Accademia di belle Arti – Gipsoteca – Diplom Winter 2011/12

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GIPSOTECA

Fachgebiet Entwerfen und Hochbaukonstruktion Prof. W. Lorch Fachgebiet Plastisches Gestalten Prof. A. Auslender Fachgebiet Experimentelles Gestalten Prof. HG Merz Technische Universität Darmstadt Wintersemester 2011/12


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Warum ist die Aufgabe Academia di belle Arti eine relevante? Warum bildet sie den idealen Rahmen für die Diplomanden in ihrer Abschlussarbeit all dies zeigen zu können, was in Einzelaspekten vermittelt, zusammen das ergibt, was wir Entwurf nennen? Beginnend bei den historischen Grundlagen, über die gestalterische, kompositorische Kompetenz zu dem was wir techné nennen, d.h. das mit viel Übung erworbene Wissen über Material, Struktur, Tektonik und Typologie anzuwenden und zu einem sinnhaften Ganzen werden zu lassen. Aufgrund des alten Gemäuers und des historischen Kontexts ergeben sich in der Aufgabe eine Vielzahl von Fragestellungen, die eine scheinbar weit vom Alltag entfernte Planungsaufgabe aktuell machen. Unter anderem die Frage des Planens im Bestand mit all ihren Schnittstellen und Fugen, die dialektisch, oder im Sinne eines Aufnehmens und Weiterbauens beantwortet werden kann und letztlich eine Haltung und Positionierung verlangt. Darüber hinaus ist eine in der aktuellen Diskussion stehende Frage, ob das dingliche Material an sich, oder die dahinter stehende geistige Ordnung der zu schützende und aufzunehmende Wert ist. Die Transformation und das Weiterbauen in einem räumlichen und geschichtlichen Kontext wird eine der beherrschenden Zukunftsaufgaben der kommenden Architektengeneration sein, die weniger neu und noch weniger auf der grünen Wiese planen wird.

Vorwort

Prof. Wolfgang Lorch


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Visitenbilder

Visite


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Diplomanden

Halil Aydogdu 60

Melanie Hassel 72

Kristina Breit 64

Ulrike Hellenthal 76

Shuen-Ting Jang 84

Katharina Gossen 68

Tabea Huth 80

David Kรถrper 88


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Jan Meinhard 92

Karolin Schäfer 104

Tatjana Oebbeke 96

Tobias Schneberger 108

Diplomanden

Andreas Schmatz 100

Sina Titze 112


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Halil Aydogdu Ein Ort, ein Weg, … Der Entwurf orientiert sich an der heterogenen Bebauungsstruktur Carraras und besetzt den Bestand mit einem neuen baulichen Aufsatz. Über einen Haupteingang erfolgt der Zugang in das Hausinnere. Von dort aus teilt sich die Erschließung in zwei unterschiedliche Bewegungsstränge. Die strikte Trennung der Sondernutzungen, wie Bibliothek, Auditorium und Verwaltung organisieren sich im südlichen Trakt des Bestandes, während die Accademia und die Ausstellung sich im östlichen Teil befinden. Die Dualität zwischen Akademie und Ausstellung verzahnt sich erst in den oberen Geschossen über horizontale, sowie vertikale Blickbezüge. Der Neubau bildet eine typologische Ergänzung des Bestandes und nimmt die vorhandenen Raumprinzipien als Grundlage für das neue Ausstellungsgeschoss. Die neue Grundrissdisposition bietet durch die Ausbildung eines Zwischenraumes differierende spannungsvolle Aussenraumbezüge, wohingegen die Ausstellungskörper im Raum introvertiert wirken. Somit fungiert der Wegraum als Ausstellungs- und Kommunikationsfläche. Durch eine klar ablesbare Materialgebung wird dem Besucher die Orientierung innerhalb der Ausstellungsebene erleichtert.


