unizet 07/09

Page 1

07/09  |  Nr. 410

Einfacharbeit

Internationalität

Hartstoffschicht

Das bestehende Beschäftigungs- und Wohlstandsniviau lässt sich nur durch immer besser qualifzierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichern.

Journalistische Kulturen aus aller Welt beschäftigen Susanne Fengler, wissenschaftliche Leiterin des Erich-Brost-Instituts und Inhaberin des Lehrstuhls für Internationalen Journalismus.

Neuartige, harte Schichtsysteme und Beschichtungsverfahren für industrielle Werkzeuge und Maschinenteile stehen im Mittellpunkt des Forschungsprofektes »OpTriCoat«

Seite 5

Seite 7

Seite 4

F3Factory = Flexible, Fast and Future Factory Europäisches Chemie-Konsortium startet in die Zukunft der Produktion.

E

ffizienz sowie Flexibilität steigern, Rohstoffkosten senken: Die Fabrik der Zukunft ist effektiver, flexibler und schont vor allem die Ressourcen wesentlich besser als heutige Standards. Mit dem EU-Förderprojekt »F3 Factory« startete ein bislang beispielloses Programm zur Entwicklung effizienter und nachhaltiger Prozesse in der Chemieindustrie. Erstmals arbeiten in dieser Größenordnung führende europäische Großunternehmen der Branche – über alle Wettbewerbsgrenzen hinweg – gemeinsam mit Forschungsinstituten und Hochschulen in einem Konsortium an neuen Technologien und Produktionskonzepten. 25 Partner aus ganz Europa haben sich hierfür zusammengefunden. Das Projekt wird über vier Jahre laufen und hat ein Volumen von etwa 30 Millionen Euro. 18 Millionen Euro kommen von der EU, die die »F3 Factory« im Zuge des 7. Rahmenprogramms fördert.

von world-scale Anlagen soll mit der Flexibilität einer Batch-Anlage kombiniert werden. Dazu sollen ganzheitliche Strategien zur Prozessintensivierung angewendet werden, um sparsamer mit den eingesetzten Rohstoffen und Energien umzugehen. Denn zusammen bedingen diese rund 70 bis 80 Prozent der Herstellungskosten und damit meist deutlich mehr als der Kostenfaktor Arbeit. Im Fokus der »F3 Factory« stehen ebenso die Entwicklung konkreter Produkte wie lösungsmittelfreie Polymere, kundenspezifisch differenzierte Tenside, hochwertige Wirkstoffzwischenstufen und innovative Werkstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Auch ein Demonstrationssowie Entwicklungszentrum soll dazu im »Chempark« Leverkusen entstehen. Der Baubeginn ist zum Jahreswechsel 2009/2010 vorgesehen, die Fertigstellung soll bis Anfang des Jahres 2011 erfolgen.

»F3 Factory« steht für »Flexible, Fast and Future Factory«. Das Konsortium will mittels schnellerer und flexiblerer Herstellungsverfahren die weltweite Technologieführerschaft der europäischen Chemieindustrie nachhaltig stärken und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Ziel ist es, die modulare kontinuierlich betriebene »F3 Factory« methodisch zu entwickeln, zugehörige Prozesse und Schnittstellen zu standardisieren sowie diese für konkrete Produkte zu demonstrieren. Die Effizienz und Skalierbarkeit

F3 Factory bündelt Know-how. Zur Auftaktveranstaltung der »F3 Factory« trafen sich alle Partner am 8. Juni bei »Bayer Technology Services« in Leverkusen. Das Technologieunternehmen des Bayer-Konzerns wird das EU-Projekt über die Laufzeit von rund vier Jahren koordinieren. „Wir stehen heute am Anfang einer für die europäische Chemieindustrie wegweisenden – vielleicht sogar revolutionären Zusammenarbeit. Denn

Nicht nur der Klimawandel und die derzeitige Krise erfordern es, die Effizienz in der rohstoffintensiven Chemieindustrie zu steigern.

die »F3 Factory« bündelt ein enormes Prozess-Know-how aus Industrie und Forschung in einem bislang einzigartigen und wettbewerbsübergreifenden Konsortium. Das Projekt belegt einmal mehr die Innovationskraft einer Schlüssel-Branche für ganz Europa“, sagte Achim Noack,

Innovationsministerium fördert TechnologiePlattform »Biokatalyse« mit 843.000 Euro.

D

ie Technische Universität Dortmund zählt zu den glücklichen Gewinnern des Wettbewerbs »Bio.NRW« des NRW-Innovationsministerium. Unter der Federführung des Lehrstuhls für Biotechnik der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen (Leitung Prof. Andreas Schmid) werden die TU-Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen des Forschungszentrums Jülich in den nächsten drei Jahren eine neue Technologieplattform für den Bereich der Biokatalyse aufbauen. Mit insgesamt 843.000 Euro – davon 540.000 Euro für die TU – fördert das Innovationsministerium dieses Projekt. Der Biokatalyse kommt im Bereich der industriellen Biotechnologie ein besonderer Stellenwert zu. Sie kommt zum Einsatz, um kostengünstige und umweltschonende Wirk-

stoffe herzustellen, die beispielsweise in der chemischen und pharmazeutischen oder auch in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie eingesetzt werden können.

Mikrobiellen Stoffwechsel optimiert nutzen Die zentrale Idee der Technologieplattform »Biokatalyse« besteht in der optimierten Nutzung des mikrobiellen Stoffwechsels zur Durchführung von Feinchemikaliensynthesen. Die neue Technologieplattform soll in das nordrhein-westfälische Cluster für Industrielle Biotechnologie (CLIB2021) integriert werden. In dem

Cluster sind Großunternehmen wie Bayer, Cognis, Evonik, Henkel oder Lanxess sowie innovative kleine und mittlere Unternehmen organisiert. In dem im Jahr 2008 erstmalig ausgelobten Wettbewerb »Bio. NRW« des Innovationsministeriums werden Forschung und Entwicklung in der industriellen Biotechnologie gefördert. Die erste Wettbewerbsrunde ist abgeschlossen, die nächste Ausschreibung startet im September dieses Jahres. Landesweit hatten sich 15 Partner aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen an der ersten Ausschreibung des Wettbewerbs beteiligt.

Geschäftsführer »Bayer Technology Services«, zu Beginn des Treffens. Und nicht nur der Klimawandel und die derzeitige Krise der Weltwirtschaft erforderten eine Effizienzsteigerung in der rohstoffintensiven Chemieindustrie, auch die in den letzten Jahren überproportional stark ge-

Nach Redaktionsschluss ging die Internetplattform der Ruhr2010-Projekte der Technischen Universität Dortmund online. Von der Kunstausstellung bis zum Kreativwirtschaftskongress hat die TU 2010 viel zu bieten und beteiligt sich mit einem eigenen Konzept an der »Kulturhauptstadt Europas«. Interessierte können sich ab sofort über die vielfältigen Aktivitäten und Projekte informieren. Der Rektoratsbeauftragte Professor Klaus-Peter Busse (Mitte) freut sich mit Julia Sattler (Referentin Studium, (links.) freuen sich zusammen mit Theresa Krupp (rechts), die den Internetauftritt gestaltet hat, über die neue Plattform. www.tu-dortmund.de/2010

Kontakt: Dr.-Ing. Lars M. Blank, Lehrstuhl für Biotechnik, Ruf: 755-7383, E-Mail: lars.blank@bci.tu-dortmund.de

www.tu-dortmund.de/unizet | redaktion.unizet@tu-dortmund.de

stiegenen Kosten für Ressourcen würden solch konzertierte Aktivitäten nötig machen. In kleineren Arbeitsgruppen stimmten die Projektbeteiligten die konkreten Arbeiten der ersten Projektphase ab und legten Verantwortlichkeiten der Zusammenarbeit fest. Fortsetzung Seite 7


unizet | Campus und Leben

Seite 2

07/09 | Nr. 410

Teilnehmerrekord zum Jubliäum: erstmals über 1.000 Sportlerinnen und Sportler beim Campuslauf

I

nsgesamt 1.257 Teilnehmerinnen und Teilnehmer feierten Ende Mai das 25. Jubiläum „ihres“ Campuslaufs. Der Lauf rund um den Campus ist die größte sportliche Tradition der Dortmunder Hochschulen, dies verdeutlichen auch die seit 2004 kontinuierlich steigenden Teilnehmerzahlen. In nur fünf Jahren hat sich die Teilnehmerzahl um mehr als den Faktor

Acht vergrößert, denn damals zählte der Lauf gerade einmal rund 150 Teilnehmer. Erst seit dem letzten Jahr wird auch der Mathetower-Run über 242 Stufen angeboten; Lars Koppers konnte seinen Titel aus dem vergangenen Jahr erfolgreich verteidigen. Die 1:09 Minuten, die er für die elf Stockwerke benötigte, bedeuteten Platz Eins und eine neue Rekordzeit. Bei

den Running-Wettbewerben sorgte das kühle Wetter für fast optimale Laufbedingungen und die zahlreichen Zuschauer sowie die Samba-Band »Barulheiros de Stockum« für den nötigen Antrieb. Die Teams »Logwings« und »Hugo-SchultzSchule Bochum« sicherten sich mit jeweils 51 Finishern die Teamwertung und durften sich über je 200 Euro freuen, der

Titel „sportlichste Fachschaft“ ging damit ebenfalls an die »Logwings«. Für das Team der Fakultät BCI stand hingegen eher der Spaß im Vordergrund; verkleidet als Asterix & Obelix erhielten sie den AOKWanderpokal „Mit Spaß dabei“. (unizet) Ergebnisse, Fotogalerien und viele weitere Infos unter: www.campuslauf.tu-dortmund.de Liebe Leserinnen und Leser, das Stichwort »Internationalität« passt nicht nur zum lang ersehnten Sommerurlaub. Internationalität ist auch typisch für die Wissenschaft. Und die Internationalität vor Ort ist eine Berei-cherung für Lehre und Forschung. Der TU Dortmund ist es deshalb ein besonderes Anliegen, junge Menschen aus aller Welt auf dem Campus zusammenzubringen. Und jetzt im Sommer ist es hier noch internationaler als sonst.

Personalkarussell dreht sich: Senat bestätigt Kanzlerkandidatin einstimmig.

A

n der Technischen Universität Dortmund ist die K-Frage bereits entschieden: Neue Kanzlerin der TU soll Regina Zdebel (siehe Foto) werden, bisher Kanzlerin an der benachbarten FernUniversität Hagen. Der Senat bestätigte in einer Sondersitzung die Kandidatin, die der Hochschulrat vor einer Woche einstimmig gewählt hatte. An der Spitze der Universitätsverwaltung würde damit zukünftig eine Frau stehen, die bereits reichlich Erfahrung im Hochschulmanagement gesammelt hat. Regina Zdebel bekleidet seit mehr als acht Jahren das Kanzleramt an der FernUniversität Hagen. Zuvor hatte die gebürtige Kölnerin bereits leitende Positionen an den Universitäten in Düsseldorf und Bonn inne.

