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Jubiläum
Ausstellung
Demenz
Die Gesellschaft der Freunde der Universität wird 50 Jahre alt, die TU Dortmund immerhin schon 40 Jahre. Gemeinsam laden sie ein, um dieses Ereignis zu feiern.
„Sich ein Bild machen...“: Studierende des Seminars „Kulturanthropologie des Textilen“ haben eine Ausstellung für das Familien- und Kindermuseum mondomio konzipiert.
Zusammen mit 28 anderen Projekten wird das Leuchtturmprojekt „Evident“ vom Bundesministerium für Gesundheit mit insgesamt 13 Millionen Euro gefördert.
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Rente mit 67: Stichtag: 2. Januar 2013 Dortmunder Forschungsprojekt widmet sich betroffenen Frauen.
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er 2. Januar 2013 ist der Stichtag für die „Rente mit 67“. Dann nämlich müssen die ersten, davon betroffenen älteren Beschäftigten länger arbeiten. Allerdings sieht das Gesetz eine Staffelung in der Weise vor, dass die Regelaltersgrenze ohne Abschläge nur schrittweise auf das 67. Lebensjahr heraufgesetzt wird. Einerseits ist das sicherlich sinnvoll. Unsere Gesellschaft wird immer älter, also warum sollen wir dann nicht auch länger arbeiten? Zudem sinkt
das von der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA) in Auftrag gegeben und von der „Forschungsgesellschaft für Gerontologie“ in Kooperation mit „TNS Infratest Sozialforschung“ durchgeführt wurde, widmet sich genau diesem Problemfeld der älteren Arbeitnehmerinnen. Das Ziel der Forschung: Rechtzeitig Problembereiche zu identifizieren, um als Personalverantwortlicher, Gesetzgeber, aber auch als Arbeitnehmerin selbst reagieren zu können.
Das sind die Ausgangsvoraussetzungen, auf denen das Projekt „Rente mit 67 – Voraussetzungen für die Weiterarbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen“ fußt. Davon ausgehend haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Gerontologie an der TU Dortmund repräsentativ für fast fünf Millionen Betroffene 1.800 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmerinnen der Geburtsjahrgänge 1947 bis 1964 befragt. Das sind die Jahrgänge, die von der An-
ihre derzeitige berufliche Tätigkeit auch bis 67 ausüben zu können. Immerhin beurteilen jedoch 42 Prozent der Befragten die Voraussetzungen zur Weiterarbeit als eher oder sehr negativ. Als Hauptgrund wurde dabei die eigene Gesundheit genannt. Als gewichtige Risikofaktoren für das Ziel, länger im Erwerbsleben zu verbleiben, gelten aber auch eine geringe Qualifikation der Arbeitnehmerinnen sowie – mit zunehmender Tendenz – die Pflege nahe stehender Verwandter, zumeist eines Elternteils.
Rente mit 67 auch in der Breite ermöglichen
Viele Frauen können sich vorstellen auch bis 67 zu arbeiten, allerdings unter anderen Arbeitsbedingungen. Vor allem gesundheitsgefährdende Arbeitsbelastungen müssen reduziert und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden.
durch den demographischen Wandel in Deutschland die Zahl der Erwerbspersonen, wodurch es in den nächsten Jahrzehnten zu einer stärkeren Belastung der sozialen Sicherungssysteme kommen wird. Deshalb werden wir es uns auch gar nicht mehr leisten können, dass viele ältere Beschäftigte etwa mit 62, 63 oder 64 Jahren in Rente gehen. Andererseits sind mit der Anhebung des Renteneintrittsalters aber auch Risiken verbunden. Die Frage ist, ob Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter den gegebenen Arbeitsanforderungen, den gesundheitlichen Voraussetzungen und den mentalen Ressourcen überhaupt länger arbeiten werden können. Insbesondere Frauen sind da aufgrund ihrer strukturell schwächeren Arbeitsmarktposition Risiken ausgesetzt. Das Projekt „Rente mit 67 – Voraussetzungen für die Weiterarbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen“,
Frauen verdienen noch immer weniger als Männer Frauen haben geringere Entwicklungsund Aufstiegsmöglichkeiten als Männer, sie verdienen weniger und müssen sehr häufig zusätzlich Kindererziehung bzw. Pflegearbeit und Beruf unter einen Hut bringen. Frauen arbeiten eher Teilzeit oder in zeitlich begrenzten Arbeitsverhältnissen und sind in der Regel schlechter gegen soziale Risiken wie Arbeitslosigkeit oder Altersarmut abgesichert. Gelingt es also nicht, Frauen in das „große“ politische Ziel der „Rente mit 67“ einzugliedern, droht vielen nicht nur ein unzureichendes Alterseinkommen, sondern der deutschen Wirtschaft auch ein kostspieliger Verlust an Humankapital sowie an Sozialversicherungsbeiträgen.
hebung des Rentenalters betroffen sind. 27 Prozent der Frauen sind Arbeiterinnen und 73 Prozent Angestellte. 40 Prozent von ihnen arbeiten Teilzeit. „Mit diesem Projekt haben wir das erste Mal den Fokus allein auf Frauen gelegt“, sagt Prof. Gerhard Naegele, Leiter des Instituts für Gerontologie an der TU, „und haben so erstmals die Chance bekommen, repräsentative Daten über ältere Frauen in der Arbeitswelt zu gewinnen“. Naegele und seine Kollegen fragten die Betroffenen u.a., wie sie selbst ihre Weiterarbeitsfähigkeit einschätzen, wie sie ihre Arbeitsbedingungen bewerten, welche Risikofaktoren sich mit Bezug auf die Weiterarbeit identifizieren lassen und was die Arbeitnehmerinnen bereits heute tun, um ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Heraus kam dabei, dass mit 57 Prozent eine knappe Mehrheit der Frauen denkt,
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Bei der bloßen Analyse der Weiterarbeitsfähigkeit will es die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ aber nicht belassen. Sie wird mit einer ganzen Reihe von Angeboten des Wissenstransfers dabei mithelfen, dass die „Rente mit 67“ auch in der Breite ermöglicht werden kann. Dabei geht es vor allem um die Gestaltung alternsgerechter Arbeitsplätze und mitarbeiterorientierter Unternehmenskulturen. Konkret fordern die an der Studie beteiligten Forscher die Reduzierung gesundheitsgefährdender Arbeitsbelastungen, mehr Arbeitszeitsouveränität, mehr Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen vor allem für ältere Frauen, Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege sowie eine innerbetriebliche Kultur der Anerkennung und Wertschätzung, die gerade auch ältere Arbeitnehmerinnen berücksichtigt. „Unternehmer sollten versuchen, in Zukunft den ganzen Lebenslauf ihrer Arbeitnehmerinnen in den Blick zu nehmen“, erklärt Prof. Naegele, „denn nur gesunde Arbeit ist eine gute Gero-Prophylaxe“. (uta)
Info Das „Institut für Gerontologie“ wurde 1992 von der „Forschungsgesellschaft für Gerontologie“ gegründet. Es widmet sich in erster Linie der Konzeption und Umsetzung sozialgerontologischer Forschungsprojekte. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen arbeiten zusammen, um der Vielschichtigkeit sozialgerontologischer Fragestellungen gerecht zu werden. Leiter des Instituts ist Prof. Gerhard Naegele (Foto). Seit 1996 sitzt es im Arbeits- und Sozialwissenschaftlichen Zentrum (ASZ) in Dortmund-Eving., Kontakt: Institut für Gerontologie, Evinger Platz 13, 44339 Dortmund, Ruf: 728488-0, Email: ffg@post.uni-dortmund.de, Rente mit 67 – Voraussetzungen für die Weiterarbeitsfähigkeit älterer Arbeitnehmerinnen“ unter www.inqademographie.de//
Nach Redaktionsschluss hat der Senat eine Sondersitzung für den 31. Mai einberufen. Auf dieser Sitzung wird dem Senat vom Hochschulrat ein(e) Rektorkandidat(in) präsentiert. Zur Sitzung eingeladen ist die Hochschulöffentlichkeit. Nach der Grundordnung der Technischen Hochschule wird die Rektorin bzw. der Rektor vom Hochschulrat mit der Mehrheit der Stimmen des Gremiums gewählt. Die Wahl bedarf einer Bestätigung des Senats mit der Mehrheit seiner Stimmen. Diese Bestätigung muss innerhalb von drei Monaten erfolgen. Erfolgt die Bestätigung durch den Senat nicht innerhalb dieser Frist, kann der Hochschulrat die Bestätigung mit einer Mehrheit von drei Viertel seiner Mitglieder ersetzen. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe der Unizet.
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unizet | Campus und Leben
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Freunde und TU Dortmund danken Spendern.
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ie Gesellschaft der Freunde der Universität Dortmund e.V. (GdF) wird 50 Jahre und hat für die TU Dortmund ein passendes Geschenk zu ihrem 40. Geburtstag gefunden: 1,2 Millionen Euro für den Bau des Internationalen Begegnungszentrums, das ein neuer zentraler Treffpunkt für alle Studierenden der TU Dortmund werden soll. Spenden in Höhe von nahezu 700.000 Euro haben TU und Freundegesellschaft eingesammelt. Auch die Studierendenschaft der TU unterstützt das Begegnungszentrum tatkräftig und steuert 500.000 Euro aus den Studienbeiträgen bei. Baubeginn ist in Kürze – der erste Spatenstich erfolgt im Rahmen der offiziellen Jubiläumsveranstaltung der Gesellschaft der Freunde am 5. Juni.
