hoch³ #4/2017

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Jahrgang 13 3. Juli 2017

Die Zeitung der Technischen Universität Darmstadt www.tu-darmstadt.de

Verbinden

Verstehen

Abschluss

Zeitzeuge

Zeitenwende

Zeitdruck

Er war Miterfinder des VW Käfer: Josef Ganz, Alumnus der TH Darmstadt, starb vor 50 Jahren.

Welche Potenziale zur Ressourceneinsparung stecken in Industrie 4.0? Eine aktuelle Studie.

Ein neues Urheberrechtsgesetz wird kommen: Eine Regelung im Sinne der Wissenschaft ist überfällig.

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Nr. 4/Juli 2017 Pressesendung Nr. D 14253 F

Schon bezahlt!

Bild: Jan-Christoph Hartung

Jetzt wird es kritisch ...


Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 2

Leitzentrale der Feuerwehr: Ein Knotenpunkt im Krisenfall

Bild: Jan-Christoph Hartung

1 DFG-Graduiertenkolleg 10 Fachgebiete 4,3 Millionen Euro Förderung

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Geschichte und Raumplanung, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Philosophie und Politikwissenschaften, Architektur und Informatik forschen im DFG-Graduiertenkolleg »Kritische Infrastrukturen: Konstruktion, Funktionskrisen und Schutz in Städten«. Seite 18


Editorial

Seite 3   Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017

die Attraktivität der Technischen Universität Darmstadt, gleich ob im regionalen oder internationalen Umfeld, lässt sich nicht zuletzt daran ermessen, dass sie eine Kultur der guten Führung pflegt und bestmögliche berufliche wie private Rahmenbedingungen für neu gewonnene hochqualifizierte Fachkräfte schafft. So zählt die TU Darmstadt zu den Mitgliedern der ersten Stunde eines regionalen Dual-Career-Netzwerks. Der Verbund ist seit dem Start vor sechs Jahren immer stärker und wertvoller geworden – in einer Welt, in der persönliche Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, gute Gesundheit und ein erfülltes Privatleben genauso wichtig sind wie der berufliche Erfolg.

Bild: Katrin Binner

Liebe Leserin, lieber Leser, Die Anstrengungen der Universität, um beruflichen wie familiären Interessen und Bedürfnissen gleichermaßen gerecht zu werden, stehen auch in engem Kontext mit den Werten und Prinzipien, die in unseren aktuellen Führungsleitlinien verankert sind: Wertschätzung und Förderung, Verantwortung und Zusammenarbeit, Innovationskraft und Vielfalt. Erfahren Sie in dieser Ausgabe mehr über die Leistungen des Dual-Career-Netzwerks und den partizipativen Prozess der Entwicklung der Führungsleitlinien. Ich wünsche eine anregende Lektüre!

Ihr Hans Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt

Unsere Erfahrung an der TU Darmstadt ist, dass bei hochqualifizierten Fachkräften, die in Partnerschaften leben, in der Regel beide Partner eine eigene Berufsorientierung verfolgen. So unterstützten wir etwa die Partner beziehungsweise Partnerinnen von neu berufenen Professorinnen und Professoren, ihre beruflichen Karrieren in der Region fortzusetzen.

Bild: Felipe Fernandes

VERSTEHEN 13 SELBST GEMACHT

Ein Bauteil geht im laufenden Betrieb kaputt und muss repariert werden – im Tutorium 3D-Druck am Institut Druckmaschinen und Druckverfahren konnten Studierende im Sommersemester anhand eines solchen Szenarios eigene Lösungen mithilfe eines 3D-Scanners und eines 3D-Druckers entwickeln und herstellen.

AUSGEZEICHNET

DIGITALISIERUNG AUF DEM PRÜFSTAND

Welchen Einfluss hat die Digitale Transformation auf die Gesellschaft? Ein Forschungsschwerpunkt am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften geht dieser Fragestellung mit unterschiedlichen Projekten nach. Ein Beispiel finden Sie in dieser Ausgabe.

20 Bild: Natalie Wocko

Bild: Patrick Bal

DENKEN 16

AUTONOM UND WIDERSTANDSFÄHIG

Sicheres Arbeiten in menschenfeindlichen Umgebungen – mit der Entwicklung des Inspektionsroboters Argonaut für den Einsatz auf Öl- und Gasplattformen haben Informatiker der TU Darmstadt gemeinsam mit dem Kooperationspartner taurob GmbH den internationalen Wettbewerb eines Mineralölunternehmens gewonnen.

KENNEN 25 LEBENDIGER UNTERRICHT

Prof. Dr. Verena Spatz spricht sich für eine Ausbildung von zukünftigen Lehrkräften aus, die aktivierende Lernangebote für Schülerinnen und Schüler bereithält. Mehr dazu im Interview.

BEWEGEN 26 HÜTER DER SPORTHALLE

In unserem Beschäftigten-Porträt lesen Sie dieses Mal ein Interview mit Hüseyin Demir und Thomas Wytrickus, den Hallenwarten der TUSporthalle.

IMPRESSUM herausgeber: Stabsstelle Kommunikation und Medien der TU Darmstadt, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt telefon: 06151 1620017 telefax: 06151 1623750 e-mail: Presse@tu-darmstadt.de internet: www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/publikationen/hoch3 issn: 1861-7204 termine: Die nächste Ausgabe erscheint am 2. Oktober 2017 auflage: 6.000      redaktion: Jörg Feuck (FEU) (Chefredakteur, V.i.S.d.P.), Simone Eisenhuth (SE) .      bildredaktion: Patrick Bal      ständige autorinnen: Bettina Bastian (BJB), Marina Pabst (MAP), Silke Paradowski (SIP)  Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich das Bearbeiten und Kürzen eingereichter Texte vor. hoch3 erscheint jährlich mit 6 Ausgaben, der Abonnementpreis beträgt 14 Euro. gestaltung: AS’C Arkadij Schewtschenko Communications, Frankfurt am Main druck und anzeigen: vmm Wirtschaftsverlag, Augsburg, barbara.vogt@vmm-wirtschaftsverlag.de Druckpapier erfüllt die Anforderungen des Umweltzeichens Blauer Engel nach RAL-UZ-14


An der TU Darmstadt wird weiter in Zukunft investiert: Ein neues Multifunktionsgebäude für Studium, Kultur, Forschung und IT-Service ist im Stadtzentrum entstanden; und auf dem Campus Lichtwiese wird die hocheffiziente Energiezentrale erweitert. Ein Themenfokus.

Das neue Karl Plagge-Haus

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Bild: Jan-Christoph Hartung

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Arbeiten, lernen, feiern Bild: Claus Völker

TU eröffnet Karl Plagge-Haus an der Alexanderstraße

KARL PLAGGE-HAUS – FAKTEN Bauherr: Der Präsident der TU Darmstadt, vertreten durch Dezernat Baumanagement und Technischer Betrieb Nutzung: Im Untergeschoss kulturelle und studentische Veranstaltungen, im Erdgeschoss Lernzentrum und Café, im 1. bis 4. Obergeschoss Hochschulrechenzentrum, Fachgebiet Scientific Computing (Fachbereich Informatik) Planung und Bauleitung: Lengfeld & Wilisch Architekten BDA

HINTERGRUND – KARL PLAGGE

TU Präsident Hans Jürgen Prömel, Jan Priess (ASta), der von Plagge geschützte Simon Malkès, Oberbürgmermeister Jochen Partsch und TU Kanzler Manfred Efinger (v. li. n. re.)

Karl Plagge (1897–1957) absolvierte von 1919 bis 1924 ein Maschinenbaustudium an der TH Darmstadt. 1939 wurde er als Offizier zur Wehrmacht eingezogen. Von 1941 bis 1944 leitete Major Plagge den Heereskraftfahrpark 562 in Wilna. Er beschäftigte in den Reparaturwerkstätten systematisch jüdische Zwangsarbeiter unter akzeptablen Bedingungen und sorgte dafür, dass sie und ihre Familien menschenwürdig leben konnten. Als die Wehrmacht 1944 Wilna vor der anrückenden Roten Armee räumte, warnte Plagge die Zwangsarbeiter vor der drohenden Übernahme des Lagers durch die SS und verhalf vielen von ihnen zur Flucht. Dank des »Retters in Uniform« überlebten rund 250 Juden den Holocaust. Plagge wird seit 2005 als »Gerechter unter den Völkern« in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel geehrt.

Nach zweijähriger Bauzeit hat die TU Darmstadt den Neubau an der Alexanderstraße 2 feierlich eröffnet. Das Gebäude trägt den Namen »Karl Plagge-Haus« und erinnert damit an den TU-Alumnus, der im Zweiten Weltkrieg mehreren Hundert jüdischen Zwangsarbeitern das Leben rettete. Der fünfstöckige Neubau bietet auf 3.770 Quadratmetern Nutzfläche Raum für etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hochschulrechenzentrums, ein Fachgebiet des Fachbereichs Informatik und ein Lernzentrum für Studierende mit gut 30 Plätzen. Im Erdgeschoss befindet sich ein Café, das vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) betrieben und demnächst eröffnet wird. Im Untergeschoss erhält der studentische Kulturbetrieb Flächen für Konzerte und Veranstaltungen, die ab Herbst das Campusleben bereichern werden. Damit wird eine Tradition fortgesetzt, denn mit dem »603 qm« war bereits im 2014 abgerissenen Vorgängerbau auf diesem Grundstück, der alten Stoeferle-Halle, ein Café- und Veranstaltungsbetrieb beheimatet. Rund 14,4 Millionen Euro kostete das neue Gebäude. Erd- und Untergeschoss wurden als geschlossener Sockel ausgebildet und heben sich von den oberen Bürogeschossen ab, die ein klares Raster aus Fenstern und bronzefarbenen Metallelementen aufweisen. Über eine Brücke, die die Abfahrt in die Tiefgarage überspannt,

ist das Karl Plagge-Haus mit dem zentralen Bereich zwischen Universitätszentrum, Mensa und Bibliothek verbunden. UMFANGREICHE VORARBEITEN

Der Rohbau wurde im April 2015 begonnen. Doch bereits zwischen dem Abbruch der Stoeferle-Halle und dem ersten Spatenstich für die Baugrube waren umfangreiche Vorarbeiten zu erledigen: Zentrale Strom-, Daten- und Steuerleitungen der TU, die das Baufeld kreuzten, mussten in neue Leitungsgräben umgelegt werden. Die Mensa erhielt einen neuen Fettabscheider für das Mensa-Abwasser. Da das Grundstück auch vor dem Krieg schon bebaut war, stießen die Arbeiter immer wieder auf Überbleibsel alter Bebauung im Untergrund. Hier mussten Fundament- und Wandreste aus dem Boden entfernt werden. (sip) Bildergalerie im Web: bit.ly/2pMufwg

»Viele namhafte Kulturbetriebe im Rhein-Main-Gebiet wurden an die Stadtränder verdrängt. Hier wurde die Einrichtung am alten Platz wieder aufgebaut. Wir sind sehr glücklich über den Standort. Unser Kulturbetrieb heißt künftig ›806 qm‹ – das sind 203 Quadratmeter mehr Kultur für Darmstadt als früher.«

»Dieser städtebaulich interessant gelegene Ort soll Anlaufpunkt für Mitglieder der TU und Bürgerinnen und Bürger sein – ein Ort der Begegnung, an dem man ins Gespräch kommen, an dem man diskutieren kann.« TU-Präsident Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel

Jan Priess, Allgemeiner Studierendenausschuss

»Wir sind vielen unserer Kunden und Nutzer näher gerückt, was die Kommunikation deutlich erleichtern wird. Für die Weiterentwicklung und Wahrnehmung des Hochschulrechenzentrums ist das ein ganz wichtiger Schritt nach vorn.« Prof. Dr. Christian Bischof, Leiter des Hochschulrechenzentrums

»Wissenschaftsstadt hat auch viel mit dem Lebensgefühl in unserer Stadt zu tun. Ich freue mich sehr, dass das 603qm zurückkehrt.« »… eine wunderbare Lösung …«

Oberbürgermeister Jochen Partsch


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Bild: Claus Völker

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Verschließen die Zeitkapsel für das neue Gebäude: Dr. Marie-Luise Wolff-Hertwig (ENTEGA AG), Oberbürgermeister Jochen Partsch, TU-Präsident Hans Jürgen Prömel und Thomas Billotet (STEAG New Energies GmbH)

Wärme und Kälte Zuwachs für die Energiezentrale Campus Lichtwiese

Die Energiezentrale auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt wird um einen Neubau erweitert: Das Gebäude wird eine komplexe Kälteversorgungsanlage sowie ein hocheffizientes Blockheizkraftwerk aufnehmen. Mitte Mai wurde feierlich der Grundstein gelegt. Die TU Darmstadt wird seit dem vorigen Jahr im Rahmen eines langfristigen Contracting-Vertrags mit der Projektgesellschaft ENTEGA STEAG Wärme GmbH mit Wärme, Kälte und Strom versorgt. Wichtige Bestandteile des Vertrags sind der Ausbau der Energienetze der TU Darmstadt, die Modernisierung des bestehenden Heizkraftwerks und die Errichtung eines neuen Technik-Gebäudes in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Campus Lichtwiese. Am 12. Mai legten die Vertragspartner feierlich den Grundstein für den Neubau. Das neue Gebäude mit einer Grundfläche von rund 600 Quadratmetern und elf Metern Höhe wird bis 2018 mit zwei »Herzstücken« ausgerüstet: einem Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von etwa drei Megawatt sowie einer modernen Kälteanlage. Zur Kälteerzeugung wird zunächst eine Absorptionskältemaschine (Kälteleistung: ein Megawatt) eingebaut, die es ermöglicht, aus der im Blockheizkraftwerk entstehenden Wärmeenergie auf besonders umweltschonende Weise Kälte zu erzeugen. Diese wird zukünftig in das rund drei Kilometer lange RingleitungsNetz eingespeist, das derzeit auf dem Campus Lichtwiese gebaut wird, und wird zum Beispiel den Lichtenberg-Hochleistungsrechner und die technische Laborinfrastruktur im Fachbereich Chemie kühlen. In einem späteren, auf die künftige Entwicklung des Campus Lichtwiese abgestimmten Schritt ist vorgesehen, eine weitere Absorptionskältemaschine mit zwei Megawatt Leistung zu installieren.

»Die Anlage ist maßgeschneidert auf den Strom-, Wärme- und Kältebedarf der TU Darmstadt. Unsere Kunden tragen gemeinsam mit uns zum Gelingen der Energiewende und zum Klimaschutz in Deutschland bei.«

ÖKOLOGISCHER MEILENSTEIN

»Das Bauprojekt ist ein weiterer Meilenstein zum ökologisch und wirtschaftlich verantwortungsvollen Ausbau der Infrastruktur der Universität«, sagte TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel. »Die Energiezentrale trägt wesentlich zur langfristigen Sicherung der zukunftsfähigen und entwicklungsfähigen Energieversorgung der TU Darmstadt und zahlreicher Liegenschaften im Stadtgebiet bei.« Prömel fügte hinzu, die Universität unterstütze so konkret die Klimaschutzziele des Landes (»CO²-neutrale Landesverwaltung«). Schließlich werde die Energiezentrale als »Forschungsobjekt hervorragend in das vom Bund finanziell geförderte interdisziplinäre Projekt ›Energieeffizienter Campus Lichtwiese‹ eingebunden«. Mit der Erweiterung der Energiezentrale geht auch die Verbindung des Fernwärmenetzes der TU Darmstadt mit dem Fernwärmenetz Darmstadt Nord einher. Über diese Verbindungsleitung werden künftig jährlich rund 30.000 MWh an Wärme aus dem Müllheizkraftwerk in das TU-Netz eingespeist. So kann die TU Darmstadt den Anteil an aus Kraft-Wärme-Kopplung erzeugter Wärme deutlich erhöhen. (feu)

DATEN UND FAKTEN Das TU-Fernwärmenetz versorgt diese Standorte mit Strom und Wärme: Standorte Stadtmitte, Lichtwiese, Botanischer Garten und Hochschulstadion der TU Darmstadt, städtische Liegenschaften wie Jugendstilbad, Justus-Liebig-Haus, Altes Pädagog, Alice-Eleonoren-Schule, Ludwig-Georg-Gymnasium, Kongresszentrum darmstadtium, Georg-Büchner-Schule sowie private Immobilien, Landesliegenschaften Justizzentrum (Landgericht, Oberlandesgericht, Amtsgericht), Regierungspräsidium Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Hessisches Staatsarchiv und Finanzamt Darmstadt. In den rund 160 Gebäuden der TU Darmstadt (30.000 Personen) wurden 2016 etwa 56.000 MWh Strom, 60.000 MWh Wärme und 5.000 MWh Kälte verbraucht. Nach Abschluss der gesamten Baumaßnahmen (Neubau und Modernisierungen) wird eine Reduzierung der CO2-Emissionen von ca. 9.600 Tonnen pro Jahr erzielt.

»Ein tolles Projekt, das zeigt, wie Synergieeffekte durch die enge Zusammenarbeit zentraler Akteure in unserer Stadt erzielt werden können.«

Jochen Partsch, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt

Thomas Billotet, Mitglied der Geschäftsführung der STEAG New Energies GmbH

»Dieses Projekt ist von großer ökologischer und strategischer Bedeutung. Durch die Anbindung des TU-Wärmenetzes an das Wärmenetz der ENTEGA bringen wir die besonders energieeffiziente Wärmeversorgung in Darmstadt einen entscheidenden Schritt voran.«

Dr. Marie-Luise Wolff-Hertwig, Vorsitzende des Vorstandes der ENTEGA AG

3 km lang ist das neue Ringleitungsnetz auf dem Campus Lichtwiese, durch das künftig Kälte transportiert wird.


