engelsloge n°47

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März bis Mai 2021

BAYERISCHE STAATSOPER

ZWISCHEN DEN ZEITEN SCHWEBEN

Das Bayerische Staatsballett tanzt die Uraufführung Der Schneesturm von Andrey Kaydanovskiy

LEGENDÄRES WERK

Aribert Reimanns Lear mit Christian Gerhaher

AUSSER KONTROLLE

Science-Fiction für das Opernstudio: Singularity von Miroslav Srnka


Unverbindliche Darstellung aus Sicht des Illustrators

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EDITORIAL / INHALT

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Liebe Leserinnen und Leser,

in neues Werk kommt in die Welt und darf zeigen, was es zu bieten hat – das ist immer wieder ein erregendes Erlebnis und eine Frischzellenkur für die Kunst. Ich freue mich, dass alle Beiträge dieser engelsloge in je eigener Weise dem Thema Uraufführung verbunden sind.

Im April feiern wir die Premiere Der Schneesturm nach der gleich­ namigen Erzählung von Alexander Puschkin. Lorenz Dangel schrieb hierfür eine Auftragskomposition, zu der Andrey Kayda­ novskiy ein neues Ballett choreographiert. Als Kostümbildner für diese Produktion konnte der Modedesigner Arthur Arbesser ge­ wonnen werden. Ein anderes Werk kehrt zurück an den Ort seiner spektakulä­ ren Uraufführung: Aribert Reimanns legendäre Shakespeare-­ Oper Lear wird von Christoph Marthaler neuinszeniert, rund 40 Jahre nachdem sie im Nationaltheater erstmals gespielt wurde. Die ­Titelpartie, diese „unfassbare Figur“, verkörpert Christian Ger­haher. Und schließlich nähern wir uns der Uraufführung des ersten Auf­ tragswerkes für unser Opernstudio. Mit Singularity führen uns der Komponist Miroslav Srnka und sein Librettist Tom Holloway in eine von Künstlicher Intelligenz bestimmte Zukunft – eine ­musikalische Komödie zwischen Erde und Weltall.

Inhalt März bis Mai 2021 ····

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Ich wünsche Ihnen viel Inspiration bei der Lektüre der engelsloge – bleiben Sie gesund!

OPER

8 EINE UNFASSBARE FIGUR Aribert Reimanns Lear in einer Neuinszenierung von Christoph Marthaler ····

STECKBRIEF

10 LES VÊPRES SICILIENNES ····

HIGHLIGHTS

12 HÖHEPUNКTE IM FRÜHJAHR ····

OPER

14 BETRIEBSSTÖRUNG Miroslav Srnka komponiert Zukunftsvisionen für das Opernstudio ····

Es ist ungewiss, was die kommenden Monate bringen werden. An der Bayerischen Staatsoper sind wir voll wachsamer Zuversicht. Dabei denken wir an Sie, unser Publikum, und freuen uns über die starke Verbundenheit, die wir erleben.

BALLETT

4 ZWISCHEN DEN ZEITEN SCHWEBEN Das Bayerische Staatsballett präsentiert die Uraufführung Der Schneesturm

SERVICE

16 SERVICE / IMPRESSUM / BESTELLSCHEIN 17 SPIELPLAN MÄRZ BIS MAI 2021 OPERNRÄTSEL ····

GUT GEFRAGT

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Nikolaus Bachler Intendant der Bayerischen Staatsoper

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BALLETT

ZWISCHEN DEN ZEITEN SCHWEBEN Ein neues Werk für das Bayerische Staatsballett: Der Schneesturm basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Alexander Puschkin. Darin macht ein dämonisches Unwetter alle romantischen Pläne zunichte und führt die Protagonisten auf neue Wege. Choreograph Andrey Kaydanovskiy und Kostümbildner Arthur Arbesser über den Hunger nach Erzählungen, verwaschene Stoffe und die historische Verortung im Wirbel des Geschehens.

ANDRE

Y K AYD A N OV S

KIY

ARTHUR ARBESSER

Herr Kaydanovskiy, wie kam es zur Wahl dieser ­literarischen Vorlage von Puschkin für das neue Ballett? ANDREY KAYDANOVSKIY: Diesem Werk von Puschkin bin ich be­ reits in der Schulzeit begegnet. Als ich die Schneesturm-Erzäh­ lung wieder gelesen habe, war mir sofort klar, dass das ein ideales Ballettlibretto ist. Es hat eine unkonventionelle Liebesgeschichte, Tempo, wenig Dialoge und viel Handlung. Dazu kommt eine ganz spannende Grundidee, die sich in diesem Schneesturm verkör­ pert: eine Kraft, die alles verändert! ARTHUR ARBESSER: Ich glaube, dass wir alle einen großen Hunger nach solchen Erzählungen haben, um emotional angeregt zu werden und gedanklich auf Reisen gehen zu können. AK: Wir mussten aber auch einige Dinge anpassen, damit sich die Zuschauerinnen und Zuschauer von heute angesprochen fühlen. Wir lesen die Geschichte im Jetzt und verstehen den Text aus unserer heutigen Erfahrung. Diese Zeitspanne zwischen den 1830er-Jahren und der Gegenwart haben wir auch versucht, im Kostüm abzubilden. AA: Das war ein spannender Prozess. Ich habe mich zuerst mit dem damaligen Kleidungsstil in Russland beschäftigt. Im Verlauf der Gespräche mit Andrey trat der historische Hintergrund ­zurück, weil diese Schneesturm-Geschichte so viele Bezüge in die 4

heutige Zeit aufweist, wo wir denken, alles kontrollieren zu kön­ nen. Ganz deutlich wird dies beim Liebespaar Marja und Vladimir, das infolge des Sturms auseinandergetrieben wird. Marja begeg­ net schließlich einem neuen Partner, Vladimir kommt in den napoleonischen Kriegen ums Leben. Nicht nur im Privaten, son­ dern auch in der Welt finden in dieser Erzählung von Puschkin große Umwälzungen statt. Herr Arbesser, können Sie beschreiben, wie sich diese verschiedenen Zeiten in den Kostümen abbilden? AA: Richtig wäre vielleicht, wenn man sagt, dass wir die ganze Geschichte aus einer bestimmten Epoche herausgenommen ha­ ben, sie schwebt jetzt sozusagen zwischen den Zeiten. Der erste Akt zeichnet sich durch eine Üppigkeit aus, durch starke, leucht­ ende Farben, schwingende Röcke und viel Bewegung im Stoff. Im zweiten Akt sieht die Sache ganz anders aus. Nach den Stürmen und den kriegsbedingten Verwüstungen kleiden sich die Men­ schen anders. Gewisse Zwänge fallen ab, die Kleidungsstücke werden abgewandelt, mehr Haut wird gezeigt, eine Modernität hält Einzug. AK: In diesem zweiten Akt kann man eine Art von neuer Erd­ haftigkeit feststellen. Die Dinge sind übergekocht und das Alte funktioniert nun nicht mehr. Wir haben deshalb für die zweite n° 47