700.000 Euro ist fast erreicht. Die eine oder andere Spende müssen wir noch einwerben“, so Weidlich. Für die Spender gab es eine Miniaturausgabe des IBZ als kleine Anerkennung. Im IBZ wird eine „Wall of Fame“ die Namen aller Spender tragen. Eberhard Becker freut sich auf das neue Zentrum: „Das Begegnungszentrum wird ein zentraler Ort der Begegnung und Kommunikation sein. Studierende aus dem In- und Ausland werden hier gemeinsam wissenschaftlich und künstlerisch arbeiten. So entsteht auf dem Campus ein Zeichen der weltoffenen und internationalen TU!“ Die Errichtung des IBZ stellt die Umsetzung einer langgehegten Idee dar,
bei der es nun gelungen ist, durch die erfolgreiche Spendenkampagne sowohl die Universitätsöffentlichkeit als auch Förderer in der Stadt und der Region für das Thema „Internationalität“ zu begeistern. Das IBZ hat Signalwirkung beim Ausbau eines nie dagewesenen Netzwerks von Partnern aus der Hochschule, der Stadt und der Region, die sich gemeinsam für die Förderung von internationalen Beziehungen und interkulturellem Verständnis am Standort Dortmund einsetzen. Das IBZ wird den internationalen Studierenden eine Heimat geben und den deutschen Studierenden die Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln - beides auf dem Campus. Informations- und Beratungsveranstaltungen, Ausstellungen
und Kulturfeste werden ebenso zum Programm des IBZ gehören wie Workshops zur interkulturellen Kompetenz, Kontaktbörsen für Unternehmen und Bewerbungsworkshops für Arbeitsplätze im Ausland. Vor allem durch die Sparkasse Dortmund, die Wilo AG und die Rudolf Chaudoire Stiftung sowie durch die Studienbeiträge der Technischen Universität kann der Bau des Internationalen Begegnungszentrums realisiert werden. Weitere Großspender konnten mit der Signal Iduna Gruppe, der DEW21, der Reinoldigilde, dem Unternehmensverband der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung, der Dortmunder Volksbank eG und der Böco Böddecker & Co. GmbH gewonnen werden. (UniZet) Freunde der Universität, die TU Dortmund und viele Spender unterstützen den Bau des Begegnungszentrums (v.l., vorne): Dr. Georg Kottmann (GdF), Heinz Overkamp, Peter Schmitz (Manfred-Fischer-Stiftung der Westfälischen Kaufmannsgilde), Prof. Eberhard Becker (Rektor TU Dortmund), Rita Nolte (Comline AG), Prof. Bodo Weidlich, HansJürgen Freundlieb,hinten: Reinhard Schulz (GdF), Georg Schulte (Manfred-FischerStiftung der Westfälischen Kaufmannsgilde), Reinhard Senf (ELMOS Semiconductor AG), Guido Baranowski (Reinoldigilde), Dirk Schroeder (Unternehmensverband der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung), Prof. Christoph Mäckler (TU Dortmund), Uwe Samulewicz (Sparkasse Dortmund), Wolfgang Matthias (Hugo Miebach GmbH), Dipl.-Ing. Wolfgang Ußler (Assmann Planen+Beraten), Hans-Dieter Michalski (Dortmunder Volksbank eG), Prof. Rudolf Schehrer.
Für den Bau des Internationalen Begegnungszentrums (IBZ) auf dem Campus der TU Dortmund haben der Vorstand der Gesellschaft der Freunde und der Rektor Eberhard Becker vielen persönlichen Gesprächen innerhalb eines Jahres erfolgreich finanzielle Unterstützung bei Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen eingeworben. Im Rahmen eines exklusiven Empfangs für die Spender und Sponsoren wurde allen Unterstützern herzlich gedankt. Prof. Bodo Weidlich, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde, und TU-Rektor Prof. Eberhard Becker bedankten sich im Rahmen eines Spender-Empfangs am 13. Mai bei den zahlreichen und großzügigen Unterstützern des IBZ. „Wir haben uns über jede Spende gefreut. Das Ziel von
Freundegesellschaft als Förderer und Vermittler GdF unterstützt TU und Region im wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Bereich.
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einhard Schulz ist gleich zweifach von seiner Sache überzeugt: Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund weiß, dass die Bereiche IHK und Technische Universität untrennbar zusammen gehören. In seiner Aufgabe als Geschäftsführer der GdF sieht er vor allem das Potenzial, das sich daraus für den Standort und seine Region ergibt: „Die FreundeGesellschaft versteht sich als Partner der TU Dortmund und als Moderator und Vermittler.“ Dabei setzt sich die GdF klare Ziele: Sie verzahnt die TU mit engagierten Unternehmern in der Region, fördert die Einrichtung und öffnet die Hochschule als Netzwerk. Vom Engagement der Gesellschaft und ihrer Mitglieder profitieren alle Fakultäten der Technischen Universität. Als Begleiter der Hochschule lässt die GdF schließlich seit 50 Jahren jede Fakultät zum Zuge kommen: So förderte sie im politischen Bereich die israelisch-palästinensisch-deutsche Tagung, engagierte sich kulturell in internationalen Symposien der Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften und unterstützte wirtschaftliche Architekturworkshops der Fakultät Raumplanung.
Über 600 Mitglieder gehören zur Freundegesellschaft Zu den über 600 Mitgliedern der GdF gehören erfolgreiche Unternehmer, die der Hochschule mit Wissen, Erfahrung und Kontakten zur Seite stehen: Mit Hinblick auf die Bedürfnisse der Region beraten sie die Technische Universität bei der Ausrichtung ihres Angebotes und vermitteln als praktische Förderer Praktika an Studenten. Darin sieht der Geschäftsführer des TechnologieZentrumDortmund,
Guido Baranowski, eine hervorragende Ausbildungsmöglichkeit für die Studenten. „Die TU Dortmund hat eine äußerst wichtige Funktion als Standortfaktor und Arbeitgeber, als Imageträger und Botschafter“, erklärt er. „Innovative und anspruchsvolle Unternehmen in der Region fördern den Know-how-Transfer in beide Richtungen und stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschule und der regionalen Wirtschaft.“
Blick über den Tellerrand Den Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft unterstützen die Mitglieder der GdF mit einem Blick über den Tellerrand hinaus, erklärt Reinhard Schulz. Für den Geschäftsführer sind Förderungen internationaler Projekte der wichtigste Weg in die Zukunft: „Die GdF hat eine Brücken-
kopffunktion, die sich weiter spannt, als nur über die Region. Globalisierung ist für die Wirtschaft eine Herausforderung und eine Konsequenz.“ Durch internationalen Austausch gewinnen TU und Region Kompetenzen aus den Erfahrungen anderer Länder und docken so an den Weltwirtschaftsmarkt an. Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer, selbst Mitglied des Vorstandes der GdF, ist überzeugt, dass der kontinuierliche Dialog zwischen Stadt und Region mithilfe der Wissenschaft gefördert wird. Einen Dialog, den auch Langemeyer unter interkulturellen Aspekten sieht: „Internationalität ist und bleibt ein wichtiger Standortfaktor für Dortmund. Hier ist die TU mit der Gesellschaft der Freunde ein wichtiger Partner der Wirtschaft und der Stadt. Die Mitglieder der GdF sind die Schnittstelle zum politischen wie wirtschaftlichen Umfeld.“
Ihr Engagement über Jahre hinweg schätzt auch Reinhard Schulz, der seit 1997 Geschäftsführer der Gesellschaft ist. Er findet die Leidenschaft der Mitglieder ebenso anerkennenswert, wie Guido Baranowski: „Wer sich die Mitgliederliste der GdF anschaut, der weiß, dass die Technische Universität Dortmund nicht nur gute Freunde, sondern auch starke Freunde hat.“ Diese Stärke und der Zusammenhalt lassen Reinhard Schulz optimistisch in die Zukunft blicken. Er weiß: Die Mitglieder werden in ihrer Funktion als Multiplikatoren die Technische Universität und somit die Region auch weiterhin verstärken. Deshalb, so sagt er, werde auch künftig das vielfältige Engagement für die Technische Universität sichergestellt sein. Denn: „Die Universität ist eine Perle der Region, die man hegen und pflegen muss. Wir sind froh darüber, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.“ (Kubitza)
Fordern und Fördern Die Technische Universität feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Im Namen von gut 600 Freunden der Universität Dortmund überbringe ich als deren Vorsitzender die herzlichsten Glückwünsche für das 40jährige Bestehen und verbinde dies mit der Hoffnung auf eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung als Technische Universität. Ja, diese Universität hat sich in vier Jahrzehnten sehr gut entwickelt und ist erfolgreich! Sie ist zu einem gewichtigen Standortfaktor unserer Region geworden. Auch die Freundegesellschaft hat dieses Jahr Grund zum Feiern: das 50jährige Jubiläum! Von 1958 bis 1968 hat eine Gruppe engagierter Persönlichkeiten dafür gekämpft, dass Dortmund eine Universität bekommt. Mit Erfolg. Nach der Eröffnung am 16. Dezember 1968 hat sich die Freundegesellschaft vom Fordern aufs Fördern verlegt. Ebenfalls mit Erfolg, wie die Vielzahl kleiner und großer Förderprojekte zeigt. Fördern heißt dabei nicht nur Spenden zur finanziellen Unterstützung der Universität einzuwerben, sondern auch als Bindeglied zur Wirtschaft und Gesellschaft zu dienen. Mit Rat und Tat wurde so auch die aktuelle Entwicklung der Universität begleitet - bester Beleg ist, dass zwei Vorstandsmitglieder der GdF dem neuen Hochschulrat angehören. Das von der Freundegesellschaft initiierte und finanziell maßgeblich geförderte Jubiläumsprojekt „Internationales Begegnungszentrum für die Technische Universität Dortmund“ hat zu erfreulicher Aufmerksamkeit auch in der Technischen Universität geführt. Es hat erneut verdeutlicht, zu welchen Leistungen die Freunde für ihre Universität fähig sind. Diese Aufmerksamkeit möchten wir nutzen, für mehr Engagement des Universitätspersonals und der Alumni in der Freundegesellschaft zu werben. Und dabei appellieren wir besonders an die Jüngeren unter den Lesern. Integrieren Sie sich in unser Netzwerk! Werden Sie Mitglied, bringen sie sich ein, gestalten Sie mit! Und gewinnen Sie auf einen Schlag über 600 Freunde! Wir würden uns sehr freuen, Sie bei dem Festakt am 5. Juni im Audimax begrüßen zu dürfen. Herzlichst, Ihr Bodo Weidlich
Der Kreis schließt sich: Bis ins 19. Jahrhundert reichen die Bemühungen um die Errichtung einer Technischen Hochschule zurück. Begründet wurde dies schon damals mit der Nähe zu den Industriepartnern.
Gefeiert wird am 5.Juni! 16 Uhr: 1. Spatenstich für das Internationale Begegnungszentrum, 16:30 Uhr: Empfang im Audimax, 17 Uhr: Begrüßung und Talkrunde mit Prof. Eberhard Becker, Prof. Bodo Weidlich, Reinhard Schulz, 10 Jahre Fordern – 40 Jahre Fördern (Dr. Dr. h.c. Alfred Voßschulte – Rückblick auf 50 Jahre Freundegesellschaft), Festrede: Prof. Andreas Pinkwart – NRW-Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie, anschließend Preisverleihung „Zukunft der Arbeit, ab 18:30 Uhr: Imbiss und geselliges Beisammensein in der Mensa
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unizet | Lernen und Lehren
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Die ersten sind fertig! Meike Jotzo und Franziska Badenschier beenden Wissenschaftsjournalismus-Studium in Regelstudienzeit
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ie sind die beiden ersten Absolventinnen des Bachelor-Studiengangs „Wissenschaftsjournalismus“. Damit haben Meike Jotzo und Franziska Badenschier geschafft, wovon ihre Kommilitonen zur Zeit noch träumen: ihren ersten berufsqualifizierenden Abschluss. Im Wintersemester 2003 waren es eigentlich sechs aufstrebende Talente, die sich der Herausforderung stellen wollten. Doch „am Ende des ersten Semester waren wir nur noch zu fünft“, erinnert sich Franziska Badenschier. Dabei ist es dann zwar geblieben, aber trotzdem sind die jungen Journalistinnen die einzigen, die ihr Studium in acht Semestern Regelstudienzeit geschafft haben. „Die Kommilitonen aus unserem Jahrgang stehen aber auch kurz vor dem Abschluss“, meint Meike Jotzo.