Dies und Das Ingrid von Buchka ist einstimmig zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied der Forschungsgesellschaft für Arbeitsphysiologie und Arbeitsschutz e.V. gewählt worden. Sie tritt die Nachfolge von Dr. Roland Kischkel an. Die Forschungsgesellschaft fördert die Erforschung von Potenzialen und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Die Forschung trägt zu einer adäquaten Gestaltung der Arbeitswelt zum Nutzen und Wohl des arbeitenden Menschen, zum Erhalt und zur Förderung von Leistung, Gesundheit und Wettbewerbsfähigkeit bei. Zur Durchführung dieses Zwecks unterhält der Verein das Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Der Vorstand des Vereins besteht aus vier Personen, die das Amt ehrenamtlich ausüben. Die erste Stellvertretende Vorsitzende ist Rektorin Prof. Ursula Gather. Der Vorstand wird jeweils für drei Jahre gewählt. Katja Diers-Röpke ist zum 16. Juni zur Verwaltungsamtfrau befördert worden. Am 20. Juni öffnete sich die TU Dortmund beim Campusfest für alle interessierten Besucherinnen und Besucher. Für jeden Gast war an diesem Tag etwas dabei: Neben zahlreichen Ständen, die über ein Studium an der TU informierten, gab es viele Stationen, an denen Groß und Klein wieder einmal „Wissenschaft zum Anfassen“ erleben konnten.

Ihre Karriere in der Hochschulverwaltung begann die heute 50-Jährige nach ihrem Jurastudium an der Universität zu Köln im Jahr 1988. In Dortmund überzeugte Regina Zdebel die Findungskommission, den Hochschulrat und den Senat nicht nur durch ihre fundierte Verwaltungsexpertise, sondern auch durch ihr breites Engagement, etwa als stellvertretende Sprecherin der Kanzlerinnen und Kanzler an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland von 2004 bis 2006. Auch die Mitarbeit in bundesweiten Arbeitsgruppen der Kanzlerinnen und Kanzler zu »Dienst- und Tarifrecht« sowie »Fortbildung« zeichnen die Kandidatin aus. Die Rektorin der TU Dortmund, Prof. Ursula Gather, gratulierte Regina Zdebel zu

der Wahl: „Ich bin sehr glücklich darüber, dass unsere Universität für das Kanzleramt eine so hochqualifizierte Kandidatin finden konnte und erwarte eine erfolgreiche Vertragsverhandlung. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“ Die designierte Dortmunder Kanzlerin, die sich auch in Verhandlungen mit der FernUniversität in Hagen befindet, freut sich ihrerseits über das Votum und das dadurch ausgedrückte Vertrauen der TU: „Den Wettbewerb der Hochschulen um Fördergelder und Studierende entscheiden nicht nur die Leistungen in

Forschung und Lehre, sondern auch eine effiziente Verwaltung“, sagt Regina Zdebel. „Die Autonomie, die die Universitäten durch das Hochschulfreiheitsgesetz erhalten haben, hat hier neue Gestaltungsspielräume eröffnet, die längst noch nicht ausgeschöpft sind.“ Das Jahr 2009 ist nicht nur für die Politik ein Superwahljahr, sondern auch für die Hochschulen in NRW. Infolge der Hochschulreform werden in diesem Jahr gleich an mehreren Universitäten und Fachhochschulen neue Kanzlerinnen und Kanzler gewählt. Der amtierende Kanzler, Dr. Roland Kischkel, wechselt zum Beispiel an die Bergische Universität Wuppertal. Regina Zdebel würde ihr neues Amt zum 1. Oktober antreten. (unizet)

Ein guter Freund der TU Dortmund Am Rande des Westfälischen Abends sprach »unizet« mit Dr. Georg Kottmann.

E

nde Juni kam die Gesellschaft der Freunde der TU (GdF) zusammen, um auf ihrer Mitgliederversammlung die letzten 365 Tage Revue passieren zu lassen und in die Zukunft zu blicken. Nach dem »erhellenden« Expertenvortrag von Physik-Professor Manfred Bayer zum Thema »Licht – auch nach Jahrhunderten noch ein Geheimnis« ging es weiter in die Mensa: hier waren die Tische zum »Westfälischen Abend« gedeckt. Am Rande der Veranstaltung sprach »unizet« mit dem langjährigen GdF-Vorstandsmitglied und engagierten Freund der TU, Dr. Georg Kottmann (s. Foto), über die Freundegesellschaft, Nachhaltigkeit und Internationalität. Für Georg Kottmann war der Dialog zwischen Wissenschaft, Kultur, Gesell-

schaft und Wirtschaft schon immer ein Anliegen. „Eine Brücke bauen zwischen den Disziplinen“, wollte Kottmann. Dazu bekam er in Dortmund die Möglichkeit, als er sich Anfang der 1990er der Gesellschaft der Freunde anschloss. Auf die Idee wurde er von seiner Nichte gebracht, die an der TU Dortmund ihren Abschluss machte und mittlerweile mit ihrem Unternehmen zu den Förderinnen der TU gehört. Sie riet ihm: „Mit den Freunden musst du Kontakt aufnehmen.“ Das tat Georg Kottmann und hat seinen Schritt bis heute nicht bereut. Die enge Verbindung zum damaligen Rektor Prof. Albert Klein und dem Vorsitzenden der GdF, Dr. Alfred Voßschulte, motivierten ihn dabei zusätzlich. „Ein Freund der Universität zu sein ist gleichzeitig eine Ehre und eine Aufgabe“, sagt Kottmann im Ge-

Freunde der Technischen Universität Dortmund: Reinhard Schulz, Dr. Georg Kottmann, HeinzBert Zander, Hans Jaeger, Prof. Ursula Gather, Uwe Samulewicz, Prof. Bodo Weidlich, Prof. Manfred Bayer, Franz Hirthammer und Harald Heinze (v. l.)

spräch. Mittlerweile gehört der ehemalige Vorstandsvorsitzende der WestHyp zum Vorstand der GdF und ist stolz auf die Projekte, die die Freunde zusammen mit der Universität realisiert haben. „Das ist für beide eine Win-Win-Situation, die TU profitiert von ihren Verbindungen zur Wirtschaft, die Förderer können das Know-How der Hochschule nutzen“, freut sich Kottmann über die vielfältigen Berührungspunkte, welche die Freundegesellschaft schaffen konnte. Besonders stolz ist der studierte Betriebswirt auf den Bau des Internationalen Begegnungszentrums (IBZ), den die Freunde mit 700.000 Euro unterstützen. „Internationalität wird in Zukunft noch wichtiger werden. Mit dem IBZ als Raum für internationale Begegnungen schaffen wir eine Möglichkeit, zukunftsfähig und nachhaltig zu arbeiten“, erklärt Kottmann die Bedeutung des neuen Zentrums. Ein Gebäude für ausländische Studierende reiche da aber noch lange nicht, so Georg Kottmann. Es gehe auch immer um die Menschen, die den Ort mit Leben füllen müssen, sagt er und zitiert zwei seiner Leitsprüche, die auch auf die Arbeit der Freundegesellschaft der TU Dortmund zutreffen: „Systems make it possible, people make it happen“ und „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. (jsk)

So locken im Juni und Juli internationale Angebote Gäste nach Dortmund. Aktuell besuchen 39 Studierende unser Sommerprogramm. Sie kommen aus Hongkong und den USA, aber auch aus Südamerika und Europa. Während dort längst Semesterferien sind, besuchen sie hier Fachseminare und Deutschkurse. Weitere 38 Studierende aus Großbritannien und den USA absolvieren ein Forschungspraktikum an der »UAMR«, gefördert durch RISEStipendien. Außer den Sommergästen kommen jährlich noch 150 Austauschstudierende zu uns, durch Programme wie Erasmus oder ISEP. Sie alle heiße ich sehr herzlich willkommen! Die Universität gewinnt ihre Internationalität jedoch nicht nur durch Gaststudierende, sondern vor allem durch die multikulturelle Herkunft der regulär eingeschriebenen Studentenschaft. Über 2.000 Dortmunder Studierende haben ihren Schulabschluss im Ausland gemacht. Die Mehrheit kommt aus Asien, Osteuropa oder Afrika. Sie interessieren sich insbesondere für Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften, aber auch für spezielle Angebote wie den preisgekrönten Masterstudiengang SPRING, der sich der Raumplanung in Schwellen- und Entwicklungsländern widmet. Internationalität zeigt sich zunehmend auch in Programmen für Nachwuchswissenschaftler: Kürzlich startete an der TU das internationale Graduiertencluster für Industrielle Biotechnologie. Die NRW-Forschungsschule »Education & Capabilities« hat bereits sehr erfolgreich internationale Stipendiaten rekrutiert. Und die Fakultät Physik hat ein deutsch-brasilianisches Graduiertenkolleg beantragt. Ich wünsche mir, dass sich alle internationalen Studierenden und Doktoranden hier willkommen und wohl fühlen. Das Internationale Begegnungszentrum, das wir Ende des Jahres einweihen werden, soll dazu einen Beitrag leisten. Junge Menschen, die daheim positiv von ihren Auslandserfahrungen berichten, sind schließlich die beste Werbung für internationale Forschungskooperationen. Irgendwie ist es wie beim Urlaub: Auch hier fährt man gern dorthin, wo es Freunden gut gefallen hat. Schöne Ferien! Herzlichst, Ihre

Ursula Gather


07/09  |  Nr. 410

unizet  |  Lernen und Lehren

Seite 3

ECIU vernetzt europäische Hochschulen. International arbeiten, heißt, international denken.

S

eit mittlerweile zwölf Jahren besteht das Netzwerk »European Consortium of Innovative Universities«, kurz ECIU, nun. Seither arbeiten die beteiligten europäischen Hochschulen auf vielen Gebieten der Hochschulreform zusammen. Sie nutzen ihre gemeinsamen Ressourcen und betreiben einen regen Austausch. Dazu gehört auch ein Fortbildungsangebot für leitende Angestellte, das Dr. Meni Syrou und Bernd Eßmann genutzt haben. Von ihren Erfahrungen berichten sie in »unizet«:

Meni Syrou: Insgesamt waren wir 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von neun Hochschulen. Der Workshop fand an drei verschiedenen Orten jeweils an drei Tagen statt, nämlich an der Universität Twente in Enschede, an der University of Strathclyde in Glasgow und an der Universitat Barcelona. Bernd Eßmann: Bereichernd war vor allem, dass wir aus völlig unterschiedlichen Institutionen und Bereichen kamen. So

über das ECIU-Netzwerk 370.000 Studierende eingebunden … Bernd Eßmann: …. und 50.000 Mitarbeiter. Für sie alle ist es enorm wichtig, ihre Arbeit auch einmal aus der Vogelsperspektive zu betrachten. Nur durch diesen Perspektivwechsel gewinnt man neue Eindrücke und Ideen. Meni Syrou: Genau dafür bietet diese ECIU-Fortbildung die ideale Plattform. Zum Beispiel haben wir auch verschiedene Führungsrollen simuliert. Das hilft, über den Tellerrand zu schauen und über die eigene Arbeitssituation nachzudenken.

konnten wir neue Arbeitsfelder und Problemstellungen kennenlernen und unsere Arbeit vergleichen. Denn ein Ziel unter anderem ist es ja auch, besser zusammenzuarbeiten, um mögliche Synergieeffekte zu nutzen.

