden sollen.
1988: Professor Karl Otmar Frh. von Aretin wird emeritiert.
Der Arbeitsbereich Berufspädagogik des Instituts für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik lädt am 7. und 8. November 2013 zum Jubiläums-Symposium »Verallgemeinerung des Beruflichen – Verberuflichung des Allgemeinen« im Lichtenberg-Haus ein.
1997: Das Graduiertenkolleg »Technisierung der Gesellschaft« wird auf Betreiben der Professoren Christof Dipper (Geschichte) und Gernot Böhme (Philosophie) eingerichtet. Es besteht bis 2006. Wintersemester 2005/06: Einführung der Studiengänge Master of Education für das Lehramt an beruflichen Schulen, Bachelor Geschichte der Moderne, Master Geschichte-Umwelt-Stadt als Reaktion auf den Bologna-Prozess. Der Magisterstudiengang läuft in der Folge aus.
120 Jahre Impulse für die Industrie Bild: Sibylle Scheibner / PTW
Ein Institut im Maschinenbau plant für die Zukunft Als eines der ältesten Institute an der TU Darmstadt blickt das In stitut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) auf 120 Jahre Institutsgeschichte zurück. In mehr als einem Jahrhundert hat das PTW eine Vielzahl von Impulsen für moderne Produktionsverfahren, neuartige Maschinenkonzepte und die Entwicklung von Methoden für Produktivitätssteigerungen geliefert, die von der Industrie übernommen wurden. Aus Anlass des Jubiläums veranstaltete das Maschinenbau-Institut kürzlich eine Doppelkonferenz zu »High Speed Machining« und »Powertrain Manufacturing«.Im Fokus standen hochaktuelle Entwicklungen auf den Feldern Energieeffizienzsteigerung, Fortschritte bei Kühlstrategien, schwer zerspanbare Werkstoffe und neuartige Maschinenkonzepte.
Wintersemester 1949/50: Der Mediävist Professor Walther Kienast wird beauftragt, Vorlesungen zur Neueren Geschichte zu halten. 1955: Nach Kienasts Weggang im Jahr 1953 (»Seine Belastung aus dem Dritten Reich war unübersehbar«, so von Aretin) wird eine Dozentur für Neuere Geschichte eingerichtet, die mit Professor Hellmuth Rößler besetzt wird.
Meilenstein für die Gewerbelehrerausbildung Als im Juni 1963 der erste Lehrstuhl für Berufs-, Wirtschafts- und Arbeitspädagogik an der TH Darmstadt besetzt wurde, war dies nicht nur ein Meilenstein für die Akademisierung der Gewerbelehrerausbildung, sondern auch für die Berufspädagogik als wissenschaftliche Disziplin. Die TH Darmstadt war bundesweit die zweite Universität, die einen solchen Lehrstuhl einrichtete. Der seinerzeit Berufene, Heinrich Abel, hatte erstmals auf eine Venia Legendi für das Fach Berufspädagogik bestanden und das Profil der »Darmstädter Berufspädagogik« maßgeblich geprägt – auch in Bezug auf eine international vergleichende Berufsbildungsforschung. Im weiteren Verlauf entwickelte sich die Berufspädagogik an der TU Darmstadt zu einem bundesweit namhaften Standort. Bis heute hat das »Darmstädter Modell« der Gewerbelehrerausbildung aufgrund seines hohen gesellschaftswissenschaftlichen Studienanteils ein Alleinstellungsmerkmal. Mit Birgit Ziegler, die seit April 2012 Professorin am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik der TU Darmstadt ist, wird der Bereich der Diagnostik und Intervention gestärkt. »Es fehlt für die empirische Berufsbildungsforschung noch immer an diagnostischen Verfahren, die ich an der TU weiterentwickeln möchte«, sagt die Pädagogin. Sie betreut derzeit unter anderem die Projekte MaK-adapt und IbeA. MaK-adapt ist eine Studie, in deren