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BALLETT OPER

»  Hälfte des Abends Stoffe gewählt, die verwaschener aussehen, aber vielleicht auch lebendiger sind. Auch in der Bewe­ gungssprache wird sich diese neue Zeit abbilden.

Die Theatralität ist etwas, wovor sich viele Leute im ­Alltag fürchten. Auf der Bühne kann man sie aber voll ausleben.

AA: Es werden auf alle Fälle ungewöhnli­ che Kostüme sein, wie auch Andreys Ar­ beit eine ganz eigene Ästhetik hat. Ich finde, dass in all den Ver­ wandlungen etwas sehr Befreiendes liegt. Diese werden ja nicht zuletzt vom Schneesturm ausgelöst. Dadurch platzen die Träu­ me der Figuren und sie finden sich in einer anderen Wirklichkeit wieder. Wie kam es zu dieser ­Zusammenarbeit ­ zwischen Ihnen beiden? AK: Wir haben uns 2019 beim Neujahrskonzert der Wiener Phil­ harmoniker kennengelernt, als ich die Choreographie und Arthur die Kostüme machte. Mich haben Elemente wie die Muster, die Farben und der Hauch eines Retro-Looks angesprochen, die ­Arthur einsetzt. Und das hat dann auch sehr gut funktioniert. Herr Arbesser, Sie arbeiten ja nicht nur als ­Kostümbildner, sondern entwerfen in Ihrem Atelier in Mailand Modekollektionen. Was interessiert Sie an der Arbeit für das Theater? AA: Hier geht es um ein Gesamtbild, in dem die Kostüme Teil einer Vision sind. Die Arbeitsprozesse sind gemeinschaftlicher. Weil der kommerzielle Aspekt in den Hintergrund tritt, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für das kreative Schaffen. Die Theatralität ist etwas, wovor sich viele Leute im Alltag fürchten. Auf der Bühne kann man sie aber voll ausleben. AK: Du spielst oft auch mit einem gewissen Retro-Look, den du aber mit modernen Elementen verbindest. Das macht das ganze Bild sehr lebendig und vieldeutig. Überhaupt mag ich das Hand­ werkliche, das Materielle. 6

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Gibt es nach einer Phase, in der in der Ballettwelt viele abstrakte Tanzstücke entstanden sind, eine neue Lust am Erzählen?

AK: Ich glaube, dass es eine Geschichte den Zuschauern leichter macht, ins Thea­ tererlebnis einzutauchen. Wir kommen aus dem Büro, von Zuhause, von alltäglichen Verrichtungen, aus ganz unterschied­lichen Zuständen also, und da hilft es, wenn man einen Bogen geliefert bekommt, der einen mitnimmt und involviert. Und beim Tanz läuft das ja ganz ohne Sprache ab. In jeder Bewegung sind viele Informationen enthalten. In ein paar wenigen Gesten und Abläufen kann man im Ballett ganze Kapitel eines Buches er­zählen. AA: Das Erzählen von Geschichten hat ja eine unglaublich lange Tradition. Es liegt ein großer Wert darin, dass man sich auf eine fremde Sache einlassen muss und dabei Erfahrungen machen kann, die einen zu Verwandlungen anregen. Das kann ein Kostüm sein oder ein Erlebnis im Zuschauerraum, beispielsweise wenn ­einem der Schneesturm in die Seele fährt.

Das Gespräch führte Serge Honegger

DER SCHNEESTURM ANDREY KAYDANOVSKIY / LORENZ DANGEL Fr., 16.04.2021 19:30 Uhr URAUFFÜHRUNG (Preisgr. I) So., 18.04.2021, Mo., 03.05.2021, Do., 06.05.2021, Sa., 08.05.2021, jeweils 19:30 Uhr (jeweils Preisgr. H) Di., 08.06.2021, 19:30 Uhr (Preisgr. H) EXKL. VVK AB 01.04.2021* Fr., 18.06.2021, 19:30 Uhr (Preisgr. H) EXKL. VVK AB 10.04.2021* Do., 01.07.2021, 19:30 Uhr (Preisgr. H) EXKL. VVK AB 10.05.2021* Nationaltheater Preisgruppe H: ab 58,80 € bis 101,36 € Preisgruppe I: ab 65,52 € bis 114,80 € *Coronabedingt ohne Gewähr. Informationen und Karten im SZ-ServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht

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MAISONETTEWOHNUNGEN ZUM KAUF

ERHARDT 10 EINE NEUE BELLE ÉPOQUE ZWISCHEN GÄRTNERPLATZ UND ISAR

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OPER

EINE UNFASSBARE FIGUR Mit Lear schuf Aribert Reimann einen Meilenstein zeitgenössischen Musiktheaters. Gut vier Jahrzehnte nach seiner Uraufführung in ­München kehrt das Werk zurück auf die Bühne des N ­ ational­thea­ters in einer Neuinszenierung von Christoph Marthaler und mit C ­ hristian Gerhaher in der Titelrolle. Die musikalische Leitung hat Jukka-Pekka Saraste.