Leicht war das sicherlich nicht immer. Gerade weil sie die ersten waren, lief vieles nicht ganz nach Plan. „Wir mussten viel organisieren“, erzählt Franziska Badenschier. „Viele Professoren, vor allem aus unserem Zweitfach Naturwissenschaften, wussten teilweise überhaupt nicht, dass es uns gibt“. Letztendlich hat es dann aber trotzdem immer irgendwie funktioniert. „Das alles bedarf auch nach wie vor viel Abstimmung“, sagt Prof. Wormer, „ aber ich stoße bei meinen Kollegen aus der Physik, Chemie oder Biologie im-
mer auf ein offenes Ohr. Das ist eine tolle Erfahrung“. Meike Jotzo und Franziska Badenschier bleiben der Technischen Universität Dortmund für’s Erste erhalten und machen ihren Master. Danach möchte aber zumindest Meike Jotzo in die Praxis. „Ich kann mir gut vorstellen, teilweise im lokalen Bereich zu arbeiten, vielleicht ja sogar bei den Ruhr Nachrichten, wo ich mein Volontariat gemacht habe“, sagt sie, „aber die restliche Zeit möchte ich
mich dem Wissenschaftsjournalismus widmen.“ Ihre Kommilitonin könnte sich auch vorstellen zumindest teilweise als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dortmund zu bleiben. „Aber ich möchte vor allem schreiben.“ Und was meint Professor Holger Wormer zu den Zukunftsvorstellungen „seiner“ Studentinnen? „Franziska und Meike sollten auf jeden Fall flexibel bleiben, denn ähnlich wie unser Studiengang ist auch die Medienlandschaft dabei, sich ständig zu verändern.“ (uta)
Nach ihrem „Blitzstudium“ gönnen sich Franziska Badenschier und Meike Jotzo erst einmal eine kleine Pause: Den Bachelor haben sie in der Tasche, an ihrem Master arbeiten sie bereits.
„Nicht alles lief nach Plan. Wir mussten viel organisieren.“ Am 16. Mai, während der Absolventenfeier des „Institut für Journalistik“, dem der Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus angehört, hat Prof. Holger Wormer, Leiter des Lehrstuhls, seinen ersten zwei Absolventinnen nun ihre Abschlussurkunde überreicht. „Ich bin sehr stolz, dass Franziska und Meike jetzt fertig sind“, freut er sich, „und dass sie den Studiengang so erfolgreich in Regelstudienzeit abgeschlossen haben.“
Wiso: Neue Forschungs- und Lernwerkstatt wurde eröffnet
WiSo: Preise für beste Diplomarbeiten im Rechnungswesen
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ur weiteren Verbesserung der Studienqualität an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät wurde am 30. Mai im Chemiegebäude eine neue informations- und kommunikationstechnologische Forschungs- und Lernwerkstatt (ICT-Lab) eingeweiht. „Mit der Einrichtung der Werkstatt bewältigt die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einen zukunftsweisenden Schritt, um am Puls der Zeit die zukünftigen Anforderungen an die Hochschullehre zu bewältigen“, sagt Prof. Andreas Liening. Als Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftswissenschaft und Didaktik der Wirtschaftslehre leiteten Prof. Andreas Liening und seine Mitarbeiter das wirtschaftsdidaktische Konzept und die Koordinierung der Umbaumaßnahmen. Ausgestattet wurde der ICT-Lab unter anderem mit versenkbaren Monitoren, zwei interaktiven Whiteboards,Videokonferenz und verschiedenen Softwarelösungen.
Durch diese multimediale Ausstattung wird das Angebot zum computergestützten individuellen und kooperativen Lernen und Lehren für die Studierenden erweitert. Dies wird beispielsweise mit einem vermehrten Angebot von wirtschaftswissenschaftlichen Planspielen, Fallstudien und SAP R/3 Kursen realisiert. Durch die versenkbaren Monitore kann der ICT-Lab als konventioneller Seminarraum eingesetzt werden. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, ohne großen Raumwechsel und Organisationsaufwand, die theoretischen Inhalte mit den entsprechenden Medien und Softwarelösungen praktisch zu untermauern. Das installierte Videokonferenzsystem kann effektiv für zukunftsweisenden Fernunterricht bzw. E-learning-Kurse oder für Tagungen internationaler und nationaler Forschungsgesellschaften und -projekte genutzt werden. (Zardini)
Für Prof. Andreas Liening ein zukunftsweisender Schritt: die neue Lernwerkstatt.
um zweiten Mal hat die WiSo-Fakultät den Preis für die beste Diplomarbeit auf dem Gebiet des Rechnungswesens verliehen. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis ging in diesem Semester an gleich zwei Diplomanden, nämlich an die Diplom-Kauffrau Vera Klempt und den Diplom-Wirtschaftsmathematiker Lukas Linnenbrink. Die Auswahl der besten Arbeiten traf der Sponsor PricewaterhouseCoopers mit den Lehrstuhlinhabern Prof. Andreas Hoffjan (Unternehmensrechnung und Controlling) sowie Prof. Matthias Wolz (Wirtschaftsprüfung und Unternehmensbesteuerung).
Anreize zum Austausch von Kosteninformationen Lukas Linnenbrink konnte sich mit seiner Diplomarbeit „Anreize zum Austausch von Kosteninformationen im Rahmen von Supply-Chains“ gegen die Konkurrenz durchsetzen. In seiner Arbeit ging er der Frage nach, unter welchen Voraussetzungen der Austausch von Kosteninformationen zwischen Unternehmen, das sogenannte Open Book Accounting, zustande kommt. Gerade viele Praktiker haben Vorbehalte gegenüber dem Kostenaustausch. Sie befürchten, dass die Informationen opportunistisch eingesetzt werden. Dass diese Ängste nicht ganz unberechtigt sind, zeigen zahlreiche Beispiele, denn mit den Kosteninformationen legt ein Lieferant auch die eigene Marge offen. Dies erhöht seine Verwundbarkeit in Preisverhandlungen und schadet ihm, da zuweilen die Kostendaten auch an Wettbewerber weitergegeben werden. Faktisch kann der Austausch von Kosteninformationen die Position eines beteiligten Unternehmens aber sowohl schwächen als auch stärken. Wie aber sollen Unternehmen Informationen teilen, ohne zu viele vertrauliche Daten
preis zu geben? Dazu weiß die Arbeit von Lukas Linnenbrink auch eine klare Antwort: „Dieser Zwiespalt kann mittels einer begrenzten Offenlegung von Kostendaten situationsabhängig gelöst werden.“
Internationale Studierende sammeln Punkte Sie kommen aus China, Brasilien oder der Ukraine: 26 Studierende aus der ganzen Welt treffen sich auch in diesem Jahr wieder zum International Summer Program in Dortmund. Bis zum 1. August besuchen sie hier Kurse und Vorlesungen und sammeln so, während der vorlesungsfreien Zeit an ihren Heimatunis, Credit-Punkte an der TU. Diese können dann auf ihr Studium angerechnet werden. Bevor das Summer Program mit einem verpflichtenden Deutschkurs startet, wurden die Studierenden aus aller Welt am 26. Mai offiziell an der Hochschule begrüßt. Auf dem Stundenplan des Summer Programs stehen vor allem Veranstaltungen aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften; Angebote der Fakultäten wie Mathematik sowie den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ergänzen das Programm. Die Kurse sind vollständig in das Lehrangebot der TU Dortmund integriert. Das heißt, die internationalen Gäste lernen gemeinsam mit ihren Dortmunder Kommilitonen. Die Veranstaltungen sind für die internationalen Studierenden besonders interessant, da gerade in den Ingenieurwissenschaften sehr praxisorientiert gearbeitet wird und Übungen und Praktika die Vorlesungen ergänzen. Außerdem haben die Gäste in Dortmund auch die Möglichkeit, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten. Zusätzlich runden Exkursionen zu Unternehmen aus der Region, etwa zum Chemiepark Marl , das Programm ab. Auf diese Weise sollen die Studierenden aus aller Welt neben dem Fachwissen auch einen Einblick in die Stadt Dortmund und das Ruhrgebiet erhalten. In diesem Jahr sind erstmalig Studierende der Universidad Federal de Rio Grande del Sur aus dem brasilianischen Porto Alegre mit dabei. Wie schon in den vergangenen Jahren war es möglich, alle Teilnehmer des Summer Programs gemeinsam unterzubringen. Kontakt und Infos:Wolfgang Mauntz, Ruf: 755 – 5165, E-Mail: Wolfgang.Mauntz@ bci.uni-dortmund.de, www.summerprogram.uni-dortmund.de
Vergleich zwischen Personenund Kapitalgesellschaft Eine andere Problematik greift Vera Klempts Diplomarbeit auf. Sie überzeugte die Jury mit ihren Ausführungen über „Ertragsteuerliche Vorteilhaftigkeit der Gewinnthesaurierung ab Veranlagungszeitraum 2009 - Ein Belastungsvergleich zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft aus Sicht eines Gesellschafters“. Seit Beginn dieses Jahres gelten die Änderungen im Rahmen des Unternehmensteuerreformgesetzes 2008, die im Gegensatz zu ursprünglichen Überlegungen, keine einheitliche Unternehmensbesteuerung für alle Rechtsformen beinhalten. Daher ist zu erwarten, dass auch ab dem Veranlagungszeitraum 2009 weiterhin Besteuerungs- und vor allem Belastungsunterschiede zwischen Mitunternehmern von Personengesellschaften und Anteilseignern von Kapitalgesellschaften bestehen bleiben. Als Ergebnis ihrer prämierten Arbeit zeigt Vera Klempt, dass die Gleichstellung der Personengesellschaft mit der Kapitalgesellschaft bezogen auf die Steuerfolgen nicht erreicht wird. Die Wahl der Rechtsform bleibt daher ein Gestaltungsinstrument zur Minimierung der Gesamtsteuerbelastungen. „Die“ richtige Rechtsform gibt es trotzdem nicht. Vielmehr muss aufgrund der zahlreichen steuerlichen Faktoren eine einzelfall-spezifische Rechtsformwahl vorgenommen werden. Zur Verleihung des Preises waren auch die Sponsoren anwesend. (Fakultät) Kontakt: Prof. Andreas Hoffjan, Ruf: 755-3140
Erstmalig Studium fundamentale Im kommenden Wintersemester wird das Modul „Studium fundamentale“ zum ersten Mal in den Bachelor-Studiengängen Elektrotechnik und Informationstechnik, Statistik, Datenanalyse und Datenmanagement, Journalistik, Bio- und Chemieingenieurwesen, Raumplanung und Erziehungswissenschaft sowie im MA Informatik angeboten. Die Besonderheit des Moduls liegt in seinem interdisziplinären Konzept. Über das Jahresthema des Moduls, dem sich die geplante Ringvorlesung im kommenden Wintersemester und Sommersemester widmen wird, befindet der Senat am 19. Juni in seiner nächsten Sitzung. Kontakt: Nadine Carina Mang, Stabsstelle Studium fundamentale, Rektorat, Wilhelm-Dilthey-Straße 1, Ruf: 755-7248, mang@verwaltung.tu-dortmund.de
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unizet | Kultur und Gesellschaft
Ausgezeichneter Martin Geck
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„Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ging an Dortmunder Emeritus
Fulbright-Antrittsvorlesung: Condoleezza Rice als Superstar
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iermal im Jahr zeichnet der Verein „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ herausragende Aufnahmen des Tonträger- und Bildtonträgerangebots aus und nimmt sie in seine Bestenliste auf. In die Liste des zweiten Quartals 2008 hat es nun einer geschafft, der sich schon seit
vielen Jahren um die deutsche Musik und ihre Geschichte verdient gemacht hat: Prof. em. Martin Geck. „Professor Jecks Tierlieder-ABC“ heißt das Hörbuch, das er mit Joachim Ringelnatz, Josef Guggenmos und Gerda Bächli produziert hat. Die Aufnahme soll Kindern helfen, das Alphabet kennen zu lernen. Jeder Buchstabe wird dabei von einem Tier symboli-
siert und in einem Lied vorgestellt. Martin Geck war von 1976 bis 2001 Professor für Musikwissenschaft an der TU Dortmund, wo er sich überwiegend der Geschichte der deutschen Musik im 17., 18. und 19. Jahrhundert sowie der Musikpädagogik widmete. Heute ist er vor allem in der Bachforschung tätig und Initiator der Dortmunder-Bach-Symposien. (uta)
Für sein „Tierlieder ABC“ wurde Martin Geck vom Verein „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ in die Bestenliste aufgenommen.