Institut für Geschichte – Eine kurze Chronik
Prozess-Lernfabrik: reale Produktion auf dem TU-Campus
ausführlichere instituts-chronik: www.geschichte.tu-darmstadt.de/index.php?id=3407
Bewegen
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 26
Wieder beste Bedingungen im Hochschulstadion
Ausgehtipps Führungen 3. Oktober, 11:00 – 12:30 Führung über den Campus Stadtmitte Ort: Treffpunkt ist der Karolinenplatz vor dem karo 5
Vorträge/Vortragsreihen Vorträge der GSI-Reihe: Wissenschaft für Alle 16. Oktober, 14:00 Was ist Quantenphysik? Horst Schmidt-Böcking, Goethe-Universität Frankfurt 13. November, 14:00 – 15:00 Vom Großen ins Kleine – Vermessung bei FAIR, Matthias Stenglein, Vermessungsbüro Heinen+Fischer; Ina Pschorn, GSI Bild: Patrizia Halbritter
Ort: GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH, Hörsaal, Planckstraße 1, 64291 Darmstadt Bitte ein gültiges Ausweisdokument für den Einlass zum GSI-Gelände bereithalten.
Vortragsreihe Antike Welten 31. Oktober, 18:15 – 19:45 Milchweiß, krokusgelb, smaragdgrün, purpurrot. Frauenkleidung in Papyrusdokumenten, Dr. Kerstin Droß-Krüpe, Universität Marburg 21. November, 18:15 – 19:45 Polychromie im Hellenismus: Zur hellenistischen Polychromie und ihrem Mehrwert für die Aussage einer Skulptur, Dr. Clarissa Blume, Universität Bochum Ort: Audimax-Gebäude S1|01, Hörsaal A2, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt
28. Darmstädter Sport-Forum: Die dunkle Seite des Sports 11. November, 18:00 – 20:00 Psychische Krankheiten im Leistungssport, Prof. Dr. Philipp Thomann und Petra Dallmann, Universitätsklinikum Heidelberg 18. November, 18:00 – 20:00 Präventive Dopingforschung - Erkennen und Aufdecken neuer Dopingstrategien, Prof. Dr. Mario Thevis, Deutsche Sporthochschule Köln 25. November, 18:00 – 20:00 Was vermag das Strafrecht zu leisten? Eine kritische Analyse der rechtlichen Dopingbekämpfung, Prof. Dr. Dieter Rössner, Universität Marburg Vortrag Angewandte Geothermie 7. November, 19:00 – 20:30 Soultz – Landau – Insheim, Dr. Jörg Baumgärtner, BESTEC GmbH Die internationale Erfahrung hat gezeigt, dass Eingriffe des Menschen in das natürliche Spannungsfeld wie bei Bergbauaktivitäten oder Geothermieprojekten (z. B. Basel, Landau) sowie bei der Erschließung von unkonventionellen Gaslagerstätten induzierte Seismizität auslösen können. Veranstalter: FG Angewandte Geothermie Ort: Institut für Angewandte Geowissenschaften, Gebäude B2|01, Hörsaal 147, Schnittspahnstraße 9, Darmstadt
Workshop 25. – 26. Oktober FiF Workshop : Büchner und die Naturwissenschaften Die Veranstaltung soll einen Einblick in Büchners naturwissenschaftliche Arbeiten geben und ihre Auswirkungen auf seine politischen, philosophischen und literarischen Schriften erkunden. Anmeldung unter fif@fif.tu-darmstadt.de Ort: Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus, Diebuger Straße 241, 64287 Darmstadt
Freie Bahn im Hochschulstadion Sanierung des Hauptfeldes ist abgeschlossen