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Beschwerliche Route zum Frieden Bild: Claus Völker

Unterstützung für Wissenschaftler aus dem Jemen

Professor Hussain Al-Towaie ist im Rahmen der Philipp SchwartzInitiative für gefährdete Wissenschaftler für zwei Jahre am Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften zu Gast. Der aus dem Jemen stammende Ingenieur forscht gemeinsam mit Professor Wilhelm J. F. Urban zur Wasseraufbereitung mit erneuerbarer Energie. Wenn Hussain Al-Towaie über den Moment spricht, als er in der deutschen Botschaft in Oman sein Visum für Deutschland in den Händen hielt, beginnen seine Augen zu leuchten. Hinter ihm und seinen beiden Töchtern liegt eine lange Reise hinaus aus dem kriegsgeschüttelten Jemen. Bis 2013 war Al-Towaie Maschinenbau-Professor an der Universität von Aden im Bereich der Energietechnik. In seinen Veröffentlichungen und Aktivitäten warnte er immer wieder vor der Wasserknappheit und den daraus resultierenden sehr ernsten Konsequenzen für die jemenitische Bevölkerung. Die Regierung reagierte auf eine solche Kritik derart, dass Al-Towaie zur unerwünschten Person erklärt wurde. 2013 wurde er in den Ruhestand versetzt, was im Jemen unüblich ist und in der Regel nur auf eigenen Antrag geschieht. Deshalb suchte er nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten für sich und seine beiden Töchter außerhalb des Jemen. MIT DEUTSCHLAND VERBUNDEN

Dass Deutschland das Ziel der Reise werden soll, war Al-Towaie schon früh klar: Bereits von 1983 bis 1987 lebte er in Deutschland und promovierte in Dresden zum Thema Klimatisierung mit Solarenergie. Seit dieser Zeit war er regelmäßig zu Forschungsaufenthalten in Deutschland, 2007 begegnete er auf einer Konferenz

Prof. Dr. Hussain Al-Towaie (rechts) forscht für zwei Jahre gemeinsam mit Prof. Wilhelm J.F, Urban (links)

Professor Wilhelm J. F. Urban, dem Leiter des Fachgebiets Wasserversorgung und Grundwasserschutz am Institut IWAR der TU Darmstadt. Gemeinsam beantragten sie ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts, das Al-Towaie 2009 an die TU Darmstadt führte. Sie blieben in Kontakt, Al-Towaie machte bei seinen Aufenthalten in Deutschland regelmäßig Station in Darmstadt. Als sich die politische Situation durch den bewaffneten Konflikt verschiedener Parteien um die Vorherrschaft im Jemen seit 2015 weiter zuspitzte, entschieden die beiden Kollegen, sich um ein Forschungsstipendium zu bemühen, das es Al-Towaie ermöglichen würde, bei Urban in Darmstadt zu forschen. Mit Unterstützung des Welcome Centres am Dezernat Internationales der TU Darmstadt stellten sie den Antrag auf ein

Stipendium der Philipp Schwartz-Initiative, die gefährdeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einen zweijährigen Forschungsaufenthalt in Deutschland finanziert. KRÄFTEZEHRENDE AUSREISE

Als nach einer abschlägig beschiedenen Bewerbung im zweiten Anlauf endlich die Zusage kam, stand die schwierige Ausreise aus dem Jemen an. Denn aufgrund des Bürgerkriegs gibt es im Jemen seit Jahren keine deutsche Botschaft mehr, und die Grenzen zu den jemenitischen Nachbarländern sind geschlossen. Nur durch die Unterstützung von Freunden gelang es Al-Towaie, für sich und seine beiden Töchter – der andere Teil seiner Familie lebt weiterhin im Jemen – ein Visum für das Nachbarland Oman zu bekommen. Nach einer über zwei Wochen langen Reise erreichte er

mit seinen Töchtern endlich Maskat in Oman. »Dort haben wir erst einmal Ruhe gebraucht. Von der Reise waren wir seelisch und körperlich sehr erschöpft«, erinnert sich Al-Towaie. Die nächste Schwierigkeit bestand darin, für seine beiden volljährigen Töchter ein Visum für Deutschland zu bekommen, denn sein Stipendium ist nur für die Finanzierung seines eigenen Aufenthalts vorgesehen. Zwei Freunde aus Deutschland bürgten schließlich für die Töchter, Ulrike Buntenbruch, die Leiterin des TU Welcome Centre, half bei den Anträgen. Fünf Wochen nach ihrer Ankunft in Oman konnten die Al-Towaies endlich ein Flugzeug nach Deutschland besteigen. bettina bastian Ausführlichere Fassung des Berichts online: bit.ly/2pOciN2

ZEITMASCHINE Josef Ganz: Miterfinder des VW Käfers

Im August 2017 jährt sich der 50. Todestag von Josef Ganz. Dieser Name ist außerhalb der Automobilbranche nicht sehr bekannt und vermutlich auch nicht an der TU Darmstadt. Josef Ganz wurde am 1. Juli 1898 in Budapest in einem jüdischen Elternhaus geboren. Bereits als zwölfjähriger Gymnasiast wurde ihm ein Patent für eine Schutzvorrichtung für elektrische Straßenbahnen in Wien erteilt. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und studierte drei Semester an der Technischen Hochschule in Wien. Im März 1927 erhielt er nach neun Semestern an der Technischen Hochschule Darmstadt sein Diplom in Maschinenbau von Professor Wagenbach. Ganz arbeitete danach bei unterschiedlichen Autoherstellern, wie beispielsweise Adler, DaimlerBenz, BMW und dem Motorradhersteller Ardie. Sein Automobilwissen machte ihn zum Chefredakteur des Fachmagazins »Motor-Kritik«. Zudem beteiligte er sich an der Arbeit des Magazins

Bild: Motor-Kritik X, Nr. 18, September 1930, S.390

Bis heute ist der VW Käfer eines der meistverkauften Fahrzeuge der Welt. Als sein Erfinder wird meist Ferdinand Porsche genannt. Die Erfindung des VW Käfers lässt sich aber nicht auf einen einzigen Erfinder festlegen. Josef Ganz, ein Alumnus der Technischen Hochschule Darmstadt, legte durch sein Design und das Konzept eines Prototypen den Grundstein des VW Käfers.

»Klein Motorsport«. Insgesamt konstruierte er 30 Kleinwagen, darunter auch den Prototyp namens »Maikäfer«. Diesen bauten 1930 die Nürnberger Ardie-Werke. Ab 1932 stellte die Ludwigsburger Standard Fahrzeugfabrik seinen »Maikäfer« her. Josef Ganz war anfangs sehr enthusiastisch über das Vorhaben Hitlers, die Motorisierung Deutschlands voranzutreiben. 1933 wurde das Automobil in einer überarbeiteten Version als »Standard Superior« auf der »Internationalen Automobilund Motorradausstellung« in Berlin der Automobilbranche vorgeführt. In der Branche wurde der Viersitzer als »Volkswagen« beworben.

Nach der Automobilausstellung wurde Josef Ganz von der Gestapo verhaftet, sein Büro in Frankfurt am Main durchsucht und zahlreiche Dokumente konfisziert. Nach seiner Freilassung wurde der jüdische Ingenieur als Chefredakteur der »Motor-Kritik« abgesetzt, vermehrt an seiner Arbeit gehindert und schikaniert. Adolf Hitler wollte seinen eigenen Namen mit der »Volkswagen-Idee« verewigen und alle jüdischen Verbindungen mit dem »Volkswagen« beseitigen. Alle Veröffentlichungen von Josef Ganz wurden verboten. Ferdinand Porsche, der zu dieser Zeit einzige unabhängige namhafte Konstrukteur in

der Branche, erhielt 1934 von Hitler den Auftrag, einen »Volkswagen« zu konstruieren. Um Patentstreite musste sich Porsche keine Sorgen machen, denn Hitler befahl der deutschen Autoindustrie, alle ihre Patente dem »Volkswagen-Projekt« zur Verfügung zu stellen. So konnte Porsche die besten Ideen seiner Berufskollegen kostenlos weiterverwenden. Im März 1934 floh Ganz über Liechtenstein in die Schweiz. Dort arbeitete er für die Firma Rapid in Dietikon und konstruierte den »Schweizer Volkswagen«. Er wurde jedoch von seinen Feinden aus Deutschland und antisemitisch gesinnten Schweizer Polizeibeamten tyrannisiert. Nach dem Krieg hatte Ganz Probleme mit den Schweizer Behörden, sodass er aus der Schweiz ausgewiesen wurde. Über Paris wanderte Josef Ganz 1951 nach Australien aus, wo er bis zu seiner Pensionierung für den Autohersteller »Holden«, der zu »General Motors« gehört, arbeitete. Er starb 1967 verarmt und vereinsamt in Australien. Ferdinand Porsche hätte ohne die Vorarbeit von Josef Ganz den VW Käfer nicht bauen können. simon götz universitätsarchiv der tu darmstadt


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Vielseitig und weltoffen Bild: privat

TU-Alumnus Leo Sakaguchi im Porträt

Leo Sakaguchi studierte an der TU Darmstadt Angewandte Mechanik und Energy Science and Engineering. Nach seinem Masterabschluss schloss er sich einem Berliner Start-up an, das Lebensmittelverschwendung eindämmen will. Darmstadt ist der 29-Jährige verbunden geblieben. Ein Porträt. Fragt man Leo Sakaguchi, was ihm an seinem Studium an der TU am besten gefallen hat, zögert er nicht lange: »Ich habe mich für meine beiden Studiengänge entschieden, weil sie sehr interdisziplinär angelegt sind, und das war genau die richtige Entscheidung.« Von 2008 an studierte Sakaguchi an der TU, zunächst Angewandte Mechanik im Bachelor, dann Energy Science and Engineering im Master. Ein zweiter Aspekt, den er sehr zu schätzen weiß, ist die Unterstützung bei der Planung von Auslandsaufenthalten – schon während seines Bachelorstudiums zog es Sakaguchi ins Ausland: Er verbrachte ein Semester an der University of Tokyo in Japan.

auf dem Ideal grenzübergreifender Verständigung fußt. »Meine Eltern haben die Sprache an der Uni gelernt, sie in Polen, er in Japan. Kennengelernt haben sie sich durch eine EsperantoBrieffreundschaft. Unsere Familiensprache ist Esperanto.«

EIN SPRACHTALENT

Bei der Wohnungssuche half seine außergewöhnliche Muttersprache: »Mein Vermieter hat auch mal Esperanto gelernt und wollte seine Kenntnisse wieder auffrischen.« Überhaupt ist man als Esperanto-Sprecher Teil einer sehr aktiven Community: Neben EsperantoMusik und zahlreichen Veranstaltungen gibt es auch ein Portal, auf denen »Esperantistos« Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. So ist man in der ganzen Welt vernetzt.

Bereit für Freunde und Studium Buddy-Programm gestartet Das Buddy-Programm der Zentralen Koordinierungsstelle für Flüchtlingsintegration im Dezernat Internationales der TU Darmstadt ist offiziell mit 59 Studieninteressierten und Studierenden gestartet. Ehrenamtliche Buddies binden Teilnehmerinnen und Teilnehmer der studienvorbereitenden Kurse sowie Studienanfänger umfassend in das tägliche Leben ein und helfen den Geflüchteten beim Studienstart an der TU Darmstadt. In Kooperation mit anderen (studentischen) Hochschulinitiativen und Darmstädter Kultureinrichtungen werden regelmäßig Angebote für die Buddies bereitgestellt. So engagieren sich etwa der Studentische Filmkreis der TU Darmstadt und das Staatstheater Darmstadt mit besonderen Programmen. (as/pg) Infos und Kontakte: bit.ly/2riq7oM

Während Sakaguchis Aufenthalt in den USA entstanden große Teile seiner Masterarbeit zum Thema »Food Waste

SCHWENK INS BERUFSLEBEN

Im Rahmen seiner Masterarbeit stieß Sakaguchi auch auf das Berliner Startup »MealSaver«. Dort ist er mittlerweile Teil des Kernteams. Das Konzept: Bei der MealSaver-App können Restaurants und Hotels bereits zubereitete Speisen anbieten, die sie sonst nach Ladenschluss wegwerfen müssten. Die App-Nutzer können für einen Betrag zwischen einem und drei Euro eine Portion des übriggebliebenen Essens abholen. Die MealSaver-App soll auch in Darmstadt starten – und wird dann auch mit der Initiative foodsharing Darmstadt zusammenarbeiten, die an der TU den »Fairteiler« betreibt. Obwohl sein Lebensmittelpunkt nun in Berlin liegt, ist Sakaguchi als DJ

Leo Sakaguchi

regelmäßig in Darmstadt anzutreffen: Ein- bis zweimal im Monat legt er im Schlosskeller und in der Centralstation auf. bettina bastian

Studium in Sicherheit Engagement der Horst-Görtz-Stiftung Bild: Claus Völker

Nach seiner Rückkehr nach Darmstadt unterstützte er als studentische Hilfskraft im Dezernat Internationales Studierende, die eine Zeit in Asien, Südamerika oder Afrika verbringen wollten. Genau der richtige Job für Sakaguchi, da er neben Deutsch und Englisch fließend Japanisch und Polnisch spricht. Seine Muttersprache ist jedoch eine andere: Sakaguchi ist einer von weltweit nur einigen Tausend Esperanto-Muttersprachlern. Esperanto ist eine Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Plansprache, die

Aus seinem Auslandsaufenthalt in Japan hat Sakaguchi eine Lehre gezogen: »Im Nachhinein gesehen war es falsch, nur für ein Semester zu bleiben«, erinnert er sich. »Ehe man sich‘s versieht, ist die Zeit auch schon wieder vorbei.« Diesen Fehler bügelte er umgehend wieder aus: Seinen Aufenthalt an der renommierten University of California in Berkeley während des Masterstudiums legte er gleich auf ein Jahr an.

Management«: »Das Thema fand ich noch an der TU: Bei einem Seminar zur Abfallverminderung erwähnte die Seminarleiterin Annika Wolff, dass der Aspekt Lebensmittelabfall noch wenig erforscht sei. Dass mein betreuender Professor in Berkeley auch zu diesem Thema forschte, war einfach ein glücklicher Zufall.« In Berkeley befragte Sakaguchi Gastronomen und Hoteliers danach, welche Rahmenbedingungen sie bräuchten, um weniger Lebensmittel wegwerfen zu müssen.

Die Horst-Görtz-Stiftung ermöglicht es zwei syrischen Geflüchteten, den Masterstudiengang ITSicherheit an der TU Darmstadt zu absolvieren. Stifter Dr. Horst Görtz übergab die Urkunden gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser, Koordinator des Masterstudiengangs IT-Sicherheit sowie stellvertretender Sprecher des TUProfilbereichs Cybersicherheit (CYSEC), und Prof. Dr.-Ing. Michael Goesele, Studiendekan des Fachbereichs Informatik. Die angehenden Spezialisten für IT-Sicherheit, Ahmad D. und Yasser S., haben in Syrien ihr Bachelorstudium abgeschlossen und mussten 2015 aus Aleppo nach Deutschland fliehen. An der TU Darmstadt haben beide an einem studienvorbereitenden Sprachkurs für Geflüchtete teilgenommen, um sich die nötigen Deutschkenntnisse für den Masterstudiengang anzueignen. Nach erfolgreich bestandener Sprachprüfung wird nun die Horst-Görtz-Stiftung die Syrer während des viersemestrigen Masterstudiengangs IT-Sicherheit mit jeweils 1.020 Euro im Monat unterstützen. AUSBILDUNG VERBESSERT INTEGRATION

Die Stiftung fördert bereits seit vielen Jahren die Darmstädter Cybersicherheitsforschung. Horst Görtz, Gründer und Vorstand der Stiftung, kann mit den Stipendien zwei Themen zusammenbringen, die ihm besonders am Herzen liegen:

Prof. Stefan Katzenbeisser, Ahmad D., Prof. Michael Goesele, Horst Görtz und Karin-Irene Eiermann (v. li. n. re.)

»Bei der Integration spielt die Ausbildung eine entscheidende Rolle. Geflüchteten die Ausbildung zu Cybersicherheitsexperten zu ermöglichen, ist ein neues wichtiges Ziel meiner Stiftung, denn Cybersicherheitsexperten werden in Deutschland dringend benötigt.« Die Stiftung engagiert sich seit 1996 für Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre, insbesondere mit dem Schwerpunkt der

Informationssicherheit. So ist Horst Görtz unter anderem Stifter des Deutschen IT-Sicherheitspreises, der jährlich verliehen wird und mit 200.000 Euro dotiert ist, einer StiftungsJuniorprofessur für Security Engineering an der TU Darmstadt sowie mehrerer Stipendien zur Etablierung von Forschungsgruppen. Seit 2002 ist Horst Görtz Ehrensenator der TU Darmstadt. (braun/sip)


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Vom Wohnraum zum Büro Cubity-Team realisiert Anschlussprojekt In Würzburg entsteht zurzeit auf einer Konversionsfläche ein neuer Stadtteil. Neben Wohnbauten wird dort auch der Standort der Universität Würzburg um ein digitales Gründerzentrum erweitert. Mit der Planung des neuen Gebäudes für das zugehörige Founder Lab hat Klaus Walther, der Leiter des Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaftsförderung der Stadt Würzburg, das CubityTeam um Professorin Anett Joppien vom Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie beauftragt. Walther hat mit großem Interesse das Projekt Cubity verfolgt und sich ein ähnlich innovatives und unkonventionelles Gebäude für das Gründerlabor gewünscht. Das Team des Fachgebiets EGT hat für dieses spannende Nachfolgeprojekt das Cubity-Wohngebäude in ein modernes, kreatives Bürogebäude transformiert. Ende März wurde das Projekt offiziell vom Stadtrat in Würzburg freigegeben. Bereits im April 2018 sollen die ersten IT-Start-ups einziehen. metzger/bjb

Darmstadt steht für Cybersicherheit Gut für Start-ups Effektive Kühlung ist für schnellere Computerchips entscheidend.

Mehr Druck für mehr Kühlung Neue Erkenntnisse von Wissenschaftlern der TU Darmstadt und der Universität Lyon

Hochdruckkühlungen können zu effektiverer Wärmeabfuhr beitragen. Das zeigten Chemiker der TU Darmstadt und der Universität Lyon. Ihre Forschungsergebnisse erschienen jetzt in der Fachzeitschrift Journal of Physical Chemistry Letters. Effektive Kühlung ist die Voraussetzung für viele technische Prozesse und Produkte, zum Beispiel für neue, schnellere Generationen von Computerchips, welche immer mehr Abwärme produzieren, die abgeführt werden muss. Ein Nadelöhr für die Wärmeabfuhr stellt häufig der Übergang zwischen Bauteiloberfläche und Kühlflüssigkeit dar. Diese Grenzfläche »bremst« oft die Wärmedurchlässigkeit aus.

in n-Perfluorhexan, einer bekannten Kühlflüssigkeit, eine Strukturierung erzeugen, die weiter in die Flüssigphase hineinreicht als bei Normaldruck. Dadurch erhöht sich zum Beispiel die Wärmeübertragung von Oberfläche zu Kühlflüssigkeit bei 100 bar um 250 Prozent gegenüber ihrem Wert bei Normaldruck. Im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen sollten Hochdruckkühlungen daher zu effektiverer Wärmeabfuhr beitragen können. Die Arbeit entstand im Rahmen der Sommerschule 2016 des Sonderforschungsbereichs Transregio 75 der Deutschen Forschungsgemeinschaft »Tropfendynamische Prozesse unter extremen Umgebungsbedingungen«. Sie ist jetzt in der Fachzeitschrift Journal of Physical Chemistry Letters erschienen und wurde von deren Herausgeber in den JPCL Spotlights herausgestellt. müller-plathe/sip

ORDNUNG AN GRENZFLÄCHEN

Theoretische Chemiker der TU Darmstadt und der Universität Lyon (Frankreich) haben mithilfe von Molekulardynamik-Simulationen gezeigt, dass sich die Wärmedurchlässigkeit drastisch erhöht, wenn die Flüssigkeit nahe der Grenzfläche eine geordnete, weniger zufällige Struktur annimmt. Durch Erhöhung des Drucks lässt sich

Publikation: Haoxue Han, Samy Mérabia, and Florian Müller-Plathe (2017): Thermal Transport at Solid-Liquid Interfaces: High Pressure Facilitates Heat Flow through Nonlocal Liquid Structuring. J. Phys. Chem. Lett. 8/9: 1946–1951.