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Halil Kolumnentitel Aydogdu


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Halil Kolumnentitel Aydogdu


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Kristina Breit Die Kubatur des Neubaus entwickelt sich aus der Struktur des Bestandes. Vorhandene Raumgruppen werden sowohl in die Höhe als auch in die Tiefe extrudiert. Gleichzeitig wird so das Höhenspiel und die Körnigkeit der Nachbargebäude aufgenommen. Somit lehnt sich der Neubau an den Bestand an, stützt ihn, dringt an schwachen Stellen in die vorhandene Substanz ein, stärkt diese und macht das „Neue“ so im „Alten“ erlebbar. Durchbrüche ermöglichen vielseitige Sichtbeziehungen, schaffen Ein- und Ausblicke in die verschiedenen Bereiche und verbinden diese zu einer funktionalen Einheit. Das dem Haupteingang vorgesetzte Eingangsgebäude beherbergt die neue Werkstatt. Funktionierende Einheiten, wie die öffentliche Bibliothek bleiben an Ort und Stelle erhalten. Nutzungen wie das Auditorium oder die Seminarräume werden im Dachaufbau ergänzt. Nach oben und zum Untergeschoss hin sind die Verwaltung, Seminarräume, Werkstatt und Lager angesiedelt. Die Ausstellung ist Präsentationsfläche für Werke altbekannter Meister und Schüler sowie aktueller Neuschöpfungen der Akademie. Auch für die Studenten ist sie wichtiger Bestandteil ihrer Ausbildung.


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Kolumnentitel Kristina Breit


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Kolumnentitel Kristina Breit


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Katharina Gossen Bei Betrachtung der Bestandssituation fällt die mangelnde Funktion des Vorplatzes in der Durchgangszone zum Piazza A. Gramsci auf. Daraus resultiert die Idee zur Ansiedlung der Ausstellung in diesem Bereich. Ein Teil des Vorplatzes und des Erdgeschosses im Bestand wird um eine Ebene im Erdreich erweitert. Öffnungen zwischen beiden Ebenen, die mit Lichtpavillons überdacht sind, schaffen eine Verbindung zwischen Stadt- und Innenraum. Sie inszenieren am Tag die Ausstellung und beleuchten bei Nacht zusätzlich den Stadtraum. Die Prinzipien für den Innenraum leiten sich aus dem Bestand ab. Hier sind die Themen Massivität, Versprünge, Querbeziehungen und vertikale Belichtung hervorzuheben. So entsteht ein Raum, der durch massive Wände und Versätze gegliedert ist. Durchbrüche in den Wänden schaffen bessere Sichtbeziehung und Belichtung. Versprünge ermöglichen unterschiedliche Blickwinkel auf Exponate und dienen als Podeste und Sitzmöglichkeiten. Im Umgang mit dem Bestand steht die Weiterentwicklung der vorhandenen Struktur zur besseren Funktion im Vordergrund. Die Nutzungsverteilung im Gebäude schichtet sich nach oben von stark besuchten Bereichen zu weniger frequentierten. Die Bestandsfassade bleibt in ihrem Erscheinungsbild erhalten.


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Katharina Kolumnentitel Gossen


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Katharina Kolumnentitel Gossen


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Melanie Hassel Hauptbestandteil der Lehre an der Accademia di Belle Arti ist das Herstellen von Negativformen, um Skulpturen bei ihrem Verlust ersetzen zu können. Diesem Gegenüber von Form und Körper folgt das Konzept zum vorliegenden Entwurf. Der Bestand mit seiner dichten Struktur aus klar begrenzten Räumen wird als Negativform für dessen charakterprägende Vertikalräume (Innenhöfe, Turm, Treppenhaus) gesehen. Führt man deren Wände nach oben weiter, bilden sie sich dort als Körper ab. Der so aus dem Altbau entstandene Neubau ergänzt diesen räumlich durch ein offenes Geschoss, das die Körper umfließt und Carrara sowie die Steinbrüchen mit ausstellt. Das horizontal durchlaufende Dach gibt dem Altbau mit seinen facettenreichen Fassaden Ruhe und Einheit. Durch seine Massivität und Materialität wird es zusammen mit dem Bestand gelesen. Es ist als ob zwischen dem obere Abschluss des Gebäudes und den bestehenden Geschossen ein Spannungsfeld entsteht, das die Ausstellung aufnimmt.