ie nah Science-Fiction und Politik beieinander liegen können, zeigte Fulbright-Professorin Marleen S. Barr in ihrer Antrittsvorlesung mit dem Titel „Condoleezza Rice, Science Fiction Superstar“. Marleen Barr ist U.S.-Amerikanerin und unterrichtet an der Fordham University in New York City. In diesem Semester lehrt sie im Rahmen des Fulbright-Programms als Professorin an der Abteilung für Amerikanistik der TU Dortmund. Das FulbrightProgramm fördert den Austausch deutscher und amerikanischer Studierender, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Professorinnen und Professoren und hat seit seiner Gründung 1952 über 40.000 U.S.-Amerikanern und Deutschen die Möglichkeit zum wissenschaftlichen und kulturellen Austausch gegeben. In ihrer Antrittsvorlesung, mit der sie sich der universitären und auch außeruniversitären Öffentlichkeit vorstellte, verglich Barr Mitglieder der Regierung und Familie Bush mit Charakteren aus der Science Fiction. In dieser von Humor und Wortwitz getragenen Forschung spielt Außenministerin Condoleezza Rice eine ganz besondere Rolle, wie Marleen Barr in ihrem Vortrag deutlich machte. Etwa 50 Gäste, die sich zur Antrittsvorlesung der New Yorkerin eingefunden hatten, klebten sofort an ihren Lippen, denn Marleen Barr hielt nicht lange mit ihrer Meinung über Aussenministerin „Condi“ Rice hinter dem Berg: “Condoleezza Rice ist eine schwarze Frau, die erste teflonbeschichtete Außenministerin, der George W. Bushs Gehirn eingepflanzt wurde, um sie problemlos in die Bushfamilie zu integrieren.“ Lacher waren der bekannten Science-
Fiction-Kritikerin auch sicher, als sie der US-Außenministerin vorwarf, versehentlich in den Matrix-Schrank eingebrochen zu sein. Nur so lasse sich erklären, wieso man Stiletto-Lack-Stiefel anstelle von Turnschuhen bei einem Truppenbesuch anziehen würde. Der Dortmunder Amerikanistik-Professor Walter Grünzweig freute sich nach der Antrittsvorlesung vor allem über die Möglichkeiten, die sich den Studierenden mit ihrer „neuen“ Fulbright-Professorin bieten: „Wir wollten einfach jemanden einladen, der Wissenschaft auch auf aktuelle Themen bezieht und so den Studierenden die vielen verschiedenen Perspektiven von Literatur und Kultur aufzeigen kann.“ Marleen Barr, die unter anderem den wichtigen Pilgrim Award für ihr Lebenswerk als Science-Fiction-Kritikerin erhalten hat, gibt in diesem Semester drei Seminare. An der TU Dortmund unterrichtet sie „Theories of Media, Culture and Society“ und hält ein Seminar zum kreativen Schreiben. Hier bekommen die Studierenden Informationen aus erster Hand, denn der Lehrstoff ist Marleen Barrs eigener Roman „Oy Pioneer“. Außerdem gibt sie im Rahmen der Universitätsallianz Metropole Ruhr ein Seminar an der Ruhruniversität Bochum. Während ihres Aufenthaltes an der TU Dortmund wird Marleen Barr auch an einem neuen Roman arbeiten, der vielleicht auch ihre Dortmunder Erlebnisse reflektiert. Wohl fühlt sich die New Yorkerin schon jetzt in der Westfalenmetropole Dortmund. Das ließ sie jedenfalls in den abschließenden Worten ihrer Antrittsvorlesung verlauten: „This whole department really feels like a family to me.“ (jsk)
Musik: Wenn Studierende zu Komponisten werden.
Kulturanthopologie: Ausstellung will „sich ein Bild machen“.
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egen Ende des Sommersemesters dreht sich am Institut für Musik und Musikwissenschaft wieder alles rund um das Thema Komposition. Den Anfang macht zunächst das Komponisten-Portrait. In diesem Jahr ist die Wahl auf den Rumänen Corneliu Dan Georgescu gefallen. Er wird am 18. und 19. Juni auf der Studiobühne im Gebäude Emil-FiggeStraße 50 über das Thema „Musikarchetypen und atemporelle Musik – oder eine Ästhetik der Monotonie“ sprechen. Er wird außerdem über seine Arbeit berichten und den Teilnehmern einige seiner Werke erläutern. Immer wieder können sich die Zuhörer aber auch selbst einbringen und Georgescu Fragen stellen. So bekommen sie die Möglichkeit, mehr über neue Musik zu erfahren und einen Einstieg in die lebhafte Auseinandersetzung zeitgenössischer Komponisten zu finden.
linghofen die Komposition im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe. Vorgetragen werden die Stücke der Studierenden, die zuvor am Seminar „Komposition“ teilgenommen haben. Dieser Programmpunkt ist deshalb noch relativ jung, weil er erst seit der Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master verpflichtend in der Studienordnung vorgeschrieben ist. Dieses Sommersemester haben sich die Studierenden mit dem Thema „experimental music class. Auf den spuren von john cage“ auseinandergesetzt. Am 4. Juli werden sie die Stücke selbst aufführen. Das Abschlusskonzert findet am 6. Juli in der Dortmunder St. Suitbertus Kirche statt. Hier präsentieren Studierende ihre selbst geschriebenen Stücke zum Thema Tonsatzmusik. Die Konzerte und das Kompaktseminar mit Corneliu Dan Georgescu stehen Interessierten offen. (uta)
Nur zwei Wochen später steht dann in der Evangelischen Kirche in Dortmund-Eich-
Kontakt: Prof. Eva-Maria Houben, Ruf: 755-2971
Dies und Das Der Wiso-Fakultätsrat hat in seiner Sitzung am 30. April das Dekanat in seinem Amt bestätigt. Als Dekan wiedergewählt wurde Prof. Wolfgang B. Schünemann; ihm zur Seite stehen auch künftig die Prodekane Prof. Andreas Liening und Dr. André Jungen. Der Fakultätsrat Physik hat in seiner Sitzung am 14. Mai Prof. Bernhard Spaan zum Dekan und Prof. Götz Uhrig zum Prodekan gewählt.
nter dem Titel „ Sich ein Bild machen...“ haben Studierende des Seminars „Kulturanthropologie des Textilen“ in Zusammenarbeit mit dem Familien- und Kindermuseum mondomio!, Florianstraße 2, Westfalenpark Dortmund eine Ausstellung im Rahmen ihres Bachelorstudiums unter Leitung von Prof. Gabriele Mentges und Svenja Adelt konzipiert und organisiert. Die Ausstellung ist ab dem 9. Juni zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung: montags bis freitags von 9.30 - 17 Uhr und samstags bis sonntags von 11 -18 Uhr. mondomio! ist das erste Kindermuseum in Deutschland mit dem Schwerpunkt Interkulturalität. Das Museum geht zurück auf die Sammlung Basic Needs des indischen Künstlers und Szenographen Rajeev Sethi als ein Thema der Weltausstellung im Jahre 2000 in Hannover, die die Projekt Ruhr GmbH erworben hat. Es wurde vor einem Jahr eröffnet. Mit der Sammlung Basic Needs wollte Rajeev Sethi die kulturelle Vielfalt und Unterschiedlichkeit der menschlichen Bedürfnisse, ihrer Wünsche und Träume deutlich machen. Diese auf der Expo 2000 erfolgreiche Ausstellung verstand sich als ein Plädoyer für die Erhaltung dieser Vielfalt. An diese Idee knüpft die Ausstellung an und thematisiert mit dem Bestand an Puppen, Masken, Marionetten und Spiegeln die verschiedenen kulturellen Darstellungsmöglichkeiten und Vorstellungen von der menschlichen Gestalt. (Mentges) Kontakt: Svenja Adelt, E-Mail: svenja. adelt@tu-dortmund.de
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Bekehrung
Neue Publikationen:
Ein Standpunkt von Ernstpeter Maurer
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rof. Ernstpeter Maurer lehrt seit 1995 Evangelische Theologie und ihre Didaktik mit dem Schwerpunkt Systematische Theologie an der TU Dortmund. Über die Bekehrung sagt er: „Manche Christen können den Beginn ihres Glaubens als Bekehrungserlebnis konkret beschreiben, zuweilen sogar datieren. Wenn man aus solch aufschlussreichen Erzählungen aber eine allgemeine Regel machen will, werden wichtige Einsichten in den christlichen Glauben wieder verfälscht. Daher muss der Begriff „Umkehr“ theologisch präzise bestimmt werden.“ Im seinem Standpunkt tut Prof. Ernstpeter Maurer genau das. „In der christlichen Frömmigkeit spielen Erzählungen von Bekehrungserlebnissen eine große Rolle. Als Muster gilt die Bekehrung des Saulus zum Paulus: Der unbarmherzige Verfolger der jungen christlichen Gemeinde wird durch eine visionäre Begegnung mit dem gekreuzigten Jesus Christus zum einflussreichsten Verfechter des Glaubens. Unter „Bekehrung“ versteht man einen dramatischen Bruch in der Lebensgeschichte einer menschlichen Person. Dieser Bruch wird zurückgeführt auf eine Begegnung mit dem lebendigen Gott. Wer eine solche Bekehrung erlebt hat, beschreibt sie als Befreiung, als Beginn eines neuen Lebens im Glauben. Dabei meint „Glaube“ eine radikale Ausrichtung auf Gott, die sich auswirkt in der Freiheit von falschen Bindungen an „letzte“ Instanzen – sei es der Markt, sei es die Selbst-„verwirklichung“. Es geht um mich, mein Leben wird anders, mein Herz wird neu geschaffen. Aber es geht auch darum, dass ich von
entscheiden, mich zu verlieben. Affekte können wir nicht bestimmen – wir werden vielmehr bestimmt. Und das ist nicht immer negativ zu sehen. Es gibt demnach positive Erfahrungen von Passivität. Das sind Erfahrungen, in denen sich die Einsicht aufdrängt, daß ich auch für mich selbst ein Geheimnis bin – vielleicht interessant, jedenfalls unverfügbar und nicht auszuloten
Bekehrung bezeichnet die Wende
mir befreit werde, von meiner tendenziell zwanghaften Suche nach einem wahren „Ich“. Diese Spannung gilt es zu durchschauen, wenn theologisch von „Umkehr“ die Rede ist. Zum Glauben kann ich mich nicht entscheiden, wenn damit eine Wahl zwischen „ja“ und „nein“ gemeint sein soll. Solch eine Wahl wäre das Ergebnis distanzierter Abwägung. Geht es dann noch um mich? Wie steht es hingegen mit Begegnungen, die wir nicht überschauen, die uns aber betreffen, auch affektiv betroffen machen? Ich kann mich nicht
Wer bin ich wirklich? Das zeigt sich dann, wenn ich auch anders handeln könnte – wenn mir aber keine Wahl bleibt, weil ich nicht anders wollen kann. In einer solchen Grundrichtung meines Wollens werde ich mir selbst erfahrbar. „Bekehrung“ bezeichnet die Wende, die Umkehrung der Richtung: von der zwanghaft um sich selber kreisenden Suche nach einem wahren „Ich“ zu einer selbstvergessenen Ausrichtung auf Gott, die das Denken und die Vernunft erweitert, die Phantasie und Sensibilität freisetzt. Diese Umkehrung wird erfahren als ein Geschenk, als Widerfahrnis. Der Versuch, mich selbst zu vergessen, müsste logischerweise noch mehr in die Verkrampfung führen. Hingegen kann eine Erfahrung von Passivität meine ganz persönliche Geschichte prägen – und öffnen. Mit dem flachen Gegensatz von Freiheit und Determination hat das nichts zu tun, denn Freiheit ohne eine Grundrichtung wäre reine Willkür, und durch Begegnungen bestimmt sind wir alle. Es kommt nur darauf an, ob und von wem wir „zur Freiheit befreit“ werden (Galater 5,1)“.