AUSGEHTIPPS Führungen Samstag, 8. Juli, 11:00 Uhr Die TU Darmstadt baut Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, Preis 7 €, ermäßigt 5 € Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt

Freitag, 11. August, 17:00 Uhr Campus Stadtmitte Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, Preis 7 €, ermäßigt 5 € Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt

Samstag, 2. September, 11.00 Uhr Die TU Darmstadt baut

Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, Preis 7 €, ermäßigt 5 € Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt

Sonntag, 1. Oktober, 14:00 Uhr Campus Stadtmitte Buchung unter www.darmstadt-tourismus.de, Preis 7 €, ermäßigt 5 € Treffpunkt: karo 5, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt

Ausstellung Samstag, 23. September bis Sonntag, 10. Dezember LOST IN TRANSITION – vom Flüchtigen und Vergänglichen

Themenausstellung des Kunstforums an der TU Darmstadt in Kooperation mit dem Atelierhaus In der Ausstellung geht es um das Flüchtige, Ephemere. Thematisiert werden formale und inhaltliche Erscheinungsweisen des Flüchtigen und Vergänglichen, wie zum Beispiel Fließendes, Veränderliches, sich Auflösendes genauso wie Visualisierungen von Erinnern und Vergessen als Teil transitorischer Prozesse. Ort: Altes Hauptgebäude ( S1|03), Raum 200, Hochschulstr. 1, 64289 Darmstadt

Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Rahmen der »Digital Hub Initiative« die Region FrankfurtDarmstadt zu einem der herausragenden Knotenpunkten für die digitale Transformation der Wirtschaft erklärt. Darmstadt wird hierbei die Rolle des Digital Hub für Cyber Security übernehmen. Professorin Mira Mezini, TU-Vizepräsidentin für Forschung und Innovation, sagte: »Darmstadts Stärke liegt in der Kombination aus Gründungsinteressierten, Start-ups, der hohen Nachfrage starker Branchen aus der Metropolregion Rhein-Main sowie exzellenter Wissenschaft. Bund und Land Hessen unterstützen die Forschung zur Cybersicherheit in Darmstadt, das seine wissenschaftliche Exzellenz und Führungsrolle in kompetitiven Ausschreibungen bewiesen hat.« Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist bereits heute ein führender Innovationsstandort für Cybersicherheit in Deutschland. Er verbindet namhafte Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit einer technologieorientierten Start-up-Szene: Das »Center for Research in Security and Privacy« (CRISP) ist das größte Forschungszentrum für Cybersicherheit in Europa und verbindet die TU Darmstadt, die Hochschule Darmstadt und die beiden FraunhoferInstitute SIT und IGD. Das »Competence Center for Applied Security Technology« (CAST e. V.) ist mit 251 Mitgliedern das größte Unternehmensnetzwerk für Cybersicherheit im deutschsprachigen Raum. Prof. Dr. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer SIT und Sprecher des »Center for Research in Security and Privacy«, sagte: »Deutschland gehört zu den forschungsstärksten Standorten für Cybersicherheit, hinkt bei den Start-ups im internationalen Vergleich aber deutlich hinterher. Es freut mich sehr, dass die Bundesregierung mit der Entscheidung für das Thema Cybersicherheit und den Standort Darmstadt das Potenzial erkannt hat und nun gemeinsam mit uns die Voraussetzungen dafür schafft, auch hier eine aktive und reichhaltige Start-up-Kultur im Bereich Cybersicherheit zu schaffen.« (ok) Weitere Reaktionen aus Wirtschaft und Politik: bit.ly/2rm7nUu


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Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 10

IT-Sicherheit aus dem Werkzeugkasten Bild: Jan-Christoph Hartung

Forschung gegen Bedrohungen und Risiken der intelligenten Fabrik

»Cybersicherheit mitzudenken lag in der Natur der Sache, als man die Zeichenbretter abgeschafft und die rechnergestützte Konstruktion eingeführt hat.« Professor Reiner Anderl

Der »App-Store der Industrie 4.0« eröffnet ein ganz neues Geschäftsmodell: Früher mussten Datensätze für Maschinen analog bezogen werden. In der Industrie 4.0 gibt es dafür den Technologiedatenmarktplatz, in dem Zusatzfunktionen für die vernetzten und intelligenten Maschinen digital heruntergeladen werden können. Daher werden Industrieunternehmen von morgen neben den klassischen Produkten auch verstärkt Service-Dienstleistungen anbieten, die der Kunde je nach Bedarf zu seinen Maschinen dazukaufen kann. Wie in allen Bereichen, in denen Vernetzung und Digitalisierung eine große Rolle spielen, stellt sich die Frage nach der IT-Sicherheit. Die Antworten für die vernetzten Fabriken der Zukunft will IUNO finden, das Nationale Referenzprojekt zur IT-Sicherheit in Industrie 4.0. IUNO wird dafür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und umfasst ein Projektvolumen von 33 Millionen Euro. Welche tragende Rolle IT-Sicherheit in der virtuellen Fabrik spielt, fasst Professor Reiner Anderl, Leiter des Fachgebiets Datenverarbeitung in der Konstruktion am Fachbereich Maschinenbau der TU Darmstadt und einer der Initiatoren von IUNO, zusammen: »Durch die Digitalisierung in der Produktentwicklung entstehen hochsen­si­ble Daten über neue, innovative Produkte in vernetzten Industrieanlagen – es wäre eine Katastrophe, wenn diese Daten durch Cyberangriffe oder Spionage entwendet würden.«

Immer drängenderes Thema: Datensicherheit in den vernetzten Fabriken der Zukunft

Schon bald können Maschinen per Download mit neuen Datensätzen aus dem Technologiedatenmarktplatz versorgt werden – einer Art App-Store für die Industrie 4.0. Um diese neuen Entwicklungen vor Cyberangriffen oder Spionage zu schützen, forschen Wissenschaftler der TU Darmstadt im Nationalen Referenzprojekt IUNO gemeinsam mit 20 Partnern aus Industrie und Forschung.

Deswegen beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher bei IUNO damit, wie man Daten, die in der Industrie 4.0 anfallen, sicher aufbewahren kann. Wenn mehrere Personen mit den Daten arbeiten, müssen beispielsweise die Zugriffsrechte sicher definiert sein. Auch die Datenströme – innerhalb und außerhalb der Unternehmen – müssen abgesichert und verschlüsselt werden. Schon früh war Professor Anderl klar, dass ITSicherheit im Maschinenbau eine große Rolle spielen wird: »Cybersicherheit mitzudenken lag in der Natur der Sache, als man die Zeichenbretter abgeschafft und die rechnergestützte Konstruktion eingeführt hat.« Über ein Viertel seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter arbeiten daher am drängenden Thema IT-Sicherheit in der Industrie 4.0.

INDUSTRIE 4.0 Der Begriff Industrie 4.0 bezeichnet die vierte industrielle Revolution, welche die Produktion mit modernster Kommunikationstechnik verzahnt. Anhand intelligenter, digital vernetzter Systeme wird eine verbesserte Wertschöpfung in der Produktion möglich. Die Unternehmen profitieren von effizienten und hochflexiblen Produktionsprozessen, die individuelle Kundenanforderungen zu Kosten der Massenfertigung erfüllen können.

NEUE SICHERHEITSKULTUR

Aufgabe des IUNO-Projekts sei es nun, die ITSicherheit und auch eine neue Sicherheitskultur in der Industrie 4.0 zu etablieren, erklärt Professor Anderl. Die Themenfelder sind dabei sichere Prozesse, sichere Daten und sichere Dienste und gleichzeitig eine sichere Vernetzung aller dieser Komponenten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen an wichtigen Grundlagen der IT-Sicherheit, die speziell in der Industrie 4.0 benötigt werden, zum Beispiel dem Identitätsmanagement oder der Anomalieerkennung. In anderen Fällen sorgen sie aber auch dafür, dass bereits bestehende Sicherheitstechnologien den Weg in die Industrie finden. Anhand von sogenannten Anwendungsszenarios werden die Forschungsergebnisse dann auf reale Situationen in der Praxis angewendet. 2018, am Ende des Projekts, steht den Unternehmen der Industrie 4.0 so ein »Werkzeugkasten« zur Verfügung mit allgemein anwendbaren Lösungen für Herausforderungen der IT-Sicherheit in intelligenten Fabriken. ann-kathrin braun/ute fertig

Weitere Informationen zu IUNO unter www.iuno-projekt.de sowie zum Profilbereich CYSEC der TU Darmstadt unter www.cysec.tu-darmstadt.de

Abenteuer Datenjournalismus Bild: Dr. Ivan Habernal

Workshop für Schülerinnen und Schüler für technische Disziplinen

Programmieren und der Informatikunterricht sind langweilig und öde? Mit dem Workshop »Abenteuer Datenjournalismus« tritt das Graduiertenkolleg AIPHES (Adaptive Informationsaufbereitung aus heterogenen Quellen) im Fachbereich Informatik der TU Darmstadt den Gegenbeweis an. Bei einem Workshop im Mai wurden Schülerinnen und Schüler in den Kompetenzen Programmierung und Präsentation von Datenanalyse-Ergebnissen gefördert – wichtige Kompetenzen, um in technischen und interdisziplinären Disziplinen zu bestehen. INFORMATIONEN UMWANDELN

Die Aufgabe: Ein fiktives Magazin bringt einen großen Onlinebeitrag zur Debatte des Jahres heraus. Die Chefredakteurin erwartet von ihrem Datenjournalisten, neue und interessante Fakten zum Thema in einem Kurzfilm zu präsentieren. Doch das Material liegt nur in Textdateien vor. Hier sind die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefordert: Sie müssen dem überforderten

Datenjournalisten helfen, die Informationen als Geschichte zu präsentieren. SPIELERISCHER EINSTIEG

Spielerisch öffnete der Workshop den Schülerinnen und Schülern die Welt der Programmierung anhand der visuellen Programmiersprache Scratch und gab einen Einblick in den Datenjournalismus am Beispiel von Word Clouds. Wie ist ein Scratch-Programm aufgebaut, und welche Möglichkeiten gibt es, eine interaktive Geschichte zu programmieren? Was sind Word Clouds, und auf welchen Methoden der Textanalyse bauen sie auf? Abenteuer Datenjournalismus ist ein Workshop für Schulklassen, der im Rahmen des Graduiertenkollegs AIPHES entwickelt wurde und

Programmieren und Datenanalyse: Ein Fall für den Nachwuchs

besonders den Aspekt der Gleichstellung betont. Das Graduiertenkolleg (Leitung: Professorin Iryna Gurevych) wird in Kooperation mit der

Universität Heidelberg und dem Heidelberger Institut für Theoretische Studien von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. ( bjb)


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Bild: Jan-Christoph Hartung

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 12

Forschen zu Ressourceneffizienz: Lieselotte Schebek, Eberhard Abele, Reiner Anderl (v. re. n. li.)

Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 Studie der TU Darmstadt und Partnern untersucht Chancen der digitalen Transformation

Welche Potenziale bietet Industrie 4.0, um Ressourcen noch effizienter einzusetzen? Diese Fragestellung hat ein Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. rer. nat. Liselotte Schebek (Institut IWAR) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Eberhard Abele (Institut PTW) und Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl (Fachgebiet DiK) sowie Partnern des Fraunhofer IPA und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz untersucht. Im Rahmen einer Pressekonferenz der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH wurde die Studie im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit am 12. Juni 2017 vorgestellt. Digitale Transformation und Industrie 4.0 sind derzeit zwei gängige Begriffe, um die Verbindung der physischen mit der digitalen Welt im industriellen Kontext zu beschreiben. Aufgrund der damit verknüpften Vorteile bergen sie große Chancen für die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Gleichzeitig verbinden sich mit der digitalen Transformation große Erwartungen, den Rohstoff- und Energiebedarf der Wirtschaft zu vermindern. Unter Federführung von Prof. Dr. rer. nat. Liselotte Schebek wurde die Studie »Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes« erstellt. In dieser wurde der Einfluss der digitalen Transformation bis hin zu Industrie 4.0 auf die Ressourceneffizienz in Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes – mit Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – untersucht.

VERGLEICH VON EINSPARUNGEN UND AUFWÄNDEN

Um das Ressourceneffizienzpotenzial durch Industrie 4.0 einschätzen zu können, wurde ein methodisches Vorgehen auf Basis des Lebenszyklusansatzes (»Ökobilanz«) entwickelt. Interviews mit zehn Unternehmen aus dem Maschinenbau, der Kunststoffund Elektroindustrie gaben konkrete Aufschlüsse über die in der Praxis eingesetzten Maßnahmen der Digitalisierung und die Einsparungen betrieblicher Ressourcen. Die Fallstudienauswertung in Verbindung mit einer ausführlichen Literaturauswertung zeigte, in welchem Verhältnis die Einsparungen zu den dafür notwendigen Aufwänden (Hard- und Software) stehen. Das Forschungsteam konnte anhand der untersuchten Praxisanwendungen

typische Einsparungseffekte identifizieren – zum Beispiel Verringerung von Fehlproduktion – sowie mögliche Einflüsse auf vor- und nachgelagerte Prozesse analysieren. Mittels der entwickelten Methodik wurden daraus die Einsparungen »natürlicher Ressourcen« abgeleitet. EINSPARPOTENZIALE BESSER ERKENNEN

In der Studie werden elf Maßnahmen der digitalen Transformation beschrieben und KMU in Abhängigkeit des eigenen Digitalisierungsgrads empfohlen. Unternehmen fehlen oftmals betriebliche Datengrundlagen zu spezifischen Ressourcenverbräuchen der Produktion, um Einsparpotenziale zu quantifizieren. Hierfür wurde ein Rahmenkonzept in Form eines Tools (ReSET) entwickelt,

HINTERGRUND: FÖRDERER UND PROJEKTPARTNER Beauftragt wurde die Studie von der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung sowie dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz. Die Auftragssumme der Studie beträgt rund 312.000 Euro netto. Projektkoordination: Institut IWAR – Fachgebiet Stoffstrommanagement und Ressourcenwirtschaft der TU Darmstadt. Kooperationspartner: TU Darmstadt (Fachgebiet Datenverarbeitung in der Konstruktion, Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen); Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz.

das KMU helfen soll, die digitale Transformation für systematische Datenerfassung und -analyse zu nutzen und weiterführende Schritte abzuleiten, um Ressourcenpotenziale abschätzen zu können. EMPFEHLUNGEN AN AKTEURE

Weitere Erkenntnisse der Forschungen führten auch zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für Akteure der Politik und Wissenschaft: So wird die Vernetzung von Beratungsangeboten für KMU aus den Bereichen

Ressourceneffizienz und Industrie 4.0 vorgeschlagen, ebenso wie die Entwicklung von Labeln/Kennzeichnungssystemen zur Energieeffizienz von IKT-Technologien und insbesondere von Internetdiensten. liselotte schebek/ alessio campitelli/feu


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Seite 13   Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017

Druck in der dritten Dimension

AUSSCHREIBUNGEN E-Teaching-Award Bild: Felipe Fernandes

Studierende bauen sich selbst Präzisionswerkzeuge

Zwei Wochen lang lernten Studierende in einem Tutorium des Instituts für Druckmaschinen und Druckverfahren verschiedene 3D-Drucktechniken mit ihren Vor- und Nachteilen kennen.

GRUNDLAGEN PAUKEN

Diesem Szenario stellten sich die acht Studierenden, die das Tutorium 3D-Druck am Institut für Druckmaschinen und Druckverfahren, Fachbereich Maschinenbau, im Sommersemester besuchten. Bevor sie eine so komplexe Aufgabe lösen konnten, wurden erst einmal die Grundlagen gepaukt: »Wir stellen drei verschiedene 3D-DruckVerfahren mit ihren Besonderheiten vor«, erläuterte Kursleiter Vinzenz Nienhaus, der am Institut promoviert. Während beim Selektiven Lasersintern Kunststoffpulver mit einem Laser zusammengeschmolzen und bei der Fused Filament Fabrication Kunstoffdraht aufgeschmolzen wird, härtet der Stereolithografie-Drucker Harz aus. »Schon daran sieht man, dass das 3D-Drucken ein weites Feld ist. Das geht vom Drucken von Keramikzähnen bis hin zu filigranen Kunststoffbauteilen«, erklärte Nienhaus. Der Vorteil des 3D-Drucks gegenüber herkömmlichen Methoden des

Mit dem Preis zeichnet die TU Darmstadt den Einsatz von qualitativ hochwertigem E-Learning aus. Darüber hinaus haben Studierende die Möglichkeit, Veranstaltungen für den Preis vorzuschlagen, deren E-Learning-Konzept sie für besonders gelungen halten. Insgesamt werden bis zu 12.000 Euro als Preisgeld vergeben. Die Jury setzt sich aus studentischen Mitgliedern und den Preisträger/innen des Vorjahres zusammen. Mehr zum E-Teaching-Award: www.e-learning.tu-darmstadt.de/eteaching_award Kontakt: Felix Heinemann heinemann@hda.tu-darmstadt.de

Athene-Preis für Gute Lehre 2017 Teilnehmer des Tutoriums im 3D-Drucklabor

Maschinenbaus sei, dass man an den Einsatz angepasste Bauteile mit komplexer Struktur schnell und mit relativ geringem Aufwand fertigen könne. »Mit unserem Tutorium wollen wir dabei mithelfen, dass die künftigen Ingenieure die Stärken dieser Technik kennenlernen«, so Nienhaus In manchen überraschenden Bereichen hat der 3D-Druck schon seinen festen Platz: Häufig haben Kreuzfahrtschiffe einen solchen Drucker an Bord, um zum Beispiel kaputte Fußleisten schnell austauschen zu können, ohne sie im begrenzten Frachtraum transportieren zu müssen. KONSTRUKTIONSKENNTNIS VONNÖTEN

Oftmals gebe es eine Kluft zwischen Vorstellung und Realität: »Man kann nicht einfach alles mit dem 3D-Drucker drucken, was man sich vorstellt. Man muss es auch konstruieren können«, meinte Nienhaus. Das sei eines der Haupthemmnisse für den privaten Gebrauch: »Es gibt zwar Datenbanken, in

denen man sich die Produktdaten von bestimmten Gegenständen wie Schlüsselanhängern besorgen kann, aber wenn einem ein Bauteil in der Dusche abbricht, steht man wieder vor einem Problem.« Eine Möglichkeit, es zu lösen, ist der Einsatz von 3D-Scannern. Aber auch diese sind nicht leicht zu bedienen. Deshalb stand die Handhabung der verschiedenen Modelle auch auf dem Stundenplan des Tutoriums. Marius Haefele, der Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau studiert, zeigte sich fasziniert vom 3D-Druck: »Damit kann man auch zu Hause eigene Konstruktionen umsetzen und das Gelernte aus verschiedenen Vorlesungen anwenden.« Er hat sich bereits einen 3D-Drucker für daheim bestellt. Und falls er einmal Astro­naut wird, weiß er nach dem Tutorium auch, was zu tun ist, wenn der Sauerstoffhahn auf der ISS mal wieder ein Leck hat. bettina bastian

Die Carlo und Karin Giersch-Stiftung der TU Darmstadt verleiht seit 2010 jährlich den »Athene-Preis für Gute Lehre«. Der Preis ist mit insgesamt 40.000 Euro dotiert und wird in allen Fachbereichen der TU verliehen. In jedem Fachbereich wird ein Athene-Fachbereichspreis ausgeschrieben. Die Entscheidung bezüglich des Preisträgers wird von den Lehr- und Studienausschüssen der Fachbereiche getroffen; erfragen Sie die jeweiligen Vorschlagsfristen bitte bei der jeweiligen Studiendekanin bzw. dem jeweiligen Studiendekan. Es werden Sonderpreise in folgenden Kategorien vergeben: Interdisziplinäre Lehre, Studienprojekte, Lehramtstudiengänge MINT, Gender sensible und Diversity gerechte Lehre. Vorschläge für die Sonderpreise sind bis zum 21.07.2017 beim Dezernat II, Referat IID, einzureichen. Ausschreibung und weitere Informationen unter: bit.ly/2rc8rhO

Bild: FG Entwerfen und Raumgestaltung, FB Architektur

Die Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS haben ein Problem: Aus einem Sauerstoffhahn an Bord entweicht zu viel Gas. Er muss dringend geschlossen werden – und zwar mit einem ganz bestimmten Anzugsmoment. Von einem Einstellgriff oder einem Drehmomentschlüssel fehlt allerdings jede Spur, konventionelle Schlüssel passen nicht und bringen das notwendige Drehmoment nicht auf. Doch glücklicherweise stehen sowohl ein 3D-Scanner als auch ein 3D-Drucker zur Verfügung. Unter Zeitdruck machen sich die Ingenieure im All an die Arbeit …

Auch in diesem Jahr können sich Lehrende der TU Darmstadt für den begehrten E-TeachingAward der Carlo und Karin Giersch-Stiftung bewerben. Die Ausschreibung läuft vom 1. bis 31. Juli 2017.