Meni Syrou: Dazu wurden wir in vier Arbeitsgruppen eingeteilt. Ich habe zum Beispiel mit einigen Kolleginnen und Kollegen über die Konzeption von Masterprogrammen diskutiert. Dieser Austausch war sehr wichtig. Schließlich sind

DoBus-Informationstag beriet Studierende über Einstieg in den Lehramtsberuf.

D

as Dortmunder Zentrum Behinderung und Studium veranstaltete am 19. Juni seinen alljährlichen Informationstag für behinderte und chronisch kranke Studierende zu Fragen des Übergangs vom Studium in den Beruf. In diesem Jahr lag der inhaltliche Schwerpunkt des Tages auf dem Übergang vom Studium in den schulischen Vorbereitungsdienst und auf dem Einstieg ins Lehramt. An der Veranstaltung nahmen 15 behinderte und chronisch kranke Lehramtsstudierende der TU Dortmund sowie anderer Hochschulen des Landes NRW teil. Inhaltliche Schwerpunkte waren die Zulassung zum und der Einstieg in den Vorbereitungsdienst mit anerkannter Schwerbehinderung, die Finanzierung technischer und personeller Hilfen während des Vorbereitungsdienstes und im Lehramt und die Einstellung in den Schuldienst nach absolviertem zweiten Staatsexamen. Als Referenten und Referentinnen konnten Mitarbeiten-

de des Integrationsamtes beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie Angehörige der Schwerbehindertenvertretung der Regierungspräsidenten Arnsberg und Düsseldorf gewonnen werden. Erfahrungsberichte einer behinderten Lehramtsanwärterin sowie eines behinderten Lehrers rundeten das informative Angebot ab. Die Mitglieder der Schwerbehindertenvertretungen ermutigten die Teilnehmenden, den schulischen Vorbereitungsdienst trotz des zu erwartenden behinderungsbedingten Mehraufwandes zu absolvieren und den Beruf als Lehrerin und Lehrer aufzunehmen. Sie machten deutlich, dass sich eine anerkannte Schwerbehinderung bei Bewerbungs- und Einstellungsverfahren nicht benachteiligend auswirken darf und dass sowohl im Vorbereitungsdienst als auch im späteren Lehramt behinderungsbedingt erforderliche Nachteilsausgleiche gewährt werden. Zu Letzterem gehört beispielsweise die Herabsetzung der Unter-

richtsverpflichtung, sofern aufgrund der Behinderung ein erhöhter Zeitaufwand für die Vor- und Nachbereitung der Unterrichtsstunden entsteht. Breiten Raum nahm auch die Finanzierung von technischen Hilfen sowie von Arbeitsassistenz ein. Für diese Hilfen sind in der Regel die Integrationsämter die zuständigen Ansprechpartner. Gleiches gilt auch für bauliche oder technische Maßnahmen, die schwerbehinderten Lehrern und Lehrerinnen an ihrer jeweiligen Schule barrierefreies Arbeiten ermöglichen. Zur Finanzierung dieser Maßnahmen werden ggf. weitere Kostenträger hinzugezogen. Alle Referierenden betonten, dass es sinnvoll sei, die Schwerbehindertenvertretung bei allen schulischen Belangen, auf die die Schwerbehinderung einen Einfluss haben kann, frühzeitig einzuschalten. Sie wiesen darauf hin, dass aktuell ein großer Bedarf an Lehrern besteht und dass die Ausübung dieses Berufs mit einer Behinderung sehr gut möglich ist. (unizet)

Bernd Eßmann: Gerade Führungskräfte sollten ihre Arbeitsweise täglich reflektieren, klare Ziele haben und diese an die Mitarbeiter weitergeben. Nur so können wir am Ende eine gemeinsame Linie verfolgen.

Info Mitglied bei »ECIU« sind zurzeit neben der TU Dortmund die Aalborg University (Dänemark), die Technische Universität Hamburg-Harburg, die Universidade de Aveiro (Portugal), die Universitat Autonoma de Barcelona (Spanien), the University of Strathclyde (GB), die University of Twente (NL), die Université de Technologie de Compiègne (France), Politecnico di Torino (Italien) und die Linköping University (Schweden). Die drei assoziierten Mitglieder sind die Tecnológico de Monterrey (Mexiko), die Southern Federal University (Russland) und die Swinburne University of Technology (Australien). Koordination: Silke Viol, Ruf: 755-4727, Mobil: (0170) 916 3499, Internet: www. eciu.org

(Interview Angelika Willers )

Campus Ansichten Ein Regenbogen über dem fast fertiggestellten ISAS-Neubau: mit dem Foto von Thorsten Schlüter, studentischer Hilfskraft am Lehrstuhl für Hochspannungstechnik an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, beginnt unsere neue »unizet«-Serie über das Leben und Arbeiten auf dem Campus der TU Dortmund. Haben Sie auch Lieblingsplätze an der TU, einen besonderen Ausblick aus dem Büro oder andere Fotos, die „Ihren“ Campus zeigen? Dann schicken Sie uns Ihre »Campus Ansichten« an redaktion.unizet@tu-dortmund.de.

Raumplanungs-Projekt gewinnt Wettbewerb für Untersuchung »alternder Räume«.

I

m Rahmen des bundesweiten Forschungswettbewerbs »Alternde Räume. Infrastruktur und Nahversorgung« konnte sich das TU-Projekt unter der Leitung von Micha Fedrowitz und Florian Krummheuer über den ersten Preis freuen. Der von der Schader-Stiftung gemeinsam mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt ausgelobte Wettbewerb fand im Rahmen der Initiative »Nationale Stadtentwicklungspolitik« statt und wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert.

Siegerinnen im Boot aus Beton: Bei der 12. Deutschen Betonkanu-Regatta auf dem Baldeneysee in Essen holte sich das Damenteam der TU, bestehend aus Annika Jobs (3. v. l.) und Nadine Kramer (3. v. r.), die Goldmedaille. Das Männerteam aus Dortmund erreichte in seinem Betonkanu einen guten vierten Platz. Damit stellte die TU Dortmund das erfolgreichste Team der international besetzten Regatta. Weitere Infos und Fotos auf: www.betonkanu-regatta.de

Lehrforschungsprojekte an Hochschulen waren aufgerufen, über einen zweijährigen Zeitraum Untersuchungen in »alternden Räumen« vor Ort durchzuführen und konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Vorgestellt wurden die Ergebnisse auf der öffentlichen Fachtagung »Alternde Räume. Infrastruktur und Nahversorgung« Ende Juni in Darmstadt. Unter alternden Räume werden Stadttei-

le oder ländliche Gebiete verstanden, die ein statistisch höheres Alter der Bewohnerschaft aufweisen. Es sind Gebiete, in denen relativ viele ältere und alte Menschen leben bei vergleichsweise wenigen Kindern und Jugendlichen sowie Vertretern der mittleren Altersklassen. Diesen Räumen fehlt es oft an Angeboten der Infrastruktur und Nahversorgung. In einer automobil und marktwirtschaftlich

ausgerichteten Gesellschaft finden sich immer weniger Versorger, die sich der Bewohnerschaft alternder Räume widmen. Die Projekte untersuchten Bedingungen von Infrastruktur und Versorgung in den Bereichen Gesundheit, Mobilität und Wirtschaft und formulierten Handlungsergebnisse für die Akteure vor Ort. Insgesamt wurden ein erster, ein zweiter und drei dritte Preise vergeben. (Fakultät)

Das Team der TU Dortmund freute sich über den ersten Platz.


unizet  |  Kultur und Gesellschaft

Seite 4

August-Macke-Preis für TU-Studentin Marina Zwetschler, Studentin der Mathematik und Kunst, hat im Rahmen des Gesamtkonzepts »August-MackePreis« den erstmals vergebenen August-Macke-Förderpreis erhalten. Der Preis wird von der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung zur Förderung, Würdigung und Sichtbarmachung neuer künstlerischer Aktivitäten in Südwestfalen für junge Künstlerinnen und Künstler gestiftet. Marina Zwetschler erhält den Preis unter anderem für ihre Bilder zum Thema »Verwirrungen - alltäglich«. Die Ausstellung, die im Rahmen des Förderpreises eröffnet wurde und einige Zwetschlers Werke zeigt, ist noch bis zum 12. August im Westfälischen Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen zu sehen. Weitere Informationen: www.südwestfaelischegalerie.de

Trauer um Prof. Maria Dorndorf Die Technische Universität Dortmund trauert um Prof. Maria Dorndorf, die am 23. April im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Maria Dorndorf war von 1957 bis zu ihrer Emeritierung 1984 Professorin für Psychologie an der heutigen Fakultät Humanwissenschaften und Theologie. Ihr Lehrgebiet war neben Pädagogischer Psychologie und Entwicklungspsychologie vor allem die Persönlichkeitspsychologie. Die TU Dortmund, die Fakultät und besonders das Institut für Psychologie gedenken in Dankbarkeit und Anerkennung einer Professorin, die durch ihre Persönlichkeit und Ausstrahlung die Psychologie in Dortmund bereichert und geprägt hat.

07/09  |  Nr. 410

Forschung und Lehre für den internationalen Dialog Prof. Susanne Fengler beschäftigt sich im Erich-Brost-Haus mit journalistischen Kulturen aus aller Welt.

B

rücken zu schlagen – zwischen Theorie und Praxis, zwischen Ost und West, zwischen Menschen und ihren Kulturen – dieses Anliegen prägt Prof. Susanne Fenglers Arbeit an der TU Dortmund. Seit 2008 ist die 37-Jährige wissenschaftliche Leiterin des Erich-BrostInstituts für internationalen Journalismus und hat den Lehrstuhl für Internationalen Journalismus am Institut für Journalistik inne. Die gebürtige Dortmunderin war vor ihrer Berufung an die TU bereits als Wissenschaftlerin, Journalistin und Autorin im nationalen und internationalen Rahmen tätig. „Das Institut ist für mich ein ideales Forum für verschiedenste internationale Aktivitäten, die mir sehr am Herzen liegen. Gleichzeitig spiegelt der Studiengang am Institut für Journalistik genau das wieder, wofür ich mit meinem beruflichen Werdegang stehe – die Verbindung zwischen Theorie und Praxis“.

widmete, ergänzte Susanne Fengler das Programm des Instituts im vergangenen Jahr um zwei Schwerpunkte. „Erich Brost hat gesagt, dass Journalisten die Aufgabe haben, Verständnis zwischen den Völkern herzustellen. Ich glaube, dass es heute eine ganz wichtige Herausforderung ist, den Dialog zwischen westlicher und arabischer Welt zu fördern“, erklärt die Professorin. Einen weiteren Schwer-

Institut aber wissenschaftlich prüfen, ob die Medienentwicklungshilfe, die dort geleistet wird, auch sinnvoll ist.“ Den verschiedenen Themenkomplexen widmen sich Fengler und ihr Team nicht nur in der Theorie, sondern auch in praxisbezogenen Projekten. Dabei reicht die Spanne von Beratungstätigkeiten in Jordanien bis hin zu einem Austausch zwi-

Hier ist ihr „Zuhause“. Prof. Susanne Fengler vor dem Erich-Brost-Haus auf dem Campus Nord

Einen weiteren Beitrag zur Verknüpfung von wissenschaftlichem Hintergrund und Praxis leistet das Erich-Brost Institut mit der Veranstaltungsreihe »Internationale Begegnungen«, die Journalisten und Medienexperten aus aller Welt ins Erich-Brost-Haus lädt. „Das Institut ist ein Forum für den Austausch über globale Themen im Journalismus. Hier kommen Studierende, Lehrende, Wissenschaftler und Praktiker zusammen, um über internationalen Journalismus zu sprechen, sich zu informieren und voneinander zu lernen“. (tk) Die Veranstaltungsreihe »Internationale Begegnungen« findet im Sommersemester 2009 noch am 2. und 9. Juli statt.