(Un)vorhersehbares Lernen: KunstKultur-Bild: Buchpräsentation und Podiumsdiskussion über die Zukunft des Faches Kunst: Im Frühjahr 2007 fand in Dortmund der Bundeskongress der Kunstpädagogik statt. Vertreterinnen und Vertreter des Faches aus der Schulpraxis, Forschung und Lehrerausbildung diskutierten aktuelle Inhalte der Kunstund Bildvermittlung. Der nun vorliegende Tagungsband wird am 26. Juni, ab 18.30 Uhr im Dortmunder Museum am Ostwall präsentiert. Der Band fasst ausgewählte Beiträge des Kongresses zusammen und geht zugleich über sie hinaus, indem innovative und zum Teil kontroverse Positionen der Kunstpädagogik vorgestellt werden. Das Buch ist eine anschauliche Einführung in den aktuellen Stand ihrer Debatte und Inhalte. Herausgeber sind Klaus-Peter Busse und Karl-Josef Pazzini: (Un)Vorhersehbares lernen: KunstKultur-Bild, Norderstedt 2008, Dortmunder Schriften zur Kunst. Studien zur Kunstdidaktik, Band 6, Gestaltung: Frank Georgy (kopfsprung.de), Kongressfotografie: Ole Dunkel, Zeichnungen: Katharina Tewes, 556 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Preis im Buchhandel: 29,90 Euro Welchen Nutzen haben Erkenntnisse der Hochschulforschung für die administrative Praxis von Universitäten? Dieser Frage widmet sich die Publikation „Hochschulforschung und Hochschulmanagement im Dialog“. Entstanden ist die Veröffentlichung im Rahmen des Promotionskollegs „Wissensmanagement und Selbstorganisation im Kontext hochschulischer Lehr-Lernprozesse“ und im Dialog mit der Zentralverwaltung der TU Dortmund. Die Veröffentlichung ist einen
Leuchtturmprojekt: Evident nimmt Arbeit auf Bundesministerium für Gesundheit fördert Demenz-Forschung an der TU Dortmund
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ie Versorgung demenziell Erkrankter und die Unterstützung ihrer Angehörigen gehören gerade mit Blick auf den demografischen Wandel zu den großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Modelle zur Sicherung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz und zur Entlastung ihrer Angehörigen liegen vor. Ihre Wirksamkeit, ihr Innovationspotenzial und mögliche Optimierungsmöglichkeiten wurden bislang jedoch selten wissenschaftlich untersucht. Genau hier setzt das LeuchtturmProjekt „Evident“ (Evaluation vernetzter Versorgungsstrukturen für Demenzkranke und ihre Angehörigen: Ermittlung des Innovationspotenzials und Handlungsempfehlungen für den Transfer) an der Technischen Universität Dortmund an.
Ein Augenmerk wird auch auf die Angehörigen gelegt Zusammen mit 28 anderen Projekten wird „Evident“ vom Bundesministerium für Gesundheit mit insgesamt 13 Millionen Euro gefördert. Seit Mitte April bereitet das Team um Prof. Monika Reichert in Zusammenarbeit mit der Sozialforschungsstelle Dortmund und dem Institut für Gerontologie der TU Dortmund nun schon die Evaluation der Versorgungsstrukturen vor. Durch die Kooperation mit Kommunen wie die Stadt Dortmund, die Stadt Köln, den Rhein-Erft-Kreis und den Rhein-SiegKreis sowie mit den Versorgungsnetzwerken Alt & Jung Süd-West e.V. in Bielefeld und dem Demenz-Servicezentrum für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Dortmund hat „Evident“ starke Partner
gewinnen können. In enger Zusammenarbeit mit diesen Partnern sollen nun solche Konzepte identifiziert bzw. auf der Grundlage des Bestehenden erarbeitet werden, die eine integrierte Versorgung ermöglichen oder optimieren. Dabei kommt es Monika Reichert, ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anja Ehlers und den anderen Projektmitarbeiterinnen nicht nur auf die Versorgung der an Demenz Erkrankten an. Ein Hauptaugenmerk der Untersuchung wird auch den Angehörigen gelten, denn neuesten Schätzungen zufolge wird die überwiegende Mehrheit der Demenzkranken im Privathaushalt versorgt – „eine ungeheure physische und psychische Belastung für die Angehörigen“, wie Anja Ehlers erklärt. „Evident“ will dabei vor allem untersuchen, ob und inwiefern vorhandene Einrichtungen und Programme Abhilfe schaffen und zumindest einen Teil der Belastung von den Schultern der Angehörigen nehmen können. Die Arbeitsweise in den Einzugsbereichen der nordrhein-westfälischen Kooperationspartner wird im Rahmen des Projekts „Evident“ genau unter die Lupe genommen und ausgewertet, „letztlich immer mit dem Ziel, herauszufinden, ob sie geeignet sind, die Lebenssituation und Lebensqualität der Erkrankten und Angehörigen zu verbessern“, so Monika Reichert. Schlussendlich werden die Mitarbeiterinnen des Projekts auf Basis der Evaluation Handlungsempfehlungen erarbeiten, sowie ihre Umsetzung in die Praxis begleiten. (jsk) Kontakt: Prof. Monika Reichert, Ruf: 755-2824, Email: MReichert@fb12.tudortmund.de.
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neuen Weg gegangen und dokumentiert den Dialog zwischen Hochschulforschern und Entscheidungsträgern einer Universität. Sie verbindet die Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Hochschule mit Einblicken in das tägliche Handeln universitärer Praxis. Den Fragen, wie Hochschulen funktionieren und was sie über sich selbst wissen, gehen Untersuchungen aus soziologischer, psychologischer und geschichtswissenschaftlicher Sicht nach. Leitungspersonen aus der Zentralverwaltung einer Universität nehmen zu den erarbeiteten Erkenntnissen kritisch Stellung. Hierzu gehören Dezernenten der Verwaltung und der Rektor der Technischen Universität Dortmund, Prof. Eberhard Becker, der in einem Interview Rede und Antwort zum Umgang mit verteiltem Wissen bei der Leitung einer Universität gestanden hat. In der Publikation werden unter anderem Themen des Wissenstransfers und der Wissensintegration behandelt, die zyklisch wiederkehrende Planungsund Steuerungsbemühungen in Universitäten, die Fragen, ob Universitäten ein spezifisches Führungskonzept benötigen und welche Möglichkeiten virtuelle Unterstützungsformate für Studierende bieten können. Das Buch richtet sich an alle, die mehr über das Funktionieren von Universitäten wissen und Hochschule als Kommunikationsraum mitgestalten wollen, an Hochschulforscher ebenso wie an Fach- und Führungskräfte aus Universitätsverwaltungen und Praktiker aus Wissenschaftsmanagement und Wissenschaftsberatung. Antonia Scholkmann, Bianca Roters, Judith Ricken, Marc Höcker (Hrsg.) (2008): Hochschulforschung und Hochschulmanagement im Dialog. Zur Praxisrelevanz empirischer Forschung über die Hochschule. Münster: Waxmann.
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Institut für Stadtbaukunst: Städten Gestalt geben Institutsleiter Prof. Christoph Mäckler fordert die Rückkehr zu einem multidisziplinären Verständnis von Stadt.
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n den letzten 50 Jahren sind im Städtebau viele Fehler gemacht worden. Zu einseitig konzentrierten sich Architekten, Verkehrsplaner, Tiefbauer oder Soziologen auf ihre Aufgabenfelder und verloren dabei den Blick für die jeweils anderen. Niemand achtete plötzlich mehr auf die Gestalt einer Stadt, also die Stadtbaukunst. Prof. Christoph Mäckler vom Lehrstuhl Städtebau der Fakultät Bauwesen hat diesen Missstand schon vor einiger Zeit erkannt und kurzerhand das „Institut für Stadtbaukunst“ an der TU Dortmund gegründet. Eröffnet wurde das Institut am 29. April. Seither kümmert sich Mäckler zusammen mit seinen Kollegen Prof. Wolfgang Sonne und Diplomingenieur Alexander Pellnitz darum, „die unterschiedlichen Disziplinen des Städtebaus zusammenzuführen, um ihm wieder die Chance einer Gestalt zu geben“.