Die sportlich Aktiven können wieder ihre Trainingsrunden im Hochschulstadion der TU drehen und sich in Wettkämpfen messen: Die Tartanbahn ist grundsaniert, das Rasenfeld erneuert. Die Umbauarbeiten dauerten rund 15 Monate. Die alte, schadstoffbelastete Aschebahn war im Zuge der Sanierung ebenso abgetragen worden wie die alte Rasenfläche. Tiefer liegende Schichten des Untergrunds wurden aufbereitet und das mit 1,30 Metern Höhenunterschied nicht unbeträchtliche Gefälle des Spielfelds ausgeglichen. Erst dann konnten die Flächen mit elastischen, gummiartigen Tragschichten für den Kunstrasen des Mittelfelds und die neu gegossene Tartanbahn vorbereitet werden. Abgetragene Erde und Schotter aus einstigem Mauerwerk wurden an anderer Stelle wiederverwendet. Zudem verlegten die Bauarbeiter Leitungen, Dränagen, kümmerten sich um die Versickerungsanlagen und installierten eine Beregnungsanlage. Ohne die geht es auch mit Tartan und Kunstrasen nicht, erklärt Patrizia Halbritter, die Projektleiterin für den Umbau im Baudezernat der TU: »Der Kunstrasen heizt sich durch die Sonne stark auf.« Die Bewässerung kühlt an heißen Tagen das Spielfeld und mindert überdies das Risiko, dass Sportler sich bei Stürzen Verbrennungen zuziehen. Ganzjährig nutzbar
Eine neue Flutlichtanlage, die mit vier Masten Feld und Laufbahn ausleuchtet, und eine neue Umfassungsmauer aus Betonteilen mit denkmalschutzkonformer »Gebraucht-Optik« komplettieren das renovierte Stadion. Die Tribüne wird zu einem späteren Zeitpunkt
Finanziell gut über die Runden 1,8 Millionen Euro investierte die TU in die Arbeiten am Stadion, die das Ingenieurbüro Pietsch + Wimmer aus Ravensburg plante. Zudem wurde die Universität mit 150.000 Euro vom Studentenwerk und mit 85.000 Euro durch ein Unternehmen und den Verein zur Förderung des Darmstädter Hochschulsports beim Umbau unterstützt.
wieder aufgebaut werden. Dank der neuen Flutlichtanlage und des Spielfeldbelags kann das Stadion nun ganzjährig und auch am Abend genutzt werden. Eine besondere Herausforderung bei der Sanierung lag darin, dass der gesamte Stadionkomplex, erbaut 1928 im Stil der klassischen Moderne, unter Denkmalschutz steht. So musste sich das Baudezernat der TU immer wieder mit den Behörden abstimmen und bis in Details besonders sensibel bei der Materialauswahl vorgehen. »Das betraf selbst die Farben für die Linierung des Kunstrasens und die Form der Flutlichtmasten«, sagt Patrizia Halbritter. Krafteinsatz messen
Moderne Technik im historischen Gewand findet sich jetzt überall im Stadion. Auf Wunsch des Instituts für Sportwissenschaften wurden im Bereich der Laufbahn und des Weitsprungbalkens sogenannte Kraftmessplatten eingebaut. Sie registrieren, welche Kräfte ein Sporttreibender einsetzt und wie er beschleunigt wird. »Eine solche Vorrichtung im Außenbereich ist bundesweit einmalig«, so Professor André Seyfarth, Leiter des Bereichs Sportbiomechanik am Institut für Sportwissenschaft der TU. Sie ermöglicht erstmals Vergleiche zwischen Labor und Feldforschung und bietet den Sportstudierenden Sofort-Rückmeldungen zum Beispiel über ihren Krafteinsatz beim Weitsprung oder Sprint.