Projekte im Bereich Journalismusforschung Obwohl die promovierte Kommunikationswissenschaftlerin ihr Büro im ErichBrost-Haus auf dem Campus Nord erst vor gut einem Jahr bezog, kann sie bereits auf mehrere erfolgreiche Projekte im Bereich der Journalismusforschung zurückblicken. So haben die Professorin und ihr Team ein Konzept zur Qualitätssicherung in der internationalen Journalistenausbildung entwickelt und ein Forschungsprojekt zum Kaukasus-Konflikt durchgeführt. „Ich sehe unser Haus als einen wichtigen internationalen Forschungsort zum Thema journalistische Kulturen. Außerdem sind wir eine Institution für angewandte Forschung. Wir stellen unsere Expertise zum Beispiel staatlichen Akteuren zur Verfügung und helfen so, politische Probleme zu lösen.“ Ausgehend von der Arbeit ihres Vorgängers, Professor Gerd Kopper, der sich insbesondere dem Austausch zwischen Ost- und Westeuropa

„Ich versuche, in der Lehre Brücken zu schlagen. Die Studenten sollen sich nicht nur mit theoretischen Modellen auseinandersetzen, sondern sehen, was Kommunikationswissenschaft und Journalismusforschung in der Praxis bedeuten“, beschreibt Prof. Susanne Fengler.

Info

punkt sieht die Institutsleiterin im Aufbau von Kontakten zu Journalistinnen und Journalisten, journalistischen Ausbildungsstätten und Medieninstitutionen in Entwicklungsländern: „Wir möchten zum demokratischen Wandel in diesen Ländern beitragen. Gleichzeitig soll das

schen jungen deutschen und iranischen Journalistinnen und Journalisten. Von den internationalen Kontakten profitieren auch die Dortmunder Journalistik-Studierenden, die im Rahmen von Diplomarbeiten, Seminaren, Workshops und Exkursionen an der Arbeit des Instituts teilhaben.

Das Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus in Europa wurde 1991 durch den Herausgeber und Verleger der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, Erich Brost, als gemeinnützige GmbH aus seinem Privatvermögen gegründet. Die Idee des Stifters war es, Netzwerke zwischen europäischen Bildungseinrichtungen für Journalisten zu entwickeln, den Austausch von Studierenden und Dozenten zu fördern, neue Lehr- und Lernformen zu entwickeln und Forschung im Bereich des europäischen Journalismus zu fördern. Das Erich-Brost-Haus kann zudem nach Absprache für Veranstaltungen der Institute und Fakultäten der TU angemietet werden. Infos: www. brost.org

Institut für Gerontologie startet FragebogenAktion zum Thema Demenz in Deutschland

Wissenschaftsjournalismus: Recherchepreis verliehen

M

D

it einer groß angelegten Fragebogenaktion will die TU Dortmund herausfinden, wie die Angehörigen der rund 1,2 Millionen an Demenz Erkrankten in Anspruch genommene Angebote bewerten beziehungsweise aus welchen Gründen sie diese nicht nutzen. Auch geht es um die Frage, welche Bedürfnisse in der Demenzversorgung vielleicht bisher noch nicht berücksichtigt werden. Aus den Ergebnissen dieser Befragung will die TU Dortmund Informationen für die Planung und Anpassung von Unterstützungs- und Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige und Menschen mit Demenz in Dortmund gewinnen. „Die

Angebote können in Zusammenarbeit mit den Anbietern vor Ort so besser auf die Wünsche von Angehörigen und damit auch auf die jedes einzelnen, der einen Fragebogen ausfüllt, abgestimmt werden“, so Projektleiterin Prof. Monika Reichert. Gerade in den vergangenen Jahren habe die Versorgungslandschaft an Vielfalt hinzugewonnen, die von ärztlichen über pflegerische Angebote bis hin zur Selbsthilfe und zum bürgerschaftlichen Engagement reiche.„Die Herausforderung für die Anbieter in der Demenzversorgung ist vielmehr, miteinander erfolgreich zu kooperieren, um Reibungsverluste zu minimieren“, so die Projektleiterin. Darüber

Rund 1,2 Mio. Menschen sind an Demenz erkrankt, das Thema ist dennoch für viele ein Tabu.

hinaus sei umfassende Information und Beratung zur Angebotspalette enorm wichtig – Transparenz sei hier ein wichtiges Stichwort. Und nicht zuletzt gehe es auch darum, das Thema Demenz zu enttabuisieren, denn viele Angehörige scheuten sich davor, überhaupt Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Ohne Unterstützung in der Pflege liefen sie jedoch Gefahr, durch seelische und körperliche Überlastung selbst krank zu werden. Die Fragebogen-Aktion ist Teil eines Gemeinschaftsprojektes der Sozialen Gerontologie und Lebenslaufforschung an der TU, der Sozialforschungsstelle Dortmund (Zentrale wissenschaftliche Einrichtung an der TU) und dem Institut für Gerontologie an der TU Dortmund. Das Projekt mit dem Titel »Evident« wird vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen der Initiative Leuchtturmprojekt Demenz gefördert. Außer der Stadt Dortmund sind noch fünf weitere Zusammenschlüsse in der Demenzversorgung am Forschungsprojekt beteiligt, darunter die Stadt Köln und der Rhein-Sieg-Kreis. Pflegende Angehörige, die einen Fragebogen ausfüllen möchten, können sich an Anja Ehlers wenden. Ruf: 755-4178, E-Mail: aehlers@fb12.uni-dortmund.de. Außerdem werden noch Interessierte für persönliche Interviews gesucht. Informationen: de/evident

www.ffg.uni-dortmund.

er Peter Hans Hofschneider Recherchepreis für Wissenschaftsund Medizinjournalismus ging in diesem Jahr an die Düsseldorfer Medizinjournalistin Nicola Kuhrt. Kuhrt wurde der Preis auf der Jahrestagung des netzwerk recherche überreicht. Gleichzeitig hat die erneute Ausschreibung des mit 20.000 Schweizer Franken dotierten Preises begonnen. Die Auszeichnung wird von der Stiftung experimentelle Biomedizin (Zürich) zu Ehren des ehemaligen Max-Planck-Direktors Prof. Dr. Dr. Peter Hans Hofschneider und in Kooperation mit dem Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus an der Technischen Universität Dortmund sowie dem »netzwerk recherche« vergeben. Nicola Kuhrt erhielt den Preis für ihren Artikel »Der Pharmamarkt? Ein Bazar!« in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sowie für eine neue Rechercheskizze zum Thema »Pillen um jeden Preis«. Im Mittelpunkt stehen dabei die aktuellen Entwicklungen des PharmaMarkts – angestoßen etwa durch die Rabattverträge zwischen Pharmafirmen und Krankenkassen. In ihrem Beitrag und in ihrem neuen Rechercheprojekt setzte sich Nicola Kuhrt nach Meinung der Jury in vorbildlicher Weise mit einem Thema an der Schnittstelle zwischen den journalistischen Ressorts Wissenschaft und Wirtschaft auseinander, indem sie sowohl die medizinischen als auch die ökonomi-

schen Aspekte des Themas beleuchtete. Nicola Kuhrt absolvierte nach ihrem Studium in Wuppertal zunächst ein Volontariat bei der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf und ist seit 2003 als freie Journalistin neben der FAS unter anderem für Die ZEIT, die Süddeutsche Zeitung und den Kölner Stadtanzeiger tätig. Sie ist nach Björn Schwentker die zweite Preisträgerin des Peter Hans Hofschneider Recherchepreises, mit dem journalistische Beiträge ausgezeichnet werden sollen, die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Hintergründe der Forschung sowie der wissenschaftlichen Qualitätssicherung beleuchten.Seit einiger Zeit hat die erneute Ausschreibung des Preises begonnen. Eingereicht werden können Arbeiten, die im Jahr 2008 oder 2009 in einem deutschsprachigen Medium in der Schweiz, in Österreich oder in Deutschland veröffentlich wurden. Der Preis wird in Form eines zweckgebundenen Recherchestipendiums (Honorar sowie Reise- und Sachkosten) vergeben. Eine entsprechende Rechercheskizze ist daher Bestandteil der Bewerbung. Die Frist zur Einreichung der Bewerbung endet am 30. Oktober 2009 (Datum des Poststempels). (Fakultät) Kontakt: Prof. Holger Wormer, E-Mail: holger.wormer@udo.edu, Ruf: 755-6231 oder -4152. Weitere Informationen: www. recherchepreis-wissenschaftsjournalismus.ch


07/09  |  Nr. 410

unizet  |  Kultur und Gesellschaft

Seite 5

Neue Fachzeitschrift zum Thema Frauenforschung

Kooperation im Flur: Fakultät 12 bietet Kunst-Ausstellungen ein neues Zuhause.

D

F

as Netzwerk Frauenforschung NRW gibt eine neue wissenschaftliche Fachzeitschrift zur Frauen- und Geschlechterforschung heraus. Die Zeitschrift für »Geschlecht, Kultur und Gesellschaft« mit dem Titel »Gender« bietet ein interdisziplinäres Forum für Publikationen aus Theorie und Praxis. Der Redaktion der Zeitschrift gehören vier Professorinnen der Technischen Universität Dortmund an. Die ersten beiden Ausgaben von »Gender« sind für Herbst 2009 angekündigt. Die Zeitschrift stellt sich höchsten wissenschaftlichen Standards. Dafür stehen nicht nur renommierte Autorinnen und Autoren, ein einschlägig ausgewiesener Verlag und ein engagierter Herausgeberinnenkreis, sondern auch die Begutachtung der Beiträge im Doppel-Blind-Verfahren (Peer Review). Die zentrale Redaktion der Fachzeitschrift wird von Dr. Beate Kortendiek (Fakultät Raumplanung/TU Dortmund) geleitet, die bereits seit 1998 für die Koordination des Netzwerks Frauenforschung NRW zuständig ist. Des Weiteren gehören Prof. Ruth Becker (TU Dortmund), Dr. Heike Kahlert (Uni Rostock), Prof. Sigrid Metz-Göckel (TU Dortmund) und Dr. Sabine Schäfer (TU Dortmund) der Redaktion an. »Gender« wird dreimal jährlich mit einem Jahresumfang von ca. 480 Seiten erscheinen. Jedes Heft wird einen eigenen