Die unterschiedlichen Disziplinen zusammenführen Mäckler will zu einem multidisziplinären Verständnis von Stadt zurückzukehren, das Anfang des 20. Jahrhunderts den Städtebau prägte. Damals, so Mäckler, sei noch auf Ästhetik geachtet worden: „Nicht umsonst will jeder in die alten Städte wie Paris oder Mailand, weil es da so schön ist“, sagt er. Aber das kann es nicht sein. „Die Bürger sollen sich doch auch in ihren eigenen Städten wohl fühlen.“ Doch das tun sie offenbar nicht. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich zum Beispiel in Frankfurt am Main Anwohner dafür einsetzen, dass im Stadtzentrum mittelalterliche Fachwerkhäuser gebaut werden? Verbündete hat Mäckler vor allem in Dr. Hans Stimmann, ehemaliger Berliner Senatsbaudirektor, und Bernd Reiff, ehemaliger Planungsdezernent der Stadt
Dortmund, gefunden. Beide sind als Honorarprofessoren im „Institut für Stadtbaukunst“ tätig und zusammen mit Prof. Mäckler darum bemüht, die Stadtbaukunst wiederzubeleben. Dabei lehnen sie eines aber ganz entschieden ab: „Was wir nicht wollen ist Retroarchitektur“, betont Mäckler. „Wir wollen lediglich bestimmte Kriterien und Typologien, die über Jahrhunderte für den Städtebau galten, aufgreifen“. Und so stellt sich Mäckler beispielsweise die Frage, warum jeder in Altbauten leben möchte, obwohl diese Häuser für eine Gesellschaft mit ganz anderen Bedürfnissen gebaut wurden. Das soll sich jetzt ändern. Denn dieser und vielen anderen Fragen wollen Mäckler und seine Kollegen in den nächsten Jahren am „Institut für Stadtbaukunst“ in Forschungsprojekten nachgehen. Am Anfang steht aber zunächst ein „Handbuch deutscher Stadtbaukunst“, in dem deutsche Städte und die Brüche in diesen Städten analysiert werden sollen, um anschließend Lösungsansätze für diese Brüche zu präsentieren.
Info
Honorarprofessur für Stimmann Seit dem 5. Mai ist Dr. Hans Stimmann Honorarprofessor am „Institut für Stadtbaukunst“ der Fakultät Bauwesen. Damit berief die Technische Universität jemanden, der sich in der Vergangenheit schon oft um den Städtebau verdient gemacht hat. Vor allem Berlin prägte Stimmann als Senatsbaudirektor mit seinen Idealen eines kontextuellen Städtebaus im Sinne der Kritischen Rekonstruktion. Von 1991 bis 1996 sowie von 1999 bis 2006 zeichnete er sich für das Baugeschehen der Bundeshauptstadt verantwortlich und setzte sich maßgeblich für die Erhaltung des historischen Stadtgrundrisses und der lokalen Bautypologie ein. Stimmann wurde am 9. März 1941 in Lübeck geboren und studierte dort zwischen 1961 und 1965 Architektur an der Fachhochschule. Dann zog es ihn allerdings nach Berlin, wo er 1975 am „Institut für Stadt- und Regionalplanung“ der Technischen Universität sein Diplom erhielt. 1977 promovierte er und begann seine berufliche Laufbahn als technischer Referent des Senators für Bau- und Wohnungswesen. Bevor er als Senatsbaudirektor nach Berlin berufen wurde, war der passionierte Städtebauer Bausenator in seiner Heimatstadt Lübeck.
Das „Institut für Stadtbaukunst“ wurde am 29. April 2008 eröffnet. Leiter des Instituts ist Prof. Christoph Mäckler, Stellvertreter: Prof. Wolfgang Sonne, Forschungskoordinator: Alexander Pellnitz, Honorarprofessoren: Hans Stimmann, Bernd Reiff, Sekretariat: Elisabeth Groll, Ulrike Weber, Kontakt: Lehrstuhl Entwerfen und Städtebau, Prof. Christoph Mäckler Ruf: 755 2075, E-Mail: christoph.maeckler@udo.edu, Infos unter www.bauwesen.uni-dortmund.de/staedtebau/index.html
Thema „Hauseingang“ beschäftigte die 10. Dortmunder Architekturtage. Das Thema der diesjährigen Dortmunder Architekturtage ist „Der Hauseingang“. Warum haben Sie ausgerechnet dieses Thema gewählt? Der Städtebau basiert auf der geordneten Zusammenstellung von Gebäuden. Der Charakter eines Platzraumes entsteht nur durch die Fassaden der Häuser, die um diese Platzfläche stehen. Damit werden aber auch alle Elemente der Fassaden wesentlicher Bestandteil des Platzraumes. Wir hatten daher in den letzten Jahren das Straßenfenster und das Dach als Themen der „Dortmunder Architekturtage“ und dieses Jahr war es eben der Hauseingang. Es sind dies alles einzelne Elemente, die zur Gesamtheit der Fassade gehören. Der Eingang ist ein ganz besonders wichtiges Bauteil. Es ist das Element, durch das man vom öffentlichen Raum in den privaten Raum überwechselt – ein Bereich, der unglaublich viele Facetten hat und in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr zu einem sehr funktionalen Element verkommen ist. In welcher Hinsicht verkommen? Sie finden heute oftmals viele Eingänge überhaupt nicht mehr. Da hängen große Schilder irgendwo: Eingang zum Haus XY an der und der Stelle. Der Universitätscampus in Dortmund ist hierfür das beste Beispiel. Denken Sie an den Eingang der Bibliothek. Früher war der Eingang der repräsentative Teil des Hauses. Hier wurde der Gast empfangen. Die Fassade
ist das Gesicht des Hauses und der Eingang ihr wesentlicher Bestandteil, das Hauptelement der Fassade. Heute spielt der Eingang eine untergeordnete Rolle in der Architektur. Er wird oft gar nicht mehr beachtet. Ich habe es eben schon gesagt, er liegt dann irgendwo, oder aber er wird nicht mehr gestaltet. Er wird einfach nur noch als Loch begriffen, durch das man in das Haus hineinkommt. Warum wurde der Hauseingang in den letzten Jahrzehnten SO vernachlässigt? Wir haben in den letzten 50 Jahren in der Architektur Dinge erlebt, die sehr einschneidend waren. Wir hatten in den 60er, 70er Jahren den Funktionalismus, in dem sich Häuser gar nicht mehr mit Fassaden auseinander gesetzt haben. D.h. da ging es nur darum, wie die Häuser funktionieren. Die architektonische Form, die Gestalt des Hauses spielte kaum noch eine Rolle in dieser Zeit. Und dann kamen natürlich die 68er dazu. Da spielte Gestaltung nun dann überhaupt keine Rolle mehr. Es wurden nur soziologische, sozialpolitische, ökonomische, ökologische oder verkehrstechnische Elemente des Städtebaus behandelt, die wir zwar nach wie vor benötigen, die aber ohne Bestimmungen der ästhetischen Gestalt der Stadt wertlos sind. Der Städtebau verkümmerte zur Stadt- und Raumplanung. Das heißt, wir haben es mit 50 Jahren zu tun, in der die ästhetische Form der Stadt regelrecht verdrängt wurde, bis zum heutigen Tag. Und es gibt immer
noch Leute, die dies für richtig halten. Bürgerbegehren in München, Regensburg oder Aachen, in denen überdimensionale, unpassende und hässliche Gebäude von der Bürgerschaft mehrheitlich abgelehnt wurden, zeigen aber, dass unser gesellschaftlicher Auftrag offenbar ein anderer ist. Es gab dann in den 80er Jahren mit der Postmoderne eine erste Gegenbewegung. Die Architektur der Stadt versuchte mit künstlerischen Mitteln wieder Fuß zu fassen. Leider ist uns das aber völlig entglitten. Die Architektur ist heute fast mehr Kunstwerk als Bauwerk. Wir müssen hin
zu einer Architektur, in der das Bauwerk zu mehr Angemessenheit zurückgeführt wird. Bauwerke, in denen Fenster, Eingänge, Dächer selbstverständliche Elemente sind, die dem Haus zu mehr Selbstverständlichkeit verhelfen, um es in den Stadtkörper einordnen zu können. Damit erst entsteht das städtische Ensemble, der städtische Raum, der aus Häusern geformt ist. Sie selbst sind Mitbegründer des neuen „Instituts für Stadtbaukunst“ an der Technischen Universität Dortmund. Inwieweit haben in diesem Zusammenhang Hauseingänge etwas mit Stadtbaukunst zu tun? Der Hauseingang ist das architektonische Element der Fassade, mit dem der öffentliche Raum vom Privatraum, der Platzraum vom Wohnraum getrennt beziehungsweise auch verbunden wird. Den Wohnraum gestalten wir, das scheint selbstverständlich zu sein. Die Gestalt des Platzraumes aber vernachlässigen wir. Einige Städte glauben, wenn sie den Bodenbelag eines Platzraumes erneuern, Bänke und neue Lampen aufstellen, den Platz neu gestaltet zu haben. Dies aber ist Unsinn. Der Platzraum wird vor allem durch die Gebäude bestimmt. Ein Platzraum ist nur dann ein Platzraum, wenn er von Häusern eingefasst ist. Sie können nicht einen weißen Kreidestrich in Form eines Rechtecks auf dem Boden ziehen, dann stellen Sie noch fünf Bäume hin und sagen, das ist jetzt ein Platz. Ein Platz
ist immer gefasst von Platzwänden. Und diese Wände müssen, wie im Wohnraum auch, gestaltet sein. Da sich die Architekten und Planer schon gar nicht um die Gestalt der Einzelelemente der Fassade kümmern, ist es uns einfach wichtig, in den „Dortmunder Architekturtagen“ diese einzelnen Elemente zu beleuchten. In Europa haben wir eine mehr als tausendjährige Stadtbaukultur. Palladio beschreibt schon im 16. Jahrhundert in den „Quattro libri dell’Architetture“, wie Häuser beschaffen sein müssen. Alberti spricht im 15. Jahrhundert von der Stadt als dem großen Haus und dem Haus als der kleinen Stadt. Man kann nicht ohne unsere Baugeschichte - einfach aus dem hohlen Bauch heraus - glauben, gestalten zu können oder die Gestaltung gar ignorieren. Innerhalb der Zeitspanne unserer europäischen Baukultur ist die Moderne eigentlich nur ein Dreck unter dem Fingernagel. Wenn wir das mal verstanden haben und mal schauen, was Jahrhunderte vor uns geschaffen wurde, dann wissen wir, wo unsere Maßstäbe anzusetzen sind. Nicht umsonst will jeder in Altbauwohnungen wohnen, nicht umsonst will jeder seine Ferien in der Toskana verbringen oder in alte Städte wie Paris, Mailand oder Rom, weil es da so schön ist. Es ist die Schönheit, die uns prägt und in uns Wohlbefinden auslöst. Und diese Schönheit müssen wir auch in unseren neuen Anlagen, in unseren Plätzen, in unseren Städten aufgreifen, ergänzen, verbessern und wieder in Ordnung bringen. (Interview: Uta Baier)
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Mit „Multiform“ erfolgreich Sebastian Engell: Projektantrag setzt sich durch.