In der Natur voneinander lernen Mit dem klarkommen, was die Natur vorgibt: Während einer Projektwoche im Sommersemester konzipierten rund 100 Studierende der Architektur und rund 50 Studierende aus den Disziplinen Physik, Mathematik, Materialwissenschaften und Geschichte einen »privaten Rückzugsort« auf dem Campus Lichtwiese. In der Fachsprache lauteten die Vorgaben für die 18 gemischten Teams so: »In Anlehnung und Übersetzung an Konstruktionsund Materialprinzipien der Natur und nur mit Materialien, die vor Ort gefunden« oder ohne zusätzliche Mittel eingesetzt wurden. Dabei wurden »Gestaltungs- und Fügungstechniken aus der Natur entlehnt, analysiert und in einen neuen Entwurf atmosphärisch wirksamer Räume transformiert«. Fachliche und pädagogische Unterstützung leisteten Fach- und Teambegleiterinnen und -begleiter. Jede Gruppe konnte ihr Projekt einem Professor (Martin Kiehl, Wilfried Nörtershäuser, Clemens Müller) bzw. Professorin Gabriele Wesch-Klein präsentieren und zur Diskussion stellen. Die interdisziplinäre Projektwoche »Projekt.EINS« für Studierende in der Studieneingangsphase am Fachbereich Architektur steht seit 2015 unter der Federführung des Fachgebiets Entwerfen und Raumgestaltung, Professorin Anna Jessen. Dem Leitgedanken »Kompetenzentwicklung durch interdisziplinäre Vernetzung von Anfang an« folgend, lädt das Projekt.EINS dazu ein, anhand einer komplexen Problemstellung die Arbeitsmethoden anderer Disziplinen kennenzulernen und über die eigene fachspezifische Herangehensweise zu reflektieren. So soll bereits am Beginn des Studiums die Identifikation mit dem eigenen Studienfach und der Fachkompetenz gestärkt werden. joannis nikoloudis/anna jessen In diesem Rückzugsort stecken viele Gedanken aus vielen Disziplinen


Handeln

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 14

Vorbildliche Führung TU stellt Leitlinien für Führungskräfte vor

Die TU Darmstadt hat über die Jahre einen hohen Reifegrad in ihrer Führungsprofessionalität erreicht. Das Präsidium möchte diese weiter steigern und hat dazu sechs Führungsleitlinien als wesentlichen Bestandteil der Entwicklungsstrategie der Universität veröffentlicht. VIELSCHICHTIG UND LEBENDIG

Ende März 2017 standen die Führungsleitlinien – sechs an der Zahl – fest. Eine dafür eigens erstellte Grafik erlaubt mehrfache Deutungsmuster: etwa ein vielschichtiges Gehirn, das für die TU Darmstadt als Expertenorganisation steht, oder eine facettenreiche Sprechblase, die für die Kommunikation und den interdisziplinären und bereichsübergreifenden Austausch steht. Die Farben und Strukturen stellen die Vielfältigkeit und Lebendigkeit der TU Darmstadt dar – zwei wichtige Komponenten, um sich als exzellente Forschungsuniversität weiter zu positionieren.

Präsident Prömel betonte die Bedeutung eines gemeinsamen Führungsverständnisses, das sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt hat. Der auf der zentralen Veranstaltung erarbeitete Input wurde in der Präsidiumssitzung im März

2017 erneut diskutiert; die Leitlinien wurden redaktionell finalisiert und beschlossen. Mittlerweile sind die Führungsleitlinien veröffentlicht, und es geht um die größte und wichtigste Herausforderung in diesem Prozess – die Umsetzung der Leitlinien im Alltag. Für Präsident Prömel ist die weitere Professionalisierung des Managements an der TU Darmstadt ein wichtiges Anliegen, die im Jahr 2019 ein entsprechendes Monitoring erfahren soll. Die Personal- und Organisationsentwicklung steht beratend zur Verfügung und offeriert diverse Angebote, um Führungskräfte und ihre Teams bei der Umsetzung der Leitlinien zu unterstützen. rosa horneff/cornelia stadlbauer Weitere Informationen unter: www.tu-darmstadt.de/fuehrungsleitlinien und www.tu-darmstadt.de/managementguidelines

Bild: 3st kommunikation

Als eine der führenden technischen Universitäten ist die TU Darmstadt auf ein verantwortungsvolles Management angewiesen. Seit Jahren entwickelt sie ihre Führungskultur und Führungskompetenzen systematisch weiter. Das Präsidium entschied sich – ausgehend von den Wünschen der Teilnehmenden des Leadershiptags 2015 – in einem partizipativen Prozess, Führungsleitlinien für die gesamte TU Darmstadt zu gestalten. Somit sind die Führungsleitlinien handlungsleitend und auf allen Ebenen verbindlich – für die Präsidiumsmitglieder ebenso wie für all diejenigen, die andere Personen anleiten.

Die TU Darmstadt hat sich aufwändig mit der Entstehung der Leitlinien beschäftigt: Im Sommer 2016 legte das Präsidium einen inhaltlichen Rahmen vor, an dem in verschiedenen Workshops und Informationsveranstaltungen intensiv mit gemischten Gruppen aus Führungskräften der zentralen und dezentralen Verwaltung, der Fachbereiche und zentralen Einrichtungen gearbeitet wurde. Auf dieser Grundlage fand im Januar 2017 eine zentrale Veranstaltung für alle Beschäftigten der TU Darmstadt statt. Präsident Professor Hans Jürgen Prömel und Vizepräsident Professor Ralph Bruder eröffneten die Veranstaltung und den intensiven Dialog mit den Teilnehmenden.

»Unser wichtigstes Anliegen ist, dass die Leitlinien gelebt werden. Dafür sind noch weitere Diskussionen wichtig, um kontinuierlich unser gemeinsames Führungsverständnis weiterzuentwickeln.« TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel

DIE LEITLINIEN PROZESSCHRONIK • 10/2015: Vorhaben wird auf Leadershiptag mit Führungskräften diskutiert

Wir als Führungskräfte der TU Darmstadt … Verantwortung … übernehmen Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere Aufgaben und die gesamte Organisation.

• 07/2016: Präsidium legt inhaltlichen Rahmen vor • 08-10/2016: Workshops und Informationsveranstaltungen für Führungskräfte • 01/2017: Zentrale Veranstaltung für alle Beschäftigte der TU Darmstadt • 03/2017: Beschluss der Führungsleitlinien durch das Präsidium • 05/2017: Veröffentlichung der Führungsleitlinien

NÄCHSTE SCHRITTE Um Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Führungsleitlinien vertraut zu machen, sind als erste Schritte geplant: • Leadershiptag November 2017 • Dialogische Workshops • Beratung und Begleitung von Führungskräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch die Personal- und Organisationsentwicklung • Monitoring des Führungsleitlinienprozesses

Zusammenarbeit … kommunizieren offen und arbeiten vertrauensvoll über organisatorische Grenzen hinweg zusammen. Vielfalt … nutzen Diversität als Chance und stellen den Umgang auf Augenhöhe sicher. Wertschätzung … begegnen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern respektvoll und fair. Innovationskraft … leben eine Innovationskultur vor und ermöglichen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Neues zu schaffen. Förderung … fördern die berufliche und persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


Handeln Bild: Claus Völker

Seite 15   Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017

»Charta des Willkommens« Allianz der Rhein-Main-Unis Die Universitäten von Mainz, Darmstadt und Frankfurt, die in der Strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten zusammengeschlossen sind, haben die »Charta des Willkommens« unterzeichnet. Damit verpflichten sie sich dazu, weiterhin ihren Beitrag zu einer offenen und aufnahmebereiten Region zu leisten und die Willkommenskultur in allen Bereichen zu stärken. »Wir machen uns stark für eine Gesellschaft der Vielfalt. Gegenseitige Wertschätzung und gelebte Toleranz sind unsere Stärke« – dies ist einer von neun Grundsätzen der »Charta des Willkommens«. Auf den Weg gebracht wurde die Charta durch den Regionalverband FrankfurtRheinMain, der die Metropolregion offiziell vertritt. Angesichts des demografischen Wandels und des zu erwartenden Fachkräftemangels soll die Willkommenskultur gestärkt und ausgebaut werden, um so leichter qualifizierte Arbeitskräfte gewinnen und langfristig binden zu können.

Unterschriftsreif: Drei neue Partner treten dem Dual Career NetzWerk bei

Karriere für zwei Dual Career NetzWerk Darmstadt wächst

Das Dual Career NetzWerk Darmstadt hat sein nunmehr fast sechsjähriges erfolgreiches Bestehen gefeiert und drei neue Mitglieder offiziell begrüßt. Das Netz unterstützt Partnerinnen und Partner von Fach- und Führungskräften bei der Jobsuche. Paare können Karriere für beide und Familienleben leichter verwirklichen. Acht Einrichtungen und Unternehmen der Region gründeten im Sommer 2011 das Dual Career NetzWerk. Mit den jüngsten drei Neuzugängen, Bauverein AG, Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar und invenio Engineering Services, die im Rahmen einer Feier an der TU Darmstadt die gemeinsame Erklärung und Zusatzvereinbarung unterzeichneten, und den ebenfalls kürzlich beigetretenen Asklepios Kliniken sind es inzwischen 15 Arbeitgeber, die den Verbund tragen.

BEVORZUGT WIRD NIEMAND

Diesen Zweck verfolgt das Darmstädter Netzwerk. Es hilft Partnerinnen und Partnern von Fach- und Führungskräften bei der beruflichen Integration nach ihrem Zuzug in die Region. Das Angebot reicht von der Beratung in

Bei allen Netzwerkpartnern gibt es »Lotsen«, die Bewerbungen an die passenden Fachabteilungen weitergeben und auch bei Anfragen von anderen Institutionen des Netzwerks gezielt interne Kontakte vermitteln. Ergibt sich eine passende Karriereoption, nimmt die Bewerberin oder der Bewerber am regulären Auswahlverfahren teil. Bevorzugt wird niemand – entscheidend sind ausschließlich professionelle Qualifikationskriterien im Wettbewerb mit anderen Bewerberinnen oder Bewerbern. (sip)

Ausführlichere Fassung online: bit.ly/2rmbbVX

Das sagen die Netzwerkpartner: bit.ly/2qN1qnk

Bild: Patrick Bal

Immer mehr hochqualifizierte Fachkräfte leben in Partnerschaften, bei denen beide eine eigene

Berufsorientierung verfolgen. Und immer öfter wird die Möglichkeit von Dual-Career-Partnerschaften – also die Unterstützung seitens des neuen Arbeitgebers bei der Jobsuche des Partners oder der Partnerin – zu einem entscheidenden Argument bei der Personalrekrutierung.

Laufbahn- und Bewerbungsfragen bis zu systematischen Hinweisen zu Weiterbildungsoptionen und mündet in der Regel in die Weiterleitung des Profils interessierter Dual-Career-Bewerberinnen und -Bewerber unter strenger Einhaltung des Datenschutzes innerhalb des Netzwerkes.

TU-Präsident Professor Hans Jürgen Prömel betonte: »Wissenschaft macht nicht an Grenzen halt und trägt dazu bei, Brücken zwischen verschiedenen Nationen und Kulturen zu bauen. Die Technische Universität Darmstadt ist eine internationale Universität, die diese Weltoffenheit täglich lebt: Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, internationale Studierende und Flüchtlinge sind bei uns willkommen«, so Prömel. »Das sehen auch andere so: Wir sind stolz darauf, dass wir laut dem Ranking der Alexander von HumboldtStiftung die attraktivste Universität in Deutschland für hervorragende ausländische Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den Ingenieurwissenschaften sind. Der Beitritt zur Charta des Willkommens passt deswegen gut zu uns.« (rmu)

Ein Band aus blühenden Beeten Die TU Darmstadt hat ihre Grünflächen auf dem Campus Stadtmitte neu gestaltet und ökologisch aufgewertet: Stauden- und Rasenbeete, die sich wie ein Band entlang der Hauptwege des Campus ziehen, entfalten nun ihre Farbenpracht. Insekten und Schmetterlinge finden hier Lebensraum und Nahrung. Unter Federführung der Universitätsverwaltung übernahmen externe Landschaftsarchitekturbüros die Planung und die Pflanzenauswahl. In die Erde kamen rund 40 verschiedene Staudenarten mit insgesamt 5.700 Stauden auf rund 725 Quadratmeter Fläche. Unterstützung steuerte der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim bei. GärtnerTeams der TU Darmstadt werden zukünftig die Pflanzungen betreuen. Die Universität möchte im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie mit der neuen Bepflanzung zur Biodiversität in der Stadt beitragen. (map)

Eines von vielen neuen Staudenbändern, das die Universität im Stadtgebiet anlegen ließ.


Denken

Bild: Patrick Bal

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 16

SECHS THEMENAKZENTE SIND GESETZT »LogIn« ist das erste von weiteren Vorhaben, die der neue Forschungsschwerpunkt »Digitale Transformation« vorantreiben will. Der Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften möchte mit dem neuen Schwerpunkt die Forschungsaktivitäten seiner rund 25 Fachgebiete sowie grundlegende Fragestellungen der Digitalisierung erörtern. Sechs Themenakzente für kleinere oder größere Verbundprojekte sind gesetzt, darunter etwa Digital Banking, Marketing und Digital Operations, aber auch Digital Entrepreneurship, Economy, Technologies und das Thema Datensicherheit. Bei all diesen gesellschaftlichen und private Phänomenen geht es darum zu prüfen, »ob wir auf dem richtigen Weg sind oder ob und wie korrigierend eingegriffen werden sollte«, beschreibt Professor Alexander Benlian die Ausrichtung. Beispiel Luftfracht: Wird die mit der Digitalisierung einhergehende größere Transparenz auch die Marktteilnehmer überzeugen?

Eine Frage der Akzeptanz Forschungsprojekt zum Einfluss der Digitalisierung auf Logistikketten

Digitale Technologien verändern die Wirtschaft, die Arbeitswelt, unsere Kommunikation und das Privatleben. Mit all diesen Teilaspekten der »Digitalen Transformation« der Gesellschaft befasst sich seit 2015 ein Forschungsschwerpunkt im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt. Ein erstes Referenzprojekt heißt »LogIn«: Untersucht wird die Akzeptanz von digitalen CargoCommunity-Systemen, die die Abwicklung der Luftfracht effektiver machen sollen. Der Weg von A nach B kann viele Stationen haben. Bis beispielsweise ein Fertigungsteil der deutschen Automobilindustrie seinen Bestimmungsort in den USA erreicht, geht es durch viele Hände. Transporteure, Spediteure, Airlines, Flughäfen, Frachtabfertiger und diverse Firmen – »an der Logistikkette sind viele Akteure beteiligt«, sagt Alexander Benlian, Professor am Fachgebiet Information Systems & EServices der TU Darmstadt. Wo und wann wird die Lieferung verpackt, an welchen Spediteur übergeben, in welchen Frachtcontainern und welchem Flugzeug befindet sie sich, und wer nimmt sie wann und wo wieder in Empfang? Barcodes müssen gescannt, Reisedaten eingegeben, die Verfügbarkeit gecheckt werden. Da kann vieles schiefgehen, unnötige Wartezeiten entstehen oder einzelne Prozessschritte müssen wiederholt werden, weil Unklarheiten aufgetaucht sind. »Das ist nicht nur ein Güter-, sondern auch ein Informationsfluss«, sagt Benlian. PARALLELER ZUGRIFF UND EINBLICK

Früher lief dieser Informationsfluss nur auf Papier, über Fracht - oder Zolldokumente, heute stehen für den Ablauf Onlinesysteme zur Verfügung, auf die alle beteiligten Akteure Zugriff und Einblick haben sollen. Doch wie gut werden solche akteursübergreifenden

digitalen »Cargo-Community-Systemen« (CCS) in der Luftfracht überhaupt angenommen? Wie hoch oder niedrig ist die Akzeptanz, was sind die Gründe dafür, und wie lassen sich Vorbehalte unter Umständen abbauen? Mit alle diesen Fragen befasst sich seit Februar 2017 das Forschungsprojekt »LogIn« des Fachbereichs Rechts- und Wirtschaftswissenschaften am Beispiel des Frankfurter Flughafens. Federführend sind dabei die TU-Professoren Alexander Benlian und Ralf Elbert. Elberts Forschungsschwerpunkt ist die systematische und methodengestützte Entwicklung von Logistik- und Transportdienstleistungen. Benlian ist auf digitale Technologien und Informationsmanagement spezialisiert. Beteiligt sind außerdem Wissenschaftler der University of Applied Sciences Frankfurt und der Hochschule RheinMain sowie die AirCargo Community Frankfurt am Frankfurter Flughafen. Träger sind das House of Logistics & Mobility (HOLM) und das Land Hessen, die das Projekt bis 2018 mit rund 125.000 Euro fördern. TRANSPARENZ – EIN VORTEIL?

LogIn ist das Pionierprojekt, bei dem verschiedene Hochschulen mit Firmen aus der Region zusammenarbeiten. Dabei geht es einmal anders herum: Nicht die Wissenschaft orientiert sich

Digitale Transformation – Forschungsschwerpunkte im Überblick Digital Banking

Digital Marketing

Digital Operations

Digital Entrepreneurship

Digital Economy

Digital Technologies and Cybersecurity

an der Praxis, »sondern wir haben die Chance, mit der akademischen Brille auf die Abläufe zu schauen und sie zu analysieren«, betont Benlian. Das heißt ganz konkret: Woran liegt es, wenn die Akteure das Cargo-Community-System nicht akzeptieren oder so annehmen wie erhofft? Die Digitalisierung soll die Abläufe und das Zusammenspiel in der Logistikkette eigentlich effizienter machen. Mehr Fracht soll schneller befördert werden, und die einzelnen Schritte sollen für alle transparenter werden. GUTES DATENMATERIAL SAMMELN

Doch genau da, so Benlian und Elbert, hakt es oftmals. Die jeweiligen Firmen und Akteure wollen ihre Daten und Geschäftsabläufe nicht immer unbedingt für alle einsehbar machen, weil sie Konkurrenz fürchten. Zu viel Transparenz wird offenbar als Bedrohung, nicht als Erleichterung oder Effizienzsteigerung gesehen. Fragen nach Vertrauen und Datensicherheit spielen eine erhebliche Rolle. »Wir sind gerade dabei, belastbare Daten zu sammeln, bei nationalen und internationalen Firmen, die ihren Sitz in Deutschland haben«, berichten die Wissenschaftler. LogIn hat erst vor wenigen Monaten seine Arbeit aufgenommen. Mit einer ersten Zwischenbilanz rechnen die Forscher im Herbst 2017.