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ir haben euch hierher befohlen, / um unser Reich vor euren Augen / unter unseren Töch­ tern aufzuteilen…“ – Psalmodierender Gesang ohne Orchestereinleitung markiert den un­ gewöhnlichen Beginn von Aribert Reimanns Oper Lear. Ein wogender tiefer Streicherklang setzt ein. „Lear im Netz“, vermerkt Reimann in seinen „Notizen zu Lear“. Mit der Aufgabe seiner Macht liefert sich Lear unentrinnbar seinem ­ Schicksal aus. „Eine unfassbare Figur“ nennt der Bariton Christian ­Gerhaher ihn. Im Jahr des 85. Geburtstags von Aribert Reimann steht er als Lear auf der Bühne des Nationaltheaters. Christoph Marthaler und seine kongeniale Bühnenbildnerin Anna Viebrock, die den sinnentleerten, ihrer Zukunft beraubten und ausweglos in die Gegenwart verstrickten Figuren die Räume schafft, setzen das Werk in Szene. An der Seite Gerhahers, der in der monumentalen Gestalt Lears die Szene beherrscht, agieren u.a. die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller als Tochter Cordelia, der Tenor Brenden Gunnell als Graf von Kent sowie der Bariton Georg Nigl als Graf von Gloster und der Countertenor Andrew Watts als dessen Sohn Edgar. Nach einer Weltreise von über vier Jahrzehnten kehrt Reimanns Lear damit als eines der erfolgreichsten Werke der modernen Operngeschichte an seinen Ausgangspunkt zurück. Am 9. Juli 1978, dem Abend der Festspiel-Eröffnung, wurde es in einer In­ szenierung von Jean-Pierre Ponnelle an der Bayerischen Staats­

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oper uraufgeführt und als Glücksfall des zeitgenössischen Mu­ siktheaters gefeiert. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters stand Gerd Albrecht, Dietrich Fischer-Dieskau und Julia Varady begeisterten als Lear und Cordelia. Reimann selbst bezeichnete das Werk als „Quintessenz meines gesamten kompositorischen und musika­lischen Denkens“. Für Gerhaher ist Lear ein Phänomen, das man hinnehmen müsse. Begreifen könne man ihn kaum und seine Handlungsweise nicht nachvollziehen: „Die Aufteilung des Reichs wird nicht überdacht oder beschlossen, sondern nur verkündet. Und es kommt sofort zur Katastrophe.“ Ohne Notwendigkeit und ohne eine Überle­ gung erkennbar werden zu lassen, gebe Lear die Macht weg, ­einzig mit dem gedanklich befriedigenden Ersatz, dafür geliebt zu werden. „Der Tochter, welche mich am meisten liebt, erweise ich die größte Gunst. / So spreche jede von ihrer Liebe zu mir“, fordert Lear seine drei Töchter auf. Cordelia, die jüngste Tochter, schließt sich den Heucheleien ihrer Schwestern nicht an. „Ich ­liebe euch wie eine Tochter, / nicht mehr, nicht weniger.“ Und auf Lears Ent­täuschung erwidert sie: „Zu jung für die Lüge“. Lear ­verstößt ­Cordelia, wie er seinen treuen Freund Kent verbannt. Gerhaher sieht in Lear „einen egozentrischen, narzisstischen Mann, der mit der Liebe seiner Tochter nicht umgehen kann. Sein Narzissmus bringt Schreckliches hervor.“ Nachdem sie das Reich erhalten haben, verlangen Lears ältere Töchter Goneril und Regan vom Vater, sein Gefolge zu entlassen.


ALS QUINTESSENZ SEINES KOMPOSITORISCHEN UND MUSIKALISCHEN DENKENS BEZEICHNETE ARIBERT REIMANN DIE OPER LEAR.

Besessen von ihrer Machtgier üben sie blindwütige Vergeltung an allen, die sich ihnen in den Weg stellen. Lear zerbricht an den Intrigen und der Zwietracht der Töchter und verfällt dem Wahn. Ihren musikalischen Ausdruck finden Lears Schmerz und sein Ab­ sturz in den Wahnsinn im sogenannten Sturmakkord, einem 24-tönigen sieben Oktaven überspannenden Klang der Streicher. Nach den Demütigungen durch seine beiden älteren Töchter lässt Lears Verzweiflung den aufgeschichteten Akkord durch langsames Vibrato immer wieder heftig erzittern. Einzelne Ak­ kordverbindungen lösen sich aus dem Gefüge und treten wieder zurück. Nach dreimaligem Aufbäumen verlöscht der Akkord in entgegengesetzter Richtung seiner Entstehung von oben nach unten. Wenn Lear in Begleitung seines Narren und des als Diener verkleideten Kent unbehaust über die sturmgepeitschte Heide irrt, erklingt er, verkürzt und verdichtet, in Fragmenten wieder. Die musikalische Leitung der Aufführung liegt in den Händen von Jukka-Pekka Saraste. Er bezeichnet Shakespeares Drama, auf dessen Grundlage Claus H. Henneberg das Libretto verfasste, als eine der dunkelsten Tragödien des Dichters. Ebenso kompro­ misslos und dunkel in ihrer Härte und Direktheit nimmt er Rei­ manns Komposition wahr. „Unerträglich düster“ empfindet auch Gerhaher das Werk, das eine unmenschliche Welt voller Neid, Hin­ terhältigkeit, Grausamkeit und Bedeutungslosigkeit vorführt. Erst im Wahnsinn, der sich sowohl innerlich, als auch äußerlich im Sturm der Heide eindrucksvoll zeige, erfahre Lear eine Läute­ rung: „Einer Figur, die so haltlos auf sich selbst bezogen ist wie n° 47

Lear zu Beginn der Oper, eröffnen sich keine Möglichkeiten der Entwicklung. Da ist alles eine schwarze Ebene.“ Im Wahnsinn je­ doch werde Lears seelische Grunddisposition neu ausgelegt. ­Dadurch erhalte er die Fähigkeit, Mitleid und Reue zu empfinden. „Das ist eine starke existenzielle Aussage“, betont Gerhaher. Lears Glaube an die Ordnung seiner patriarchalischen Welt offen­ bart sich als Illusion. Geläutert, erkennt er die Unmenschlichkeit und Sinnlosigkeit der Macht. Lear könne sich heute genauso er­ eignen wie zu Shakespeares Zeiten, ist Aribert Reimann über­ zeugt. Es ist ein Thema, das sich durch alle seine Opern zieht: „Für den Menschen gibt es keine Sicherheit, sie ist höchstens ein vor­ übergehender, oft eingebildeter Zustand.“