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Melanie Kolumnentitel Hassel


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Melanie Kolumnentitel Hassel


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Ulrike Hellenthal Die Accademia die Belle Arti in Carrara trägt stolz die verschiedenen Epochen ihrer Entstehung nach außen. Der Ausbau soll dieses Bild weitergestalten und dabei an die innere Struktur anknüpfen. Prägend für den Aufbau des Gebäudes ist die horizontale Zweiteilung und die dominanten vertikalen Elemente aus Turm, Treppenraum und Innenhöfen. Um die Höfe im östlichen Teil entsteht die Gipsoteca um die Bibliothek und die Aula Magna die Accademia. Der Neubau auf dem Dach nimmt die Zweiteilung des Gebäudes auf. Es entstehen zwei freie Raumsegmente. Die Verknüpfung zum Altbau wird über die Fortführung der vertikalen Elemente geschaffen. Oberlichter sind charakteristisch für die Dachlandschaft des Altbaus. Dieses Thema wird aufgenommen und bestimmt den Entwurf. Im Bereich der Gipsoteca entsteht ein Labyrinth aus diffus leuchtenden Kuben. Den Raum der Accademia gliedern eingeschobene Oberlichter in flexibel nutzbare Zonen mit idealen Lichtbedingungen für Kunstschaffende.


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Ulrike Kolumnentitel Hellenthal


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Ulrike Kolumnentitel Hellenthal


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Tabea Huth Wie eine Schneise, ein Durchbruch, ein Kanal, eine Zäsur. Die neue Mitte der Akademie der schönen Künste Carrara schneidet ein, bricht auf und verknüpft. Sie stellt stadträumliche Flüsse, Lehr- und Ausstellungsbereiche, historischen Bestand und neue Formensprache bis hin zur Stadt mit einer ihrer wichtigsten Quellen der Identität in einen Kontext. Der dafür notwendige Eingriff in historische Strukturen gibt den Impuls zur Neuorganisation und Entwicklung einer starken Plattform für Akademie und Gipsothek. Das Kernelement dieser Entwicklung ist ein hoher, offener und fließender Kommunikationsraum. Er ermöglicht eine Vielzahl unterschiedlicher Blickbeziehungen, einfache Orientierung, sowie ein unmittelbares Nebeneinander öffentlicher Funktionen und universitärer Einrichtungen. Über eine sensible Verzahnung mit der alten Substanz mündet er auf dem Dach in einen klaren und monolithischen Neubau. Dieser schließt das vielfältige Formenspiel der Bestandsfassaden durch sein ruhiges Erscheinungsbild ab und verleiht dem Gebäude einen stadträumlichen Leuchtturmcharakter. Die Akademie wird so Teil der Stadt und die Stadt zum Teil der Akademie.


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Kolumnentitel Tabea Huth


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Kolumnentitel Tabea Huth


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Shuen-Ting Jang Das Konzept der neuen Ausstellungsräume entsteht aus meiner Vorstellung vom Lehrprozess der Studierenden in der Kunstakademie: Durch Beobachtung und Nachahmung der antiken Skulpturen lernen sie die überlieferten, bereits vorhandenen Techniken. Parallel versuchen, die heutige Technik und ihre individuellen Besonderheiten in ihren Werk zu integrieren, dadurch gelingt ihnen eine Neuinterpretation des Objekts. Mein Konzept besteht darin, dass Gute der alten architektonischen Raumordnung beizubehalten und aus dieser eine neue Ordnung erwachsen zu lassen, die modernen architektonisch anspruchsvolle Räume entstehen lässt. Durch meine Analyse des alten Bestands bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die alte Ordnung die folgenden Elemente beinhaltet: die Haupträume (wie Innenhof, Auditorium, Turm und Haupterschließung) und wichtige Wände. Diese Elemente werden zunächst bis zum Dachraum vertikal erweitert und hier neu interpretiert. Dadurch entsteht ein Dialog zwischen Alt und Neu, Schwere und Leichtigkeit, Dunkelheit und Helligkeit, Verschlossenund Offenheit...