Ganz oben auf dem Podest Darmstädter Taekwondo-Erfolge bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften
Zehn Sportler stellte die TU Darmstadt bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Taekwondo in Heidelberg. 148 Frauen und Männer von 30 Hochschulen und Universitäten waren in den Disziplinen Formen und Vollkontakt am Start. Im Formenbereich errangen Christin Marie Kleinhenz und Yasmin Krahofer von der TU Darmstadt in der Einzelklasse den ersten beziehungsweise zweiten Platz. Im Synchronlauf erreichte das Damenteam (Yasmin Krahofer, Rozda Gölmez und Ariane Wil-
lumeit) den zweiten Platz. Im Bereich Vollkontakt brillierte das Darmstädter Team mit drei Goldmedaillen. Veit Stöcklein, Omar Ben Dali und Quang Nham Nquyen erkämpften sich mit überzeugenden Leistungen jeweils die Goldmedaille. Damit sicherte sich die TU Darmstadt Rang 1 in der Teamwertung. Veit Stöcklein qualifizierte sich zudem mit seinem erfolgreichen Abschneiden für die Europäischen Hochschulmeisterschaften (European University Championships) im Taekwondo. Diese findet vom 22. – 24.11.2013 in Moskau/Russland statt. Das TU-Team wurde gecoacht von Wettkampfleiter Dr. Nuri M. Shirali, WTF-International Referee und bereits mehrfach bei Taekwondo Welt- und Europameisterschaften sowie der Universiade aktiv.
Wissen
Seite 27 Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013
Gute Wahl
Dichtung & Wahrheit »Scheinfrei«
Das deutsch-englisch bilinguale Kinderhaus Lichtwiese ist wertvoll
Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Die TU-Absolventin Fränze Scharoun hat in ihrer Master-Thesis belegt, dass das neue bilinguale Kinderhaus der TU Darmstadt auf der Lichtwiese Bestmögliches bietet. Sobald die Elternzeit endet und ein Kind außerfamiliär betreut werden soll, beginnt die schwierige Suche nach einem Kitaplatz. Auf welchem Konzept sollte die Einrichtung basieren? Wie sollte der Betreuungsschlüssel sein? Welche Sprachen sollten die Erzieherinnen und Erzieher sprechen? Dies sind exemplarische Fragen, mit denen sich Eltern vor der Kitabesichtigung auseinandersetzen. Den genauen Entscheidungskriterien für das Kinderhaus ging Fränze Scharoun in einer Interviewstudie auf den Grund. Die Arbeit entstand aufgrund eines Impulses von TU-Kanzler Manfred Efinger im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung der Einrichtung durch das Fachgebiet Sprachwissenschaft – Mehrsprachigkeit. Wegen der institutionellen Verankerung der Arbeit lag der Fokus insbesondere auf dem Faktor Mehrsprachigkeit. Es zeigte sich zugleich, dass noch einige andere Bedingungen in der Aufmerksamkeit der Eltern vorn rangierten.
So war die Studie angelegt Forschungsfeld: Deutsch-englisch bilinguales Kinderhaus der TU Darmstadt (Spracherziehungskonzept: Immersion, umgesetzt nach dem Prinzip »one person – one language«) Probanden: Fünf Elternpaare mit Deutsch als Erst-, Fremdoder Zweitsprache Erhebungsinstrument: Leitfadengestütztes Interview Auswertungsverfahren: Globalanalyse (Legewie 1994) sowie zusammenfassende und inhaltlich strukturierte Inhaltsanalyse (Mayring 2010)
Durch den frühen Erwerb des Englischen erhoffen sich diese Befragten im Besonderen verbesserte Bildungschancen für ihre Kinder. Für Eltern mit Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache steht die Sprachförderung ihres Kindes im Deutschen im Mittelpunkt. Das englischsprachige Angebot stellt für sie einen Bonus der Einrichtung, aber kein Entscheidungskriterium dar. Unabhängig von den Familiensprachen äußerten sich alle Interviewpartner ausnahmslos zufrieden mit dem Kinderhaus. Bild: Roman Grösser
Im TU-Kinderhaus werden je zehn Kinder im Alter von ein bis drei Jahren in vier Stammgruppen durch jeweils zwei deutschund eine englischsprachige Erzieherin betreut. Der niedrige Erzieherin-Kind-Schlüssel stellt ein großes Plus dar. Sicher trägt er teils dazu bei, dass alle befragten Eltern den Faktor Erzieherinnen als eines der bedeutendsten Kriterien anführen. Die freundliche Atmosphäre und der kompetente Eindruck der Fachkräfte haben entscheidenden Einfluss auf die Kitawahl.