Prof. Dr. Alexander Benlian / Dr. Michael Wessel; Abbildungen: © iconmonstr Dig_Transformation_hoch3_Viertels_RZ_20170529.indd 1

»Wir hoffen, dass wir das Projekt auch über 2018 hinaus fortführen können«, so die TU-Professoren. »Eine langfristigere Begleitung wäre wünschenswert. Wir freuen uns hierbei über die

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angestrebten Forschungsergebnisse hinaus auch die Region hinsichtlich der Digitalen Transformation weiter zu stärken«, betont Ralf Elbert. astrid ludwig


Denken

Seite 17   Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017

»Wir bringen Interdisziplinarität und Expertise mit« Bilder: Jakob Kaliszewski

Ökonomie-Professoren bewerten Digitalisierung als ein entscheidendes Zukunftsthema

»Digitale Transformation« beschreibt stichwortartig aktuelle tiefgreifende ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen. Damit befasst sich ein Forschungsbereich am Fachbereich Rechtsund Wirtschaftswissenschaften der TU Darmstadt. Professor Alexander Benlian, Leiter des Forschungsbereichs, und Professor Ralf Elbert, Dekan des Fachbereichs und Mitglied des Forschungsbereichs, erläutern die Ansätze und Ziele der neuen Plattform. Der Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften hat einen Forschungsbereich »Digitale Transformation« ins Leben gerufen. Wie würden Sie in Twitter-Länge »Digitale Transformation« definieren? Alexander Benlian: Mit fortschreitender Digitaltechnologie-Durchdringung einhergehende fundamentale Umbrüche in Wirtschaft und Gesellschaft. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Wirtschaft, Gesellschaft und Forschung? Alexander Benlian: Große Herausforderungen ergeben sich zum Beispiel bei der Ausgestaltung künftiger Arbeitsplätze, bei der Optimierung von Geschäftsprozessen sowie bei der Setzung geeigneter regulatorischer Rahmenbedingungen, die Datensicherheits- und Haftungsfragestellungen betreffen. Der Forschungsbereich wird sich Kernfragestellungen zur Digitalen Transformation annehmen, die einen interdisziplinären Charakter aufweisen und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden können.

Ralf Elbert: Im aktuellen Forschungsprojekt »LogIn« werden zum Beispiel in Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft die Potenziale der Digitalen Transformation für die Verbesserung von Geschäftsprozessen am Frankfurter Flughafen erforscht. Der Stellenwert eines solchen bedeutenden logistischen Drehkreuzes hängt neben vielen Faktoren insbesondere von der Prozesseffizienz ab, und die wird heute mehr denn je vom Informationsaustausch in und zwischen Unternehmen bestimmt. Hierbei werden nicht nur die Möglichkeiten der Digitalisierung durch den Einsatz moderner Technologien betrachtet, sondern auch deren Akzeptanz. Was prädestiniert die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der TU für die Einrichtung des neuen Forschungsbereichs? Alexander Benlian: Der Fachbereich bringt mit seinen betriebs-, volks- und rechtswissenschaftlichen Fachgebieten die notwendige Interdiszi­ plinarität und Expertise mit. Weiterhin bestehen über den Fachbereich hinaus zahlreiche Verbindungen zu den Profilbereichen der TU, so etwa

Professor Alexander Benlian

Professor Ralf Elbert

zu »Internet und Digitalisierung« und »Cybersicherheit« (CYSEC). Ralf Elbert: Die Digitale Transformation sollte immer im Hinblick auf ihre Anwendungsbereiche betrachtet werden. Dabei bietet sich die Zusammenarbeit mit den Forschungssäulen am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an. Wir freuen uns, über die angestrebten Forschungsergebnisse hinaus auch die Region hinsichtlich der Digitalen Transformation weiter zu stärken. Wie steht der Forschungsbereich an der TU in der deutschen Forschungslandschaft zu diesem Thema da?

Alexander Benlian: Der TU-Forschungsbereich Digitale Transformation ist in seiner interdisziplinären Herangehensweise einer der Pioniere in Deutschland. Durch die Verbindung unserer Kompetenzen an der Schnittstelle von Technologie, Wirtschaft und Recht setzen wir auch besondere Schwerpunkte in Themenbereichen wie Technostress, Digitale Arbeitsplätze oder Crowdfunding. die fragen stellte silke paradowski

Eine ausführlichere Version des Interviews ist online erschienen: bit.ly/2rlvkzM

Reine Verbrennung

Campus@Schunk

DFG-Forschungsverbund »Oxyflame« setzt Arbeit fort

Der Sonderforschungsbereich/Transregio »Oxyflame – Entwicklung von Methoden und Modellen zur Beschreibung der Reaktion fester Brennstoffe in einer Oxyfuel-Atmosphäre« wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den nächsten vier Jahren weiter gefördert. Wissenschaftler der RWTH Aachen, der TU Darmstadt und der Universität Bochum erforschen, wie Energieträger wie Kohle oder Biomasse hocheffizient und umweltfreundlich verbrannt werden können.

KOHLENDIOXID ABSCHEIDEN

Ein erfolgversprechender Ansatz, um internationale Klimaschutzziele zu erreichen, ist die sogenannte Oxyfuel-Verbrennung, bei der der Brennstoff anstelle von Luft mit einem Gemisch aus Sauerstoff und rückgeführtem Abgas verbrannt wird – das Treibhausgas Kohlendioxid lässt sich dank des Verfahrens mit besonders hoher Reinheit abscheiden. Um diese Technologie umsetzen zu können, ist wesentliche Grundlagenforschung nötig. Die wissenschaftlichen Fragestellungen der Teilprojekte an der TU Darmstadt erstrecken sich von der Erforschung einzelner Phänomene und deren mathematischer Modellierung bis hin zur numerischen Simulation von gesamten Kraftwerksprozessen, bei denen Festbrennstoffe wie Biomasse oder Kohle ressourcenschonend bei minimalem Schadstoffausstoß energetisch genutzt werden.

Die Einzelphänomene betreffen die Zündung und den Abbrand einzelner Feststoffpartikel, die Wärmestrahlung sowie die komplexen Mechanismen der Schadstoffbildung. Hierfür werden die Prozesse anhand von einzigartigen Versuchsständen unter Einsatz innovativer experimenteller Methoden untersucht.

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Einer der stellvertretenden Sprecher des Transregio ist Professor Andreas Dreizler, Fachgebiet Reaktive Strömungen und Messtechnik im Fachbereich Maschinenbau der TU Darmstadt. Die Partner haben für die Fortsetzung ihrer Arbeiten 9,6 Millionen Euro beantragt.

Genug von Theorie?

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MODELLIERUNG UND SIMULATION

Die gewonnenen Ergebnisse werden in dem kooperativen Forschungsansatz genutzt, um sowohl die mathematische Modellbildung zu unterstützen als auch die Vorhersagequalität von numerischen Simulationen, wie sie zukünftig zur Auslegung von ressourcenschonenden Kraftwerksprozessen erforderlich sind, kritisch zu überprüfen. Dieser Forschungsansatz mit dem Fokus auf der energetischen Nutzung von Festbrennstoffen ist weltweit einzigartig. (rwth/adr/feu)

Besuchen Sie unseren Campus-Tag und lernen Sie spannende Technologien kennen - passend zu Ihrem Studium.

30.11.2017 15 - 22 Uhr | Eintritt frei In Heuchelheim, Hessen

Informationen und Anmeldung:

www.campus-schunk.com Lesen Sie mehr zum Thema: bit.ly/2qjo1Ik

Studiengänge: ¬ ¬ ¬ ¬ ¬

Materialwissenschaften Wirtschaftswissenschaften Maschinenbau Wirtschaftsingenieurwesen und vieles mehr.


Denken

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 18

Wenn flächendeckend der Strom ausfällt … Bild: Jan-Christoph Hartung

Das Graduiertenkolleg KRITIS forscht zu Kritischen Infrastrukturen in Städten

Städtische Gesellschaften sind essenziell abhängig von technischen Systemen, von Strom- und Wasserversorgung, Informations- und Kommunikationstechnik sowie vom Personennahverkehr. Funktionsstörungen können gravierende Krisen auslösen. Am interdisziplinären Graduiertenkolleg KRITIS werden die Praktiken der Konstruktion Kritischer Infrastrukturen, der Vermeidung von Funktionsunterbrechungen und der Vorbereitung auf Krisen analysiert. Nicht nur externe Gefahren wie etwa Naturkatastrophen, Terroranschläge und Cyberattacken bedrohen städtische Infrastrukturen, sondern auch die wachsende Komplexität und Vernetzung der Systeme bergen Risiken. Systemausfälle können dramatische Konsequenzen haben und sind nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch gesellschaftlich herausfordernd. Die sogenannten Kritischen Infrastrukturen sind hochkomplex, gleichzeitig steht die Grundlagenforschung dazu noch am Anfang. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des neuen Graduiertenkollegs KRITIS wollen Forschungslücken auf diesem Gebiet schließen und arbeiten dazu fächerübergreifend. Zwölf Doktorandinnen und Doktoranden aus den Geistes-, Sozial- und Ingenieurwissenschaften forschen unter der Betreuung von zehn

Professorinnen und Professoren zu netzgebundenen technischen Infrastrukturen in Städten. Im Mittelpunkt stehen alle Systeme der Verund Entsorgung, der Kommunikation und des Transports mit ihren technischen, politischen, sozialen und kulturellen Aspekten. Antworten sucht man auch auf sehr grundlegende Fragen: Mit welchen Kriterien identifiziert man Infrastrukturen als »kritisch«? Welche Faktoren bedrohen Kritische Infrastrukturen? Wie können sie geschützt werden? Besonderes Augenmerk liegt dabei auf räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen sowie auf einem starken Praxisbezug. In interdisziplinären Redaktionsgruppen werden eigene Positionen zu den in der Literatur verbreiteten fachübergreifenden Konzepten Kritikalität, Vulnerabilität, Resilienz, Prevention und Preparedness erarbeitet.

DATEN UND FAKTEN Das Graduiertenkolleg »Kritische Infrastrukturen: Konstruktion, Funktionskrisen und Schutz in Städten« hat am 1. Oktober 2016 an der Technischen Universität Darmstadt für zunächst viereinhalb Jahre seine Forschungsaktivitäten aufgenommen. Beteiligte Fächer sind: Geistes- und Sozialwissenschaften: • Neuere und Neueste Geschichte

• Raum- und Infrastrukturplanung

• Mittelalterliche Geschichte

• Entwerfen und Stadtentwicklung

• Technikgeschichte

• Bahnsysteme und Bahntechnik

• Philosophie der Technik & Technowissenschaften

• Informatik im Bauwesen

• Vergleichende Analyse politischer Systeme Forschen, um Krisen zu verhindern: Kristof Lukitsch, Ivonne Elsner, Marcus Dombois (v. li. n. re.) am Notstromaggregat des Hochsicherheitszentrums der DARZ GmbH

Plus für internationale Studierende Anerkannte Sprachprüfung Das Studienkolleg der TU Darmstadt ist ab sofort lizensiertes Testzentrum für die deutsche Sprachprüfung TestDaF (Test Deutsch als Fremdsprache), das von der Gesellschaft für Akademische Studienvorbereitung und Testentwicklung e. V. (g.a.s.t.) entwickelt und in 96 Ländern weltweit angeboten wird. Der TestDaF ist eine internationale, von der Kultusministerkonferenz offiziell anerkannte Sprachprüfung, durch die ausreichende Deutschkenntnisse zur Aufnahme eines Studiums in Deutschland nachgewiesen werden. Mit dem TestDaF erweitert das Studienkolleg das Betreuungsangebot der TU Darmstadt zur Studienvorbereitung für internationale Studierende. barbara hennig

Ingenieurwissenschaften:

• Ubiquitäre Wissensverarbeitung (Informatik)

www.kritis.tu-darmstadt.de

Extrem spannende Materie Neuer Sonderforschungsbereich/Transregio in der Physik

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen neuen Sonderforschungsbereich/Transregio bewilligt, in dem Physiker der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Bielefeld »stark-wechselwirkende Materie unter extremen Bedingungen« erforschen wollen. Dafür hatten die Partner für die nächsten vier Jahre acht Millionen Euro beantragt. Sprecher des neuen Forschungsverbunds, der in der Kooperation mit der TU Darmstadt auch die Ende 2015 gebildete Strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) stärkt, ist der Frankfurter Physiker Professor Dirk Rischke. Einer der stellvertretenden Sprecher ist Professor Jochen Wambach (TU Darmstadt, Theoretische Kern- und Hadronenphysik). HOHE TEMPERATUREN UND DICHTEN

Unter »extremen Bedingungen« verstehen Physiker hohe Temperaturen und Dichten, wie sie etwa in der ersten Millionstel Sekunde nach dem Urknall vorlagen – einige Billionen Grad

Celsius (das ist hunderttausendmal heißer als das Innere unserer Sonne) sowie das Mehrfache der in Atomkernen erreichten Dichte (mehrere 100 Millionen Tonnen pro Kubikzentimeter). THEORIEGELEITET

Unter diesen Bedingungen ist Materie von der sogenannten starken Wechselwirkung dominiert. Das ist eine der vier Grundkräfte der Physik. Unter extremen Bedingungen bildet stark-wechselwirkende Materie neuartige Zustandsformen aus, vergleichbar mit den verschiedenen Aggregatzuständen des Wassers als Eis, Flüssigkeit und Gas.

Während dies an großen Teilchenbeschleunigern wie dem LHC am CERN in Genf und in Zukunft an der internationalen Teilchenbeschleunigeranlage FAIR in Darmstadt experimentell untersucht wird, will der neue Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TR) die Thematik von theoretischer Seite her beleuchten. IMPULS FÜR DIE RMU-ALLIANZ

Der neue SFB/TR stärkt die Kooperation im Rahmen der Strategischen Allianz der Rhein-MainUniversitäten (RMU) – die Goethe-Universität Frankfurt, die TU Darmstadt und die Johann Gutenberg-Universität Mainz bilden seit Ende 2015 einen engen Verbund auf der Grundlage von mehr als 70 gemeinsamen Forschungsprojekten und stimmen Aktivitäten in der Lehre, in wissenschaftlicher Weiterbildung und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ab. (gu/tu/feu)

Lesen Sie mehr zum Thema: bit.ly/2r3FIZK


Denken Bild: Dr. Wolfgang Geithner/GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung

Seite 19   Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017

Künstlerisch dargestellt: Elektron im extrem starken magnetischen Feld des Wismut-Atomkerns

Kräfte zwischen Atomkern und Elektron im Fokus Präzisionsmessung in schweren Ionen weicht von Vorhersagen ab

Erstmals ist es einem Team unter Federführung der TU Darmstadt gelungen, bei lithiumartigen Ionen des Elements Wismut den Übergang zwischen Energieniveaus mit Lasern so präzise zu vermessen, dass zugrunde liegende Theorien überprüft werden können – mit einem überraschenden Ergebnis, das die Forscher jetzt in »Nature Communications« veröffentlichten: Das bisherige Verständnis des Wechselspiels von Elektron und Atomkern könnte fehlerhaft sein. An der Oberfläche von Atomkernen des Elementes Wismut existieren Magnetfelder in einer Stärke wie sonst nur an der Oberfläche gewaltiger Neutronensterne. Das Verhalten von Elektronen in diesen Feldern untersucht eine Forschungsgruppe unter Federführung der Technischen Universität Darmstadt. Erst vor Kurzem gelang ihr ein Durchbruch mit der erstmaligen Beobachtung eines speziellen Übergangs in lithiumartigen Ionen dieses Elementes. PRÄZISER DENN JE VERMESSEN

Jetzt konnte sie diesen Übergang am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt so präzise vermessen, dass erstmals ein aussagekräftiger Test der zugrunde liegenden Theorie möglich wurde. In der jüngsten Ausgabe des Fachjournals »Nature Communications« legen die Wissenschaftler dar: Die Diskrepanz zwischen Theorie und Experiment ist eklatant. Sie weist auf einen Fehler im Verständnis des Wechselspiels des Elektrons mit der komplizierten inneren Struktur des Kerns hin. Einfache Atome, die nur aus einem Kern und einem oder wenigen Elektronen bestehen, sind ideale Systeme, um unser Verständnis der grundlegenden physikalischen Kräfte zu testen. Die Theorie der Atomhülle, basierend auf der Quantenelektrodynamik (QED),

ist dabei wesentlich besser verstanden als der Aufbau des Atomkerns. Die QED erlaubt es, die Eigenschaften der Elektronen und die Zustände, in denen das Atom existieren kann, mit hoher Genauigkeit zu berechnen. Diese Berechnungen werden dann in Präzisionsmessungen überprüft. Bislang hat die QED alle diese Tests mit Bravour gemeistert. Bei der Verwendung schwerer Kerne sind die Forscher vor allen Dingen an dem Einfluss der gigantischen elektrischen und magnetischen Feldstärken auf die darin gebundenen Elektronen interessiert. Unter diesen extremen Bedingungen gibt es bislang nur sehr wenige experimentelle Überprüfungen der Theorie, und sie weisen bei Weitem nicht die hohen Genauigkeiten auf, die mit leichten Kernen erreicht wurden. Die starken Felder machen die theoretischen Berechnungen viel komplizierter. Hinzu kommt, dass die komplexe innere Struktur der Kerne nicht hinreichend genau bekannt ist, aber großen Einfluss auf die Atomhülle hat. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, berechnen die Theoretiker bestimmte Differenzen für Systeme mit unterschiedlicher Elektronenzahl, aber identischem Atomkern. Diese sogenannten »spezifischen Differenzen« sind so beschaffen, dass sich die Beiträge der Kernstruktur nahezu exakt

eliminieren sollten, und dienten den Wissenschaftlern als Ausgangspunkt für eine genauere Überprüfung der QED-Berechnungen. Stattdessen scheinen die jetzt publizierten Ergebnisse aber eher das Konzept der spezifischen Differenz in Frage zu stellen. AM EXPERIMENTIERSPEICHERRING

In seinem Experiment hat das Team zunächst wasserstoff- und lithiumartige Wismutionen erzeugt. Diese Ionen werden in den Experimentierspeicherring (ESR) an der GSI-Beschleunigeranlage eingeschossen, der einen Umfang von 108 Metern besitzt und zwei gerade Strecken hat, in denen Experimente durchgeführt werden können. In der einen wird dem Ionenstrahl ein Elektronenstrahl definierter Energie überlagert. Nach einigen Sekunden gleicht sich die Geschwindigkeit der Ionen an die Geschwindigkeit der Elektronen an. In diesem Abschnitt wird dem Ionenstrahl zusätzlich ein gepulster Laserstrahl überlagert. Die Wellenlänge des Lasers wird dann in winzigen Schritten geändert. Wenn der Laser exakt die Wellenlänge des zu untersuchenden Übergangs des Ions erreicht, absorbieren die Ionen Lichtteilchen (Photonen) und damit Energie aus dem Laserstrahl. Auf diese Art angeregte Ionen geben diese Energie nach kurzer Zeit wieder

KOOPERATION UND PUBLIKATION Die in »Nature Communications« erschienenen Ergebnisse basieren auf einer Zusammenarbeit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der PTB Braunschweig, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung Darmstadt und des Helmholtz-Institutes Jena sowie weiteren Institutionen unter Federführung des Instituts für Kernphysik an der Technischen Universität Darmstadt. Ullmann, J. et al. (2017): High precision hyperfine measurements in Bismuth challenge bound-state strong-field QED. Nat. Commun. 8, 15484. doi: 10.1038/ncomms15484.

ab und senden dabei wiederum eine sehr kleine Zahl Photonen aus. Der effiziente Nachweis dieser kleinen Zahl von Photonen gelang mit einem speziellen, an der Universität Münster entwickelten Spiegel- und Einzelphotonennachweissystem. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit ist die Wellenlänge des Lasers für die Ionen um etwa einen Faktor 2,4 gestaucht oder gestreckt, je nachdem aus welcher Richtung der Laser eingestrahlt wird. Dieser Faktor hängt von der Beschleunigungsspannung der Elektronen ab. SPEZIELLER HOCHSPANNUNGSTEILER