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Shuen-Ting Kolumnentitel Jang


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Shuen-Ting Kolumnentitel Jang


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David Körper Objekt/Licht/Transparenz In dem kleinsten seiner Traktate über die Künste, der De Statua (um 1464), führte Leon Battista Alberti Architektur und Skulptur auf einen gemeinsamen Ursprung zurück: «Man nahm wohl zufällig einst an einem Baumstrunk oder an einem Erdklumpen oder sonst an irgendwelchen derartigen leblosen Körpern gewisse Umrisse wahr, die – schon bei ganz geringer Veränderung – etwas andeuteten, was einer tatsächlichen Erscheinung in der Natur überaus ähnlich sah». Vielleicht war es der inhärente Werkstattcharakter, der eine Sammlung von Gipsmodellen mit sich bringt – noch dazu, wenn sie im Zusammenhang mit einer Kunstakademie steht – der mich dazu bewogen hat, die Entwurfsaufgabe einmal andersherum zu denken: was wäre, wenn die Accademia in ihrer jetzigen Form nicht das Ausgangsmaterial sondern das Endprodukt eines Entwurfsprozesses wäre? Wie sähe der «leblose Körper» aus, in dem die «gewissen Umrisse» wahrnehmbar würden, die Alberti beschrieben hat und die später zum Kunstgegenstand werden? Wäre es möglich, dem Betrachter jene spannungsvolle Neugierde erlebbar zu machen, die ein Künstler verspürt bevor er sein Werk beginnt? Ich schlage mit meinem Entwurf deshalb eine «Rückverwandlung» der Accademia in einen erdichteten kubischen Rohzustand vor, der zugleich die Ablesbarkeit ihrer derzeitigen, historisch gewachsenen Konturen erhält. Die neue Hülle soll Bestand und notwendige bauliche Erweiterungen zu einer Einheit zusammenfassen.


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Kolumnentitel David Kรถrper


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Kolumnentitel David Kรถrper


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Jan Meinhard Alte Meister – Neuer Raum Die Accademia steht in der Jahrhunderte alten Ausbildungstradition großer Meister der Bildhauerkunst. Die Einbeziehung des Werkens in die Ausstellung und die Verknüpfung durch die Architektur sind ebenso wichtig wie die Inszenierung der alten Meisterstücke und der bestehenden gebauten Substanz. Diesen wird durch die neuen Eingriffe Raum gegeben und sowohl Kunstwerke, als auch Architektur werden neu in Szene gesetzt. Von außen sichtbar, entwickelt sich der monolithische Baukörper aus der alten Hülle. In Reminiszenz an das gewachsene Umfeld neigt der monolithische Bau seine Dachflächen in eigener Sprache aus seiner dahinter liegenden Funktion heraus und fügt sich mit dem gewählten Material aus Beton mit Zuschlägen aus Carraramarmor subtil, dennoch würdevoll und stolz, in die Umgebung ein. Das Haus lebt und verändert sich mit seinen schaltbaren Räumen. Grenzen zwischen alt und neu, Schaffen und Ausstellen, werden bewusst aufgehoben und schaffen mit Hilfe der Architektur neue Synergien.


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Kolumnentitel Jan Meinhard


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Kolumnentitel Jan Meinhard


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Tatjana Oebbeke interstizio Die Accademia di Belle Arti ist ein Gebäude, das über die Jahrhunderte immer weiter gewachsen ist und dadurch einen starken Charakter entwickelt hat. Die neue Gipsothek orientiert sich deswegen an der gewachsenen Struktur und erweitert diese um eine weitere Bauphase. Durch den neu platzierten Körper entsteht eine neue Platzsituation, die den Eingang der Akademie stärkt. Das neu geschaffene Café, das von Ausstellungsbesuchern und Studenten genutzt wird, verwendet diesen Teil als Terrasse und schafft dadurch eine belebte Platzatmosphäre. Um dem Bestehenden mit dem ihm gebührenden Respekt entgegen zu treten, bleibt zwischen Alt und Neu eine Fuge bestehen. Der monolithische Baukörper mit seinen gezielten Öffnungen ist zwar klar als neuer Teil erkennbar, steht durch seine schlichte Fassade dennoch nicht in Konkurrenz mit seinem Gegenüber, schafft aber ein bewusstes Pendant zum romanischen Turm. Der neue Teil der Gipsothek ist mit der Akademie über Stege verbunden, die den Wechsel zwischen den verschiedenen Zeiten bei jedem Übergang erlebbar machen.