Sonnige Zeiten im Kinderhaus Lichtwiese
Von den Jungen lernen Im Projekt E-Tandem unterstützen Studierende ihre Dozenten im E-Learning
Im E-Tandem-Projekt fungieren Studierende als E-Learning-Ansprechpartner in den Fachbereichen der TU. Sie kennen sowohl die Werkzeuge des E-Learning als auch die Gepflogenheiten des Fachbereichs und die Anforderungen der Kommilitonen. In jedem Fachbereich steht ein studentisches E-Tandem zur Verfügung. Die Studierenden sind für Fragen zum E-Learning erreichbar, innerhalb ihrer Sprechzeiten persönlich, ansonsten per E-Mail. Auch individuelle Beratungs- oder Schulungstermine sind möglich. Im Grundsatz verfolgt die Arbeit das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe: Die Lehrenden, deren Mitarbeiter und studentischen Hilfskräfte werden in die Lage versetzt, das eigene E-LearningAngebot aufzubauen, anzupassen und zu pflegen. »Die Herausforderung besteht darin, auf die Lehrenden zuzugehen und diese für den Einsatz von E-Learning zu begeistern«, sagt Maximos Kairlas vom E-Tandem des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik. Johannes Bauser vom E-Tandem im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften meint: »Man muss sich immer neu an die Bedürfnisse eines Lehrenden anpassen, um angemessen zu beraten und individuelle Lösungen zu finden.« In Gesprächen bauen die E-Tandems Informationsdefizite und Hemmschwellen ab. Professor Matthias Hinderer aus den Geowissenschaften kann das bestätigen: »Bereits ein bis zwei Stunden Beratung mit den E-Tandem-Hiwis haben viel Dynamik freigesetzt, da die Dozierenden ihre Fragen direkt stellen konnten und sofort Hilfestellung bei den ersten Schritten mit neuer Soft-
Ist das zu fassen? Ja, mein Germanistikstudium stößt nicht immer auf absolutes Verständnis, aber dass mir deswegen zombieartige Züge unterstellt werden, hätte ich nicht gedacht. »Nein, ich habe einfach den letzten Schein abgegeben und starte jetzt frisch und frei mit meiner Abschlussarbeit.« Das heißt, das Studienende, der krönende Abschluss, rückt endlich unaufhaltsam näher. Wenn ich bedenke, dass ich im ersten Semester zehn benotete Scheine machen musste, ist »scheinfrei« doch wirklich das gelobte Land.
kontakt und infos: bit.ly/1bcKBkt
Vorteilhafter Personalschlüssel
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Räumlichkeiten. Auch sie konnten bei allen Interviewten punkten. Der Kita-Neubau am Standort Lichtwiese ist auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten und verfügt außerdem über ein großes Außengelände. Als weitere Entscheidungskriterien konnten beispielsweise Kontakt zu gleichaltrigen und außerfamiliären Bezugspersonen, kulturelle Vielfalt, die pädagogische Orientierung sowie das Spracherziehungskonzept ermittelt werden. Die Aussagen der Eltern zum letztgenannten Kriterium lassen Rückschlüsse auf die Bedeutung des Faktors Mehrsprachigkeit zu.