Ruth Renée Reif

LEAR ARIBERT REIMANN So., 23.05.2021, 19:00 Uhr P R E M I E R E (Preisgr. M) Mi., 26.05.2021, 19:30 Uhr (Preisgr. L) So., 30.05.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. L) Auch im Live-Stream Do., 03.06.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. L) EXKL. VVK AB 29.03.2021* Mo., 07.06.2021, 19:00 Uhr (Preisgr. L) EXKL. VVK AB 31.03.2021* Nationaltheater Preisgruppe L: ab 104,72 € bis 185,36 € Preisgruppe M: ab 133,84 € bis 218,96 € *Coronabedingt ohne Gewähr. Informationen und Karten im SZ-ServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht

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STECKBRIEF

LES VÊPRES SICILIENNES GIUSEPPE VERDI (1813 – 1901) OPER IN FÜNF A КTEN

Text von Eugène Scribe und Charles Duveyrier nach ihrem Libretto Le Duc d’Albe (1839) Uraufführung am 13. Juni 1855 an der Opéra de Paris (Théatre Impérial de L’Opéra) Münchner Erstaufführung am 19. Juli 1969 im Nationaltheater

IN LIEBE VERBUNDEN: DIE HERZOGIN HÉLÈNE UND DER REBEL HENRI (HIER: RACHEL WILLIS-SØRENSEN UND BRYAN HYMEL)

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Darum geht’s: Keine Chance für die Liebe Sizilien leidet unter französischer Besatzung. Individuelle Freiheit ist einge­ schränkt, ­persönliches Glück kann sich nicht entfalten. Das müssen auch die ­Liebenden Hélène und Henri erfahren: Zum Läuten ihrer Hochzeits­glocken ­gehen sie in einem Massaker unter. Die Liebe scheitert als utopische Kraft an gesellschaftlichen und politischen Verhält­nissen.

Inszenierung: Effektreicher „dance macabre“ in düsterem Ambiente Als „Opéra à grand spectacle“ zur Pariser Weltausstellung 1855 uraufgeführt, zieht ­Regisseur Antú Romero Nunes in der Neuproduktion, die 2018 Premiere feierte, bewusst alle Register: Große Duette, betörende Arien; dazu Chöre, Ballette, Artis­ ten, Statisten und eindrucksvolle Effekte.

Musik: Französische Oper vom italienischen Komponisten Verdi verbindet in seinem musikalisch extrem ausdrucksstarken und ab­ wechs­­lungs­rei­chen Werk italienische und französische Klänge. Doch nicht genug: Als „grand spectacle“ von heute mischen sich Elektro Beats in die Orchestermusik. Extreme Sinnlichkeit für Augen und Ohren. Omer Meir Wellber dirigiert das Bayerische Staatsorchester. Als Liebespaar Hélène und Henri sind Malin Byström und John Osborn zu erleben.

LES VÊPRES SICILIENNES GIUSEPPE VERDI Mo., 05.04.2021, Sa., 10.04.2021, Di., 13.04.2021, jeweils 19:00 Uhr Nationaltheater Preisgruppe K: ab 85,68 € bis 150,64 €

(jeweils Preisgr. K)

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n zwei ganz verschiedene Welten lassen die im Monatsabstand geplanten Programme des 5. und 6. Akademiekonzerts eintauchen. Die beiden Abende im April sind unter der musikali­ schen Leitung von Yuri Simonov der russischen Musik gewidmet. Hier ist die große erzähleri­ sche Kraft der drei Komponisten in jeder Note zu spüren – ob sie wie mit Michail Glinka, dem Urvater der russischen Kunstmusik, Walzer­ fantasien im Orchester aufleuchten lässt, wie im Violinkonzert des als „Klassizist der Belle Epoque“ gerühmten Alexander Glasunow hoch­ virtuose Kunststücke versammelt oder wie in

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Das 5. und 6. Akademiekonzert des Bayerischen Staatsorchesters

VON OST NACH WEST LAUSCHEN

Tatsächlich war die im Dezember 2017 präsen­ tierte Neuinszenierung die erste in München überhaupt, die das komplette trittico in der ita­ lienischen Originalsprache zeigt. Der Titel deu­ tet schon darauf hin: Dieses Werk besteht wie das Triptychon in der Kunst aus drei in sich ge­ schlossenen Teilen, die zusammen ein größeres Ganzes bilden. Trotz aller Verschiedenheit der drei Einakter offenbart ein näherer Blick schnell untergründige Verbindungen, die aus ihnen ein zusammenhängendes Werk machen. Die drei „Farben“, die Puccini so wichtig waren – das Tra­ gische, das Sentimentale und das Komische – schaffen in ihrem Kontrast, ein Abbild der Wirk­

iele halten es für Puccinis Hauptwerk, auch wenn das Stück nie so populär wurde wie Tosca oder La bohème.

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Im Mai wendet sich der lauschende Blick gen Westen mit erlesenen Klängen französischer und belgischer Herkunft. Gabriel Fauré hat sich von Maeterlincks symbolistischem Drama Pelléas et Mélisande inspirieren lassen, Camille Saint­ Saëns versteht es wie kein zweiter, das Violon­ cello zum Singen zu bringen, Guillaume Lekeu ist wegen seines tragisch frühen Typhus­Tods mit 24 Jahren eine seltene und kostbare Erschei­ nung auf den symphonischen Konzertprogram­ men. Und Francis Poulencs Sinfonietta steckt voller Witz, Ironie und federnden Rhythmen. Am Violoncello ist Maximilian Hornung (Bild) zu erleben. Joseph Bastian dirigiert das Bayerische Staatsorchester.

Peter I. Tschaikowskys symphonischem Erst­ lingswerk Winterträume zu jeder Jahreszeit in Töne fasst. Solist des Abends ist Violinist Alexander Rozhdestvensky.

Lotte de Beers spektakuläre Inszenierung kehrt nun zurück ans Nationaltheater, unter der mu­ sikalischen Leitung von Bertrand de Billy und mit einer Sängerbesetzung, die in wesentlichen Teilen die der Premiere ist, beispielsweise mit Yonghoon Lee (Luigi), Wolfgang Koch (Michele), Ermonela Jaho (Angelica) und Ambrogio Maestri (Gianni Schicchi).

lichkeit auf die Opernbühne zu bringen. Puccini siedelt die Stücke in drei verschiedenen Epo­ chen an, und zwar rückläufig, beginnend um 1910 und endend im frühen Mittelalter: das Schauerdrama an der Seine – Leiden, Tod und Verklärung einer Mutter, der man das Kind ge­ nommen hat – und als Satyrspiel der Trickbe­ trug durch den gerissensten Erbschleicher des Mittelalters.