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Tatjana Kolumnentitel Oebbeke


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Tatjana Kolumnentitel Oebbeke


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Karolin Schäfer Der Entwurf basiert auf dem Versuch, die Gegenwart und die Vergangenheit im Kontext zu versöhnen und der Heterogenität durch das neu entstehende Volumen dem Ensemble eine wohltuende Ruhe zu verleihen. Das Weiterbauen, als lineare Abfolge verstanden, respektiert die Zeitstrukturen, welche nahezu unangetastet bleiben. Der Bestand - ,das Alte‘ bleibt bestehen und tritt in Kommunikation mit den Elementen des ,Neuen‘. Hierbei soll das ,Neue Ganze‘ von den Stärken und der Ausstrahlung des Bestandes, vor allem von seinen überlieferten Zeitspuren profitieren. In Hinsicht der deutlichen Ablesbarkeit der zeitlichen Komponenten wird auf eine direkte Verschmelzung der beiden Gebäudekörper verzichtet. Eine Fuge trennt die beiden Volumen voneinander, doch sind sie trotzdem über einen Steg miteinander verbunden. Hierbei bildet die Ausstellungsfläche die Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau. Ein Rundgang, der den Besucher über Brücken immer wieder in den Altbau führt, macht die verschiedenen Zeitabschnitte somit erlebbar. Der neue Baukörper ist geprägt durch Einfachheit, Leichtigkeit und Klarheit. Die Form – eine Interpretation der Marmorblöcke – bildet eine vertraute Form und hebt sich subtil vom historischen Bestand ab. Die Profilglasfassade erschafft ein schlichtes Fassadenbild, das abends das Ensemble zum Leuchten bringt. Tagsüber streut sie das Licht und bietet optimales Licht für die Ausstellungsobjekte, die der Introvertiertheit und Enge des Altbaus entgegenwirken. Offene Raumabfolgen bieten der großartigen Kunstsammlung einen Raum, in dem die Architektur der Kunst keine Konkurrenz macht.


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Karolin Kolumnentitel Schäfer


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Karolin Kolumnentitel Schäfer


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Andreas Schmatz Die Erweiterung der Accademia di Belle Arti auf dem Dach ordnet sich dem Bestand unter und passt sich durch Maßstab, Körnung und Materialität der gewachsenen Struktur an. Dadurch entsteht ein Ensemble aus drei Zeitschichten, die zusammen eine Einheit bilden. Die Materialität des grauen, gespitzten Sichtbetons nimmt die Oberfläche der romanischen Natursteinfassade auf und passt sich an diese an. Das Bestandsgebäude wird mit Respekt behandelt und dessen Struktur lediglich durch kleine Eingriffe bereinigt, um die imposanten Räume und deren Qualitäten zu erhalten und zu stärken. Die räumliche Verflechtung der beiden Hauptfunktionen von Akademie und Gipsothek steht dabei im Mittelpunkt des Entwurfes. Das Kunstschaffen und das Handwerk werden selbst Teil der Ausstellung und erhalten so eine übergeordnete Bedeutung. Über Panoramafenster wird das Treiben in den Lehrräumen und Ateliers im Stadtraum sichtbar gemacht. Die Werkstatt dient als Schnittstelle zwischen Akademie und Gipsothek und lässt Einblicke in die Tätigkeiten der Schüler zu. Die Lehrräume präsentieren sich selbst als Skulpturen im Raum und erlauben den Ausstellungsbesuchern weitere Einblicke in die Ateliers der Akademie. Die neue Ausstellungsfläche ist introvertiert und soll durch ihre ruhigen hellen Oberflächen die Konzentration vollständig auf die Exponate lenken.