Es ist vollbracht. Die jahrelangen Mühen im Studium haben sich endlich gelohnt: Ich bin »scheinfrei«! Die letzte Hausarbeit ist geschrieben und abgegeben, die letzte Prüfung angemeldet und der letzte Schein bei TUCaN eingetragen. Bienvenue Dolce Vita! Stolz auf die Früchte von sieben Jahren Studium verkünde ich die frohe Nachricht zu Hause: »Scheinfrei?«, fragt meine Mutter skeptisch, »das Wort habe ich ja noch nie gehört. Was soll das sein? Also, das klingt irgendwie wie scheintot.«
oder Hardware bekamen.« Die 26 studentischen Hilfskräfte des Hochschulrechenzentrums (HRZ) werden in Kooperation mit der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle (HDA) geschult und kontinuierlich von erfahrenen E-Learning-Mitarbeitern des HRZ betreut. Zwei auf einen Streich
Ab sofort gibt es eine direkte Verbindung zwischen TUCaN, dem Campus-Management-System, und Moodle, dem zentralen Learning-Management-System der TU: Eine Schnittstelle verknüpft die Lehrveranstaltungen auf beiden Systemen. Lehrende generieren mit einem einzigen Eintrag in TUCaN den dazugehörigen MoodleKurs. Sämtliche Veranstaltungsdetails werden automatisch in Moodle übernommen. Auch für Studierende wird es einfacher: Melden sie sich zu einer Lehrveranstaltung in TUCaN an, sind sie automatisch für den zugehörigen Moodle-Kurs eingetragen.
www.e-learning.tu-darmstadt.de/moodle www.e-learning.tu-darmstadt.de/etandem
Jeder Student sehnt den Zustand der Scheinfreiheit herbei. Befreit von den Zwängen der lästigen Studienordnung spüren wir den Wind unter unseren Schwingen. Jetzt wird alles gut und im Abgabekontinuum erhalten Zeit und Raum eine völlig neue Dimension! Es ist wie in dem alten Schlager: Sieben Mal wirst du die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein! Aber »Scheinfrei«? Jetzt komme ich doch nicht umhin, über das Wort nachzudenken. Ist alles, woran ich glaube, doch nur zum Schein vorgegaukelt? Keine Freiheit, nirgends, und der Schein dessen, was wir von unserer Studienorganisation erkennen, verschleiert eine gänzlich andere Wahrheit? Sicher, ein Blick in TUCaN und der erste Gang ins Studienbüro machen deutlich, dass die Forderungen, Pflichten und Termine immer noch Bestandteil des Studiums sind, wenngleich die Freiheit am Schein-Ende so blumig lockt. Allein der fertig ausgefüllte Leistungsspiegel setzt ein deutliches Zeichen für die Freiheit am Ende einer arbeitsintensiven langen Zeit. Irgendwie fällt mir wieder die Frage aus dem ersten Semester Philosophie ein: Freiheit oder Determination? Und was davon ist Wirklichkeit? Laut meines Lieblingsphilosophen Sartre bleibt die klare Antwort: Du hast immer die Wahl! Aber worin besteht meine Wahl, außer brav meine Module abzuarbeiten und die besten Noten zu ergattern? Die bestmögliche Abschlussarbeit zu schreiben und parallel dazu an den kommenden Arbeitsmarkt zu denken, der auch freudig begrüßt werden möchte? Der leise Gedanke beschleicht mich schon jetzt, dass dort Freiheiten und Möglichkeiten nicht