Il trittico führt mit drei Einaktern in drei Epochen und bringt so das Tragische, das Sentimentale und das Komische meisterhaft zusammen.

PUCCINIS GRÖSSERES GANZES

HIGHLIGHTS

*Coronabedingt ohne Gewähr. Informationen und Karten im SZ-ServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL WOLFGANG AMADEUS MOZART Sa., 12.06.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. I) EXKL. VVK AB 06.04.2021* Di., 15.06.2021, 19:30 Uhr (Preisgr. I) EXKL. VVK AB 08.04.2021* So., 20.06.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. I) EXKL. VVK AB 13.04.2021* Mi., 23.06.2021, 19:00 Uhr (Preisgr. I) EXKL. VVK AB 16.04.2021* Nationaltheater Preisgruppe I: ab 65,52 € bis 114,80 € Informationen und Karten im SZ-ServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht

(jeweils Preisgr. E)

Unter der musikalischen Leitung von Ivor Bol­ ton ist Sofia Fomina in der Rolle der Konstanze – die sicherlich nicht rein zufällig den Namen von Mozarts damaliger Verlobten und späteren Frau trägt – zu erleben, Pavol Breslik ist Bel­ monte, Hans­Peter König übernimmt den Part ihres Gegenspielers Osmin. In der Inszenierung von Martin Duncan entfaltet sich ein packendes Spiel aus Intrigen und Emotionen, das schließ­ lich folgerichtig in Bassa Selims Akt der Gnade endet – kein einfacher „Deus ex machina“, son­ dern allen inneren Widerständen zum Trotz aus Überzeugung und Menschlichkeit gewonnen.

Nationaltheater Preisgruppe E: ab 36,40 € bis 62,16 €

6. AKADEMIEKONZERT 2020/21 JOSEPH BASTIAN Mo., 24.05.2021, 20:00 Uhr (Preisgr. E) Di., 25.05.2021, 20:00 Uhr (Preisgr. E)

YURI SIMONOV Mo., 26.04.2021, Di., 27.04.2021, jeweils 20:00 Uhr

5. AKADEMIEKONZERT 2020/21

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*Coronabedingt ohne Gewähr.

IL TRITTICO GIACOMO PUCCINI So., 06.06.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. K) EXKL. VVK AB 30.03.2021* Fr., 11.06.2021, 19:00 Uhr (Preisgr. K) EXKL. VVK AB 06.04.2021* So., 13.06.2021,17:00 Uhr (Preisgr. K) EXKL. VVK AB 06.04.2021* Nationaltheater Preisgruppe K: ab 85,68 € bis 150,64 €

lobalisierung alla 18. Jahrhundert: Von Piraten entführt und verkauft, befindet sich Konstanze in der Hand Bassa Selims. Einst ein Christ, nun zum Islam konvertiert, ist er nicht zuletzt auch Feind von Konstanzes Ver­ lobten Belmonte. Dieser macht sich in Mozarts Meilenstein des „Deutschen Singspiels“ wage­ mutig zu ihrer Rettung auf und schleicht in den Palast Bassa Selims.

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Ivor Bolton dirigiert Die Entführung aus dem Serail.

MOZARTS MEILENSTEIN


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Zum Publikumserfolg wurde Ariadne auf Naxos in der heute bekannteren zweiten Fassung mit dem vergnüglichen musikalischen Prolog. In Robert Carsens legendärer Inszenierung sind in der aktuellen Aufführungsserie unter anderem Camilla Nylund als Primadonna / Ariadne und Jane Archibald als Zerbinetta zu erleben. Die musikalische Leitung übernimmt Erik Nielsen.

Das ursprünglich als Hybrid aus Schauspiel (nach Molières Le Bourgeois Gentilhomme) und Kammeroper geschriebene Werk war für den Textdichter Hugo von Hofmannsthal von größter Bedeutung, behandelte es doch seine Lebensfrage nach der menschlichen Fähigkeit zur Entwick­ lung („Verwandlung“) und sollte zugleich seine Vision einer Fusion verschiedener Künste verwirklichen.

er junge Komponist kann es nicht fassen. Eben hatte er sich einigermaßen damit abgefunden, dass auf die Aufführung seiner tragischen Oper im Palais des reichsten Mannes von Wien eine leichte Opera Buffa folgen soll, da verkündet der Haushofmeister eine noch viel drastischere Ent­ scheidung: Zur Einhaltung des Zeitplanes, immerhin ist für Punkt neun im Garten ein Feuerwerk anbefohlen, sollen die beiden Stücke nicht nacheinander gespielt werden – sondern gleichzeitig! Der Komponist erwägt die Flucht, sein Lehrer kalmiert (der Honorarausfall wäre fatal), die Buffa-Truppe atmet auf: Ihr Beitrag kann für die langatmige Ariadne auf Naxos nur ein Gewinn sein.

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Richard Strauss’ Ariadne auf Naxos gilt als Publikumsliebling. Das Werk sollte die Vision seines Librettisten Hugo von Hofmannsthal realisieren: eine Verschmelzung verschiedener Künste. Nun ist die Inszenierung von Robert Carsen wieder zu erleben.

KANN NUR EIN GEWINN SEIN

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ARIADNE AUF NAXOS RICHARD STRAUSS Fr., 30.04.2021, Mi., 05.05.2021, jeweils 19:30 Uhr So., 09.05.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. I) Do., 13.05.2021, 19:00 Uhr (Preisgr. I) Nationaltheater Preisgruppe I: ab 65,52 € bis 114,80 €

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OPER

BETRIEBS­STÖRUNG Der Komponist Miroslav Srnka und sein Librettist Tom Holloway haben erstmals ein Werk für die jungen Stimmen des Opernstudios geschrieben: Singularity – eine Komödie aus nicht zu ferner Zukunft. Menschen können miteinander reden, ohne etwas sagen zu müssen. Doch dann gerät ein Update außer Kontrolle.