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b September dieses Jahres gehen 2,8 Millionen Euro EU-Fördergelder an ein Forschungsprojekt, das vom Lehrstuhl für Systemdynamik und Prozessführung der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen koordiniert wird. Innerhalb des 7. Rahmenprogramms im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) gehen insgesamt 47 Mio Euro EU-Fördergelder an 22 Projekte im Bereich „Vernetzte eingebettete Systeme und Regelungssysteme“. Nur etwa ein Fünftel der eingereichten Anträge war erfolgreich. „Multiform“ – so der Name des Projektes, an dem acht Partner aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Dänemark beteiligt sind, überzeugte die Gutachter der Europäischen Union mit einer schlüssigen Projektidee: Durchgängiges System zur Entwicklung und Analyse rechnergesteuerter Systeme. Technische Geräte und Anlagen - seien es Autos, Waschmaschinen oder Chemieanlagen - enthalten immer mehr Computer-Hard- und Software zur Steuerung, Regelung und Überwachung ihrer Funktionen. Ohne rechnerbasierte Steuerung wären beispielsweise die heutigen Abgaswerte von Benzinmotoren nicht erreichbar. Charakteristisch für solche sog. „eingebetteten Computersysteme“ ist eine enge Interaktion zwischen Computersystemen und den physikalischen Vorgängen, um die es letztlich geht - das Beschleunigen eines Autos, das Vermeiden des Blockierens der Räder beim Bremsen, das Aufheizen der Waschlauge oder auch der Wechsel von einer Kunststoffsorte zu einer anderen in einer Chemieanlage. Solche hochkomplexen Systeme werden heute zunehmend computerbasiert und
Dortmunder Foscher erhalten „E.ON Research Award 2007“. Im Rahmen einer internationalen Ausschreibung „Energy Storage“ durch die Firma E.ON wurden von den zahlreich eingereichten Forschungsanträgen zehn gefördert, unter anderem geplante Arbeiten aus Frankreich, Großbritannien, den USA und Deutschland. Das von den Professoren Christian Rehtanz (E-Technik) und Horst Wedde (Informatik) beantragte Projekt „Innovative Strategies for Integrating Dispersed Energy Storage into Distribution Networks“ wird dabei von 2008 bis 2012 mit 512.513 Euro gefördert.Nach den letzten sprunghaften Entwicklungen in der Batterietechnologie ergibt sich nicht nur eine grundlegend neue Gelegenheit, elektrisch PKW mit der üblichen Reichweite (600 km) und Leistung zu betreiben, sondern deren Batterien können auch als allgemeine Energiereserve erheblich beitragen. Das Projekt beschäftigt sich mit den dazu benötigten neuartigen Abrechnungs- und Verteilungsfragen, vor allem unter dem Phänomen der kurzfristigen Spannungs- und Energiefluktuation und Netzbelastung. Auf einer öffentlichen Veranstaltung, an der auch die Bundesbildungsministerin Annette Schavan teilnahm, wurden am 19. Mai in Berlin die erfolgreichen Anträge vorgestellt und ausgezeichnet. (Fakultät) Bundesbildungsministerin Annette Schavan gratuliert Prof. Christian Rehtanz.
Austausch der Ergebnisse verschiedener Entwicklungsschritte führen kann. Neben der Weiterentwicklung von Werkzeugen zur Modellierung und Entwicklung wird es daher ein Hauptanliegen des „Multiform“Projektes sein, bereits bestehende Werkzeuge zusammenzuführen und in einer gemeinsamen Architektur zu integrieren. Seinen Erfolg verdankt „Multiform“ neben der überzeugenden Projektidee auch dem enormen Einsatz des Dortmunder Teams (Prof. Engell, Dipl.-Ing. Christian Sonntag und Kirsten Lindner-Schwentick) bei der Vorbereitung des Projektantrags. Nur knapp sechs Wochen lagen zwischen den ersten Diskussionen unter den Partnern und dem Abgabetermin des Antrags, der der TU Dortmund in den nächsten vier Jahren 640.000 Euro EU-Forschungsgelder einbringen wird.
modellgestützt entwickelt. Das heißt, für die einzelnen Komponenten (reale Bauteile und Computerprogramme) werden mathematische Modelle formuliert, anhand derer das System entworfen und getestet wird. Auf diese Weise lassen sich zahlreiche Fehler schon vorab ausschließen und Probleme fallen nicht erst „vor Ort“, beim Kunden auf. Derzeit werden unterschiedliche Komponenten mit unterschiedlichen Modellierungswerkzeugen dargestellt, was oft zu Problemen beim
Das „Mulitiform“-Konsortium, an dem die Universitäten Aachen, Aalborg, Dortmund, Eindhoven und Grenoble sowie das Embedded Systems Institute (Eindoven) und zwei Unternehmen beteiligt sind, wird mit der Integration unterschiedlicher Modellierungsformalismen und Analysewerkzeuge für die Entwicklung eingebetteter Systeme eine Idee des Europäischen Exzellenznetzwerks HYCON weiter vorantreiben, in dem bereits ein erstes gemeinsames Modellaustauschformat entwickelt worden war. Auch am Netzwerk HYCON war der Lehrstuhl für Systemdynamik und Prozessführung maßgeblich beteiligt.(Unizet) Kontakt: Prof. Sebastian Engell, Ruf: 755-5126, E-Mail: sebastian.engell@bci. tu-dortmund.de
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Zahlreiche Aktivitäten zum Jahr der Mathematik Das neue Schuljahr 08/09 bringt für die NRW-Grundschulen in allen Fächern neue Lehrpläne. Aus diesem Anlass veranstaltete das Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (IEEM) in Kooperation mit dem Ministerium für Schule und Weiterbildung eine Tagung, auf der der neue Mathematikplan vorgestellt wurde. Das Interesse war riesig: 340 Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten an einem Samstagmorgen aus ganz NRW und sogar aus benachbarten Bundesländern an, um sich über die Neuerungen zu informieren. Bereits das Tagungsthema „Basisfertigkeiten sichern - Problemlösekompetenz entwickeln“ verdeutlichte die zentrale Botschaft. Künftig wird es im Mathematikunterricht der Grundschule noch stärker als in der Vergangenheit darauf ankommen, die prozessbezogenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln: Mathematik lernen heißt, bereits in der Grundschule kreativ zu sein, Probleme zu lösen, zu argumentieren, ei-
gene Überlegungen darzustellen, in lebensweltlichen Kontexten zu modellieren oder mit anderen kooperativ zu Aufgabenlösungen zu kommen. Allerdings darf die Schulung der inhaltbezogenen Kompetenzen nicht zu kurz kommen: Sicheres Kopfrechnen oder die Beherrschung der schriftlichen Rechenverfahren sind ebenso unverzichtbar. In ihren Grußworten betonten der Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Beziehungen, Prof. Claus Weihs, sowie der Vertreter des Ministeriums, Ministerialrat Reinhold Heimer, die zentrale Rolle, die das IEEM in der Lehrerbildung und der Unterrichtsentwicklung für NRW und darüber hinaus spiele. Die von Dr. Daniela Götze und Prof. Christoph Selter organisierte Tagung endete mit Ausführungen zur Implementation, denn Lehrer brauchen Unterstützung bei der Umsetzung des neuen Lehrplans. Das IEEM wird bei der landesweiten Umsetzung zukünftig sicherlich eine zentrale Rolle spielen. (Institut)
Info Am 5. Juni wird sich Prof. Hans-Georg Weigand von der Uni Würzburg, Bundesvorsitzender der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik, in zwei Halbzeiten mit der Frage, was denn Fußball mit Mathematik zu tun hat, beschäftigen. Am 3. Juli ist dann Dr. Andreas Loos, Mathematiker und Wissenschaftsjournalist von der Uni Magdeburg zu einem Vortrag zu Gast (Freaks und Fraktale - Was Mathematiker machen. Und was Medien damit anfangen können.) Vom 6. - 9. Juli wird die MS Mathematik im Dortmunder Hafen zu Gast sein. Auf über 600 m² erfährt man hier, warum die U-Bahn eben nicht fünf Minuten früher fahren kann oder was Riesenwellen oder Reiskörner mit Mathematik zu tun haben. Am Eröffnungstag werden das IEEM und weitere Institute der Fakultät für Mathematik vor Ort sein und ein Mathezelt aufbauen, in dem sich die Dortmunder Mathematik präsentieren wird.
Alumnus Jürgen Brunsing kehrt nach neun Jahren an TU zurück.
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elbstständiger Raumplaner, Publizist, Politiker, Dozent: Gleich vier Jobs hat Dr. Jürgen Brunsing und ist damit immer noch nicht ausgelastet. Deshalb hat er sich zum letzten Wintersemester wieder an der Technischen Uni eingeschrieben und ist nun offiziell Student im Aufbaustudiengang Organisationspsychologie. Immatrikuliert war Brunsing schon mal an der TU Dortmund, von 1981 bis 1988, damals allerdings noch in der Fakultät Raumplanung. Wie aber kommt es zu dem Sinneswandel? „Ich war mal Geschäftsführer in einem Weiterbildungsunternehmen“, erzählt der Tausendsassa. „Dort ging es sehr konservativ zu. Es gab klare Hierarchien, ein klares Vorgesetzten-Untergebenen-Verhältnis und keine Teamstrukturen“. Damit sei er selbst gar nicht klar gekommen, stellt Brunsing heute fest. Mithilfe seines neuen Studiums möchte er nun andere Möglichkeiten der Unternehmens- und Gruppenführung kennen lernen, erfahren, was er anders und auch besser machen, aber auch, wie er in so einem hierarchischen System klarkommen kann.