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Andreas Kolumnentitel Schmatz


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Andreas Kolumnentitel Schmatz


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Tobias Schneberger Accademia Gipsoteca Während sich der Altbau typologisch ideal für die Nutzung als Gipsothek eignet, entsteht auf der Piazza dell‘Accademia der Neubau, welcher die Akademie beheimaten soll. Der städtebauliche Eingriff schärft einerseits die Raumkanten des Platzes, welcher hierdurch eine Konzentration auf seinen Kern erfährt. Andererseits wird der symmetrische Teil der Renaissancefassade des Altbaus klar herausgestellt. Das Bildhaueratelier, als Ort des „Werdens“ zwischen Idee und Werk befindet sich sinnbildlich sowohl in der Akademie, als auch in der Gipsothek. Als Reminiszenz an die Steinbrüche von Carrara besteht die Fassade aus Marmor. Fassadenelemente, welche ein auf Glas aufgebrachtes Steinfurnier tragen, sorgen für eine besondere Lichtstimmung im Inneren, zu Äußeren hin jedoch für ein monolithisches Antlitz.


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TobiasKolumnentitel Schneberger


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TobiasKolumnentitel Schneberger


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Sina Titze Cambiare – Im Wandel der Epochen Erweitert werden die Bereiche durch einen Anbau der Moderne. Die über Jahrzehnte gesammelten Gipsskulpturen erhalten hier ihren Ausstellungsplatz und können nun endlich ins richtige Licht gerückt werden. Verbunden mit dem Altbau ziehen sich die Sockel mit den Figuren der Bildhauer über Splitlevel nach oben und es entstehen interne Blickbeziehungen. Der Besucher wird durch die verschiedenen Ebenen geführt. Auf der einen Seite hinauf und auf der anderen hinunter, schlendert man durch die gesamten Werke, durch Alt und Neu. Abschluss finden die Ausstellungsräume im Dachcafé, welches den Besuchern ein Ausblick über den Ort bis hin zur umgebenden Berglandschaft bietet. Der Wandel von Romanik über Renaissance bis in die Moderne lässt sich an den Fassaden ablesen. Die neue Stahlhülle überzogen mit einer Patina fügt sich weich in die roten Ziegeldächer Italiens ein und leitet auf den großen vorhandenen Platz. Das moderne Material zeigt deutlich das Neue, hält sich aber durch dezente Öffnungen in den vorgehängten Platten zurück. Inspiriert von dem Lichteinfall durch eine Baumkrone, lassen die Löcher im Inneren ein besonderes Schattenspiel zu und zeigen auch im Gebäude den Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart.


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Kolumnentitel Sina Titze


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Kolumnentitel Sina Titze


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Impressum Diplom Wintersemester 2011/ 2012 TUD Accademia di belle Arti – Gipsoteca, Carrara Technische Universität Darmstadt Fachbereich 15 Architektur El-Lissitzky-Straße 1 64287 Darmstadt Herausgeber Prof. Wolfgang Lorch Prof. Ariel Auslender Prof. HG Merz Koordination und Betreuung Dipl.-Ing. Fabian Luttropp Dipl.-Ing. Johannes Thoma Fachgebiete Fachgebiet Entwerfen und Hochbaukonstruktion Fachgebiet Plastisches Gestalten Fachgebiet Experimentelles Gestalten Sekretariate Frau R. Emig Frau A. Wittmann Gestaltung Dipl.-Des. Frank Metzger Redaktion Dipl.-Ing. Fabian Luttropp Dipl.-Ing. Johannes Thoma Mitarbeit cand.arch Nils Dasberg, cand.arch Sebastian Frell, cand.arch Severin Hamm, cand.arch Marina Okari Druck Ph. Reinheimer, Darmstadt

Bildnachweis – Die Urheberrechte der Entwürfe liegen bei den Studierenden Dank an die 5er Kommission: Prof. Morger Prof.in Heiser Prof. Pfeifer Vertreter Prof. Tichelmann Wissenschaftliche Vertreter Dipl.-Ing. Michael Haverland Dipl.-Ing. Frank Lang Studentischen Vertreter Dilek Esmer Philipp Herkelmann


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