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as kommt da bloß auf uns zu!? Natürlich, niemand kann in die Zukunft blicken, auch die schlauesten Wissenschaftler nicht. Aber wenn sich technischer Sachverstand und kreativer Geist miteinander verbinden, kön­ nen aufregende Ideen entstehen, Visionen für eine vielleicht gar nicht so ferne Gegenwart. Ideen wie die Vorstellung von der technologischen „Singularität“: der Zeitpunkt, an dem die künst­ liche Intelligenz ein Niveau erreicht, das den menschlichen Fähig­ keiten entspricht und sich dadurch rasant weiter verbessert. Solche Szenarien spielt ein Teil der Wissenschaft schon seit Jahr­ zehnten durch; populär wurde das Konzept vor allem durch Ray Kurzweil und sein Buch The Singularity Is Near, in dem er das Phä­ nomen ungefähr für das Jahr 2045 vorhersagte. Für manche mag diese Aussicht unheimlich sein. Was braucht es uns Menschen noch in solch einer Welt? Begriffe wie Transhuma­ nismus und Posthumanismus sind für eine Gesellschaft, die sich Humanität auf die Fahnen schreiben möchte, eher abschreckend. Aber gerade das könnte auch eine positive Option sein. Wenn ein

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allgemeiner, umfassender Geist all die kleinlichen Empfindlichkei­ ten und gefährlichen Vorurteile überwindet und das große Ganze ebenso wie das Wohlergehen aller Einzelnen in Einklang bringt – vielleicht hat das auch das Potential für Zukunftsträume. Oder eine neue Oper. Der Komponist Miroslav Srnka und sein Librettist Tom Holloway haben schon zwei Werke für die Bayerische Staatsoper geschaf­ fen, die Kammeroper Make No Noise und das Antarktisdrama South Pole. Für ihr neues Stück haben sie die Sache mit der Singu­ larität noch eine Windung weitergedreht: Implantierbare Mikro­ chips und Nanotechnologie eröffnen neue Möglichkeiten der Kommunikation, aber sie machen die Menschheit auch anfällig für Störungen im vernetzten System. Genau das passiert den ­Figuren in Singularity. Dank der neuen Technik können sie mitein­ ander reden, ohne etwas zu sagen, direkt von einem Kopf in den anderen. Doch ein Update des Betriebssystems gerät außer Kon­ trolle, die Nachrichten fangen an, wie wild umherzufliegen. Drei Menschen, die sich bei der Installation der neuen Version Zeit ge­ lassen haben und von dem Bug verschont geblieben sind, werden n° 47


auf einen Nachbarplaneten in Quarantäne geschickt. Dort finden sie nach und nach heraus, was geschehen ist, wer sie eigentlich sind und was ihnen am Herzen liegt. Zwei Ziele haben sich Miroslav Srnka und Tom Holloway gesetzt: Ihre neue Oper soll ein Stück für junge Stimmen sein; sie wird ei­ gens für das Opernstudio der Staatsoper geschrieben. Und es soll eine Komödie werden: Die Personen haben wunderliche Ei­ genheiten, offenbaren peinliche Momente, missverstehen sich, verwechseln Dinge, ziehen einander auf – nichts Menschliches ist ihnen fremd. Komik entsteht in der Zeit, in einer Inkongruenz von Idee und Tempo. Die Gleichzeitigkeit konkurrierender Geschwindigkeiten ist ein Phänomen, das Miroslav Srnka überall begleitet. Auf zwei Arten ist er bevorzugt unterwegs. Im Gehen – also in der natür­ lichen Fortbewegungsgeschwindigkeit des Menschen – formen sich seine Gedanken. Am liebsten tut er es dort, wo Wasser ist, am Flussufer, wo Bewegung und Begrenzung zusammenkom­ men. Zum anderen im Auto: im Wissen, für diese Zeit an diesen Ort gebunden zu sein und doch schnell voranzukommen. Natur auf der einen, Wissenschaft und Technik auf der anderen Seite sind wie zwei Pole seiner Auseinandersetzung mit der Welt. Er ist ebenso neugierig auf neurobiologische Forschungserkenntnisse wie auf nützliche Funktionen seines Notebooks, interessiert sich für Planeten und für Pfefferminze. Die verschiedenen Geschwin­ digkeiten des Gehens und Fahrens spiegeln sich bis in die Mikro­ struktur seiner Musik, in der kleinste motivische, oft fast gestalt­ hafte Elemente wie Objekte eine Topografie der Zeit bilden – und zugleich überlagert sind von weiten, in Wellen geschwungenen Bögen.

So war die selbstgestellte Herausforderung wie für ihn gemacht. Tom Holloway hat dazu ein Libretto geschrieben, das ein schnel­ les Sprechtempo vorgibt; er spielt Pingpong mit der Sprache, seine Figuren denken fix, sie quatschen keine Opern. Umso grö­ ßer der Effekt, wenn an manchen Stellen das Staccato der Kon­ versation zum Stillstand kommt, weil eine Erkenntnis ihre Zeit braucht. Und dafür gibt es viele Momente. Die vier Figuren, je ein Vertreter der Stimmfächer Sopran, Mezzosopran, Tenor und Ba­ riton, können ja nicht nur wie normale Menschen miteinander sprechen, sondern auch durch ihre digitalen Konterparts: ein zweites Quartett, das ständig mit dabei ist und die Aussagen ihrer leibhaftigen Symbiosepartner mal bekräftigt und mal ­ ­konterkariert. So bilden sich wechselnde Allianzen – und während man über künstliche Kanarienvögel, obsessives Computerspielen und vergebliche Annährungsversuche in Streit gerät, mündet der Austausch auch in entwaffnende Liebeserklärungen. Sogar ein Computer findet eine Art von Seele. Und auf der Erde bahnt sich, von den Quarantäne-Patienten unbemerkt, eine weltverän­ dernde Wendung an …

Malte Krasting

SINGULARITY MIROSLAV SRNKA Fr., 11.06.2021, 19:00 Uhr URAUFFÜHRUNG (Preisgr. CEE) So., 13.06.2021, Di., 15.06.2021, Do., 17.06.2021, Fr., 18.06.2021, jeweils 19:00 Uhr (jeweils Preisgr. CE) Cuvilliés-Theater Preisgruppe CE: ab 27,44 € bis 52,08 € Preisgruppe CEE: ab 29,68 € bis 64,40 € Informationen und Karten im SZ-ServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht

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Opernfestspiele 2021 der Bayerischen Staatsoper:

Texte (verantwortlich) Süddeutsche Zeitung GmbH: Andreja Ruppert Bayerische Staatsoper: Eva Bergmann Christoph Koch Annette Baumann (Ballett)

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Begrenztes Kontingent, keine Reservierungen möglich, Verkauf ­solange ­Vorrat reicht. Kommen Sie doch persönlich vorbei:

Fotos Cover, S. 4 (A. Kaydanovskiy): Susanne Schramke S. 4 (A. Arbesser): Bertram Dennison S. 6: Figurinen ©Arthur Arbesser S. 8/9, 10/11, 12, 13, 14, 18: Wilfried Hösl S. 12 (M. Hornung): Marco Borggreve S. 14/15 (Hintergrund): Auszug aus der Partitur zu Singularity, © Bärenreiter-Verlag Kassel

SZ-ServiceZentrum Fürstenfelder Straße 7 80331 München Telefon: 089 – 2183 9228 Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 10:00 bis 18:00 Uhr Freitag von 10:00 bis 16:00 Uhr Samstag geschlossen

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Bayerische Staatsoper: Olivia Wörndl Telefon +49 (0)89-2185 1040 olivia.woerndl@staatsoper.de

** Aufgrund der aktuellen Pandemie-Entwicklung kann für die im April und Mai 2021 stattfindenden Vorstellungen leider kein vorgezogener Vorverkauf stattfinden. Wir bitten um Verständnis.

Textschluss: 19.02.2021

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SPIELPLAN – MÄRZ BIS MAI 2021 / OPERNRÄTSEL

März 2021 OPER Mi 17 Lucia di Lammermoor DONIZETTI Do 18 Der Rosenkavalier STRAUSS Premiere Sa 20 Lucia di Lammermoor DONIZETTI So 21 Der Rosenkavalier STRAUSS auch im Live-Stream Di 23 Lucia di Lammermoor DONIZETTI Mi 24 Der Rosenkavalier STRAUSS Fr 26 Lucia di Lammermoor DONIZETTI So 28 Der Rosenkavalier STRAUSS Mo 29 Parsifal WAGNER Mi 31 Der Rosenkavalier STRAUSS BALLETT So 14 Schwanensee BARRA, PETIPA, IWANOW / TSCHAIKOWSKY Di 16 Schwanensee BARRA, PETIPA, IWANOW / TSCHAIKOWSKY Fr 19 Coppélia PETIT / DELIBES Sa 27 Vorstellung des Bayerischen Staatsballets KONZERT Fr 19 Passionskonzert Allerheiligen Hofkriche CAMPUS Sa 20 Sitzkissenkonzert: Hänsel und Gretel Parkettgarderobe Nationaltheater

So 18 Der Schneesturm KAYDANOVSKIY / ­DANGEL Do 22 Schwanensee BARRA, PETIPA, IWANOW / ­TSCHAIKOWSKY Fr 23 Vorstellung des Bayerischen Staatsballets Sa 24 Vorstellung des Bayerischen Staatsballets So 25 Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung So 25 Giselle CORALLI, PERROT, PETIPA / ADAM KONZERT So 18 5. Kammerkonzert BRASS JUNKIES Allerheiligen Hofkirche Mo 26 5. Akademiekonzert YURI SIMONOV Di 27 5. Akademiekonzert YURI SIMONOV CAMPUS Sa 17 Sitzkissenkonzert: Bassettl-Spassettl Parkettgarderobe Nationaltheater Sa 24 Sitzkissenkonzert: Bassettl-Spassettl Parkettgarderobe Nationaltheater

Mai OPER So 02 I Masnadieri (Die Räuber) VERDI Mi 05 Ariadne auf Naxos STRAUSS Fr 07 I Masnadieri (Die Räuber) VERDI So 09 Ariadne auf Naxos STRAUSS Do 13 Ariadne auf Naxos STRAUSS

April

So 16 Falstaff VERDI

OPER Do 01 Parsifal WAGNER Sa 03 Der Rosenkavalier STRAUSS

Mi 19 Falstaff VERDI

So 04 Parsifal WAGNER

Mi 26 Lear REIMANN

Mo 05 Les Vêpres siciliennes VERDI Mi 07 Parsifal WAGNER Fr 09 La traviata VERDI Sa 10 Les Vêpres siciliennes VERDI So 11 La traviata VERDI Di 13 Les Vêpres siciliennes VERDI Do 15 La traviata VERDI Do 29 I Masnadieri (Die Räuber) VERDI Fr 30 Ariadne auf Naxos STRAUSS BALLETT Fr 16 Der Schneesturm KAYDANOVSKIY / ­DANGEL Premiere, Uraufführung Sa 17 Coppélia PETIT / DELIBES So 18 Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung

Sa 22 Falstaff VERDI

Sa 29 Romeo und Julia CRANKO / PROKOFJEW Mo 31 Romeo und Julia CRANKO / PROKOFJEW KONZERT So 16 6. Kammerkonzert: OPERcussion goes Paris Uraufführung Allerheiligen-Hofkirche Mo 24 6. Akademiekonzert JOSEPH BASTIAN Di 25 6. Akademiekonzert JOSEPH BASTIAN EXTRA So 16 Premierenmatinee zu Lear CAMPUS Sa 08 Sitzkissenkonzert: Oskar und der sehr hungrige Drache Parkettgarderobe Nationaltheater Sa 15 Kinder-Spieloper: Die Entführung aus dem Serail (Workshop) Große Probebühne Falls nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen im ­Nationaltheater statt. Alle Preise inkl. System- und VVK-Gebüh­ren zzgl. ­Bear­­bei­­tungs- und V ­ ersandgebühren bei s­ chriftlicher Bestellung. Aufgrund der aktuellen Situation kann es immer wieder zu Abweichungen im Spielplan ­kommen. Unter www.staatsoper.de werden Sie über mögliche Änderungen auf dem Laufenden gehalten. Hinweise zu Ihrem Besuch finden Sie unter www.staatsoper.de/besuch.