thematischen Schwerpunkt, der aus den unterschiedlichen Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften hervorgeht, haben. Neben dem thematischen Schwerpunkt wird es einen offenen Teil mit Beiträgen zu unterschiedlichen Themen geben. In weiteren Rubriken werden Berichte aus der Gleichstellungs- und Beratungspraxis sowie Kongressnotizen und Buchbesprechungen veröffentlicht. Das Netzwerk Frauenforschung NRW ist ein vom Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützter Zusammenschluss von derzeit 160 Wissenschaftlerinnen an nordrheinwestfälischen Hochschulen mit einem Arbeitsschwerpunkt in der Frauen- und Geschlechterforschung. Kern des Netzwerks sind 40 vom nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium in den Jahren 1986 bis 1999 an insgesamt 21 Hochschulen in unterschiedlichen Disziplinen neu eingerichtete »NetzwerkProfessuren«. Dazu kommen ca. 20 assoziierte Professuren sowie rund 100 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen in unterschiedlichen Positionen. Sie alle eint das Interesse an einer Weiterentwicklung der Frauen- und Geschlechterforschung in allen Wissenschaftsdisziplinen durch interdisziplinäre beziehungsweise transdisziplinäre Zusammenarbeit. (unizet)

ast ein ganzes Semester hat das Seminar für Kunst und Kunstwissenschaften auf neue Ausstellungsmöglichkeiten gewartet. Ende Mai wurde der neue KUNSTraum12 eröffnet – ganz standesgemäß mit einer Ausstellung. Sicherlich bietet der KUNSTraum12 nicht die flexiblen Ausstellungsmöglichkeiten wie das GIGMAK im Exil der Kunst während der Umbauarbeiten an der Lindemannstraße. Dafür ist der neuen Ausstellungsmöglichkeit aber ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit garantiert, denn es handelt sich um die Flure vor dem viel-

frequentierten Dekanat der Fakultät Erziehungswissenschaft und Soziologie in der ersten Etage der Emil-Figge-Str. 50. Die Eröffnungsausstellung zeigt Grafiken der Studierenden Sabine Broscheit, Frauke Leiendecker und »Prinzessin Linda Quinda«. Broscheit hat sich in ihren Arbeiten Pflanzen vorgenommen. Ihre Arbeiten zeigen verschiedene Strukturen von der Mikro- bis zur Makroperspektive, die sie grafisch bearbeitet in verschiedenen Kompositionen künstlerisch verarbeitet. »Prinzessin Linda Quinda« setzt in ihrer Arbeit ein ungewöhnliches Gedicht,

Die erste Ausstellung im KUNSTraum12 zeigt Werke von »Prinzessin Linda Quinda«, Sabine Broscheit und Frauke Leiendecker (v. l.)

Industrielle Einfacharbeit ein Auslaufmodell? Welche Chancen haben einfache industrielle Arbeitsprozesse?

L

eider wird diese Frage immer häufiger dahingehend beantwortet, dass industrielle Einfacharbeit in Deutschland ein Auslaufmodell sei. Sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der öffentlichen Debatte ist sich eine Mehrheit einig, dass sich das bestehende Beschäftigungs- und Wohlstandsniveau auf Dauer nur durch immer besser qualifizierte Mitarbeiter sichern lässt. Dass dies jedoch nicht uneingeschränkt zutrifft, belegen die ersten Ergebnisse eines laufenden Forschungsprojektes am Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie (Prof. Hartmut Hirsch-Kreinsen) der TU Dortmund. »unizet« berichtete vor gut einem Jahr in ihrer Juni-Ausgabe über den Start des DFG-Forschungsprojekts, das sich mit der Frage beschäftigt, ob einfache industrielle Arbeitsprozesse in Deutschland noch eine Zukunft haben.

Einfacharbeit für fast ein Viertel der Industriebeschäftigten „Unsere Untersuchungen zeigen, dass einfache Arbeit in der deutschen Industrie gegenwärtig keineswegs ein Auslaufmodell ist“, erläutert Prof. Hartmut Hirsch-Kreinsen, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschafts- und Industriesoziologie. Danach umfasste industrielle Einfacharbeit im Jahr 2007 mit 23 Prozent immerhin knapp ein Viertel der Industriebeschäftigung. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind das knapp 1,8 Millionen Beschäftigte. Der Anteil der industriellen Einfacharbeit ist in den vergangenen Jahrzehnten zwar deutlich zurückgegangen; es zeichnet sich jedoch eine Konsolidierung des gegenwärtigen Niveaus ab. Offensichtlich stoßen viele Industriebetriebe bei der Verlagerung einfacher Tätigkeiten in »Billiglohnländer« genauso an ihre Grenzen wie bei dem Versuch, diese zu automatisieren. Viele Betriebe setzen weiterhin auf einfache manuelle Fertigung. Auf diese Weise sind sie dazu in der Lage, erfolgreich, flexibel und kostengünstig zu produzieren. Insbesondere

in der Gummi- und Kunststoffindustrie, dem Druck- und Verlagsgewerbe, dem Ernährungsgewerbe oder der Zulieferindustrie, in denen jeweils mehr als 30 Prozent der Beschäftigten als Un- und Angelernte tätig sind, spielt die Einfacharbeit weiterhin eine zentrale Rolle. So werden in vielen Zulieferbetrieben einfache Produkte in großen Serien hergestellt. Kleine Serien, die für größere Unternehmen technologisch und ökonomisch bedeutungslos sind, werden von Nischenproduzenten standortnah gefertigt. Einfacharbeit erweist sich dabei als Domäne der mittelgroßen Industriebetriebe, während sie in den industriellen Großunternehmen eher von untergeordneter Bedeutung ist. Prof. Hirsch-Kreinsen kommt zu dem Ergebnis,

dass die Liebe eines Baumes zu einem Pferdeschweif zum Inhalt hat, um. Ein auf den ersten Blick profanes Thema hat sich Frauke Leiendecker vorgenommen – Kegeln. Doch mal plakativ, mal detailversessen zeigen ihre Arbeiten, dass auch der wohl spießigsten aller »Sportarten« unter künstlerischen Blickwinkel etwas abzugewinnen ist. Die Ausstellung läuft bis zum Semesterende. Jeweils im Semesterturnus werden Arbeiten von Studentinnen und Studenten des Seminars für Kunst und Kunstwissenschaft gezeigt. (unizet)

dass wir uns in Deutschland weit ernsthafter fragen müssen, welche Chancen einfache industrielle Arbeitsprozesse in Deutschland dauerhaft haben werden und welche politischen Maßnahmen zu ihrer Sicherung und Verbesserung notwendig sind.

Nicht nur Spitzentechnologie zählt. Diese Fragen seien angesichts des bekanntlich hohen Potenzials schwer vermittelbarer und gering qualifizierter Arbeitssuchender, für die solche Tätigkeiten eine Beschäftigungschance bieten könn-

ten, von großer Bedeutung. Die Entwicklungschancen der deutschen Ökonomie sollten nicht ausschließlich im Bereich hochwertiger Produkte und Spitzentechnologien mit entsprechend anspruchsvollen Arbeitsplätzen gesucht werden. Sie bestehen auch im Bereich einfacher Arbeit, wobei das »Made Simple in Germany« weder einem Pfad technologisch anspruchsvoller und hochwertiger Industrieproduktion noch der Gestaltung fairer Beschäftigungsverhältnisse widersprechen muss. (Fakultät) Kontakt: Dr. Jörg Abel, Ruf: 755-5257, E-Mail: joerg.abel@tu-dortmund.de, Dr. Sven Pastoors, Ruf 755-5960, E-Mail: sven.pastoors@tu-dortmund.de

Maschinen haben viele Arbeiten übernommen, trotzdem ist die Einfacharbeit noch immer von großer Bedeutung für viele Beschäftigte.

Dies und Das »Bedingte Berührung« heißt die aktuelle Ausstellung im Dortmunder Kunstverein, in der sechs Kunststudierende ihre Arbeiten präsentieren. Die Ausstellung in den Räumen des Kunstvereins (Hansastraße 2-4) ist noch bis zum 26. Juli zu sehen. Schon lange kooperiert das Institut für Musik und Musikwissenschaft mit dem Dortmunder Konzerthaus. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit waren die beiden Auftritte des TU-Orchesters im Konzerthaus sowie im Audimax Ende Juni. Im Zentrum des musikalisch vielfältigen Programms stand die Oper Gianni Schicchi von Giacomo Puccini unter der musikalischen Leitung von Werner Seiss sowie der Regie von Silke Möckel und Andreas Stiel. Daneben wurde die Komposition Laborintus II von Luciano Berio aufgeführt, ein modernes, medial komplex arrangiertes Stück für Instrumentalensemble, kleinen Chor, Sologesang und Sprecher, das in Zusammenarbeit mit der Musikschule entstanden ist. Noch bis zum 14. August präsentiert die Universitätsbibliothek zum 100. Geburtstag von HAP Grieshaber in einer Ausstellung Plakate des bedeutendsten deutschen Holzschneiders und Druckkünstlers des 20. Jahrhunderts. Die Plakate entstammen der Sammlung des Dortmunder Hochschullehrers Prof. Wolfgang Leininger, Inhaber des Lehrstuhls Volkswirtschaftslehre. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 7.00 Uhr bis 1.00 Uhr und samstags von 9.00 Uhr bis 1.00 Uhr geöffnet. Der Londoner Künstler Tom Benson, in dessen Arbeit immer die Auseinandersetzung mit dem aktuellen, zeitgenössischen und politischen Potential des Sehens und Betrachtens im Zentrum steht, sprach im Dortmunder Kunstverein während der mittlerweile achten Veranstaltung der »Zwischenlandung«-Reihe.


Seite 6

unizet  |  Natur und Technik

07/09  |  Nr. 410

Energiesparendes Bauen mit Perspektive: »DOGEWO21« vergibt Forschungsprojekt an Dortmunder Forscher.

M

it ihren innovativen Ansätzen im Bereich des nachhaltigen und energiesparenden Bauens haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst jetzt auch die »Dortmunder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft« (DOGEWO21) überzeugt. Rund

240.000 Euro stellt sie der Forschergruppe um Professor Christoph Mäckler, Direktor des Instituts für Stadtbaukunst der TU Dortmund, für ein gemeinsames Forschungsbauprojekt in DortmundWambel zur Verfügung. Im Zentrum des Projekts steht der Bau von zwei Musterhäusern, die nach dem derzeit bestmögli-

chen Wissen um nachhaltige Architektur errichtet werden sollen. Selbst modernste Bautechnik hält nicht immer, was der Architekt verspricht. Was gestern noch Trend war, muss morgen ausgetauscht, saniert oder abgerissen werden, weil es technischen, gesell-

Wolfgang Sonne und Christoph Mäckler von der TU Dortmund sowie Bernd Wortmeyer und Armin Nedden von der »DOGEWO21« freuen sich auf die gute Zusammenarbeit in Wambel (v.l.).

schaftlichen, ökonomischen oder klimatischen Veränderungen nicht standhält. Der Umwelt und dem Geldbeutel zuliebe sollten innovative Ideen aber langfristig Wirkung zeigen: „Es gibt heute beispielsweise Tendenzen, nahezu alle Haustechnik, wie Heizung, Belüftung und Licht, in die Fassade zu integrieren. Salopp gesagt heißt das: Wenn Ihnen die Glühbirne kaputt geht, können Sie das Haus wegwerfen“, beschreibt Wolfgang Sonne, stellvertretender Direktor des Instituts für Stadtbaukunst, die Misere der kurzfristig gedachten technologischen Innovation.