zwingend auf mich warten und die Welt der Uni im Nachhinein eine Spielwiese ist, die eben doch ihre Freiheiten schenkt. Also was nun: Freiheit oder Scheinfreiheit, das ist hier die Frage! Und die Antwort? Vielleicht ist das, was am Ende bleibt, neben der zu schreibenden Abschlussarbeit und dem berechtigten guten Gefühl, eine ordentliche Portion Lernens und Arbeitens nach Jahren zufriedenstellend erledigt zu haben, Sartres Menetekel. Also ist es am besten, ich genieße die Freiheit, die das Uni-Leben mir bietet, vergesse aber nie, dass der Schein der Freiheit, nicht arbeiten zu müssen, allzu oft ein trügerischer Schein ist. Und mit dem Sapere Aude am Ende des Studiums im Hinterkopf bleibt Schein oder nicht Schein die letzte große Frage. judith mathis die autorin studiert germanistik (master), schwerpunkt angewandte lingusitik, an der tu darmstadt
Abschluss
Bild: Katrin Binner
Technische Universität Darmstadt | hoch3 | Oktober 2013 Seite 28
Ruhender Pol im Copy-Shop: Nicole Fuchs
Heilsamer Druck Copy-Shops sind für Studierende oft die letzte Rettung
Sie trösten, ermutigen und retten Studienleistungen – Mitarbeiter von CopyShops. Harald Berens vom »Druckwerk« und Nicole Fuchs von »Copy Watz« sind seit 15 Jahren im Einsatz. Oft auch nach Feierabend. Wenn ein Copy-Shop-Mitarbeiter eines wirklich braucht, dann sind es starke Nerven. Denn die meisten Kunden haben keine. Die Studenten und Studentinnen, die nur schnell ein paar Seiten kopieren wollen und die schon ein Papierstau aus der Fassung bringt. Und erst recht die Examenskandidaten, die bereits nervös sind, wenn sie auf den letzten Drücker in den Laden stürmen.
fertig layoutete Arbeit komplett durcheinanderbringen kann. Wie der Stammkunde, der nur noch einen Satz verändern wollte – mit dem Ergebnis, dass alle Seiten dieselbe Überschrift hatten und das Inhaltsverzeichnis verschwunden war. Nichts ging mehr.
In solchen Fällen blickt Harald Berens von seinem Schreibtisch auf, der mitten im »Druckwerk« steht, und schreitet zu Hilfe. Er hat Drucker gelernt, er weiß alles über Papier, kennt die Stärken und Macken seiner Geräte, kann mit Druckvorlagen in allen Dateiformaten umgehen. Kein Grund zur Unruhe also – und genau das macht manche nervös: »Die Leute kennen eben unsere Abläufe nicht«, sagt Berens grinsend und meint damit: Für ihn und seine Kollegen ist es normal, dass die Studierenden erst eine halbe Stunde vor Abgabe kommen. Und die reicht ihm locker, um ein Exemplar einer stattlichen Master-Thesis zu kopieren und zu binden.
Der Student kam, fix und fertig, zu »Druckwerk«. Ordnung konnten zwar auch Berens und Kollegen nicht mehr in die Datei bringen. Aber sie setzten sich mit dem Studenten an den Rechner, änderten jede Seite und druckten sie einzeln aus. Abends um 22:30 Uhr war das Werk vollbracht. Ehrensache für die Copy-Shop-Beschäftigten, den armen Kerl nicht pünktlich zum Ladenschluss vor die Tür zu setzen. Und selbstverständlich ließen sie sich diese Sonderschicht nicht bezahlen.