Das Studium prägt fürs Leben. Trotzdem bleibt Jürgen Brunsing seiner eigentlichen Profession, der Raumplanung, treu. „Ich bin natürlich auch weiterhin als Selbstständiger tätig und leite mein Planungsbüro“, versichert er. Dort bearbeitet Brunsing unter anderem Gutachten im Bereich Verkehrs- und Freizeitplanung. Dafür bleibt ihm aber meist nicht die Zeit, die er sich gerne nehmen würde. „Als politisch aktiver Mensch kann man seine Berufstätigkeit meist nicht so ausüben, wie man es gerne würde“, stellt er fest. Jürgen Brunsing ist Mitglied bei Bündnis 90/Die
Grünen, sitzt seit dem Jahr 2001 im Rat der Stadt Dortmund und ist kultur- und sportpolitischer Sprecher seiner Partei. Nach Abschluss seines Raumplanungsstudiums blieb der Familienvater – Brunsing hat zwei Töchter und einen Sohn im Alter von 12, 14 und 24 Jahren – zunächst als Assistent an der TU, wo er 1998 über das Thema „Freizeitverkehr“ promovierte. Aber auch nachdem Brunsing der Hochschule den Rücken zukehrte, arbeitet er
weiter als Wissenschaftler. So schreibt er Artikel und Rezensionen für drei unterschiedliche Fachzeitschriften. Außerdem hat er einen Lehrauftrag an der Hamburger Fernuni sowie einen Lehrauftrag im Masterstudiengang „Städtebau“ der Ruhruniversität Bochum inne. „Letzterer ruht aber im Moment“, sagt Brunsing. Von seinem Raumplanungs-Studium ist vor allem die Lebensgestaltung übrig geblieben. „Ich habe mich ja immer viel mit
Verkehrs- und Umweltplanung beschäftigt“, erzählt der passionierte Leichtathlet. „Das spiegelt sich auch in meinem Mobilitätsverhalten wider.“ So ist Jürgen Brunsing viel mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. „Aber die Familie hat natürlich schon ein Auto“, gibt er zu. „Und wenn es regnet und meine Frau und ich ins Theater wollen, setzen wir uns nicht im Anzug und kleinem Schwarzen aufs Rad, sondern nehmen das Auto“. (uta)
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Generationsübergreifendes Lernen führt zum Ziel Zukunftswerkstatt zur Stärkung der medizinischen Versorgung in Ostholstein
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enerationsübergreifendes Lernen ist erfolgreich und macht Spaß. Zu diesem Ergebnis kamen Studierende der Fakultät Raumplanung und Teilnehmer der Seniorenakademie der Universität Bochum, nachdem sie gemeinsam im Rahmen einer Zukunftswerkstatt Möglichkeiten zur „Sicherung der medizinischen Versorgung in Ostholstein“ entwickelt haben. Diese auf den ersten Blick ungewöhnliche Kooperation entstand auf Anregung der Schader-Stiftung.
höherwertiger medizinischer Versorgung und Pflege heraus. Zusätzlich nimmt das Angebot an Ärzten ab, da eine Großzahl von ihnen in naher Zukunft altersbedingt aus ihrem Berufsleben ausscheiden wird oder andere berufliche Möglichkeiten interessanter bzw. lukrativer erscheinen als der Beruf des Arztes. Dr. Varza (Teilnehmer der Seniorenakademie und ehemaliger Facharzt) verdeutlichte dies sehr plastisch mit folgendem Beispiel: „Ein Arzt, der mit seinem eigenen Auto zu einem Notfall fährt, verdient für diese Fahrt weniger als ein Taxifahrer.“ Als weiterer entscheidender Mangel kristallisierte sich in der Diskussion die Erreichbarkeit der Ärzte heraus. Mit zunehmendem Alter und Abnahme der Anzahl der Ärzte, ist dies ein zentrales Thema.
Generationsübergreifend lernen Im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt) des BMVBS/BBR initiiert die Schader-Stiftung das Projekt „Infrastruktur und Nahversorgung in alternden Räumen“ und fordert junge Studierende und aktive Senioren zur Beteiligung auf. Das Studierendenprojekt der Fakultät Raumplanung „Sicherung der medizinischen Versorgung in Ostholstein“ hat sich beworben und konnte bereits im Rahmen ihrer Exkursion in das Untersuchungsgebiet von der Schader-Stiftung profitieren, indem sie das Herstellen von Kontakten zu wichtigen Experten erleichterte. Der Forderung nach generationsübergreifendem Lernen kamen die Studieren nun im Rahmen einer von ihnen initiierten Zukunftswerkstatt nach. Zu dieser luden sie Teilnehmer der Seniorenakademie der
Die Studierenden fühlten sich von den Teilnehmern der Seniorenakademie gut unterstützt.
Universität Bochum ein, mit deren Hilfe sie sich mit ihrem Themenkomplex intensiv auseinandersetzen wollten. Die Methode der Zukunftswerkstatt ermöglicht eine intensive und gemeinsame
Auseinandersetzung mit der Problematik. In diesem Rahmen wurden zunächst die Missstände und Mängel der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum herausgearbeitet. Da den Studierenden die Erfahrungen fehlen, welche Proble-
matiken im Alter auf sie zukommen, waren die jung gebliebenen Senioren gern bereit, sie tatkräftig und kreativ zu unterstützen. Als zentrales Problem stellte sich die steigende Nachfrage durch die Überalterung der Bevölkerung nach mehr und
Anschließend wurden Phantasien und utopische Ideen als Lösungsvorschläge gesammelt. In kreativen Phasen wurden diese miteinander verknüpft und deren mögliche Realisierung diskutiert. Angedacht sind z.B. die Verbesserungen der Arbeits- und Lebenssituation der Ärzte auf dem Land, alternative Notdienstkonzepte sowie fahrende Medikamentendienste und mobile Arztpraxen. Insgesamt profitierten alle Beteiligten von diesem Seminar. Die Studierenden wurden hochwertig unterstützt, aber auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Seniorenakademie waren begeistert: „Das war für uns eine spannende und neue Erfahrung – da haben wir wieder einiges zu erzählen.“ (Anke Bergmann)
Vom Lehrer zum Firmengründer: „Titus“, Vater der deutschen Skateboard-Szene
Die Gründerwerkstatt: Zwölf Projekte erhalten Coaching
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ieso gibt jemand freiwillig seine Beamtung auf? Diese und andere Fragen beschäftigten die Studierenden im Anschluss an einen Gastvortrag von Titus Dittmann, dem Gründer der Firma „Titus“ in Münster. Dittmann erklärte hierzu schmunzelnd: „Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder geht die Schule an mir kaputt oder ich an der Schule.“ Titus Dittmann gilt in den Medien als „Vater der deutschen Skateboard-Szene“. Dittmann bezeichnet sich selbst lieber als „Skateboardpionier“. Schließlich war er es, der 1978 seinen kompletten Beamtenkredit in einen Skatepark investierte. Seine Studienratskollegen erklärten ihn damals für „verrückt“. Schnell entwickelte sich das SkateboardEngagement des damaligen Sport- und Geographielehrers Dittmann weit über den Schulhof eines Münsteraner Gymnasiums hinaus zu einem Erfolg. Aus Mangel an Skateboard-Material „schmuggelte“ Dittmann die Skateboards direkt aus Kalifornien und verkauft sie zum Selbstkostenpreis an seine Schüler. Seine Passion wurde zur Profession. Skateboarden wurde zum Fulltimejob und kurze Zeit später eröffnete er den ersten Skateshop Europas. Inzwischen ist Titus Europas größter Anbieter von Skateboards und Streetwear. „Nicht selten ist dabei in der Presse die Realität des harten UnternehmerAlltags etwas schwärmerisch verklärt dargestellt worden“, sagt der studierte Pädagoge heute zufrieden. Lust und Leidenschaft waren die beiden Triebfedern, die Dittmann immer weiter vorantrieben. Dabei verspürte er stets eine große Befriedigung „jungen Menschen bei der Suche nach ihrer Bestimmung zu helfen und ihnen Orientierung und Differenzierungspotenzial auf ihrem dornigen und zornigen Pfad der Pubertät zu geben. Skateboards - weil erwach-
senenuntauglich - sind das geeignetste Mittel dazu“, erklärt Dittmann. Den Vortrag zum Thema „Mut ist, wenn …“ hielt Dittmann im Rahmen der Vorlesungsreihe „Brückenschlag - Studium und Beruf“ der WiSo-Fakultät an der Technischen Universität Dortmund. Vor einem vollen Hörsaal berichtete er den Studierenden eindrucksvoll über seinen einzigartigen Werdegang vom Sport- und Geographielehrer zu einem europaweiten Unternehmer. Anschließend folgte eine angeregte Diskussion über den Lehrerberuf und unternehmerisches Denken.
Dittmann ist sich gewiss, dass sich mit Leidenschaft und Begeisterung fast alle Ziele erreichen lassen. Davon ist auch Professor Andreas Liening, der Organisator der Vortragsreihe, überzeugt: „Leidenschaft ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere. Titus ist ein lebendes Beispiel dafür, dass es kein Fehler ist, sein Hobby zum Beruf zu machen.“ Am Ende der Veranstaltung verriet Dittmann den Studierenden noch das Geheimnis seines Erfolges: „Im Leben ist es wie beim Skateboard fahren. Man fällt hin und lernt wieder aufzustehen.“ (Sven Pastoors)
Titus Dittmann wagte Ende der 70er Jahre den Schritt ins Ungewisse!
m Rahmen des Projekts „kultur.unternehmen.dortmund“ startet die erste von drei Gründungswerkstätten. Kreative Köpfe aus den Dortmunder Hochschulen bekommen die Möglichkeit, Ideen für eine unternehmerische Tätigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Hilfe von Coaches zu tragfähigen Gründungskonzepten weiterzuentwickeln. Zwölf Existenzgründer können sich drei Monate lang (Oktober 2008 bis Januar 2009) von Expertinnen und Experten aus der Kreativwirtschaft beraten lassen. Gefragt sind Ideen zum Beispiel aus den Bereichen Design, Journalistik, Literatur, Film, Musik oder Kunst. Parallel können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in speziellen Abendveranstaltungen zu gründungsrelevanten Themen weiterbilden und mit anderen Kreativen austauschen. Zum Abschluss der ersten Gründungswerkstatt im Februar 2009 wird eine unabhängige Jury die drei besten Geschäftskonzepte mit Geldpreisen von insgesamt 3.000 Euro prämieren. Teilnehmen können alle Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehemalige der Dortmunder Hochschulen. Organisiert wird die Werkstatt von den Kooperationspartnern Wirtschaftsförderung und der Volkshochschule der Stadt Dortmund. Mit dem neuen Projekt „kultur.unternehmen.dortmund“ rücken die Gebiete Kreativ-, Kunst- und Kulturwirtschaft in den Fokus der Gründerförderung des Netzwerks G DUR. Das Projekt richtet sich an Studierende, Mitarbeiter und Alumni aus kreativ- und kulturwissenschaftlichen Fachbereichen und Fakultäten der Dortmunder Hochschulen. Diese sollen für erfolgreiche unternehmerische Tätigkeiten und Gründungen in den „Creative Industries“ (z.B. Designwirtschaft, Kulturangebote, Verlagswesen, Mediengestaltung) fit gemacht werden. Sie haben die Möglichkeit, am kostenlosen Zertifikatsstudium „Kulturarbeit und
Kreativwirtschaft“ teilzunehmen und sich damit auf betriebswirtschaftlichen Gebieten wie Marketing, Finanzierung und Management weiterzubilden und sich mit rechtlichen und steuerlichen Aspekten einer Existenzgründung im Kreativ- und Kulturbereich auseinander zu setzen. Die Anmeldung zur ersten Gründungswerkstatt ist ab sofort möglich. Anmeldeschluss ist der 18. Juli. (UniZet) Kontakt: Angela Märtin, Technische Universität Dortmund, Ruf: 755-5523. Kontakt: Michael Brunzel, Leiter des Creativzentrums Dorstfeld, Ruf: 9172420, Kerstin Stevens, Wirtschaftsförderung, Ruf: 50-27581
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