Kein Schnellschuss beim Hausbau Ähnliche Probleme sieht der Professor für Geschichte und Theorie der Architektur in der Verwendung heute üblicher Baustoffe: „Überall in Deutschland müssen auf Grund der neuen Energieeinsparverordnung riesige Wohnungsbestände saniert werden. Die Bauherren sind gezwungen, ihre Häuser mit bis zu 20 Zentimeter, meist ölbasierten, Dämmstoffen auszustatten. Dabei weiß man jetzt schon, dass man die in 30 Jahren wieder abreißen muss. Das ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch ein irrer Kostenaufwand“, so Wolfgang Sonne weiter. Dem Schnellschuss beim Häuserbau setzt das Institut für Stadtbaukunst eine nachhaltige und umfassende Betrachtungsweise entgegen, die sich sowohl an neusten Erkenntnissen als auch an Altbewährtem orientiert: „Viele Häuser, die vor 150 Jahren gebaut wurden, stehen immer noch

und werden weitere 200 Jahre stehen, davon müssen wir lernen. Gleichzeitig spielt Innovation eine Rolle, wenn es um Bautechnik und Bauphysik geht. Wir werden gemeinsam mit den Ingenieuren der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen neue Wandaufbauten entwickeln, wissenschaftlich erarbeiten und testen“, beschreibt Professor Christoph Mäckler das Forschungsprojekt. Die geplanten Musterhäuser werden zeitgemäß sein und den gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprechen. „Wir setzen dem derzeitigen Häuserbestand architektonisch nichts entgegen, sondern ergänzen das Gebäudeensemble der Malersiedlung mit energieoptimierten Musterhäusern, die gestalterisch die gleiche Sprache sprechen.“ Zurzeit beginnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Stadtbaukunst mit der konkreten Planung des Forschungsbauprojekts. Im Herbst 2009 sind erste Ergebnisse zu erwarten. Die Bauarbeiten und die baubegleitende Forschung sollen im nächsten Jahr beginnen und nach zwölf Monaten abgeschlossen sein. „ Wir haben dann die Möglichkeit, an einem realisierten Haus zu experimentieren. Das ist etwas ganz anderes als die Simulationen im Labor. Es ist großartig, dass uns die »DOGEWO21« dabei unterstützt und so die Dortmunder Wirtschaft mit der TU in Kooperation tritt“, so Christoph Mäckler. (tk) Kontakt: Prof. Dr. Christoph Mäckler, Ruf: 755-2075, E-Mail: dis@tu-dortmund.de, Internet: www.dis.tu-dortmund.de

FoX erforscht Grundlagen Wissenschaftlerinnen untersuchen Studiendes Internet-Sprachstandards. verläufe und Studienerfolg im Maschinenbau.

D

as Internet entwickelt sich rasant weiter. Längst ist das WWW kein statisches Medium mehr: Benutzer können nicht mehr nur Seiten ansehen, sie schreiben Beiträge in Foren, stellen Videos bei Youtube oder ihre persönlichen Profile bei sozialen Netzwerken ein und verknüpfen diese verschiedenen Medien miteinander. Um diese große Dynamik und Flexibilität des Internets zu ermöglichen, müssen Standards vereinbart werden, die die Kommunikation zwischen Webseiten überhaupt erst ermöglichen. Denn sie können nicht miteinander kommunizieren, wenn sie nicht die gleiche Sprache sprechen. Diese Standardisierung ist eine der Aufgaben des »World Wide Web Consortiums« (W3C), einem internationalen Komitee, das daran arbeitet, weltweit verbindliche Internetstandards zu entwerfen. Ein Beispiel hierfür: XML (Extensible Markup Language), die »Lingua Franca« des Internets. Sie ermöglicht den Austausch von Daten im WWW und ist Basis für Dutzende von Standards von digitalen Signaturen oder Webformularen bis hin zu Datenschutztechnologien (P3P). Frühzeitig und schnell entwickelt, ist es für XML jedoch mittlerweile Zeit, „erwachsen zu werden“. Das EU-Projekt FoX (Foundations of XML), an dem die TU beteiligt ist, soll jetzt dazu beitragen, die XML-Standards an die Anforderungen moderner Internettechnologie anzupassen. Mit der Normierung von

XML 1998 und damit verbundener weiterer Sprachen hat das W3C eine wichtige Aufgabe erfüllt: Es hat zu einem Zeitpunkt provisorische Standards entwickelt, als diese dringend benötigt wurden. Diese schnelle Entwicklung hat jedoch auch ihre Nachteile, denn viele Entscheidungen mussten ohne vorherige solide theoretische Fundierung getroffen werden. Noch immer sind daher die W3C-Standards stetigen Änderungen unterworfen. Es besteht erheblicher Nachholbedarf an theoretischen Grundlagen, damit sie auf Dauer »robuster« werden. Ein Teil dieser theoretischen Grundlagen soll nun unter Dortmunder Beteiligung im Rahmen des EU-Projektes FoX entwickelt werden. Dieses Projekt wird im siebten EU-Rahmenprogramm (»Information and Communication Technologies«) mit über zwei Millionen Euro gefördert. Insgesamt werden sieben Doktoranden und Postdocs für drei Jahre finanziert. Neben der Arbeitsgruppe von Prof. Thomas Schwentick und Juniorprofessor Wim Martens des Lehrstuhls 1 für Logik in der Informatik sind weitere sechs Projektpartner der Universitäten Edinburgh, Oxford, Amsterdam, Hasselt und Warschau sowie des INRIA-Forschungsinstituts Paris beteiligt. (Fakultät) Kontakt: Prof. Thomas Schwentick, Ruf: 755-6341 , E-Mail: thomas.schwentick@ udo.edu

S

eit Beginn des Sommersemesters 2009 ist ein WissenschaftlerinnenTeam des Hochschuldidaktischen Zentrums (HDZ) mit Prof. Sigrid MetzGöckel, Marion Kamphans, Nina Friese und Jessica Wixfort den Faktoren auf der Spur, die zu einem erfolgreichen Studium beitragen. Um diese Frage zu beantworten, werden Studierende der Fakultät Maschinenbau in den kommenden drei Jahren mehrfach befragt. „Die Ergebnisse dienen dazu, einen systematischen Überblick zu erhalten, welche Zeitpunkte und Ereignisse den Studienverlauf günstig oder negativ beeinflussen. Uns interessiert, mit welchen Strategien Studierende ihr Studium und ihren Kompetenzerwerb verfolgen, “ sagt Sigrid Metz-Göckel. Die Panel-Befragungen sind Teil des BMBFForschungsprojektes »USuS« (Untersuchung zu Studienverläufen & Studienerfolg), an dem auch die Uni Hamburg, die Hochschule München und die FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven beteiligt sind. Drei Jahre lang werden die Forscherinnen die Studienstrategien in Dortmund untersuchen und Studierende wie Lehrende der Fakultät Maschinenbau über Verlauf und Ergebnisse des Projektes informieren. Vorgesehen ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Fakultät Maschinenbau und dem Hochschuldidaktischen Zentrum. In der Projektlaufzeit sollen u.a. Aufnahmekriterien für die Studieneingangsphase entwickelt und neue Lehr- und Lernformen ausprobiert und evaluiert werden. Zudem wird ein begleitender Arbeitskreis eingerichtet, an dem Lehrende des Studiengangs mitwirken, um innovative Lehrkonzepte zu diskutieren und konkrete Vorschläge für eine fachspezifische Umsetzung in Lehrveranstaltungen des Studiengangs Maschinenbau zu entwickeln. Zudem sind

hochschuldidaktische Weiterbildungen (Coaching, Beratung, Trainings) für Lehrende geplant. Die Laufzeit des Projekts: bis Ende März 2012. Das Projekt »USuS« wird mit insgesamt 970.000 Euro aus dem BMBF-Rahmenprogramm »Empirische Bildungsforschung« unter dem Titel »Hochschulforschung als Beitrag zur Professionalisierung der Hochschullehre« gefördert. Untersucht werden neben dem Bachelor Studiengang Maschinenbau an der TU Dortmund die Studiengänge Lehramt an Berufsbildenden Schulen der Universität Hamburg, der Informatik an

der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven und der Sozialen Arbeit an der Hochschule München. Die Gesamtleitung haben Prof. Dr. Margret Bülow-Schramm und Prof. Dr. Marianne Merkt von der Universität Hamburg inne, die Projektleitung an der TU Dortmund Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel und Marion Kamphans vom HDZ. (HDZ) Kontakt: Marion Kamphans, Ruf: 755-5532,E-Mail:Marion.kamphans@tudortmund.de, Nina Friese, Ruf: 755-7981, E-Mail: Nina.friese@tu-dortmund.de

Maschinenbau-Studierende werden von den Forscherinnen befragt.


07/09  |  Nr. 410

»F 3 Factory«: Fortsetzung von Seite 1 Das Chemie-Konsortium hat sich drei große Ziele gesetzt: Es soll die technische Machbarkeit des F3 Factory Konzepts belegen, außerdem wollen die Beteiligten zeigen, dass F3 Factory Prozesse wirtschaftlicher, ökoeffizienter und nachhaltiger sind als konventionelle Prozesse in kontinuierlich arbeitenden großtechnischen Verfahren oder bei kleinen und mittleren Batch-Betrieben. Und auch die Entwicklung von modularen „Plug-andPlay“-Technologien will man gemeinsam voran bringen. „Innovative Konzepte der Prozessintensivierung steigern die Energie- und Ressourceneffizienz enorm. Das führt zu einer kostengünstigeren und umweltfreundlicheren Herstellung etablierter Substanzen der Massen- oder Feinchemikalien, aber auch gänzlich neuer Produkte mit hoher Wertschöpfung“, sagte Herbert von Bose, Leiter Direktion G – Industrietechnologien in der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission, unter anderem zur Begründung der Förderung. Nach Berechnungen des Konsortiums könnte die Chemieindustrie in Europa allein durch die Umstellung auf das F3 Factory Konzept bereits rund 3,75 Milliarden Euro einsparen – und zusätzlich neue Märkte eröffnen. An der Fakultät Bio- Chemieingenieurwesen sind die Lehrstühle von Prof. Andrzej Gorak (Sprecher der TU im Projekt), Prof. Gerhard Schembecker, Prof. Sebastian Engell und Prof. David Agar) beteiligt. Kontakt: Dorota Pawłucka, E-Mail: dorota.pawlucka@bci.tu-dortmund.de

unizet  |  Natur und Technik

Nur schöne und liebenswerte Städte überleben: Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst fordern eine Wende.