Kein Anlass zu Panik
Manchmal schickt er die Autoren dann eine Runde im Herrngarten spazieren, »weil das denen gut tut«. Vor einiger Zeit aber war eine junge Frau da, die selbst dafür zu kribbelig war. Während das Papier durch den Kopierer lief, brach sie in Tränen aus. »Die wurde dann mal in den Arm genommen«, erzählt Berens, und seine Kollegen spendeten Trost und einen Kaffee – auch das gehört zum Job. Während sich die Technik in den Copy-Shops verändert – schnelle Laserdrucker haben die Tintenstrahldrucker ersetzt, die Studierenden kommen mit Sticks statt Disketten oder laden ihre Dokumente gleich aus der Cloud herunter –, verhalten sich die Studierenden nicht viel anders als vor 15 Jahren, findet Berens. Nach wie vor unterschätzen sie, wie lange der Ausdruck einer Arbeit zuhause dauert, und kommen oft entnervt, wenn der Drucker versagt oder die Tintenpatronen leer sind. Viele ahnen zudem nicht, dass ein einziger Mausklick eine
Zusatzschicht am Abend
Beides würde auch Nicole Fuchs nicht einfallen. Erst kürzlich kam eine Studentin kurz vor Feierabend vorbei – und die Inhaberin von »Copy Watz« ließ Kopierer und Bindemaschine noch mal warmlaufen. Oder der Student, der seine ausgedruckte Arbeit eigentlich nur kopieren wollte und dann feststellte, dass auf jeder Seite die letzte Zeile fehlte. Er eilte nach Hause zurück, holte die Datei und druckte sie im Laden erneut aus. Eine Aktion, die für ihn viel Stress, für Nicole Fuchs vor allem Überstunden bedeutete. »Gelassenheit habe ich in den Jahren hier gewonnen«, sagt sie. Und wie sie da hinter ihrem gerundeten blauen Tresen steht, kann man sie sich gut auch als Kneipenwirtin vorstellen. »Ich habe auf jeden Fall diese Mentalität!«, sagt sie und lacht: »Für die ältere Kundschaft aus dem Viertel bin ich eine Art Seelentrösterin. Bei vielen Studierenden ist mein Job, sie zu erden.« Bevor sie nämlich die gestressten Kunden mit Fragen zusätzlich verunsichert – Druck schwarzweiß oder bunt, ein- oder doppelseitig, Spiral- oder Klebebindung? – sagt sie immer erst den Satz: »Das kriegen wir hin!« Und weil Fuchs selbst Raucherin ist, weiß sie wie beruhigend Nikotin wirken kann – bei »Copy Watz« sind Zigaretten erlaubt.
Kleine Gesten machen Freude
Trotz all dieser kleinen und großen Dramen gab es früher mehr Aufregung im Laden, erinnert sich Nicole Fuchs. Als die Drucker noch nicht so schnell waren und als es Bachelor und Master noch nicht gab. »Die Aufträge haben sich verändert: Es gibt viel mehr kleinere Arbeiten und weniger Eilaufträge«, sagt sie. Als hätten die Studierenden durch die vielen schriftlichen Leistungsnachweise eine Routine darin entwickelt, sich ihre Zeit einzuteilen – und nicht erst am letzten Tag in den Copy-Shop zu kommen. Worüber die Studierenden schreiben, wissen übrigens weder Berens noch Fuchs. »Ich habe keinen Leseblick, wenn ich die Arbeiten in der Hand habe«, sagt Berens, der allerdings eine Ausnahme macht. Das Titelblatt kontrolliert er jedes Mal – zum Wohle der Studierenden, denn ausgerechnet in die Prüfernamen schleichen sich immer wieder Fehler ein. Zum Dank bekommt Berens hin und wieder einen Kuchen mitgebracht – von Studentinnen, die Herren sind da nicht so aufmerksam. Und mit dem letzten Copy-Job eines Studierenden, also der Examensarbeit, ist oft eine Einladung verbunden: »Besuche mich doch mal zuhause«, haben schon einige ausländische Studierende gesagt, die nach einigen Jahren an der TU Darmstadt und vielen, vielen Besuchen im »Druckwerk« in ihre südamerikanische oder afrikanische Heimat zurückgekehrt sind. Nicole Fuchs freut sich, wenn die Studierenden, für die sie eine Extra-Schicht eingelegt hat, beim Bezahlen aufrunden. Aber manche vergessen sogar, Dankeschön zu sagen. »Das darf man dann nicht persönlich nehmen!«, sagt Nicole Fuchs. »Die Leute sind mit ihren Gedanken in diesem Moment einfach ganz woanders.« Der Student mit den fehlenden Zeilen jedenfalls hat ein paar Tage später eine Packung Merci und einen Blumenstrauß vorbeigebracht. eva keller
die autorin ist fachjournalistin für bildungs- und hochschulthemen