Zur präzisen Messung dieser Hochspannung von etwa 214.000 Volt mit einer Genauigkeit von etwa einem Volt wurde ein an der PTB Braunschweig entwickelter Hochspannungsteiler eingesetzt. Wissenschaftler der TU Darmstadt waren unter anderem für die Datenaufnahme, die Datenanalyse und die zeitliche Synchronisation der nur wenige Milliardstel Sekunden (Nanosekunden) währenden Laserpulse mit dem Umlauf der Ionen im Speicherring zuständig. Die gemessene spezifische Differenz der Übergangswellenlängen in

wasserstoffartigem und lithiumartigem Wismut kann auch nach Berücksichtigung aller bekannten systematischen Fehlerquellen nicht mit der theoretischen Vorhersage in Einklang gebracht werden. Die Ursache für diese Abweichung ist derzeit noch unbekannt und soll in weiteren Messungen an anderen Isotopen des Wismuts überprüft werden. Diese Isotope sind allerdings radioaktiv und müssen daher vor dem Einschuss in den Speicherring produziert werden. Diese Möglichkeiten sind am GSI Helmholtzzentrum verfügbar. Am neuen Beschleunigerzentrum FAIR, dessen Aufbau in Darmstadt in Kürze beginnen wird, werden sich vielfältige neue Möglichkeiten zur weiteren Untersuchung dieser Beobachtung ergeben. (nörtershäuser/sip)


Ausgezeichnet

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 20

Coole Forschung Bild: Katrin Binner

2,5 Millionen Euro EU-Förderung für TU-Materialwissenschaftler

Der Europäische Forschungsrat (ERC) zeichnet Professor Oliver Gutfleisch mit einem »ERC Advanced Grant« aus und fördert ihn über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 2,5 Millionen Euro. Damit wird die herausragende Forschung an der TU Darmstadt zur Substitution kritischer Roh- und Werkstoffe für Energietechnologien gewürdigt. Er forscht an Permanentmagneten mit drastisch reduziertem Gehalt an Seltenerden, die in Elektromotoren und Windturbinen eingesetzt werden, und an neuen Materialien für innovative festkörperbasierte Kühltechnologien – Oliver Gutfleisch, seit 2012 Leiter des Fachgebiets Funktionale Materialien im Fachbereich Materialwissenschaft der TU Darmstadt, erhält für das Projekt »cool innov« einen der begehrten »ERC Advanced Grants«. KÜHLTECHNIK WIE ANNO 1900

Eine Grundsatzfrage, die ihn beschäftigt, lautet, wie die Erdbevölkerung im 21. Jahrhundert die Herausforderung bewältigt, immer mehr Energie in die Kühlung investieren zu müssen. »Die Möglichkeit zur Kühlung ist ein grundlegender Faktor für einen höheren Lebensstandard, und viele Länder installieren rasch immer höhere Kühlkapazitäten, die auf nicht nachhaltigen und wenig effizienten Technologien beruhen«, sagt Gutfleisch. »Schon 2070 wird nach wissenschaftlichen Schätzungen die Energiemenge, die wir zum Kühlen benötigen, die für

das Heizen übersteigen. Zwar nimmt der Anteil an neuen Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien stetig zu, die Kühltechnik hat sich aber seit mehr als hundert Jahren kaum verändert«, so der Materialwissenschaftler. MAGNETOKALORISCHER EFFEKT

Die wohl größten Chancen für eine neue energieeffiziente Kühltechnologie lägen in der Nutzung des magnetokalorischen Effekts, meint Gutfleisch. »Allerdings basieren die bisher genutzten Materialien auf versorgungskritischen Metallen. Und die aktuellen Kühlkonzepte nutzen das volle Potenzial der Materialien noch nicht aus.« Deshalb plant das Team um Professor Gutfleisch im »cool innov«-Projekt den Einsatz sogenannter Heusler-Materialien in einem fundamental neuen Prozessregime, in dem Hysterese-Effekte gewinnbringend genutzt werden. Falls die Versuche erfolgreich verlaufen, könnte dies die Kühltechnik bis hin zur Produktebene revolutionieren und den globalen Energieverbrauch für die Kühlung deutlich senken. (feu/og)

Professor Oliver Gutfleisch im Labor

ZUR PERSON Oliver Gutfleisch hat an der TU Berlin Materialwissenschaft studiert, promovierte mit einem EU Marie S.-Curie Individual Fellowship 1995 an der Universität Birmingham, UK, war dann am LeibnizInstitut IFW Dresden Gruppenleiter und habilitierte an der TU Dresden. 2011 war er IEEE Magnetics Society Distinguished Lecturer für »Magnetic Materials in Sustainable Energy«. Professor Gutfleisch koordiniert an der TU Darmstadt den hessischen LOEWE-Forschungsschwerpunkt RESPONSE und ist in den universitären Profilbereichen »Vom Material

zur Produktinnovation« und »Energiesysteme der Zukunft« eingebunden. Er war Gastprofessor am Imperial College London und am Chinese Academy of Sciences NIMTE Institute in Ningbo und ist Sprecher des DGM-Fachausschusses Funktionswerkstoffe. Längere Forschungsaufenthalte führten ihn nach Tsukuba, London, Rom und Grenoble. Seit 2012 ist er auch der wissenschaftliche Leiter der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS in Hanau.

Überragender »Argonaut« Zweieinhalb Jahre intensiver Entwicklungsarbeit haben sich auch für die TU Darmstadt gelohnt: Das deutsch-österreichische »Argonauts«-Team hat die mit 500.000 Euro dotierte internationale ARGOS Challenge für intelligente Inspektionsroboter auf Ölund Gasplattformen gewonnen. Die Entwicklergruppe »Argonauts«, bestehend aus Informatikern der TU Darmstadt und dem Kooperationspartner taurob GmbH, eine Wiener Roboterfirma, setzte sich im Finale gegen die Konkurrenz aus Japan, Frankreich, Spanien und der Schweiz durch. Das Mineralölunternehmen TOTAL hatte dazu aufgerufen, einen Roboter zu entwickeln, der zur Ferninspektion auf Öl- und Gasplattformen eingesetzt werden kann, um das hohe Risiko für Plattformmitarbeiter künftig zu senken. »SCHEINBAR UNMÖGLICHES VERSUCHEN«

Für den Projektleiter der Darmstädter Entwicklergruppe, Professor Dr. Oskar von Stryk, Fachgebiet Simulation, Systemoptimierung und Robotik am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt, der mit seinen Mitarbeitern und Studierenden seit September 2014 an dem Argonauten gearbeitet hatte, war dies die bislang komplexeste

Bild: Jan Bambach

TU-Roboter gewinnt internationalen Wettbewerb Aufgabenstellung für einen intelligenten Serviceroboter in einem industriellen Umfeld. Eine Öl- und Gasplattform ist extremen Wetterbedingungen ausgesetzt, die der Roboter zu meistern hat. Außerdem musste laut Aufgabenstellung bei den überaus komplexen und vielfältigen autonomen Missionen jederzeit die Fernsteuerung von einem Menschen zeitweise übernommen werden können, wobei der Roboter anschließend wieder problemlos selbstständig fortfahren können sollte. Einen derartigen autonomen Roboter gab es bisher weder in der Forschung noch auf dem Markt. Doch genau das machte für Professor von Stryk den Reiz aus, sich in der Wissenschaft und Forschung »am scheinbar Unmöglichen zu versuchen«. HINDERNISSE MEISTERN

An den Wettbewerbstagen zeigte ein zwölfköpfiges Team der Entwicklergruppe, dass ihr Argonaut unter anderem Missionen auf einer mehrstöckigen Testanlage unter sehr unterschiedlichen Bedingungen autonom durchführen kann. Während der Roboter auf seiner Inspektionsrunde Druckmessgeräte, Füllstandsanzeigen und Ventilstellungen mithilfe seiner Kameras und weiterer High-Tech-Sensoren überprüfte, musste er dabei auch unerwartete Hindernisse, Wärmequellen, Gasaustritte, Pumpendefekte sowie einen Plattformalarm erkennen, geeignet darauf reagieren und diese einem menschlichen Operator übermitteln, der die Mission überwachte. Der Argonaut ist zudem auch sicher bei Gasaustritten, denn er ist bereits heute der weltweit

Auch Treppen meistert der Argonaut problemlos

erste autonome Inspektionsroboter mit offizieller ATEX-Zertifizierung. Das heißt, dass er eine explosive Atmosphäre nicht durch seine eigene Elektronik entzündet und deshalb in solchen menschenfeindlichen Umgebungen eingesetzt werden kann. Diese Zertifizierung war eine der wichtigsten Anforderungen der Jury an die zu entwickelnden Roboter.

Die Entwicklung des Argonaut-Roboters wurde durch TOTAL, das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen von Eurostars und das Land Hessen im Rahmen des LOEWESchwerpunkts NICER gefördert. jessica bagnoli/natalie wocko/sip Weitere ausführlichere Berichte online: bit.ly/2rc7ANQ


Ausgezeichnet

Seite 21   Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017

Lokale Techniken in einer globalen Welt Bild: Katrin Binner

Hohe europäische Auszeichnung für Geschichtswissenschaftler

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat Professor Mikael Hård mit einem der prestigeträchtigen »ERC Advanced Grants« ausgezeichnet: Der Historiker erhält für sein Projekt zur »Globalgeschichte der Technik von 1850–2000« eine auf fünf Jahre angelegte Förderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Er und sein Team bearbeiten Archivmaterial aus der ganzen Welt, um das Fach Technikgeschichte in einen neuen, globalen Kontext einzubetten. Professor Mikael Hård trägt viel dazu bei, dass die Technikgeschichte an der TU Darmstadt eine Art Brückenfunktion zwischen den Geistes- und Ingenieurwissenschaften einnimmt. Nun kann er dank eines »ERC Advanced Grant« gemeinsam mit fünf Doktorandinnen und Doktoranden sowie einem Postdoc dem Fach wichtige neue Impulse verleihen. »Viel zu lange«, so erläutert Hård, »hat die Vorstellung geherrscht, die Technikentwicklung sei ein gewaltiger Motor, der die Welt zusammenfügt und vereinheitlicht. Auf den ersten Blick ist die Schlussfolgerung, dass Globalisierung einhergeht mit Homogenisierung, einleuchtend. Wir wissen zum Beispiel alle, wie ähnlich die großen Flughäfen dieser Welt sind.« Dennoch gestalteten Menschen ihren Alltag sehr unterschiedlich. »Der eine bereitet sein Essen auf einem Ceranfeld zu, die andere mithilfe von Holzkohle. Manche kaufen alle zehn Jahre ein neues Auto, andere lassen ihr Auto vom Karosseriebauer vor Ort immer wieder zusammenschweißen.« BLICK FÜR DEN »GLOBALEN SÜDEN«

Mikael Hård interessieren vor allem die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen den Industrieländern und der sogenannten »Dritten Welt«, dem »Globalen Süden« – zumal sich die Technikgeschichte bisher fast ausschließlich mit Europa und Nordamerika

beschäftigt habe, so der Darmstädter Professor. Wenn die Fachwissenschaft gelegentlich Afrika, Lateinamerika oder Asien untersuche, dann meistens unter dem Blickwinkel der Abhängigkeit vom »Globalen Norden« oder als passive Entgegennahme von »moderner« Technik, begleitet von einem Prozess kultureller »Verwestlichung«. »Dabei wird oft vergessen, dass jeder Kulturraum seine eigenen technischen Lösungen entwickelt hat – Lösungen, die zum Teil immer noch in Gebrauch sind. Im Hausbau etwa sind solche Traditionen besonders auffällig.« Hård ist es wichtig, hervorzuheben, dass der intensive Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern des »Globalen Südens« schon im Zeitalter des Imperialismus von großer Bedeutung war. Um 1900 gab es zum Beispiel intensive Kontakte zwischen Ingenieuren und Händlern in Indien und Ostafrika. HYBRIDE TECHNISCHE LÖSUNGEN

Das Forschungsteam wird, wenn es in den kommenden fünf Jahren die Globalgeschichte der Technik um einige Kapitel ergänzt, besonders aufmerksam auf hybride technische Lösungen schauen – also auf Produkte, die ursprünglich aus Europa oder Nordamerika stammten, aber auf anderen Kontinenten modifiziert und verändert worden sind. Ein Beispiel sind Lastwagen, die durch Umrüsten für das Fahren auf Schotterpisten und

Antiker Tempelturm rekonstruiert Ausstellung in Bonn Für die Ausstellung »Iran – frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste« in der Bundekunsthalle Bonn rekonstruierten Studierende des Fachgebietes Digitales Gestalten (Prof. Dr.-Ing. Oliver Tessmann) die um 1300 vor Christus errichtete Zikkurat von Tschogha Zanbil im heutigen Iran. In der Ausstellung zeigt ein Film die virtuelle Rekonstruktion, gleichzeitig entstand aus dem digitalen Datensatz im Rapid-Prototyping-Verfahren ein physisches Modell, das in einer Vitrine zu sehen ist. Initiiert wurde das Projekt durch Dr.-Ing. Marc Grellert, der gemeinsam mit Dr.-Ing. Mieke Pfarr-Harfst den Forschungsbereich Digitale Rekonstruktionen am Fachgebiet leitet. Grellert gestaltete mit der Architectura Virtualis, Kooperationspartner der TU Darmstadt, auch das Medienkonzept für die Ausstellung und realisierte zahlreiche Installationen und Filme. Die Zikkurat, ein riesiger Tempelturm, besaß vier nahezu quadratische Terrassen. Die Gesamthöhe des Tempelturms betrug wahrscheinlich rund 50 Meter. Die wissenschaftliche Beratung erfolgte durch PD Dr. Behzad Mofidi-Nasrabadi, der an der Universität Mainz forscht und zur Zikkurat von Tschogha Zanbil gearbeitet hat. Mit dem aktuellen Projekt wird die langjährige Kooperation der TU Darmstadt mit der Bundeskunsthalle fortgesetzt. (se)

Professor Hård mitten unter Doktorandinnen und Doktoranden

in Wüstenlandschaften tauglich gemacht werden.

ZUR PERSON

Am Ende das Forschungsprojekts werden eine Reihe von Fallstudien aus Lateinamerika, Asien und Afrika stehen, die die Kreativität der Bewohnerinnen und Bewohner des »Globalen Südens« hervorheben – ein Phänomen, das in Indien unter dem Begriff »jugaad« firmiert. »Sicherlich standen diesen Menschen im Untersuchungszeitraum 1850 bis 2000 meistens weniger ökonomische Ressourcen zur Verfügung. Weniger Ideen und weniger Kenntnisse hatten sie aber nicht«, sagt Hård. »Die Herausforderung, vor der ich und mein Team stehen, ist es, dieses lokale Wissen und Können wiederzuentdecken und eine tatsächlich globale Technikgeschichte zu erzählen.« (feu/mh)

Professor Mikael Hård ist seit 1998 Professor für Technikgeschichte am Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften der TU Darmstadt. Davor bekleidete er eine ähnliche Professur an der Norwegischen Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität (NTNU) in Trondheim. Mikael Hård stammt aus Schweden, wo er 1988 an der Universität Göteborg promoviert wurde. Davor hatte er u.a. auch an der Princeton University und der Universität Uppsala studiert. 2013 verfasste er mit Ruth Oldenziel die Monografie »Consumers, Tinkerers, Rebels. The People Who Shaped Europe« (Palgrave Macmillan).

Vertrauen der Freunde Preise für hervorragende wissenschaftliche Leistungen Die Vereinigung von Freunden der Technischen Universität zu Darmstadt e. V. hat wie jedes Jahr herausragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet. Sie fördert so Wissenschaft und Forschung an der TU Darmstadt in Höhe von 65.000 Euro.

Preisträgerinnen und Preisträger 2017 • Dr. Michael Wessel, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften • Dr. Jonas Hagedorn, Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften • Dr. Gaby Engin, Humanwissenschaften • Dr.-Ing. Uwe Schmidt, Informatik • Dr.-Ing. Matthias Schreier, Elektrotechnik und Informationstechnik • Dr.-Ing. Nina-Carolin Fahlbusch, Maschinenbau • Dr.-Ing. Olaf Hertel, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften • Dr. Patrick Tolksdorf, Mathematik • Dr. Björn Claus Stefan Kuttich, Physik • Dr. Matthias Hempe, Chemie • Dr. Peng Zhang, Biologie • Dr. Tino Gottschall, Material- und Geowissenschaften • Dr. Daniel Schulte, Material- und Geowissenschaften

Jedem der 13 Fachbereiche der TU Darmstadt wurde ein Preis für die beste Dissertation des Vorjahres zuerkannt. Die Würdigung besteht aus einem persönlichen Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro und einer finanziell gleich hohen Förderung des Instituts oder Fachgebiets, das jeweils die Dissertation betreut hat. Der Fachbereich Material- und Geowissenschaften nominierte in diesem Jahre ausnahmsweise zwei Preisträger, die sich den Preis teilen. Die herausragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wurden im Anschluss an die Grußworte des Vorstands der Vereinigung und des Präsidiums der TU Darmstadt in einer Talkrunde vorgestellt. Die Festrede mit dem Titel »Zukunftsthema 3D-Druck« hielt TU-Professor Dr.-Ing. Edgar Dörsam, Fachbereich Maschinenbau, Institut für Druckmaschinen und Druckverfahren.

katharina krickow /bjb


Ausgezeichnet

Bild: Claus Völker

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 22

LOB UND PREIS Jonannes Oltmanns, Technische Thermodynamik, Maschinenbau: Deutscher Rechenzen­ trumspreis 2017 für das Projekt »Rechenzen­ tren als Wärmeerzeuger: Nutzungspotentiale für Rechnerabwärme«. Bester Entwurf im Rahmen des Entwurfsseminars »Burgfrieden« in Friedberg des Fachgebiets Entwerfen und Stadtentwicklung, Architektur: Lisa Ritter und Magnus Reich (2.000 Euro). Anerkennungen erhielten Dina Elgindi und Nina Rettig (1.000 Euro) sowie Christian Herbrik (1.000 Euro). Dr. Cora Bogusch, Unternehmensführung und Logistik, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften: DB Schenker Award (15.000 Euro) für die Dissertation »Revenue-Sharing als Anreizmechanismus in Logistikbeziehungen mit Informationsasymmetrien«. M.Sc. Thomas Fuchs, M.Sc. Torben Schmidt, Fachbereich Chemie: Alarich-Weiss-Preis 2017 (jeweils 500 Euro) für ihre Masterarbeiten im Arbeitskreis von Prof. Dr. Rolf Schäfer, Physikalische Chemie. Fuchs erhielt die Auszeichnung für seine Masterarbeit »Simulation eines Molekularstrahl-Elektronenspinresonanz-Experiments«, Schmidt für seine Masterarbeit »Vereinigung von Theorie und Experiment zur Beschreibung einer Clusterdepositionsapparatur«. Aus Anlass seines 70. Geburtstages stifteten die Schüler von Professor Alarich Weiss 1995 einen Preis für exzellente Arbeiten in Physikalischer Chemie an der TU Darmstadt. Mit dem AlarichWeiss-Preis werden jährlich hervorragende Masterarbeiten gewürdigt.

Emanuel-Merck-Vorlesung Preis geht an US-Chemiker Phil. S. Baran, Professor für Chemie am Scripps Institut (TSRI) in La Jolla, Kalifornien (USA), ist diesjähriger Preisträger der Emanuel-Merck-Vorlesung. Baran erhielt die Auszeichnung für seine richtungsweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Totalsynthese. So hat er bereits weit mehr als hundert hochkomplexe wichtige Naturstoffe wie Indole und Terpene im Labor hergestellt. Diese Naturstoffe lassen sich wirtschaftlich in der pharmazeutischen Wirkstoffforschung nutzen. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wurde Baran im Rahmen eines Festvortrags an der Technischen Universität Darmstadt verliehen. Die TU Darmstadt und die Merck KGaA zeichnen mit dieser Vorlesung weltweit angesehene Naturwissenschaftler aus, die exzellente Beiträge zur chemischen und pharmazeutischen Forschung geleistet haben. Über Auswahl und Preisträger entscheidet der Fachbereich Chemie der TU Darmstadt. Der Preis wurde 1992 gestiftet und seit 1993 vergeben. (map)

80. Geburtstag des Mäzens Carlo Giersch Vielfältige Förderung der TU Mit einem Festbankett ist der Mäzen der Universität, Senator E.h. Prof. Carlo Giersch, anlässlich seines 80. Geburtstags gewürdigt worden. Die Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt fördert seit 1990 in vielfältiger Weise den wissenschaftlichen Austausch und internationale Begegnungen. Sie vergibt regelmäßig drei hoch dotierte wissenschaftliche Preise (Athene-Preise für Gute Lehre, E-Teaching Awards, Franziska-Braun-Preise), unterstützt das Deutschlandstipendien-Programm und engagiert sich zugunsten von Wissenstransfer, Unternehmensgründungen und Sportangeboten.