W

ir können nicht länger allein auf Kosten der Vergangenheit leben: da waren sich die Redner der zweiten Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst einig. Nach wie vor sind die Stadtviertel des späten 19. Jahrhunderts die beliebtesten und teuersten Wohngegenden, während viele Neubausiedlungen der 1960er Jahre schon wieder abgerissen werden. „Das ist ökonomische Verschwendung und ökologischer Wahnsinn“, kommentierte Professor Christoph Mäckler, Direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund, die Situation. „Heute haben wir entweder Städtebau ohne Kunst oder Kunst ohne Städtebau“, ergänzte Professor Wolfgang Sonne, stellvertretender Direktor des Instituts und Organisator der Dortmunder Vorträge zur Stadtbaukunst. Dauerhafte und schöne Stadtquartiere können, nach Meinung des Professors für Geschichte und Theorie der Architektur, nur dort entstehen wo Stadtgestaltung umfassend begriffen wird. „Unsere Idee ist, dass bei Vorträgen Vertreter aus verschiedenen Disziplinen und Bereichen, also von der Universität, aus der Politik und der Praxis zusammenkommen, um die realen Probleme der Städte zu erfassen.“ Ähnlich unterschiedlich wie die Professionen der Redner im Rudolf-Chaudoire Pavillon auf dem Campus Süd waren auch die Themen ihrer Vorträge: Ein Ende der Landschaftsverbauung forderte der Wiener Gemeinderat und ehemalige Bundessprecher der Grünen, Christoph Chorherr und hinterfragte die latente Stadtfeind-

schaft von Ökologen. Die Möglichkeiten der baurechtlichen Einflussnahme auf die Gestalt der Stadt untersuchte Bernd Reiff, Honorarprofessor am Deutschen Institut für Stadtbaukunst und ehemaliger Dortmunder Stadtplanungsdezernent. Der bekannte Berliner Architekt, Hans Kollhoff, forderte in seinem Vortrag, sich endlich wieder produktiv mit dem umstrittenen Thema der städtischen Schönheit auseinanderzusetzen und lieferte dafür einen anschaulichen Berliner

N

Entwicklung der Prozesskette optimieren »OpTriCoat« erforscht verschiedene thermische Beschichtungsverfahren und neue ultrafeine nanobeschichtete Pulverwerkstoffe zur Herstellung neuartiger mikro- und nanostrukturierter thermischer Spritzschichten, die die Lebensdauer kritischer Bauteile von Maschinen und Anlagen erhöhen sollen und gleichzeitig

Das Foto zeigt eine HVOF (High Velocity Oxygen Fuel)-Anlage in Betrieb.

einmal kontrovers diskutiert werden, war von den Veranstaltern durchaus gewollt. „Es war sehr spannend zu beobachten was passiert, wenn ein Politiker auf einen Architekten trifft, um zu diskutieren, was eine gute und schöne Stadt ausmacht“, so Wolfgang Sonne. Mit den Dortmunder Vorträgen zur Stadtbaukunst, die im Oktober 2008 erstmalig stattfanden, leistet das Deutsche Institut für Stadtbaukunst einen wichtigen Beitrag zur Verknüpfung von Theorie und Praxis. Im April 2008 von Christoph Mäckler und Wolfgang Sonne an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen gegründet, widmet sich das Institut der Erforschung und Lehre der Kunst des Städtebaus. Es ist das einzige universitäre Institut für Stadtbaukunst dieser Größe in Deutschland. „Wir stehen heute vor dem Problem, dass im Städtebau jeder sein eigenes Süppchen kocht. Um nachhaltige, schöne und lebenswerte Stadträume zu bauen, wollen wir mit der Arbeit unseres Instituts Architektur, Stadt-, Raum-, Grün- und Verkehrsplanung sowie den Tiefbau wieder zusammenführen“, so Professor Christoph Mäckler. Die erfolgreiche Arbeit des Instituts im letzten Jahr gibt dem Architekten recht. Das Institut ist mittlerweile nicht nur Kooperationspartner verschiedener Institutionen und Städte, sondern hat es auch geschafft, binnen kurzem einen beachtlichen Forschungsetat aus Drittmitteln einzuwerben. (tk) Weitere Informationen: www.dis.tu-dortmund.de

Projekt sucht nach alternativen Hartschichten. entgegen. Diese fordern den Ersatz des umwelt- und gesundheitsgefährdenden Arbeitstoffes Chrom VI. Bisherige Ansätze, Chrom durch andere Beschichtungen zu ersetzen, konnten sich aufgrund der aufwändigen, unwirtschaftlichen Fertigungsweise und ungünstiger technologischer Eigenschaften, z.B. hoher Reibwerte, nicht flächendeckend in der industriellen Anwendung durchsetzen.

Stadtspaziergang. Die anti-ästhetischen Reflexe der Raumplanung kritisierte der Wiener TU-Professor Georg Franck und verlangte eine Stadtplanung, die architektonische Qualität als notwendigen Bestandteil begreift. Der junge Architekt und Städtebauer, Ingemar Vollenweider aus Basel, sprach sich zum Abschluss des Tages für eine umfassende Stadtbaukunst aus, die alle Anforderungen der Stadt in ein schönes und bleibendes Stadtbild gießt. Dass die Inhalte der Vorträge auch

Schöne Stadträume zeigte Architekt Hans Kollhoff bei seinem „Berliner Stadtspaziergang“. Das Foto zeigt die vom entworfenen Leibnizkolonnaden am Walter-Benjamin-Platz in Berlin.

1,5 Millionen für »OpTriCoat« euartige, harte Schichtsysteme und neue Beschichtungsverfahren für industrielle Werkzeuge und Maschinenteile stehen im Mittelpunkt des neuen Forschungsprojekts »OpTriCoat – Mikro- und nanostrukturierte Pulver- und Hochleistungsbeschichtungen«. Das mit rund 1,5 Millionen Euro vom NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie finanzierte Projekt wird auf wissenschaftlicher Seite koordiniert vom Institut für spanende Fertigung (ISF) und dem Lehrstuhl für Werkstofftechnologie (LWT) der Fakultät Maschinenbau, unterstützt von der FH Gelsenkirchen. Industrielle Partner sind die Dortmunder »Thermico« GmbH und Co. KG sowie der Turbokompressor-Dichtungshersteller »Flowserve« Dortmund. Verschleißschutz an Werkzeugoberflächen oder Maschinenelementen stellt ein großes Problem im Maschinenbau dar. Der hierzu eingesetzten Hartchrombeschichtung stehen neue EU-Richtlinien

Seite 7

auch ökonomisch realisierbar sind. Ein Hauptaugenmerk der Wissenschaftler liegt auf der Entwicklung einer optimierten Prozesskette. Diese soll es zum einen ermöglichen, die Oberfläche der Bauteile durch Präparation des Grundwerkstoffs mittels spanender Fertigungsverfahren in einem einzigen Fertigungsschritt so herzustellen, dass deren Struktur optimal für die Applizierung der thermisch verspritzten Hartstoffschicht vorbereitet ist. Zum anderen ist ein Ziel, den Prozess der Nachbearbeitung der thermisch verspritzten Trägerschicht so zu gestalten, dass eine mikrometer-dünne Hartschicht aus DLC (Diamond-like-Carbon) nach der Applikation eine sehr hohe Oberflächenqualität erreicht. Mit dieser Methode kann ein neues Hochleistungsschichtsystem mit angepassten Eigenschaften bereitgestellt werden. (unizet) Kontakt: Dipl.-Ing. Achim Peuker, Ruf: 755-2364, E-Mail: peuker@isf.de

TU Dortmund PIK AS: Mathegewinnt bei unterricht hightech.NRW. reformieren Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW hat die Gewinner des zweiten Wettbewerbsaufruf »hightech.NRW« bekannt gegeben: Der Lehrstuhl für Kommunikationsnetze von Prof. Christian Wietfeld gehört als Koordinator des Projektes »Avionic Digital Service Platform« (AVIGLE) zu den Gewinnern des Wettbewerbs. Mit AVIGLE wird eine multifunktionale, fligende Serviceplattform erforscht, die mit Hilfe von autonomen Flugrobotern in den Hightech-Disziplinen 3D-Virtualisierung sowie ad-hoc Funkversorgung späteren Anwendern neuartige Dienste mit erheblichen Kosten- und Qualitätsvorteilen bieten wird. AVIGLE ermöglicht einerseits die effiziente 3D-Erfassung und Virtualisierung von Einzelgebäuden, Siedlungen und ganzen Regionen in Quasi-Echtzeit. Andererseits adressiert das AVIGLE-Projekt die temporäre Ergänzung von Funknetzen bei Großveranstaltungen, Netzausfällen oder Rettungseinsätzen durch fliegende Funkstationen. In dem interdisziplinären Forschungsprojekt wird die TU Dortmund mit den Unis Aachen und Münster, den Forschungsinstituten Fraunhofer IMS (Duisburg) und IMST (Kamp-Lintfort) sowie den Hightech-Unternehmen aus NRW Aerowest (Dortmund), mimoon (Duisburg), rmh new media (Köln), microdrones (Siegen) und Schübeler Antriebssysteme (Paderborn) zusammenarbeiten. Der Wettbewerb »hightech.NRW« fördert branchenübergreifend neue Hightechprojekte. Bis zu 170 Millionen Euro stellt das Innovationsministerium bis 2013 in drei Wettbewerbsrunden zur Verfügung. Der Wettbewerb richtet sich an Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Christian Wietfeld, Ruf: 755-4515, E-Mail: christian.wietfeld@tu-dortmund.de, Internet: www.cni. tu-dortmund.de.

Seit Februar gibt es an der TU Dortmund das Projekt PIK AS, das von der Deutschen Telekom Stiftung und dem Ministerium für Schule und Weiterbildung unterstützt wird. Eine Gruppe von 15 Wissenschaftlern und Lehrern arbeitet unter der Leitung von Prof. Christoph Selter (Fakultät für Mathematik) und Prof. Wilfried Bos (Institut für Schulentwicklungsforschung) an der Entwicklung von Materialien zur Reform des Mathematikunterrichts in der Grundschule. Denn zu Beginn des laufenden Schuljahres ist ein neuer Lehrplan in Kraft getreten, der neben den inhaltsbezogenen Kompetenzen, wie dem sicheren Erwerb des Einmaleins, auch die prozessbezogenen Kompetenzen betont. Dieses neue Verständnis von Mathematikunterricht ist für viele Lehrer der Grundschule ungewohnt. Daher entstehen im Projekt Materialien für die Lehrerfortbildung und für den Einsatz im Unterricht. Entwickelt werden die Materialien in enger Zusammenarbeit mit 15 NRW-Kooperationsschulen. Mit der Busenberg-, der Erich-Kästner- und der Steinhammer-Grundschule sind drei Dortmunder Schulen beteiligt. Zur Präsentation der Ergebnisse kamen 130 Personen aus ganz NRW, die in der Lehrerfortbildung engagiert sind. Die Ergebnisse sind zu finden unter www.pikas.tudortmund.de. Dietmar Schnelle, Projektleiter Mathematik der Deutschen Telekom Stiftung und Prof. Christoph Selter (v. l.).


Seite 8

unizet  |  Wissenschaft und Praxis

07/09  |  Nr. 410

Start-Up der TU Dortmund präsentiert das Vorlesehandy.