So 23 Lear REIMANN Premiere So 30 Lear REIMANN BALLETT Mo 03 Der Schneesturm KAYDANOVSKIY / ­ DANGEL Do 06 Der Schneesturm KAYDANOVSKIY / ­DANGEL Sa 08 Der Schneesturm KAYDANOVSKIY / ­DANGEL Mi 12 Vorstellung des Bayerischen Staatsballets Sa 15 Vorstellung des Bayerischen Staatsballets Mo 17 Vorstellung des Bayerischen Staatsballets Fr 21 Vorstellung des Bayerischen Staatsballets

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Wir gratulieren dem Gewinner unseres letzten Opernrätsels: B. Hornung (Lösung: 195 Mal)

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GUT GEFRAGT

LORENZ DANGEL Mit dem Auftragswerk Der Schneesturm arbeitet der Komponist und Musiker erstmals für das Bayerische Staatsballett. In Würzburg geboren, studierte Lorenz Dangel in Berlin, München und London. Neben Konzertwerken, Opern und Ballettmusiken entwickelt er auch Theater­ projekte und Klanginstallationen. Einen besonderen Namen hat sich Lorenz Dangel mit seinen Filmkompositionen gemacht – 2012 wurde er für die Musik zu dem Thriller Hell mit dem ­Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.

10 Minuten vor der Premiere – was tun Sie? Tief durchatmen. Ich finde Premieren furchtbar. Man sitzt da, wird mit dem Er­ gebnis konfrontiert und kann nichts mehr tun – außer darüber nachdenken, wie das Publikum das Werk wohl findet. Sie haben neben Komposition auch Kontrabass studiert, warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden? Ich komme aus einer Musikerfamilie. Als erstes Instrument habe ich Klavier ge­ lernt, habe anfangs klassische Musik aber eher abgelehnt. Meine Eltern haben mir dann eine Kassette mit George Gershwins Rhapsody in Blue geschenkt. Jazz fand ich toll und ich wollte schließlich ein zweites Instrument lernen, mit dem man sowohl Klassik als auch Jazz spielen kann. So kam ich zum Kontrabass. Sie haben während des Komposi­ tionsstudiums an der Hochschule für Musik und Theater einige Jahre in München gelebt, seit 2005 woh­nen Sie in Berlin. Drei Worte für jede Stadt bitte München: Gemütlichkeit, Berge, teuer Berlin: Großstadtgefühl, Vielfalt, gutes Essen Wann wussten Sie, dass Sie die Komposition zu Ihrem Beruf machen möchten? Ich bin mit vielen Optionen in mein Bass­ studium gestartet. Dirigieren gehörte dazu, ich hätte mir aber auch vorstellen können, Tonmeister zu werden. Dass ich schließlich in Richtung Komposition abge­ bogen bin, habe ich meinem damaligen Professor Hans-Peter Jannoch zu verdan­ ken, der mir dieses Fach ans Herz gelegt hat und auch mein erster Lehrer wurde. Sie sind neben der klassischen Konzertmusik vor allem für Ihre Filmmusik bekannt. 2012 wurden Sie beim Deutschen Filmpreis in der Kategorie beste Filmmusik 18

Gleichzeitigkeit von unterschiedlichen ­stilistischen Entwicklungen und das Tem­ po, mit dem sich die Komponisten aus der Spätromantik verabschiedeten, sind atem­beraubend. Welche Musik hören Sie privat? Fast keine. Vor allem in Kompositionspha­ sen höre ich privat kaum etwas, ich ma­ che ja eh den ganzen Tag Musik. Da brau­ che ich auch mal Zeiten, in denen der Kopf völlig frei ist von Tönen.

ausgezeichnet. Was bedeuten Ihnen Preise? Das mit den Preisen ist so eine Sache. Auszeichnungen sind selten objektiv, kön­ nen es wohl auch nicht sein. Natürlich freue ich mich über Preise, sehe sie aber eher als Ansporn denn als Bestätigung. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Andrey Kaydanovskiy? Wir haben uns vor einigen Jahren beim Origen-Festival in Graubünden in der Schweiz kennengelernt, bei dem ich wie­ derholt als Composer in Residence gear­ beitet habe. Andrey Kaydanovskiy war als Tänzer dort. Wir waren danach immer wieder in Kontakt. Ich habe mir Produkti­ onen von ihm in Moskau und München angeschaut und er hat meine Ballettmu­ sik in London gehört. Spätestens danach hatten wir beide den dringenden Wunsch zusammenzuarbeiten.

Peter I. Tschaikowsky, Igor ­Strawinsky oder Aribert Reimann, wer inspiriert Sie am meisten? Bei dieser Auswahl: Strawinsky. Die Zeit der Klassischen Moderne, also grob die ersten 30 Jahre des 20. Jahrhunderts, sind musikalisch eine unglaubliche Zeit. Die

Ihr Lieblingsort zum Komponieren? Seit dem letzten Herbst gibt es tatsäch­ lich einen besonderen Ort: eine Hütte auf 2000 Metern in Graubünden in der Schweiz. Ein befreundeter Dirigent hat sie mir zur Verfügung gestellt. Man kommt dort nur zu Fuß hin, es gibt kein warmes Wasser, kein elektrisches Licht, nur mein Papier, meinen Stift und mich; und ein paar Kühe draußen auf der Weide. Ich habe im September 2020 zwei Wochen dort gearbeitet, das war außerordentlich produktiv. Sollte man als Komponist einer Ballettpartitur selber tanzen können? Das habe ich mich nie gefragt. Natürlich sollte man sich ein bisschen mit Ballett auseinander gesetzt haben, um zu ver­ stehen, was Choreographen und Tänzer brauchen. Aber vermutlich ist es besser, wenn die Komponisten nicht versuchen zu tanzen. (lacht) Wie komponieren Sie? Am Tisch, mit Notenpapier, Stift und Ra­ diergummi. Manchmal spiele ich mir Pas­ sagen am Klavier vor, aber in erster Linie arbeite ich tatsächlich auf Papier. Nur die Sound-Designs entstehen am Computer. 10 Minuten nach der Premiere – was tun Sie? Mich freuen. Hoffentlich.

Die Fragen stellte Annette Baumann n° 47


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