Die befragten Studierenden vergeben gute Noten: Lernzentrum im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften

Starke Beteiligung TU Darmstadt im Spiegel aktueller Rankings

Die Fächer Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt erzielen im aktuell veröffentlichten CHE-Hochschulranking 2017 gute Ergebnisse: In einigen Kategorien zählen sie zum Spitzenfeld, in anderen werden sie der Mittelgruppe zugeordnet. Zugleich hat das »Research Ranking der Association for Information Systems (AIS)« die hohe Forschungsreputation der Wirtschaftsinformatik der TU Darmstadt bestätigt. Laut neuem Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) schätzen die Wirtschaftsinformatik-Studierenden den Berufsbezug sehr positiv ein – damit gehört die TU Darmstadt im Universitätsvergleich der Spitzengruppe an. In den Kategorien »Internationale Ausrichtung in der Masterphase« und »Masterabschluss in angemessener Zeit« wird das Wirtschaftsingenieurwesen ebenfalls dem ersten Drittel zugeordnet. Die Studierenden des Wirtschaftsingenieurwesens und der Wirtschaftsinformatik bewerten die Bibliotheken und Räume für Studium und Lehre an der TU als sehr gut. Die Urteile der Studierenden sind fundiert: Im Wintersemester 2016/17 beteiligten sich rund 30 Prozent der vom CHE angeschriebenen Studierenden an der Befragung – ein erfreulich hoher Wert. Das CHE-Hochschulranking gilt als das umfassendste und detaillierteste Ranking im deutschsprachigen Raum. Mehr als 300 Universitäten und Fachhochschulen hat das CHE untersucht. Neben Fakten zu Studium, Lehre und Forschung umfasst das Ranking Urteile von Studierenden über die Studienbedingungen an ihrer Hochschule. RANG DREI IN EUROPA FÜR DIE WIRTSCHAFTSINFORMATIK

Die Forschungsleistung der TU Darmstadt im Fach Wirtschaftsinformatik ist weltweit herausragend: Laut dem aktuellen »Research Ranking der Association for Information Systems« (AIS) rangieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Wirtschaftsinformatik am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften europaweit auf Platz 3 und weltweit auf Platz 16.

Damit ist die TU Darmstadt direkt hinter der Copenhagen Business School und der London School of Economics and Political Science platziert – und nimmt so den Spitzenplatz unter den deutschen Universitäten ein. Die AIS ist ein internationaler Berufsverband, der die Interessen der Wirtschaftsinformatik in den Bereichen Forschung, Lehre und Praxis vertritt. Für das Forschungsranking wurden die Publikationen von acht führenden internationalen Zeitschriften der Wirtschaftsinformatik, dem sogenannten Senior Scholars' Basket of Journals, ausgewertet. Die Studiengänge der Wirtschaftsinformatik hatten im auf Karrierechancen angelegten Ranking der »WirtschaftsWoche« im Jahr 2016 Platz 1 belegt. WEITERE STUDIENRANKING-ERGEBNISSE

Im Zeit Campus Ratgeber 2/2017 sind CHE-Rankingergebnisse aus dem vorigen Jahr für die Masterstudiengänge in den Fächern Maschinenbau, Materialwissenschaften sowie Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU Darmstadt gesondert ausgewertet worden. Jedes der Fächer erreicht mindestens einmal die Spitzengruppe, der Maschinenbau erhält das Prädikat »sehr gut« für »Studiensituation gesamt« und »Studierbarkeit«. Das ausschließlich online verfügbare Tool U-Multirank, das organisatorisch eng mit dem CHE-Hochschulranking verbunden ist, bietet Studieninteressierten weltweit einen Einblick in das Angebot der TU Darmstadt. (wag/tre/feu)


Ausgezeichnet

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Die ersten Athene Young Investigators Bild: Patrick Bal

Programm-Bausteine zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Die Postdoc Career-Programme der TU zur Förderung des akademischen Nachwuchses sind angelaufen. Die ersten fünf »Athene Young Investigators« nahmen ihre Arbeit auf. Dr. Christina Birkel (Fachbereich Chemie), Dr. Philipp R. John (Fachbereich Physik), Dr. Jurij Koruza (Fachbereich Material- und Geowissenschaften), Dr. Amr Rizk (Fachbereich Elektro- und Informationstechnik) und Dr. Alesia A. Tietze (Fachbereich Chemie) qualifizierten sich für das nach der antiken Schutzgöttin Athene benannte Programm. Im hochkompetitiven Ernennungsverfahren attestierten ihnen nationale und internationale Gutachter hohes Potenzial für Forschung und Lehre. KARRIEREZIEL PROFESSUR

Die TU unterstützt mit vielfältigen Fördermaßnahmen seit der Gründung ihrer Förder-Dachorganisation Ingenium im Jahr 2011 Forscherinnen und Forscher in der Promotions- und der frühen Postdoc-Phase. Im Jahr 2016 wurde beschlossen, das Programm auszuweiten, um herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Karriereziel »Professur« in

der fortgeschrittenen Postdoc-Phase attraktive Entwicklungsmöglichkeiten mit hohen qualitätssichernden Standards zu eröffnen. Die Athene Young Investigators bekommen beispielsweise eigene Budgets und individuelle Promotionsrechte. Zielgruppe sind Postdoktorandinnen und Postdoktoranden mit finanzierter Stelle an der TU Darmstadt, die bereits eine nachgewiesene wissenschaftliche Eigenständigkeit erlangt haben. Im Rahmen weiterer Förderlinien waren im Sommersemester außerdem 14 besonders qualifizierte internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die sich für einen Forschungsaufenthalt in Darmstadt interessieren, an die TU eingeladen. Sie konnten während der ersten »Future Talents« Postdoc Career Days an Führungen und Vorträgen teilnehmen, um sowohl die Universität als auch die Wissenschaftsstadt Darmstadt näher kennenzulernen. (ingenium/sip/pg)

Vizepräsidentin Mezini (3. v. l.) stellt vor: Amr Rizk, Alesia Tietze, Christina Birkel, Jurij Koruza, Philipp John (v. li. n. re.)

DICHTUNG & WAHRHEIT Im Anflug Die TU Darmstadt lockt wirklich mit allen Mitteln: Aktuell hat sie es auf Insekten und Schmetterlinge abgesehen. Sie fliegen auf die Blütenpracht in den neu angelegten und frisch bepflanzten Staudenbeeten, die zu einem grünen Band auf dem Campus Stadtmitte zusammenwachsen. Die nächste Willkommensoffensive richtet sich an die Mauersegler. Für sie sind am Hans-BuschInstitut, dessen Fassade wieder picobello aussieht, 54 Nistkästen angebracht worden. Eine Art Wiedergutmachung. Denn im Zuge der notwendigen und bautechnisch einwandfrei durchgeführten Fassadensanierung mussten Hohlräume an den Rollladenkästen verschlossen werden. Genau diese Öffnungen aber sind bei den kühnen Fliegern als Brutstätten ungemein beliebt. Da Apus apus äußerst heimatverbunden ist und stets im Sommersemester an seine alte Adresse zurückkehrt, mussten Ersatz-Wohnheime exakt am selben Ort her. Keine Diskussion. Nun können Mauersegler wieder an der TU Darmstadt landen. Die Vogelart weiß, was sich gehört: Damit die Ankunft nicht allzu stürmisch und übermotiviert wirkt, setzt das Tier kurz vor der Haustür für Sekundenbruchteile zum Steigflug an, um seinen Schwung abzubremsen. Da kann man tatsächlich noch was für den Uni-Alltag lernen ...

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jörg feuck

Wissenschaftsdelegation in Mexiko und Kolumbien TU Präsident Prömel begleitete Ministerpräsident Bouffier Um die Zusammenarbeit mit starken Partnereinrichtungen zu intensivieren, begleitete eine Wissenschaftsdelegation den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier auf dessen Reise im Mai nach Mexiko und Kolumbien. TU -Präsident Professor Hans Jürgen Prömel repräsentierte Hessens einzige technische Universität in der Abordnung. Die Vertreterinnen und Vertreter hessischer Hochschulen trafen unter anderem mit Kolleginnen und Kollegen der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) zusammen. Zwischen der TU Darmstadt und der UNAM sollen Kontakte im Fachbereich Architektur, die seit einigen Jahren bestehen, nun formal besiegelt werden. Unter anderem sollen Studierende aus Darmstadt künftig gemeinsam mit mexikanischen Studierenden forschen

und Projekte entwickeln. »Gerade in kreativen Fächern wie der Architektur ist es sehr inspirierend für Studierende, wenn sie sich mit Menschen aus einem anderen Kulturkreis austauschen können«, begründete Prömel das Interesse an der Kooperation. Die rund 60-köpfige Delegation aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft besuchte zunächst Mexiko, dann Kolumbien. Hessens Ministerpräsident Bouffier und die hessische Europaministerin Lucia Puttrich unterstrichen die bisherige gute Zusammenarbeit sowie das Ausbaupotenzial für Kooperationen. Unter anderem engagieren sich hessische Universitäten und die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung im kolumbianischen Friedensprozess. (sip)


Kennen

PERSONALIA Neue Professorinnen und Professoren Prof. Dr. rer. nat. Kristian Kersting wurde als Professor für Machine Learning / Biosignal Processing, Fachbereich Informatik eingestellt. Er kommt von der TU Dortmund. Dipl. Arch. ETH Erika Fries übernimmt für das Winter- und Sommersemester 2017/2018 die Vertretung einer Professur am Fachbereich Architektur, Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung. Fries kommt von huggenbergerfries Architekten.

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 24

Die Neuen Frisch berufene Verstärkungen in Fachbereichen der Universität

Jahr für Jahr werden rund zwei Dutzend neue Professorinnen und Professoren an die TU Darmstadt berufen. Woher kommen sie, und welche Impulse wollen sie setzen? Was sind ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung? Und was würden sie tun, wenn sie noch einmal in die Rolle der Studierenden schlüpfen könnten? In jeder Ausgabe der hoch³ stellen wir einige der Neuen in Kurzporträts näher vor. Nachgefragt bei … Bild: Katrin Binner

Gastwissenschaftler Prof. Dr. Markus Manfred Hoffmann ist von Juni bis August 2017 Mercator Fellow am Fachgebiet Physikalische Chemie, Fachbereich Chemie. Honorarprofessur Dr. Jan Hilligardt wurde am 5. April 2017 der Titel eines Honorarprofessors für »Stadt- und Regionalentwicklung/Raumplanung« an der TU Darmstadt verliehen. Prof. Dr. habil. Jan Hilligardt ist Geschäftsführer des Hessischen Landkreistages und lehrt seit 2005 an der TU Darmstadt am Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften auf dem Gebiet »Stadt- und Regionalentwicklung«.

Alter: 34 Fachbereich: Informatik Forschungsgebiet: Progra mmana lyse Vorherige wissenschaftliche Station: Postdoctoral y, USA Researcher an der University of California, Berkele en: Station he eruflic iche/b schaftl Wichtigste wissen PhD an der ETH Zurich , Schwei z n interessieren? Was Warum sollten Studierende sich für Ihre Theme ist das Spannende an Ihren Themen? je zuvor. Unsere Forschung Softwa re spielt heute eine zentralere Rolle als effizienter und sicherer ssiger, zuverlä me resyste Softwa hilft, komplexe in Softwa re, die jeder Fehler nde spanne oft zu machen. Dabei finden wir schon mal benutzt hat.

Wenn ich heute Student wäre, würde ich ... edenen Bereichen aufzusau… versuchen, möglic hst viel Wissen aus verschi Welt (Austauschprogramgen und jede Möglic hkeit zum Kennen lernen der Zeit als das Studium! me etc.) nutzen. Für beides gibt es keine bessere

Ruhestand Prof. Dr.-Ing. Thomas Weiland, Fachgebiet Theorie Elektromagnetischer Felder, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik zum 1. April 2017. Dienstjubiläum Dr.-Ing. Martin Schüßler, Akademischer Rat, Fachgebiet Mikrowellentechnik, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik: 25-jähriges Dienstjubiläum am 1. Juni 2017.

Name: Michael Pradel

stag ist … Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeit und meine Familie (mit fen) on-Lau Marath im … Sport (ich versuche mich gesorg t). zwei kleinen Kinder n ist immer für Abwec hslung

Zurück aus den USA TU-Alumnus leitet Max-Planck-Institut Bernd Sturmfels ist als neuer Direktor an das Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften berufen worden. Der renommierte Professor für Mathematik, Informatik und Statistik wechselt von der University of California in Berkeley, USA, nach Leipzig. Unter seiner Leitung wird am Institut eine neue Arbeitsgruppe »Nichtlineare Algebra« aufgebaut.

Bernd Sturmfels ist für zahlreiche bahnbrechende Beiträge zu verschiedenen Gebieten der Mathematik weltweit bekannt. Er forscht vor allem in der geometrischen Kombinatorik, kommutativen Algebra und deren Anwendungen und leistete entscheidende Beiträge in der Bioinformatik und Statistik.

Sturmfels studierte Mathematik und Informatik an der TU Darmstadt und promovierte an der TU Darmstadt sowie der University of Washington in Seattle.

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Kennen

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Aktiv mit der Welt auseinandersetzen Bild: Jan-Christoph Hartung

Verena Spatz, Juniorprofessorin für Didaktik der Physik, im Interview VITA VERENA SPATZ • Studium für das Lehramt an Gymnasien mit der Fächerkombination Mathematik und Physik • 2008 Assistenzlehrerin an der German European School in Singapur • 2010 Promotion am Lehrstuhl für Physikdidaktik der Ludwig-MaximiliansUniversität München • Referendariat 2010–2012 am Studienseminar des Asam-Gymnasiums in München, Staatsprüfung mit Auszeichnung • 2012–2015 Studienrätin am HannsSeidel-Gymnasium in Hösbach • außerdem 2012–2015 Lehrbeauftragte der Didaktik der Naturwissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg • 2015 bis 2016 Universitätsassistentin am Österreichischen Kompetenzzentrum für Physikdidaktik der Universität Wien • seit Oktober 2016 Juniorprofessorin für Didaktik der Physik an der TU Darmstadt Verdrängtes Magnetfeld: Professorin Verena Spatz demonstriert, wie ein in flüssigem Stickstoff gekühlter Supraleiter über dem Ringmagneten schwebt.

Verena Spatz, seit Oktober 2016 Juniorprofessorin für Didaktik der Physik an der TU Darmstadt, verfolgt einen klaren Ansatz: Physikunterricht als Teil der Allgemeinbildung soll junge Menschen dazu befähigen, auf Grundlage ihrer Kenntnisse an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen verantwortlich mitzuwirken. Besonders wichtig sei es aber auch, eine positive, offene Grundhaltung gegenüber naturwissenschaftlichen Fragestellungen in der Schule zu entwickeln und über die Schulzeit hinaus zu erhalten, erklärt sie im Interview. Jeder erinnert sich wohl an die Versuche mit der schiefen Ebene im Physikunterricht. Was hat sich in den vergangenen Jahren bei der Vermittlung physikalischen Wissens verändert? Verena Spatz: Als ich im vergangenen Herbst an die TU Darmstadt kam, wurde bei einem unserer ersten Treffen in der Arbeitsgruppe die Frage aufgeworfen, woran man die von uns ausgebildeten Physiklehrkräfte erkennen soll, wenn man einen Klassenraum betritt. Schnell waren wir uns einig, dass neben der Sinngebung der Lerninhalte aus der Lebenswelt auch die Aktivierung der Schülerinnen und Schüler wesentlich erscheint, zum Beispiel im forschend-entdeckenden Unterricht. Auch in einem solchen Unterricht könnte die traditionelle schiefe Ebene zum Einsatz kommen, allerdings in einem sehr viel lebendigeren Setting. Motiviert durch das Rad- oder Skifahren an einem Hang könnten Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, eigene Fragestellungen zu den Kräfteverhältnissen zu entwickeln und hierzu geeignete Experimente – beispielsweise an der schiefen Ebene – zu planen, durchzuführen und auszuwerten. In letzter Zeit scheint es konsensfähig zu werden, wissenschaftlich fundierte Tatsachen infrage zu stellen und ihnen sogenannte alternative Fakten gegenüberzustellen. Inwieweit ist hier auch die Fachdidaktik in der Pflicht, künftige Lehrerinnen und Lehrer so auszubilden, dass sie diese Tendenzen auffangen können? Wie eben bereits angeklungen, sollten zukünftige Lehrkräfte im Rahmen ihrer fachdidaktischen Ausbildung befähigt werden, sinnstiftende und aktivierende Lernangebote zu entwickeln, die das Denken der Schülerinnen und Schüler herausfordern. Schulischer Physikunterricht als Teil der Allgemeinbildung soll dazu beitragen, dass

junge Menschen ihre Persönlichkeit entfalten, um auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet zu sein. Durch die gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit, wie etwa die Pro­ bleme der Erderwärmung, der Energieversorgung oder eben auch der Verbreitung sogenannter Fake News, werden hier naturwissenschaftliche Grundlagen immer wichtiger. Bildung kann jedoch nicht einfach von den Lehrkräften an ihre Schülerinnen und Schüler weitergegeben werden. Gemeint ist – in Anlehnung an den kürzlich verstorbenen deutschen Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki – vielmehr eine aktive Auseinandersetzung mit der Welt, die immer wechselseitig geschieht: Dadurch, dass sich Schülerinnen und Schüler die Welt erschließen, sind sie auch aufgeschlossener für die Welt. Bei einem von Ihnen organisierten Fachdidaktik-Symposium haben Sie ein interdisziplinäres fachdidaktisches Netzwerk an der TU Darmstadt etabliert. Wie können die Beteiligten davon profitieren? Im Rahmen des aktuellen Vorhabens »MINT plus« des Zentrums für Lehrerbildung leite ich gemeinsam mit Frau Professorin Regina Bruder die Teilkomponente »Netzwerk Lehre & Forschung«. Hierbei sollen unter anderem gute Strukturen geschaffen werden, um Forschungskooperationen im Bereich von Lehren und Lernen über die Fächergrenzen hinweg zu initiieren. Da dies voraussetzt, dass die jeweiligen Expertisen bekannt sind, ist ein Austausch zu aktuellen Forschungsaktivitäten und -ergebnissen notwendig. Das Fachdidaktik-Symposium hat diesen Austausch angeregt. die fragen stellte bettina bastian

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Ohne sie läuft wenig …

Name: Thomas Wytrickus Alter: 56

TU-Beschäftigte im Gespräch

Einrichtung: Unisport-Zentrum der TU Darmstadt (USZ) Aufgabengebiet: Hallenwart Letzte berufliche Station vor der TU: Studium der Sozialpädagogik an der FH Darmstadt, Taxifahrer in Darmstadt Dienstjahre an der TU: 26

Name: Hüseyin Demir Alter: 62 Einrichtung: Unisport-Zentrum der TU Darmstadt (USZ) Aufgabengebiet: Hallenwart Letzte berufliche Station vor der TU: Reinigungskraft im Hochschulstadion Dienstjahre an der TU: 33

Wo gibt es in Ihrer Arbeit Schnittstellen zu anderen Gebieten?