Familienkongress im Stadion

M

A

itte Mai stellte das junge Unternehmen »elumo« erstmals das mobile Vorlesesystem TextScout der Öffentlichkeit vor. Auf der SightCity Frankfurt, Deutschlands größter Messe für Blinden- und Sehbehindertenhilfsmittel, hatten Besucherinnen und Besucher drei Tage lang die Möglichkeit, die neue Vorlesesoftware noch vor ihrer Markteinführung Anfang Juni auszuprobieren und sich von einem Kamerahandy abfotografierten Text vorlesen zu lassen. Das Vorlesehandy ermöglicht vor allem blinden und sehbehinderten Menschen sowie Analphabeten auch unterwegs den Zugang zu Text. Mit dem Handy werden Textabschnitte fotografiert und anschließend laut vorgelesen. Blinde Nutzer werden durch Töne und Sprachkommandos bei der Handhabung und Ausrichtung unterstützt. Damit sind sie in der Lage, beispielsweise Hinweisschilder, Plakate oder Prospekte überall zu lesen, unabhängig von fremder Hilfe. Den Prototyp von TextScout realisierte Christian Bott

bereits im Rahmen seiner Diplomarbeit im Fach Elektrotechnik an der TU Dortmund. Nach seinem Abschluss im Februar vergangenen Jahres entwickelte er die Software weiter und gründete im März dieses Jahres gemeinsam mit Martin Lautzas die elumo GmbH mit Sitz in Münster. Für die Entwicklung ihrer Vorlesesoftware wurden die beiden Gründer mehrfach ausgezeichnet, unter anderem auf der CeBIT 2008 beim »Gründerwettbewerb – Mit Multimedia erfolgreich starten« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. In der Aufbauphase wurde das Projekt mit einem EXIST-Gründerstipendium an der TU Dortmund gefördert und in Kooperation mehrerer Lehrstühle und Einrichtungen der Universität betreut. Nach dem großen Interesse seitens des Publikums auf der Messe in Frankfurt und der guten Resonanz allgemein, sind sich die beiden Geschäftsführer nun sicher, dass TextScout nach dem Verkaufsstart Ende Juni ein Erfolg wird. (Transfer)

Das »elumo«-Team auf der SightCity-Messe: Die beiden Firmengründer Martin Lautzas und Christian Bott sowie Mitarbeiterin Heike Schwiertz (v. l.).

500 Fachkräfte und Experten diskutierten, wie Familien gestärkt werden können. uf dem Familienkongress legten anerkannte Experten in Vorträgen und im Rahmen einer Podiumsdiskussion ihre Sicht auf familienrelevante Themen dar. Auf einem Markt der Möglichkeiten stellen rund zwanzig Organisationen Praxisbeispiele zu den Kongressthemen vor: Betriebliche Kindertageseinrichtungen und Mehrgenerationenhäuser zählten ebenso dazu wie Jugendhilfe und Ganztagsschule, kulturelle Bildung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zwölf Workshops boten darüber hinaus eine Plattform, um Fragen rund um die Familie zu vertiefen. Wie sieht eine familienfreundliche und -gerechte Kommune aus?

den letzten Jahren große Anstrengungen zum Thema Familienfreundlichkeit unternommen, Innovationen eingeleitet und Verbesserungen für Familien erreicht. Davon konnten sich die zahlreichen Gäste aus Forschung, Politik und Praxis überzeugen, ebenso wie TU-Rektorin Prof. Ursula Gather, Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer, und Prof. Thomas

Sahen sich den „Markt der Möglichkeiten“ an: Prof. Thomas Rauschenbach und TU-Rektorin Prof. Ursula Gather (v. l.).

TU und Stadt tun viel für die Familienfreundlichkeit. Wie können Ressourcen für Familienfreundlichkeit im Stadtteil vernetzt werden? Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es in Unternehmen und wie können diese wirkungsvoll gestaltet werden? Wie können Familien mit Migrationshintergrund besser erreicht werden? Welche Rolle spielen Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsinstitutionen beim Aufwachsen junger Menschen? Beide Veranstalter, die TU Dortmund und die Stadt Dortmund, sind in Sachen Familienfreundlichkeit seit Jahren stark engagiert. So forscht die Technische Universität Dortmund nicht nur seit langem zu diesem Themengebiet, sondern wurde auch mit dem Zertifikat »audit berufundfamilie« der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung als familienfreundliche Hochschule ausgezeichnet. Die Stadt Dortmund hat in

Lieferpartnerschaften, Ausbeutung und Korruption im Einkauf: Supply Chain Experten trafen sich in Dortmund.

D

ie Verhältnisse in der Supply Chain sind ähnlich kompliziert wie das private Beziehungsleben. Das Spektrum reicht von stabilen Partnerschaften bis hin zu zerrütteten Lieferbeziehungen. Dies zeigten die zahlreichen Vorträge aus Wissenschaft und Praxis auf dem Kongress „Supply Chain Management im Mittelstand“. 160 Experten hatten sich im Dortmunder Harenberg City-Center versammelt, um sich darüber auszutauschen, wie man erfolgreich seine Lieferkette organisiert. Referenten und Teilnehmer waren sich einig: Der Erfolg eines Unternehmens hängt entscheidend von seinen Partnern auf vor- und nachgelagerten Stufen ab. „Drum prüfe wer sich ewig bindet“ gilt daher auch in der Lieferantenauswahl und der Findung von Vertriebspartnern. Zahlreiche Unternehmen wie Bayer, Claas, Volkswagen, oder auch logistische Dienstleister wie Fiege und Kuehne & Nagel zeigten auf, wie sie eine erfolgreiche langfristige Partnerschaft in der Supply Chain gestalten. Eine enge integrierte Kooperation mit langfristiger Ausrichtung setzt ein Umdenken bei den Beteiligten voraus. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit von Fiege und Eurocopter in der Industrie- und Fertigungslogistik. Bisherige Aufgaben von Eurocoptor werden an den logistischen Dienstleister übertragen, z.B. Wareneingangskontrolle, Vorfertigung, Zollabwicklung und die Ersatzteilversorgung. Eine solche partnerschaftliche Zusammenarbeit ist aber deutlich zu unterscheiden von einer falsch verstandenen Nähe. Wie gefährlich eine zu große Nähe werden kann, legten Dr. Sabine Stetter und Martin Lamm von der Kanzlei Peters, Schönberger & Partner dar. Täter nutzen

Schwächen im System, z.B. nachlässige Kontrollen hinsichtlich doppelter oder überhöhter Rechnungen. Aber wie kann man sich gegen Korruption im Einkauf schützen? Dagegen helfen klare Verhaltensregeln und vor allem IT-Kontrollen, die kritische Muster aufdecken, z.B. eine hohe Anzahl an Geschäften mit einem Lieferanten knapp unterhalb der Genehmigungsgrenze. Ein weiteres beherrschendes Thema auf der Tagung der Wirtschaftsfakultät der Technischen Universität Dortmund waren die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Lieferkette. Hauptreferent Wilhelm

Rauschenbach, Leiter des Deutschen Jugendinstituts, die bei einem Rundgang vor Ort über die Großveranstaltung. sich selbst ein Bild machen konnten von den vielfältigen Möglichkeiten und Ansätzen, die es in der Stadt Dortmund und an ihrer Technischen Universität zum Thema »Familien stärken und unterstützen« gibt. (unizet)

Schreiner, Partner der Prüfungsgesellschaft Ernst & Young fasste die zentralen Herausforderungen für die Supply Chain wie folgt zusammen: Liquiditätsknappheit, Ausfall von Kunden und Lieferanten, überhöhte Bestände, Wegfall von Skaleneffekten durch Umsatzeinbrüche sowie Überkapazitäten im Markt. Im Vordergrund stehen daher kurzfristige operative Maßnahmen zur Kostensenkung und Freisetzung von liquiden Mitteln. Um flüssig zu bleiben, sollten Forderungen verringert, Bestände reduziert und Zahlungsbedingungen verbessert werden. Ähnlich sah Hauptreferent Michael Kaltenbach von IBM zwei große Herausfor-

Organisatoren der Supply-Chain-Konferenz in Dortmund: Prof. David Woisetschläger, Prof. Andreas Hoffjan und Prof. Ralf Gössinger. (v. l.).

derungen für Supply Chain Manager: die Bewältigung der zunehmenden Informationsflut und die Etablierung eines effektiven Risikomanagements. Gerade die Beherrschung großer verteilter Datenmengen und ihre zuverlässige Interpretation ist ein Hauptproblem des modernen Lieferkettenmanagements. Die größten Hürden auf dem Weg zu einem effektiven Risikomanagement entlang der Lieferkette sind das Fehlen standardisierter Prozesse, mangelhafte Daten und ungeeignete Technologien.Insbesondere aufgrund der Wirtschaftskrise wollten viele Unternehmer wissen, wie sie mehr aus der Lieferkette herausholen können. Vor allem mächtige Abnehmer fordern von ihren Lieferanten die Offenlegung von Kosteninformationen. Diesen Wissensvorteil spielen sie dann in Preisverhandlungen aus. Von der Marge des Lieferanten bleibt dann häufig gerade so viel übrig, dass es noch zum Überleben reicht. Die Teilnehmer diskutierten Wege, wie sie sich als Zulieferer vor Ausbeutung schützen können. Dabei geht es auch ohne diese Daumenschrauben. Prof. Ulrich Thonemann von der Universität zu Köln skizzierte den Weg zum „Supply Chain Champion“. Diese Unternehmen können die Leistung ihrer Lieferkette dauerhaft erhöhen. Beispielsweise haben im Handel die „Champions“ doppelt so hohe Leistungssteigerungen erreicht wie der Durchschnitt. Sie weisen eine deutlich höhere Regalverfügbarkeit, im Verhältnis zum Umsatz niedrigere Logistikkosten und einen wesentlich geringeren Gesamtbestand auf. „Höher – schneller – weiter!“, so beschreibt der Supply Chain Experte das Vorgehen der erfolgreichen Unternehmen. (Fakultät)

G-DUR für vorbildliche Arbeit geehrt Das Netzwerk »Gründungen aus der Wissenschaft in Dortmund und Region« G-DUR, koordiniert von der Transferstelle der Technischen Universität Dortmund, ist vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) im Wettbewerb »European Enterprise Award« 2008/2009 in der Kategorie »Förderung von Unternehmertätigkeit« als eines von fünf europäischen GoodPractice-Projekten gewürdigt worden. Sieger in der Kategorie wurde die Universidad Politécnica de Valencia in Spanien. Aus Sicht einer Expertenjury ist die Gründungsförderung an der TU Dortmund im europäischen Vergleich vorbildlich.

Impressum Herausgeber: Technische Universität Dortmund, 44221 Dortmund (Referat für Öffentlichkeitsarbeit) Chefredaktion: Angelika Willers (Wi), Ruf: (0231) 755-5449, E-Mail: redaktion.unizet@tu-dortmund.de Weitere Mitarbeit: Sylvia Ebbes (Vertrieb), Jürgen Huhn (Fotos), John-Sebastian Komander (jsk), Theresa Krupp (tk), Gabriele Scholz (Redaktionsassistenz) Internet: www.tu-dortmund.de/unizet Basisgestaltung: grimm.design, Düsseldorf ISSN: 1439-1198 »unizet« erscheint neun Mal im Jahr während der Vorlesungszeit.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.