Wie haben Sie den beruflichen Weg in die TU Darmstadt gefunden?

Hüseyin Demir: Natürlich arbeiten wir eng mit den hauptamtlichen Kollegen im USZ und dem Stadionteam zusammen. Außerdem mit den Hauswerkstätten der TU Darmstadt.

Wytrickus: Über eine befristete Stelle als studentische Hilfskraft 1991 in der Material- und Geowissenschaft der TU Darmstadt.

Thomas Wytrickus: Da gibt es viele. Wir arbeiten sehr eng mit der Verwaltung des USZ zusammen, mit den Hauswerkstätten, der Betriebsgruppe HKLS und dem Infrastrukturellen Gebäudemanagement. Außerhalb der TU Darmstadt kooperieren wir mit verschiedenen Darmstädter Schulen, dem SV Darmstadt 98 und dem Sportamt der Stadt Darmstadt. Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist … Demir: Mit meinem Hund spazieren zu gehen und meinen Garten zu pflegen. Bastelarbeiten finden sich immer ... Und ich nutze seit mehr als zehn Jahren die Sportangebote des USZ. Wytrickus: Natürlich Sport! Vor, während oder nach der Arbeit. Außerdem die Zeit mit meinem Hund und meiner Frau bzw. – vielleicht sollte ich das noch mal umformulieren – die Zeit mit meiner Frau und dem Hund ... Was ist Ihr hilfreichstes Werkzeug oder Instrument? Wytrickus: Der Bleistift, da bin ich noch »old school«. Danach natürlich der PC und die gute alte Kombizange! Demir: Mein Transponder.

Demir: Durch meine Reinigungstätigkeit im Hochschulstadion. Die damaligen Stadionmeister Baldich und Buth hatten mich angesprochen. Nach sechs Jahren harter körperlicher Arbeit im Hochschulstadion konnte ich 1991 als Hallenwart in der TU Sporthalle anfangen. Nutzen Sie Angebote der TU wie interne Weiterbildung, musikalische Gruppen oder Ähnliches? Wenn ja, welche? Wytrickus: Natürlich. Ich gehe regelmäßig zu verschiedenen Unisportkursen, außerdem nehme ich regelmäßig an internen Weiterbildungen teil. Das ist gerade in unserem Bereich sehr wichtig, da zum Beispiel Wiederholungsunterweisungen zur »Aufsicht führenden Person« jährlich aufgefrischt werden müssen. Welche Klischees über Ihren Berufsstand können Sie nicht mehr hören? Welche Klischees treffen tatsächlich zu? Demir: Dass wir Hallenwarte uns immer beschweren und unfreundlich sind. Allerdings erwarten auch wir von den Nutzern der Halle einen respektvollen Umgang. Ich werde unbequem, wenn ich mehrfach etwas ansprechen muss und bemerke, dass das immer wieder ignoriert wird. Dann passt das Klischee ja wieder ...

Wytrickus: Das Klischee vom klassischen, dummen, Kittel tragenden Hausmeister, der sich immer nur beschwert, kann ich nicht mehr hören. Im Umkehrschluss befürchte ich, dass es genau diese Personen tatsächlich noch in vielen Einrichtungen gibt. Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Ihren heutigen Beruf ergriffen hätten? Demir: Dann wäre ich sicher früher oder später in einer Elektroabteilung untergekommen Welches Ereignis aus Ihrem Arbeitsalltag werden Sie so schnell nicht vergessen? Wytrickus: Vor 26 Jahren hatte ich als »Neuling« im Hochschulstadion die ehrenwerte Aufgabe bekommen, für das damalige Hochschulsportfest eine einen Meter lange, einen Meter breite und einen Meter tiefe Sickergrube für das Abwasser der Bier- und Spültheken auszuheben. War das eine Arbeit und was haben sich die Kollegen im Stadion über mich amüsiert! Ganz einschneidend war auch die große Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahme der TU Sporthalle in den Jahren 2013 und 2014, die für uns Hallenwarte sehr arbeitsintensiv und anstrengend war. Demir: Während meiner Tätigkeit im Hochschulstadion hatte ich mir mit einem Kollegen einen Bagger des SV Darmstadt 98 ausgeliehen, um Bodenarbeiten im Hochschulstadion zu erledigen. Als ich den Sand in den Anhänger kippen wollte, blieb die Schaufel am Anhänger

hängen und der schon fast volle Anhänger ist komplett umgekippt. Glücklicherweise hat sich der Bagger gefangen ... Mein Kollege und ich wurden allerdings vom Chef des SV 98 beobachtet, der uns daraufhin angesprochen hat, wie wir mit seinem Gerät umgehen. Was haben wir gelacht! Was hat sich an Ihrer Tätigkeit an der TU über die Jahre hinweg verändert? Demir: Früher gab es einen besseren menschlichen Kontakt. Es wurde viel besprochen und geredet. Freundschaften haben sich gebildet. Das wird leider immer weniger, weil viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr mit sich selbst und ihrem Handy beschäftigt sind. Für kleine Reparaturen schreibe ich jetzt immer ein Ticket. Bis dann Dinge wieder instandgesetzt sind, kann dauern. Das ging früher auf dem »kleinen« Dienstweg sehr viel schneller. Wytrickus: Durch die Digitalisierung hat sich sehr viel verändert. Von der klassischen handwerklichen Tätigkeit hin zum Facility Management. Ich arbeite mittlerweile viel am PC und beauftrage auch für kleinere Arbeiten, die ich früher einfach selbst gemacht oder auf dem »kurzen« Dienstweg beauftragt hatte, externe Firmen. interview: eva münstermann

Mit diesem Beitrag setzen wir die Serie zur Vorstellung administrativ-technischer Beschäftigter in der hoch³ fort.

Bild: Jan-Christoph Hartung

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 26


Bewegen

Seite 27   Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017

Bewegung im Team Bild: Ina Dächert

Kreative Ideen beim Gesundheitswettbewerb

Raus aus der Alltagsroutine und zu Bewegung und Gesundheitsaktionen anspornen – im Rahmen einer TU-Team Challenge konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TU Darmstadt gemeinsame, eigene Aktionen entwickeln und durchführen. Meist nehmen wir uns zu viel vor – 20 Kilo abnehmen, einen Marathon laufen, mit dem Rauchen aufhören. Und plötzlich steht es wie ein Berg vor einem, und wir fallen zurück in unsere gewohnte Routine. Wie aber kann man Gewohnheiten verändern? Meist sind es die kleinen Dinge, aus denen die Chance entsteht, dass etwas Größeres daraus wachsen kann. Umso schöner ist es, dass gerade kleine und nachhaltige Aktionen im Rahmen der TU-Team Challenge entwickelt wurden. GEMEINSAM MACHT ES MEHR SPASS

Treppen laufen statt Aufzug fahren, wandern, gemeinsame Fitnessaktionen, Umgestaltung eines Pausenraums, Rauchstopp, Rueda tanzen in der Mittagspause und Mini-Gesundheitstage in Kooperation mit der TK – dies sind nur einige der Gesundheitsaktionen, die bei der TU-Team Challenge an den Start gingen. Die Beschäftigten haben nicht nur jeweils profitiert, sondern konnten auch als Teams gewinnen. Das »Wir-Gefühl« und der gemeinsame Spaß standen dabei im Vordergrund.

Das Fazit am Ende der Gesundheitsaktion war einhellig: »Eine gute Aktion für unser Miteinander und für die Entwicklung unseres Teams. Wir sind im Rahmen der Aktion über 2.000 Kilometer gelaufen, dies entspricht ungefähr der Entfernung von Darmstadt nach Gibraltar«, so Dorina Kaiser aus dem KI²VA Team.

»Wir sind im Rahmen der Aktion über 2.000 Kilometer gelaufen, dies entspricht ungefähr der Entfernung von Darmstadt nach Gibraltar.« Dorina Kaiser

Aus den umgesetzten Maßnahmen wurden von einer Jury die erfolgreichsten Gesundheitsaktionen ausgewählt. Kriterien waren dabei Nachhaltigkeit, Übertragbarkeit und die Kooperationsansätze mit anderen Teams. Die Preisverleihung fand am 7. Juni 2017 beim Campusfest TU meet & move statt. elke böhme

Vorbildliches Tempo

GEWINNER DER TU-TEAM CHALLENGE: • Dezernat IV – Immobilienmanagement, Hausmeister: Nichtraucherkurs (Tickets des SV Darmstadt 98) • KI2VA: Schritte & Treppen zählen (Eintrittskarten Badewelt Sinsheim) • Universitäts- und Landesbibliothek, Team Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften: Teamausflug auf dem 7-Hügel-Steig rund um Darmstadt (Gutschein Kletterwald Darmstadt) • Stabsstelle Kommunikation und Medien & Dezernat I – Struktur und Strategie: Selbstverpflichtung des Teams, täglich öfter Treppenhäuser statt Aufzüge zu nutzen (Gutschein Kletterwald Darmstadt)

AVL-Experten von links nach rechts: DI Stefan Wunder, DI Erik Bogner und Dr. Michael Hammer

DREI EXPERTEN – EIN THEMA: FAHRERASSISTENZSYSTEME

• Fachbereich Maschinenbau, Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen: Obstkorb, mit dem Rad zur Arbeit und Mittagsspaziergänge (Gutschein Kletterzen­ trum Darmstadt)

• Dezernat I – Struktur und Strategie: Rueda in der Mittagspause (Gutschein für vier Wochen Gratistraining in einem der Fitnessstudios von Body Culture) • Fachbereich Humanwissenschaften, Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik: Frischluft³ – Sammeln von Rad- und Fußkilometern, Kulinarisch fit, Boxenstopp (Personaltrainer für das Team im UniGym/Unifit) • Dezernat VIII, Referat Willkommen und Wohnen: In 120 Tagen 120.000 Treppenstufen steigen (TK Gesundheitsrucksack) • Fachbereich Humanwissenschaften, Institut für Psychologie: PsychoLogisch Gesund, Pausenraum umgestalten, gesunde Wraps zubereiten, Ernährungsvortrag (E-Bike Probefahrt bei eeemotion Darmstadt)

Bei AVL wird intensiv an der Mobilität von morgen gearbeitet. Ingenieurinnen und Ingenieure diverser Studienrichtungen müssen sich auf neue Arbeitsweisen, Anforderungen und Berufsbilder einstellen. Wie das in der Praxis aussieht, erzählen unsere drei Experten. Menschliches Empfinden messbar machen Was fühlt sich gut an, was schlecht? Was ist etwa ein angenehmer Zeitraum für einen Spurwechsel? „Es gilt herauszufinden und zu visualisieren, wo Verbesserungsbereiche liegen“, erklärt Erik Bogner, Fachteamleiter für die Entwicklung und Bewertung von Fahrzeugattributen. Datenanalyse und -management Im Automotive-Bereich ist die Anwendung von Big Data noch nicht etabliert. „Wir versuchen es als Technologie- und Arbeitsmethodik in die Industrieprozesse von AVL zu bringen“, so Michael Hammer, Leiter des dazugehörigen Arbeitskreises. Spannend ist hier die Schnittmenge aus IT, Mathematik/Statistik und Produktwissen.

Deutsche Hochschulmeisterschaft Karate Darmstädter Studierende holen Medaillen

Digitale Lösungen… …werden heute in Abständen von wenigen Wochen an den Kunden geliefert, also dynamisch in kleineren Teilen, die für sich funktionieren. Dafür werden Datenanalyse-Tools und deren Management benötigt. Genau hier setzt Stefan Wunder als „Agile Coach“ an. Er betreut und unterstützt 40 Software-Teams mit rund 350 Personen während eines Veränderungsprozesses.

Bei der Deutschen Hochschulmeisterschaft 2017 der Sportart Karate in Halle an der Saale wurden die Wettkämpfer der Shotokan-Karate-Gruppe der TU Darmstadt ihrer Rolle als Spitzenteam gerecht.

Define with us the future of mobility! Für alle, die etwas bewegen wollen, besucht uns

Die Anstrengungen und auch die zusätzlichen Trainingseinheiten im Vorfeld machten sich bezahlt. Die TU-Studierenden konnten an die guten Leistungen des Vorjahres anknüpfen und ihr Ergebnis sogar nochmals verbessern. Mit insgesamt zwei Gold-, zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen trat die Shotokan-Karate-Gruppe der TU Darmstadt zufrieden den Rückweg an. yasin islam

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Oder scannt einfach diese drei QR-Codes mit interessanten Stellenprofilen im Hintergrund:

Vehicle Suspension and Chassis Expert m/w

Data Scientist m/w

Entwicklungsingenieur Abgasmesstechnik m/w

• Kumite (Freikampf): Nicolas Lippert (2. Platz), Tim Gollerthan (3. Platz) • Kata (Formenlauf): Maximilian Otte (1. Platz) • Kata-Team Herren (Synchron-Form): Niklas Simon, Maximillian Ott und Nicolas Euler (1. Platz) • Fortgeschrittene: Yasin Islam, Nils Hepp (jeweils 3. Platz) • Kumite-Team Damen und Kumite-Team Herren (jeweils 3. Platz)


Abschluss

Bild: Jan-Christoph Hartung

Technische Universität Darmstadt  |  hoch3  |  Juli 2017   Seite 28

Offene Frage: Unter welchen Bedingungen werden künftig Materialien in digitalen Sermesterapparaten oder auf Plattformen bereitgestellt?

Fluch oder Segen für die Wissenschaft? Bild: Katrin Binner

Debatte über das neue Urheberrechtsgesetz / Fragen an die Vizepräsidentin Professorin Andrea Rapp

Seit Monaten macht der Streit über die Verwendung von Schriftwerken in Lehre und Forschung an Hochschulen die Runde und verunsichert die Wissenschaftsgemeinschaft. Andrea Rapp, Vizepräsidentin für wissenschaftliche Infrastruktur der TU Darmstadt und Professorin für Germanistische Computerphilologie, erläutert die Problematik. Frau Professorin Rapp, seit Frühjahr 2016 steht das Urheberrechtsgesetz an deutschen Hochschulen auf dem Prüfstand. Was sind die Ursachen dafür? Das Thema Urheberrecht an Hochschulen ist enorm komplex und betrifft unsere gesamte Publikationsund Wissenschaftskultur, die vielfältig und heterogen ist. Das Thema wird noch schwieriger, weil wirtschaftliche Interessen damit verflochten sind. Ein Aspekt ist die Bereitstellung von Materialien in digitalen Semesterapparaten und auf Lehrplattformen wie zum Beispiel Moodle. Bislang gab es für die Bereitstellung von Werken in Semesterapparaten eine Pauschalvergütung der Länder an die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort, die dafür zuständig ist, diese Vergütungen an Autorinnen und Autoren sowie an Verlage weiterzuverteilen. Im Frühjahr 2016 hatte im Übrigen der Bundesgerichtshof die Praxis der Verlegerbeteiligung an Einnahmen der VG Wort als rechtswidrig untersagt. Im Dezember 2016 verabschiedete der Deutsche Bundestag neue Regelungen, die die Verlegerbeteiligung nun rechtmäßig möglich machten. Wie ist der aktuelle Diskussionsstand? Ab 1. Januar 2017 sollte ein neuer Rahmenvertrag die Nutzungen an Hochschulen regeln, indem die Hochschulen selbst durch Einzelerfassung mit der VG Wort abrechnen. Ein Pilotprojekt der Universität Osnabrück hatte jedoch klar erbracht, dass der dafür zu erbringende Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht. Ferner sind massive datenschutzrechtliche Bedenken anzumelden, da Verlage Zugriffe auf die eLearning-Systeme der Universitäten geltend machten. Nachdem im vergangenen Jahr keine Universität dieser neuen Rahmenvereinbarung beigetreten war, wurde zwischen den Verhandlungsführern Kultusministerkonferenz (KMK), Hochschulrektorenkonferenz

(HRK) und VG Wort eine Übergangsfrist bis 30. September 2017 beschlossen, in der die alte Rechtslage gilt. Bis Ende September soll also der Rahmenvertrag neu verhandelt werden – im Gespräch ist eine Art Pauschalvergütung auf der Basis exemplarischer Datenerhebungen. Nur am Rande sei erwähnt, dass es für Schulen nach wie vor eine Pauschalvergütung gibt. Was konkret bedeutet diese Entwicklung für uns als Forschende und Lehrende, was dürfen wir in Zukunft und was nicht? In diesem Sommersemester können wir uns noch nach der alten Regelung richten, das heißt, dass maximal zwölf Prozent beziehungsweise 100 Seiten aus Werken (Büchern) bereitgestellt werden dürfen; ferner einzelne Beiträge aus Zeitungen oder Zeitschriften und Werke kleineren Umfangs, also etwa Gedichte oder Bilder, aus dem Bestand der ULB Darmstadt. Gibt es ein digitales Verlagsangebot, muss das lizenziert werden. Urheberrechtsfreie Werke – in der Regel 70 Jahre nach Tod des Autors – dürfen vollständig digital verfügbar gemacht werden. Der Referentenentwurf zur Neuregelung des Urheberrechts kann in vielen Aspekten Rechtssicherheit schaffen und wird von den Wissenschaftsorganisationen allgemein als wissenschaftsfreundlich und als Fortschritt begrüßt. Es bleibt allerdings abzuwarten, inwiefern hier noch Veränderungen im Detail vorgenommen werden. Im Zweifelsfall berät das eLearning Center der TU Darmstadt. Wie schätzen Sie persönlich die Veränderungen ein, die bevorstehen und die unsere Lehr- und Forschungskultur nachhaltig verändern werden? Persönlich habe ich große Sympathien für die OpenAccess-Idee, mir ist aber auch klar, dass ein Kulturwandel nicht leicht zu bewerkstelligen ist und dass man unterschiedliche Interessen austarieren

Professorin Andrea Rapp

muss. Ich finde den Gedanken attraktiv, dass ein System, ein Staat, eine Universität in die Publikationskraft der eigenen Forschenden investiert und die Ergebnisse der Forschung für alle frei zur Verfügung stellt – auf diese Weise müssen forschungsstarke Einrichtungen mehr leisten als schwache, aber alle können partizipieren. Dafür müssen im System vorhandene Mittel umstrukturiert werden, das sollte von allen Seiten konstruktiv und kreativ statt durch Verweigerung und Pochen auf alte Traditionen diskutiert werden. An der TU Darmstadt wird Open Access unterstützt: Finanziell beispielsweise durch den Open-AccessPublikationsfonds, der von der DFG gefördert ist. Technologisch und organisatorisch etwa durch den institutionellen Server TUPrints oder die Software Open Journal Systems (OJS), mit der die ULB die Herausgabe von Open-Access-Zeitschriften unterstützt. In Zukunft werden offene Plattformen wie Open Educational Resources an Bedeutung gewinnen; dazu und zu deren Qualitätssicherung kann jeder beitragen. das interview führte vanessa geuen

Weitere Informationen zur Entscheidung des Bundesgerichtshofes hinsichtlich der Verlegerbeteiligung lesen Sie unter bit.ly/2gAmS5i, zum Pilotprojekt der Universität Osnabrück unter bit.ly/2hajJOh sowie zur vorläufigen Vereinbarung unter bit.ly/2i9JlZl. Informationen und Kontakt des eLearning-Centers der TU Darmstadt finden Sie unter: bit.ly/2oMlN05 Mehr aktuelle Informationen und Berichte im Newsletter des Fachbereichs 2: bit.ly/2tgH1nQ


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